Energieeffizienz am Baudenkmal - Richtlinien aus

Transcrição

Energieeffizienz am Baudenkmal - Richtlinien aus
Energieeffizienz am Baudenkmal Richtlinien aus Denkmalschutz-Sicht
Dr.-Ing. Gunnar Grün
2. Europäischer Kongress über die Nutzung, Bewirtschaftung und Erhaltung
historisch bedeutender Gebäude
10. – 11. Oktober 2013
Hofburg Wien
Auf Wissen bauen
© Fraunhofer IBP
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
Projektgruppe Kassel
Institutsteil
Holzkirchen
Institut Stuttgart
Kassel
Nürnberg
Stuttgart
Holzkirchen
© Fraunhofer IBP
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP: Raumklima
Akustik
Baubiologie, Bauchemie, Hygiene
Energiesysteme
Ganzheitliche Bilanzierung
Hygrothermik
Raum klim a
Wärmetechnik
© Fraunhofer IBP
Qualitätvolles Raumklima für
 Nutzung
 Nutzer
Raumklima
Feuchtemanagement
Raumklimasysteme
Dr. Martin Krus
Thomas Kirmayr
Denkmalpflege und
Bauen im Bestand
Simulation
Sebastian Stratbücker
Dr. Britta von Rettberg
Präventive
Konservierung und
Denkmalpflege
Ralf Kilian
© Fraunhofer IBP
Systemintegration
Simone Steiger
Denkmalpflege und Bauen im Bestand
 Fraunhofer-Zentrum für energetische
Altbausanierung und Denkmalpflege
Benediktbeuern
 Denkmalpflege in der Bauphysik
 Methoden und Technologien für den Erhalt
historischer Gebäude
 Konzepte für Baudenkmäler, Bestandsbauten und
historische Stadtquartiere
 Wissenstransfer zwischen Baupraxis, Wissenschaft,
Industrie und Denkmalpflege
© Fraunhofer IBP
Präventive Konservierung und Denkmalpflege
 Raumklimaanalyse und Risikobewertung für Kunst
und Kulturgut
 Ganzheitliche Erfassung von historischen Gebäuden
und Museen
 Nachhaltige Konzepte für historische Gebäude und
Museen, für Archive und Depots
 Materialien und Technologien für die Denkmalpflege
/ Reversibilität
 Dauerhaftigkeit von Restaurierungsmaßnahmen
© Fraunhofer IBP
Energieeffizienz am Baudenkmal –
Richtlinien aus Denkmalschutz-Sicht
© Fraunhofer IBP
Gesellschaftlicher Konsens der „Energiewende“
Ergebnisse einer repräsentativen Befragung (1.227 Befragte)
Verbraucherzentrale Bundesverband, Berlin, 12. August 2013
© Fraunhofer IBP
Vision zur globalen regenerativen Energieversorgung
bis 2050
Primärenergie nach Methode der direkten Energieäquivalente
© Fraunhofer IBP
Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland
© Fraunhofer IBP
Endenergieverbrauch in Deutschland nach
Anwendungsbereichen
© Fraunhofer IBP
Ziele der Bundesregierung in Deutschland
Gebäude:
 Die Bundesregierung hat beschlossen, bis 2050 einen nahezu
klimaneutralen Gebäudebestand zu haben; dafür ist die Verdoppelung der
energetischen Sanierungsrate für Gebäude von derzeit jährlich etwa 1%
auf 2% erforderlich.
 „Bis 2020 wollen wir eine Reduzierung des Wärmebedarfs um 20%
erreichen. Die Erreichung dieses Ziels wird in das Monitoring zum
Sanierungsfahrplan einbezogen.“
 „Für 2050 streben wir eine Minderung des Primärenergiebedarfs in der
Größenordnung von 80% an.“
© Fraunhofer IBP
Wege der Bundesregierung in Deutschland
Gebäude:
Über aus gew ogenes Verhältnis v on Fordern und Fördern
 Neubauten müssen bereits ab 2020 “klimaneutral“ auf der Basis
primärenergetischer Werte sein.
 „Wir werden die Effizienzstandards von Gebäuden in der EnEV
ambitioniert erhöhen, soweit dies im Hinblick auf eine ausgewogene
Gesamtbetrachtung wirtschaftlich vertretbar ist.“
 Das KfW-CO2-Gebäudesanierungsprogramm wird zunächst auf 1,5 Mrd. €
jährlich aufgestockt und verstetigt.
