Traumgärten rund um Florenz

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Traumgärten rund um Florenz
NewsLetter
Mai 2010
Gartenreise in die Toskana
Traumgärten rund um Florenz
Das Programm war von beeindruckender Dichte. Nichtsdestotrotz wollten elf Mitglieder aus der „Gartenkultur“ in drei Tagen (vom 16. April bis zum 19. April) so viele historische Gärten der Toskana besuchen, wie nur möglich. Die moderne Gartengeschichte des Abendlandes beginnt nämlich mit den Großherzögen der Toskana,
den Medici, deren Familie in ganz Europa großen Einfluss und unglaubliche Macht
ausübte.
Die Reise begann um 7 Uhr morgens;
vier Autos mit den elf Insassen machten
sich auf den Weg. Kurz vor 13 Uhr kamen
auch alle wohlbehalten in Florenz an; um
13 Uhr stieß der Reiseleiter aus Rom zur
Gruppe, und in Boboli, dem Garten des
Palazzo Pitti, begann die spannende Reise
in die Garten - Vergangenheit.
In dieser Ausgabe
Gartenkataloge
‚Freundliche Nachbarn
Wanderungs ins Frühlingstag
Schädlingsbekämpfung und „kluge“ GärtnerInnentipps
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Boboli ist eine der bekanntesten unter
den historischen Gartenanlagen, gehört
zum Palazzo Pitti und besteht aus einem
älteren Renaissancegarten, der hinter
dem Palais liegt, dann aus einem zweiten Teil, der 1631 dazu kam. Der beeindruckende Garten wird für Eleonore von
Toledo, Frau des ersten Cosimo Medici,
von namhaften Künstlern angelegt: vom
Bildhauer Niccolò Pericoli, genannt Tribolo, vom Vasari, dann von Ammannati, Buontalenti und andere. Auch die HabsburgLothringer legen nach 1775 Hand an, und
zwar bauen sie ein Kaffeehaus (was denn
sonst!), eine „Limonaia“ und die „Palazzina della Meridiana“. 1834 wird das Labyrinth zerstört, um einer Zufahrt Platz zu
machen. Die wunderbaren Platanen im
„neueren“ Teil, die ursprünglich einen Laubengang („ragnaia“) bildeten, sowie auch
die mit Zitronenbäumchen umgebenen
„vasca dell’isola“ und der „anfiteatro vegetale“, haben alle Gartenkultur-Reisenden
fasziniert.
Die uralten Zypressen, viele noch aus
dem 17. Jahrhundert, waren beeindruckend. Die Grotte im älteren Garten, historisch besonders interessant,
weil hier viele Elemente der Renaissance gedrängt und bildlich vorkommen, trägt nicht zu Unrecht den Namen „camera delle meraviglie“, sie ist
geschmückt mit mythischen Figuren
und mit Fabelwesen aus der griechischen Antike. Die „Gefangenen Daker“, zwei beeindruckende römische
Statuen aus Marmor und Porphyr, die
in unmittelbarer Nähe des Palazzo stehen, und die einer der Medici Päpste
nach Florenz transportieren ließ, erinnerten die Teilnehmer daran, wie
brutal die Römer die besiegten Völker
unterdrückten. Der Reisebegleiter zitierte in diesem Zusammenhang, wie
verschleppte Frauen und Mädchen
aus Dakien, nach der blutigen Unterwerfung ihres Volkes, im Kolosseum
unter dem Jubel der Zuschauer vergewaltigt wurden.
Anschließend wurde der Giardino
Bardini besichtigt, deren Ursprung
auf das 14. Jahrhundert zurückgeht,
während drohende Wolken sich am
Himmel sammelten und ein kühl –
feuchtes Lüftchen blies. Vom alten
Garten ist leider nur mehr eine barocke Treppe und die „Loggia Belvedere“
übriggeblieben, denn die letzten Besitzer haben den Garten einige Male
umstrukturiert; dafür war aber der
Ausblick auf die Altstadt umwerfend
schön.
