IDEEN FüR MORGEN
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IDEEN FüR MORGEN
DAS MAGAZIN FÜR VOITHIANER Report #2 | 2012 FOKUS Innovation Ideen für morgen Einblick Group Conference 2012 Vor Ort Dabei sein ist alles – Voith bei Olympia Meilensteine die perfekte mischung Köpfe bei Voith Produktmanager Jörg Lochschmidt arbeitet seit 2007 bei Voith. Zusammen mit anderen Voith-Experten hat er wassergeflutete Miniturbinen, sogenannte StreamDiver, für bestehende Querbauwerke wie Wehre und Sohlschwellen entwickelt (s. Fokus Innovation S. 14). Sein Motto: Nachhaltig arbeiten für Umwelt, Gesellschaft und das Unternehmen. Impressum Herausgeber: Voith GmbH Konzern-Kommunikation St. Pöltener Straße 43 89510 Heidenheim, Deutschland www.voith.com Verantwortlich: Lars A. Rosumek Chefredaktion: Dr. Eric Marzo-Wilhelm, Gudrun Köpf, Christine Tantschinez Kontakt zur Redaktion: Telefon: +49 73 21 37-34 62 Telefax: +49 73 21 37-71 07 E-Mail: [email protected] In Zusammenarbeit mit: Burda Creative Group GmbH, München va bene publishing GmbH, München Britta Frühling Druck: Wahl Druck GmbH, Aalen Papier: Voith Report wird auf Respecta Silk gedruckt. Dieses Papier besteht zu 60 Prozent aus Sekundärfasern und wurde auf einer VoithPapiermaschine produziert. Bildnachweise: Dawin Meckel: Titel, S. 3, S. 6, S. 7 (1), S. 12, S.16, S.18, 22–23, S.24, S. 25, S. 26–27, S. 28–29, S. 36 Hans Herbig: S.14, S.15 Siegfried Geyer: S. 24 Christian Wesser: S. 19, S. 21, S. 38–39 Patrick Oberem@iStockphoto: S. 44–45 Andras Deak@iStockphoto: S. 45 (1) Transport for London 2005: S. 30, S. 31 London 2012: S. 32–33 Voith: sonstiges Bildmaterial Copyright: Nachdruck und Vervielfältigung von Beiträgen und Bildern nur nach vorheriger Genehmigung durch die Voith GmbH. Voith Report erscheint in Deutsch, Englisch, Portugiesisch und Chinesisch. editorial Liebe Voithianer, Innovationen sind ein Schlüsselthema für jedes Unternehmen, das erfolgreich ist und es bleiben will. Mit Innovationen erfolgreich sein, das bedeutet im heutigen Wettbewerbsumfeld mehr denn je: Zu jeder faszinierenden Idee gleich das passende Geschäftsmodell zu besitzen. Innovativ sein heißt, Lösungen für die richtigen Fragen zu entwickeln. Lösungen, für die über die nächsten Jahrzehnte eine hohe Nachfrage bestehen wird. Nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch zum Wohle der Gemeinschaft. Viele Innovationen bei Voith – das erfahren Sie ab Seite 10 – sind nämlich nicht nur gelungene Beispiele von Ingenieurskunst, sondern gelungene Beiträge zu großen und wichtigen Themen wie Ressourceneffizienz, Energiegewinnung und Urbanisierung. Zukunft und zukünftiges Handeln ist auch das Motto der diesjährigen Group Conference. Zum Thema „Voithians 2020“ widmeten sich rund 500 internationale Führungskräfte aller Voith-Standorte drei Tage lang in Heidenheim dem Ausblick auf die nächsten Jahre. Wir haben Ihnen einige Impressionen dazu auf Seite 22 zusammengestellt. Die ganze Konferenz erstrahlte übrigens im frischen WeißBlau des neuen Corporate Designs. Als verbindendes Element zwischen allen Konzernbereichen und Kontinenten, als starkes Erkennungszeichen unserer starken Dachmarke wird es eine immer größere Rolle im unserem Arbeitsalltag einnehmen. Weltweit. Mehr darüber erfahren Sie ab Seite 26. Weltweit verbindend sind auch die Früchte unserer gemeinsamen Arbeit als Voithianer. In London werden beispielsweise Millionen von Menschen tagtäglich wie selbstverständlich von einem Ende der Stadt zum anderen bewegt – mit Hilfe von Voith (Seite 30). Und wenn zwei beherzte Nonnen aus Tansania sich zur Fortbildung zur Voith-Tochter Kössler ins österreichische St. Georgen aufmachen (Seite 36), zeigt das, wie attraktiv Voith-Technologie rund um den Globus wahrgenommen wird. Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen, Ihr Lars A. Rosumek Senior Vice President Corporate Communications report 2/2012 | 3 40 42 Inhalt FOKUS 10 Wie Ideen wachsen Weltweit Innovationen sind für Unternehmen wie Voith lebenswichtig. Wie sie entstehen, was sie bewirken und wer dahinter steckt. 12 Damit aus Ideen erfolgreiche Produkte für den Markt werden, müssen viele Faktoren ineinander greifen. 15 Karbon gilt als „Stahl des 21. Jahrhunderts“. Im Voith Composite Center hat seine Zukunft bereits begonnen. 16 Jörg Lochschmidt und sein Team nutzen mit dem StreamDiver neue Wege zur Wasserkraftgewinnung. 17 Der SteamTrac wandelt Motorenabwärme in nutzbare Energie um. 18 Die Inspiration für Innovationen kann überall lauern – auch in der Natur. 20 Innovationen müssen für lokale Märkte maßgeschneidert werden, weiß Chidi Wang von Voith Hydro Shanghai. 21 Auch vermeintlich Kleines kann Großes bewirken. In Mergelstetten weiß man das. 21 In São Paulo können Kunden Innovationen hautnah erleben und selber ausprobieren. 4 | report 2/2012 38 30 Einblick 22 Group Conference 2012 Heidenheim ”Our Future starts now“ war das Leitmotiv des internationalen Meetings. 25 Wandel und Bewegung Heidenheim Hubert Lienhard erläutert die Ziele und Ergebnisse der Group Conference. 26 Unter einem Dach 44 34 vor ort 30 Go for Gold! GroSSbritannien Ganz London im olympischen Rausch – und Voith mit Höchstleistungen mittendrin. 28 Der Markt wartet nicht Weltweit Hans-Peter Sollinger im Gespräch über veränderte Marktsituationen bei Paper. meilensteine 38 Ein Schwer gewicht auf hoher See Weltweit Der Voith Radial Propeller: 108 Tonnen geballte Schubkraft. Panorama 42 Ort der guten Hoffnung Südafrika Körperlich behinderte Schüler freuen sich über die Smartboard-Spende von Voith. 34 Schöner Schein Indien Emerging Markets wie Indien und China wollen ihre Banknoten selber produzieren. Mit Voith als Partner für Spezialpapiere. Weltweit Starke Marke, starker Auftritt: Das Corporate Design im Arbeitsalltag. 18 36 Voller Energie Tansania Wie sich zwei afrikanische Nonnen zu einem Crash-Kurs in Sachen Wasserturbinen nach St. Georgen in Österreich aufmachten. 40 Die perfekte Mischung 44 Metropole im Paradies Schweiz Das Australien Advanced CT Control System sorgt für höchste Präzision bei der Papierherstellung. Die Sehenswürdig keiten ihrer Heimatstadt Brisbane stellt Michelle McLain, Büroleiterin des dortigen Voith-Standorts, vor. 02 impressum 03 Editorial 06 notizen report 2/2012 | 5 notizen Mit neuem Look und verbesserter Usability präsentiert sich die Konzernwebseite unter www.voith.com. Im WWW zu Hause Weltweit Voith gibt Gas im Internet: mit einem komplett überarbeiteten Web-Auftritt und den neuen CountrySites der einzelnen Regionen. 2.600 Einzelseiten, Hunderte von Bildern, viele Grafiken und Videoclips mit einer offenen, großzügigen Seitengestaltung im neuen Corporate Design machen 6 | report 2/2012 voith.com zu einer modernen globalen Internet-Präsenz. Dabei wurde vor allem Wert auf Übersichtlichkeit und schnelle Verfügbarkeit gelegt. Schließlich stellt Voith hier über 4.000 einzelne Produkte vor. Eingebettet in die Website sind auch die regionalen Auftritte: Im Juni starteten Brasilien und China mit eigenen Country-Sites, weitere sind bereits in Planung. Das Konzept der Verwurzelung an den Standorten führen übrigens auch die neuen Mitglieder der Voith-Magazinfamilie weiter. Den Anfang machten die Regional Reports China und Brasilien, weitere Regionen werden folgen. // notizen Neuer CEO bei Turbo Weltweit Carsten J. Reinhardt ist seit Juli Mitglied der Konzerngeschäftsführung von Voith und neuer Vorsitzen der der Geschäftsführung des Konzernbereichs Voith Turbo. Der 43-jährige Diplom-Ingenieur (FH) Maschinenbau und Master of Science (MSc) Automobile Engineering bringt rund 20 Jahre inter nationale Managementerfahrung bei namhaften Unternehmen in den Berei chen Commercial Vehicles und Industri als mit. Er begann seine Laufbahn bei der Mercedes-Benz AG im Bereich Nutz fahrzeuge und war unter anderem für Daimler in den USA tätig. Zuletzt arbeite te er als President und Chief Operating Officer für Nutzfahr- und Industrietechnik sowie After-Market beim US-amerikani schen Zulieferer Meritor. Unter seiner Führung wurden unter anderem die Produktionsaktivitäten modernisiert und der Ausbau des Geschäfts in den Emer ging Markets Südamerika und Asien vorangetrieben. Ein ausführliches Inter view mit Carsten J. Reinhardt folgt im nächsten Voith Report. // 265.000 STUNDEN UNFALLFREI Arbeits sicherheit hat bei Voith seit Jahren höchste Priorität. Der Konzernbereich Voith Industrial Services hat dazu mit seiner Kampagne „Safety – it’s your life“ ein umfassendes Maßnahmen paket für Mitarbeiter geschnürt. Mit Erfolg: 2011 wurde das Unternehmen von seinen Kunden gleich vier Mal für sicheres, unfallfreies Arbeiten aus gezeichnet. Shell verlieh den SafetyAward für 200.000 Arbeitsstunden ohne Betriebsunfälle oder Verstöße gegen die Sicherheitsbestimmungen in der Rheinland-Raffinerie. Auch Esso honorierte die Sorgfalt des rund 100 Mann starken Voith-Teams, das im vergangenen Jahr im englischen Fawley Stillstandsarbeiten mit 45.000 unfall freien Arbeitsstunden absolvierte. Die Raffineriegesellschaft Heide verlieh einen Safety-Award für null Unfälle, gute Qualität und Termintreue wäh rend des Stillstands im Frühjahr 2011. Schließlich folgte Exxon Mobil mit einem Safety-Award im März 2012, der Voith als besten Lieferanten des Jahres 2011 auszeichnete. // Deutschland/England Das preisgekrönte Voith-Team mit Mototsugu Ito, Chairman der JMF (4. von rechts) Ausgezeichnetes Aggregat Japan In den letzten Jahren ist es dem Team von Voith in Japan gelungen, den DF Coat – ein Streichaggregat für Papiermaschinen – so weiterzuent wickeln, dass er im Vergleich zu seinem Vorgänger 80 Prozent weniger Energie verbraucht. Das wurde nun auch von der Japan Machinery Federation (JMF), einer nationalen Organisation der japanischen Maschinen- und Ingenieurs industrie, honoriert: Sie zeichnete den DF Coat von Voith mit dem „Energy Conserving Machinery Award 2011“ aus. Der Preis wird jährlich für beson ders energiesparende Produkte in industriellen Maschinen vergeben, 2011 erhielten ihn nur 13 Fabrikate in ganz Japan. Der DF Coat wird in der Papier herstellung zum Streichen der Papierbahnen eingesetzt, um eine höhere Qualität zu erreichen. Im Gegensatz zu anderen Streichverfahren, bei denen mechanischer Druck auf das Papier ausgeübt wird, trägt hier eine Verteildüse die Farbe berührungslos auf. Der Vorteil: Der Trockengehalt des Papiers steigt, und die Farbabdeckung ist gleichmäßiger. // report 2/2012 | 7 notizen „Beharrlich sein“ Malaysia Ming Ming Liu ist von der Vereinigung „Women in Leadership“ als innovativste Geschäftsfrau Asiens aus gezeichnet worden. Seit Januar 2009 ist sie Vorsitzende von Voith Paper Asia. Liu arbeitet bereits seit 1998 für Voith, sie war Leiterin der ersten VoithRepräsentanz in Peking und gilt als leidenschaftliche Wegbereiterin für viele Großprojekte von Voith Paper in Asien und besonders in China. Ihr Engage ment hat die internationale Vereinigung jetzt mit der Auszeichnung gewürdigt. Frau Liu, ist eine weibliche Füh rungskraft in Asien heuzutage noch eher die Ausnahme? Das kann man so sagen. In der Industrie gibt es wenige Frauen an der Spitze. Unter allen Kandidatinnen war ich zum Beispiel die einzige Frau aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Was