Zarte Pflänzchen - dbb beamtenbund und tarifunion
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Zarte Pflänzchen - dbb beamtenbund und tarifunion
10 dbb magazin Oktober 2007 - 57. Jahrgang Natur und Umwelt: Postvertriebsstück • Deutsche Post AG „Entgelt bezahlt“ Zarte Pflänzchen Seite 4 > Interview: Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Seite 6 > Dienstrecht: Anti-Reformgesetz für Bundesbeamte dbb > aktuell „Genug gespart!“ Der Slogan der gemeinsamen Kampagne von dbb und ver.di will aufrütteln und Bürgern wie Politikern den Wert öffentlicher Dienstleistungen ins Bewusstsein rücken. Es sind aber nicht nur die bundesweit geklebten großflächigen Plakate, die Aufmerksamkeit erregen. Im Internet startete zeitgleich ein interaktives Portal rund um die Belange des öffentlichen Dienstes und den Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger, den seine Beschäftigten jeden > Schwerpunkt in dieser Ausgabe: Natur und Umwelt > > > 10 > > > > > > 12 > > 50.000 Pflegestellen in Krankenhäusern wurden in den letzten Jahren gestrichen. Bei gleichzeitig 1 Million mehr Patienten geht das auf die Knochen! Der Staat zieht sich aus seiner Verantwortung zurück. Privatisierungswahn, drastische Haushaltskürzungen und massiver Stellenabbau in den öffentlichen Diensten treffen alle Bürgerinnen und Bürger: Bildung, Betreuung, Gesundheit, Pflege, Sicherheit, Kultur, Wasser, Müllabfuhr, Nahverkehr... > Unterstützen Sie uns! Senden Sie Ihre Protest-SMS an: 72626 SMS-Text: Genug Gespart, Vorname, Nachname, Wohnort Normale SMS-Gebühr · Keine Weitergabe · Veröffentlichung ohne Telefonnummer auf www.GenugGespart.de ÖFFENTLICHE DIENSTE SIND MEHRWERT Initiative Öffentliche Dienste 14 > > Tag erwirtschaften. Reinschauen und mitmachen lohnt sich also, denn auf www.genug-gespart.de geht es um die Artikulation des Protestes gegen Einsparungen im öffentlichen Raum: marode Kinderspielplätze, kaputte Rolltreppen, fehlendes Krankenhauspersonal, knöcheltiefe Schlaglöcher in den Straßen oder Leistungseinbußen durch Privatisierung. Für seine Steuergelder hat der Bürger mehr verdient als markige Politikerworte. Im Diskussionsforum ist Ihre ganz persönliche Sparerfahrung gefragt: Wo haben Sie das Gefühl, der Staat spare zu viel am falschen Ende? Was haben Sie erlebt? Gleich ob Beschäftigter oder Kunde des öffentlichen Dienstes: Sagen Sie, was Sache ist. Und wenn Sie der Meinung sind „Genug gespart! Öffentliche Dienste sind Mehrwert“, dann unterstützen Sie unsere Initiative: Tragen Sie sich online in die Unterstützerliste ein oder senden Sie eine SMS mit „Genug gespart, Vorname, Nachname, Wohnort“ an 72626. > > > 24 > > > 30 > Impressum: Herausgeber: Bundesleitung des dbb beamtenbund und tarifunion – Friedrichstr. 169/170, 10117 Berlin, (0 30) 40 81-40, Fax (0 30) 40 81-55 98. Internet: www.dbb.de. E-Mail: [email protected] Chefredakteur: Dr. Walter Schmitz (sm); Redaktion: Christine Bonath (cri), Jan Brenner (br). Mitarbeiter dieser Ausgabe: Cornelia Krüger (cok), Alexander Schrader (as), Dagmar Schüler (ds), Oliver Krzywanek. Redaktionsschluss am 10. jeden Monats. Namensbeiträge stellen in jedem Falle nur die Meinung des Verfassers dar. Gestaltung: Marian-Andreas Neugebauer. Fotos: dbb, MEV, Project Photos, www.fotolia.de: Susanne Güttler, Kerstin Meier, Christoph Mayr. Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift für Beamte, Angestellte und Arbeiter erscheint zehnmal im Jahr. Für Mitglieder ist der Verkaufspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Der Abonnementpreis für Nichtmitglieder des dbb beträgt jährlich 29,90 Euro inkl. Porto und Umsatzsteuer. Der Bezugspreis für das Einzelheft 3,50 Euro inkl. Porto und Umsatzsteuer. Bezug durch die Post. Einzelstücke durch den Verlag. Verlag: dbb verlag GmbH, Internet: www.dbbverlag.de, E-Mail: [email protected]. Verlagsort und Bestellanschrift: Friedrichstr. 165, 10117 Berlin, (0 30) 7 26 19 17-0, Telefax (0 30) 7 26 19 17 40, Commerzbank Berlin: Konto 0 733 998, Sparkasse Köln/Bonn: Konto 21 006 903. Versandort: Düsseldorf. Herstellung und Anzeigen: Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Höherweg 278, 40231 Düsseldorf, Internet www.vva.de, E-Mail [email protected]. Anzeigenleitung:Ulrike Niggemann. Anzeigenverkauf:Panagiotis Chrissovergis, (02 11) 73 57-8 41, Anzeigendisposition: Britta Urbanski, (02 11) 73 57-5 63, Fax (02 11) 73 57-5 07, Anzeigentarif Nr. 49 (dbb magazin), gültig ab 1. 10. 2007. Druckauflage: 770 050 Exemplare (IVW 2/2007). Vertrieb: (02 11) 73 57-1 55, Fax (02 11) 73 57-8 91. Anzeigenschluss: 6 Wochen vor Erscheinung. Gedruckt auf Papier aus elementar-chlorfrei gebleichtem Zellstoff. ISSN 0941-8156 > 34 > > > > > 47 > > > aktuell Interview mit Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Dienstrecht: Anti-Reformgesetz für Bundesbeamte Personalpolitik: Gemeinwesen darf nicht verrotten Pendlerpauschale Tarifdemo in Hessen Eingruppierung im TVöD Referentenentwurf zum Pflege-Weiterentwicklungsgesetz Drei Fragen an die Koalitionäre 4 6 8 8 10 11 12 13 fokus Report Bundessortenamt: Demeters Datenschützer Forstreform in Sachsen: Wald in Not ... Fünf Jahre nach dem Elbehochwasser: Lehren gezogen oder Geld versenkt? dbb akademie: Personalentwicklung – ein Dauerthema Die andere Meinung Verwaltungsmodernisierung: Reorganisation in vollem Gang Friedrich-Loeffler-Institut zur Vogelgrippe 14 18 20 22 24 25 28 spezial Transparenzinitiative im EU-Entscheidungsprozess Mitgliederservice Beamtendarlehen: Deutlich weniger Zinsen Senioren Demographie-Kongress: Entwicklungshilfe für den Wandel Jugend Michael Westphal, Vorsitzender der dbb jugend: „Jugendpolitische Kompetenz entfalten“ 30 32 34 38 finale Glosse „Behördennotruf“ ServiceLine 115 Leserbriefe dbb frauen t@cker Mitgliedsgewerkschaften Kulisse 39 40 41 42 42 43 47 > dbb magazin | Oktober 2007 3 editorial Interaktiver Protest dbb > aktuell > dbb magazin Es ist in Deutschland durchaus möglich, dass in der Nähe eines Naturschutzgebietes Versuchsfelder für Genmais liegen. Geraten Sie bei einer solchen Konstellation nicht in Gewissenskonflikte? > Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Wenn Felder für geplante wissenschaftliche Versuche in der Nähe von Naturschutzgebieten liegen, bedarf es einer zusätzlichen sorgfältigen Prüfung durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, um auszuschließen, dass das Schutzziel dieses Naturschutzgebietes durch den Freisetzungsversuch beeinträchtigt wird. Nur wenn dies nach menschlichem Ermessen tatsächlich der Fall ist, kann diese Freisetzung genehmigt werden. Schon wegen dieses erhöhten Verwaltungsaufwands, aber auch, um Befürchtungen und Sorgen in der Bevölkerung gar nicht erst aufkommen zu lassen, halte ich es allerdings Fotos: Eduard N. Fiegel interview 4 Seehofer Horst Seehofer Oberste Priorität für G für besser, wenn bei der Wahl von Freisetzungsflächen auf Standorte in der Nähe von Naturschutzgebieten verzichtet würde. > dbb magazin Brauchen wir die grüne Biotechnologie tatsächlich? Es gibt alternative Möglichkeiten, Erträge zu steigern, zum Beispiel durch Züchtung. > dbb magazin | Oktober 2007 > Seehofer Ich denke, für viele Verbraucher ist ein Nutzen der Agrogentechnik bisher nicht erkennbar, deshalb werden gentechnisch veränderte Lebensmittel von den Konsumenten hierzulande auch mit sehr großer Mehrheit abgelehnt. Ob die Agrogentechnik der einzige Weg ist, um den Anforderungen der Zukunft an die landwirtschaftliche Produktion zu entsprechen, oder ob dies auch wie bisher mit der konventionellen Pflanzenzüchtung, die sich im Übrigen ebenfalls der Werkzeuge der Gentechnik bedient, möglich sein wird, ist umstritten. Angesichts der Herausforderungen der Zukunft sollten wir die Chancen, die die Agrogentechnik möglicherweise eröffnet, nicht ungenutzt lassen. Oberste Priorität muss jedoch auch dabei immer die Sicherheit für die menschliche Gesundheit und für die Umwelt haben. > dbb magazin Vor einem Jahr haben Sie im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Vogelgrippe bemängelt, dass infolge der Föderalismusreform die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern nicht klar definiert ist. Wie ist der Stand heute? > Seehofer In Deutschland liegt die Zuständigkeit für die Durchfüh- dbb > aktuell Kein einzelnes Land sollte sich auf den Standpunkt zurückziehen, die Zuständigkeit für Veterinär- und Lebensmittelkontrollen liege allein bei ihm, wenn mögliche ne- gative Folgen auch andere Länder in Kauf nehmen müssten. Vielmehr sind Bund und Länder gehalten, gemeinsam mit Nachdruck Maßnahmen zur Krisenbewältigung bei Tierseuchen zu entwickeln. Die Erfahrungen, die wir seit der Föderalismusreform in der Tierseuchenbekämpfung sammeln konnten, haben gezeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern gut funktioniert. Sie haben auch gezeigt, dass die Länder die Koordinierungsfunktion des Bundes in der Agrarministerkonferenz, der Verbraucherschutzministerkonferenz, dem Zentralen Krisenstab Tierseuchenbekämpfung und in der Bund-LänderTaskforce Tierseuchen dankbar annehmen. Damit schöpfen wir unterhalb der Verfassungsebene die Möglichkeiten aus, die sich zur Verbesserung der Zusammenarbeit bieten. > dbb magazin Seit dem 1. September ist das Rauchen in allen öffentlichen Einrichtungen des Bundes verboten. Sie haben sich zuversichtlich darüber geäußert, dass die Länder bald nachziehen werden. Wie kommen Sie zu dieser Auffassung? > Seehofer Die Ministerpräsidenten der Länder haben sich auf ihrer Sitzung am 22. März 2007 in Berlin darauf verständigt, in öffentlichen Bereichen und Gaststätten den Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens zu verbessern. Am 1. August sind bereits in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen entsprechende Regelungen in Kraft getreten. In den anderen Ländern sind gesetzliche Regelungen in Vorbereitung. Dies und die positive Reaktion auf das Gesetz des Bundes bestärken mich in meiner Überzeugung, dass es gelingt, schon bald auch in Deutschland einen weitreichenden Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens zu erreichen. ben gekommen. Bilder von großflächig abgestorbenen Waldbeständen, wie wir sie damals zum Beispiel in den Hochlagen des Erzgebirges hatten, kommen heute nicht mehr vor. Dies ist auch ein Erfolg der bisher eingeleiteten Luftreinhaltepolitik: Allein seit 1990 sind die Schwefeldioxidemissionen in Deutschland um rund 90 Prozent zurückgegangen, und auch die Nachbarstaaten haben ihre Emissionen reduziert. Nach wie vor zu hoch sind aber die Stickstoffeinträge in den Wald. Auch die Ozonkonzentrationen in der Luft überschreiten regelmäßig und großflächig die in einer EU-Richtlinie vorgegebenen Zielwerte zum Schutz der Wälder. Auch der Klimawandel schlägt sich im Waldzustand nieder: So ließ die extreme Trockenheit des Sommers 2003 den Anteil der Bäume mit deutlich verlichteten Kronen, der seit Mitte der 90er Jahre mit geringen jährlichen Schwankungen bei 21 bis 23 Prozent gelegen hatte, im Jahr 2004 auf 31 Prozent emporschnellen. Seither esundheit und Umwelt > Info Horst Seehofer, Jahrgang 1949, Diplomverwaltungswirt (FH) ist seit 1980 direkt gewählter Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Ingolstadt. Von 1983 bis 1989 amtierte er als sozialpolitischer Sprecher der Landesgruppe der Christlich Sozialen Union (CSU) und war von 1989 bis 1992 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. Von Mai 1992 bis Oktober 1998 übte Seehofer das Amt des Bundesministers für Gesundheit aus. Von Oktober 1998 bis November 2004 war er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion; seit 1994 ist er stellvertretender Landesvorsitzender der CSU, seit April 2000 Landesvorsitzender der Arbeitnehmer-Union in der Christlich Sozialen Union (CSA). Von April 2005 bis November 2005 war er Landesvorsitzender des Sozialverbandes VdK Bayern. Das Amt des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat Seehofer seit November 2005 inne. > dbb magazin Regelmäßig wird über den Gesundheitszustand des Waldes Buch geführt. Tut sich etwas zum Besseren hin oder stirbt der Wald trotz aller Maßnahmen langsam aber sicher weiter? > Seehofer Entgegen den Befürchtungen in den 80er Jahren ist es nicht zum großflächigen Waldster- hat sich der Wald nur langsam erholt; 2006 lag der Anteil deutlicher Kronenschäden bei 28 Prozent. Angesichts solcher Entwicklungen tun wir gut daran, den Waldzustand weiterhin zu überwachen. Die Daten der Waldzustandserhebung 2007 werden zurzeit an der Bundesforschungsanstalt für Forstund Holzwirtschaft ausgewertet; die Ergebnisse werden im Winter vorliegen. interview rung der Veterinärgesetzgebung, auch soweit diese auf unmittelbar geltendem Gemeinschaftsrecht beruht, nach wie vor bei den Ländern. Der Bund übt in diesem Bereich lediglich die Rechtsaufsicht aus. Es gilt das Prinzip – und darauf wird von Länderseite auch großer Wert gelegt –, dass jeder Kompetenzträger die ihm zugewiesenen Aufgaben selbst erledigen muss. Insofern hat sich die Verfassungsrechtslage bekanntermaßen nicht geändert. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Bund nicht auch politisch in der Verantwortung steht. Denn auch bei Achtung der verfassungsmäßigen Kompetenzordnung ergibt sich regelmäßig die Notwendigkeit der Koordinierung durch den Bund, um eine abgestimmte Krisenbewältigung bei Tierseuchen zu gewährleisten. dbb > aktuell Dienstrecht: Anti-Reformgesetz für Bundesbeamte kompakt 6 Das Gesetz, mit dem Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble die Einkommensund Beschäftigungsbedingungen der Bundesbeamten nach der Föderalismusreform neu regeln will, sei „ein Anti-Reformgesetz“, kritisierte dbb Chef Peter Heesen am 11. September 2007 bei dem Beteiligungsgespräch im Bundesinnenministerium in Berlin. Kein vernünftiger Mensch könne auf die Idee kommen, dies als nachhaltige Reform zu bezeichnen. greifende Reformmaßnahmen für einen modernen, leistungsfähigen öffentlichen Dienst mitzutragen und hierfür bereits im Oktober 2004 einen fertigen Masterplan auf den Tisch gelegt hätten, opfere die Bundesregierung nun die einmalige Chance, sich in Sachen Beamtenrecht an die Spitze der Reformbewegung zu setzen, auf dem Altar großkoalitionären Parteienstreits. „So ist die Bundesregierung in diesem Sektor reformunfähig“, kritisierte Heesen. Während die Gewerkschaften bereit gewesen seien, durch- Beim Beteiligungsgespräch bezeichnete der dbb Chef den > Foto: Marco Urban Auf grundsätzliche Ablehnung des dbb ist der neue Regierungsentwurf des Dienstrechtsneuordnungsgesetzes für die rund 360 000 Bundesbeamten gestoßen. dbb Chef Peter Heesen appellierte an die Koalition, den Gesetzentwurf nachzubessern: „Unsere konstruktiven Vorschläge liegen auf dem Tisch.“ vorgesehenen Erhalt einer einheitlichen Besoldungstabelle und den Einbau der Sonderzuwendungen als „vernünftig“. Andere Kernpunkte seien dem dbb aber in der Form, wie sie der Gesetzentwurf vorsieht, unverständlich. Der Entwurf erfülle nicht die in der Koalitionsvereinbarung getroffenen Aussagen zu den Reformzielen. Von neuen Ansätzen in der Leistungsbezahlung, die für die Motivation der Beschäftigten und die Nachwuchsgewinnung so dringend benötigt werden und die im Tarifbereich bundesweit längst installiert ist, wolle die Regierung nun überhaupt nichts mehr wissen, genauso wenig wie von der Förderung der Mobilität zwischen öffentlichem Dienst und Privatwirtschaft durch ein Konzept zur Mitnahme von Versorgungsansprüchen. Mit der vorgesehenen Absenkung der Eingangsbesoldung und der Verlängerung der Lebensarbeitszeit sei das geplante Gesetz nichts als ein weiteres Sparpaket ohne Perspektiven für die Beschäftigten. Der dbb lehnt das Dienstrechtsneuordnungsgesetz in dieser Form ab. „Wir wollen Perspektiven für die Beschäftigten, den öffentlichen Dienst und die Bürger. Davon ist die Bundesregierung mit diesem Gesetzentwurf meilenweit entfernt.“ Info Einheitliche Besoldung Der dbb will auch künftig eine gemeinsame, einheitliche Besoldung für Soldaten und Beamte der Bundeswehr. „Wir halten am Prinzip der einheitlichen Tabelle fest“, sagte der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Heinz Ossenkamp am 13. September 2007 in Berlin bei einer gemeinsamen Anhörung der Arbeitsgruppe Verteidigung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und der Arbeitsgruppe Sicherheitsfragen der SPD-Bundestagsfraktion zum Thema „Spezifische Besoldungsordnung für Soldaten“. Die einheitliche Tabelle stelle sicher, dass vergleichbare Ämter aufgrund gleicher Vorgaben auch zu vergleichbaren Grundgehältern führen. Ossenkamp verwies auf die „drastischen zusätzlichen Belastungen“, denen die Bundeswehr, aber auch Bundespolizei und Zoll ausgesetzt seien, etwa durch die Erweiterung ihres Einsatzauftrages und Einsatzgebietes. Um diese Herausforderungen zu meistern, seien Reformen am öffentlichen Dienstrecht unverzichtbar. > dbb magazin | Oktober 2007 Die Gesundheitsreform, die überwiegend zum 1. April 2007 in Kraft getreten ist, brachte zahlreiche Veränderungen nicht nur für die Versicherten der gesetzlichen wie der privaten Krankenversicherung, sondern auch für die Leistungserbringer mit sich. Der dbb steht als Interessenvertretung seiner Mitglieder in beiden Systemen nicht nur im Dialog mit deren Vertretern, sondern auch mit Repräsentanten der Gesundheitsberufe. Nach Gesprächen mit der Bundesärztekammer, den Kardiologen und den Heilpraktikern fand am 29. August 2007 ein Gedankenaustausch mit dem Freien Verband Deutscher Zahnärzte im dbb forum zu Berlin statt. Mit dem FVDZ-Bundesvorsitzenden Dr. Karl-Heinz Sundmacher und seinem Stellvertreter Dr. K. Ulrich Rubehn diskutierte der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt die Auswirkungen des neuen Basistarifs und des Standardtarifs in der Übergangsphase sowie die Neuordnung des Gebührenrechts, die zurzeit ansteht. Trotz von der Ausgangslage her unterschiedlichen Interessenlage fanden beide Seiten zahlreiche Übereinstimmungen in der Bewertung der Reform wie der nun erforderlichen Konsequenzen und vereinbarten, sich über jeweilige Aktivitäten im politischen Raum weiter gegenseitig zu unterrichten. dbb > aktuell Personalpolitik: Gemeinwesen darf nicht verrotten Der dbb sieht die Funktionsfähigkeit des öffentlichen Dienstes gefährdet, wenn der seit 1993 anhaltende Stellenabbau von 1,5 Prozent jährlich beim Bund nicht gestoppt wird. dbb Chef Peter Heesen verwies in einem Gespräch mit der „Westfälischen Rundschau“ (Ausgabe vom 18. September 2007) auf die verheerenden Waldbrände in Griechenland: „Dort musste man an allen Ecken und Enden einen hilflosen Staat entdecken.