IDEEN FüR MORGEN

Transcrição

IDEEN FüR MORGEN
DAS MAGAZIN FÜR VOITHIANER
Report
#2 | 2012
FOKUS Innovation
Ideen
für morgen
Einblick
Group
Conference 2012
Vor Ort
Dabei sein ist alles –
Voith bei Olympia
Meilensteine
die perfekte
mischung
Köpfe bei Voith
Produktmanager Jörg Lochschmidt arbeitet
seit 2007 bei Voith. Zusammen mit anderen
Voith-Experten hat er wassergeflutete
Miniturbinen, sogenannte StreamDiver,
für bestehende Querbauwerke wie Wehre
und Sohlschwellen entwickelt (s. Fokus
Innovation S. 14). Sein Motto: Nachhaltig
arbeiten für Umwelt, Gesellschaft und das
Unternehmen.
Impressum
Herausgeber:
Voith GmbH
Konzern-Kommunikation
St. Pöltener Straße 43
89510 Heidenheim, Deutschland
www.voith.com
Verantwortlich:
Lars A. Rosumek
Chefredaktion:
Dr. Eric Marzo-Wilhelm, Gudrun Köpf,
Christine Tantschinez
Kontakt zur Redaktion:
Telefon: +49 73 21 37-34 62
Telefax: +49 73 21 37-71 07
E-Mail: [email protected]
In Zusammenarbeit mit:
Burda Creative Group GmbH, München
va bene publishing GmbH, München
Britta Frühling
Druck:
Wahl Druck GmbH, Aalen
Papier:
Voith Report wird auf Respecta Silk gedruckt.
Dieses Papier besteht zu 60 Prozent aus
Sekundärfasern und wurde auf einer VoithPapiermaschine produziert.
Bildnachweise:
Dawin Meckel: Titel, S. 3, S. 6, S. 7 (1), S. 12, S.16,
S.18, 22–23, S.24, S. 25, S. 26–27, S. 28–29, S. 36
Hans Herbig: S.14, S.15
Siegfried Geyer: S. 24
Christian Wesser: S. 19, S. 21, S. 38–39
Patrick Oberem@iStockphoto: S. 44–45
Andras Deak@iStockphoto: S. 45 (1)
Transport for London 2005: S. 30, S. 31
London 2012: S. 32–33
Voith: sonstiges Bildmaterial
Copyright:
Nachdruck und Vervielfältigung von Beiträgen
und Bildern nur nach vorheriger Genehmigung
durch die Voith GmbH.
Voith Report erscheint in Deutsch, Englisch,
­Portugiesisch und ­Chinesisch.
editorial
Liebe Voithianer,
Innovationen sind ein Schlüsselthema für jedes Unternehmen,
das erfolgreich ist und es bleiben will. Mit Innovationen erfolgreich sein, das bedeutet im heutigen Wettbewerbsumfeld mehr
denn je: Zu jeder faszinierenden Idee gleich das passende
Geschäftsmodell zu besitzen. Innovativ sein heißt, Lösungen
für die richtigen Fragen zu entwickeln. Lösungen, für die über
die nächsten Jahrzehnte eine hohe Nachfrage bestehen wird.
Nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch zum Wohle der
Gemeinschaft. Viele Innovationen bei Voith – das erfahren Sie
ab Seite 10 – sind nämlich nicht nur gelungene Beispiele von
Ingenieurskunst, sondern gelungene Beiträge zu großen und
wichtigen Themen wie Ressourceneffizienz, Energiegewinnung
und Urbanisierung.
Zukunft und zukünftiges Handeln ist auch das Motto der
diesjährigen Group Conference. Zum Thema „Voithians 2020“
widmeten sich rund 500 internationale Führungskräfte aller
Voith-Standorte drei Tage lang in Heidenheim dem Ausblick auf
die nächsten Jahre. Wir haben Ihnen einige Impressionen dazu
auf Seite 22 zusammengestellt.
Die ganze Konferenz erstrahlte übrigens im frischen WeißBlau des neuen Corporate Designs. Als verbindendes Element
zwischen allen Konzernbereichen und Kontinenten, als starkes
Erkennungszeichen unserer starken Dachmarke wird es eine
immer größere Rolle im unserem Arbeitsalltag einnehmen.
Weltweit. Mehr darüber erfahren Sie ab Seite 26. Weltweit
verbindend sind auch die Früchte unserer gemeinsamen Arbeit
als Voithianer. In London werden beispielsweise Millionen von
Menschen tagtäglich wie selbstverständlich von einem Ende
der Stadt zum anderen bewegt – mit Hilfe von Voith (Seite 30).
Und wenn zwei beherzte Nonnen aus Tansania sich zur
Fort­bildung zur Voith-Tochter Kössler ins österreichische
St. Georgen aufmachen (Seite 36), zeigt das, wie attraktiv
Voith-Technologie rund um den Globus wahrgenommen wird.
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen,
Ihr
Lars A. Rosumek
Senior Vice President Corporate Communications
report 2/2012 | 3
40
42
Inhalt
FOKUS
10
Wie Ideen wachsen
Weltweit Innovationen sind für Unternehmen wie Voith lebenswichtig.
Wie sie entstehen, was sie bewirken und wer dahinter steckt.
12 Damit aus Ideen erfolgreiche Produkte für den Markt werden,
müssen viele Faktoren ineinander greifen.
15 Karbon gilt als „Stahl des 21. Jahrhunderts“.
Im Voith Composite Center hat seine Zukunft bereits begonnen.
16 Jörg Lochschmidt und sein Team nutzen mit dem StreamDiver
neue Wege zur Wasserkraftgewinnung.
17 Der SteamTrac wandelt Motorenabwärme in nutzbare Energie um.
18 Die Inspiration für Innovationen kann überall lauern – auch in der Natur.
20 Innovationen müssen für lokale Märkte maßgeschneidert werden,
weiß Chidi Wang von Voith Hydro Shanghai.
21 Auch vermeintlich Kleines kann Großes bewirken.
In Mergelstetten weiß man das.
21 In São Paulo können Kunden Innovationen hautnah erleben
und selber ausprobieren.
4 | report 2/2012
38
30
Einblick
22 Group
Conference 2012
Heidenheim ”Our
Future starts now“ war
das Leitmotiv des internationalen Meetings.
25 Wandel und
Bewegung
Heidenheim Hubert
Lienhard erläutert die
Ziele und Ergebnisse
der Group Conference.
26 Unter einem Dach
44
34
vor ort
30 Go for Gold!
GroSSbritannien
Ganz London im
olympischen Rausch –
und Voith mit Höchstleistungen mittendrin.
28 Der Markt
wartet nicht
Weltweit Hans-Peter
Sollinger im Gespräch
über veränderte Marktsituationen bei Paper.
meilensteine
38 Ein Schwer­
gewicht auf
hoher See
Weltweit Der Voith
Radial Propeller:
108 Tonnen geballte
Schubkraft.
Panorama
42 Ort der guten
Hoffnung
Südafrika Körperlich
behinderte Schüler
freuen sich über die
Smartboard-Spende
von Voith.
34 Schöner Schein
Indien Emerging
Markets wie Indien
und China wollen
ihre Banknoten selber
produzieren. Mit Voith
als Partner für Spezialpapiere.
Weltweit Starke
Marke, starker Auftritt:
Das Corporate Design
im Arbeitsalltag.
18
36 Voller Energie
Tansania Wie sich
zwei afrikanische
Nonnen zu einem
Crash-Kurs in Sachen
Wasserturbinen nach
St. Georgen in Österreich aufmachten.
40 Die perfekte
Mischung
44 Metropole im
Paradies
Schweiz Das
Australien
Ad­vanced CT Control
System sorgt für
höchste Präzision bei
der Papierherstellung.
Die Sehenswürdig­
keiten ihrer Heimatstadt Brisbane stellt
Michelle McLain, Büroleiterin des dortigen
Voith-Standorts, vor.
02 impressum 03 Editorial 06 notizen
report 2/2012 | 5
notizen
Mit neuem Look und verbesserter Usability präsentiert sich die Konzernwebseite unter www.voith.com.
Im WWW zu Hause
Weltweit Voith gibt Gas im Internet:
mit einem komplett überarbeiteten
Web-Auftritt und den neuen CountrySites der einzelnen Regionen. 2.600
Einzelseiten, Hunderte von Bildern,
viele Grafiken und Videoclips mit einer
offenen, großzügigen Seitengestaltung
im neuen Corporate Design machen
6 | report 2/2012
voith.com zu einer modernen globalen
Internet-Präsenz. Dabei wurde vor allem
Wert auf Übersichtlichkeit und schnelle
Verfügbarkeit gelegt. Schließlich stellt
Voith hier über 4.000 einzelne Produkte
vor. Eingebettet in die Website sind
auch die regionalen Auftritte: Im Juni
starteten Brasilien und China mit
eigenen Country-Sites, weitere sind
bereits in Planung. Das Konzept der
Verwurzelung an den Standorten führen
übrigens auch die neuen Mitglieder
der Voith-Magazinfamilie weiter. Den
Anfang machten die Regional Reports
China und Brasilien, weitere Regionen
werden folgen. //
notizen
Neuer CEO bei Turbo
Weltweit Carsten J. Reinhardt ist seit
Juli Mitglied der Konzerngeschäftsführung von Voith und neuer Vorsitzen­
der der Geschäftsführung des Konzernbereichs Voith Turbo. Der 43-jährige
Diplom-Ingenieur (FH) Maschinenbau und
Master of Science (MSc) Automobile
Engineering bringt rund 20 Jahre inter­
nationale Managementerfahrung bei
namhaften Unternehmen in den Berei­
chen Commercial Vehicles und Industri­
als mit. Er begann seine Laufbahn bei der
Mercedes-Benz AG im Bereich Nutz­
fahrzeuge und war ­unter anderem für
Daimler in den USA tätig. Zuletzt arbeite­
te er als President und Chief Operating
Officer für Nutzfahr- und ­Industrietechnik
sowie After-Market beim US-amerikani­
schen ­Zulieferer Meritor. Unter seiner
Führung wurden unter anderem die
Produk­tionsaktivitäten modernisiert und
der Ausbau des Geschäfts in den Emer­
ging Markets Südamerika und Asien
vorangetrieben. Ein ausführliches Inter­
view mit Carsten J. Reinhardt folgt im
nächsten Voith Report. //
265.000
STUNDEN UNFALLFREI
Arbeits­
sicher­heit hat bei Voith seit Jahren
höchste Priorität. Der Konzernbereich
Voith Industrial Services hat dazu mit
seiner Kampagne „Safety – it’s your
life“ ein umfassendes Maßnahmen­
paket für Mitarbeiter geschnürt. Mit
Erfolg: 2011 wurde das Unternehmen
von seinen Kunden gleich vier Mal für
sicheres, unfall­freies Arbeiten aus­
gezeichnet. Shell verlieh den SafetyAward für 200.000 Arbeits­stunden
ohne Betriebsunfälle oder Verstöße
gegen die Sicherheitsbestimmungen
in der Rheinland-Raffinerie. Auch Esso
honorierte die Sorgfalt des rund 100
Mann starken Voith-Teams, das im
vergangenen Jahr im englischen Fawley
Stillstandsarbeiten mit 45.000 unfall­
freien Arbeitsstunden absolvierte. Die
Raffineriegesellschaft Heide verlieh
einen Safety-Award für null Unfälle,
gute Qualität und Termintreue wäh­
rend des Stillstands im Frühjahr 2011.
Schließlich folgte Exxon Mobil mit
­einem Safety-Award im März 2012,
der Voith als besten Lieferanten des
Jahres 2011 aus­zeichnete. //
Deutschland/England
Das preisgekrönte Voith-Team mit Mototsugu Ito, Chairman der JMF (4. von rechts)
Ausgezeichnetes Aggregat
Japan In den letzten Jahren ist es dem Team von Voith in Japan gelungen,
den DF Coat – ein Streichaggregat für Papiermaschinen – so weiterzuent­
wickeln, dass er im Vergleich zu seinem Vorgänger 80 Prozent weniger Energie
verbraucht. Das wurde nun auch von der Japan Machinery Federation (JMF),
einer nationalen Organisation der japanischen Maschinen- und Ingenieurs­
industrie, honoriert: Sie zeichnete den DF Coat von Voith mit dem „Energy
Conserving Machinery Award 2011“ aus. Der Preis wird jährlich für beson­
ders energiesparende Produkte in industriellen Maschinen vergeben, 2011
erhielten ihn nur 13 Fabrikate in ganz Japan. Der DF Coat wird in der Papier­
herstellung zum Streichen der Papierbahnen eingesetzt, um eine höhere
Qualität zu erreichen. Im Gegensatz zu anderen Streich­verfahren, bei denen
mechanischer Druck auf das Papier ausgeübt wird, trägt hier eine Verteildüse
die Farbe berührungslos auf. Der Vorteil: Der Trockengehalt des Papiers
steigt, und die Farbabdeckung ist gleichmäßiger. //
report 2/2012 | 7
notizen
„Beharrlich sein“
Malaysia Ming Ming Liu ist von der
Vereinigung „Women in Leadership“ als
innovativste Geschäftsfrau Asiens aus­
gezeichnet worden. Seit Januar 2009
ist sie Vorsitzende von Voith Paper Asia.
Liu arbeitet bereits seit 1998 für Voith,
sie war Leiterin der ersten VoithRepräsentanz in Peking und gilt als
leidenschaftliche Wegbereiterin für viele
Großprojekte von Voith Paper in Asien
und besonders in China. Ihr Engage­
ment hat die internationale Vereinigung
jetzt mit der Auszeichnung gewürdigt.