sind die Gründe für Ihren Erfolg? Da fallen mir vier Punkte ein: Beharr lich sein und niemals aufgeben, der enge Dialog mit den Kunden und mit Voith in Europa, innovativ und kreativ sein sowie schließlich: ein großes Team immer mit unternehmerischem Geist klar führen. Wie würden Sie selbst Ihren Cha rakter beschreiben? Ich denke, ich bin optimistisch, auf geschlossen und nehme neue Heraus forderungen gerne an. Dazu gehört, Verantwortung zu tragen, auch in Stresssituationen, in größeren Zusam menhängen denken zu können, die Initiative zu ergreifen und Entschei dungen fällen zu können. Infos zu Women in Leadership finden Sie im Internet unter: www.womeninleadership.ca SPITZENPLATZ Brasilien Voith ist zum besten Unternehmen der brasilianischen Investitionsgüterbranche gewählt worden. Der Konzernbereich Voith Hydro erhielt die Auszeichnung von „Exame“, einem der führen den Wirtschaftsmagazine Brasili ens. Das Ranking präsentiert die 500 stärksten Unternehmen des Landes. Diese jährliche Top-Liste ist die wichtigste ihrer Art für den brasilianischen Markt. In diesem Jahr wurden 3.500 Unternehmen aus 18 verschiedenen Branchen aufgrund von 31 Kriterien, unter anderem Wachstum, Profitabilität, finanzielle Solidität, Investitionen und Produktivität-pro-Mitarbeiter bewertet. „Wir fühlen uns sehr geehrt durch diese Auszeichnung. Sie ist eine Anerkennung für un seren Einsatz in Brasilien“, erklärt Osvaldo San Martin, President und CEO von Voith Hydro Brasilien. Voith hat dort ein Stück Energie geschichte geschrieben. Seit rund 50 Jahren ist Voith mit einem eigenen Produktionsstandort vor Ort, fast 50 Prozent der aktuell in Lateinamerika vorhandenen Wasserkraftkapazität ist in Kraft werken installiert, die Voith ausge rüstet hat. // Schulspende JAPAN Die Solaranlage auf dem Dach einer Grundschule in Motomiya, für deren Errichtung Voith 100.000 Euro gespendet hatte, ist installiert (siehe Voith Report 1/2012). Ab sofort kann sie umweltfreundliche Sonnenenergie gewinnen. Das Geld war unter dem Eindruck des Unglücksfalls von Fuku shima nach dem schweren Erdbeben im März 2011 gespendet worden. Motomiya liegt rund 60 Kilometer vom Kernkraftwerk entfernt. // 8 | report 2/2012 Die Schüler der Grundschule in Motomiya freuen sich über die Spende. notizen Wüstenschiff: In der Werft in Dubai wird das riesige Hubschiff mit Voith Schneider Propellern für den Einsatz in der Nordsee ausgestattet. Voith Schneider Propeller Liefert Stabile Plattform Dubai 131 Meter lang, 39 Meter breit und eine Antriebs leistung von 11,4 Megawatt – so lauten die technischen Eckdaten der beiden baugleichen Hubschiffe, die bis zum September auf der Dubaier Werft Lamprell Energy ent stehen. Ihre künftigen Aufgaben sind Transport und Installation von Offshore-Windenergieanlagen, vor allem in der Nordsee. Der norwegische Eigner Fred Olsen Windcarrier lässt die Schiffe dazu erstmals mit jeweils drei Voith Schneider Propellern (VSP) ausstatten. Die präzisen Antriebe, die sich in nur drei Sekunden umsteuern lassen, verhindern ein Abdriften des Schiffes durch Wind, Strömung und Wellengang. Wichtig ist diese exakte Positionierung vor allem in dem Moment, wenn die vier Hubsäulen auf dem Meeresgrund aufsetzen, das Schiff anheben und es damit zur stabilen Arbeitsplattform machen. Ein weiterer Vorteil der Propeller: Sie ermöglichen eine besonders strömungsgünstige Rumpfform, mit der sich Treibstoff sparen lässt. Zudem sorgt ihre spezielle Rollstabilisierung dafür, dass das Schiff auch bei schwerer See weniger schwankt. Das wird sich sicherlich bezahlt machen, denn gerade die Nordsee gilt neben Kap Horn als eine der windreichsten Meeres regionen der Welt. // report 2/2012 | 9 Fokus Inspiration Wer Augen und Ohren offen hält, findet viele Vorlagen für neue Ideen. Wie Ideen wachsen Nachhaltiges Wachstum braucht Innovationen. Nur, wenn wir heute schon die Antworten auf die Fragen von morgen finden, können wir uns am Markt behaupten. Dafür brauchen wir nicht nur gute Ideen, sondern auch Menschen, die sie erkennen und umsetzen. 10 | report 2/2012 Fokus Evolution Das Weiterdenken einer Idee bringt oft neue, erstaunliche Einsatz möglichkeiten hervor. Konzentration Immer aufmerksam bleiben. Auch Kleinig keiten können zu großen Verbesserungen führen. Adaption Revolution Um Neuland zu betreten muss man auch bereit sein, neue Wege zu er kunden. Eine Innovation ist nur so gut, wie sie sich auf dem Markt präsentiert. Lokale Bedürfnisse bestimmen den Erfolg. report 2/2012 | 11 Fokus | Innovation Tauschen sich im Forum Neue Technologien aus: (v.l.) Christian Naydowski, Ulrich Begemann, Stefan Lutzmann, Falko Baier Innovation – Ideen für den Markt Innovationen sind wichtig für Unternehmen. Aber was sind die Voraussetzungen für Ideen, die wirklich Neues hervorbringen? Vor allem eine offene Unternehmenskultur. W enn es mal immer so einfach wäre. Als der Mathematiker und Ingenieur Archimedes in Syrakus eines Tages in eine bis zum Rand gefüllte Badewanne stieg und das überlaufende Wasser beobachtete, hatte er plötzlich die Lösung für den Auftrag von König Hieron: Um zu prüfen, ob dessen Krone tatsäch lich aus purem Gold sei, musste er vergleichen, ob die Krone und ein gleich schwerer Goldbarren in einem Behälter dieselbe Menge an Wasser verdrängen würden. Das Archimedische Prinzip war geboren. Freilich: Ob der geniale Geist der Antike tatsächlich vor lauter Begeisterung über seine Entdeckung splitternackt durch die Gassen der Stadt rannte und dabei laut „Heureka“ rief – zu Deutsch „Ich hab’s gefunden“ – bleibt der Legende vorbehalten … Archimedes’ Erben müssen sich da heut– zutage an ganz anderen Anforderungen messen. Etwas Neues zu entdecken oder zu erfinden, ist in Zeiten globalen Wettbewerbs und immer stärker gesättigter Märkte so schwer wie nie zuvor. Forschung und Entwicklung sowie die schnellst mögliche Marktreife neuer Produkte sind zu entscheidenden Wettbewerbsfaktoren geworden. 12 | report 2/2012 Mehr noch: „Innovationen sind eine Frage des Überlebens am Markt“, ist Ulrich Begemann überzeugt. „Sie sind wie junge Triebe an einem Baum im Frühjahr. Sie ermöglichen Wachstum und Anpassung an geänderte Lebensbedingungen.“ Begemann ist Leiter Neue Technologien. Sein Auftrag: Innovative Entwicklungen suchen und bewerten, die mittelfristig bestehenden Geschäftsfelder ergänzen, vor allem aber neue, profitable Märkte erschließen. Die Vorgehens weise: Externe Kontakte aufbauen, um möglichst frühzeitig von Neuem zu hören, aus der großen Anzahl an Ideen und Projekten solche herauszu filtern, die für Voith Wachstum bedeuten können und sie betreuen, bis eine endgültige Entschei dung möglich ist. Fachlichen Austausch zwischen den Kon zernbereichen bietet das „Forum Neue Technolo gien“. Seine Mitglieder treffen sich regelmäßig, um sich über interessante Entwicklungsprojekte an Forschungseinrichtungen oder bei jungen Unternehmen zu informieren und abzustimmen. Darüber hinaus reden mehrmals im Jahr hoch karätige Referenten vor Voith-Mitarbeitern über aktuelle Technologietrends. Fokus | INNOVATION „Man braucht jemanden, der eine tolle Idee hat, an die er glaubt, der offen ist für Neues, der sich mit dem Bestehenden nicht zufrieden gibt, sondern es in Frage stellt.“ Falko Baier, Technologiemanager Voith Turbo „Kreative Leute untereinander vernetzen, das persönliche Gespräch fördern, ihnen Freiräume bieten“, ist denn auch der beste Nährboden für Innovationen, den das Forum aus Sicht von Falko Baier bietet. Baier gehört zum Steuerungskreis des Forums und ist Technologiemanager im Konzernbereich Voith Turbo. „Ideen“, so sein Credo, „entstehen nicht unter Druck. Kreativität wird freigesetzt, wenn es eine gute Balance zwischen Freiraum und Forderung gibt.“ Der Grund liegt auf der Hand: Tüftler und Kreative – das sei ein bestimmter Menschentyp, meint Baier. „Man braucht jemanden, der eine tolle Idee hat, an die er glaubt, der offen ist für Neues, der sich mit dem Bestehenden nicht zufrieden gibt, sondern es in Frage stellt.“ Dazu bedarf es der entsprechenden Unter nehmenskultur. Offenheit, Toleranz und Geduld sind dabei das Salz in der Suppe. „Ein Unter nehmen muss bereit sein, Fehler in der frühen Entwicklungsphase zuzulassen. Man muss die Freiheit haben, etwas auszuprobieren, auch wenn es auf den ersten Blick verrückt erscheint.“ Bislang Unbekanntes findet man nicht mit alten Denkmustern. Kurz gesagt: Visionen haben, aber die Materie kennen. Begemanns Faustformel für Forschung und Entwicklung: Ausreichend kreati ve Freiheit in der frühen Phase und anschließend schrittweise Fokussierung und disziplinierte Um setzung. Christian Naydowski ergänzt: „Wenn Fachleute die Köpfe zusammenstecken, einen offenen Umgang pflegen, dann steht die Lösung im Raum“, meint der Leiter Chemische Techno logie bei Voith Paper. „Wissenschaftler“, fügt er hinzu, „brauchen Sparringspartner.“ Aber warum ist dies alles so wichtig? Weil erfahrungsgemäß aus vielen hundert Ideen nur wenige erfolgreiche Produkte werden. Was auf den ersten Blick frustrierend klingt, ist für einen Innovationsprozess ganz normal. Denn auf die reine Idee folgen Machbarkeitsstudien, Business pläne und Tests – bis endlich die Markteinfüh rung ansteht. Und die darf kein Flop werden. Bauchgefühl hat hier nichts verloren. Falko Baier: „Vergebens sind die verworfenen Projekte nicht, denn auch solche Erfahrungen sind wertvoller Teil unseres Wissensschatzes.“ Unerlässlich sei es, einen langen Atem zu haben. „Wir müssen die Fähigkeit besitzen, vom Grundsatz her gute Ideen mit geringem Aufwand zu beobachten. In Zeiten „Innovationen sind Ideen, die erfolgreich am Markt eingeführt sind.“ Stefan Lutzmann, Innovationsmanager Voith Hydro knapper werdender Ressourcen und steigenden Kohlendioxidausstoßes ist manches, was heute bereits technisch lösbar ist, wirtschaftlich erst deutlich später interessant.“ Aber wie definieren die Experten im Konzern Innovationen überhaupt? Die Antwort fällt im mer ganz ähnlich aus: Es geht nicht um Grund lagenforschung wie an den Universitäten, es geht um Produktentwicklung und damit um den Blick auf den Markt. Stefan Lutzmann, auch er im Steuerungskreis des Forums Neue Technologien und Innovationsmanager im Konzernbereich Voith Hydro: „Innovationen sind Ideen, die er folgreich am Markt eingeführt sind.“ Der Voith Schneider Propeller ist für den Diplomingenieur ein typisches Beispiel hierfür. Ulrich Begemann fallen der Voith WinDrive oder auch das Vorhangstreichen (Curtain Coating) report 2/2012 | 13 Fokus | INNOVATION in der Papiertechnik ein – alles Entwicklungen, mit denen Voith neue Märkte erschließen konnte und dafür auf gut Deutsch auch die nötige Puste mitbrachte: „Innovationen mal eben schnell auf den Markt werfen, das funktioniert nicht.“ Falko Baier sieht das genau so: Die sieben Jahre, die es von den ersten Planungen bis zum Prototyp des Gezeitenströmungskraftwerks und der Gezeitenströmungsturbine brauchte, hält er für „eher kurz“. Ausschlaggebend für die Auswahl interessanter Produktideen ist der Blick aus Kundensicht. Die Mitglieder des Forums Neue Technologien sind sich einig: „Wir müssen sehr gut verstehen, was unsere Kunden in fünf oder zehn Jahren brauchen. Wir müssen für sie vorausschauen, bewerten, analysieren, wie sich Märkte und Technologien entwickeln werden.