das Drama der Freiheit

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das Drama der Freiheit
vorspiel
Das Magazin des wiener Burgtheaters
November / Dezember 2007
Nr. 42
Wir haben in allem versagt,
vielleicht werden wir
die Würde retten können.
»Verbrennungen«
von Wajdi Mouawad
In Kooperation mit
Inhalt
3
Inhalt
3
Geburtstagswünsche – Peter Handke zum 65.
7
Das Handke-Wochenende
8
»Der Löwe im Winter« – Der Regisseur Grzegorz Jarzyna im Gespräch
10
Schillers »Wallenstein« – Die aggressive Melancholie des Selbstzerstörers
13
Michael Heltau: »Statt zu spielen«
14Tragödie der Eindeutigkeit – Lukas Bärfuss über sein Stück »Die Probe«
16
»Die Brüder Karamasow« – Das Drama der Freiheit
18
»Damenbekanntschaften« von Lotte Ingrisch
19
Rückschau auf die Werkstatttage 07
20
Frohes Fest im Burgtheater
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Porträt: Markus Meyer
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Rund um die Uhr: Von 10 bis 14 Uhr – Das Burgtheater probt
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Magazin
»Flott wolln wir leben und müßig
gehen, alle Tage was Neues sehn!«
Friedrich Schiller, Wallenstein
Mit dem Burgtheater durchs Jahr
Der Burgtheater-Kalender 2008 mit Aufführungsfotos
aus Burgtheater, Akademietheater und Kasino
Die Collagen zeigen Impressionen der Aufführungen »Romeo und
Julia«, »Julius Caesar«, »Maß für Maß«, »Ein Sommernachtstraum«,
»Verbrennungen«, »Sturm«, »Das Haus des Richters«, »Das purpurne
Muttermal«, »Spuren der Verirrten«, »Über Tiere«, »Schwarze
Jungfrauen« und »König Lear«.
Fotos von Marcus Meier.
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Impressum
Titelbild: Regina Fritsch als Nawal und Daniel Jesch
als Simon in »Verbrennungen« von Wajdi Mouawad
vorspiel. Das Magazin des Wiener Burgtheaters
erscheint fünfmal jährlich als Sonderbeilage der
Tageszeitung »Der Standard«
Medieninhaber und Herausgeber:
Direktion Burgtheater GesmbH
1010 Wien, Dr. Karl Lueger-Ring 2
Redaktion: Dramaturgie Burgtheater
Gestaltung: Herbert Winkler, Annika Rytterhag
Collettiva Design
Herstellung: Goldmann-Zeitungsdruck GesmbH
3430 Tulln, Königstetter Straße 132
Saison 2007/2008
Geburtstagsgrüße
4
lieber peter handke –
wir sind uns leibhaftig nur ein einziges
mal begegnet – trotzdem habe ich das
gefühl, mich an einen weggefährten zu
wenden. dieses (leicht) fantastische gefühl ist das ergebnis einer sehr persönlichen, sehr wechselhaften beziehung, die
ich zu ihnen, besser gesagt: zu ihrer sprache habe.
Sachiko Hara und Philipp Hochmair
in »Die Unvernünftigen sterben aus«
als ich dem »untertagblues« begegnete,
bin ich schelmisch und hochmütig um
den text herumgeschlichen, vielleicht
so, wie man mit den ansichten und geschichten der eigenen eltern umgeht. natürlich »kannte« ich sie – als eine art
säulenheiligen, vielleicht vorzustellen auf
einem elfenbeinernen, hübsch ziselierten
podesttürmchen... nun sollte und wollte
ich einen eigenen standpunkt beziehen,
zu gleichen teilen einen persönlichen und
aus dem geisterchor meiner poststrukturell geprägten generation heraus. mehr als
bei anderen textbegegnungen fühlte ich
mich herausgefordert. herausgefordert,
mich abzugrenzen, mich zu beweisen, zu
erobern. ich las einen abgewrackten entertainer aus dem wilden mann, der jahrzehnte verspätet noch einmal zur publikumsbeschimpfung auszuholen versucht
und doch nur seiner elegischen schönheitssuche und schönheitssucht unterliegt. ich wollte das (im grunde von mir
selbst errichtete) podest umhauen, mich
dabei aber nicht erwischen lassen – zugegeben eine etwas kindische position.
zumal sich in der arbeit ein kleines persönliches wunder ereignete, eine art heilsames hase-und-igel spiel: immer wenn
ich neunmalklug den text überholt zu haben glaubte, blinzelte mich auf der nächsten seite freundlich ein kleines pelzigstacheliges wesen an. dort, wo ich dünkel
und gedanklichen manierismus entlarven
zu können glaubte, starrte ich nur in den
spiegel.
statt des uneingestandenen wunsches
nach triumph erfüllte mir die arbeit am
»untertagblues« eine tiefere sehnsucht,
die ich nach allerlei zynismen und inneren romantik-idealismus-pogromen versehentlich ausgerottet zu haben meinte:
die sehnsucht nach der sehnsucht. neulich von einer journalistin nach meinem
2007/2008 Saison
an Peter Handke
5
inneren bild von ihnen befragt, beschrieb
ich ihr einen zarten regentag – hielt stutzend inne, fand mich ein wenig lächerlich
und kitschig, blieb aber letztlich doch dabei und bleibe es auch heute und hier.
nach dieser erfahrung mit dem »untertagblues« wollte ich es wissen: ich
machte mich an die über weite strecken
spöttisch-kühlen »unvernünftigen« heran. ich wünschte mir sehnlich, wieder
auf »den handke-trip« zu geraten und
die diesmal stattliche produktionsfamilie
mitzunehmen. das ensemble kam aus den
unterschiedlichsten generationen, heimatgegenden, theatersozialisationen und
meinungswinkeln zusammen, die probenzeit lag zufällig zeitlich parallel mit
der debilen debatte und den komischen
kommissionskämpfen um den heine-preis
und endete in der griesgrämig-grausigen
und gleichzeitig gleißend-überstrahlten
welt der salzburger festspiele.
bei dieser »zweiten runde« mit ihnen war
ich vollauf damit beschäftigt, nicht konfus zu werden: der text – ein zwinkernder
zwitter zwischen salonkomödie und textflächigem ich-drama –, so viele positionierungen, meinungen, spukgespenster
und seltsames moralgeier-sitteneulen-getier traten in der und um die produktion
herum auf, ich hatte mühe mit mir selbst,
mich weder als anwältin noch als anklägerin vereinnahmen zu lassen und VOR
ALLEM: den humor nicht zu verlieren.
den besten partner für diese aufgabe fand
ich in ihnen.
aus ihren eigenen texten und äußerungen heraus ließ sich am besten argumentieren und befrieden: sie beschwören
den umweg, das zeitlassen, den anderen, den »dritten« blick und immer wieder den ihnen so lieben satz: »je nachdem«. ihr wichtigstes geschenk an mich
aber schien mir ihre gabe, das ganze geschiebe und gezerre neben dem ihm gebührenden ernst auch hin und wieder mit
einer hübschen garstigen pointe zu würdigen – eine von mir immer geschätzte
relativierung des aufgeplusterten, ob es
sich um kunstpreise, stilmittel oder politische verdächtigungen handelt.
Saison 2007/2008
viele menschen haben sich angesichts der
»unvernünftigen« ge- und sie bewundert
für die visionäre kraft, in den 70er jahren
bereits den postindustriellen postmodernen post-alles ich-kapitalismus von heute
anhand der figur des herrmann quitt und
seines kartellabsprachenbruch-coups zu
antizipieren. ich finde ihr gespür beachtlich. viel tiefer jedoch als diese inhaltlichen vorwegnahmen hat mich begeistert,
wie punktgenau die formale, inhaltliche
und totale repräsentationskrise (schon
immer?) teil ihrer arbeit ist. da wo heute
angesagte und innovative theaterformate
immer wenn ich neunmalklug den text überholt zu haben glaubte,
blinzelte mich auf der
nächsten seite freundlich
ein kleines pelzigstacheliges wesen an.
wie z.b. rimini-protokoll und pollesch an
den baustellen der nicht-identen darstellung basteln, siedeln sie schon mehrere
jahrzehnte. und so fand ich mich auf der
konzeptionsprobe der »unvernünftigen«
wieder beim austeilen des zum einhalten
eines (geistigen) abstandes ermahnenden
vorwortes zur »publikumsbeschimpfung«, meinem persönlichen manifest
zum lustvollen sogenannten postdramatischen theater. jene angesichts der realität so vielgesuchte theaterform, die so
schwer einen sinnlichen ausdruck, eine
spontane nachvollziehbarkeit und einen
weg auf die bühne findet. bei all der banalitätsbeweihräucherung, dem sensationsgelüst und dem 1:1-terror, der einen
umgibt, bin ich dankbar für ihr träumerisch-stures festhalten am literarischen,
poetischen, merkwürdigen.
nach der »unvernünftigen« erfahrung
freute ich mich also, in den »spuren
der verirrten« etwas wie meine persönliche überschrift für die arbeit am theater im allgemeinen und mit ihren texten
im besonderen lesen zu können. so laute-
te auch mein hauptauftrag an das ensemble, gemäß text: »weiter in die irren gehen. beständiger verirrt bleiben!«
es war schön und lustig, gezieltes verirren
zu versuchen. ich bin 33 und trotz kindern, beruf und burgtheater (gottseidank)
immer noch nicht »angekommen«. diese
hoffnung sich zu bewahren habe ich mir
in schönster kinderweise von ihnen abgeschaut, denn vielleicht kann man nur so
EIN LIEBENDER BLEIBEN.
jetzt sind schon so viele wörter auf dem
papier – es fühlt sich immer noch ein
wenig waghalsig an, an und für sie zu
schreiben – zum einen, weil man sich
beim wildern in fremdem revier wähnt
– sie haben das einfach besser raus –,
und zum anderen, weil ich irgendwie
nur über mich und mein erlebnis berichten kann, wo ich sie zu beschreiben versuche. um diese halbe koketterie wissend
hier abschließend noch meine lieblingsgeschichte von und mit ihnen: als wir das
eine mal zusammentrafen und der abend
schon etwas fortgeschritten war, nölte
ein weinseliger wichtiger mitten in unser
gespräch hinein: »peter, du, sag mal, wo
bist du denn geboren, peter? in berlin, ja?«
»nein, in kärnten«, war ihre antwort –
»nein, nein, peter, du bist doch in berlin
geboren, peter du« – »dann schau halt
im lexikon nach«. wer kann das schon
von sich sagen? prost!
friederike heller
Gemeinsam mit der Regisseurin
Friederike Heller, die im Akademietheater Handkes Stücke »Untertagblues«, »Die Unvernünftigen sterben
aus« und »Die Spuren der Verirrten«
inszenierte, gratuliert das Burgtheater
Peter Handke zum 65. Geburtstag:
Herzlichen Glückwunsch!
Handke-Wochenende
7
Untertagblues
»Ein wilder Mann. Eine wilde Frau.
Etliche Zu- und Aussteigende.«
Eine Höllenfahrt in den Alltag der Mehrheit: Verachtung und Verächtlichkeit, hässliche
Zufriedenheit und zufriedene Hässlichkeit, Sehnsuchtslosigkeit und Mangel an Mangelbewusstsein. Allen scheint alles offen zu stehen und allem sind sie verschlossen. Hinter
der großen Schmährede an das Publikum, hinter Beschimpfungen, Lästerungen und Absagen,
bleibt dennoch die Frage nach dem Sozialen, nach den Möglichkeiten des Zusammenlebens.
Zum letzten Mal am 6. Dezember 2007 im AKADEMIETHEATER
Wunschloses Unglück
Mit Kirsten Dene und Markus Meyer
»Es begann also damit, daß
meine Mutter vor über fünfzig Jahren im gleichen Ort
geboren wurde, in dem sie
dann auch gestorben ist.«
Mit 51 Jahren beendet Peter Handkes Mutter ihr »Wunschloses Unglück« mit Schlaftabletten und Antidepressiva. Sieben Wochen danach verfasst Peter Handke den gleichnamigen Text, und sein Schreiben wird zum Kampf gegen die Fassungs- und Sprachlosigkeit. »Da waren eben kurze Momente der äußersten Sprachlosigkeit und das Bedürfnis,
sie zu formulieren – die gleichen Anlässe zum Schreiben wie seit jeher.« Damit liefert
Handke nicht nur ein bedrückendes Zeugnis eines Lebens als lebenslange Deformierung, sondern gleichzeitig auch eine Reflexion über sein Schreiben an sich.
Mit der Geschichte der Mutter hat Handke auch seine eigene Geschichte geschrieben,
und so ist diese Hommage an die Mutter zugleich auch die Geschichte eines Landstriches und dessen Menschen in einer Zeit, die noch nicht Vergangenheit und exemplarisch für ein ganzes Land, für eine ganze Generation ist.
Leitung: Sebastian Fust
Am 7. Dezember 2007 im KASINO
Kante - Das Konzert
»Die Tiere sind unruhig.«
Im Akademietheater rockt die Hamburger Diskurspop-Rock-Band Kante. Sie vermischt
den Minimalismus elektronischer Musik mit konventioneller Rockinstrumentierung
und scheut dabei abgegriffene Rock-Posen. Tiefgründige Texte legen sich über fein ziselierte Klanggebilde. Ganz nach dem Motto: Rockmusik ist tot, es lebe der Rock.
Als musikalisches Highlight und kongeniale Vertoner von Peter Handkes Texten ist die
Band bereits in der Inszenierung »Spuren der Verirrten« im Akademietheater zu Hause.
Anlässlich von Handkes 65. Geburtstag stehen Kante nun allein »on stage« im Diskurs:
Es geht um Hitze, Ruhelosigkeit und Umbruch, um irdische und unvollkommene Liebe:
»Die Dinge werden sich definitiv ändern, nichts wird beim alten bleiben.«
Am 7. Dezember 2007 um 22 Uhr im AKADEMIETHEATER
Saison 2007/2008
Spuren der
Verirrten
»Die Spuren der Verirrten –
wären sie aufgezeichnet:
was für ein Bild würden sie
wohl geben?«
Das Paar ist die kleinste soziale Einheit,
Anfang und Ende allen Zusammenlebens.
