Die Haltung von Legehennen

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Die Haltung von Legehennen
DIE HALTUNG
VON LEGEHENNEN
Inhaltsverzeichnis
Abstammung des Haushuhns und Entwicklung
der Hühnerhaltung
Biologie und Verhalten
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Tagesrhythmus
Sozialverhalten
Bewegungs- und Komfortverhalten
Nahrungsaufnahme
Fortpflanzungsverhalten und Eiablage
Aufzucht der Küken
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2
3
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Legehennenhaltung und Eierproduktion
in der heutigen Landwirtschaft
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Industrielle Aufzucht
Eierlegen ohne Pause
Herkömmliche Käfighaltung
Darunter leiden Legehennen
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Rechtliche Rahmenbedingungen
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EU-Vorschriften
Die Deutsche Hennenhaltungsverordnung
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
Alternative Haltungssysteme
Eierkennzeichnung
Eiprodukte ohne Kennzeichnung
Alternative Haltungssysteme in der Diskussion
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Kritik an alternativen Haltungssystemen
21
Tiergerechte Haltung - Vorteile für Tier und Mensch 22
Was tut der Deutsche Tierschutzbund?
Politische Arbeit
Praktische Arbeit:
Legehennen in NEULAND-Betrieben
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Was können Sie tun?
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Anhang: Rechtsgrundlagen
für die Legehennenhaltung
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1104/02/08
Abstammung des Haushuhns und
Entwicklung der Hühnerhaltung
Die Urform unseres Haushuhns ist das Bankivahuhn. Der bis zu 70 Zentimeter lange rebhuhnfarbige Vogel ist auch heute noch in Asien weit verbreitet. Das Bankivahuhn legt durchschnittlich 10
bis 15 Eier pro Jahr und wiegt etwa 600 Gramm. Ein
Hahn wird bis zu 1,3 Kilogramm schwer.
Seit etwa 5.000 Jahren werden Hühner domestiziert. Anfangs nutzte man die Eier, später auch
das Fleisch der Tiere. Über Indien und China gelangten die Hühner nach Ägypten und von dort nach
Europa. Vor allem hier wurden seit den 50er Jahren
Hühner intensiv gezüchtet um deren Leistungsfähigkeit zu intensivieren. Durch Zuchtauswahl lässt
sich bei Hühnern jedoch nur entweder die Legeleistung oder der Fleischanteil erhöhen, nicht aber beides gleichzeitig. Dadurch sind spezielle „Legerassen“ entstanden, die jährlich bis zu 300 Eier legen,
aber wenig wiegen, und reine „Mastrassen“, die viel
Fleisch ansetzen, aber wenige Eier legen.
Die Geflügelzucht ist heute bereits monopolisiert. Wenige Zuchtbetriebe besitzen eine Hand voll
optimierter Reinzuchten, aus denen sie – entsprechend kombiniert – Hybridnachkommen für den
Markt produzierten. Die Vermehrung übernehmen
hoch spezialisierte Vermehrungsunternehmen. Dem
Landwirt bleibt nur noch die Aufzucht.
Nicht nur die Zucht, sondern auch die Form der
Legehennenhaltung änderte sich mit der Zeit. Zu-
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erst lebten die Tiere im Freiland, später wurden Legehennen in Ställen in immer größeren Beständen
gehalten. In den 60er Jahren wurden Käfige entwickelt. Diese sind bis heute das vorherrschende Haltungssystem für Legehennen. Mit den Käfigbatterien, in denen viele Tausend Hennen auf engstem
Raum untergebracht werden können, wurde der
Weg zu einer industriellen Legehennenhaltung beschritten.
Das natürliche Verhalten der Legehennen, das
trotz intensiver Züchtung nahezu unverändert geblieben ist, wird in der industriellen Legehennenhaltung zum großen Teil nicht berücksichtigt. Dadurch
sind erhebliche Tierschutzprobleme entstanden.
Diese Broschüre soll einen Überblick über die
Biologie und das natürliche Verhalten der Legehennen geben, die in der Europäischen Union verwendeten Haltungssysteme vorstellen und diese aus der
Sicht des Tierschutzes bewerten. Für den Verbraucher und für die Politik werden Möglichkeiten und
Wege aufgezeigt, wie die Situation der Legehennen
verbessert werden kann.
Biologie und Verhalten
Tagesrhythmus
Hühner sind sprichwörtliche Frühaufsteher, die
ihren Tag mit Sonnenaufgang beginnen. Unter natürlichen Bedingungen putzen sie sich zuerst, laufen
umher, suchen nach Futter und legen noch in den
Vormittagsstunden ihre Eier. Mittags ruhen sie
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meist. In den Nachmittagsstunden nehmen die Hennen ein Sandbad und putzen anschließend ihr Gefieder. Dann widmen sich die Hühner erneut der Nahrungsaufnahme. Insgesamt mehr als 60 % des Tages
scharren und picken sie nach Futter. Bei Einbruch
der Dunkelheit ziehen sich die Tiere auf einen erhöhten Platz zum Schlafen zurück: Da sich Hühner unter
natürlichen Bedingungen zum Schutz vor Feinden in
Bäumen niederlassen, nennt man das „Aufbaumen“.
Wenn sie schlafen, sitzen Hühner dicht nebeneinander und stecken den Kopf unter einen Flügel.
Sozialverhalten
Unter natürlichen Bedingungen leben Hühner
in einem Sozialverband, der aus zahlreichen Hennen und wenigen Hähnen besteht. Innerhalb der
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Gruppe besteht eine feste Rang- oder Hackordnung,
die durch soziale Verhaltensweisen wie Angriff,
Flucht, Meiden und Unterwerfen aufrechterhalten
wird. Die Einhaltung dieser Ordnung ist möglich,
weil sich die Tiere gegenseitig genau kennen und
wieder erkennen. Sie orientieren sich dabei am äußeren Erscheinungsbild, dem Gesicht, den Kehllappen und dem Kamm sowie den Augen. Ein hoher
Rang wird verteidigt, denn er bedeutet besseren Zugang zum Futter oder einen höheren und damit geschützteren Ruheplatz. Die feste Rangordnung verändert sich nur, wenn eine Henne aus der Gruppe
entfernt wird oder eine alte oder kranke Henne
nicht mehr auf ihrer Stellung besteht. Hähne haben
eine stabilisierende Wirkung auf die Gruppe. Teils
greifen sie in Auseinandersetzungen von Hennen
ein, oft genügt aber auch ihre bloße Anwesenheit
um die Aggressivität der Hennen zu mindern.
Bewegungs- und Komfortverhalten
Hühner laufen und flattern viel, können aber
nicht gut fliegen. Die Gefiederpflege ist ein wichtiger Bestandteil der Körperpflege und dient dem
Wohlbefinden der Tiere. Meist putzen Hühner um
die Mittagszeit ihr Gefieder, wobei sie die Federn
einzeln mit dem Schnabel ordnen. Zur Gefiederpflege gehört auch das Sandbaden. Dazu setzen sich die
Hühner in den Sand oder ins lockere Erdreich und
öffnen das Gefieder. Mit dem Schnabel lockern sie
den Sand und mit Hilfe von Scharrbewegungen der
Füße und Bewegungen der Flügel werfen sie ihn so
über ihren Körper, dass er durch das Gefieder rieselt.
