Max Havelaar Fair Trade

Transcrição

Max Havelaar Fair Trade
Max Havelaar Fair Trade
Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) – Jahresbericht 2006
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Editorial
Auswirkungen im Süden
Produzentenstandorte
Standards und Kontrolle
Markt Schweiz
Produkte in Zahlen
Bezugsquellen
Jahresrechnung
Max Havelaar – die Stiftung
Stifterorganisationen
Editorial
2006 war für die Max Havelaar-Stiftung ein Jahr der Veränderung. Mit einer neuen Organisationsstruktur haben
wir die interne Qualitätssicherung und unsere Beziehungen zum Handel verstärkt. Die Zusammenarbeit mit dem
Süden erfolgte in noch engerer Abstimmung mit der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) mit dem
Ziel, Produzentenunterstützung und Kontrolle effizienter zu gestalten. Das wachsende Interesse nationaler und
internationaler Unternehmen sowie Schweizer Gastronomiebetriebe zeigten uns, dass unsere neuen Marktstrategien zu greifen beginnen. Der im Dezember erfolgte Zusammenschluss zwischen der Max Havelaar-Stiftung und
der Stiftung STEP brachte der Max Havelaar-Stiftung zusätzliches Know-how. Das Label STEP wiederum profitiert
vom hohen Bekanntheitsgrad und von der internationalen Vernetzung der Max Havelaar-Stiftung.
International erlebte der zertifizierte faire Handel 2006 einen wahren Boom. Weltweit wurden Fair-Trade-zertifizierte Produkte mit einem Wert von 1,6 Mia. Euro verkauft, davon allein in der Schweiz rund 9 Prozent. Einzelne
Länder konnten die Umsätze mehr als verdoppeln, sind aber vom Niveau der Schweiz immer noch weit entfernt.
2007 feiern wir unseren 15. Geburtstag, Zeit für eine Zwischenbilanz. Eine Reihe von Studien, die die Ergebnisse
des internationalen fairen Handels untersuchen, zeigen Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten auf. Dem
fairen Handel wird eine positive Wirkung auf die wirtschaftliche Situation der Bauern bescheinigt. Besonders
wichtig ist, dass sich auch die Rolle und das Selbstwertgefühl der Bauern und Arbeitenden stark verbessert,
wenn sie im Netzwerk des fairen Handels eingebunden sind.
Wir danken den Pionierinnen und Pionieren des fairen Handels, unseren Stifterwerken, unseren Partnern in
Detailhandel und Gastronomie sowie den Konsumentinnen und Konsumenten ganz herzlich für den Einsatz
und das Vertrauen, das sie uns in den letzten 15 Jahren entgegengebracht haben. Die Produzenten im Süden
verdienen weiterhin unseren vollen Einsatz.
Geert van Dok, Präsident, und Martin Rohner, Geschäftsleiter der Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)
Wohnzimmer | Susanne und François
Rosaria Cachipuendo, Rosenpflückerin, Ecuador
Küche | Nicola Salvatore
Mr Bahadu Singh, Reisbauer, Indien
Auswirkungen im Süden
Langfristige Auswirkungen des fairen Handels
Die vor rund 40 Jahren in Europa entstandene Fair-Trade-Bewegung
hatte das Ziel, den Schattenseiten des globalisierten Welthandels
entgegenzuwirken. Kleinbauern in benachteiligten Regionen des
Südens sollten für ihre Produkte einen stabilen Mindestpreis, eine
Fair-Trade-Prämie sowie einen direkten Zugang zu den Märkten der
Industriestaaten erhalten. Auf diese Weise wollte man die Lage der
Kleinbauern stabilisieren und langfristig verbessern. Einige Jahre
später wurde das Fair-Trade-System auf Arbeiterinnen und Arbeiter
ausgeweitet. Verschiedene Studien untersuchten jüngst die Auswirkungen des fairen Handels. Zum 15-Jahr-Jubiläum der Max HavelaarStiftung werden hier die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.
Das Beispiel Yungas (Bolivien). Eine Studie der französischen NonProfit-Organisation «Agronomes & Vétérinaires sans frontières» untersuchte die Auswirkungen des fairen Handels auf das Gebiet der
Yungas im Westen Boliviens. In dieser schwer zugänglichen Region
leben 21’000 Produzentenfamilien mit 0,5 bis 2 Hektaren Land und
8000 Arbeiterinnen und Arbeiter, die vom Kaffee leben. Rund ein
Fünftel der in Kooperativen organisierten Produzenten sind seit
zwölf Jahren Fair-Trade-zertifiziert. In folgenden Bereichen stellte die
Studie Fortschritte fest:
– Produzentinnen/Produzenten: Im Zuge der Fair-Trade-Zertifizierung wurde der Kaffeeanbau für die Menschen der Region wieder
attraktiv. Durch bessere Anbaumethoden konnten die Erträge pro
Parzelle und die Qualität des Kaffees gesteigert werden. Junge Leute
fanden Arbeit im Kaffeeanbau und Ausgewanderte kehrten in die
Region zurück. Das Durchschnittseinkommen aus dem Kaffee stieg
von etwa CHF 270 auf rund CHF 1500 pro Jahr.
– Kooperative (Organisation): Bessere Kaffeepreise, stabile Lieferantenbeziehungen, grössere Absatzmärkte, der Einstieg in die
Bio-Produktion und die Umsetzung von ersten Prämienprojekten
lösten bei den Bauern eine neue Dynamik aus. Die Zusammenarbeit
zwischen Produzenten und Kooperativen wurde neu organisiert und
das regionale und nationale Netzwerk gestärkt.
– Qualität: Der Kaffee wird heute in kooperativeneigenen Qualitätslabors geröstet und getestet, wodurch sich dessen Qualität stark
verbessert hat. Ein grosser Teil des Kaffees ist heute bio-zertifiziert.
ökonomischen Effekt feststellen. Die Wirkung des fairen Handels
ist nicht auf die 4000 organisierten Familien beschränkt, sondern
betrifft alle 21’000 Familien der Yungas-Region.»
Fair-Trade-Mindestpreis und -Prämie. Wenn der Weltmarktpreis
tief ist, wie dies in den letzten 10 bis 15 Jahren beim Kaffee häufig
der Fall war, sichert der Fair-Trade-Mindestpreis die Lebenskosten
der Bauern und ermöglicht Investitionen in Qualität und Logistik.
Der Mindestpreis ist sozusagen der Steigbügel zum Einstieg in den
Welthandel. Bei hohen Weltmarktpreisen bekommen die Bauern
denselben Preis wie im konventionellen Handel. In diesem Fall
wird die zweite Säule der Fair-Trade-Standards, die sogenannte FairTrade-Prämie, besonders wichtig. Die zusätzlich ausbezahlte Prämie
fliesst auf ein separates Konto der Kooperative. Die Kleinbauern
entscheiden selbständig und demokratisch, welche Projekte sie mit
der Prämie realisieren wollen, und sind häufig auch für die Projektleitung zuständig. Im Gebiet der Yungas wurden in den vergangenen
zehn Jahren u.a. folgende Investitionen getätigt: Bau von Schulen
und Häusern, Schulmaterial, Beleuchtung der Dörfer, Geräte und
Maschinen für die Verarbeitung des Kaffees.