Alle großen Fragen unserer Existenz lassen sich in gewisser Hinsicht auf die Frage nach dem »Du« zurückführen, auf die
Möglichkeit, den Anderen zu sehen und für
ihn sichtbar zu sein. Mit der Fähigkeit zum
»Du« steht daher nichts Geringeres zur Diskussion als unsere Fähigkeit zum Menschsein, zum Gemeinwesen, zur Geschichte.
Aber aus wie vielen Menschen besteht ein
Paar? Der Zuschauer in Handkes Stück
»Spuren der Verirrten« kommt zu einem
arithmetisch überraschenden Schluss. Ein
Paar sind mindestens drei. Zum »ich und
du« muss der Blick von außen treten, der
die Zweiheit sieht, prüft, bestätigt und
herausfordert.
Am 8. und 9. Dezember 2007
im AKADEMIETHEATER
Beim Kauf ei
ne
Kante-Konze r Eintrittskarte für das
rt (Karten
zu 25 Euro,
Schüler und
St
wird auf Kar udenten 12,50 Euro)
te
von »Wunsc n für die Vorstellungen
hloses Unglü
ck«, »Untertagblues« un
d
im Dezember »Spuren der Verirrten«
eine 20%-ige
Ermäßigung
gewährt.
Burgtheater
8
»Ich versuche, den Menschen zu durchleuchten«
Ein Gespräch mit Grzegorz Jarzyna über James Goldmans »Der Löwe im Winter«
James Goldmans Broadway-Erfolg »Der Löwe im Winter« wurde 1968 mit Katharine
Hepburn, Peter O’Toole und Anthony Hopkins verfilmt und mit mehreren Oscars
ausgezeichnet. Der polnische Regisseur Grzegorz Jarzyna, dem es mit seiner »Medea«Bearbeitung im Kasino gelang, einen antiken Mythos in die Gegenwart zu übertragen,
verwandelt hier den mittelalterlichen Stoff um den englischen König Henry II. zu einer
heutigen Geschichte. Der Kampf wird nicht mehr um Provinzen und Grafschaften
geführt, sondern um die Absatzmärkte des global agierenden Finanzimperiums einer
Familiendynastie.
Das Stück erzählt die historische Geschich­
te aus der Zeit des Angevinischen Reiches,
also aus der Vorgeschichte von Shakes­
peares Königsdramen.
Warum verlegen Sie das Stück in die heu­
tige Zeit? Werden so für Sie Themen oder
Probleme sichtbar, die sich im historischen
Kontext hinter der formellen Fassade einer
Königsfamilie verstecken?
Ja, das ist richtig. Wenn wir die Fassade entfernen, entdecken wir das eigentliche Thema. Es ist ein Stück über ein Machtspiel mit
Liebe im Hintergrund. Im historischen Kontext ist die Macht an die Aufteilung der Besitztümer innerhalb einer Hierarchie gekoppelt, in der heutigen Version steht Macht für
die Kontrolle über einen anderen Menschen.
Der Machtkampf erfordert hier Legitimität
und Akzeptanz außerhalb der starren, festgelegten Struktur eines Königreiches. Das
macht das Stück für mich so heutig und interessant. Ich möchte untersuchen, was in
diesem »demokratischen« Kontext mit dem
Bedürfnis nach Liebe passiert. Das Bedürfnis ist sehr präsent, allerdings erfahren alle
Beteiligten, dass es sie schwächt und dünnhäutig macht. Die Machtmenschen werden
entblößt, das Wort »Schwächling« oder
»Weichei« definiert sie als Versager, deren
Gefühle und Emotionen den Kampf um die
Macht erschweren. Wenn sie lieben oder
auf die Liebe bestehen, müssen sie mit Konsequenzen und Verlusten rechnen.
Dient der Kampf um die Macht als Vor­
wand im Kampf um die Liebe?
Nein, nicht als Vorwand, eher als Ersatz.
Auch die starke erotische Kraft, die die Figuren immer noch aufeinander ausüben
und ausstrahlen, wird als Waffe eingesetzt,
bis alle leer und ausgebrannt vor den Trümmern ihrer Sehnsüchte stehen. Henry, der
Sohn fliehen, Don Carlos wird bestraft, und
Thomas Buddenbrook sagt bei Thomas
Mann: »In meinem Sohne habe ich fortzu­
leben gehofft?« Ist diese spannungsvolle Be­
ziehung für Sie ein wichtiges Thema?
Viele verdrängte Probleme wie Betrug,
wachsende Einsamkeit und die schon zur
Gewohnheit werdende gegenseitige Demütigung zwischen Vater und Mutter werden
sichtbar. Schnell wird klar, dass der Ursprung
des Konflikts in der starken Mutter-SohnBeziehung liegt. Die Eifersucht des Vaters
auf den Sohn bildet den dunklen Kern dieser Geschichte. Um einen Seitensprung Henrys zu rächen, beginnt Eleanor ein inzestuöses Verhältnis mit Richard. Sie manipuliert
und kontrolliert ihn und setzt ihn kaltblütig
im Machtspiel gegen ihren Mann ein. Auf
diese Weise beraubt sie Henry seiner Würde und Männlichkeit, der in einer neuen Beziehung mit einer jungen Frau nach Bestätigung sucht. Zudem verletzt Eleanor ihren
Sohn, indem sie ihm die emotionelle Grundlage seines Lebens entzieht. In einem Reigen
aus Rache und Schmerz eskaliert die Situation bedrohlich. Die Figuren werden mit ihren tiefsten Instinkten konfrontiert.
Henry bezeichnet sich als einen alternden
Mann, der im Begriff ist, sich von der Welt
zu verabschieden. Er weiß, dass er immer
schwächer wird, trotzdem begibt er sich auf
den Weg eines Unsterblichen. Oft wünscht
er sich, sein Spiegelbild in den Söhnen zu
sehen. In keinem findet er sich wieder. Die
Kinder, die im Geist des Kampfes erzogen
wurden, lassen keine Nähe zu, obwohl sie
auch darunter leiden. Sie haben nie Wärme
erfahren, nie Familiensinn erlebt, deshalb
sind sie Einzelkämpfer, die nur ihre eigenen
Interessen vor Augen haben. In Wirklichkeit bekommt Henry in dem gewünschten
Spiegelbild seine eigene Kälte, Unfähigkeit
und das Scheitern als Vater zu sehen. Der
älteste Sohn hat ihn mit der Mutter betrogen, der zweitälteste ist kalt und berechnend. Gegen alle rationalen Überlegungen
will Henry dem jüngsten Sohn, der unfähig und orientierungslos ist, sein ganzes Imperium übertragen. Es ist eine sentimentale
Entscheidung für einen starken Kämpfer
wie ihn, der am Ende seines Lebens nach
Akzeptanz und Liebe sucht und neue Prioritäten setzt. Eleanor sucht in den Söhnen
verzweifelt die Züge ihres Mannes, ein Spiegelbild ihrer imaginären Sehnsucht und des
Verlangens nach Henry. Sie kommen an einen bestimmten Punkt, den man Stillstand
nennen kann.
Solch einen Punkt beschrieb der Philosoph
Karl Jaspers als eine Mauer, vor der man stehen bleibt. Man ist dann imstande, sein Leben komplett zu ändern und kommt zur Erkenntnis seiner selbst. Durch den Schmerz
gelangt man zum Kern der Dunkelheit und
kann so ein höheres Bewusstsein erlangen.
Man kann aber nicht mehr auf dem bisherigen Weg weitergehen. Die Grenzsituation
als Grundlage der Existenz, die zum tiefen
Verständnis seiner selbst führt, bringt den
Menschen an Klippen und Abgründen vorbei.
Der Vater-Sohn-Konflikt ist in der Literatur
ein häufiges Motiv. Kronos frisst bei Hesi­
od seine Kinder, König David muss vor dem
Das ist doch der Moment, den Eleanor er­
kennt, als es zur Konfrontation der Söhne
mit dem Vater kommt. Sie bringt die Waf­
über 50 ist, muss schmerzlich erkennen,
dass ihm die Macht keine Erfüllung bringt.
Verzweifelt blickt er zurück und klammert
sich an die Erinnerung der ersten Begegnung mit seiner großen Liebe mit dem Bewusstsein, dass er die Grundlage seines Lebens verloren hat. Wir sind Zeugen des
seltenen Familientreffens und erleben den
Ausbruch aufgestauter Emotionen, ähnlich
einer Explosion nach einer langen Zeit eisigen Schweigens.
Inwiefern interessiert Sie die Frage, ob die
außergewöhnlich intensive Beziehung der
Mutter zum ältesten Sohn die Ehe auseinander bringen kann? Ist das der eigentliche
Kern des Stücks?
2007/2008 Saison
Burgtheater
9
Sylvie Rohrer, Wolfgang Michael
fen als Zeichen der Schwäche und des Ver­
sagens, als Symbol der Unausweichlichkeit
des Handelns.
Ganz genau. Es gibt keine andere Lösung:
Entweder die Tat oder eine tiefe Erkenntnis. Das ist wie ein Instrument, das hilft, das
Wesentliche zu erkennen. Die Grundlage
ihres Konflikts wird ihnen klar, nämlich die
Unfähigkeit, ohne Liebe leben zu können.
In Ihren Arbeiten durchleuchten Sie die
zwischenmenschlichen Beziehungen und
vermitteln den Eindruck, dass Sie sich – frei
von formellen Konzepten – auf die Verdich­
tungen der Emotionen und die Authentizi­
tät der Schauspieler konzentrieren.
Ich will immer in erster Linie eine menschliche Geschichte erzählen. Es ist mir sehr
wichtig, dass die Schauspieler glaubwürdig sind und nicht ihre Schauspielmasken
tragen. Mich interessiert die Wahrheit und
nicht die Form. Eine Theatermaske oder
Theaterform kann sehr schön sein, ich will
hier überhaupt nicht werten, ich denke
nur, dass wir im täglichen Leben schon
viele Masken tragen bzw. zu sehen bekom-
2007/2008 Saison
men. In der Tat versuche ich, den Menschen zu durchleuchten, was ich dabei erkenne, möchte ich zeigen. Ich bemühe mich
mit Hilfe von Bühnenbild, Licht und Musik
das Gesehene realistisch zu zeigen, um dem
Zuschauer – im aristotelischen Sinne – die
Möglichkeit zu geben, sich damit zu identifizieren. Wenn mir das gelingt, ist das ein
Glücksmoment.
Das Gespräch führte und übersetzte
aus dem Polnischen Rita Czapka.
Der Löwe im Winter
von James Goldman
Deutsch von Susanne Meister
Regie: Grzegorz Jarzyna
Ausstattung: Magda Maciejewska
Licht: Jacqueline Sobiszewski
Musik: Jacek Grudzień
Video: Bartek Macias
Mit Sylvie Rohrer, Katarzyna Warnke; Sven Dolinski,
Philipp Hauß, Markus Meyer, Wolfgang Michael,
Tomasz Tyndyk; Leszek Możdżer (Klavier)
H Premiere am 17. November 2007
im BURGTHEATER
In Zusammenarbeit mit TR WARSZAWA
GRZEGORZ JARZYNA, 1968 in Chorzow geboren, ist einer der wichtigsten Theaterregisseure der jüngeren Generation in Polen. Er studierte Philosophie und ab 1993
Regie an der staatlichen Theaterhochschule
in Krakau. Seit 1998 ist er künstlerischer Direktor des TR Warszawa, eines der innovativsten Theater in Polen.
Im deutschsprachigen Raum wurde er vor
allem durch Gastspiele bekannt, z.B. seiner
Bühnenadaptionen von »Doktor Faustus«
(1999 bei den Berliner Festwochen in der
Reihe »Junges Theater aus Osteuropa« in
Koproduktion mit dem Hebbel-Theater und
THEOREM Berlin) und Thomas Vinterbergs »Das Fest« (2002 bei den Wiener Festwochen). Zuletzt adaptierte und inszenierte
er in Wien »
[mede:a]« im Kasino.
Burgtheater
10
Die aggressive Melancholie
des Selbstzerstörers
Johannes Terne, Gert Voss, Petra Morzé, Dirk Nocker (Probenfoto)
Jürgen Wertheimer über Schillers »Wallenstein«
Das ganze Lager summt von Wallenstein-Geschichten. Wallenstein, der Kumpel, der
an vorderster Linie ficht, Wallenstein, der Geheimnisvolle, der völlige Ruhe um sich
braucht, Wallenstein, der Kriegsgott, der »Soldatenvater«, der alle an sich bindet und
zu einer Einheit werden lässt. Versprengt und vermischt wie sie sind, empfinden sich
auch gemeine Soldaten als Zugehörige einer höheren Welt. Ein trügerisches »Wir«Gefühl ist da entstanden. Trügerisch für alle: für den, der es hergestellt hat, nicht
weniger als für die, die an ihm teilhaben. Von wegen »Wir haben’s Heft noch in der
Hand« – von »wir« kann gar nicht die Rede sein. Eine dieser fatalen Gleichsetzungen.
Das Idol Wallenstein bildet und bindet emotional die Bedürfnisse Tausender.
Das Medium macht die Wirklichkeit. Noch
bevor das Stück beginnt, steht auch der Zuschauer im Bann des Phänomens »Wallenstein«. Umgekehrt ist auch Wallenstein vom
Kollektiv, das ihn bedingungslos verehrt, abhängig. Psychoanalytisch oder auch nur verhaltensanalytisch gesprochen: Schiller stellt
einen hochgradig ich-bezogenen Charakter
dar, der jedes Phänomen ausschließlich auf
sich bezieht. Und zwar, dies kommt auf verstörende Weise hinzu, so, dass er sich in eine
passive Situation getrieben, als Opfer anderer
wahrnimmt (»sie zwingen mich«). Wallenstein, das absolute Zentrum seines Systems,
hat das Modell seiner Existenz so eingerichtet, dass jedes externe Signal in (s)eine innere
Realität umgedeutet wird. Daraus ergibt sich
die paradoxe Situation einer extrem hellhörigen und hellsichtigen Figur, die sich gleichzeitig als absolut taub und blind zeigt, was
sein soziales Verhalten anbelangt.