Dadurch bildet sich jeweils eine kleine Mulde unter
dem Huhn. Ein Sandbad dauert etwa 20 Minuten.
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Sobald es beendet ist, entfernt sich die Henne aus
der Mulde und schüttelt sich. Auf diese Weise werden der Sand und mit ihm Schmutz, Talg und Parasiten aus dem Gefieder entfernt. Meist baden mehrere Hennen gleichzeitig. Gelegentlich nehmen
Hühner auch ein Sonnenbad, wobei sie halbschattige Plätze bevorzugen.
Nahrungsaufnahme
Hühner sind Allesfresser. Auf ihrem Speisezettel stehen Körner, Gräser oder kleine Lebewesen wie
Würmer und Schnecken. Die Tiere suchen, scharren
und picken dabei intensiv in einem Umkreis von
fünf Metern nach Essbarem. Aufgrund der seitlich
angeordneten Augen können Hühner nicht dreidimensional sehen. Dies gleichen sie aus, indem sie
das Objekt ihrer Begierde mit dem rechten und linken Auge abwechselnd fixieren oder im Zickzackgang auf das Ziel zugehen. Erst in einem Abstand
von ca. fünf Zentimetern können Hühner das Ziel
mit beiden Augen erkennen. In einer Entfernung
von ein bis vier Zentimetern schlagen Hühner plötzlich zu und ergreifen die Nahrung mit dem Schnabel, wobei der Ober- gegen den Unterschnabel bewegt werden kann und umgekehrt. Nicht jede Pickbewegung führt zum Ergreifen der Nahrung; Fehlschläge sind relativ häufig.
Eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Nahrung spielt der Schnabel. Als Tastorgan gibt er den
Hühnern Auskunft über Größe, Form, Oberflächenbeschaffenheit und Härte der Nahrung. Daraus ergibt sich eine Vorliebe für bestimmte Getreidesorten. So bevorzugen Hühner z.B. Weizen, Mais und
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Gerste gegenüber Roggen und Hafer. Beim Fressen
sind Hühner gesellige Tiere. Sie scheinen sich gegenseitig zu motivieren.
Fortpflanzungsverhalten und Eiablage
Im Alter von fünf Monaten sind Hühner geschlechtsreif. In der Balz lockt der Hahn die Henne
an, indem er nach vorhandenen oder nicht vorhandenen Futterpartikeln pickt. Er tritt mit gesträubtem
Gefieder hinter die Henne und schaut auf sie nieder,
oder er umkreist sie, indem er über einen ausgestreckten Flügel „stolpert“ (so genannter Kratzfuss).
Die Hennen reagieren entweder mit Flucht, Ausweichen oder Sich-hin-ducken. Flüchtet die Henne, wird
sie vom Hahn mit abgesenkten Flügeln und gesträubtem Gefieder verfolgt. Duckt sie sich nieder,
leitet dies die Paarung, den so genannten Tretakt, ein.
Zur Eiablage suchen sich die Hennen einen geeigneten Nistplatz. Sie scharren eine Mulde, sammeln Nestmaterial (Heu, Blätter, Federn) und bauen
daraus ein Nest. Bevor sie ein Ei legen, „testen“ sie
das Nest mehrere Male. Sie setzen sich, stehen wieder auf, geben Laute von sich und bewegen sich so,
als ob sie ein Ei legen würden. Oft benutzen mehrere
Hennen gemeinsam ein Nest. Sie legen dort ihre Eier
und betreuen sie abwechselnd. Wenn eine bestimmte Eierzahl vorhanden ist, setzt sich die brütigste
Henne (Glucke) in das Nest und brütet die Eier aus.
Dort bebrüten dann mehrere Tiere nebeneinander ihre Eier. Während dieser Zeit verlangsamt sich der
Stoffwechsel der Glucke derart, dass sie nur noch
mit einem Fünftel der üblichen Nahrung auskommt.
Pro Jahr sind ein bis zwei Bruten möglich.
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Aufzucht der Küken
Nach etwa 21 Tagen schlüpfen die Küken. Bis
etwa 36 Stunden nach dem Schlupf werden die Küken auf die Glucke geprägt und umgekehrt. Küken
und Glucke erkennen sich gegenseitig an ihren
Lautäußerungen, Gesten, Farben und Zeichnungsmustern. Bis zu einem Alter von fünf bis acht Tagen
folgen die Küken der Glucke überall hin, später gewinnt die Gemeinschaft der Küken zunehmend an
Bedeutung.
In dieser Zeit lernen die Küken nicht nur die
Umgebung kennen, sondern auch lebenswichtige
Verhaltensweisen. Sie lernen z.B., wo sie Futter und
Wasser finden, lernen zielgerichtet nach Futter zu
picken und machen sich vertraut mit gegebenenfalls vorhandenen Futter- und Tränkeeinrichtungen.
In dieser Zeit kann aber auch der Grundstein für
Verhaltensstörungen wie das Federpicken und Kannibalismus „erlernt“ werden. Werden Küken in
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strukturlosen Haltungsbedingungen ohne Einstreu
und Beschäftigung groß, wodurch sie ihren angeborenen Picktrieb nicht befriedigen können, suchen
sie einen Ersatz und beginnen am Federkleid ihrer
Artgenossen zu picken und zu reißen. Dieses Verhalten, das als Federpicken bezeichnet wird, kann
zu erheblichen Verletzungen führen und sich weiter
zum Kannibalismus steigern. Unter Umständen
können Hennen dadurch andere Tiere innerhalb weniger Stunden töten. Einmal erlernt, ist es schwer,
diese Verhaltensstörung bei älteren Hennen, selbst
im besten Haltungssystem, in den Griff zu bekommen. Falsche Aufzuchtbedingungen sind zwar nicht
die einzige, aber doch eine wesentliche Ursache für
Federpicken und Kannibalismus. Deshalb ist es unerlässlich, dass Hennen bereits im Kükenalter artgerecht gehalten werden.
Spielerische und aggressive Auseinandersetzungen formen eine erste, noch instabile Ranordnung zwischen den Küken. Je älter die Küken werden, desto weiter entfernen sie sich von der Glucke,
laufen aber immer wieder zu ihr zurück. Später sondert sich auch die Glucke zunehmend von den Küken ab. Im Alter von sechs bis sieben Wochen sind
die Junghühner selbständig, und die Familienbindung wird aufgelöst.