Gestärkte Bauern und Arbeiterinnen. Die Planung und Abwicklung
von Projekten verlangt von den Produzentinnen und Produzenten
ganz neue Fähigkeiten. Dazu nochmals die französische Studie:
«Die Wirkung des fairen Handels, kombiniert mit einer Unterstützung
in der Organisation, führt zu einer Stärkung (engl. Empowerment)
der Bauern.» Sie werden dadurch konkurrenzfähiger. Eine Studie
der Weltbank bestätigt dies: «Produzenten, die in Fair-Trade-Kooperativen organisiert sind, müssen geringere Preisrückgänge in Kauf
nehmen.» Und weiter: «Projekte, die durch Fair-Trade-Kooperativen
initiiert und unterstützt werden, führen zu einer Loyalität der Mitglieder, welche bei anderen Kooperativen nicht möglich wäre.»
Die ökonomischen Instrumente des Fair-Trade-Systems verbessern
die unmittelbare Lage der Produzenten, sind aber vor allem bei tiefen
Weltmarktpreisen bedeutsam. Unabhängig von der Wirtschaftslage
führen die sozialen Prozesse rund um die Fair-Trade-Prämie zu einer
mentalen und organisatorischen Stärkung der Produzenten. Die Kombination beider Elemente ermöglicht eine nachhaltige Entwicklung
von Mensch und Umwelt in der südlichen Hemisphäre.
Fazit: «Der faire Handel ermöglichte den Familien, die Grundbedürfnisse in der Ernährung und anderen wichtigen Lebensbereichen (Ausbildung, Gesundheit) abzudecken und ein nachhaltiges
Produktionssystem aufzubauen. Man kann zudem einen makro-
Literaturnachweis
1 Buholzer, Christoph: Impact Evaluation of the Max Havelaar Flower Project in Ecuador and Switzerland; Max Havelaar-Stiftung (Schweiz); 2003
2 Chaveau, C., Eberhart, C., Loeuil, J.: Synthèse de l étude d’impact du commerce équitable sur les organisations et familles paysannes et leurs territoires
dans la filière café des Yungas de Bolivie; Agronomes & Vétérinaires sans frontières; 2005
3 Ronchi, Loraine: Fair Trade and Market Failures in Agriculture Commodity Markets; World Bank; 2006
Auswirkungen im Süden
Ein alternativer Welthandel für Elias Mamani Flores
Der Kaffeeproduzent Elias Mamani Flores, Mitglied der Kooperative
Mejillones in der Yungas-Region, hat den Kaffeewelthandel in einer
Zeit erlebt, in der allein das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage die Bedingungen diktierte. Vor rund zwölf Jahren begann der
faire Handel in Verbindung mit Entwicklungshilfeprojekten in der
Region eine echte Dynamik einzuleiten, die das Leben von rund
21’000 Familien verändert hat.
«In dieser Zeit legten die ‹rescatiri› – wenig gewissenhafte lokale
Zwischenhändler – selbst den Preis fest und betrogen die Erzeuger
bei den Mengen. Für einen Sack von 100 Pfund (rund 45 kg) wurden
oft weniger als CHF 45 bezahlt (30–50% unter dem Fair-TradeMindestpreis). Die Weltmarktpreise waren dermassen unbeständig und solchen Schwankungen unterworfen, dass die ‹rescatiri›
machten, was sie wollten. Seit wir Zugang zum fairen Handel haben,
können wir auf einen stabilen Markt zählen, der uns Sicherheit gibt.
Dadurch erhalten wir die Möglichkeit, ein besseres Leben zu führen,
besser für die Familie und die Gemeinschaft zu sorgen und in die
Verbesserung der Qualität zu investieren.»
Seit die Kooperative Mejillones Fair-Trade-zertifiziert ist, hat sich ihre
Situation verbessert: Sie hat ein «beneficio» (Verarbeitungszentrum)
erworben, Führungskräfte wurden ausgebildet, Projekte haben
Gestalt angenommen und mehrere Produzenten konnten ihre Wohnund Arbeitssituation verbessern. So hat etwa Elias Mamani Flores
ein komfortableres Haus für seine Familie gebaut, das an die Stelle
des Holzbaus mit gestampftem Lehmboden trat.
«Als Gruppe erwerben wir Fachkenntnisse und gewinnen an Effizienz.
Wir zeigen unsere Fähigkeit, Qualitätsprodukte zu erzeugen und unseren Kaffee zu vermarkten. Als Produzent sehe ich mich ein wenig
wie ein Unternehmer, aber immer als Teil eines Kollektivs.»
