Zusammenfassung und Autorenliste
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Zusammenfassung und Autorenliste
GDI IMPULS Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel Frühling 2007 Züchtet Kleinvieh! Warum Sie mit Nischenprodukten grösseren Erfolg haben als mit Massenware. Mit Reinier Evers, Joseph Turow, Daniel Nissanoff, Marc Vollenweider, Marcus Schögel, Adrian Walti, David Pfeifer, Mark Pohlmann, Stan James und vielen neuen Nischen, die einen Haufen verheissen. 62 Thema: Nouveaux Niches 4 AUTOREN 106 SUMMARIES 108 GDI-STUDIEN 109 GDI-VERANSTALTUNGEN 110 GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUT 112 GDI-AGENDA 2006 112 IMPRESSUM > Marketing Mark Pohlmann 30 DER KUNDE ALS PRODUKTVORTEIL Unternehmen haben längst die Meinungshoheit über ihre Marken verloren. Wollen sie diese wiedergewinnen, benötigen sie «Mavens», eine Mischung aus Experten und Meinungsführern. > Gesellschaft Stan James 36 DER VERTRAUENSFILTER > Trend Reinier Evers 8 YOUNIVERSUM Die Hyperindividualisten wollen nur noch einzigartige Produkte. Viele davon entstehen mit ihrer Hilfe. Dafür wollen sie am Profit beteiligt werden. > Management Jay R. Brooks 16 STRATEGIE: GETARNTE NISCHENPRODUKTE Im US-Biermarkt führte der Trend zur Vielfalt zur raschen Zunahme der «Mikrobrauereien». Jetzt reagieren die Konzerne – mit massenhaft Nischenprodukten. > Märkte Michael H. Shuman 22 VON WAL-MART ZU SMALL-MART Viele kleine, regional verwurzelte Nischenanbieter schlagen ihre «Fortune 500»-Konkurrenz – bezüglich Profitabilität und beim Wert für ihre Kunden. > Die grosse Grafik 28 BOHREN NACH NEUEN MÄRKTEN Für Konsumenten wird es immer einfacher, tief in die Nischen zu tauchen. Zeit also, dass die Anbieter ebenfalls Wege suchen, den Schatz der Vielfalt zu bergen. Im Internet müssen wir vertrauenswürdige Angebote von unseriösen unterscheiden können – gerade unter Anbietern von Nischenprodukten. Eine Lösung bietet das soziale Netzwerk Lijit. > Foto-Essay Florian Braun 40 SCHWARZ? MILCH? ZUCKER? Die Nische der Plastikrührstäbchen lebt – und stellt uns vor die Qual der Wahl. Ideen > Konsum Daniel Nissanoff 56 «DIE AUKTIONSKULTUR VERÄNDERT UNSERE Ideen / Workshop > Medien David Pfeifer 80 «FERNSEHEN UND VIDEOSPIELE HABEN UNS KLÜGER VORSTELLUNG VON BESITZ.» GEMACHT.» Die Konsumenten lernen, dass sie über Online-Auktionshäuser an hochwertige Produkte kommen, diese nach Gebrauch weiterverkaufen können – und den maximalen Wert aus zeitlich begrenztem Besitz ziehen. Statt uns als Opfer der Technik zu bejammern, sollten wir endlich beginnen, unsern Alltag mit Medien aktiv zu gestalten. Denn es geht nicht um die Möglichkeiten, sondern um die Entscheidungen. > Gesellschaft Joseph Turow > Zwischenruf Marcus Hammerschmitt 64 «WIR ERLEBEN DIE GEBURTSSTUNDE EINER KULTUR DER VERDÄCHTIGUNGEN.» Die gelobten Marketing-Techniken, mit denen Konsumenten ausspioniert werden, haben eine Nebenwirkung: Immer mehr Kunden trauen den Unternehmen zu, dass sie ihre Klientel diskriminieren. > Marketing Marcus Schögel . Verena Walter 70 «IM ZENTRUM DER KAMPAGNEN STEHEN NICHT MEHR INHALTE, SONDERN DIE KUNDEN.» Die neue Marketingform des «Behavioral Targeting» will Konsumenten genau dann mit Werbung ansprechen, wenn ihr Interesse am grössten ist. Was hat es mit dem Schlagwort auf sich? > Marketing Frank Wagner 78 «WER WEB-WERBUNG WILL, MUSS JOGHURT KÖNNEN.» Weshalb finden der Online-Werbemarkt und die Werbebudgets, die im Supermarkt die Regale dominieren, nicht recht zueinander? Ein Plädoyer für ein zeitgemässes «Non-Behavioral-Targeting». 