Die Haltung von Legehennen
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Die Haltung von Legehennen
DIE HALTUNG VON LEGEHENNEN Inhaltsverzeichnis Abstammung des Haushuhns und Entwicklung der Hühnerhaltung Biologie und Verhalten 1 Tagesrhythmus Sozialverhalten Bewegungs- und Komfortverhalten Nahrungsaufnahme Fortpflanzungsverhalten und Eiablage Aufzucht der Küken 2 2 3 4 5 6 7 Legehennenhaltung und Eierproduktion in der heutigen Landwirtschaft 9 Industrielle Aufzucht Eierlegen ohne Pause Herkömmliche Käfighaltung Darunter leiden Legehennen 9 10 11 12 Rechtliche Rahmenbedingungen 14 14 16 16 17 19 21 EU-Vorschriften Die Deutsche Hennenhaltungsverordnung Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes Alternative Haltungssysteme Eierkennzeichnung Eiprodukte ohne Kennzeichnung Alternative Haltungssysteme in der Diskussion 21 Kritik an alternativen Haltungssystemen 21 Tiergerechte Haltung - Vorteile für Tier und Mensch 22 Was tut der Deutsche Tierschutzbund? Politische Arbeit Praktische Arbeit: Legehennen in NEULAND-Betrieben 27 27 28 Was können Sie tun? 30 Anhang: Rechtsgrundlagen für die Legehennenhaltung 32 1104/02/08 Abstammung des Haushuhns und Entwicklung der Hühnerhaltung Die Urform unseres Haushuhns ist das Bankivahuhn. Der bis zu 70 Zentimeter lange rebhuhnfarbige Vogel ist auch heute noch in Asien weit verbreitet. Das Bankivahuhn legt durchschnittlich 10 bis 15 Eier pro Jahr und wiegt etwa 600 Gramm. Ein Hahn wird bis zu 1,3 Kilogramm schwer. Seit etwa 5.000 Jahren werden Hühner domestiziert. Anfangs nutzte man die Eier, später auch das Fleisch der Tiere. Über Indien und China gelangten die Hühner nach Ägypten und von dort nach Europa. Vor allem hier wurden seit den 50er Jahren Hühner intensiv gezüchtet um deren Leistungsfähigkeit zu intensivieren. Durch Zuchtauswahl lässt sich bei Hühnern jedoch nur entweder die Legeleistung oder der Fleischanteil erhöhen, nicht aber beides gleichzeitig. Dadurch sind spezielle „Legerassen“ entstanden, die jährlich bis zu 300 Eier legen, aber wenig wiegen, und reine „Mastrassen“, die viel Fleisch ansetzen, aber wenige Eier legen. Die Geflügelzucht ist heute bereits monopolisiert. Wenige Zuchtbetriebe besitzen eine Hand voll optimierter Reinzuchten, aus denen sie – entsprechend kombiniert – Hybridnachkommen für den Markt produzierten. Die Vermehrung übernehmen hoch spezialisierte Vermehrungsunternehmen. Dem Landwirt bleibt nur noch die Aufzucht. Nicht nur die Zucht, sondern auch die Form der Legehennenhaltung änderte sich mit der Zeit. Zu- 1 erst lebten die Tiere im Freiland, später wurden Legehennen in Ställen in immer größeren Beständen gehalten. In den 60er Jahren wurden Käfige entwickelt. Diese sind bis heute das vorherrschende Haltungssystem für Legehennen. Mit den Käfigbatterien, in denen viele Tausend Hennen auf engstem Raum untergebracht werden können, wurde der Weg zu einer industriellen Legehennenhaltung beschritten. Das natürliche Verhalten der Legehennen, das trotz intensiver Züchtung nahezu unverändert geblieben ist, wird in der industriellen Legehennenhaltung zum großen Teil nicht berücksichtigt. Dadurch sind erhebliche Tierschutzprobleme entstanden. Diese Broschüre soll einen Überblick über die Biologie und das natürliche Verhalten der Legehennen geben, die in der Europäischen Union verwendeten Haltungssysteme vorstellen und diese aus der Sicht des Tierschutzes bewerten. Für den Verbraucher und für die Politik werden Möglichkeiten und Wege aufgezeigt, wie die Situation der Legehennen verbessert werden kann. Biologie und Verhalten Tagesrhythmus Hühner sind sprichwörtliche Frühaufsteher, die ihren Tag mit Sonnenaufgang beginnen. Unter natürlichen Bedingungen putzen sie sich zuerst, laufen umher, suchen nach Futter und legen noch in den Vormittagsstunden ihre Eier. Mittags ruhen sie 2 meist. In den Nachmittagsstunden nehmen die Hennen ein Sandbad und putzen anschließend ihr Gefieder. Dann widmen sich die Hühner erneut der Nahrungsaufnahme. Insgesamt mehr als 60 % des Tages scharren und picken sie nach Futter. Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen sich die Tiere auf einen erhöhten Platz zum Schlafen zurück: Da sich Hühner unter natürlichen Bedingungen zum Schutz vor Feinden in Bäumen niederlassen, nennt man das „Aufbaumen“. Wenn sie schlafen, sitzen Hühner dicht nebeneinander und stecken den Kopf unter einen Flügel. Sozialverhalten Unter natürlichen Bedingungen leben Hühner in einem Sozialverband, der aus zahlreichen Hennen und wenigen Hähnen besteht. Innerhalb der 3 Gruppe besteht eine feste Rang- oder Hackordnung, die durch soziale Verhaltensweisen wie Angriff, Flucht, Meiden und Unterwerfen aufrechterhalten wird. Die Einhaltung dieser Ordnung ist möglich, weil sich die Tiere gegenseitig genau kennen und wieder erkennen. Sie orientieren sich dabei am äußeren Erscheinungsbild, dem Gesicht, den Kehllappen und dem Kamm sowie den Augen. Ein hoher Rang wird verteidigt, denn er bedeutet besseren Zugang zum Futter oder einen höheren und damit geschützteren Ruheplatz. Die feste Rangordnung verändert sich nur, wenn eine Henne aus der Gruppe entfernt wird oder eine alte oder kranke Henne nicht mehr auf ihrer Stellung besteht. Hähne haben eine stabilisierende Wirkung auf die Gruppe. Teils greifen sie in Auseinandersetzungen von Hennen ein, oft genügt aber auch ihre bloße Anwesenheit um die Aggressivität der Hennen zu mindern. Bewegungs- und Komfortverhalten Hühner laufen und flattern viel, können aber nicht gut fliegen. Die Gefiederpflege ist ein wichtiger Bestandteil der Körperpflege und dient dem Wohlbefinden der Tiere. Meist putzen Hühner um die Mittagszeit ihr Gefieder, wobei sie die Federn einzeln mit dem Schnabel ordnen. Zur Gefiederpflege gehört auch das Sandbaden. Dazu setzen sich die Hühner in den Sand oder ins lockere Erdreich und öffnen das Gefieder. Mit dem Schnabel lockern sie den Sand und mit Hilfe von Scharrbewegungen der Füße und Bewegungen der Flügel werfen sie ihn so über ihren Körper, dass er durch das Gefieder rieselt. Dadurch bildet sich jeweils eine kleine Mulde unter dem Huhn. Ein Sandbad dauert etwa 20 Minuten. 