Wenn Stillen zum Problem wird... Wunde Brustwarzen, Mastitis und

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Wenn Stillen zum Problem wird... Wunde Brustwarzen, Mastitis und
Wenn Stillen zum Problem wird...
Wunde Brustwarzen, Mastitis
und der Brustabszess
Sonderausbildung
für
Kinder- und Jugendlichenpflege
am Bildungszentrum der Landeskliniken Salzburg
St. Johanns Spital / LKH
STILLPROBLEME
Wunde Brustwarzen, Mastitis
und der Brustabszess
schriftliche Abschlussarbeit
eingereicht von
Petra Waldenberger
Betreuungslehrer
Maria Rainer
Salzburg, Mai 2004
EIGENE GEDANKEN ZUM THEMA
Stillprobleme machen das Leben oft schwer
und darum leiden manche Mütter sehr.
Probleme sind meist verbunden mit Schmerzen
und treffen oftmals tief im Herzen.
Stillen ist toll in allen Belangen,
darum sind Mütter, die nicht Stillen können, meist sehr befangen.
Schlechte Mütter sind sie nie und nimmer,
doch bleiben Narben oft für immer.
Getröstet sollen sie werden von uns Schwestern
und anstatt darüber vielleicht zu lästern,
ist unsere Aufgabe zu unterstützen und
dazu müssen wir unser Gefühl nützen.
Je nachdem, wie viel Gefühl wir haben,
werden wir die Mutter umsorgen und tragen.
Probleme vorzubeugen und sie zu verhindern,
hilft viele Leiden zu lindern.
Also fragte ich mich selbst: „Wie macht helfen richtig Sinn?“
Die Antwort auf drei Probleme, finden Sie in meiner Abschlussarbeit drin.
( von Petra Waldenberger)
DANKSAGUNG
Ich bin 22 Jahre alt und habe selbst noch keine Kinder. Daher fehlt
mir die nötige Stillerfahrung und es gestaltet sich für mich sehr
schwierig über Stillprobleme zu schreiben. Trotz der viel
verwendeten Literatur sind es die Erfahrungen und Berichte anderer
Personen, die meine Arbeit lebendig machen.
Ich danke meiner Pflegelehrerin Maria Rainer für ihre Motivation, ihre Ideen, ihre
Informationen und ihre Überzeugung dem Stillen gegenüber.
Weiters danke ich Andrea Mayr-Mellnhof, die ihre Geschichte im Anhang erzählt und
ein Fotoshooting für mich gemacht hat. Sie gab mir viele wertvolle Tipps und war
immer gerne bereit etwas für mich zu erledigen. DANKE!
Auch den vielen lieben Personen, denen ich meine Arbeit zum Korrekturlesen gegeben
habe, danke ich.
Die größte Hilfe gab mir jedoch meine Cousine Edith Leitner, indem sie meine Arbeit
formatierte und mir computerspezifische Anleitungen gab.
DANKE an alle, ohne euch wäre meine Arbeit nur halb soviel wert.
INHALTSVERZEICHNIS
EIGENE GEDANKEN ZUM THEMA
DANKSAGUNG
1.
EINLEITUNG
07
2.
ANATOMIE DER BRUST
09
2.1
Die Brustdrüse
09
2.1.1
Die Milchbildung
10
2.2
Die Brustwarze ( Mamille) und der Warzenhof
11
3.
WUNDE BRUSTWARZEN
12
3.1
Mögliche Ursachen
12
3.2
Prävention
13
3.2.1
Vorbeugung in der Schwangerschaft
13
3.2.2
Das richtige Anlegen
15
3.2.3
Stillpositionen
17
3.2.4
Richtige Pflege der Brustwarzen in der Stillzeit
17
3.3
Therapeutische Maßnahmen
17
4.
MASTITIS PUERPERALIS
20
4.1
Definition
20
4.1.1
Formen
20
4.2
Mögliche Ursachen
21
4.2.1
Ursachen für das Auftreten von einer Mastitis in %
22
4.3
Symptome
23
4.3.1
Unterschied zwischen Milchstau und Mastitis
23
4.4
Prophylaktische Maßnahmen
24
4.5
Therapeutische Maßnahmen
25
5.
DER BRUSTABSZESS
31
5.1
Unterteilung der Abszesse entsprechend ihrer Lokalisation
31
6.
ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG
33
7.
LITERATURVERZEICHNIS
8.
BILDERNACHWEIS
ANHANG
STILLPROBLEME
Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess
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1. EINLEITUNG
Erstaunt betrachtete ich am Beginn des ersten Schulsemesters meinen Stundenplan.
Darauf waren tatsächlich 16 Stunden für das Thema Stillen vorgesehen. Ich war
gespannt und auch etwas misstrauisch, dachte ich doch bis zu diesem Zeitpunkt, dass
Stillen eine unkomplizierte Sache sei. So fieberte ich meiner ersten Stillstunde entgegen
und war verblüfft, wie viel Inhalt wir zu lernen hatten und mit wie viel Begeisterung
sich unsere Pflegelehrerin dem Unterricht widmete.
Nach dem Stillseminar wurde mir klar: Stillen ist nicht einfach nur Stillen, es ist
vielmehr eine Philosophie die sehr viel „Frau sein“ ausmacht.
Was bedeutet jedoch Stillen und „Frau sein“ für eine Mutter, die große Probleme damit
hat, ihrem Kind die Brust zu geben?
Ich habe den Bereich „Stillprobleme“ als Thema dieser Arbeit auserkoren, weil ich
erfahren wollte, wie man Problemen entgegen wirken kann und was man vorbeugend
dagegen tun kann. Da mich die Themen Mastitis, wunde Brustwarzen und der
Brustabszess speziell interessieren, machte mir meine Pflegelehrerin den Vorschlag,
eine Stillgruppe zu besuchen. Dort lernte ich eine Mutter kennen, die nach sieben
Brustentzündungen noch den Mut und die Ausdauer fand weiter zu stillen.
Fasziniert von ihrer Einstellung stellte ich mir folgende Fragen:
Gibt es für Mastitis und wunde Warzen eine geeignete Prävention?
Wie kann man betroffene Mütter beraten und welche Tipps wären leicht
umsetzbar?
Die Erkenntnisse, die ich daraus gewonnen habe, möchte ich Ihnen in meiner
Abschlussarbeit gerne näher bringen.
Petra Waldenberger
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STILLPROBLEME
Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess
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Stillen lohnt sich
„Jede Frau, die schon ein Kind geboren hat, wird durch Gespräche über das Stillen oder
durch den Anblick einer stillenden Mutter unmittelbar berührt. Wenn sie nach
frustrierenden Versuchen das Stillen nach kurzer Zeit aufgegeben hat, können selbst noch
Jahre später Enttäuschung und Traurigkeit über das Misslingen ihrer Stillbeziehung
wieder in ihr wach werden. War ihre Stillzeit jedoch befriedigend und unproblematisch,
wird ihre Erinnerung belebt an das tiefe Glück, die Wärme und die Verbundenheit, die sie
damals mit ihrem Baby erlebte. Jene Frauen, die Schwierigkeiten beim Stillen erfolgreich
lösen konnten, haben daraus eine Kraft gewonnen, die sich noch lange Zeit fruchtbar auf
ihre Beziehung zu ihrem Kind auswirkte“ (Lothrop, 2002, S.15).
Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit allen Müttern und auch mir selbst zu einer
unproblematischen Stillbeziehung verhelfen kann.