“ Das werde in Deutschland nicht gewünscht. „Wir sind hier besser, sowohl bei der Technik als auch beim Personal. In Griechenland gibt es auf 1 000 Bewohner 1,8 ,Schlanker Staat‘. Sie ist nicht gut.“ Selbst in den Ministerien werde die Frage der Funktionsfähigkeit gestellt. Hinzu komme die Überalterung des öffentlichen Dienstes. „An Nachwuchs ist schwer heranzukommen, weil die Bedingungen nicht mehr attraktiv sind“, gab Heesen zu bedenken. Im Zuge der Modernisierung wichtig sei vor allem ein stärkerer Einstieg in die Leistungsbezahlung. Auch das Laufbahnsystem sei veraltet. „Wir müssten eigentlich eine Experimentierklausel aufnehmen, um moderne Laufbahn-Varianten testen zu können.“ Dies lehne die Bundesregierung aber ab. Pendlerpauschale: Gesetzgebung korrigieren Der Bundesfinanzhof hat erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Kürzung der Pendlerpauschale angemeldet. Deshalb hat der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und Chef der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG), Dieter Ondracek, eine Korrektur der zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Gesetzgebung angemahnt. In Schreiben an die finanzpolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und SPD, Otto Bernhardt und JörgOtto Spiller, forderte Ondracek am 11. September 2007 die Fraktionen dazu auf, „für die Wiedereinführung der Abziehbarkeit der Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte ab dem ersten Kilometer initiativ zu werden“. > dbb magazin | Oktober 2007 Foto: Eduard N. Fiegel kompakt 8 Feuerwehrleute. In Deutschland sind das einschließlich der Freiwilligen Feuerwehr 13 Helfer. Aber in anderen Bereichen funktioniert das auch schon bei uns nicht mehr. Zum Beispiel bei der Lebensmittelkontrolle“, fügte Heesen hinzu. „Auf 1 000 fleischverarbeitende Betriebe kommt gerade mal ein Kontrolleur.“ Auch das Luftfahrtbundesamt sei aufgrund von Personalmangel nicht mehr in der Lage, schnell auf die Beschwerden von Passagieren über inakzeptable Beförderungsbedingungen zu reagieren. „An diesen Stellen ist unser Gemeinwesen schon dabei, richtig zu verrotten. Es ist das Ergebnis einer schleichenden Entwicklung unter dem Motto > Dieter Ondracek, Bundesvorsitzender der DSTG und stellvertretender dbb Bundesvorsitzender. In einem Brief an Bundesfinanzminister Peer Steinbrück erinnerte Ondracek am 6. September 2007 daran, dass die DSTG schon während des Gesetzgebungsverfahrens verfassungsrechtliche Bedenken an der Regelung geäußert und auf die damit verbundenen neuerlichen Belastungen für die Steuerverwaltung verwiesen hatte. Diese prognostizierte Entwicklung sei nun eingetreten, schreibt der dbb Vize. Die Zahl der Fälle im Lohnsteuerermäßigungsverfahren sei noch überschaubar, aber bereits jetzt werde erkennbar, dass im kommenden Jahr, in dem diese Problematik in der Veranlagung relevant wird, kein Bescheid mehr unangefochten bleiben wird. Eine neue Flut von Massenrechtsbehelfen werde die Finanzämter überschwemmen. Dem Deutschlandfunk sagte Ondracek am 10. September Da bereits Fachkräfte fehlen, müsse der öffentliche Dienst und auch das Berufsbeamtentum für andere Branchen geöffnet werden. Heesen weiter: „Die starren Höchstaltersgrenzen für die Verbeamtung müssen fallen, die jeweiligen Versorgungsansprüche müssen mitgenommen werden können. Wer den Wechsel macht, erhält dann am Ende Altersbezüge aus unterschiedlichen Kassen. Na und? Wo ist das Problem? Die Gewerkschaften in Deutschland – das ist mit ver.di abgestimmt – sind der Meinung, wir brauchen solche Reformschritte. Aber die Bundesregierung schaltet auf stur, weil sie scheinbar nicht die Kraft hat, sie umzusetzen.“ 2007, Erstattung für den Arbeitsweg sei keine Subvention. „Das ist ein notwendiger Aufwand, um dem Erwerb nachgehen zu können. Und das sind nach unserer Definition zwingende Werbungskosten.“ Pendlern riet Ondracek, noch abzuwarten, bis die Steuerveranlagung 2007 im Jahr 2008 fällig ist und dann den Bescheid – wenn er nicht amtlich offengehalten wird durch einen Vorläufigkeitsvermerk – anzufechten, damit er offenbleibt. > Seniorenpolitik Eine Delegation des dbb hat unter der Führung des stellvertretenden Bundesvorsitzenden Heinz Ossenkamp mit dem Leiter der Abteilung „Ältere Menschen“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Dieter Hackler, im Rahmen eines Meinungsaustauschs aktuelle Themen der Seniorenpolitik diskutiert. dbb > aktuell Tarifdemo in Hessen: „Rote Laterne? Nein danke Herr Koch!“ Am 25. September 2007 machten rund 1 000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes auf den Straßen von Wiesbaden und in der Nähe des Hessischen Landtages ihrem Unmut über den Regierungsstil von Ministerpräsident Roland Koch Luft. Unter dem Motto „Rote Laterne – nein danke Herr Koch!“ kritisierten die Demonstranten, dass Hessen seine Beschäftigten zum Schlusslicht unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes in Deutschland degradiert. Seit dem 1. November 2006 gilt in 14 von 16 Bundesländern der Tarifvertrag für die Länder (TV-L), in dem für das Jahr 2008 eine lineare Einkommenserhöhung von faktisch drei Prozent vorgesehen ist. Demgegenüber plant Roland Koch, seinen Beschäftigten zu diesem Zeitpunkt per Gesetz und mit Blick auf die Landtagswahl 2,4 Prozent mehr Entgelt zukommen zu lassen. Koch holt damit nur etwas nach, was in anderen Ländern bereits in höherem Umfang geleistet und tariflich abgesichert worden ist. Auf Einmalzahlungen in der Höhe, wie es sie in anderen Ländern gegeben hat und gibt, verzichtet Koch allerdings. tarifpolitik 10 > Tarifwüste verhindern Mit dem symbolischen Schlusslicht – einer roten Laterne – zog der Demonstrationszug vom Bahnhof Wiesbaden zum Innenministerium. Den hessischen Verhandlungsführer für den TV-L, Innenminister Volker Bouffier, begrüßten sie mit einem Pfeifkonzert und machten klar: Das Diktat einer Tarifpolitik per Gesetz akzeptieren die Mitglieder der dbb tarifunion nicht. Auf der Schlusskundgebung auf dem Dern’schen Gelände vor dem neuen Rathaus prangerte der erste Vorsitzende der dbb tarifunion Frank Stöhr den Ver- > Frank Stöhr streitet für ein modernes Tarifrecht in Hessen. such der Landesregierung an, verschiedene Berufsgruppen innerhalb des öffentlichen Dienstes gegeneinander auszuspielen: „Koch versucht mit aller Macht, die Säulen der Tarifautonomie, der Tarifpartnerschaft und des Tarifkompromisses einzureißen“, so Frank Stöhr. „Er schafft dadurch, entgegen der propagierten ,Tariflandschaft‘, eher eine Tarifwüste!“ Fotos: bildschön Die Tarifunion sei offen für hessenspezifische Regelungen. „Aber diese Besonderheiten dürfen nicht darin bestehen, dass man einen ohnehin schon stark belasteten öffentlichen Dienst weiter ausbluten und seine Beschäftigten im allgemeinen Ländervergleich weiter hinten anstehen lässt.“ Bisher hätten Bouffier und Koch keine echten hessenspezifischen Besonderheiten aufgezeigt, sondern einfach nur massive Sparforderungen gestellt, unterstrich Stöhr. > > Der Bundesvorsitzende des VDStra Siegfried Damm (links) und dbb tarif-Chef Frank Stöhr führten die Demonstration an. > dbb magazin | Oktober 2007 Almosenpolitik Als Almosenpolitik bezeichnete Siegfried Damm, stellvertretender Vorsitzender der dbb tarifu- nion und Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Straßenwärter (VDStra), die geplante Anhebung der Tariflöhne per Gesetz. Damm forderte von Bouffier, den TV-L auf die Beschäftigten in Hessen anzuwenden, um ihre Leistungen mit einem modernen, zukunftsfähigen Tarifrecht anzuerkennen. „Die Kolleginnen und Kollegen haben Verhandlungen statt Verordnungen verdient“, sagte Damm. „Es besteht auf lange Sicht die Befürchtung, dass die hessische Landesregierung versucht, Regelungen für ihr Tarifpersonal grundsätzlich per Gesetz und nicht per Tarifvertrag festzuschreiben. Das würde den Interessen der Beschäftigten und den Mitgestaltungsspielraum ihrer Gewerkschaften zutiefst zuwiderlaufen und käme einer Beschäftigungspolitik nach Gutsherrenart gleich!“ Heute erlaube sich die hessische Landesregierung, 0,5 Prozent Entgelt sowie Einmalzahlungen gegenüber dem TV-L und anderen Bundesländern einzubehalten, morgen denke sie vielleicht daran, die Arbeitszeit per Gesetz für alle Tarifbeschäftigten zu verlängern. „So ist sie bei Neueinstellungen und Höhergruppierungen seit Austritt aus der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) bereits verfahren“, stellte Damm fest. „Es kann nicht sein, dass man in Wiesbaden die Schlusslichter der Tarifpolitik sieht, während auf der anderen Mainseite in Mainz die Frontscheinwerfer des modernen Tarifs mit dem TV-L aufblinken!“ Die hessische Landesregierung könne die Demonstration getrost als erstes Zeichen der Streikbereitschaft werten für den Fall, dass sie nicht einlenke. ds dbb > aktuell Eingruppierung im TVöD: Verhandlungen aufgenommen Die Verhandlungen zur Eingruppierung im Rahmen des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD) zwischen der dbb tarifunion und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) sowie dem Bund haben am 24. und 25. September 2007 in Fulda begonnen. „Ohne Eingruppierung ist der TVöD kein Neubau, sondern noch immer eine Baustelle“, stellte Willi Russ, 2. Vorsitzender der dbb tarifunion, in seinem Eingangsstatement fest. Er forderte die Arbeitgeber auf, das gemeinsame Haus des TVöD in zügigen Verhandlungen zu Ende zu bauen: „Das Vertrauen der Arbeitnehmer in das neue Tarifrecht ist ein hohes Gut.“ Es gehe darum, ein zukunftsfähiges, transparentes und tätigkeitsbezogenes Eingruppierungssystem zu schaffen. Keinesfalls dürfe es zu Rückgruppierungen und Einkommensverlusten kommen. Die Tarifpartner waren beim Abschluss des TVöD davon ausgegangen, eine neue Entgeltordnung bis Ende 2007 auszuhandeln. Das lange Ruhen der Verhandlungen hat jetzt allerdings Auswirkungen auf das Übergangsrecht, denn einige Fristen im Übergangs- und Besitzstandsrecht des TVÜ sind unter der Prämisse tarifiert worden, dass die neue Entgeltordnung bis zu deren Auslaufen endverhandelt ist. Die dbb tarifunion fordert daher, die Besitzstandsregelungen des TVÜ unverzüglich zu überarbeiten. „Die Ar- > beitgeberseite darf aus der Verhandlungspause kein Kapital schlagen“, betonte Russ. Die Arbeitgeber haben entsprechende Verhandlungen zum Auftakt abgelehnt und die Eingruppierungsverhandlungen mit dem Thema Arbeitszeit verquickt: Ein Abschluss bei der Entgeltordnung sei nur realisierbar, wenn zugleich die Arbeitszeitfrage geklärt sei, sagte VKAHauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann dazu. Die tarifunion sieht darin eine sachfremde Vermengung komplexer Sachthemen und übergab den Arbeitgebern ein Positionspapier, in dem sie unter anderem fordert, dass das neue Eingruppierungssystem justitiabel, diskriminierungsfrei und für alle Qualifikationsstufen durchlässig sein muss. „Die Tarifpartner müssen noch vor Eröffnung der Einkommensrunde 2008 die Grundlagen zur Schaffung einer neuen Entgeltordnung absprechen“, sagte Russ. Die handwerklich komplexe Eingruppierung sei ungeeignet, um in die tarifpolitische Auseinandersetzung des Jahres 2008 hineingezogen zu werden. Mehr dazu: www.tarifunion.dbb.de. Verhandelten in Fulda (von links): Dr. Franz-Eugen Volz (BMF), Knut Bredendiek (BMI), Manfred Hoffmann, Artur Grzesiek (beide VKA) sowie Siglinde Hasse und Willi Russ (beide dbb tarifunion). dbb > aktuell Referentenentwurf zum Pflege-Weiterentwicklungsgesetz: 12 Die Pflegeversicherung wird sich in den nächsten Jahrzehnten aufgrund des demographischen Wandels erheblichen Herausforderungen stellen müssen. Auch vor diesem Hintergrund soll mit dem jetzt veröffentlichten Referentenentwurf des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes (PfWG) die seit 1995 weitestgehend unveränderte Pflegeversicherung reformiert werden. Der Entwurf setzt einen Großteil der Forderungen des dbb um, die bereits im Mai 2007 vom Bundeshauptvorstand aufgestellt worden sind. sozialpolitik Perspektiven für die Pflege Die anstehende Reform der sozialen Pflegeversicherung war auch Thema eines Gespräches, das die stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden Heinz Ossenkamp und Klaus Dauderstädt am 11. September 2007 mit dem pflegepolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Willi Zylajew geführt haben. Es bestand Einigkeit über die Notwendigkeit einer Reform, der seit ihrer Einführung im Jahr 1995 im Wesentlichen unveränderten Pflegeversicherung, sowie über die von der Koalition verfolgten Ziele der Stärkung der ambulanten Versorgung, der Leistungsverbesserung und des Ausbaus der Qualitätssicherung. Die vorgesehene Erhöhung des Beitrages von 1,70 auf 1,95 Prozent hält der dbb für nachvollziehbar. Allerdings würden die Rentner mit der Anhebung voll belastet, während sie von der Absenkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung nicht profitieren. Dies gelte entsprechend für Beamte, wenn die private Pflegeversicherung ihre Prämien anpasst. Außerdem werde die Pflegeversicherung mit der Beitragserhöhung nur mittelfristig auf eine sichere finanzielle Grundlage gestellt; den Auswirkungen des demographischen Wandels werde nicht wirksam begegnet, so das Fazit des Gedankenaustausches. krz > > Die stellvertretenden Bundesvorsitzenden Klaus Dauderstädt (links) und Heinz Ossenkamp im Gespräch mit dem pflegepolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Willi Zylajew (Mitte). > dbb magazin | Oktober 2007 Info Der dbb hat seine Positionen zur anstehenden Reform der sozialen Pflegeversicherung bei der Erörterung des Referentenentwurfs am 24. September im Bundesministerium für Gesundheit in Bonn nochmals verdeutlicht. Dabei fand auch eine Stellungnahme der CESI, der europäischen Dachgewerkschaft des dbb, Berücksichtigung, die sich mit den Problemen grenzüberschreitender Gesundheitsdienstleistungen beschäftigt. dbb > aktuell So unstreitig die Notwendigkeit zur Reform der Pflegeversicherung von den Regierungsparteien CDU/CSU und SPD auch gesehen wird: Den Weg, wie die Pflegeversicherung besser, sozialer und leistungsfähiger gemacht werden könne, beschreiben beide Parteien anders. Das dbb magazin hat den Pflegepolitikexperten Hilde Mattheis (SPD) und Willi Zylajew (CDU) drei Fragen zur Reform der Pflegeversicherung gestellt. > dbb magazin Wie kann die Pflegeversicherung langfristig auf eine finanziell solide Grundlage gestellt werden? > Hilde Mattheis Unser langfristiges Konzept ist das Konzept der Bürgerversicherung. Damit wäre die fi- > Hilde Mattheis (SPD) nanzielle Absicherung gewährleistet. Bürgerversicherung heißt: Alle zahlen für alle ein und alle Einkommen werden zur Beitragsbemessung herangezogen. Von dieser Solidarität der Starken mit den Schwachen in unserer Gesellschaft würden alle Pflegebedürftigen profitieren. > Willi Zylajew Mit der geplanten Anhebung der Pflegebeiträge um ein mageres Viertelprozent können die Leistungen der Pflegeversicherung bis zum Jahr 2014 abgedeckt werden. Ich persönlich halte diese mittelfristige Lösung nur für einen Teilerfolg. Der vorgesehene Aufbau eines Kapitalstocks kann mit dieser relativ geringen Beitragserhöhung nicht erfolgen. Damit steht fest, dass die Pflegeversicherung spätestens in 20 Jahren kaum bezahlbar sein wird, genau dann, wenn die geburtenstarken Jahrgänge ab 1948 auf sie angewiesen sind. Jetzt wäre noch Zeit zum Aufbau einer Kapitalreserve. Ziel muss sein, den auf uns zukommenden Lastenberg ab 2027 zu untertunneln. Anscheinend hat beim Koalitionspartner SPD ein nachhaltiges Finanzierungskonzept für die Pflege keine Priorität, weshalb Bemühungen in diese Richtung vorerst gescheitert sind. Der demographische Wandel stellt in der Tat eine Herausforderung an die Pflegeversicherung dar. > dbb magazin Die Rentnerinnen und Rentner haben seit 2004 den vollen Beitrag zur Pflegeversicherung allein – ohne Zuschuss – zu tragen und werden durch die Erhöhung der Beiträge zur Pflege weiter belastet. Ist hier eine Kompensation zu > Hilde Mattheis Es ist richtig, dass die Rentnerinnen und Rentner den vollen Beitragssatz zahlen und von der Senkung der Arbeitslosenversicherung nicht profitierten. Die derzeitige Generation der Rentnerinnen und Rentner haben in die Pflegekasse, die erst seit 1995 existiert, nicht in dem Umfang eingezahlt, wie es die derzeitige Generation der Erwerbstätigen tut. Pflegebedürftigkeit tritt zum überwiegenden Teil im Rentenalter ein. Diese beiden Punkte rechtfertigen, dass Rentnerinnen und Rentner die Beitragssatzerhöhung allein bezahlen müssen. > Willi Zylajew Ich halte nach wie vor daran fest, dass auch Rentnerinnen und Rentner sich an der Finanzierung der Pflegeversicherung Rentner unseres Landes haben mit Sicherheit Großartiges geleistet. Aber die demographische Entwicklung lässt nun einmal keine andere Wahl. Eine andere Frage ist, wie mit Menschen umgegangen werden soll, die nur eine Kleinstrente beziehen. Hier bin ich der Meinung, dass es Härteklauseln geben muss, wie dies auch schon im Gesundheitssystem der Fall ist. > Wie wird sich die Pflegereform auf die Beamtinnen und Beamten auswirken? > Willi Zylajew (CDU) und eventuell auch an dem Aufbau einer kapitalgedeckten Demographiereserve beteiligen müssen. Dieses Vorgehen finde ich aus Gründen der Fairness gerechtfertigt. Denn sie profitieren von den Leistungen der Pflegeversicherung, obwohl sie weniger eingezahlt haben als die heutige Generation es tun muss. Die Renterinnen und Hilde Mattheis Beamtinnen und Beamte gehören der privaten Versicherung an. Leider hat sich die CDU/CSU gesperrt, dass es einen solidarischen