Max Havelaar Fair Trade
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Max Havelaar Fair Trade
Max Havelaar Fair Trade Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) – Jahresbericht 2006 3 6 8 10 14 16 18 22 26 27 Editorial Auswirkungen im Süden Produzentenstandorte Standards und Kontrolle Markt Schweiz Produkte in Zahlen Bezugsquellen Jahresrechnung Max Havelaar – die Stiftung Stifterorganisationen Editorial 2006 war für die Max Havelaar-Stiftung ein Jahr der Veränderung. Mit einer neuen Organisationsstruktur haben wir die interne Qualitätssicherung und unsere Beziehungen zum Handel verstärkt. Die Zusammenarbeit mit dem Süden erfolgte in noch engerer Abstimmung mit der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) mit dem Ziel, Produzentenunterstützung und Kontrolle effizienter zu gestalten. Das wachsende Interesse nationaler und internationaler Unternehmen sowie Schweizer Gastronomiebetriebe zeigten uns, dass unsere neuen Marktstrategien zu greifen beginnen. Der im Dezember erfolgte Zusammenschluss zwischen der Max Havelaar-Stiftung und der Stiftung STEP brachte der Max Havelaar-Stiftung zusätzliches Know-how. Das Label STEP wiederum profitiert vom hohen Bekanntheitsgrad und von der internationalen Vernetzung der Max Havelaar-Stiftung. International erlebte der zertifizierte faire Handel 2006 einen wahren Boom. Weltweit wurden Fair-Trade-zertifizierte Produkte mit einem Wert von 1,6 Mia. Euro verkauft, davon allein in der Schweiz rund 9 Prozent. Einzelne Länder konnten die Umsätze mehr als verdoppeln, sind aber vom Niveau der Schweiz immer noch weit entfernt. 2007 feiern wir unseren 15. Geburtstag, Zeit für eine Zwischenbilanz. Eine Reihe von Studien, die die Ergebnisse des internationalen fairen Handels untersuchen, zeigen Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten auf. Dem fairen Handel wird eine positive Wirkung auf die wirtschaftliche Situation der Bauern bescheinigt. Besonders wichtig ist, dass sich auch die Rolle und das Selbstwertgefühl der Bauern und Arbeitenden stark verbessert, wenn sie im Netzwerk des fairen Handels eingebunden sind. Wir danken den Pionierinnen und Pionieren des fairen Handels, unseren Stifterwerken, unseren Partnern in Detailhandel und Gastronomie sowie den Konsumentinnen und Konsumenten ganz herzlich für den Einsatz und das Vertrauen, das sie uns in den letzten 15 Jahren entgegengebracht haben. Die Produzenten im Süden verdienen weiterhin unseren vollen Einsatz. Geert van Dok, Präsident, und Martin Rohner, Geschäftsleiter der Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) Wohnzimmer | Susanne und François Rosaria Cachipuendo, Rosenpflückerin, Ecuador Küche | Nicola Salvatore Mr Bahadu Singh, Reisbauer, Indien Auswirkungen im Süden Langfristige Auswirkungen des fairen Handels Die vor rund 40 Jahren in Europa entstandene Fair-Trade-Bewegung hatte das Ziel, den Schattenseiten des globalisierten Welthandels entgegenzuwirken. Kleinbauern in benachteiligten Regionen des Südens sollten für ihre Produkte einen stabilen Mindestpreis, eine Fair-Trade-Prämie sowie einen direkten Zugang zu den Märkten der Industriestaaten erhalten. Auf diese Weise wollte man die Lage der Kleinbauern stabilisieren und langfristig verbessern. Einige Jahre später wurde das Fair-Trade-System auf Arbeiterinnen und Arbeiter ausgeweitet. Verschiedene Studien untersuchten jüngst die Auswirkungen des fairen Handels. Zum 15-Jahr-Jubiläum der Max HavelaarStiftung werden hier die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst. Das Beispiel Yungas (Bolivien). Eine Studie der französischen NonProfit-Organisation «Agronomes & Vétérinaires sans frontières» untersuchte die Auswirkungen des fairen Handels auf das Gebiet der Yungas im Westen Boliviens. In dieser schwer zugänglichen Region leben 21’000 Produzentenfamilien mit 0,5 bis 2 Hektaren Land und 8000 Arbeiterinnen und Arbeiter, die vom Kaffee leben. Rund ein Fünftel der in Kooperativen organisierten Produzenten sind seit zwölf Jahren Fair-Trade-zertifiziert. In folgenden Bereichen stellte die Studie Fortschritte fest: – Produzentinnen/Produzenten: Im Zuge der Fair-Trade-Zertifizierung wurde der Kaffeeanbau für die Menschen der Region wieder attraktiv. Durch bessere Anbaumethoden konnten die Erträge pro Parzelle und die Qualität des Kaffees gesteigert werden. Junge Leute fanden Arbeit im Kaffeeanbau und Ausgewanderte kehrten in die Region zurück. Das Durchschnittseinkommen aus dem Kaffee stieg von etwa CHF 270 auf rund CHF 1500 pro Jahr. – Kooperative (Organisation): Bessere Kaffeepreise, stabile Lieferantenbeziehungen, grössere Absatzmärkte, der Einstieg in die Bio-Produktion und die Umsetzung von ersten Prämienprojekten lösten bei den Bauern eine neue Dynamik aus. Die Zusammenarbeit zwischen Produzenten und Kooperativen wurde neu organisiert und das regionale und nationale Netzwerk gestärkt. – Qualität: Der Kaffee wird heute in kooperativeneigenen Qualitätslabors geröstet und getestet, wodurch sich dessen Qualität stark verbessert hat. Ein grosser Teil des Kaffees ist heute bio-zertifiziert. ökonomischen Effekt feststellen. Die Wirkung des fairen Handels ist nicht auf die 4000 organisierten Familien beschränkt, sondern betrifft alle 21’000 Familien der Yungas-Region.» Fair-Trade-Mindestpreis und -Prämie. Wenn der Weltmarktpreis tief ist, wie dies in den letzten 10 bis 15 Jahren beim Kaffee häufig der Fall war, sichert der Fair-Trade-Mindestpreis die