Praktikumsbericht Suzhou

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Praktikumsbericht Suzhou
Erfahrungsbericht Praktikumsaufenthalt 2014 in Suzhou Der folgende Erfahrungsbericht handelt von meinem 4‐monatigen Praktikumsaufenthalt in Suzhou. Das Praktikum wurde bei einer Auslandsgesellschaft eines großen deutschen Unternehmens der Elektrobranche, das an diesem Standort ca. 1200 Mitarbeiter beschäftigt, absolviert. Vorbereitung Für ein derartiges Praktikum in China ist natürlich einiges an Organisation und Vorbereitung nötig. Deshalb hierzu einige notwendige Informationen. Flug: Meinen Flug habe ich ziemlich zügig gebucht, nachdem mein Praktikumszeitraum endgültig feststand. Als Verbindung habe ich mich für den Direktflug von Frankfurt/Main nach Shanghai Pudong mit der Airline China Eastern entschieden. Der Hauptgrund weshalb ich diese Verbindung gewählt habe war, dass man bei dieser Airline kostenfrei 2 Gepäckstücke á 23kg mitnehmen konnte. Bei Buchung 4 Monate vor Abflug habe ich 732 € gezahlt. Gebucht habe ich hierbei über ein Reisebüro. Visum: Nachdem ich das Einladungsschreiben der Personalabteilung erhalten hatte, machte ich mich sofort an die Beantragung meines Visums. Hierbei wählte ich für die Beantragung den Postweg und schickte alle notwendigen Unterlagen inklusive meines Reisepasses an den Chinese Visa Application Service Center nach München. Nach ungefähr 2 Wochen erhielt ich dann die Mitteilung per E‐Mail, dass mein Visum ausgestellt sei und ich meinen Pass zugeschickt bekommen würde, nach Zahlung des Servicebetrages von 118,55 €. Dieser Servicebetrag war etwas höher, da ich den Postweg wählte, aber so konnte ich mir den zweimaligen Weg nach München sparen. Erhalten habe ich dann ein M‐Visum für 2 Einreisen und jeweils 90 Tagen Aufenthalt. Da meine Praktikumsdauer aber 4 Monate betrug, wurde mit Hilfe des Unternehmens mein Visum vor Ort im Oversea Affairs Service Center in Suzhou, um weitere 3 Monate verlängert. Die Gebühr für die Verlängerung übernahm das Unternehmen, im Gegensatz zur Ausstellung des ersten Visums. Impfungen: Für Impfungen ließ ich mich von meinem Hausarzt beraten und dieser empfahl mir vor allem die Impfung Hepatitis A und B. Bei dieser Impfung bedarf es aber mehrere Impfungen im Abstand von einigen Wochen. Somit sollte man mit dem Impfen einige Monate vor dem Abreisedatum beginnen. Reiseapotheke: Als Grundausstattung stellte ich mir eine kleine Reiseapotheke mit Medikamenten gegen Verstopfung, Durchfall usw. zusammen. Diese Reiseapotheke kann doch in manchen Situationen hilfreich sein, da man somit bei Kleinigkeiten nicht gleich eine Apotheke vor Ort aufsuchen muss. Ankunft: Ich kam um 07:00 Uhr morgens in Shanghai Pudong an und es erwartete mich an meinem Ankuftsgate schon ein Fahrer des Unternehmens. Nach knappen 2h Fahrt erreichten wir das Firmen Apartment in Suzhou. Dort erwartete mich schon der Hausmeister des Apartments, der mir das Apartment und die Umgebung um das Apartment zeigte. Wohnen Die Wohnung wurde kostenfrei vom Unternehmen zur Verfügung gestellt. Sie befand sich in einem „Compound“ in dem es neben 10‐stöckigen Häusern mit Wohnungen auch kleine Einfamilienhäuser gab. Die Wohnanlage hatte 2 Einfahrten an denen Tag und Nacht Wächter saßen und die Anlage überwachten. Der Ausländer‐Anteil in dieser Wohnanlage war sehr gering, so dass man ziemlich der einzige Nicht‐Chinese in dieser Anlage war. Die Wohnung war für 2 Praktikanten ausgelegt und besaß neben zwei Schlafzimmern und Bädern, ein Wohn‐/Esszimmer und eine Küche. Die Wohnung war komplett möbliert und war auch ausreichend mit Tellern, Besteck, Tassen und Töpfen ausgestattet. Außerdem war eine Waschmaschine vorhanden. Lebensmittel, Spülmittel, usw. konnte im nahegelegenen Supermarkt Tesco eingekauft werden. In den ersten zwei Monaten meines Praktikums habe ich alleine gewohnt, erst im dritten Monat habe ich eine Mitbewohnerin aus Tschechien bekommen, mit der ich dann auch viel in der Freizeit unternommen habe. Die Internet‐
