Reisebericht von Hans Schürr
Transcrição
Reisebericht von Hans Schürr
Bericht über die Kulturreise des Kaufm. Weiterbildungsvereins Forchheim nach Venetien, mit Besuch von Treviso, Venedig, der Inseln Torcello, Burano und Murano und Padua. Von Montag, den 9. Mai bis Samstag, den 14. Mai 2016. Einführung: Liebe Mitglieder und Freunde des kaufmännischen Weiterbildungsvereins, nachdem wir im letzten Jahr zwei Kurzfahrten nach Baden-Baden und Weilburg / Marburg und eine Mehrtagesfahrt ins Sauerland erleben durften, war es der Wunsch der Mitglieder, wieder einmal ins Ausland zu fahren. Und welches Land hat für uns Deutsche immer noch den höchsten Stellenwert für eine Reise in den Süden? Natürlich das Land mit den vielen Sonnentagen, mit Kultur Architektur, Malerei und der großen Gastlichkeit und noch vieles andere mehr: Italien. Aber bei der Auswahl der Region in Italien beginnt das große Wunschdenken. Denn eine der 20 Regionen ist fast so schön wie die andere. Wir hatten uns für die Region Venetien, mit den Schwerpunkten Treviso mit der Prosecco-Weinstraße, Venedig mit den dazugehörigen Inseln Torcello, Burano, Murano und der Stadt Padua entschieden. Für einige von uns war natürlich Venedig das langersehnte Traumziel. Doch nun zur eigentlichen Fahrt. 1. Tag, Montag, 9. Mai 2016: Anreise nach Lido di Jesolo. Am ersten Tag nach einer kurzen Nacht, hieß es bald aufzustehen, denn die Abfahrtszeit war auf sechs Uhr festgelegt und bis zum Ziel unserer Reise, Lido di Jesolo waren 780 km zurückzulegen. Aber nach einer Mittagspause in Sterzing und weiteren Erholungspausen erreichten wir um 18:30 Uhr ohne größere Probleme unser Hotel „Orient & Pacific“ in Lido di Jesolo. 2. Tag, Dienstag, 10. Mai 2016: Treviso und Prosecco Weinstraße Der zweite Tag führte uns nach Treviso. Diese Stadt kann auf eine uralte Geschichte zurückblicken. Bereits 49 v. Chr., damals unter dem Namen „Tarvisium“, wurden von den Römern Stadtrechte verliehen. Heute ist Treviso eine Provinzhauptstadt mit ca. 85.000 Einwohnern, und mit einem Bischofssitz, der bereits 396 n. Chr. erwähnt wurde. Die Stadt Treviso hat, wie die meisten Städte in Venetien, ein geschlossenes historisches Stadtbild mit interessanten Baudenkmälern aus dem Mittelalter und der Renaissance-Zeit. Sie war vom 12. bis 14. Jh. eine freie Stadt, kam aber dann im Jahr 1389 unter die Herrschaft von Venedig. Bei einer Stadtführung fielen uns die vielen Flussläufe, Kanäle und Wasserräder auf. Von denen soll es in früherer Zeit über 500 gegeben haben. Wir besichtigten die ehemalige Dominikanerkirche, ein großartiger Backsteinbau aus dem 13. bis 14. Jahrhundert. Anschließend den Dom aus dem 12. Jahrhundert, der im 15. und 16. Jahrhundert vollständig erneuert wurde. Auf der „Piazza dei Signori“ hielten wir uns länger auf. Der Platz bildet das Zentrum der Stadt. Dann ging es weiter auf der romantischen Prosecco-Weinstraße. Zunächst bis zur ehemaligen Zisterzienser-Abtei Follina. Sie wurde im 12. Jahrhundert gegründet. Die gotische dreischiffige Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert und besitzt im Hochaltar eine Marienstatue. Deshalb wird das Kloster auch „Santa Maria Sanavalle di Follina“ genannt. Nebenan befindet sich ein spätromanischer Kreuzgang, der als einer der schönsten in Italien gilt. Wenige Kilometer nach Follina kehrten wir in Valdobbiadene, in der Prosecco-Kellerei „Ca Salina“ zu einer Besichtigung und Weinprobe ein. Der Inhaber der modern eingerichteten Wein- und Prosecco Kellerei berichtete in einer ausführlichen Erklärung über die Prosecco-Herstellung. Prosecco