86 DER ZWANG ZUR LÜGE WIRD IMMER STÄRKER! Im Kampf um die Konsumenten laufen die Werbekrieger Gefahr, sich im Web 2.0 eine blutige Nase zu holen. > Strategie Adrian Walti 94 WEGE AUS DER DURCHSCHNITTSFALLE Um in Zukunft bestehen zu können, müssen sich die Nahrungsmittelhersteller von ihren bewährten Erfolgsstrategien lösen. Vier Einkaufs- und Konsumtrends weisen den Weg. > Globalisierung Marc Vollenweider 101 «WIR VERDRÄNGEN KEINE JOBS, WIR FÜLLEN LÜCKEN.» Evalueserve zählt zu den Spitzenreitern beim Offshoring von hochwertiger Wissensarbeit. Indische, chinesische und chilenische Angestellte bringen die Globalisierung mitten in unsere Kernkompetenzen. Autoren tionswissenschaften an der Universität Osnabrück und erwarb einen Bachelor in Philosophie und Computerwissenschaften an der University of Colorado . www.lijit.com DANIEL NISSANOFF > S. 56 ist Web-Unternehmer und Mitbegründer des Onlineportals Portero, das auf den Verkauf von gebrauchten Luxusgütern spezialisiert ist. Er berät zudem zahlreiche «Fortune»-500-Firmen. Ende der 1990er-Jahre gründete er PartMiner, den führenden Online-B2BMarkt für die Elektronikbranche, und schuf mit einem Team von IBMs Wat- JAY R. BROOKS > S. 16 ist Autor, Journalist und Experte für alles, was son Research Center «Free Trade Zone», eine Nasdaq-ähnliche Handels- mit Bier zu tun hat. Er schreibt für diverse Bierjournale und Zeitungen über und Informationsplattform. Nissanoff kreierte Software zur Automatisierung die amerikanische Brauerei-Industrie und führt in seinem Blog «Brookstone des Secondhand-Marktes und erfand den ersten kommerziell eingesetzten Beer Bulletin» akribisch Buch über alle Bier-Ideen und Entwicklungen in Business-Shopping-Robot. Er ist Autor von «Futureshop. Konsumgesell- den USA. Der ehemalige Einkäufer für die kalifornische Getränkeladenkette schaft im Wandel» (Finanzbuch 2006) . www.portero.com Beverages & More hat vor fünfzehn Jahren als erstes Werk einen Bierführer für das Silicon Valley herausgegeben und machte dann sein Hobby zum DAVID PFEIFER > S. 80 ist Journalist und lebt in Berlin und Hamburg. Beruf . www.brookston.org/beer Er war Chef vom Dienst bei «Tempo», Textchef und Chefredakteur beim Medienmagazin «Konrad» und Ressortleiter für Medien und Unterhaltung REINIER EVERS > S. 8 ist Gründer von trendwatching.com, Trendforscher beim «Stern». Pfeifer arbeitet als Redaktionsberater unter anderem für die und Unternehmer. Er studierte an der Universität Amsterdam Ökonomie und Verlage Burda, Hoffmann und Campe, Gruner & Jahr und schreibt als freier ist seit 1994 fasziniert von der Online-Business-Revolution. Von 1997 bis Autor für das «SZ-Magazin», «Neon», «Geo», «Stern», «GQ» und andere. 1999 arbeitete er in New York und London bei Agency.com für Firmen wie Nach der Biografie «Max Schmeling. Die Geschichte eines deutschen Idols» British Airways, Texaco und Compaq und führte ein Team von Analyse- und (Campus 2005) erschien zuletzt: «Klick. Wie moderne Medien uns klüger Strategieexperten. Evers gründete auch das Food-Portal Urbanite (UK/NL). machen» . (Campus 2007) Viele seiner Projekte beinhalteten Trendspot ting, Business- Research, Visionsentwicklung und Wettbewerbsanalysen für Weltmarken. Er ist zudem MARK POHLMANN > S. 30 ist Historiker, Journalist und eine wichtige ein gefragter Keynote-Speaker . www.trendwatching.com Stimme im Web 2.0. Beim Interactive-Dienstleister SinnerSchrader leitete er acht Jahre die Unternehmenskommunikation. Seitdem berät er auch MARCUS HAMMERSCHMITT > S. 86 ist Fachjournalist und Autor von Unternehmen in allen Fragen der professionellen Kommunikation. Derzeit Science-Fiction, Erzählungen, Lyrik und Hörspielen. Neben seinem litera- baut Pohlmann für SinnerSchrader das Ressort «Online Conversations» auf, rischen Werk veröffentlicht er Essays und Dokumentationen im Internet- das Unternehmen beim Community-Building und bei der PR mit Meinungs- Magazin «Telepolis» und in «Jungle World». Seine Geschichten kreisen um machern hilft. Mark Pohlmann ist Initiator des