Realitätssinn und Indifferenz – bei Wallenstein zwei Seiten eines Doppelprofils. Ebenso diametral stehen einander gegenüber die
fast intime Zuwendung der anderen, der
kumpanenhafte Ton, den auch Wallenstein
zu spielen weiß, und seine große innere
Distanz selbst zu den Freunden (fast auch
zu sich selbst). Graf Terzky versucht im Gespräch mit dem schwierigen Strategen Wallenstein Wege zu erörtern, die aus der Krise führen könnten. Dabei spricht er auch
das Thema der Glaubwürdigkeit an. Man
wisse nicht immer, wie man ihn einzuschätzen habe. Wallensteins Reaktion ist mehr als
aufschlussreich: »Und woher weißt du, dass
ich […] nicht euch alle zum besten habe? […]
Ich wüsste nicht, dass ich mein Innerstes dir
aufgetan.« – »So hast du stets dein Spiel mit
uns getrieben!«, kommentiert Terzky bitter.
Dann endet die Szene. Aber für jeden Hellhörigen ist das Wallenstein-Porträt eigentlich
schon zu Beginn fast fertig. So wie auch das
Ende von Wallenstein letztlich von Beginn
an feststeht. Mag sein, dass Schiller sehr an
der Entstehung und am Aufbau von Machtprozessen interessiert war. Mehr noch jedoch
faszinierten ihn Prozesse der Entmachtung,
des Verlusts der Macht: Ob Fiesko oder Karlos, Maria Stuart oder Johanna – stets verfolgt man den Niedergangs-Prozess im Detail und in voller Länge.
Wallenstein ist ein selbstverliebter Spieler, der
zwar die taktischen Züge aller anderen aufmerksam wahrnimmt und beobachtet. Und
doch, so hat man den Eindruck, nicht mit
letztem Einsatz dagegen ankämpft. Er signalisiert, das Gesamtszenarium zu durchschauen, über und jenseits von allem zu stehen.
Auch jenseits der Hoffnung. Und genau mit
dieser Strategie des Taktierens siegt er paradoxer Weise, jedenfalls meist; seine Passivität, das Spiel mit dem Gestus des Aufgebens,
Wallenstein, das ist ein
Endspiel im großen Stil.
motiviert die Subalternen, an seiner statt, in
seinem Sinne zu handeln. Wallenstein inszeniert sich als großes Rätsel, als Enigma.
Wer in seinem Umfeld lebt, wer sich auf ihn
einlässt, hat im Grunde nicht den Hauch einer Chance. So auch Max und Thekla. Das
junge Paar bildet nur die triste Nebenstimme
zu einem Geschehen auf anderer, politischer
Ebene. Nie zuvor wurde die Systematik der
politischen Macht so schamlos zu Schau gestellt, das Über-Kinderleichen-Gehen so
deutlich. Nie die Operationen der Politik jenseits aller dramatischen Normen auf 10 Akte
(nimmt man beide Stücke als Einheit) ausgebreitet untersucht.
Doch nicht nur die Unschuldigen geraten in
den Sog der politischen Notwendigkeiten.
Selbst die mächtigsten, dominantesten Fi-
guren kommen unter die Räder der MachtMaschinerie. Selbst Wallenstein. Von Piccolominis Vater wissen wir, dass Wallensteins
Umsturzpläne bekannt sind bzw. dass man
kommuniziert, er hätte diese HochverratsPläne im Kopf. Ein ungeheuerlicher und zunächst kaum glaubhafter Verdacht.
Doch genau diese Botschaft wird in Umlauf gebracht. Und in dieser Situation trifft
man auf einen Hauptverdächtigen, der mit
dieser Rolle aus einer Mischung von Unbesiegbarkeitsglauben und Lust an der Provokation auch noch spielerisch kokettiert.
Und noch nicht so recht an eine Bedrohung glaubt. Doch spätestens mit »Wallensteins Tod« beginnt das labile Gleichgewicht sich zu verschieben. Der Gegner, der
Kaiser, weiß nun definitiv von Wallensteins
Absichten. Damit sind die Sicherheiten von
vorher null und nichtig. Es geht nur mehr
um den Faktor Zeit.
Erst jetzt begreift Wallenstein, die neue Situation realisierend, dass er Opfer der eigenen (Provokations-)Strategie werden könnte.
Aus einem Gedanken-Spiel wird Wirklichkeit. Der einmal, auch im engsten Zirkel ausgesprochene Gedanke setzt Bewegungen frei,
die ihrerseits Situationen herstellen, die vom
Gegner auf eine realitätsanaloge Weise interpretiert werden können. Die Kette der Kausalitäten spult sich automatisch ab.
Noch immer verharrt die Geschichte atemlos
an der Schwelle zur Aktion. Es bedarf eines
2007/2008 Saison
Burgtheater
11
Impulses, um ihn weiter entschlussbereit zu
machen. Der Entschluss zum Aufbruch findet am Abgrund statt. Doch während sich
das Heer auflöst, wächst der Traum, die Fiktion vom Gegenschlag auf der Grundlage alter Größe; auch Piccolomini wird als Verräter enttarnt, Wallenstein sinkt wie Caesar auf
den Stuhl und verhüllt sich in Römerpose
das Gesicht. Dann geht Prag verloren, alle
Regimenter laufen über. Doch Wallenstein
blüht förmlich auf: »Die Brust ist wieder frei,
der Geist ist hell [...] Jetzt fecht ich für mein
Haupt und für mein Leben«. Der Niedergang erzeugte Euphorie, eine »Glückspsychose«; Wallenstein beginnt die Katastrophe
als Stilisierungsmöglichkeit zu begreifen. Anders ausgedrückt: Wallenstein beginnt der
Wallenstein-Legende zu erliegen, blendet die
Fakten systematisch aus bzw. kreiert eine eigene Wirklichkeit.
Schiller decouvriert die Psychologie eines
rauschhaften Abstiegs, mit Indikatoren für
eine frappierende Verschiebung der Wahrnehmungsprozesse. Den Endsieg vor Augen, die Dolchstoß-Legende im Herzen gelingt es Wallenstein, dem »Untergänger«,
fast auch noch die letzten Getreuen ins Feuer zu schicken. Schiller zeichnet das Psychogramm aller großen Diktatoren im Spätstadium, all derer, die in den Wolfsschanzen, im
Bunker ihrer Macht verrammelt und ausgeliefert zum Endspiel antreten. Geschichten
dieser Art werden oft »mythisch«, denn sie
2007/2008 Saison
beinhalten die Fiktion eines »unheimlich
starken Abgangs« gegen die Realität eines
Untergangs ohne Würde. Ein Hauch Abschiedsrührung vom Lieblingsjünger im Stile
des Christus am Ölberg gehört auch dazu.
Doch der »wirkliche« Wallenstein, Wallenstein als blitzschnelles, giftgeschwollenes
Aggressionsbündel, bringt alles wieder zur
Kenntlichkeit. Dem Flehen, bei ihm zu bleiben, folgt im letzten Gespräch mit Max die
scharfe Zurückweisung.
Für Wallenstein ist der Fall damit erledigt.
Nicht für Max, nicht für Thekla, nicht
für alle, die sich auf Wallenstein eingelassen haben. Auch die letzten Adoranten
des »Männer-machen-Geschichte«-Typus
sollten spätestens im dritten Akt ihr Interesse am Individuum verloren haben. Im
vierten Akt zeigt Schiller die menschlichen
Verwüstungen, die dieser historische Amoklauf hinterlässt. Max sucht den Tod auf dem
Schlachtfeld. Thekla wird Opfer eines menschenverachtenden Planspiels.
Wallenstein, das ist ein Endspiel im gro­ßen
Stil. Eine Geschichte ohne Katharsis und
ohne Moral. Früher hieß es: »Was immer ist,
ist Gottes Wille.« Dann: »Was immer ist, ist
gut.« Am Ende von »Wallenstein« steht allenfalls ein trockenes »Was immer ist, ist.«
Am Ende dieser Trilogie gibt es kein Aufatmen und keine Trauer. Keine geringere Empfindung und keine Hoffnung. Aber skeptischer wird man geworden sein im Bezug
auf Aura, Auratiker, große Männer der Geschichte und »Erhabenheit«. Das Wallenstein-Projekt wurde für Schiller zur politischen Gegenwartserkundung. Es ging nicht
(nur) um Wallenstein. Es ging um Napoleon,
um das Prinzip eines charismatischen Herrschaftsmodells mit totalitären Zügen.
Elf Akte, hundert szenische Blickwinkel.
Schiller will die totale Analyse der Macht.
Was da in Szenen geht, ist ein großflächig gegliedertes Panorama. Ein großer Teil der sich
über Jahre hinziehenden Arbeitsprobleme,
Bau, Umbau resultiert im Gegenteil aus der
Grundidee, drei Tage im Februar 1634 exemplarisch ins Zentrum einer umfassenden
Darstellung zu rücken. Eine letale Zeitlupenstudie über die strategische Selbstverwirklichung eines »Großen«; dramatisches Protokoll eines Niedergangs aus eigener Kraft.
Man gewinnt in der Rückschau den Eindruck, man hätte einer inszenierten Selbst-
Exekution beigewohnt. Einem rabiaten und
mit großer Systematik betriebenen Versuch,
die Umwelt so lange und nachhaltig zu provozieren, dass sie gezwungen ist, zurückzuschlagen und so die eigenen Übergriffe zu legitimieren.
Man versucht bereits an Büchners Todesdrama zu denken: Danton und Wallenstein, zwei besessene Macht-Akteure, die am
Kipppunkt der Laufbahn die Strategie ändern und Russisches Roulette spielen. Schiller nimmt seinen Protagonisten drei Tage
vor dem Ende ins Visier, Büchner seinen ein
paar Wochen vor dem Tod. Zwei Volksführer mit Riesendistanz zu denen, die an ihren Lippen hängen. Zwei Sonderfälle, Leader ohne Zukunft. Die Uhr tickt rückwärts.
Die Zeit drängt und bleibt stehen. Die Automatik, die sie ins Leben gerufen haben, arbeitet selbständig gegen die, die sie geschaffen haben. Man spürt im »Wallenstein«: Das
Prinzip »Die Revolution frisst ihre eigenen
Kinder« hat schon 150 Jahre früher begonnen. Schiller spürt aufgrund seiner Wahrnehmungsfixierung einen Phänotypus aus, lange vor der Weltschmerz-Zeit: Die aggressive
Melancholie des Selbstzerstörers Wallenstein
ist ein sehr moderner Gefühlszustand. Dort,
wo das Ende sichtbar wird, beginnt Schiller
zu schreiben. Denn Schillers Spieler spielen
sich, wie alle Süchtigen, sehenden Auges um
Kopf und Kragen.
Jürgen Wertheimer ist Professor für Komparatistik und Germanistik an der Universität
Tübingen. Sein Buch »Schillers Spieler und
Schurken« erschien 2005 im Konkursbuch
Verlag.
Wallenstein
von Friedrich Schiller
Regie: Thomas Langhoff
Bühne: Bernhard Kleber
Kostüme: Marion Münch
Licht: Friedrich Rom
Musik: Jörg Gollasch
Mit Pauline Knof, Petra Morzé, Kitty Speiser;
Gerd Böckmann, Franz J. Csencsits, Michael
Gempart, Urs Hefti, Ronald K. Hein, Roland
Kenda, Ignaz Kirchner, Johannes Krisch, Dieter
Mann, Peter Matić, Christian Nickel, Dirk
Nocker, Robert Reinagl, Branko Samarovski,
Heinrich Schweiger, Johannes Terne, Gert Voss,
Dirk Warme, Paul Wolff-Plottegg, u.a.
H Premiere am 19. Dezember 2007
im BURGTHEATER
Burgtheater
13
Statt zu spielen
Michael Heltau und die Wiener Theatermusiker
Endlich wieder ein Soloabend von Michael
Heltau im Burgtheater.
Heltau über sein Verhältnis zum Theater:
Manchmal bekommt man eine Sehnsucht
nach dem Geheimnis, dem Schutz, nach
der Magie einer Bühne. Und diese Sehnsucht wird immer größer. Ich sage immer,
meine Berufsbezeichnung ist nicht Schauspieler, sondern Bühnenmensch.
Am Anfang war ein Bunter Abend. Ich erfülle mir eine Sehnsucht.
Das erste, was ich vom Theater sah, was
meine Phantasie entzündete, war ein bunter Abend mit Zauberern, Musicalclowns,
Coupletsängern, dressierten Tauben und
Hunden. Das Drumherum dieser Vorstellung hätte armseliger und phantastischer
nicht sein können. Im Krieg – ein Gasthaussaal, wo die Welt mit Brettern vernagelt
war; das Publikum war das abenteuerliche
Resultat einer abenteuerlichen Situation –
Soldaten, englische und russische Gefangene und Einheimische, also zehn Honoratioren und die Bauern aus Kemmating.
Ich war sieben Jahre und hatte von meinen
Eltern erreicht, mitgenommen zu werden.
Das muss meine erste große Liebe gewesen
sein. Ich habe mein Gefühl für diese kleine
Form des Theaters nie vergessen und bin
glücklich, sie für mich in der großen Welt
des Theaters immer wieder zu entdecken.
Ich bin sehr dankbar, dass alles für mich
aus diesem Blickwinkel begonnen hat.
Shakespeare, Schubert, Mozart und Picasso
– und die Duse: die Größten wissen alles aus
ACHTUNG f für den Abend mit
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Der Vorverk u am 31. Dezember
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Michael H
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dem Kleinen. Ich kann nicht seriös sagen, wie
groß die Künstler damals waren; groß genug,
meine bereite Phantasie zu entzünden.
Ich erfülle mir einen Kindheitstraum und
hoffentlich bleibe ich nicht hemmend hinter Ihrer Phantasie zurück.
Statt zu spielen
Michael Heltau und die Wiener Theatermusiker
Buch und Gestaltung: Loek Huisman
Arrangements, Musikalische Leitung: Tscho Theissing
Mit Michael Heltau und Franz Bauer, Otmar
Binder, Roman Bisanz, Lenny Dickson, Peter
Gallaun, Klaus Gesing, Bettina Gradinger,
Horst Hausleitner, Benedikt Leitner, Gabriela
Mossyrsch, Lorenz Raab, Maria Reiter, Tscho
Theissing
H Premiere am 20. November 2007
im BURGTHEATER
»Wir spielen immer,
wer es weiß, ist klug.«
Arthur Schnitzler
Saison 2007/2008
Akademietheater
14
Tragödie der Eindeutigkeit
Ein Interview mit Lukas Bärfuss über sein Stück »Die Probe (Der brave Simon Korach)«
Er ist ein Spezialist für ungelöste Gegenwartsfragen. Der Schweizer Autor Lukas Bärfuss
gehört zu den wichtigsten deutschsprachigen Dramatikern unserer Zeit, auch, weil es
ihm immer wieder gelingt Theater in eine ethische Recherche zu überführen, die in die
Problemzonen unserer Moderne vorzudringen vermag. Sein neues Stück »Die Probe
(Der brave Simon Korach)«, in der ein Speicheltropfen die Erosion einer Familie herbeiführt, erlebt am 30. November 2007 im Akademietheater seine öster­reichische Erstauf­
führung. Regie führt Nicolas Brieger.