Ausgleich zwischen privater und gesetzlicher Versicherung gibt. Das Pflegerisiko der privat Versicherten ist nur halb so groß wie das Risiko der gesetzlich Versicherten, ein Pflegefall zu werden. Die Infrastruktur im Bereich Gesundheit und Pflege steht allen zur Verfügung – auch den privat Versicherten. Von den Leistungsausweitungen werden Beamtinnen und Beamten genauso profitieren wie gesetzlich Versicherte. Wie sich die Beitragssätze für Beamtinnen und Beamten entwickeln wird, bleibt Geheimnis der privaten Versicherungen. > > dbb magazin Willi Zylajew Die unter Angela Merkel vorangetriebene Reform sieht eine Ausweitung des Leistungsspektrums vor. Auch Beamtinnen und Beamte werden Aussicht auf bessere Leistungen haben. Die privaten Krankenversicherungen werden möglicherweise mit leichten Beitragsanhebungen nachziehen. Letztlich müssen die Beamtinnen und Beamten, bei denen keine Kompensation durch die Senkung der Arbeitslosenversicherung erfolgt, im Beihilferecht oder bei der nächsten Besoldungserhöhung einen fairen Ausgleich erfahren. sozialpolitik Drei Fragen an die Koalitionäre Gunsten der Älteren angedacht und wie könnte diese aussehen? dbb > fokus report 14 Bundessortenamt: Demeters Datensch Erst war es Linda, die ehrenwerte Kartoffelsorte, der sie angeblich den Garaus machen wollten. Zurzeit entfacht sich der Bürgerzorn an ihren Genmais-Versuchsfeldern. Damit, so die Mär, setze das Bundessortenamt sich aktiv für die Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen ein. Auch das ist falsch. Die Aufgabe des Amtes > dbb magazin | Oktober 2007 besteht weder darin, vertraute Kartoffelsorten gegen den Willen der Züchter für die Verbraucher zu erhalten, noch neuartige Pflanzenarten zu entwickeln und zu vermehren. Tätig wird es auf Antrag der Pflanzenzüchter, deren Produkte es prüft. So sorgt die Behörde für Ordnung im prall gefüllten Sortenkoffer der Erdgöttin Demeter. dbb > fokus > ützer Er hat es sicher schon viele Male gesagt in den vergangenen Wochen. Jetzt, zur Erntezeit, wo auf einigen Versuchsfeldern auch Genmais mannshoch steht, hat das Interesse der Medien, was denn beim Bundessortenamt so vor sich gehe, wieder spürbar zugenommen. „Wir prüfen neue Pflanzensorten im Hinblick auf die Erteilung des Sortenschutzes und der Sortenzulassung. Wir kommen in Kontakt mit gentechnisch verändertem Erbgut, wenn diese Komponente in die Pflanze eingebaut ist, aber das Rosiger Sortenschutz nach zehn Jahren Bis eine neue Pflanzensorte beim Verbraucher landet – sei es als Speisekartoffel auf dem Mittagstisch, als Futtererbse im Viehtrog oder als Duftrose im Brautstrauß –, hat sie ohnehin einen weiten Weg zurückgelegt. Von den ersten Veredelungsversuchen des Züchters über die Vermehrung des Saatgutes bis zum Antrag auf Sortenschutz und/oder Sortenzulassung, den der Züchter beim Bundessortenamt einreicht, vergeht eine Menge Zeit: Sechs bis sieben Jahre werden benötigt, bis eine neue Maissorte antragsreif ist, bei Kartoffeln oder Edelrosen können das auch zehn Jahre sein. Wenn von den Neuzüchtungen – etwa durch gentechnische Veränderungen in ihrem Erbgut – Gefahren drohen, dauert es unter Umständen noch länger, bis die Zulassung beantragt und erteilt werden kann: Genmanipulierte Pflanzen müssen für eine Freisetzung vorher von der EU-Kommission und dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit auf Unbedenklichkeit geprüft sein. Für diese wie in ihrem Erbgut nicht manipulierte Fälle gilt wiederum gemeinsam: Ohne die für landwirtschaftliche Nutzpflanzen obligatorische und erfolgreich durchlaufene Sortenzulassungsprüfung durch das Bundessortenamt kommt keine Neuzüchtung auf den Markt. Ist die Sorte von amtlicher Seite zugelassen, kann ihr Saatgut zehn Jahre lang vermarktet werden und eine gebührenpflichtige Verlängerung ist möglich. Zusätzlich, sofern der Züchter dies beantragt, kann einer Sorte nach erfolgreicher durchlaufener Prüfung der Sortenschutz erteilt werden. Hiermit wird dem Züchter nicht nur – ähnlich wie bei der Patentver- > Erläutert konzentriert eine komplizierte Materie: Udo von Kröcher, der Präsident des Bundessortenamtes. gabe auf eine technische Erfindung – der Schutz seines geistigen Eigentums zuerkannt, sondern auch das Recht bei den Anbaubetrieben Lizenzen zu erheben. Generell währt der Sortenschutz 25 Jahre; für Rebe, Baumarten und Kartoffeln sind es sogar 30 Jahre. Eine Verängerung des Schutzes ist nicht möglich. Aus diesem Grund und weil er nach eigenen Aussagen gesündere und ebenfalls wohlschmeckende Sorten gezüchtet hatte, zog der Züchter der Kartoffelsorte Linda die Zulassung für „Linda“ beim Bundessortenamt zurück. „Dies löste bei vielen Verbrauchern einen Sturm der Entrüstung aus“, erzählt Sortenamtspräsident Udo von Kröcher. „Wir bekamen hiervon auch einen Teil ab, obwohl es aufgrund der Rechtslage nicht in unserer Macht steht, einem Züchter die Zurückziehung einer Sorte zu verwehren, zumal er für die Sortenzulassung jährliche Gebühren zahlen muss.“ > dbb magazin | Oktober 2007 15 report Gentechnik-Recht liegt nicht bei uns“, sagt Udo von Kröcher, der Präsident des Bundessortenamtes. Geduldig erklärt der Chef der in Hannover ansässigen selbstständigen Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, wofür sein Amt in die Pflicht zu nehmen sei – und wofür nicht: „Unsere Aufgabe ist es, die Leistungsfähigkeit und die Unterscheidbarkeit einer Pflanzensorte zu prüfen. Bei den Nutzpflanzen interessiert uns vor allem, ob diese Leistungsfähigkeit sich in höherem Ertrag und besserer Resistenz gegen Schädlinge oder ungünstige Witterungsverhältnisse messen lässt. Wir prüfen zum Beispiel nicht – obwohl dies eine häufig an uns gestellte Forderung ist –, welche Umwelteinwirkung eine gentechnisch veränderte Sorte hat und erlauben uns diesbezüglich auch kein Urteil. Dann würden wir die Arbeit und Kompetenz der anderen zuständigen Behörden, die diese Aspekte untersucht haben, bevor wir mit unserer Sortenprüfung beginnen, infrage stellen“, sagt Udo von Kröcher. dbb > fokus durch Universitäten, bei Landesanstalten und Landwirtschaftskammern. 15 bis 20 Prüfstandorte mit unterschiedlichen Klima- und Bodenbedingungen sollten es bei der Prüfung neuer Sorten für die Landwirtschaft, etwa bei Kartoffeln, Mais, Brot- oder Futtergetreide, auf Ertrag, Qualität, Gesundheit schon sein. Die Prüfzeit beträgt bei diesen Nutzpflanzen zwei bis drei Jahre. Bei der Sortenschutzprüfung von Zierpflanzen werden ein bis maximal zwei Jahre benötigt. > > report 16 > Duftender Arbeitsplatz Aufwand, der sein muss: Wenn es um die Vergabe von Rechten geht, mit denen sich über Lizenzgebühren Marktpositionen erringen und Geld verdienen lässt, versteht so mancher Pflanzenzüchter, der viel Zeit und noch mehr Vermögen in die Entwicklung einer neuen Sorte investiert hat, keinen Spaß. „Jede unserer Prüfmaßnahmen muss gerichtsfest sein. Das bedeutet, sie muss auch für Burkhard Spellerberg leitet in der Prüstelle Rethmar das Referat Zierund Forstgehölze. Zu seinem Aufgabenbereich zählt die Prüfung von jährlich an die 80 neuen Rosensorten auf Erteilung des Sortenschutzes. Seine aus rund 2000 Rosensorten bestehende Referenzkollektion dient als blühende Datenbank. Bundesweit 13 eigene Prüfstellen Zu tun haben die – je nach Jahreszeit – bis zu 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundessortenamtes ohnehin mehr als genug, wenn sie sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren: Und die bestehen darin, festzustellen, ob eine für die Sortenzulassung angemeldete Sorte wirklich besser im Ertrag, in der Qualität und der Krankheitsresistenz ist, als die bereits zugelassenen Sorten. Bei einer für den Sortenschutz angemeldeten Sorte gilt es unter anderem festzustellen, ob sie wirklich „neu“ ist. Um das herauszubekommen, vergleichen sie die Eigenschaften der vermeintlich „neuen“ Sorte mit Sorten der selben Art. Etwa indem sie neue und bereits geschützte Sorten, die sogenannten Referenzsorten, auf ihren Versuchsfeldern nebeneinander anbauen und Merkmale wie zum Beispiel Farbe und Größe miteinander vergleichen. Das Bundessortenamt unterhält über das gesamte Bundesgebiet verteilt 13 eigene Prüfstellen, auf denen von A wie Arzneipflanzen über K wie Kartoffeln bis Z wie Zierpflanzen alles angebaut wird, was eine Sortenzulassung oder Sortenschutz anstrebt. Und weil ihnen das noch nicht genügt, lassen sie zusätzlich anbauen > > Rosenzüchter schmücken ihre Schöpfungen gerne mit prominenten Namen. So duftet im Rethmarer Referenzfeld sogar die schöne „Heidi Klum“. Auch neue Geraniensorten werden in den Gewächshäusern des Bundessortenamtes für mindestens eine Saison gehegt und auf Blätter und Stängel geprüft. externe Sachverständige wiederholbar, eindeutig, erklärbar und nachvollziehbar sein“, erläutert Burkhard Spellerberg, der in der Prüfstelle im niedersächsischen Rethmar das Referat Zier- und Forstgehölze leitet. Farbenfroher, duftender und idyllischer mag aus Laiensicht kein Arbeitsplatz sein: Auf den Versuchsflächen blühen auch jetzt im Frühherbst noch die meisten der rund 2 000 Rosensorten. Jährlich werden hier an die 80 Neuschöpfungen im Hinblick auf die Erteilung des Sortenschutzes geprüft. „Die übrigen Sorten sind die Vergleichs- oder Referenzsorten“, ergänzt der promovierte Gartenbauingenieur, der mit seinen Mitarbeitern alle Rosensortenprüfungen innerhalb der EU – Großbritannien ausgenommen – vornimmt. Penibel vergleichen sie nicht nur die Sortenbeschreibung der Kandidatenpflanze mit > dbb magazin | Oktober 2007 dbb > fokus > > Bei der Bestimmung feiner Farbnuancen ist das menschliche Augen genauer als jede digitale Messtechnik: Andrea Menne, Referatsleiterin in der Register-und Wertprüfung Zierpflanzen, bestimmt mithilfe eines besonderen Farbfächers den Farbton einer Hibiscusblüte. dem, was in der Wirklichkeit vor ihren Augen heranwächst, sondern begutachten auch, wie ähnlich Blüte, Blätter, Farbe, ja sogar der beantragte Sortenname, mit anderen, schon auf dem Markt befindlichen Produkten sind. Und da die Passion für Rosen weltweit ein lukratives Geschäft ist, verlässt Burkhard Spellerberg sich nicht allein auf seine überaus beachtliche Referenzkollektion. „Wir recherchieren viel im Internet und tauschen weltweit Fotos und Daten aus, damit wir ausschließen können, Sortenschutz für eine Pflanze zu geben, die etwa in Neuseeland schon auf dem Markt ist.“ In unmittelbarer Nachbarschaft der stolzen Rosen hat eine weit anspruchslosere Spezies ihren Farbenteppich ausgerollt: Calluna vulgaris, die Besenheide – auch sie ist für die Züchter ein einträgliches Geschäft. „Jeden Herbst werden in Deutschland an die 70 Millionen Pflanzen verkauft“, weiß Spellerberg. Da ist es nicht weiter verwunder- > dbb magazin | Oktober 2007 lich, dass unter den 320 Calluna-Sorten, die zurzeit in Rethmar blühen, an die 90 Kandidaten sind, deren Züchter gleichfalls an diesem Boom teilhaben wollen und möglicherweise vor einer gerichtlichen Nachprüfung nicht zurückschrecken, die den Sortenprüfern, die jeden ihrer Schritte dokumentieren und > Warum die Spezies „Mann“ verschwand Je nach Pflanzenart verlangt die Tätigkeit der Prüfer, die sich grob vereinfacht an den Kriterien Unterscheidbarkeit (von anderen Sorten), Einheitlichkeit und Beständigkeit in Wuchs, Form, Farbe sowie – bei den Nutzpflanzen – im Ertrag (jeweils innerhalb der eigenen Sorte) ausrichtet, nach anderen Methoden. Andrea Menne, Referatsleiterin in der Register- und Wertprüfung Zierpflanzen in Hannover, verlässt sich bei der Farbbestimmung der vermeintlich neuen Hibiscus- oder Geraniensorten, die sie – neben vielen anderen Balkon- und Topfpflanzen – samt Referenzsorten mit ihrem Team für eine Saison gehegt und auf Stängel und Blüten geprüft hat, auf den international anerkannten Farbfächer der britischen „royal horticultural society“ – der königlichen Gartenbaugesellschaft. „Das Auge interpoliert“, erklärt Andrea Menne, die wie Burkhard Spellerberg promovierte Gartenbauingenieurin ist. „Viel Handar- beit“ sei nötig, festzustellen, ob die Unterschiede ausgeprägt genug sind, als neue Sorte anerkannt zu werden: Bei der Beurteilung neuer Farbnuancierungen sei auch der beste Rechner dem bloßen Auge unterlegen. Das sehen die Beschäftigten im Prüflabor in Hannover natürlich anders: Mithilfe ihrer hochmodernen computergesteuerten Messtechnik ist es ihnen möglich, Inhaltsstoffe, etwa über den Proteingehalt einer Futtererbse, zu bestimmen und in die Erbinformation einer neuen Sorte hineinzuschauen und zu erkennen, ob sie sich tatsächlich von anderen Sorten unterscheidet. Gegen das Verschwinden einer ganzen Spezies im Labor konnten die 25 Biochemikerinnen und Chemielaborantinnen allerdings nichts unternehmen: Vor wenigen Tagen haben sie in ihrem Arbeitsbereich das einzige Exemplar der Spezies „Mann“ verloren. Da ist Johannes-Peter Ohms, Doktor der Biochemie und Leiter des Prüflabors, nach 22 Dienstjahren als irdischer Helfer von Demeter, der Göttin der Fruchtbarkeit von Korn und Boden, in den Ruhestand gegangen. Text: Christine Bonath, Fotos: Jan Brenner Laborleiter Johannes-Peter Ohms und eine Mitarbeiterin betrachten das Ergebnis ihrer Analyse: Im Prüflabor des Bundessortenamtes werden auch die Erbinformationen einer neuen Sorte akribisch untersucht und dokumentiert. 17 report kommentieren müssen, vor allem eines beschert – noch mehr Arbeit. „Wir müssen schon ganz genau hinschauen“, sagt Burkhard Spellerberg. dbb > fokus Forstreform in Sachsen: aktuell 18 Wald in Not ... Für ein hochindustrialisiertes und dicht bevölkertes Land besitzt Deutschland einen sehr hohen Waldanteil von 31 Prozent. Dies ist nicht selbstverständlich. In vielen Regionen der Welt sind Waldverlust und Waldzerstörung der Normalzustand, die Waldfläche nimmt weltweit um Millionen von Hektar pro Jahr ab. In Deutschland dagegen kann seit Jahrhunderten eine kontinuierliche Zunahme der Waldfläche und eine Verbesserung des Waldzustandes beobachtet werden. Dies ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines langen, über viele Generationen von Forstleuten andauernden Lernprozesses. Forstwirtschaft in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte. Ein wesentliches Element des Erfolges waren über lange Zeit stabile Strukturen, die verlässliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Bewirtschaftung von Wäldern boten. Bewährt haben sich Organisationsformen, die hoheitliche und betriebliche Aufgaben sowie die Beratung und Betreuung in der > dbb magazin | Oktober 2007 Land. Seine Wälder setzen sich überwiegend aus Fichte und Kiefer zusammen, die sich anfällig für Schäden jeglicher Art zeigen. Der Privatwald, der einen Anteil von rund 34 Prozent aufweist, ist durch ausgeprägt kleinparzellige Strukturen gekennzeichnet. Sachsen verfügt über eine leistungsfähige Wertschöpfungskette sowie über eine intakte Forschungs- und Ausbildungslandschaft im Bereich Wald und Holz. Leistungsfähigkeit erhalten Voraussetzung für die positive Entwicklung dieser Wertschöpfungskette sind stabile und leistungsfähige Wälder. Zur Stabilisierung sind in Zeiten des Klimawandels waldbesitzartenübergreifende Waldumbauprogramme notwendig. Die Leistungsfähigkeit ist durch Waldmehrung, Ausbau der Beratung von Waldbesitzern als Hilfe zur Selbsthilfe sowie durch Programme zur Überwindung der ungünstigen Flächenstrukturen im Privatwald zu verbessern. Sachsen ist im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ein unterdurchschnittlich bewaldetes All dies spricht für stabile Verwaltungsstrukturen mit guter Personalausstattung. Zum Hand einer einheitlichen Forstverwaltung als Sonderbehörde bündeln. Das entspricht modernen Vorstellungen von sachgerechtem und zeitsparendem Personaleinsatz. Wesentliche Merkmale sind die vorbildliche Umsetzung des Subsidaritätsprinzips sowie die ausgewogene Aufgabenerfüllung. > 1. Januar 2006 fand nach einer Reihe zuvor durchgeführter Reformschritte die Gründung des Staatsbetriebes Sachsenforst statt. Ziel war es, die Verwaltungsstrukturen unter Beibehaltung einer einheitlichen Forstverwaltung als staatlicher Sonderbehörde noch effizienter und leistungsfähiger zu machen. Diese Reform, und darauf legte damals der Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft Stanislaw Tillich in seiner diesbezüglichen Regierungserklärung großen Wert, „wurde im Dialog mit den Mitarbeitern der Forstverwaltung … erarbeitet“. Verbunden mit der Strukturund Organisationsreform war die vollständige Einführung des Neuen Steuerungsmodells (NSM). Der erste Geschäftsbericht des Staatsbetriebes Sachsenforst für 2006 zeigt die deutliche Senkung der Kosten ohne Vernachlässigung der Aufgaben. Und das, obwohl mehr als 1 000 der insgesamt 1 755 Personen großen Belegschaft unmittelbar von der Reform betroffen waren und sich über Nacht in neuen Dienststellen, Aufgaben und Funktionen wiederfanden. dbb > fokus > Mitwirkungsrecht stärken > Wissenswertes über den Wald Mit rund 11,1 Millionen Hektar (knapp ein Drittel der Gesamtfläche) ist Deutschland eines der waldreichsten Länder in Europa. Allerdings schwankt der regionale Bewaldungsanteil sehr stark. Hessen zum Beispiel besteht zu 41,7 Prozent aus Wäldern und ist somit das am stärksten bewaldete Bundesland. Dagegen ist Schleswig-Holstein mit 10,3 Prozent sehr waldarm. Forstleute haben eine sehr enge Bindung an ihren Beruf und sehen ihren Beruf nicht als Job, sondern als Berufung. Sie arbeiten und entscheiden eigenständig. Sie sind verantwortungsbewusst und stellen den Gegenstand ihrer Arbeit, den Wald, in den Mittelpunkt. Außerdem denken Forstleute langfristig. Daher ist es ihnen nicht gleichgültig, in welchen Strukturen und mit welchen Aufgaben und Kompetenzen sie in Zukunft arbeiten werden. Trotz wirtschaftlicher Nutzung hat der Wald in den letzten vier Jahrzehnten an insgesamt etwa 700 000 Hektar zugenommen. Dies ist vor allen Dingen auf die natürliche Wiederbewaldung und auf die Aufforstung landwirtschaftlicher Brachflächen zurückzuführen. Die Zunahme beschränkt sich allerdings auf ländliche Gebiete, denn in Ballungsräumen gehen die Waldflächen aufgrund von verschiedenen Bauvorhaben weiter zurück. Dr. Heino Wolf, BDF-Vorsitzender Sachsen Elisa Wenske Die Eigentumsverhältnisse des Waldes in Deutschland sind wie folgt unterteilt: zwei Prozent Staatswald (Bund), drei Prozent Treuhandwald, 20 Prozent Körperschaftswald, 27 Prozent Staatswald (Land) und 48 Prozent Privatwald. Gegliedert nach Baumartengruppen besteht der Wald in Deutschland zu 28,2 Prozent aus Fichten und 23,3 Prozent aus Kiefern. Platz drei belegt die Buche mit 14,8 Prozent. Das Schlusslicht bildet mit 1,5 Prozent die Tanne. 