Web-2.0-Kongresses «Next» Begegnungen mit dem Fremden und wie diese uns verändern. Bücher (u. a.): und bloggt unter themenblog.de. «Der Glasmensch» (Suhrkamp 1995), «Target» (Suhrkamp 1998), «Instant Nirwana» (Aufbau 1999), «Plasmasymphonie und andere Visionen» (Shayol MARCUS SCHÖGEL > S. 70 ist Dozent für Betriebswirtschaftslehre und 2006) . www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt Leiter des Kompetenzzentrums Distribution und Kooperation am Institut für Marketing und Handel der Universität St. Gallen. Seine Forschungsschwer- STAN JAMES > S. 36 ist Gründer und CTO von Lijit Networks in Boulder, punkte liegen im Bereich innovativer Vertriebswege, Multichannel-Manage- Colorado, der ersten vertikalen Suche, die auf Menschen, ihre Inhalte und ment und des erfolgreichen Umgangs mit Kooperationen. Dabei arbeitet er ihr Vertrauensnetzwerk ausgerichtet ist. Die Technologie beruht auf James’ mit führenden Unternehmen der Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie in Forschungen über Online-Vertrauen. Zuvor arbeitete er für VR-1 Entertain- Europa zusammen. Schögel publiziert in renommierten Fachzeitschriften ment, wo er Design und Entwicklung von Multiplayer-Games für Microsoft, und ist Herausgeber: (u. a.) «Ro@dmap to E-Business» (Thexis 2002) und AOL, Deutsche Telekom und Hasbro leitete. James studierte Kogni- «Alternative Vertriebswege» (Schäffer-Poeschel 1999) . www.imh.unisg.ch. GDI Impuls . Frühling 2007 S. 80 S. 8 S. 56 S. 16 S. 101 S. 70 S. 86 S. 78 S. 94 S. 30 S. 64 S. 70 S. 22 S. 36 MICHAEL H. SHUMAN > S. 22 ist Anwalt, Ökonom und Vizepräsident in den verschiedensten Industrien weltweit und ist ein gefragter Referent für Unternehmensentwicklung für die Training & Development Corporation und Experte zum Thema Offshoring . www.evalueserve.com in Bucksport, Maine. Er ist Autor von sieben Büchern, darunter das viel beachtete «Going Local» (Simon & Schuster 1998), das die Vision einer FRANK WAGNER > S. 78 ist Gründer und Vorstand des Technologie- neuen Volkswirtschaft, basierend auf Selbstständigkeit, Gemeinschafts- unternehmens nugg.ad. Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich mit Markt- steuerung und zyklischen regionalen Kapitalflüssen, entwirft. Sein neues- forschung und Markenführung im Internet, seit 2003 mit Behavioral Targe- tes Werk: «The Small-Mart-Revolution: Wie lokale Unternehmen die ting. Nach dem Studium der Wirtschaftsgeografie und Regionalwissen- globale Konkurrenz schlagen» (Berrett-Koehler 2006). Daneben publiziert schaften in Berlin und Barcelona arbeitete er unter anderem bei Lufthansa er (u. a.) in: «Washington Post», «The Weekly Standard», «Foreign Policy», und TNS Emnid. nugg.ad wurde 2006 gegründet und setzt den Paradigmen- «Parade», «New York Times» und «The Nation» . www.smallmart.org. wechsel der Werbung durch modernes Zielgruppentargeting in interaktiven Medien konkret um . www.nugg.ad . blog.nugg.ad JOSEPH TUROW > S. 64 ist Professor für Kommunikation an der University of Pennsylvania und «der führende akademische Experte für die VERENA WALTER > S. 70 ist Doktorandin am Institut für Marketing und Zersplitterung unserer Medienwelt» («New York Times»). Seine Arbeiten Handel der Universität St. Gallen und arbeitet am Forschungsprojekt «BMW zu Internet, Marketing und Gesellschaft finden breite Beachtung. Turow ist Group Marketing Innovations». Ihre Schwerpunkte sind Innovationen im Autor zahlreicher Artikel und Bücher über die Massenmedien und erhielt Marketing und Community-Marketing. Walter erwarb 2006 an der Uni mehrere Auszeichnungen. Letztes Buch: «Niche Envy. Marketing Discri- St. Gallen einen Master in Marketing und Services & Communication mination in the Digital Age» (MIT 2006); zuvor erschienen: «Breaking Up Management, davor arbeitete sie im Private