Von September bis November machen Hühner
eine Mauser durch. Mit abnehmender Tageslänge
und Lichtintensität stoßen die Hennen ihr Federkleid
ab und ersetzen es durch ein neues. Gleichzeitig
stellen sie ihre Eierproduktion nach und nach ein,
und der Eierstock kann sich regenerieren. Der ge-
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samte Prozess dauert drei bis vier Monate. Danach
beginnt die Henne wieder mit dem Eierlegen. Je älter die Hühner werden, desto weniger Eier legen sie.
Hühner können bis zu zehn Jahre alt werden.
Legehennenhaltung und
Eierproduktion in der heutigen
Landwirtschaft
Industrielle Aufzucht
Legehennen werden heutzutage entweder
künstlich besamt oder zur Zucht zu zehnt mit einem
Hahn in einem Käfig gehalten. Die befruchteten Eier werden in Brütereien in speziellen Schränken
ausgebrütet. Ein Kontakt der Küken zu den Elterntieren ist ausgeschlossen. Unmittelbar nach dem
Schlüpfen werden alle männlichen Küken, die nicht
für die Zucht benötigt werden, aussortiert. Sie zu
mästen ist wirtschaftlich unrentabel, weil sie nicht
so viel Gewicht ansetzen wie die Masthühnerrassen. Aus diesem Grund werden in der Europäischen
Union jährlich über 40 Millionen Küken lebendig im
Homogenisator von rotierenden Messern getötet.
Die weiblichen Küken werden bereits am ersten Lebenstag geimpft, später in Kartons verpackt und in
Aufzuchtbetriebe transportiert. Innerhalb der ersten
Lebenstage wird ihnen mit einem schneidbrennenden Instrument, dem sogenannten heißen Messer,
ein Teil des Schnabels amputiert. Hierbei handelt es
sich um eine Maßnahme, die verhindern soll, dass
sich die Hennen gegenseitig bepicken und verletzen. Dieser Eingriff in das lebende und innervierte
Gewebe des Schnabels verursacht akute und zum
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Teil chronische Schmerzen. Unter Umständen können die Tiere die Nahrung nur noch schaufelnd und
nicht mehr pickend zu sich nehmen.
Als Nahrung bekommen die Hennen ein energiereiches Futter in Mehlform, das zu rascher Sättigung führt, ohne das Bedürfnis der Legehennen
nach der Beschäftigung mit Futter zu befriedigen.
Dem Futter werden prophylaktisch Mittel gegen
Parasiten zugesetzt. Weitere Impfungen – insgesamt ca. 14 – folgen. Im Alter von 20 bis 22 Wochen werden die Legehennen in das jeweilige Haltungssystem gebracht und beginnen mit der Eiablage.
Eierlegen ohne Pause
Noch Mitte des 20. Jahrhunderts mussten sich
die Menschen in unseren Breiten darauf einstellen,
dass ihnen während des Winters keine frischen Eier
zur Verfügung standen. In der heutigen Legehennenhaltung kann die Legeperiode mit Beleuchtungsprogrammen künstlich verlängert werden. Unter dem Einfluss von 14 Stunden Licht am Tag wird
dem Körper der Legehennen ein nicht enden wollender Sommer vorgegaukelt, und die Legehennen
legen das ganze Jahr – ohne die natürliche Pause –
Eier. Diese Leistungssteigerung kann der Körper jedoch nicht lange durchhalten. Spätestens nach einem Jahr setzt dann unabhängig vom Licht die
Mauser und damit die Legepause ein. In wenigen
Fällen wird durch Futter-, Wasser- und Lichtentzug
auch eine Zwangsmauser eingeleitet. Sobald die
Hennen danach wieder Futter bekommen, beginnt
bereits nach 35 Tagen eine zweite Legeperiode mit
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der gleichen Legeleistung. Viele Hennen überleben
diese brutale Prozedur jedoch nicht. Spätestens
nach der zweiten Legeperiode sinkt die Legeleistung
stark ab, und die Eierproduktion ist nicht mehr
„wirtschaftlich“. Die überlebenden Hühner werden
nur zum Teil als Suppenhühner verkauft. Da diese
ausgemergelten Tiere fast nur noch aus Haut und
Knochen bestehen, sind die Nachfrage durch den
Verbraucher und der Erlös ohnehin gering. Aus diesem Grund werden ausgediente Legehennen zumeist auf dem Müll „entsorgt“.
Herkömmliche Käfighaltung
In Deutschland wurden im Jahr 2006 über 36
Millionen Legehennen pro Jahr gehalten, vorwiegend
in Großbeständen von mehr als 100.000 Tieren.
70,5 % der Legehennen fristeten ihr Dasein in Käfigen, der Rest in alternativen Haltungssystemen wie
der Freiland- und Bodenhaltung. Im Käfig werden
vier oder fünf Hennen auf schrägem Drahtgitter zusammengepfercht. Einer Legehenne wird dort weniger als die Fläche einer DIN-A-4-Seite zugestanden.
Im Käfig gibt es weder Nester noch Einstreu. Ihr
Trockenfutter erhalten die Tiere über automatische
Laufbänder, und Wasser wird über automatische
Tränken angeboten. Auf den schrägen Drahtgitterböden rollen die frisch gelegten Eier in eine Rinne,
die außerhalb des Käfigs angebracht ist, oder auf
ein automatisches Laufband, das sie zur vollautomatischen Sortierung transportiert. Der Kot der Tiere fällt durch die Gitterstäbe hindurch auf ein Förderband, das den Kot sammelt und abtransportiert.
In der Legebatterie reiht sich Käfig an Käfig – in
mehreren Etagen übereinander. Unter diesen Bedin-
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gungen müssen Hennen bis zum Ende der Legeperiode und damit bis zum Ende ihres Lebens dahinvegetieren.
Darunter leiden Legehennen
• Die Tiere können nicht an jeder Stelle des Käfigs
aufrecht stehen. Sie sind nicht in der Lage, sich
zu strecken und mit den Flügeln zu schlagen
oder ihr Gefieder zu putzen.
• Artgerechtes, gleichzeitiges Ruhen nebeneinander ist nicht möglich, weil zu wenig Platz
vorhanden ist und Sitzstangen fehlen. Die Tiere
sind gezwungen, über- und untereinander zu
schlafen.
• Die Käfighaltung führt zu Stress und erhöhter
Unruhe unter den Tieren, weil sie aufgrund der
räumlichen Enge keine Sozialstruktur ausbilden
und einander nicht ausweichen können.
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•
•
•
•
Das Bewegungsverhalten ist erheblich eingeschränkt. Flattern, gehen, laufen oder fliegen
sind im Käfig unmöglich. Die Bewegungsarmut
führt zu Lähmungserscheinungen, Skelettveränderungen, Knochenschwäche und Stoffwechselerkrankungen wie Fettleber und Anämie.
Die Legehennen können nicht sandbaden, da
keine Einstreu vorhanden ist. Aufgrund der
hohen Motivation zum Sandbaden versuchen
die Hennen dennoch, entweder auf dem
Drahtboden zu baden oder sich zwischen die
Gitterstäbe zu drängen, um im Futtertrog sandzubaden. Beides führt zu erheblichen Gefiederverletzungen.