Produzentenstandorte
Herkunft der Produkte mit dem Max Havelaar-Gütesiegel (Schweiz)
Produzentenstandorte
Lateinamerika
Bolivien
Kaffee, Kakao
Brasilien
Fruchtsaft, Kaffee, Mango
Chile
Honig
Costa Rica
Ananas, Bananen, Dörrbananen,
Fruchtsaft, Kaffee, Kakao,
Zucker
Dominikanische Republik
Bananen, Kaffee, Kakao
Ecuador
Bananen, Blumen,
Kakao
Guatemala
Honig, Kaffee
Honduras
Kaffee
Kolumbien
Blumen, Kaffee
Kuba
Fruchtsaft
Mexiko
Avocado, Fruchtsaft, Honig,
Kaffee, Mango
Nicaragua
Honig, Kaffee
Panama
Kakao
Paraguay
Zucker
Peru
Bananen, Kaffee,
Kakao, Mango
Afrika
Asien
Äthiopien
Kaffee
Burkina Faso
Baumwolle, Mango
Dem. Rep. Kongo
Kaffee
Ghana
Ananas, Kakao
Kenia
Blumen
Mali
Baumwolle, Mango
Südafrika
Ananas, Avocado
Tansania
Blumen, Kaffee, Tee
Tunesien
Datteln
Zimbabwe
Blumen
Indien
Baumwolle, Blumen,
Reis, Tee
Indonesien
Kaffee
Pakistan
Baumwolle
Philippinen
Zucker
Sri Lanka
Pflanzen, Tee
Thailand
Reis
Timor
Kaffee
Produzentenorganisationen im Süden – drei Beispiele
Asociación de Pequeños Productores Bananeros, El Guabo, Ecuador
Produkt: Bananen – Mitglieder: 370 – Angestellte: ca. 1000 (je nach Saison) – Fläche: 1500 ha – Prämie 2006: USD 700’000
Projekte 2006: Gratisbananen für Schulkinder, Esspakete für Arbeiterinnen und Arbeiter, Schulmaterial,
Bau und Unterhalt einer Kinderkrippe, Gesundheitszentrum, Unterstützung einer Behindertenschule
Kooperative Mobiom, Mali
Produkt: Baumwolle – Mitglieder: 3170 – Fläche: 1810 ha – Prämie 2006: EUR 22’010
Projekte 2006: Bau und Einrichtung einer Schule, Bau von 11 Lagerhäusern für Baumwolle und Getreide, Fuhrwerke
Organic Jasmine Rice Producer Group (OJRPG), Thailand
Produkt: Parfümreis – Mitglieder: 301 – Fläche: 951,4 ha – Prämie 2006: EUR 54’000
Projekte 2006: Mikrokredite, Weiterbildung für Bauern (Reisanbau, Sortenwahl, Bio-Umstellung),
verschiedene Dorf-Projekte, z.B. Kauf von Büffeln für Grundversorgung
Standards und Kontrolle
Max Havelaar und das internationale Netzwerk FLO
Produkte, die mit dem Max Havelaar-Gütesiegel ausgezeichnet sind,
werden nach den internationalen Standards der Fairtrade Labelling
Organizations International (FLO) gehandelt. Die Organisation mit
Sitz in Bonn ist für die Entwicklung und die Kontrolle der Standards des fairen Handels zuständig. FLO wurde 1997 durch die Max
Havelaar-Stiftung mitbegründet, um die Arbeit der verschiedenen
nationalen Fair-Trade-Gütesiegel-Organisationen zu koordinieren
und Synergien zu nutzen. Heute sind Fair-Trade-Initiativen aus 21
Ländern Mitglied von FLO. Sie treten national unter den Namen Max
Havelaar, TransFair, Fairtrade Foundation (u.a.) auf.
Fairtrade Labelling Organizations International besteht aus der
Organisation FLO International e.V. und der unabhängigen Zertifizierungsstelle FLO-CERT GmbH. FLO e.V., die sich aus Produzentenund Labelorganisationen zusammensetzt, entwickelt die Fair-TradeStandards und lässt sich dabei von einem Gremium aus Produzenten, Händlern und Entwicklungsexperten beraten. Die Standards
und die darin enthaltenen Mindestpreise werden rund alle zwei
Jahre überprüft. Überdies unterstützt und begleitet FLO e.V. die
Produzenten in Zusammenarbeit mit lokalen Betreuern.
FLO-CERT GmbH ist zuständig für die Zertifizierung der Produzentenorganisationen und kontrolliert die Einhaltung der Standards
mit 72 lokalen Inspektoren. Diese prüfen die Organisationsstruktur
der zertifizierten Betriebe, die Arbeits- und Umweltbedingungen
sowie die Verwendung der Fair-Trade-Prämie. Bei Mängeln werden
Korrekturmassnahmen auferlegt. Werden diese nicht in der vorgegebenen Zeit umgesetzt, kann eine Produzentenorganisation dezertifiziert werden.
Die Max Havelaar-Stiftung prüft in Zusammenarbeit mit FLO-CERT
GmbH, den anderen Fair-Trade-Initiativen sowie mandatierten
unabhängigen Inspektionsstellen, dass die Produkte mit dem
Max Havelaar-Gütesiegel nur durch registrierte Partner gehandelt
und verarbeitet werden. Die gesamten Warenflüsse vom Produzenten bis hin zur Verpackung werden in einer Datenbank registriert
und quantitativ überprüft. Zusätzlich überprüft die Stiftung, ob
die Fair-Trade-Mindestpreise und -Prämiengelder korrekt überwiesen werden.
Zusammenarbeit Max Havelaar-Stiftung und FLO
HANDEL
· Marktzugang
· Information
· Trade Audit Schweiz
· Definiton Standards (FLO e.V.)
· Trade Audit international (FLO-CERT GmbH)
· Vermittlung
· Zertifizierung (FLO-CERT GmbH)
· Kontrolle (FLO-CERT GmbH)
· Produzentenbetreuung (FLO e.V.)
Produzentinnen/Produzenten
www.fairtrade.net
www.flo-cert.net
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Standards und Kontrolle
Die internationalen Standards des fairen Handels
Die internationalen Fair-Trade-Standards umfassen die drei Pfeiler
der Nachhaltigkeit: Handel, Soziales und Umwelt. Sie basieren auf
der Idee, dass sowohl die Einkäuferinnen und Einkäufer im Norden
wie auch die Produzentinnen und Produzenten im Süden einen
Beitrag zum fairen Handel leisten sollen. Während sich der faire
Handel ursprünglich auf die Förderung von Kleinbauern konzentrierte, wurde die Initiative 1995 auf Strukturen mit Arbeiterinnen
und Arbeitern ausgeweitet.
Basis-Standards für Kleinbauern-Organisationen und Plantagen
(«generic standards for small holders» resp. «hired labour») definieren einerseits die Voraussetzungen, die die Produzenten erfüllen
müssen, um die Zertifizierung zu bekommen (Mindestkriterien).
Andererseits formulieren sie auch weiterführende Ziele, die zertifizierte Produzenten erreichen sollen (Progresskriterien). Da die
Rahmenbedingungen für jedes Produkt unterschiedlich sind, gibt
es in Ergänzung zu den «generic standards» zusätzlich spezifische
Standards für jedes Produkt.
Die internationalen Standards definieren auch Kriterien für die
Lizenznehmer im Norden (Mindestpreis, Prämie). Die Standards
inklusive der darin festgelegten Mindestpreise werden regelmässig
(ca. alle zwei Jahre) von FLO e.V. geprüft und bei Bedarf angepasst.
Die drei Pfeiler des zertifizierten fairen Handels
FAIR-TRADE-STANDARDS (FLO)
Handel
Soziales
Umwelt
· Stabile Mindestpreise
· Arbeitsbedingungen
· Liste verbotener Substanzen
· Fair-Trade-Prämie
· Gemeinschaftsprojekte
· Umweltschonender Anbau
· Langfristige Handelsbeziehungen
· Demokratisierung
· Förderung Bio-Anbau
· Vorfinanzierung
· Diskriminierungsverbot
· Verbot von GVO
· Keine Kinderarbeit
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Büro | FTS Architekten GmbH
Kaffeepflückerin Kamerun
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Frühstück | Familie Schneider
Maria Gomez, Orangenpflückerin, Brasilien
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Markt Schweiz
Max Havelaar im Schweizer Detailhandel
Auch 2006 prägte der zunehmende Wettbewerb und Preisdruck
den Schweizer Detailhandel und somit das Marktumfeld der Max
Havelaar-Stiftung. Ein Blick auf die Entwicklung der Absatzzahlen
im gesamten Produkt-Portfolio zeigt, dass die traditionellen FairTrade-Produkte Bananen, Kaffee und Kakao im Schweizer Markt
tendenziell stagnieren, während die neueren Produkte wie Textilien,
Rosen und Ananas wachsen. Dies ist aus entwicklungspolitischer
Sicht bedauerlich. Denn Bananen, Kaffee und Kakao werden traditionellerweise und zu einem hohen Anteil von Kleinbauern produziert,
deren Stärkung zu den wichtigsten Zielen der Max Havelaar-Stiftung
gehört. Um den Fair-Trade-Anteil dieser Produkte wieder anzukurbeln, sind neue Strategien gefragt.