Frau Liu, ist eine weibliche Füh­
rungskraft in Asien heuzutage noch
eher die Ausnahme?
Das kann man so sagen. In der Industrie gibt es wenige Frauen an der
Spitze. Unter allen Kandida­tinnen war
ich zum Beispiel die einzige Frau aus
dem Maschinen- und Anlagenbau.
Was sind die Gründe für Ihren
­Erfolg?
Da fallen mir vier Punkte ein: Beharr­
lich sein und niemals aufgeben, der
enge Dialog mit den Kunden und mit
Voith in Europa, innovativ und kreativ
sein sowie schließlich: ein großes
Team immer mit unternehmerischem
Geist klar führen.
Wie würden Sie selbst Ihren Cha­
rakter beschreiben?
Ich denke, ich bin optimistisch, auf­
geschlossen und nehme neue Heraus­
forderungen gerne an. Dazu gehört,
Verantwortung zu tragen, auch in
Stress­situationen, in größeren Zusam­
menhängen denken zu können, die
Initiative zu ergreifen und Entschei­
dungen fällen zu können.
Infos zu Women in Leadership finden
Sie im Internet unter:
www.womeninleadership.ca
SPITZENPLATZ
Brasilien Voith ist zum bes­ten
Unternehmen der brasiliani­schen
Investitionsgüterbranche gewählt
worden. Der Konzernbereich Voith
Hydro erhielt die Auszeichnung
von „Exame“, einem der führen­
den Wirtschaftsmagazine Brasili­
ens. Das Ranking präsentiert die
500 stärksten Unternehmen des
Landes. Diese jährliche Top-Liste
ist die wichtigste ihrer Art für den
brasilianischen Markt. In diesem
Jahr wurden 3.500 Unternehmen
aus 18 verschiedenen Branchen
aufgrund von 31 Kriterien, unter
anderem Wachstum, Profitabilität,
finanzielle Solidität, Investitionen
und Produktivität-pro-Mitarbeiter
bewertet. „Wir fühlen uns sehr
geehrt durch diese Auszeichnung.
Sie ist eine Anerkennung für un­
seren Einsatz in Brasilien“, erklärt
Osvaldo San Martin, President
und CEO von Voith Hydro Brasilien.
Voith hat dort ein Stück Energie­
geschichte geschrieben. Seit rund
50 Jahren ist Voith mit einem
eigenen Produktionsstandort vor
Ort, fast 50 Prozent der aktuell
in Lateinamerika vorhandenen
Wasserkraftkapazität ist in Kraft­
werken installiert, die Voith ausge­
rüstet hat. //
Schulspende
JAPAN Die Solaranlage auf dem Dach
einer Grundschule in Motomiya, für
deren Errichtung Voith 100.000 Euro
gespendet hatte, ist installiert (siehe
Voith Report 1/2012). Ab sofort kann
sie umweltfreundliche Sonnenenergie
gewinnen. Das Geld war unter dem
Eindruck des Unglücksfalls von Fuku­
shima nach dem schweren Erdbeben
im März 2011 gespendet worden.
Motomiya liegt rund 60 Kilometer
vom Kernkraftwerk entfernt. //
8 | report 2/2012
Die Schüler der Grundschule in Motomiya freuen sich über die Spende.
notizen
Wüstenschiff: In der Werft in Dubai wird das riesige Hubschiff mit Voith Schneider Propellern für den Einsatz in der Nordsee ausgestattet.
Voith Schneider Propeller
Liefert Stabile Plattform
Dubai 131 Meter lang, 39 Meter breit und eine Antriebs­
leistung von 11,4 Megawatt – so lauten die technischen
Eckdaten der beiden baugleichen Hubschiffe, die bis zum
September auf der Dubaier Werft Lamprell Energy ent­
stehen. Ihre künftigen Aufgaben sind Transport und
Installation von Offshore-Windenergieanlagen, vor allem in
der Nordsee. Der norwegische Eigner Fred Olsen Windcarrier lässt die Schiffe dazu erstmals mit jeweils drei Voith
Schneider Propellern (VSP) ausstatten. Die präzisen Antriebe,
die sich in nur drei Sekunden umsteuern lassen, verhindern
ein Abdriften des Schiffes durch Wind, Strömung und
Wellengang. Wichtig ist diese exakte Positionierung vor
allem in dem Moment, wenn die vier Hubsäulen auf dem
Meeresgrund aufsetzen, das Schiff anheben und es damit
zur stabilen Arbeitsplattform machen. Ein weiterer Vorteil
der Propeller: Sie ermög­lichen eine besonders strömungsgün­stige Rumpfform, mit der sich Treibstoff sparen lässt.
Zudem sorgt ihre spezielle Rollstabilisierung ­dafür, dass das
Schiff auch bei schwerer See weniger schwankt. Das wird
sich sicherlich bezahlt machen, denn gerade die Nordsee
gilt neben Kap Horn als eine der windreichsten Meeres­
regionen der Welt. //
report 2/2012 | 9
Fokus
Inspiration
Wer Augen und Ohren
offen hält, findet viele
Vorlagen für neue Ideen.
Wie Ideen
wachsen
Nachhaltiges Wachstum braucht Innovationen.
Nur, wenn wir heute schon die Antworten auf die
Fragen von morgen finden, können wir uns am
Markt behaupten. Dafür brauchen wir nicht nur gute
Ideen, sondern auch Menschen, die sie erkennen
und umsetzen.
10 | report 2/2012
Fokus
Evolution
Das Weiterdenken einer
Idee bringt oft neue,
erstaunliche Einsatz­
möglichkeiten hervor.
Konzentration
Immer aufmerksam
bleiben. Auch Kleinig­
keiten können zu großen
Verbesserungen führen.
Adaption
Revolution
Um Neuland zu betreten
muss man auch bereit
sein, neue Wege zu er­
kunden.
Eine Innovation ist nur
so gut, wie sie sich auf
dem Markt präsentiert.
Lokale Bedürfnisse
bestimmen den Erfolg.
report 2/2012 | 11
Fokus | Innovation
Tauschen sich im Forum Neue Technologien aus:
(v.l.) Christian Naydowski, Ulrich Begemann,
­Stefan ­Lutzmann, Falko Baier
Innovation – Ideen für den Markt
Innovationen sind wichtig für Unternehmen. Aber was
sind die Voraussetzungen für Ideen, die ­wirklich Neues
hervorbringen? Vor allem eine offene Unternehmenskultur.
W
enn es mal immer so einfach wäre.
Als der Mathematiker und Ingenieur
Archimedes in Syrakus eines Tages in
eine bis zum Rand gefüllte Badewanne stieg und
das überlaufende Wasser beobachtete, hatte er
plötzlich die Lösung für den Auftrag von König
Hieron: Um zu prüfen, ob dessen Krone tatsäch­
lich aus purem Gold sei, musste er vergleichen, ob
die Krone und ein gleich schwerer Goldbarren
in einem Behälter dieselbe Menge an Wasser
verdrängen würden. Das Archimedische Prinzip
war geboren. Freilich: Ob der geniale Geist der
Antike tatsächlich vor lauter Begeisterung über
seine Entdeckung splitternackt durch die Gassen
der Stadt rannte und dabei laut „Heureka“ rief –
zu Deutsch „Ich hab’s gefunden“ – bleibt der
Legende vorbehalten …
Archimedes’ Erben müssen sich da heut–
zu­tage an ganz anderen Anforderungen messen.
Etwas Neues zu entdecken oder zu erfinden, ist in
Zeiten globalen Wettbewerbs und immer stärker
gesättigter Märkte so schwer wie nie zuvor.
Forschung und Entwicklung sowie die schnellst­
mögliche Marktreife neuer Produkte sind zu
entscheidenden Wettbewerbsfaktoren geworden.
12 | report 2/2012
Mehr noch: „Innovationen sind eine Frage des
Überlebens am Markt“, ist Ulrich Begemann
überzeugt. „Sie sind wie junge Triebe an einem
Baum im Frühjahr. Sie ermöglichen Wachstum
und Anpassung an geänderte Lebensbedingungen.“
Begemann ist Leiter Neue Technologien.
Sein Auftrag: Innovative Entwicklungen suchen
und bewerten, die mittelfristig bestehenden
Geschäftsfelder ergänzen, vor allem aber neue,
profitable Märkte erschließen. Die Vorgehens­
weise: Externe Kontakte aufbauen, um möglichst
frühzeitig von Neuem zu hören, aus der großen
Anzahl an Ideen und Projekten solche herauszu­
filtern, die für Voith Wachstum bedeuten können
und sie betreuen, bis eine endgültige Entschei­
dung möglich ist.
Fachlichen Austausch zwischen den Kon­
zernbereichen bietet das „Forum Neue Technolo­
gien“. Seine Mitglieder treffen sich regelmäßig,
um sich über interessante Entwicklungsprojekte
an Forschungseinrichtungen oder bei jungen
Unternehmen zu informieren und abzustimmen.
Darüber hinaus reden mehrmals im Jahr hoch­
karätige Referenten vor Voith-Mitarbeitern über
aktuelle Technologietrends.
Fokus | INNOVATION
„Man braucht jemanden, der eine
tolle Idee hat, an die er glaubt, der
offen ist für Neues, der sich mit
dem Bestehenden nicht zufrieden
gibt, sondern es in Frage stellt.“
Falko Baier, Technologiemanager Voith Turbo
„Kreative Leute untereinander vernetzen, das
persönliche Gespräch fördern, ihnen Freiräume
bieten“, ist denn auch der beste Nährboden für
Innovationen, den das Forum aus Sicht von Falko
Baier bietet. Baier gehört zum Steuerungskreis
des Forums und ist Technologiemanager im
Konzernbereich Voith Turbo. „Ideen“, so sein
Credo, „entstehen nicht unter Druck. Kreativität
wird freigesetzt, wenn es eine gute Balance
zwischen Freiraum und Forderung gibt.“ Der
Grund liegt auf der Hand: Tüftler und Kreative –
das sei ein bestimmter Menschentyp, meint Baier.
„Man braucht jemanden, der eine tolle Idee hat,
an die er glaubt, der offen ist für Neues, der
sich mit dem Bestehenden nicht zufrieden gibt,
sondern es in Frage stellt.“
Dazu bedarf es der entsprechenden Unter­
nehmenskultur. Offenheit, Toleranz und Geduld
sind dabei das Salz in der Suppe. „Ein Unter­
nehmen muss bereit sein, Fehler in der frühen
Entwicklungsphase zuzulassen. Man muss die
Freiheit haben, etwas auszuprobieren, auch wenn
es auf den ersten Blick verrückt erscheint.“
Bislang Unbekanntes findet man nicht mit alten
Denkmustern. Kurz gesagt: Visionen haben, aber
die Materie kennen. Begemanns Faustformel für
Forschung und Entwicklung: Ausreichend kreati­
ve Freiheit in der frühen Phase und anschließend
schrittweise Fokussierung und disziplinierte Um­
setzung. Christian Naydowski ergänzt: „Wenn
Fachleute die Köpfe zusammenstecken, einen
offenen Umgang pflegen, dann steht die Lösung
im Raum“, meint der Leiter Chemische Techno­
logie bei Voith Paper. „Wissenschaftler“, fügt er
hinzu, „brauchen Sparringspartner.“
Aber warum ist dies alles so wichtig? Weil
erfahrungsgemäß aus vielen hundert Ideen nur
wenige erfolgreiche Produkte werden. Was auf
den ersten Blick frustrierend klingt, ist für einen
Innovationsprozess ganz normal. Denn auf die
reine Idee folgen Machbarkeitsstudien, Business­
pläne und Tests – bis endlich die Markteinfüh­
rung ansteht. Und die darf kein Flop werden.
Bauchgefühl hat hier nichts verloren. Falko Baier:
„Vergebens sind die verworfenen Projekte nicht,
denn auch solche Erfahrungen sind wertvoller
Teil unseres Wissensschatzes.“ Unerlässlich sei es,
einen langen Atem zu haben. „Wir müssen die
Fähigkeit besitzen, vom Grundsatz her gute Ideen
mit geringem Aufwand zu beobachten. In Zeiten
„Innovationen sind Ideen, die erfolgreich
am Markt eingeführt sind.“
Stefan Lutzmann, Innovationsmanager Voith Hydro
knapper werdender Ressourcen und steigenden
Kohlendioxidausstoßes ist manches, was heute
bereits technisch lösbar ist, wirtschaftlich erst
deutlich später interessant.“
Aber wie definieren die Experten im Konzern
Innovationen überhaupt? Die Antwort fällt im­
mer ganz ähnlich aus: Es geht nicht um Grund­
lagenforschung wie an den Universitäten, es geht
um Produktentwicklung und damit um den Blick
auf den Markt. Stefan Lutzmann, auch er im
Steuerungskreis des Forums Neue Technologien
und Innovationsmanager im Konzernbereich
Voith Hydro: „Innovationen sind Ideen, die er­
folgreich am Markt eingeführt sind.“
Der Voith Schneider Propeller ist für den
Diplomingenieur ein typisches Beispiel hierfür.
Ulrich Begemann fallen der Voith WinDrive oder
auch das Vorhangstreichen (Curtain Coating)
report 2/2012 | 13
Fokus | INNOVATION
in der Papiertechnik ein – alles Entwicklungen,
mit denen Voith neue Märkte erschließen konnte
und dafür auf gut Deutsch auch die nötige Puste
mitbrachte: „Innovationen mal eben schnell
auf den Markt werfen, das funktioniert nicht.“
Falko Baier sieht das genau so: Die sieben Jahre,
die es von den ersten Planungen bis zum Proto­typ des Gezeitenströmungskraftwerks und der
Gezeitenströmungsturbine brauchte, hält er für
„eher kurz“.