Die arteigene Eiablage ist ihnen verwehrt, weil
weder Nest noch Nistmaterial zur Verfügung
steht. Bei der vergeblichen Suche nach einem
Nestplatz werden die Artgenossen weggedrängt und gestoßen. Flucht- und aggressives
Verhalten sind gehäuft zu beobachten. Darüber hinaus leiden die Tiere an Legenot: Weil
ein Nest fehlt, halten sie zwanghaft Eier zurück.
Scharren und Picken sind auf dem bloßen
Drahtboden unmöglich. Weil ihnen geeignetes
Substrat fehlt, richten die Tiere ihren Picktrieb
auf die Artgenossen. Es kommt zu den Verhaltensstörungen Federpicken und Kannibalismus.
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Rechtliche Rahmenbedingungen
Aufgrund dieser erheblichen Tierschutzprobleme wurden in Deutschland und in der EU die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Haltung der Legehennen verschärft:
EU-Vorschriften
Am 19. Juni 1999 wurde in der EU eine neue
Legehennen-Richtlinie verabschiedet. Damit wird
die herkömmliche Käfighaltung verboten, allerdings
erst mit Wirkung zum Jahr 2012. Auch werden Käfige dann nicht ersatzlos gestrichen, sondern durch
geringfügig größere, ausgestaltete Käfige ersetzt. Die
„ausgestalteten Käfige“ sollen mit kleinen Sitzstangen, einem Nest- und Scharrbereich ausgestattet
sein. Derzeit sind Systeme für 10 bis 60 Hennen pro
Käfig auf dem Markt. Während der Übergangsfrist
bis zum Jahr 2012 sind in der EU Käfige zulässig, die
nur etwa 100 Quadratzentimeter mehr Platz als
bisher pro Legehenne bieten. Das entspricht etwa
der Fläche eines Bierdeckels.
Was auf den ersten Blick vielleicht nach Verbesserung klingt, erweist sich beim genauen Hinsehen als Mogelpackung: Eine Legehenne ist im
Durchschnitt 47,6 Zentimeter lang, 14,5 Zentimeter
breit und 38 Zentimeter hoch. Bereits in Ruheposition nimmt eine Henne mehr Raum ein, als ihr
selbst im ausgestalteten Käfig zur Verfügung gestellt wird. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen zudem, dass die Tiere aufgrund des Platzmangels die Einrichtungen gar nicht nutzen können. Die
vorgesehenen Bereiche zum Scharren und Sandba-
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den sind in den Käfigen zwangsläufig viel zu klein.
Bereits eine einzelne Henne benötigt zum Scharren
mehr als 1.000 Quadratzentimeter und damit mehr
Platz als ihr im Käfig insgesamt zur Verfügung steht
Es versteht sich von selbst, dass Legehennen unter
diesen Bedingungen auch nicht ihrem Verhalten
entsprechend gemeinsam sandbaden können. Zudem kann aus technischen Gründen im Käfig keine
ausreichende Menge Einstreu zum Sandbaden sichergestellt werden. In einigen Käfigtypen wird der
Einstreubereich sogar zeitweise mit einem Gitter
versperrt, um die Legehennen daran zu hindern,
dort ihre Eier zu legen. Wenn der eingestreute Bereich zugänglich sein soll, kann das Gitter auf das
Sandbad abgelegt werden. Damit ist artgerechtes
Sandbaden von vornherein unmöglich.
Im „Nest“, das seinen Namen nicht verdient,
weil dies nur ein abgetrennter Bereich im Käfig ist,
dessen Gitterboden mit einer Plastikmatte abgedeckt ist, können die Hennen ihrem angeborenen
Nestbauverhalten nicht nachkommen. Zu kleine
und unattraktive Nester führen wiederum dazu,
dass Hennen ihre Eier zwanghaft zurückhalten
bzw. nach der Eiablage vorzeitig das Nest verlassen, bevor die Kloake ausreichend zurückgezogen
werden konnte. Damit wird Kloakenkannibalismus
gefördert.
Insgesamt erfüllen die Einrichtungen im Käfig
lediglich Alibifunktionen, weil sie arteigene Verhaltensweisen der Legehennen kaum ansatzweise zulassen.
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Deutsche Vorgaben zur Hennenhaltung
Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union
mussten die EU-Richtlinie bis zum Jahr 2002 in nationales Recht umsetzen. Den Bestimmungen der
Richtlinie zufolge konnten sie jedoch ausdrücklich
strengere Regelungen erlassen.
Im Jahr 1999 erging ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Legehennenhaltung. In diesem
Urteil, das zurückging auf eine vom Deutschen Tierschutzbund unterstützte Normenkontrollklage des
Landes Nordrhein-Westfalen, wurde bestätigt, dass
die Käfighaltung nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar ist. Das Bundesverfassungsgericht sah es als
erwiesen an, dass Legehennen im Käfig nicht einmal
ungestört fressen oder ruhen können. Das Gericht
stellte zudem klar, das solche Grundbedürfnisse, wie
auch das Sandbaden oder Scharren, in einer Haltung
zu gewährleisten sind. Unter Berücksichtigung dieses
Urteils trat im März 2002 eine Änderung der Regelungen zur Legehennenhaltung in Kraft, mit der die
Käfighaltung von 2007 an generell verboten werden
sollte. (Erste Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierverordnung).
Doch bereits im August 2006 wurde das Käfigverbot durch eine weitere Änderung aufgeweicht
(Zweite Verordnung zur Änderung der TierschutzNutztierhaltungsverordnung). Nach gültiger Rechtslage ist es damit erlaubt, bis Ende 2008, mit Antrag
auch bis Ende 2009, Legehennen in herkömmlichen
Käfigen zu halten. Danach müssen Hennenhalter
ihre Haltung auf alternative Haltungssysteme oder
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die so genannte Kleingruppenhaltung umstellen, die
grundsätzlich den ausgestalteten Käfigen nach der
EU-Richtlinie entspricht. Per Bundesratsbeschluss
wurde gleichzeitig festgelegt, ein Prüfsystem (Tierschutz-TÜV) für serienmäßig hergestellte Haltungssysteme einzuführen, das sicherstellen soll, dass nur
noch tiergerechte Haltungssysteme für Legehennen
eingesetzt werden. Zudem sollten alternative Haltungssysteme stärker gefördert werden und bis 2009
sollen 50 % der Legehennen in alternativen Haltungssystemen untergebracht werden.