Trend zu neuen Angebotsformen. Der Schweizer Detailhandel, insbesondere der Kaffee- und der Schokolademarkt, ist zurzeit vom
Trend zu neuen Qualitäten, Innovationen und mehr Convenience
geprägt. Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, braucht die
Max Havelaar-Stiftung starke Partner, die bereit sind, neue Produkte
mit dem Max Havelaar-Gütesiegel zu krönen resp. bisherige Produkte anzupassen. 2006 zeichneten sich diesbezüglich bereits erste
Erfolge ab: Coop lancierte ein zertifiziertes Schokoladen-Branchli
und brachte Kaffeeportionen mit dem Gütesiegel auf den Markt.
Portionenkaffee ist überdies schon seit längerem bei Claro, La Semeuse und der Migros erhältlich, Letztere führt zudem eine Kapsel.
Markantes Wachstum bei Textilien, Reis und Stückrosen. Während
bei den Bananen aufgrund neuer Sortimentsstrategien unserer
Marktpartner – u.a. im Zusammenhang mit dem Preisdruck – Absatzeinbussen in Kauf genommen werden mussten, verzeichneten
Textilien und Reis ein markantes Wachstum. Insbesondere Manor
hat das Sortiment mit Max Havelaar-zertifizierten Textilien kräftig
ausgebaut, u.a. mit Socken. Die 2003 lancierten Stückrosen tragen
wesentlich zum Wachstum bei den Blumen bei. Bereits mehr als
ein Viertel aller online verkauften Rosen bei Fleurop ist mit dem
Max Havelaar-Gütesiegel ausgezeichnet. Ziel ist es nun, den Absatz
in den Fachgeschäften weiter zu steigern. 2007 wird dazu in Zusammenarbeit mit verschiedenen Blumenpartnern ein Promotionskonzept getestet.
Kombination von Marken und Max Havelaar-Gütesiegel. Der 1999
lancierte Max Havelaar-zertifizierte Orangensaft verzeichnete 2006
sein erfolgreichstes Jahr. Zu den bisherigen Partnern Claro, Coop
und Migros kamen neue Partner wie Cremo, Rauch und Rivella mit
der Fruchtsaftmarke Michel hinzu. Zwei Produkte dieser Marke
wurden Ende 2006 voll auf Orangen aus fairem Handel umgestellt.
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Durch dieses grossflächige Engagement wird der Absatz von FairTrade-Fruchtsaft in der Schweiz stark wachsen. Anspruchsvolle
Kunden profitieren von der Kombination einer starken Marke
mit dem Max Havelaar-Gütesiegel und erhalten dadurch einen
doppelten Mehrwert.
In Ergänzung zu den Eigenmarken der beiden Grossverteiler möchte
die Max Havelaar-Stiftung insbesondere den Fair-Trade-zertifizierten
Markenkaffee breiter bekannt machen. Parallel dazu soll die Wahrnehmung gestärkt werden, dass das Gütesiegel die Kaffeemarke
nicht ersetzt, sondern ergänzt. Im Herbst 2006 hat Coop zwei Markenkaffees mit Max Havelaar-Gütesiegel ins Sortiment aufgenommen
(Chicco d’Oro, La Semeuse) – ein wichtiger Schritt für die künftige
Entwicklung des Max Havelaar-zertifizierten Kaffees.
Ausblick. Bei den Neuentwicklungen stehen Erweiterungen von
bestehenden Produkten im Vordergrund, etwa bei den Textilien.
Konkrete Pläne bestehen bereits für Max Havelaar-zertifizierte Glace
und neue Fruchtgetränke.
International betrachtet, erlebte der zertifizierte faire Handel 2006
einen eigentlichen Fair-Trade-Boom. TransFair Deutschland, Max
Havelaar France und TransFair Canada, die wie die Max HavelaarStiftung (Schweiz) zur Fairtrade Labelling Organizations International
(FLO) gehören, konnten die Fair-Trade-Umsätze in ihren Ländern
nahezu verdoppeln, und es ist absehbar, dass sich diese Entwicklung
in den kommenden Jahren fortsetzen wird.
Punkto Marktdurchdringung und Pro-Kopf-Ausgaben für den fairen
Handel bleibt die Schweiz weltweit an der Spitze. Gemessen an den
Gesamtausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke,
liegt der Fair-Trade-Anteil in der Schweiz bei knapp 1%. Dies
bedeutet, dass auch in der Schweiz noch grosse Wachstumsfelder
vorhanden sind. Mit neuen Angeboten für den Detailhandel und die
Gastronomie will die Max Havelaar-Stiftung dieses Potenzial nutzen.
Damit der Anteil des fairen Handels weiter steigt, braucht es den Einsatz bisheriger und neuer Partner und nicht zuletzt auch den Druck
der Konsumentinnen und Konsumenten.
Markt Schweiz
Max Havelaar in der Gastronomie
Das älteste Max Havelaar-zertifizierte Produkt ist der Kaffee. Lanciert wurde er von den Pionierunternehmen Bertschi, Blaser Café,
Coop, La Semeuse, Migros, Oetterli und OS3 (heute Claro). Mittlerweile gibt es bei Röstern, Grossverteilern und Spezialgeschäften
über 60 verschiedene Kaffeemischungen mit dem Max HavelaarGütesiegel. Der Marktanteil liegt bei 4%. Eine Marktforschung aus
dem Jahr 2005 bescheinigt dem Max Havelaar-zertifizierten Kaffee
gute Qualität und eine hohe Bekanntheit. Der im Vergleich dazu
eher bescheidene Absatz hängt von verschiedenen Faktoren ab,
u.a. von der geringen Auswahl bei den Grossverteilern und wenigen
Verkaufskanälen für die Gastronomie. Da jeder zweite Kaffee in
der Schweiz ausser Haus konsumiert wird, besteht für fair gehandelten Kaffee insbesondere in der Gastronomie noch grosses
Ausbaupotenzial.
Wirtinnen und Wirte als Botschafter für den fairen Handel. In der
Schweizer Gastronomie steigt die Nachfrage nach hochwertigen,
nachhaltig produzierten Lebensmitteln. Der hart umkämpfte Markt
verlangt zudem von jedem Restaurant oder Hotel eine eigene Identität. Produkte des fairen Handels tragen beiden Trends Rechnung.