4 Sobald es beendet ist, entfernt sich die Henne aus der Mulde und schüttelt sich. Auf diese Weise werden der Sand und mit ihm Schmutz, Talg und Parasiten aus dem Gefieder entfernt. Meist baden mehrere Hennen gleichzeitig. Gelegentlich nehmen Hühner auch ein Sonnenbad, wobei sie halbschattige Plätze bevorzugen. Nahrungsaufnahme Hühner sind Allesfresser. Auf ihrem Speisezettel stehen Körner, Gräser oder kleine Lebewesen wie Würmer und Schnecken. Die Tiere suchen, scharren und picken dabei intensiv in einem Umkreis von fünf Metern nach Essbarem. Aufgrund der seitlich angeordneten Augen können Hühner nicht dreidimensional sehen. Dies gleichen sie aus, indem sie das Objekt ihrer Begierde mit dem rechten und linken Auge abwechselnd fixieren oder im Zickzackgang auf das Ziel zugehen. Erst in einem Abstand von ca. fünf Zentimetern können Hühner das Ziel mit beiden Augen erkennen. In einer Entfernung von ein bis vier Zentimetern schlagen Hühner plötzlich zu und ergreifen die Nahrung mit dem Schnabel, wobei der Ober- gegen den Unterschnabel bewegt werden kann und umgekehrt. Nicht jede Pickbewegung führt zum Ergreifen der Nahrung; Fehlschläge sind relativ häufig. Eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Nahrung spielt der Schnabel. Als Tastorgan gibt er den Hühnern Auskunft über Größe, Form, Oberflächenbeschaffenheit und Härte der Nahrung. Daraus ergibt sich eine Vorliebe für bestimmte Getreidesorten. So bevorzugen Hühner z.B. Weizen, Mais und 5 Gerste gegenüber Roggen und Hafer. Beim Fressen sind Hühner gesellige Tiere. Sie scheinen sich gegenseitig zu motivieren. Fortpflanzungsverhalten und Eiablage Im Alter von fünf Monaten sind Hühner geschlechtsreif. In der Balz lockt der Hahn die Henne an, indem er nach vorhandenen oder nicht vorhandenen Futterpartikeln pickt. Er tritt mit gesträubtem Gefieder hinter die Henne und schaut auf sie nieder, oder er umkreist sie, indem er über einen ausgestreckten Flügel „stolpert“ (so genannter Kratzfuss). Die Hennen reagieren entweder mit Flucht, Ausweichen oder Sich-hin-ducken. Flüchtet die Henne, wird sie vom Hahn mit abgesenkten Flügeln und gesträubtem Gefieder verfolgt. Duckt sie sich nieder, leitet dies die Paarung, den so genannten Tretakt, ein. Zur Eiablage suchen sich die Hennen einen geeigneten Nistplatz. Sie scharren eine Mulde, sammeln Nestmaterial (Heu, Blätter, Federn) und bauen daraus ein Nest. Bevor sie ein Ei legen, „testen“ sie das Nest mehrere Male. Sie setzen sich, stehen wieder auf, geben Laute von sich und bewegen sich so, als ob sie ein Ei legen würden. Oft benutzen mehrere Hennen gemeinsam ein Nest. Sie legen dort ihre Eier und betreuen sie abwechselnd. Wenn eine bestimmte Eierzahl vorhanden ist, setzt sich die brütigste Henne (Glucke) in das Nest und brütet die Eier aus. Dort bebrüten dann mehrere Tiere nebeneinander ihre Eier. Während dieser Zeit verlangsamt sich der Stoffwechsel der Glucke derart, dass sie nur noch mit einem Fünftel der üblichen Nahrung auskommt. Pro Jahr sind ein bis zwei Bruten möglich. 6 Aufzucht der Küken Nach etwa 21 Tagen schlüpfen die Küken. Bis etwa 36 Stunden nach dem Schlupf werden die Küken auf die Glucke geprägt und umgekehrt. Küken und Glucke erkennen sich gegenseitig an ihren Lautäußerungen, Gesten, Farben und Zeichnungsmustern. Bis zu einem Alter von fünf bis acht Tagen folgen die Küken der Glucke überall hin, später gewinnt die Gemeinschaft der Küken zunehmend an Bedeutung. In dieser Zeit lernen die Küken nicht nur die Umgebung kennen, sondern auch lebenswichtige Verhaltensweisen. Sie lernen z.B., wo sie Futter und Wasser finden, lernen zielgerichtet nach Futter zu picken und machen sich vertraut mit gegebenenfalls vorhandenen Futter- und Tränkeeinrichtungen. In dieser Zeit kann aber auch der Grundstein für Verhaltensstörungen wie das Federpicken und Kannibalismus „erlernt“ werden. Werden Küken in 7 strukturlosen Haltungsbedingungen ohne Einstreu und Beschäftigung groß, wodurch sie ihren angeborenen Picktrieb nicht befriedigen können, suchen sie einen Ersatz und beginnen am Federkleid ihrer Artgenossen zu picken und zu reißen. Dieses Verhalten, das als Federpicken bezeichnet wird, kann zu erheblichen Verletzungen führen und sich weiter zum Kannibalismus steigern. Unter Umständen können Hennen dadurch andere Tiere innerhalb weniger Stunden töten. Einmal erlernt, ist es schwer, diese Verhaltensstörung bei älteren Hennen, selbst im besten Haltungssystem, in den Griff zu bekommen. Falsche Aufzuchtbedingungen sind zwar nicht die einzige, aber doch eine wesentliche Ursache für Federpicken und Kannibalismus. Deshalb ist es unerlässlich, dass Hennen bereits im Kükenalter artgerecht gehalten werden. Spielerische und aggressive Auseinandersetzungen formen eine erste, noch instabile Ranordnung zwischen den Küken. Je älter die Küken werden, desto weiter entfernen sie sich von der Glucke, laufen aber immer wieder zu ihr zurück. Später sondert sich auch die Glucke zunehmend von den Küken ab. Im Alter von sechs bis sieben Wochen sind die Junghühner selbständig, und die Familienbindung wird aufgelöst. Von September bis November machen Hühner eine Mauser durch. Mit abnehmender Tageslänge und Lichtintensität stoßen die Hennen ihr Federkleid ab und ersetzen es durch ein neues. Gleichzeitig stellen sie ihre Eierproduktion