MS_procycling_deutsch Kopie 1

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MS_procycling_deutsch Kopie 1
>>RADSPORT-PRAXIS
WERKZEUG
FÜR WÜSTE
ANSTIEGE
Eigentlich ist der schönste Job bei Procycling der
schwerste. Immer wieder testet Marcel Wüst Räder,
die große Klasse sind. Da kann man den Überblick
verlieren, welches das Allerbeste ist. Das Allerleichteste bisher scheint jedenfalls das Kuota KOM zu sein.
Fotos Kai Dudenhöfer
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>>RADSPORT-PRAXIS
Naben waren (nach dem Entfernen einer überflüssigen Dichtung) extrem gut. Hier sei allen
Mark-1-Besitzern empfohlen, bei älteren
Modellen diese Dichtung zu entfernen – dann
dreht sich das Laufrad mehr als doppelt so lang,
wenn man es leicht anschiebt. Bei den neuen
Modellen wird auf diese „Extrabremse“ Gott sei
Dank verzichtet.
Kuotas KOM – was nach meiner Interpretation „King of the Mountain“ heißen müsste – ist
zwar wieder mal ein schwarzes Carbonbike, mit
seinen zahlreichen Details aber sicher kein
Allerweltsfahrrad. Schon im Tretlagerbereich
fällt eine Extraportion Fasermaterial auf, die
zumindest so aussieht, als erhöhe sie die Stabilität, und auch der Wishbone-Hinterbau verströmt eine gewisse optische Eleganz, gepaart
mit angenehmen Fahreigenschaften.
„Ein Rahmen, mit dem
besonders das Fahren
in bergigem Gelände ein
Freude ist.“
>> TECHNISCHE DATEN
Rahmen
Gabel
Gruppe
Kurbeln
Kettenblätter
Kassette
Laufräder
Bereifung
Lenker
Vorbau
Headset
Sattelstütze
Sattel
Extras
Gewicht
Preis
Kontakt
D
a die Konkurrenz auf dem hart umkämpften Carbon-Rennradmarkt
groß ist, müssen die die Topmodelle
der Radindustrie immer leichter, innovativer
und mit noch mehr Fahrspaß verbunden
daherkommen. Das neue Kuota KOM macht da
keine Ausnahme. Meine Testfahrt mit dem italienischen Renner machte ich diesmal nicht in
südlichen Gefilden, sondern ganz bodenständig
zu Hause – ich nutzte das ungewohnt milde
Aprilwetter für eine Spritztour durchs Rheintal.
Gleich neben einem der meistbestiegenen Berge
der Welt, dem Drachenfels im Siebengebirge,
führte mich mein Weg auch zum Nobelhotel
Petersberg auf dem gleichnamigen 331-MeterHügel, wo ich mir auf der etwa zwei Kilometer
langen, allerdings brutal steilen Steigung (und
einer ebensolchen Abfahrt!) ein sehr gutes Bild
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vom Topmodell des italienischen Rahmenherstellers machen konnte.
Dass es (wenn auch ohne meine fünf Jahre
alten Look Pedale) für ein „illegales“ Gesamtgewicht von nur 6,15 Kilo reichte, haute mich
dann schon von den Socken – vor allem, weil
sich das Kuota nicht so wacklig fährt wie einige
andere Superleichtbauten, mit denen ich bereits
das Vergnügen hatte.
Laufrad-Tuning
Durch die für normale Radrennen zwar nicht
zugelassenen, aber dennoch extrem gut fahrbaren Mark-1-Laufräder gewann das Gesamtbild
noch ein paar Pünktchen dazu. Der Sound und
die gute Aerodynamik der Xentis-Räder
machen schon bei niedrigen Geschwindigkeiten
Freude, und auch die Laufeigenschaften der
Kuota KOM Carbon Monocoque, 895 Gramm
K – SSLITE monocoque
Campagnolo Record 2007
Campagnolo Ultra Torque, 175 mm
53/39
11/23
Xentis Mark 1
Continental Grand Prix 4000
Kuota Katch 42
Kuota Karbon mono 4 120mm
integriert, 1”-1 1/8”
Kuota KOM Carbon
Selle Italia SLR Carbonio Flow
Nokon-Carbon-Zughüllen
6,15 Kilo (ohne Pedale)
Rahmenset (Rahmen, Gabel, Steuersatz, Sattelstütze)
2399 Euro, Komplettrad wie getestet 6196 Euro
CCM Sport, Tel. 02225/90650, www.kuota.de
Als die Straße dann steiler wurde, machte sich
das geringe Gewicht deutlich bemerkbar.
Besonders wenn ich mit kleinen Übersetzungen
aus den Haarnadelkurven herauskam, nahm
das KOM schnell und unwiderstehlich Fahrt
auf. Auch die Passagen, die ich mit dem großen
Kettenblatt fahren konnte, machten Freude,
denn es schien sich weder im Tretlagerbereich
noch in den Laufrädern jene Art von Torsion
einzustellen, die die aufgebrachte Kraft in Ausweichbewegungen verpuffen lässt. Ein Rahmen,
mit dem besonders das Fahren in bergigem
Gelände eine wahre Freude ist – ein KOM eben.