Die Max Havelaar-Stiftung hat deshalb eigens für die Gastronomie
ein neues Marketingkonzept entwickelt. Gastronomen, die sich für
den fairen Handel engagieren wollen, können sich kostenlos als
Max Havelaar-Partner registrieren lassen. Einzige Bedingung: Sie
müssen mindestens ein zertifiziertes Produkt im Angebot haben
resp. verarbeiten. Sobald die Betriebe offiziell registriert sind,
dürfen sie ihr Angebot an Max Havelaar-zertifizierten Produkten gemäss definierten Richtlinien bewerben. Die Stiftung stellt dazu u.a.
Druckvorlagen zur Verfügung.
Fair Trade bei Unternehmen. Eine Studie der Fachhochschule
Winterthur zeigt, dass Schweizerinnen und Schweizer von grossen
Unternehmen ein soziales Engagement erwarten. Zahlreiche in der
Schweiz ansässige Unternehmen haben bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie definiert, die sich u.a. auf die Beschaffung auswirkt.
2006 konnte die Max Havelaar-Stiftung neue Partnerschaften mit
Grossverbrauchern abschliessen. Die Versicherung Helvetia etwa
schenkt seit 2006 in ihren Personalrestaurants nur noch Max
Havelaar-zertifizierten Kaffee und Orangensaft aus, und die Stadt
Zürich nahm verschiedene Max Havelaar-zertifizierte Produkte in
ihre Beschaffungsliste auf. Überdies gibt es zahlreiche Unternehmen, etwa Novartis und Swiss Re, die bereits seit längerem
in ihren Personalrestaurants erfolgreich Max Havelaar-zertifizierte
Produkte anbieten.
www.maxhavelaar.ch/de/gastronomie
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Produkte in Zahlen
Marktübersicht (Schweiz)
CHF
Absatz*
2006
2005/06
Umsatz
2006
2005/06
Prämie
2006
Bioanteil
2006
Marktanteil**
2006
27’983 t
–6,5%
85’800’000
–5,8%
1’933’880
24%
55%
82’600’000 Stk.
0,5%
76’900’000
2,4%
2’322’612
0%
–
1’502 t
–1,3%
23’400’000
0,6%
242’495
56%
4%
4’246’000 l
11,5%
7’330’000
24,4%
96’775
0%
7%
91 t
23,0%
5’760’000
72,5%
20’994
94%
–
Honig
430 t
11,6%
5’400’000
7,8%
80’788
2%
16%
Schokolade/Kakao
280 t
–13,2%
5’220’000
–13,4%
37’969
85%
1%
Ananas
1’103 t
13,8%
4’260’000
1,2%
69’169
0%
17%
Reis
1’219 t
33,4%
3’660’000
32,1%
89’566
20%
6%***
33 t
–4,0%
1’600’000
–1,2%
51’364
39%
6%
Zucker
345 t
22,7%
1’430’000
17,2%
54’949
96%
15%
Zusammengesetzte Produkte****
424 t
–30,8%
1’270’000
–24,9%
13’375
66%
–
Trockenfrüchte
41 t
140,2%
610’000
177,3%
25’237
36%
–
Avocado
36 t
–6,7%
414’000
–13,9%
3’650
0%
1%
Mango
37 t
–49,9%
325’000
–42,9%
6’508
50%
2%
223’379’000
+1,2%
5’049’331
Bananen
Blumen
Kaffee
Fruchtsäfte
Textilien/Watteprodukte
Tee
Total
*
bezieht sich auf fertig verarbeitetes Produkt (Verkaufsgewicht) ** geschätzter Marktanteil Detailhandel
****
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enthält Milchdrinks, Eistee, Marmelade, Sirup und andere Zuckerprodukte
***
ohne Mittelkornreis (Milchreis und Risotto)
Produkte in Zahlen
Kommentar
Bananen. Der tiefere Bananenkonsum in der Schweiz sowie Sortimentsanpassungen bei den grossen Lizenznehmern wirkten sich
negativ auf den Absatz der Max Havelaar-zertifizierten Bananen
aus (–6,5%). Trotzdem bleiben sie die beliebtesten Bananen der
Schweiz. Besonders gefragt sind Bio-Bananen, die 2006 einen
Viertel des Absatzes ausmachten. Im Online-Shopping gehören
Max Havelaar-zertifizierte Bananen zu den Verkaufsrennern.
Blumen. Der Umsatz mit Max Havelaar-zertifizierten Rosen konnte
2006 erneut gesteigert werden, insbesondere bei den Einzelrosen
und Mischsträussen. Für das proportional grösste Wachstum war
wiederum der Fachhandel verantwortlich, insbesondere der OnlineVersand. Neben vielen neuen Rosensorten wurden auch Nelken und
Spraynelken ins Sortiment aufgenommen.
Kaffee. Der Absatz des Max Havelaar-zertifizierten Kaffees lag 2006
knapp unter Vorjahresniveau. Die Verkäufe im Detailhandel sanken
um 4%. Dies war leicht besser als der generelle Markttrend, der
durch den zunehmenden Erfolg der Kapselsysteme beeinflusst
wurde. Im Bereich Out of Home konnten die Kaffeeröster 6% mehr
Kaffee aus fairem Handel verkaufen.
Fruchtsäfte. Der Absatz von Max Havelaar-zertifizierten Säften stieg
2006 auf 4,2 Mio. Liter. Der Rückgang bei einem Grossverteiler wurde
durch Steigerungen bei anderen Lizenznehmern, insbesondere in der
Gastronomie, ausgeglichen. Erfreulicherweise ist es gelungen, verschiedene Markenartikelhersteller als neue Partner zu gewinnen.
Textilien/Watteprodukte. Produkte aus Max Havelaar-zertifizierter
Baumwolle kommen langsam in Fahrt. 2006 wurde das Sortiment
weiter ausgebaut, etwa mit einer Kollektion von Socken und Strumpfhosen, einer Erweiterung des Baby-Sortiments und neuen Kollektionen
bei bisherigen Partnern. Der Umsatz stieg um 73%, was die grosse
Nachfrage bei Handelspartnern und Konsumenten widerspiegelt.
Honig. Max Havelaar-zertifizierter Honig verzeichnete 2006 ein
Wachstum von 12%. Die Lancierung von Honigportionen (25 g) im
Detailhandel war erfolgreich. Ein neuer Max Havelaar-zertifizierter
Markenhonig eröffnete einen Zugang in neue Verkaufskanäle.
Schokolade/Kakao. Im Bereich Tafelschokolade konnte das Sortiment mit den bestehenden Marktpartnern 2006 leider nicht ausgebaut werden. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Verkäufe um
13%. Erfreulich war die Lancierung eines Max Havelaar-zertifizierten
Schokoladen-Branchli im Supermarkt.