Ausschlaggebend für die Auswahl interessanter
Produktideen ist der Blick aus Kundensicht. Die
Mitglieder des Forums Neue Technologien sind
sich einig: „Wir müssen sehr gut verstehen, was
unsere Kunden in fünf oder zehn Jahren
brauchen. Wir müssen für sie vorausschauen,
bewerten, analy­sieren, wie sich Märkte und Technologien ent­wickeln werden.“ Das ist leichter gesagt als getan. Viele Technologien haben einen
hohen Reife­grad. Oder anders formuliert: Viele
Märkte sind ausgereizt. Nicht einfach zu bewerten, aber mit großen Chancen für Voith verbunden, sind Technologien und Produkte, die sich aus
Trends wie Ressourcenverknappung, Umweltschutz oder wachsender Mobilität ableiten lassen
(wie das Beispiel StreamDiver auf Seite 16).
Hinzu kommt die globale Vernetzung: Neue
Ideen verbreiten sich in atemberaubendem
Tempo, Entwicklungen haben sich enorm beschleunigt. Lag der Produktlebenszyklus eines
Autos in den siebziger Jahren noch bei acht
Jahren, so hat er sich inzwischen im Schnitt auf
zwei bis drei Jahre verkürzt. Und die ConsumerElectronics-Industrie läuft förmlich heiß: Bei
Computern liegen die Zyklen mittlerweile im
Bereich weniger Monate, bei Fernsehern rechnet
man in Halbjahresabständen.
Sicher: Bei Investitionsgütern, wie Voith sie
herstellt, drehen sich die Uhren nicht so schnell
wie auf dem Verbrauchermarkt. Aber auch hier
muss die Zeitspanne zwischen dem kreativen
Funken und dem ersten Kaufvertrag so kurz wie
möglich gehalten werden.
Auch für Archimedes tickte schon damals die
Uhr. Wer weiß, ob der brillante Analytiker ohne
den Druck eines königlichen Auftrags im Nacken
jemals auf seine geniale Entdeckung gekommen
wäre. Übrigens sollte sie fast 2.000 Jahre un­an­getastet überdauern. Erst der schweizerische
Mathematiker Leonhard Euler holte das antike
Wissen um 1750 mit seinen Forschungen zur
Hydrodynamik wieder hervor. //
14 | report 2/2012
Fokus | Revolution
Umdenken zum
weiterkommen
Karbon gilt aufgrund seiner vielseitigen Eigenschaften
als Werkstoff der Zukunft. Wer ihn nutzen will, muss
neue Wege gehen.
Im neuen Entwicklungs- und Produk­
tionszentrum von Voith Composites
(VOC) in Garching bei München, er­
öffnet im September letzten Jahres,
wird die Zukunft mit­g estaltet. Mit
einer hochmodernen Fertigungsanlage
forscht und arbeitet man mit Karbon,
dem „Stahl des 21. Jahrhunderts“.
„Wir wollen diese Entwicklung mitgestalten und ein bevorzugter Partner
der Industrie bei der Entwicklung
neuer Fertigungsprozesse werden.
Ein erster Schritt dahin war der Start­
schuss für unsere Entwicklungspart­
nerschaft mit Audi im letzten Jahr“,
berichtet Lars Herbeck, Geschäfts­
führer und bei VOC zuständig für den
Bereich Automotive. Der Einbau von
Karbonfaserteilen in Fahrzeugen setzt
ein Umdenken voraus: Autos müssen
anders konstruiert werden, und eine
neue Fertigungstechnologie ist erfor­
derlich. Deswegen ist die Entwicklung
von Produktionsprozessen für die indus­trielle Großserienfertigung für Voith
ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur
Durchsetzung des neuen Materials
in der industriellen Anwendung. Die
Pilotlinie für die Fertigung ist bereits aufgebaut, die Produktion kann beginnen.
Im Gegensatz zur Großserienfertigung geht es bei Produkten aus
Kohle­faserverbundstoff (CFK) für In­
dustrieanlagen zwar nur um einige
hundert oder tausend Stück pro Jahr.
Hier hat Voith aber – beispielsweise
mit der Fertigung von CFK-Walzen für
Papiermaschinen – bereits viel Erfah­
rung. Das Verfahren wurde von Voith
entwickelt. „Jetzt wollen wir mit neuen
Fertigungs­prozessen den Leichtbau
als ­Geschäftsfeld von Voith etablieren“,
erklärt Markus Lang, Geschäftsführer
für den Industrie­bereich. Die Zukunft ist
vielversprechend. Der „Stahl des 21.
Jahrhunderts“ ist nicht nur leichter als
Metall. „Durch den Einsatz von CFKBauteilen können wir auch Schwingun­
gen in Anlagen reduzieren und das
Leistungsvermögen von ­Maschinen
steigern“, erläutert Lang. Anwendun­
gen für CFK-Kom­ponenten sieht er so­ ohl bei Papier- und ­Folienmaschinen
w
wie auch im Energiesektor. //
„Wir wollen die Entwicklung mitgestalten und
ein bevorzugter Partner bei der Entwicklung
neuer Fertigungsprozesse werden.“
Lars Herbeck, Geschäfts­führer
bei Voith Composites, Bereich Automotive
Der Werkstoff der Zukunft:
Kohlefasern auf dem Weg zum
Imprägnieren.
Voith-Mitarbeiter Martin Bartl
kümmert sich um das korrekte
Einfädeln der Fasern.
report 2/2012 | 15
Fokus | Evolution
Unsichtbare kraft
Jörg Lochschmidt, Produktmanager Small Hydro, leitet
das Projekt seit 2010.
Wasserkraft spielt bei der Energie­
gewinnung eine zentrale Rolle – und
doch stehen viele Innovationen gerade
erst am Anfang. Der StreamDiver, eine
der neues­ten Entwicklungen von Voith,
erschließt nun auch solche Gebiete
für die umweltfreundliche Energie­
gewinnung, in denen der Bau konven­
tioneller Wasserkraftwerke bislang
nicht möglich war. Ein Meilenstein auf
Der StreamDiver ist einfach zu
platzieren und muss nur alle
fünf Jahre gewartet werden.
16 | report 2/2012
dem Weg zum Ausbau erneuerbarer
Energien. Allein in Deutschland könn­
ten damit zusätzlich 3,5 Terawatt­
stunden Strom gewonnen werden –
klimaschonend und umweltfreundlich.
Besonders attraktiv ist dieses neue
Kraftwerkskonzept für Energiever­
sorger in Mitteleuropa. Im Mittelpunkt
des Interesses stehen sogenannte
Querbauwerke, also Bauten wie Weh­
re oder Sohlschwellen, die zur Regu­
lierung des Wasserpegels oder zur
Stabilisierung der Flusssohle bereits
vorhanden sind.
Jörg Lochschmidt, Produktmanager
von Small Hydro, der das Projekt seit
2010 leitet: „Es gibt sehr viele Quer­
bauwerke in Landschaftsschutzgebie­
ten, die für die Energiegewinnung dort
geeignet sind, wo das Potenzial
für konventionelle Wasserkraftwerke
praktisch ausgeschöpft ist.“ Gleich­
zeitig ist hier das Umweltbewusstsein
besonders hoch: Die Wasserkraftanlage
muss sich – praktisch unsichtbar – ins
Landschaftsbild integrieren. Es dürfen
keine naturverändernden Baumaßnah­
men durchgeführt werden und Fische
nicht zu Schaden kommen.
Präsentiert wurde das Herzstück
der Neuentwicklung – die Turbine mit
dem Namen StreamDiver – bei einer
Kundentagung im österreichischen
Zell am See. Die Verbund AG, einer
der größten Erzeuger von Strom aus
Wasserkraft in Europa, ist Partner für
ein Pilotprojekt. Der Anbieter aus Wien
will in Zukunft Querbauwerke für die
Stromerzeugung erschließen. So zum
Beispiel an der Salzach. Der Fluss
wird auf seinen 225 Kilometern Länge
fast so breit wie die Donau, führt viel
Wasser, hat aber nur eine geringe Fall­
höhe. Für die Verbund AG ideale Vor­
aussetzungen, um die Gewinnung er­
neuerbarer Energien unter derartigen
Bedingungen zu testen. Gleich drei
Stauwehre an der Salzach bieten sich
hierfür an.
Fokus | Evolution
Und so funktioniert es: Der
komplette Antriebsstrang ist in einer
Betonbox eingelassen, in die von oben
durch einen Rechen das Wasser einströmt. Der Rechen hält Äste, Laub
und Unrat zurück. Der Antriebsstrang
besteht aus Turbine, Welle, Lager und
Generator. Wichtig: Er ist komplett
wassergeflutet, die Lager sind nicht
öl-, sondern wassergeschmiert. Wo
kein Öl im Spiel ist, kann auch keines
austreten, Wasserqualität und Fische
sind nicht gefährdet. Außerdem ist der
StreamDiver wartungsarm. Nur alle
fünf Jahre muss er zu einem tech­
nischen Check ausgebaut werden.
Das Verfahren des wassergefluteten Antriebsstrangs hatte Voith bereits
vor einigen Jahren für Gezeiten­
strömungskraftwerke entwickelt. Für
das StreamDiver-Konzept arbeitete
das Entwicklerteam eng mit der
Technischen Universität München und
der Universität Stuttgart zusammen.
Ein erster Prototyp zum Test der
wassergeschmierten Lager ist in der
Brenz, dem Fluss, der sich durch das
Werksgelände in Heidenheim zieht, im
Einsatz. Auch nach einem Jahr zeigt
die Anlage keinerlei Verschleiß. „Der
StreamDiver ist etwas Besonderes
für uns“, unterstreicht der Ingenieur,
denn „konventionelle Wasserkraft­
werke werden immer für den Einzelfall
ausgelegt. Der StreamDiver soll da­
gegen zum günstigen Serienprodukt
für Energieversorger in aller Welt reifen.“
Im Visier stehe dabei zunächst vor
allem Europa, aber auch Märkte wie
die USA, Kanada oder die BRICStaaten (Brasilien, Russland, Indien
und China) seien in den kommenden
Jahren interessant.
Künftiger Produktionsstandort ist
die Voith-Tochter Kössler in Sankt
Georgen, Österreich. Die Neuent­
wicklung ist auch im Interesse der
­ö ffentlichen Hand. Die deutsche
Bundes­regierung unterstützt die Zusammenarbeit von Voith und den Universitäten von Stuttgart und München
mit Fördergeldern. //
Auch bei Schienenfahrzeugen mit Dieselantrieb kann der
SteamTrac den Kraftstoffverbrauch senken.
Sparsamer Antrieb
Hätten Sie’s gewusst? Gerade einmal ein Drittel der Energie, die im
Kraftstoff gespeichert ist, wird von
Verbrennungsmotoren tatsächlich
genutzt. Der Rest verpufft meist
­u ngenutzt als Abwärme. Voith-­
Ingenieure haben diese Tatsache
zum Anlass genommen, eine kleine
Sensation zu entwickeln: SteamTrac, ein neuartiges System, das
einen Teil der verpuffenden Energie
wieder nutzbar macht.
Das Prinzip: Mit der Abwärme
des Motors wird in einem Verdampfer
ein Medium – wie etwa destilliertes
Wasser – auf zirka 370 Grad Celsius
erhitzt und der Dampf in einen Hub­
kolben­expander weitergeleitet. Hier
wird er entspannt, indem er in einem
Zylinder einen Kolben bewegt. Dabei
entsteht mechanische Energie, die
dem Motor wieder zugeführt werden
kann. Das Ergebnis: weniger Kraftstoffverbrauch, weniger Kohlendi­oxidAusstoß, mehr Leistung.
„Auch zum Antrieb eines Generators lässt sich dieses Prinzip
an­wenden. Somit ist es ideal für die
dezentrale Stromerzeugung in Kleinkraftwerken wie Biogasanlagen oder
Blockheizkraftwerken“, erklärt Jürgen
Berger, der mit seinem 14-köpfigen
Team für die Entwicklung des Systems verantwortlich ist. „Mit dieser
Technologie leistet Voith einen weiteren Beitrag zur Energiewende“.
Der SteamTrac hat sich bereits
mehrfach bewährt: In einem Schubschiff, das zwischen Rotterdam und
Duisburg pendelt, sanken der jähr­
liche Diesel-Verbrauch um 40.000
Liter pro Motor und der Kohlen­­dioxid-Ausstoß um 106 Tonnen. In
drei Blockheizkraftwerken in Deutschland und Großbritannien erreichen
die Gasmotoren sieben bis zehn
Prozent mehr Leistung ohne zusätzlichen Brennstoffbedarf und ohne zusätzliches Kohlendioxid abzugeben.
In einem Dieseltriebwagen mit VoithTurbogetriebe reduziert der SteamTrac den Kraftstoffverbrauch ebenfalls um bis zu zehn Prozent.
Das System lässt sich auch in bestehenden Anlagen nachrüsten. Voith
hat hierfür den SteamDrive ent­wickelt. In mehreren Blockheizkraftwerken ist das System bereits im Einsatz und kann ebenso wie der Steam
Trac auch in Schiffen und Schienenfahrzeugen eingesetzt werden. //
report 2/2012 | 17
Fokus | Inspiration
Baum der
Erkenntnis
18 | report 2/2012
Fokus | Inspiration
Manchmal stammen Ideen aus
dem besten Labor der Welt:
der Natur. Die Kunst ist, sie
zu erkennen. Zsolt Roth fand
die Brücke zwischen Natur
und Technik.
Dass ein Baum auf die richtige Spur
führen kann, ist seit der Geschichte
von Newton und dem Apfel bekannt.
