Sonntag früh liegt Mark Twain mit seiner These daneben. J

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Sonntag früh liegt Mark Twain mit seiner These daneben. J
SONNABEND / SONNTAG, 24. / 25. OKTOBER 2009
43
2009
Wochenende: Die 50. Hanseboot › Stadtgespräch: Arktis-Abenteurer Arved Fuchs › Titel-Thema: Zeitlos im Trend – 24 Armbanduhren
Lokal-Termin: Die Küchenwerkstatt › Gestern & Heute: Tanzen in John Neumeiers Ballettzentrum › Handgemacht: Privat Bier brauen
Das waren
noch Zeiten
„Verschiebe nicht auf morgen, was auch bis
übermorgen Zeit hat“. Sonntag früh liegt Mark
Twain mit seiner These daneben. JOACHIM
MISCHKE hat sich Zeit für Gedanken über
das Ende der Sommerzeit genommen.
K
eine Ahnung, wie alt ich noch werden muss,
bis ich mir das mit der Zeitumstellung merken kann. „Spring forward, fall back“, auf
dieser Eselsbrücke retten sich die Amerikaner über ihre Gedächtnislücke. Schön formuliert, doch das hilft mir trotzdem nichts,
denn: ICH KANN ES MIR VERDAMMT
NOCH MAL NICHT MERKEN.
Und deswegen blamiere ich mich alle
Jahre zweimal wieder aufs Neue. Mit Fragen, die verlässlich genau so oder ganz ähnlich klingen: An diesem Wochenende ist schon wieder Zeitumstellung? Okay, ich denk dran, aber
werden die Uhren dann vor- oder zurückgestellt? Kann ich dann länger
schlafen? Wird es dann früher dunkel? (Pause zum Nachdenken) Und
wann wird’s jetzt noch mal hell – früher oder später ...?
Ich kann buchstäblich die Uhr danach stellen, dass ich entweder nur
mich oder auch noch andere Zeitgenossen mit diesen Fragen kurzzeitig
in den Wahnsinn treibe. Ist wie bei „Und täglich grüßt das Murmeltier“,
dem Film, in dem Bill Murray denselben Tag wieder und wieder erlebt,
aber was soll ich machen. Wie gesagt: ICH KANN ES MIR VERDAMMT
NOCH MAL NICHT MERKEN.
Obwohl: Vielleicht will ich es ja einfach nur nicht, weil der Umgang mit
Zeit immer auch den Umgang mit Leben bestimmt. Weil das Nachdenken
über den Umgang mit dem eigenen Leben etwas ist, wozu man nicht
durch ein schnödes Zeitgesetz gezwungen werden möchte. Wer das allen
Ernstes nachlesen will: Zeitgesetz vom 25. Juli 1978 in der Fassung vom
13.09.1994, Bundesgesetzblatt 1994 I, Seite 2322. Da war es seinerzeit ausformuliert worden. Es ermächtigte die Bundesregierung, „zur besseren
Ausnutzung der Tageshelligkeit und zur Angleichung der Zeitzählung an
diejenige benachbarter Staaten für einen Zeitraum zwischen dem 1. März
und dem 31. Oktober die mitteleuropäische Sommerzeit einzuführen“.
Das Leben ist viel zu kurz für solche Lektüre. Aber es gibt eine putzige
historische Besonderheit dazu. Mit schuld daran ist, jawollja, die DDR.
Der Sozialismus in seinem Lauf hielt nämlich die Angleichung der westdeutschen Sommerzeit an den Rest der damaligen Europäischen Gemeinschaft auf. Dort war die Zeitumstellung schon 1977 eingeführt worden. Die BRD war eine Insel der Sommerzeitlosen in der Mitte des flächendeckend anders tickenden Europa. Berlin litt schon unter einer
Mauer, man wollte dieser einen Stadt nicht auch noch zwei Zeitzonen
zumuten. 1980 war die Zeit aber reif, und Howard Carpendale gratulierte
mit „Eine Stunde für dich“ dem verantwortlichen Minister Gerhart Baum.
Das waren noch Zeiten.
Jetzt aber wieder zurück zum Thema, und noch weiter zurück in
der Geschichte der Sommerzeit. Eingeführt wurde sie in Deutschland
erstmals im Frühjahr 1916, um Kohle zu sparen. Als der Erste Weltkrieg
vorbei war, war es auch vorbei mit der Zeit-Verbiegung. Als der Zweite
Weltkrieg tobte, wurde sie reaktiviert, denn jede Stunde Arbeit in der
Rüstungsindustrie war wertvoll. 1947 einigten sich die Siegermächte
auf eine einheitliche Regelung; für den besonders rasanten Aufbruch
in die neue Zeit wurde sogar eine zweistündige „Hochsommerzeit“
zwischen Mai und Juni beschlossen, um in den kommenden Jahren des
Aufbaus noch mehr Zeit zu Geld zu machen. Eine Idee, die ganze zwei
Sommer durchgehalten wurde.
Doch eine Stunde genügt schon für dramatische Unterschiede. In
einer Stunde kann unendlich viel passieren. Man kann seinem Chef
endlich mit befriedigtem Lächeln die Kündigung servieren oder von
ihm endlich in die verdiente Gehaltsklasse befördert werden. Man
kann sich neu verlieben oder sich verlassen. Man kann ein Kind zeugen
oder ein Leben beenden, letzteres fällt hoffentlich schwerer. In 60 Minuten kann mir Magdalena Kožená mit „Ah! mio cor“ aus Händels Oper
„Alcina“ fünf Mal hintereinander das Herz brechen. Der Free-JazzKlassiker „Ascension“ von John Coltrane passt fast zweimal in diese
Stunde. Der Trauermarsch aus Wagners „Götterdämmerung“, je nach
Eifer des Dirigenten, etwa sieben Mal. „Kommst Du mit in den Alltag“
der Hamburger Pop-Philosophen Blumfeld knapp 17 Mal.
Dass das ganze Hin- und Hergeschiebe der 3600 Sekunden für
Sommerzeit und Winterzeit aber letztlich nur auf ein Nullsummenspiel hinausläuft, macht die Sache auch nicht besser. Höchstens frustrierender. Denn was uns im Sommer „genommen“ und im Winter
„wiedergegeben“ wird, ist ja immer nur gefühlt. Leihgut. Geschenkt
wird einem am Ende nichts. Nicht einmal etwas so Unfassbares und
Hier wird an der Uhr gedreht:
Harold Llyod in dem Stummfilmklassiker
„Ausgerechnet Wolkenkratzer“ von 1923
FOTO: INTERFOTO
Unbezahlbares wie die Zeit. Ernest Hemingway, sag ich nur. „Wem
die Stunde schlägt“. Tolles Buch, super Autor. Aber ich schweife ab.
Wie nett wäre es, wenn wir Jahr für Jahr eine Zeitvergütung bekämen.
Für gute Führung, als Entschädigung für vergeudete Lebenszeit in
zweckfreien Konferenzen oder das vergebliche Hinterherrennen bei
gerade abfahrenden S-Bahnen. Einfach so: als Treueprämie fürs Durchhalten. Das Leben ist bekanntlich eines der härtesten. Die christliche
Kirche vertröstet uns bei diesem Thema, sie predigt gewissermaßen auf
Zeit, kommt mit Ewigkeit und Paradies und so. Würde Jack Bauer, der
coolste Agent aller Zeiten, ausgerechnet an diesem Sonntag wieder
einmal die Welt retten müssen, müsste seine TV-Serie eigentlich „25“
statt „24“ heißen. Die Stunde zwischen 2 und 3 Uhr zählt ja doppelt.
Entschuldigung, ich schweife schon wieder ab.
Der Zweitname der „Winterzeit“ ist „Normalzeit“. So gesehen, müsste
die „Sommerzeit“ jene Zeit des Jahres sein, die nicht normal ist. Auch
darüber könnte man sich mal ein paar Momente lang so seine Gedanken
machen. Doch eine der schönsten Informationen, die mir bei der Suche
nach Wissenswertem zum Thema Zeit und Verschwendung derselben in
die Hände fiel, ist diese hier: Bei den Kapauku in Papua soll es verpönt
sein, an zwei aufeinander folgenden Tagen zu arbeiten.
Bleibt nur noch eine Frage zu klären: Was ich am liebsten mit der
Extra-Stunde dieses Wochenendes machen würde? Gute Frage. Jetzt
müsste ich nur noch Zeit haben, um in Ruhe darüber nachzudenken.
PS: Die heutige Nacht ist eine Stunde länger. Die Uhr wird um 3 Uhr
eine Stunde zurückgestellt. Deswegen wird es dann auch früher dunkel.
Glaube ich zumindest.
S. 4/5 – Wenn Trends zeitlos
werden: 24 Armbanduhren für sie
und ihn. Plus: kleines Uhren-ABC.
II
› WOCHENENDE
Mein perfekter
Sonntag
10 Uhr Heute ist der einzige
trainingsfreie Tag bei mir, da
kann ich endlich mal lange
ausschlafen. Danach gibt’s im
Hause Menzer ein ausgiebiges
Sonntagsfrühstück mit Brötchen, Kaffee, Eiern, Müsli,
frischem O-Saft. Nebenbei
ein bisschen in der Zeitung
blättern und Musik hören –
das ist für mich ein gelungener Start in den Tag. Sonntags
sitze ich gerne mal mit einer
Gesichtsmaske am Frühstückstisch und verwöhne
mich. Es darf nur kein spontaner Besuch vorbeikommen.
13 Uhr Raus zum Spaziergang: Entweder um die Alster
– aber da ist es mir bei gutem
Wetter meistens zu voll –
oder am Museumshafen Övelgönne. Zum Aufwärmen im
Anschluss noch eine schnelle
Sauna-Runde. Inzwischen
hat mein Mann Denis schon
eine Kleinigkeit zum späten
Mittagessen vorbereitet. Da
ich mich noch nicht wieder
100%ig im Training befinde,
ich habe erst kürzlich gekämpft, kann ich mir auch
noch ein Stück Kuchen als
Nachtisch gönnen. Das muss
ich mir ja sonst in meiner
langen WM-Vorbereitung
immer verkneifen.
17 Uhr Gut ausgerüstet mit
meiner Decke, Tee, Lieblingsschokolade und einem Buch
relaxe ich schön gemütlich
auf dem Sofa. Einfach herrlich. Dazu habe ich im stressigen Trainingsalltag nämlich
sonst überhaupt keine Zeit.
19.30 Uhr Da schaue ich
sonntags gerne die ZDF-DokuReihe Terra X. Diese Woche
geht es dort um die Azteken.
So was finde ich immer total
spannend und interessant.
23 Uhr Ab in die Federn:
Als Profisportlerin ist ausreichend Schlaf total wichtig.
SONNTAGS-GEDANKE
Jeden Morgen um kurz vor
sieben schließt Achmed seinen
Kiosk auf. Dann kommen die
Leute. Sie kaufen Zeitungen,
trinken Kaffee und rauchen
Zigaretten, da ist vielleicht
was los. Aber es gibt auch diese
Tage, da stehe ich verschlafen
am Fenster und schaue raus
und der Kiosk ist zu. Das
irritiert mich jedes Mal, ich
brauche immer eine Weile, um
zu begreifen, was die Stille in
unserer Straße bedeutet: Es
ist Sonntag. Heute kein Kiosk.
Dafür Kekse zum Kaffee.
Simone Buchholz, Schriftstellerin
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STADTLEBEN
Feiern
auf dem
Wasser
Zwei Häfen, 1000 Yachten,
etliche Angebote zum
Mitmachen und „SchiffeGucken“ satt für die ganze
Familie. Die 50. „hanseboot“
startet am Sonnabend mit
großem Fernweh-Faktor.
I
Lunden
4
Tönning
202
B5
3
203
Heide
Wesselburen
5
Büsum
Dusenddüwelswarf
6
2
Meldorf
7
431
A 23
8 Hochdonn
Friedrichskoog
9
B5
Burg
1
Marne
11
Wilster
10
TEXT: AXEL TIEDEMANN
m berüchtigten Bermuda-Dreieck
im Nordatlantik verschwinden nach
der Legende gelegentlich ganze
Schiffe spurlos. Viel gefährlicher für
die meisten deutschen Yachties ist
aber die Halle B6 auf dem Hamburger
Messe-Gelände. Zumindest an diesem Wochenende und in den nächsten
Tagen, wenn dort die „hanseboot“
lockt. „B6 ist dort das Bermuda-Dreieck, wo die schönen Euros verschwinden“, heißt es bei Hamburger Seglern
gerne. 13 000 Quadratmeter voller
Ausrüstung, elektronischer Spielereien, Kompasse, Navigationsgeräte, Segelzubehör, Klampen, Rollen, Winschen. Alles so schön neu, alles so
schön glänzend und alles könnte man
doch eigentlich einbauen, jetzt in der
Wintersaison: Um einmal als Hobby-Skipper nachempfinden zu können, was die eigenen Kinder erleiden, wenn sie ohne Stopp durch die SpielzeugAbteilung von Karstadt getrieben werden, sollte man
sich eine B6-Durchquerung ohne Anzuhalten vornehmen. Geht eigentlich nicht.