19 aktuell Aktuell beabsichtigt die Sächsische Staatsregierung eine Kommunalisierung von Teilaufgaben des Staatsbetriebes Sachsenforst unter Abgabe von rund 370 Beschäftigten an die Landkreise des Freistaates. Bei dieser Reform wird das Mitwirkungsrecht der Betroffenen nur in äußerst eingeschränktem Rahmen gewährt. Fachliche Gesichtspunkte, die gegen eine Kommunalisierung sprechen und die durch eine Vielzahl von forstlichen Verbänden, Gewerkschaften und Interessenvertretungen angeschnitten wurden, stießen auf taube Ohren und werden ebenso wie Fragen des fairen Personalübergangs dem politischen Ziel der Landkreisreform vollständig untergeordnet. Die Gewerkschaften werden darauf drängen, dass sich politische Prozesse an fachlichen Notwendigkeiten orientieren und sich die Politik nicht nur an eingefahrenen Vorstellungen klammert, sondern die Sorgen der Menschen ernst nimmt. In den letzten Jahren wurden über 10.000 Stellen in der Jugendarbeit gestrichen. Ein Viertel der Jugend- und Freizeitangebote sind weggefallen! Der Staat zieht sich aus seiner Verantwortung zurück. Massiver Stellenabbau, drastische Haushaltskürzungen und Privatisierungswahn in den öffentlichen Diensten treffen alle Bürgerinnen und Bürger: Bildung, Betreuung, Gesundheit, Pflege, Kultur, Sicherheit, Wasser, Müllabfuhr, Nahverkehr... Unterstützen Sie uns! Senden Sie Ihre Protest-SMS an: 72626 SMS-Text: Genug Gespart, Vorname, Nachname, Wohnort Normale SMS-Gebühr · Keine Weitergabe · Veröffentlichung ohne Telefonnummer auf www.GenugGespart.de ÖFFENTLICHE DIENSTE SIND MEHRWERT Initiative Öffentliche Dienste > dbb magazin | Oktober 2007 dbb > fokus Fünf Jahre nach dem Elbehochwasser: Lehren gezogen od Foto: Jan Brenner brennpunkt 20 Der Schock saß tief. Als vor fünf Jahren – im August 2002 – die Elbe über ihre Ufer trat, war nicht nur den Betroffenen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen schnell klar, dass es sich um eine Jahrhundertkatastrophe handelte. Die Bilder von menschlichen Dramen und verheerenden Sachschäden brannten sich bundesweit ins kollektive Bewusstsein und gingen um die Welt. Unvergessen ist auch die überwältigende Einsatzbereitschaft und Solidarität von Bundeswehr, Polizei und Bundesgrenzschutz, Feuerwehren, THW und zahllosen Bürgern. Was ist seither geschehen? Welche Lehren wurden aus dem Desaster gezogen? Ist die Region im Wiederholungsfall besser vorbereitet? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Während die politisch Verantwortlichen zum fünften Jahrestag der Jahrhundertflut eine positive Bilanz der Maßnahmen zur Verbesserung > dbb magazin | Oktober 2007 des Hochwasserschutzes ziehen, kommen Naturschützer zu dem ernüchternden Schluss, dass ein Großteil der 7,8 Milliarden Euro, die die Bundesregierung für die „nachhaltige Hoch- wasservorsorge“ zur Verfügung stellte, im wahrsten Sinne des Wortes in den Sand gesetzt wurden. > Dresden schöner denn je Wer in diesen Tagen Dresden besucht, wird die Elbmetropole schöner denn je finden. Daran, dass vor fünf Jahren im Zwinger das Hochwasser stand, der Hauptbahnhof von einer Sturzflut heimgesucht wurde und die Elbwiesen total überflutet waren, erinnern bestenfalls Hinweisschilder. Der Bahnhof ist komplett saniert, auf den Elbwiesen wachsen sogar Tomaten, deren Samen von der Flut angeschwemmt worden waren. Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt verweist mit Stolz darauf, dass der Freistaat seit 2002 eine Hochwasserstrategie entwickelt hat, „deren Komplexität und Umsetzungsstand in Deutschland einzigartig ist“. Das heißt im Klartext: Zum Wiederaufbau der kommunalen Infrastruktur hat Sachsen für 10 000 Projekte insgesamt 1,9 Milliarden Euro bereitgestellt. Eingerichtet wurde ein Landeshochwasserzentrum mit modernster Technik. Hier kann Hochwasser über längere Zeiträume hinweg vorhergesagt werden. Meldewege und die länderübergreifende Zusammenarbeit – insbesondere mit Tschechien, das 2002 gleichfalls unter der Naturgewalt zu leiden hatte – wurden optimiert. In den sächsischen Talsperren und Speichern sind zusätzliche Rückhalteräume geschaffen worden – das bedeutet 25 Prozent mehr Aufnahmekapazität. Das Deichsicherungsprogramm wird fortgesetzt. Bis 2009 soll zudem ein Zukunftsprojekt abgeschlossen dbb > fokus er Geld versenkt? Nachdem sich das Wasser 2002 zurückgezogen hatte, war das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar geworden. In Dresden, so berichtete die regionale Presse, waren allein für die Reparatur von Straßen 150 Millionen Euro nötig, für den Wiederaufbau von Sportstätten 43 Millionen, für Krankenhäuser 67 Millionen Euro. Heute ist die Beseitigung der Flutschäden fast abgeschlossen. Das betrifft zum Beispiel alle Schulen und Kindertagesstätten, nur an den Straßen wird noch gearbeitet. Die Dresdner Kunstsammlungen, aus denen 2002 in einer dramatischen Rettungsaktion fast 3 000 Gemälde vor den Fluten in Sicherheit gebracht wurden, bauen ein hochwassersicheres Depot. Auch das weltbekannte Symbol der sächsischen Landeshauptstadt, die wieder aufgebaute Frauenkirche, ist mit einem verbesserten System zur Grundwasserabsenkung ausgestattet worden. > Fördermittel zweckentfremdet? Aber es gibt auch kritische Stimmen. So beklagt Deutschlands bekanntester TV-„Wetterfrosch“ Jörg Kachelmann zum Jahrestag der Flutkatastrophe, dass neuerdings „permanente Unwetterwarnungen“die Menschen abstumpften. Wettervorhersagen müssten noch zuverlässiger werden, fordert er. Prüfer des sächsischen Landesrechnungshofes deckten etliche Fälle des Missbrauchs von Fluthilfegeldern auf – nicht zuletzt eine Kehrseite der Behördenbemühungen, den Betroffenen schnell und unbürokratische Hilfe zukommen zu lassen. Auch wenn die weitaus meisten Hilfeempfänger zu Recht Geld und Leistungen beanspruchten – es gibt auch „schwarze Schafe“. In einer eigens eingerichteten „Phönix“-Datenbank erfassen die Experten bis heute alle verteilten Hilfsgelder. Dass sie dennoch nur wenigen Sündern auf die Spur kommen, hat auch datenschutzrechtliche Gründe. Versicherungen geben ungern oder gar nicht Auskunft darüber, ob sie registrierten Spendenempfängern Schäden später zusätzlich ersetzt haben. Die Umweltstiftung World Wildlife Fund (WWF) ließ von Experten untersuchen, wie die 7,8 Milliarden Euro aus der Bundeskasse verwendet wurden. Deren Bilanz ist ernüchternd. In der WWF-Studie heißt es, mit den Bundesmitteln seien fast ausschließlich alte Deiche repariert oder erhöht worden. Dieses Verfahren beschleunige talwärts fließendes Wasser. Die Folge: Für stromabwärts liegende Orte wachse die Hochwassergefahr. Nur in wenigen Fällen sei geprüft worden, ob die vorhandene Deichlinie die richtige ist. Der WWF erhob zudem teils schwere Vorwürfe gegen die Kommunen. Diese hätten teilweise lang ersehnte, bis dahin nicht finanzierbare Projekte mithilfe der Fördermittel zum Wiederaufbau der Infrastruktur verwirklicht. Beispiel Grimma. Nahe der sächsischen Stadt sei eine Straße durch ein Landschaftsschutzgebiet gebaut worden, das von dem Hochwasser vor fünf Jahren überhaupt nicht betroffen war. Der Hauptvorwurf der Naturschutzorganisation lautet, es gebe keine effektive Kontrolle der Fluthilfe-Millionen. Auch der Elbe-Experte des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND), Ernst-Paul Dörfler, warnt davor, sich nun in Sicherheit zu wiegen. Er hält die ergriffenen Maßnahmen für „unzureichend und zu einseitig technisch ausgerichtet“. Nach seiner Einschätzung wäre bei gleichem Wasseraufkommen der Pegelstand heute in der Mittelelbe zwischen Dresden und Hamburg wesentlich höher als 2002. Dörfler kritisiert, dass viel Geld für die Verstärkung und Erhöhung der Dämme ausgegeben wurde, „doch in die wichtigste Lehre, die man aus den Überschwemmungen hätte ziehen müssen, nämlich dem Fluss mehr Raum zu geben, wurde kein Euro investiert“. Der Präsident des Bundesumweltamtes, Andreas Troge, hält dagegen. Bund und Länder hätten aus den Jahrhunderthochwassern an der Elbe vor fünf und an der Oder vor zehn Jahren sehr wohl gelernt – das zeige das Hochwasserschutzgesetz, sagte Troge in einem Zeitungsinterview. Auch die EU habe eine Hochwasserrichtlinie verabschiedet. „Und wer hätte gedacht, dass ein so umfassendes Bauverbot in Überschwemmungsgebieten durchgesetzt werden könnte?“, fragt Troge. Auch die internationale Zusammenarbeit der Flussanrainer habe sich verbessert. So oder so, fest steht, auch wenn niemand weiß wann – das nächste Hochwasser kommt bestimmt. Oder wie es die 84-jährige Käte Sobczinski aus dem sächsischen Weesenstein sagt, die 2002 nur ihre Papiere retten konnte, als sie aus ihrer Wohnung geholt wurde: „Man weiß ja nie ...“ cok > dbb magazin | Oktober 2007 21 brennpunkt werden: Dresden soll dann durch mobile Mauern geschützt sein, die bei Hochwasseralarm am Elbufer befestigt werden. dbb > fokus Personalentwicklung – ein Dauerthema Es gibt Themen, die – obwohl sie immer wieder geänderten Rahmenbedingungen und aktuellen Bedürfnissen angepasst werden müssen – nichts von ihrer Aktualität verlieren. Die dbb akademie war in diesem Jahr bereits zum siebten Mal einem solchen Thema auf der Spur: Personalentwicklung und Fortbildungskonzepte – so der Titel der Arbeits- zentrale Ressource nicht optimal auf die veränderten Rahmenbedingungen vorbereitet wird. Personalentwicklung ist bei Veränderungsprozessen unverzichtbar.“ Doch was muss Personalentwicklung leisten, um die aktuellen Anforderungen zu meistern? Mit dieser Frage ging Elke Holzrichter von der KGSt mit ihrem Eröffnungsvortrag direkt in medias res. > demografischen Wandels für die öffentliche Verwaltung hingewiesen. Die rigorosen Stellenstreichungen der letzten Jahre haben fehlenden Nachwuchs zur Folge. An wen sollen die Älteren ihr wertvolles Wissen weitergeben, bevor sie aus dem aktiven Berufsleben ausscheiden? Wie kann man für die künftig längere Lebensarbeitszeit Gesundheitsvorsorge betreiben? Wie bleibt der öffentliche Dienst als Arbeitgeber in kommenden Zeiten attraktiv? Viele Fragen, auf die Antworten gesucht werden müssen. > akademie 22 > Das Podium von links: Hans-Joachim Rieger, Abteilungsleiter dbb akademie, Elke Holzrichter, Leiterin Programmbereich Personalmanagement der KGSt, Heinz Ossenkamp, Vorsitzender dbb akademie und stellv. Bundesvorsitzender des dbb. tagung, die am 6. September im dbb forum berlin stattfand. Die Anforderungen an die Beschäftigten in der modernen Arbeitswelt verändern sich stetig. Inhalte, Arbeitsmittel, Strukturen, Organisationsformen – nichts ist mehr so wie es einmal war und vieles wird nicht so bleiben, wie es jetzt ist. Herausforderungen kann derjenige meistern, der im guten Sinne auf sie vorbereitet wird. Diesem Anspruch muss moderne Personalentwicklung gerecht werden. > Personalentwicklung in Veränderungsprozessen unverzichtbar Für dieses Anliegen setzte sich Heinz Ossenkamp, Vorsitzender der dbb akademie und stellv. Vorsitzender des dbb beamtenbund und tarifunion, in seinen Eröffnungsworten vehement ein: „Der öffentliche Dienst muss in seine Beschäftigten investieren, um Veränderungsprozesse erfolgreich bewältigen zu können. Alle Bemühungen bleiben erfolglos, wenn das Personal als die > dbb magazin | Oktober 2007 „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen heute stärker nach der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit, nach Bestätigung und nach Gestaltungsmöglichkeiten“, führte Elke Holzrichter aus. „Sie versuchen auch eine befriedigende Verbindung zwischen Beruf und Familie zu erreichen.“ Auf diese Bedürfnisse muss Personalentwicklung mit Instrumenten und Maßnahmen der Personalentwicklung reagieren. Dazu gehören Mitarbeitergespräche ebenso wie Fortbildungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten und -formen, Projektund Teamarbeit, Qualitätszirkel, Führungskräfte-Feedback, Leistungsanreize und eine weit reichende Beteiligung bei Veränderungsprozessen. > Personalentwicklung und demografischer Wandel In den einzelnen Arbeitsgruppen wurde das Thema Personalentwicklung in seinen unterschiedlichsten Facetten behandelt. Von vielen Referentinnen und Referenten wurde auf die dramatischen Folgen des Volles Haus – die Tagung war wie schon in den vergangenen Jahren ausgebucht. Was machen die Anderen? Einen Blick über den Tellerrand ermöglichte der Schlussvortrag von Margret Lammert von der Verwaltungsakademie des Bundes aus Wien. Ein Einblick in die berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung in der österreichischen Bundesverwaltung ließ interessante Vergleiche zu. Personalentwicklung spielt hier eine entscheidende Rolle, auch > als Wegbereiter für ein leistungsfähiges eGovernment. > Fazit Die Tagung brachte insgesamt vielseitige Meinungsbilder. Einig waren sich die Referentinnen und Referenten in ihrer Einschätzung, dass Personalentwicklung eine originäre Führungsaufgabe ist. Darüber hinaus müssen Personal- und Organisationsentwicklung eng miteinander verzahnt sein. Es bleibt spannend: Auch im nächsten Jahr wird es neue Themenfelder geben, die in diesem Zusammenhang diskutiert werden sollten. Der nächste Termin steht – am 9. September 2008 setzen wir die Tagungsreihe in Berlin fort. Unsere Homepage www.dbbakademie.de hält Sie über das Jahr auf dem Laufenden. Nähere Auskünfte erteilt Ihnen gern: Brigitte Bojanowsky, Tel. 02 28.81 93-1 25, [email protected] Info Fortbildung auf hohem fachlichen Niveau Digital oder gedruckt – Das Seminarprogramm 2008 der dbb akademie liegt vor. Modern und anspreche nd gestaltet, umfangreich und vielseitig in seinen Inhalte n hält das neue Seminarpr ogramm auch für 2008 ein e Vielzahl von interessan ten und aktuellen Weiterbildungsangeboten für Sie reit. Überzeugen Sie sich beselbst und wählen Sie aus dem Bildungsprogramm 2008 „Ihre Wunsc hseminare“ aus. Digital können Sie das Pro gramm ab Mitte Oktobe r auf unserer Homepage www.dbbakadem ie.de abrufen und sich anm elden. Ein gedrucktes Exemplar können Sie anfordern bei : dbb akademie, Maria Her kenhöner, Dreizehnmorg enweg 36, 53175 Bonn, E-Mail: m.h erkenhoener@dbbakadem ie.de dbb > fokus Politische Bildung: China und Indien auf dem Weg ins 21. Jahrhundert Nach zwei Jahrhunderten der Vorherrschaft des Westens beginnen die asiatischen Giganten China und Indien, sich unter die führenden Länder der zukünftigen Welt einzureihen. Der beispiellose Aufstieg Chinas und auch Indiens zu Wirtschaftsmächten ersten Ranges fasziniert und erschreckt gleichermaßen: Die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind enorm, die sozialen Ungleichgewichte und ökologischen Belastungen dieses rasanten Wachstums jedoch auch. Zudem produziert die globale Ressourcensicherung der neuen und alten Mächte häufig ohne Rücksicht auf menschenrechtliche oder ökologische Bedenken auch außenpolitische Konflikte. Wohin führt der Weg der beiden ältesten Kulturnationen der Welt? Welche zeithistorischen Entwicklungen bestimmen ihre heutige Ordnung und wie stellen sich realistisch betrachtet die Zukunftsperspektiven dieser Staaten dar? Wie sollen Deutschland und Europa auf internationalem Parkett diesen Staaten begegnen? Nach dem großen Teilnehmererfolg von 2007 bietet die dbb akademie auch 2008 zwei Seminare zum Thema an: Indien – die größte Demokratie der Welt (Q 01mo/08) vom 31. März bis 3. April 2008 China – eine neue Herausforderung für Europa (Q 04mo/08) vom 6. Mai bis 9. Mai 2008 Beide Seminare werden im dbb forum siebengebirge in Königswinter durchgeführt. Die Kosten (inklusive Ü/VP) betragen 160 Euro für dbb Mitglieder und 200 Euro für Nichtmitglieder. 23 akademie Nähere Auskünfte erhalten Sie bei: Margret Odijk, Telefon 0228 / 81 93 137, E-Mail: [email protected] > dbb magazin | Oktober 2007 dbb > fokus Fünf Jahre nach der Flutkatastrophe in Sachsen: Besser gewappnet denn je Fortgeschwemmte Häuser und Straßen, der Dresdner Zwinger unter Wasser: Die Flut, die vor fünf Jahren weite Teile Ostdeutschlands und Bayerns heimsuchte, hat sich vor allem den Sachsen tief ins Gedächtnis eingegraben – ebenso wie die bundesweite Hilfswelle, die damals angelaufen ist. Vieles hat sich seitdem geändert. die andere meinung 24 Die heftigsten Regenfälle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1896 hatten einen immensen Schaden angerichtet. Allein in Sachsen, dem am stärksten betroffenen Bundesland, zerstörten die Wassermassen nach offiziellen Schätzungen Häuser, Straßen und Brücken sowie das Eigentum von Firmen und Privatleuten im Wert von 6,21 Milliarden Euro. 20 Menschen fanden in den Fluten den Tod. Was damals im Sommer 2002 anlief, war eine gigantische Hilfsaktion: 40 000 Helfer aus ganz Deutschland waren in Sachsen im Einsatz, um Menschen und deren Hab und Gut zu retten. Auch sonst konnte sich gerade Sachsen über die Hilfe von Bund, Ländern und Europäischer Union nicht beklagen. Für den Freistaat war es dabei zweifellos ein Glücksfall, dass sich Deutschland damals mitten im Bundestagswahlkampf befand und kein Politiker sich vorwerfen lassen wollte, nicht genügend Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder erkannte die Zeichen der Zeit als erster und schnürte innerhalb kürzester Zeit ein nationales Hilfspaket: Die Bundesregierung stellte für den Wiederaufbau der Infrastruktur mehr als sieben Milliarden Euro für die acht Bundesländer zur Verfügung, die damals von Hochwasser betroffen waren. Mit 4,82 Milliarden Euro ging der größte Teil davon an das Land Sachsen. > dbb magazin | Oktober 2007 Die politischen Analysen zeigten dann später, dass neben Schröders Ablehnung des Irakkrieges auch sein Engagement während der Flutkatastrophe wesentlich zum rot-grünen Sieg bei der Bundestagswahl im September 2002 beigetragen hatte. Aber auch für den sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) waren die politischen Folgen der Flut durchaus positiv: Erst seit Mai 2002 als Nachfolger von Kurt Biedenkopf im Amt, bescherte ihm der beherzte Einsatz gegen das Hochwasser innerhalb kurzer Zeit einen großen Popularitätsgewinn. Vor allem aber handelte es sich bei dem nationalen Hilfspaket um ein gigantisches Wirtschaftsprogramm für Sachsen: Fast fünf Milliarden Euro flossen innerhalb weniger Jahre in die Wirtschaft, um Häuser, Straßen, Brücken und Eisenbahngleise wieder aufzubauen und die Infrastruktur zu modernisieren. Sicher: Das nationale Hilfsprogramm für die Flut ist nicht die Grundlage dafür, dass Sachsen heute bundesweit mit die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung aufweist und wirtschaftlich gesehen als ostdeutsches Musterland dasteht. Doch hat es diese Entwicklung zumindest gefördert. Heute sind die meisten Schäden der Jahrhundertflut beseitigt. Wer es damals nicht selbst miterlebt hat, kann sich kaum noch das ganze Ausmaß der Katastrophe vorstellen: Viele Touristen in der Sächsischen Schweiz stehen > Info Der Autor ist Ressortleiter für Politik und Sachsen der Sächsischen Zeitung in Dresden. Zuvor arbeitete er unter anderem für die Tageszeitung Die Welt in Berlin und die Stuttgarter Nachrichten. heute fassungslos vor den zahlreichen Hochwassermarken, die an zahlreichen Gebäuden den Höchststand der Elbe im August 2002 anzeigen. Das meiste Geld ist bei den Betroffenen auch angekommen. Der Missbrauch von Fördergeldern kam zwar vor, blieb jedoch die Ausnahme: Die Sächsische Aufbaubank forderte 139 Millionen Euro von Unternehmen und Wohneigentümern zurück. In 82 Fällen stellte die Bank Strafanzeige – bei einer Gesamtzahl von rund 73 000 Anträgen auf Fluthilfe ist diese Zahl verschwindend gering. Fünf Jahre danach stellt sich aber vor allem die Frage: Hat Sachsen jenseits des gelungenen Wiederaufbaus eigentlich die richtigen Lehren aus der Katastrophe gezogen? Ein Teil der Zerstörungen war schließlich selbst verschuldet. Im Bauboom nach der Wiedervereinigung hatten viele Kommunen Neubauten in Überschwemmungsgebieten zugelassen. Mit am schlimmsten traf es Röderau-Süd bei Riesa: Eine ganze Siedlung in dem Hochwasser- gebiet an der Elbe stand unter Wasser. Die Konsequenzen waren hart: Alle Einwohner mussten umziehen. Heute befindet sich in Röderau-Süd kein einziges Haus mehr. Eine ganze Ortschaft ist verschwunden. Nicht überall fielen die Maßnahmen für einen besseren Hochwasserschutz so tiefgreifend aus. Doch der Freistaat Sachsen setzte ab 2002 konsequent ein Hochwasserschutzkonzept um. Zahlreiche Regenrückhaltebecken wurden ausgebaut oder neu errichtet. Insgesamt wies die Landesregierung 332 Überschwemmungsgebiete aus. Die Bauvorschriften für gefährdete Gebiete wurden deutlich verschärft, der Deichschutz verstärkt. Auch die Zusammenarbeit mit Tschechien wurde verbessert: Informationen über die Pegelstände der Elbe aus dem Nachbarland sollen noch schneller übermittelt werden, um die Vorhersagen für Sachsen genauer treffen zu können. Vielen Naturschützern geht der Hochwasserschutz allerdings nach wie vor nicht weit genug – sie fordern ein noch rigoroseres Bauverbot in gefährdeten Gebieten. Doch insgesamt ist Sachsen für künftige Flutkatastrophen besser gewappnet denn je. Eine Lehre aus der Flut 2002 lautet jedoch: Die Gewalt der Natur kann auch die besten Schutzmaßnahmen der Menschen bezwingen. Dieter Schütz dbb > fokus Mittelinstanzen: Reorganisation in vollem Gange waltungsreform wurden 350 Sonderbehörden aufgelöst und die Aufgaben und Beschäftigten in die allgemeinen Verwaltungsbehörden integriert, zu denen die Regierungspräsidien sowie die Landratsämter und Bürgermeisterämter der Stadtkreise gehören. Nach wie vor ist der dreistufige Verwaltungsaufbau das tragende Ursprünglich gab es die Bezirksregierungen beziehungsweise Regierungspräsidien in acht der sechzehn Bundesländer. Bremen, Berlin, Hamburg, das Saarland, Schleswig-Holstein besaßen auf Grund ihrer Funktion als Stadtstaat beziehungsweise kleinerer Flächenstaat nie diese Instanz, Brandenburg und MecklenburgVorpommern entschieden sich nach der Wiedervereinigung für einen zweistufigen Verwaltungsaufbau, und Thüringen bündelte die Funktionen der Mittelebene in einem Landesverwaltungsamt. In den übrigen Ländern wurde in den vergangenen Jahren die Daseinsberechtigung beziehungsweise die Organisation der Mittelbehörden immer wieder intensiv diskutiert. Im Mittelpunkt standen insbesondere die Fragen, inwieweit die Regierungspräsidien beziehungsweise Bezirksregierungen noch zeitgemäß sind, oder inwieweit eine Verlagerung von deren Aufgaben auf die Ministerialebene nach oben beziehungsweise auf die kommunale Ebene nach unten nicht effektiver und effizienter sei. In der Folge gab lediglich Niedersachsen seine Mittelinstanz auf. Die übrigen Länder Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, 2. Juni 2005 die Neuorganisation der Bezirksregierungen beschlossen, die zum 1. Januar 2006 in Kraft getreten ist. Anstelle von acht Abteilungen mit über 40 Sachgebieten gibt es jetzt fünf Bereiche mit in der Regel knapp über 30 Sachgebieten. Unmittelbar bei den Bezirksregierungen angesiedelt sind die Stabsstellen „Verwaltungsmanagement“ und „Verwaltungssteuerung“. Die damit verbundene Straffung der Verfahrensabläufe ermöglicht eine schnellere und effektivere Aufgabenerledigung, wobei die Bündelungsfunktion bestehen bleibt. Bereits zum 1. Januar 2005 wurden die Gewerbeaufsichtsämter an die Bezirksregierungen angegliedert. Aufgelöst wurden dagegen zum 1. Juli 2005 die Landwirtschaftsabteilungen. In der Sozialverwaltung haben die Bezirksregierungen mit den Integrationsund Ausgleichsstellen Aufgaben an das neue Zentrum für Familie und Soziales abgegeben. > Düsseldorf, Landtag, Fernsehturm Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt behielten die Mittelinstanz zwar bei, reformierten sie jedoch umfassend. Das Land Baden-Württemberg hat mit der zum 1. Januar 2005 in Kraft tretenden Verwaltungsreform die Bündelungsfunktion der vier Regierungspräsidien Stuttgart, Karlsruhe, Tübingen und Freiburg gestärkt. Im Zuge der Ver- Strukturelement der badenwürttembergischen Landesverwaltung. Im Freistaat Bayern haben die sieben Bezirksregierungen Niederbayern, Oberbayern, Mittelfranken, Unterfranken, Oberpfalz und Schwaben im Zuge der Verwaltungsreform neue Aufgabenfelder hinzubekommen. Die Bayerische Staatsregierung hatte dazu am Die genannten Reformen, ein Aufgabenabbau und weitere Delegationen sollen bei den Bezirksregierungen bis zum Jahr 2018 den Abbau von insgesamt 1 000 Planstellen ermöglichen. Das sind 25 Prozent des Personalstands des Jahres 2005. Die Funktion der Mittelinstanz wird in Hessen durch die drei Regierungspräsidien in Darmstadt, Gießen und Kassel wahrgenommen. Im Rahmen der „Operation Sichere Zukunft“ haben die Regierungspräsidenten ein umfassendes Gesamtkonzept vorgelegt, in dem sie Vorschläge für eine Aufgaben- > dbb magazin | Oktober 2007 25 verwaltungsmodernisierung Die Mittelinstanz bildet im föderalen Verwaltungsaufbau der Bundesländer die Schnittstelle zwischen den Landesministerien und den Vollzugsbehörden vor Ort. Zu ihr gehören unter anderem die Bezirksregierungen/Regierungspräsidien, Landesämter und Landesbetriebe. Der Beitrag konzentriert sich im Folgenden auf die Entwicklung der Regierungspräsidien und Bezirksregierungen in den Ländern. dbb > fokus nen fungieren mit dem Schwerpunkt der Aufsicht und Bündelung. Alle Aufgaben der derzeitigen Regierungspräsidien, die außerhalb dieses Aufgabenspektrums liegen, werden den Landkreisen und kreisfreien Städten übertragen. > verwaltungsmodernisierung 26 München, Liebfrauenkirche reduzierung und Neuorganisation der Regierungspräsidien gemacht haben. Die Landesregierung hat am 22. Dezember 2003 mit Kabinettbeschluss die Regierungspräsidenten beauftragt, die Aufgabenreduzierung und Neuorganisation auf der Basis ihrer Vorschläge mit gewissen Änderungen durchzuführen. Durch Wegfall und reduzierter Aufgabenwahrnehmung, aber auch durch Privatisierung und Synergieeffekte sowie durch die Verlagerung von Aufgaben konzentrieren sich die Regierungspräsidien verstärkt auf ihre Kernaufgaben. In Nordrhein-Westfalen gibt es derzeit die fünf Bezirksregierungen Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Köln und Münster. Nach Vorstellung der Landesregierung sollen diese langfristig in die drei Regionalverwaltungen Rheinland, Westfalen und Ruhrgebiet aufgehen. Der Koalitionsvertrag sieht die geplante Zusammenführung für die Mitte der nächsten Legislaturperiode vor. Bereits zum 1. Januar 2007 wurden durch ein „Gesetz zur Straffung der Behördenstruktur in NRW“ 38 Behörden aufgelöst beziehungsweise in die bereits vorhandenen Behörden eingegliedert. Diese bis zur Neuordnung der Mittelbehörden entschiedene Umstrukturierung wurde vorgenommen, da die Zentral- > dbb magazin | Oktober 2007 abteilungen der Bezirksregierungen die Aufgaben der Bündelungsorganisation wesentlich effektiver und effizienter erfüllen können. Zudem führte die nordrhein-westfälische Landesregierung eine Aufgabenkritik durch. Langfristig sollen alle Aufgaben, die nicht dauerhaft bei den Bezirksregierungen verbleiben sollen, aus der Organisation herausgelöst werden. Bereits heute sind erste Ergebnisse sichtbar. So wurde den Bezirksregierungen die Zuständigkeit für die Autobahnpolizei entzogen und auf die dem Innenministerium direkt unterstellten Polizeipräsidien Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Köln und Münster übertragen. Auch die Versorgungsverwaltung (zum Beispiel Elterngeldbetreuung) wurde aufgelöst beziehungsweise kommunalisiert. Der Freistaat Sachsen ist in die drei Regierungspräsidien Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt. Durch das sächsische Verwaltungsmodernisierungsgesetz von 2004 wurde der Verwaltungsaufbau gestrafft und zahlreiche Aufgaben auf die kommunale Ebene übertragen. Nach dem Abschluss der Aufgabenkritik im Jahr 2006 wurde auch die Neustrukturierung der Mittelinstanzen in Angriff genommen. Die Regierungspräsidien sollen zukünftig als Landesdirektio- Sachsen-Anhalt legte den Grundstein für eine neue Mittelinstanz am 27. Februar 2003. Mit der Verabschiedung des Verwaltungsmodernisierungsgrundsätzegesetzes wurden die bis dahin existierenden drei Regierungspräsidien Magdeburg, Halle (Saale) und Dessau sowie 22 Sonderbehörden zum 31. Dezember 2003 aufgelöst. Im Gegenzug wurde zum 1. Januar 2004 das Landesverwaltungsamt des Landes Sachsen-Anhalt errichtet. Hauptsitz des Landesverwaltungsamtes ist Halle (Saale). Außenstellen gibt es in Dessau und in Magdeburg. Mit circa 2 350 Mitarbeitern ist das Landesverwaltungsamt Bindeglied zwischen der Landesregierung und der kommunalen Ebene. Insgesamt sind die Beschäftigten für die Erfüllung von über 1 000 Aufgaben zuständig. Durch die Kreisgebietsreform 2007 wurde die Aufsichtsspanne für das Landesverwaltungsamt verringert. Rheinland-Pfalz hat zum 1. Januar 2000 die Bezirksregierungen Neustadt, Trier und Kob- > Stuttgart, Lustschloss lenz aufgelöst. An ihre Stelle traten die Struktur- und Genehmigungsdirektionen. Als obere Behörde unterscheiden sie sich von der Struktur der ursprünglichen Bezirksregierungen dadurch, dass ihnen Aufgaben funktional zugeordnet wurden. In Rheinland-Pfalz bestehen derzeit zwei Struktur- und Genehmigungsdirektionen. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord mit Sitz in Koblenz und die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt an der Weinstraße sind im Wesentlichen zuständig für die Umwelt-, Gewerbeaufsichts- und Bauverwaltung sowie für Raumordnung. Zudem wurden die sechs staatlichen Ämter für Wasser- und Abfallwirtschaft und die fünf staatlichen Gewerbeaufsichtsämter in die Struktur- und Genehmigungsdirektionen integriert. Im Gegensatz zur Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd erhält die Strukturund Genehmigungsdirektion Nord jedoch zusätzlich die landesweite Zuständigkeit für gentechnische Genehmigungsverfahren und für das Forstwesen. Neu eingerichtet wurde im Zuge der Verwaltungsstrukturreform das Landesuntersuchungsamt. Dort werden durch die Konzentration von dbb > fokus risch gewachsene Strukturen und landsmannschaftliche Besonderheiten (wie zum Beispiel in Baden-Württemberg, Bayern) wider und es wird ihnen teilweise auch eine regionalpolitische Funktion zugewiesen. > Die bevorstehende Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie wird dazu beitragen, die Diskussion um das Vorhandensein, die Aufgabenzuordnung und die Zusammenarbeit verschiedener Ebenen neu zu beleben. Katja Brenner – Armin Liebig Info Ver waltungsmodernisierung im Focus akademischer Forschung: Die WiDuT an der FÖV in Speyer Dresden, Semperoper naturwissenschaftlichen und technischen Aufgaben erhebliche Synergieeffekte erzielt. In den bisher im Bericht behandelten Ländern BadenWürttemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind die Mittelinstanzen trotz Reformprozesse (vorerst) geblieben. Anders sieht die Situation in Niedersachsen aus. Dort wurde die Mittelinstanz im Zuge der Verwaltungsreform abgeschafft. Das Land Niedersachsen besaß ursprünglich die vier Bezirksregierungen Braunschweig, Hannover, Lüneburg und WeserEms. Mit der Auflösung der Bezirksregierungen hat Niedersachsen den dreistufigen Verwaltungsaufbau zugunsten eines zweistufigen Verwaltungsaufbaus aufgegeben. Dafür hat das Land zum 1. Januar 2005 vier Regierungsvertretungen an den Standorten Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Oldenburg eingerichtet. Organisatorisch sind sie Referate des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport. In den Regierungsvertretungen werden von der Staatskanzlei sowie von den jeweils fachlich zuständigen Ministerien Aufgaben in eigener Verantwortung erfüllt. Die Kommunen stehen unter einer Vertrauensaufsicht und kön- nen nun viele Aufgaben wie eine Hauptsatzungsänderung oder die Ausweisung von Naturschutzgebieten selbst durchführen. Die Reorganisation der Mittelinstanzen bleibt ein zentrales Thema bei der Durchführung einer umfassenden Verwaltungsmodernisierung. Dabei steht auch die Frage des Verhältnisses der staatlichen Behörden zu den höheren Kommunalverbänden (zum Beispiel Landschaftsverbände, Bezirke) in der Diskussion. Die Autoren sind Forschungsreferenten der Wissenschaftlichen Dokumentations- und Transferstelle für Verwaltungsmodernisierung in den Ländern (WiDuT) am Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Speyer (FÖV). WiDuT wurde 1996 gegründet und hat sich seitdem als zentrale Dokumentations- und Service-Einrichtung etabliert. Weitere Informationen im Internet unter http://www.foev-speyer.de/widut . E-Mail-Kontakt: [email protected] bzw.: [email protected]. 27 verwaltungsmodernisierung > Gegner der Mittelinstanzen verweisen auf die fehlende unmittelbare demokratische Legitimation und fordern den Abbau von Ebenen in einer europäischen Mehr-Ebenen-Verwaltung sowie mehr Bürgernähe und Bürokratieabbau. Wie in dem Bericht deutlich wurde, hat sich bis auf Niedersachsen die Mehrzahl der Länder mit schon bestehender Mittelinstanz für deren Beibehaltung entschieden. Die Gründe hierfür waren insbesondere die Vorteile einer Bündelungsfunktion einschließlich der Integration von Sonderbehörden, die etwa bei komplexen Genehmigungsverfahren eine Rolle spielen, sowie als Mittler zwischen Landesregierung und kommunaler Ebene. Zudem spiegeln sich in den Mittelinstanzen auch histo- > dbb magazin | Oktober 2007 dbb > fokus Friedrich-Loeffler-Institut zur Vogelgrippe: Virus bleibt hochgefährlich dbb magazin: Wie schätzen nachgefragt 28 Ihre Experten vom FriedrichLoeffler-Institut die Gefahr eines weiteren Übergreifens des auch für den Menschen gefährlichen Erregers H5N1 auf Nutzgeflügelbestände ein? Mettenleiter: Wir gehen nach wie vor von einem hohen Risiko für den Eintrag des Virus in Nutzgeflügelbestände aus. Die Nachweise von hochpathogenem H5N1 Typ Asia bei Wildvögeln in Tschechien, Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und auch in Frankreich ab Ende Juni waren Warnzeichen, dass das Virus noch da ist. Nach den bisherigen Ausbrüchen bei Nutz- geflügel in Thüringen und jetzt in Bayern können wir derzeit weitere Fälle nicht ausschließen. dbb magazin: Seit dem ersten Nachweis des hochpathogenen Virus im Februar 2006 wurden in Deutschland rund 700 bestätigte Infektionen bei Wildvögeln entdeckt (2006: 344; 2007 bis Ende August: 328). Reichen die bislang praktizierten Präventivmaßnahmen auch weiterhin aus? Mettenleiter: Der Schutz des Nutzgeflügels vor dem Kontakt zu Wildvögeln und die konsequente Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen in den Haltungen bieten aus Sicht des Friedrich-Loeffler-Instituts den schleppung beträchtlich, eine hundertprozentige Sicherheit gewähren sie aber nicht. Fotos: FLI Durch die größte Keulungsaktion in der Geschichte der Bundesrepublik, bei der rund 205 000 Enten in zwei bayerischen Mastbetrieben getötet werden mussten, ist das Thema Vogelgrippe leider wieder brennend aktuell. Das dbb magazin hat beim Friedrich-Loeffler-Institut (FLI, siehe auch Reportage im dbb magazin 4/2006) nachgefragt, wie die Fachleute die Situation einschätzen und was der Normalbürger beachten sollte. Antwort gibt der Präsident des FLI, Professor Thomas C. Mettenleiter. > Prof. Thomas C. Mettenleiter besten Schutz. Die Kontakte zu Wildvögeln werden mit der risikobasierten Aufstallung von Nutzgeflügel minimiert. Die Bundesländer setzen diese Schutzmaßnahme um. Besonders wichtig ist aber die Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen wie die sachgemäße Lagerung von Einstreu und Futter, sodass Wildvögel keinen Zugang haben, oder der Wechsel beziehungsweise die Desinfektion des Schuhwerks vor Betreten der Stallungen. Dies gilt vor allem für Haltungen in Risikogebieten. Diese Maßnahmen verringern das Risiko einer Virusein- dbb magazin: Das