 Ab 2015 wird eine marktbasierte und haushaltsunabhängige Lösung (z. B.
weiße Zertifikate) geprüft.
 Zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten (10% der Aufwendungen als
Sonderausgaben)
 Entwicklung eines Sanierungsfahrplans mit dem Zielniveau einer
Minderung des Primärenergiebedarfs um 80%, beginnend 2012.
© Fraunhofer IBP
Gesetze, Verordnungen, Richtlinien
 EU-Richtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden
 Mitgliedsstaaten müssen entsprechende Vorschriften erlassen
 Energieeins parungs ges etz (EnEG), Novelle 2013 (Bundestag: 15.5.2013)
 ermächtigt die Bundesregierung zum Erlass von Verordnungen, die energetische
Anforderungen an Gebäude und ihre Anlagentechnik stellen
 Energieeins parv erordnung (EnEV), Novelle 2014
= Umsetzung der EU-Richtlinie(n)
= Umsetzung der Energie- und Klimaschutzpolitik der Bundesregierung
 Bewertung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden anhand
Primärenergiebedarf
 Einführung von Energieausweisen im Gebäudebestand
 DIN V 18599 Energetische Bewertung von Gebäuden
= Algorithmen zur energetischen Bilanzierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden
= Regeln für bedarfsorientierte Nachweise (Energieausweise)
© Fraunhofer IBP
EnEG 2013 – Wesentliche Neuerungen
 §2a: Errichtung von Niedrigstenergiegebäuden:
Neubauten ab 2021, Behördenneubauten ab 2019
 §3a: Erfassung Energieverbrauch für Betriebskosten auch für Kühlung,
Regelung der Abrechnungsinformationen
 §5a: Energieausweise müssen in Anzeigen veröffentlicht, teils auch
ausgehängt werden
 §7: Überwachung der Umsetzung durch die Länder
 §7b: Erfassung und Kontrolle von Energieausweisen und von
Inspektionsberichten über Anlagen und Einrichtungen durch die Länder
© Fraunhofer IBP
Entwurf EnEV 2014 – Wesentliche Neuerungen
Ziel: ab dem Jahr 2020 sollen alle Neubauten klimaneutral sein
 Grundpflicht zur Errichtung von Neubauten als Niedrigstenergiegebäude
(Behördengebäude ab 2019, alle übrigen Neubauten ab 2021)
d.h. aktuell konkret:
 Anforderungserhöhung für den Neubau in 2014 und 2016
 Je 12,5% Reduzierung des zul. Jahres -Prim ärenergiebedarfs
 Je 10% Vers chärfung der geforderten Wärm edäm m ung der
Gebäudehülle
 Keine Vers chärfung der Anforderungen im Gebäudebes tand
 Pflicht zur Angabe energetischer Kennwerte in Immobilienanzeigen,
Ausweitung der Aushangpflichten von Energieausweisen
 Einführung eines Stichprobenkontrollsystems (Ländervollzug)
© Fraunhofer IBP
EnEV – Nachrüstpflichten
Nachrüstpflichten im Altbau (§10):
 Erneuerung alter Heizungen
(wenn Einbau vor 1.10.1978)
 Dämmen der zugänglichen Warmwasserleitungen und zugehöriger
Armaturen in unbeheizten Räumen
(bei Übernahme der Immobilie nach dem 1.2.2002 und zwei Jahre nach
Einzug)
 Dämmen der obersten Geschossdecke mit U < 0,24 W/(m²K)
(bis Ende 2011)
© Fraunhofer IBP
Energetische Modernisierung im Bestand
Victoriastadt, Berlin
Greiz, Thüringen
Poppelsdorf, Bonn
Problem : Bes tands bauten m eis t nicht energieeffizient!