Banking . www.imh.unisg.ch America: Advertisers and the New Media World» (Univ. of Chicago 1997) und «The Wired Homestead» (MIT 2003) . www.asc.upenn.edu ADRIAN WALTI > S. 94 ist Partner der Boston Consulting Group (BCG) und zuständig für die Konsumgüter- und Retailpraxis in der Schweiz. MARC VOLLENWEIDER > S. 101 ist Mitgründer, CEO und Präsident Seine Schwerpunkte sind strategische Unternehmensentwicklung, Premium- von Evalueserve. Davor war er zehn Jahre für McKinsey & Co. tätig, unter und Super-Premium-Geschäfte, Innovationsmanagement, Markt- und Mar- anderem als Direktor in der Schweiz und Indien, als Leiter der weltweiten kenstrategien und Supply-Chain-Management. Neben der Kundenarbeit ist Arzneimittelberatung und als Gründer des McKinsey-Knowledge-Centers Walti bei BCG Zürich für die Knowledge Group und das Training der Berater in Gurgaon (Delhi). Seine unternehmerische Tätigkeit startete er als Mit- zuständig. Zudem ist er Mitglied der weltweiten «Consumer and Industrial gründer der ATG-AG, eines Start-ups in der Software-Branche. Vollenwei- Goods»-Fachgruppe sowie Liaison Delegate am World Business Council der hält ein MBA der INSEAD und einen Master in Telekommunikations- for Sustainable Development (Genf). Walti arbeitete bei der Bank of America, Engineering der ETH Zürich. Er verfügt über extensive Beratungserfahrung bei Anheuser-Busch und an der Universität St. Gallen . www.bcg.ch Summaries THEMA realen Welt einen Trend zu Nischenprodukten erstmals direkt mit Unternehmen um die Mei- ausgelöst. In den USA zeigt dies beispielhaft die nungshoheit. Das Zeitalter der medialen Partizi- Geschichte des Biers. Von über 4000 Brauereien pation hat begonnen. Marken benötigen in dieser Ende des 19. Jahrhunderts blieben nach dem Auf- Mediendemokratie Menschen, die sie ins Ge- kommen von Kühltechnik, Highway-System und spräch bringen. Meinungsstarke Experten, so Massenmedien Ende der 1980er-Jahre gerade genannte «Mavens», sichern ihnen die nötige noch fünfzig übrig. Doch anspruchsvollere Kun- Reputation und Reichweite in den überall entste- den und der Trend zu lokalen Produkten führten in henden Nischen. Allerdings benötigt der Dialog den 1990er-Jahren zur gewaltigen Zunahme der mit Kunden «auf Augenhöhe» ein massives Um- «Mikrobrauereien». Zwar stellt der Zwang zur phy- denken in der Kommunikationskultur, denn jetzt sischen Präsenz im Handelsregal für die Mikro- sind Echtzeit-Strategien gefordert. Dafür fehlt den brauer eine hohe Hürde dar, doch ihr wachsender meisten Unternehmen eine zentrale Schlüssel- Marktanteil bringt die grossen Marken unter Druck. qualifikation: Die Kunst des Loslassens – das Diese reagieren jetzt – und produzieren massen- heisst die Bereitschaft zum Kontrollverlust. haft Nischenprodukte. Stan James > Seite 36 Reinier Evers > Seite 8 Michael H. Shuman > Seite 22 DER VERTRAUENSFILTER Auf unseren Streif- YOUNIVERSUM Ob «Nichemania» oder «Long VON WAL-MART ZU SMALL-MART Viele klei- zügen durchs Internet müssen wir vertrauens- Tail»: Die Nischenkunden suchen Produkte, die ne, regional verwurzelte Nischenanbieter schlagen würdige Angebote von unseriösen unterscheiden sich von der Masse abheben. Sie erwarten eine ihre «Fortune 500»-Konkurrenten sowohl bezüg- können – gerade unter den kleinen Anbietern von bevorzugte Behandlung, individuellen Service lich Profitabilität wie auch beim Wert, den sie Nischenprodukten. Hinter den bekannten «sozia- und wollen aus dem Durchschnitt herausragen. Kunden, Mitarbeitern und Gemeinden bringen. len Filtern» steckt jedoch nichts weiter als pure Spezialgeschäfte vom Einrichtungshaus, das nur Diese neue Vielfalt beruht nicht auf dem Long- Mathematik: Die Empfehlungen von Digg beruhen weisse Wohn-Accessoires führt, bis zum Fünfzig- Tail-Effekt, sondern auf Nähe: Die