RobertKoch-Institut und die Weltgesundheitsorganisation sprechen davon, „dass das Pandemierisiko nach wie vor so hoch ist wie seit Jahrzehnten nicht“. Weltweit sind bislang mehr als 300 Personen nach engem Kontakt zu infiziertem Geflügel erkrankt, die weitaus meisten davon in Südostasien. Wie sieht die internationale Zusammenarbeit des FLI aus und wie kann die Einschleppung des Virus über die Außengrenzen wirksam verhindert werden? Mettenleiter: Das FLI arbeitet international in verschiedenen Richtungen. Neben der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen im Ausland entsendet das Institut die Mitarbeiter seiner epidemiologischen Einsatzgruppe vor allem in afrikanische Länder, in denen die Geflügelpest aufgetreten ist. Dort wird unter anderem veterinärmedizinisches Personal in der Diagnostik geschult, um vor Ort Untersuchungen durchführen zu können. Darüber hinaus ist das FLI auch im Rahmen der Welternährungsorganisation FAO und der Weltorganisation für Tiergesundheit OIE tätig. Für Geflügel und Geflügelprodukte gelten strenge Einfuhrrichtlinien und Kontrollen, die von allen EU-Mitgliedsstaaten genauestens eingehalten werden. Wichtig ist aber auch das verantwortungsbewusste Handeln von Reisenden, denn Tierseuchenerreger können auch über Rohprodukte im Reisegepäck eingeschleppt werden. Dies gilt nicht nur für Geflügelpest, sondern auch für andere Tierseuchen wie Schweinepest oder Maul- und Klauenseuche. > dbb magazin | Oktober 2007 dbb > spezial Transparenzinitiative im EU-Entscheidungsprozess: Europa glasklar Zugang verweigert? Diese Meldung kommt, wenn Sie Ihr Passwort am PC vergessen haben. Und: „Nein, diese Information geben wir nicht heraus“; diese Antwort kam noch vor 15 Jahren, sind Bürger mit ihren Anfragen an die Institutionen der EU herangetreten. Dabei geht es um nicht weniger als den Zugang zu Europa. Doch das ist lange vorbei. Seit fünf Jahren sorgt eine Verordnung für den verbesserten Zugang der Öffentlichkeit zu Dokumenten der EU, und jetzt mahnt die EU-Kommission noch größere Transparenz in den Entscheidungsprozessen an: Glasklar soll Europa für die Bürger werden. Jeder einzelne Bürger hat das Recht, sich über das politische und administrative Geschehen > dbb magazin | Oktober 2007 der EU ausführlich zu informieren. Die drei europäischen Organe – die EU-Kommission, der Ministerrat und das Europäische Parlament – haben sich schon 2001 auf ein Vorgehen festgelegt, das allen Interessierten umfassenden Zugang zu Dokumenten der EU verschafft. Seit ihrem Amtsantritt macht sich auch die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Margot Wallström, für eine offene Verwaltung stark: „Der Zugang zu Dokumenten ist ein wichtiges Bürgerrecht. Nur so kann ein lebhafter und facettenreicher Meinungsbildungsprozess angeregt werden.“ Die nach der Ablehnung des Verfassungsvertrages spürbare Vertrauenskrise war für die EUKommission ein weiterer Grund, das Thema Offenheit und Transparenz an oberste Stelle zu setzen. Mit der 2005 ins Leben gerufenen Europäischen Transparenzinitiative und dem sogenannten „Plan D“ für Demokratie, Dialog und Diskussion hat sich die EU-Kommission ganz und gar der Offenheit und Bürgernähe verschrieben. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso bekräftigt „mehr Transparenz und eine größere Verantwortlichkeit gegenüber der Öffentlichkeit, wenn wir an der Legitimität des Entscheidungsprozesses festhalten wollen“. Sein Resümee: „Wer Vertrauen ernten will, der muss zuerst Vertrauen säen“. > Jeder Bürger hat Zugang zu EU-Dokumenten Genau hier setzt die Verordnung zum Zugang zu Dokumenten an. Sie ermöglicht jedem Bürger den Zugang zu allen in der EU-Kommission vorhandenen Information, auch zu solchen Dokumenten, die von den Mitgliedsstaaten oder > Foto: Jan Brenner europa 30 Noch vor 15 Jahren waren die EU-Organe allzu zögerlich bei der Herausgabe von Dokumenten. Das hat in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, Brüssel sei ein Verwaltungsdschungel, und wichtige Entscheidungen fänden hinter verschlossenen Türen statt. Doch das ist lange her. Denn der Maastrichter Unionsvertrag von 1991 hat den Grundsatz der Transparenz zum Prinzip für die EU gemacht. Und seit nunmehr fünf Jahren regelt eine Verordnung den Zugang der Öffentlichkeit zu Dokumenten der EU. Letzteren will die EU-Kommission jetzt verbessern und hatte eine breit angelegte Debatte gestartet. Das Ziel: Eine transparente Verwaltung, das Recht auf Information, mehr Offenheit und ein demokratisches und bürgernahes Europa. Denn davon ist die EU-Kommission überzeugt: Ein funktionierender Meinungsbildungsprozess und „ein Europa der Bürger“ sind untrennbar mit dem Zugang zu Informationen verbunden. anderen nicht-institutionellen Akteuren an die EU-Kommission übermittelt wurden. Ausnahmen gibt es nur dort, wo Sicherheitsinteressen oder Rechte von Privatpersonen und Unternehmen betroffen sind. In der Regel werden jedoch zwei Drittel aller Anfragen positiv beantwortet. Abgelehnte Anfragen müssen darüber hinaus begründet werden. Und dann steht den Bürgern immer noch die Möglichkeit offen, sich direkt an den europäischen Ombudsmann oder den Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu wenden. In diesem Zusammenhang wurde 2002 ein Register auf der Internet-Seite der EU-Kommission eingerichtet, das mittler- Info Der Autor (Jahrgang 1954) ist seit Anfang 2004 Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland. Er ist seit 1984 in wechselnden Positionen für die EU-Kommission tätig. Vor seinem Wechsel nach Berlin war Dr. Gerhard Sabathil in Oslo Botschafter der EU-Kommission für Norwegen und Island, zuvor in Brüssel Referatsleiter für die westlichen Balkanländer. In der Delegation der EU-Kommission in Prag hatte er von 1992 bis 1996 die Position eines Botschaftsrats inne. Seit 1996 ist Dr. Gerhard Sabathil zudem Gastprofessor an der Prager Universität. dbb > spezial weile über 80000 Dokumente enthält. Es handelt sich um den „acquis communautaire“, den vollständigen Besitzstand der EU. Über die eigentlichen Gesetzestexte hinaus will die EU-Kommission zukünftig noch mehr Informationen einstellen, sodass Bürger nicht erst anfragen müssen, bevor sie an das gewünschte Dokument kommen. Letzteres muss nicht ausschließlich Gesetzestexte und Vorschläge betreffen. Häufig handelt es sich um Mitteilungen, Studien, Umfrageergebnisse oder Statistiken. Das heißt auch, dass Dokumente möglichst elektronisch verfügbar sein sollten. Zusätzlich wird die Zahl der frei abrufbaren Dokumente auf den Seiten der Fachressorts und Generaldirektionen erhöht. Hier spielt eine höhere Benutzerfreundlichkeit des Internetangebotes eine wichtige Rolle, um die Suche nach Informationen so einfach wie möglich zu gestalten. > Neuregelungs-Plan setzt auf drei Aspekte Nach fünf Jahren Erfahrungen in der Praxis, hat die EU-Kommission in diesem Jahr eine Überprüfung der Verordnung zum Zugang zu Dokumenten eingeleitet. Ziel ist, bis Ende des Jahres Vorschläge für eine Neufassung vorzulegen. Die EU-Kommission sieht vor allem drei Aspekte, die bei der Neuregelung stärker berücksichtigt werden müssen, und die sie im vorgelegten Grünbuch zur öffentlichen Anhörung erläutert hat. Erstens muss besser klargestellt werden, in welchen Fällen das Recht auf Einsichtnahme auf Grund des Datenschutzes oder anderer Ausnahmen nicht gewährt werden kann. Wie also kann das Gleichgewicht zwischen Transparenz einerseits und dem Datenschutz geschäftlicher und wirtschaftlicher Interessen sowie dem Grundsatz einer „guten Verwaltung“ ande- rerseits sichergestellt werden? Zweitens muss die bestehende Verordnung an die Rechtsprechung des EuGHs der letzten Jahre und an weitergehende Rechte beim Zugang zu Dokumenten im Umweltbereich angepasst werden. Hier könnten die Bestimmungen über den Zugang der Öffentlichkeit zu Dokumenten mit den Bestimmungen über den Zugang zu Umweltinformationen harmonisiert werden. Und drittens arbeitet die EUKommission darauf hin, Informationen noch aktiver zu verbreiten und den frei zugänglichen Datenbestand zu erhöhen. Ein weiterer Handlungsbedarf ergibt sich etwa auch aus dem Einspruch der Mitgliedstaaten bei der Herausgabe ihrer an die EU-Kommission gerichteten Informationen. Auch hier könnte das Ziel sein, dass die nationalen Stellen ihre Entscheidung im Falle der Ablehnung des Antrags in Zukunft begründen müssten. > 56 Prozent der Deutschen vertrauen der Europäischen Union Die EU hat sich hohe Ziele gesetzt, um die Bürger stärker in den demokratischen Entscheidungsprozess einzubinden. Eine transparente Verwaltung und der Zugang zu Informationen ist eine wichtige Etappe auf dem Weg dahin. Wie der Stand der Dinge ist, beweisen eindrucksvoll die Umfrageergebnisse des letzten Eurobarometers für Deutschland vom Frühjahr dieses Jahres. Die Umfrage überprüft in regelmäßigen Abständen die Zustimmung der Deutschen zu Europa. 56 Prozent der Befragten vertrauen der EU, so das aktuelle Ergebnis. Das sind 18 Prozent mehr als noch vor der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Dr. Gerhard Sabathil, Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland > dbb magazin | Oktober 2007 dbb > spezial Beamtendarlehen: Deutlich weniger Zinsen Unter bestimmten Voraussetzungen macht es Sinn, Anschaffungen durch einen Kredit zu finanzieren. Leider sind dafür oft teure Zinsen zu bezahlen. Kommen weitere Belastungen hinzu, zum Beispiel durch einen dienstlich bedingten Umzug, bleibt nicht mehr viel finanzieller Freiraum. mitgliederservice 32 Auch Kollege Werner aus Bayern hat diese Erfahrung gemacht. Durch mehrere Finanzierungen war das monatliche Familienbudget deutlich am Limit. Vor allem die hohen Zinsen haben der Familie zu schaffen gemacht. Hier konnten mit einem sicheren und günstigen Beamtendarlehen über das dbb vorsorgewerk Zinsen und die monatliche Belastung deutlich gesenkt werden. Dieses Kreditangebot der NÜRNBERGER Beamten Versicherung als Partner des dbb vorsorgewerk in Kooperation mit der DSL-Bank ist speziell auf Beamte und unkündbare Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst zugeschnitten. Auch Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst, die bereits fünf Jahre fest angestellt sind, kann ein Angebot gemacht werden. Die stabile Einkommenssituation wird in den Konditionen besonders berücksichtigt. Denn die Sicherheit der Bezüge ist gleichzeitig die Sicherheit für das Darlehen. Deutlich niedrigere Zinsen und damit eine besonders günstige Finanzierung sind das Ergebnis. Im Gegensatz zum Konsumentenkredit wird das Beamtendarlehen erst am Ende der Laufzeit getilgt. Dazu wird eine Rentenversicherung abgeschlossen. Aus der vereinbar- > dbb magazin | Oktober 2007 ten garantierten Kapitalzahlung wird bei Ablauf dann das Darlehen bezahlt. Während der Laufzeit werden nur die Versicherungsprämien und die Zinsen für das Darlehen fällig. Der Verwendungszweck ist frei wählbar, auch kann das Darlehen für Umschuldungen eingesetzt werden. Das Besondere am Beamtendarlehen über das dbb vorsorgewerk ist der fünfprozentige Nachlass auf den Versicherungsbeitrag, der exklusiv für Mitglieder der Einzelgewerkschaften des dbb gilt. Dazu kommt, dass damit automatisch der günstigere NÜRNBERGER-Beamtentarif zugrunde gelegt wird. Wie viel Geld sich dadurch sparen lässt, zeigt sich auch am Beispiel von Familie Werner: Mit dem dbb Tarif zahlt das 35-jährige BDZMitglied für sein Darlehen über 30 000 Euro Monat für Monat 13,32 Euro weniger als ohne Mitgliedschaft. Über die gesamte Laufzeit von zwölf Jahren spart er insgesamt 1 918,08 Euro. Durch die Umschuldung der alten Kredite, die zum Teil eine Laufzeit von 48 Monaten hatten, konnte die monatliche Belastung über die Hälfte reduziert werden. Weitere Vorteile: Ein garantierter Festzinssatz über die gesamte Laufzeit, eine flexible Darlehenshöhe zwischen 10 000 und 60 000 Euro sowie die individuell wählbare Darlehenslaufzeit von zwölf, 15 oder 20 Jahren sind ebenfalls attraktive Produktvorteile. Weiterer Pluspunkt: Am Ende der Laufzeit werden die bis dahin angefallenen Überschüsse aus der Versicherung ausbezahlt. Außerdem ist das Darlehen von Anfang an für den Todesfall abgesichert: Im Ernstfall wird das Darlehen durch die Rentenversicherung sofort getilgt und die Angehörigen werden so vor finanziellen Problemen geschützt. Sind auch Sie interessiert an einem Beamtendarlehen? Lassen Sie sich völlig unverbindlich beraten. Unter der Rufnummer 0 30-40 81-64 25 stehen Ihnen die Fachleute für ein vertrauliches Erstgespräch zur Verfügung. Zusätzlich können Sie Ihre Anfragen auch per E-Mail an: [email protected] oder per Fax (0 30) 40 81-64 99, richten. as Autoversicherung: Noch günstiger Mit ihrem neuen Kfz-Tarif erweitert die HUK-COBURG Versicherungsgruppe, Exklusivpartner des dbb in der Kfz-Versicherung, zum 1. Januar 2008 erneut ihr Leistungspaket und verbessert ihr günstiges PreisLeistungs-Verhältnis weiter. Ob Neuvertrag oder bereits mit dem Auto bei der HUK-COBURG versichert, jeder kommt in den Genuss der Leistungsverbesserungen. Außerdem: Für viele ist der neue Pkw-Tarif noch günstiger als im Vorjahr. Niedrige Beiträge verbunden mit einem hervorragenden Service im Schadenfall kann der Versicherer anbieten, weil er traditionell besonders kostenbewusst arbeitet. Von den geringen Kosten können die Mitglieder der Einzelgewerkschaften des dbb beamtenbund und tarifunion jetzt besonders profitieren. Die HUK-COBURG wettet, dass das exklusive Angebot 2008 günstiger ist als ihre jetzige Kfz-Versicherung 2007. Die Empfehlung des dbb vorsorgewerks: Nehmen Sie die Wette an! 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Der dbb zählte nicht nur zu den Sponsoren dieser Veranstaltung, sondern entsandte aus seinen Reihen auch Fachleute, die als „Entwicklungshelfer“ mitwirkten, das Tagungsmotto „Den Wandel gestalten“ inhaltlich zu beleben. senioren 34 Die Kongressteilnehmer erwartete ein dicht gepacktes Programm: Dem 28. August war das Leitmotiv „Potenziale nutzen“ mit den Themenfeldern Vereinbarkeit Familie und Beruf/Wirtschaftskraft Alter und Personalmanagement zugeordnet. Der 29. August stand im Zeichen der „Stadt- und Regionalentwicklung“ und stellte die Themen Daseinsvorsorge/ Wohnen im Alter und Leitbildentwicklung ins Zentrum der Vorträge im Plenum und in den Fachforen. In seinem Fachvortrag „Veraltet verwaltet“ forderte beispielsweise der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt die Politiker nachdrücklich auf, sowohl bei der Nachwuchsrekrutierung als auch im Umgang mit älteren Arbeitnehmern umzusteuern: Mit dem öffentlichen Dienst verhalte es sich ähnlich wie mit der ganzen Gesellschaft, „er braucht einen funktionierenden Generationenvertrag für seine Kontinuität“, so seine Argumentation. Der dbb Vize ging auch auf die grundlegenden Vorraussetzungen ein, die das Verbleiben älte- > dbb magazin | Oktober 2007 > dbb Vize Klaus Dauderstädt plädierte für einen Generationenvertrag im öffentlichen Dienst. rer Arbeitnehmer im Berufsleben überhaupt ermöglichten: „Es müssen Wege gefunden werden, im Rahmen von Konzepten lebenslangen Lernens einerseits und betrieblicher Umstrukturierung andererseits altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen.“ Die Berufsgenossenschaften seien bereits dabei, diesen Aspekt im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit für Verwaltungen und Unternehmen stärker zu betonen, erläuterte Dauderstädt, der auch Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) ist. Fotos: Jan Brenner Demographie-Kongress: > Die Vorsitzende der Bundesfrauenvertretung Helene Wildfeuer forderte eine nachhaltige Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Bundesvorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung Helene Wildfeuer erinnerte daran, dass die Probleme mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – insbesondere mit Blick auf den demographischen Wandel – ein wichtiges gewerkschaftliches Handlungsfeld bleiben. Angesichts des prognostizierten Fachkräftemangels müsse die Erwerbsquote von Frauen gesteigert werden. „Dies wird jedoch nur gelingen, wenn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nachhaltig verbessert wird“, zeigte sich Wildfeuer überzeugt. Zwar sei die Zahl der Väter, die Elternzeit beantragt haben, seit der Einführung des neuen Elterngeldes um fünf Prozent gestiegen, aber nach wie vor sei Kindererziehung vornehmlich Frauensache. „Solange sich das nicht ändert, bedeutet es, dass Familienpolitik auch Frauenpolitik ist.