© Fraunhofer IBP
EnEV - Ausnahmen
Nicht anzuwenden (§1) auf unter anderem
 Nicht beheizte und nicht gekühlte Gebäude
 Gebäude, die dem Gottesdienst oder anderen religiösen Zwecken
gewidmet sind
 Nicht permanent genutzte Gebäude (weniger als 4 Monate/Jahr)
Abweichungen (§24.1) bei Baudenkmälern oder sonstiger besonders
erhaltenswerter Bausubstanz erlaubt, wenn
 die Substanz oder das Erscheinungsbild beeinträchtigt wird
 Andere Maßnahmen zu einem unverhältnismäßig hohen Aufwand führen
Ausnahmen (§24.2) zulässig, wenn
 Ziele durch andere als die in der EnEV vorgesehenen Maßnahmen im
gleichen Umfang erreicht werden
© Fraunhofer IBP
Energetische Modernisierung im Bestand
Motivation
 Kulturelles Erbe | Baudenkmale bewahren
 Lebensqualität bewahren oder verbessern
 Klimaschutz | Energieeffizienz betreiben
© Fraunhofer IBP
Energetische Modernisierung im Bestand
Wohngebäudebestand vs. Bevölkerung
© Fraunhofer IBP
Energetische Modernisierung im Bestand
Wohngebäudebestand pro Einwohner
Auf jeden 4. bis 5.
Einwohner kommt
ein Wohngebäude
© Fraunhofer IBP
Energetische Modernisierung im Bestand
Randbedingungen
 Rückgang Neubautätigkeit
 Altbauanteil (zahlenmäßig): 77 %
 Altbauanteil (energetisch): 95 %
Baudenkmäler
 ca. 3-5 % der Gebäude in
Deutschland
 Bayern: In der Bayerischen
Denkmalliste sind eingetragen:
 ~120.000 Baudenkmäler
 ~ 900 Ensembles
© Fraunhofer IBP
Energetische Modernisierung im Bestand
 Schrumpfende Bevölkerung
 Steigende Zahl an Wohngebäuden (davon ca. 3-5% Baudenkmäler)
 Weniger Inv es toren für den Erhalt der Baus ubs tanz v erfügbar!
© Fraunhofer IBP
Altbau: Baualtersklassen von Wohnungen in Deutschland
¾ der ca. 17 Mio.
Wohneinheiten
benötigen
energetische
Modernisierung
50%
bis 1918
47%
45%
40%
1919-1948
1949-1978
35%
1979-1990
1991-2000
30%
2001-2004
25%
20%
15%
10%
5%
0%
© Fraunhofer IBP
15%
13%
14%
10%
1%
Quelle: IEMB 2004
Denkmalpflege und Energieeffizienz
Konflikt zw is chen dem Erhalt his toris cher Baus ubs tanz
und energetis cher Modernis ierung  Kom patibilität!
Nicht alle Lös ungen s ind s innv oll !
© Fraunhofer IBP
CC-BY Qole Pejorian
Denkmalpflege und Energieeffizienz
Denkmalgeschützes Gebäude
aus dem 18. Jahrhundert
© Fraunhofer IBP
Quelle: Wikipedia
Quelle: www.enbausa.de
Ziel des Denkmalschutzes ist es, dafür zu sorgen, dass Denkmale dauerhaft
erhalten und nicht verfälscht, beschädigt, beeinträchtigt oder zerstört und
dass Kulturgüter und Naturerbe dauerhaft gesichert werden.
Sanierung mit
Passivhausstandard
Denkmalpflege und Energieeffizienz
Gefühlvolle Einbindung erneuerbarer Energien?
© Fraunhofer IBP
Denkmalpflege und Energieeffizienz
Fenster
Fenstererneuerung auf „russisch“
„Abwrackprämie“ für alte Fenster? –
KfW-Förderprogramm
„Energieeffizient Sanieren“
© Fraunhofer IBP
KfW-Effizienzhaus
© Fraunhofer IBP
KfW-Effizienzhaus
 KfW-Effizienzhaus steht für einen sehr niedrigen Energiebedarf.
 Ausgangspunkt = Vorgaben der Energieeinsparverordnung EnEV,
Referenzgebäude im Neubau wird mit Referenzzahl 100 bezeichnet
 KfW-Effizienzhaus-Standards sind ambitionierter als die Vorgaben der
Energieeinsparverordnung.
 Bestandsgebäude dürfen zur Erfüllung des Ordnungsrechts bei
umfassender Modernisierung einen um 40 % höheren
Jahresprimärenergiebedarf als ein Neubau haben.
 KfW-100: Bestandsgebäude, die die Anforderungen der EnEV an einen
Neubau erfüllen,
 KfW-115: Primärenergiebedarf darf um 15 Prozent höher sein,
 KfW-Denkmal: gesonderte Anforderungen für Baudenkmale und
besonders erhaltenswerter Bausubstanz
© Fraunhofer IBP
KfW-Effizienzhaus
Gem es s en wird die energetische Qualität anhand
 Jahresprimärenergiebedarf und
 Transmissionswärmeverlust.
