Zürich kauft ein 2014, Bogen 33

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Zürich kauft ein 2014, Bogen 33
Schweiz: CHF 24.50 / EU: EUR 18,80
www.kauftein.ch
2014
ZÜrich
Kauft ein!
Einkaufen von A bis Z: Angelruten, Bikinis, Chili, Dessous,
Essig, Farbstifte, Gebäck, Handtaschen, Ingwer, Jeans,
Kaschmirpullover, Leitern, Modeschmuck, Nudeln, Ochsenschwanz, Parfüms, Quilts, Rosenwasser, Schuhe, Tee, Uhren,
Vasen, Wasabi, Xeres, Yachtzubehör, Ziegenkäse und mehr.
Die 260
besten ShoppingAdressen
ZÜRICH KAUFT EIN!
Kreis 5/Zürich West
174
In Love Again
standhält – und wenn, wie im Fall von
In Love Again, am Ende sogar noch
ein Schnäppchen winkt, dann gehts ja
sowieso nicht mehr besser.
Von zwei der stilsichersten Frauen
Zürichs kuratiert, ist dieser Laden
natürlich auch einrichtungstechnisch
eine Trouvaille – ein alter, verschnörkelter Holztresen, der neongelb angemalt wurde, dominiert den Raum,
die Schuhe stehen grössenteils auf
Büchern, die wie Regale an die Wand
montiert wurden: ein Ballerina von Pink
Inside auf «Die Hohe Schule der Zärtlichkeit» etwa oder Pumps von Lele Pyp
auf «Gay men & women who enriched
the world».
Auf der Visitenkarte von In Love Again
steht «I thought that my life would
suddenly improve if I got a new pair of
shoes – and I was literally 100% totally
right». Und mehr muss man dazu auch
gar nicht mehr sagen.
mr
Josefstrasse 45, 8005 Zürich
Fon 043 536 39 89
www.littleblackdress.ch
di–fr 12–18.30 & sa 11–17 Uhr,
mo & so geschlossen
Speziell: Die tollen Preise
Topliste: FÜR JUNGE UND
JUNGGEBLIEBENE
Zürich, Museum für Gestaltung
Linien 4, 13, 17
ZKE_156-177_Kreis5.indd 174
Mass für Mass
Tailor on Wheels
Zuerst ist da der eigentümliche Wind,
der zwischen den Türmen der PrimeTower-Überbauung immer geht. Und
dann sichten wir auf einem Parkplatz
auch schon einen Wohnwagen – der
«Arbeitsplatz» einer gewissen Simone
Girardin, ihres Zeichens Betreiberin
einer mobilen Schneiderei. Der stattliche Anhänger steht jeweils dienstags und donnerstags von 11 bis 14
Uhr auf dem Besucherparkplatz 035,
gleich hinter dem Nebengebäude des
Prime­ Tower.
«Tailor Trailer» nennt die Gute ihr
Angebot, ein englisches Wortspiel,
das so viel wie «Schneidereianhänger» bedeutet. Girardin, die bereits
seit 30 Jahren ein eigenes Atelier im
Zürcher Enge-Quartier führt, bedient
gerade einen Kunden. Zehn Minuten
später hat sie dann aber Zeit für uns,
wir klettern durch die hinteren Türen in
ihr kleines Reich und kommen mit der
sympathischen Schneiderin rasch ins
Plaudern: Zehn Jahre lang hat sie fürs
Theater entworfen und geschneidert.
Danach bot sie unter anderem Massanfertigungen an, heute sind es hauptsächlich Änderungen und Reparaturen,
die ihre Kleinfirma «Mass für Mass» am
Laufen halten: Hosen kürzen, Vestons
korrigieren, Abendkleider anpassen,
Jackenfutter reparieren, Jeans flicken.
Oder auch einfach mal nur einen Knopf
annähen. Zudem nimmt sie auch Kleidungsstücke für die Reinigung entgegen und bietet einen Reparaturservice
für Schuhe an sowie einen Hemdenservice noch dazu.
Und wie läuft das Geschäft?, fragen
wir die findige Unternehmerin. «Ganz
gut, ich bekomme viel Anerkennung für
die Geschäftsidee. Selber habe ich ja
immer daran geglaubt, dass man dort
sein muss, wo auch die Kunden sind.