Ein Auszug aus einem Gespräch mit Lukas Bärfuss, das Judith Gerstenberg mit ihm für
das Programmheft führte.
Ihr erster Theatertext war eine Bearbeitung
des Oedipus-Stoffes. Mit »Die Probe« greifen Sie diesen Stoff erneut auf, wenn auch
unter anderen Vorzeichen und einer geänderten Dramaturgie. Zu Beginn des Stückes
erfährt Peter Korach, dass er nicht der Vater
seines Sohnes ist. Die Suche nach dem Vater
scheint Sie umzutreiben.
Mich interessiert, wie sich dieses Motiv durch
die abendländische Theaterliteratur zieht,
von Sophokles über Ibsen bis hin in unsere
heutige Zeit. »Wer bin ich? Woher komme
ich?« und vor allem: »Welche Bedeutung hat
das für mich?« – das sind Kernfragen unserer
Identität. Bislang war der Zweifel für dieses
Problem konstituierend, der Umstand, nicht
sicher wissen zu können, wer der Vater ist.
Die Möglichkeiten dieser Suche haben sich
durch den genetischen Vaterschaftstest radikal verändert. Durch ihn lässt sich die Frage
nach dem Vater zweifelsfrei beantworten.
Diese neue Volte in einem sehr alten Stoff ist
mit allem, was daraus folgt, sehr wirkungsmächtig für die Bühne. Dabei interessiert
mich nicht die derzeit in der Öffentlichkeit
geführte Diskussion, ob und unter welchen
Bedingungen man diese Tests durchführen
darf oder nicht, nicht das moralische Für und
Wider, sondern das Faktum, das durch sie
geschaffen wird. Es besteht nun eine Möglichkeit, Zweifel auszuräumen, und sie wird
genutzt.
Wirft einen dieser Test nicht generell auf die
Frage zurück, was wir unter Vaterschaft verstehen? Sie ist ja vielleicht überhaupt eher
eine kulturelle Erfindung.
Das ist sie. Aber Peter Korach, der erfahren hat, dass er nicht der biologische Vater
seines Kindes ist, hat genau damit ein Problem. Denn wenn er anerkennt, dass er
nur der soziale Vater seines Sohnes ist und
nicht der bio­logische, dann müsste er sich
mit dieser Rolle auseinandersetzen. Wenn
die biologische Vaterschaft wegfällt, bleibt
nichts übrig als die Vaterschaft als kulturelles
Konstrukt, und das ist etwas, das gestaltet
werden will. Das Erbe ist dann nicht vorgegeben, es wird formbar. Peter Korach müsste
sich befragen, was er diesem Kind mitgeben
will, welche Werte, welche Ansichten seines
Lebens. Und das macht er nicht.
Trotzdem sprechen neuere Untersuchungen
in dieser Frage der Biologie wieder ein großes
Gewicht zu, behaupten, dass die genetischen
Einflüsse sich doch gegen soziale Einflüsse
durchsetzen. Man denke an die Zwillingsforschung. Auch der DNA-Test verkauft ja sein
Resultat als Mitteilung darüber.
Es ist die Mitteilung, ob die Gene übereinstimmen. Dieses Wissen zeitigt eine unglaubliche Wirkung, aber es ist nicht lebbar. Es ist
wie der Klotz, der in der Wohnung steht und
einen am Leben behindert.
Die gesellschaftlichen Folgen sind nicht absehbar, aber ich denke, das Bild der Familie
wird sich verändern. Den Seitensprung wird
es immer geben, und deshalb auch die Kuckuckskinder. Ich glaube nicht, dass der Vaterschaftstest als moderner Keuschheitsgürtel
funktionieren wird. Er wird den Frauen eine
größere Ehrlichkeit abverlangen – und damit
die Männer vor die Frage stellen, was sie als
Vater darstellen wollen. Wollen sie ein Kind
aufziehen oder ihren Genpool weitergeben?
Bei Letzterem könnten die Männer ja einfach
zur Samenbank rennen. Aber ich kann mir
nicht vorstellen, dass der Mann die Einflussnahme auf ein Kind, die Macht auch, die darin liegt, wird abgeben wollen. Andererseits
entschuldigt die Biologie: mein Kind ist zwar
hässlich und dumm, aber es ist meines, und
ich trage dafür die Verantwortung. Wenn es
darauf nicht ankommt, warum sollte man
sich nicht ein Schönes und Kluges suchen,
um es aufzuziehen?
Sie nennen »Die Probe« eine Tragödie der
Eindeutigkeit.
Ja, weil es keine Umstände gibt. Keine Frage: warum ist etwas geschehen? Das Resultat, nicht der Vater des Kindes zu sein, ist
ein nacktes Faktum. Und als solches steht
es am Anfang des Stückes. Doch mit einem
nackten Faktum umzugehen, haben wir
nicht gelernt. Wir leben in einer Kultur, die
gerade den Zweifel zum Paradigma gemacht
hat. Unser Rechtssystem beruht auf den Umständen, die reine Tat gibt es nicht. Das Motiv, warum jemand zum Beispiel einen Mord
begeht, bewertet seine Tat. Ist es Totschlag,
fahrlässige oder eventualvorsätzliche Tötung, geschah die Tat im Affekt oder war sie
geplant? Und weil es keine reine Tatsachenbewertung gibt, gibt es Appellationsmöglichkeiten, im Wissen, dass eine Bewertung abhängig vom jeweiligen Standpunkt ist. Aber
diese DNA-Probe gibt vor, nicht parteiisch
zu sein. Sie stellt fest, aber sie verteilt letztlich keine Verantwortung. Deshalb schwingt
für mich im Titel auch die Gottesprobe mit.
»Wir werfen dich ins Wasser, wenn du nicht
untergehst, bist du schuldig.« Schuldig, aber
nicht verantwortlich. In meinem Stück gibt
es keine Auseinandersetzung, was mit dem
Kind geschehen soll. Es ist zwar der Grund
und der Auslöser für die ganze Aufregung,
und gleichzeitig spielt es keine Rolle, weil die
Probe ihm keine Rolle zuweist. Wir sehen
nur Erwachsene, die um ihre eigene Befindlichkeit kreisen.
Was schrecklich ist, und auch sehr komisch
und existentiell. Denn Sie zeigen die Figuren
in einem Kampf ihre Handlungsfreiheit
zu behaupten. Diese Frage nach der persönlichen Freiheit, die Sie einmal als letzten
Glaubensartikel unserer Gesellschaft bezeichnet haben, ist durchgängig in Ihren dramatischen Texten Thema.
Vielleicht, weil ich nicht weiß, wie diese persönliche Freiheit genau aussieht. Ich kenne
niemanden, der sich frei zu seiner Biographie
entschieden hätte. Wichtiger noch als die persönliche Freiheit scheint mir aber der Wille,
und dieser verträgt sich oft nicht mit der Er-
2007/2008 Saison
Akademietheater
15
Bühne mit dem ursächlich Menschlichen
deckt. Wenn jemand auf die Bühne kommt
und sagt: »Ich bin klug«, dann halten wir
ihn für dumm. Wenn aber die anderen über
ihn sagen, er sei klug, dann halten wir ihn
für klug. Den König machen die anderen,
wie man so sagt. Die Einsamkeit der Figuren
entsteht, weil sie versuchen, sich selbst diesen
Status zu geben. Und das gelingt keinem.
Ich würde gerne noch einmal zurückkommen auf das Thema des Stückes. Es ist ja keines über den Vaterschaftstest. Dieser ist nur
der Auslöser des ganzen Verlaufs.
Lukas Bärfuss
wartung, wie diese Menschen sich zu benehmen haben. Mich interessiert dabei weniger,
warum wir wollen, was wir wollen, sondern,
was es auslöst, wenn wir etwas wollen, das
für uns nicht vorgesehen ist. Darin läge doch
die wirkliche Freiheit: dass ich mir etwas
nehmen kann, was nicht vorgesehen ist, dass
ich mein Leben gestalten kann, anders als es
der Notwendigkeit entspricht. Peter Korach
fügt sich nicht in seine Rolle. Er revoltiert gegen das Ergebnis.
Sind sich Ihre Figuren dieses Konfliktfeldes
bewusst? Sie versuchen ja ständig, sich ein­
ander zu erklären.
Sie kämpfen um ihren Status, um die Anerkennung der anderen. Was wir sind, sind wir
nicht alleine aus uns selbst heraus. Wir brauchen die Zustimmung des anderen, damit
wir sein können, was wir sein wollen. Wir
sind soziale Produkte. Die Komik entsteht,
weil sich die Figuren diese Anerkennung
nicht zubilligen. Eine Grundlüge unserer Gesellschaft besteht ja in diesem »You can get
it if you really want« – du kannst alles kriegen, wenn du es nur willst. Aber in Wahrheit müsste es doch heißen: »You can get it
if we really want«. Du kriegst es, wenn wir
es wollen. Was ich sein kann, bestimmen die
anderen.
Ich versuche in meinen Stücken zu zeigen,
dass sich das ursächlich Theatrale auf der
Saison 2007/2008
Ja, mich hat auch in »Der Bus« nicht die
Religion oder in »Die sexuellen Neurosen
unserer Eltern« die Sexualität Behinderter so
sehr interessiert. Mich interessiert viel mehr,
wie sich die Menschen im Angesicht einer
unlösbaren Problemlage verhalten.
Die Qualität Ihrer Stücke besteht aber auch
gerade darin, die Unlösbarkeit dieser Probleme aufzuzeigen. Daher formulieren Sie
nie einen konkreten Einzelfall, sondern konstruieren eine Wirklichkeit auf der Bühne,
die auf das System verweist, in dem es stattfindet. Dieses Konstrukt scheint auf den ersten Blick so klar, dass man geneigt ist, es zu
unterschätzen. Doch, scheint mir, Sie stecken
die Ausgangslage bewusst so klar ab, weil es
noch kompliziert genug wird.
Nur die kleinen Probleme sind kompliziert,
die großen sind schrecklich einfach. Was ist
kompliziert am Tod? Nichts, und trotzdem
ist er unlösbar. Das interessiert mich. Deshalb möchte ich einfache Stücke schreiben,
einfach und unlösbar.
Der Untertitel lautet: »Der brave Simon Korach«. Wenn man weiß, dass die Untertitel
Ihrer Stücke die versteckten eigentlichen Titel sind, überrascht es vielleicht, dass er nicht
Peter Korach nennt, sondern den Vater des
Gehörnten, den Großvater des Kuckuckskindes.
Simon Korach ist deshalb für mich das eigentliche Schmerzzentrum, weil er sich nicht
nur fragen muss, was habe ich von meinem
Vater, sondern: Was gebe ich weiter? Er hat
ja die Wahl. Er hat einen geformten Sohn,
den als Wahlhelfer angenommenen Franzeck, der alles in seinem Sinne macht, und
auf der anderen Seite hat er seinen vermutlich biologischen Sohn Peter, der nichts von
ihm annimmt. In dem Moment, in dem Peter
stirbt, muss Simon sich fragen, was von ihm
bleiben wird, von seinen Wertvorstellungen,
seiner Sicht auf das Leben. Franzeck, der soziale Sohn, reicht ihm nicht. Er wird wieder
zum Säufer heruntergestuft und zerstört. Da
Simon sein biologisches Erbe nicht retten
konnte, vernichtet er nun auch seine soziale
Hinterlassenschaft. Auch wenn sein leiblicher
Sohn ihm nicht hilft, ihn nicht anerkennt als
Politiker, ihm so gar nicht nachstrebt, kann
er noch die Hoffnung haben, dass sich seine
besten Eigenschaften im dritten, vierten Glied
fortpflanzen. Aber einen Enkel hat er ja nun
auch nicht mehr. Seine Familie stirbt aus.
Sie dringen mit Ihren Theatertexten systematisch in den Problemkern unserer Moderne
vor. Welche Wirkungsmacht sprechen Sie
dem Theater zu?
Meine Liebe zum Theater nährt sich letztlich an der unausrottbaren Lust anders zu
sein, sich zu verkleiden, zu verstellen, in einer fremden Sprache zu sprechen. Dieses
wunderbare Paradox, dass Theater eine
Künstlichkeit behauptet, die doch nur unsere Wirklichkeit ist. Das zweite, wunderbare
Paradox, dass Schauspieler acht oder zehn
Wochen proben, um glaubwürdig vorgeben
zu können, sie würden ihre Geschichte nicht
reproduzieren, was sie tatsächlich nicht tun.
Die vergehende Zeit, den Verfall, die Einzigartigkeit des Moments, seine Verletzlichkeit,
das liebe ich am Theater. Und schließlich
die Öffentlichkeit. Dass wir uns gemeinsam
diesen unbeantwortbaren Fragen stellen und
uns in diesem Unverständnis treffen können.
Die Probe (Der brave Simon Korach)
von Lukas Bärfuss
Regie: Nicolas Brieger
Bühne: Raimund Bauer
Kostüme: Andrea Schmidt-Futterer
Licht: Felix Dreyer
Mit Sabine Haupt, Barbara Petritsch; Dietmar
König, Roland Koch, Michael König
H Premiere / Österreichische Erstaufführung
am 30. November 2007 im AKADEMIETHEATER
Die Gegenwartsdramatik
wird unterstützt von
Akademietheater
16
Die Brüder Karamasow
Leben in Auflösung – das Drama der Freiheit
Familientragödie, Entwicklungsroman, Krimi, Geschichte eines Justizirrtums, sozialpsychologisches Drama, anrührende Erzählung über Kinder, Liebesgeschichte und
Eifersuchtsdrama: Dostojewskijs letzter Roman »Die Brüder Karamasow« sind eigentlich
mehrere Bücher in einem und eine Synthese aller seiner früheren Werke.
Der Regisseur Nicolas Stemann, der in den vergangenen Spielzeiten mit großem Erfolg
»Das Werk« und »Babel« von Elfriede Jelinek im Akademietheater zur Uraufführung
brachte, wird »Die Brüder Karamasow« in Szene setzen.