Energetische Fachplanung und Baubegleitung mit Energieberater
 Einhaltung der technischen Mindestanforderungen wird von
Energieberater bestätigt
 Bestätigung notwendig für Kreditantrag.
 Baubegleitung notwendig für KfW-55 und KfW-40
© Fraunhofer IBP
KfW-Effizienzhaus Denkmal
Baudenkm ale:
 Gebäude, die aufgrund ihrer städtebaulichen, geschichtlichen oder
künstlerischen Bedeutung als Kulturdenkmal eingestuft sind.
 Als Baudenkmal nach Denkmalschutzgesetz der Länder eingetragen.
s ons tige bes onders erhaltens w erten Baus ubs tanz:
 Definition rechtlich unbestimmt.
 Einstufung durch Kommune (Denkmalbehörde, Stadtplanungsamt oder
Bauamt), wenn die Immobilie
 in einem Sanierungs- oder Erhaltungsgebiet steht,
 in den Schutzbereich einer Altstadtsatzung fällt oder
 aus anderen Gründen zur örtlich erhaltenswerten Bausubstanz zählt.
© Fraunhofer IBP
KfW-Effizienzhaus Denkmal
Trans m is s ions w ärm ev erlus t (= Sanierung der Gebäudehülle)
 keine festen Vorgaben
 Nachweis durch Sachverständigen für Baudenkmale, dass alle mit den
gestalterischen Auflagen zum Erhalt der Bausubstanz zu vereinbarenden
Maßnahmen durchgeführt werden
Jahres -Prim ärenergiebedarf
 160 % des errechneten Wertes für das EnEV-Referenzgebäude
 Ausnahmen bei Nachweis durch Sachverständigen für Baudenkmale
 Ertüchtigung der Gebäudehülle nicht ausreichend möglich
 regenerative Energien können nicht / nur eingeschränkt genutzt werden
 Alle technisch möglichen Maßnahmen werden umgesetzt unter
Berücksichtigung von Wirtschaftlichkeit und späterer Nutzung
© Fraunhofer IBP
KfW-Effizienzhaus Denkmal
S achv ers tändiger für Baudenkm ale:
 Nachgewiesene Kompetenzen:
 Energietechnische Kenntnisse
 baukulturelles Fachwissen
 Einbindung zwingend erforderlich (sowohl bei der Sanierung zum KfWEffizienzhaus als auch bei bestimmten Einzelsanierungsmaßnahmen )
 Stellt die für die Beantragung notwendigen Bestätigungen aus
 Führt die energetische Fachplanung und Baubegleitung durch
 Unterstützt Einholung von erforderlichen Genehmigungen
 Unterstützt Abstimmung der energetischen Planung mit den
gestalterischen Anforderungen der zuständigen Behörden
© Fraunhofer IBP
Sachverständige für Baudenkmale
Energieberater für Baudenkm ale und s ons tige bes onders
erhaltens w erte Baus ubs tanz im S inne des § 24 EnEV
 Nachgewiesene Qualifikation durch anerkannte Fortbildung
 Anerkennung durch Koordinierungsstelle Energieberater für
Baudenkmale
 Fortbildung: Erarbeitung eines Leitfadens (1. Auflage: Dezember 2011)
 Aufgaben und Zielsetzung
 Modalitäten
 Anforderungen an Teilnehmer und Anerkennungsverfahren
 Struktur der Ausbildung
 Inhalte und Lernziele in Modulen
© Fraunhofer IBP
Sachverständige für Baudenkmale
Warum spezifische Qualifizierung?
 Energieeffizienz
 Primärenergiebedarf
in kWh
 Transmissionswärmeverlust
in W/m²K
 Denkmalverträglichkeit
in ???
 Substanzerhalt
 Reversibilität
 Erscheinungsbild
 Kontext / Wertigkeit
 Wirtschaftlichkeit
 Kosten
in €
 Amortisation
in a
 Abhängigkeit von Dritten
in ???
 Gemeinschaftseigentum
 Energieversorgung
…
© Fraunhofer IBP
Sachverständige für Baudenkmale
Warum spezifische Qualifizierung?