Konsumenten ebenso wie jene von Google oder Amazon auf Sorten-Reis-Laden schiessen wie Pilze aus dem wünschen zunehmend lokal produzierte Waren, Berechnungen des Mainstreams. Menschen ver- Boden; und das Internet führt uns immer schneller Lebensmittel und Dienstleistungen. Das öffnet trauen aber eher Empfehlungen von Mitmenschen und tiefer ins Nischenangebot. Oft produzieren unzählige Nischen für Anbieter, deren Produkte als dem Herdentrieb. Das soziale Netzwerk Lijit die Konsumenten die Inhalte gleich selbst: als zwar im Mainstream angesiedelt sind, sich aber erweitert daher unsere Browser mit einem Filter, «user generated content». Die gelobte «Genera- durch Nähe zum Kunden von der Masse abgren- der uns sagt, was unsere Freunde von einer Web- tion C(ontent)» wird nun aber von der «Generation zen. Was zunächst wie ein Widerspruch aussieht, Adresse halten. Das Überraschende dabei: Wie C(ash)» abgelöst. Diese reichert den Markt zwar ist die «Revolution der kleinen Märkte»: Viele abseitig eine Homepage auch sein mag – einer mit begehrten Inhalten an – will aber dafür ange- Nischenanbieter machen den globalen Konzernen der eigenen Leute war immer schon da. messen entschädigt werden. Grosse Plattformen nun auch Marktanteile im «Short Tail» streitig. konkurrieren sich bereits mit Angeboten zur Um- Diese Entwicklung wird von einem steigenden satzbeteiligung. Unternehmen, die von der güns- Umweltbewusstsein und, ironischerweise, von der tigen Professionalität der «Generation C» profi- Aufhebung von Markthemmnissen gefördert. tieren wollen, sollten sich darauf einstellen. IDEEN Daniel Nissanoff > Seite 56 «DIE AUKTIONSKULTUR VERÄNDERT UNSERE Mark Pohlmann > Seite 30 VORSTELLUNG VON BESITZ.» Dank Plattformen Jay R. Brooks > Seite 16 DER KUNDE ALS PRODUKTVORTEIL Das alte wie eBay wandelt sich die westliche Mentalität STRATEGIE: GETARNTE NISCHENPRODUKTE Sender-Empfänger-Modell funktioniert nicht der «Sammler» immer mehr in Richtung «Auk- Wie einst neue Produktionsformen die Produkte- mehr: Die Medienvielfalt explodiert, Zielgruppen tionskultur»: Die Konsumenten erkennen, dass vielfalt auf die Massenware reduziert haben, so zersplittern, interaktive Formate binden Aufmerk- sie über den Zweitmarkt der Online-Auktions- hat der Long-Tail-Effekt des Internets auch in der samkeit, und im Internet konkurrieren Kunden häuser an hochwertige Produkte und Luxusartikel 106 GDI Impuls . Frühling 2007 herankommen, diese nach Gebrauch weiterver- Konsumenten im Netz genau dann mit relevanter Marcus Hammerschmitt > Seite 86 kaufen können – und den maximalen Wert aus Werbung ansprechen, wenn ihr Interesse am gröss- «DER ZWANG ZUR LÜGE WIRD IMMER zeitlich begrenztem Besitz ziehen. Wie Gebraucht- ten ist. Sie verspricht eine Reduktion der Streu- STÄRKER!» Es herrscht Krieg in der Werbung, wagenhandel und Leasing unsere Vorstellung vom verluste, maximale Reichweiten und Effizienz, und die Kampfhandlungen verschärfen sich gera- Auto verändert haben, wandeln eBay und Co. die und sie befreit die Werber von der Kontextabhän- de. Im Kampf um die Konsumenten haben es die Alltagsgegenstände im Bewusstsein der Nutzer zu gigkeit, indem sie auch ausserhalb von themen- Werbekrieger mit Guerillataktik, Spionage, Infiltra- Eigentum mit einem messbaren Zeit- und Markt- affinen Umfeldern aktiv auf die User zugeht. Die tionsstrategien und der Gefahr zu tun, sich im wert. Die Gesellschaft insgesamt profitiert von Technik dahinter beruht auf unserem konkreten Web 2.0 eine blutige Nase zu holen. höheren Produktqualitäten und der permanenten Verhalten im Netz und analysiert die Verbindung Umwälzung der Gebrauchsgüter. Grosse Marken zwischen Surfverhalten und persönlichen Interes- erreichen via Sekundärmarkt eine weitaus breitere sen. Immer mehr Websites generieren