Und anderes als ein schnödes Kaufhaus, ist die
„hanseboot“ absolut familientauglich. Was die B6 für
den Papa, ist die B5 für die Jüngsten: Viel Action, auch
für die Kleinen, wird dort im Rahmen der großen Aktion „HanseKids“ geboten. Rennyacht-Simulatoren
zum Beispiel, Probesegeln in einem 15 mal 20 Meter
großen Wasserbecken mit Mini-Jollen und Windmaschinen unterm Hallendach oder auch ganze Regatten – allerdings mit ferngesteuerten Segelbooten.
Und auch das „Schiffe-Gucken“, der für viele nahezu sakrale Pflichtteil eines Messebesuchs, funktioniert wunderbar mit dem Nachwuchs. Tausend Segelyachten, Motorboote, Kanus und Kajaks sind dort
ausgestellt. Viele kann man besichtigen, von vielen
kann man auch nur träumen: Die ganz dicken Pötte
kosten schon ein paar Millionen. Das „Schiffe-Gucken“ funktioniert diesmal im Übrigen auch für reine
Brunsbüttel
Weite, Windräder – und viel Kohl
Hamburger Schiffs-Träume:
Die „hanseboot“ prägt für
neun Tage das Stadtbild.
FOTO: HAMBURG MESSE
Sehleute, deren Leidenschaft für Yachten und Boote
noch nicht so ausgeprägt ist, dass sie für eine Verkaufsschau sogar Eintritt zahlen wollen. Zwei Messehäfen sind in diesem Jahr Teil der „hanseboot“. Nie
war das „In-Water“-Angebot größer. Und im City
Sporthafen (U-Bahn-Station Baumwall) und dem
Traditionsschiffhafen in der HafenCity kostet der
Eintritt in diesem Jahr nichts. Ein Ausflug zu den großen Yachten lohnt daher für viele in diesen Tagen: Der
23 Meter lange Schoner „Mistral“, ein Refit von 1932,
ist dort beispielsweise zu sehen. Die Retroyacht
„Noordkaper 43“ oder auch die Megayacht „Nordia
70“. Millionen von Euros dümpeln dort. Nizza und
Marbella lassen grüßen.
Mit den beiden Häfen besinnt sich die „hanseboot“
in ihrem Jubiläumsjahr – es ist dieses Mal die 50.
Großveranstaltung – auf ihren Heimvorteil: Zwar ist
die „boot“ in Düsseldorf mittlerweile nahezu doppelt
so groß, doch nur die ältere „hanseboot“, „die Mutter
aller Wassersportmessen“ (Messechef Bernd Aufderheide), hat mit ihren Anschluss an die Weltmeere diesen echten Fernweh-Faktor, auf den es ankommt. Was
ist dagegen schon eine Messe am Rhein?
Service
» 50. Internationale
Bootsausstellung Hamburg,
24. Oktober bis 1. November.
Messehallen, HafenCity und
City Sporthafen, 700 Aussteller;
Mo–Fr 10–19 Uhr, Sa–So 10–18
Uhr, Kinder bis 15 Jahre freier
Eintritt, Comeback-Karte (zweiter
Besuch an anderem Tag ab 15 Uhr
möglich): 13 Euro, Internet-Bestellung 11 Euro. www.hanseboot.de
Bayerische Blicke
durchs Schlüsselloch
Kuriositäten aus der Welt des Fernsehens
präsentiert Waldemar Hartmannn: von der
Sportschau bis zum Traumschiff. Live!
TEXT: KAROLIN JACQUEMAIN
„30 Jahre in der Anstalt“
überlebt man unbeschadet nur
mit Humor à la Hartmann und
Weißbier auf der Bühne.
FOTO: WWW.BORNTOBEWALDI.DE
dem bunten Witzkoffer. Wer 30 Jahre den Fernsehclown gespielt hat und talkshowerprobt ist, wer bereits Berufserfahrung als Wirt, DJ und Moderator
gesammelt hat, für den ist das Bühnendebüt nur ein
folgerichtiger Schritt: hin zum Publikum. „Ein sensationelles Erlebnis“, hat Hartmann denn auch seinen
Münchner Auftritt resümiert, „im Fernsehstudio applaudiert dir kein Mensch.“
Harald Schmidt und Ottfried Fischer haben übrigens mitgebastelt am Programm von „Born to be Waldi“ – der eine hat eine „Traumschiff“-Szene zugeliefert, der andere eine „Pfarrer Braun“-Parodie ersonnen. Abwechslung zwischen den Stand-up-Einlagen
bietet auch die Hartmannsche Videothek: Da flimmern etwa der fluchende Trainer Giovanni Trapattoni oder der betrunkene weißrussische Schiedsrichter
Sergei Shmolik über die Leinwand, ebenso wie zwei
Weißbier-Werbespots in voller Länge. Waldemar
Hartmann mag zwar zum Inventar der öffentlichrechtlichen Anstalt gehören – auf der Live-Bühne ist
er der Programmdirektor.
Wer im Westen Dithmarschens steht, kann weit gucken. Sehr weit. Das Land ist flach,
zur Nordsee hin erhebt sich nur der Deich vor dem endlosen Horizont. Bei der Fahrt auf
der Bundesstraße 5 von Brunsbüttel nach Norden, passiert man auf dem Weg nach
Meldorf zig Köge – wie den Kaiser-Wilhelm-Koog oder Friedrichskoog. Dieses
Marschland wurde in Jahrhunderten durch Eindeichung der Nordsee abgerungen.
Das malerische Nordseebad Büsum mit seinem kleinen Leuchtturm, dem Museumshafen und dem Fischerkai ist die Krabbenmetropole des Landes. Büsum ist übrigens
zweitgrößter Hafen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste – nach Brunsbüttel, als Schleusenstadt bei Seeleuten weltweit bekannt. Brunsbüttel ist auch das Tor
zum Nord-Ostsee-Kanal. Zur Refinanzierung der am meisten befahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt führte Kaiser Wilhelm II. 1902 die „Schaumweinsteuer“
ein. Im Landesinneren kann der Kanal für visuelle Erlebnisse der besonderen Art sorgen: Aus der Distanz sieht es oft aus, als würden Schiffe über Land fahren.
Hier befindet sich auch Deutschlands Wiege der Windenergienutzung. 1983 wurde
im Kaiser-Wilhelm-Koog nahe Marne die erste große Anlage, der Growian, errichtet.
Heute befindet sich auf dem Gelände das Windenergiepark-Informationszentrum.
Und legendär ist der Landkreis zwischen Elbe und Eider als Kohlkammer der Republik:
Auf mehr als 2800 Hektar werden alljährlich rund 80 Millionen Kohlköpfe geerntet.
Warum ist der Kohl hier besonders gut? „Das liegt am Nordseeklima“, meint Rolf
Rogalla, Chef vom Hotel Zur Linde in Meldorf. „Ungeziefer hält sich hier einfach nicht.
Und durch die feuchte und salzige Luft wird der Kohl knackig fest.“ Zum Beweis
klopft er auf einen Kopf. „Machen Sie das mal mit einem Kohl aus dem Süden – dann
klingt es hohl“, sagt Rogalla. Dem Nationalgemüse wird seit 2007 sogar eine museale
Erlebniswelt gewidmet: Das Kohlosseum in Wesselburen: www.kohlosseum.de
ANFAHRT
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Nach Heide fährt der Regionalexpress ab Hauptbahnhof stündlich ab 6.20 Uhr. In
Elmshorn umsteigen in die Nord-Ostsee-Bahn. Fahrtzeit nach Heide: 96 Minuten.
Mit dem Auto
Heide, Meldorf und Büsum sind über die A 23 schnell zu erreichen. Nach Brunsbüttel,
Marne und Friedrichskoog bei Itzehoe von der A 23 auf die B 5 wechseln.
INFO: www.dithmarschen.de
FOTO:
IMAGO
11 SEHENSWÜRDIGKEITEN
1 FÜR FAMILIEN: Seehundstation Friedrichskoog.
„Wir nehmen im Mai und Juni jährlich so 50 bis 70
verlassene Heuler auf und päppeln sie hoch“, berichtet
Tanja Rosenberger, die Leiterin der Station. Im Herbst werden
die Jungtiere ausgewildert. Einige Seehunde und Kegelrobben sind dauerhaft zu
Gast. Durch Informationstafeln und durch den Kontakt mit den Tieren erfahren die
Besucher viel über das Leben der heimischen Robben. Ein Besuch sollte immer zu
den Fütterungszeiten eingeplant werden: 10.30 und 14, bis Oktober auch 17.30 Uhr.
» Eintritt 5 Euro für Erwachsene, 3,50 Euro für Kinder. An der Seeschleuse 4,
25718 Friedrichskoog, Tel. 04854 / 1372, www.seehundstation-friedrichskoog.de
2 SCHIETWETTERTIPP: Erleben, wie der „Blanke Hans“ wütet. Am Büsumer
Kutterhafen tobt das wilde Meer: Besucher der Sturmflutenwelt „Blanker Hans“
tauchen in virtuelle Flutwelten ein. Ein Schauspieler begibt sich auf eine Zeitreise in
das Jahr 1962, in die Nacht der großen Sturmflut, die auch Hamburg heimsuchte.
„Die Deiche drohen zu brechen“, meldet ein alter Schwarzweißfernseher. Plötzlich
flackert das Licht, durch die Wände droht die Nordseeflut hereinzubrechen. Schnell
hinein in die Rettungskapsel und auf zur Entdeckungsfahrt in die Sturmflut-Welt.
Über 300 Meter führt eine Erlebnisbahn die Passagiere durch zahlreiche Simulationen. Am Ende, in der Offshore-Forschungsstation, können die Besucher im Windkanal sogar die Gewalt eines Orkans mit eigener Hand „erfassen“. Die pädagogisch
klug aufbereitete Ausstellung bietet zudem Informationen über Wetterphänomene,
Klimawandel, Gezeiten und die Geschichte der Sturmflut und des Küstenschutzes.
» Sturmflutenwelt „Blanker Hans“, Dr.-Martin-Bahr-Straße 7, 25761 Büsum,
Tel. 04834 / 90 91 35, www.blanker-hans.de
KULTUR ERLEBEN
er Untertitel klingt nach einem schweren
Schicksal: 30 Jahre in der Anstalt. Da kommt
keiner unbeschadet heraus. Aber Waldemar
Hartmann, bekannt durch Sportmoderationen und
Weißbier-Reklame, ist keiner, der nachtritt. Allerdings ein bisschen spötteln darf sein: über seinen
Arbeitgeber, die ARD, und öffentlich-rechtliche Befindlichkeiten, über Lothar Matthäus, Oliver Kahn
und die großen Egos der Fußballwelt. Und nicht zuletzt auch über sich selbst, den leidenserprobten Anstalt-Insassen. Spott-Schau statt Sportschau. „Born
to be Waldi“, so der Name des Bühnenprogramms, ist
dabei wohl in doppeltem Wortsinne zu verstehen: Als
Hommage an die Biker-Hymne „Born To Be Wild“ –
und damit an das wilde Leben. Und als ganz persönlicher Nachruf auf drei Jahrzehnte TV-Karriere: Es
gibt nur einen Waldi Hartmann. 80 Prozent der Anekdoten, sagt Hartmann, seien wirklich so passiert:
„Aber ich bin schon eher für den versteckteren
Humor, also den bayerischen.“
Den Weg zum Kabarett geebnet hat ihm einer, der
selbst immer häufiger die Kamera zugunsten der Bühne vernachlässigt: sein guter alter Kumpel Harald
Schmidt. „Erzähl einfach deine Hotelbar-Geschichten live vor Publikum. Du wirst sehen, die Leute
schmeißen sich weg“, hat er dem 61-Jährigen gut zugeredet. Also rasch den schwarzen Waldi-Schnäuzer
aufgeklebt, und fertig ist der Alleinunterhalter mit
Itzehoe
RUNDFAHRT
DER GRÜNE PUNKT Über 50 Millionen Korken wurden bei der KORKampagne bereits gesammelt. Die
Korken werden in den „Winterhuder Werkstätten“ für behinderte Menschen zu Dämmgranulat verarbeitet. Wo Sammelstellen sind, erfahren Sie über www.hamburg.nabu.de/projekte/korkkampagne
D
11 Mal Dithmarschen
KARTE: GRAFIKANSTALT
Unterwegs
Die 28-jährige Boxweltmeisterin,
seit 2004 unbesiegt, freut sich
auf Sauna, Kuchen und das ZDF.
FOTO: UNIVERSUM BOX-PROMOTION/T. LEIDIG
Ina
Menzer
Sonnabend / Sonntag, 24. / 25. Oktober 2009
3 Wesselburen: Hebbel-Museum, St.-Bartholomäus-Kirche mit einzigartigem Zwiebelturm und „Kohlosseum“: Dem Dithmarscher Nationalgemüse ist seit 2007 in einer
ehemaligen Sauerkraut-Konserven-Fabrik ein Museum gewidmet. 4 St.-LaurentiusKirche. 5 Marktplatz in Heide. Mit 4,7 Hektar ist er der größte in Deutschland. Seit
über 500 Jahren findet hier jeden Sonnabend der Wochenmarkt statt. 6 Dusenddüwelswarf bei Hemmingstedt. Ein Findling erinnert an die Schlacht anno 1500.
7 Meldorf: Landwirtschaftsmuseum und St.-Johannis-Kirche. „Meldorfer Dom“ wird
die zwischen 1250 und 1300 erbaute dreischiffige Backsteinbasilika am Marktplatz
genannt. 8 Hochbrücke Hochdonn und Windmühle Aurora. 9 Museums-Apotheke.