Im Folgenden drucken wir Auszüge aus zwei Aufsätzen von Ilma Rakusa. Die Schriftstellerin
und Übersetzerin ist Lehrbeauftragte für südslawische und russische Literatur an der
Universität Zürich und hat sich in zahlreichen Publikationen mit dem Werk Dostojewskijs
auseinandergesetzt.
»Nach den Karamasows (und beim Lesen
derselben) habe ich immer wieder mit Grauen um mich geblickt und mich gewundert,
daß alles noch beim Alten war ... In ihnen
ist so viel Prophetisches, Feuriges, Apokalyptisches, daß es unmöglich erscheint, da
zu verharren, wo wir gestern waren, alte
Gefühle zu hegen und an etwas anderes
zu denken als an den Tag des Jüngsten
Gerichts.« Dies schrieb der Maler Iwan
Kramskoi kurz nach Erscheinen von
Dostojewskijs letztem Roman. Sigmund
Freud bezeichnete »Die Brüder Karamasow« 1927 als den »großartigsten Roman,
der je geschrieben wurde«, die »Episode
des Großinquisitors« als »eine der Höchstleistungen der Weltliteratur, kaum zu überschätzen«. Literaturwissenschafter sahen
in den »Brüdern Karamasow« die Vollendung des »psychologisch-ideologischen
polyphonen Romans« und eine Synthese
aller früheren Werke des Autors.
Obwohl die Fabel auf einem Vatermord
basiert, was dem Buch die spannenden
Züge eines Kriminalromans verleiht, geht
Bei der Leseprobe
es Dostojewskij in erster Linie um ein
sozial-psychologisch-ideologisches Drama: die Karamasow-Familie als »Mikrokosmos« reflektiert sämtliche Widersprüche des Menschseins. Und so könnten die
Kontraste nicht größer sein: zwischen dem
geldgierigen Lebemenschen Fjodor Karamasow und seinen drei ungleichen Söhnen
– dem temperamentvoll-launischen Dmitri,
dem scharfen Analytiker Iwan und dem
sanften Kinderfreund Aljoscha. Nicht zu
vergessen der uneheliche Sohn und Lakai
Smerdjakow, das rätselhafteste aller Karamasow-Geschöpfe, das zuerst den Vater
umbringt und dann sich selbst. Doch damit nicht genug, es gibt die Frauen, denkbar unterschiedlich auch sie: die herrischstolze Katerina Iwanowna, das »infernale
Weib« Gruschenka, die koboldhafte Lisa
Chochlakowa und die Mutter Smerdjakows, Lisa, »die Stinkende«. Und es gibt –
jenseits aller Hysterie – die weise Welt des
Starez Sossima und die lichte der Kinder.
In keinem andern Roman Dostojewskijs
ist die Psychologie der Helden so stark in
einen metaphysischen Kontext gebettet.
Der Triebmensch Dmitri spricht nicht nur
von sich, wenn er gegenüber Aljoscha die
»Schönheit« als fatale Bedrohung bezeichnet: »Hier ringen Gott und der Teufel, und
der Kampfplatz ist – des Menschen Herz.«
Einbrüche des Irrationalen findet man
selbst beim Zyniker Fjodor Karamasow;
bezeichnend ist allerdings, dass er die Frage nach der Existenz Gottes zwar stellt, die
Voltairesche Formel »Wenn es Gott nicht
gäbe, müsste man ihn sich ausdenken« jedoch als Teufelsbeweis, als Diabolodizee,
missbraucht.
Alle Hauptfiguren des Romans erleben
ekstatische Augenblicke. In diesem Her­
austreten aus sich selbst – in Leidenschaft,
Zorn, Eifersucht, Liebe, mystischer Hingabe – entziehen sie sich der Logik des Ratio­
nalen und betreten eine metaphysische Dimension, mag diese auch – wie bei Iwan
– der Wahnsinn sein.
Iwan ist zusammen mit Aljoscha und Sossima der Träger der ideologischen Handlung, die mit der von Dmitri dominierten
Erzählhandlung in einem komplexen Spannungsverhältnis steht. Ausgerechnet der Nihilist stellt sich die Frage nach der Existenz
Gottes und nach den sittlichen Grundlagen
der Welt. Ihm auch legt Dostojewskij die
Legende vom Großinquisitor in den Mund
– nach seinen eigenen Worten das beste
Stück Prosa, das er je geschrieben habe, und
der »Kulminationspunkt« des Romans.
Mit der Niederschrift des Romans begann
Dostojewskij wenige Monate nach dem
Tod seines jüngsten Sohnes Aljoscha und
dem anschließenden Besuch der Einsiede-
Akademietheater
17
lei Optina Pustyn, Ende Sommer 1878; er
beendete sie zwei Monate vor seinem eigenen Tod, im November 1880. Die Entstehungsgeschichte der »Brüder Karamasow«
(soweit sie aus den erhalten gebliebenen
Entwürfen rekonstruierbar ist) umfasst freilich einen größeren Zeitraum: Sie reicht bis
ins Jahr 1876 zurück. Die Genese einzelner
Themen und Motive lässt sich noch weiter
zurückverfolgen. So stand für den angeblichen Vatermörder Dmitri ein ehemaliger
Mithäftling Dostojewskijs in Omsk Pate,
der Unterleutnant a. D. Iljinski, der, wegen
Vatermordes verurteilt, zehn Jahre unschuldig im Zuchthaus verbrachte, bis man den
wirklichen Täter fand. Dostojewskij berichtete über Iljinski in den Aufzeichnungen
aus einem Totenhaus und entwarf 1874
den Plan zu einem Drama à la Iljinski, in
welchem der jüngere von zwei Brüdern,
der den älteren heimlich um seine Braut beneidet, seinen Mord am Vater so geschickt
kaschiert, dass die Schuld auf den mit dem
Vater wegen einer Erbschaftsangelegenheit
zerstrittenen älteren fällt, der zu zwanzig
Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Nach
Ablauf der Frist bekennt der jüngere seine
Schuld und begibt sich auf den verdienten
Leidensweg, nicht ohne dem älteren seine
Familie anzuvertrauen ...
Neben dem Problem des Vatermords und
des Justizirrtums beschäftigen Dostojewskij,
wie aus einem Brief an Christina Altschewskaja vom 9. April 1876 hervorgeht, »die
junge Generation und zugleich die moderne
russische Familie, die – ich ahne das – beileibe nicht mehr das ist, was sie noch vor
zwanzig Jahren war«. Der »zufälligen Fa-
milie« hatte Dostojewskij seinen Roman
Der Jüngling gewidmet. Jetzt interessierte
ihn die Familie im Umbruch: »Unser Leben
ist zweifellos in Auflösung begriffen und somit auch die Familie. Doch ist es notgedrungen so, daß sich das Leben neu organisiert,
auf neuen Grundlagen. Wer aber bemerkt
es, wer weist darauf hin? Wer ist imstande,
auch nur ansatzweise die Gesetze dieses
Zerfalls und dieser Neuorganisation zu bestimmen, auszudrücken?« Die Sätze stehen
in dem als Zeitschrift erschienenen Tagebuch eines Schriftstellers. (Januar 1877),
das Dostojewskij als eigentliches »schöpferisches Laboratorium« für die Brüder Karamasow diente.
Vor allem Tatsachenmaterial zum Thema
Familie und Kind ist über das Tagebuch
eines Schriftstellers in den Roman eingegangen, so etwa die Affäre Kroneberg – der
Prozess gegen den Bankier Kroneberg wegen unmenschlicher Züchtigung seiner siebenjährigen Tochter (Februar 1876) – die
Iwan Karamasow zusammen mit andern
Kindsmisshandlungen rekapituliert. Weitere Themen, die Dostojewskij im Tagebuch
eines Schriftstellers wie später im Roman
behandelt, betreffen die russische Rechtsprechung und die orthodoxe Kirche, Katholizismus und Sozialismus, die allgemeine Vereinzelung als Charakteristikum der
gegenwärtigen Gesellschaft und Russlands
Verhältnis zum Westen.
Ende 1877 stellt Dostojewskij im Hinblick auf eine »künstlerische Arbeit« – gemeint sind die Brüder Karamasow – das
Erscheinen der Zeitschrift vorübergehend
ein und notiert fast gleichzeitig sein »Memento für das ganze Leben«: »1. Den rus-
sischen Candide schreiben. 2. Ein Buch
über Jesus Christus schreiben. 3. Meine
Erinnerungen schreiben. 4. Ein Poem Die
Totenfeier schreiben.«
Vor allem der Plan eines russischen Candide und eines Buches über Jesus Christus ist
in den Brüdern Karamasow teilweise realisiert worden.
Dostojewskij hat in seinem letzten Roman
mehr Gegensätze verarbeitet und mehr
Perspektiven eröffnet als je zuvor: Sein
modernes Familienepos kennt die archetypischen Abgründe antiker Tragödien und
rührt zugleich an eine mystische Weltsicht,
die jeden Widerspruch transzendiert. Wer
sich mit diesem Werk auseinandersetzt,
durchmisst Welten und Stile und wird zum
Zeugen eines kompositorischen Raffinements sondergleichen.
Zitiert aus Ilma Rakusas Nachwort zur Übersetzung
von E. K. Rahsin, München-Zürich 1985 und aus
ihrem Artikel »Genauigkeit über alles – Swetlana
Geiers Neuübersetzung der Brüder Karamasow«,
Neue Zürcher Zeitung, 06.03.2004
Die Brüder Karamasow
von Fjodor M. Dostojewskij
Regie: Nicolas Stemann
Bühne: Katrin Nottrodt
Kostüme: Aino Laberenz
Musik: Thomas Kürstner / Sebastian Vogel
Licht: Rainer Casper
Video: Claudia Lehmann
Mit Sachiko Hara, Myriam Schröder, Mareike
Sedl, Adina Vetter; Philipp Hochmair, Hans
Dieter Knebel, Thomas Lawinky, Rudolf Melichar,
Joachim Meyerhoff, Sebastian Rudolph, Hermann
Scheidleder, Martin Schwab
H Premiere am 22. Dezember 2007
im AKADEMIETHEATER
Kasino
18
Damenbekanntschaften
von Lotte Ingrisch
»Damenbekanntschaften« – dieser un­
schein­bare und doch vielsagende Titel
bezeichnet eine kleine und zugleich ver­
blüffend großartige Tetralogie, in der es
durchaus schicksalhaft zugeht. Nicht
dröhnend, nicht dräuend, nicht mächtig
aufschäumend, vielmehr leise boshaft,
sanft spitz, zartbitter und schließlich,
naturgemäß, lächelnd tödlich.
Lotte Ingrischs minutiös genauer Blick erkennt in den seelischen Schlampereien der
intimen Beziehungen eine genaue Ordnung, nämlich die des alltäglichen subtilen Seelenkrieges zwischen Menschen.
Zwischen Menschen, die nichts voneinander wissen, auch wenn sie ein Leben lang
nebeneinander leben, die sich aneinanderketten, ineinander verkrallen, ihr Glück
zu erzwingen suchen und somit immer
wieder verlieren. Das ewige Spiel von Sein
und Schein – hier wird’s gerade in der Beiläufigkeit zum Ereignis.
Die kleinen Monster – nämlich Menschen
wie Du und Ich –, die Lotte Ingrisch aufeinander loslässt, haben durchaus Sprachbewusstsein und damit auch eine selbstironische Komik. Aus dieser einfühlsamen
Nähe (Lotte Ingrischs Regieanweisungen
sind ein Kabinettstück der Charakterisierung für sich) entsteht ein Dialog, der
feinste Nuancen der Schauspielkunst ermöglicht. Lotte Ingrischs Wort-Noten
sind jener Stoff, aus dem ein köstliches
mimisch gestisches Wort-Musizieren zwischen einer Schauspielerin und einem
Schauspieler geschaffen werden kann.
Melancholie und Misanthropie scheinen
das Leben dieser acht Lebenskünstler,
die ebenso absolute Nicht-Lebenskünstler sind, zu grundieren. Aus diesen Ingredienzien entsteht tatsächlich unversehens,
so möchte ich es nennen, ingeniöses Novellentheater.
Der authentische Klang speist sich, so paradox es klingen mag, von Ferne her, nämlich von Nestroy und Raimund her, auch
eine Dreingabe grotesker Phantasie à la
Herzmanovsky-Orlando lässt sich herausschmecken. Das Eigentümliche dieser
bizarren Theaterminiaturen aber ist ein
raffiniert elegantes Amalgam aus Leichtsinn und Tiefsinn, Vergangenheit und Ge-
genwart. Gemäß Hofmannsthals Maxime, das Geheimnis an der Oberfläche zu
verstecken.
Der Tonfall ist also gewiss wienerisch, in
der Folgerichtigkeit des alltäglichen Schreckens hingegen durchaus allgemeingültig.
Allgemeingültig, weil Lotte Ingrisch bei
ihren Figuren jene giftige Krankheit diagnostiziert, die zur lebensgefährlichsten
aller Epidemien mutieren könnte: die Lebenslüge.
Die Virtuosität dieses Novellentheaters
liegt in der Leichtigkeit der unerwarteten
Ereignisse. Eine rosa Wolke des Glücks,
eine Redefloskel, eine vermeintlich schöne
Aussicht, eine quälend lange Stille – auch
das können unerwartete Ereignisse sein,
die alles verwandeln. Wer will nicht, wenigstens gelegentlich, einmal ein ganz an-
derer sein, als er eben ist. Und gibt sich
bereitwillig den Täuschungen und Selbsttäuschungen hin. Davon handeln Lotte
Ingrischs vier kauzig feine, wundersam
komische Einakter.
Hermann Beil, 2005
Damenbekanntschaften
von Lotte Ingrisch
Regie: Elisabeth Augustin
Bühne: Viktoria Rautscher
Kostüme: Elke Gattinger
Musik: Claus Riedl
Video: Armin Luttenberger
Mit Ulli Fessl, Brigitta Furgler, Sylvia Haider,
Dunja Sowinetz, Bibiana Zeller; Detlev Eckstein,
Florentin Groll, Peter Wolfsberger, Heinz Zuber
H Premiere am 5. Dezember 2007
in der KASINOBar
2007/2008 Saison
Kasino
19
Rückschau auf die Werkstatttage 07
, die Talente«
»Es gibt sie also
Der Standard
Acht junge Autorinnen und Autoren
hatten heuer im Oktober wieder die
Möglich­keit, im Burgtheater gemeinsam
mit Schauspielern, Regisseuren, Dramaturgen und weiteren Theaterexperten
an ihren noch unfertigen Stücken zu
arbeiten.