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Leider wurde die alte Villa um 1880
von einer Mätresse eines Savoyer-Königs (Emanuele II) bewohnt, und die
Zerstörung der ursprünglichen, heiteren Räumlichkeiten war leider unübersehbar. Hier sind vom ursprünglichen Garten noch das Bassin für die
Fischzucht und das Terrassen-Parterre
vorhanden. Auch der alte Blumengarten steht noch, er wird heute zum Teil
mit Tulpensorten aus dem 16. Jhd. bepflanzt
Nun wurde es für die Gruppe Zeit,
sich ins Hotel zu begeben. Die Damen
und der Herr hatten (noble) Unterkunft gefunden, und zwar in den Gesindehäusern einer anderen Villa der
Medici (der „Ferdinanda“ von Artimino,
mit eigenartig zahlreichen, verschiedenen Kaminen, die später in England
als Vorbild für mehrere herrschaftliche
Häuser gedient hat); leider ist der ursprüngliche Garten der „Ferdinanda“
nicht mehr vorhanden.
Am nächsten Tag besuchte die Gruppe den Garten der Villa Petraia, mit
einer in großzügigen Terrassen angelegten Anlage. Da konnten die Teilnehmer nach langem Warten (die
Zeit vertrieben sich einige mit Gänseblümchen - Kranzl - Winden) auch
das Interieur der Villa besichtigten.
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Dann pilgerte die Gruppe zum dem
Giardino di Castello. 1537 beschließt
Cosimo Medici seinen Besitz, der seit
1477 bereits der Familie gehörte, zu
vergrößern, und beauftragt wiederum
Niccolò Pericoli, genannt Tribolo, den
Garten zu gestalten. Der Garten soll
ein Beweis des „goldenen Zeitalters“
der Medici werden, mit symbolischen
Hinweisen auf die neue Philosophie,
die neue Wirtschaft, die neue Gesellschaft. Der Garten strahlt Heiterkeit,
Lebenslust und Großzügigkeit aus.
Unvergesslich ist auch die von Buchs
gesäumte Blumenwiese am Eingang
des Gartens.
Leider ist auch hier im 18. Jahrhundert ein Labyrinth zerstört worden.
Der Habsburger Leopold II errichtete
später dann im waldigen Abschnitt,
wo die Medici auf die Jagd gingen, einen Park nach englischem Vorbild. Die
„Lunette“ (die Abbildungen in Halbmondform) von Justus Utens, welcher
1599 alle Medici-Villen abbildet, geben uns den Ausmaß an Zerstörungen der alten Medici-Gärten Kunde.
Die Statuen, die ursprünglich im Garten und in der Grotte standen (wie
die Fiorenza (Firenze), die reines, klares
Quellenwasser durch ihre Haare laufen lässt) sind leider nicht mehr alle
vorhanden, weil sie entweder in Museen oder in anderen Villen bzw. Gärten stehen.
Nur in der Grotte stehen noch die ursprünglichen allegorischen Fabeltiere
und das Einhorn, das laut der antiken
Texte Wasser trinkbar machen konnte.
Eine botanische Rarität aus der hohen
Zeit des Gartens: die Zwerg-Obstbäume, die in den Buchsrevieren wuchsen. Und die üppigen Zitronen in den
„conche“, den alten florentinischen
Tontöpfen, blühten und trugen Frucht
wie zu Medicis Zeiten.