“ Das ist leichter gesagt als getan. Viele Technologien haben einen hohen Reifegrad. Oder anders formuliert: Viele Märkte sind ausgereizt. Nicht einfach zu bewerten, aber mit großen Chancen für Voith verbunden, sind Technologien und Produkte, die sich aus Trends wie Ressourcenverknappung, Umweltschutz oder wachsender Mobilität ableiten lassen (wie das Beispiel StreamDiver auf Seite 16). Hinzu kommt die globale Vernetzung: Neue Ideen verbreiten sich in atemberaubendem Tempo, Entwicklungen haben sich enorm beschleunigt. Lag der Produktlebenszyklus eines Autos in den siebziger Jahren noch bei acht Jahren, so hat er sich inzwischen im Schnitt auf zwei bis drei Jahre verkürzt. Und die ConsumerElectronics-Industrie läuft förmlich heiß: Bei Computern liegen die Zyklen mittlerweile im Bereich weniger Monate, bei Fernsehern rechnet man in Halbjahresabständen. Sicher: Bei Investitionsgütern, wie Voith sie herstellt, drehen sich die Uhren nicht so schnell wie auf dem Verbrauchermarkt. Aber auch hier muss die Zeitspanne zwischen dem kreativen Funken und dem ersten Kaufvertrag so kurz wie möglich gehalten werden. Auch für Archimedes tickte schon damals die Uhr. Wer weiß, ob der brillante Analytiker ohne den Druck eines königlichen Auftrags im Nacken jemals auf seine geniale Entdeckung gekommen wäre. Übrigens sollte sie fast 2.000 Jahre unangetastet überdauern. Erst der schweizerische Mathematiker Leonhard Euler holte das antike Wissen um 1750 mit seinen Forschungen zur Hydrodynamik wieder hervor. // 14 | report 2/2012 Fokus | Revolution Umdenken zum weiterkommen Karbon gilt aufgrund seiner vielseitigen Eigenschaften als Werkstoff der Zukunft. Wer ihn nutzen will, muss neue Wege gehen. Im neuen Entwicklungs- und Produk tionszentrum von Voith Composites (VOC) in Garching bei München, er öffnet im September letzten Jahres, wird die Zukunft mitg estaltet. Mit einer hochmodernen Fertigungsanlage forscht und arbeitet man mit Karbon, dem „Stahl des 21. Jahrhunderts“. „Wir wollen diese Entwicklung mitgestalten und ein bevorzugter Partner der Industrie bei der Entwicklung neuer Fertigungsprozesse werden. Ein erster Schritt dahin war der Start schuss für unsere Entwicklungspart nerschaft mit Audi im letzten Jahr“, berichtet Lars Herbeck, Geschäfts führer und bei VOC zuständig für den Bereich Automotive. Der Einbau von Karbonfaserteilen in Fahrzeugen setzt ein Umdenken voraus: Autos müssen anders konstruiert werden, und eine neue Fertigungstechnologie ist erfor derlich. Deswegen ist die Entwicklung von Produktionsprozessen für die industrielle Großserienfertigung für Voith ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Durchsetzung des neuen Materials in der industriellen Anwendung. Die Pilotlinie für die Fertigung ist bereits aufgebaut, die Produktion kann beginnen. Im Gegensatz zur Großserienfertigung geht es bei Produkten aus Kohlefaserverbundstoff (CFK) für In dustrieanlagen zwar nur um einige hundert oder tausend Stück pro Jahr. Hier hat Voith aber – beispielsweise mit der Fertigung von CFK-Walzen für Papiermaschinen – bereits viel Erfah rung. Das Verfahren wurde von Voith entwickelt. „Jetzt wollen wir mit neuen Fertigungsprozessen den Leichtbau als Geschäftsfeld von Voith etablieren“, erklärt Markus Lang, Geschäftsführer für den Industriebereich. Die Zukunft ist vielversprechend. Der „Stahl des 21. Jahrhunderts“ ist nicht nur leichter als Metall. „Durch den Einsatz von CFKBauteilen können wir auch Schwingun gen in Anlagen reduzieren und das Leistungsvermögen von Maschinen steigern“, erläutert Lang. Anwendun gen für CFK-Komponenten sieht er so ohl bei Papier- und Folienmaschinen w wie auch im Energiesektor. // „Wir wollen die Entwicklung mitgestalten und ein bevorzugter Partner bei der Entwicklung neuer Fertigungsprozesse werden.“ Lars Herbeck, Geschäftsführer bei Voith Composites, Bereich Automotive Der Werkstoff der Zukunft: Kohlefasern auf dem Weg zum Imprägnieren. Voith-Mitarbeiter Martin Bartl kümmert sich um das korrekte Einfädeln der Fasern. report 2/2012 | 15 Fokus | Evolution Unsichtbare kraft Jörg Lochschmidt, Produktmanager Small Hydro, leitet das Projekt seit 2010. Wasserkraft spielt bei der Energie gewinnung eine zentrale Rolle – und doch stehen viele Innovationen gerade erst am Anfang. Der StreamDiver, eine der neuesten Entwicklungen von Voith, erschließt nun auch solche Gebiete für die umweltfreundliche Energie gewinnung, in denen der Bau konven tioneller Wasserkraftwerke bislang nicht möglich war. Ein Meilenstein auf Der StreamDiver ist einfach zu platzieren und muss nur alle fünf Jahre gewartet werden. 16 | report 2/2012 dem Weg zum Ausbau erneuerbarer Energien. Allein in Deutschland könn ten damit zusätzlich 3,5 Terawatt stunden Strom gewonnen werden – klimaschonend und umweltfreundlich. Besonders attraktiv ist dieses neue Kraftwerkskonzept für Energiever sorger in Mitteleuropa. Im Mittelpunkt des Interesses stehen sogenannte Querbauwerke, also Bauten wie Weh re oder Sohlschwellen, die zur Regu lierung des Wasserpegels oder zur Stabilisierung der Flusssohle bereits vorhanden sind. Jörg Lochschmidt, Produktmanager von Small Hydro, der das Projekt seit 2010 leitet: „Es gibt sehr viele Quer bauwerke in Landschaftsschutzgebie ten, die für die Energiegewinnung dort geeignet sind, wo das Potenzial für konventionelle Wasserkraftwerke praktisch ausgeschöpft ist.“ Gleich zeitig ist hier das Umweltbewusstsein besonders hoch: Die Wasserkraftanlage muss sich – praktisch unsichtbar – ins Landschaftsbild integrieren. Es dürfen keine naturverändernden Baumaßnah men durchgeführt werden und Fische nicht zu Schaden kommen. Präsentiert wurde das Herzstück der Neuentwicklung – die Turbine mit dem Namen StreamDiver – bei einer Kundentagung im österreichischen Zell am See. Die Verbund AG, einer der größten Erzeuger von Strom aus Wasserkraft in Europa, ist Partner für ein Pilotprojekt. Der Anbieter aus Wien will in Zukunft Querbauwerke für die Stromerzeugung erschließen. So zum Beispiel an der Salzach. Der Fluss wird auf seinen 225 Kilometern Länge fast so breit wie die Donau, führt viel Wasser, hat aber nur eine geringe Fall höhe. Für die Verbund AG ideale Vor aussetzungen, um die Gewinnung er neuerbarer Energien unter derartigen Bedingungen zu testen. Gleich drei Stauwehre an der Salzach bieten sich hierfür an. Fokus | Evolution Und so funktioniert es: Der komplette Antriebsstrang ist in einer Betonbox eingelassen, in die von oben durch einen Rechen das Wasser einströmt. Der Rechen hält Äste, Laub und Unrat zurück. Der Antriebsstrang besteht aus Turbine, Welle, Lager und Generator. Wichtig: Er ist komplett wassergeflutet, die Lager sind nicht öl-, sondern wassergeschmiert. Wo kein Öl im Spiel ist, kann auch keines austreten, Wasserqualität und Fische sind nicht gefährdet. Außerdem ist der StreamDiver wartungsarm. Nur alle fünf Jahre muss er zu einem tech nischen Check ausgebaut werden. Das Verfahren des wassergefluteten Antriebsstrangs hatte Voith bereits vor einigen Jahren für Gezeiten strömungskraftwerke entwickelt. Für das StreamDiver-Konzept arbeitete das Entwicklerteam eng mit der Technischen Universität München und der Universität Stuttgart zusammen. Ein erster Prototyp zum Test der wassergeschmierten Lager ist in der Brenz, dem Fluss, der sich durch das Werksgelände in Heidenheim zieht, im Einsatz. Auch nach einem Jahr zeigt die Anlage keinerlei Verschleiß. „Der StreamDiver ist etwas Besonderes für uns“, unterstreicht der Ingenieur, denn „konventionelle Wasserkraft werke werden immer für den Einzelfall ausgelegt. Der StreamDiver soll da gegen zum günstigen Serienprodukt für Energieversorger in aller Welt reifen.“ Im Visier stehe dabei zunächst vor allem Europa, aber auch Märkte wie die USA, Kanada oder die BRICStaaten (Brasilien, Russland, Indien und China) seien in den kommenden Jahren interessant. Künftiger Produktionsstandort ist die Voith-Tochter Kössler in Sankt Georgen, Österreich. Die Neuent wicklung ist auch im Interesse der ö ffentlichen Hand. Die deutsche Bundesregierung unterstützt die Zusammenarbeit von Voith und den Universitäten von Stuttgart und München mit Fördergeldern. // Auch bei Schienenfahrzeugen mit Dieselantrieb kann der SteamTrac den Kraftstoffverbrauch senken. Sparsamer Antrieb Hätten Sie’s gewusst? Gerade einmal ein Drittel der Energie, die im Kraftstoff gespeichert ist, wird von Verbrennungsmotoren tatsächlich genutzt. Der Rest verpufft meist u ngenutzt als Abwärme. Voith- Ingenieure haben diese Tatsache zum Anlass genommen, eine kleine Sensation zu entwickeln: SteamTrac, ein neuartiges System, das einen Teil der verpuffenden Energie wieder nutzbar macht. Das Prinzip: Mit der Abwärme des Motors wird in einem Verdampfer ein Medium – wie etwa destilliertes Wasser – auf zirka 370 Grad Celsius erhitzt und der Dampf in einen Hub kolbenexpander weitergeleitet. Hier wird er entspannt, indem er in einem Zylinder einen Kolben bewegt. Dabei entsteht mechanische Energie, die dem Motor wieder zugeführt werden kann. Das Ergebnis: weniger Kraftstoffverbrauch, weniger KohlendioxidAusstoß, mehr Leistung. „Auch zum Antrieb eines Generators lässt sich dieses Prinzip anwenden. Somit ist es ideal für die dezentrale Stromerzeugung in Kleinkraftwerken wie Biogasanlagen oder Blockheizkraftwerken“, erklärt Jürgen Berger, der mit seinem 14-köpfigen Team für die Entwicklung des Systems verantwortlich ist. „Mit dieser Technologie leistet Voith einen weiteren Beitrag zur Energiewende“. Der SteamTrac hat sich bereits mehrfach bewährt: In einem Schubschiff, das zwischen Rotterdam und Duisburg pendelt, sanken der jähr liche Diesel-Verbrauch um 40.000 Liter pro Motor und der Kohlendioxid-Ausstoß um 106 Tonnen. In drei Blockheizkraftwerken in Deutschland und Großbritannien erreichen die Gasmotoren sieben bis zehn Prozent mehr Leistung ohne zusätzlichen Brennstoffbedarf und ohne zusätzliches Kohlendioxid abzugeben. In einem Dieseltriebwagen mit VoithTurbogetriebe reduziert der SteamTrac den Kraftstoffverbrauch ebenfalls um bis zu zehn Prozent. Das System lässt sich auch in bestehenden Anlagen nachrüsten. Voith hat hierfür den SteamDrive entwickelt. In mehreren Blockheizkraftwerken ist das System bereits im Einsatz und kann ebenso wie der Steam Trac auch in Schiffen und Schienenfahrzeugen eingesetzt werden. // report 2/2012 | 17 Fokus | Inspiration Baum der Erkenntnis 18 | report 2/2012 Fokus | Inspiration Manchmal stammen Ideen aus dem besten Labor der Welt: der Natur. Die Kunst ist, sie zu erkennen. Zsolt Roth fand die Brücke zwischen Natur und Technik. Dass ein Baum auf die richtige Spur führen kann, ist seit der Geschichte von Newton und dem Apfel bekannt. Allerdings ist es heute nicht mehr da mit getan, sich am Fuße des Stammes in den Schatten zu legen und auf die Inspiration zu warten. Im Gegenteil: Nur wer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht, kann ungenutzte Potenziale erkennen. So wie Zsolt Roth. Der Diplom ingenieur bei Voith hörte im Februar 2008 in Crailsheim einen Vortrag des renommierten Biomechanikers Prof. Claus Mattheck. In dem Vortrag ging es um ein Prinzip der Natur, die soge nannte Zugdreieckskonstruktion, wie sie bei Baumstämmen zu finden ist. Roth erinnert sich: „Plötzlich wurde mir klar: Wir müssen die Fußform unserer Zahnräder nach diesem Prinzip konst ruieren, um eine höhere Tragfähigkeit zu erhalten und bei unveränderter Größe ein höheres Drehmoment zu übertragen.