Allerdings ist es heute nicht mehr da­
mit getan, sich am Fuße des Stammes
in den Schatten zu legen und auf die
Inspiration zu warten. Im Gegenteil:
Nur wer mit offenen Augen und Ohren
durch die Welt geht, kann ungenutzte
Potenziale erkennen.
So wie Zsolt Roth. Der Diplom­
ingenieur bei Voith hörte im Februar
2008 in Crailsheim einen Vortrag des
renommierten Biomechanikers Prof.
Claus Mattheck. In dem Vortrag ging
es um ein Prinzip der Natur, die soge­
nannte Zugdreieckskonstruktion, wie
sie bei Baumstämmen zu finden ist.
Roth erinnert sich: „Plötzlich wurde mir
klar: Wir müssen die Fußform unserer
Zahnräder nach diesem Prinzip konst­
ruieren, um eine höhere Tragfähigkeit
zu erhalten und bei unveränderter
Größe ein höheres Drehmoment zu
übertragen.“
Der 54-jährige Entwicklungsinge­
nieur ist bei Voith zuständig für Ver­
zahnungsberechnung. Wenn er sich
an seine Berechnungen macht, geht
es um Millionstel Meter. „Getriebe und
ihre Zahnräder müssen eine lange
Lebensdauer und hohe Festigkeit
haben. Sie müssen optimal laufen und
so leicht wie möglich sein“, fasst er
die Quintessenz seiner Arbeit zusam­
men. Seit 22 Jahren dreht sich alles
im Arbeitsleben von Roth um diesen
Anspruch.
An der Entwicklung von An- und
Getrieben mitzuwirken, war für ihn im­
mer Herzenssache. Schon in seinem
Maschinenbaustudium spezialisiert er
sich auf Antriebstechnik, und als er
1984 bei Voith beginnt, arbeitet er als
Konstrukteur für Getriebeentwicklung.
Recht bald erfährt er, dass am Ende
einer Entwicklung immer auch das
Verwerfen einer Idee stehen kann.
„Wenn der Markt sich plötzlich ändert,
werden Entwicklungen auch wieder
fallengelassen“, erzählt er. Deshalb,
ist er überzeugt, bedarf es in seinem
Beruf auch einer besonderen Beharr­
lichkeit. „Man darf niemals aufgeben“.
Opferbereitschaft, Hartnäckigkeit und
Idealismus zählt Roth zu den wichtigs­
ten ­Eigenschaften, die ein Erfinder mitbringen müsse. Vor allem aber Leiden­
schaft und Kreativität. „Die Arbeit mit
Technik ist Beruf und Berufung für
mich“, gibt er zu.
Gedanklich ist er immer damit
beschäftigt. Hat er eine gute Idee,
schreibt er sie sich sofort auf. „Wenn
die Begeisterung da ist, kommt der
zündende Gedanke irgendwann von
allein.“
Die nach dem Vorbild der Natur
entwickelte bionische Zahnfußkontur
Ein Vorreiter der Bionik
Es hilft natürlich, wenn man die
Augen und Ohren offen hält und sich
für neue Ideen nicht versperrt. Zusam­
men mit mehreren engagierten und
motivierten Studenten – Roth ist auch
­Dozent an der Dualen Hochschule in
Heidenheim – arbeitete er in den
folgenden Jahren nach dem erkennt­
nisreichen Vortrag an einem Patent
zur „bionischen Zahnfußkontur“ und
erhielt von Voith die Mittel für die not­
wendigen Versuche. Der Erfolg: Heute
werden die Zahnräder nach dem
inzwischen weltweit angemeldeten
­Patent dem Härtetest unterzogen.
Auch für Radsatz- und große Turbo­
getriebe könnte die neue Entwicklung
geeignet sein. Roth kann es kaum er­
warten: „Ich hoffe, dass die Einführung
eine Eigendynamik erhält.“ Denn das,
stellt er zufrieden fest, „ist die wahre
Belohnung für den Entwickler“. //
Prof. Claus Mattheck vom Karlsruher Institut
für Technologie gilt als Vorreiter der Bionik,
die der Frage nachgeht, wie sich Prinzipien
und Funktionsweisen aus der Natur auf tech­
nische Anwendungen übertragen lassen – so
auch beim Thema Zugdreieckskonstruktion.
Mattheck ist Professor für Schadenskunde
und hat untersucht, warum Bäume am Fuß
ihres Stammes Wurzelanläufe bilden. Der
Wurzelanlauf macht aus der „scharfen Ecke“
zwischen Baumstamm und Erdboden – der
sogenannten Kerbe – ein Dreieck, dass die
Spannung mindert, die vor allem durch starke
Winde auf den Baum wirkt.
Auch viele mechanische Bauteile haben
Kerben. Das sind Stellen, wo sich ein Bauteil
verzweigt oder eingeschnürt wird – zum Bei­
spiel der Übergang des Schraubengewindes
zum Schraubenzylinder. Weil sich dort die
Zug- und Druckkräfte stark erhöhen, bilden
sich oft Risse oder Bruchstellen und führen
zum ­Materialversagen. Mattheck leitete aus
seinen Beobachtungen Erkenntnisse ab, wie
man diesem Versagen entgegenwirken kann.
­Diese Erkenntnisse standen auch Pate für die
bionische Zahnfußkontur, die Roth mit seinem
Team entwickelt hat.
Weitere Infos auf der deutsch- und englisch­
sprachigen Website von Prof. Mattheck:
www.mattheck.de
report 2/2012 | 19
Fokus | Interview
verstehen
und verändern
Innovationen müssen auch zum Markt passen, den sie
­bedienen wollen. Die Anpassung an lokale Bedürfnisse ist
Pflicht, weiß Chidi Wang von Voith Hydro Shanghai.
Wie führt man erfolgreich Voith-Spitzentechnologie bei
Kunden in China ein?
Voith in China ist ein relativ junges Unternehmen. Um VoithTechnologie auch bei unseren Kunden in China einzuführen,
müssen wir unsere Erfahrung in Wasserkraft und unsere
kommunikativen Fähigkeiten nutzen und sie auf „Chinesisch“ erklären, also auf eine Art und Weise, wie sie in China
verstanden wird. Wir müssen die Bedürfnisse und Wünsche
unserer Kunden voll und ganz verstehen, um genau die
Lösungen auswählen zu können, die am besten zu ihren
jeweiligen Projekten passen. Bis dahin sollten wir Risiken
vermeiden und unser Bestes geben, um konkurrenzfähige
Produkte zu bauen und unsere Kunden zufrieden zu stellen.
Welchen Herausforderungen steht man gegenüber,
wenn man weltweite Voith-Qualitätsstandards bei der
­lokalen Verwurzelung in der Region anwendet?
Über die letzten zehn Jahren hat Voith Hydro Shanghai
Voith-Technologien und Qualitätsstandards bei Projekten
in China eingeführt. Darüber hinaus
haben wir auch an lokalen Innova­
tionen gearbeitet. Mit dem Wissen
über die Spitzentechnologie können
wir diese optimieren und sogar
verbessern und an andere Operating
Units in China weitergeben. Die Herstellung von Laufrädern für An Khe in
Vietnam und Jin Ping II in China sind
typische Beispiele. Wir haben nicht
einfach nur bestehende Technik verwendet, sondern eine neue LaufradTechnologie entwickelt – basierend auf dem Produkt, dem
Projekt und den Produk­tionsanforderungen. Voith Hydro
Shanghai ist die füh­rende Operating Unit in China bei Laufrad-Konstruktion, Maschinen­b auqualität, Prozess- und
Qualitätskontrolle. Das ist nun die Technologie unseres
Unternehmens, und die hat die Standards für Konstruktion
20 | report 2/2012
und Produktion bei Hydro in China geprägt. Bis jetzt haben
wir acht neue Patente beantragt, drei wurden bereits an­
erkannt, und die anderen fünf haben das Auswahlverfahren
durchlaufen. Außerdem sind noch zwei Patente in Prüfung.
Wir haben die Herausforderungen gemeistert, VoithQualitätsstandards anzuwenden bei der Lokalisierung in
der Region und haben da große Fortschritte gemacht. Ich
bin sehr stolz darauf, ein Voithianer zu sein.
Welche Ratschläge und Erwartungen haben Sie an
­junge Ingenieure in China?
Als Voith-Veteran würde ich sagen, das Wichtigste ist, ein
professionelles Ingenieursteam aufzubauen und zu fördern,
um unsere Hydro-Technologie weiter voranzutreiben. Wir
haben ein organisiertes Trainingsprogramm, das es unseren
Ingenieuren ermöglicht zu lernen und up to date zu bleiben,
sowie mit deutschen Ingenieuren alle zwei oder drei Jahre
im Voith-Stammsitz in Heidenheim zu arbeiten. Das wirkt
sich nicht nur positiv auf den Aufbau beruflicher
Kooperationen aus, sondern auch auf
persönliche Freundschaften – und das
wiederum hilft, die Kosten für unsere
Chidi Wang ist
Vice President of
Projekte niedrig zu halten, die Qualität
Engineering bei Voith
zu steigern und pünktliche Fertig­
Hydro Shanghai.
stellungen zu gewähr­leisten. Dieses
Er kümmert sich
um den Wissens­
Trainingsprogramm bildet ein gutes
austausch zwischen
Fundament für unsere lokale VerwurChina und Deutschzelung. Bis jetzt haben fast 30 Inge­
land – und um lokale
Innovationen.
nieure daran teil genommen, und alle
haben nun die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten und Projekte erfolgreich zu führen. Der härteste Wettbewerb ist im Moment
der um qualifizierte Mitarbeiter. Unser end­gültiges Ziel ist es,
ein starkes und professionelles Team zu formen. //
Dieses Interview ist ein Auszug aus dem
Voith Regional Report China 2/2012.
Fokus
Die ideenreichen
Mitarbeiter im
Voith-Turbo-Werk
in Mergelstetten
Weiter
denken
Stetig nach Verbesserungen suchen –
auch das kann ein Motor für innovative
Prozesse sein. Gerade im Arbeitsalltag
können kleine Änderungen schon große Wirkungen haben. So wie im Werk
Mergelstetten, wo 104 Voithianer mit
ihren Ideen halfen, Zeit und Kosten
einzusparen und gleichzeitig Qualität,
Arbeitssicherheit und die Umweltbilanz zu verbessern. Insgesamt reichten sie 155 Vorschläge ein, also 1,5
pro Mitarbeiter. //
tissue innovation Center
Nach seinem Umbau wurde im November vergangenen Jahres
das Tissue Innovation Center in São Paulo wiedereröffnet.
Rund 150 Unternehmer, Geschäftsführer und leitende Ingenieure von
Kunden aus aller Welt waren angereist, um sich von der Leistung der
neuen Anlage zu überzeugen.
Und die ist beachtlich: Denn in der
brasilianischen Metropole steht nun
eine der schnellsten Tissuemaschinen
überhaupt. 2.500 Meter pro Minute
für die Produktion von konventionellem
Hygienepapier und 1.800 Meter pro
Minute für Premium-Hygienepapier –
das ist zurzeit Höchstgeschwindigkeit.
Für die Premium-Variante kommt das
ATMOS-Verfahren zum Einsatz: Es
benötigt etwa 60 Prozent weniger
Energie und 30 Prozent weniger Fasern
als herkömmliche Verfahren. Der Clou:
Ob konventionell oder Premium – die
Anlage lässt sich in kurzer Zeit in den
gewünschten Modus umschalten.
Ihr Tempo verdankt die Maschine
der hohen Trocknungskapazität: Der
neue Yankee-Zylinder hat einen größeren Durchmesser als sein Vorgänger,
und die Ultra-Hood-Trockenhaube
erlaubt Temperaturen bis 650 Grad.
Die Schuhpresse ­NipcoFlex T, speziell
für die Tissue-Produktion entwickelt,
reduziert den Energieverbrauch um
20 Prozent. Luftsysteme und Wärmerückgewinnungsanlage sind ebenfalls
neu. Das Tissue Innovation Center
bietet Kunden die Möglichkeit, selber
Tests an der Maschine durchzuführen –
ein Angebot, das auf großes Interesse
stößt: Bis Dezember ist sie schon
ausgebucht. Auch Voith Paper nutzt
die erneuerte Tissuemaschine für
Forschungs – und Entwicklungsaktivitäten. In dem seit 1994 bestehenden Forschungs- und Entwicklungszentrum in São Paulo wurden bereits
viele neue Komponenten und Prozesse entwickelt. //
report 2/2012 | 21
EINBLICK
Group
Conference
2012
22 | report 2/2012
EINBLICK
Wie sieht die Welt im Jahr
2020 aus? Die Group
Conference 2012 blickte
in die Zukunft.
„Our Future Starts Now“ – unsere
Zukunft beginn jetzt. Das Motto der
diesjährigen Group Conference war
gleichzeitig klare Zielvorgabe: Drei
Tage lang, vom 23. bis 25. Juli,
drehte sich bei der größten Führungskräfte-Veranstaltung dieser Art
von Voith alles um die Chancen und
Herausforderungen der kommenden
Jahre. Wie wird die Welt sich bis
2020 verändern? Und welche Impulse
müssen wir heute schon setzen, um
mit dem Wandel richtig umzugehen?
Rund 500 internationale Top-Führungskräfte aus 31 Nationen lauschten
dazu tagsüber den Vorträgen und
Erfahrungen ihrer Kollegen und dis­
kutierten beim Abendprogramm die
gewonnenen Erkenntnisse – ganz
ohne Verständnisprobleme, trotz der
29 vertretenen Muttersprachen. Erstmalig war der Voith-Stammsitz Heidenheim Veranstaltungsort der alle drei
Jahre stattfindenen Group Conference.