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Die nächste Villa, Villa Gamberaia, bereitete den Autolenkern respektive
Beifahrern einige Herzbeklemmungen, denn die engsten Straßen dahin
waren nur mit großer Fahrkunst zu
bewältigen. Die Gamberaia ist keine
Medici-Villa und ist auch später (um
1610) entstanden. Vom ursprünglichen Garten ist nichts mehr vorhanden, aber der jetzige Bestand wurde
von einer ehemaligen Besitzerin im
19. Jhd. „historistisch“ nachgebaut. Ein
geschlossener, dichter, von zwei Reihen geschnittener Zypressen flankierter Weg führt den Besucher vom
Eingang zum ersten Ausblick auf die
sanfte toskanische Landschaft. Die
rechteckigen Wasserparterres sind
sehr eindrucksvoll, und eine uralte Pinie erweckte sogar bei den Südtirolern Staunen und Bewunderung. Ein
bowling-green hinter dem Gebäude
erinnert daran, dass die Villa englische
Bewohner hatte. Auch das RocailleKabinett ist originell und im guten
Zustand; die jetzige, italienische Besitzerin erklärte in einem Gespräch,
dass die Beiträge zur Erhaltung des
Gartens seitens der öffentlichen Hand
sehr spärlich fließen, und dass nur die
Eintritte einige Einnahmen gewährleisten.
Das Glück wollte auch, dass im nahegelegenen Ort ein freundlicher Wirt
die in der Zwischenzeit hungrig Gewordenen unvorbereitet mit einem
„piatto del contadino“ sattkriegen
konnte; die Sonne schien, somit waren die Gärtner friedlich und zufrieden.
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Dann machte sich die Gruppe auf
nach Castello del Trebbio, in der Nähe
von San Piero in Sieve, wo eine berühmte Pergola steht (mit sechsundvierzig Ziegelstein-Säulen, gekrönt
von Sandstein-Kapitelen, 1448 gebaut), und wo von der ursprünglichen
Anlage noch ein „Geheimer Garten“
mit einem quadratischen Wasserspeicher vorhanden ist. Die Säulen des
Laubenganges wurden in den Landhausgärten vom englischen Adel bis
ins 19. Jahrhundert immer wieder
nachgebaut. Dorthin gelangten aber
nur vier Personen, weil die Navigatoren von zwei der drei eingesetzten
Autos die anderen Mitreisenden in
die Irre führten. Das veranlasste den
Reiseleiter zum Spruch „Sieh da: Gärtner sind unbeugsamen Individualisten. Sogar die Navigatoren laufen bei
jedem anders“
Villa Caruso, in der Nähe von Scandicci
bildete am letzten Tag den Abschied
von der Toskana: der Garten ist zwar
nicht seht alt, war aber ursprünglich
sehr großzügig angelegt. Leider ist
alles dem Verfall preisgegeben; seit
dem Tod Enrico Carusos hat kein Besitzer mehr zu größeren Investitionen
zum Erhalt der Bausubstanz und für
den Garten Interesse gehabt.
Oswald Stimpfl
Blumenwanderungen in Südtirol
Aber einen würdigen Abschluss der
Reise bot den Teilnehmern dann doch
die moderne Technik; während alle
zum Kräfte-Sammeln auf der Treppe
der Villa saßen, ließ der Reiseleiter aus
dem Handy eine Caruso-Arie erschallen… der Tenor sang mit Schmelz
und Gefühl; eine schöne Erinnerung
an den großen Sänger.
Gärtner sind sparsame Leut‘, außer
wenn es um Pflanzeneinkäufe geht:
darum waren alle hochentzückt, als es
sich herausstellte, dass in allen öffentlichen Gärten der Eintritt kostenlos
war. Die Stadt Florenz öffnet für sieben Tage im Jahr die Gärten allen Besuchern, und die Gruppe hatte (zufällig!) genau diese Woche erwischt
Folio Verlag 2010
in Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Südtirol
€ 12,90 - ISBN 978-3-85256-520-0
Ein Wanderführer,
der Südtirols Blumenvielfalt vorstellt.
Wo wachsen Paradieslilien, wann blühen
Pelzanemonen und wie sieht der Nickende
Milchstern aus? Oswald Stimpfl führt mit diesem herrlich illustrierten Wanderführer mitten
hinein in die Pracht von Südtirols Flora und beschreibt dem Leser die schönsten Blumenplätze abseits von Touristenpfaden. Vom Vinschgau
über das Südtiroler Unterland bis ins Pustertal
präsentiert er Wanderungen und Spaziergänge zu reizvollen Orten mit seltenen Blumen und
eindrucksvollen Blütenteppichen.