“ Der 54-jährige Entwicklungsinge nieur ist bei Voith zuständig für Ver zahnungsberechnung. Wenn er sich an seine Berechnungen macht, geht es um Millionstel Meter. „Getriebe und ihre Zahnräder müssen eine lange Lebensdauer und hohe Festigkeit haben. Sie müssen optimal laufen und so leicht wie möglich sein“, fasst er die Quintessenz seiner Arbeit zusam men. Seit 22 Jahren dreht sich alles im Arbeitsleben von Roth um diesen Anspruch. An der Entwicklung von An- und Getrieben mitzuwirken, war für ihn im mer Herzenssache. Schon in seinem Maschinenbaustudium spezialisiert er sich auf Antriebstechnik, und als er 1984 bei Voith beginnt, arbeitet er als Konstrukteur für Getriebeentwicklung. Recht bald erfährt er, dass am Ende einer Entwicklung immer auch das Verwerfen einer Idee stehen kann. „Wenn der Markt sich plötzlich ändert, werden Entwicklungen auch wieder fallengelassen“, erzählt er. Deshalb, ist er überzeugt, bedarf es in seinem Beruf auch einer besonderen Beharr lichkeit. „Man darf niemals aufgeben“. Opferbereitschaft, Hartnäckigkeit und Idealismus zählt Roth zu den wichtigs ten Eigenschaften, die ein Erfinder mitbringen müsse. Vor allem aber Leiden schaft und Kreativität. „Die Arbeit mit Technik ist Beruf und Berufung für mich“, gibt er zu. Gedanklich ist er immer damit beschäftigt. Hat er eine gute Idee, schreibt er sie sich sofort auf. „Wenn die Begeisterung da ist, kommt der zündende Gedanke irgendwann von allein.“ Die nach dem Vorbild der Natur entwickelte bionische Zahnfußkontur Ein Vorreiter der Bionik Es hilft natürlich, wenn man die Augen und Ohren offen hält und sich für neue Ideen nicht versperrt. Zusam men mit mehreren engagierten und motivierten Studenten – Roth ist auch Dozent an der Dualen Hochschule in Heidenheim – arbeitete er in den folgenden Jahren nach dem erkennt nisreichen Vortrag an einem Patent zur „bionischen Zahnfußkontur“ und erhielt von Voith die Mittel für die not wendigen Versuche. Der Erfolg: Heute werden die Zahnräder nach dem inzwischen weltweit angemeldeten Patent dem Härtetest unterzogen. Auch für Radsatz- und große Turbo getriebe könnte die neue Entwicklung geeignet sein. Roth kann es kaum er warten: „Ich hoffe, dass die Einführung eine Eigendynamik erhält.“ Denn das, stellt er zufrieden fest, „ist die wahre Belohnung für den Entwickler“. // Prof. Claus Mattheck vom Karlsruher Institut für Technologie gilt als Vorreiter der Bionik, die der Frage nachgeht, wie sich Prinzipien und Funktionsweisen aus der Natur auf tech nische Anwendungen übertragen lassen – so auch beim Thema Zugdreieckskonstruktion. Mattheck ist Professor für Schadenskunde und hat untersucht, warum Bäume am Fuß ihres Stammes Wurzelanläufe bilden. Der Wurzelanlauf macht aus der „scharfen Ecke“ zwischen Baumstamm und Erdboden – der sogenannten Kerbe – ein Dreieck, dass die Spannung mindert, die vor allem durch starke Winde auf den Baum wirkt. Auch viele mechanische Bauteile haben Kerben. Das sind Stellen, wo sich ein Bauteil verzweigt oder eingeschnürt wird – zum Bei spiel der Übergang des Schraubengewindes zum Schraubenzylinder. Weil sich dort die Zug- und Druckkräfte stark erhöhen, bilden sich oft Risse oder Bruchstellen und führen zum Materialversagen. Mattheck leitete aus seinen Beobachtungen Erkenntnisse ab, wie man diesem Versagen entgegenwirken kann. Diese Erkenntnisse standen auch Pate für die bionische Zahnfußkontur, die Roth mit seinem Team entwickelt hat. Weitere Infos auf der deutsch- und englisch sprachigen Website von Prof. Mattheck: www.mattheck.de report 2/2012 | 19 Fokus | Interview verstehen und verändern Innovationen müssen auch zum Markt passen, den sie bedienen wollen. Die Anpassung an lokale Bedürfnisse ist Pflicht, weiß Chidi Wang von Voith Hydro Shanghai. Wie führt man erfolgreich Voith-Spitzentechnologie bei Kunden in China ein? Voith in China ist ein relativ junges Unternehmen. Um VoithTechnologie auch bei unseren Kunden in China einzuführen, müssen wir unsere Erfahrung in Wasserkraft und unsere kommunikativen Fähigkeiten nutzen und sie auf „Chinesisch“ erklären, also auf eine Art und Weise, wie sie in China verstanden wird. Wir müssen die Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden voll und ganz verstehen, um genau die Lösungen auswählen zu können, die am besten zu ihren jeweiligen Projekten passen. Bis dahin sollten wir Risiken vermeiden und unser Bestes geben, um konkurrenzfähige Produkte zu bauen und unsere Kunden zufrieden zu stellen. Welchen Herausforderungen steht man gegenüber, wenn man weltweite Voith-Qualitätsstandards bei der lokalen Verwurzelung in der Region anwendet? Über die letzten zehn Jahren hat Voith Hydro Shanghai Voith-Technologien und Qualitätsstandards bei Projekten in China eingeführt. Darüber hinaus haben wir auch an lokalen Innova tionen gearbeitet. Mit dem Wissen über die Spitzentechnologie können wir diese optimieren und sogar verbessern und an andere Operating Units in China weitergeben. Die Herstellung von Laufrädern für An Khe in Vietnam und Jin Ping II in China sind typische Beispiele. Wir haben nicht einfach nur bestehende Technik verwendet, sondern eine neue LaufradTechnologie entwickelt – basierend auf dem Produkt, dem Projekt und den Produktionsanforderungen. Voith Hydro Shanghai ist die führende Operating Unit in China bei Laufrad-Konstruktion, Maschinenb auqualität, Prozess- und Qualitätskontrolle. Das ist nun die Technologie unseres Unternehmens, und die hat die Standards für Konstruktion 20 | report 2/2012 und Produktion bei Hydro in China geprägt. Bis jetzt haben wir acht neue Patente beantragt, drei wurden bereits an erkannt, und die anderen fünf haben das Auswahlverfahren durchlaufen. Außerdem sind noch zwei Patente in Prüfung. Wir haben die Herausforderungen gemeistert, VoithQualitätsstandards anzuwenden bei der Lokalisierung in der Region und haben da große Fortschritte gemacht. Ich bin sehr stolz darauf, ein Voithianer zu sein. Welche Ratschläge und Erwartungen haben Sie an junge Ingenieure in China? Als Voith-Veteran würde ich sagen, das Wichtigste ist, ein professionelles Ingenieursteam aufzubauen und zu fördern, um unsere Hydro-Technologie weiter voranzutreiben. Wir haben ein organisiertes Trainingsprogramm, das es unseren Ingenieuren ermöglicht zu lernen und up to date zu bleiben, sowie mit deutschen Ingenieuren alle zwei oder drei Jahre im Voith-Stammsitz in Heidenheim zu arbeiten. Das wirkt sich nicht nur positiv auf den Aufbau beruflicher Kooperationen aus, sondern auch auf persönliche Freundschaften – und das wiederum hilft, die Kosten für unsere Chidi Wang ist Vice President of Projekte niedrig zu halten, die Qualität Engineering bei Voith zu steigern und pünktliche Fertig Hydro Shanghai. stellungen zu gewährleisten. Dieses Er kümmert sich um den Wissens Trainingsprogramm bildet ein gutes austausch zwischen Fundament für unsere lokale VerwurChina und Deutschzelung. Bis jetzt haben fast 30 Inge land – und um lokale Innovationen. nieure daran teil genommen, und alle haben nun die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten und Projekte erfolgreich zu führen. Der härteste Wettbewerb ist im Moment der um qualifizierte Mitarbeiter. Unser endgültiges Ziel ist es, ein starkes und professionelles Team zu formen. // Dieses Interview ist ein Auszug aus dem Voith Regional Report China 2/2012. Fokus Die ideenreichen Mitarbeiter im Voith-Turbo-Werk in Mergelstetten Weiter denken Stetig nach Verbesserungen suchen – auch das kann ein Motor für innovative Prozesse sein. Gerade im Arbeitsalltag können kleine Änderungen schon große Wirkungen haben. So wie im Werk Mergelstetten, wo 104 Voithianer mit ihren Ideen halfen, Zeit und Kosten einzusparen und gleichzeitig Qualität, Arbeitssicherheit und die Umweltbilanz zu verbessern. Insgesamt reichten sie 155 Vorschläge ein, also 1,5 pro Mitarbeiter. // tissue innovation Center Nach seinem Umbau wurde im November vergangenen Jahres das Tissue Innovation Center in São Paulo wiedereröffnet. Rund 150 Unternehmer, Geschäftsführer und leitende Ingenieure von Kunden aus aller Welt waren angereist, um sich von der Leistung der neuen Anlage zu überzeugen. Und die ist beachtlich: Denn in der brasilianischen Metropole steht nun eine der schnellsten Tissuemaschinen überhaupt. 2.500 Meter pro Minute für die Produktion von konventionellem Hygienepapier und 1.800 Meter pro Minute für Premium-Hygienepapier – das ist zurzeit Höchstgeschwindigkeit. Für die Premium-Variante kommt das ATMOS-Verfahren zum Einsatz: Es benötigt etwa 60 Prozent weniger Energie und 30 Prozent weniger Fasern als herkömmliche Verfahren. Der Clou: Ob konventionell oder Premium – die Anlage lässt sich in kurzer Zeit in den gewünschten Modus umschalten. Ihr Tempo verdankt die Maschine der hohen Trocknungskapazität: Der neue Yankee-Zylinder hat einen größeren Durchmesser als sein Vorgänger, und die Ultra-Hood-Trockenhaube erlaubt Temperaturen bis 650 Grad. Die Schuhpresse NipcoFlex T, speziell für die Tissue-Produktion entwickelt, reduziert den Energieverbrauch um 20 Prozent. Luftsysteme und Wärmerückgewinnungsanlage sind ebenfalls neu. Das Tissue Innovation Center bietet Kunden die Möglichkeit, selber Tests an der Maschine durchzuführen – ein Angebot, das auf großes Interesse stößt: Bis Dezember ist sie schon ausgebucht. Auch Voith Paper nutzt die erneuerte Tissuemaschine für Forschungs – und Entwicklungsaktivitäten. In dem seit 1994 bestehenden Forschungs- und Entwicklungszentrum in São Paulo wurden bereits viele neue Komponenten und Prozesse entwickelt. // report 2/2012 | 21 EINBLICK Group Conference 2012 22 | report 2/2012 EINBLICK Wie sieht die Welt im Jahr 2020 aus? Die Group Conference 2012 blickte in die Zukunft. „Our Future Starts Now“ – unsere Zukunft beginn jetzt. Das Motto der diesjährigen Group Conference war gleichzeitig klare Zielvorgabe: Drei Tage lang, vom 23. bis 25. Juli, drehte sich bei der größten Führungskräfte-Veranstaltung dieser Art von Voith alles um die Chancen und Herausforderungen der kommenden Jahre. Wie wird die Welt sich bis 2020 verändern? Und welche Impulse müssen wir heute schon setzen, um mit dem Wandel richtig umzugehen? Rund 500 internationale Top-Führungskräfte aus 31 Nationen lauschten dazu tagsüber den Vorträgen und Erfahrungen ihrer Kollegen und dis kutierten beim Abendprogramm die gewonnenen Erkenntnisse – ganz ohne Verständnisprobleme, trotz der 29 vertretenen Muttersprachen. Erstmalig war der Voith-Stammsitz Heidenheim Veranstaltungsort der alle drei Jahre stattfindenen Group Conference. Viele Voithianer sorgten mit ihrem Einsatz dafür, dass die Konferenz ein von allen Teilnehmern gelobtes Er eignis wurde. Die weiteste Anreise hatte übrigens Mats Hansson von Voith Turbo Australien: Er legte rund 16.500 Kilometer Luftlinie von Wetherill Park nach Heidenheim zurück. Die sich, wie er betonte, auf jeden Fall gelohnt hätten.