Werbe- Kundenbasis. Voraussetzung ist, dass die Unter- einnahmen mit Behavioral Targeting, das auf die Adrian Walti > Seite 94 nehmen sich auf diese Entwicklung einlassen – Vermarkter eine magische Anziehungskraft aus- WEGE AUS DER DURCHSCHNITTSFALLE und die Auktionssysteme einfacher werden. übt. Dennoch sollte die Zukunft des Online-Wer- Die Nahrungsmittelhersteller müssen sich von bemarktes differenzierter beurteilt werden. traditionellen Erfolgsstrategien trennen, die sich WORKSHOP am Durchschnitt orientierten und auf Masse und Joseph Turow > Seite 64 «WIR ERLEBEN DIE GEBURTSSTUNDE EINER Frank Wagner > Seite 78 Effizienz ausgerichtet waren. Stattdessen bieten KULTUR DER VERDÄCHTIGUNGEN.» Daten- «WER WEB-WERBUNG WILL, MUSS JOGHURT vier Konsumtrends den Markenherstellern neue bank-Systeme und Kunden-Tracking erlauben ein KÖNNEN.» Weshalb finden Online-Werbemarkt Wachstumspotenziale mit nachhaltigen Differen- Marketing, das Preise und Angebot automatisch und die Werbebudgets, die im Supermarkt die zierungschancen: 1. Super-Premium: Kunden auf individuelle Kunden abstimmt. Die Öffentlich- Regale dominieren, nicht recht zueinander? Aus zahlen, um sich zu verwöhnen. 2. Snack: Der tra- keit soll davon möglichst nichts erfahren. Denn den Defiziten des Behavioral Targeting lassen ditionelle Mahlzeiten-Rhythmus wird von einer seit unsere Warenhäuser die Tradition des Feil- sich Tipps für den Umgang im neuen Marketing- impulsgetriebenen Esskultur verdrängt. 3. Food- schens abgeschafft und Auslagen mit Fixpreisen Medium ablesen. Frank Wagners Fazit wird so Service: Im Restaurant wie zu Hause zählt zuneh- eingeführt haben, halten die Konsumenten die zum Plädoyer für ein «Non-Behavioral-Targeting»: mend Convenience. 4. Anspruchsvolle Ernäh- preisliche Gleichbehandlung für ihr gutes Recht. Es geht um Menschen statt um Muster. rung: Konsumenten erwarten von Nahrungsmitteln einen aktiven Beitrag zu ihrer körperlichen Das Internet erlaubt jetzt die Rückkehr zu einem Handeln, das neben der Nachfrage auch die Treue David Pfeifer > Seite 80 und Finanzsituation jedes Kunden berücksichtigt. «FERNSEHEN UND VIDEOSPIELE HABEN UNS Aufgrund von Erfahrungen mit Flugtickets vermu- KLÜGER GEMACHT.» Moderne Medien haben Gespräch mit Marc Vollenweider > Seite 101 ten immer mehr Kunden solche Systeme auch unsere Gesellschaft tief greifend und oft positiv «WIR VERDRÄNGEN KEINE JOBS, WIR hinter jedem anderen Angebot. Die Anbieter näh- verändert. Doch noch immer prägen Vorurteile FÜLLEN LÜCKEN.» Mit einem jährlichen Wachs- ren die Kultur des Misstrauens, indem sie die die Diskussion. Per Abwehrreflex verteidigt man tum von achtzig Prozent zählt das Schweizer neuen Techniken weder deklarieren noch transpa- das Vertraute, um das Neuland nicht betreten zu Unternehmen Evalueserve zu den Spitzenreitern rent machen. Damit laufen Werbung und Marke- müssen. Statt uns als Opfer der Technik zu bejam- beim Offshoring von hochwertiger Wissensarbeit. ting Gefahr, auch den letzten Rest an Glaubwür- mern, sollten wir endlich lernen, unsern Alltag Seine indischen, chinesischen und chilenischen digkeit zu verlieren. mit Medien aktiv zu gestalten – etwa gute von Angestellten bieten «Expert Knowledge Services», Entwicklung und Gesundheit. schlechten Informationen zu unterscheiden oder die bisher Akademikern im Westen vorbehalten Marcus Schögel . Verena Walter > Seite 70 gesellschaftliche Probleme als solche zu erken- waren – und bringen die Globalisierung mitten in «IM ZENTRUM DER KAMPAGNEN STEHEN nen und nicht Ursache und Symptom zu verwech- unsere Kernkompetenzen. Im Gespräch gibt CEO NICHT MEHR INHALTE, SONDERN DIE KUN- seln. Letztlich geht es um Verantwortung: Es geht und Präsident Marc Vollenweider Einblicke in DEN.» Online-Werbung boomt, jüngst mit «Beha- nicht um die Möglichkeiten, die wir haben, son- Strategien und die Praxis der weltweiten Arbeits- vioral Targeting». Diese Marketingmethode will dern um die Entscheidungen, die wir treffen. kräfteoptimierung. 