Petra Waldenberger
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2. ANATOMIE DER BRUST
vor der Schwangerschaft
Abb. 1
Abb. 1
während der Stillzeit
1 – Alveolen (Milchbläschen)
2 – Milchgänge
3 – Milchseen
4 – Fettgewebe
Abb. 2
Die Brust ist eine Drüse und sie liegt über der zweiten bis siebten Rippe. Die Brust setzt
sich aus dem Brustdrüsenkörper, der Brustwarze und dem Warzenhof zusammen,
worauf ich in Folge etwas näher eingehe.
2.1 Die Brustdrüse
Sie besteht aus 15-20 Einzeldrüsen, Bindegewebe und viel Fettgewebe. In der
Brustwarze münden die Ausführungsgänge der Einzeldrüsen, welche man auch
Milchgänge nennt (vgl. http://m-ww.de/krankheiten/brusterkrankungen/mastitis.html,
17.01.2004, S. 1).
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Die Einzeldrüsen sind optisch vergleichbar
mit 15-20 Bäumchen. Diese Bäumchen
bilden das Drüsengewebe.
Die Baumkronen nennt man Lappen,
bestehend aus Ästen (Milchgängen) und
Früchten (Alveolen = Milchbläschen).
Abb. 3
Zwischen Lappen und Warzenhof befinden sich die mütterlichen Vorratskammern: die
Milchseen. Ab der sechsten Schwangerschaftswoche bilden sich die Milchgänge und
Milchbläschen voll aus (vgl. Broschüre Stillen, 1998, S. 6)
2.1.1 Die Milchbildung
Das Ingangkommen der Laktation ist hormonell gesteuert. Bei der Geburt entfällt die
Hemmung und Blockade der Prolaktinrezeptoren durch die hohen Spiegel der in der
Plazenta gebildeten Sexualhormone, sodass Prolaktin wirksam werden kann. Am
zweiten Tag nach der Geburt steigen die Prolaktinrezeptoren steil an, allerdings nur,
wenn in den ersten Stunden nach der Geburt ein intensiver Saugreiz durch das Kind
erfolgt. Die wirksamsten Anreize für die Milchproduktion und Milchgabe sind der
Saugreiz an der Brustwarze und die regelmäßige und fast vollständige Entleerung der
Brust.
Durch einen neurohumoralen Reflex bewirkt der Saugreiz die Bildung und
Ausschüttung von Prolaktin aus den Hypophysenvorderlappen und von Oxytocin aus
dem Hypothalamus bzw. Hypophysenhinterlappen. So entsteht ein Regelkreis, in dem
Prolaktin den sogenannten Milchbildungsreflex für die Milchbildung auslöst und
Oxytocin durch die Kontraktion der Muskelfaser den sogenannten Let-Down-Reflex zur
Beförderung der Milch in die Milchgänge bewirkt.
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Diese
Oxytocinausschüttung
wirkt
gleichzeitig auf die Gebärmutter und führt
zu starken Kontraktionen (Nachwehen).
Durch den Druck auf die Gebärmutter
werden Blutungen aus dem Bereich der
Plazentahaftstelle geringer.
Weiters
erfolgt
dadurch
eine
Verkleinerung der Gebärmutter (= Uterus)
(vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).
Abb. 4
2.2 Die Brustwarze (Mamille) und der Warzenhof
In der Brustwarze münden 15 Drüsenausgänge, welche mit einer Epidermisepithelschicht bedeckt sind. Diese Schicht bietet Schutz vor Keimen, welche in den
Milchgängen Entzündungen hervorrufen könnten. Die Mamille ist ebenso wie der
Brustwarzenhof in der Schwangerschaft dunkler pigmentiert. Weiters dehnt sich der
Warzenhof mehr aus
(vgl. http://m-ww.de/krankheiten/brusterkrankungen/mastitis.html, 17.01.2004, S. 1).
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3. WUNDE BRUSTWARZEN
Gerade am Anfang der Stillzeit stellen wunde oder einfach nur empfindliche
Brustwarzen ein großes Problem dar. Die Freude am Stillen wird der Mutter meist
durch die starken Schmerzen rasch genommen. Unmittelbar nach dem Anlegen
befinden sich neben einer Rötung weißliche Beläge, ähnlich wie aufgeweichte
Hornhaut, auf der Warze. Später entstehen aus diesen oberflächlichen Verletzungen
tiefe Risse und Schrunden (= Rhagaden), welche zwischen den Stillmahlzeiten zu
bluten anfangen, verkrusten und beim erneuten Anlegen wieder aufplatzen.
Dieses folgende Kapitel meiner Arbeit beschäftigt sich anfangs mit möglichen Ursachen
wunder Brustwarzen und zeigt dann Präventions- sowie therapeutische Maßnahmen auf
(vgl. http://www.stillgruppen.de/stillprobleme_wunde_Brustwarzen.html, 12.10.2003,
S.1).
3.1 Ursachen
Folgende Punkte beschreiben einige Ursachen für wunde Brustwarzen.
•
Durch die einseitige Belastung der Brust,
-
da die Warze nicht in der Mitte des kindlichen Mundes zu liegen kam.
-
da das Zungenbändchen des Babys zu kurz ist.
-
da die Unterlippe eingeschlagen ist.
-
da das Baby mit der Zunge gegen die Warze stößt, weil sie andere
Zungenbewegungen gewöhnt ist (z.B.: durch Flaschensauger).
-
durch ein Verrutschen der Brustwarze.
-
da der Milchflussreflex nicht genug wirkt.
-
da das Baby zu gierig und zu kräftig saugt.
-
durch zu spröde Haut an der Brustwarze.
-
durch zu feuchte Stilleinlagen.
-
durch eine verletzte Brustwarze.
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•
Das Kind erfasst nicht genug vom Warzenhof ,
-
aufgrund des falschen Anlegens.
-
aufgrund einer zu vollen Brust.
-
durch eine eingezogene Brustwarze.
-
aufgrund von Saugverwirrung, ausgelöst durch Flaschensauger oder Schnuller.
3.2 Prävention
3.2.1 Vorbeugung in der Schwangerschaft
Schon während der Schwangerschaft ist es möglich, Prävention zu betreiben. Dies
geschieht durch häufiges „Oben - ohne“ -Tragen der Brust. Wenn es die Jahreszeit
erlaubt, kann man auch regelmäßige, aber kurze Sonnenbäder nehmen. Wichtig ist auch,
die Brust nur mit Wasser zu waschen, da parfümierte Produkte die Haut zu sehr reizen
und schädigen. Sollte schon etwas Kolostrum (so nennt man die Vormilch) vorhanden
sein, wäre es günstig, schon in der Schwangerschaft die Warze mit Milch zu beträufeln,
um sie dann an der Luft trocknen zu lassen.
Rosskuren, wie z.B.: das Abschrubben der Warze nach dem Baden, sind nicht mehr
notwendig. Besser ist es, nach einer kalten Dusche welche die Durchblutung fördert, ein
gutes pflanzliches Öl aufzutragen und die Warze zu massieren. Für Frauen mit Flachund
Hohlwarzen
empfiehlt
es
sich,
im
letzten
Schwangerschaftsdrittel
Brustwarzenformer zu tragen.
Prävention bedeutet sich selbst mit der Brust vertraut zu machen (vgl. Stillskriptum,
Rainer, 2004).
Im Gesundheitswesen wird immer mehr Wert auf Prävention gelegt.