Am Ende dieser 14 Tage voller Diskussionen, Lesungen, Proben und viel Schreib­
tischarbeit stand die WerkstattNacht.
Im ausverkauften Kasino erlebten die Zu­
schauer die Präsentation der aktuellen
Arbeitsstände der Texte von Dorothee
Brix, Ann-Christin Focke, Alexandra
Helmig, Stephan Lack, Andreas Lieb­
mann, Philipp Löhle, Charlotte Roos
und Katharina Schmitt.
Das Burgtheater veranstaltet die Werkstatttage gemeinsam mit dem Deutschen
Literaturfonds, Darmstadt, in Zusammen­arbeit mit der Literarmechana, Wien
und Pro Helvetia.
1. Beim ersten Treffen: Die Teilnehmer der
Werkstatttage haben im Kasino jede Menge
Fragen zu klären, bevor Autoren, Regisseure
und Schauspieler ins Gespräch kommen.
6. Dorothee Brix arbeitet gemeinsam mit
dem Regisseur Michael Talke an ihrem
Stück »Drei Frauen«.
2. David Oberkogler (Ensemble) mit der Autorin von »Argentinien«, Alexandra Helmig,
und dem Autor von »Die Toten von Heilbronn«, Andreas Liebmann (rechts).
7. WerkstattNacht: Die Regisseurin EvaMaria Baumeister (links) und die Autorin
Katharina Schmitt beschreiben vor der Präsentation ihre gemeinsam Arbeit am Stück
»Platz der Republik«.
3. Leseprobe: Der Autor Stephan Lack bespricht mit den Schauspielern die aktuellen
Textänderungen in seinem Stück »Lichtscheu«.
8. Ann-Christin Focke bittet das Publikum
um Anregungen für einen neuen Titel ihres
Stückes, das bei der WerkstattNacht noch
»Versuch einer Liebesgeschichte« heißt.
4. Arbeitsprobe im Kasino: Schauspieler, Regisseure und Autoren vergleichen und diskutieren die Arbeitsstände.
9. Julia Hartmann, Elisa Seydel und Michael
Masula lesen aus Charlotte Roos' Stück
»Allergie«.
5. Am Regietisch: Der Autor Philipp Löh­­le
und der Regisseur Sebastian Hirn besprechen die Textauswahl für die Präsentation
von »Lilly Link«.
10. Schlussapplaus: 26 Schauspieler, vier Regisseure und die acht Autorinnen und Autoren beim Bedanken nach der erfolgreichen
5. WerkstattNacht am 14. Oktober 2007.
1.
2.
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8.
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10.
Saison 2007/2008
Die Feiertage
20
Frohes Fest im Burgtheater
Unser Programm an den Weihnachtsfeiertagen, zu Silvester und Neujahr
Außerdem: Der Weihnachts-Zyklus als Geschenk und Theater für Kinder im Advent
nken! ++ + »Arsen und Spitzen
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Theaterabende zum Ver- und Se
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Der W
Der Löwe im Winter
von James Goldman
»Eine herzerwärmende, rosige Zeit. Der
Glühwein dampft, die Holzscheite glühen,
und wir werden als Festtagsbraten geröstet.«
Henry, dessen Kräfte langsam schwinden,
hat im Laufe seines Lebens ein Imperium
aufgebaut. Die drei Söhne träumen vom
Ende der väterlichen Herrschaft.
Auf einem Familientreffen bricht ein hemmungsloser Kampf aller gegen alle aus. Welcher der Söhne hat mehr Recht darauf, die
Macht zu übernehmen? Der jüngste, vom
Vater vorgezogene John, der kluge, stets seinen Vorteil suchende Geoffrey, oder Richard,
der älteste, mit der meisten Erfahrung?
Am 23. und 25. Dezember 2007
im BURGTHEATER
Arsen und
Spitzenhäubchen
von Joseph Kesselring
»Es ist friedlich bei uns, nicht wahr?« – Mit
ihrer Einschätzung stehen die Schwestern
Martha und Abby Brewster recht alleine
da. Die beiden liebenswerten Tanten haben
aus »reiner Nächstenliebe« mehr als eine
Leiche im Keller begraben – im wahrsten
Sinne des Wortes. Schlechte Aussichten
für den Neffen Mortimer, der doch nichts
anderes will als die Pfarrerstochter von
nebenan heiraten und sich jetzt in den Wirren der absurdesten Kriminalgeschichte
aller Zeiten wiederfindet.
Am 23. und 25. Dezember 2007
im AKADEMIETHEATER
Wallenstein
von Friedrich Schiller
»Wär’s möglich? Könnt ich nicht mehr, wie
ich wollte? Nicht mehr zurück, wie mir’s
beliebt? Ich müsste die Tat vollbringen, weil
ich sie gedacht?«
Schiller hat einen entscheidenden Augenblick des Dreißigjährigen Krieges in das
gewaltige Panorama einer Trilogie gefasst,
beginnend mit dem, was des »verwegenen«
Heerführers Macht ausmacht, der Soldateska in »Wallensteins Lager«, vorangetrieben
über den Konflikt seiner Gefolgsleute, der
Generäle, in »Die Piccolomini« bis hin zu
seiner Ermordung in »Wallensteins Tod«.
Am 26. Dezember 2007
im BURGTHEATER
Weihnachts-Zyklus
Die Weihnachtsgans Auguste
Pauline Knof liest zum Advent aus Friedrich Wolfs Kinderbuch
Der guten Gans Auguste ist zu Weihnachten das triste Schicksal aller Weihnachtsgänse
zugedacht – sie soll als Festbraten der Familie auf dem Teller enden. Doch Vater Löwenhaupt hat nicht mit dem hartnäckigen kleinen Peter gerechnet. Pauline Knof wird in ihrer
Lesung musikalisch auf der Klarinette von Otmar Klein begleitet.
Ab 1. Dezember 2007 im VESTIBÜL
Kirsten Dene, Peter Simonischek
und Libgart
Schwarz in
2007/2008
Saison
»Arsen und Spitzenhäubchen«
im Burgtheater
21
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Ab s erhältlich!
Jänner
»Gehasste Geliebte«
nhäubchen«, »Der Sturm« und
++ + Von 18,90 bis 129,60 Euro
Sturm
Romeo und Julia
»Als du roher Mensch noch von dir selbst
nichts wußtest, geschnattert hast nur wie
ein Vieh, da gab ich deinem Stumpfsinn
Worte, dich zu erklärn. Doch an solch einer niedrigen Natur scheitert jede höhre
Liebe zur Kultur.«
In seinem letzten Stück erfindet Shakespeare
sich selbst eine Welt, in der der Antagonismus von Tragödie und Komödie aufgehoben
ist. Diese Welt ist die Insel, das Theater, die
Welt. Das ganze Stück ist eine Idee in Prospero-Shakespeares Kopf, ein Blatt Papier. Alle
Herrschaftsspiele werden noch einmal durchlaufen, Erkenntnisse der eigenen Unzulänglichkeit und Bereitschaft zum Tod gefunden.
»Oje, dass Liebe, von Natur aus blind, uns
dahin trifft, wo wir verletzbar sind.«
von William Shakespeare
Am 26. Dezember 2007
im AKADEMIETHEATER
Weihnachts-Zyklus
von William Shakespeare
Romeo und Julia sind das berühmteste Liebespaar der Weltliteratur. Shakespeare griff
den Stoff aus der italienischen Novellen­
literatur auf, verlegte ihn in die Frührenaissance, die Zeit der Pest, und komprimierte
das Geschehen auf nur vier Tage. Heiraten,
Duelle, Tode und Versöhnungen skandieren den Gang der Ereignisse ebenso plötzlich wie unwiderruflich. Bis heute stellt die
Geschichte von Romeo und Julia ein mythisches Versprechen dar, das die Erzählung
der schicksalhaften, wahren und unerschütterbaren Liebe in Umlauf hält.
Am 30. Dezember 2007 und 1. Jänner 2008
im BURGTHEATER
Das purpurne
Muttermal
von René Pollesch
»Wir können das Spiel nicht leben, wir sind
nicht so konstruiert, jedenfalls nicht mit
den Geschichten, die wir bewohnen müssen. – Hat jemand ein Aspirin für mich?«
René Polleschs Stück, das mit dem »Nestroy« als »Bestes Stück« ausgezeichnet
wird, ist eine Theaterkomödie, in der jeder
das nicht Nachvollziehbare leicht nachvollziehbar zu machen versteht, und zudem
eine Ehekomödie, in der jedes anständige
Verhalten Selbstzerstörung ist und sich alle
lächerlich machen, und trotzdem jeder an
dem diffusen Bereich festhält, der scheinbar allen zugänglich ist, und vor dem alle
gleich sind: die Liebe.
Am 31. Dezember 2007 und 1. Jänner 2008
im AKADEMIETHEATER
Gehasste Geliebte
mit Elisabeth Orth und Peter Simonischek
Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Adele Sandrock und Arthur Schnitzler erlauben
einen vergnüglichen Einblick in das Seelenleben der beiden exaltierten Künstler und ihre überaus komplizierte Beziehung zueinander: eine Beziehung beherrscht von Launen, geprägt von
einem beständigen Wechsel der Einstellungen, gelebt von Augenblick zu Augenblick.
Am 3. / 7. und 10. Dezember 2007 im BURGTHEATER
Weihnachts-Zyklus
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Saison 2007/2008
Joachim Meyerhoff und
Maria Happel in »Sturm«
Porträt
23
Nachgefragt:
Markus Meyer, Schauspieler
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Wo möchten Sie leben?
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Ihre liebste Romanheldin? Ihr liebster Romanheld?
Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit?
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Ihre Lieblingshelden in der Dichtung?
Ihre Lieblingsmaler?
Welche Eigenschaften schätzen Sie
bei einem Mann am meisten?
Welche Eigenschaften schätzen Sie
bei einer Frau am meisten?
Ihre Lieblingstugend?
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Ihr Hauptcharakterzug?
Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?
Ihr größter Fehler?
Ihr Traum vom Glück?
Was möchten Sie sein?
Ihre Lieblingsfarbe?
Ihre Lieblingsblume?
Ihr Lieblingshund?
Ihr Lieblingsschriftsteller?
Ihr Lieblingslyriker?
Ihr Lieblingsdramatiker?
Ihr Lieblingsstück?
Ihre Heldinnen und Helden in der Geschichte?
Ihre Lieblingsnamen?
Was verabscheuen Sie am meisten?
Welche geschichtlichen Gestalten
verachten Sie am meisten?
Welche militärischen Leistungen
bewundern Sie am meisten?
Welche Reform bewundern Sie am meisten?
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Wie möchten Sie sterben?
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Ihr Motto?
Saison 2007/2008
Der Verlust eines geliebten Menschen In einem Haus am Mittelmeer
Zufriedenheit
Diejenigen, die niemandem wehtun
Pippi Langstrumpf, Marguerite Gauthier
Victor Báton
Alle liebevollen Mütter, insbesondere meine Mutter
Alle liebenswerten Väter, insbesondere mein Vater
Odysseus
Toulouse-Lautrec, Jasper Johns, Cézanne
Humor, Intelligenz, Sensibilität, Entschlossenheit, Energie
Humor, Wärme, Weiblichkeit
Güte, Bescheidenheit
Meine Zeit mit lieben Menschen zu verbringen
Das ist mein Geheimnis!
Ich bin ein zweckpessimistischer Optimist
Warmherzigkeit, Ehrlichkeit, Echtheit
Ungeduld
Ist ein sich ständig wandelnder und bleibt mein Geheimnis!
Ich bin auf dem Weg dorthin!
Blau
Tulpe
Bine
Emmanuel Bove, F. S. Fitzgerald
Neruda, Trakl, Celan, Rilke, Kästner
Ibsen, Tschechow, Lessing, Strauß
Gespenster
Jesus, Hildegard von Bingen, Sophie Scholl
Lukas, Lennard, Justus, Leonie
Gewalt
Alle Tyrannen
Diejenigen, die ohne Gewaltanwendung zum Frieden in
der Welt beitragen.
Eine jede, die jede Art von Diskriminierung und
Missbrauch aufhebt.
Sprachen schnell zu lernen – denn Kommunikation ist alles.
Ohne Schmerzen, in einem Moment des Glücks
Das Theater muss (endlich wieder) so berührend werden wie das Leben!
Lebe! Liebe!
Über Umwege kam Markus Meyer
ans Theater. Der 1971 in Cloppen­
burg Geborene schloss zunächst
sein Studium der Biochemie ab,
bevor er die Schauspielschule »Ernst
Busch« in Berlin besuchte. Direkt
von der Schauspielschule wurde er
ans Berliner Ensemble engagiert
und kam 2003 ans Wiener Burg­
theater. Hier debütierte er als
Brick in »Die Katze auf dem heißen
Blechdach« in der Regie von
Andrea Breth, mit der er auch in
»Minna von Barnhelm« arbeitete.
Die dritte gemeinsame Arbeit
mit Andrea Breth beginnt diesen
Herbst mit den Proben zu »Motor­
town« von Simon Stephens. Die
Premiere findet am 31. Jänner 2008
im Akademietheater statt.
Markus Meyer war in »Hamlet³«
von Árpád Schilling, in »Boulevard
Sevastopol« von Igor Bauersima,
»Die Unvernünftigen sterben aus«
von Peter Handke und in »Sputnik
Sweetheart« von Haruki Murakami
zu sehen. Er wirkt in zahlreichen
Hörbüchern, Hörspielen sowie
in Lesungen des Burgtheaters mit.
In seinem Soloprogramm »Ich
trage einen Schatz in mir« liest
Markus Meyer aus Briefen des
jungen Josef Kainz. Zur Zeit ist er
als Franz Flaut in »Ein Sommernachtstraum« in der Regie von Theu
Boermans, als Lucio in »Maß für
Maß« in der Regie von Karin Beier
und als Mercutio in »Romeo und
Julia«, inszeniert von Sebastian
Hartmann, zu sehen. Ab dem 17.
November wird er auch als Richard
in »Der Löwe im Winter« in der
Regie von Grzegorz Jarzyna auf
der Bühne des Burgtheaters stehen.