Lebenskosten der Bauern und ermöglicht Investitionen in Qualität und Logistik. Der Mindestpreis ist sozusagen der Steigbügel zum Einstieg in den Welthandel. Bei hohen Weltmarktpreisen bekommen die Bauern denselben Preis wie im konventionellen Handel. In diesem Fall wird die zweite Säule der Fair-Trade-Standards, die sogenannte FairTrade-Prämie, besonders wichtig. Die zusätzlich ausbezahlte Prämie fliesst auf ein separates Konto der Kooperative. Die Kleinbauern entscheiden selbständig und demokratisch, welche Projekte sie mit der Prämie realisieren wollen, und sind häufig auch für die Projektleitung zuständig. Im Gebiet der Yungas wurden in den vergangenen zehn Jahren u.a. folgende Investitionen getätigt: Bau von Schulen und Häusern, Schulmaterial, Beleuchtung der Dörfer, Geräte und Maschinen für die Verarbeitung des Kaffees. Gestärkte Bauern und Arbeiterinnen. Die Planung und Abwicklung von Projekten verlangt von den Produzentinnen und Produzenten ganz neue Fähigkeiten. Dazu nochmals die französische Studie: «Die Wirkung des fairen Handels, kombiniert mit einer Unterstützung in der Organisation, führt zu einer Stärkung (engl. Empowerment) der Bauern.» Sie werden dadurch konkurrenzfähiger. Eine Studie der Weltbank bestätigt dies: «Produzenten, die in Fair-Trade-Kooperativen organisiert sind, müssen geringere Preisrückgänge in Kauf nehmen.» Und weiter: «Projekte, die durch Fair-Trade-Kooperativen initiiert und unterstützt werden, führen zu einer Loyalität der Mitglieder, welche bei anderen Kooperativen nicht möglich wäre.» Die ökonomischen Instrumente des Fair-Trade-Systems verbessern die unmittelbare Lage der Produzenten, sind aber vor allem bei tiefen Weltmarktpreisen bedeutsam. Unabhängig von der Wirtschaftslage führen die sozialen Prozesse rund um die Fair-Trade-Prämie zu einer mentalen und organisatorischen Stärkung der Produzenten. Die Kombination beider Elemente ermöglicht eine nachhaltige Entwicklung von Mensch und Umwelt in der südlichen Hemisphäre. Fazit: «Der faire Handel ermöglichte den Familien, die Grundbedürfnisse in der Ernährung und anderen wichtigen Lebensbereichen (Ausbildung, Gesundheit) abzudecken und ein nachhaltiges Produktionssystem aufzubauen. Man kann zudem einen makro- Literaturnachweis 1 Buholzer, Christoph: Impact Evaluation of the Max Havelaar Flower Project in Ecuador and Switzerland; Max Havelaar-Stiftung (Schweiz); 2003 2 Chaveau, C., Eberhart, C., Loeuil, J.: Synthèse de l étude d’impact du commerce équitable sur les organisations et familles paysannes et leurs territoires dans la filière café des Yungas de Bolivie; Agronomes & Vétérinaires sans frontières; 2005 3 Ronchi, Loraine: Fair Trade and Market Failures in Agriculture Commodity Markets; World Bank; 2006 Auswirkungen im Süden Ein alternativer Welthandel für Elias Mamani Flores Der Kaffeeproduzent Elias Mamani Flores, Mitglied der Kooperative Mejillones in der Yungas-Region, hat den Kaffeewelthandel in einer Zeit erlebt, in der allein das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage die Bedingungen diktierte. Vor rund zwölf Jahren begann der faire Handel in Verbindung mit Entwicklungshilfeprojekten in der Region eine echte Dynamik einzuleiten, die das Leben von rund 21’000 Familien verändert hat. «In dieser Zeit legten die ‹rescatiri› – wenig gewissenhafte lokale Zwischenhändler – selbst den Preis fest und betrogen die Erzeuger bei den Mengen. Für einen Sack von 100 Pfund (rund 45 kg) wurden oft weniger als CHF 45 bezahlt (30–50% unter dem Fair-TradeMindestpreis). Die Weltmarktpreise waren dermassen unbeständig und solchen Schwankungen unterworfen, dass die ‹rescatiri› machten, was sie wollten. Seit wir Zugang zum fairen Handel haben, können wir auf einen stabilen Markt zählen, der uns Sicherheit gibt. Dadurch erhalten wir die Möglichkeit, ein besseres Leben zu führen, besser für die Familie und die Gemeinschaft zu sorgen und in die Verbesserung der Qualität zu investieren.» Seit die Kooperative Mejillones Fair-Trade-zertifiziert ist, hat sich ihre Situation verbessert: Sie hat ein «beneficio» (Verarbeitungszentrum) erworben, Führungskräfte wurden ausgebildet, Projekte haben Gestalt angenommen und mehrere Produzenten konnten ihre Wohnund Arbeitssituation verbessern. So hat etwa Elias Mamani Flores ein komfortableres Haus für seine Familie gebaut, das an die Stelle des Holzbaus mit gestampftem Lehmboden trat. «Als Gruppe erwerben wir Fachkenntnisse und gewinnen an Effizienz. Wir zeigen unsere Fähigkeit, Qualitätsprodukte zu erzeugen und unseren Kaffee zu vermarkten. Als Produzent sehe ich mich ein wenig wie ein Unternehmer, aber immer als Teil eines Kollektivs.» Produzentenstandorte Herkunft der Produkte mit dem Max Havelaar-Gütesiegel (Schweiz) Produzentenstandorte Lateinamerika Bolivien Kaffee, Kakao Brasilien Fruchtsaft, Kaffee, Mango Chile Honig Costa Rica Ananas, Bananen, Dörrbananen, Fruchtsaft, Kaffee, Kakao, Zucker Dominikanische Republik Bananen, Kaffee, Kakao Ecuador Bananen, Blumen, Kakao Guatemala Honig, Kaffee Honduras Kaffee Kolumbien Blumen, Kaffee Kuba Fruchtsaft Mexiko Avocado, Fruchtsaft, Honig, Kaffee, Mango Nicaragua Honig, Kaffee Panama Kakao Paraguay Zucker Peru Bananen, Kaffee, Kakao, Mango Afrika Asien Äthiopien Kaffee Burkina Faso Baumwolle, Mango Dem. Rep. Kongo Kaffee Ghana Ananas, Kakao Kenia Blumen Mali Baumwolle, Mango Südafrika Ananas, Avocado Tansania Blumen, Kaffee, Tee Tunesien Datteln Zimbabwe Blumen Indien