Und nachdem all die Banken, Versicherungen und Kanzleien nach und nach
aus der Enge weggezogen sind, habe
ich eines Tages beschlossen, ihnen
kurzerhand zu folgen – ins neue Businessviertel Zürich West.»
Wir bewundern aber nicht nur ihre Idee,
ihren Mut und ihre Tüchtigkeit, sondern auch ihren raffiniert umgebauten
Anhänger: Mit einigen wenigen Handgriffen lässt er sich nämlich zu einer
Art Kiosk umbauen. Und im Innern ist
alles installiert, was eine Schneiderin
zum Arbeiten braucht – eine Umkleidekabine und eine Sitzecke. Girardins
Trailer ist, wie sie erklärt, ein Spezialmodell, mit dem Töfffahrer früher ihre
Maschinen zu den Rennen transportiert haben. «Cool, oder?» Very cool,
indeed!
tk
Prime-Tower-Areal, Besucherparkplatz 035
8005 Zürich
Fon 078 640 39 12
www.massfürmass.ch
di & do 11–14 Uhr
(ansonsten Hauptgeschäft:
Gotthardstrasse 48, 8002 Zürich)
Speziell: Die Geschäftsidee
Topliste: FÜR JUNGE UND
JUNGGEBLIEBENE
Zürich, Schiffbau
Linien 4, 33, 72
Volver
Augesucht von guter Hand
Ein Secondhand-Geschäft ähnelt einem
Hafen, der Treibgut auffängt und wieder freigibt. Je günstiger der Hafen
gelegen ist, um o bekannter wird er bei
den Fashion-Freibeuterinnen der sieben
Stadtmeere. Das Treibgut von Volver ist
feine Ware und in den Farbschattierungen der Saison an den Kleiderstangen
ausgestellt. Von Nude über Rosenrosa
und Beerenrot zu dunklen Schiefertönen kann man aussuchen: von der
Jacke übers Kleid zur Bluse. Auch reiht
sich unter den rollenden Kleiderschrän-
ken das eine oder andere Unikat-Paar
an Boots und Heels. Man flaniert an
den schönen Stücken entlang in der
Hoffnung, die Grösse passt, wenn der
Geschmack getroffen ist.
Bei Volver, der im September 2008
Eröffnung feierte, gibt es auch die
einen oder anderen Fundamentals. Die
Anker sozusagen, um die sich der rege
Modeverkehr dreht. Ein ganzer Raum
voller Lederwaren aus Buenos Aires
zum Beispiel, die sich sehr argentinisch
von anderen Taschenlinien abheben,
mit einem Styleappeal, der in Zürich
durchaus bestehen kann. Oder Kaschmir-Pullöverchen in Basic-Farben. Die
Beraterinnen sind sehr fachkundig und
freundlich.
ae
Konradstrasse 77, 8005 Zürich
Fon 043 366 83 00
mi–fr 11–18, sa 11–17 Uhr,
mo, di & so geschlossen
Speziell: Neu und alt sind zusammen­
gehängt und kaum zu unterscheiden
Topliste: FÜR JUNGE UND
JUNGGEBLIEBENE
Zürich, Museum für Gestaltung
Linien 4, 13, 17
VINTAGE WOHNEN
Bogen 33
Zehn Jahre Spaghettistühle
Erinnern Sie sich noch an die Kultstühle
der 1970er? Die mit der sogenannten
Spaghetti-Bespannung? Man nutzte
damals so was Skurriles nicht nur für
Camping-Aufenthalte, sondern auch für
den heimischen Küchentisch. Wo dann
vermutlich Resopalböden und orange
schimmernde Wachstischdecken zum
gewöhnungsbedürftigen Gesamteindruck beitrugen. Wenn man Designern
und anderen zeitgeistigen Menschen
trauen soll, liegen die Spaghettistühle
allerdings wieder im Trend – wie so
vieles, was einst als «out» galt. Im
Bogen 33 würden wir ein ganzes Set
dieser Sitzvariante bekommen können, gut erhalten, rot gefärbt und mit
45 Franken pro Stück auch nicht übermässig teuer. Ein Schnäppchen für alle
Fans uriger Ware!
Was Nostalgie angeht, ist der nahe
dem Bahnhof Hardbrücke angesiedelte
Laden, der heuer sein zehnjähriges
Jubiläum feiert, die Nummer eins.