Prävention heißt vorbeugend wirken, damit Probleme erst gar nicht entstehen können.
Das heißt, man muss auf sich hören und sich spüren können, um Veränderungen
wahrzunehmen. Für mich ist sehr bedeutend, dass Prävention in verschiedenen
Variationen erfolgen kann, wenig kostet, meist nicht schmerzt und für jeden Menschen
gedacht ist.
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Wenn Mütter stillen, denken sie in erster Linie an das Wohlbefinden des Kindes. So ist
Muttermilch zum Beispiel die beste Allergieprävention für das Kind. Bei diesem Punkt
möchte ich an alle stillenden Mütter appellieren und hoffe, dass sie dabei nie auf sich
selbst vergessen. Richtiges Anlegen ist nämlich die beste Prävention für Mütter, um vor
wunden Warzen und Mastitis zu schützen.
Es kostet nichts, schmerzt nicht und verbraucht kaum Zeit.
Es bedarf nur guter Aufklärung und Betreuung, in der ich meine zukünftige Aufgabe
sehe.
„Der Leiterin einer kalifornischen Stillklinik, Kittie Frantz, verdanken wir die Erkenntnis,
dass viele Stillprobleme wie wunde Brustwarzen, Milchmangel, beeinträchtigter
Milchflussreflex und Blähungen beim Baby – hauptsächlich auf falschem Anlegen
beruhen“( Lothrop, 2002, S. 139).
Diese Worte waren für mich recht wesentlich und ein Anstoß, eine kurze
Zusammenfassung bzw. eine Erklärung über das richtige Anlegen zu schreiben.
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3.2.2 Das richtige Anlegen
Damit das Baby die Lippen weit öffnet, wird es
gereizt, indem die Mutter mit der Brustwarze die
Lippen berührt (vgl. Broschüre Stillen, 1998, S. 18).
Die Nase soll sich direkt gegenüber der Brustwarze
befinden und der Bauch auf dem Bauch der Mutter
liegen. Ihre Hand umfasst das Gesäß des Kindes (vgl.
Lothrop, 2002, S. 235).
Abb. 5
Das Baby öffnet seinen Mund, als ob es ein kleiner
Löwe sei. Wichtig ist, dass der gesamte Warzenhof in
den Mund genommen wird (vgl. Lothrop, 2002, S.
234 u. 235).
Das ist deshalb so wichtig, da das Brustgewebe im
Mund des Kindes auf das Zwei- bis Dreifache gedehnt
wird, damit die Brustwarze den Saugpunkt erreichen
kann. Dieser befindet sich zwischen dem harten und
weichen Gaumen. Nur so kann der Saugreflex
Abb. 6
ausgelöst werden und die Milchreservoirs hinter der
Warze gut entleert werden (vgl. Stillskriptum, Rainer,
2004).
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Nach dem Erfassen der Brustwarze muss das Kind
schnell an den Körper gezogen werden. Es ist wichtig,
dass die Brustwarze in der Mitte des Mundes liegt,
denn sonst ist die Brustwarze einseitig belastet. Die
Unterlippe muss nach außen gestülpt sein und die
Zunge muss unter der Brustwarze liegen (vgl.
Broschüre Stillen, 1998, S. 18). Der Mund des
Säuglings muss immer auf Höhe der Brustwarze sein,
Abb. 7
der Kopf des Kindes soll nicht berührt werden, um
den Saugreflex nicht zu stören (vgl. Stillskriptum,
Rainer, 2004).
Wenn das Kind von der Brustwarze genommen wird,
muss man das Vakuum lösen, indem man den Finger
mit etwas Druck in die Mundecke des Babys
einschiebt (vgl. Lothrop, 2002, S. 235).
Abb. 8
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3.2.3 Stillpositionen
Wiegengriff, Rückengriff und das Stillen im Liegen (nähere Erläuterungen finden sie in
der Abschlussarbeit von meiner Schulkollegin Daniela Kasbauer) sollten häufig
abwechselnd angewendet werden (Bilder sind im Anhang meiner Abschlussarbeit zu
finden). Dies verteilt nämlich die Belastung der Brustwarze auf unterschiedliche
Bereiche. Weiters ist es wichtig, eher kürzer, dafür häufiger zu stillen. Das heißt,
tagsüber mindestens alle 2-3 Stunden und 1-2x nachts (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).
Beim Korrekturlesen meiner Arbeit gab mir meine Mutter für andere stillende Mütter
einen tollen Tipp. Um in der Nacht nicht dauernd überlegen zu müssen welche Brust
zum Anlegen an der Reihe ist, ist es sinnvoll einen Stillring zu verwenden. Das heißt
wenn man beide Brüste gegeben hat, beginnt man das nächste Mal mit der zuletzt
gereichten Brust damit das Kind ausreichend Vorder- und Hintermilch bekommt. Man
gibt den Ring nach dem Fertigstillen beispielsweise der linken Brust auf den linken
Ringfinger. So braucht die Mutter in der Nacht kein Licht, sondern muss nur an den
Finger greifen damit sie weiß wie es in der Reihenfolge weitergeht.
3.2.4 Richtige Pflege der Brustwarzen in der Stillzeit
Die Brustwarzen soll man nur mit klarem Wasser waschen. Nach dem Stillen empfiehlt
es sich, etwas Hintermilch (zwei bis drei Tropfen) auszudrücken und auf Brustwarze
und Hof zu verteilen. Danach lässt man die Brust an der Luft trocknen, bevor man den
Still- BH wieder anlegt. Vorzugsweise sollte man luftige Kleidung tragen, am besten
aus Baumwolle. Auch der BH sollte aus Baumwolle sein.
3.3 Therapeutische Maßnahmen
•
Wichtig wäre, das Kind öfter und kürzer zu stillen, denn dann ist es nicht so
heißhungrig und packt nicht so fest an. Es kann den Warzenhof besser erfassen, da
die Brust nicht so prall ist.
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•
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Man muss zuerst jene Seite anlegen, an der die Warze weniger wund ist. Das Kind
soll beim Anlegen an die wunde Warze nicht mehr so hungrig sein, damit es nicht
so kräftig saugt (vgl. Lothrop, 2002, S. 236)
•
Damit der Säuremantel der Haut nicht zerstört wird, sollte keine Seife oder
alkoholische Lösungen beim Duschen benützt werden.
•
Nach dem Stillen soll man den Speichel und die restliche Milch nicht einfach
wegwischen, sondern eintrocknen lassen – sie dienen als Brustwarzenschutz.
•
Ein Schutz kann auch eine Heilsalbe sein, welche nach dem Stillen aufgetragen
wird, wie zB PureLan 100 von Medela oder die LANSINOH-Salbe. Sie braucht
auch vor dem Stillen nicht abgewischt werden (vgl. Lothrop, 2002, S. 236).
„Am dritten Tag zeigten sich auf meiner Brustwarze schmerzhafte Bläschen. Ich fand
schnell heraus, dass die Schmerzen erträglicher wurden, wenn ich Brustwarze mit
Warzenhof so weit wie möglich in Johannas Mund schob. Nach jedem Stillen ließ ich
ihren Speichel und die Milch antrocknen und rieb Brustwarzen und Warzenhof mit einer
Heilsalbe ein. So wurden sie bald geschmeidiger und dehnbarer und die Schrunden
heilten ab. Einige Wochen danach war alles vorbei“ (Lothrop, 2002, S. 234).