Ananas. Max Havelaar-zertifizierte Ananas aus Ghana und Costa Rica
überschritten 2006, im vierten Jahr seit ihrer Einführung, erstmals
die 1000-Tonnen-Marke und verzeichneten ein Wachstum von 14%.
Reis. Mit einem Wachstum von über 30% entwickelte sich der Max
Havelaar-zertifizierte Reis 2006 sehr positiv. Der Absatz überschritt
erstmals die 1000-Tonnen-Marke. Die Etablierung des Basmatireises bei beiden Grossverteilern wirkte sich positiv aus. Auch der
Parboiled-Reis konnte in einzelnen Verkaufskanälen stark zulegen.
Tee. Der Absatz des Max Havelaar-zertifizierten Tees nahm 2006
leicht ab. Insbesondere der Verkauf von Ceylon-Tee ging in einem
Verkaufskanal deutlich zurück. Erfreulicherweise konnte aber ein
neuer Lizenznehmer als Partner gewonnen werden.
Zucker. Der Absatz von Zucker mit Max Havelaar-Gütesiegel entwickelte sich, wenn auch auf tiefem Niveau, weiterhin erfreulich. Das
Wachstum beträgt 23% gegenüber dem Vorjahr. Mit der Lancierung
eines Kristallzuckers wurde das Sortiment ausgebaut.
Zusammengesetzte Produkte. Der Absatz der zusammengesetzten
Produkte mit Max Havelaar-Gütesiegel – Eistee, Schoko-/Kaffeemilchdrink, Sirup, Marmelade – ging insgesamt zurück. Eistee war
wegen geringerer Promotionen rückläufig und die Marmeladen verzeichneten ebenfalls einen Rückgang. Erfreulich war die Einführung
einer zweiten Marmelade bei einem Grossverteiler. Milchdrinks
entwickelten sich ebenfalls positiv.
Trockenfrüchte. Der Absatz in diesem relativ neuen Produktbereich
konnte gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt werden und
erreichte rund 41 Tonnen. Gründe waren die Neueinführung von
Fair-Trade-Dörrbananen bei einem Lizenznehmer sowie von FairTrade-Datteln.
Avocado. Max Havelaar-zertifizierte Avocados haben sich im zweiten
Jahr seit der Lancierung bei den Konsumentinnen und Konsumenten
gut etabliert. Der Absatz stieg auf 36 Tonnen. Die Tatsache, dass
Avocados mit Max Havelaar-Gütesiegel fast nur in grossen Verkaufsstellen verfügbar sind, hemmte ein stärkeres Wachstum.
Mango. Mango mit Max Havelaar-Gütesiegel waren 2006 infolge von
Wetterkapriolen in Mittel- und Lateinamerika schlecht verfügbar.
Dies liess den Absatz gegenüber dem Vorjahr stark einbrechen.
17
Bezugsquellen
Zucker
Watte
Trockenfrüchte
Topfpflanzen
Textilien
Tee
Sirup
Schokolade
Reis
Marmelade
Mango
Kakao
Kaffee
Honig
Fruchtsäfte
Eistee
Blumen
Bananen
Avocado
Ananas
Wo sind Produkte mit dem Max Havelaar-Gütesiegel erhältlich?
Detailhandel
Bio-/Weltläden
•
Caritas/Unica
Carrefour
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Coop
•
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•
•
•
•
Denner
Floristen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Globus
•
Helvetas
•
•
•
•
•
Jelmoli Gourmet Factory
•
•
•
•
•
•
•
•
Jumbo
La Redoute-Versand
•
Lehner-Versand
•
Loeb AG
•
Manor
•
•
•
•
•
•
Merkur
•
Migros
•
•
•
•
•
•
Spar
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Textilfachgeschäfte
•
•
Volg
•
•
•
•
•
•
•
•
Valrhône/PAM
•
•
Switcher
•
•
•
claro fair trade
•
•
•
•
WWF Panda
•
•
•
Gastronomie
•
•
Kaffeeröstereien
•
•
Mc Donald’s
•
Mister Wong
•
Selecta
•
•
Starbucks Coffee Company
•
Sunstar Hotels
•
•
Diese Übersicht enthält nur Detailhandels- und Gastronomieketten.
Max Havelaar-zertifizierte Produkte sind auch im Grosshandel und Cash + Carry, in Restaurants, Hotels, Cafés, Personalrestaurants und Catering-Unternehmen
sowie in Online Shops erhältlich. Aktuelle Informationen unter www.maxhavelaar.ch
Stand: März 2007
18
•
•
Elvetino
•
•
Coop-Restaurants
Accor-Hotels
Stimmen von Partnerinnen und Partnern
«claro fair trade handelt mit Spezialitäten aus dem Weltsüden
und fördert so die wirtschaftliche und soziale Unabhängigkeit von
Kleinproduzentinnen und -produzenten. Wir sind für sie langfristig
verlässliche Handelspartner. Max Havelaar garantiert mit dem Gütesiegel, dass sich Konsumentinnen und Konsumenten auf unsere
Handlungsgrundsätze verlassen können.»
«Zusammen mit Max Havelaar engagiert sich die Migros, damit
Produzenten aus benachteiligten Regionen zu fairen Bedingungen
am globalen Handel teilnehmen können. Die Migros setzt sich mit
Leidenschaft für die Lebensqualität ihrer Kundinnen und Kunden ein
und vergisst dabei ihre Lieferanten im Süden nicht. Wir gratulieren
Max Havelaar zum 15-Jahr-Jubiläum und freuen uns auf die weitere
Zusammenarbeit.»
Gertrud Meyer, Geschäftsleiterin claro fair trade
Urs Riedener, Leiter Marketing Migros
«Als Partner der ersten Stunde war Coop immer vom Potenzial des
fairen Handels überzeugt. Der weltweit einzigartige Erfolg bestätigt,
dass unsere Kunden die Philosophie des fairen Handels kennen
und schätzen. Wir werden auch in Zukunft die Scharnierfunktion
zwischen Kleinbauern in benachteiligten Regionen und den Konsumenten sehr aktiv gemeinsam mit Max Havelaar wahrnehmen.»
Kathrin Rapp Schürmann, Leiterin Kompetenzmarken
und Fachstelle Ernährung bei Coop
«Unseren Konsumenten wollen wir die beste Qualität bieten und
dabei sicher sein, dass die Produzenten fair vergütet werden.
Das Max Havelaar-Gütesiegel gibt uns diese Sicherheit. Mit rund
5 Mio. Litern fair gehandeltem Orangensaft pro Jahr wird Michel
– die Fruchtsaftmarke aus dem Hause Rivella – einen substanziellen Beitrag leisten. Dieses Volumen möchten wir in Zukunft noch
weiter ausbauen.»