“ Damit Frauen am Berufsleben teilnehmen können, > sei ein Ausbau der Kinderbetreuung „zwingend notwendig“. Es sei an der Zeit, „im Dienst- und Tarifrecht die Umsetzung der Gleichstellungsgesetze nicht nur auf dem Papier zu vollziehen“, mahnte die Bundesvorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung im Fachforum „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Als Entwicklungshelfer des demograhischen Wandels betätigten sich aus den Reihen des dbb auch der Bundesvorsitzende des Seniorenverbandes BRH, Herbert Bartsch, (Fachforum „Zukunft der Alterssicherungssysteme“) und der Bundesvorsitzende des Verbandes der Beschäftigten der oberen und obersten Bundesbehörden (VBOB), Hans Ulrich Benra, (Fachforum „Personalplanung im öffentlichen Dienst“): Auch sie trugen mit ihren Statements dazu bei, mehr Licht in das sehr komplexe Generationenthema zu bringen. Berichtigung Studienangebote für Senioren Im 1. Teil unserer Übersicht zu den Studienangeboten für das dritte Lebensalter (dbb magazin September 2007, Seite 32/33) ist uns bei unseren Angaben zur Universität Duisburg leider ein Fehler unterlaufen. Nach dem Zusammenschluss der Duisburger Universität mit der „Universität-Gesamthochschule Essen“ im Jahr 2003 lautet die korrekte Bezeichnung nunmehr „Universität Duisburg-Essen“. Gasthörer können an beiden Campi Veranstaltungen besuchen und an Seminaren teilnehmen. Folgend die korrekten Kontaktadressen: Universität Duisburg-Essen Internet: www.uni-due.de Campus Duisburg Forsthausweg 2, 47057 Duisburg, Telefon (02 03) 379-0 (Zentrale) Campus Essen Universitätsstraße 2, 45141 Essen, Telefon (02 01) 183-1 (Zentrale) Wir bitten, dieses Versehen zu entschuldigen. Teil 2 unserer Übersicht zu den Studienangeboten für Senioren wird in der NovemberAusgabe des dbb magazins erscheinen. dbb > spezial Michael Westphal, Vorsitzender der dbb jugend: „Jugendpolitische Kompetenz entfalten“ dbb magazin: Michael ? jugend 38 Westphal, auch an dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Spitzenamt! In Ihrer Antrittsrede in Königswinter haben Sie angekündigt, den klaren inhaltlichen Kurs der dbb jugend weiterzuführen. Was genau ist geplant, wo sollen inhaltliche Schwerpunkte liegen? Michael Westphal: Wir werden den eingeschlagenen Weg fortsetzen. Dietmar Knecht hat in den letzten Jahren eine sehr gute Arbeit geleistet und mir ein schlagkräftiges Team hinterlassen. Wir wollen gemeinsam erreichen, dass die dbb jugend noch stärker als bisher ihre jugendpolitische Kompetenz entfaltet und wahrgenommen wird. Unsere Mitglieder bilden eine große, vielfältige und lebendige Gemeinschaft mit vielen Erfahrungen, Ideen und Wünschen. Das auch in die Politik zu vermitteln und ernst genommen zu werden ist weiterhin unser Ziel. ? dbb magazin: Was kann Gewerkschaft tun, was erwarten insbesondere die jungen Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst heutzutage von einer, von ihrer Interessenvertretung? Michael Westphal: Das Wort sagt es: Interessenvertretung. Es liegt an uns, die Interessen aufzunehmen, zu bün> dbb magazin | Oktober 2007 deln und weiterzutragen. In den Fachgewerkschaften und natürlich übergreifend auch in der dbb jugend. dbb magazin: Stichwort Interessenkonflikte zwischen Jung und Alt – sind Sie der Meinung, dass man auch innerhalb von Gewerkschaften über so etwas wie einen gerechten Generationenvertrag nachdenken muss? Manch einer zählt die Gewerkschaften ja schon zu aussterbenden Dinosauriern, weil sie angeblich zuviel Gestern und nicht genug Morgen vertreten ... ? Michael Westphal: Wir müssen darüber nachdenken und offen reden. Bereits vor mehreren Jahren haben wir in Hamburg ein Gemeinschaftsprojekt mit dem BRH gestartet unter dem Motto „Dialog der Generationen“. Eine Gewerkschaft ist für viele Menschen lebenslange Heimat, auch über das Berufsleben hinaus. Die jungen Menschen können sehr viel lernen von ihren Altvorderen, aber auch umgekehrt heißt Alter ja hoffentlich nicht, Neues von Grund auf zu verdammen. Der dbb bringt das in seinen Gewerkschaften und Verbänden gut zusammen. Nur, machen wir uns nichts vor: Die Zeiten haben sich geändert, das Versorgungsniveau für alle ist abgesenkt worden und Demographie ist ideologieresistent. Wir müssen gewisse Entwicklungen ja nicht mögen, aber wir müssen sie zur Kenntnis nehmen. Immer weniger junge Menschen werden berufstätig, unsere Studienzeiten sind lang und viele erreichen das Regelruhestandsalter nicht, sondern gehen früher in die Rente oder Pension. Dass diese Entwicklung die Frage der Generationengerechtigkeit aufwirft, darf nicht verwundern. Gerade in den Gewerkschaften aber finden wir beides: Jung und Alt. Es ist hier eine der großen Zukunftsaufgaben, einen Konflikt zwischen den Generationen zu verhindern und ich denke, dazu können wir beitragen. > dbb magazin: Derzeit läuft bundesweit die „Initiative öffentliche Dienste“, die der dbb gemeinsam mit ver.di gegründet hat. Wie kommt diese Kampagne bei den jungen Leuten im öffentlichen Dienst an? ? Michael Westphal: Ich habe den Eindruck, dass bei vielen jungen Beschäftigten eine Art Erleichterung vorherrscht. Endlich setzen sich die Interessenvertretungen zusammen und geben ein Zeichen, ein Signal an ihre Mitglieder: Ihr seid wichtig, Ihr seid wertvoll und Ihr seid Euer Geld wert. Wenn das auch in die Köpfe der Menschen kommt, dann ist viel erreicht. Info Michael Westphal Geboren 1970 in Hamburg, aufgewachsen im Landkreis Uelzen, machte Michael Westphal nach seinem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Agrarhandelskaufmann, danach ging’s zum Zivildienst. 1992 kehrte er nach Hamburg zurück und begann die Ausbildung im gehobenen Dienst der Steuerverwaltung. Nach erfolgreicher Laufbahnprüfung arbeitete er als angestellter Betriebsprüfer. Von 1993 bis 1996 war Michael Westphal für die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSTG) Mitglied im Personalrat der Auszubildenden, 1995 bis 2000 Mitglied der Landesjugendleitung der DSTG Hamburg, seit 1998 ist er Landesgeschäftsführer der dbb jugend hamburg. Von 1997 an saß Westphal, zwischenzeitlich Betriebsprüfer in den Finanzämtern Hamburg-Elbufer und Hamburg-Barmbek-Uhlenhorst, im Personalrat, 2001 folgte die Nachwahl zum freigestellten Mitglied. Im Februar 2003 wurde der 37-Jährige zum stellvertretenden Vorsitzenden des Hamburger DSTG-Landesverbandes und übernahm zugleich den Vorsitz des Ortsverbandes in der OFD Hamburg. Seit der Personalrats-Wahl 2003 ist Westphal zudem stellvertretender Vorsitzender des Personalrats. Seine Freizeit verbringt der Gewerkschafter gerne mit Reisen (Großbritannien-Fan), Wandern und Lesen. Foto: Jan Brenner Michael Westphal (37) ist seit Ende August 2007 neuer Chef der dbb jugend. Im Kurz-Interview mit dem dbb magazin erzählt er, wie das so ist, welches Programm er sich für die nächsten Jahre vorgenommen hat und was er von einem Generationenvertrag für Gewerkschaften denkt. dbb > finale Franzosen und Italiener gelten als feurige Liebhaber, Schotten sind angeblich geizig, die Deutschen pedantisch und die Engländer Snobs. Vorurteile allemal, aber gelegentlich scheint ein Fünkchen Wahrheit hinter diesen Allerweltsweisheiten aufzublitzen. Beispiel England: Statt künftig – wie jeder andere brave Europäer auch – in Zentimetern und Metern zu rechnen, dürfen die Briten weiterhin Inches und Miles verwenden. Ist das nun ein arger Rückschlag für das weitere Zusammenwachsen Europas oder hat die EU-Kommission richtig entschieden? Dazu ein eindeutiges Ja, und ein Vivat auf den Sieg der Maßeinhei- Wie sollen die Klitschko-Brüder die Größen ihrer Boxhandschuhe ermitteln, wenn nicht in Unzen? Warum wollen wir den Zimmerleuten den dreizölligen Nagel nehmen und ihnen das Leben mit Umrechnen vergällen? Warum soll eine bekannte Fluggesellschaft ihr Rabattmarkensystem für Vielflieger umbenennen, wo doch seit Jahr und Tag Miles and More gesammelt werden? Und wie soll wieder alles ins Lot kommen, wenn es keins mehr gibt? Lassen wir also um Himmels willen den Engländern und uns ihre Meilen, einen Kompromiss haben die angeblichen Snobs ja bereits gemacht – sie sind stolz auf das Pfund. sm 39 glosse Miles and More tenvielfalt. Das Dezimalsystem ist längst nicht für alles zu gebrauchen und das nicht nur bei den Briten! > dbb magazin | Oktober 2007 dbb > finale „Behördennotruf“ ServiceLine 115: Eine für alles Polizei und Feuerwehr sind schnell gerufen. Die zentralen Notrufnummern 110 und 112 machen es möglich. Was aber, wenn ein Behördenanliegen drängt? Da ist guter Rat oft teuer: Welches Amt ist überhaupt zuständig? Welcher Sachbearbeiter kennt sich aus? Eine einfache Ummeldung wird so schnell zum telefonischen Spießrutenlauf. Das soll nach dem Willen der Bundesregierung bald ein Ende haben. Nach New Yorker Vorbild soll eine zentrale Notrufnummer 115 installiert werden, rund um die Uhr erreichbar und kompetent besetzt. online 40 Noch vor wenigen Jahren kämpfte sich der New Yorker Bürger mit etwaigen Anliegen an die Stadt durch einen Urwald von 100 Behörden und 40 CallCentern. Heute kann man unter der einzigen Nummer 311 über 200 Dienstleistungen abfragen. Das wollen Forscher der technischen Universität Berlin und des Fraunhofer Instituts FOKUS im Regierungsauftrag auch hierzulande ermöglichen. „ServiceLine 115“ heißt das Zauberwort. Die eGovernment-Staatssekretäre von Bund und Ländern haben den Bund und das Land Hessen beauftragt, ein Projekt zur Einführung einer einheitlichen Behördenrufnummer zu initiieren. Der Name bezeichnet ein Projekt, das Serviceanfragen ähnlich wie bei einer Hotline unter einer zentralen Nummer aufnehmen soll, eben der 115, und sie automatisch bis an die zuständigen Stellen leitet. Eine Antwort und eine Bearbeitungsnummer soll es auch geben – und das bundesweit. > tut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS unter der Leitung von Prof. Dr. Radu PopescuZeletin. Ausschlaggebend dafür war die langjährige Erfahrung der Forscher auf diesem Gebiet. Das Institut verfügt über das Kompetenzzentrum Next Generation Network Infrastuctures (NGNI), das die notwendige Infrastruktur für die Umsetzung einer solchen Service Hotline für Verwaltungen bereitstellen kann. Verantwortlich dafür wird TU-Professor Dr.-Ing. Thomas Magedanz sein. In ihrem eGovernment-Labor testen die Wissenschaftler mit weiteren Partnern, ob und wie elektronische Bürgerdienste funktionieren können und ob sie wirtschaftlich tragbar sind. Die Berliner Forscher wollen allerdings einen Schritt weiter gehen: Mit ihrer Technologie einer standardisierten Umgebung für telekommunikations- und internetbasierte Dienste wollen sie langfristig Behörden in ganz Europa vernetzen und damit re- volutionieren. „Stellen Sie sich vor“, sagt Radu Popescu-Zeletin, „in wenigen Jahren könnten Sie von Ihrem PC oder vom Handy aus Berlin einen Friseurladen in Barcelona eröffnen.“ > Rufnummer zuteilungsreif Der Bürger wäre allerdings schon froh, wenn er seinen Wohnsitz vom PC aus ummelden könnte, von spanischen Friseurläden ganz zu schweigen. Doch es besteht Hoffnung, denn das Projekt ist längst über die Planungsphase hinausgekommen: Das Bundesministerium des Innern hat nach Vorgesprächen mit der Bundesnetzagentur die Zuteilung der Rufnummer 115 beantragt. Ziel ist jedoch nicht, ein CallCenter für Deutschland aufzubauen. Vielmehr sollen dezentrale Serviceeinheiten in Bund, Ländern und Kommunen intelligent vernetzt werden. Daher bilden die bereits bestehenden Bürgerservice-Einrichtungen auf Landesebene und im kommunalen Bereich ein außerordentlich wichtiges Fundament für die Einrichtung der einheitlichen Behördenrufnummer. Konkret sollen sämtliche Bürgeranfragen – so weit wie möglich – direkt in computergestützte Verwaltungsprozesse überführt und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Zuständigkeiten für Verwaltungsdienstleistungen auf den Ebenen Kommunen, Bundesländer und Bund an die zuständige Behörde weitergeleitet werden. Kommunikationsprofis am Werk Den Zuschlag zur Realisierung des ehrgeizigen Projekt, das Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem IT-Gipfel im Dezember 2006 in Potsdam vorgestellt hatte, erhielt das Fraunhofer Insti- > dbb magazin | Oktober 2007 > Ganz entspannt am heißen Draht zur Behörde: 115 soll’s möglich machen. > Pilotphase Anfang 2008 Die Projektverantwortlichen, Staatssekretär Johann Hahlen und Staatssekretär Harald Lemke, und das Projektteam „D115“ trafen sich am 23. August 2007 mit Vertretern der Länder und der kommunalen Spitzenverbände, um das weitere Vorgehen im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens zu erörtern. Demnach sollen die Pilotphase bis Herbst 2007 vorbereitet und Modellregionen aus dem Kreis der Bewerber vorgestellt sein. Die Bewerbungen von Kommunen, Regionen oder Partnern, die ebenenübergreifend zusammenarbeiten wollen, werden von den Ansprechpartnern der Länder gesammelt und dem Projektteam D115 bis Mitte Oktober 2007 zugeleitet. Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände werden am 25. Oktober 2007 das weitere Verfahren bis zum in Aussicht genommenen Beginn der Pilotphase Anfang 2008 abstimmen. Unterdessen hat das forsa Institut in einer Umfrage für den Nachrichtensender n-tv herausgefunden, dass die meisten Bundesbürger den geplanten Behördennotruf 115 skeptisch sehen. Knapp zwei Drittel der Befragten glauben, dass sich das Verhältnis zwischen Bürgern und Verwaltung nicht verbessert. Nur 32 Prozent gehen demnach davon aus, dass es durch die Einführung der Serviceline 115 weniger Ärger mit Behörden geben wird. Auch der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen zweifelt an der Umsetzbarkeit. „Die Idee ist zwar bestechend gut, wird aber an der Praxis scheitern“, sagte er dem dbb magazin. „Dies schon allein deswegen, weil mit den differenzierten Zuständigkeiten von Bund, Ländern und Gemeinden für die verschiedensten Verwaltungsaufgaben ein permanentes Kompetenzproblem bestehen wird, das die Politik in Deutschland zu lösen nicht im Stande ist – da hilft auch kein zentraler Behördennotruf.“ dbb > finale Betreff: Initiative ö ff. Dienste Pensionäre berücksichtigen (E-Mail zur Aktion „Genug gespar t“, dbb magazine 7/8 und 9/2007) Die Vorgehensweise für die Einkommensrunde 2008 finde ich sehr gut, ebenso die Gemeinsamkeit mit ver.di auf diesem Gebiet. Die Würdigung der Leistungen der Beamtinnen und Beamten bei den Forderungen für deutliche Einkommenssteigerungen herauszustellen, ist der richtige Weg. Aber ich gebe zu bedenken, auf allen Ebenen der Betätigungsfelder in diesem Zusammenhang nicht die Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger zu vergessen. Die Politik macht das zu gerne, darum sollte der dbb klare Positionen vertreten. Wir als Pensionäre haben die Leistungen erbracht, die eine Teilhabe an den Erhöhungen rechtfertigt. Werner Heilgermann per E-Mail Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Beihilfe (Leserbrief zum Ar tikel „Beihilfe schneller bearbeiten“, dbb magazin 9/2007, S. 42) Die viel zu lange Bearbeitungszeit der Beihilfeanträge scheint kein spezifisch hanseatisches Problem zu sein. Auch in Baden-Württemberg sind momentan mal wieder vier Wochen Wartezeit (und mehr) auf die Erstattung der eingereichten Belege nicht unüblich. Häufig wird den Rechnungsempfängern von Ärzten ein Zahlungsspielraum von lediglich bis zu zwei Wochen eingeräumt. Vor allem Krankenhäuser mahnen dann recht schnell, wenn das Geld nicht fristgerecht eingeht, zumal es sich dabei meist um höhere Beträge handelt. Der Beamte ist auf eine rasche Bearbeitung angewiesen. Was bei der privaten Krankenversicherung in der Regel reibungslos funktioniert, sollte auch bei der jeweiligen staatlichen Bearbeitungsstelle möglich sein. Dafür benötigt sie aber ausreichendes Personal. Michael Gomolzig 73655 Plüderhausen Einkommensrunde 2008 (Leserbrief zum Ar tikel „Genug gespar t“, dbb magazin 9/2007, S. 6 f.) Es ist grundsätzlich zu begrüßen, dass die beiden großen Interessenvertretungen gemeinsam für die Belange des öffentlichen Dienstes in der „Tarifrunde 2008“ eintreten wollen. Die Überschrift des Artikels lautet „... gemeinsam in die Tarifrunde 2008“. Ich möchte meine Beamtenvertreter ausdrücklich dazu aufrufen, in der „Einkommensrunde 2008“ wieder die Beamteninteressen in den Vordergrund zu stellen und erst einmal einen Ausgleich für die Benachteiligungen der vergangenen Jahre herbeizuführen. P. Kern, 33824 Werther dbb > finale Steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten: Aktenzeichen 2 BVR 1270/07 frauen/tacker 42 Die finanzielle Belastung von Familien wegen der für die Kinderbetreuung erforderlichen Ausgaben ist erheblich. Um größere Anreize für Frauen zu schaffen, auch nach der Familiengründung weiterhin berufstätig zu sein, hat die dbb bundesfrauenvertretung ein Musterverfahren zur steuerlichen Absetzbarkeit erwerbsbedingter Kinderbetreuungskosten als Werbungskosten vom ersten Euro an initiiert. die Kinder zeitweise durch eine Au-Pair-Kraft betreuen zu lassen. Da sich die Zeiten der beruflichen Tätigkeit mit den Kinderbetreuungszeiten deckten, seien die entstandenen Kosten durch die doppelte Berufstätigkeit der Kläger verursacht worden, woraus folge, dass diese Kosten ebenso wie andere berufsbedingte Werbungskosten zu behandeln seien. Die Klage war im Mai 2007 in zweiter Instanz vom Bundesfinanzhof abgewiesen worden. Die dbb bundesfrauenvertretung hatte daraufhin Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht erhoben. Die Verfassungsbeschwerde wird unter dem Aktenzeichen 2 BVR 1270/07 geführt. Bereits laufende Verfahren können unter Angabe des Aktenzeichens bis zu einer Entscheidung über das Musterverfahren ausgesetzt werden. Die dbb bundesfrauenvertretung ist hingegen der Ansicht, dass bei der steuerlichen Berücksichtigung von Kinderbetreuungskosten sowohl die Stellung der Frauen im Berufsleben als auch der Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes und der europäischen Menschenrechtskonvention bislang nicht ausreichend beachtet worden sind. Nur wenn die Kosten der Kinderbetreuung ebenso wie andere berufsbedingte Aufwendungen vom ersten Euro an in voller Höhe als Werbungskosten von der Einkommenssteuer abgesetzt werden können, könnten die Frauen ihren Berufen nachgehen, ohne dass finanzielle Erwägungen sie davon abhalten. > Zur Vorgeschichte Die Kläger sind beide als Polizeibeamte im Schichtdienst tätig und haben drei Kinder. Sie klagten gegen ihren Einkommensbescheid für das Jahr 1999 zu- nächst vor dem Finanzgericht, da es das Finanzamt abgelehnt hatte, die in Folge des Schichtdienstes entstandenen Kinderbetreuungskosten für die zu diesem Zeitpunkt zehn, acht und sieben Jahre alten Kinder als Werbungskosten anzuerkennen. > Kinderbetreungskosten gleich Werbungskosten Nach Auffassung der Kläger hätte das Finanzamt die durch die Kinderbetreuung anfallenden Kosten als beruflich bedingte Werbungskosten anerkennen müssen, da es ihnen aufgrund der unregelmäßigen Arbeitszeiten als Polizeibeamte nicht anders möglich war, als t@cker .„Klartext!