 Sensibilisierung im Bereich denkmalpflegerischer Fragestellungen
 Kenntnis der besonderen Rahmenbedingungen im Denkmalschutz
 Methodensicherheit in der Denkmalpflege
 Vertiefte Kenntnis und Verständnis über bauphysikalische Kompatibilität
 „Übersetzer“ zwischen Denkmalpflege, baulicher Ausführung und Investor
© Fraunhofer IBP
Fortbildung „Energieberater für Baudenkmale“
Modul
Einheiten
1
Grundkenntnisse zu Denkmalschutz / Denkmalpflege
15
2
Möglichkeiten der Förderung
1
3
Gesetze / Verordnungen / Richtlinien
4
4
Bauphysikalische Bewertung des historischen
Bestandes – bauphysikalische Anamnese
16
5
Konzeption von denkmalverträglichen
bauphysikalischen Maßnahmen
16
6
Ganzheitliche Betrachtungsweise
4
7
Denkmalspezifisches Planungs- und
Instandsetzungskonzept
4
© Fraunhofer IBP
Modul 1: Grundkenntnisse zu Denkmalschutz /
Denkmalpflege
Ziels etzung:
 Vermittlung von Grundsätzen &
Kernanliegen von Denkmalschutz
und -pflege
 Fragestellungen mit Blick auf
Anwendbarkeit und
Übertragbarkeit von Normen und
Richtlinien am Baudenkmal
 Überblick hinsichtlich historischer
Konstruktionen, Baumaterialien
und Techniken, deren Eigenschaften und Anwendung am
Baudenkmal
© Fraunhofer IBP
 Sensibilisierung in Bezug auf
denkmalpflegerische
Fragestellungen und
Herangehensweisen
Inhalte:
1.1 Grundlagen des Denkmalschutzes
1.2 Grundlagen der Denkmalpflege
1.3 Umgang und Methoden der
Instandsetzung
1.4 Denkmalpflegerische
Bestandsanalyse
1.5 Historische Bauweisen und Baustile
Methodische Herangehensweise in der Denkmalpflege
Beispiel
 Anam nes e
 Vorgeschichte des Bauwerks
 Errichtung des Gebäudes, historische Eingriffe und Veränderungen
 Ein- und Umbauten, Sanierungsgeschichte des Gebäudes
 Schadensdokumentation: Bau- und Anlagentechnik
 Zerstörungsfreie Analyse von Bausubstanz, Tragwerk und Baugrund
 zerstörungsarme und zerstörungsintensive Analyse
© Fraunhofer IBP
Methodische Herangehensweise in der Denkmalpflege
Beispiel
 Diagnos e
 Ermittlung von Kennwerten (z.B. Feuchte, Salz)
 Festlegung der Sanierungsmaßnahmen unter Berücksichtigung von
 Notwendigkeit, Angemessenheit
 Substanzschonung
 Reversibilität
 Wirtschaftlichkeit (inkl. Folgekosten)
 Nutzungsansprüchen; Kosten-Nutzen-Analyse
 Kostenschätzung
 Ausarbeitung der Pläne zur Instandsetzung
© Fraunhofer IBP
Methodische Herangehensweise in der Denkmalpflege
Beispiel
 Therapie - Konzepte für
 Gebäudehülle
 Dämmung von Geschossdecke, Dach und Keller
 Außendämmung
 Innendämmung
 Fensterertüchtigung
 Erneuerung und Verbesserung der Anlagentechnik
 Modernisierung der Energieversorgung
 Einsatz von erneuerbaren Energien
 Abgleich von Nutzung und Bedarf, Einfluss des Nutzerverhaltens
© Fraunhofer IBP
Modul 4: Bauphysikalische Bewertung des historischen
Bestandes – bauphysikalische Anamnese
Ziels etzung:
 Erfassung und Bewertung des IST-Zustandes eines Objektes
 Vermittlung von Methoden und Techniken zur Ermittlung bauphysikalisch
relevanter Parameter, deren Bewertungen und Interpretation
 Aufzeigen relevanter und praktikabler Messpraktiken am Baudenkmal,
deren Einsetzbarkeit und Interpretation
 Aufzeigen relevanter bauphysikalischer Zusammenhänge am Baudenkmal
im Hinblick auf die energetische Sanierung
 Kenntnis in Bezug auf Nutzungsanforderungen und deren Auswirkungen
 Vermittlung der Notwendigkeit, historische Gebäude hinsichtlich ihrer
vorliegenden Nutzung und den damit verbundenen Risiken und
Möglichkeiten genau zu bewerten
 Bauphysikalisch vorhandene Schäden erkennen und richtig bewerten
© Fraunhofer IBP
Modul 4: Bauphysikalische Bewertung des historischen
Bestandes – bauphysikalische Anamnese
Inhalte:
4.1 Materialien, Bauteile, Anlagentechnik
4.2 Feuchteschutz
4.3 Luftwechsel
4.4 Bauschäden und Ursachen
4.5 Nutzungsanforderungen und Nutzerverhalten
© Fraunhofer IBP
Isoplethen zur Bewertung von Schimmelpilzbildung
© Fraunhofer IBP
46
Beurteilung von Schimmelpilzwachstum
S ubs tratgruppen
II biologis ch kaum
v erw ertbar (z.B.