•
Wenn das Zungenbändchen zu kurz und ein Auslöser wunder Warzen ist, kann es
vom Arzt durchtrennt werden.
•
Wenn die Schmerzen durch nichts besser werden, sollte auf ein mildes
Schmerzmittel (laut Arztverordnung) zurückgegriffen werden (vgl. Lothrop, 2002,
S. 237).
•
Zur Durchblutungsförderung kann eine Punktmassage angewandt werden (siehe
Anhang).
Petra Waldenberger
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•
In schweren Fällen kann man auf den Hydrogelverband zurückgreifen. Dieser bietet
eine feuchte und der Wundheilung optimal angepasste Umgebung. Er schützt vor
bakterieller Kontaminierung und Austrocknung der Wunde. Überschüssige
Feuchtigkeit wird absorbiert, ein kühler schmerzlindernder Schutz wird geboten.
•
Neuerdings wird auch die Low-Level-Lasertherapie bei wunden Brustwarzen
angewandt. Diese Art von Therapie darf nur von den dazu ausgebildeten Personen
durchgeführt werden. Es handelt sich hierbei um eine Regulationstherapie. Durch
die Bestrahlung wird der Stoffwechsel der Zelle beeinflusst. In der Zelle werden
verschiedene biochemische Vorgänge aktiviert, die der Abwehr der Erkrankung und
in der Folge der Heilung dienen. Die Lasertherapie ist bei ordnungsgemäßer
Anwendung nebenwirkungsfrei (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).
Weiterer Schutz durch:
Abb. 9
Brustwarzenschutz
Abb. 10
Stilleinlagen
Abb. 11
Brusthütchen
Der Brustwarzenschutz kann in die BH-Körbchen eingelegt werden, sodass die Luft
um die Warzen zirkulieren kann (vgl. Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 11).
Stilleinlagen können wie der Brustwarzenschutz in den Stillpausen getragen und je
nach Material entweder verworfen oder gewaschen werden.
Bei wunden Brustwarzen sollen nur Einmalstilleinlagen verwendet werden (vgl.
Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 12).
Brusthütchen können auch während dem Stillen eine große Hilfe sein. Sie schützen vor
Schmerzen beim Anlegen. Man sollte sie jedoch nur im Notfall verwenden, da sie eine
Saugverwirrung auslösen können (vgl. Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 12).
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4. MASTITIS PUERPERALIS
In diesem dritten Kapitel meiner Arbeit widme ich mich nun der Brustentzündung, auch
Mastitis puerperalis genannt. Ich erläutere verschiedene Formen und Ursachen sowie
Präventions- und Therapiemöglichkeiten. Weiters versuche ich durch einige praktische
Tipps die Arbeit etwas praktischer zu gestalten.
4.1 Definition von Mastitis puerperalis
Mastitis puerperalis ist die Entzündung der
laktierenden, also milchproduzierenden
Brust,
während des Wochenbettes. Sie tritt meist am 8.
bis 12. Tag nach der Geburt auf (kann aber auch
während
der
ganzen
Stillzeit
vorkommen).
Häufigster Erreger ist der Staphylokokkus aureus.
Meistens
handelt
es
sich
um
eine
akute
Entzündung.
Abb. 12
4.1.1 Formen:
•
Interstitielle Mastitis:
Breitet sich über die Lymphwege oder über das Blut aus. Dies ist möglich bei
Grippe oder Angina.
•
Parenchymatöse Mastitis (intrakanalikoläre Form):
Hier
passiert
eine
Keimbesiedlung
der
Milchgänge.
Dies
ist
eine
aufsteigende Infektion im Zusammenhang mit Brustwarzenrhagaden (vgl.
http://www.gesundheit.de/roche/ro22500/r23938.html, 18.01.2004, S. 1).
Petra Waldenberger
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Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess
4.2 Mögliche Ursachen
Die nun folgenden Punkte beschreiben Ursachen einer Brustentzündung. Schon in
diesem
Kapitel
wird
viel
über
Prävention
im
Zusammenhang
mit
der
Ursachenvermeidung erklärt.
•
Die Fütterungspausen werden zu lange gehalten.
•
Spannung, Unsicherheit und Schmerzen beeinträchtigen den Milchflussreflex und
halten die Milch zurück.
•
Äußere Hindernisse (enger BH, Träger des Babytragetuches, usw.) engen die Brust
ein und behindern stellenweise den Milchfluss.
•
Durch eine wunde Brustwarze dringen Bakterien in die Brust ein und vermehren
sich schnell.
•
Seelische Probleme – gesellschaftlicher Druck oder Stress können u.a. einen
Milchstau verursachen.
•
Die Widerstandskraft kann herabgesetzt und die Entstehung von Infektionen
begünstigt werden durch Müdigkeit, schlechte Ernährung, Berufsarbeit oder ein
Sich – Übernehmen mit Hausarbeit.
•
Das Kind trinkt schlecht, weil es Schnupfen hat oder es zahnt.
•
Brusttrauma im Inneren der Brust aufgrund eines Stoßes oder einer sonstigen
Verletzung (vgl. Lothrop, 2002, S. 239).
Petra Waldenberger
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STILLPROBLEME
Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess
4.2.1 Ursachen für das Auftreten von einer Mastitis in %
Übermüdung, Erschöpfung
24 %
Stress
22 %
Verstopfter Milchgang
17 %
Veränderung der Stillzeit
15 %
Milchstau
10 %
Wunde, verletzte Brustwarzen
4%
Infektionen in der Familie
4%
Brusttrauma (zu enger BH)
3%
Mangelhafte Ernährung
1%
Gesamt
100 %
(vgl. Abschlussarbeit, Obermayr, 2001, S. 18)
„...Sabine trank nicht sehr gut, weil sie Schnupfen hatte, und ich achtete nicht darauf,
dass meine Brust nach dem Stillen wieder weich wurde. So bekam ich einen Milchstau
und Schmerzen in der Brust und 39° Fieber...“ (Lothrop, 2002, S. 240).
„...Mit der Zeit wurde es ganz offensichtlich, dass meine immer wiederkehrende
Brustentzündung seelische Ursachen hatte. Jedes Mal, wenn meine Mutter, mit der ich
große Konflikte habe, ihren Besuch anmeldete, wurde meine Brust in kürzester Zeit hart
und schmerzend....“( Lothrop, 2002, S. 240).
Petra Waldenberger
- Seite 22 -
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STILLPROBLEME
Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess
4.3 Symptome
Im nächsten Kapitel versuche ich den Unterschied der Symptome bei Mastitis und
Milchstau zu erklären, da die beiden Krankheitsbilder teilweise sehr schwer zu
differenzieren sind und der Übergang sehr fließend vor sich geht.
4.3.1 Unterschied zwischen Milchstau und Mastitis
Milchstau
Mastitis
entwickelt sich langsam
kommt plötzlich
kann seine Lage verändern
umfasst einen örtlich begrenzten Bereich
verursacht kein oder nur geringes
lässt die Brust rot und heiß werden
Wärmegefühl in dem betroffenen Bereich
geringe Schmerzen im umgrenzten Bereich starke Schmerzen im umgrenzten Bereich
beeinträchtigt das allgemeine Befinden der von grippeähnlichen Symptomen begleitet
Mutter nicht
Temperatur bis 38,4° C
Temperatur von 38,4° C und mehr
(vgl. Mohrbacher, 2002, S. 513)
Die beiden Krankheitsbilder sind klinisch nicht klar zu unterscheiden und die
Übergänge sind fließend. Meist ist nur eine Brust betroffen. In beiden Fällen spannt die
Brust und schmerzt besonders bei Berührung und beim Stillen. Oft ist sie auch nach
dem Stillen noch hart und schmerzhaft. Manchmal finden sich gerötete und verhärtete
Hautbezirke, die jedoch fehlen können, wenn die gestauten Gänge tiefer liegen, oder die
ganze Brust ist angeschwollen und überwärmt. Die axillären Lymphknoten können
vergrößert und druckempfindlicher sein.
Petra Waldenberger
- Seite 23 -
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Kinder- und Jugendlichenpflege
Allgemeines Krankheitsgefühl mit grippeähnlichen Kopf- und Gliederschmerzen sowie
Fieber treten beim Milchstau häufig und bei Mastitis immer auf (vgl. Abschlussarbeit,
Obermayr, 2001, S. 17).
Um den Milchstau von der Mastitis zu unterscheiden kann die Muttermilch
mikrobiologisch untersucht werden. Hauptsächlich bei Müttern mit Frühgeborenen oder
kranken Kindern wird diese Untersuchung durchgeführt. Sollten sich in der Milch
Keime (Staphylokokken, Kolibakterien oder Streptokokken) befinden, kann dies mit
einem speziellen Nährboden (z.B. Lactocult) festgestellt werden (vgl. Der
Gynäkologe, 2001, S. 928).
Weiters zeigt sich der Übergang ins Infektionsstadium durch Fieber von meist über
39° C, das von einem allgemeinen Mattigkeitsgefühl, Schüttelfrost, Erbrechen und
grippeartigen Gliederschmerzen begleitet sein kann. Die lokalen Symptome verstärken
sich meistens noch.
4.4 Prophylaktische Maßnahmen
•
Vor dem Stillen unbedingt Händedesinfektion durchführen, vor allem nach
Kontakt mit den Lochien (so nennt man fachsprachlich den Wochenfluss).
•
Nach dem Saugen die Brustwarze sanft aus dem Mmund des Kindes nehmen.
•
Wichtig ist, dass die Brust beim Stillen gut entleert wird um einen Milchstau zu
vermeiden.
•
Nach dem Stillen ist es gut, die Brustwarzen an der frischen Luft trocknen zu
lassen. Feuchte Umgebung ist der ideale Nährboden für Bakterien.
(vgl. http://www.getwellness.ch/index.asp?413/1779, 18.01.2004, S. 1)
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Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess
4.5 Therapeutische Maßnahmen
Das therapeutische Vorgehen erfolgt wie bei Milchstau. Als Mutter sollte man
versuchen die nächsten zwei Tage kürzer zu treten und sich Unterstützung von einer
vertrauten Person holen. Dies ist wichtig um die nun folgenden Maßnahmen der
Therapie durchzuführen:
•
In erster Linie ist häufiges Stillen nötig, damit sich die Brust nicht prall füllt. Eine
volle Brust würde das Kind am richtigen Saugen hindern und weitere Schmerzen
auslösen. Stillen im Rückengriff ist hierbei sehr effizient (Bild und kurze
Erläuterung sind im Anhang zu finden) um die Brust gut leer zu bekommen.
(Weitere Erläuterungen zum Thema Rückengriff und andere Stillpositionen finden
sie in der Abschlussarbeit meiner Schulkollegin Daniela Kasbauer).
TIPP: Mindestens alle ein bis drei Stunden stillen. Die Stillpositionen häufig
wechseln, aber vermehrt den Rückengriff anwenden (vgl. Stillskriptum, Rainer,
2004).
•
Wenn die Brüste sehr voll sind und die Brustwarzen durch das Anschwellen des
Drüsengewebes fast im Warzenhof verschwinden, hat das Baby Mühe, sie ganz in
den Mund zu nehmen. In diesem Fall sollte vor dem Anlegen etwas Milch mit einer
Milchpumpe
abgepumpt
werden.
Diese
Pumpe
bekommt
man
mit
Verordnungsschein in Sanitätsgeschäften. Oftmals borgt auch die Station nach
Anfragen eine Brustpumpe her.
TIPP: Die jeweilige Bedienungsanleitung erklären und zeigen lassen (vgl.
Broschüre Stillen, 1998, S. 22).
•
Beim Anlegen soll das Kind mit dem Unterkiefer an die Stelle zeigen, die gehärtet
ist.
Petra Waldenberger
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Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess
Wie schon in der Einleitung erwähnt, lernte ich im Rahmen meines ABA-Praktikums
eine Mutter kennen, die bereits sieben Brustentzündungen durchgestanden hat. Sie gab
mir den wertvollen Tipp, in meiner Arbeit vier außergewöhnliche Stillpositionen
vorzustellen. So teile ich die Brust bildlich in vier Quadranten auf. Das heißt man muss
sich die Brust von vorne vor Augen führen und sich ein Kreuz in der Mitte denken. So
ergeben sich vier Felder beziehungsweise vier Quadranten. Sollte sich in einem dieser
Felder eine Mastitis oder ein Milchstau befinden, so gilt es hierfür die geeignete
Stillposition zu finden. Zu diesen eher nicht so gängigen Positionen fehlen in
Stillbüchern oftmals die Bilder dazu.
Dabei sind es die Stillpositionen, die bei einem Milchstau oder einer Mastitis sehr
hilfreich zur Therapie eingesetzt werden können. Wichtig ist, dass der Unterkiefer des
Kindes in die Richtung der Verhärtung an der Brust zeigt oder wenn möglich genau auf
der betroffenen Stelle liegt. Denn der Kiefer erzeugt beim Saugen sehr viel Kraft und
die betroffene Stelle kann besser leergetrunken werden.
Rechter oberer Quadrant und linker oberer
Quadrant:
Die Mutter soll bequem am Rücken liegen, die
Knie und den Kopf durch ein Kissen gestützt.
Das Kind liegt schräg über die Schultern. Die
Füße zeigen auch über die Schultern der Mutter
Abb. 13
und können, wenn angebracht, mit einem
Stillkissen etwas unterstützt werden. Hier ist
zumeist Hilfe durch eine andere Person nötig,
um das Kind gut zu positionieren. Wenn nötig,
können Sie den Kopf des Kindes ganz leicht mit
den Händen unterstützen (vgl. Stillskriptum,
Rainer, 2004).
Abb. 14
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Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess
„Als ich einmal eine Verhärtung oberhalb der Brustwarze spürte, legte ich Karry so an,
dass seine Füße über meine Schulter zeigten. Mit seinem Unterkiefer leerte er leicht die
betroffene Stelle“ (Lothrop, 2002, S. 143).
Rechter unterer Quadrant und linker unterer
Quadrant:
Auch hier ist eine bequeme Position der Mutter
wichtig. Bei einer Mastitis im linken unteren
Quadranten der rechten Brust und dem rechten
unteren Quadranten der linken Brust ist es
Abb. 15
besser, in Rückenlage zu stillen, da das Kind
schräg über den Bauch der Mutter gelegt wird.
Den Kopf hat es über der Brust. Man kann die
Stirn etwas mit der Hand abstützen, damit das
Kind gut atmen kann. Hat die Mutter die
Verhärtung im rechten unteren Quadranten der
rechten Brust oder im linken unteren Quadranten
der linken Brust, kann sowohl im Sitzen
(Rückengriff) als auch im Liegen gestillt
werden. Diese Positionen können auch selbst
Abb. 16
bewerkstelligt werden. Sollte es jedoch der
Zustand nicht zulassen, so ist Hilfe von
vertrauten
Personen
unbedingt
nötig
(vgl.