Baumwolle, Blumen, Reis, Tee Indonesien Kaffee Pakistan Baumwolle Philippinen Zucker Sri Lanka Pflanzen, Tee Thailand Reis Timor Kaffee Produzentenorganisationen im Süden – drei Beispiele Asociación de Pequeños Productores Bananeros, El Guabo, Ecuador Produkt: Bananen – Mitglieder: 370 – Angestellte: ca. 1000 (je nach Saison) – Fläche: 1500 ha – Prämie 2006: USD 700’000 Projekte 2006: Gratisbananen für Schulkinder, Esspakete für Arbeiterinnen und Arbeiter, Schulmaterial, Bau und Unterhalt einer Kinderkrippe, Gesundheitszentrum, Unterstützung einer Behindertenschule Kooperative Mobiom, Mali Produkt: Baumwolle – Mitglieder: 3170 – Fläche: 1810 ha – Prämie 2006: EUR 22’010 Projekte 2006: Bau und Einrichtung einer Schule, Bau von 11 Lagerhäusern für Baumwolle und Getreide, Fuhrwerke Organic Jasmine Rice Producer Group (OJRPG), Thailand Produkt: Parfümreis – Mitglieder: 301 – Fläche: 951,4 ha – Prämie 2006: EUR 54’000 Projekte 2006: Mikrokredite, Weiterbildung für Bauern (Reisanbau, Sortenwahl, Bio-Umstellung), verschiedene Dorf-Projekte, z.B. Kauf von Büffeln für Grundversorgung Standards und Kontrolle Max Havelaar und das internationale Netzwerk FLO Produkte, die mit dem Max Havelaar-Gütesiegel ausgezeichnet sind, werden nach den internationalen Standards der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) gehandelt. Die Organisation mit Sitz in Bonn ist für die Entwicklung und die Kontrolle der Standards des fairen Handels zuständig. FLO wurde 1997 durch die Max Havelaar-Stiftung mitbegründet, um die Arbeit der verschiedenen nationalen Fair-Trade-Gütesiegel-Organisationen zu koordinieren und Synergien zu nutzen. Heute sind Fair-Trade-Initiativen aus 21 Ländern Mitglied von FLO. Sie treten national unter den Namen Max Havelaar, TransFair, Fairtrade Foundation (u.a.) auf. Fairtrade Labelling Organizations International besteht aus der Organisation FLO International e.V. und der unabhängigen Zertifizierungsstelle FLO-CERT GmbH. FLO e.V., die sich aus Produzentenund Labelorganisationen zusammensetzt, entwickelt die Fair-TradeStandards und lässt sich dabei von einem Gremium aus Produzenten, Händlern und Entwicklungsexperten beraten. Die Standards und die darin enthaltenen Mindestpreise werden rund alle zwei Jahre überprüft. Überdies unterstützt und begleitet FLO e.V. die Produzenten in Zusammenarbeit mit lokalen Betreuern. FLO-CERT GmbH ist zuständig für die Zertifizierung der Produzentenorganisationen und kontrolliert die Einhaltung der Standards mit 72 lokalen Inspektoren. Diese prüfen die Organisationsstruktur der zertifizierten Betriebe, die Arbeits- und Umweltbedingungen sowie die Verwendung der Fair-Trade-Prämie. Bei Mängeln werden Korrekturmassnahmen auferlegt. Werden diese nicht in der vorgegebenen Zeit umgesetzt, kann eine Produzentenorganisation dezertifiziert werden. Die Max Havelaar-Stiftung prüft in Zusammenarbeit mit FLO-CERT GmbH, den anderen Fair-Trade-Initiativen sowie mandatierten unabhängigen Inspektionsstellen, dass die Produkte mit dem Max Havelaar-Gütesiegel nur durch registrierte Partner gehandelt und verarbeitet werden. Die gesamten Warenflüsse vom Produzenten bis hin zur Verpackung werden in einer Datenbank registriert und quantitativ überprüft. Zusätzlich überprüft die Stiftung, ob die Fair-Trade-Mindestpreise und -Prämiengelder korrekt überwiesen werden. Zusammenarbeit Max Havelaar-Stiftung und FLO HANDEL · Marktzugang · Information · Trade Audit Schweiz · Definiton Standards (FLO e.V.) · Trade Audit international (FLO-CERT GmbH) · Vermittlung · Zertifizierung (FLO-CERT GmbH) · Kontrolle (FLO-CERT GmbH) · Produzentenbetreuung (FLO e.V.) Produzentinnen/Produzenten www.fairtrade.net www.flo-cert.net 10 Standards und Kontrolle Die internationalen Standards des fairen Handels Die internationalen Fair-Trade-Standards umfassen die drei Pfeiler der Nachhaltigkeit: Handel, Soziales und Umwelt. Sie basieren auf der Idee, dass sowohl die Einkäuferinnen und Einkäufer im Norden wie auch die Produzentinnen und Produzenten im Süden einen Beitrag zum fairen Handel leisten sollen. Während sich der faire Handel ursprünglich auf die Förderung von Kleinbauern konzentrierte, wurde die Initiative 1995 auf Strukturen mit Arbeiterinnen und Arbeitern ausgeweitet. Basis-Standards für Kleinbauern-Organisationen und Plantagen («generic standards for small holders» resp. «hired labour») definieren einerseits die Voraussetzungen, die die Produzenten erfüllen müssen, um die Zertifizierung zu bekommen (Mindestkriterien). Andererseits formulieren sie auch weiterführende Ziele, die zertifizierte Produzenten erreichen sollen (Progresskriterien). Da die Rahmenbedingungen für jedes Produkt unterschiedlich sind, gibt es in Ergänzung zu den «generic standards» zusätzlich spezifische Standards für jedes Produkt. Die internationalen Standards definieren auch Kriterien für die Lizenznehmer im Norden (Mindestpreis, Prämie). Die Standards inklusive der darin festgelegten Mindestpreise werden regelmässig (ca. alle zwei Jahre) von FLO e.V. geprüft und bei Bedarf angepasst. Die drei Pfeiler des zertifizierten fairen Handels FAIR-TRADE-STANDARDS (FLO) Handel Soziales Umwelt · Stabile Mindestpreise · Arbeitsbedingungen · Liste verbotener Substanzen · Fair-Trade-Prämie · Gemeinschaftsprojekte · Umweltschonender Anbau · Langfristige Handelsbeziehungen · Demokratisierung · Förderung Bio-Anbau · Vorfinanzierung · Diskriminierungsverbot · Verbot von GVO · Keine Kinderarbeit 11 