Verbindung in China war sehr inkonstant und war vor allem für ausländische Webseiten sehr langsam. Gewisse Webseiten wie zum Beispiel Facebook und YouTube konnten nur mit einer VPN‐Verbindung nach Deutschland aufgerufen werden. Diese VPN‐Verbindung war bei mir über den Uniserver in Deutschland möglich. Im „Compound“ war es ebenso möglich gegen eine monatliche Gebühr ein Clubhouse zu benutzen, in dem sich ein Fitness‐Studio und ein Schwimmbad befanden. Praktikumsstelle Das Praktikum habe ich in der Vorfertigung im Bereich der Fertigungs‐und Technologieplanung absolviert. Hierbei arbeitete ich mit zwei Maschinenbauingenieuren in einem Team zusammen, die auch für mich verantwortlich waren. Zu meinen Aufgaben gehörte die Unterstützung meiner Kollegen bei der Einführung einer neuen Produktgeneration. Hierzu waren verschiedenste Tests von neuen Maschinen, Testauswertungen und Optimierungen dieser Maschinen nötig. Auch war ich für die Kommunikation mit dem Mutterwerk in Deutschland zuständig, in welchem diese neue Produktgeneration schon seit 15 Jahren produziert wird. Bei Maschinen‐ und Qualitätsproblemen wurde somit die Kommunikation zum Mutterwerk gesucht, für welche ich verantwortlich war. Im Team wurde ich sofort sehr gut aufgenommen und bis auf anfänglicher Schwierigkeiten mit Fachbegriffen im englischen war die Kommunikation untereinander gut. Meine Kollegen halfen mir jederzeit bei jeglichen Fragen, seien es fachliche oder auch private Themen. Da ich auch in das tägliche Geschäft mit eingebunden wurde und anfallende Probleme sofort mitbekam, war mein Praktikum sehr lehrreich. Gearbeitet wurden 40h/Woche, von 08:15‐16:45. Die Arbeitszeiten waren fix und mussten von jedem Mitarbeiter auch eingehalten werden. Die Auslastung mit Arbeit war gut und ich hatte so gut wie immer etwas zu tun. Das Firmengelände war nicht weit von dem Firmenapartment entfernt. Anfangs habe ich den Firmenbus genutzt, mit dem ich in 10 min. in der Firma war. Später habe ich dann von einem deutschen Kollegen einen Elektroroller geliehen, den er nicht mehr brauchte, mit dem ich mich dann in Suzhou in kurzen Entfernungen (< 10km) bewegt habe. Stadtprofil Suzhou ist eine Stadt mit ungefähr 10 Millionen Einwohnern inklusiver umliegender kleinerer Orte, 100 km westlich von Shanghai. Suzhou lässt sich grob in 3 Stadteile aufteilen: Im Westen liegt das SND (Suzhou New District), in welchem ich auch gewohnt und gearbeitet habe. Hier finden sich eher nicht so viele ausländische Firmen und folglich sieht man hier auf den Straßen auch eher nicht so viele Ausländer. In der Mitte liegt die Downtown, in der man viele Sehenswürdigkeiten (wie z.B. die berühmten Gärten von Suzhou, den Tiger Hill, Shantang Jie, usw.) findet. Und im Osten liegt das erst vor einigen Jahren entstandene SIP (Suzhou Industrial Park) in dem sich vor allem durch die vielen ausländischen Firmen, das westliche Leben abspielt. Im SIP findet man Restaurants fast jeden Landes und auch viele Bars und Clubs. Außerdem befindet sich im SIP der Jinji Lake, ein schöner See mit vielen Parks und ähnlichem. Verkehrsmittel: In Suzhou hat man die Wahl zwischen Bus, Subway und Taxi um sich fortzubewegen. Da ich von einem Kollegen einen Elektroroller ausgeliehen hatte, bewegte ich mich bei kürzeren Entfernungen mit diesem fort und nutzte für weitere Fahrten wie z.B. ins SIP die Subway, die mittlerweile schon aus zwei Linien besteht (Linie 1 West‐Ost, Linie 2 Nord‐Süd). Den Elektroroller konnte ich kostenlos im Werk aufladen, da es hier für die Elektroroller einen extra Parkplatz gab. Des Weiteren habe ich auch teilweise das Taxi als Verkehrsmittel benutzt, was in China allgemein sehr günstig ist (für 10 km ungefähr 4€). Hierfür sollte man aber unbedingt einen Zettel mit der Adresse in Schriftzeichen bei sich haben, da die meisten Fahrer kein Englisch verstehen und auch Pinyin nicht lesen können. Busse habe ich gar nicht benutzt, da es hierbei vor allem sehr schwierig ist, nach zu vollziehen wann man aussteigen muss, da die Ansagen der Haltestellen nur in Chinesisch sind. