Kostenrechnungssysteme - von
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Kostenrechnungssysteme - von
Controlling Kostenrechnungssysteme Nach dem Zeitbezug der auf die Kostenträger verrechneten Kosten ist die Ist-, Normal- und Plankostenrechnung zu unterscheiden. Werden die Kosten nach dem Sachumfang der auf die Kostenträger verrechneten Kosten differenziert, ergeben sich Voll- und Teilkostensysteme. Werden diese beiden grundlegenden Merkmale miteinander kombiniert, ergeben sich sechs Kostenrechnungssysteme. Istkostenrechnung Istkostenrechnungen berücksichtigen nur Ist-Kosten, d.h. die Summe aller während einer Abrechnungsperiode verursachten effektiven Kosten (tatsächlich angefallene Kosten). Bei der Bestimmung der Ist-Kosten ergeben sich v.a. Probleme bei der praktischen Umsetzung (Messung der Preise, kalkulatorische Kosten, unregelmässig anfallende Kosten). Würdigung • prognosefrei • vergangenheitsorientiert → Fundierung zukünftiger unternehmenspolitischer Entscheide unmöglich • durch Periodisierung können sich Fiktion und Wirklichkeit vermischen • v.a. sinnvoll, wenn Ermittlung und Verrechnung effektiv angefallener Kosten angestrebt wird • hoher Aufwand und Schwerfälligkeit (Material muss bei jeder Änderung einer Kosteneinflussgrösse aktualisiert werden) Normalkostenrechnung Bei Normalkostenrechnungen werden Normalkosten verwendet. Das sind Durchschnittsgrösse, die aus den IstKosten der vergangenen Perioden abgeleitet wird. Hierdurch findet eine Nivellierung der Verbrauchs- und Wertkomponenten der Kosten statt. Würdigung • prognosefrei • vergangenheitsorientiert • nicht ”normale” Kostenschwankungen können ausgeschaltet werden, wodurch die Vergleichbarkeit von Kostenrechnungssystemen verbessert wird • weniger aufwendig und flexibler als Istkostenrechnung; v.a. beschleunigte Abrechnungsmöglichkeit (nur ein Durchschnittspreis) • fehlende Eignung der Normalkosten als Sollwert Eine wirksame Wirtschaftlichkeitskontrolle kann allein auf Basis einer Ist- oder Normalkostenrechnung nicht erfolgen, denn diese bergen stets die Gefahr in sich ”Schlendrian mit Schlendrian” zu vergleichen. Zur Fundierung unternehmenspolitischer Entscheidungen eignen sich Ist- oder Normalkostenrechnungen insofern nur bedingt, als Entscheidungen stets zukunftsbezogen sind und die (ausschliessliche) Orientierung an vergangenheitsorientierten Rechnungen leicht zu Fehldispositionen führen kann. Plankostenrechnung Kostenrechnung, bei der die Gesamtkosten einer Unternehmung für eine bestimmte Planungsperiode im voraus nach Kostenarten, -stellen und -trägern differenziert geplant werden. Dabei verwendet man sog. Plankosten. Diese lassen sich in Prognosekosten (Prognosemenge·Prognosepreis) und Standardkosten (Normmenge·Festpreis) unterscheiden. Die Hauptaufgaben bestehen in der Kontrolle der Kostenwirtschaftlichkeit und des Budgets sowie in der rechnerischen Fundierung unternehmenspolitischer Entscheidungen. Prognosekosten dienen in erster Linie zur Fundierung unternehmenspolitischer Entscheidungen, während Standardkosten ihre Hauptanwendung in der Wirtschaftlichkeitskontrolle haben. Würdigung der Plankostenrechnung • zukunftsorientiert • Eingang von Kostenwerten prognostischer Art (→ Prognoserechnungen) bzw. die angestrebte Wirtschaftlichkeit der betrieblichen zum Ausdruck bringend (→ Standardkostenrechnung) • Plankostenrechnung ist nicht eine Alternative zu Ist- und Normalkostenrechnung, sondern Ergänzung. Simon K. Basler 1998 Controlling