107 LONG TAIL DER BANKEN Einen direk ten Link zwischen privaten Mikro-Kreditgebern und -Empfängern in der Dritten Welt stellt kiva.org her. Die Website porträtiert Kleinstunternehmen samt Finanzbedarf. Kiva-Mitglieder geben per Kreditkarte Darlehen ab 25 Dollar, Partnerinstitute vor Ort leiten das Geld weiter, ziehen die Rückzahlungen ein und berichten auf der Website über den Fortschritt des Geschäfts. LONG TAIL DER ARBEIT Die neuen Freiberufler stellen Lebensqualität und Flexibilität über die Sicherheit einer Festanstellung. Auf Online-Plattformen wie guru.com finden sie in rasch wachsenden Projektbörsen in Hunderten von Kategorien weltweit Aufträge, für die sie Offerten einreichen können. Kein Job ist zu klein, um hier ausgeschrieben zu werden, kein Auftrag zu verrückt, um nicht einen Bewerber anzuziehen, der ihn spannend findet. LONG TAIL DER KRITIK Gemeinschaftswerke wie zagat.com brechen das Machtmonopol kommerzieller Kritiker im Bereich Gastronomie, Hotels, Nightlife. Die Wertungen der Alltagsnutzer berück sichtigen vielfach Aspekte, die durch den Interes senraster der grossen Ratgeber-Unternehmen fallen. Nebeneffekt bei qype.de: Der Dienst erlaubt auch das Kennenlernen von Usern mit ähnlichen Interessen. SHORT TAIL DES JETSETS Asmallworld.com ist eine Community von Blaublütern, Geldadeligen und Einfluss-Reichen. Zugang zum Vorhof («big world») des Jetset-Paradieses, wo Zugriff auf Nachrichtenboards besteht, auf denen Polo-Pferde verkauft, Mitflug-Gelegenheiten im Privatjet angeboten oder Shoppingtipps getauscht werden, erhalten «Kandidaten» nur auf Einladung langjähriger Mitglieder. Erst wer zehn persönliche Ver bindungen zu Mitgliedern vorweist, wird in den inneren Kreis aufgenommen. LONG TAIL DES KINOS Während grosse Kinozentren jährliche Besucherrückgänge von bis zu zehn Prozent verzeichnen, feiern Independent-Filmfestivals und Spezialkinos neue Rekorde. In der Bay Area (San Francisco) zeigte ein indischer Geschäftsmann in einem alten Kino zum Geburtstag seiner Frau Bollywood-Filme. Heute ist das «Indian Movie Center 6» ein gut besuchtes Nischenkino mit ausschliesslich indischem Programm. Statt Popcorn gibts indische Snacks. Quelle: www.gdi-impuls.ch . © 2007 LONG TAIL ALS TARNUNG Die Schuh-Website zappos.com organisiert ihr Angebot nach Lifestyle; etwa «vegetarische» Schuhe, die keine tierischen Produkte enthalten. Bestsellermarke ist Converse – eigentlich Nike, das wird aber nicht gesagt. Während vor kurzem Übernahmen von Nischenproduzenten noch unter eigenem Namen vermarktet wurden, halten sich Grossfirmen heute auf Distanz. Jüngstes Beispiel: der US-Schokoriese Hershey beim Aufkauf der lokalen Nobelmarke Scharffen Berger. LONG TAIL DER MODE Die Nutzer von spreadshirt. com verleihen nicht nur ihrer Individualität mit selbst gestalteten T-Shirts Ausdruck. Sie können die eigenen Designs auch andern verkaufen, indem sie innerhalb der Community einen Shop eröffnen. Einige Designer und Grafiker bestreiten auf diese Weise bereits ihren Lebensunterhalt. LONG TAIL DER NACHRICHTEN Das erste lokale Nachrichtenportal der Schweiz bietet rund um die Uhr aktuelle News über das Wichtigste vor der Haustüre – im Kanton Appenzell. Wo Tageszeitungen sich aus den Regionen zurückziehen, boomt appenzell24.ch. Drei Monate nach dem Start erreicht es bereits fünf Prozent der Bevölkerung und will bis Ende 2007 schwarze Zahlen schreiben. Statt Agenturmeldungen gibts eigene News. Denn man weiss: Jede dritte Anfrage bei Google ist lokal. LONG TAIL DER MUSIK Die Indie-Rockband Arctic Monkeys brachte 2005 ihre zweite Single «I Bet You Look Good