Stillskriptum, Rainer, 2004).
Die Bilder stammen von Andrea Mayr – Mellnhof und ihrem Sohn Paul. Ich danke den
Beiden, dass sie so flexibel noch einmal alle Stellungen für mich nachgemacht haben.
Pauli ist auf den Bildern zwar schon älter und Andrea hatte beim Fotoshooting gerade
keine Brustentzündung, doch durch ihre Routine, in solchen Situationen zu stillen,
konnte sie die Positionen sehr reell darstellen. Ich glaube, so kann man sich vieles
besser vorstellen, auch wenn Pauli in seiner Proportion nicht mehr einem Säugling
gleicht und Andreas Brust ohne Entzündung ist.
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TIPP: Für solche akrobatischen Höchstleistungen sollte man, je nach persönlichem
Empfinden Hilfe von einer IBCLC (Lactationsberaterin) oder einer vertrauten Person in
Anspruch nehmen.
Keine Mühen scheuen – es lohnt sich.
•
Die Milch kann man schon vor dem Anlegen zum Fließen bringen, in dem man ca.
fünf Minuten Wärme in Form von Kirschkernkissen, Wärmeflaschen oder feuchte
Wärmewickel (z.B.: mit Schwarztee) auflegt. Auch eine warme Dusche ist möglich.
TIPP: Durch Wärme öffnen sich die Gefäße und Milchgänge. So bringt man den
Milchfluss in Schwung.
•
Danach soll eine kreisförmige Massage Richtung Brustwarze angewandt werden
(siehe Anhang).
TIPP: Diese Massage muss Ihnen von einer ausgebildeten Lactationsberaterin gezeigt
werden. Man darf nicht einfach drauflos massieren.
•
Nach dem Stillen oder Abpumpen soll auf der betroffenen Stelle ein kalter
Umschlag mit Topfen, zerdrücktem Kohl und zusätzlichen Cool-Bags aufgelegt
werden. Dies wirkt schmerzlindernd und abschwellend.
TIPP 1: Wenn nur eine Seite betroffen ist, so ist es wichtig, das Kind zuerst auf diese
Seite anzulegen, damit es die Brust leertrinkt.
TIPP 2: Bei Wärme- und Kälteanwendung immer vorsichtig sein und die Haut stets
kontrollieren (vgl. Lothrop, 2002, S. 240).
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•
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Wenn sich trotz konservativer Behandlung keine Besserung innerhalb 48 Stunden
einstellt, die Situation sich innerhalb 24 Stunden verschlechtert oder wenn ein
deutliches Infiltrat zu spüren ist, muss eine antibiotische Therapie durchgeführt
werden. Bei einer beidseitigen Mastitis wird schon früher zu einem Antibiotikum
zurückgegriffen. Weiters wird Müttern die trotz Antibiotika immer wieder
Brustentzündungen haben, empfohlen, dass Kind vom Kinderarzt untersuchen zu
lassen (Rachenabstrich, Kultur aus der Muttermilch). Eine Infektion des Kindes
könnte zum Beispiel der Auslöser sein. (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004)
TIPP 1: Keine Massage im erkrankten Bereich, um eine weitere Ausbreitung der
Mastitis zu verhindern.
TIPP 2: Bei antibiotischer Behandlung keine Kühlung mehr anwenden, denn sie
behindert den Medikamententransport.
TIPP 3: Reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen, Bettruhe einhalten und einen gut
stützenden BH anziehen.
TIPP 4: Müttern mit immer wiederkehrenden Brustentzündungen wird empfohlen die
Fettaufnahme auf mehrfach, ungesättigte Fettsäuren zu beschränken. Es ist ratsam tgl. 1
EL Lecithin einzunehmen um die Milchgänge zu ölen.
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WICHTIG: Ein Antibiotikum sollte vom Arzt so ausgewählt werden, dass Mutter und
Kind es vertragen (lt. Arztanordnung, siehe Buchtipp: Arzneimittelverordnung in
Schwangerschaft und Stillzeit; Horst Spielmann, Christof Schäfer; Verlag Urban und
Fischer; 6. Auflage). Nur so ist das Weiterstillen gewährleistet. Es sollte primär ein
Staphylokokken - wirksames Antibiotikum eingesetzt werden oder Cephalosporine, da
in 95 % der Fälle Staphylokokkus aureus der Erreger ist. Bei diesen Medikamenten
kann weitergestillt werden. Bei Verdacht auf Streptokokken ist ein Penicillinpräparat
angebracht. Auch hier ist das Sillen des Babys weiterhin unbedenklich. Bei
Antibiotikatherapie wird eine Besserung des Zustandes der Mutter innerhalb 24 Stunden
erwartet. Ungeachtet des Krankheitsverlaufes sollte das Antibiotikum mindestens 10
Tage gegeben werden um Rückfälle zu verhindern. Bei starken Schmerzen kann ca. 20
Minuten vor dem Stillen ein mildes Schmerzmedikament (z.B. Ibuprofen oder
Paracetamol) gegeben werden (vor Einnahme bitte den Arzt konsultieren) (vgl.
Stillskriptum, Rainer, 2004).
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5. DER BRUSTABSZESS
Wenn therapeutische Maßnahmen zu spät eingesetzt werden, kann es vorkommen, dass
die verhärtete Stelle verschmilzt und sich ein Abszess bildet.
Dieser lässt sich als flüssigkeitsgefüllte Höhle
unter der Haut ertasten und muss chirurgisch
geöffnet werden. (vgl. Lothrop, 2002, S. 238). Ein
Brustdrüsenabszess ist unter Berücksichtigung
funktioneller und kosmetischer Gesichtspunkte zu
behandeln.
Kleine
Abszesse
können
unter
gleichzeitiger Gabe eines Antibiotikums punktiert
werden (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004)
Abb. 17
5.1 Unterteilung der Abszesse entsprechend ihrer Lokalisation
•
subareolärer Abszess
direkt hinter der Brustwarze gelegen
•
subkutaner Abszess
direkt unter der Haut
•
intramammärer Abszess
innerhalb der Brustdrüse gelegen
•
retromammärer Abszess
hinter der Brust gelegen
Ein Abszess, ob im oberen oder unteren Quadranten der Brust, muss eröffnet und
drainiert werden.
Die Dauer der Punktionsbehandlung ist im Vergleich zur Drainage entscheidend kürzer.
Die Abszesshöhle wird nach eröffnen täglich gespült. Wenn das abgeleitete Wundsekret
weniger wird kann die Drainage* entfernt werden und die Abszesshöhle granuliert* von
selbst zu.
Der Heilungsprozess kann bei Inzision* und Drainage der Wunde bis zu drei Wochen
andauern.
Auch die Abszedierung* einer Mastitis mit Drainage im Wundgebiet ist kein
Grund zum Abstillen!
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Im Gegenteil, denn die Entleerung der Brust ist zusätzlich ein wichtiger Teil der
Therapie. Die Mutter kann weiterstillen, wenn sie will. Bei starken Schmerzen ist eine
Pause von einigen Stunden möglich. Sollte die Milch durch den hohen Natriumgehalt
(entsteht bei einer Mastitis) bitter schmecken und für das Kind ungenießbar erscheinen,
kann sie vorübergehend abgepumpt und verworfen werden.