// report 2/2012 | 23 EINBLICK Gelegenheit zu einer ausführlichen Frage-und-Antwort-Runde mit der gesamten Konzerngeschäftsführung bot das „Town Hall Meeting“. Die zahlreichen Vorträge der Kollegen aus allen Voith-Regionen sorgten für die Denkanstöße … … und den Gesprächsstoff für die Pausen im Congress Centrum Heidenheim. 24 | report 2/2012 EINBLICK Wandel und bewegung Wie stellt sich Voith auf kommende Herausforderungen ein? Konzernchef Hubert Lienhard über Ziele und Ergebnisse der Group Conference 2012. „Heidenheim I“ war bereits die vierte Voith Group Conference. Warum eine solche Veranstaltung – in Zeiten von Internet, Lync, Videokonferenzen? Die Voith Group Conference ist die wichtigste Führungskräfteveranstaltung in unserem Unternehmen. Das gemeinsame Erarbeiten von Themen, das gemeinsame Setzen von Impulsen und die dabei entstehenden Emotionen und persönlichen Erfahrungen durch die Begegnungen mit anderen Voithianern – all das ist durch nichts zu ersetzen. Was war das Ziel dieser Konferenz? Die Group Conference hat den Weg für Voith ins Jahr 2020 bereitet. Wir haben darüber gesprochen, wie unsere Welt sich in den nächsten Jahren verändern wird und wie Voith mit diesem Wandel umgeht: was wir heute tun müssen, damit wir den eingeschlagenen Wachstumskurs weiter fortsetzen. Welche Veränderungen werden die nächsten Jahre bringen? Die politischen und wirtschaftlichen Gewichte in der Welt werden sich unwiederbringlich verschieben. Europa wird nicht länger das Zentrum der Welt sein. Wenn meine Kinder in meinem Alter sind, werden sie in einer Welt leben, in der Asien das politische und wirtschaftliche Zentrum der Welt geworden ist. Unternehmen, die diese Bewegung in den nächsten Jahren nicht mitmachen, nicht aktiv mit gestalten, werden zunehmend unwichtig werden beziehungsweise ganz vom Markt verschwinden. Sie selbst haben auf der Konferenz über „Voith 2020“ gesprochen. Was für ein Unternehmen wird Voith 2020 sein? Voith 2020 wird ein Unternehmen mit vielen Zentren sein, das in seinen Regionen tief verwurzelt ist. Ein wahrhaft internationales Unternehmen, das in den wichtigen Regionen zu Hause ist, in den Regionen die Märkte perfekt bedient und in diesen Regionen wächst, mit lokalen Produkten, mit lokalem Management. Voith 2020 wird aber – bei allen Veränderungen – Voith sein. Ein Familienunternehmen mit einer starken Zentrale in Heidenheim, mit unseren VoithWerten und unserer Voith-Kultur. Welche Botschaft geht von „Heidenheim I“ für den Konzern aus? Es sind drei Botschaften, die von „Heidenheim I“ ausgehen: Erstens: Veränderungen bei Voith und für Voith sind kein Selbstzweck. Wir leben in einer Zeit, in der unsere Welt sich wahrscheinlich stärker verändert als jemals zuHubert Lienhard, Vorsitzender der vor. Wir müssen uns diesen Themen Geschäftsführung jetzt stellen. Die Welt wird nicht auf der Voith GmbH, uns warten. hielt bei der Group Conference einen Zweitens: In all diesen Veränderungen Vortrag über „Voith liegen enorme Chancen für Voith. Wir 2020“ und die Zubedienen alle entscheidenden Mega kunft des Konzerns. trends, und wir haben die Ideen, die Technologien und die Menschen, um mit diesen Megatrends weiter zu wachsen. Das heißt: Wir können mit Zuversicht und Mut in die Zukunft blicken. Drittens: Die Chancen auf den internationalen Märkten zu ergreifen, sichert uns langfristiges Wachstum und finanzielle Unabhängigkeit, wirtschaftliche Prosperität. All dies eröffnet uns erst die Möglichkeiten, unsere Tradition und unsere Werte dauerhaft zu bewahren. Wir werden das eine – Beständigkeit – nicht ohne das andere – Bewegung – bekommen. Was war Ihr persönliches Highlight dieser Voith Group Conference? Zum einen die vielen Gespräche mit Voithianern, in denen ich das enorme Engagement und das große Commitment für dieses Unternehmen spüren konnte. Und die Bereitschaft, die Veränderungen der nächsten Jahre zu gestalten und mitzutragen. Zum anderen die Rede unserer Familiengesellschafterin am letzten Tag der Konferenz, in der ganz deutlich wurde: Die Familie steht ohne Wenn und Aber hinter ihrem Unternehmen. Unsere Gesellschafter tragen den eingeschlagenen Kurs voll und ganz mit. Voith ist und bleibt ein Familienunternehmen. Diese Worte haben nicht nur bei mir nachhaltig Eindruck hinterlassen. // report 2/2012 | 25 EINBLICK Einblick 1 Unter einem Dach Wer weltweit erfolgreich sein will, braucht eine starke Marke. Und eine starke Marke braucht ein gelebtes Corporate Design. Seit dem Launch im letzten Jahr zeigen sich immer mehr Arbeitsmittel im neuen modernen Voith-Erscheinungsbild. Jüngstes Beispiel für die Umsetzung des neuen Corporate Design ist die komplett überarbeitete Internetseite www.voith.com. Aber auch Büroausstattung wie Ordner, Geschäftspapiere und Visitenkarten sind immer häufiger in neuer Optik zu sehen. Seit der offiziellen Einführung des Designs im Mai letzten Jahres hat sich viel getan. Arbeits- und Kommunikationsmittel wurden konsequent umgestaltet, detaillierte Richt linien und Anleitungen definiert. Voith als internationales Unternehmen will lokal in jedem Land als starke Marke verwurzelt sein. Das Corporate Design schafft die Voraussetzung, die Unternehmensidentität über Landesgrenzen und Konzern 26 | report 2/2012 bereiche hinweg einheitlich und unverwechselbar zu kommunizieren. Das klare wie auch ehrgeizige Ziel: Zum 30. September 2012 wird das Corporate Design weltweit verbindlich gelten. Bis dahin darf altes BüroMaterial noch aufgebraucht werden. Einige andere Umstellungen erfordern mehr Zeit und Vorbereitung. So werden Leit- und Orientierungssysteme nicht grundsätzlich erneuert, sondern erst an neuen oder renovierten Standorten eingesetzt. Und auch beim Voith-Intranet wollen alle Umbaumaßnahmen langfristig geplant und getestet sein, bevor es sich im neuen Design präsentieren kann. Ein wichtiges Hilfsmittel beim Übergangsprozess ist das Branding & Identity Portal im Intranet unter branding-identity.voith.com. Voith-Mitarbeiter erhalten hier alle Informationen sowie sämtliche An leitungen und Vorlagen für Publika tionen, Präsentationen, Anzeigen, Büroausstattung und vieles mehr, auf Deutsch und Englisch. Auch stehen Online-Assistenten bereit, mit denen sich die Geschäftsausstattung druckfertig erstellen lässt. Oft muss der Nutzer nicht mal seine Daten eingeben – der Assistent holt sich die nötigen Informationen direkt aus dem Intranet. Das so erzeugte PDF kommt dann per Mail und kann direkt an die Druckerei geschickt werden. // EINBLICK 2 3 4 5 CORPORATE-DESIGN-ROLLOUT IM ÜBERBLICK (1) Büroausstattung (3) Geschäftspapiere (5) Leitsystem AuSSenbereich Vom Ordner bis zur CD-Hülle, Mappen und Schreibblöcke, von der Tischkarte bis zum Revers-Schildchen: Der blaue Voith-Schriftzug prangt nun immer öfter im Arbeitsalltag auf strahlendem, luftigem Weiß. Bekanntmachungen an den ebenfalls neu gestalteten Infoboards werden nun auch im aktuellen Design aushängen. Klare Richtlinien gibt es für Briefbögen, Visitenkarten, Empfehlungskarten und Versandmittel. Online-CD-Assistenten helfen beim schnellen und sicheren Erstellen von Versandhüllen, Empfehlungskarten, Briefbögen und Visitenkarten. Am Standort in Garching wurden schon die neuen Leitschilder eingesetzt. Alle weiteren Implementierungen an an deren Standorten werden langfristig geplant und sukzessive erfolgen. (2) Magazine Gerade Magazine, die von Voithianern, aber auch oft und gerne von Kunden und Angehörigen gelesen werden – wie der Voith Report oder die Regional Reports – müssen sich von ihrer besten Corporate-Design-Seite zeigen. Um diesen hohen Standard zu erfüllen gibt es ebenfalls Hilfen im Branding & Identity Portal. Auch für Newsletter und Broschüren existieren passende Vorlagen, um auf den ersten Blick als Voith-Publikation erkannt und geschätzt zu werden. (4) Personalanzeigen Als attraktiver Arbeitgeber setzt Voith schon in der Stellenanzeige Akzente. Richtlinien und Design-Manuals im Branding & Identity Portal helfen beim strukturierten Aufbau der Anzeigen. (6) Messen Auch auf Messen präsentiert sich Voith als Marke einheitlich, offen und modern. Die Richtlinien und Anleitungen für einen optimalen Messestand 6 wird es zum Ende des Geschäfts jahres auf dem Branding & Identity Portal geben. // www.branding-identity.voith.com report 2/2012 | 27 Einblick | interview DER MARKT WARTET NICHT Die Papierindustrie erlebt einen grundlegenden strukturellen Wandel, der unum kehrbar ist. Auch Voith Paper musste auf die veränderte Marktsituation reagieren. In diesen schwierigen Zeiten zahlt sich die langfristige Planung nun umso mehr aus. Herr Sollinger, die Verdrängung von grafischen Papieren durch digitale Medien wird seit langem diskutiert. Waren die jetzigen Marktentwicklungen nicht absehbar? Wir beobachten den weltweiten Papiermarkt sehr genau und haben bereits vor Jahren damit begonnen, uns auf einen Rückgang der grafischen Sorten einzustellen. Die Geschwindigkeit des Wandels übertrifft allerdings alle Vorhersagen. Zurückzuführen ist dies darauf, dass elek tronische Medien in riesigen Stückzahlen verkauft wurden. Sie müssen sich das vorstellen: Die Nachfrage nach neuen Papiermaschinen zur Herstellung von Druckpapieren ist innerhalb eines Jahres um rund 90 Prozent eingebrochen. Und da wir es hier mit einer strukturellen Veränderung zu tun haben, ist das kein momentanes Tief, sondern ein unumkehrbarer Trend. Die großen grafischen Papiermaschinen waren lange das Zugpferd von Voith Paper. Welche Bereiche werden diese Lücke füllen? Wir haben vor mehr als zehn Jahren damit angefangen, neue Bereiche aufzubauen. Dadurch sind wir mittlerweile sehr viel breiter aufgestellt und können eine solche drasti sche Marktveränderung, wie wir sie zurzeit erleben, teil weise abfangen. Mit viel Engagement aller Beteiligten haben wir unser Geschäft in anderen Papiersorten ausgebaut. Wir haben heute eine führende Position im Bereich Karton-, Ver packungspapier- und Spezialpapiermaschinen. Außerdem haben wir dank eines unglaublich motivierten Teams einen erfolgreichen Wiedereinstieg in den Markt für Tissue maschinen geschafft. Darüber hinaus sind wir heute Komplettanbieter, indem wir die Automation, Environmental Welche konkreten Auswirkungen Solutions und Air Systems aufgebaut hat die Lage auf Voith Paper? Hans-Peter Sollinger, Vorsitzender der und unsere Aktivitäten im Bereich Pro Die Marktlage führte dazu, dass wir Geschäftsführung von dukte und Services gesteigert haben. bei den grafischen Papiermaschinen Voith Paper, erläutert Diese Leistungen waren nur durch den einer permanenten Verkleinerung undie Veränderungen im weltweiten Papier Einsatz und die Innovationskraft der seres Umsatzes gegenüberstehen. markt und die nächBeteiligten weltweit möglich. Dank der Zusätzlich hat dies auch für andere sten Schritte für den in den letzten Jahren geleisteten Ent unserer Produktbereiche, die vom Konzernbereich. wicklungsarbeit in vielen Bereichen Maschinengeschäft beeinflusst wer bieten wir der Papierindustrie heute den, negative Folgen. In einer solchen zentrale Schlüsseltechnologien, die uns helfen, den dauer Situation ist es für uns entscheidend, auf die Marktverände haften Volumenrückgang im Bereich der grafischen Papiere rungen rechtzeitig, überlegt und entschlossen zu reagieren. besser zu kompensieren. Auch wenn dies Schritte