Büro | FTS Architekten GmbH Kaffeepflückerin Kamerun 12 Frühstück | Familie Schneider Maria Gomez, Orangenpflückerin, Brasilien 13 Markt Schweiz Max Havelaar im Schweizer Detailhandel Auch 2006 prägte der zunehmende Wettbewerb und Preisdruck den Schweizer Detailhandel und somit das Marktumfeld der Max Havelaar-Stiftung. Ein Blick auf die Entwicklung der Absatzzahlen im gesamten Produkt-Portfolio zeigt, dass die traditionellen FairTrade-Produkte Bananen, Kaffee und Kakao im Schweizer Markt tendenziell stagnieren, während die neueren Produkte wie Textilien, Rosen und Ananas wachsen. Dies ist aus entwicklungspolitischer Sicht bedauerlich. Denn Bananen, Kaffee und Kakao werden traditionellerweise und zu einem hohen Anteil von Kleinbauern produziert, deren Stärkung zu den wichtigsten Zielen der Max Havelaar-Stiftung gehört. Um den Fair-Trade-Anteil dieser Produkte wieder anzukurbeln, sind neue Strategien gefragt. Trend zu neuen Angebotsformen. Der Schweizer Detailhandel, insbesondere der Kaffee- und der Schokolademarkt, ist zurzeit vom Trend zu neuen Qualitäten, Innovationen und mehr Convenience geprägt. Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, braucht die Max Havelaar-Stiftung starke Partner, die bereit sind, neue Produkte mit dem Max Havelaar-Gütesiegel zu krönen resp. bisherige Produkte anzupassen. 2006 zeichneten sich diesbezüglich bereits erste Erfolge ab: Coop lancierte ein zertifiziertes Schokoladen-Branchli und brachte Kaffeeportionen mit dem Gütesiegel auf den Markt. Portionenkaffee ist überdies schon seit längerem bei Claro, La Semeuse und der Migros erhältlich, Letztere führt zudem eine Kapsel. Markantes Wachstum bei Textilien, Reis und Stückrosen. Während bei den Bananen aufgrund neuer Sortimentsstrategien unserer Marktpartner – u.a. im Zusammenhang mit dem Preisdruck – Absatzeinbussen in Kauf genommen werden mussten, verzeichneten Textilien und Reis ein markantes Wachstum. Insbesondere Manor hat das Sortiment mit Max Havelaar-zertifizierten Textilien kräftig ausgebaut, u.a. mit Socken. Die 2003 lancierten Stückrosen tragen wesentlich zum Wachstum bei den Blumen bei. Bereits mehr als ein Viertel aller online verkauften Rosen bei Fleurop ist mit dem Max Havelaar-Gütesiegel ausgezeichnet. Ziel ist es nun, den Absatz in den Fachgeschäften weiter zu steigern. 2007 wird dazu in Zusammenarbeit mit verschiedenen Blumenpartnern ein Promotionskonzept getestet. Kombination von Marken und Max Havelaar-Gütesiegel. Der 1999 lancierte Max Havelaar-zertifizierte Orangensaft verzeichnete 2006 sein erfolgreichstes Jahr. Zu den bisherigen Partnern Claro, Coop und Migros kamen neue Partner wie Cremo, Rauch und Rivella mit der Fruchtsaftmarke Michel hinzu. Zwei Produkte dieser Marke wurden Ende 2006 voll auf Orangen aus fairem Handel umgestellt. 14 Durch dieses grossflächige Engagement wird der Absatz von FairTrade-Fruchtsaft in der Schweiz stark wachsen. Anspruchsvolle Kunden profitieren von der Kombination einer starken Marke mit dem Max Havelaar-Gütesiegel und erhalten dadurch einen doppelten Mehrwert. In Ergänzung zu den Eigenmarken der beiden Grossverteiler möchte die Max Havelaar-Stiftung insbesondere den Fair-Trade-zertifizierten Markenkaffee breiter bekannt machen. Parallel dazu soll die Wahrnehmung gestärkt werden, dass das Gütesiegel die Kaffeemarke nicht ersetzt, sondern ergänzt. Im Herbst 2006 hat Coop zwei Markenkaffees mit Max Havelaar-Gütesiegel ins Sortiment aufgenommen (Chicco d’Oro, La Semeuse) – ein wichtiger Schritt für die künftige Entwicklung des Max Havelaar-zertifizierten Kaffees. Ausblick. Bei den Neuentwicklungen stehen Erweiterungen von bestehenden Produkten im Vordergrund, etwa bei den Textilien. Konkrete Pläne bestehen bereits für Max Havelaar-zertifizierte Glace und neue Fruchtgetränke. International betrachtet, erlebte der zertifizierte faire Handel 2006 einen eigentlichen Fair-Trade-Boom. TransFair Deutschland, Max Havelaar France und TransFair Canada, die wie die Max HavelaarStiftung (Schweiz) zur Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) gehören, konnten die Fair-Trade-Umsätze in ihren Ländern nahezu verdoppeln, und es ist absehbar, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Punkto Marktdurchdringung und Pro-Kopf-Ausgaben für den fairen Handel bleibt die Schweiz weltweit an der Spitze. Gemessen an den Gesamtausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, liegt der Fair-Trade-Anteil in der Schweiz bei knapp 1%. Dies bedeutet, dass auch in der Schweiz noch grosse Wachstumsfelder vorhanden sind. Mit neuen Angeboten für den Detailhandel und die Gastronomie will die Max Havelaar-Stiftung dieses Potenzial nutzen. Damit der Anteil des fairen Handels weiter steigt, braucht es den Einsatz bisheriger und neuer Partner und nicht zuletzt auch den Druck der Konsumentinnen und Konsumenten. Markt Schweiz Max Havelaar in der Gastronomie Das älteste Max Havelaar-zertifizierte Produkt ist der Kaffee. Lanciert wurde er von den Pionierunternehmen Bertschi, Blaser Café, Coop, La Semeuse, Migros, Oetterli und OS3 (heute Claro). Mittlerweile gibt es bei Röstern, Grossverteilern und Spezialgeschäften über 60 verschiedene Kaffeemischungen mit dem Max HavelaarGütesiegel. Der Marktanteil liegt bei 4%. Eine Marktforschung aus dem Jahr 2005 bescheinigt dem Max Havelaar-zertifizierten Kaffee gute Qualität und eine hohe Bekanntheit. Der im Vergleich dazu eher bescheidene Absatz hängt von verschiedenen Faktoren