m ineralis che Baus toffe)
I biologis ch gut v erw ertbar
(z.B. Tapeten,
Vers chm utzung)
0 optim ales S ubs trat
Grenzw
ert der
(biologis
che DIN
Vollm edien)
4108-3
© Fraunhofer IBP
Beurteilung von Schimmelpilzwachstum
Beis piel: Flachdach
 Standort Holzkirchen; normale Feuchtelast im Innenraum
 Dunkle Dachbahn, Dampfbremse sd = 5m Anfangsfeuchte 60% r.F.
 Mineralwolledämmung und Zellulosefaserdämmung
Monitor 1
© Fraunhofer IBP
Monitor 2
Beurteilung von Schimmelpilzwachstum
Mineralwolle
Isoplethen an
Monitor 1
Isoplethen an
Monitor 2
© Fraunhofer IBP
Zellulosefaser
Beurteilung von Schimmelpilzwachstum
 Schimmelpilzvermeidende Lüftung hängt in komplexer Weise
von Klima, Baukonstruktion und Feuchtelasten ab
 Durch Anwendung von Simulationsprogrammen lassen sich die
Zusammenhänge aufzeigen:
1. Dichtere Fenster nur in Verbindung mit Dämmmaßnahme, sonst
 hohes Schadensrisiko
 Energieverbrauch steigt trotz hochdämmender Fenster
2. Neben Stoßlüftung stets eine ausreichende Grundlüftung nötig
3. Wäschetrocknen im Raum bedeutet höheren Lüftungswärmeverlust als
der Energieverbrauch eines Kondensattrockners
 Bei jeder Energies parm aßnahm e m us s die Feuchtes ituation des
Bauw erks berücks ichtigt w erden!
© Fraunhofer IBP
Beurteilung von Innendämmungen
 Eine Hinterströmung der Innendämmung ist unbedingt zu vermeiden
 vollflächige Verklebung; flexible Dämmstoffe hier vorteilhaft
 Fehlstellen im Regelquerschnitt sind ebenfalls zu vermeiden;
manche Materialien (z.B. Kalziumsilikat) bieten aufgrund deren hohen LIM
eine gewisse Fehlertoleranz
 Problematik der Innendämmung an einbindender Wand bzw. Decke ist
entgegen der Lehrmeinung eher unbedeutend.
 Selbst Fehlstellen in diesem Bereich sind nur wenig kritischer. Grund:
Einbindende Wand/Decke bildet an dieser Stelle eine Wärmebrücke zum
Rauminneren
 Trotzdem kommen Probleme an dieser Stelle vor, aber
nicht durch die Innendämmung begründet, sondern durch Änderung
der Nutzung, des Lüftungsverhaltens (dichte neue Fenster) etc.
© Fraunhofer IBP
Bauprodukte aus Rohrkolben (Typha)
Vorteile von Typha als Baumaterial:
Durch spezielle Blattstruktur
 Schilfpflanze mit hoher natürlicher
mikrobieller Resistenz (keine
Biozide notwendig)
 Schwammähnliches Gewebe mit
geringer Wärmeleitfähigkeit
( ≈ 0.032 W/mK)
 Struktur mit sehr hoher
Druckfestigkeit
 Geringe Entflammbarkeit
 Entwicklung von Baumaterialien
© Fraunhofer IBP
Anwendungsbeispiel:
Fachwerkdämmung Pfeiffergasse, Nürnberg
Vorgehensweise:
 Voroptimierung der bauphysikalischen Eigenschaften
der Typhaplatte
 Entwicklung eines quellfähigen Fugenmörtels
 Auswahl eines geeigneten Deckputzes
 Applikation des neuartigen Dämmstoffes
als Gefach- + Innendämmung
 Aufbau einer Messlinie zur begleitenden Kontrolle
 Monitoring der relevanten bauphysikalischen
Parameter
Keine Feuchteprobleme
U-Wert = 0,35 W/m²K bei einer Wandstärke von 20 cm!