nach und nach ein, und der Eierstock kann sich regenerieren. Der ge- 8 samte Prozess dauert drei bis vier Monate. Danach beginnt die Henne wieder mit dem Eierlegen. Je älter die Hühner werden, desto weniger Eier legen sie. Hühner können bis zu zehn Jahre alt werden. Legehennenhaltung und Eierproduktion in der heutigen Landwirtschaft Industrielle Aufzucht Legehennen werden heutzutage entweder künstlich besamt oder zur Zucht zu zehnt mit einem Hahn in einem Käfig gehalten. Die befruchteten Eier werden in Brütereien in speziellen Schränken ausgebrütet. Ein Kontakt der Küken zu den Elterntieren ist ausgeschlossen. Unmittelbar nach dem Schlüpfen werden alle männlichen Küken, die nicht für die Zucht benötigt werden, aussortiert. Sie zu mästen ist wirtschaftlich unrentabel, weil sie nicht so viel Gewicht ansetzen wie die Masthühnerrassen. Aus diesem Grund werden in der Europäischen Union jährlich über 40 Millionen Küken lebendig im Homogenisator von rotierenden Messern getötet. Die weiblichen Küken werden bereits am ersten Lebenstag geimpft, später in Kartons verpackt und in Aufzuchtbetriebe transportiert. Innerhalb der ersten Lebenstage wird ihnen mit einem schneidbrennenden Instrument, dem sogenannten heißen Messer, ein Teil des Schnabels amputiert. Hierbei handelt es sich um eine Maßnahme, die verhindern soll, dass sich die Hennen gegenseitig bepicken und verletzen. Dieser Eingriff in das lebende und innervierte Gewebe des Schnabels verursacht akute und zum 9 Teil chronische Schmerzen. Unter Umständen können die Tiere die Nahrung nur noch schaufelnd und nicht mehr pickend zu sich nehmen. Als Nahrung bekommen die Hennen ein energiereiches Futter in Mehlform, das zu rascher Sättigung führt, ohne das Bedürfnis der Legehennen nach der Beschäftigung mit Futter zu befriedigen. Dem Futter werden prophylaktisch Mittel gegen Parasiten zugesetzt. Weitere Impfungen – insgesamt ca. 14 – folgen. Im Alter von 20 bis 22 Wochen werden die Legehennen in das jeweilige Haltungssystem gebracht und beginnen mit der Eiablage. Eierlegen ohne Pause Noch Mitte des 20. Jahrhunderts mussten sich die Menschen in unseren Breiten darauf einstellen, dass ihnen während des Winters keine frischen Eier zur Verfügung standen. In der heutigen Legehennenhaltung kann die Legeperiode mit Beleuchtungsprogrammen künstlich verlängert werden. Unter dem Einfluss von 14 Stunden Licht am Tag wird dem Körper der Legehennen ein nicht enden wollender Sommer vorgegaukelt, und die Legehennen legen das ganze Jahr – ohne die natürliche Pause – Eier. Diese Leistungssteigerung kann der Körper jedoch nicht lange durchhalten. Spätestens nach einem Jahr setzt dann unabhängig vom Licht die Mauser und damit die Legepause ein. In wenigen Fällen wird durch Futter-, Wasser- und Lichtentzug auch eine Zwangsmauser eingeleitet. Sobald die Hennen danach wieder Futter bekommen, beginnt bereits nach 35 Tagen eine zweite Legeperiode mit 10 der gleichen Legeleistung. Viele Hennen überleben diese brutale Prozedur jedoch nicht. Spätestens nach der zweiten Legeperiode sinkt die Legeleistung stark ab, und die Eierproduktion ist nicht mehr „wirtschaftlich“. Die überlebenden Hühner werden nur zum Teil als Suppenhühner verkauft. Da diese ausgemergelten Tiere fast nur noch aus Haut und Knochen bestehen, sind die Nachfrage durch den Verbraucher und der Erlös ohnehin gering. Aus diesem Grund werden ausgediente Legehennen zumeist auf dem Müll „entsorgt“. Herkömmliche Käfighaltung In Deutschland wurden im Jahr 2006 über 36 Millionen Legehennen pro Jahr gehalten, vorwiegend in Großbeständen von mehr als 100.000 Tieren. 70,5 % der Legehennen fristeten ihr Dasein in Käfigen, der Rest in alternativen Haltungssystemen wie der Freiland- und Bodenhaltung. Im Käfig werden vier oder fünf Hennen auf schrägem Drahtgitter zusammengepfercht. Einer Legehenne wird dort weniger als die Fläche einer DIN-A-4-Seite zugestanden. Im Käfig gibt es weder Nester noch Einstreu. Ihr Trockenfutter erhalten die Tiere über automatische Laufbänder, und Wasser wird über automatische Tränken angeboten. Auf den schrägen Drahtgitterböden rollen die frisch gelegten Eier in eine Rinne, die außerhalb des Käfigs angebracht ist, oder auf ein automatisches Laufband, das sie zur vollautomatischen Sortierung transportiert. Der Kot der Tiere fällt durch die Gitterstäbe hindurch auf ein Förderband, das den Kot sammelt und abtransportiert. In der Legebatterie reiht sich Käfig an Käfig – in mehreren Etagen übereinander. Unter diesen Bedin- 11 gungen müssen Hennen bis zum Ende der Legeperiode und damit bis zum Ende ihres Lebens dahinvegetieren. Darunter leiden Legehennen • Die Tiere können nicht an jeder Stelle des Käfigs aufrecht stehen. Sie sind nicht in der Lage, sich zu strecken und mit den Flügeln zu schlagen oder ihr Gefieder zu putzen. • Artgerechtes, gleichzeitiges Ruhen nebeneinander ist nicht möglich, weil zu wenig Platz vorhanden ist und Sitzstangen fehlen. Die Tiere sind gezwungen, über- und untereinander zu schlafen. • Die Käfighaltung führt zu Stress und erhöhter Unruhe unter den Tieren, weil sie aufgrund der räumlichen Enge keine Sozialstruktur ausbilden und einander nicht ausweichen können. 