ab, u.a. von der geringen Auswahl bei den Grossverteilern und wenigen Verkaufskanälen für die Gastronomie. Da jeder zweite Kaffee in der Schweiz ausser Haus konsumiert wird, besteht für fair gehandelten Kaffee insbesondere in der Gastronomie noch grosses Ausbaupotenzial. Wirtinnen und Wirte als Botschafter für den fairen Handel. In der Schweizer Gastronomie steigt die Nachfrage nach hochwertigen, nachhaltig produzierten Lebensmitteln. Der hart umkämpfte Markt verlangt zudem von jedem Restaurant oder Hotel eine eigene Identität. Produkte des fairen Handels tragen beiden Trends Rechnung. Die Max Havelaar-Stiftung hat deshalb eigens für die Gastronomie ein neues Marketingkonzept entwickelt. Gastronomen, die sich für den fairen Handel engagieren wollen, können sich kostenlos als Max Havelaar-Partner registrieren lassen. Einzige Bedingung: Sie müssen mindestens ein zertifiziertes Produkt im Angebot haben resp. verarbeiten. Sobald die Betriebe offiziell registriert sind, dürfen sie ihr Angebot an Max Havelaar-zertifizierten Produkten gemäss definierten Richtlinien bewerben. Die Stiftung stellt dazu u.a. Druckvorlagen zur Verfügung. Fair Trade bei Unternehmen. Eine Studie der Fachhochschule Winterthur zeigt, dass Schweizerinnen und Schweizer von grossen Unternehmen ein soziales Engagement erwarten. Zahlreiche in der Schweiz ansässige Unternehmen haben bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie definiert, die sich u.a. auf die Beschaffung auswirkt. 2006 konnte die Max Havelaar-Stiftung neue Partnerschaften mit Grossverbrauchern abschliessen. Die Versicherung Helvetia etwa schenkt seit 2006 in ihren Personalrestaurants nur noch Max Havelaar-zertifizierten Kaffee und Orangensaft aus, und die Stadt Zürich nahm verschiedene Max Havelaar-zertifizierte Produkte in ihre Beschaffungsliste auf. Überdies gibt es zahlreiche Unternehmen, etwa Novartis und Swiss Re, die bereits seit längerem in ihren Personalrestaurants erfolgreich Max Havelaar-zertifizierte Produkte anbieten. www.maxhavelaar.ch/de/gastronomie 15 Produkte in Zahlen Marktübersicht (Schweiz) CHF Absatz* 2006 2005/06 Umsatz 2006 2005/06 Prämie 2006 Bioanteil 2006 Marktanteil** 2006 27’983 t –6,5% 85’800’000 –5,8% 1’933’880 24% 55% 82’600’000 Stk. 0,5% 76’900’000 2,4% 2’322’612 0% – 1’502 t –1,3% 23’400’000 0,6% 242’495 56% 4% 4’246’000 l 11,5% 7’330’000 24,4% 96’775 0% 7% 91 t 23,0% 5’760’000 72,5% 20’994 94% – Honig 430 t 11,6% 5’400’000 7,8% 80’788 2% 16% Schokolade/Kakao 280 t –13,2% 5’220’000 –13,4% 37’969 85% 1% Ananas 1’103 t 13,8% 4’260’000 1,2% 69’169 0% 17% Reis 1’219 t 33,4% 3’660’000 32,1% 89’566 20% 6%*** 33 t –4,0% 1’600’000 –1,2% 51’364 39% 6% Zucker 345 t 22,7% 1’430’000 17,2% 54’949 96% 15% Zusammengesetzte Produkte**** 424 t –30,8% 1’270’000 –24,9% 13’375 66% – Trockenfrüchte 41 t 140,2% 610’000 177,3% 25’237 36% – Avocado 36 t –6,7% 414’000 –13,9% 3’650 0% 1% Mango 37 t –49,9% 325’000 –42,9% 6’508 50% 2% 223’379’000 +1,2% 5’049’331 Bananen Blumen Kaffee Fruchtsäfte Textilien/Watteprodukte Tee Total * bezieht sich auf fertig verarbeitetes Produkt (Verkaufsgewicht) ** geschätzter Marktanteil Detailhandel **** 16 enthält Milchdrinks, Eistee, Marmelade, Sirup und andere Zuckerprodukte *** ohne Mittelkornreis (Milchreis und Risotto) Produkte in Zahlen Kommentar Bananen. Der tiefere Bananenkonsum in der Schweiz sowie Sortimentsanpassungen bei den grossen Lizenznehmern wirkten sich negativ auf den Absatz der Max Havelaar-zertifizierten Bananen aus (–6,5%). Trotzdem bleiben sie die beliebtesten Bananen der Schweiz. Besonders gefragt sind Bio-Bananen, die 2006 einen Viertel des Absatzes ausmachten. Im Online-Shopping gehören Max Havelaar-zertifizierte Bananen zu den Verkaufsrennern. Blumen. Der Umsatz mit Max Havelaar-zertifizierten Rosen konnte 2006 erneut gesteigert werden, insbesondere bei den Einzelrosen und Mischsträussen. Für das proportional grösste Wachstum war wiederum der Fachhandel verantwortlich, insbesondere der OnlineVersand. Neben vielen neuen Rosensorten wurden auch Nelken und Spraynelken ins Sortiment aufgenommen. Kaffee. Der Absatz des Max Havelaar-zertifizierten Kaffees lag 2006 knapp unter Vorjahresniveau. Die Verkäufe im Detailhandel sanken um 4%. Dies war leicht besser als der generelle Markttrend, der durch den zunehmenden Erfolg der Kapselsysteme beeinflusst wurde. Im Bereich Out of Home konnten die Kaffeeröster 6% mehr Kaffee aus fairem Handel verkaufen. Fruchtsäfte. Der Absatz von Max Havelaar-zertifizierten Säften stieg 2006 auf 4,2 Mio. Liter. Der Rückgang bei einem Grossverteiler wurde durch Steigerungen bei anderen Lizenznehmern, insbesondere in der Gastronomie, ausgeglichen. Erfreulicherweise ist es gelungen, verschiedene Markenartikelhersteller als neue Partner zu gewinnen. Textilien/Watteprodukte. Produkte aus Max Havelaar-zertifizierter Baumwolle kommen langsam in Fahrt. 2006 wurde das Sortiment weiter ausgebaut, etwa mit einer Kollektion von Socken und Strumpfhosen, einer Erweiterung des Baby-Sortiments und neuen Kollektionen bei bisherigen Partnern. Der Umsatz stieg um 73%, was die grosse Nachfrage bei Handelspartnern und Konsumenten widerspiegelt. Honig. Max Havelaar-zertifizierter Honig verzeichnete 2006 ein Wachstum von 12%. Die Lancierung von Honigportionen (25 g) im Detailhandel war erfolgreich. Ein neuer Max Havelaar-zertifizierter Markenhonig eröffnete einen Zugang in neue Verkaufskanäle. Schokolade/Kakao. Im Bereich Tafelschokolade konnte das Sortiment mit den bestehenden Marktpartnern 2006 leider nicht ausgebaut werden. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Verkäufe um 13%. Erfreulich war die Lancierung eines Max Havelaar-zertifizierten Schokoladen-Branchli im Supermarkt. Ananas. Max Havelaar-zertifizierte Ananas aus Ghana und Costa Rica überschritten 2006, im vierten Jahr seit ihrer Einführung, erstmals die 1000-Tonnen-Marke und verzeichneten ein Wachstum von 14%. Reis. Mit einem Wachstum von über 30% entwickelte sich der Max Havelaar-zertifizierte Reis 2006 sehr positiv. Der Absatz überschritt erstmals die 1000-Tonnen-Marke. Die Etablierung des Basmatireises bei beiden Grossverteilern wirkte sich positiv aus. Auch der Parboiled-Reis konnte in einzelnen Verkaufskanälen stark zulegen. Tee. Der Absatz des Max Havelaar-zertifizierten Tees nahm 2006 leicht ab. Insbesondere der Verkauf von Ceylon-Tee ging in einem Verkaufskanal deutlich zurück. Erfreulicherweise konnte aber ein neuer Lizenznehmer als Partner gewonnen werden. Zucker. Der Absatz von Zucker mit Max Havelaar-Gütesiegel entwickelte sich, wenn auch auf tiefem Niveau, weiterhin erfreulich. Das Wachstum beträgt 23% gegenüber dem Vorjahr. Mit der Lancierung eines Kristallzuckers wurde das Sortiment ausgebaut. Zusammengesetzte Produkte. Der Absatz der zusammengesetzten Produkte mit Max Havelaar-Gütesiegel – Eistee, Schoko-/Kaffeemilchdrink, Sirup, Marmelade – ging insgesamt zurück. Eistee war wegen geringerer Promotionen rückläufig und die Marmeladen verzeichneten ebenfalls einen Rückgang. Erfreulich war die Einführung einer zweiten Marmelade bei einem Grossverteiler. Milchdrinks entwickelten sich ebenfalls positiv. Trockenfrüchte. Der Absatz in diesem relativ neuen Produktbereich konnte gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt werden und erreichte rund 41 Tonnen. Gründe waren die Neueinführung von Fair-Trade-Dörrbananen bei einem Lizenznehmer sowie von FairTrade-Datteln. Avocado. Max Havelaar-zertifizierte Avocados haben sich im zweiten Jahr seit der Lancierung bei den Konsumentinnen und Konsumenten gut etabliert. Der Absatz stieg auf 36 Tonnen. Die Tatsache, dass Avocados mit Max Havelaar-Gütesiegel fast nur in grossen Verkaufsstellen verfügbar sind, hemmte ein stärkeres Wachstum. Mango. Mango mit Max Havelaar-Gütesiegel waren 2006 infolge von Wetterkapriolen in Mittel- und Lateinamerika schlecht verfügbar. Dies liess den Absatz gegenüber dem Vorjahr stark einbrechen. 17 Bezugsquellen Zucker Watte Trockenfrüchte Topfpflanzen Textilien Tee Sirup Schokolade Reis Marmelade Mango Kakao Kaffee Honig Fruchtsäfte Eistee Blumen Bananen Avocado Ananas Wo sind Produkte mit dem Max Havelaar-Gütesiegel erhältlich? Detailhandel Bio-/Weltläden • Caritas/Unica Carrefour • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Coop • • • • • • • • • • Denner Floristen • • • • • • • • • • • • • Globus • Helvetas • • • • • Jelmoli Gourmet Factory • • • • • • • • Jumbo La Redoute-Versand • Lehner-Versand • Loeb AG • Manor • • • • • • Merkur • Migros • • • • • • Spar • • • • • • • • • Textilfachgeschäfte • • Volg • • • • • • • • Valrhône/PAM • • Switcher • • • claro fair trade • • • • WWF Panda • • • Gastronomie • • Kaffeeröstereien • • Mc Donald’s • Mister Wong • Selecta • • Starbucks Coffee Company • Sunstar Hotels • • Diese Übersicht enthält nur Detailhandels- und Gastronomieketten. Max Havelaar-zertifizierte Produkte sind auch im Grosshandel und Cash + Carry, in Restaurants, Hotels, Cafés, Personalrestaurants und Catering-Unternehmen sowie in Online Shops erhältlich. Aktuelle Informationen unter www.maxhavelaar.ch Stand: März 2007 18 • • Elvetino • • Coop-Restaurants Accor-Hotels Stimmen von Partnerinnen und Partnern «claro fair trade handelt mit Spezialitäten aus dem Weltsüden und fördert so die wirtschaftliche und soziale Unabhängigkeit von Kleinproduzentinnen und -produzenten. Wir sind für sie langfristig verlässliche Handelspartner. Max Havelaar garantiert mit dem Gütesiegel, dass sich Konsumentinnen und Konsumenten auf unsere Handlungsgrundsätze verlassen können.» «Zusammen mit Max Havelaar engagiert sich die Migros, damit Produzenten aus benachteiligten Regionen zu fairen Bedingungen am globalen Handel teilnehmen können. Die Migros setzt sich mit Leidenschaft für die Lebensqualität ihrer Kundinnen und Kunden ein und vergisst dabei ihre Lieferanten im Süden nicht. Wir gratulieren Max Havelaar zum 15-Jahr-Jubiläum und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.» Gertrud Meyer, Geschäftsleiterin claro fair trade Urs Riedener, Leiter Marketing Migros «Als Partner der ersten Stunde war Coop immer vom Potenzial des fairen Handels überzeugt. Der weltweit einzigartige Erfolg bestätigt, dass unsere Kunden die Philosophie des fairen Handels kennen und schätzen. Wir werden auch in Zukunft die Scharnierfunktion zwischen Kleinbauern in benachteiligten Regionen und den Konsumenten sehr aktiv gemeinsam mit Max Havelaar wahrnehmen.» Kathrin Rapp Schürmann, Leiterin Kompetenzmarken und Fachstelle Ernährung bei Coop «Unseren Konsumenten wollen wir die beste Qualität bieten und dabei sicher sein, dass die Produzenten fair vergütet werden. Das Max Havelaar-Gütesiegel gibt uns diese Sicherheit. Mit rund 5 Mio. Litern fair gehandeltem Orangensaft pro Jahr wird Michel – die Fruchtsaftmarke aus dem Hause Rivella – einen substanziellen Beitrag leisten. Dieses Volumen möchten wir in Zukunft noch weiter ausbauen.» Franz