Meine Hände fühlten sich auf Campagnolos
Ergopower-Griffen wie immer pudelwohl – die
Form passt perfekt und das Schalten mit der
neuen 2007 Record-Gruppe könnte nicht angenehmer sein. Einziger Wermutstropfen beim
Bergfahren war der Lenker des Kuota. Nicht, das
mir das Design nicht gefallen hätte, aber die
oben flache Form hat bei normaler Montage des
Lenkers abnormal abgeknickte Handgelenke
zur Folge. Erst bei extremer Fehlstellung des
Lenkers war die Position meiner Hand so, wie
ich sie mir für längere Touren wünsche – allerdings mit dem Resultat, dass die Lenkerenden
nach oben zeigten und die Bremsgriffe fast
nicht zu erreichen waren.
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KUOTA KOM
Was die Stabilität des Lenkers in Verbindung
mit dem Kuota-Vorbau angeht, zeigte sich diese
Kombination voll auf der Höhe, und auch die
Optik bleibt nicht auf der Strecke. Der AluDeckel auf dem Carbonvorbau sorgt für eine
sicherere Klemmung, da das Aluminiumteil auf
das genaue Maß gedreht werden kann – eine
Eigenschaft, die Carbon wohl nie haben wird.
Findige Kabelführung
Ein weiteres tolles Detail sind die „Nokon Carbon“-Brems- und Schaltzughüllen. Neben dem
Minimalgewicht und toller Funktionalität helfen sie dem KOM dabei, auch optisch ganz weit
vorne zu landen. Die Kabelführung des hinteren Schaltzuges konnte man ohne Probleme
um den Kopf des Schnellspanners herumlegen,
auch am Lenker machten die kleinen Faserteile
zum Ganzen gefügt eine extrem gute Figur. Die
Montage ist eher etwas für Geübte, aber wer
sich traut oder jemanden hat, der’s kann, sollte
sich dieses kleine Extra unbedingt gönnen. Der
am Rad montierte Sattel ist der bequemste
unter den Leichten, wie ich den SLR von Selle
Italia gerne nenne, und mit seinem Carbongestell auf der Kuota Stütze passte er perfekt ins
Gesamtbild.
Nach meiner eingehenden Betrachtung des
KOM oben auf dem Petersberg freute ich mich
schon auf das, was nun kommen sollte: eine
steile, kurvenreiche und wenig befahrene
Abfahrt. Ganz gemächlich nahm ich die ersten
Kurven, um dann auf einer langen Geraden das
KOM auf gut 70 km/h zu beschleunigen und
auszuprobieren, wie die Xentis Mark 1 ihre Verzögerungsarbeit machen. Trotz ganz normaler
Gummis auf Carbon fühlte sich das Bremsen an
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wie immer. Das liegt an einem speziell behandelten Kohlefasermaterial, das bereits zum
Patent angemeldet worden ist. Die Bremswirkung soll damit bei Trockenheit (kann ich
bestätigen) sowie bei Nässe (bitte selbst ausprobieren, kein Regen in Sicht!) genau so gut sein
wie mit den klassischen Alu-Felgen.
Nicht nur das Anhalten klappte wie am
Schnürchen, auch die Geometrie und somit das
Fahrverhalten des KOM machten meine Abfahrt zum Freudenfest: Für italienische Verhältnisse ist das Kuota ein eher wendiges Rennrad,
mit dem man sich getrost in schnelle Kurven
lehnen kann und auch heil wieder heraus
kommt. Das Handling ist sozusagen vorrausagbar, wobei das positiv gemeint ist: Ich hatte
immer das Gefühl, genau zu wissen, wie das
Kuota auf extreme Manöver wie beispielsweise
in der Kurve zu verzögern reagiert. Und nicht
nur die Bremsperformance der Xentis-Laufräder machte Spaß, auch das bei hohen Geschwindigkeiten produzierte Geräusch und der
Blick auf die Oversize-Nabe trugen viel dazu
bei, dass mit diese Testfahrt lange in Erinnerung bleiben wird. Ein Wort noch zu den Reifen: Wer Continental „Made in Germany“
fährt, macht sicher nichts falsch. Der GP 4000
hat guten Grip und ist auch für die Drahtreifenvariante der Mark-1-Laufräder eine gelungene Wahl. Leichter und mit weniger Rollwiderstand geht es kaum, und auch für den
täglichen Gebrauch sind die Contis top.
Wenn „KOM“ wirklich die Bedeutung hat,
die ich hineininterpretiert habe, dann hätte ich
mir im weißen Schriftzug auf dem Oberrohr
allerdings kleine rote Punkte gewünscht – aber
(MW)<<
wozu gibt es schließlich Nagellack?
„Wer Continental fährt, macht sicher
nichts falsch. Der GP 4000 hat guten
Grip und ist eine gelungene Wahl.“
>> FAZIT
Das Kuota KOM ist eine reinrassige Rennmaschine, soviel ist klar. Mit seiner Top-Ausstattung und
dem extrem niedrigen Gewicht wird es alle noch so verwöhnten Fahrer zufriedenstellen und auch
bei Handling und Fahrvergnügen ist es Spitze. Durch den Hinguck-Effekt der Xentis-Laufräder sorgt
die Rennmaschine für einen starken optischen Auftritt, den sie auf der Straße bestätigen kann.
Eigentlich ist das KOM doppelt illegal: Die Laufräder sind von der UCI nicht für Straßenrennen zugelassen und es ist zu leicht – also genau das, was sich die Rebellen der Landstraße wünschen. Viel
Spaß damit!
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