10 Nord-Ostsee-Kanal-Schleusen. 11 Brauerei Hintz. Hier wird seit 1884 Dithmarscher gebraut, das Pilsener in der Beugelbuddel. Die Brauerei kann besichtigt
werden, dienstags sind oft auch noch spontan Termine frei (Tel. 04851 / 9620).
Dieses und 30 weitere schöne Ausflugsziele finden
Sie ausführlich im Hamburger-Abendblatt-Buch
„Ausflüge rund um Hamburg“. Informationen und
Bestellung unter: www.abendblatt.de/shop
Das Höchste in Dithmarschen
sind die Windräder.
FOTO: JOHANNES ARLT
Service
» Waldemar Hartmann: „Born to
be Waldi – 30 Jahre in der Anstalt“.
Hamburg-Premiere am 25.10.
um 19 Uhr im Schmidt Theater,
Spielbudenplatz 24-25.
Karten: 16,50 bis 25,30 Euro.
Karten-Hotline: 31 77 88 99.
Lüneburg am 26.10. um 20 Uhr
in der Vamos! Kulturhalle,
Scharnhorststr. 1, 21335 Lüneburg,
Karten-Tel. 04131 / 74 04 44.
III
Sonnabend / Sonntag, 24. / 25. Oktober 2009
› STADTGESPRÄCH
Jens Meyer-Odewald trifft Arved Fuchs
Aufgetaut und angekommen
Ein faszinierendes Leben zwischen den beiden Polen:
Mit 56 Jahren ist Arved Fuchs so rast- und ruhelos
wie ein Jüngling. Kaum zurückgekehrt vom letzten
Arktis-Abenteuer, plant er schon die nächsten ExtremExkursionen: „Angst ist okay, erst Panik ist gefährlich.“
S
FOTO: THOMAS LEIDIG
eit ein paar Tagen ist Arved
Fuchs wieder zu Hause in
Bad Bramstedt – beseelt von
den Erlebnissen einer viermonatigen Arktis-Expedition.
Und voller Tatendrang. Die
Erfahrungen der Tour an Bord seines
Haikutters „Dagmar Aaen“ verarbeitet
der Extremabenteurer in einer Reihe
von rund 70 Vorträgen, die ihn in den
kommenden Wochen durch Deutschland,
Österreich und Dänemark führt. Eine
Etappe ist die „Nacht des Wissens“ am
7. November im Geomatikum Hamburg.
Eintrittsgelder und Erlöse aus den
Buchverkäufen dienen Arved Fuchs und
seiner Crew zur Finanzierung der aufwendigen Exkursionen. Unter 100 000
Euro läuft selten etwas. So kostete das alte
dänische Fischerboot seinerzeit rund
75 000 Mark; Umbau und Ausrüstung
schlugen zusätzlich mit mehr als 650 000
Mark zu Buche. „Anfangs trieben mich
Abenteuerlust und Sehnsucht nach
entlegenen Regionen zu neuen Ufern“,
sagt Fuchs bei einem Pott Kaffee im
Arbeitszimmer seines Wohnhauses. Bis
angesichts einmaliger, indes mehr denn
je bedrohter natürlicher Schönheit zumeist in eisigen Regionen die Erkenntnis
wuchs: „Wunderbare Bilder und spannende Geschichten sind nur die Hälfte der
Wahrheit.“ Die Auswirkungen des Klimawandels, so seine höchst persönliche
Erfahrung, seien viel dramatischer als in
jeder Prognose befürchtet. Folglich ist
jede Exkursion gleichzeitig eine Mission.
Neben beeindruckenden Erlebnissen
hat er alle möglichen Fundstücke von
den Reisen ins ewige Eis mitgebracht:
Knochensplitter, Eisbärschädel, uralte
Schriftstücke vergangener Expeditionen.
Die Arbeitsräume wirken wie ein
Völkerkundemuseum – mit einem höchst
lebendigen Aktivisten darin …
MAGAZIN: Kein Wunder, dass Sie bestens gelaunt sind.
Jetzt beginnt ja Ihre Jahreszeit …
FUCHS: Warum?
MAGAZIN: Kalt, dunkel, unwirtlich – also ein bisschen
so wie bei Ihren Expeditionen. Ihre packenden Schilderungen knallharten Überlebenskampfes in der Weite
des Polarkreises lassen bei Landratten doch nur noch
Gänsehaut aufkommen.
FUCHS: Viele haben eine falsche Vorstellung von der
Arktis. Wir haben die „Dagmar Aaen“ nach vier Monaten Expedition gerade zum Überwintern nach
Upernavik an die Nordwestküste Grönlands gesteuert. Im Sommer ist es dort hell; die Sonne scheint 24
Stunden. Gelegentlich trugen wir sogar T-Shirts. Im
November aber geht die Sonne so richtig unter, quasi
bis Februar. Das ist die Polarnacht.
MAGAZIN: Was reizt Sie eigentlich an solchen Extremen?
Wer mit Ihnen abends bei einem Bier in einer gemütlichen Pinte zusammensitzt, lernt Sie als lebenslustigen,
unterhaltsamen Mann mit Faible für ganz weltliche
Genüsse kennen.
FUCHS: Ein Masochist bin ich nicht. Aber ich habe meinen Frieden mit der Kälte gemacht. Sie ist praktisch
der Eintrittspreis, um Zugang zu einmalig schönen
Landschaften zu haben. Die klare Luft, Eisberge,
Gletscher und ein gigantischer Sternenhimmel entschädigen absolut. Denn natürlich gibt es auch Phasen mit bedrückender Stimmungslage. Man muss
sich positive Dinge eben erst erarbeiten. Wie überhaupt im Leben.
MAGAZIN: Und wie kommen Sie mit der Einsamkeit
während monatelanger Expeditionen klar? Wo Sie
doch sonst von Teamgeist beseelt sind und schon mal
als Stimmungskanone auftreten – zumindest für Holsteiner Verhältnisse.
FUCHS: Ich schätze Geselligkeit, keine Frage. Dennoch
habe ich keine Probleme, allein zu sein. Zum Beispiel
früher bei meinen Solo-Touren, als ich wochenlang
nur mit meinen Schlittenhunden sprechen konnte.
Ein einsamer Steppenwolf bin ich dennoch nicht.
Abends wie ein Buchhalter allein im Zelt zu sitzen
und Tagebuch zu schreiben, war nicht so mein Ding.
Einkehr vor der nächsten Tour:
Arved Fuchs im Garten vor
seinem Haus in Bad Bramstedt.
MAGAZIN: Sie brauchen also Menschen um sich herum.
Mit denen Sie sich reiben, gemeinsam freuen, sich gegenseitig Anstöße geben können. Und apropos Anstoß.
Wann spürten Sie erstmals den Drang zum Außergewöhnlichen, zum Abenteuer?
FUCHS: Schon als Kind. Wenn mich meine älteren
Schwestern ärgerten, bin ich einfach ausgebüchst.
Außerdem habe ich schon als Buttje mit Hingabe geschmökert – speziell Polarliteratur. Aus Prinzip hatten meine Eltern zu Hause keinen Fernseher, sodass
viel Zeit zum Schmökern blieb. Eines Tages machte
ich mich dann selbst auf den Weg. Der Aufbruch ins
Unbekannte, das ist der Reiz.
MAGAZIN: Aber nie planlos, in Harakiri-Manier. Sie gelten im Freundeskreis als Gegenteil eines Hasardeurs.
FUCHS: Stimmt. No risk, no fun – das ist ganz und gar
nicht mein Credo. Ohnehin definiere ich Abenteuer
als geistige Freiheit. Erster Ansatz ist es, das gedanklich Unmögliche möglich zu machen. Als zweiter
Schritt muss ein realistischer Rahmen für das Projekt
geschaffen werden. Voraussetzungen dafür sind viel
Erfahrung und ein solides Stück Handwerk. Welche
Route, welches Team, welche Unterhose, das sind
entscheidende Fragen. Würde das nicht überwiegend
stimmen, säße ich jetzt nicht hier.
MAGAZIN: In der Tat machen Sie einen höchst lebendigen
Eindruck. Jetzt aber nach der Rückkehr ganz besonders. Sozusagen aufgetaut und angekommen. Was sind
Ihre nächsten Pläne?
FUCHS: Erstmals genieße ich das angenehme Gefühl,
wieder daheim an Land zu sein. Wahrscheinlich will
ich noch vor Weihnachten, in jedem Fall Anfang
des nächsten Jahres nach Grönland auf mein Schiff
zurück. Derzeit sind drei Mitstreiter an Bord. Während des Winters kommen Wissenschaftler des
Max-Planck-Instituts aus Hamburg dazu. Wenn alles
glattgeht, soll die „Dagmar Aaen“ im September 2010
wieder in Deutschland anlegen. Ein Zukunftstraum
ist es, in Richtung subantarktischer Inseln aufzubrechen – rund um Kap Hoorn in den südlichen Teil
des Indischen Ozeans.
MAGAZIN: Lange halten Sie es daheim nicht aus, oder?
FUCHS: Irrtum, ich bin sehr gern zu Hause. Ich laufe
nicht vor irgend etwas weg. Im Gegenteil: Ich mag das
Leben und die Arbeit hier in Bad Bramstedt. Genau
der Wechsel zwischen den Polen schärft die Sinne.
MAGAZIN: Ihr Alltag läuft auf Hochtouren. Die Exkursionen sind Raubbau am Körper. Wie lange können und
wollen Sie dieses rastlose Leben noch führen?
FUCHS: Ich will überhaupt nicht wissen, welchen Rentenanspruch ich mit 65 habe, also in neun Jahren.
Diese Schwelle existiert für mich nicht. Das Leben
ist ein großes Potenzial, und mein Schicksal ist frei
gewählt. Ich möchte mein Dasein so lange interessant und inhaltsreich gestalten, wie ich kann. Es ist
herrlich, selbstbestimmt zu leben.
MAGAZIN: Das ist ja auch bei jedem Treffen zu spüren.
Ihnen eilt der Ruf voraus, störrisch wie ein Maulesel
zu sein. Wie äußert sich das?
FUCHS: Wenn ich von etwas überzeugt bin, ziehe ich das
auch durch! Ich bin schwer von einem Weg abzubringen, spiele andererseits aber auch selten die
beleidigte Leberwurst. Wer mich allerdings einmal
enttäuscht, hat für alle Zeiten schlechte Karten. So ist
meine norddeutsche Seele geeicht.
MAGAZIN: Diese Seele scheint auch privat eher auf Bedacht als auf Risiko zu stehen: Brigitte und Sie haben
erst nach 23 Jahren Zweisamkeit geheiratet.
FUCHS: Das hat damit nichts zu tun. Wir kennen aus
schon aus der Schulzeit, haben keine Kinder, es
bestand keine Notwendigkeit. Kurz vor meinem 50.
Geburtstag haben wir dann aber doch „Ja“ gesagt. Ohnehin ist meine Frau mein großes Glück. Neben so
vielen persönlichen Vorteilen hat sie den Pluspunkt,
sich nicht zu ängstigen, wenn ich auf Expedition bin.
MAGAZIN: Wahrscheinlich, weil sie das Risiko – ebenso
wie Sie – professionell einschätzen kann. Außerdem ist
Ihre Frau ja auch häufig dabei, wenn’s los geht. Unabhängig davon: Kennen Sie Gänsehaut und Angst?
FUCHS: Natürlich, beides. Ich empfinde beides als wichtige Schutz- und Warnfunktionen meines Körpers,
auch um immer wieder Wachsamkeit zu stärken.
Denn Angst ist okay, erst Panik ist gefährlich.
MAGAZIN: Und sonst hilft Ihr kariertes Halstuch.
FUCHS: So weit geht mein Aberglaube nun doch nicht,
aber an diesem Tüchlein hänge ich wirklich. Es ist
ein Geschenk meiner Schwester vor meiner ersten
Expedition. Also ist es bereits mehr als 30 Jahre alt;
ich habe es meistens dabei. Und an Bord der „Dagmar
Aaen“ trage ich fast immer eine Bernsteinkette. Sie
hat mir der letzte Fischer des Haikutters übergeben.
Als Glücksbringer.
MAGAZIN: Solchen Zuspruch können Sie bei der Ernährung in der Arktis fraglos gebrauchen. Schmeckt rohe
Robbenleber?
FUCHS: Vor allem enthält sie reichlich Vitamine. Das
ist wichtig. Rohes Fleisch steht auf einer Expedition
ohnehin oft auf dem Speiseplan. Ich habe auch schon
Hundefutter gegessen. Besser als gar nichts.
MAGAZIN: Gilt das auch für das legendäre Kiviak?
FUCHS: Ja, diese Speise ist gewöhnungsbedürftig. Sie
wurde uns im Norden Grönlands zum Willkommen
gereicht. Dutzende Krabbentaucher, eine Vogelart,
werden in eine Robbenhaut mit viel Fett eingenäht
und monatelang unter einen Steinhaufen gesteckt.
Das Fleisch der Vögel ist später zwar zart, doch stinkt
das Ganze nach Gorgonzola. Es gibt Schmackhafteres.
MAGAZIN: Klingt delikat. Wonach sehnen Sie sich nach
solchen Spezialitäten und Monaten im ewigen Eis denn
ganz besonders?