Einige Politiker feierten diese Änderung als
einen Kompromiss, der sowohl dem Tierschutz als
auch der Wirtschaft zugute käme. Zu befürchten ist
jedoch, dass der Großteil der Hennenhalter, die
Legehennen bis dato in herkömmlichen Käfigen gehalten haben, nur auf die ausgestalteten Käfige umrüstet. Dem Tierschutz ist damit nicht gedient, weil
die Grundbedürfnisse der Legehennen in keiner Form
von Käfig erfüllt werden können. In allen bislang getesteten Käfigvarianten bestehen dem System innewohnende Tierschutzprobleme, wie sie oben beschrieben sind. Dass damit gegen das Tierschutz-
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gesetz verstoßen wird, ist auch die Auffassung einiger Bundesländer. Das Land Rheinland-Pfalz hat aus
diesem Grund im Juni 2007 eine Normenkontrollklage gegen die Verordnung beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, die Bundesländer Hessen und
Bremen befürworten dieses Vorgehen.
Darüber hinaus ist fraglich, ob und wann die
übrigen Beschlüsse des Bundesrates durchgesetzt
werden. Der Deutsche Tierschutzbund fordert nach
wie vor ein generelles Käfigverbot für die Legehennen und eine tiergerechte Unterbringung in Boden-,
Freiland- oder ökologischer Haltung.
Alternative Haltungssysteme
– Ökologische Legehennenhaltung
(Bio- oder Öko-Eier)
Jede Legehenne hat hier, ebenso wie in der
Freilandhaltung, Zugang zu einem Auslauf von vier
Quadratmetern. Die Gruppengröße ist grundsätzlich
auf 3.000 Tiere beschränkt. Im Stall dürfen max.
sechs Legehennen pro Quadratmeter gehalten werden. Die Tiere müssen zu 80 % mit Futter aus ökologischem Anbau gefüttert werden. In der ökologischen Hühnerhaltung werden so Tier- und Verbraucherschutzgesichtspunkte miteinander kombiniert.
–
Freilandhaltung
Dies ist die vergleichsweise tiergerechteste landwirtschaftliche Haltung von Legehennen, die der Natur am nächsten kommt und bei der die Tiere aus dem
Stall in einen Auslauf mit mindestens vier Quadratmetern pro Legehenne gelangen. Die Hennen können
darin ihrem Bedürfnis zu scharren, im Sand zu baden,
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zu picken und zu laufen am ehesten nachgehen. Der
Stall ist wie bei der Bodenhaltung ausgestattet.
–
Bodenhaltung
Grundsätzlich ist dies eine reine Stallhaltung, in
der der Boden zu mindestens einem Drittel mit Stroh,
Sand oder Torf eingestreut sein muss. Der Rest besteht aus Latten- oder Gitterrosten. Neun Tiere teilen
sich einen Quadratmeter Boden. Weil die Tiere nicht
ins Freie gelangen können, ist dieses Haltungssystem
weniger tiergerecht als die Freilandhaltung.
Eine Variante der Bodenhaltung ist die Haltung
von Hennen in der Voliere, in der auf mehreren Etagen Sitzstangen, Tränk- und Futtereinrichtungen
angebracht sind, so dass die Legehennen frei zwischen den Ebenen wechseln und nahezu den gesamten Stallraum nutzen können. Damit ist auf der
Grundfläche eine höhere Besatzdichte von bis zu
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18 Tieren pro Quadratmeter Bodenfläche möglich.
Die Volierenhaltung ist das vorherrschende Haltungssystem in der Schweiz, in der die Käfighaltung
bereits seit 1991 verboten ist.
Eierkennzeichnung
Mindestanforderungen an die Haltungssysteme
für Legehennen sind nicht nur in der oben genannten
EU-Richtlinie und der EU-Ökoverordnung, sondern
auch in der EU-Vermarktungsverordnung festgelegt.
Seit dem 1. Januar 2004 müssen Eier bzw. deren Verpackung im Handel verpflichtend nach dem Haltungssystem, dem Herkunftsland und der Verpackungsstelle gekennzeichnet werden. Anders als vorher müssen jetzt auch Käfigeier als solche gekennzeichnet werden. Auf der Verpackung steht nun entweder Eier aus Freilandhaltung, Eier aus Bodenhal-
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tung oder Eier aus Käfighaltung. Auf den Verpackungen von Eiern aus ausgestalteten Käfigen wie der
Kleingruppenhaltung muss ebenfalls „Käfighaltung“
stehen. Die Eier werden mit einem Code gekennzeichnet, z.B. 1 DE-23457-2.
Die erste Ziffer steht dabei für das Haltungssystem (Ökologische Erzeugung: 0, Freilandhaltung: 1,
Bodenhaltung: 2, Käfighaltung: 3), anschließend folgt
der Ländercode, der besagt, woher das Ei stammt (z.B.
DE für Deutschland). Auf den Ländercode folgt die
Identifizierungsnummer, die den Betrieb codiert, und
die letzte Ziffer gibt den Stall an, in dem das Ei gelegt
wurde. Auf Wochenmärkten müssen lose Eier seit
dem 1. Juli 2005 mit einem solchen Code gekennzeichnet werden.
Eiprodukte ohne Kennzeichnung
In Deutschland werden nicht alle produzierten
Eier als Schaleneier angeboten. Etwa 30% der Eier
werden in Nudeln oder Fertigprodukten verarbeitet,
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ohne dass der Verbraucher darüber aufgeklärt werden muss, aus welchem Haltungssystem die Eier
stammen. Damit wird dem Verbraucher die Möglichkeit verwehrt, beim Kauf von Fertigprodukten Tierschutzgesichtspunkte zu berücksichtigen. Der Deutsche Tierschutzbund macht sich deshalb auch für eine verpflichtende Kennzeichnung aller Produkte, in
denen Eier verwendet wurden, entsprechend dem
Haltungssystem der Hühner stark. Vorbild könnte die
Kennzeichnungsvorschrift für Schaleneier sein.
Alternative Haltungssysteme in der
Diskussion
Kritik an alternativen Haltungssystemen
Gegner alternativer Haltungssysteme wenden
oftmals ein, dass die alternative Haltung die Gesundheit der Legehennen und die Umwelt belaste. So seien Legehennen in alternativen Haltungssystemen einem höheren Kannibalismusrisiko ausgesetzt. Ferner
wird behauptet, dass sich die Legehennen durch das
Scharren und Picken in Einstreu und im Freiland mit
Krankheitserregern infizieren. Im Auslauf bestehe zudem die Gefahr, dass über den Kot Boden und Grundwasser mit Nährstoffen verunreinigt werden.
Tiergerechte Haltung – Vorteile für Tier und
Mensch
Es ist richtig, dass die alternativen Haltungssysteme im Vergleich zur Käfighaltung anspruchsvoller
sind. Sie verursachen einen höheren Arbeitsaufwand,
Mehrkosten und verlangen mehr Fachwissen. Es ist
auch richtig, dass Legehennen in alternativen Haltungssystemen in Kontakt mit gelegentlich auftre-
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tenden Erregern kommen. Ob diese jedoch zu einer
Gefahr für die Gesundheit der Tiere werden, ist eine
Frage des Managements und der Tierbetreuung. So
entscheiden vor allem die Aufzuchtbedingungen der
Küken und die Wahl der Zuchtlinie neben Haltungsaspekten wie Gruppengröße und Besatzdichte darüber, ob es später zu Verhaltensstörungen wie Kannibalismus kommt oder nicht. Wenn Hygieneprobleme
und Krankheiten auftreten, sind immer ungünstige
Haltungsbedingungen oder eine fehlende Gesundheitskontrolle der Tiere in einzelnen Betrieben die
Ursache. Es gibt nicht nur eine Form der Boden- oder
Freilandhaltung, sondern die unterschiedlichsten
Ausprägungen. Trotzdem oder gerade weil alternative Haltungssysteme so variabel sind, bieten sie
wesentliche Vorteile gegenüber der Käfighaltung.