war ursprünglich der Name einer alten Rebsorte, die nur im Nordosten Italiens in einem kleinen Anbaugebiet der Provinz Treviso in der Region Venetien wächst. Prosecco gibt es als Schaumwein, Perlwein oder Stillwein. Nach diesem Vortrag schloss sich eine üppige Weinprobe mit Imbiss an. Es gab reichlich zarten Schinken, würzige Salami, Käse und Weißbrot. Nachdem wir bis zu acht Prosecco- und WeinSorten angeboten und verkostet hatten stieg auch die Stimmung innerhalb unserer Gruppe. Leicht beschwingt traten wir unsere Heimreise ins Hotel an. 3. Tag, Mittwoch, 11. Mai 2016: Ausflug nach Venedig Am Mittwoch, den 3. Tag stand der eigentliche Höhepunkt der Fahrt auf dem Programm: Eine Schifffahrt von Punta Sabbione nach Venedig mit Besuch der Lagunenstadt. „Venedig ist die Provinz- und Regionalhauptstadt mit ca. 100.000 Einwohnern, Erzbischofssitz (hier heißt es Patriarchat), Universitätsstadt, Inselstadt in der Lagune, 4 km vom Festland und 2 km vom offenen Meer entfernt. Die Einzigartigkeit der geographischen Lage, die lichtdurchflossene Atmosphäre, die unglaubliche Schönheit der Marmorpaläste und ihre Spiegelungen im Wasser und der Reichtum des künstlerischen Erbes machen aus Venedig ein einzigartiges Kunstwerk an sich und eine der berühmtesten Stätten des internationalen Fremdenverkehrs“. Diese Aussage stammt aus einem Reiseführer von Kümmerly und Frey. Leider hatten wir an diesem Tag nicht das Glück, Venedig an einem Sonnentag zu besuchen, sodass uns einige Aussagen etwas übertrieben vorkommen. Aber viele Besucher können diese Aussagen an Sonnentagen voll bestätigen. Wir hatten zum Glück einen guten Führer, der uns durch die verschlungenen Gassen und zu den teilweise versteckten Plätzen führte. Was uns noch in Erinnerung bleibt, sind die vielen tausend Touristen aus aller Herren Länder, die mit uns ebenfalls in Venedig und vor allem auf dem Markusplatz unterwegs waren. An der Rialtobrücke endete unser geführter Rundgang. Bis zur Rückfahrt mit dem Schiff nach Punta Sabbione hatten wir noch einige Zeit zur freien Verfügung. 4. Tag, Donnerstag, 12. Mai 2016: Besuch der Inseln Torcello, Burano und Murano Am 4. Tag gingen wir unter die Seefahrer, denen aber auf den Lagunen-Inseln Torcello, Burano, und Murano jeweils ein kurzer Rundgang mit Besichtigung erlaubt wurde. Torcello ist eine Insel, die 10 km nordöstlich von Venedig entfernt ist. Aufgrund von Funden im Fußboden einer römischen Villa, geht man davon aus, dass Torcello bereits im 1. Jahrhundert nach Christus besiedelt wurde. Sie war vom 7. - 9. Jahrhundert Bischofssitz und Hauptstadt der Lagune. Im 10. Jahrhundert hatte Torcello 10.000 bis 30.000 Einwohner. Nach dem 12. Jahrhundert war diese Blütezeit vorbei und der Ort sank zur Bedeutungslosigkeit herab. Die Lagune um Torcello versumpfte, die Einwohner verließen die Insel nach Venedig oder Murano und nahmen alles mit was sich als Baustoff verwerten ließ, sodass die Stadt fast komplett abgetragen wurde. Heute leben nur noch 12 Einwohner auf Torcello. Wir machten einen Spaziergang zu den Kirchen „Santa Fosca“ und die byzantinische Kathedrale „Santa Maria Assunta“ (das bedeutet: Maria Himmelfahrt) aus dem 7. Jahrhundert. Die Mosaiken in dieser Kirche sind ihr wertvollster Bestandteil. Die zentrale Madonna stammt wahrscheinlich aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Burano ist eine der größten Inseln in der Lagune von Venedig mit etwa 4.800 Einwohnern und wurde vor allem durch seine ab dem 16. Jahrhundert florierende Spitzenklöppelei bekannt. Das war lange Zeit der