FUCHS: Dann habe ich einen Jieper auf frisches Obst,
Gemüse und italienische Küche. Ebenso auf Kino,
Freunde, Klönschnack. Und auf Mußestunden in
einer warmen Badewanne – mit einem guten Buch.
Wer mich allerdings einmal enttäuscht,
hat für alle Zeiten schlechte Karten.
So ist meine norddeutsche Seele geeicht.
Mein Rekord, zwangsweise, steht bei 70 Tagen ohne
duschen oder baden. Dann stinkt man wie ein Otter.
MAGAZIN: Bleibt der Trost, dass es der Crew nicht besser
ergeht. Wie verbringen Sie die Bordabende am Nordpol?
FUCHS: Oft mit Arbeit am Kutter oder mit Planung für
den nächsten Tag. Manchmal spielen wir „Mensch
ärgere dich nicht“. Am liebsten lese ich. Oder lasse
meine Gedanken kreisen.
MAGAZIN: Um Gott und die Welt?
FUCHS: Durchaus. Auch wenn ich kein christlicher
Mensch im Sinne der Kirche bin.
MAGAZIN: Glauben Sie an etwas Höheres? Ihre Erzählungen enthalten stets eine enorme Portion Faszination.
FUCHS: Ich glaube an Schöpfung und daran, dass sich
Geschicke gelegentlich fügen. Zum Beispiel wenn just
in dem Moment eine Scholle aufbricht, in dem es kein
Weiterkommen zu geben schien. Dann können sich
Erlebnisse philosophischen Ausmaßes ergeben.
MAGAZIN: Inwiefern?
FUCHS: Wenn du als kleiner Mensch vor der Erhabenheit von Gletschern und Eisbergen stehst. Solche Augenblicke dienen, um sich selbst einzustufen. Dann
nimmt man sich nicht mehr so wichtig.
Kurz-Biografie
» Arved Fuchs (* 26. April 1953), Sohn
einer Lehrerin und eines Internisten,
lebt gemeinsam mit Ehefrau Brigitte in
Bad Bramstedt. Von Fernweh getrieben,
brach er das Gymnasium nach der
12. Klasse ab und absolvierte eine Ausbildung bei der Handelsmarine. Einigen
Semestern als Student der Schiffsbetriebstechnik an der Fachhochschule
in Flensburg folgte 1977 die erste Expedition: Fuchs erkundete die kanadische
Halbinsel Labrador mit dem Kanu;
1978 brach er nach Borneo auf. Seitdem
geht er jährlich auf Tour. Arved Fuchs
ist der erste Mensch, der innerhalb eines
Jahres sowohl den Nord- als auch den
Südpol zu Fuß erreichte. Über seine
Expeditionen veröffentlichte er bisher
14 Bücher. Info: www.arved-fuchs.de
IV
› THEMA DER WOCHE
Wem die Stun
Damen
Zeitlose Werte werden Trend: lässig und luxuriös, exklusiv und e
Kim-Eva Wempeleitet das Juwelierunternehmen Wempe, gegründet 1878, in
vierter Generation. Sie hat sich als SchmuckExpertin etabliert und die Marke „Wempe
BY KIM“ kreiert. Die 2007 zur „Unternehmerin des Jahres“ gekürte Kim-Eva
Wempe ist verheiratet und hat zwei Kinder.
„Der Trend geht
zur großen und
sportlichenUhr.“
1
2
ELEMENTAR Sie brilliert durch gekonnte
Schlichtheit in einem jetzt größeren
Format: dieGrande Reverso 976von
Jaeger-LeCoultre, um 4850 Euro, aus
Stahl mit braunem Krokolederarmband.
Erinnern Sie sich, wann Sie Ihre erste Uhr
erhalten haben und was für eine?
Ich war sieben oder acht Jahre alt. Und die Uhr hat-
3
ROMANTISCH Wer’s gerne ein wenig
verspielter mag, ist bei der
Oyster
Perpetual Datejustvon Rolex genau
richtig, um 8800 Euro, in Edelstahl
und 18 Karat Weißgold, Lünette mit
52 Diamanten, ca. 1,20 Karat.
» Gesehen beiMahlberg
4
GEWAGT Italienisch schick und für
unkonventionelle Frauen genau richtig: das
Modell mit Krokolederarmband
AR0723
von Emporio Armani, um 159 Euro.
» Erhältlich imausgewählten Fachhandel
» Gesehen beiWempe
SCHMÜCKEND Unschuldiges Weiß und
dezentes Roségold machen sie unheimlich
weiblich: dieJ12 von Chanel, um 5920
Euro, Zifferblatt besetzt mit 11 Diamantindizes, Cabochon-Krone in schwarzer
Keramik, Armband in weißer Keramik.
» Gesehen inder Chanel Boutique
nere ich mich an die Marke nicht mehr.
Haben Sie schon jemals eine Uhr an Kinder
verschenkt, und wenn, dann was für eine?
Meinen eigenen Kindern habe ich Uhren geschenkt.
Als sie sechs Jahre alt waren, haben sie eine Uhr von
Scout bekommen. Mit zehn eine G-Shock von Casio.
Was tragen Sie für ein Modell? Und wie viele
haben Sie insgesamt?
Von jeder der weltweit erfolgreichsten Uhrenmarken, die auch Wempe vertritt, besitze ich die Klassiker. Und natürlich besitze ich Uhren der eigenen
Marke „Wempe Zeitmeister Glashütte i/SA“ und
„Wempe Chronometerwerke Glashütte i/SA“.
Wechseln Sie ihre Uhren je nach gesellschaftlichem Anlass?
Ja, ich wechsle meine Uhr je nach Anlass und je
nach Farbe des Schmucks – Weißgold, Gelbgold,
Rotgold – den ich trage.
Die Uhr als Statussymbol: Wenn man nicht aufs
Geld schauen müsste, worauf sollte man beim
beim Kauf einer Uhr in jedem Fall achten?
Ausschlaggebend ist die Werthaltigkeit der Marke
und des ausgewählten Produkts.
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6
RASANT Sportlich, geradlinig und
mit dem typischen Reifenprofil auf der
Innenseite des Kautschukbandes, das
die Luftzufuhr verbessert:
Flat Six P’6310
von Porsche, um 1800 Euro.
Gibt es einen Betrag, der für eine einigermaßen
passable Uhr gerechtfertigt ist?
Da gibt es keinen Richtwert. Das ist sehr individuell
und jeder sollte selbst entscheiden, wie viel er für
eine Uhr ausgeben möchte. In jeder Preislage gibt es
eine gute Qualität – und allein die Qualität ist ausschlaggebend.
7
TRENDY DasSignoria Modellmit
schwarzem Krokolederarmband und
Schmuckschließe im Horsebit-Style steht
vor allem Fashionistas, die Spaß an
Pferden haben, von Gucci, um 950 Euro.
» Gesehen imPorsche Store
8
SCHÖPFERISCH Feuriges Rot und
glitzernde Diamanten eignen sich
für Abenteurerinnen, die nicht nur
abends gerne zündeln.
Assolutovon
Ferragamo, um 3500 Euro.
» Gesehen imGucci Store
KÜNSTLERISCH Ein bisschen schräger
Pop kann nicht schaden. Dieses bunte
Comic-ModellAHHH! von Swatch macht
müde Augen wieder munter und sorgt
für gute Laune, um 43 Euro.
» Gesehen imFerragamo Store
» Erhältlich imSwatch Store
Welche Uhrenmodelle lassen sich momentan
gut verkaufen und sind angesagt – für Frauen
und für Männer?
Der Trend geht eindeutig zur sportlichen, großen
Uhr – sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Bei
den Damen ist immer auch ganz wichtig, dass die
Uhr zum persönlichen Stil passt und die Farbe des
Edelmetalls stimmig ist: Edelstahl, Weißgold, Gelboder Roségold.
Schauen Sie bei Mitmenschen sofort auf die
Uhr, die sie tragen? Und schließen Sie dann auf
deren Charakter, Einkommen und Geschmack?
Ja. Aber nicht die Uhr allein macht das Bild der Person aus. Ich sehe den Zusammenhang, in dem die
Uhr getragen wird. Das Gesamterscheinungsbild
der Person ist mir wichtig.
Kommen Sie immer pünktlich oder gehören Sie
zu den Zuspätkommern?
Ich versuche, immer pünktlich zu sein.
Gibt es typische Angeber-Uhren?
Nein.
Raten Sie Kunden zu mechanischen Uhren?
Aus der Liebe zum Uhrmacherhandwerk empfehle
ich gerne mechanische Uhren. Aber auch hier
kommt es immer auf die Tragegewohnheiten und
die persönlichen Vorlieben an.
Gehört Solaruhren die Zukunft?
Nein.
Wissen Sie auf Anhieb, ob Sie am 25.10. die Uhr
eine Stunde vor- oder zurückstellen müssen?
Ja, die Uhr wird eine Stunde zurückgestellt. Ich
freue mich über die gewonnene Stunde im Sommer,
die es länger hell bleibt. Und im Winter freue ich
mich über die Stunde, die ich länger schlafen kann.
Bald ist Weihnachten. Welches Modell würden
Sie sich wünschen?
Eine Rolex Datejust mit Diamantlünette, Durchmesser 36 mm.
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KOSTBAR Die Schmuckuhr mit
runden Gliedern schmiegt sich feminin
ans Handgelenk und wirkt zu dunklen
Oberteilen elegant.
Modell NY4721
von DKNY, um 175 Euro.
» Erhältlich imausgewählten Fachhandel
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EXQUISIT DerPowerbreaker Chronographvon De Grisogono hält, was er
verspricht: jugendliches Temperament und
absolute Präzision! Er kommt mit rotem
Kautschuk-Armband auf 9300 Euro.
» Gesehen beiWempe
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EMANZIPIERT Rock-Ladys aufgepasst:
Hier begeistert der Zeitmesser
DZ5185
von Diesel mit lässigem Metall-Armband,
achteckigem Zifferblatt und blauem
Gehäuseglas, um 149 Euro.
» Erhältlich imausgewählten Fachhandel
GEHEIMNISVOLL Magie ist angesagt.
DieIntegral jubilémit Diamanten
und Lederarmband von Rado ist wie eine
schwere Luxuslimousine, die lautlos
durch die Nacht schnurrt. Um 2450 Euro.
» Gesehen beiChrist
Kleines Uhren-ABC
BOMBIERTES GLAS Die Oberfläche des
hervorragender Zeitmessergebnisse amtlichen EWIGER KALENDER Dabei ist das Uhrwerk so
Uhrenglases ist gewölbt.
Prüfungen standgehalten haben.
ausgeführt, dass der Kalender Datum, Wochentag
ANKER Der Anker ist ein Schalthebel in Form eines
und Monat stets korrekt darstellt und dabei auch
CHRONOGRAPHBezeichnung für eine Stoppuhr. DIGITALUHRENBereits im 19. Jahrhundert
Schiffs-Ankers, der die Verbindung zwischen
Schaltjahre berücksichtigt. Die meisten ewigen
Durch Betätigung von Drückern kann der ChronoRäderwerk und Unruhe herstellt. Durch Eingreifen
wurden Uhren hergestellt, die anstelle der
Kalender müssen im Jahr 2100 um einen Tag
der Ein- oder Ausgangsseite in das Gang- oder graph gestartet, angehalten und auf Null gestelltklassischen Zeiger fallende Zahlenplättchen als nachjustiert werden – es ist kein Schaltjahr. Viele
werden. Je nach Ausführung werden Sekunden, Zeitanzeige benutzten. In den siebziger Jahren des
Hemmungsrad führt der Anker einen gleichmäßigen
ewige Kalender zeigen ferner die Mondphase an.
Minuten und Stunden angezeigt.
Ablauf des Uhrwerks herbei.
20. Jahrhunderts setzte sich die Flüssigkristallanzeige (LCD) bei modernen Digitaluhren durch.FEINREGULIERUNG Vorrichtung zum FeineinCHRONOMETERBesonders exakt gehende Uhren,
AUTOMATIK-UHRUnter einer Automatik-Uhr
stellen der täglichen Gangabweichung.
wird eine mechanische Armbanduhr verstanden,deren hohe Ganggenauigkeit durch das Zertifikat
DRÜCKER Zur Bedienung von Uhren mit Zusatzeines Chronometer-Prüfinstituts bescheinigt funktionen reicht die Krone allein nicht aus.
bei der die Feder durch Armbewegung des
GANGRESERVE Betriebsbereitschaft einer Uhr für
worden ist. Chronometer dürfen sich also nur jene
Trägers über einen Aufzugmechanismus (zumeist
Deshalb versieht man diese Uhren mit kleinen die Zeit, die nach dem Vollaufzug bis zur völligen
Uhren nennen, die aufgrund ihrer Präzision und Druckschaltern, die seitlich aus dem Gehäuse ragen.
ein Rotor) aufgezogen wird.
Entspannung der Triebfeder vergeht.
Sonnabend/Sonntag, 24./25. Oktober 2009
V
nden schlagen
Herren
elegant, stilvoll und einfach nur schön – jeweils 12 neue Armbanduhren für sie und ihn.
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IMPOSANT Sehen Sie ausnahmsweise
mal Grün und drücken Ihre Individualität
mit derOyster Perpetual Datejust von
II
Rolex aus. Der Chronometer in Edelstahl
und 18 Karat Gelbgold hat ein schiefergraues Zifferblatt mit grün umrandeten
Ziffern, um 7280 Euro.