on the Dancefloor» auf Anhieb auf Platz eins der englischen Charts – nachdem sie das Stück gerade mal an zwei Konzerten vor 3000 Zuschauern gespielt hatte. Der ungewöhnliche Blitzerfolg ist nur mit ihrer Präsenz im sozialen Netz werk von MySpace zu erklären, wo die Band noch vor dem ersten Plattendeal eine riesige Fangemeinde aufgebaut hatte. LONG TAIL DES RADIOS Per Satellit rollen XM und Sirius den US-Radiomarkt von hinten auf: Mit je rund hundert Kanälen, meist werbefrei und in strikte Sparten aufgeteilt, ziehen sie scharenweise Hörer an – obwohl ihre Programme eine Monatsgebühr verlangen. Die bisherigen Stationen haben sich nach der Marktkonzentration den Ruf von zentral programmierten Werbesendern der Musikindustrie eingehandelt: Sie errechnen den Durchschnittsgeschmack, fürchten die Abweichung – und verlieren Hörer und Aktienwert. GDI Impuls Frühling 2007 Für Konsumenten wird es immer einfacher, tief in die Nische zu tauchen. Zeit also, dass sich die Anbieter ebenfalls nach neuen Wegen umsehen, den Schatz der Vielfalt zu bergen. GDI Impuls Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel IHR ABONNEMENT AUF DAS RELEVANTE NEUE Sichern Sie sich den Zugriff auf ein einzigartiges Informationsnetz für innovative Ideen. In GDI Impuls präsentieren Ihnen renommierte Autoren alle drei Monate die wichtigsten Trends und Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft, Marketing, Konsum und Management – unverdünnte Informationen zum Wandel der Märkte. Unser Wissensmagazin richtet sich an Vordenker und Entscheider in Unternehmen, an Menschen die sich beruflich mit der Entwicklung der Konsumgesellschaft beschäftigen. Sie erhalten ein kompetentes Update über das relevante Neue sowie Denkanstösse am Puls der Zeit. Das Gottlieb Duttweiler Institut in Rüschlikon / Zürich ist ein unabhängiger, weltweit vernetzter Thinktank und eine wichtige Plattform für zukunftsorientiertes Denken. AUTORENLISTE (AUSZUG) Ulrich Beck: Die Weltrisikogesellschaft . Norbert Bolz: Der Name der Marke . Steven Brown: Retromarketing-Revolution . Georg Franck: Aufmerksamkeitsökonomie . Neil Gershenfeld: Dinge, die denken . Malcolm Gladwell: Der Tipping-Point . Daniel Goleman: Emotionales Management . Peter Gross: Abschied von der monogamen Arbeit . Gary Hamel: Das revolutionäre Unternehmen . Naomi Klein: No Logo . Philip Kotler: Global Bio-Branding . Christopher Meyer: Adaptive Ökonomie . Christian Mikunda: Einkaufsdramaturgie . Henry Mintzberg: Jenseits des Egoismus . Kjell Nordström: KaraokeKapitalismus . Joseph Pine: Die Erlebnisökonomie . Jeffrey Rayport: Servolution . Florian Rötzer: Superwaffe Panik . Doc Searls: Das Cluetrain Manifesto . Robert Shiller: Die neue Finanzordnung . Don Tapscott: Net Kids . Paco Underhill: Alterskonsum . Peter Wippermann: Silver Sex FAX-ANTWORT Summaries aller Artikel finden Sie unter www.gdi-impuls.ch. Über das Archiv (www.gdi.ch/impuls-archiv) können einzelne Beiträge online bezogen werden. Unseren Leserservice erreichen Sie unter Tel +41 71 272 73 70 (oder E-Mail: [email protected]) – oder faxen Sie uns einfach diesen Talon an: Fax +41 71 272 75 86 Leserservice GDI Impuls Zollikofer AG Fürstenlandstrasse 122 CH – 9001 St. Gallen JAHRES-ABONNEMENT KOLLEKTIV-JAHRES-ABONNEMENT SENDEN SIE UNS BITTE: Ich bestelle GDI Impuls (4 Ausgaben pro Jahr) zum Preis von CHF 120.– / EUR 75.– (inkl. MwSt.; exkl. Versandspesen) Ich bestelle … Exemplare GDI Impuls. Jedes weitere Abonnement an die gleiche Adresse kostet CHF 50.–/ EUR 31.– (inkl. MwSt.; exkl. Versandspesen) ein Schnupper-Abonnement (2 Ausgaben) CHF 45.–/ EUR 28.– (inkl. MwSt.; exkl. Versand) Einzelausgabe Nr. …… CHF 35.–/ EUR 22.– (inkl. MwSt.; exkl. Versandspesen) den GDI_Newsletter* NAME/VORNAME FIRMA STRASSE/NR. PLZ/ORT/LAND E-MAIL* DATUM/UNTERSCHRIFT TELEFON