Verdienst der Frauen, die Männer lebten von der Fischerei. Typisch für Burano sind die vielen kleinen Fischerhäuser, die mit einer kräftigen Farbe gestrichen werden, die sich aber vom Nachbarhaus dadurch unterscheiden, dass es immer eine andere Farbe sein muss. Murano, mit ca. 6.000 Einwohnern ist vor allem durch seine zahlreichen Glasfabriken und seine geschickten Glasbläser in der ganzen Welt bekannt. Im 13. Jahrhundert wurden alle Glasöfen von Venedig auf diese Insel verlagert. Hintergrund waren Brandschutzgründe und auch das streng gehütete Geheimnis der Glasherstellung. Bei einer Vorführung konnten wir die Kunstfertigkeit der Glasbläser bewundern. 5.Tag, Freitag, 13. Mai 2016: Besuch von Padua Am 5. Tag besichtigten wir noch die Altstadt von Padua. Padua ist eine der ältesten Städte in Italien. Sie wurde etwa 1184 vor Christus von den Trojanern gegründet. Diese Aussage stammt von Homer. Die frühesten Spuren einer venetischen Siedlung stammen jedoch erst aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. Wie vielen anderen Städten in Venetien ging es Padua ebenfalls. Im 12. und 13. Jh. war sie eine freie Stadt. Die 1222 gegründete Universität zog Studenten aus vielen Ländern an und erlebte im 14. Jahrhundert ihre Blütezeit. Doch 1405 fiel die Stadt ebenfalls in die Großmacht Venedig, war aber stets ein treuer Verbündeter. Heute hat sie etwa 210.00 Einwohner und liegt am Rande der Po-Ebene, 30 km westlich von Venedig. Sie ist die Provinz- Universitäts-, Bischofs- und Industriestadt. Wir machten zusammen mit unserer sympathischen Führerin einen Gang durch die Altstadt und überquerten zunächst den „Prato della Valle“, den drittgrößten Innenstadtplatz Europas. Gleich dahinter besuchten wir die Basilika San Antonio, eines der berühmtesten Wallfahrts-Heiligtümer Italiens. Sie wurde zwischen 1232 und der Mitte des 14. Jahrhundert als Grabeskirche für den heiligen Antonius von Padua errichtet. Geboren war Antonius allerdings 1195 in Lissabon, gestorben ist er 1231 in Padua. Was uns in dieser Kirche besonders beeindruckte, war die tiefe Frömmigkeit, die in dieser Kirche bei den Besuchern herrschte. Weitere Sehenswürdigkeiten waren der „Palazzo della Regione“, das heimliche Wahrzeichen Paduas, das Cafe Pedrocchi und die alten Universitäts-Gebäude. 6.Tag: Samstag, 14. Mai 2016. Heimfahrt Heute am letzten Tag hieß es Abschied nehmen von Lido di Jesolo und unserem Hotel „Orient & Pacific“. Die Abfahrtszeit war auf 8:30 Uhr festgelegt und konnte auch pünktlich eingehalten werden. Peter Sauer gab bekannt, dass er für die Heimfahrt die landschaftlich schöne Route durch das Tal „Val Sugana“ vorgesehen habe. Zunächst ging die Fahrt bis Bassano del Grappa. Hier besichtigten wir die mit einem offenen Dachstuhl überdeckte Holzbrücke „Ponte degli Alpini“ , nach dem Entwurf des berühmten Architekten und Baumeisters Andrea Palladio. Die Brücke wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals zerstört, aber immer wieder nach dem Plan von Palladio aufgebaut. Zuletzt im Jahr 1948 von den italienischen Gebirgsjägern, genannt Alpini. Deshalb lautet der heutige Name auch: „Ponte degli Alpini“. Dann ging es weiter durch das Tal Sugana bis Trient und hier direkt auf die Autobahn Richtung Brenner und weiter in Richtung Deutschland und fränkische Heimat. Nach einem Zwischenaufenthalt in Denkendorf zum Abendessen, erreichen wir Forchheim etwa um 21:20 Uhr. Zum Schluss möchte ich mich, auch im Namen der gesamten Fahrtteilnehmern, bei unseren beiden Busfahrern Leni und Peter Sauer, die uns in ihrer bewährten Fahrweise