Übrigens: Infektionsgefahren für den Menschen, wie zum Beispiel Salmonellenerkrankungen
durch Hühnereier werden häufig überschätzt. Eier
sind sehr selten befallen und eine Infektion entsteht
normalerweise erst durch mangelnde Küchenhygiene oder dann, wenn zubereitete Speisen nicht gekühlt aufbewahrt werden.
Die tiergerechte Haltung von Legehennen hat
Vorteile für Mensch und Tier:
1.
Grundsätzlich gilt, dass die Haltung von Legehennen unter natürlichen Bedingungen die
Abwehrkräfte der Tiere steigert:
In alternativen Haltungssystemen können die
Hennen ihr Bedürfnis nach Bewegung, intensi-
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ver Futtersuche, Sand- und Sonnenbaden befriedigen, wodurch sich das Wohlbefinden steigert. Klimareize und Tageslicht stärken die
Widerstandskräfte der Tiere. Sonnenlicht fördert
den Stoffwechsel, die Anzahl roter Blutkörperchen, die Bildung von Vitamin D und regt die
Atmung und Drüsentätigkeit an. In der Freilandhaltung entziehen sich Legehennen zudem
Stressfaktoren wie zum Beispiel Lärm- und
Staubbelastung und atmen frische Luft.
2.
Alternative Haltungssysteme sind flexible, optimierbare Systeme, die an jeweilige Bedingungen angepasst und verbessert werden können:
Der regelmäßige Wechsel der Einstreu, eine reduzierte Besatzdichte und ein überdachter, eingestreuter Außenklimaraum zwischen Stall und
Auslauf verringern das Risiko von Krankheitserregern und Nährstoffeintrag in den Boden. Ein
begrünter Auslauf mit Bäumen, Büschen oder
Hütten, die Schutz vor Beutegreifern und widriger
Witterung gewähren, führt dazu, dass die Hennen
auch stallentfernte Bereiche des Auslaufs aufsuchen. Wenn die Gruppengröße zudem begrenzt
ist, fördert dies eine gleichmäßige Nutzung des
Auslaufes, und der Boden kann sich rascher erholen. Ein weiterer Schutz des Bodens wird durch
regelmäßige Pflege der Vegetation erzielt (Mahd,
Sähen). So können Nährstoffe von der Vegetation
besser aufgenommen werden und gelangen nicht
ins Grundwasser. Wichtig ist ebenfalls, Auslaufflächen im Wechsel anzubieten, damit sich die
Vegetation und der Boden regenerieren können.
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Krankheitserreger werden eingedämmt durch
Hygienemaßnahmen: Sauberhalten von Fütterungs- und Tränkungsanlagen, Beseitigung
vernässter Stellen etc. Wird die Scharrtätigkeit
der Legehennen gefördert, z.B. durch Futtergaben in der Einstreu, erhöht sich dort der
Sauerstoffgehalt und die mikrobielle Aktivität,
wodurch wiederum Keime reduziert werden.
Zur Vorbeugung von Krankheiten besteht zudem die Möglichkeit von Schutzimpfungen.
3.
Das Verbot der Käfighaltung entspricht den
Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher an eine Landwirtschaft, die dem Tierschutz Rechnung trägt:
Der Tierschutz hat in der Gesellschaft eine
große Bedeutung, die in der Aufnahme des
Tierschutzes in der Verfassung zum Ausdruck
kommt. Über 90 % der Bevölkerung lehnen die
Käfighaltung von Legehennen aus Gründen des
Tierschutzes ab, und genauso viele sind auch
bereit, mehr für eine tiergerechtere Haltung zu
bezahlen. Die Mehrbelastung durch Alternativ-Eier liegt bei nicht mehr als etwa fünf Cent
pro Tag für einen Haushalt.
Interessant auch die Ergebnisse einer emnidUmfrage aus dem Jahre 2001: Hiernach unterstützen weniger als fünf Prozent der Befragten
die Einführung von ausgestalteten Käfigen und
mehr als 83 % sprechen sich für das Käfigverbot aus. Seit Jahren steigt die Nachfrage nach
Eiern aus tiergerechten Haltungssystemen ste-
25
tig an; zwischen 1995 und 2004 um über
30 %. Die Nachfrage nach Freilandeiern allein
stieg von 1996 bis 1999 um mehr als 60 %.
Inzwischen haben auch einige Handelsfirmen
die Zeichen der Zeit erkannt und bieten keine
Käfigeier mehr im Sortiment an.
4.
Freilandhaltung und andere tiergerechte Haltungssysteme sind auch die richtige Entscheidung für Tierhalter:
Zwar werden in Deutschland immer mehr Legehennen in der Boden- und besonders in der
Freilandhaltung gehalten. Da dies jedoch nicht
mit der Nachfrage Schritt hält, ist der Bedarf
an Eiern aus Freilandhaltung hierzulande nicht
gedeckt. Nach wie vor befindet sich der Großteil der deutschen Legehennen in weniger als
zehn Betrieben mit Beständen von weit über
100.000 Tieren in industrieller Käfighaltung.
Um den Bedarf zu decken, müssen alternative
Eier extra aus dem Ausland, vor allem aus den
Niederlanden, importiert werden.
Es gibt also einen Markt für alternative Eier in
Deutschland. Für den Tierhalter ist es zudem ein
sichererer Weg, auf alternative Haltungssysteme
umzustellen, statt in ein höchst fragwürdiges
Haltungssystem wie den ausgestalteten Käfig zu
investieren, der von den Verbrauchern nicht
akzeptiert wird. Nicht zuletzt entsprechen die
Investitionskosten für den Bau von ausgestalteten Käfigen in etwa den Kosten einer Volierenhaltung. Dabei genießt dieses System nicht nur
26
das weitaus bessere Image, sondern ist auch
unter ökonomischen Gesichtspunkten durchaus
konkurrenzfähig. Sowohl die Umstellung auf alternative Haltungssysteme als auch die Erweiterung dieser Systeme wird im Übrigen durch verschiedene Programme, z.B. das Agrarinvestitionsförderungsprogramm, finanziell gefördert.