12 • • • • Das Bewegungsverhalten ist erheblich eingeschränkt. Flattern, gehen, laufen oder fliegen sind im Käfig unmöglich. Die Bewegungsarmut führt zu Lähmungserscheinungen, Skelettveränderungen, Knochenschwäche und Stoffwechselerkrankungen wie Fettleber und Anämie. Die Legehennen können nicht sandbaden, da keine Einstreu vorhanden ist. Aufgrund der hohen Motivation zum Sandbaden versuchen die Hennen dennoch, entweder auf dem Drahtboden zu baden oder sich zwischen die Gitterstäbe zu drängen, um im Futtertrog sandzubaden. Beides führt zu erheblichen Gefiederverletzungen. Die arteigene Eiablage ist ihnen verwehrt, weil weder Nest noch Nistmaterial zur Verfügung steht. Bei der vergeblichen Suche nach einem Nestplatz werden die Artgenossen weggedrängt und gestoßen. Flucht- und aggressives Verhalten sind gehäuft zu beobachten. Darüber hinaus leiden die Tiere an Legenot: Weil ein Nest fehlt, halten sie zwanghaft Eier zurück. Scharren und Picken sind auf dem bloßen Drahtboden unmöglich. Weil ihnen geeignetes Substrat fehlt, richten die Tiere ihren Picktrieb auf die Artgenossen. Es kommt zu den Verhaltensstörungen Federpicken und Kannibalismus. 13 Rechtliche Rahmenbedingungen Aufgrund dieser erheblichen Tierschutzprobleme wurden in Deutschland und in der EU die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Haltung der Legehennen verschärft: EU-Vorschriften Am 19. Juni 1999 wurde in der EU eine neue Legehennen-Richtlinie verabschiedet. Damit wird die herkömmliche Käfighaltung verboten, allerdings erst mit Wirkung zum Jahr 2012. Auch werden Käfige dann nicht ersatzlos gestrichen, sondern durch geringfügig größere, ausgestaltete Käfige ersetzt. Die „ausgestalteten Käfige“ sollen mit kleinen Sitzstangen, einem Nest- und Scharrbereich ausgestattet sein. Derzeit sind Systeme für 10 bis 60 Hennen pro Käfig auf dem Markt. Während der Übergangsfrist bis zum Jahr 2012 sind in der EU Käfige zulässig, die nur etwa 100 Quadratzentimeter mehr Platz als bisher pro Legehenne bieten. Das entspricht etwa der Fläche eines Bierdeckels. Was auf den ersten Blick vielleicht nach Verbesserung klingt, erweist sich beim genauen Hinsehen als Mogelpackung: Eine Legehenne ist im Durchschnitt 47,6 Zentimeter lang, 14,5 Zentimeter breit und 38 Zentimeter hoch. Bereits in Ruheposition nimmt eine Henne mehr Raum ein, als ihr selbst im ausgestalteten Käfig zur Verfügung gestellt wird. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen zudem, dass die Tiere aufgrund des Platzmangels die Einrichtungen gar nicht nutzen können. Die vorgesehenen Bereiche zum Scharren und Sandba- 14 den sind in den Käfigen zwangsläufig viel zu klein. Bereits eine einzelne Henne benötigt zum Scharren mehr als 1.000 Quadratzentimeter und damit mehr Platz als ihr im Käfig insgesamt zur Verfügung steht Es versteht sich von selbst, dass Legehennen unter diesen Bedingungen auch nicht ihrem Verhalten entsprechend gemeinsam sandbaden können. Zudem kann aus technischen Gründen im Käfig keine ausreichende Menge Einstreu zum Sandbaden sichergestellt werden. In einigen Käfigtypen wird der Einstreubereich sogar zeitweise mit einem Gitter versperrt, um die Legehennen daran zu hindern, dort ihre Eier zu legen. Wenn der eingestreute Bereich zugänglich sein soll, kann das Gitter auf das Sandbad abgelegt werden. Damit ist artgerechtes Sandbaden von vornherein unmöglich. Im „Nest“, das seinen Namen nicht verdient, weil dies nur ein abgetrennter Bereich im Käfig ist, dessen Gitterboden mit einer Plastikmatte abgedeckt ist, können die Hennen ihrem angeborenen Nestbauverhalten nicht nachkommen. Zu kleine und unattraktive Nester führen wiederum dazu, dass Hennen ihre Eier zwanghaft zurückhalten bzw. nach der Eiablage vorzeitig das Nest verlassen, bevor die Kloake ausreichend zurückgezogen werden konnte. Damit wird Kloakenkannibalismus gefördert. Insgesamt erfüllen die Einrichtungen im Käfig lediglich Alibifunktionen, weil sie arteigene Verhaltensweisen der Legehennen kaum ansatzweise zulassen. 15 Deutsche Vorgaben zur Hennenhaltung Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union mussten die EU-Richtlinie bis zum Jahr 2002 in nationales Recht umsetzen. Den Bestimmungen der Richtlinie zufolge konnten sie jedoch ausdrücklich strengere Regelungen erlassen. Im Jahr 1999 erging ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Legehennenhaltung. In diesem Urteil, das zurückging auf eine vom Deutschen Tierschutzbund unterstützte Normenkontrollklage des Landes Nordrhein-Westfalen, wurde bestätigt, dass die Käfighaltung nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar ist. Das Bundesverfassungsgericht sah es als erwiesen an, dass Legehennen im Käfig nicht einmal ungestört fressen oder ruhen können. Das Gericht stellte zudem klar, das solche Grundbedürfnisse, wie auch das Sandbaden oder Scharren, in einer Haltung zu gewährleisten sind. Unter Berücksichtigung dieses Urteils trat im März 2002 eine Änderung der Regelungen zur Legehennenhaltung in Kraft, mit der die Käfighaltung von 2007 an generell verboten werden sollte. (Erste Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierverordnung). Doch bereits im August 2006 wurde das Käfigverbot durch eine weitere Änderung aufgeweicht (Zweite Verordnung zur Änderung der TierschutzNutztierhaltungsverordnung). Nach gültiger Rechtslage ist es damit erlaubt, bis Ende 2008, mit Antrag auch bis Ende 2009, Legehennen in herkömmlichen Käfigen zu halten. Danach müssen Hennenhalter ihre Haltung auf alternative Haltungssysteme oder 16 die so genannte Kleingruppenhaltung umstellen, die grundsätzlich den ausgestalteten Käfigen nach der EU-Richtlinie entspricht. Per Bundesratsbeschluss wurde gleichzeitig festgelegt, ein Prüfsystem (Tierschutz-TÜV) für serienmäßig hergestellte Haltungssysteme einzuführen, das sicherstellen soll, dass nur noch tiergerechte Haltungssysteme für Legehennen eingesetzt werden. Zudem sollten alternative Haltungssysteme stärker gefördert werden und bis 2009 sollen 50 % der Legehennen in alternativen Haltungssystemen untergebracht werden. Einige Politiker feierten diese Änderung als einen Kompromiss, der sowohl dem Tierschutz als auch der Wirtschaft zugute käme. Zu befürchten ist jedoch, dass der Großteil der Hennenhalter, die Legehennen