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SCHWUNGVOLL Für Rennsport-Fans
ein absolutes Muss: Der maskuline
Chronometer
Grand Prix de Monaco
Historique Time Attackverfügt neben der
Zeitanzeige auch über eine Count-downFunktion, von Chopard, um 2590 Euro.
» Gesehen inder Chopard Boutique
» Gesehen beiWempe
„Immer bin ich
fünf
Minutenzu spät.“
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WERTBESTÄNDIG Wer gerne die Erde
unter Wasser erkundet, hat mit dem
Aquatimer Chronograph
aus Edelstahl
mit schwarzem Kautschuk-Armband
genau die richtige Wahl getroffen, von
IWC, um 4700 Euro.
ZEITGEMÄSS Bei dieser Uhr weiß man
genau, wann es zwölf geschlagen hat: der
Chronograph
Admiralmit Keramikelementen von Longines macht alle männlichen
Abenteuer mit, um 2850 Euro.
» Gesehen beiBucherer
» Gesehen beiBecker
Seit 1983 ist Goldschmiedemeister
Andreas Giercke,52, gemeinsam mit
seinem Bruder Nicolaus für das Traditionshaus Uhren Becker verantwortlich. Das
134 Jahre alte Schmuck- und Uhrengeschäft am Gänsemarkt hatten sie damals
von ihrem Vater Albert übernommen.
Erinnern Sie sich, wann Sie Ihre erste Uhr
erhalten haben und was für eine?
Ich habe eine weißgoldene Chopard, ganz schlicht
und flach mit Lederband, von meiner Großmutter
zum 18. Geburtstag geschenkt gekriegt.
Haben Sie schon jemals eine Uhr an Kinder
verschenkt, und wenn, dann was für eine?
Noch nie. Das ist sehr schwierig ... Vielleicht eine
TAG Heuer – ein eher sportives Modell.
Was tragen Sie für ein Modell? Und wie viele
haben Sie insgesamt?
Eine klassische Zenith, ein Chrono aus Stahl mit
braunem Lederband. Sie denken vielleicht, ich hätte 20 Uhren zu Hause liegen, das ist aber nicht so.
Das hatte ich früher mal.
Wechseln Sie ihre Uhren je nach gesellschaftlichem Anlass?
Man ist heutzutage anders drauf als früher. Man
gen, zu einem Smoking geht das nicht. Da rate ich zu
einer klassischen Uhr aus Weißmetall, Titan, Stahl,
Weißgold oder Platin. Männer mit Gold, dazu muss
man geboren sein.
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18
UNABHÄNGIG Nur für schnelle Nummern
viel zu schade: die
Monaco Calibre 12 LS
von TAG Heuer. Der Chronograph ist
aus poliertem Edelstahl mit AlligatorenLederarmband, um 4850 Euro.
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VIELSEITIG Eine Männeruhr, die sich
auch an Damenhandgelenken gut macht.
Die limitierte Edition (5000 Stück) der
DS1 Automatiksollte man sich schnell
sichern, von Certina, um 570 Euro.
» Gesehen beiBecker
20
LANGLEBIG Mit der zeitlosen, rechteckigenck angularfallen Sie nicht auf, aber
genau das ist ihre Masche. Es gibt sie mit
schwarzem Lederarmband in Krokooptik
zu kaufen. Von ck watches, um 175 Euro.
» Gesehen beiChrist
ORGANISCH Sie steht in ihrer Schlichtheit für das Wesentliche: zum Anzeigen
von Stunden und Minuten.
Modell
Noramis,mit roségoldfarbenen Akzenten,
von der traditionsreichen deutschen Firma
Union Glashütte, um 1420 Euro.
» Erhältlich imausgewählten Fachhandel
» Gesehen beiChrist
Die Uhr als Statussymbol: Wenn man nicht aufs
Geld schauen müsste, worauf sollte man beim
beim Kauf einer Uhr in jedem Fall achten?
Der normale Kunde ist ja schon zum Sammler geworden. Der ist sehr interessiert an Technik, Weiterentwicklung, Limitierung. Eine Uhr ist auch ein
globales Thema geworden – ein Kulturobjekt. Sie ist
Kunst, Ästethik, Wissenschaft. Der Trend ist: unsichtbar wertig.
Gibt es einen Betrag, der für eine einigermaßen
passable Uhr gerechtfertigt ist?
Unter dem Gesichtpunkt der Wertig- und Beständigkeit, was ich unter einem gehobenen Einstiegsmodell verstehe, um die 3500 Euro.
Welche Uhrenmodelle lassen sich momentan
gut verkaufen und sind angesagt – für Frauen
und für Männer?
Die großen. Frauen tragen heute Herrenuhren. In
den 50er und 60er Jahren waren sie fingernagelgroß. Bei den Männern sollten sie maskulin sein,
Stahluhren, alles was mit GMT, Submariner, Deep
Sea, Taucheruhren – und mit Abenteuer zu tun hat.
Schauen Sie bei Mitmenschen sofort auf die
Uhr, die sie tragen? Und schließen Sie dann auf
deren Charakter, Einkommen und Geschmack?
Das ist bei mir ganz schlimm oder eine JuweliersKrankheit. Ich schaue immer sofort auf die Uhr und
sage was dazu.
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INHALTSREICH Früher belieferte Panerai
die italienische Marine mit Taucheruhren
– jetzt kommen Männer weltweit in den
Genuss, die Präzisionswerke zu tragen.
Luminor 1950mit mechanischem
Innenleben und Automatikaufzug zeigt
zwei Zeitzonen, um 6700 Euro.
» Gesehen beiMahlberg
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MODERN Digital und das ganz zentral:
Das ModellDZ7122 von Diesel besitzt
auf seinem geschmeidigen Gehäuse mit
schwarzem Ionic Plating auffallende
Perforationen, um 139 Euro.
» Erhältlich imausgewählten Fachhandel
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GRADLINIG Keramik ist besonders
widerstandsfähig, robust und kratzfest.
Das sorgt dafür, dass der
Chrono MK
5162 lange schön aussieht. Er zeigt das
Datum an und ist bis 10 atm wasserfest,
von Michael Kors, um 359 Euro.
» Erhältlich imausgewählten Fachhandel
FOTOS: PR (26)
MARKANT Das komplett inhouse
gefertigte Uhrwerk von Montblanc findet
in der Kollektion von
Nicolas Rieussec
Monopusher Chronograph
seine Vollendung. Das Stahlmodell mit AlligatorenArmband kostet um 9950 Euro.
» Gesehen imMontblanc Store
JAHRESKALENDER Bei einem Jahreskalender ist LÜNETTE Ring, der auf dem Uhrengehäuse
konstante Schwingung von 1 Hz heruntergeteilt.nahezu
Die unsichtbar unter dem transparenten
das Uhrwerk so ausgeführt, dass der Kalender befestigt ist. Die Lünette kann fest oder auch Energiezufuhr erfolgt meist über Batterie, kann aber
Zifferblatt angebracht.
Datum, Wochentag und Monat im Jahreslauf so drehbar sein und unterschiedliche Anzeigen tragen
auch über Aufzugsrotor oder Sonnenlicht erfolgen.
darstellt, dass ein Nachjustieren nur beim Wechsel
(zum Beispiel Minuterie, Tachymeter, Zeitzonen).
UNRUHSie ist ein präzises, aus Metall gefertigtes
von Februar auf März notwendig ist.
REHAUT Erhöhter Rand auf Zifferblättern, zumeist
Schwungrad. Die Genauigkeit der UnruhschwinMECHANISCHES UHRWERK Hierbei handelt es mit Indizes oder Skalen versehen.
gung bestimmt die Ganggenauigkeit der Uhr.
KALIBER Im Uhrmacher-Handwerk übliche
sich um eine Uhr mit Handaufzug oder einem
Bezeichnung für ein Uhrwerk.
automatischen Aufzug. In beiden Fällen wird eine
SKELETTIERUNG Um der Uhr eine filigrane
WASSERDICHTIGKEIT Die Wasserdichtigkeit
Feder im Uhrwerk gespannt, sodass dadurch und anspruchsvolle Optik zu verleihen, werden ist das Vermögen einer Uhr, dem Eindringen von
KRONE Die Krone dient bei Quarz- und manchenEnergie auf das Räderwerk übertragen wird,
bestimmte Elemente so ausgespart, dass ein
Wasser zu widerstehen.
mechanischen Uhren zum Zeigerstellen und/oder
welches wiederum die Zeiger bewegt.
kunstvolles Ornament sichtbar wird.
Korrigieren von Anzeigen. Bei wasserdichten Uhren
ZONENZEITUHRUhren mit zwei oder mehreren
ist die Krone zum besseren Schutz oftmals mit QUARZ-UHRWERK Ein synthetischer Quarz wird SOLARUHREN Funktionieren mit Sonnenenergie.Zifferblättern, bei denen gleichzeitig die Zeit
dem Gehäuse verschraubt.
durch eine Wechselspannung erregt und auf eine
Bei modernen Uhren sind die Solarzellen heute verschiedener Regionen angezeigt wird.
Kommen Sie immer pünktlich oder gehören Sie
zu den Zuspätkommern?
Ich bin ein Gehetzter der Zeit – typisch Wassermann. Furchtbar. Ich bin immer fünf Minuten zu
spät, das lässt sich nicht mehr ändern.
Gibt es typische Angeber-Uhren?
Russen hatten früher Angeber-Uhren – Uhren, die
mit extrem vielen Steinen besetzt sind. Wenn man
sie mit Eigenironie trägt, ist es okay.
Raten Sie Kunden zu mechanischen Uhren?
Aufziehen besitzt eine gewisse Erotik. Und eine Uhr
muss eine Seele haben.
Gehört Solaruhren die Zukunft?
Nein, Solaruhren sind ad acta gelegt. Unter dem
Gesichtspunkt „Retro“ wären sie wieder auflegbar.
Wissen Sie auf Anhieb, ob Sie am 25.10. die Uhr
eine Stunde vor- oder zurückstellen müssen?
Nein, ich muss sechs- bis zehnmal fragen. Und ich
werde daran scheitern.
Bald ist Weihnachten. Welches Modell würden
Sie sich wünschen?
Die neue Rolex Sea-Dweller Deepsea, ein dicker
Klopper aus Stahl für 7100 Euro. Damit kann man
bis zu 3000 Meter tief tauchen.
VI
› BROT & SPIELE
Rätsel
Sonnabend/Sonntag, 24./25. Oktober 2009
Samurai-Sudoku
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Partner im
Leben und in
der Küchenwerkstatt:
Angela Gnade,
Gerald Zogbaum.
LOKAL-TERMIN
Mit Charme & Chips
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» KÖRRI, Springeltwiete 2,
Mo–Sa ab 11 Uhr, Tel. 76 75 51 00,
www.koerri-deutschland.de
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» VU’S in den Kammerspielen,
Hartungstraße 9–11, Mo–Fr ab 12, Sa/So
ab 17 Uhr (Brunch, 1. u. 3. So, 10–14 Uhr),
Tel. 44 62 85
Sven Lieske ist prämierter Nachwuchskoch und hat eine Leidenschaft: Wurst.
Weil die aber nie überall gleich gut anbrät, hat er die Form verändert und das
Ergebnis patentieren lassen. Körri heißt
es – wie sein eigenes Restaurant. Für
Vegetarier experimentiert der Jorker gerade mit Tofu. Die müssen bislang auf
große Salate, Suppen, Memminger Bier
oder saarländischen Wein ausweichen.
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1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf
jede Zahl in jeder Zeile und jeder
Spalte sowie in jedem 3 x 3 Feld nur einmal vorkommen.
Lösung: siehe unten …
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Auflösungen:
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» MANGOLD IM HOTEL GASTWERK,
Was die Kammerspiele nicht immer
schaffen, bekommt das neue stylishe
Bar-Café-Restaurant VU’s mühelos hin:
jeden glücklich zu machen. Raucher
flüchten in die Smokers Lounge, Weintrinker treffen sich in der Bar, Hungrige
im Restaurant und Familien zwei Mal
im Monat zum Brunch – mit Kinderbetreuern von der Buchhandlung PÄKI.
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29
37
Waagerecht:
1 Geht einer Inventur voran. 16 Für ihre Vertreter
ist „Ethik“ ein Fremdwort. 17 Musiker wissen,
was es mit diesem hohen Holz auf sich hat.
18 Isai verdreht seinen Rumpf nach dem alten
Jaßenmarkt. 19 Entfernungen sind seine Spezialität. 20 Der Feuerstein ist eine des Chalzedons.
21 Niederländische Provinz, in der sich öffentlich
ein Polarhirsch aufhält. 22 Schauen sie betreten
drein, hat jemand Druck gemacht. 23 Singt Arien,
nistet und quält Sinnesorgane. 24 Dem Kino
hat’s nicht nur den Rang abgelaufen, nein, auch
die Loge. 27 Wenn er sich noch anschließt, ist
niemand da. 29 Erheblich reduziertes Kapital.