Viele Voithianer sorgten mit ihrem
Einsatz dafür, dass die Konferenz ein
von allen Teilnehmern gelobtes Er­
eignis wurde. Die weiteste Anreise hatte
übrigens Mats Hansson von Voith
Turbo Australien: Er legte rund 16.500
Kilometer Luftlinie von Wetherill Park
nach Heidenheim zurück. Die sich,
wie er betonte, auf jeden Fall ge­lohnt
hätten.//
report 2/2012 | 23
EINBLICK
Gelegenheit zu einer ausführlichen
Frage-und-Antwort-Runde mit der
gesamten Konzerngeschäftsführung
bot das „Town Hall Meeting“.
Die zahlreichen Vorträge der
Kollegen aus allen Voith-Regionen
sorgten für die Denkanstöße …
… und den Gesprächsstoff
für die Pausen im Congress
Centrum Heidenheim.
24 | report 2/2012
EINBLICK
Wandel und bewegung
Wie stellt sich Voith auf kommende Herausforderungen ein?
Konzernchef Hubert Lienhard über Ziele und Ergebnisse der
Group Conference 2012.
„Heidenheim I“ war bereits die vierte Voith Group
Conference. Warum eine solche Veranstaltung – in
Zeiten von Internet, Lync, Videokonferenzen?
Die Voith Group Conference ist die wichtigste Führungskräfteveranstaltung in unserem Unternehmen. Das gemeinsame
Erarbeiten von Themen, das gemeinsame Setzen von Impulsen
und die dabei entstehenden Emotionen und persönlichen Erfahrungen durch die Begegnungen mit anderen Voithianern –
all das ist durch nichts zu ersetzen.
Was war das Ziel dieser Konferenz?
Die Group Conference hat den Weg
für Voith ins Jahr 2020 bereitet. Wir
haben darüber gesprochen, wie unsere
Welt sich in den nächsten Jahren verändern wird und wie Voith mit diesem
Wandel umgeht: was wir heute tun
müssen, damit wir den eingeschlagenen Wachstumskurs weiter fortsetzen.
Welche Veränderungen werden die nächsten Jahre
bringen?
Die politischen und wirtschaftlichen Gewichte in der Welt
werden sich unwiederbringlich verschieben. Europa wird
nicht länger das Zentrum der Welt sein. Wenn meine Kinder
in meinem Alter sind, werden sie in einer Welt leben, in
der Asien das politische und wirtschaftliche Zentrum der
Welt geworden ist. Unternehmen, die diese Bewegung in
den nächsten Jahren nicht mitmachen, nicht aktiv mit gestalten, werden zunehmend unwichtig werden beziehungsweise ganz vom Markt verschwinden.
Sie selbst haben auf der Konferenz über „Voith 2020“
gesprochen. Was für ein Unternehmen wird Voith
2020 sein?
Voith 2020 wird ein Unternehmen mit vielen Zentren sein,
das in seinen Regionen tief verwurzelt ist. Ein wahrhaft internationales Unternehmen, das in den wichtigen Regionen
zu Hause ist, in den Regionen die Märkte perfekt bedient
und in diesen Regionen wächst, mit lokalen Produkten, mit
lokalem Management. Voith 2020 wird aber – bei allen
Veränderungen – Voith sein. Ein Familienunternehmen mit
einer starken Zentrale in Heidenheim, mit unseren VoithWerten und unserer Voith-Kultur.
Welche Botschaft geht von „Heidenheim I“ für den
Konzern aus?
Es sind drei Botschaften, die von „Heidenheim I“ ausgehen:
Erstens: Veränderungen bei Voith und für Voith sind kein
Selbstzweck. Wir leben in einer Zeit,
in der unsere Welt sich wahrscheinlich stärker verändert als jemals zuHubert Lienhard,
Vorsitzender der
vor. Wir müssen uns diesen Themen
Geschäftsführung
jetzt stellen. Die Welt wird nicht auf
der Voith GmbH,
uns warten.
hielt bei der Group
Conference einen
Zweitens: In all diesen Veränderungen
Vortrag über „Voith
liegen enorme Chancen für Voith. Wir
2020“ und die Zubedienen alle entscheidenden Mega­
kunft des Konzerns.
trends, und wir haben die Ideen, die
Technologien und die Menschen, um
mit diesen Megatrends weiter zu wachsen. Das heißt: Wir
können mit Zuversicht und Mut in die Zukunft blicken.
Drittens: Die Chancen auf den internationalen Märkten
zu ergreifen, sichert uns langfristiges Wachstum und finanzielle Unabhängigkeit, wirtschaftliche Prosperität. All dies eröffnet uns erst die Möglichkeiten, unsere Tradition und unsere
Werte dauerhaft zu bewahren. Wir werden das eine – Beständigkeit – nicht ohne das andere – Bewegung – bekommen.
Was war Ihr persönliches Highlight dieser Voith Group
Conference?
Zum einen die vielen Gespräche mit Voithianern, in denen
ich das enorme Engagement und das große Commitment
für dieses Unternehmen spüren konnte. Und die Bereitschaft, die Veränderungen der nächsten Jahre zu gestalten
und mitzutragen. Zum anderen die Rede unserer Familiengesellschafterin am letzten Tag der Konferenz, in der ganz
deutlich wurde: Die Familie steht ohne Wenn und Aber
hinter ihrem Unternehmen. Unsere Gesellschafter tragen
den eingeschlagenen Kurs voll und ganz mit. Voith ist und
bleibt ein Familienunternehmen. Diese Worte haben nicht
nur bei mir nachhaltig Eindruck hinterlassen. //
report 2/2012 | 25
EINBLICK
Einblick
1
Unter einem Dach
Wer weltweit erfolgreich sein will, braucht eine starke Marke. Und eine starke Marke
braucht ein gelebtes ­Corporate Design. Seit dem Launch im letzten Jahr ­zeigen sich
immer mehr Arbeitsmittel im neuen modernen Voith-Erscheinungsbild.
Jüngstes Beispiel für die Umsetzung des neuen Corporate Design
ist die ­komplett überarbeitete Internetseite ­www.voith.com. Aber auch
Büroausstattung wie Ordner, Geschäftspapiere und Visitenkarten
sind immer häufiger in neuer Optik zu
sehen. Seit der offi­ziellen Ein­führung
des Designs im Mai letzten Jahres
hat sich viel getan. Arbeits- und
Kommunikationsmittel wurden konse­quent umgestaltet, detaillierte Richt­
linien und Anleitungen definiert.
Voith als internationales Unternehmen will lokal in jedem Land als
starke Marke verwurzelt sein. Das
Corporate Design schafft die Voraussetzung, die Unternehmensidentität
über Landesgrenzen und Konzern­
26 | report 2/2012
bereiche hinweg einheitlich und unverwechselbar zu kommunizieren.
Das klare wie auch ehrgeizige Ziel:
Zum 30. September 2012 wird das
Corporate Design weltweit verbindlich gelten. Bis dahin darf altes BüroMaterial noch aufgebraucht werden.
Einige andere Umstellungen erfordern
mehr Zeit und Vorbereitung. So werden
Leit- und Orientierungssys­teme nicht
grundsätzlich erneuert, sondern erst
an neuen oder renovierten Standorten
eingesetzt.
Und auch beim Voith-Intranet
wollen alle Umbaumaßnahmen langfristig geplant und ge­testet sein, bevor es sich im neuen Design präsentieren kann. Ein wich­tiges Hilfsmittel
beim Übergangsprozess ist das
Branding & Identity Portal im Intranet
unter branding-identity.voith.com.
Voith-Mitarbeiter erhalten hier alle
Informationen sowie sämtliche An­
leitungen und Vorlagen für Publika­
tionen, Präsentationen, Anzeigen,
Büro­­ausstattung und vieles mehr, auf
Deutsch und Englisch.
Auch stehen Online-Assistenten
bereit, mit denen sich die Geschäftsausstattung druckfertig erstellen lässt.
Oft muss der Nutzer nicht mal seine
Daten eingeben – der Assistent holt
sich die nötigen Informationen direkt
aus dem Intranet. Das so erzeugte
PDF kommt dann per Mail und kann
direkt an die Druckerei geschickt
werden. //
EINBLICK
2
3
4
5
CORPORATE-DESIGN-ROLLOUT
IM ÜBERBLICK
(1) Büroausstattung
(3) Geschäftspapiere
(5) Leitsystem AuSSenbereich
Vom Ordner bis zur CD-Hülle, Mappen
und Schreibblöcke, von der Tischkarte
bis zum Revers-Schildchen: Der blaue
Voith-Schriftzug prangt nun immer
­öfter im Arbeitsalltag auf strahlendem,
luftigem Weiß. Bekanntmachungen an
den ebenfalls neu gestalteten Infoboards werden nun auch im aktuellen
Design aushängen.
Klare Richtlinien gibt es für Briefbögen,
Visitenkarten, Empfehlungskarten und
Versandmittel. Online-CD-Assistenten
helfen beim schnellen und sicheren
Erstellen von Versandhüllen, Empfehlungskarten, Briefbögen und Visitenkarten.
Am Standort in Garching wurden schon
die neuen Leitschilder eingesetzt. Alle
wei­teren Implementierungen an an­
deren Standorten werden langfristig
geplant und sukzessive erfolgen.
(2) Magazine
Gerade Magazine, die von Voithianern,
aber auch oft und gerne von Kunden
und Angehörigen gelesen werden –
wie der Voith Report oder die Regional
Reports – müssen sich von ihrer
besten Corporate-Design-Seite zeigen.
Um diesen hohen Standard zu erfüllen
gibt es ebenfalls Hilfen im Branding &
Identity Portal. Auch für Newsletter
und Broschüren existieren passende
Vorlagen, um auf den ersten Blick
als Voith-Publikation erkannt und geschätzt zu werden.
(4) Personalanzeigen
Als attraktiver Arbeitgeber setzt Voith
schon in der Stellenanzeige Akzente.
Richtlinien und Design-Manuals im
Branding & Identity Portal helfen beim
strukturierten Aufbau der Anzeigen.
(6) Messen
Auch auf Messen präsentiert sich
Voith als Marke einheitlich, offen und
modern. Die Richtlinien und Anleitungen für einen optimalen Messestand
6
wird es zum Ende des Geschäfts­
jahres auf dem Branding & Identity
Portal geben. //
www.branding-identity.voith.com
report 2/2012 | 27
Einblick | interview
DER MARKT WARTET NICHT
Die Papierindustrie erlebt einen grundlegenden strukturellen Wandel, der un­um­
kehrbar ist. Auch Voith Paper musste auf die veränderte Marktsituation reagieren.
In diesen schwierigen Zeiten zahlt sich die langfristige Planung nun umso mehr aus.
Herr Sollinger, die Verdrängung von grafischen Papieren
durch digitale Medien wird seit langem diskutiert.
Waren die jetzigen Marktentwicklungen nicht ­absehbar?
Wir beobachten den weltweiten Papiermarkt sehr genau
und haben bereits vor Jahren damit begonnen, uns auf
einen Rückgang der grafischen Sorten einzustellen. Die
Geschwindigkeit des Wandels übertrifft allerdings alle
Vorhersagen. Zurückzuführen ist dies darauf, dass elek­
tronische Medien in riesigen Stückzahlen verkauft wurden.
Sie müssen sich das vorstellen: Die Nachfrage nach neuen
Papiermaschinen zur Herstellung von Druckpapieren ist
innerhalb eines Jahres um rund 90 Prozent eingebrochen.
Und da wir es hier mit einer strukturellen Veränderung zu
tun haben, ist das kein momentanes Tief, sondern ein
unumkehrbarer Trend.
Die großen grafischen Papiermaschinen waren lange
das Zugpferd von Voith Paper. Welche Bereiche werden
diese Lücke füllen?
Wir haben vor mehr als zehn Jahren damit angefangen,
neue Bereiche aufzubauen. Dadurch sind wir mittlerweile
sehr viel breiter aufgestellt und können eine solche drasti­
sche Marktveränderung, wie wir sie zurzeit erleben, teil­
weise abfangen.
Mit viel Engagement aller Beteiligten haben wir unser
Geschäft in anderen Papiersorten ausgebaut. Wir haben
heute eine führende Position im Bereich Karton-, Ver­
packungspapier- und Spezialpapiermaschinen. Außerdem
haben wir dank eines unglaublich motivierten Teams einen
erfolgreichen Wiedereinstieg in den Markt für Tissue­
maschinen geschafft. Darüber hinaus
sind wir heute Komplettanbieter, indem
wir die Automation, Environmental
Welche konkreten Auswirkungen
Solutions und Air Systems aufgebaut
hat die Lage auf Voith Paper?
Hans-Peter Sollinger,
Vorsitzender der
und unsere Aktivitäten im Bereich Pro­
Die Marktlage führte dazu, dass wir
Geschäftsführung von
dukte und Services gesteigert haben.
bei den grafischen Papiermaschinen
Voith Paper, erläutert
Diese Leistungen waren nur durch den
einer permanenten Verkleinerung undie Veränderungen
im weltweiten Papier­
Einsatz und die Innovationskraft der
seres Umsatzes gegenüberstehen.
markt und die nächBeteiligten weltweit möglich. Dank der
Zusätzlich hat dies auch für andere
sten Schritte für den
in den letzten Jahren geleisteten Ent­
unserer Produktbereiche, die vom
Konzernbereich.
wicklungsarbeit in vielen Bereichen
Maschinengeschäft beeinflusst wer­
bieten wir der Papierindustrie heute
den, negative Folgen. In einer solchen
zentrale Schlüsseltechnologien, die uns helfen, den dauer­
Situation ist es für uns entscheidend, auf die Marktverände­
haften Volumenrückgang im Bereich der grafischen Papiere
rungen rechtzeitig, überlegt und entschlossen zu reagieren.
besser zu kompensieren.