bis dato in herkömmlichen Käfigen gehalten haben, nur auf die ausgestalteten Käfige umrüstet. Dem Tierschutz ist damit nicht gedient, weil die Grundbedürfnisse der Legehennen in keiner Form von Käfig erfüllt werden können. In allen bislang getesteten Käfigvarianten bestehen dem System innewohnende Tierschutzprobleme, wie sie oben beschrieben sind. Dass damit gegen das Tierschutz- 17 gesetz verstoßen wird, ist auch die Auffassung einiger Bundesländer. Das Land Rheinland-Pfalz hat aus diesem Grund im Juni 2007 eine Normenkontrollklage gegen die Verordnung beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, die Bundesländer Hessen und Bremen befürworten dieses Vorgehen. Darüber hinaus ist fraglich, ob und wann die übrigen Beschlüsse des Bundesrates durchgesetzt werden. Der Deutsche Tierschutzbund fordert nach wie vor ein generelles Käfigverbot für die Legehennen und eine tiergerechte Unterbringung in Boden-, Freiland- oder ökologischer Haltung. Alternative Haltungssysteme – Ökologische Legehennenhaltung (Bio- oder Öko-Eier) Jede Legehenne hat hier, ebenso wie in der Freilandhaltung, Zugang zu einem Auslauf von vier Quadratmetern. Die Gruppengröße ist grundsätzlich auf 3.000 Tiere beschränkt. Im Stall dürfen max. sechs Legehennen pro Quadratmeter gehalten werden. Die Tiere müssen zu 80 % mit Futter aus ökologischem Anbau gefüttert werden. In der ökologischen Hühnerhaltung werden so Tier- und Verbraucherschutzgesichtspunkte miteinander kombiniert. – Freilandhaltung Dies ist die vergleichsweise tiergerechteste landwirtschaftliche Haltung von Legehennen, die der Natur am nächsten kommt und bei der die Tiere aus dem Stall in einen Auslauf mit mindestens vier Quadratmetern pro Legehenne gelangen. Die Hennen können darin ihrem Bedürfnis zu scharren, im Sand zu baden, 18 zu picken und zu laufen am ehesten nachgehen. Der Stall ist wie bei der Bodenhaltung ausgestattet. – Bodenhaltung Grundsätzlich ist dies eine reine Stallhaltung, in der der Boden zu mindestens einem Drittel mit Stroh, Sand oder Torf eingestreut sein muss. Der Rest besteht aus Latten- oder Gitterrosten. Neun Tiere teilen sich einen Quadratmeter Boden. Weil die Tiere nicht ins Freie gelangen können, ist dieses Haltungssystem weniger tiergerecht als die Freilandhaltung. Eine Variante der Bodenhaltung ist die Haltung von Hennen in der Voliere, in der auf mehreren Etagen Sitzstangen, Tränk- und Futtereinrichtungen angebracht sind, so dass die Legehennen frei zwischen den Ebenen wechseln und nahezu den gesamten Stallraum nutzen können. Damit ist auf der Grundfläche eine höhere Besatzdichte von bis zu 19 18 Tieren pro Quadratmeter Bodenfläche möglich. Die Volierenhaltung ist das vorherrschende Haltungssystem in der Schweiz, in der die Käfighaltung bereits seit 1991 verboten ist. Eierkennzeichnung Mindestanforderungen an die Haltungssysteme für Legehennen sind nicht nur in der oben genannten EU-Richtlinie und der EU-Ökoverordnung, sondern auch in der EU-Vermarktungsverordnung festgelegt. Seit dem 1. Januar 2004 müssen Eier bzw. deren Verpackung im Handel verpflichtend nach dem Haltungssystem, dem Herkunftsland und der Verpackungsstelle gekennzeichnet werden. Anders als vorher müssen jetzt auch Käfigeier als solche gekennzeichnet werden. Auf der Verpackung steht nun entweder Eier aus Freilandhaltung, Eier aus Bodenhal- 20 tung oder Eier aus Käfighaltung. Auf den Verpackungen von Eiern aus ausgestalteten Käfigen wie der Kleingruppenhaltung muss ebenfalls „Käfighaltung“ stehen. Die Eier werden mit einem Code gekennzeichnet, z.B. 1 DE-23457-2. Die erste Ziffer steht dabei für das Haltungssystem (Ökologische Erzeugung: 0, Freilandhaltung: 1, Bodenhaltung: 2, Käfighaltung: 3), anschließend folgt der Ländercode, der besagt, woher das Ei stammt (z.B. DE für Deutschland). Auf den Ländercode folgt die Identifizierungsnummer, die den Betrieb codiert, und die letzte Ziffer gibt den Stall an, in dem das Ei gelegt wurde. Auf Wochenmärkten müssen lose Eier seit dem 1. Juli 2005 mit einem solchen Code gekennzeichnet werden. Eiprodukte ohne Kennzeichnung In Deutschland werden nicht alle produzierten Eier als Schaleneier angeboten. Etwa 30% der Eier werden in Nudeln oder Fertigprodukten verarbeitet, 21 ohne dass der Verbraucher darüber aufgeklärt werden muss, aus welchem Haltungssystem die Eier stammen. Damit wird dem Verbraucher die Möglichkeit verwehrt, beim Kauf von Fertigprodukten Tierschutzgesichtspunkte zu berücksichtigen. Der Deutsche Tierschutzbund macht sich deshalb auch für eine verpflichtende Kennzeichnung aller Produkte, in denen Eier verwendet wurden, entsprechend dem Haltungssystem der Hühner stark. Vorbild könnte die Kennzeichnungsvorschrift für Schaleneier sein. Alternative Haltungssysteme in der Diskussion Kritik an alternativen Haltungssystemen Gegner alternativer Haltungssysteme wenden oftmals ein, dass die alternative Haltung die Gesundheit der Legehennen und die Umwelt belaste. So seien Legehennen in alternativen Haltungssystemen einem höheren Kannibalismusrisiko ausgesetzt. Ferner wird behauptet, dass sich die Legehennen durch das Scharren und Picken in Einstreu und im Freiland mit Krankheitserregern infizieren. Im Auslauf bestehe zudem die Gefahr, dass über den Kot Boden und Grundwasser mit Nährstoffen verunreinigt werden. Tiergerechte Haltung – Vorteile für Tier und Mensch Es ist richtig, dass die alternativen Haltungssysteme im Vergleich zur Käfighaltung anspruchsvoller sind. Sie verursachen einen höheren Arbeitsaufwand, Mehrkosten und verlangen mehr Fachwissen. Es ist auch richtig, dass Legehennen in alternativen Haltungssystemen in Kontakt mit gelegentlich auftre- 22 tenden Erregern kommen. Ob diese jedoch zu einer Gefahr für die Gesundheit