31 Brian, der innovative englische Klangbastler.
33 Sie finden diesen Golf-Course zwischen dem
Hudson und Long Island. 40 Kurz: Outfit für
weibliche Kellner. 42 Man braucht’s zum Jetten
– wetten?43 Vorn Löwe, in der Mitte Ziege,
hinten Schlange. 44 Frauen machen sich schön,
um andere Frauen zu ... (Marcel Aymé). 45 Was
John, Paul, George und Ringo auf Englisch erbaten. 46 Dieses Schiff gehörte dem Gatten der
Medea. 47 Mehrzählig säumt er englische Alleen.
48 Einkäufe anlässlich dieses Festes sind für
Franzosen ein hervorragendes Training für den
Winterschlussverkauf. 49 Solche Zellen sind in
der Regel nicht vergittert. 50 Besonders kurz.
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Körri
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VU’s Kammerspiele
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Mangold
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RESTAURANT
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BAR
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Es ist ein Unterschied, wann Sie davor stehen:
Die mit verschiedenfarbigen Gläsern gestaltete
Fassade ist eine stilisierte Mischwaldkulisse, die
eine optische Verbindung zur Allee davor schafft
– und ändert, je nach Lichteinfall, Tages- und
Jahreszeit, ihre Erscheinung. Tief unten im 25
Meter hohen Raum schimmert eine türkise Wasserfläche, die von Brücken überquert wird. LichtLenklamellen leiten das einfallende Tageslicht.
Drinnen wird bis kurz vor Mitternacht konzentriert
gearbeitet – damit Sie Recht bekommen.
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(Eingang Hofweg), Küche: Di–Sa 12–14.30 und 19–22 Uhr,
So/Mo Veranstaltungen und Kurse nach Absprache,
Tel. 22 92 75 88, www.kuechenwerkstatt-hamburg.de
RESTAURANT
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Kürbis-Birnenkristalle:
1 feste Birne Abate
½ Hokkaido-Kürbis
100 ml Wasser
100 g Zucker
Für glasierte Maronen:
100 g vorgegarte Maronen
250 ml Geflügeljus
1 Zweig Fenchelholz
schwarzer Pfeffer
20 g Butter
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FOTO: JUERGEN JOOST
FOTO: GRAFIKANSTALT
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FOTO: MANGOLD
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1 Blattsalate waschen und zupfen. Mit Walnussöl,
Sherryessig und Meersalz abschmecken. Für die
Walnussemulsion: Walnüsse mit 128 ml Wasser fein
pürieren, mit Meersalz abschmecken.
2 Für Hagebuttencoulis: Hagebuttenmark, Walnussöl
und Apfelessig mischen, mit Meersalz abschmecken.
3 Kürbis-Birnenkristalle: Birne und Kürbis waschen,
sehr dünn aufschneiden. Wasser mit Zucker
aufkochen, die Birnen- und Kürbisscheiben getrennt
darin pochieren. Die Scheiben gut abtropfen lassen
und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen.
Bei 80° C trocknen, nach einer Stunde wenden.
4 Maronen mit der Butter anschwitzen, pfeffern.
Geflügeljus daraufgeben. Alles unter Schwenken
sirupartig einkochen, bis die Maronen schön
überglänzt sind. Locker und appetitlich anrichten.
Alte Gasstraße 3, Do, 5.11., 19 Uhr, 55 Euro,
Tel. 89 06 24 68, unbedingt anmelden per
Mail unter [email protected]
3
» Küchenwerkstatt, Hans-Henny-Jahnn-Weg 1
Für 4 Personen:
125 g gemischte Blattsalate wie Bulls Blood, roter
Feldsalat, Mini-Mangold,
Spinattriebe; Walnussöl,
Sherryessig, Meersalz
Walnussemulsion:
77 g Walnüsse, Wasser
Hagebuttencoulis:
150 g Hagebuttenmark
15 g Walnussöl
10 ml Apfelessig
Etwas wuselig wird’s sicher bei der
Kitchenparty am 5. November, wenn Küchenchef Andreas Marquardt (vormals
Kleines Jacob) die Gäste in seine Küche
einlädt, um sich dort das Essen abzuholen und seinem Team zuzuschauen.
Dazu werden österreichische Weine verkostet, Küchengeheimnisse verraten und
anständige Martini-Cocktails gemixt.
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43
Herbstlandschaften
Essen und
ausgehen
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REZEPT VON GERALD ZOGBAUM
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Für scharfe Denker
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Inhaber und Küchenchef
Gerald Zogbaum, 38, hat
nach seiner Kochlehre unter
anderem bei Dieter Müller
im Schlosshotel Lerbach
(Bergisch Gladbach) sowie
als Chef-Patissier im ersten
„Tafelhaus“ von Sternekoch
Christian Rach gearbeitet.
Vor genau fünf Jahren hat
der gebürtige Tübinger mit
Partnerin Angela Gnade
seine „Küchenwerkstatt“
eröffnet.
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Irgendwo in Hamburg. Nur wo?
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Kurz-Biografie
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nen Block mit dem Zentral-Sudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme
die klassischen Spielregeln: Alle
Diagramme sind mit den Zahlen
Irgendwo in
Hamburg:
Zentralbibliothek
Recht, Rothenbaumchaussee
33; fertiggestellt
im Jahr 2004.
M
eisterwerke auf Porzellan gibt es in dieser Uhlenhorster Villa, gewissermaßen
einer kulinarischen Kunstgalerie. Ein
Bild von einer Vorspeise ist beispielsweise die auf
Litschi angerichtete Gelbflossenmakrele an Wasabi,
die von Fliegenfischkaviar gekrönt und von einer
Sojanudel zart umspielt wird.
Ja, es ist kreative Küche der großen Klasse, die
Spitzenkoch Gerald Zogbaum seit fünf Jahren im ehemaligen Mühlenkamper Fährhaus auftischt. Fast bescheiden mutet da schon der Name des Restaurants
an: „Küchenwerkstatt“. Denn falls hier überhaupt gehobelt wird und Späne fallen, dann können allenfalls
die knusprigen hausgemachten Chips gemeint sein,
die vorab mit einem Ziegenmilchschaum-Dip gereicht werden. „Der Name Küchenwerkstatt soll vermitteln, dass hier alles handgemacht ist, vom Brot bis
zur Praline“, sagt Küchenchef Zogbaum.
Hochkreativ experimentiert der 38-Jährige in seiner Werkstatt, um ein gestocktes Ei mit Limettenschaum und versteckter Garnele aufzubieten – übrigens werden hauptsächlich regionale Produkte verwendet, darauf wird Wert gelegt. Der Fokus ist in
diesem Restaurant eindeutig auf den Geschmack gerichtet. Schon allein deshalb kommt der Gastraum –
mit den großen, aber schlichten Lampenschirmen
über den Holztischen und den ausgewählten schwarzweißen Herbstimpressionen an den Wänden – eher
sachlich daher. Gut, es gibt da noch die Delfter Kacheln und die urigen Eichenschnitzereien – Relikte
aus dem Vorleben der Räumlichkeiten – die als scheinbarer Widerspruch das Ambiente charmant machen.
Angenehm unaufgeregt und sehr zuvorkommend
ist der Service um Gastgeberin Angela Gnade, vormals
für den Service im „Tafelhaus“ verantwortlich: „Uns
liegt am Herzen, dass sich unsere Gäste einfach vom
ersten Moment an wohlfühlen.“ Positiv: die umfangreiche Weinkarte – sortiert nach Rebsorten! Insbesondere unter den Weißweinen findet sich nahezu die gesamte deutsche Elite, zum Beispiel das Weingut van
Volxem (Scharzhofberger Riesling 2008, allerdings 15
Euro für 0,2 l). Zum gewählten Hauptgang, einer 72
Stunden (!) gegarten, butterzarten Rinderschulter,
empfiehlt sich dann jedoch ein roter Tropfen, zum Beispiel der Clos Basté 2005, der pro Glas bei 13 Euro liegt.
Das Restaurant ist an diesem Abend sehr gut besucht, dennoch ist die Atmosphäre diskret-intim, zumal, wenn der Kamin brennt. Zum Dessert – vom
3-Gänge-Menü (41 Euro) bis zum abendfüllenden kulinarischen Erlebnis in zehn Gängen (90 Euro) ist alles möglich – sei zum warmen Schokoladenschaum
mit Eis und Krokant von junger Rote Bete geraten.
Optisch ein Gemälde, geschmacklich ein Gedicht.
Zum Abschluss gibt’s noch hausgemachte Pralinen. Klassisch oder auch postmodern als Marshmallow mit Pfefferminze. Fazit: Dieser Küchenchef hat
keinen Stil – außer seinem eigenen. Ausprobieren!
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In Gerald Zogbaums „Küchenwerkstatt“ ist wirklich alles geschmackvoll – vom Ambiente bis zum Service.
TEXT: VANESSA SEIFERT • FOTOS: THOMAS LEIDIG
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Lösungsweg:
Beim Samurai-Sudoku sind vier
Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes
der vier Eck-Sudokus sich je ei-
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Senkrecht:
1 Diese Färberpflanze macht blau. 2 Japanischer
Seehafen; stand Pate bei der Namensfindung für
Exportporzellan. 3 „Eine ... gebrochen, ehe der
Sturm sie entblättert.“ („Emilia Galotti“). 4 Eine
kurze Katharina, nicht gerade liebenswert. 5 Von
der Sonne weiß man, dass sie aufgeht; bei ihr dagegen kann man nur hoffen. 6 Früher einmal ein
Eisen mit Holzschaft. 7 Produkt, wenn Moleküle
hektisch werden. 8 Ede und Axel rufen so den
Arthur in Berlin. 9 Es wird oft nach dem Wind
gedreht. 10 Fließt vom Kaukasus her bis ins
Kaspische Meer. 11 Kommt noch vor dem US-Komiker Laurel. 12 Herr mit Arbeit. 13 Italienische
Weltgeistliche haben sich diesen Titel verdient.
14 Diese Stunde schlägt den Lateinern. 15 Der
rückwärtsgewandte innere Teil eines Tretrollers.
24 Dazu sagt man, ungelogen, auch Schimmelbogen. 25 Nass hält sich hier nichts lange.
26 Die Wüste lebt – am sichtbarsten dort (Mz.).
28 Man findet es in jedem Tischlein und im
Salzkammergut. 30 Das ist ein Damenschuh.
32 Eigenname von dem Land, in dem Edvard
Munchs Wiege stand. 34 Der geht im englischen
Oberhaus blaublütig ein und aus. 35 Eine des
Glücks soll Sie erheben! 36 Die Strichfiguren
dieses Spaniers bevölkern nicht den Kiez.
37 Ein kopfloser Skandinavier. 38 „Der letzte
Versuch“ beim Flieder. 39 Herr und Meister,
wie ihn Janmaaten nannten. 40 Das endlose
englische Pferderennen ist ganz schön grob.
41 Asiatische Käfigvögel mit Sprachbegabung.
IMPRESSUM
Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)
Art Direction: Julia Wagner
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke, Jule
Bleyer, Jörg Block, Miriam Böndel, Lars Borgwardt,
Anne Dewitz, Sandra Hugo, Karolin Jacquemain,
Hellmuth Karasek, Thomas Leidig, Karin Lübbe,
Peter Maus, Julia Marten, Ina Menzer, Jens MeyerOdewald, Joachim Mischke, Sibilla Pavenstedt,
Kirsten Rick, Vanessa Seifert, Axel Tiedemann
Konzeption & Realisation:
mar10 media GmbH
Geschäftsführer: Nikolas Marten
Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,
Tel. 040/34 72 25 56
Verlag & Druck: Axel Springer AG,
Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg
VII
Sonnabend / Sonntag, 24. / 25. Oktober 2009
› GESTERN & HEUTE
1988
Eng umschlungen:
John Neumeier und Marcia Haydée
tanzen „Les Chaises“ („Die Stühle“)
nach Maurice Béjarts Choreografie.
FOTO: ULLSTEIN BILD
2008
Ein letzter Tanz:
John Neumeier mit Joelle
Boulogne im Ballett „Die Stühle“
bei den Hamburger Ballett-Tagen.
FOTO: ULLSTEIN BILD
20 JAHRE BALLETTZENTRUM
Tanzen
Leben für das
N
ever look back“ – blicke nie zurück.
Das hat John Neumeier einmal geantwortet, als er nach seinem Lebensmotto gefragt wurde. Ein Motto, das er noch einmal überdenken
sollte. Denn was wäre bei einem Jubiläum geeigneter als ein Rückblick? 20 Jahre Ballettzentrum.
John Neumeier ist untrennbar mit ihm verbunden.
„Ich kann es kaum glauben, das soll schon 20 Jahre
her sein?“, sagt der 67-Jährige. „Wie die Zeit vergeht.“
Über dem Eingang des roten Backsteinbaus steht
in Großbuchstaben „Ballettzentrum Hamburg“. Darunter etwas kleiner „John Neumeier“. Die gewaltige
Eingangstür liegt schwer im Schloss. Nur wer sich mit
ganzem Gewicht dagegen stemmt, bekommt Zutritt
in die ehemalige „Oberrealschule für Mädchen“.
Wie bringen nur zarte Ballerinas die Kraft auf? Die
Tür fällt zu. Seine wahre Pracht zeigt der Fritz-Schumacher-Bau erst jetzt. Helle Treppenhäuser, weitläufigeFlure.NurnochgedämpftklingtderVerkehrslärm
von draußen herein. Klassische Musik klingt von irgendwo her. Welches Stück, lässt sich nur erahnen.