Zu jedem der 36 Ausflüge liefert Stimpfl anschauliche Pflanzensteckbriefe sowie Einkehrtipps, und er empfiehlt die beste Zeit für die
jeweilige Wanderung. Rund 150 farbige Blumen- und Landschaftsbilder helfen bei der Bestimmung der Pflanzen und machen richtiggehend Lust auf Natur – nicht nur zur Blütezeit!
Das Buch ist auch in italienischer Sprache unter
dem Titel „Alto Adige in fiore“ erschienen.
Der Newsletter erscheint sporadisch online
unter www.sbz.it/gartenkultur
Für den Inhalt zeichnen Martha Canestrini De Biasi,
Berta Linter
Gestaltung: Günther Schlemmer
Fotos: G. Schlemmer, Wikipedia
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Anmeldung: bis 31. Mai
Labyrinthe
im Jahr 2010
Gernot Candolini, der Labyrinthexperte schlechthin, wird uns in die Thematik einführen und unsere Exkursion
begleiten.
Bedeutung, Sinn
oder nur Mode?
Tagesfahrt nach Wattens und Innsbruck
In Zusammenarbeit mit der
Urania Meran
am Samstag, 11. Juni, ganztags
Beitrag: 60 € (inkl. Reisebus und Eintritte, ohne Verpflegung)
Anmeldung: bis 31. Mai bei Waltraud Staudacher (Tel. 3338802746)
Das Labyrinth gehört zu den ältesten
symbolischen Zeichen der Menschheit. Seit Jahrtausenden wird es in
Felsen oder Ton geritzt, in alte Handschriften gezeichnet, auf Keramiken
gemalt, oder mit Steinen am Boden
ausgelegt.
In den letzten Jahren kam es zu einer
neuen Blüte des Labyrinths und an
verschiedensten Orten auf der Welt
werden derzeit neue Labyrinthe, gezeichnet, gebaut und verwendet.
Das Ziel ist die Suche nach der geheimnisvollen Mitte. Überraschend
ist, dass das Labyrinth ursprünglich
immer nur einen Weg zur Mitte hatte ohne Abzweigung und Sackgasse.
Trotzdem war der Weg zur Mitte und
wieder heraus schwierig genug. Es
findet ihn nur der, der ihn auch geht.
Programmablauf:
7.30 Uhr
8.00 Uhr
9.45 Uhr
10.00 Uhr
11.00 Uhr
11.30 Uhr
12.00 Uhr
12.30 Uhr
14.30 Uhr
15.30 Uhr
16.00 Uhr
18.00 Uhr
Start mit dem Reisebus in Meran, Busparkplatz neben Therme
Zusteigemöglichkeit Bozen/Autobahnausfahrt:
Treffpunkt Rapoldipark, Innsbruck
Einführung: Was ist ein Labyrinth? Warum wird es gebaut?
Wie wählt man den Ort?
Pfarrkirche Allerheiligen: Die christliche Bedeutung des Labyrinths
Video im Pfarrsaal
Abfahrt nach Hall
Mittagessen beim Labyrinth in Gnadenwald (eigene Verpflegung)
oder Gasthof Speckbacher Gnadenwald
Labyrinth bei den Kreuzschwestern
Abfahrt nach Wattens zu den Kristallwelten
Irrgartenhand, anschließend Besuch der Kristallwelten
Rückfahrt
Leitung: Gernot Candolini, Innsbruck
*1959, Biologe, Lehrer an einer Montessori Schule in Innsbruck; seit 1992 befasst er sich mit der Thematik „Labyrinthe“, seither hat er dazu viel publiziert, er gibt sein Wissen in Vorträgen und Seminaren
weiter. Mehr unter www.labyrinthe.at
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