der Tiere werden, ist eine Frage des Managements und der Tierbetreuung. So entscheiden vor allem die Aufzuchtbedingungen der Küken und die Wahl der Zuchtlinie neben Haltungsaspekten wie Gruppengröße und Besatzdichte darüber, ob es später zu Verhaltensstörungen wie Kannibalismus kommt oder nicht. Wenn Hygieneprobleme und Krankheiten auftreten, sind immer ungünstige Haltungsbedingungen oder eine fehlende Gesundheitskontrolle der Tiere in einzelnen Betrieben die Ursache. Es gibt nicht nur eine Form der Boden- oder Freilandhaltung, sondern die unterschiedlichsten Ausprägungen. Trotzdem oder gerade weil alternative Haltungssysteme so variabel sind, bieten sie wesentliche Vorteile gegenüber der Käfighaltung. Übrigens: Infektionsgefahren für den Menschen, wie zum Beispiel Salmonellenerkrankungen durch Hühnereier werden häufig überschätzt. Eier sind sehr selten befallen und eine Infektion entsteht normalerweise erst durch mangelnde Küchenhygiene oder dann, wenn zubereitete Speisen nicht gekühlt aufbewahrt werden. Die tiergerechte Haltung von Legehennen hat Vorteile für Mensch und Tier: 1. Grundsätzlich gilt, dass die Haltung von Legehennen unter natürlichen Bedingungen die Abwehrkräfte der Tiere steigert: In alternativen Haltungssystemen können die Hennen ihr Bedürfnis nach Bewegung, intensi- 23 ver Futtersuche, Sand- und Sonnenbaden befriedigen, wodurch sich das Wohlbefinden steigert. Klimareize und Tageslicht stärken die Widerstandskräfte der Tiere. Sonnenlicht fördert den Stoffwechsel, die Anzahl roter Blutkörperchen, die Bildung von Vitamin D und regt die Atmung und Drüsentätigkeit an. In der Freilandhaltung entziehen sich Legehennen zudem Stressfaktoren wie zum Beispiel Lärm- und Staubbelastung und atmen frische Luft. 2. Alternative Haltungssysteme sind flexible, optimierbare Systeme, die an jeweilige Bedingungen angepasst und verbessert werden können: Der regelmäßige Wechsel der Einstreu, eine reduzierte Besatzdichte und ein überdachter, eingestreuter Außenklimaraum zwischen Stall und Auslauf verringern das Risiko von Krankheitserregern und Nährstoffeintrag in den Boden. Ein begrünter Auslauf mit Bäumen, Büschen oder Hütten, die Schutz vor Beutegreifern und widriger Witterung gewähren, führt dazu, dass die Hennen auch stallentfernte Bereiche des Auslaufs aufsuchen. Wenn die Gruppengröße zudem begrenzt ist, fördert dies eine gleichmäßige Nutzung des Auslaufes, und der Boden kann sich rascher erholen. Ein weiterer Schutz des Bodens wird durch regelmäßige Pflege der Vegetation erzielt (Mahd, Sähen). So können Nährstoffe von der Vegetation besser aufgenommen werden und gelangen nicht ins Grundwasser. Wichtig ist ebenfalls, Auslaufflächen im Wechsel anzubieten, damit sich die Vegetation und der Boden regenerieren können. 24 Krankheitserreger werden eingedämmt durch Hygienemaßnahmen: Sauberhalten von Fütterungs- und Tränkungsanlagen, Beseitigung vernässter Stellen etc. Wird die Scharrtätigkeit der Legehennen gefördert, z.B. durch Futtergaben in der Einstreu, erhöht sich dort der Sauerstoffgehalt und die mikrobielle Aktivität, wodurch wiederum Keime reduziert werden. Zur Vorbeugung von Krankheiten besteht zudem die Möglichkeit von Schutzimpfungen. 3. Das Verbot der Käfighaltung entspricht den Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher an eine Landwirtschaft, die dem Tierschutz Rechnung trägt: Der Tierschutz hat in der Gesellschaft eine große Bedeutung, die in der Aufnahme des Tierschutzes in der Verfassung zum Ausdruck kommt. Über 90 % der Bevölkerung lehnen die Käfighaltung von Legehennen aus Gründen des Tierschutzes ab, und genauso viele sind auch bereit, mehr für eine tiergerechtere Haltung zu bezahlen. Die Mehrbelastung durch Alternativ-Eier liegt bei nicht mehr als etwa fünf Cent pro Tag für einen Haushalt. Interessant auch die Ergebnisse einer emnidUmfrage aus dem Jahre 2001: Hiernach unterstützen weniger als fünf Prozent der Befragten die Einführung von ausgestalteten Käfigen und mehr als 83 % sprechen sich für das Käfigverbot aus. Seit Jahren steigt die Nachfrage nach Eiern aus tiergerechten Haltungssystemen ste- 25 tig an; zwischen 1995 und 2004 um über 30 %. Die Nachfrage nach Freilandeiern allein stieg von 1996 bis 1999 um mehr als 60 %. Inzwischen haben auch einige Handelsfirmen die Zeichen der Zeit erkannt und bieten keine Käfigeier mehr im Sortiment an. 4. Freilandhaltung und andere tiergerechte Haltungssysteme sind auch die richtige Entscheidung für Tierhalter: Zwar werden in Deutschland immer mehr Legehennen in der Boden- und besonders in der Freilandhaltung gehalten. Da dies jedoch nicht mit der Nachfrage Schritt hält, ist der Bedarf an Eiern aus Freilandhaltung hierzulande nicht gedeckt. Nach wie vor befindet sich der Großteil der deutschen Legehennen in weniger als zehn Betrieben mit Beständen von weit über 100.000 Tieren in industrieller Käfighaltung. Um den Bedarf zu decken, müssen alternative Eier extra aus dem Ausland, vor allem aus den Niederlanden, importiert werden. Es gibt also einen Markt für alternative Eier in Deutschland. Für den Tierhalter ist es zudem ein sichererer Weg, auf alternative Haltungssysteme umzustellen, statt in ein höchst fragwürdiges Haltungssystem wie den ausgestalteten Käfig zu investieren, der von den Verbrauchern nicht akzeptiert wird. Nicht zuletzt entsprechen die Investitionskosten für den Bau von ausgestalteten Käfigen in etwa den Kosten einer Volierenhaltung. Dabei genießt dieses System nicht nur 26 das weitaus bessere Image, sondern ist auch unter ökonomischen Gesichtspunkten durchaus konkurrenzfähig. Sowohl die Umstellung auf alternative Haltungssysteme als auch die Erweiterung dieser Systeme wird im Übrigen durch verschiedene Programme, z.B. das Agrarinvestitionsförderungsprogramm, finanziell gefördert. In Gebieten mit hoher Konzentration von Käfigbatterien mit riesigen Legehennenbeständen, wie im Weser-Ems-Gebiet Niedersachsens, wird die Umstellung sicherlich einzelne Großbetriebe treffen. Wenn es jedoch gelingt, bäuerliche Betriebe zu einem Neueinstieg zu gewinnen, könnten viele Arbeitsplätze – nach Schätzungen mehrere Tausend – geschaffen werden. Was tut der Deutsche Tierschutzbund? Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich sowohl durch politische Lobbyarbeit und durch kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit als auch auf praktischer Ebene für die Legehennen ein. Politische Arbeit Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich dafür ein, dass – die Käfighaltung von Legehennen in Deutschland verboten wird – die Käfighaltung von Legehennen EU-weit verboten wird, – die heimischen Landwirte gegen den Import von billigen Käfigeiern im Rahmen der WTO geschützt werden, 27 – – im angrenzenden Ausland Käfigbatterien erst gar nicht gebaut werden, Nahrungsmittel wie Nudeln und Fertigprodukte mit Eiern verpflichtend nach dem Haltungssystem der Legehennen gekennzeichnet werden. Praktische Arbeit: Legehennen in NEULANDBetrieben Strenge Vorschriften für eine tiergerechte Legehennenhaltung hat der NEULAND-Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung erlassen. Er wurde auf Initiative des Deutschen Tierschutzbundes gegründet. Bei NEULAND müssen Hennen generell Zugang zu einem Auslauf im Freiland haben. Der Auslauf ist mit Bäumen und Sträuchern begrünt, damit die Legehennen vor Raubfeinden sowie Sonne und Regen Schutz finden können. Aus Gründen der Tiergesundheit und des Bodenschutzes muss der Auslauf regelmäßig gewechselt werden. Zwischen Stall und Freiland muss ein Kaltscharrraum den Tieren auch bei schlechtem Wetter ständig zur Verfügung stehen. Ist der Stall als Bodenhaltung ausgerichtet, dürfen bis zu fünf Tiere pro Quadratmeter gehalten werden. Entspricht der Stall einer Volierenhaltung, teilen sich bis zu zehn Tiere einen Quadratmeter Bodenfläche. Damit haben die Legehennen in NEULAND- Betrieben deutlich mehr Bewegungsfreiraum als nach den europäischen Vorschriften. Damit die Tiere eine stabile Sozialstruktur aufbauen können, dürfen in NEULAND-Betrieben nicht mehr als 2000 Legehennen eingestallt werden. Manipulationen am Tier sind bei NEULAND verboten: So 28 darf die Mauser nicht künstlich eingeleitet werden. Ebenso wenig ist es erlaubt, den Tieren die Schnäbel zu kupieren. Zusatzstoffe zur Leistungsförderung und synthetische Futtermittel sind ebenfalls untersagt. Wer mehr über den NEULAND-Verein für tiergerechte, umweltschonende Nutztierhaltung erfahren möchte, kann sich an die Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Tierschutzbundes wenden (Adresse auf der Rückseite). 29 Was können Sie tun? Eier aus alternativen Haltungssystemen sind nur ein paar Cent teurer als Eier aus der tierquälerischen Käfighaltung. Sie sind sicherlich bereit, diesen Mehrpreis zu zahlen, wenn Sie wissen, dass dadurch den Legehennen Leid und Qualen erspart bleiben! – – – – – – 30 Kaufen Sie Eier aus Freiland- oder Bodenhaltung oder Öko- bzw. Bio-Eier oder Eier von NEULAND. Orientieren Sie sich dabei an den verbindlichen Begriffen auf dem Eierkarton bzw. an dem Zahlen-Code für das Haltungssystem auf dem Ei. Kaufen Sie kein Ei aus Quälerei – kein Ei mit 3! Achten Sie auch beim Kauf von Nudeln oder Fertiggerichten mit Eiern darauf, dass diese entsprechend gekennzeichnet sind. Erkundigen Sie sich, wo Sie Eier direkt beim Bauernhof erhalten können. Dort können Sie sich selbst von der Haltung der Legehennen überzeugen. Unterstützen Sie die Forderungen des Deutschen Tierschutzbundes und protestieren Sie gegen die Haltung von Legehennen in Käfigen beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Postanschrift: Postfach 14 02 70, 53107 Bonn, Telefax: 0228/529-4262 oder 01888-529-4262, E-Mail: [email protected]). Protestieren Sie bei EU-Abgeordneten oder direkt bei der EU-Kommission gegen die Käfighaltung. Die Anschrift: Kommission der Europäischen Union, Rue de La Loi 200, 1049 Brüssel, Belgien. Über die aktuellen politischen Entwicklungen können Sie sich unter www.tierschutzbund.de oder bei der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Tierschutzbundes (Baumschulallee 15, 53115 Bonn, Tel. 0228-604960) informieren. 31 Anhang: Rechtsgrundlagen für die Legehennenhaltung – – – – – – 32 Richtlinie 1999/74/EG des Rates vom 19.6. 1999 zur Festlegung von Mindestanforderungen zum Schutz von Legehennen. Verordnung (EG) Nr. 1028/2006 des Rates vom 19. Juni 2006 mit Vermarktungsnormen für Eier. Verordnung (EG) Nr. 557/2007 der Kommission vom 23. Mai 2007 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1028/2006 des Rates mit Vermarktungsnormen für Eier. Bundesverfassungsgericht: Senatsentscheidung, BVerfG, Urteil vom 6.7.1999 – 2 BvF 3/90. Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung – TierSchNutzV) vom 25.10.2001 (BGBI. IS.2759), geändert durch die Erste Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vom 28.2.2002 (BGBI.I S. 1026), geändert durch die Zweite Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vom 22. August 2006, BGBl 2006, Teil I NR 41. Verordnung (EWG) Nr. 209/91 des Rates vom 24.6.1991 über den ökologischen Landbau/ die biologische Landwirtschaft und die entsprechende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel (zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1437/2000 der Kommission vom 30. 