Linkerhand befinden sich Ballettintendanz und Verwaltungsabteilung. Ansonsten hört man im Treppenhaus nur das Plätschern eines Brunnens mit bunter
Fließmalerei. Der Künstler Ervin Bossányi hat ihn
gestaltet. Ein Schmuckstück.
Nachvollziehbar, dass Ballettintendant und Schuldirektor John Neumeier von Anfang an von seinem
neuen Tanzdomizil überwältigt war. „Hier zu unterrichten ist für mich ein Privileg“, schwärmt Hamburgs Ehrenbürger noch heute. Der Weg vom „Bierpalast“ am Dammtor, der später dem Cinemaxx-Kinopalast wich, hierher war beschwerlich. Neumeier
arbeitete beständig an einer Zusammenlegung von
Compagnie und Schule. Am 21. Juli 1981 stimmte die
Stadt seinen Plänen endlich zu. Es kam die lange Pha-
se des Kalkulierens und Planens. Alles sollte perfekt
sein. Am 23. September 1989 war es dann endlich soweit. Das Ballettzentrum wurde mit einer Festaufführung eröffnet. Alles lief reibungslos. Neumeiers minutiöse Planung ließ gar nichts anderes zu. Nur einmal
öffneten ein paar Schüler eine Nottür und lösten damit Alarm aus. Im Moment ist es ungewöhnlich ruhig
im Ballettzentrum. Das Fokine-Ballettstudio ist verwaist. Die Spiegel vervielfachen ein riesiges Wandgemälde. Es zeigt „Orpheus und die Tiere“. Die Malerei
sollte die Mädchen der Oberschule anregen, sich der
Musik und dem Tanz hinzugeben. Anita Rée hat es
1930 gemalt. Die Tochter eines jüdischen Kaufmanns
gehörte zu den Mitbegründerinnen der Hamburger
Sezession. Nach der Machtergreifung Hitlers nahm
sich die Künstlerin das Leben. Das Wandbild wurde
übermalt. Erst 1984 wurde es hinter einer Holzvertäfelung wiederentdeckt und restauriert.
Alle neun Ballettsäle sind nach wichtigen Choreografen benannt. Das verpflichtet. Der größte Saal
hat mit 375 Quadratmetern die Ausmaße der Hauptbühne der Hamburgischen Staatsoper. Alle Studios
sind mit einem besonderen Schwingboden ausgestattet. „Mein Lieblingsplatz ist der Nijinsky-Saal“, sagt
Neumeier. „Wenn ich eine neue Choreografie beginne, sehe ich immer zu, dass ich diesen Saal für die ersten Proben bekomme.“ Ein gutes Omen.
In einem Saal trainieren Schüler der vierten Klasse. Der Schwerpunkt der achtjährigen Ausbildung
ist der klassisch-akademische Tanz. Anmutig und
scheinbar schwerelos tanzen die Jungen und Mädchen in Spitzenschuhen auf ihren Zehen, üben Sprünge und Pirouetten unter den strengen Blicken des
Lehrers. Es riecht nach Schweiß. Eine Frau mit
strengem Dutt begleitet sie am Klavier. Sechs Tage die
Woche haben sie Unterricht. Am Ende des Schuljahres entscheidet sich, wer von ihnen in die nächste
Klasse versetzt wird.
FOTOS: HOLGER BADEKOW (3)
AKTUELLE TERMINE
Die Anforderungen sind hoch, aber die Tänzer sind
während ihrer Ausbildung sozial abgesichert. „Arbeitsbedingungen, von denen ich damals in Chicago
nicht mal zu träumen wagte“, sagt Neumeier. Er
musste als Schüler Böden wischen, um sein Stipendium zu bezahlen. „Es war eine Prüfung. Ich fragte mich
jeden Tag aufs Neue, ob ich wirklich als Tänzer arbeiten wollte“, sagt Neumeier. Die Antwort war immer
die gleiche: „Ja!“ Schließlich hatte Neumeier auch
nicht die Wahl. „Wenn man nichts anderes kann und
will …“, sagt er nachdenklich. Und war es nicht eigentlich so, dass der Beruf ihn gewählt hat? An seiner Berufung hat er nie gezweifelt.
Die Ballettschüler werden früh in die Arbeit der
Compagnie einbezogen und wirken bei Vorstellungen
in der Staatsoper mit. „Die enge Zusammenarbeit von
Schule und Ballettensemble unter einem Dach habe
ich immer als großen Vorteil empfunden“, sagt Neumeier. Das erlaubt den angehenden Tänzern, den Alltag ihres künftigen Berufs hautnah zu erfahren und
von den Großen – den 56 Tänzern des Ensembles – zu
lernen. „Umgekehrt lassen sich die Tänzer der Compagnie von den jungen Schülern, von ihren Idealen
und Hoffnungen inspirieren.“ Mittlerweile besteht
die Compagnie zu zwei Dritteln aus Absolventen der
Ballettschule. Eine erfolgreiche Symbiose.
Tausende Schuhpaare aus rosa oder hautfarbenem
Satin stapeln sich im engen Lager bis unter die Decke.
abei hatte er es anfänglich nicht leicht in HamEs riecht nach Leder und Lösemittel. Die Zehenpartie
burg. 1973 wurde Neumeier, gerade 31 Jahre
der Schuhe ist besonders verstärkt mit mehreren Laalt, vom damaligen Intendanten der Staatsgen aus Stoff und Kleber. Die Schuhe werden für jede
oper, August Everding, in die Hansestadt berufen.
Tänzerin nach ihren persönlich en
Gleich zu Beginn musterte er 16
Maßen und Bedürfnissen von verTänzer aus und stieß auf wütende
schiedenen Herstellern von Hand
Proteste beim Publikum. Die Posiangefertigt. Der Verbrauch ist intion der Primaballerina schaffte er
dividuell. Solistinnen vertanzen
gleich mit ab. „Es war immer meian einem Abend schon mal zwei
ne Politik, nicht einen Star für die
Paar. Grob geschätzt verbraucht
Compagnie zu haben“, so Neumeieine Tänzerin im Monat zehn Paaer. Die Gemüter beruhigten sich
re. Ihre neuen Spitzenschuhe beschnell, als „Désir“, eine eigens für
arbeiten sie vor dem ersten Tradie Hansestadt geschaffene Chogen. Sie klopfen sie weich, biegen
reografie, aufgeführt wurde. Balletsie in die richtige Form, bearbeite wie der „Nussknacker“, „Romeo
ten sie mit der Schere.
und Julia“ und „Daphnis und
„Im Ballettzentrum zu
Wie viele Schuhe Neumeier in
Chloë“ folgten. Neumeiers künstunterrichten ist für
all den Jahren verschlissen habe?
lerisches Konzept ging auf. Die
mich ein Privileg.“
Neumeier lacht: „Ich habe sie
Hamburger bedanken sich seit
nicht gezählt.“ Für einen Abschied
mehr als 35 Jahren mit traumhafJohn Neumeier, seit 1973
von der Bühne als Tänzer zog er sie
ten Auslastungszahlen von mehr
Ballettleiter an der Staatsoper
im Juli letzten Jahres ein letztes
als 90 Prozent.
Mal an. Mit 66 Jahren tanzte er in
Im zweiten Stock ist das Interder Hamburger Staatsoper eine Szene aus „Die Stühnat untergebracht, in dem 33 der insgesamt 130 Balle“ zu Ehren seines verstorbenen Freundes und Kollettschüler aus 13 Nationen leben. Sie sind in Zweilegen Maurice Béjart. Der hatte die skurrile Tanzfarce
und Vierbettzimmern untergebracht. An der Wand
1984 für Neumeier und Marcia Haydée zu Musik aus
hängen Plakate mit Schülernamen und den jeweiligen
Wagners „Tristan und Isolde“ entworfen. Seinen VerFlaggen ihrer Heimatländer: Israel, Japan, Philippitrag als Intendant des Hamburger Balletts hat er bis
nen, Russland. Sie kommen von überall her, um an
2015 verlängert. Und noch immer hat der dienstälteseiner der besten Ballettschulen der Welt lernen zu
te Ballettchef der Welt Visionen. „Als Künstler ist
dürfen. Ein Tischkicker steht im Flur, Computer im
man schließlich immer unterwegs.“
Aufenthaltsraum. Alles da, was Teenager brauchen.
D
» Tag der offenen Tür
im Ballettzentrum Hamburg,
John Neumeier in der
Caspar-Voght-Straße 54.
Sonnabend, 24. Oktober,
14–17.30 Uhr – Eintritt frei!
» Ballett-Werkstatt: Schule und
Compagnie des Hamburg Ballett
und Schüler aus internationalen
Ballettschulen als Gäste.
Moderation: John Neumeier.
26. Oktober, 19 Uhr,
Hamburgische Staatsoper,
Großes Haus,
Große Theaterstraße 25.
Karten: 2–23 Euro an der
Kartenkasse der Hamburgischen
Staatsoper oder über Tel. 35 68 68,
Restkarten an der Abendkasse.
» Die kleine Meerjungfrau
Ballett von John Neumeier
frei nach Hans Christian Andersen,
27./28. Oktober, ab 19.30 Uhr.
Karten: 4–77 Euro;
Online-Kartenverkauf:
www.hamburgische-staatsoper.de
1987
FOTO: DPA
Im Herbst 1989 eröffnete das Ballettzentrum seine Tore.
ANNE DEWITZ sprach mit Intendant und Schulleiter
John Neumeier über zwei Jahrzehnte Beruf und Berufung.
Konzentration, Disziplin
und viel Talent müssen schon
die jüngsten Schüler für ihre
achtjährige Ausbildung im
Ballettzentrum mitbringen.
2009
VIII
› STIL & LEBEN
Postkarte aus
Sonnabend / Sonntag, 24. / 25. Oktober 2009
HANDGEMACHT
FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT
Hier braut sich
was zusammen
Hinter 800 Jahre alten Backsteingemäuern lebt
eine bierselige Tradition. Ein Besuch bei den
Machern und Meistern der Privatbrauerei Gröninger.
MEIN STYLE-TRIO
Mut zur Wertarbeit
Modedesignerin Sibilla Pavenstedt über
Schlangen-Schmuck, gut gelaunten Tee
und besondere Christbaumkugeln …
Denken Sie jetzt schon an Weihnachten und Geschenke?
Ich freue mich besonders aufs Schmücken des Weihnachtsbaums. Durch das soziale Projekt „Mode von der
Veddel“ haben interessierte Frauen mit Migrationshintergrund und Grundkenntnissen in Handarbeit wunderschöne Weihnachtskugeln „behäkelt“. Die sehen super
toll in Gold/Silber aus und die werde ich mir gönnen.
Auf welche Sorte Schmuck stehen Sie und warum?
Schmuck sollte zur Persönlichkeit passen und sie widerspiegeln – wie Kleidung auch. In meinem Fall darf er gerne
speziell und außergewöhnlich sein. Deswegen habe ich
mir einen Schlangenring ausgesucht. Im chinesischen
Sternzeichen bin ich in „dritter Generation“ Schlange, wie
meine Oma und meine Mutter.
Wann können Sie sich am besten entspannen?
Beim Teetrinken. Ich liebe den „Schlecht Wetter“-Tee,
weil er gute Laune macht, gesund ist und eine beruhigende
Wirkung auf mich hat.
12 000 Liter Bier werden in den
drei Kesseln bei Gröninger jede Woche
gebraut – für den Hausgebrauch.
Traditionalist: Braumeister Thorsten
Kroeschell (l.) weiß, wie das Pils ein guter
Tropfen wird: bei sieben Grad serviert.
„Selbstgebrautes Bier erlebt gerade eine riesige Renaissance“, so Jens Stacklies, der das Traditionshaus seit 15 Jahren mit seiner Frau Taika führt. „Die Menschen suchen wieder das Ursprüngliche.“ Im Gröninger sind sie damit nicht
nur des Bieres wegen richtig. Der Braukeller, in dem rund
600 Gäste an langen Tafeln und Eichenholzfässern sitzen
können, ist mit Braupferdegeschirr, Wagenrädern und alten
Bügelverschlussflaschen dekoriert. Die jahrhundertealten
Backsteinmauern erinnern ans Mittelalter, als in dem Viertel Hunderte Brauer, Mälzer und Fassmacher angesiedelt
waren. St. Katharinen an der damaligen Gröninger Straße
galt als Schutzkirche ihrer Zunft. Offiziell liegt das Braurecht
seit 4. Juni 1793 auf dem 120 Meter langen, aber nur 11,5
Meter breiten Binnendeichgrundstück. „Bier ist für mich
ein ganz besonderes Kulturgut“, sagt Inhaber Stacklies, dessen Gastronomielaufbahn vom Landhaus Scherrer über das
Atlantik und das Vier Jahreszeiten bis in den Vorstand von
Block House führte. Um die klassische Brautradition zu verinnerlichen, hat er selbst lange an den Kesseln gestanden.
1
Goldplattierter Schlangenring aus 925/00 Silber
von Jonathan Johnson,
gesehen bei Herr von Eden,
Marktstr. 33, um 139 Euro.
2
Bio-Weißtee „Schlecht
Wetter“, von Mutterland,
Ernst-Merck-Straße 9,
30 Gramm, um 7,80 Euro.
Christbaumkugeln in vielen
Farb- und Größenvariationen,
gesehen bei Oschätzchen,
Hohe Bleichen 26,
24–39 Euro.