In Gebieten mit hoher Konzentration von Käfigbatterien mit riesigen Legehennenbeständen,
wie im Weser-Ems-Gebiet Niedersachsens, wird
die Umstellung sicherlich einzelne Großbetriebe
treffen. Wenn es jedoch gelingt, bäuerliche
Betriebe zu einem Neueinstieg zu gewinnen,
könnten viele Arbeitsplätze – nach Schätzungen
mehrere Tausend – geschaffen werden.
Was tut der Deutsche Tierschutzbund?
Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich sowohl
durch politische Lobbyarbeit und durch kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit als auch auf praktischer
Ebene für die Legehennen ein.
Politische Arbeit
Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich dafür
ein, dass
– die Käfighaltung von Legehennen in Deutschland verboten wird
– die Käfighaltung von Legehennen EU-weit verboten wird,
– die heimischen Landwirte gegen den Import
von billigen Käfigeiern im Rahmen der WTO
geschützt werden,
27
–
–
im angrenzenden Ausland Käfigbatterien erst
gar nicht gebaut werden,
Nahrungsmittel wie Nudeln und Fertigprodukte
mit Eiern verpflichtend nach dem Haltungssystem der Legehennen gekennzeichnet werden.
Praktische Arbeit: Legehennen in NEULANDBetrieben
Strenge Vorschriften für eine tiergerechte Legehennenhaltung hat der NEULAND-Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung
erlassen. Er wurde auf Initiative des Deutschen Tierschutzbundes gegründet. Bei NEULAND müssen
Hennen generell Zugang zu einem Auslauf im Freiland haben. Der Auslauf ist mit Bäumen und Sträuchern begrünt, damit die Legehennen vor Raubfeinden sowie Sonne und Regen Schutz finden können.
Aus Gründen der Tiergesundheit und des Bodenschutzes muss der Auslauf regelmäßig gewechselt
werden. Zwischen Stall und Freiland muss ein Kaltscharrraum den Tieren auch bei schlechtem Wetter
ständig zur Verfügung stehen. Ist der Stall als
Bodenhaltung ausgerichtet, dürfen bis zu fünf Tiere
pro Quadratmeter gehalten werden.
Entspricht der Stall einer Volierenhaltung, teilen sich bis zu zehn Tiere einen Quadratmeter Bodenfläche. Damit haben die Legehennen in NEULAND- Betrieben deutlich mehr Bewegungsfreiraum als nach den europäischen Vorschriften. Damit die Tiere eine stabile Sozialstruktur aufbauen
können, dürfen in NEULAND-Betrieben nicht mehr
als 2000 Legehennen eingestallt werden. Manipulationen am Tier sind bei NEULAND verboten: So
28
darf die Mauser nicht künstlich eingeleitet werden.
Ebenso wenig ist es erlaubt, den Tieren die Schnäbel zu kupieren. Zusatzstoffe zur Leistungsförderung und synthetische Futtermittel sind ebenfalls
untersagt.
Wer mehr über den NEULAND-Verein für tiergerechte, umweltschonende Nutztierhaltung erfahren möchte, kann sich an die Bundesgeschäftsstelle
des Deutschen Tierschutzbundes wenden (Adresse
auf der Rückseite).
29
Was können Sie tun?
Eier aus alternativen Haltungssystemen sind
nur ein paar Cent teurer als Eier aus der tierquälerischen Käfighaltung. Sie sind sicherlich bereit, diesen Mehrpreis zu zahlen, wenn Sie wissen, dass dadurch den Legehennen Leid und Qualen erspart
bleiben!
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Kaufen Sie Eier aus Freiland- oder Bodenhaltung oder Öko- bzw. Bio-Eier oder Eier von
NEULAND. Orientieren Sie sich dabei an den
verbindlichen Begriffen auf dem Eierkarton
bzw. an dem Zahlen-Code für das Haltungssystem auf dem Ei.
Kaufen Sie kein Ei aus Quälerei – kein Ei mit 3!
Achten Sie auch beim Kauf von Nudeln oder
Fertiggerichten mit Eiern darauf, dass diese
entsprechend gekennzeichnet sind.
Erkundigen Sie sich, wo Sie Eier direkt beim
Bauernhof erhalten können. Dort können Sie
sich selbst von der Haltung der Legehennen
überzeugen.
Unterstützen Sie die Forderungen des Deutschen Tierschutzbundes und protestieren Sie
gegen die Haltung von Legehennen in Käfigen beim Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft
und
Verbraucherschutz
(Postanschrift: Postfach 14 02 70, 53107 Bonn,
Telefax: 0228/529-4262 oder 01888-529-4262,
E-Mail: [email protected]).
Protestieren Sie bei EU-Abgeordneten oder direkt bei der EU-Kommission gegen die Käfighaltung.
Die Anschrift: Kommission der Europäischen
Union, Rue de La Loi 200, 1049 Brüssel, Belgien.
Über die aktuellen politischen Entwicklungen
können Sie sich unter www.tierschutzbund.de oder
bei der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Tierschutzbundes (Baumschulallee 15, 53115 Bonn,
Tel. 0228-604960) informieren.
31
Anhang: Rechtsgrundlagen für die
Legehennenhaltung
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32
Richtlinie 1999/74/EG des Rates vom 19.6.
1999 zur Festlegung von Mindestanforderungen zum Schutz von Legehennen.
Verordnung (EG) Nr. 1028/2006 des Rates vom
19. Juni 2006 mit Vermarktungsnormen für Eier.
Verordnung (EG) Nr. 557/2007 der Kommission
vom 23. Mai 2007 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1028/2006
des Rates mit Vermarktungsnormen für Eier.
Bundesverfassungsgericht: Senatsentscheidung,
BVerfG, Urteil vom 6.7.1999 – 2 BvF 3/90.
Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher
Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer
Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung
(Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung
–
TierSchNutzV) vom 25.10.2001 (BGBI. IS.2759),
geändert durch die Erste Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vom 28.2.2002 (BGBI.I S. 1026), geändert
durch die Zweite Verordnung zur Änderung der
Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vom
22. August 2006, BGBl 2006, Teil I NR 41.
Verordnung (EWG) Nr. 209/91 des Rates vom
24.6.1991 über den ökologischen Landbau/ die
biologische Landwirtschaft und die entsprechende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel (zuletzt
geändert durch die Verordnung (EG) Nr.
1437/2000 der Kommission vom 30. 6.2000,
ABL. EG Nr. L 161 vom 01.7.2000).
–
NEULAND-Richtlinien für die artgerechte Legehennenhaltung – Verein für artgerechte und
umweltschonende Nutztierhaltung e.V.
Fotoquellennachweis:
Christa Palma
Tierschutz Hildesheim u.U. e.V.
M. Schmid
Reinhard Kindler
Titel
S. 3
S. 17
S. 18
33
du und das tier –
das offizielle Presseorgan
des Deutschen Tierschutzbundes
Mit unserer Zeitschrift du und das
tier informieren wir Bürger, politisch Verantwortliche und Medienvertreter über alle wichtigen Entwicklungen auf dem Gebiet des Tier- und Naturschutzes in
Deutschland und Europa. du und das tier
erscheint sechsmal jährlich. Mitglieder des
Deutschen Tierschutzbundes erhalten die
Zeitschrift kostenlos.