Rieder, CEO Rivella Gruppe «McDonald’s ist in der Schweizer Gastronomie einer der grössten Anbieter, der ausschliesslich Max Havelaar-zertifizierten Kaffee ausschenkt. Die Kooperation mit Max Havelaar ist Ausdruck unseres Qualitätsverständnisses, das soziale, ökologische und ökonomische Aspekte umfasst. Wir verstehen es als Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung, die Gäste u.a. für fairen Handel zu sensibilisieren.» Martin Knoll, CEO McDonald’s (Switzerland) «Swiss Re Guest Services, der interne Caterer der Schweizer Rück, serviert in ihren Mitarbeiterrestaurants seit 1999 Max Havelaarzertifizierten Bio-Kaffee. Die Produktwahl richtet sich nach Qualität, Preis, Label – das Max Havelaar-Gütesiegel hat dabei bestanden.» Ruedi Schrämli, Leiter Einkauf/Ökologie Swiss Re Guest Services 19 Bad | Familie Ducroix Baumwollpflückerin, Indien 20 Im Zug | Vanessa Señor Blas, Bananero, Peru 21 Jahresrechnung Den Grundstein für weiteres Wachstum gelegt Der Umsatz mit Max Havelaar-zertifizierten Produkten im Schweizer Detailhandel und in der Gastronomie stieg 2006 auf CHF 223,4 Mio. Dies bedeutet ein Wachstum von 1,2% gegenüber 2005. Mit einer internen Neuorganisation und neuen strategischen Konzepten (Out of Home, Markenartikel) reagierte die Stiftung auf den Strukturwandel im Schweizer Markt und legte damit die Grundlage für ein nachhaltiges Wachstum in den kommenden Jahren. Die Lizenzeinnahmen lagen knapp unter dem Vorjahresniveau. Dank Einsparungen konnte trotzdem ein Betriebsergebnis von rund CHF 385’000 erzielt werden. Im Hinblick auf einen erhöhten Kommunikationsbedarf und grössere Aufwendungen für die internationale Zusammenarbeit im Geschäftsjahr 2007 wurden rund CHF 204’000 in eine zweckgebundene Reserve zurückgestellt. Spendeneinnahmen von rund CHF 11’000 wurden ebenfalls in einen zweckgebundenen Fonds geleitet, der für die gezielte Unterstützung von Produzenten reserviert ist. Das Delkredere wurde um rund CHF 6600 erhöht. Der verbleibende Überschuss von rund CHF 163’000 fliesst ins Stiftungskapital, das damit auf total CHF 2,31 Mio. steigt. Der im Dezember 2006 erfolgte Zusammenschluss der Max HavelaarStiftung mit der Stiftung STEP hatte noch keine Auswirkungen auf das Geschäftsjahr 2006. Die Betriebsrechnungen wurden per 1.1.2007 zusammengelegt. Auszug aus dem Bericht der Kontrollstelle. «Als Kontrollstelle haben wir die Buchführung und die Jahresrechnung (Bilanz und Erfolgsrechnung) der Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) für das am 31. Dezember 2006 abgeschlossene Geschäftsjahr geprüft. Gemäss unserer Beurteilung entsprechen die Buchführung und die Jahresrechnung dem schweizerischen Gesetz, der Stiftungsurkunde und dem Reglement. Wir empfehlen, die vorliegende Jahresrechnung zu genehmigen.» BERO Treuhand AG, Roland Laube, dipl. Wirtschaftsprüfer Gelterkinden, 16. März 2007 22 Jahresrechnung Bilanz Aktiven 2006 2005 Umlaufvermögen 3’372’879 3’465’401 Fremdkapital Kasse, Post, Bank 2’210’220 2’473’856 Übrige Guthaben 1’077’272 938’221 Transitorische Aktiven Passiven 2006 2005 1’076’228 1’208’538 Kurzfristige Schulden 323’705 684’655 Rückstellungen 213’430 10’000 Spendenfonds 137’509 125’868 401’584 388’016 2’489’037 2’325’766 100’002 100’002 74’610 74’610 = Endbestand 2’314’425 2’151’154 Total Passiven 3’565’265 3’534’305 2006 2005 5’029’506 5’054’109 26’563 18’039 85’386 53’324 Transitorische Passiven Anlagevermögen 192’386 68’904 Eigenkapital Mobilien 192’386 68’904 Stiftungskapital Neubewertungsreserven Erarbeitetes Kapital Anfangsbestand + Einnahmenüberschuss Total Aktiven 2’151’154 163’271 3’565’265 3’534’305 2006 2005 2’591’010 2’658’068 Verwaltungskosten 505’543 546’038 Übrige Einnahmen Marketing und Kommunikation 736’773 680’204 Projektfonds – –4’647 – 65’385 833’227 1’006’255 4’521 – Ausserordentliches – – 221’724 830 Auflösung Rückstellungen – 18’785 4’892’798 4’956’780 5’056’069 5’086’286 163’271 129’506 5’056’069 5’086’286 5’056’069 5’086’286 Erfolgsrechnung Aufwand Personalkosten Produktentwicklung Monitoring/Standard Setting Ausserordentliches Bildung Rückstellungen/Reserven Total Aufwand Einnahmenüberschuss Ertrag Lizenzeinnahmen Total Ertrag 23 Jahresrechnung Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben Ausgaben nach Funktionen 2006 gingen die Lizenzeinnahmen um knapp 0,5% zurück. Hauptgrund für diese Entwicklung waren Anpassungen innerhalb des Bananensortiments bei den grössten Lizenznehmern. Das markante Wachstum bei Textilien, Reis, Fruchtsäften und weiteren Produkten konnte den Rückgang bei den Bananen beinahe kompensieren. Die Gesamtausgaben der Stiftung reduzierten sich vor allem dank Einsparungen im Personalbereich und in der Administration sowie der Übertragung von Funktionen an FLO um 5,75%. Im Rahmen der verstärkten internationalen Ausrichtung wurden 2006 verschiedene Aufgaben an FLO e.V. resp. FLO-CERT GmbH übergeben. Dies betraf insbesondere die Zertifizierungs- und Kontrollfunktionen bei den Blumen, die im internationalen Verbund einheitlicher und kostengünstiger sind. Die Ausgaben für Zertifizierung und Kontrolle sanken entsprechend und umfassen heute nur noch die Kontrolle der Warenflüsse bei Lizenznehmern und Verarbeitern in der Schweiz sowie Beiträge an Dienstleistungen von FLO-CERT GmbH. Die Ausgaben für internationale Zusammenarbeit setzen sich zusammen aus Beiträgen für FLO e.V. (Standard- und Strategieentwicklung, Produzentenunterstützung, Produktentwicklung) und