FOTO: PR
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Die Wochenvorschau
MONTAG
KINDER-UNIVERSITÄT:
Warum ist Schokolade braun?
Kakao-Forscherin Dr. Christina
Rohsius erklärt heute Nachwuchsstudentinnen und -studenten zwischen acht und zwölf Jahren, wie
die Lieblingssüßigkeit der Deutschen hergestellt wird. Bittere Erkenntnis: Kakaobohnen schmecken
scheußlich – und sind in Wirklichkeit lila. Um 17 Uhr im Audimax,
Van-Melle-Park 4. Eintritt ist frei.
DIENSTAG
LESUNG: Gentlemen und Panzerknacker. Bei der „6. Schwarzen
Hafen-Nacht“ in der Speicherstadt
Kaffeerösterei, Kehrwieder 5, geht
es um die Anfänge des organisierten Verbrechens in Hamburg. Dr.
Jürgen Ehlers beschreibt die Jagd
auf den legendären „Lord von
Barmbeck“. Entsetzlich spannend
wird auch wieder das Krimi-Rätsel.
Beginn: 20.30 Uhr.
Alkohol kommt beim Brauen erst im Gärkeller unter Zugabe von Hefe ins Spiel. Dorthin gelangt das Extrakt über
Rohrleitungen, die quer übers Dach verlaufen – und im Winter schon mal einfrieren. Nach einer Woche in den offenen
Gärbottichen muss das Jungbier bis zu vier Wochen in Lagertanks reifen. Dann heißt es: fertig zum Ausschank.
Neben dem Pils braut das Gröninger auch ein Weizenbier,
die „Hanseaten Weiße“. Zu besonderen Anlässen wird Spezielles angeboten, wie das Hamburger Festbier zum Oktoberfest oder das Erntebier aus dem Getreide des Landguts
von Enno von Ruffin. Für alle Biere aber gilt: Ausgeschenkt
wird bei sieben Grad. Und das Zapfen dauert nur ein paar
Sekunden. „Dass ein gutes Bier sieben Minuten dauert, ist
Humbug“, sagt Kroeschell. „Bis dahin ist es viel zu warm.“
Wer möchte, kann das Zapfen selbst in die Hand nehmen
undein10-Liter-EichenholzfassfürdenganzenTischbestellen. Stacklies: „Das hat so was schön Geselliges.“ Dann gilt
auch der alte Brauereispruch, der im Gasthaus an der Wand
hängt: „Kinder sauft! Die Brauerei braucht leere Fässer.“
Kontakt
» Gröninger Privatbrauerei
Willy-Brandt-Straße 47,
Tel. 33 13 81, Mo–Fr ab 11,
Sa ab 17, So 15–22 Uhr,
www.groeninger-hamburg.de
KARASEKS
STADTGEFLÜSTER
Mein erstes
Mal: Da tut’s
noch weh
Schon während meines Studiums
habe ich gemerkt, dass mich die
Arbeit als Event-Manager in
Deutschland wenig reizen würde.
Für wirklich spektakuläre Veranstaltungen fehlen die Auftraggeber. Mit Spannung habe ich damals die Entwicklung von Dubai
verfolgt, da schien irgendwie alles
möglich. Ich wollte wissen, was
nach dem großen Boom passiert.
Dubai ist eine multikulturelle
Metropole, in der die meisten
Menschen nur Gast auf Zeit sind.
Wenn man abends weggeht, steht
man nie lange allein an der Bar.
Das ist natürlich super, weil man
so viele Leute kennenlernt,
aus aller Welt. Klar ist
man dadurch vielleicht
oberflächlicher, aber
mich stört das nicht.
Die Stadt ist total jung.
Menschen, die hierherkommen, haben Lust, neue
Ideen zu entwickeln. Ich sitze
oft lange im Büro: Um 17 Uhr läßt
keiner den Stift fallen. Dafür
erlebe ich Dinge, die ich sonst nie
erlebt hätte. Neulich hat sich ein
Mitglied der königlichen Familie
für eine unserer Veranstaltungen
angekündigt. Da ist die Aufregung
natürlich groß. Es gibt auch viele
große Sport-Events. Demnächst
ist die Formel 1 zu Gast, dafür
wurden US-Stars wie Beyoncé
Knowles und Justin Timberlake
gebucht. Es werden ständig
irgendwelche Prominente eingeflogen, das ist hier normal.
Ich war seit elf Monaten nicht
mehr in Hamburg … Wenn ich
mir jetzt vorstelle, am Elbstrand
zu stehen, einen tiefen Zug
frischer Herbstluft einzuatmen
– herrlich! Auf den HSV muss ich
zum Glück nicht verzichten, die
Bundesligaspiele werden meist
live übertragen, ich versteh’ zwar
nur ein paar Brocken Arabisch,
aber das ist egal. Ich werde vielleicht noch ein Jahr in Dubai
bleiben, danach geht es weiter,
wahrscheinlich nach Amerika.
H
amburg kannte ich, lange, lange
bevor ich dort lebte, zu allererst
durch den Helmut-KäutnerFilm „Große Freiheit Nr. 7“. In dem
Film sang Hans Albers das Lied: „Beim
ersten Mal, da tut’s noch weh! Da denkt
man noch, dass man es nie vergessen
kann. Doch mit der Zeit, so peu à peu,
gewöhnt man sich daran.“
Ganz habe ich das Lied und das, was
zwischen den Zeilen passiert, vor der
Pubertät nicht verstanden. Aber das
erste Mal? Wann war es das erste Mal,
dass ich in Hamburg war? Im großen
Hamburg, aus dem kleinen Stuttgart?
Im hohen Norden aus dem tiefen Süden? Und dann gleich im Deutschen
Schauspielhaus, dem berühmten, von
„Mephisto“ Gustaf Gründgens geleitet.
Und durfte drüber schreiben, mit Maximilian Schell als Hamlet! 1963!
KeinWunder,dassichspäterinHamburg länger blieb und auch am Schauspielhaus. Einmal lachte ich dort so laut
(bei Savarys schräger Inszenierung,
„Pericole“ 1977), dass sich ein Mann zu
mir aus der Reihe hinter mir vorbeugte
und sagte: „Junger Mann, mäßigen Sie
sich! Sie sind hier im Deutschen Schauspielhaus!“ Später lernte ich den Satz
LARS BORGWARDT, 26, EventManager aus Harburg, lebt und
arbeitet seit zwei Jahren in Dubai.
Dubai – das bedeutet in erster
Linie, verwöhnt zu werden: Sonne, Strand, Palmen. Und ein viel
höherer Lebensstandard als in
Deutschland. Zum Essen geht
es in Nobel-Restaurants, zum
Trinken in 5-Sterne-Hotels. Das
Ambiente ist immer chic und
exklusiv. Man muss schon aufpassen, dass einem dieser Lebensstil
nicht zu Kopf steigt.
ILLUSTRATION: JÖRG BLOCK
s blubbert und zwischt in den großen, glänzenden
Kupferkesseln.EinewarmeDuftwolkeströmtdurch
den Raum, es riecht süß und würzig. Und ein bisschen nach frisch gebackenem Brot. Thorsten Kroeschell
öffnet die Luke der Maischpfanne und wirft einen prüfenden
Blick auf den schäumenden Sud aus Wasser und Malzschrot.
„Das wird ein guter Tropfen“, sagt er.
Thorsten Kroeschell ist Brauer und Mälzer. Rund 12 000
Liter braut der 38-Jährige jede Woche – hauptsächlich für
den Hausgebrauch. Denn die drei Braukessel, die zusammen
die Sudanlage bilden, gehören zu der Privatbrauerei Gröninger. Seit 1982 wird in dem mehr als 800 Jahre alten Backsteinhaus mit der Barock-Fassade an der Willy-Brandt-Straße das gleichnamige Pils hergestellt. Merkmale: vollmundig,
mildgehopft, bernsteinfarben – und handgemacht.
„Auch wenn die Kessel selbstständig arbeiten, verfolgen
wir den gesamten Brauprozess“, sagt Kroeschell. „Die Bierwürze lassen wir traditionell offen gären – den dabei entstehenden Schaum aus Eiweiß und Hopfentrubstoffen schöpfen wir täglich mit einer Kelle ab.“
Bis das Bier in den hauseigenen Gärkeller gelangt, verbringt es aber erst einmal rund acht Stunden in der Sudanlage, die direkt neben den schweren Holztischen im
Gastraum stehen. In dem ersten Kessel, der Maischpfanne,
wird das geschrotete Malz mit dem Brauwasser vermischt
und stufenweise auf 72 Grad erwärmt. Korneigene Enzyme
spalten die Stärke in Zucker, so entsteht die Maltose. Und
der typische Brotgeruch.
Weiter geht es im Läuterbottich, hier werden die festen
Bestandteile ausgesiebt. Der flüssige Extrakt wird anschließend in die Würzepfanne gepumpt, zum Kochen gebracht
und mit Hopfen vermischt. „Der Hopfen verleiht dem Bier
einen fein-herben Geschmack“, sagt Kroeschell. „Zudem
fördert er die Haltbarkeit.“ Die bleibt allerdings begrenzt,
denn das Gröninger Bier wird nicht filtriert oder pasteurisiert. So ist es im Kühlschrank nur vier Wochen haltbar. Den
Unterschied schmecke man – so wie bei Voll- und H-Milch.
FOTOS: PR (3)
E
TEXT: JULE BLEYER • FOTOS: THOMAS LEIDIG
Dubai
auf Hamburgisch von Mädchen: „Lass
das nach! Das kann ich nicht ab!“
Damals war ich bei der „Zeit“, und
meine Chefin Gräfin Dönhoff, eine gefürchtete Porsche-Fahrerin und Hamburger Moralinstanz, saß neben Rudolf
Augstein bei einem gesetzten Essen.
Damals durfte man noch rauchen. Und
nicht nur Helmut Schmidt. Und so fragte Augstein die Gräfin nach dem Dessert: „Gräfin, stört es Sie, wenn ich neben Ihnen rauche?“ Und sie antwortete: „Kein Ahnung! Es hat bisher noch
nie jemand gewagt!“
So war das damals! Beim ersten Mal
in Hamburg.
Kolumne
» An dieser Stelle schreiben
im wöchentlichen Wechsel
Abendblatt-Autor Hellmuth
Karasek und AbendblattRedakteurin Maike Schiller.
MADE IN HAMBURG
Drei exklusive Elbblicke
von der Elbchaussee,
der Großen Elbstraße
und den Landungsbrücken kann man sich auf
sein Fernseh-Fenster
zaubern. 186 Minuten
auf der DVD „Mein
Elb-Blick“, die jeden
Lokal-Romantiker in
Stimmung bringen.
DVD „Mein
Elb-Blick“ gesehen bei Saturn,
um 7,90 Euro.
26. OKTOBER–1. NOVEMBER
MITTWOCH
KINO: Es sollte die Show sein,
die alle Dimensionen sprengt:
Mit dem Konzert-Zyklus „This Is It“
wollte Michael Jackson wieder auf
den Pop-Olymp – doch er starb
vorher. Sein Kreativ-Berater Kenny
Ortega hat die Proben im Juni mit
der Kamera begleitet, den King of
Pop interviewt und die Stimmung
hinter den Kulissen eingefangen.
Die Dokumentation kommt ins Kino,
für nur 2 Wochen (u. a. Cinemaxx)!
DONNERSTAG
KONZERT: Die Tuba leiht dem
ägyptischen Totengott ihre
mächtige Stimme – zumindest
heute um 20 Uhr in der Laeiszhalle
bei „The Cry of Anubis“ von
Harrison Birtwistle. Das NDR
Sinfonieorchester spielt ebenfalls:
Beethovens „Konzert für Klavier
und Orchester Nr. 1 C-Dur op.15“
und „Also sprach Zarathustra“ von
Richard Strauss.
FREITAG
SPEKTAKEL: Waghalsige Manöver fährt die Motorradstaffel der
Polizei Hamburg – vielleicht auch
im Einsatz, auf jeden Fall aber bei
der 40. Polizeishow in der Alsterdorfer Sporthalle, um 20 Uhr.
KUNST: Pedro Cabrita Reis ist
einer der wichtigsten Künstler
Portugals. Die Hamburger Kunsthalle zeigt 60 seiner oft raumgreifenden Arbeiten. Eröffnung 19 Uhr.
SONNABEND
ABERGLAUBE: Wer jetzt noch
keinen Kürbis ausgehöhlt hat,
sollte sich beeilen – heute ist
Halloween! Und wer klingelnden
Kindern, die „Süßes oder Saures?“
rufen, entkommen möchte, kann ab
20 Uhr für 14 Euro den „extra gruseligen Rundgang“ mit anschließender „Halloween Survival-Party“
im Hamburg Dungeon begehen.
SONNTAG
SHOW: Die 24. Starpyramide
unter der Schirmherrschaft von
Innensenator Christoph Ahlhaus
startet um 16 Uhr in der Harburger
Friedrich-Ebert-Halle mit ShowProminenz (z. B. Mary Roos, Wind,
Kay Ray). Die Erlöse gehen an das
„Gemeinnützige Jugendwerk“.
POP: Lily Allens Auftritt im Docks
wurde oft verschoben. Nun ist sie
ab 19 Uhr da: „It’s Not Me, It’s You“.