Rund um die Uhr
24
Von 10 bis 14 Uhr: Das Burgtheater probt
Das Burgtheater, eines der größten Sprechtheater Europas, ist ein gewaltiger Betrieb, eine große Maschinerie, in der mehr als 600
Menschen sieben Tage pro Woche arbeiten, fast rund um die Uhr. In der Vorspiel-Reihe werfen wir einen Blick in das Innere des
Hauses und hinter die Kulissen und berichten in insgesamt fünf Folgen, was dort zwischen 6 und 24 Uhr passiert.
Kurz vor 10 Uhr. Im Zuschauerraum des
Burgtheaters erklingt seit Minuten immer
der gleiche Klavierton. Auf der Bühne steht
ein glänzender Bösendorfer-Flügel, der gerade gestimmt wird. Aber auch um das Instrument herum wird konzentriert gearbeitet:
Requisiteur Martin Dürr rückt einen Tisch
auf die vorgesehene Markierung und drapiert einen Strauß Rosen in einer Vase, Souff­
leuse Isolde Friedl nimmt ihren Platz in der
ersten Reihe ein, und Bühnenmeister Johann
Krainz klärt letzte Details mit dem technischen Leiter Heinz Filar. Heute, zwei Tage
vor der Premiere, findet die zweite Hauptprobe des Schnitzler-Abends »Gehasste Geliebte« statt. Ein Verantwortlicher der Magistratsabteilung 36 ist anwesend, um zu
überprüfen, ob alles, was während der Vorstellung auf der Bühne passieren wird, den
Sicherheitsbestimmungen entspricht. Hinter dem Regiepult wartet Wolfgang Wiens,
der den Abend eingerichtet hat, mit dem Regieassistenten Michael Höppner auf den Be-
ginn der Probe. Burgschauspielerin Elisabeth
Orth steht bereits auf der Bühne, Theaterfotograf Georg Soulek nutzt die Gelegenheit,
um ein paar Porträtfotos zu machen. »Herr
Simonischek bitte auf die Bühne«, tönt der
Durchruf der Inspizientin Sonja Schmitzberger durch die Garderoben. Doch der Schauspieler ist ohnehin schon pünktlich auf dem
Weg von der Maske zur Probe, die heute bis
14 Uhr angesetzt ist.
Diese Produktion steht kurz vor der Premiere,
eine andere hat heute den allerersten Probentag: Um elf Uhr beginnt im vierten Stock
hinter einer unauffälligen Tür neben einer
Garderobe der Galerie versteckt die Leseprobe zu »Die Brüder Karamasow« auf der
»Probebühne Volksgartenseite«. Hier haben die Assistenten bereits das Bühnenbildmodell aufgebaut und die Figurinen mit Kostümentwürfen an die Wand geheftet. Die
ersten Kannen Kaffee sind schon gekocht,
einige Schauspieler blättern bereits neugierig im Textbuch.
Während oben gelesen wird, wird sechs
Stockwerke tiefer geschweißt und gesägt. Im
zweiten Kellergeschoß fliegen die Funken –
Günter Jagsch repariert in der Schlosserei
die Metallstrebe eines Bühnenbilds. Nebenan kreischt die Kreissäge von Christian Halwachs und Fabrizio Atzara. Sie sägen Latten
für die sogenannten »Faulenzer« zurecht,
das sind die Holzstützen, die an der Rückseite der Stellwände eines Bühnenbilds angebracht sind.
Die Bespannung der Wände besorgt Tapezierer Michael Wimmer. In seiner Werkstatt lagern riesige Stoff- und Moltonrollen, die für
Wände und Boden gebraucht werden. Mit
der Nähmaschine fertigt er bis zu zwanzig
Meter lange Nähte, Fauteuils und Sofas werden von ihm bezogen, und für das Bühnenbild von »Torquato Tasso« hat er den riesigen Zeppelin bespannt. Nur Tapeten sucht
man hier vergeblich. »In den 20 Jahren, in
denen ich hier arbeite, musste ich bisher erst
ein einziges Mal tapezieren«, erklärt Wim-
2007/2008 Saison
Rund um die Uhr
25
mer, als ein bärtiger Mann mit einem Gummikopf in der Hand vorbeiläuft.
Es ist Herbert Zehetner, der Leiter der Maske, auf dem Weg zu seinem Werkraum.
Denn die Maske schminkt und frisiert nicht
nur für Proben und Vorstellungen, sondern
macht noch vieles mehr: künstliche Körperteile, Glatzen, Narben, klaffende Wunden –
alles soll so echt wie möglich wirken und die
Schauspieler nicht beim Spielen behindern.
Das meiste davon wird aus Latex und Silikon angefertigt, insgesamt sind über 3000
verschiedene Produkte im Einsatz. Auch der
abgeschlagene Kopf, der in »Der Meister
und Margarita« auf der Bühne zu sehen ist,
stammt aus Zehetners Werkstatt. Eine Menge Experimente und Einfallsreichtum waren
nötig, damit der Wachskopf im richtigen Moment zu zerfließen beginnt. »Viele neue Techniken habe ich mir aus Hollywoodfilmen abgeschaut und dann selbst nachgemacht.«
Alte Techniken, zum Teil sogar noch aus
der Barockzeit, werden hingegen bei der Perückenherstellung angewendet. In einem
Arbeitsraum im vierten Stock sind zwei
Mitarbeiterinnen mit dem Knüpfen von Lockenmähnen und Kurzhaarfrisuren beschäftigt. 40 bis 50 Stunden dauert es, bis so eine
Perücke fertig ist. Alle werden nach Maß an-
Saison 2007/2008
gefertigt – von jedem Schauspielerkopf gibt
es einen Gipsabdruck, auf dem der Haaransatz eingezeichnet ist. So passen die künstlichen Schöpfe immer perfekt.
Doch nicht nur die Haare müssen sitzen,
sondern auch die Kostüme. Wolfgang Zach
ist Leiter der Garderobe und dafür verantwortlich, dass alle Schauspieler und Komparsen bei Probe und Vorstellung in den
richtigen Kleidern stecken. Zahllose Hosen,
Blusen, Mäntel und Roben – bei »König Ottokar« sind es 18 Kostümwagen voll – müssen für eine Vorstellung gereinigt, hergerichtet, notfalls ausgebessert, auf die einzelnen
Garderoben verteilt und den Schauspielern
angezogen werden. Bis zu 17 Garderobieren können bei einer Vorstellung im Einsatz
sein, danach rotieren zwölf Waschmaschinen und fünf Trockner nahezu im Dauerbetrieb. Den Kleidern wird auf der Bühne oft
einiges zugemutet: Theaterblut, Torf, Schlagobers – all diese Flecken müssen wieder aus
den empfindlichen Stoffen entfernt werden.
»Schweißränder bekommt man am besten
mit Wodka raus«, verrät Garderobiere Karalyn Kautzner, die auch unzählige abgerissene
Knöpfe wieder annähen muss. Für größere
Änderungen, etwa wenn Rollen umbesetzt
oder eine Hose weiter gemacht werden müs-
sen, greift Repertoireschneiderin Gabriele
Empacher zu Nadel und Faden.
Zur Kamera greift Michael Tippel von der
Multimedia-Abteilung. Vom Mittelrang aus
zeichnet er die Probe von »Gehasste Geliebte« für das Archiv auf. Das Material muss
anschließend bearbeitet und mit Vor- und
Abspann versehen werden. Von jeder Inszenierung gibt es einen solchen hausinternen Mitschnitt, der bei Wiederaufnahmen
und Umbesetzungen hilfreich sein kann. Die
Multimedia-Abteilung ist auch für alle Video-Projektionen, wie sie zum Beispiel bei
der »Romeo und Julia«-Inszenierung auf der
Bühne zum Einsatz kommen, zuständig. Für
Toneinspielungen, Musik, Geräusche, Verfremdungs- und Verstärkungseffekte ist die
Akustik verantwortlich. Vom Vogelgezwitscher bis zum Elvis-Song, vom Mikroport
bis zum Megaphon – Tontechniker Andreas
Zohner und seine Kollegen sorgen immer für
den richtigen Sound.
»Die Probe ist beendet, die Probe ist beendet«, klingt die Stimme der Inspizientin
durchs Haus. Zeichen für die Bühnenarbeiter, alles für die Abendvorstellung vorzubereiten. Es ist 14 Uhr.
Britta Kampert und Judith Liere
Magazin
26
Die neue Matinee-Reihe:
Reden über Europa
Politiker sprechen gewöhnlich im Parlament, auf
öffentlichen Plätzen, in Radio- und Fernsehstudios.
Selten aber ist ihre Bühne das Theater selbst.
Die Matinee-Reihe »Reden über Europa«, die am
Burgtheater und im Tanzquartier Wien stattfinden
wird, bringt führende österreichische Politiker und
international bekannte Wissenschaftler und Intellektuelle gemeinsam an einen Tisch vor den roten
Vorhang, um eine Debatte zu initiieren, die über
das tagespolitische Geschäft hin­ausgeht.
Zur Diskussion stehen entscheidende Fragen europäischer Identität: Es geht um Solidarität und
die Frage »Was hält eine Gesellschaft zusammen?«,
um Erinnerung und die Frage »Wie viel Gedächtnis
ist genug?«, es geht um die Frage, wie eine Europäische Außenpolitik aussehen könnte und wie
sich Europäische Öffentlichkeit herstellt, es geht
um »Mitsein« und die Frage nach Europa als
»kommende Gemeinschaft«.
Das Theater ist ein anderer Raum, in dem vor anderem Publikum und mit anderen Partnern anders
diskutiert werden muss, als es der gewöhnlichen
politischen Bühne entspricht. Das ist die Herausforderung, der sich die eingeladenen Volksvertreter
und Intellektuellen stellen werden.
Die fünf geplanten Matineen werden zwischen
Jänner und Mai 2008 im Burgtheater und im
Tanzquartier Wien stattfinden.
»Reden über Europa« ist eine gemeinsame Initiative
von Allianz Kulturstiftung, Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), Burgtheater, Tanzquartier Wien und Der Standard.
Leo Perutz
Präsentation der Biographie von Hans-Harald Müller
Markus Hering liest Texte von Leo Perutz
»Leo Perutz ist der größte magische Realist unserer
Sprache, ein Virtuose des Rätsels, ein Baumeister
erzählerischer Labyrinthe.«
Daniel Kehlmann
Am 25. August 1957 starb Leo Perutz in Bad Ischl.
»Ein Dichter, Fabulierer und Phantast, ein Relikt
des großen alten Österreichs ist dahingegangen«,
schrieb Hilde Spiel damals in ihrem Nachruf auf
den Freund, der seit Anfang der fünfziger Jahre
wieder regelmäßig zu Besuch nach Österreich kam,
von wo er nach dem »Anschluss« Richtung Palästina
flüchten musste.
Der 1882 in Prag geborene, in Wien aufgewachsene
Leo Perutz war in der Zwischenkriegszeit einer der
meistgelesenen Erzähler deutscher Sprache; er zählte
zu den Stammgästen der berühmten Kaffeehäuser,
seine Bonmots fanden Eingang in die Feuilletons
der »Neuen Freien Presse« und des »Berliner Tageblatts«, deren Geschwätzigkeit er wie Karl Kraus verachtete.
Das erzählerische Raffinement und die stilistische Meisterschaft seiner Romane
werden über die Generationen und Sprachen – von Kurt Tucholsky über Jorge
Luis Borges und Ian Fleming bis zu Daniel Kehlmann – immer wieder aufs neue
entdeckt.
Der Hamburger Perutz-Spezialist Hans-Harald Müller präsentiert nun seine umfassende Biographie, die freilich einer Bitte von Perutz nicht entsprechen kann:
»Schreiben Sie nichts über mich und alles über meine Romane.«
In Zusammenarbeit mit dem Zolnay Verlag.
Am 10. Dezember 2007 im VESTIBÜL
Kunst trifft Wirtschaft
Bei der Weinverkostung: Gerd Böckmann, Klaus Bachler, Andrea Clausen, Willi Bründlmayer
Dinner mit Shakespeares Königen und Narren stand als Motto für den Abend,
der zu Saisonbeginn im Restaurant Vestibül Kunst und Wirtschaft zusammenführte. Schauspieler wie Andrea Clausen, Peter Simonischek, Nicholas Ofczarek
und Gerd Böckmann verkosteten mit Granden aus der Wirtschaft den neuen
Jahrgang des Burgtheaterweins aus dem Hause Bründlmayer und freuten sich
über den gemeinsamen Nenner: die Liebe zum Theater.
Seit 1999 bemüht sich das Burgtheater um Gelder aus der Wirtschaft, und zum
dritten Mal wurde zum Sponsoren-Dinner geladen. Doch nicht die finanzielle Zuwendung steht im Mittelpunkt, Klaus Bachler betonte beim diesjährigen Abend
die Verbundenheit der Partner mit dem Theater: »Wie schön, dass ich die meisten von Ihnen in Vorstellungen treffe. Das zeugt von Ihrem Interesse an unserer
Arbeit. Das stärkt die Partnerschaft.« Dass die Liebe zum Theater verbindet, können die vertretenen Sponsoren bestätigen: Post-AG-Generaldirektor Anton Wais,
Veronika Eder von MAGNA, Generaldirektor Michael Pistauer vom Verbund,
Hannes Ametsreiter von der mobilkom, Pat und Marcus Meier, Till Reiter von
der Schuhmanufaktur u.v.m.
»Man sieht sich bei der nächsten Premiere!«
2007/2008 Saison
Magazin
27
Shakespeare – eine Republik von Fehlern 11
Feridun Zaimoglu
»Wir können den Shakespeare ändern …«
Über die Liebe zu und bei Shakespeare
Feridun Zaimoglu, dessen Monolog-Montage »Schwarze
Jungfrauen« über junge orthodoxe Musliminnen seit
Ende September im Kasino am Schwarzenbergplatz zu
sehen ist, hat bereits zweimal Stücke von William Shakespeare bearbeitet: »Othello« für die international erfolgreiche Produktion von Luk Perceval an den Münchner
Kammerspielen und eine »Romeo und Julia«-Version,
in der der Konflikt zwischen einer christlichen und einer
muslimischen Familie ausgetragen wird. Schauspieler
lesen vergleichende Textpassagen aus gängigen Übersetzungen und Feridun Zaimoglus Bearbeitungen, anhand derer wir mit dem Autor über Liebe, Religion,
Literatur und verwandte Themen ins Gespräch kommen
wollen. All das eingedenk des skeptischen Satzes des
Shakespeare-Bearbeiters Bertolt Brecht: »Wir können
den Shakespeare ändern, wenn wir ihn ändern können.«
Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu und aufgewachsen in Deutschland, studierte
Kunst und Humanmedizin. Mit seinem ersten Roman, »Kanak Sprak« (1995), verlieh Zaimoglu
der »zweiten Generation«, den Kindern der Migranten, eine Sprache. Zuletzt erschien von ihm
der vielbesprochene Roman »Leyla« – ein düsteres, sprachgewaltiges Familien­epos aus dem
Anatolien der 50er und 60er Jahre.