Varianten der Plankostenrechnungsverfahren • Prognosekostenrechnung Arbeiten mit Prognosekosten. Sie sind sowohl im Hinblick auf die Mengen- als auch die Preiskomponente häufig erwartete Kosten. Istkostenabweichungen gegenüber den Prognoseansatz signalisieren also vornehmlich Voraussagefehler. • klassische Plankostenrechnung → Starre Plankostenrechnung Bei der starren Plankostenrechnung werden die Kosten der Kostenstellen jeweils nur für eine monatliche Durchschnittsbeschäftigung geplant und nicht an Beschäftigungsschwankungen angepasst. → Flexible Plankostenrechnung Die flexible Plankostenrechnung ist berücksichtigt explizit bestimmte Kosteneinflussgrössen, um die Ursachen für Kostenabweichungen differenzierter analysieren zu können. Das charakteristische Merkmal der flexiblen Plankostenrechnung in ihrer Grundversion besteht darin, dass die Plankosten flexibel an Beschäftigungsschwankungen angepasst werden. Dies erlaubt eine Trennung in fixe und variable Bestandteile. Kostenabweichungen gegenüber dem Plan können dann in Beschäftigungs- und Vebrauchsabweichungen zerlegt werden. Die flexible Plankostenrechnung lässt sich in Voll- und Grenzkostenrechnungen unterscheiden: – Bei Vollkostenrechnungen werden die fixen und proportionalen Kosten der Kostenstellen in die Kalkulationssätze einbezogen. – Grenzplankostenrechnung verzichten konsequent auf eine Verrechnung fixer Kosten auf die Kostenträger. • Standard-Prozesskostenrechnung Arbeiten wie die klassischen Plankostenrechnungen mit Standardkosten, welche die anzustrebende Kostenwirtschaftlichkeit ausdrücken. Im Gegensatz zu den klassischen Plankostenrechnungen steht hier die aktivitäts- oder arbeitsprozessbezogenen Sichtweise der indirekten Leistungsbereiche (”acticity-based-costing”) im Vordergrund. • Zielkostenrechnung Ausgehend von Zielpreisen (erzielbare Marktpreisen) und den angestrebten Zielmargen wird zunächst das mögliche Kostenniveau eingegrenzt (Zielkosten). Zielkosten drücken die notwendig einzuhaltenden Kostenobergrenzen aus, um bestimmte Gewinn- (bzw. im Einzelhandel Umsatz-) Ziele zu realisieren. Kostenabweichungen (nach oben) signalisieren Zielerreichungshindernisse. Vollkostenrechnung Kostenrechnung, bei der alle Kosten vollständig auf die Kostenträger verteilt werden. Unterscheidung in variable und fixe Kosten wird durch die traditionelle Vollkostenrechnung gar nicht explizit vorgenommen. Im Vordergrund steht die Unterscheidung zwischen Einzel- und Gemeinkosten. Würdigung • Vollkostenrechnung v.a. geeignet, den Prozess der Kostenentstehung und -überwälzung rechnerisch zu verfolgen → Verrechnungsfunktion im Vordergrund • Verletzung des Verursacherprinzips → anteilsmässige Verteilung der fixen (Gemein-)Kosten • Willkür bei der Verteilung der fixen (Gemein-)Kosten möglich Teilkostenrechnung Während in der Vollkostenrechnung sämtliche Kosten verrechnet werden, werden in der Teilkostenrechnung nur die für den jeweiligen Kostenrechnungszweck relevanten Kosten berücksichtigt. Grundsätzlich sind dabei nur die variablen Kosten relevante Kosten. Man kann Teilkostenrechnung neben einer Trennung nach variablen und fixen Kosten (direct costing, Fixkostendeckungsrechnung) auch nach Einzel- und Gemeinkosten (relative Einzelkostenrechnung) differenzieren. Würdigung • sinnvoll bei Wirtschaftlichkeitskontrolle und Budgetierung sowie bei der rechnerischen Fundierung unternehmenspolitischer Entscheidungen • Lenkungsfunktion steht im Vordergrund. Simon K. Basler 1998