6.2000, ABL. EG Nr. L 161 vom 01.7.2000). – NEULAND-Richtlinien für die artgerechte Legehennenhaltung – Verein für artgerechte und umweltschonende Nutztierhaltung e.V. Fotoquellennachweis: Christa Palma Tierschutz Hildesheim u.U. e.V. M. Schmid Reinhard Kindler Titel S. 3 S. 17 S. 18 33 du und das tier – das offizielle Presseorgan des Deutschen Tierschutzbundes Mit unserer Zeitschrift du und das tier informieren wir Bürger, politisch Verantwortliche und Medienvertreter über alle wichtigen Entwicklungen auf dem Gebiet des Tier- und Naturschutzes in Deutschland und Europa. du und das tier erscheint sechsmal jährlich. Mitglieder des Deutschen Tierschutzbundes erhalten die Zeitschrift kostenlos. 34 Der Deutsche Tierschutzbund bietet eine große Anzahl Informationsbroschüren an, unter anderem: • Seit 1881 Kampf für die Wehrlosen (Der Deutsche Tierschutzbund) • Akademie für Tierschutz • Das Deutsche Haustierregister ® • Verbraucher haben die Macht • Tierversuche in der Kosmetik* • Forschung ohne Tierversuche* • Affenversuche • Artgerechte Pferdehaltung • Katzenelend • Welches Tier passt zu mir? • Schweinehaltung • Die Haltung von Aquarienfischen • Die Haltung von Goldhamstern • Die Haltung von Hunden • Die Haltung von Katzen • Die Haltung von Legehennen • Die Haltung von Meerschweinchen • Die Haltung von Wellensittichen und Kanarienvögeln • Die Haltung von Zwergkaninchen • TierschutzHundeverordnung • Gassi gehen – kein Problem • Die Haltung von Ratten • Igelschutz • Winterfütterung der Vögel • Stadttaube und Mensch • Pelztragen – Gewissensfrage • Die Jagd • Tierschutz im Ausland • Wie kann ich Tieren helfen? Ratgeber zur Abfassung eines Testamentes* Wir schicken Ihnen einzelne Broschüren gerne kostenlos zu, wenn Sie uns pro Exemplar einen mit EUR 1,00 (mit * versehene Broschüren EUR 1,45) frankierten Rückumschlag (langes Format) an folgende Adresse senden. Deutscher Tierschutzbund, Baumschulallee 15, 53115 Bonn. Für umfangreichere Bestellungen können Sie unsere Bestellliste anfordern. Ein Anruf genügt: Tel.: 0228-60496-0, Fax: 0228-60496-40. Sie finden die Bestellliste auch im Internet unter: www.tierschutzbund.de oder kontaktieren Sie uns: www.tierschutzbund.de/Kontakt.html. 35 Der Deutsche Tierschutzbund e.V. dient dem Schutz der gesamten Tierwelt. Er setzt sich für die Erhaltung der Natur und damit für den Artenschutz ein. Der Naturschutz ist vom Tierschutz nicht zu trennen. Neben vielen anderen verfolgt der Deutsche Tierschutzbund folgende Ziele und Aufgaben: 1. Pflege und Förderung des Tier- und Naturschutzgedankens. 2. Weiterentwicklung des deutschen und europäischen Tier- und Naturschutzrechtes. 3. Alle Tiere, Haustiere wie freilebende, vor Grausamkeit zu schützen. 4. Haustieren eine gute Pflege und Unterkunft zu ermöglichen. 5. Die kostenlose Registrierung Ihres Tieres im Deutschen Haustierregister®, um es vor Diebstahl zu schützen und zu Ihnen zurückzubringen, falls Ihr Tier gefunden wird. 6. Die tierquälerische Massentierhaltung der sogenannten Nutztiere zu verbieten (keine Käfighaltung von Hennen in Legebatterien, keine Kälbermast in Kistenverschlägen, keine Anbindehaltung von Schweinen). 7. Abschaffung von Tierversuchen. Ersatz von Tierversuchen durch Forschung an schmerzunempfindlicher Materie. 8. Qualvolle Tiertransporte zu Lande, zu Wasser und in der Luft zu verhindern und den Transport von Schlachttieren auf den kürzesten Weg vom Herkunftsort zum Schlachthof zu beschränken. 9. Schlachtung aller Tiere ausnahmslos unter ausreichender Betäubung. 10. Keine Überforderung von Tieren bei Sport und Dressuren. Kein Missbrauch von Tieren bei Schaustellungen. 11. Kampf gegen Vogelmord und Artenvernichtung aller Art. 12. Kampf auch gegen Tiermisshandlungen in anderen Ländern (Stierkampf, Robbenschlagen, Hahnenkämpfe, Hundeschlächterei). 13. Erziehung in Schule, Elternhaus und Kirche zur Humanität allen Geschöpfen gegenüber. 14. Verbreitung des Tierschutzgedankens in Wort, Schrift und Bild. 36 TIERSCHUTZ MIT HERZ UND VERSTAND Bitte helfen Sie uns, den Tieren zu helfen! Fachlich fundierter Tierschutz, wie der Deutsche Tierschutzbund ihn betreibt, kostet viel Geld. Um unsere Arbeit zum Wohl der Tiere fortführen zu können, sind wir und unsere Mitgliedsvereine auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. Nur ein mitgliederstarker Verband findet in der Politik Gehör. Daher: • Helfen Sie uns, aufzuklären. Unterstützen Sie zum Beispiel unsere Kampagnen. Wir informieren Sie gerne darüber, welche zur Zeit aktuell sind. • Werden Sie Mitglied des Deutschen Tierschutzbundes. • Helfen Sie uns bitte auch durch Spenden. • Und: Gewinnen Sie weitere Mitstreiter für den Tierschutz. Informationen und Antragsformulare senden wir Ihnen gerne zu. Rufen Sie uns an. Unsere Anschrift, Telefon-, Faxnummer und das Spendenkonto finden Sie auf der Rückseite dieser Broschüre. Übrigens: Spenden und Mitgliedsbeiträge können Sie von der Steuer absetzen. Wir vermitteln Ihnen gerne auch den Kontakt zu einem Tierschutzverein in Ihrer Nähe. Der Deutsche Tierschutzbund e.V. unterhält zur Erfüllung seiner Aufgaben und Zielsetzungen eine Akademie für Tierschutz. Unterstützen Sie den Tierschutz, indem Sie Mitglied im örtlichen Tierschutzverein und im Deutschen Tierschutzbund werden! Überreicht durch: DEUTSCHER TIERSCHUTZBUND E.V. Baumschulallee 15 53115 Bonn Tel.: 0228-60496-0 · Fax: 0228-60496-40 Deutsches Haustierregister® 24 Stunden-Service-Telefon: 0228-60496-35 oder Hotline 01805-231414 (Euro 0,14 pro Min. aus dem dt. Festnetz) www.deutsches-haustierregister.de Kontakt: www.tierschutzbund.de/kontakt.html Internet: www.tierschutzbund.de Sparkasse KölnBonn BLZ 370 501 98 Konto Nr. 40 444 Spenden sind steuerlich absetzbar – Gemeinnützigkeit anerkannt Verbreitung in vollständiger Originalfassung erwünscht. Nachdruck – auch auszugsweise – ohne Genehmigung des Deutschen Tierschutzbundes nicht gestattet.