Am 27. November 2007 im KASINO
Shakespeare und Kuttner sehen fern (Folge 1)
Ein Videoschnipselvortrag
Von und mit Jürgen Kuttner
Shakespeare – eine Republik von Fehlern 12
Ekkehart Krippendorff
»Shakespeares Komödien. Lachen und Mitdenken«
mit Alexandra Henkel und Udo Samel
Shakespeare ist einer der größten Realisten der Weltliteratur und zugleich ihr größter Phantast. Seine Tragödien, Römerdramen und Historien sind meist sehr
konkret verankert und verortet, sie spielen in Schottland
oder Dänemark, in Rom oder in der angelsächsischen
Historie. Seine Komödien dagegen in Illyrien, dem
Wald von Arden oder auch in »Böhmen am Meer«.
»Es sind magisch-mythische Orte, irgendwo in der
Schwebe gehalten zwischen topographischer Wirklichkeit
und phantasieentsprungener Möglichkeit. Shakespeares
Komödien handeln von einer von den Lasten und Alpträumen der Vergangenheit befreiten Welt, einer möglichen Welt.« Was für eine Freiheit ist es, die sich in
Shakespeares Komödien entfaltet? Ist es wirklich ein
Reich der Freiheit? Das Publikum ist bei Shakespeare
eingeladen, zu lachen, und herausgefordert, mitzudenken und sich sein eigenes Urteil von den nur auf den
ersten Blick unkomplizierten Komödien zu machen.
Prof. Ekkehart Krippendorff (Berlin) ist – wie einige der vom Burgtheater eingeladenen Shakespeareologen – ein »Quereinsteiger«. Eigentlich Professor der Politikwissenschaft und Pionier der
Friedensforschung beschäftigt er sich seit über zwanzig Jahren mit dem Elisabethaner. Anfang
der neunziger Jahre kam im Suhrkamp Verlag sein Buch »Politik in Shakespeares Dramen« heraus,
und unlängst publizierte er das Buch »Shakespeares Komödien. Spiele aus dem Reich der Freiheit
heraus« (Kadmos Verlag 2006). Soeben ist er von einem Forschungsauftrag zum »italienischen
Shakespeare« aus Italien zurückgekehrt.
Am 6. Dezember 2007 im KASINO
Der Shakespeare-Zyklus wird unterstützt von
Saison 2007/2008
Jürgen Kuttner – Berliner Rundfunkmoderator
und Kulturwissenschaftler – ist ein Virtuose des
nomadisch assoziierenden, umherschweifenden
Denkens und darin so schnell, überraschend,
humorvoll und redegewandt wie kein zweiter.
Seine Radiosendungen haben längst Kultstatus
erlangt, ebenso wie seine von ihm als neues Genre
erfundenen Videoschnipselabende.
»Videoschnipselabende« sind eine Mischung
aus Bildungsfernsehen, Volksaufklärung und
einem als Comedy getarnten kulturtheoretischen
Abendkurs, an denen Jürgen Kuttner auf der
Bühne Ausschnitte aus Fernsehsendungen prä­
sentiert, analysiert und kommentiert. An
einem Abend kommen ungefähr 8 bis 10 Film­
ausschnitte zur Aufführung. In der Regel
sind diese Einspielungen 2-4 Minuten lang.
Doch so lehrreich, bizarr oder unterhaltsam
diese Schnipsel auch sind, ihre wahre Wirkung
entfalten sie erst in der Kommentierung durch
Kuttner. Dienen sie ihm doch nur als Basis für
seine Diskurse, die ihren Bildungs- und Unter­
haltungswert nicht allein aus dem Thema, son­dern vor allem aus Bezügen auf aktuellste
politische Ereignisse und aus Kuttners unmittel­baren Gemütsschwankungen gewinnen.
Nun ist Jürgen Kuttner zum ersten Mal mit
seinen Videoschnipseln in Wien zu erleben:
»Shakespeare und Kuttner sehen fern!« Und
das ist nur der Auftakt zu weiteren Videoschnipselabenden, die in dieser Spielzeit den
Spielplan des Burgtheaters und die durch
Inszenierungen aufgeworfenen Themen kommentieren werden.
Am 21. Dezember 2007 im KASINO
Magazin
29
Melodie der Kindheit
oder »Man wird ja nur auSSen alt«
von und mit Heinz Zuber; am Flügel: Prof. Leopold Grossmann
»Eine besondere Färbung der Luft am Horizont, ein winziges Geräusch in Haus oder
Garten oder Wald, der Anblick eines Schmetterlings oder irgendein flüchtig herwehender Geruch rührt oft für Augenblicke ganze Wolken von Erinnerungen
an jene frühen Zeiten in mir auf. Sie sind nicht klar und einzeln erkennbar, aber
sie tragen alle denselben köstlichen Duft von Damals.« (Hermann Hesse)
Heinz Zuber versammelt in seinem heiter-nostalgischen Programm Texte von Erich
Kästner, Jean-Paul Sartre, Heinrich Heine, Hermann Hesse und Kurt Tucholsky
und verbindet sie mit Chansons von Jacques Brel, Gilbert Bécaud sowie SchlagerHits aus fünf Jahrzehnten. Musikalische Reminiszenzen, literarische Reflexionen
und parodistische Einlagen machen den Abend des »hervorragenden Chansonsängers und begnadeten Parodisten« (Die Presse) zu einem einmaligen Erlebnis.
Ab 22. November 2007 in der KASINOBar
ANDREAS / IN VENEDIG
Libgart Schwarz liest aus dem Romanfragment »Andreas«
von Hugo von Hofmannsthal
»Dies Geheimnisvolle war für ihn nichts Vergangenes, sondern ein etwas, das
sich kreisförmig wiederholte, und es lag nur an ihm, in den Kreis zurückzutreten,
dass es wieder Gegenwart würde.«
Andreas Ferschengelder, der Held aus Hofmannsthals Romanfragment »Andreas«,
wird von seinen Eltern auf eine Bildungsreise nach Venedig geschickt, einem in
seinen Augen öden Winkel, »wo sich die Füchse gute Nacht sagen«. Ein Quartier findet er bei einem verarmten Grafen, der mit seiner Frau und zwei Töchtern
in einem heruntergekommenen Palazzo lebt. Zustina, die jüngere von beiden,
verlost ihre Jungfernschaft bei einer Lotterie, indes sich ihre ältere Schwester
Nina von reichen Verehrern aushalten lässt. Andreas' Bildungsreise gerät zu
einem rätselhaften Abenteuertrip, bei dem sich Bewusstseinserfahrung und
Wirklichkeit überlagern.
SUCHERS LEIDENSCHAFTEN
Ernest Hemingway
Der erste »Leidenschaften«-Abend im neuen
Jahr widmet sich dem Autor der vielleicht
berühmtesten Novelle des 20. Jahrhunderts
»Der alte Mann und das Meer«. Der Literaturnobelpreisträger Hemingway war jedoch
nicht nur Schriftsteller, sondern auch Reporter und Kriegsberichterstatter, Erzähler,
Abenteurer, Hochseefischer, Großwildjäger
und vieles mehr. C. Bernd Sucher, der den
Reporter Hemingway, den Erzähler und
Romancier für viele seiner Berichte, Erzählungen und Romane als begnadeten Stilist
schätzt, wird auch den Menschen Hemingway
beleuchten. Denn dass sich dieser Schriftsteller
von niemandem davon abhalten ließ, seine
Leidenschaften zu leben, kann auch heute
noch imponieren.
Am 17. Jänner 2008 im KASINO
Saison 2007/2008
Hugo von Hofmannsthal schrieb über zwanzig Jahre an seinem »Andreas«-Roman,
der als Fragment 1930 postum veröffentlicht wurde. Der Form nach orientierte
er sich am Bildungsroman, wobei die Erzählweise mit ihrer Betonung der inneren
Wahrnehmung auffallend modern ist.
Ab 14. Dezember 2007 im VESTIBÜL
Magazin
30
Alle Jahre wieder - was schenke ich wem?
Persönlich und intim soll es sein - schön, repräsentabel und ganz neu, dauerhaft und beeindruckend,
klassisch und doch modern, überraschend und gutes Design, etwas vom mir selber enthalten, klein
oder groß und / oder praktisch, künstlerisch und apart, passend für die Freizeit, den neuen Job, zur
Entspannung oder um das Wissen zu erweitern, als Anerkennung, statt / zu einer Reise, als Liebesgabe, zum Theaterabo: das passende Buch gibt’s immer: Ob Business, Belletristik, Philosophie, Kunst
oder Theater - heuer ist ja nicht nur ein Österreichisches-Jahrhundert-Literatur-Jahr sondern auch ein
üppiges Jahr für Shakespearefreunde - und ein sprachlos machendes Buchpaket ist sicher die nun
endlich komplett vorliegende (6 Bände, 15 Kilo, tolle Bilder!) »Welt als Bühne«, die Theatergeschichte
des Jahrzehnts.
Übrigens: der neue, ultimative Klimt-Band wirkt nicht nur auf Kunstliebhaber blendend!
Es gibt viele auch für Nicht-Leser geeignete Buchgeschenke wie zum Beispiel der hinreißende 7.
Band der Reihe »Legendäre Reisen« diesmal »in den Alpen.« Verzaubern Sie mit den schönsten
Landschaften Europas: der legendären Eigernordwand, dem idyllischen Comer See, den sagenumwobenen Dolomiten, dem Mont Blanc oder dem mondänen St. Moritz.
Also, der einfachste und kürzeste Weg zu den besten Geschenken ist der Leporello-Besuch:
hier erwarten Sie die GeschenkberaterInnen mit tausend und einer Idee, mindestens - versprochen!
Ihre Rotraut Schöberl – Buchhandlung Leporello im Foyer des Burgtheaters
Kulturelles Engagement der Österreichischen Lotterien im Burgtheater
Das erste Engagement am Burgtheater hatten die Österreich­
ischen Lotterien im Rahmen der Jubiläums-Saison. Seit 2005 ist
das erfolgreiche Unternehmen Partner des Burgtheaters, unterstützt das künstlerische Programm und integriert Kultursponsoring in seine Unternehmensphilosophie. Vorstandsmitglied
Mag. Bettina Glatz-Kremsner unterstreicht das Motiv des Sponsorings:
»Rund 90 Prozent aller Sprachen, die auf der Welt gesprochen
werden, drohen für immer zu verstummen. Stirbt eine Sprache,
verlieren wir ein Stück unserer Geschichte – unserer Kultur.
Auch das Burgtheater spricht seine eigene Sprache. Es zählt zu
den bedeutendsten Bühnen Europas und ist das größte heimische
Sprechtheater. Das Burgtheater ist somit ein wichtiger Bestandteil österreichischer Kultur. Mit unserem Sponsoring wollen wir
dazu beitragen, dieses traditionelle Kulturgut zu bewahren. Wir
setzen uns dafür ein, dass die Stimme des Burgthea­ters auch in
Zukunft deutlich zu vernehmen ist.«
Ein deutliches Zeichen, das die Bedeutung des Burgtheaters
wider­spiegelt, sind die diesjährigen Nominierungen für den
Nestroy-­Preis. Neun Künstler des Burgtheaters sind für diese
Sponsor der Porträtgalerie Auszeichnung nominiert, ein Preisträger – René Pollesch als Autor
des besten Stücks – steht bereits fest. Neben dem Burgtheater unter­
stützen die Österreichischen Lotterien auch den Nestroy-Preis –
ein weiteres Statement für das kulturelle Engagement der Österreichischen Lotterien.
Mag. Thomas Drozda mit Mag. Bettina Glatz-Kremsner
Sponsor der Gegenwartsdramatik
Hauptsponsoren
Freunde und Förderer
Sponsor des Shakespeare-Zyklus
agensketterl Druckerei GmbH, AirPlus, AKRIS, ART AND GARDEN, Austrian Airlines, BAWAG-PSK, Weingut Bründlmayer, Deutsche Lufthansa AG, Fernwärme, Kammer
der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien und NÖ und Bgld, Kartenbüro Jirsa, Möbelwerkstätten WITTMANN, OENB Oesterreichische Nationalbank, Österreichisches
VerkehrsbüroAG, Palmers, Raiffeisen Capital Management, Römerquelle, S-Bausparkasse, Schlumberger Wein- und SektkellereiAG, Schuhmanufaktur Ludwig Reiter, Staud's Wien,
TELEKOM Austria, waagner-biro, WIENENERGIE, WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG VIENNA INSURANCE GROUP, WKO Wirtschaftskammer Österreich
NACHWEISE
BILDER: Thomas Aurin S. 27/2, Reinhard Bimashofer: S. 13; Christian Brachwitz: S. 23/3; Karl Forster: S. 4; Matthias Horn: S. 21; Ekkehart Krippendorff (privat) S. 27/1, Claudia Lehmann:
S. 16, 17; Marcus Meier: S.3; Isolde Ohlbaum: S. 7/1; Georg Soulek: S. 9/1, 10, 23/1, 23/2; Reinhard Werner: Cover, S. 7/2, 9/2, 18, 19, 20, 23/4, 24, 25, 26/3, 26/4, 29/4, 30; Dorothea Wimmer S. 15: Heinz Zuber (privat)
S. 29/1 TEXTE: S. 4 Originalbeitrag, S. 8 Originalbeitrag, S. 10 Originalbeitrag, S. 13 Originalbeitrag, S. 14 Originalbeitrag, S. 18: Vorwort von Hermann Beil, aus: Damenbekanntschaften von Lotte Ingrisch, Jussenhoven
& Fischer 2005, S. 24: Originalbeitrag.
2007/2008 Saison