Schon draussen kann man sich überwältigen lassen von alten Sitzbänken und noch historischeren Bänken,
kann erfahren, wie hart und unbequem unsere Eltern und Grosseltern
23.10.13 22:18
Geroldstrasse 33, 8005 Zürich
Fon 044 400 00 33
www.bogen33.ch
di & mi 12–19, do 12–20,
fr 12–19, sa 10–18 Uhr,
mo & so geschlossen
Speziell: Der Passfotoautomat
auf freiem Feld; nach dem Kauf
günstiger Stühle kann man sich
hier fürs Album verewigen –
freudestrahlend!
Topliste: WOHNEN MIT KLASSIKERN
Zürich, Hardbrücke, Bahnhof
Linien 33, 72
Walter Vintage
Möbel & Accessoires
Wo ist Walter?
In grossen Lettern stehts auf dem
alten anthrazitfarbenen Lagergebäude.
Zum Glück. Ist nicht ganz einfach zu
finden, der Walter. Über die Treppe
neben der Rampe gehts rein ins Vergnügen. Eine Halle, eine möbilierte
Loft. Im Entrée eine Holztheke mit
pastellfarbenen Keramikkrügen. Und
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Stephanie. Familiär per Du erkärt
sie uns freundlich und ohne grosse
Umschweife die Geschäftsidee: «Wir
fabrizieren Industriedesign aus wiederverwertbaren Werkstoffen wie Metall
und Holz.» Dabei wird designmässig
gerne zurückgeschaut. Der Kolonial­stil
wird mit einem Schreibtisch aus Metall
und einer Rindslederoberfläche neu
interpretiert. Der ist so genial, dass
er gleich in Serie produziert wird. Wir
sehen ihn als Salontisch in verschiedenen Formaten (ab Fr. 490.–), auch
als Konsole. Dazu passende Stühle mit
konischen Beinen.
Die meisten der exklusiven Stücke werden in der Schweiz produziert. Wie der
prächtige Esszimmertisch mit wiederverwertetem Teakholz – ein perfektes
Mäbel für eine Loft. Die Hausbar im
Industriedesign, ein halbrundes Möbel
mit Gittertüren, sieht etwas verlebt
aus, ist es aber nicht. Walter hat
ihm den Shabby-Schliff verpasst. Der
Fabriktrolley von Bally wurde frisch
geschliffen, türkis gespritzt und mit
alten SBB-Holzpaletten versehen; jetzt
dient er als hippe Garderobe. Patchworkteppiche kommen aus einem
Familienunternehmen in Istanbul, das
alte Orienttepiche aufkauft, reinigt
und sie mit spezieller Bio-Farbe neu
einfärbt. Fürs gute Licht im WalterSammelsurium sorgt eine industrielle
Metallleuchte von Bolich in schönen
Pastellfarben (ab Fr. 360.–).
Wo aber, bitte, ist Walter?
Hinter dem trendigen Firmennamen
stehen Bettina, Fabio, Adil, Milija und
Stephanie. Sie versprechen: «Walter befreit dich vom Regiment der
Perfektion.» Ihr Werbeauftritt ist so
authentisch wie die Einrichtung der
zwei grossen Industriehallen mit all
den Vintage-Stücken. Der zeitgeistige
Mix machts aus. Zwischen all den extra­
vaganten Einzelstücken finden sich
auch runde, in feinstes Leder gefasste
Hermès-Spiegel. Prunkstücke von Jacques Adnet aus dem Jahr 1950, die es
bestimmt auch an der Bahnhofstrasse
zu kaufen gibt (70 cm, Fr. 1079.–).cs
Geroldstrasse 15, 8005 Zürich
Fon 044 201 83 83
www.walterwalter.ch
di–fr 10–19,
sa 10–17.30 Uhr,
mo & so geschlossen
Speziell: Das Abc-Möbel aus Massivholz;
jeder Buchstabe ist eine Schublade
(Fr. 2380.–)
Topliste: WOHNEN MIT KLASSIKERN
Zürich, Hardbrücke, Bahnhof
Linien 33, 72
ZÜRICH KAUFT EIN!
bisweilen sassen. Drinnen stehen die
wetterempfindlicheren Stücke zu den
Themen Wohnen und Einrichten, vom
simplen Bierglas mit «Ale»-Aufdruck,
Entstehungsjahr nicht genau bekannt
(Fr. 5.–), bis zur kompletten Wohnzimmereinrichtung aus massivem
Edelholz. Für eine chromglänzende
Stehgarderobe muss man 420 Franken
investieren, das massive Schuhputzset,
dessen Emailschicht schon ein bisschen
angeschlagen scheint, ist bereits für 75
Franken zu bekommen.