© Fraunhofer IBP
Bauprodukte aus Rohrkolben (Typha)
Vorteile der Magnes it–
gebundenen Ty pha-Platte:
 Hohe Druckfestigkeit niedriger
Wärmeleitfähigkeit
( ≈ 0.052 W/mK)
 Hohe Wärmekapazität
 gute akustische und brandschutztechnische Eigenschaften
 mittlerer Diffusionswiderstand
 Kapillaraktiv
 Gute Bearbeitbarkeit mit üblichen
Werkzeugen
 100 % kompostierbar
 In Denkm alpflege akzeptiert
© Fraunhofer IBP
Aspekte für die Akzeptanz von Lösungen
Vertrauen
Sicherheit
Qualität
Kompatibilität
Verständlichkeit
© Fraunhofer IBP
Ziele von Normen und Richtlinien
© Fraunhofer IBP
(Ö-)Normen …
 s ind ges ichertes Fachw is s en.
 dokum entieren den jew eils aktuellen S tand der Technik und
Wirts chaft. Dazu gehören etwa genormte Qualitäts-, Sicherheits- und
Prüfkriterien.
 s ind die Voraus s etzung für die Lös ung technis cher und
w irts chaftlicher Aufgaben. Ihre Anwendung ist grundsätzlich freiwillig,
aber sinnvoll. In besonderen Fällen kann der Gesetzgeber (Bund oder
Länder) Normen oder Teile von Normen durch ein Gesetz oder eine
Verordnung auch für "verbindlich" erklären.
 bilden die Bas is für geordnete Abläufe.
 sind ein wichtiges Instrument bei der Erschließung neuer Märkte.
 s chaffen S icherheit und geben Vertrauen.
© Fraunhofer IBP
(DIN-)Normen …
 fördern den weltweiten Handel
 dienen der Rationalisierung, der Qualitätssicherung, dem Schutz der
Gesellschaft sowie der Sicherheit und Verständigung.
 Sind strategisches Instrument im Wettbewerb: Vorteile durch Wissens- und
Zeitvorsprung, Senkung von Forschungsrisiken und Entwicklungskosten.
 Reduzieren Transaktionskosten, z. B. im Einkauf und bei Ausschreibungen.
 Tragen zur Deregulierung durch Entlastung von technischen
Detailregelungen bei.
© Fraunhofer IBP
Deutsche Normungsstrategie
"Normung und Standardisierung in Deutschland dienen Wirtschaft und
Gesellschaft zur Stärkung, Gestaltung und Erschließung regionaler und
globaler Märkte."
Dieser Vision dienen die fünf Ziele der Deutschen Normungsstrategie:
Ziel 1: Stellung als eine der führenden Wirtschaftsnationen sichern
Ziel 2: Erfolg von Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen
Ziel 3: staatliche Regelsetzung entlasten
u.a.: Weltweite Angleichung der technischen Regulierung unterstützen
Ziel 4: Technikkonvergenz fördern
u.a.: Gewonnene Erfahrungen in die internationale Normung einbringen
Ziel 5: effiziente Prozesse anbieten
u.a.: Qualitätssicherung intensivieren und Dienstleistung ausbauen
u.a.: Kohärenz des Normenwerks sicherstellen
© Fraunhofer IBP
Individualität
© Nick Falkner (nickfalkner.wordpress.com)
© Fraunhofer IBP
Aktivitäten in der Denkmalpflege
Entwicklung von Methodiken und Vorgehensweisen:
 BDA Richtlinie Energieeffizienz am Baudenkmal
 Leitfaden zur Beurteilung der Denkmalverträglichkeit von Maßnahmen
 Freistaat Sachsen Energetische Sanierung von Baudenkmalen
 Handlungsanleitung und Bewertungsmatrix zur Denkmalverträglichkeit
von Maßnahmen
 VDI 3817 Denkmalwerte Gebäude - Technische Gebäudeausrüstung
 Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte durch TGA
 CEN TC 346 Erhaltung des kulturellen Erbes
 diverse Normen im Bereich der Restaurierung/Konservierung
© Fraunhofer IBP
Richtlinien aus Denkmalschutz-Sicht
Wir dürfen die Latte hoch legen
… aber v or dem Sprung!
© Fraunhofer IBP

Documentos relacionados