Franz Rieder, CEO Rivella Gruppe
«McDonald’s ist in der Schweizer Gastronomie einer der grössten
Anbieter, der ausschliesslich Max Havelaar-zertifizierten Kaffee
ausschenkt. Die Kooperation mit Max Havelaar ist Ausdruck unseres
Qualitätsverständnisses, das soziale, ökologische und ökonomische
Aspekte umfasst. Wir verstehen es als Teil unserer gesellschaftlichen
Verantwortung, die Gäste u.a. für fairen Handel zu sensibilisieren.»
Martin Knoll, CEO McDonald’s (Switzerland)
«Swiss Re Guest Services, der interne Caterer der Schweizer Rück,
serviert in ihren Mitarbeiterrestaurants seit 1999 Max Havelaarzertifizierten Bio-Kaffee. Die Produktwahl richtet sich nach Qualität,
Preis, Label – das Max Havelaar-Gütesiegel hat dabei bestanden.»
Ruedi Schrämli, Leiter Einkauf/Ökologie
Swiss Re Guest Services
19
Bad | Familie Ducroix
Baumwollpflückerin, Indien
20
Im Zug | Vanessa
Señor Blas, Bananero, Peru
21
Jahresrechnung
Den Grundstein für weiteres Wachstum gelegt
Der Umsatz mit Max Havelaar-zertifizierten Produkten im Schweizer
Detailhandel und in der Gastronomie stieg 2006 auf CHF 223,4 Mio.
Dies bedeutet ein Wachstum von 1,2% gegenüber 2005. Mit einer
internen Neuorganisation und neuen strategischen Konzepten (Out
of Home, Markenartikel) reagierte die Stiftung auf den Strukturwandel im Schweizer Markt und legte damit die Grundlage für ein
nachhaltiges Wachstum in den kommenden Jahren.
Die Lizenzeinnahmen lagen knapp unter dem Vorjahresniveau.
Dank Einsparungen konnte trotzdem ein Betriebsergebnis von rund
CHF 385’000 erzielt werden. Im Hinblick auf einen erhöhten Kommunikationsbedarf und grössere Aufwendungen für die internationale
Zusammenarbeit im Geschäftsjahr 2007 wurden rund CHF 204’000 in
eine zweckgebundene Reserve zurückgestellt. Spendeneinnahmen
von rund CHF 11’000 wurden ebenfalls in einen zweckgebundenen
Fonds geleitet, der für die gezielte Unterstützung von Produzenten
reserviert ist. Das Delkredere wurde um rund CHF 6600 erhöht. Der
verbleibende Überschuss von rund CHF 163’000 fliesst ins Stiftungskapital, das damit auf total CHF 2,31 Mio. steigt.
Der im Dezember 2006 erfolgte Zusammenschluss der Max HavelaarStiftung mit der Stiftung STEP hatte noch keine Auswirkungen
auf das Geschäftsjahr 2006. Die Betriebsrechnungen wurden per
1.1.2007 zusammengelegt.
Auszug aus dem Bericht der Kontrollstelle. «Als Kontrollstelle haben
wir die Buchführung und die Jahresrechnung (Bilanz und Erfolgsrechnung) der Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) für das am
31. Dezember 2006 abgeschlossene Geschäftsjahr geprüft. Gemäss
unserer Beurteilung entsprechen die Buchführung und die Jahresrechnung dem schweizerischen Gesetz, der Stiftungsurkunde und
dem Reglement. Wir empfehlen, die vorliegende Jahresrechnung
zu genehmigen.»
BERO Treuhand AG, Roland Laube, dipl. Wirtschaftsprüfer
Gelterkinden, 16. März 2007
22
Jahresrechnung
Bilanz
Aktiven
2006
2005
Umlaufvermögen
3’372’879
3’465’401
Fremdkapital
Kasse, Post, Bank
2’210’220
2’473’856
Übrige Guthaben
1’077’272
938’221
Transitorische Aktiven
Passiven
2006
2005
1’076’228
1’208’538
Kurzfristige Schulden
323’705
684’655
Rückstellungen
213’430
10’000
Spendenfonds
137’509
125’868
401’584
388’016
2’489’037
2’325’766
100’002
100’002
74’610
74’610
= Endbestand
2’314’425
2’151’154
Total Passiven
3’565’265
3’534’305
2006
2005
5’029’506
5’054’109
26’563
18’039
85’386
53’324
Transitorische Passiven
Anlagevermögen
192’386
68’904
Eigenkapital
Mobilien
192’386
68’904
Stiftungskapital
Neubewertungsreserven
Erarbeitetes Kapital
Anfangsbestand
+ Einnahmenüberschuss
Total Aktiven
2’151’154
163’271
3’565’265
3’534’305
2006
2005
2’591’010
2’658’068
Verwaltungskosten
505’543
546’038
Übrige Einnahmen
Marketing und Kommunikation
736’773
680’204
Projektfonds
–
–4’647
–
65’385
833’227
1’006’255
4’521
–
Ausserordentliches
–
–
221’724
830
Auflösung Rückstellungen
–
18’785
4’892’798
4’956’780
5’056’069
5’086’286
163’271
129’506
5’056’069
5’086’286
5’056’069
5’086’286
Erfolgsrechnung
Aufwand
Personalkosten
Produktentwicklung
Monitoring/Standard Setting
Ausserordentliches
Bildung Rückstellungen/Reserven
Total Aufwand
Einnahmenüberschuss
Ertrag
Lizenzeinnahmen
Total Ertrag
23
Jahresrechnung
Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben
Ausgaben nach Funktionen
2006 gingen die Lizenzeinnahmen um knapp 0,5% zurück. Hauptgrund für diese Entwicklung waren Anpassungen innerhalb des
Bananensortiments bei den grössten Lizenznehmern. Das markante
Wachstum bei Textilien, Reis, Fruchtsäften und weiteren Produkten
konnte den Rückgang bei den Bananen beinahe kompensieren.
Die Gesamtausgaben der Stiftung reduzierten sich vor allem dank
Einsparungen im Personalbereich und in der Administration sowie
der Übertragung von Funktionen an FLO um 5,75%.
Im Rahmen der verstärkten internationalen Ausrichtung wurden
2006 verschiedene Aufgaben an FLO e.V. resp. FLO-CERT GmbH
übergeben. Dies betraf insbesondere die Zertifizierungs- und
Kontrollfunktionen bei den Blumen, die im internationalen Verbund
einheitlicher und kostengünstiger sind. Die Ausgaben für Zertifizierung und Kontrolle sanken entsprechend und umfassen heute nur
noch die Kontrolle der Warenflüsse bei Lizenznehmern und Verarbeitern in der Schweiz sowie Beiträge an Dienstleistungen von FLO-CERT
GmbH. Die Ausgaben für internationale Zusammenarbeit setzen sich
zusammen aus Beiträgen für FLO e.V. (Standard- und Strategieentwicklung, Produzentenunterstützung, Produktentwicklung) und weiteren Aufgaben, die Max Havelaar im Rahmen der internationalen
Zusammenarbeit wahrnimmt.