sicher und unfallfrei nach Lido di Jesolo und zurück nach Forchheim gebracht haben, ganz herzlich bedanken. Ein zusätzlicher Dank auch für die Vorbereitung und die Organisation der Reise. Zu guter Letzt ein Dankeschön an die gesamten Fahrtteilnehmer, die sich vorbildlich in die Fahrtgemeinschaft eingefügt haben. Hans Schürr, den 14. Mai 2016 Zusätzliche Informationen zu unserem Besuch der Stadt Treviso: Treviso ist eine Stadt von großer Vielfältigkeit: historisch, auf Grund bedeutender Ereignisse in der Vergangenheit; modern, wegen seiner vielen Treffpunkte für junge Leute; gastfreundlich, wegen des herzlichen Charakters seiner Einwohner; kunstbewusst, wegen seiner Ausstellungen internationalen Rufes und antik, wegen seiner historischen Gebäude. Innerhalb der Stadtmauer aus dem XVI. Jahrhundert befinden sich wertvolle Kunstschätze, begonnen mit der Piazza dei Signori, die das Herz, das soziale und politische Zentrum des Lebens in Treviso seit jeher darstellt. Umgeben von den Kirchen San Nicolò aus dem XIV. Jahrhundert und Beispiel der italienischen Gotik, San Francesco (wo Pietro Alighieri, ein Sohn Dantes und eine Tochter von Petrarca begraben sind), dem Dom mit einem Altarbild von Tiziano, Santa Maria Maggiore und schließlich von Palazzo dei Trecento, auch Palazzo della Ragione genannt (im Mittelalter tagte hier das Gericht) und auf dessen antiken Turm aus dem Jahre 1265 noch heute die Uhr den Rhythmus des Stadtlebens skandiert. Der Dom, im neoklassischen Stil erbaut und dem San Pietro geweiht, beherbergt die Annunciazione von Tiziano und Fresken des Pordenone. Daneben erhebt sich auf einem original romanischen Fundament eine wertvolle Taufkirche aus dem XI.-XII. Jahrhundert mit Fresken von Gentile da Fabriano in einer Altarnische. Das Stadtmuseum Luigi Bailo gliedert sich in drei Abteilungen: die erste ist der Archeologie gewidmet mit aus dem Umfeld stammenden Funden römischer und vorrömischer Zeit; die zweite enthält eine Bildergalerie mit Meisterwerken der venetianischen Malerei, u.a. Werke von Bellini, Lotto, Tiziano und Tiepolo; schließlich die dritte, eine Galerie der modernen Kunst mit Zeugnissen von Ende des XIX. Jahrhunderts bis Mitte des XX. Jahrhunderts. Durch Treviso fließt der Fluss Sile, außergewöhnlich mit seinem frischen und klaren Wasser. Still umschlingt er in einer kristallklaren Umarmung die Stadt. In Treviso ist auch die hohe Kunst der Küche zu Hause: berühmt vor allem für seinen roten radicchio, leicht bitter im Geschmack, hervorragend als Salat oder vom Grill, in Risottos oder in delikaten Aufläufen. In Treviso macht es auch Spaß in Kneipen und Wirtshäuser einzukehren, typische Orte wo man “un’ombra” (ein Glas) mit Prosecco oder Cartizze, leichten Weißweinen aus dem nah gelegenen Weinbergen trinken kann, und ebenso typische Gerichte der lokalen Küche wie Bohnensuppe, Kutteln, Stockfisch und Fleischwurst kosten kann. Leichtigkeit und Sinnlichkeit liegen in der Luft, auf Grund der fröhlichen und herzlichen Art der Einwohner und der erholsamen Ruhe seiner Straßen, die wertvolle Denkmäler beherbergen, Symbole einer glanzvollen Vergangenheit. Umgebung: Sie dürfen nicht versäumen, die traumhaften venetianischen Villen auf der Straße des Terraglio zu besichtigen, eingebettet in der Landschaft zwischen suggestiven Wäldern von jahrhundertealten Bäumen und Kilometern von blühenden, weißen Kallablumen. Die Besitzer freuen sich, Sie empfangen und auf der Entdeckungsreise dieser Schätze begleiten zu dürfen. Informationen der Comune di Treviso und der Trenitalia (Eisenbahn-Unternehmen)