Das Eiter im Abszess steht in keiner Verbindung zu den Milchkanälen. Aus der Wunde
kann sich trotzdem einige Wochen Milch entleeren. Diese Art der Milchentleerung
nennt sich „Milchleck“. Es handelt sich hierbei um keine Wundheilungsstörung, jedoch
kann dieses Leck für die Dauer der Stillzeit bestehen bleiben (vgl. Peters, 2001, S.927).
Erklärung des fachspezifischen Vokabulars:
Drainage:
Ableitung von Flüssigkeitsansammlungen, wie z.B. Wundsekret, Blut
oder Eiter aus Operationswunden, Körper- oder Wundhöhlen durch
einen Drain (Gummi- oder Kunststoffröhre) zur Verhütung oder
Behandlung einer Infektion
Granulation:
Gewebsneubildung
Inzision:
Einschnitt, Durchtrennung körpereigenen Gewebes oder Eröffnung
eines pathologisch Entstandenen Hohlraums (z.B. Abszess)
Abszedierung: Ansammlung von Eiter in einem nicht vorgebildeten, sondern durch
Gewebseinschmelzung
entstandenen
allseitig
abgeschlossenen
Gewebehohlraum (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).
Petra Waldenberger
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6. ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG
In meiner vorliegenden Abschlussarbeit habe ich mich mit Stillproblemen beschäftigt,
welche leider oft Ursache für vorzeitiges Abstillen sind. Mein Interesse galt vor allem
der Prävention und den Praktischen Tipps in diesen Bereichen. So habe ich mich in den
einzelnen Kapiteln nach Beschreibung der Ursachen mit der Prävention beschäftigt.
Durch frühzeitiges Vorbeugen wie z. B. richtiges und häufiges Anlegen oder
Vorbereitung der Brustwarzen schon in der Schwangerschaft, können Probleme wie
wunde Brustwarzen und Mastitis verhindert werden.
Vor allem das Wissen um die Ursachen ist zumeist schon die größte Prävention.
Sollte aufgrund von zu spätem oder falschem Einsetzen der Maßnahmen jegliche
Prävention fehlschlagen, so soll eine geeignete Behandlung erfolgen.
Diese kann z. B. Lasertherapie oder Beträufeln der Brustwarze mit Muttermilch bei
wunden Warzen aber auch im Ernstfall die Antibiotische Therapie bei Mastitis sein. Um
die Arbeit praktisch zu gestalten war es mir ein Anliegen nach den eigentlichen
Therapievorschlägen kleine, leicht umsetzbare Tipps einzufügen. Trotzdem kann es,
wie im dritten Abschnitt beschrieben, zu gravierenden Folgen wie dem Brustabszess
kommen.
Wichtig war mir in allen drei Kapiteln zu vermitteln, wie wichtig und richtig Stillen in
dieser Zeit ist. Wie viel Sinn Stillen in sich birgt auch wenn Probleme vieles
erschweren.
Je mehr Unterstützung und Aufklärung in der Schwangerschaft bzw. Stillzeit angeboten
wird, desto mehr Sicherheit haben die Mütter beim Stillen.
Je mehr Sicherheit und Information die Mütter beim Stillen haben und je energischer
ihre positive Einstellung dem Stillen gegenüber ist, desto weniger Probleme treten auf.
Petra Waldenberger
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7. LITERATURVERZEICHNIS
•
http://m-ww.de/krankheiten/brustentzündungen/mastitis/html,[Stand: 17.01.2004]
•
http://www.stillgruppen.de/stillprobleme_wunde_brustwarzen.html,
[Stand: 12.10.2003]
•
http://www.gesundheit.de/roche/ro22500/r23938.html,[Stand: 18.01.2004]
•
http://www.getwellness.eh/index.asp?413/1779 ,[Stand: 18.01.2004]
•
Lothrop, Hannah: Das Stillbuch. 27. Auflage, München: Kösel-Verlag.2002.
•
Medela Medizintechnik, GmbH& Co. Handels KG: Stillprodukte, Vorbild für die
Natur. Eching: 2003.
•
Mohrbacher, Nancy; Stock, Julie: Handbuch für die Stillberatung. [ Breastfeeding –
Anser Book - deutsch]. Stillende Mütter fachlich, kompetent und einfühlsam
begleiten. 2. Auflage, München: La Leche Liga.2002.
•
Obermayr, Daniela: Fachbereichsarbeit. Stillen im Wochenbett. Wels: 2001.
•
Peters, Sedlmayr: Puerperale Mastitis. Der Gynäkologe, 2001, 10, S. 925 – 928.
•
Rainer, Maria: Stillskriptum. Salzburg: 2004.
•
Wir Eltern: Stillbroschüre. Stillen. VS/H Medien AG, Zürich: 1998.
8. BILDERNACHWEIS
Abb. 1
Querschnitt der Brust in der Schwangerschaft
Broschüre Stillen, 1998, S. 7
Abb. 2
Querschnitt der Brust in der Stillzeit
Broschüre Stillen, 1998, S. 7
Abb. 3
Der Baum
Foto von Johann Waldenberger, 2004
Abb. 4
Der Regelkreis
Foto von Stillskriptum, Rainer, 2004
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7
Abb. 8
Das Anlegen des Kindes an die Brust
Broschüre Stillen, 1998, S. 19
Abb. 9
Brustwarzenschutz
Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 11
Abb. 10
Stilleinlagen
Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 12
Abb. 11
Brusthütchen
Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 12
Abb. 12
Brustentzündung (Mastitis puerperalis)
Breastfeeding Atlas, 2002, S. 93, Nr.207
Abb. 13
Stillen bei Mastitis im rechten oberen Quadranten
Foto von Andrea Mayr-Mellnhof, 2004
Abb. 14
Stillen bei Mastitis im linken oberen Quadranten
Foto von Andrea Mayr-Mellnhof, 2004
Abb. 15
Stillen bei Mastitis im rechten unteren Quadranten
Foto von Andrea Mayr-Mellnhof, 2004
Abb. 16
Stillen bei Mastitis im linken unteren Quadranten
Foto von Andrea Mayr-Mellnhof, 2004
Abb. 17
Der Brustabszess
Breastfeeding Atlas, 2002, S. 94, Nr. 210
ANHANG
Schriftliches Interview mit Andrea Mayr-Mellnhof
Wie oft hatten Sie eine Mastitis?
Insgesamt glaube ich waren es sieben oder acht Mal. Ich habe dann irgendwann zum
genauen Zählen aufgehört. Von diesen sieben Entzündungen waren zwei ganz schwer,
eine mittelschwer und die restlichen etwas leichter.
Beschreiben Sie bitte die Schmerzen, waren sie immer gleich?
Die Schmerzen waren je nach Schweregrad unterschiedlich! Im Großen und Ganzen
empfand ich sie stechend, beschreibbar mit dem Gefühl, als ob mir jemand mit einem
Messer in die Brust stechen würde.
Haben Sie den Beginn der Mastitis gespürt?
Begonnen haben die Schmerzen immer mit einem sehr starken Spannen in der Brust,
was sich dann eben in dieses Stechen steigerte. Die Brust war zuerst prall und wurde
dann rot und heiß. Bei den starken Entzündungen waren die Schmerzen und die Rötung
der Brust außerdem noch begleitet von Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit, Fieber
und sogar einmal Schüttelfrost.