Die Aktivitäten der Stiftung fokussieren sich immer stärker auf den
Schweizer Markt, während FLO für die Arbeit im Süden verantwortlich
ist. Ein anspruchsvolles Marktumfeld und neue Marktstrategien der
Stiftung führten zu einem leichten Kostenanstieg in den Bereichen
Product/Key Account Management und Kommunikation.
Aufwand
Erträge
Startbeiträge (Stifterwerke, seco)
Warenflusskontrolle
Internationale Zusammenarbeit
Kommunikation
Produkt/Key Account Management
Administration
Mio. CHF
6
5
7%
4
13%
22%
24%
3
2
34%
1
0
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
24
Jahresrechnung
Detailhandelsumsätze im Vergleich (geschätzt)
Mehrerlöse der Produzenten
2006 war für die Fair-Trade-Organisationen innerhalb des internationalen Netzwerks FLO ein sehr erfolgreiches Jahr. Weltweit wurden
Fair-Trade-zertifizierte Produkte mit einem Wert von EUR 1,6 Mia.
verkauft, davon allein in der Schweiz rund 9%. Länderorganisationen wie TransFair Deutschland und Max Havelaar France konnten
die Umsätze mit Fair-Trade-zertifizierten Produkten verdoppeln.
In England haben grosse Detailhandelsketten wie Sainsbury’s,
Marks& Spencer und Tesco ganze Sortimente auf Fair-Trade-Qualität
umgestellt und/oder das bestehende Angebot ausgebaut. Auch in
den USA und in Kanada besteht ein zunehmendes Interesse am
fairen Handel.
Produzenten, die Max Havelaar-zertifizierte Waren in die Schweiz
verkauften, verbuchten 2006 Einnahmen von total CHF 51 Mio.
Die Einnahmen aufgrund von Fair-Trade-Mindestpreis und -Prämie
waren 30% höher als sie im konventionellen Handel gewesen wären.
Diese Differenz ist aus verschiedenen Gründen kleiner als in den
vergangenen zwei Jahren: Generell waren 2006 die Weltmarktpreise
für verschiedene Produkte tendenziell höher, was die Differenz zum
Fair-Trade-Mindestpreis schrumpfen liess. Andererseits führten Anpassungen im Produktstandard für Bananen Anfang 2006 zu einer
deutlichen Anhebung des Mindestpreises bei gleichzeitiger Reduktion der Prämie. Damit reagierte FLO auf die gestiegenen Produktionskosten der Bauern, die nun insgesamt einen höheren Erlös für ihre
Ernte bekommen.
Total floss 2006 ein Prämienvolumen von CHF 5,1 Mio. zurück in
den Süden. Die Produzenten entscheiden basisdemokratisch, wie
sie dieses Geld investieren wollen. Möglichst viele Menschen sollen
von den Projekten – u.a. verbesserte Infrastruktur, Bildung, Mikrokredite – profitieren.
Alle Fair-Trade-Initiativen ohne Schweiz
Weitere Fair-Trade-Initiativen
Deutschland
Frankreich
Grossbritannien
USA
Schweiz
Fair-Trade-Prämie: CHF 5,1 Mio.
Mehreinnahmen durch Mindestpreis: CHF 6,6 Mio.
Theoretischer Ertrag durch konv. Handel: CHF 39,1 Mio.
Total: CHF 50,8 Mio.
Mio. CHF
Mio. EUR
60
1600
1400
50
1200
40
1000
30
800
600
20
400
10
200
0
0
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2004
2005
2006
Quelle: Label-Initiativen
25
Max Havelaar – die Stiftung
Max Havelaar in Kürze
Die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) wurde 1992 von den sechs grossen Schweizer Hilfswerken Brot für alle, Caritas, Fastenopfer, HEKS,
Helvetas und Swissaid gegründet. Sie fördert den fairen Handel
mit Produzenten, Arbeiterinnen und Arbeitern in benachteiligten
Regionen des Südens und zeichnet fair gehandelte Produkte mit
ihrem Gütesiegel (Label) aus. Die Einhaltung der international gültigen Standards des fairen Handels wird von einer unabhängigen
Zertifizierungsstelle kontrolliert. Die Max Havelaar-Stiftung vergibt
Importeuren, Verarbeitungsbetrieben und Händlern das Recht, gegen
die Entrichtung einer Lizenzgebühr das Max Havelaar-Gütesiegel
zu benutzen. Voraussetzung ist, dass sie die Standards des fairen
Handels erfüllen. Die Max Havelaar-Stiftung ist nicht gewinnorientiert und seit 2001 selbsttragend.
Stiftungsrat
Geert van Dok, Caritas Schweiz (Präsident)
Caroline Morel, Swissaid (Vizepräsidentin)
Markus Brun, Fastenopfer
Heidi Keita, HEKS
Melchior Lengsfeld, Helvetas
Miges Baumann, Brot für alle
Jürg Rückert, C.M.C. Consulting-Management-Coaching AG
Geschäftsleitung
Martin Rohner, Geschäftsleiter
Nadja Lang, stv. Geschäftsleiterin,
Leiterin Marketing & Key Account Management
Caterina Meier-Pfister und Renate Schnyder,
Co-Leiterinnen Kommunikation
Ueli Ramseier, Leiter Qualität & Internationale Zusammenarbeit
Jacqueline Born, Leiterin Finanzen & Administration
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Max Havelaar-Stiftung: 26 (entspricht 20,5 Vollzeitstellen)
Geschäftseinheit STEP: 13 (entspricht 6 Vollzeitstellen)
26
Stifterorganisationen
Herausgeberin: Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) – Redaktion: Regula Weber
Gestaltung: Driven Graphics, Zürich
Fotos: Annette Fischer, Basel – Barbara Zingg (S. 3) – Max Havelaar France (S. 7) – Tobias Sutter, Birsfelden (S. 15)
Übersetzung: Jean-Marc Frossard, Chavannes-près-Renens – Korrektorat: Lektorama, Zürich
Druck: Marti Media, Hinterkappelen/Bern – Papier: FSC PlanoJet
Bezugsquellen Produkte unter www.maxhavelaar.ch
April 2007
Adressen
Geschäftsstelle:
Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)
Malzgasse 25, CH-4052 Basel
T +41 61 271 75 00
F +41 61 271 75 62
[email protected]
www.maxhavelaar.ch
Büro Zürich:
Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)
Konradstrasse 6, CH-8005 Zürich
Büro Yverdon:
Fondation Max Havelaar (Suisse)
Rue des Pêcheurs 8, CH-1400 Yverdon-les-Bains