zur Folge hat, die für alle von uns sehr schmerzhaft sind. Der Rückgang bei den grafischen Papiermaschinen ist nicht eine zyklische Marktbewegung, Die Marktsituation scheint sich nicht nur bei den grafisondern strukturell und aus unserer Sicht unumkehrbar. schen Sorten zu ändern. Es gibt auch Anzeichen eines Deshalb sind wir gezwungen, unsere Standorte in Heiden Trends zu kleineren Maschinen … heim, Ravensburg, Krefeld und St. Pölten anzupassen – Ja, das ist richtig. Papiermaschinen mittlerer Größe gewin allesamt Zentren für grafische Maschinen oder deren Kom nen zunehmend an Bedeutung. Die Zeit der Großanlagen, ponenten. Der Abbau von Arbeitsplätzen ist unvermeidlich. scheint vorbei zu sein. Stattdessen fragen unsere Kunden Es wäre fahrlässig, jetzt abzuwarten und nicht zu handeln. vor allem im wachsenden Bereich des Kartons und der Verpa 28 | report 2/2012 Einblick | info spot Speziell in Asien steigt die Nachfrage nach Karton und Verpackungsmaterial. ckungspapiere nach Maschinen, die weniger investitions intensiv und dennoch ressourcenschonend sind. Um hier zum Marktpreis anbieten zu können, müssen wir unsere Kosten in erheblichen Maße senken und sind dadurch gezwungen, diese Maschinen im Wesentlichen vor Ort herzustellen. Dies ist ein Grund für die Reorganisation bei Voith Paper. Wir trennen regionale und globale Geschäftsfunk tionen, um effizient und kundennah arbeiten zu können. Wir müssen uns noch stärker in den Regionen verankern, so dass die Welt zu unserem Heimatmarkt wird. Wir brauchen starke regionale Organisationen vor Ort, die Partner unserer Kunden sind und wissen, was die dortigen Papiermacher beschäftigt. Davon versprechen wir uns zudem ein Wachstum unseres Servicegeschäfts, in dem die Nähe zum Kunden häufig entscheidend ist. Unsere bisherigen Voith Paper Divisionen wird es nicht mehr in dieser Form geben, aber wir werden natürlich weiterhin alle unsere Produkte und Lösungen anbieten – nur eben aus einer regionalen Organisation heraus. Wo sehen Sie Voith Paper in fünf Jahren? Voith Paper ist im Papiermarkt zu Hause, der für uns auch weiterhin ein attraktives Feld ist. Um unsere führende Position zu sichern, hören wir auf den Markt. Wir arbeiten daran, uns noch breiter aufzustellen. So werden wir in Kürze zum Beispiel Neues für Zellstoffentwässerungsmaschinen anbieten können. Grafische Papiermaschinen hingegen werden bei weitem nicht mehr in dem Maße zum Umsatz beitragen wie in der Vergangenheit. Darüber hinaus wird das Segment der mittelgroßen Maschinen für uns an Bedeutung gewinnen. Und natürlich wird Asien ein wichtiges Thema bleiben. Wie bereits in den letzten Jahren wird ein großer Teil der weltweiten Aufträge auch zukünftig aus dieser Region kommen. Einschnitte und Veränderungen, wie wir sie derzeit vornehmen müssen, sind immer schwierig. Doch sie sind not wendig, damit wir auch zukünftig stark aufgestellt sind. // VERÄNDERTE GEWOHNHEITEN Der Übergang in eine digitalisierte Gesellschaft, der sich vielerorts vollzieht, hat tiefgreifende Auswirkungen auf den Papierbedarf. Betroffen sind hauptsächlich die sogenannten grafischen Papiere, aus denen vor allem Zeitungen, Magazine oder Bücher werden. Sie haben durch digitale Medien eine starke Konkurrenz bekommen. Online-Nachrichtenportale, Tabloidgeräte wie etwa das iPad oder elektronische Buchlesegeräte ließen die Nachfrage weltweit deutlich zurück gehen. Die Verdrängung durch digitale Medien ist ein struktureller Wandel, der nicht nur in Nord amerika und Europa zu beobachten ist. So wird auch Asiens Verbrauch an grafischen Papier maschinen weniger wachsen als angenommen. Positiv hingegen sieht es bei Karton und Verpackungspapieren aus. Speziell in Asien steigt dank des dortigen Wirtschaftswachstums und der Globalisierung die Nachfrage nach diesen Sorten. Allerdings werden zunehmend Anlagen mittlerer Größe nachgefragt, die weniger investi tionsintensiv sind. Die wirtschaftliche und kultu relle Entwicklung in Asien sowie der Wachs tumsmärkte weltweit führt darüber hinaus zur Verbesserung des Lebensstandards vor Ort. Das zeigt sich in einem steigenden Bedarf an Tissue- und Spezialpapieren. Der weltweite Papiermarkt wächst aber weiter. // report 2/2012 | 29 Vor Ort Die Olympischen Sommerspiele und die Paralympischen Spiele werden in London von Ende Juli bis September ausgetragen. 30 | report 2/2012 Vor Ort GO for Gold! Rund 10.000 Athleten aus 200 Nationen kämpften in London diesen Sommer um olympische Medaillen, Millionen Zuschauer aus aller Welt bevölkerten die Hauptstadt Großbritanniens. Neben 70.000 freiwilligen Helfern leistete auch Voith einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des Events. Dabei sein ist alles – und Voith machte genau dies möglich. S tell dir vor, es ist Olympia – und keiner kommt hin! Wer sich schon mal von einem Ende an das andere Ende Londons im dichten Stadtverkehr durchschlagen wollte, findet diesen Gedanken gar nicht so abwegig. Das Olympische Komitee pochte denn auch bei den Bewerbungsauflagen für die 30. Olympischen Sommerspiele auf ein ausgeklügeltes Verkehrskonzept für die erwarteten 800.000 Gäste täglich. Und tatsächlich hatte sich London gut gerüstet – zusammen mit Voith. Bus und Bahn sind schon seit jeher die wichtigsten Verkehrsmittel der Acht-MillionenMetropole – rund 3,5 Millionen Pendler nutzen täglich alleine die U-Bahn – oder Tube, wie sie genannt wird. So viele, als würden sämtliche Einwohner Berlins auf einen Schlag nur noch U-Bahn fahren. Wer als Passagier in einem der 3.000 Tube-Züge durch die unterirdischen Tunnel schießt, wird immer auch von einer Wedgelock Kupplung von Voith begleitet. Und kann sich so sicher sein, dass die einzelnen Wagen nicht nur mechanisch verbunden bleiben, sondern auch pneumatisch und elektrisch, damit sich Türen weiterhin öffnen und Stromleitungen nicht jäh enden. Für die Spiele setzte London verstärkt auf die Tube und die weltbekannten roten Doppel decker-Busse. Damit alles reibungslos funktionierte, kam es nicht nur auf erstklassige technische Komponenten wie die DIWA Automatgetriebe und Kupplungen von Voith an, sondern auch auf den Service. Warten, reinigen, Technik und Fahrzeugkabinen in einwandfreien Zustand halten: Auch hier sind die Experten von Voith gefragt und leisten olympiareife Arbeit. Seit 2011 kümmern sich 80 Mann bei Voith Industrial Services um die Pflege von 600 Bussen des Transportunternehmens London United. In Service-Zentren von Voith Turbo in Croydon und Greenford werden Komponenten wie Getriebe, Kühlsysteme oder Scharfenberg Kupplungen von Nah- und Fernverkehrszügen gewartet, bis zu 10.000 unterschiedliche Komponenten. report 2/2012 | 31 Vor Ort 3.000 1.500 50 Sämtliche 3.000 Londoner In der Stadt sind 1.500 Doppel Drei Fähren verkehren über die U-Bahnen sind mit Wedgelock decker mit DIWA Getrieben von Themse, angetrieben von Voith Kupplungen von Voith ausgerüstet, Voith unterwegs. In vier Busdepots Schneider Propellern (VSP), darunter die Linien, die den der Nahverkehrsgesellschaft Type 20E’s. Herausforderung: Olympiapark ansteuern. Im gesam- London United kümmert sich Voith Schwierige Strömungsverhältnisse ten Netz werden täglich über drei Industrial Services außerdem um erfordern besondere Manövrier Millionen Menschen befördert. die tägliche Wartung sowie die fähigkeit – der VSP hat sich seit In den Nahverkehrszügen sind Innen- und Außenreinigung von 50 Jahren bewährt. 4.000 Achsgetriebe, 2.700 Turbo- rund 600 Bussen. getriebe, 1.600 Gelenkwellen, 1.000 Drehmomentbegrenzer, 500 hochelastische Kupplungen und 300 Kühlergruppen von Voith eingebaut. Höher, schneller, weiter nicht nur zu den Olympischen Spielen 50 Jahre Voith in Grossbritannien 1962 1970 1977 Gründung von Ausbau von Ver Verkauf des ersten Voith Engineering kauf und Kunden- DIWA D851- Limited, Lieferung service. Umzug in Busgetriebes. des ersten Turbo- den Londoner Vor- Das After-Sales- Getriebes an ort Thornton Heath, Geschäft läuft an British Rail die Werkstatt zieht nach West Norwood 32 | report 2/2012 400.000 Vor Ort In King’s Lynn, der weltweit größten Während im nagelneuen Olympia-Stadion die Wettkämpfe um Medaillen liefen, lieferten sich die Transportunternehmen einen Wettlauf gegen die Zeit. Alleine der Javelin Train, Großbritan niens erster Hochgeschwindigkeitszug, ebenfalls ausgestattet mit Voith-Technik, transportiert tausende Passagiere in einer Stunde und benötigt von der London St. Pancras International Station im Zentrum Londons nur rund sieben Minuten zur Stratford International Station, im Osten. Der Eurostar fährt mit Scharfenberg Kupplungen von Voith Besucher aus Paris oder Brüssel durch den Tunnel unter der Nordsee, weitere Züge bringen Gäste aus Schottland oder anderen Teilen Großbritanniens. Allein der Bahnbetreiber Virgin Trains erhöhte die Betriebszeiten für Fernzüge von 18 auf 22,5 Stunden – und über 470 Voith-Mitarbeiter von Industrial Services halten rund um die Uhr die Abteile im Top-Zustand. Egal, welche Sportveranstaltung man sich in London auch ansehen mag, Voith wird bei der Fahrt zum Austragungsort mit höchster Wahrscheinlichkeit dabei sein. Immerhin ist Voith auch schon seit 50 Jahren in Großbritannien verwurzelt, bietet mit Voith Industrial Services maß geschneiderte „Make Ready Services“ für Transportunternehmen, mit Voith Turbo einen kompetenten Partner für Antriebssysteme, und wer sich in der Zeitung über Sportergebnisse informiert, hält ein Stück Voith in der Hand: Das Papier stammt aus der weltweit größten Papierproduktionsanlage „King’s Lynn“, ausgestattet mit einer Papiermaschine von Voith. Auch auf der Themse findet sich bewährte Voith-Technik: Voith Schneider Propeller treiben die drei Fähren im südlichen Stadtteil Woolwich an. Jede von ihnen transportiert pro Fahrt Passagiere und Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht bis zu 200 Tonnen – und das ebenfalls seit 50 Jahren. // Produktionsanlage für Zeitungspapier, ist eine Papiermaschine von Voith im Einsatz. Sie schafft 400.000 Tonnen pro Jahr bei 2.200 Metern pro Minute. Auch die Deinking-Anlage zur Altpapier aufbereitung stammt von Voith. Die größte TwinDrum-Auflöse trommel der Welt kann pro Tag 2.000 Tonnen Altpapier verarbeiten. 225 Nicht nur der Eurostar, auch der Javelin Train ist mit automatischen Scharfenberg Kupplungen von Voith ausgerüstet. Er schafft 225 Kilometer pro Stunde und braucht für die rund zwölf Kilometer von St. Pancras International Station zu Stratford International im Olympischen Park sieben Minuten. Pro Stunde transportieren acht Züge 25.000 Fahrgäste. Im Auftrag von Alstom Transport übernimmt Voith Industrial Services darüber hinaus die Bordreinigung der Züge und Betriebswerke von Virgin Trains auf der West Coast Main Line sowie die Bord- und Außenreinigung der Schlafwagen, die zwischen London Euston und Glasgow verkehren. 