Stolbergerin wird im TV zur Giftmischerin

Stolbergerin wird im TV zur Giftmischerin
Schülerin Rebecca Osono schlüpft bei RTL-Serie „Jugendgericht“ in die Rolle einer Mörderin. Erste Erfahrungen in der Schauspielerei.
Von unserer Mitarbeiterin
Heike Eisenmenger
Stolberg. Rebecca Osono ist eine
verurteilte Giftmischerin. Aber
eine sympathische. Schließlich
wollte sie doch nur ihrer besten
Freundin helfen, die von ihrem
Stiefvater missbraucht wurde.
Blöd nur, dass der Verdacht ausgerechnet auf ihre Busenfreundin
fiel und dass in Wahrheit der Vergewaltiger Rebeccas eigener Bruder war.
Solche abstrusen Geschichten
können nur einem Autorenhirn
entspringen. In der Realität ist Rebecca Osono eine ganz „normale“
18-Jährige. Sie besucht die
13. Klasse des Goethe-Gymnasiums, ist Mitglied beim Stolberger
SV Handball und klönt gerne mit
Freunden. Mit Morden hat sie
nichts am Hut.
Die Rolle der verzweifelten
Freundin spielte sie für die RTLDauerserie
„Jugendgericht“.
„Mein erster Gehversuch im
Schauspielmetier.“ Auch wenn der
schauspielerische Anspruch bei
dieser Art von Produktion nicht
sonderlich hoch ist, so ist Rebecca
Osono doch stolz darauf, auf Anhieb die Hauptrolle bekommen zu
haben. Als die Sendung ausgestrahlt wurde, stand das Telefon
der Osonos nicht mehr still.
Angefangen hat alles mit einer
Annonce in einer Zeitung. „Für
ein Casting in Aachen wurden
Leute gesucht. Mehr aus Jux bin
ich mit einer Freundin hingegangen.“ Die Stolbergerin, deren Vater Ghanaer und deren Mutter
Spanierin ist, gefiel der Castingagentur. „Es gibt mehr blonde Typen als Exoten. Deswegen haben
Leute wie ich eh ganz gute Chancen – sofern man sich nicht blöd
anstellt.“
Es dauerte nicht lange, und Rebecca Osono bekam ihre erste Rolle. Jene Rolle beim Jugendgericht.
Das Konzept der Gerichtsshows
im Stil von „Jugendgericht“, Familiengericht“ und „Richterin Barbara Salesch“ – allesamt produziert
von der Kölner Firma „Filmpool“
– ist immer das selbe: Echte Richter entscheiden über fiktive Fälle,
die fast ausschließlich von Laien
gespielt werden. Nur die wenigs-
ten sind professionelle Schauspieler. Rebeccas Richterin hieß Kirsten Erl (Nachfolgerin von Richterin Dr. Ruth Herz, die in über 700
Sendungen 1000 Urteile fällte).
„Innerhalb von vier Stunden war
alles im Kasten. Cuts sieht man
nicht so gerne. Denen ist am liebs-
ten, wenn ohne Unterbrechung
gedreht wird.“ Bei einer Darstellerin habe es allerdings gar nicht
geklappt, sie habe immer wieder
ihren Text vergessen. „Deswegen
sieht man diese Frau auch fast nur
in Großaufnahme. Ihr Auftritt
musste nachträglich noch mal ge-
filmt werden, weil sie immer wieder patzte.“ Und wie ist ihr Fazit?
„Das Ganze hat super Spaß gemacht und ist leicht verdientes
Geld. Die Anfahrtskosten nach
Köln werden übrigens auch übernommen. Außerdem wird man
vom Bahnhof mit dem Auto abgeholt.“
Sechs Monate Sperre
Normalerweise werde man nach
einem Dreh für die kommenden
sechs Monate für jede weitere Produktion gesperrt. „Es wäre ja nicht
gut, wenn man immer wieder die
selben Gesichter sehen würde“, erklärt die 18-Jährige. Dennoch werden Ausnahmen gemacht, je nachdem, welcher Typ gefragt ist. Bei
täglich im Schnitt vier abgedrehten Folgen kann man sich leicht
ausrechnen, dass die Produktionsfirma am laufenden Meter neue
Darsteller sucht. „Exoten wie ich
sind Mangelware, sind deswegen
im Rotationsverfahren häufiger an
der Reihe. Zwischenzeitlich hatte
ich mehrere Angebote, aber wegen
der Schule musste ich leider absagen.“
Eine lustige Anekdote: „Kürzlich sprach mich an der Haltestelle
eine alte Dame an“, erzählt Rebecca Osono. „Ich sei doch die junge
Frau aus dem Fernsehen. Gleich
drauf hat sie mich gefragt, warum
ich denn schon aus der Haft entlassen worden sei. Sie hat den Fall
tatsächlich ernst genommen, hat
geglaubt, dass die ganze Geschichte wahr ist.“
Infos im Netz
Ein Stolberger Gesicht auf den Mattscheiben in ganz Deutschland: Rebecca Osono sammelte bei RTL erste
Erfahrungen als TV-Schauspielerin und hofft jetzt auf weitere Angebote.
Foto: H. Eisenmenger
왘 Das „Jugendgericht“ wird werktags immer um 16 Uhr auf RTL
gesendet.
왘 Infos über Produktion, Castingablauf und Castingtermine
der Firma Filmpool sind im
Internet unter der Adresse
www.filmpool.de zu finden.