34
Der Deutsche Tierschutzbund bietet eine große Anzahl
Informationsbroschüren an, unter anderem:
• Seit 1881 Kampf für die
Wehrlosen (Der Deutsche
Tierschutzbund)
• Akademie für Tierschutz
• Das Deutsche Haustierregister ®
• Verbraucher haben die
Macht
• Tierversuche in der
Kosmetik*
• Forschung ohne
Tierversuche*
• Affenversuche
• Artgerechte
Pferdehaltung
• Katzenelend
• Welches Tier passt
zu mir?
• Schweinehaltung
• Die Haltung von
Aquarienfischen
• Die Haltung von
Goldhamstern
• Die Haltung von Hunden
• Die Haltung von Katzen
• Die Haltung von
Legehennen
• Die Haltung von
Meerschweinchen
• Die Haltung von
Wellensittichen und
Kanarienvögeln
• Die Haltung von
Zwergkaninchen
• TierschutzHundeverordnung
• Gassi gehen –
kein Problem
• Die Haltung
von Ratten
• Igelschutz
• Winterfütterung
der Vögel
• Stadttaube und
Mensch
• Pelztragen –
Gewissensfrage
• Die Jagd
• Tierschutz im Ausland
• Wie kann ich Tieren
helfen? Ratgeber zur
Abfassung eines
Testamentes*
Wir schicken Ihnen einzelne Broschüren gerne kostenlos zu,
wenn Sie uns pro Exemplar einen mit EUR 1,00 (mit * versehene Broschüren EUR 1,45) frankierten Rückumschlag
(langes Format) an folgende Adresse senden. Deutscher
Tierschutzbund, Baumschulallee 15, 53115 Bonn. Für umfangreichere Bestellungen können Sie unsere Bestellliste
anfordern. Ein Anruf genügt: Tel.: 0228-60496-0, Fax:
0228-60496-40. Sie finden die Bestellliste auch im Internet
unter: www.tierschutzbund.de oder kontaktieren Sie uns:
www.tierschutzbund.de/Kontakt.html.
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Der Deutsche Tierschutzbund e.V. dient dem
Schutz der gesamten Tierwelt. Er setzt sich für die Erhaltung der Natur und damit für den Artenschutz ein.
Der Naturschutz ist vom Tierschutz nicht zu trennen.
Neben vielen anderen verfolgt der Deutsche Tierschutzbund folgende Ziele und Aufgaben:
1. Pflege und Förderung des Tier- und Naturschutzgedankens.
2. Weiterentwicklung des deutschen und europäischen
Tier- und Naturschutzrechtes.
3. Alle Tiere, Haustiere wie freilebende, vor Grausamkeit
zu schützen.
4. Haustieren eine gute Pflege und Unterkunft zu ermöglichen.
5. Die kostenlose Registrierung Ihres Tieres im Deutschen Haustierregister®, um es vor Diebstahl zu
schützen und zu Ihnen zurückzubringen, falls Ihr Tier
gefunden wird.
6. Die tierquälerische Massentierhaltung der sogenannten Nutztiere zu verbieten (keine Käfighaltung von
Hennen in Legebatterien, keine Kälbermast in Kistenverschlägen, keine Anbindehaltung von Schweinen).
7. Abschaffung von Tierversuchen. Ersatz von Tierversuchen durch Forschung an schmerzunempfindlicher
Materie.
8. Qualvolle Tiertransporte zu Lande, zu Wasser und in
der Luft zu verhindern und den Transport von
Schlachttieren auf den kürzesten Weg vom Herkunftsort zum Schlachthof zu beschränken.
9. Schlachtung aller Tiere ausnahmslos unter ausreichender Betäubung.
10. Keine Überforderung von Tieren bei Sport und Dressuren. Kein Missbrauch von Tieren bei Schaustellungen.
11. Kampf gegen Vogelmord und Artenvernichtung aller
Art.
12. Kampf auch gegen Tiermisshandlungen in anderen
Ländern (Stierkampf, Robbenschlagen, Hahnenkämpfe, Hundeschlächterei).
13. Erziehung in Schule, Elternhaus und Kirche zur Humanität allen Geschöpfen gegenüber.
14. Verbreitung des Tierschutzgedankens in Wort, Schrift
und Bild.
36
TIERSCHUTZ MIT
HERZ UND VERSTAND
Bitte helfen Sie uns, den Tieren zu helfen!
Fachlich fundierter Tierschutz, wie der Deutsche
Tierschutzbund ihn betreibt, kostet viel Geld.
Um unsere Arbeit zum Wohl der Tiere fortführen
zu können, sind wir und unsere Mitgliedsvereine
auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen.
Nur ein mitgliederstarker Verband findet in der
Politik Gehör.
Daher:
•
Helfen Sie uns, aufzuklären. Unterstützen
Sie zum Beispiel unsere Kampagnen. Wir
informieren Sie gerne darüber, welche zur
Zeit aktuell sind.
•
Werden Sie Mitglied des Deutschen Tierschutzbundes.
•
Helfen Sie uns bitte auch durch Spenden.
•
Und: Gewinnen Sie weitere Mitstreiter für
den Tierschutz. Informationen und Antragsformulare senden wir Ihnen gerne zu.
Rufen Sie uns an.
Unsere Anschrift, Telefon-, Faxnummer und das
Spendenkonto finden Sie auf der Rückseite dieser Broschüre.
Übrigens: Spenden und Mitgliedsbeiträge können Sie von der Steuer absetzen.
Wir vermitteln Ihnen gerne auch den Kontakt
zu einem Tierschutzverein in Ihrer Nähe.
Der Deutsche Tierschutzbund e.V. unterhält zur
Erfüllung seiner Aufgaben und Zielsetzungen eine
Akademie für Tierschutz.
Unterstützen Sie den Tierschutz, indem Sie Mitglied
im örtlichen Tierschutzverein und im Deutschen
Tierschutzbund werden!
Überreicht durch:
DEUTSCHER TIERSCHUTZBUND E.V.
Baumschulallee 15
53115 Bonn
Tel.: 0228-60496-0 · Fax: 0228-60496-40
Deutsches Haustierregister®
24 Stunden-Service-Telefon: 0228-60496-35
oder Hotline 01805-231414 (Euro 0,14 pro Min. aus dem dt. Festnetz)
www.deutsches-haustierregister.de
Kontakt: www.tierschutzbund.de/kontakt.html
Internet: www.tierschutzbund.de
Sparkasse KölnBonn
BLZ 370 501 98
Konto Nr. 40 444
Spenden sind steuerlich absetzbar – Gemeinnützigkeit anerkannt
Verbreitung in vollständiger Originalfassung erwünscht.
Nachdruck – auch auszugsweise – ohne Genehmigung des
Deutschen Tierschutzbundes nicht gestattet.