1983 1984 1990 2000 2005 2010 Großauftrag Verkauf der ersten Feierliche Eröff- Voith Turbo Voith Industrial Eröffnung des von British Rail: kompletten nung des Stand- L imited über- Services über- Rail Service T-211-Turbo- Papierm aschine orts Croydon mit nimmt TI’s nimmt Premier Center im Getriebe für an den Papier 150 Gästen. Büros Fluidrive Manufacturing Londoner 150 Schnellzüge. hersteller Thomas und Werkstatt E ngineering Support Services Vorort Greenford After-Sales- Tait in Schottland sind nun u nter ( Produktion, Ver- mit Sitz in e inem Dach kauf und Service) Warwick, England Geschäft boomt report 2/2012 | 33 Vor Ort Schöner Schein Geld bewegt nicht nur die Welt, es geht auch um die Welt. Als Schein wandert es durch unzählige Hände. Die Ansprüche an die Qualität des begehrten Papiers sind daher enorm. Immer mehr Länder wollen die Banknoten-Produktion ins eigene Land holen. Aus Indien beispielsweise erhielt Voith im März den bislang größten Auftrag für den Bau von zwei Banknotenpapiermaschinen. Auftraggeber ist die „Bank Note Paper Mill India“, die eine komplette Produktionsanlage für Banknoten inklusive zweier Papiermaschinen bauen lassen will. Der Hintergrund: Ebenso wie China will auch Indien bei der Herstellung von Geldscheinen völlig unabhängig werden. „China ist bereits auf dem besten Weg dorthin“, so Wolfgang Neuß, Vertriebsleiter Papiermaschinen für Banknoten- und Sicherheits papiere bei Voith Paper in Düren. Mit den beiden neuen Papiermaschinen – zusätzlich zu einer bereits 2010 bestellten Anlage – schafft Indien nun die Voraussetzung, den Eigenbedarf an Rupien abzudecken. Banknotenpapier enthält rund 200 unterschiedliche Sicherheitsmerkmale. Ein Trend, über den sich Voith als Weltmarktführer bei der Herstellung von Wertpapiermaschinen freuen kann. Zwar ist Europa noch der größte Produzent von Banknotenpapier. Doch seit drei Jahren boomt die Nachfrage nach Wertpapiermaschinen in anderen Kontinenten, vor allem in Asien. „Die steigende Nachfrage, beispielsweise in China, Indien und Indonesien, hängt unter anderem mit dem dortigen Wirtschaftswachstum zusammen“, erklärt Neuß. 34 | report 2/2012 Die Ansprüche an das begehrteste Papier der Welt sind dabei hoch: Banknoten wandern im Laufe ihres Lebens durch unzählige Hände, Portemonnaies und Taschen. Sie müssen Schmutz und Feuchtigkeit trotzen, auch mal eine versehentliche Wäsche überstehen und dürfen nicht reißen, selbst wenn sie zum tausendsten Mal geknickt und gefaltet werden. Möglich macht es der robuste Grundstoff der meisten Banknoten: Baumwolle. Für die Geldscheinproduktion verwertet man dabei meistens die sogenannten Baumwollkämmlinge, ein Abfallprodukt aus der Garnindustrie. Die eigentliche „Rezeptur“ bei der Herstellung von Geld scheinen gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen der Wirtschaftswelt. Kein Wunder: Immer wieder versuchen sich Kriminelle an der Produktion möglichst echt wirkender „Blüten“. Auch der als besonders sicher geltende Euro steht wiederholt im Visier der Trickser: Allein im ersten Halbjahr 2008 registrierte die Deutsche Bundesbank nahezu 20.000 Fälschungen. Um Fälle wie diese möglichst zu verhindern, müssen die Qualität des Papiers und dessen Herstellung stetig kontrolliert und verbessert werden. Zudem enthält Banknotenpapier rund 200 unterschiedliche Sicherheitsmerkmale. Zu den bekanntesten gehören unter anderem Wasserzeichen, fluoreszierende Fasern und ein Sicherheitsfaden aus aluminiumbedampftem Kunststoff, die bereits auf der Papier maschine eingearbeitet werden. Im MasterVat, einem von Voith optimierten Gleichstromrundsieb, entsteht das Wasserzeichen schon zusammen mit dem Banknotenpapier. Für die hierzu erforderlichen Spezialpapiermaschinen zeichnet ein Ingenieursteam aus der rheinischen Stadt Düren nahe Köln verantwortlich. Das Team von Voith Paper entwickelt diese Maschinen nicht nur weiter, sondern konstruiert und vertreibt sie auch weltweit. Auch der neu entwickelte MasterSizer stammt aus Düren: Er revolutioniert das bisherige Imprägnierverfahren und ist inzwischen Standard in allen neu gebauten Banknotenund Wertpapiermaschinen von Voith. Vor Ort Ebenso wie China will auch Indien bei der Herstellung von Geldscheinen völlig unabhängig werden. Voith ist in diesem Segment Weltmarktführer. Rund 45 Banknoten- und Wertpapiermaschinen sind international im Einsatz. Damit nicht genug: In den letzten Jahren konnte Voith an allen Aufträgen für Neuanlagen teilhaben. „Der Verbrauch in wirtschaftlich florierenden Ländern wächst stetig, China und Indien sind da gute Beispiele“ zeigt sich Neuß optimistisch. Andere Staaten würden bald folgen, auch um nicht mehr im Ausland produzierte Banknoten importieren zu müssen. Das sind also beste Voraussetzungen für den Konzern, auch zukünftig Anlagen zu liefern und die hervorragende Position weiter auszubauen. Neuß: „Auf jeden Fall sind wir gut vorbereitet.“ // Spitze bei Spezialpapier Schweiz 2010 liefert Voith dem Schweizer Banknotenhersteller LandQuart den kompletten Blattbildungs-, Nass- und Imprägnierteil für den Umbau einer konventionellen Langsiebmaschine in eine Banknotenpapier maschine. Indien Im selben Jahr unterschreibt PMCIL Hoshangabad, indischer Hersteller S von Banknotenpapieren, einen Auftrag über die Lieferung einer Produktionsanlage für Banknotenpapiere. Anfang nächsten Jahres wird sie ihre Arbeit aufnehmen. Russland Ebenfalls 2010 ordert der russische Papierhersteller Goznak eine Produktionsanlage für Banknoten- und andere Wertpapiere – vom Rohstofflager bis hin zur Verpackung. 2014 soll sie in Betrieb gehen. Indien Der bis heute größte Auftrag ist im März die komplette Produktionsanlage mit zwei Papiermaschinen für die Bank Note Paper Mill India. Voith wird auch für den kompletten Wissenstransfer und die Schulung geeigneter Fachkräfte verantwortlich sein. report 2/2012 | 35 Vor Ort Voller Energie Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Zwei Nonnen des Benediktinerinnen-Klosters der St. Agnes African Sisters of Chipole hatten sich zur Fortbildung ins österreichische St. Georgen aufgemacht. Sie wollten lernen, ihr kleines Wasserkraftwerk im Südwesten Tansanias selbst zu reparieren und zu warten. S anfte Hügel, dazwischen ausgedehnte Gras- und Ackerflächen mit tiefroter Erde, durchzogen von zahlreichen Flüssen. Die nächste Stadt, in der es Strom und Telefon gibt, 30 Kilometer entfernt. In 900 Metern Höhe befindet sich das Kloster, in dem 300 Schwestern völlig autark leben und sich um ihre Schützlinge kümmern – etwa 1.200 Mädchen aus armen Familien und Waisenkinder. Es gibt einen Kindergarten, eine Grund-, Mittelund Berufsschule, ein Waisenhaus und eine hauseigene Apotheke, eine Schlosserei, Schreinerei, Metzgerei und Bäckerei, wo die Kinder auch handwerklich ausgebildet werden. Für all das braucht man Strom. Den liefert seit etwa sieben Jahren ein kleines Wasserkraftwerk in der Nähe, das ein Schweizer Unternehmer und Mäzen des Klosters aus Spendengeldern bauen ließ. Die Haupt-Bauteile stammen von Kössler, eine Tochter– gesellschaft von Voith im österreichischen St. Georgen. Mit einer Turbinenleistung von 418 Kilowatt versorgt es ausschließlich die klösterliche An– lage mit ihren Einrichtungen. Ein öffentliches Stromnetz gibt es nicht. Vor der Inbetriebnahme des Wasserkraftwerks hatte es nur zweimal am Tag für zwei Stunden Strom gegeben – erzeugt von Dieselgeneratoren. Die Geräte in der Schlosserei und Schreinerei liefen mit Benzinmotoren. Doch jüngst stand das Wasserkraftwerk still. „Die Anlage stoppte einfach, und wir wussten nicht, was zu tun war“, erzählt die Oberin Schwester Yoela Luambano. „Wenn der Strom ausfällt, bedeutet das große Einschnitte in unserem täglichen Leben. Büro arbeiten am Computer können nicht erledigt werden, wir können weder kochen noch waschen.“ Selbst Schwester Hildegarda Mwalongo, ausgebildete Elektrikerin und für das Wasserkraftwerk zuständig, konnte die Ursache nicht finden. Immer wieder ging sie per E-Mail mit Kössler gemeinsam auf Um das Kraftwerk selbst warten zu können, ließen sich die Schwestern Yoela Luambano und Hildegarda Mwalogo (l.) bei Kössler in Österreich schulen. Hier zusammen mit Roland Münch, Vorsitzender der Geschäftsführung Voith Hydro (r.) und Josef Lampl, Geschäftsführer Kössler. 36 | report 2/2012 Vor Ort Fehlersuche – ohne Erfolg. Eine tech nische Anlage muss gewartet werden – doch dafür fehlt es sowohl an Fach leuten vor Ort als auch an Geld. Einzige Möglichkeit: Selbst ler nen, wie Störungen behoben werden können. Kössler bot den Nonnen eine Schulung an, der Schweizer Förderer übernahm die Kosten. In Begleitung von Schwester Yoela, die schon öfter außerhalb von Afrika gewesen war, flog Hildegarda nach Europa. Es war nicht nur das erste Mal, dass sie ihre Heimat verließ. Es war auch ihre erste Reise in einem Flug zeug – in eine völlig fremde Welt. Trotz der vielen neuen Eindrücke war sie ganz bei der Sache: „Sie hat das Werk zeug in die Hand genommen und wollte lieber arbeiten als zuschauen“, so Marcel Bösch, der vor sieben Jahren als Projektleiter vor Ort im Einsatz war. Zwei Wochen lang wohnten die Schwestern im Lilienhof der MariaWard-Schwestern in St. Pölten, ganz in der Nähe von Kössler. Tagsüber gingen sie mit auf Montage, halfen, eine Kaplan-Turbine zusammenzubau en und Störungen bei anderen Anlagen zu beheben. „Zwei Tage lang haben sie sich auch mit dem Computer programm für die Steuerung des Kraft werks auseinandergesetzt“, erzählt Karl Henninger, Produktmanager bei Kössler. Was bedeuten die Fehlermel dungen? Welche sind nur eine War nung, bei welchen muss das Kraftwerk sofort abgeschaltet werden? „Wir haben Fehler simuliert, damit sie ler nen, wie sie vorgehen müssen, um den Auslöser zu finden“, so Henninger. Mit Erfolg: Das Wasserkraftwerk funktioniert wieder. Die Fehlerursache war eine falsche Stellungsanzeige des Laufrades. „Wir waren kurz davor, auf eigene Kosten einen Techniker nach Tansania zu schicken“, erinnert sich Henninger. „Aber jetzt hat es Schwester Hildegarda selbst hinbe kommen. Ich ziehe meinen Hut vor den Schwestern.“ // Im Südwesten Tansanias, mitten auf dem Land, versorgt ein kleines Wasserkraftwerk die Klosteranlage der St. Agnes African Sisters mit Strom. 300 Nonnen leben hier und kümmern sich um 1.200 Kinder aus armen Familien und AidsWaisen. Auf Spenden angewiesen Chipole Tansania Das Benediktinerinnenkloster von St. Agnes Chipole wurde 1938 mit dem Auftrag gegründet, Armen und Bedürftigen in der Region zu helfen. Heute stehen HIV-Infizierte und Aids-Kranke im Mittelpunkt der Klosterarbeit. Eines der größten Probleme des Landes sind die zahlreichen Waisenkinder, die ihre Eltern und oft auch die Großeltern durch die Seuche verloren haben. Die Zielsetzung des Klosters: den Kindern und Jugendlichen die bestmög liche Erziehung zu bieten, damit sie in eine bessere Zukunft blicken können. Dazu ist der Konvent auf Spenden angewiesen. Mehr dazu: www.chipolestagnes.org oder bei Voith Hydro unter: +49-73 21-37-65 29 report 2/2012 | 37 meilensteine 38 | report 2/2012 meilensteine Ein Schwergewicht auf hoher See Im Vergleich zu den Voith-Mitarbeitern Christian Aumüller und Dennis Mertens (r.) werden die Dimen sionen des neuen Voith Radial Propellers (VRP) deutlich, der satte 80 Tonnen wiegt. Mit einer Eingangsleistung von 5.500 Kilowatt sorgt der Riesenantrieb für einen Schub von 108 Tonnen. Zum Vergleich: Die vier Triebwerke einer Boeing 747 bringen 80 Tonnen. Der Koloss kommt in einem Schiff zur Errichtung von Offshore-Windenergieanlagen zum Einsatz. Das Schiff erhält vier dieser Kraftpakete. Neben diesem Einsatzfeld findet der VRP auch Anwendung bei schwimmenden Plattformen in der OffshoreFörderung von Öl und Gas sowie in Bohrschiffen. Ein erster Prototyp wurde jetzt fertiggestellt. Entwickelt und gebaut hat ihn Voith in Heidenheim. Im Vergleich zu Modellen anderer Wettbewerber erzielt der VRP den höchsten Wirkungsgrad. Dies wurde bestätigt durch umfangreiche Modellversuche, die in der Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam durch geführt wurden. // report 2/2012 | 39 Meilensteine Die perfekte Mischung 40 | report 2/2012 Sensoren an festgelegten Stellen messen permanent alle kritischen Parameter bei der Papierherstellung. Auf Abweichungen kann so schnell und gezielt reagiert werden. meilensteine Wer Papier herstellt, braucht mehr als Fasern und Wasser. Auch auf die exakte Kombination und Dosierung zahlreicher Zusatzstoffe kommt es an. Mit dem Advanced CT Control System von Voith ist dies präzise möglich. Ohne den Einsatz von Chemikalien und Mineralien ist die moderne Papierproduktion undenkbar. Die gewünschten Papiereigenschaften wie Weißgrad, Glanz oder Festigkeit sicherstellen, den Produktionsprozess rund um die Uhr am Laufen halten oder auch die Qualität des verwendeten Wassers gewährleisten – die Aufgaben der eingesetzten Wirkstoffe sind vielfältig. „Heute“, erzählt Christian Naydowski, „versorgen im Schnitt 15 Lieferanten jede einzelne Papier fabrik mit unterschiedlichen Substanzen.