Auch wenn dies Schritte zur Folge hat, die für alle von uns
sehr schmerzhaft sind. Der Rückgang bei den grafischen
Papiermaschinen ist nicht eine zyklische Marktbewegung,
Die Marktsituation scheint sich nicht nur bei den grafisondern strukturell und aus unserer Sicht unumkehrbar.
schen Sorten zu ändern. Es gibt auch Anzeichen eines
Deshalb sind wir gezwungen, unsere Standorte in Heiden­
Trends zu klei­neren Maschinen …
heim, Ravensburg, Krefeld und St. Pölten anzupassen –
Ja, das ist richtig. Papiermaschinen mittlerer Größe gewin­
allesamt Zentren für grafische Maschinen oder deren Kom­
nen zunehmend an Bedeutung. Die Zeit der Großanlagen,
ponenten. Der Abbau von Arbeitsplätzen ist unvermeidlich.
scheint vorbei zu sein. Stattdessen fragen unsere Kunden
Es wäre fahrlässig, jetzt abzuwarten und nicht zu handeln.
vor allem im wachsenden Bereich des Kartons und der Verpa­
28 | report 2/2012
Einblick | info spot
Speziell in Asien steigt die
Nachfrage nach Karton und
Verpackungsmaterial.
ckungspapiere nach Maschinen, die weniger investitions­
intensiv und dennoch ressourcenschonend sind. Um hier zum
Marktpreis anbieten zu können, müssen wir unsere Kosten
in erheblichen Maße senken und sind dadurch gezwungen,
diese Maschinen im Wesentlichen vor Ort herzustellen.
Dies ist ein Grund für die Reorganisation bei Voith
Paper. Wir trennen regionale und globale Geschäftsfunk­
tionen, um effizient und kundennah arbeiten zu können. Wir
müssen uns noch stärker in den Regionen verankern,
so dass die Welt zu unserem Heimatmarkt wird. Wir
brauchen starke regionale Organisationen vor Ort, die
Partner unserer Kunden sind und wissen, was die dortigen
Papiermacher beschäftigt. Davon versprechen wir uns
zudem ein Wachstum unseres Servicegeschäfts, in dem
die Nähe zum Kunden häufig entscheidend ist. Unsere
bisherigen Voith Paper Divisionen wird es nicht mehr in
dieser Form geben, aber wir werden natürlich weiterhin alle
unsere Produkte und Lösungen anbieten – nur eben aus
einer regionalen Organisation heraus.
Wo sehen Sie Voith Paper in fünf Jahren?
Voith Paper ist im Papiermarkt zu Hause, der für uns auch
weiterhin ein attraktives Feld ist. Um unsere führende
Position zu sichern, hören wir auf den Markt. Wir arbeiten
daran, uns noch breiter aufzustellen. So werden wir in
Kürze zum Beispiel Neues für Zellstoffentwässerungsmaschinen anbieten können. Grafische Papiermaschinen
hingegen werden bei weitem nicht mehr in dem Maße zum
Umsatz beitragen wie in der Vergangenheit.
Darüber hinaus wird das Segment der mittelgroßen
Maschinen für uns an Bedeutung gewinnen. Und natürlich
wird Asien ein wichtiges Thema bleiben. Wie bereits in
den letzten Jahren wird ein großer Teil der weltweiten
Aufträge auch zukünftig aus dieser Region kommen.
Einschnitte und Veränderungen, wie wir sie derzeit
vornehmen müssen, sind immer schwierig. Doch sie sind not­
wendig, damit wir auch zukünftig stark aufgestellt sind. //
VERÄNDERTE
GEWOHNHEITEN
Der Übergang in eine digitalisierte Gesellschaft,
der sich vielerorts vollzieht, hat tiefgreifende
Auswirkungen auf den Papierbedarf. Betroffen
sind hauptsächlich die sogenannten grafischen
Papiere, aus denen vor allem Zeitungen, Magazine
oder Bücher werden. Sie haben durch digitale
Medien eine starke Konkurrenz bekommen.
Online-Nachrichtenportale, Tabloidgeräte wie etwa
das iPad oder elektronische Buchlesegeräte
ließen die Nachfrage weltweit deutlich zurück­
gehen. Die Verdrängung durch digitale Medien ist
ein struktureller Wandel, der nicht nur in Nord­
amerika und Europa zu beobachten ist. So wird
auch Asiens Verbrauch an grafischen Papier­
maschinen weniger wachsen als angenommen.
Positiv hingegen sieht es bei Karton und
Verpackungspapieren aus. Speziell in Asien steigt
dank des dortigen Wirtschaftswachstums und
der Globalisierung die Nachfrage nach diesen
Sorten. Allerdings werden zunehmend Anlagen
mittlerer Größe nachgefragt, die weniger investi­
tionsintensiv sind. Die wirtschaftliche und kultu­
relle Entwicklung in Asien sowie der Wachs­
tumsmärkte weltweit führt darüber ­hinaus zur
Verbesserung des Lebensstandards vor Ort.
Das zeigt sich in einem steigenden Bedarf an
Tissue- und Spezialpapieren. Der weltweite
Papiermarkt wächst aber weiter. //
report 2/2012 | 29
Vor Ort
Die Olympischen Sommerspiele
und die Paralympischen Spiele
werden in London von Ende Juli
bis September ausgetragen.
30 | report 2/2012
Vor Ort
GO
for Gold!
Rund 10.000 Athleten aus 200 ­Nationen ­kämpften in London diesen
Sommer um olympische ­Medaillen, ­Millionen Zuschauer aus aller Welt
bevölkerten die Hauptstadt ­Großbritanniens. ­Neben 70.000 freiwilligen
Helfern leistete auch Voith ­einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des
Events. Dabei sein ist ­alles – und Voith machte genau dies möglich.
S
tell dir vor, es ist Olympia – und keiner
kommt hin! Wer sich schon mal von
einem Ende an das andere Ende Londons
im dichten Stadtverkehr durchschlagen wollte,
findet diesen Gedanken gar nicht so abwegig.
Das Olympische Komitee pochte denn auch bei
den Bewerbungsauflagen für die 30. Olympischen
Sommerspiele auf ein ausgeklügeltes Verkehrskonzept für die erwarteten 800.000 Gäste täglich.
Und tatsächlich hatte sich London gut gerüstet –
zusammen mit Voith.
Bus und Bahn sind schon seit jeher die
wichtigsten Verkehrsmittel der Acht-MillionenMetropole – rund 3,5 Millionen Pendler nutzen
täglich alleine die U-Bahn – oder Tube, wie sie
genannt wird. So viele, als würden sämtliche
Einwohner Berlins auf einen Schlag nur noch
U-Bahn fahren. Wer als Passagier in einem der
3.000 Tube-Züge durch die unterirdischen
Tunnel schießt, wird immer auch von einer
Wedgelock Kupplung von Voith begleitet. Und
kann sich so sicher sein, dass die einzelnen Wagen
nicht nur mechanisch verbunden bleiben, sondern
auch pneumatisch und elektrisch, damit sich
Türen weiterhin öffnen und Stromleitungen nicht
jäh enden.
Für die Spiele setzte London verstärkt auf
die Tube und die weltbekannten roten Doppel­
decker-Busse. Damit alles reibungslos funktionierte, kam es nicht nur auf erstklassige technische Kompo­nenten wie die DIWA Automatgetriebe und Kupplungen von Voith an, sondern
auch auf den Service. Warten, reinigen, Technik
und Fahrzeugkabinen in einwandfreien Zustand
halten: Auch hier sind die Experten von Voith
gefragt und leisten olympiareife Arbeit.
Seit 2011 kümmern sich 80 Mann bei Voith
Industrial Services um die Pflege von 600 Bussen
des Transportunternehmens London United. In
Service-Zentren von Voith Turbo in Croydon und
Greenford werden Komponenten wie Getriebe,
Kühlsysteme oder Scharfenberg Kupplungen
von Nah- und Fernverkehrszügen gewartet, bis
zu 10.000 unterschiedliche Komponenten.
report 2/2012 | 31
Vor Ort
3.000
1.500
50
Sämtliche 3.000 Londoner
In der Stadt sind 1.500 Doppel­
Drei Fähren verkehren über die
­U-Bahnen sind mit Wedgelock
decker mit DIWA Getrieben von
Themse, angetrieben von Voith
Kupplungen von Voith aus­gerüstet,
Voith unterwegs. In vier Busdepots
Schneider Propellern (VSP),
darunter die Linien, die den
der Nahverkehrsgesellschaft
Type 20E’s. Herausforderung:
­Olympiapark ansteuern. Im gesam-
­London United kümmert sich Voith
Schwierige Strömungsverhältnisse
ten Netz werden täglich über drei
Industrial Services außerdem um
erfordern besondere Manövrier­
Millionen Menschen befördert.
die tägliche Wartung sowie die
fähigkeit – der VSP hat sich seit
In den Nahverkehrszügen sind
­Innen- und Außenreinigung von
50 Jahren bewährt.
4.000 Achs­getriebe, 2.700 Turbo-
rund 600 Bussen.
getriebe, 1.600 Gelenkwellen,
1.000 Dreh­momentbegrenzer,
500 hochelastische Kupplungen
und 300 ­Kühlergruppen von
Voith eingebaut.
Höher, schneller, weiter
nicht nur zu den Olympischen Spielen
50 Jahre Voith
in Grossbritannien
1962
1970
1977
Gründung von
Ausbau von Ver­
Verkauf des ersten
Voith Engineering
kauf und Kunden-
DIWA D851-
Limited, Lieferung
service. Umzug in
Busgetriebes.
des ersten Turbo-
den Londo­ner Vor-
Das After-Sales-
Getriebes an
ort Thornton Heath,
Geschäft läuft an
British Rail
die Werkstatt zieht
nach West Norwood
32 | report 2/2012
400.000
Vor Ort
In King’s Lynn, der weltweit größten
Während im nagelneuen Olympia-Stadion die
Wettkämpfe um Medaillen liefen, lieferten sich
die Transportunternehmen einen Wettlauf gegen
die Zeit. Alleine der Javelin Train, Großbritan­
niens erster Hochgeschwindigkeitszug, ebenfalls
ausgestattet mit Voith-Technik, transportiert
tau­sende Passagiere in einer Stunde und benötigt
von der London St. Pancras International Station
im Zentrum Londons nur rund sieben Minuten
zur Stratford International Station, im Osten.
Der Eurostar fährt mit Scharfenberg Kupplungen von Voith Besucher aus Paris oder Brüssel
durch den Tunnel unter der Nordsee, weitere
Züge bringen Gäste aus Schottland oder anderen
Teilen Großbritanniens. Allein der Bahn­betreiber
Virgin Trains erhöhte die Betriebszeiten für Fernzüge von 18 auf 22,5 Stunden – und über 470
Voith-Mitarbeiter von Industrial Services halten
rund um die Uhr die Abteile im Top-Zustand.
Egal, welche Sportveranstaltung man sich in
London auch ansehen mag, Voith wird bei der
Fahrt zum Austragungsort mit höchster Wahrscheinlichkeit dabei sein. Immerhin ist Voith auch
schon seit 50 Jahren in Großbritannien verwurzelt, bietet mit Voith Industrial Services maß­
geschneiderte „Make Ready Services“ für
Transportunternehmen, mit Voith Turbo einen
kompetenten Partner für Antriebssysteme, und
wer sich in der Zeitung über Sportergebnisse
informiert, hält ein Stück Voith in der Hand:
Das Papier stammt aus der weltweit größten
Papierproduktionsanlage „King’s Lynn“, ausgestattet mit einer Papiermaschine von Voith. Auch
auf der Themse findet sich bewährte Voith-Technik: Voith Schneider Propeller treiben die drei
Fähren im südlichen Stadtteil Woolwich an. Jede
von ihnen transportiert pro Fahrt Passagiere und
Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht bis zu
200 Tonnen – und das ebenfalls seit 50 Jahren. //
Produktionsanlage für Zeitungspapier, ist eine Papiermaschine
von Voith im Einsatz. Sie schafft
400.000 Tonnen pro Jahr bei 2.200
Metern pro Minute. Auch die
Deinking-Anlage zur Altpapier­
aufbereitung stammt von Voith.
Die größte TwinDrum-Auflöse­
trommel der Welt kann pro Tag
2.000 Tonnen Alt­papier verarbeiten.
225
Nicht nur der Eurostar, auch der
Javelin Train ist mit automatischen
Scharfenberg Kupplungen von
Voith ausgerüstet. Er schafft 225
Kilometer pro Stunde und braucht
für die rund zwölf Kilo­meter von
St. Pancras International Station
zu Stratford International im Olympischen Park sieben Minuten.
Pro Stunde transportieren acht
Züge 25.000 Fahrgäste. Im Auftrag
von Alstom Transport übernimmt
Voith Industrial Services darüber
hinaus die Bordreinigung der Züge
und Betriebswerke von Virgin Trains
auf der West Coast Main Line sowie
die Bord- und Außenreinigung der
Schlafwagen, die zwischen London
Euston und Glasgow verkehren.