Doch ein einfaches Brocki ist der
Bogen 33 mitnichten. Hinter den Kulissen arbeiten Experten für Möbel und
Innenarchitektur, ein schicker OnlineShop lässt die Newcomer staunen und
in alten, an Jugendstilvorbilder erinnernden Beizenstühlen oder in kostbaren Biedermeiertischen schwelgen.
Weil nicht alles in den im Souterrain
gelegenen Ladenräumlichkeiten an der
Geroldstrasse (und davor!) Platz hat,
gehört zum etwas anderen Einrichtungsladen auch ein bestens bestücktes Lager.
Der gute Service – auch wer ein bisschen zu früh kommt, wie wir, darf sich
an guter Beratung und nicht weniger
gutem Kaffee laben – trägt zur Beliebtheit dieser Adresse bei. Für die Spaghettistühle haben wir uns übrigens
doch noch etwas Bedenkzeit ausbedungen (Waren lassen sich problemlos
reservieren!), um die Alltagstauglichkeit dieser Sitzmöbel intern durchzudiskutieren.
wf
Kreis 5/Zürich West
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Mass für Mass
WEINHANDLUNGEN
Maria Bühler
Schaumweine von der Goldküste
Wer meint, mit Wein aus dem Supermarkt
oder vom Discounter besser zu fahren als
mit Flaschen aus einer Weinhandlung,
sollte mal bei Maria Bühler reinschauen.
Klar, für 5 Franken 95 gibt es in dem
hinter dem Limmatplatz versteckten
Eckhaus zwar keinen Wein, aber das
Angebot an sehr preisgünstigen und
dennoch guten Weinen, das die engagierte Weinhändlerin zusammengestellt
hat, ist beeindruckend. Da gibt es zum
Beispiel den soliden Neuenburger Chasselas Le Landeron von Chantal Ritter
Cochand (2010, Fr. 12.50). Oder die
fruchtige Syrah-Grenache-Cuvée Mas
Granier La Clémence aus Maria Bühlers
Lieblingsregion, dem Languedoc (2010,
Fr. 14.50). Oder aus Südwestfrankreich
den kräftigen Cahors Clos La Coutale
(1999, Fr. 14.50). Mehr als drei Dutzend Weine, die weniger als 15 Franken
kosten, stehen auf Bühlers Preisliste.
Darunter sind auch ein paar Schaumweine, etwa der Château de Lacroux Brut
aus dem südwestfranzösischen Gaillac
(2009, Fr. 14.50) und der Prosecco di
Valdobbiadene der Cantine Botter (Fr.
13.50). Sprudelnde Weine sind übrigens eine der Leidenschaften Bühlers,
entsprechend breit ist das Angebot,
angefangen bei den Champagnern von
Marie-Noël Ledru (Fr. 45.– bis 69.–) über
Crémants aus dem Burgund, dem Jura,
dem Elsass über Italiener, Spanier, Portugiesen und sogar je einen aus Österreich, aus Ungarn und aus Deutschland
bis zu mehreren Schweizern, darunter
zwei von der Zürcher Goldküste.
Mit Ausnahme von ein paar Australiern,
darunter auch Spitzenweine von Penfolds, kommen alle Weine im Sortiment
aus Europa. Und auffallend viele sind
von Frauen gemacht: Weine zum Beispiel
von Annatina Pelizzatti aus der Bündner Herrschaft (Jeninser Blauburgunder
Barrique 2010, Fr. 39.50), von Marlène
Soria aus Südfrankreich (Domaine Peyre
Rose, Clos des Cistes 2002, Fr. 85.–),
von Elisabetta Foradori aus Norditalien (Teroldego Rotaliano Morei 2008,
Fr. 26.–), von Heidi Schröck aus dem
österreichischen Burgenland (St. Laurent 2007, Fr. 29.50) und von Ilse Maiers
Bio-Weingut Geyerhof im Kremstal (Riesling Goldberg 2006, Fr. 35.–), um nur
ein paar Beispiele zu nennen. Bei den
gebrannten Wässern sind uns die Grappe
des Tessiner Winzers Joe Pfister und die
verschiedenen Kirsch- und Birnenbrände
23.10.13 22:18