“ Naydowski ist Forschungs- und Entwicklungsleiter für Chemische Technologie bei Voith. Zusammen mit seinem Team hat er nachgewiesen: Die zugeführte Menge an Chemikalien ist nur in einem schmalen Bereich wirklich effektiv. Wird zu wenig zugegeben, entstehen für den Papierhersteller Kosten, ohne die erwünschte Wirkung zu erhalten. Bei zu großen Mengen wiederum steigen die Kosten, noch dazu entstehen unerwünschte Nebenwir kungen. Naydowski: „Viel hilft viel – das wäre also genau die falsche Devise bei der Papierproduktion.“ Im Gegen teil: Viel bedeute oft nur „viel zu teuer“. Was die Sache knifflig macht: Die Menge an Zusatzstoffen ist nur einer von hunderten unterschiedlicher Parameter, die die Qualität des Papiers, des Wassers und des Her stellungsprozesses insgesamt beeinflussen. Weitere Ein flussfaktoren sind zum Beispiel die eingesetzten Mineralien, der Gas- und Sauerstoffgehalt oder auch die Temperatur in der Anlage. Nicht nur jeder einzelne Parameter, auch deren Zusammenwirken untereinander hat Einfluss auf den Das Advanced CT Control System kann den gesamten Prozess der Papierherstellung regeln – wie hier beim Kunden Perlen Papier AG. Prozess und die Qualität des Endproduktes. Naydowski: „Ziel muss es deshalb sein, die gesamte Papierproduktion so zu überwachen und zu steuern, dass die Anlage zu jedem Zeitpunkt optimale Leistung erbringt und zugleich die Papier- wie auch die Wasserqualität genauso sind wie vom Hersteller gefordert.“ Dazu müssen alle kritischen Parameter permanent gemessen werden. Werden Abwei chungen festgestellt, muss sich die Dosierung einzelner Substanzen verändern. Genau dies leistet das Advanced CT Control System von Voith, mit dem sich der gesamte Prozess der Papier herstellung regeln lässt. Es umfasst Messgeräte und Sensoren an festgelegten Positionen der Stoffaufbereitung und der Papiermaschine. Die Messergebnisse werden online erfasst und ausgewertet. Zugleich ermöglicht das System eine Steuerung der Dosiereinrichtungen in Sekundenschnelle. Seine Feuerprobe hat das Kontrollsystem bereits hinter sich. Da es als neue Komponente für die Integrated EcoMill konzipiert ist, konnte Voith das Advanced CT Control System beim Kunden Perlen Papier testen. Mit Erfolg: „Wir hätten nie gedacht, dass die CT-Sensoren so zuverlässig und stabil miteinander arbeiten“, räumt Jörg Michel von der Geschäftsleitung des schweizerischen Herstellers ein. „Die Online-CT-Diagnose hat uns rundum überzeugt und ergänzt perfekt die Integrated EcoMill.“ Die Papierfabrik der Zukunft – mit dem Advanced CT Control System ist sie wieder ein Stück näher gerückt. // report 2/2012 | 41 PANORAMA Ort der guten Hoffnung In der Nähe von Voith Turbo in Südafrika liegt die Ithembelihle Lsen School, eine Einrichtung für körperlich behinderte Kinder. Im Laufe der Jahre hat sich eine Art Partnerschaft entwickelt, die Voith in Zukunft noch stärken möchte. A ls Zeichen dafür stiftete das Unternehmen zehn Smartboards inklusive Projektoren und Laptops im Wert von 37.000 Euro, die den Lehrern einen lebendigen, dynamischen Unterricht ermöglichen. Statt vor herkömmlichen Schiefertafeln sitzen die rund 200 Kinder nun vor großen, elektronischen Whiteboards, die an einen Computer angeschlossen sind und als interaktive Bildschirme fungieren. Die Oberfläche ist mit Sensoren ausgestattet, die auf 42 | report 2/2012 Berührung reagieren. So lassen sich alle Bilder und Grafiken, die der Lehrer mit Hilfe eines Beamers darauf projizieren kann, mit speziellen Stiften handschriftlich ergänzen. Die Kinder entdecken so die Welt auf eine Art und Weise, die sie aufgrund ihrer Handicaps noch nicht kennenlernen konnten und vielleicht niemals werden. „Sie lauschen dem Geräusch von Wellen, dem Brüllen eines Löwen und können selbst aktiv an der Unterrichtsstunde mitwirken. Dank der Multimedia-Allrounder sind sie geradezu hungrig darauf, Neues zu lernen“, erklärt Schulleiterin Leonor Ngozi. Die Kinder, die Handicaps wie fehlende Gliedmaßen, Erkrankungen des Bewegungsapparates oder der Muskulatur haben, werden von einem Team aus 20 Lehrern, Sprach-, Physio- und Ergotherapeuten betreut und unterrichtet. Die Smartboards erleichtern auch ihnen die Arbeit: Sie können das digital entwickelte Tafelbild abspeichern und beispielsweise Panorama Fenster zur Welt Ithembelihle ist zwar eine staatlich geförderte Schule, trotzdem aber auf Spendengelder für Unterrichtsmaterialien und Ausstattung angewiesen. Oberster Grundsatz der Schule ist, jedes Kind aufzunehmen, unabhängig von seinem sozialen Status und seiner Herkunft. Das Schulgeld in Höhe von umgerechnet 100 Euro im Jahr können sich nur 20 Prozent der Eltern leisten. Gegründet wurde die Schule Anfang der neunziger Jahre auf Initiative von Lehrern. Die Einrichtung besteht aus Klassenräumen, Verwaltung, Wohnareal, Speisesaal sowie Mediencenter inklusive Bibliothek. Die Bücher und Geschichten dort sind für die Schüler das Fenster zur Welt. Johannesburg Südafrika den Schülern als Lernunterlage zur Verfügung stellen. „Die meisten Schüler kommen aus armen Verhältnissen. Daher sind wir stolz, dass wir helfen können, ihnen eine bessere Ausbildung zu ermöglichen“, sagt Graham Russell, Geschäftsführer von Voith Turbo Südafrika. Die Schule nutzt die innovative Technik seit August 2011. Schon jetzt zeige sich, dass immer mehr Schüler den Schritt in eine weiterführende Schule schaffen und damit eine reale Chance bekommen, auf dem hiesigen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. „Zusätzlich zu den Smartboards hat Voith die Schulverwaltung mit moderner Software ausgestattet und sie bei der Inbetriebnahme und Einarbeitung unterstützt“, so Russell. So wird die Schule tatsächlich ihrem Namen gerecht, denn Ithembelihle heißt „Ort der guten Hoffnung“. // Mit den Smartboards von Voith steht den Kindern in der Ithembelihle Lsen School ein modernes Unterrichtsmittel zur Verfügung. In allen bildungsarmen Regionen Afrikas ist qualifizierter Unterricht wichtig, um sich später am Arbeitsmarkt behaupten zu können. Für die Lehrer bedeutet das Smartboard (unteres Bild) eine große Arbeitserleichterung, für die Kinder interaktiven Unterricht. report 2/2012 | 43 Panorama Metropole im Paradies I Michelle McLain, 65, arbeitet seit acht Jahren bei Voith Turbo im austra lischen Brisbane. Sie erzählt, warum es sich lohnt, diese noch junge Stadt zu besuchen – im Sommer wie im Winter. 44 | report 2/2012 ch freue mich, Ihnen meine Heimat stadt vorzustellen. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Brisbane ist die Hauptstadt des Staates Queensland und hat ungefähr zwei Millionen Ein wohner. Dies macht Brisbane zur drittgrößten Stadt Australiens. Sie ist vergleichsweise jung – weniger als 200 Jahre alt – und seit 1990 eine der am schnellsten wachsenden Städte Australiens. Brisbane erreichte auch internatio nale Anerkennung – etwa während der Commonwealth-Spiele im Jahr 1982, der Weltausstellung 1988 und 2001 während der Goodwill Games, einer Art alternativer Olympischer Spiele. Ich liebe es, in meiner Freizeit an unseren langen Stränden zu laufen, durch unsere tropischen Wälder zu wandern, in unseren vielen internatio nalen Restaurants zu essen und Zeit mit meiner Familie und Freunden zu verbringen. Unser fantastisches sub tropisches Wetter mit seinen heißen und feuchten Sommern und kalten, sonnigen Wintern sowie spektakulären Szenarien animiert zu einem regel rechten „Outdoor-Lifestyle“. Zum Beispiel mit Sport: Rugby, Cricket, Tennis und Schwimmen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kul tur. Oder entdecken Sie Brisbane auf Spaziergängen und Fahrradtouren. Die Stadt ist durchzogen von Fuß wegen und Brücken. Sie reichen von der South Bank zu den nahe gelegenen Kunstbezirken und dem Central Busi ness District, dem Stadtzentrum. Ich bin wirklich gespannt, wie Ihnen meine Heimatstadt gefällt. Aber natürlich: Dazu müssten Sie auch hierher reisen. Ich heiße Sie herzlich willkommen! Panorama Das Lone welt weit Pine Koa g rö ß l te Zu a Sanctu a fluch tsstä ry ist die tte fü r Ko alas . Der Brisbane River schlängelt sich nah am Stadtzentrum bis zu seiner Mündung in die Korallensee vorbei. d ihr Team ain (Mitte) un s Michelle McL für Kunden au rt po up -S ales bieten After-S u. d Bergba Transport un Unser Standort Unsere Firma sitzt in Archerfield, einem der industriellen Schlüsselzentren in Brisbane. 1994 übernahm Voith die Hydraulic Company, wo ich seit acht Jahren arbeite. Somit bin ich eins der ersten Mitglieder von Voith hier in Brisbane. Wir sind ein tolles 15-köpfiges Team, das im Bereich Bahn-, Straßenverkehr und Industrie arbeitet. Brisbane Australien Wir bieten unseren Kunden, die hauptsächlich im Transport- und im Bergbausektor tätig sind, einen großen After-Sales-Support an. Als Büroleiterin bin ich für den reibungslosen Ablauf des täglichen Geschäfts zuständig und unterstütze auch das Management sowie alle Angestellten. Die Gold Co ast liegt wen iger als eine Autostunde entfernt südl ich von Brisba ne. report 2/2012 | 45 Möchten Sie noch mehr über uns erfahren? www.voith.com DAS MAGAZIN FÜR PAPIeRteCHNIK t woge ther DAS MAGAZIN FÜR ANTRIEBSTECHNIK PERSPECTIVES #1 | 2012 #33 | 2012 hypower Ma gaZine For hydro poWer technology # 2 0 | s u m m e r 2 0 11 METROPOLREGION DELHI BAHN FREI FÜR DEN NAHVERKEHR BERGBAU KRAFT IM DUNKELN VOITH AQUATARDER SWR AUF TESTFAHRT SÃO PAULO GERMAN HOTSPOT MIT POTENZIAL Focus powering the Future global expertise generating excellence case studies TiTelsTory Full-line service Die Nähe zum KuNDeN technology harnessing the ocean’s energy NeuANlAgeN DoNGHAe PM 1: ReSSouRCeNSCHoNeND uND wIRtSCHAFtlICH Das Magazin für Papiertechnik Das Magazin für Antriebstechnik Herausgeber: Voith GmbH Konzern-Kommunikation St. Pöltener Str. 43 89522 Heidenheim, Deutschland www.voith.com Das Magazin für Wasserkrafttechnologie