1983
1984
1990
2000
2005
2010
Großauftrag
Verkauf der ersten
Feierliche Eröff-
Voith Turbo
Voith Industrial
Eröffnung des
von British Rail:
kompletten
nung des Stand-
­L imited über-
Services über-
Rail Service
T-211-Turbo-
Papier­m aschine
orts Croydon mit
nimmt TI’s
nimmt Premier
Center im
Getriebe für
an den Papier­
150 Gästen. Büros
Fluidrive
Manufacturing
Londoner
150 Schnellzüge.
hersteller Thomas
und Werkstatt
­E ngineering
Support Services
Vorort Greenford
After-Sales-
Tait in Schottland
sind nun ­u nter
­( Produktion, Ver-
mit Sitz in
­e inem Dach
kauf und Service)
Warwick, England
Geschäft boomt
report 2/2012 | 33
Vor Ort
Schöner Schein
Geld bewegt nicht nur die Welt, es geht auch um die Welt.
Als Schein wandert es durch unzählige Hände. Die Ansprüche
an die Qualität des begehrten Papiers sind daher enorm.
Immer mehr Länder wollen die Banknoten-Produktion ins
eigene Land holen. Aus Indien beispielsweise erhielt Voith
im März den bislang größten Auftrag für den Bau von zwei
Banknotenpapiermaschinen.
Auftraggeber ist die „Bank Note Paper Mill India“, die
eine komplette Produktionsanlage für Banknoten inklusive
zweier Papiermaschinen bauen lassen will. Der Hintergrund:
Ebenso wie China will auch Indien bei der Herstellung von
Geldscheinen völlig unabhängig werden. „China ist bereits
auf dem besten Weg dorthin“, so Wolfgang Neuß, Vertriebsleiter Papiermaschinen für Banknoten- und Sicherheits­
papiere bei Voith Paper in Düren. Mit den beiden neuen
Papier­maschinen – zusätzlich zu einer bereits 2010
be­stellten Anlage – schafft Indien nun die Voraussetzung,
den Eigen­bedarf an Rupien abzudecken.
Banknotenpapier enthält
rund 200 ­unterschiedliche
­Sicherheitsmerkmale.
Ein Trend, über den sich Voith als Weltmarktführer bei
der Herstellung von Wertpapiermaschinen freuen kann.
Zwar ist Europa noch der größte Produzent von Banknotenpapier. Doch seit drei Jahren boomt die Nachfrage nach
Wertpapier­maschinen in anderen Kontinenten, vor allem in
Asien. „Die steigende Nachfrage, beispielsweise in China,
Indien und Indonesien, hängt unter anderem mit dem
dortigen Wirtschaftswachstum zusammen“, erklärt Neuß.
34 | report 2/2012
Die Ansprüche an das begehrteste Papier der Welt sind
dabei hoch: Banknoten wandern im Laufe ihres Lebens
durch unzählige Hände, Portemonnaies und Taschen. Sie
müssen Schmutz und Feuchtigkeit trotzen, auch mal eine
versehentliche Wäsche überstehen und dürfen nicht reißen,
selbst wenn sie zum tausendsten Mal geknickt und gefaltet
werden. Möglich macht es der robuste Grundstoff der meisten
Banknoten: Baumwolle. Für die Geldschein­produktion verwertet man dabei meistens die sogenannten Baumwollkämmlinge, ein Abfallprodukt aus der Garnindustrie.
Die eigentliche „Rezeptur“ bei der Herstellung von Geld­
scheinen gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen der
Wirtschaftswelt. Kein Wunder: Immer wieder versuchen
sich Kriminelle an der Produktion möglichst echt wirkender
„Blüten“. Auch der als besonders sicher geltende Euro steht
wiederholt im Visier der Trickser: Allein im ersten Halbjahr
2008 registrierte die Deutsche Bundesbank nahezu 20.000
Fälschungen.
Um Fälle wie diese möglichst zu verhindern, müssen
die Qualität des Papiers und dessen Herstellung stetig kontrolliert und verbessert werden. Zudem enthält Banknotenpapier rund 200 unterschiedliche Sicherheitsmerkmale. Zu
den bekanntesten gehören unter anderem Wasserzeichen,
fluoreszierende Fasern und ein Sicherheitsfaden aus aluminiumbedampftem Kunststoff, die bereits auf der Papier­
maschine eingearbeitet werden.
Im MasterVat, einem von Voith optimierten Gleichstromrundsieb, entsteht das Wasserzeichen schon zusammen
mit dem Banknoten­papier. Für die hierzu erforderlichen
Spezial­papier­maschinen zeichnet ein Ingenieursteam aus
der rheinischen Stadt Düren nahe Köln verantwortlich. Das
Team von Voith Paper entwickelt diese Maschinen nicht nur
weiter, sondern konstruiert und vertreibt sie auch weltweit.
Auch der neu entwickelte MasterSizer stammt aus Düren:
Er revolutioniert das bisherige Imprägnierverfahren und
ist inzwischen Standard in allen neu gebauten Banknotenund Wertpapiermaschinen von Voith.
Vor Ort
Ebenso wie China will auch
­Indien bei der Herstellung
von Geldscheinen völlig unab­hängig werden.
Voith ist in diesem Segment Weltmarktführer. Rund 45
Banknoten- und Wertpapiermaschinen sind international im
Einsatz. Damit nicht genug: In den letzten Jahren konnte
Voith an allen Aufträgen für Neuanlagen teilhaben. „Der Verbrauch in wirtschaftlich florierenden Ländern wächst stetig,
China und Indien sind da gute Beispiele“ zeigt sich Neuß
optimistisch. Andere Staaten würden bald folgen, auch um
nicht mehr im Ausland produzierte Banknoten importieren
zu müssen. Das sind also beste Voraussetzungen für den
Konzern, auch zukünftig Anlagen zu liefern und die hervorragende Position weiter auszubauen. Neuß: „Auf jeden Fall
sind wir gut vorbereitet.“ //
Spitze bei Spezialpapier
Schweiz 2010 liefert Voith dem Schweizer
Banknotenhersteller LandQuart den kompletten Blattbildungs-, Nass- und Imprägnierteil
für den Umbau einer konventionellen Langsiebmaschine in eine Banknotenpapier­
maschine.
Indien Im selben Jahr unterschreibt
­ PMCIL Hoshangabad, ­indischer Hersteller
S
von Banknotenpapieren, einen Auftrag über
die Lieferung einer Produktionsanlage für
Bank­notenpapiere. Anfang nächsten Jahres
wird sie ihre ­Arbeit aufnehmen.
Russland Ebenfalls 2010 ordert der
­russische Papierhersteller ­Goznak eine Produktionsanlage für Banknoten- und andere
Wertpapiere – vom Rohstofflager bis hin zur
Verpackung. 2014 soll sie in Betrieb gehen.
Indien Der bis heute größte Auftrag ist
im März die komplette Produktionsanlage
mit zwei Papiermaschinen für die Bank Note
­Paper Mill India. Voith wird auch für den kompletten Wissenstransfer und die Schulung
­geeigneter Fachkräfte verantwortlich sein.
report 2/2012 | 35
Vor Ort
Voller Energie
Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen:
Zwei Nonnen des Benediktinerinnen-Klosters der St. Agnes African
­Sisters of Chipole hatten sich zur Fortbildung ins österreichische
St. Georgen aufgemacht. Sie wollten lernen, ihr kleines Wasserkraftwerk im Südwesten Tansanias selbst zu reparieren und zu warten.
S
anfte Hügel, dazwischen ausgedehnte Gras- und Ackerflächen
mit tiefroter Erde, durchzogen
von zahlreichen Flüssen. Die nächste
Stadt, in der es Strom und Telefon gibt,
30 Kilometer entfernt. In 900 Metern
Höhe befindet sich das Kloster, in dem
300 Schwestern völlig autark leben und
sich um ihre Schützlinge kümmern –
etwa 1.200 Mädchen aus armen Familien und Waisenkinder. Es gibt einen
Kinder­garten, eine Grund-, Mittelund Berufsschule, ein Waisenhaus
und eine hauseigene Apotheke, eine
Schlosserei, Schreinerei, Metzgerei
und Bäckerei, wo die Kinder auch
handwerklich ausgebildet werden.
Für all das braucht man Strom. Den
liefert seit etwa sieben Jahren ein
kleines Wasserkraftwerk in der Nähe,
das ein Schweizer Unternehmer und
Mäzen des Klosters aus Spendengeldern bauen ließ. Die Haupt-Bauteile
stammen von Kössler, eine Tochter–
gesellschaft von Voith im österreichischen St. Georgen. Mit einer Turbinenleistung von 418 Kilowatt versorgt
es ausschließlich die klösterliche An–
lage mit ihren Einrichtungen. Ein
öffentliches Stromnetz gibt es nicht.
Vor der In­betriebnahme des Wasserkraftwerks hatte es nur zweimal am
Tag für zwei Stunden Strom gegeben –
erzeugt von Dieselgeneratoren. Die
Geräte in der Schlosserei und Schreinerei liefen mit Benzinmotoren.
Doch jüngst stand das Wasserkraftwerk still. „Die An­lage stoppte
einfach, und wir wussten nicht, was zu
tun war“, erzählt die Oberin Schwester
Yoela Luambano. „Wenn der Strom
ausfällt, bedeutet das große Einschnitte
in unserem täglichen Leben. Büro­
arbeiten am Computer können nicht
erledigt werden, wir können weder kochen noch waschen.“ Selbst Schwester
Hildegarda Mwalongo, ausgebildete
Elektrikerin und für das Wasserkraftwerk zuständig, konnte die Ursache
nicht finden. Immer wieder ging sie
per E-Mail mit Kössler gemeinsam auf
Um das Kraftwerk selbst warten
zu ­können, ließen sich die
Schwestern Yoela Luambano
und Hildegarda Mwalogo (l.)
bei ­Kössler in Österreich
schulen. Hier zusammen mit
Roland Münch, Vorsitzender
der Geschäftsführung Voith
Hydro (r.) und Josef Lampl,
Geschäftsführer ­Kössler.
36 | report 2/2012
Vor Ort
Fehlersuche – ohne Erfolg. Eine tech­
nische Anlage muss gewartet werden –
doch dafür fehlt es sowohl an Fach­
leuten vor Ort als auch an Geld.
Einzige Möglichkeit: Selbst ler­
nen, wie Störungen behoben werden
können. Kössler bot den Nonnen eine
Schulung an, der Schweizer Förderer
übernahm die Kosten. In Begleitung
von Schwester Yoela, die schon öfter
außerhalb von Afrika gewesen war, flog
Hildegarda nach Europa.
Es war nicht nur das erste Mal,
dass sie ihre Heimat verließ. Es war
auch ihre erste Reise in einem Flug­
zeug – in eine völlig fremde Welt. Trotz
der vielen neuen Eindrücke war sie
ganz bei der Sache: „Sie hat das Werk­
zeug in die Hand genommen und wollte
lieber arbeiten als zuschauen“, so
­Marcel Bösch, der vor sieben Jahren als
Projektleiter vor Ort im Einsatz war.
Zwei Wochen lang wohnten die
Schwestern im Lilienhof der MariaWard-Schwestern in St. Pölten, ganz
in der Nähe von Kössler. Tagsüber
gingen sie mit auf Montage, halfen,
eine Kaplan-Turbine zusammenzubau­
en und Störungen bei anderen Anlagen
zu beheben. „Zwei Tage lang haben
sie sich auch mit dem Computer­
programm für die Steuerung des Kraft­
werks auseinandergesetzt“, erzählt
Karl Henninger, Produktmanager bei
Kössler. Was bedeuten die Fehlermel­
dungen? Welche sind nur eine War­
nung, bei welchen muss das Kraftwerk
sofort abgeschaltet werden? „Wir
haben Fehler simuliert, damit sie ler­
nen, wie sie vorgehen müssen, um
den Auslöser zu finden“, so Henninger.
Mit Erfolg: Das Wasserkraftwerk
funktioniert wieder. Die Fehlerursache
war eine falsche Stellungsanzeige des
Laufrades. „Wir waren kurz davor,
auf ­eigene Kosten einen Techniker
nach Tansania zu schicken“, erinnert
sich Henninger. „Aber jetzt hat es
Schwester Hildegarda selbst hinbe­
kommen. Ich ziehe meinen Hut vor
den Schwestern.“ //
Im Südwesten Tansanias,
mitten auf dem Land, versorgt
ein kleines Wasserkraftwerk die
Klosteranlage der St. Agnes
African Sisters mit Strom.
300 Nonnen leben hier und
kümmern sich um 1.200 Kinder
aus armen ­Familien und AidsWaisen.
Auf Spenden angewiesen
Chipole
Tansania
Das Benediktinerinnenkloster von St. Agnes
Chipole wurde 1938 mit dem Auftrag gegründet, Armen und Bedürftigen in der Region
zu helfen. Heute stehen HIV-Infizierte und
Aids-Kranke im Mittelpunkt der Kloster­arbeit.
Eines der größten Probleme des Landes sind
die zahlreichen Waisenkinder, die ihre Eltern
und oft auch die Großeltern durch die Seuche
­verloren haben. Die Zielsetzung des Klosters:
den Kindern und Jugendlichen die bestmög­
liche Erziehung zu bieten, damit sie in eine
bessere Zukunft blicken können. Dazu ist der
Konvent auf Spenden angewiesen.
Mehr dazu: www.chipolestagnes.org oder
bei Voith Hydro unter: +49-73 21-37-65 29
report 2/2012 | 37
meilensteine
38 | report 2/2012
meilensteine
Ein Schwergewicht
auf hoher See
Im Vergleich zu den Voith-Mitarbeitern Christian
Aumüller und Dennis Mertens (r.) werden die Dimen­
sionen des neuen Voith Radial Propellers (VRP)
deutlich, der satte 80 Tonnen wiegt. Mit einer Eingangs­leistung von 5.500 Kilowatt sorgt der Riesenantrieb für einen Schub von 108 Tonnen. Zum Vergleich: Die vier Triebwerke einer Boeing 747 bringen
80 Tonnen. Der Koloss kommt in einem Schiff zur
Errichtung von Offshore-Windenergieanlagen zum Einsatz. Das Schiff erhält vier dieser Kraftpakete. Neben
diesem Einsatzfeld findet der VRP auch Anwendung
bei schwimmenden Platt­formen in der OffshoreFör­derung von Öl und Gas sowie in Bohrschiffen.