“ – in der Oktober-Ausgabe des dbb jugend magazin geht’s um klare Worte, Verständigung und Dialog. „All das ist besser als Phrasendrescherei – davon hat niemand was“, schreibt der neue dbb jugend Vorsitzende Michael Westphal im Editorial. Eindrucksvoller Beleg hierfür sei die wichtige Arbeit des Bundessprachenamtes, wo die bundesweit rund 1 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Ziel eint: Mithilfe der Sprache eine Brücke zu anderssprachigen Menschen, anderen Ländern und Kulturen zu schlagen. Brücken schlagen, in Dialog kommen, aber ebenso Klartext sprechen wollen auch dbb > dbb magazin | Oktober 2007 > Bundesverfassungsgericht letzte Instanz Da sowohl das Finanzgericht als auch der Bundesfinanzhof die Klage mit der Begründung abgelehnt haben, dass nach der Systematik des Einkommensteuergesetzes die Kinderbetreuungskosten nur soweit in Ansatz zu bringen seien, als dies zur Gewährleistung des Existenzminimums der Kinder nötig sei. Auch gebiete die europäische Richtlinie zur Verwirklichung des Grundsatzes zur Gleichbehandlung von Männern und Frauen zwar die Berücksichtigung berufsbedingter Kinderbetreuungskosten, sie schreibe jedoch nicht zwingend vor, dass dies durch eine wie von den Klägern und der dbb bundesfrauenvertretung geforderte Absetzbarkeit der berufsbedingten Kinderbetreuungskosten geschehen muss. Die von den Klägern und der dbb bundesfrauenvertretung eingereichte Verfassungsbeschwerde soll diesen Sachverhalt nun letztinstanzlich klären. und ver.di mit der Kampagne „Initiative öffentliche Dienste“. „Jeder kommt tagtäglich irgendwo mit dem öffentlichen Dienst in Berührung, jeder kennt ihn, jeder braucht ihn. Wird an ihm gespart, wird an allem gespart“, so Westphal. Das dbb jugend magazin informiert in der Ausgabe über den Fotowettbewerb der Initiative zum Thema „Genug Gespart!“ und appelliert: Mitmachen, zeigen, wo genug gespart wurde! Viele weitere interessante Neuigkeiten aus Berufspolitik und den dbb jugendVerbänden sowie tolle Gewinnspiele gibt’s auch diesmal wieder in t@cker – also gleich ansurfen unter www.tacker-online.de! dbb > finale > DPolG Bundeskongress in Berlin > Personalie Walter Spieß, Vorsitzender des dbb Landesbundes Hessen, ist mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Damit würden fast 40 Jahre Einsatz für Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst gewürdigt, sagte Staatssekretär Walter Arnold vom hessischen Finanzministerium bei der Verleihung in Frankfurt am Main. Walter Spieß begann als zweiter Vorsitzender des Ortsverbands Darmstadt der Deutschen Steuer-Gewerkschaft sein ehrenamtliches Engagement. Seit 1978 ist er Mitglied der Landesleitung des dbb Hessen, seit 1989 Landesvorsitzender. Neben Ämtern, die er im Rahmen seiner Personalratstätigkeit bekleidete und bekleidet, ist Spieß sei 1991 Mitglied der Landespersonalkommission Hessen und Vorsitzender des Ausschusses „Recht des öffentlichen Dienstes und Besoldungsrecht“. Von 1993 bis 2001 war er Mitglied in der Versammlung der Landesanstalt für privaten Rundfunk und ist seit 2001 Mitglied im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks. löst den aus Altersgründen ausscheidenden bisherigen DPolG-Chef Wolfgang Speck ab, der vier Jahre lang an der Spitze der Deutschen Polizeigewerkschaft gestanden hatte. Der 50-jährige Hauptkommissar aus Duisburg, Vater von vier Kindern und seit 34 Jahren im Polizeidienst, > 43 mitgliedsgewerkschaften Foto: Friedhelm Windmüller Mit großer Mehrheit ist der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, am 17. September 2007 auf dem Bundeskongress der Gewerkschaft in Berlin zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt worden. Er stimmte die Organisation auf harte Verhandlungen mit der Politik ein. Dabei stehen die Einkommen der Polizistinnen und Polizisten und der Kampf gegen Personalabbau im Mittelpunkt, so der neue Bundesvorsitzende. „Wir brauchen kein Law-and-Order-Gerede, sondern glaubwürdige Politik für die Polizeibeschäftigten in Deutschland“, sagte Wendt. Bund und Länder hätten sich an den Einkommen der Polizeibeschäftigten „versündigt“, Arbeitszeiten verlängert, Pensionen gekürzt und massiv Personal abgebaut. „Gehaltskürzungen sind unsozial und ungerecht, deshalb müssen sie rückgängig gemacht werden und zwar sofort“, forderte Wendt. EUR-Kongress Der Kongress der Europäischen Union der Rechtspfleger (EUR) hat Thomas Kappl, Vorsitzender des Vereins der Rechtspfleger im Bundesdienst, zum Präsidenten der Europäischen Union der Rechtspfleger gewählt. Das Amt der Generalsekretärin hat Adelheid Hell, Rechtspflegerin am Amtsgericht Rosenheim, das Amt des Schatzmeisters hat Harald Wilsch, Rechtspfleger am Amtsgericht München, übernommen. Deutschland hat für 2008 die EURPräsidentschaft inne, teilte Kappl am 18. September 2007 mit. Ziel der EUR ist es, an der Schaffung, Fortentwicklung und Harmonisierung des Rechts auf europäischer und internationaler Ebene mitzuwirken. Insbesondere war die EUR an der Ausgestaltung des Europäischen Mahnverfahrens beteiligt. > dbb magazin | Oktober 2007 dbb > finale > dbb rheinland-pfalz Demo in Mainz Weil sie sich „zu reinen Kostenfaktoren degradiert fühlen“, haben rund 500 Beamte und Versorgungsempfänger des Landes- und Kommunaldienstes in Rheinland-Pfalz am 29. August 2007 vor dem Landtag in Mainz gegen die unzureichenden Bezügeanpassungen > mitgliedsgewerkschaften 44 Brigitte Stopp, Vorsitzende des dbb rheinland-pfalz demonstriert, die für dieses und das kommende Jahr vorgesehen sind. Um ihre Forderungen nach angemessener und gerechterer Bezahlung zu verdeutlichen, händigten die Demonstranten den Landtagsabgeordneten jeweils „einen Appel und ein Ei“ aus und wiesen darauf hin, dass ihre Leistung mehr wert sei. Kernpunkt der Verärgerung ist der kürzlich verabschiedete Entwurf eines Besoldungs- und Versorgungsanpassungsgesetzes der – gestaffelt nach Besoldungsgruppen – zwischen 0,5 und 1,7 Prozent lineare Anpassung im laufenden Jahr vorsieht, während neuere Tarifabschlüsse in den Branchen der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst durchschnittlich bei 3,7 Prozent liegen. Landeschefin Brigitte > Stopp erinnerte daran, dass die Beamten und Versorgungsempfänger in Rheinland-Pfalz in den vergangenen zehn Jahren über 40 Sparmaßnahmen hinnehmen mussten. Im gleichen Zeitraum blieben die durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste der Beamten gegenüber den gewerblichen Verdiensten um etwa ein Zehntel zurück. Mit der nun geplanten Anpassung kämen brutto bis zu 15 Prozent weniger zusammen: „Ministerpräsident Kurt Beck reklamiert für den Gesetzentwurf soziale Ausgewogenheit. Wie eine völlige Abkoppelung der Betroffenen von der gesetzlich eigentlich geschuldeten, allgemeinen wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklung das erfüllen kann, ist uns schleierhaft“, sagte Stopp. > Gemeinsame Verhandlungen dbb tarifunion und ver.di haben am 23. August 2007 gemeinsame Verhandlungen mit dem Freistaat Thüringen über einen Tarifvertrag zur leistungsorientierten Bezahlung für die Beschäftigten im Landesdienst aufgenommen. Die leistungsorientierte Bezahlung ist Bestandteil des seit November 2006 geltenden Tarifvertrages für die Länder (TV-L). Die Verhandlungen sollen in diesem Jahr abgeschlossen werden. personalrates Justiz ist, vor. In der Jugendstrafanstalt in Berlin-Plötzensee – diese war kürzlich durch einen Fernsehbericht in die Schlagzeilen geraten, der zeigte, wie Drogenpakete von Rauschgifthändlern über den Anstaltzaun geworfen und von Gefangenen in ihre Zellen gezogen wurden – gebe es für sechs Häuser mit insgesamt 600 Gefangenen nur jeweils einen Wachbeamten, kritisierte dbb berlin 800 zusätzliche Stellen im Strafvollzug Als „Dauerproblem“ hat der Vorsitzende des dbb berlin, Joachim Jetschmann, den Personalmangel in den Berliner Haftanstalten bezeichnet. „Das ist so, weil die Politiker den Strafvollzug nicht als Sicherheitsschwerpunkt sehen“, sagte Jetschmann der „Berliner Zeitung“ (Ausgabe vom 3. September 2007). „Wir haben im ersten Halbjahr 2007 die Sicherheitsprobleme in allen Berliner Justizvollzugsanstalten aufgelistet und gesagt, dass wir 25 Prozent mehr Personal brauchen. Das wären rund 800 zusätzliche Stellen für alle Anstalten“, rechnete Jetschmann, der auch Vorsitzender des Berliner Gesamt- 2,9 Prozent mehr ... ... Einkommen und die Vereinheitlichung des Dienstrechts im sogenannten „Nordverbund“ der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein hat der Vorsitzende des dbb Landesbundes mecklenburg-vorpommern, Dietmar Knecht, am 23. August 2007 gegenüber der Finanzministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Sigrid Keler, gefordert. > dbb magazin | Oktober 2007 > > Joachim Jetschmann, Vorsitzender des dbb berlin Jetschmann. Für eine ständige Überwachung der Kamera-Monitore, mit der Überwürfe von Drogenpaketen rechtzeitig entdeckt werden könnten, fehlten die Mitarbeiter. Hinzu kämen technische Mängel; so könnten Kameras nicht geschwenkt werden. > GDBA Gewerkschaftstag in Magdeburg Auf dem 21. Gewerkschaftstag in Magdeburg ist Klaus-Dieter Hommel am 10. September 2007 erneut zum Vorsitzenden der Verkehrsgewerkschaft GDBA gewählt worden. Im Amt bestätigt wurden auch Peter Tröge und Heinz Fuhr- > Klaus-Dieter Hommel, Bundesvorsitzender der Verkehrsgewerkschaft GDBA mann als stellvertretende Vorsitzende. Hans-Jürgen Seiffert, der 16 Jahre lang Vizevorsitzender der Verkehrsgewerkschaft war, wurde in den Ruhestand verabschiedet und zugleich zum GDBA-Ehrenmitglied ernannt. Zum Bundesgeschäftsführer wählten die Delegierten Wilhelm Bahndorf, der bislang als Assistent der Geschäftsführung in der Bundesgeschäftsstelle tätig war. In seiner Grundsatzrede kritisierte Klaus-Dieter Hommel die neuerlichen Verzögerungen beim Börsengang der Deutschen Bahn: „Die Eisenbahner haben die Nase voll von nicht enden wollenden parteipolitischen Scharmützeln und wollen endlich wissen, in welche Richtung die Weichen gestellt werden.“ Forderungen nach einer Zerschlagung des Bahnkonzerns erteilte Hommel erneut eine Absage. Nur wenn die DB AG als integrierter Konzern erhalten bliebe, seien die Arbeitsplätze sicher. Die DB AG dürfe nicht zum Spielball von Profitinteressen internationaler Aktionäre werden, mahnte der GDBA-Chef. dbb > finale > > Seniorenverband BRH Entlastung der Erben Der Seniorenverband BRH hat die Pläne der Bundesregierung zur Reform der Erbschaftsteuer begrüßt, weil sie die Angehörigen der Verstorbenen „fühlbar entlasten“. BRH-Bundesvorsitzender Herbert Bartsch erklärte am 7. September 2007, das Vorhaben dürfte auch im Einklang mit den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts > mitgliedsgewerkschaften 46 Herbert Bartsch, Bundesvorsitzender des BRH stehen. Vorgesehen sei unter anderem, die Freibeträge für den überlebenden Ehegatten deutlich anzuheben, ebenso die Beträge, die für Kinder steuerfrei bleiben. Gleichzeitig sollen die Steuersätze für die nächsten Verwandten verringert werden. Nach Ansicht von Bartsch sollte Nachlass, der an den überlebenden Ehegatten geht, überhaupt nicht der Erbschaftsteuer unterliegen; das Vermögen sei im Allgemeinen gemeinsam erarbeitet. > komba gewerkschaft Rahmenbedingungen verbessern Zu einem Meinungsaustausch über aktuelle Fragen des öffentlichen, insbesondere des kommunalen Dienstes sind am 6. September 2007 Heinz Ossenkamp, Bundesvorsitzender der komba gewerkschaft, und Ehrhart Körting, Vorsitzender der Innenministerkonferenz (IMK) und Berliner Innensenator, zusammengetroffen. The- > dbb magazin | Oktober 2007 Gleichbehandlung Der saarländische dbb Landesbund hat eine Gleichbehandlung von Beamten und Tarifpersonal angemahnt. Man nehme das Signal des neuen saarländischen Innenministers Klaus Meiser auf, den Landesbediensteten bei den Einkommensrunden entgegenzukommen, erklärte der stellvertretende dbb Landesvorsitzende Ewald Linn am 4. September 2007. > Heinz Ossenkamp, Vorsitzender der komba Gewerkschaft > DPVKOM Mindestlohn für Postdienstleister men waren Personalentwicklung und Personalabbau in der öffentlichen Verwaltung, Vorschläge zur Föderalismusreform II und besoldungsrechtliche Regelungen für Kommunalbeamte. Im Zusammenhang mit der EU-Arbeitszeitrichtlinie wurde die Einrichtung von Lebensarbeitszeitkonten speziell im Bereich der Berufsfeuerwehren erörtert. Thema war ferner die verstärkte Zusammenarbeit der komba gewerkschaft mit den Arbeitskreisen der IMK. Mit Blick auf die Einführung leistungsorientierter Bezahlungselemente betonte Ossenkamp die Unverzichtbarkeit eines flexiblen Gleichklangs zwischen dem Arbeitnehmer- und Beamtenbereich. Ferner erläuterte er die komba Forderung, Beamtenpensionen im doppischen System künftig nicht mehr als „Schulden“ auszuweisen. Körting verwies im Hinblick auf die anstehenden Dienstrechtsreformen des Bundes und der Länder auf das mehrheitliche Votum der IMK-Arbeitskreise gegen Öffnungsklauseln für den kommunalen Bereich. In Fragen der EU-Arbeitszeitregelungen – insbesondere für die Berufsfeuerwehren – bedauerte der IMKVorsitzende, dass derzeit keine europäische Regelung absehbar sei. Körting sprach sich gegen Entbeamtungstendenzen und Privatisierungen im Bereich der Lebensmittelkontrolle aus. Durch den Abschluss eines Tarifvertrages mit dem Arbeitgeberverband Postdienste e. V. sind Mindeststandards im Bereich der Postdienste erstmalig festgesetzt worden. Damit wird eine Kernforderung der DPVKOM erfüllt, nämlich die Einführung eines branchenspezifischen Mindestlohns, wie die Kommunikationsgewerkschaft am 5. September 2007 erklärte. „Während andere noch bis vor Kurzem die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn von 7,50 Euro stellten, haben wir uns mit unserer Forderung einer branchenspezifischen Lösung in Höhe von 8,50 Euro hundertprozentig durchgesetzt. Dies gibt Sicherheit für die Beschäftigten in der Branche und führt zu einem Wettbewerb, der > nur noch über Qualität und Service erfolgt und nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird.“ Die DPVKOM hält an ihrer Forderung fest, dass auch die Arbeitszeit und der Urlaubsanspruch für alle Beschäftigten in der Postbran- > Willi Russ, Bundesvorsitzender der DPVKOM che tarifvertraglich vereinbart werden müssen, hieß es weiter. Die Gewerkschaft forderte die beiden Postdienstleister PIN AG und TNT auf, dem mit der DPVKOM erzielten Branchentarifvertrag beizutreten. Lehrermangel An deutschen Schulen fehlen laut einer Umfrage des Deutschen Philologenverbandes (DPhV) rund 16 000 Lehrer. Die Lage sei „so schwierig wie seit 35 Jahren nicht mehr“, sagte DPhV-Bundesvorsitzender Heinz-Peter Meidinger am 17. September 2007 in Berlin. Besonders betroffen seien berufliche Schulen, Gymnasien und Realschulen in Süddeutschland sowie sogenannte Mangelfächer – das sind neben Mathematik, Physik, Latein und Religion auch Fremdsprachen und Deutsch. > Umfassende Mitsprache Die Landesregierung räumt dem Beamtenbund Baden-Württemberg (BBW) künftig umfassende Mitspracherechte in Fragen ein, die die Beamten und das Dienstrecht betreffen. Ministerpräsident Günther Oettinger und BBW-Chef Volker Stich unterzeichneten am 11. September 2007 eine Beteiligungsvereinbarung. „Mit diesem Papier ist es uns als gewerkschaftliche Interessenvertretung gelungen, unseren Einfluss auf Entscheidungen, die nicht nur Tarifbeschäftigte, sondern auch die Beamten und das Dienstrecht betreffen, zu stärken“, sagte BBW-Chef Volker Stich. dbb > finale > der Umtauschkasse allerdings keinen Bon vorweisen konnte, alarmierte die Verkäuferin kurzerhand den Hausdetektiv, der den „Kunden“ sofort wiedererkannte. Die Polizei nahm den jungen Mann fest und fand bei ihm ein Handy, das einer Frau wenige Tage zuvor samt Handtasche aus einer Umkleidekabine des Kaufhauses gestohlen worden war. Wenn schon, denn schon: Dreiste Diebe haben einen über Nacht am Straßenrand geparkten Pkw in Hildesheim gewaltsam aufgebrochen und nach Wertsachen durchsucht. Nachdem sie nicht fündig geworden waren, bauten sie die Airbags aus sowie das Navigationssystem und einen CDWechsler. Damit nicht genug – nach Entriegelung der Mo- Polizei konnte den jüngeren der beiden Männer sofort festnehmen, der ältere, 28 Jahre alte Mann, flüchtete zu Fuß. Nach einem strammen Lauf quer durch die Innenstadt konnte allerdings der deutlich ältere, aber offenbar wesentlich sportlichere Polizist, den völlig erschöpften Mann mühelos festnehmen. Die weiteren Ermittlungen dauern noch an. Kleine Ursache, > Leider zu langsam: Das kann sich ein Ladendieb in den nächsten Monaten immer wieder vor Augen führen, der sich in der Hagener Innenstadt ein Wettrennen mit einem Polizeibeamten lieferte. Nach einem Einbruch in einen Laden in Altenhagen waren die beiden Diebe von einer Videokamera aufgezeichnet worden. Ein Bekannter des Ladenbesitzers, der sich die Aufnahmen angesehen hatte, erkannte zufällig die beiden Diebe in Hagen wieder und verfolgte sie bis zu einem Hinterhof eines Hauses. Die herbeigerufene > Salzig e Sache: Fast vier Tage lang hatte ein Linienbus auf einem verschlossenen Betriebshof in Troisdorf gestanden, bevor das Fahrzeug erneut zum Einsatz kam. Allerdings endete die routinemäßige Linienfahrt abrupt. Das Kontrolldisplay signalisierte dem Fahrer plötzlich einen Motordefekt. In der Werkstatt konnte dann nur noch ein Totalschaden an der Maschine festgestellt werden. Die Ursache: Unbekannte Täter hatten Salz in den Öleinfüllstutzen geschüttet. Der Schaden beläuft sich auf rund 15 000 Euro. sm > torhaube war es für sie ein Leichtes auch noch die beiden Front-Xenonscheinwerfer auszubauen und zu entwenden. Der Schaden an dem Fahrzeug beläuft sich auf 6 ooo Euro. > Arr est für Dicke: Damit Schüler in der Grafschaft Denbighshire in Wales während der Pausen nicht länger ihr Geld für schädli- Umtausch mit Fol gen: Ein junger Mann entwendete in einem Hildesheimer Kaufhaus einen MarkenJogginganzug im Wert von 80 Euro und entkam unbehelligt. Dass er bei seinem Tun von einer Überwachungskamera gefilmt worden war, hat er sicherlich nicht bedacht, denn sonst wäre er bestimmt nicht auf die Idee gekommen, die zu große Hose des Jogginganzugs umzutauschen. Da er an > dbb magazin | Oktober 2007 47 kulisse ches Fast-Food ausgeben, sollen sie eingeschlossen werden. Nur so seien sie davor zu bewahren, noch dicker zu werden. Nach Plänen der Bezirksverwaltung soll Schülern nur dann der Arrest erspart bleiben, wenn sie die Erlaubnis der Eltern haben, das Schulgelände zu verlassen. Promi-Koch Jamie Oliver, der sich seit Längerem für gesünderes Essen an britischen Schulen einsetzt, unterstützt den Vorschlag. Kein Wunder, seine eigene Ess-Kampagne leidet nämlich unter mangelndem Zuspruch, weil viele Schüler sich schlicht weigern, seine Gesund-Kost zu essen.