Haben Sie prophylaktisch etwas unternommen?
Ja, also bei mir war das folgendermaßen: Nach den ersten zwei großen Entzündungen
gleich zehn bzw. 20 Tage nach der Geburt, habe ich versucht, Stresssituationen so gut
es ging zu vermeiden. Ich bin zum Beispiel überzeugt, dass der Auslöser der ersten
Entzündung unsere sehr, sehr früh angesetzte Taufe gewesen ist.
Außerdem achtete ich darauf, dass die Brust nie zu prall wird, damit sich gar nicht erst
ein Milchstau (ist meist gekennzeichnet durch einen harten Knoten in der Brust) bilden
kann. Eine große Hilfe dabei war mir eine Handpumpe, mit der ich jeder Zeit die Brust
entlastend abpumpen konnte.
Dort, wo ich den Knoten spürte, hab ich zusätzlich vor dem Stillen lokal mit stehenden
kreisenden Bewegungen in die Tiefe massiert, damit sich der Knoten löst und der Stau
dann durch die Pumpe bzw. durch den Pauli ausmassiert werden konnte!
Zur „Ölung der Milchgänge“ wurde mir außerdem empfohlen, Lecithinkapseln
mehrmals täglich zu nehmen.
Wie sah die Therapie aus?
Die Therapie wurde für mich mit der Zeit zu einem richtigen Ritual. Abgesehen von der
ersten Therapie bei der großen Brustentzündung, wo ich für 10 Tage Antibiotika
nehmen musste, gestaltete sich die Therapie folgendermaßen:
Erstens: Ich probierte meinen Sohn Pauli so oft als möglich anzulegen und zwar so,
dass sein Unterkiefer genau dort war, wo meine Entzündung saß.
Also, war die Entzündung beim linken oberen Brustquadranten, so legte ich ihn mit
Hilfe meiner Mutter, mit einem Schulterwurf von der rechten Seite her zur linken Brust.
Als zweite Variante beugte ich mich verkehrt über den liegenden Pauli darüber –
Akrobatik pur so zu sagen!
Zweitens: Zwischen den Stillzeiten habe ich massenweise Topfen auf meine Brust
aufgelegt. Praktischerweise habe ich mir den Topfen einen halben Zentimeter dick auf
eine quadratisch zurechtgeschnittene Küchenrolle geschmiert. Dann kam ein dickes
Tuch darüber, damit der Topfen nicht zu schnell durchnässt. So ausgestopft bin ich dann
herum gegangen. Irgendwann, als ich den Topfen dann nicht mehr riechen konnte,
nahm ich auch stattdessen ausgerollte, plattgedrückte Kohlblätter her und legte sie auf
die Brust.
In der Nacht half mir eine Pastacool oder eine Diflogensalbe, welche ich mir auf die
entzündete Stelle schmierte. Diese Salben lassen sich auch problemlos vor dem Stillen
abwischen.
Drittens: Kurz vor dem Stillen habe ich der Brust Wärme zugeführt, damit die Milch
auch gut rinnen kann. Entweder durch einige Minuten Bestrahlung mittels einer
Rotlichtlampe oder einfach nur durch einen warmen, feuchten Wickel oder auch
dadurch, dass ich die Brust unter warmes fließendes Wasser hielt.
Viertens: Waren die Schmerzen unerträglich, nahm ich zur Schmerzstillung eine
Mexalen Tablette.
Fünftens: Ich versuchte, möglichst viel Ruhe zu geben und mich verwöhnen zu lassen.
Das hieß konkret, keine größeren Unternehmungen allein mit meinem Baby, keine
„Action“- und vor allem: Ich organisierte mir eine Entlastung für den Haushalt!! Das
war eine riesengroße Hilfe.
Bekamen Sie Unterstützung?
Meine besten Unterstützer waren mein lieber Mann, meine Stillrunde/Stillschwester und
meine Schwester, die Säuglingskrankenschwester ist und mir mit Rat und Tat zur Seite
stand.
Was bewegte Sie dazu weiterzustillen?
Ja, vor allem mein riesengroßer Wunsch, Wille und Sehnsucht mein Baby unbedingt zu
stillen. Ich wollte unbedingt eine positive Stillerfahrung haben, da ich von vielen
stillgescheiterten Müttern die Trauer und Frustration kennen gelernt habe. Ein zweiter
Punkt war die gute Betreuung und der tolle Zuspruch meiner Stillschwester unbedingt
weiter zu stillen.
Brauchten Sie ärztliche Hilfe? Wie sah diese aus – wurden Sie gut beraten?
Ja, aber nur bei der ersten Brustentzündung 10 Tage nach der Geburt. Mein Gynäkologe
verordnete mir ein stillfreundliches Antibiotikum mit dem Namen Augmentin. Ich
wurde dabei von ihm und von meiner Stillschwester sehr gut beraten. Beide sicherten
mir zu, dass es auch von meinem Baby gut vertragen werden würde, was auch
tatsächlich so war!
Mussten Sie auch einmal Milch verwerfen?
Nein, verwerfen nicht direkt. Die Milch, die ich zur Entlastung abgepumpt habe,
verwendete ich fürs Badewasser – es gibt nichts besseres, da Muttermilch ja auch sehr
viel hautpflegende Substanzen enthält.
Haben Sie zur Unterstützung homöopathische Mittel verwendet?
Nein, ich persönlich hab bis jetzt mit der Homöopathie keine Erfolge erzielt und bin
daher eher skeptisch!
Wie veränderte sich die Milch?
Veränderungen in der Milch konnte ich persönlich keine feststellen.
Welche Tipps würden Sie stillenden Müttern geben, die zu Brustentzündungen
(bzw. Milchstaus) neigen?
Stesssituationen vermeiden.
Wenn möglich, nicht auch nur ans Abstillen denken.
Sofort auf jeden kleinen Milchstau bzw. auf jede Brustentzündung mit Topfen,
ausmassieren und häufigem Anlegen reagieren.
Wichtig ist auch eine gewisse Ruhe und Gelassenheit an den Tag zu legen und sich
nicht in Situation hinein zu steigern.
War eine Brust bevorzugt betroffen?
Ja, ich hatte eine wirklich schlechte Seite, bei mir war es die Linke – uzw. von Anfang
an. Alle Entzündungen, bis auf eine, spielten sich dort an allen vier möglichen
Quadranten abwechselnd ab! Pauli tat sich einfach die ersten Wochen und Monate dort
mit dem Trinken schwer, da ich eine sogenannte Flachwarze habe! Mittels Konsequenz,
Durchhaltevermögen und Stillhütchen gaben wir aber nie auf. Wahrscheinlich war das
auch der Grund der vielen Entzündungen in den ersten vier Monaten. Er konnte einfach
nicht so gut saugen wie rechts – dadurch bildeten sich schnell Milchstaus, die in
weiterer Folge zu Brustentzündungen wurden. Was auch nicht auszuschließen ist, dass
bei uns in der Familie eine genetische Disposition für zu enge Milchgänge vorhanden
ist. Auch meine Schwester, die zwei Kinder hat, litt unter häufigen Brustentzündungen.
Viel Glück wünschen Andrea und Pauli
EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG
Hiermit erkläre ich, dass es sich bei der hier vorliegenden Fachbereichsarbeit um
meine eigene Arbeit handelt, die ich selbst verfasst und in der ich sämtliche
verwendete Unterlagen zitiert habe.
Name
SAB 2003/2004
Datum
Unterschrift