Ein erster Prototyp wurde jetzt fertiggestellt. Entwickelt und gebaut hat ihn Voith in Heidenheim. Im
Vergleich zu Modellen anderer Wettbewerber erzielt
der VRP den höchsten Wirkungsgrad. Dies wurde
bestätigt durch umfangreiche Modellversuche, die
in der Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam durch­
geführt wurden. //
report 2/2012 | 39
Meilensteine
Die
perfekte
Mischung
40 | report 2/2012
Sensoren an festgelegten
­Stellen messen permanent alle
kritischen Parameter bei der
Papierherstellung. Auf Abweichungen kann so schnell und
gezielt reagiert werden.
meilensteine
Wer Papier herstellt, braucht mehr als Fasern und Wasser.
Auch auf die exakte Kombination und Dosierung
­zahlreicher Zusatzstoffe kommt es an. Mit dem Advanced
CT Control System von Voith ist dies präzise möglich.
Ohne den Einsatz von Chemikalien und Mineralien ist die
moderne Papierproduktion undenkbar. Die gewünschten
Papiereigenschaften wie Weißgrad, Glanz oder Festigkeit
­sicherstellen, den Produktionsprozess rund um die Uhr
am Laufen halten oder auch die Qualität des verwendeten
Wassers gewährleisten – die Aufgaben der eingesetzten
Wirkstoffe sind vielfältig. „Heute“, erzählt Christian Naydowski,
„versorgen im Schnitt 15 Lieferanten jede einzelne Papier­
fabrik mit unterschiedlichen Substanzen.“
Naydowski ist Forschungs- und Entwicklungsleiter für
Chemische Technologie bei Voith. Zusammen mit seinem
Team hat er nachgewiesen: Die zugeführte Menge an
Chemikalien ist nur in einem schmalen Bereich wirklich
effektiv. Wird zu wenig zugegeben, entstehen für den
Papierhersteller Kosten, ohne die erwünschte Wirkung zu
erhalten. Bei zu großen Mengen wiederum steigen die
Kosten, noch dazu entstehen unerwünschte Nebenwir­
kungen. Naydowski: „Viel hilft viel – das wäre also genau
die falsche Devise bei der Papierproduktion.“ Im Gegen­
teil: Viel bedeute oft nur „viel zu teuer“.
Was die Sache knifflig macht: Die Menge an Zusatz­stoffen
ist nur einer von hunderten unterschiedlicher Parameter,
die die Qualität des Papiers, des Wassers und des Her­
stellungsprozesses insgesamt beeinflussen. Weitere Ein­
flussfaktoren sind zum Beispiel die eingesetzten Mineralien,
der Gas- und Sauerstoffgehalt oder auch die Temperatur
in der Anlage. Nicht nur jeder einzelne Parameter, auch
deren Zusammenwirken untereinander hat Einfluss auf den
Das Advanced CT Control
­System kann den gesamten
Prozess der Papierherstellung
regeln – wie hier beim Kunden
Perlen Papier AG.
Prozess und die Qualität des Endproduktes. Naydowski:
„Ziel muss es deshalb sein, die gesamte Papierproduktion
so zu überwachen und zu steuern, dass die Anlage zu
jedem Zeitpunkt optimale Leistung erbringt und zugleich
die Papier- wie auch die Wasserqualität genauso sind wie
vom Hersteller gefordert.“ Dazu müssen alle kritischen
Parameter permanent gemessen werden. Werden Abwei­
chungen festgestellt, muss sich die Dosierung einzelner
Substanzen verändern.
Genau dies leistet das Advanced CT Control System
von Voith, mit dem sich der gesamte Prozess der Papier­
herstellung regeln lässt. Es umfasst Messgeräte und Sensoren
an festgelegten Positionen der Stoffaufbereitung und der
Papier­maschine. Die Messergebnisse werden online erfasst
und ausgewertet. Zugleich ermöglicht das System eine
Steuerung der Dosiereinrichtungen in Sekundenschnelle.
Seine Feuerprobe hat das Kontrollsystem bereits hinter
sich. Da es als neue Komponente für die Integrated EcoMill
konzipiert ist, konnte Voith das Advanced CT Control
System beim Kunden Perlen Papier testen. Mit Erfolg: „Wir
hätten nie gedacht, dass die CT-Sensoren so zuverlässig
und stabil miteinander arbeiten“, räumt Jörg Michel von
der Geschäftsleitung des schweizerischen Herstellers ein.
„Die Online-CT-­Diagnose hat uns rundum überzeugt und
ergänzt perfekt die Integrated EcoMill.“ Die Papierfabrik der
Zukunft – mit dem Advanced CT Control System ist sie
wieder ein Stück näher gerückt. //
report 2/2012 | 41
PANORAMA
Ort der guten Hoffnung
In der Nähe von Voith Turbo in Südafrika liegt die ­Ithembelihle
Lsen School, eine Einrichtung für körperlich ­behinderte Kinder.
Im Laufe der Jahre hat sich eine Art Partnerschaft entwickelt,
die Voith in Zukunft noch stärken möchte.
A
ls Zeichen dafür stiftete das
Unternehmen zehn Smartboards
inklusive Projektoren und Laptops im Wert von 37.000 Euro, die den
Lehrern einen lebendigen, dynamischen Unterricht ermöglichen.
Statt vor herkömmlichen Schiefertafeln sitzen die rund 200 Kinder nun
vor großen, elektronischen Whiteboards, die an einen Computer angeschlossen sind und als interaktive Bildschirme fungieren. Die Oberfläche ist
mit Sensoren ausgestattet, die auf
42 | report 2/2012
Berührung reagieren. So lassen sich
alle Bilder und Grafiken, die der
Lehrer mit Hilfe eines Beamers darauf
projizieren kann, mit speziellen Stiften
handschriftlich ergänzen.
Die Kinder entdecken so die Welt
auf eine Art und Weise, die sie aufgrund ihrer Handicaps noch nicht
kennenlernen konnten und vielleicht
niemals werden. „Sie lauschen dem
Geräusch von Wellen, dem Brüllen
eines Löwen und können selbst aktiv
an der Unterrichtsstunde mitwirken.
Dank der Multimedia-Allrounder sind
sie geradezu hungrig darauf, Neues zu
lernen“, erklärt Schulleiterin Leonor
Ngozi. Die Kinder, die Handicaps
wie fehlende Glied­maßen, Erkrankungen des Bewegungsapparates oder
der Muskulatur haben, werden von
einem Team aus 20 Lehrern, Sprach-,
Phy­sio- und Ergotherapeuten betreut
und unterrichtet. Die Smartboards erleichtern auch ihnen die Arbeit: Sie
können das digital entwickelte Tafelbild abspeichern und beispielsweise
Panorama
Fenster zur Welt
Ithembelihle ist zwar eine staatlich geförderte
Schule, trotzdem aber auf Spendengelder
für Unterrichts­materialien und Ausstattung
angewiesen. Oberster Grundsatz der Schule
ist, jedes Kind aufzunehmen, unabhängig von
seinem sozialen Status und seiner Herkunft.
Das Schulgeld in Höhe von umgerechnet
100 Euro im Jahr können sich nur 20 Prozent
der Eltern leisten.
Gegründet wurde die Schule Anfang der
neunziger Jahre auf Initiative von Lehrern.
Die Einrichtung besteht aus Klassenräumen,
Verwaltung, Wohnareal, Speisesaal sowie
Mediencenter inklusive Bibliothek. Die
Bücher und Geschichten dort sind für die
Schüler das Fenster zur Welt.
Johannesburg
Südafrika
den Schülern als Lernunterlage zur
Verfügung stellen.
„Die meisten Schüler kommen
aus armen Verhältnissen. Daher sind
wir stolz, dass wir helfen können,
ihnen eine bessere Ausbildung zu ermöglichen“, sagt Graham Russell,
Geschäftsführer von Voith Turbo
Südafrika. Die Schule nutzt die innovative Technik seit August 2011.
Schon jetzt zeige sich, dass immer
mehr Schüler den Schritt in eine
weiter­führende Schule schaffen und
damit eine reale Chance bekommen,
auf dem hiesigen Arbeitsmarkt Fuß
zu fassen. „Zusätzlich zu den Smartboards hat Voith die Schulverwaltung
mit moderner Software ausgestattet
und sie bei der Inbetriebnahme und
Einarbeitung unterstützt“, so Russell.
So wird die Schule tatsächlich ihrem
Namen gerecht, denn Ithembelihle
heißt „Ort der guten Hoffnung“. //
Mit den Smartboards von
Voith steht den Kindern in der
Ithem­belihle Lsen School ein
modernes Unterrichtsmittel
zur Verfügung. In allen
bildungs­armen Regionen
Afrikas ist qualifizierter Unterricht wichtig, um sich später
am Arbeitsmarkt behaupten
zu können. Für die Lehrer
bedeutet das Smartboard
(unteres Bild) eine große
Arbeits­erleichterung, für die
Kinder ­interaktiven Unterricht.
report 2/2012 | 43
Panorama
Metropole
im Paradies
I
Michelle McLain, 65,
­arbeitet seit acht Jahren
bei Voith Turbo im austra­
lischen Brisbane. Sie
­erzählt, warum es sich
lohnt, diese noch junge
Stadt zu besuchen – im
Sommer wie im Winter.
44 | report 2/2012
ch freue mich, Ihnen meine Heimat­
stadt vorzustellen. Ich bin hier geboren
und aufgewachsen. Brisbane ist die
Hauptstadt des Staates Queensland
und hat ungefähr zwei Millionen Ein­
wohner. Dies macht Brisbane zur
drittgrößten Stadt Australiens. Sie
ist vergleichsweise jung – weniger als
200 Jahre alt – und seit 1990 eine
der am schnellsten wachsenden Städte
Australiens.
Brisbane erreichte auch internatio­
nale Anerkennung – etwa während der
Commonwealth-Spiele im Jahr 1982,
der Weltausstellung 1988 und 2001
während der Goodwill Games, einer
Art alternativer Olympischer Spiele.
Ich liebe es, in meiner Freizeit an
unseren langen Stränden zu laufen,
durch unsere tropischen Wälder zu
wandern, in unseren vielen internatio­
nalen Restaurants zu essen und Zeit
mit meiner Familie und Freunden zu
verbringen. Unser fantastisches sub­
tropisches Wetter mit seinen heißen
und feuchten Sommern und kalten,
sonnigen Wintern sowie spektakulären
Szena­rien animiert zu einem regel­
rechten „Outdoor-Lifestyle“.
Zum Beispiel mit Sport: Rugby,
Cricket, Tennis und Schwimmen sind
ein wichtiger Bestandteil unserer Kul­
tur. Oder entdecken Sie Brisbane auf
Spaziergängen und Fahrrad­touren.
Die Stadt ist durchzogen von Fuß­
wegen und Brücken. Sie reichen von
der South Bank zu den nahe gelegenen
Kunst­bezirken und dem Central Busi­
ness District, dem Stadtzentrum.
Ich bin wirklich gespannt, wie
Ihnen meine Heimatstadt gefällt. Aber
natürlich: Dazu müssten Sie auch
hierher reisen. Ich heiße Sie herzlich
willkommen!
Panorama
Das
Lone
welt
weit Pine Koa
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Der Brisbane River schlängelt sich nah am
Stadtzentrum bis zu seiner Mündung in die
Korallensee vorbei.
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Unser Standort
Unsere Firma sitzt in Archerfield, einem der
industriellen Schlüsselzentren in Brisbane.
1994 übernahm Voith die Hydraulic Company,
wo ich seit acht Jahren arbeite. Somit bin
ich eins der ersten Mitglieder von Voith hier
in Brisbane. Wir sind ein tolles 15-köpfiges
Team, das im Bereich Bahn-, Straßen­verkehr
und Industrie arbeitet.
Brisbane
Australien
Wir bieten unseren Kunden, die hauptsächlich
im Transport- und im Berg­bau­sektor tätig
sind, einen großen After-Sales-Support an.
Als Büroleiterin bin ich für den reibungslosen
Ablauf des täglichen Geschäfts zuständig
und unterstütze auch das Management sowie
alle Angestellten.
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report 2/2012 | 45
Möchten Sie noch mehr über uns erfahren?
www.voith.com
DAS MAGAZIN FÜR PAPIeRteCHNIK
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DAS MAGAZIN FÜR ANTRIEBSTECHNIK
PERSPECTIVES
#1 | 2012
#33 | 2012
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Ma gaZine For hydro poWer technology
# 2 0 | s u m m e r 2 0 11
METROPOLREGION DELHI
BAHN FREI FÜR
DEN NAHVERKEHR
BERGBAU
KRAFT IM DUNKELN
VOITH AQUATARDER SWR
AUF TESTFAHRT
SÃO PAULO
GERMAN HOTSPOT MIT POTENZIAL
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the Future
global expertise
generating excellence
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Full-line service
Die Nähe
zum KuNDeN
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harnessing the ocean’s energy
NeuANlAgeN
DoNGHAe PM 1:
ReSSouRCeNSCHoNeND uND
wIRtSCHAFtlICH
Das Magazin für
Papiertechnik
Das Magazin
für Antriebstechnik
Herausgeber:
Voith GmbH
Konzern-Kommunikation
St. Pöltener Str. 43
89522 Heidenheim, Deutschland
www.voith.com
Das Magazin
für Wasserkrafttechnologie

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