weiteren Aufgaben, die Max Havelaar im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit wahrnimmt. Die Aktivitäten der Stiftung fokussieren sich immer stärker auf den Schweizer Markt, während FLO für die Arbeit im Süden verantwortlich ist. Ein anspruchsvolles Marktumfeld und neue Marktstrategien der Stiftung führten zu einem leichten Kostenanstieg in den Bereichen Product/Key Account Management und Kommunikation. Aufwand Erträge Startbeiträge (Stifterwerke, seco) Warenflusskontrolle Internationale Zusammenarbeit Kommunikation Produkt/Key Account Management Administration Mio. CHF 6 5 7% 4 13% 22% 24% 3 2 34% 1 0 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 24 Jahresrechnung Detailhandelsumsätze im Vergleich (geschätzt) Mehrerlöse der Produzenten 2006 war für die Fair-Trade-Organisationen innerhalb des internationalen Netzwerks FLO ein sehr erfolgreiches Jahr. Weltweit wurden Fair-Trade-zertifizierte Produkte mit einem Wert von EUR 1,6 Mia. verkauft, davon allein in der Schweiz rund 9%. Länderorganisationen wie TransFair Deutschland und Max Havelaar France konnten die Umsätze mit Fair-Trade-zertifizierten Produkten verdoppeln. In England haben grosse Detailhandelsketten wie Sainsbury’s, Marks& Spencer und Tesco ganze Sortimente auf Fair-Trade-Qualität umgestellt und/oder das bestehende Angebot ausgebaut. Auch in den USA und in Kanada besteht ein zunehmendes Interesse am fairen Handel. Produzenten, die Max Havelaar-zertifizierte Waren in die Schweiz verkauften, verbuchten 2006 Einnahmen von total CHF 51 Mio. Die Einnahmen aufgrund von Fair-Trade-Mindestpreis und -Prämie waren 30% höher als sie im konventionellen Handel gewesen wären. Diese Differenz ist aus verschiedenen Gründen kleiner als in den vergangenen zwei Jahren: Generell waren 2006 die Weltmarktpreise für verschiedene Produkte tendenziell höher, was die Differenz zum Fair-Trade-Mindestpreis schrumpfen liess. Andererseits führten Anpassungen im Produktstandard für Bananen Anfang 2006 zu einer deutlichen Anhebung des Mindestpreises bei gleichzeitiger Reduktion der Prämie. Damit reagierte FLO auf die gestiegenen Produktionskosten der Bauern, die nun insgesamt einen höheren Erlös für ihre Ernte bekommen. Total floss 2006 ein Prämienvolumen von CHF 5,1 Mio. zurück in den Süden. Die Produzenten entscheiden basisdemokratisch, wie sie dieses Geld investieren wollen. Möglichst viele Menschen sollen von den Projekten – u.a. verbesserte Infrastruktur, Bildung, Mikrokredite – profitieren. Alle Fair-Trade-Initiativen ohne Schweiz Weitere Fair-Trade-Initiativen Deutschland Frankreich Grossbritannien USA Schweiz Fair-Trade-Prämie: CHF 5,1 Mio. Mehreinnahmen durch Mindestpreis: CHF 6,6 Mio. Theoretischer Ertrag durch konv. Handel: CHF 39,1 Mio. Total: CHF 50,8 Mio. Mio. CHF Mio. EUR 60 1600 1400 50 1200 40 1000 30 800 600 20 400 10 200 0 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2004 2005 2006 Quelle: Label-Initiativen 25 Max Havelaar – die Stiftung Max Havelaar in Kürze Die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) wurde 1992 von den sechs grossen Schweizer Hilfswerken Brot für alle, Caritas, Fastenopfer, HEKS, Helvetas und Swissaid gegründet. Sie fördert den fairen Handel mit Produzenten, Arbeiterinnen und Arbeitern in benachteiligten Regionen des Südens und zeichnet fair gehandelte Produkte mit ihrem Gütesiegel (Label) aus. Die Einhaltung der international gültigen Standards des fairen Handels wird von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle kontrolliert. Die Max Havelaar-Stiftung vergibt Importeuren, Verarbeitungsbetrieben und Händlern das Recht, gegen die Entrichtung einer Lizenzgebühr das Max Havelaar-Gütesiegel zu benutzen. Voraussetzung ist, dass sie die Standards des fairen Handels erfüllen. Die Max Havelaar-Stiftung ist nicht gewinnorientiert und seit 2001 selbsttragend. Stiftungsrat Geert van Dok, Caritas Schweiz (Präsident) Caroline Morel, Swissaid (Vizepräsidentin) Markus Brun, Fastenopfer Heidi Keita, HEKS Melchior Lengsfeld, Helvetas Miges Baumann, Brot für alle Jürg Rückert, C.M.C. Consulting-Management-Coaching AG Geschäftsleitung Martin Rohner, Geschäftsleiter Nadja Lang, stv. Geschäftsleiterin, Leiterin Marketing & Key Account Management Caterina Meier-Pfister und Renate Schnyder, Co-Leiterinnen Kommunikation Ueli Ramseier, Leiter Qualität & Internationale Zusammenarbeit Jacqueline Born, Leiterin Finanzen & Administration Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Max Havelaar-Stiftung: 26 (entspricht 20,5 Vollzeitstellen) Geschäftseinheit STEP: 13 (entspricht 6 Vollzeitstellen) 26 Stifterorganisationen Herausgeberin: Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) – Redaktion: Regula Weber Gestaltung: Driven Graphics, Zürich Fotos: Annette Fischer, Basel – Barbara Zingg (S. 3) – Max Havelaar France (S. 7) – Tobias Sutter, Birsfelden (S. 15) Übersetzung: Jean-Marc Frossard, Chavannes-près-Renens – Korrektorat: Lektorama, Zürich Druck: Marti Media, Hinterkappelen/Bern – Papier: FSC PlanoJet Bezugsquellen Produkte unter www.maxhavelaar.ch April 2007 Adressen Geschäftsstelle: Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) Malzgasse 25, CH-4052 Basel T +41 61 271 75 00 F +41 61 271 75 62 [email protected] www.maxhavelaar.ch Büro Zürich: Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) Konradstrasse 6, CH-8005 Zürich Büro Yverdon: Fondation Max Havelaar (Suisse) Rue des Pêcheurs 8, CH-1400 Yverdon-les-Bains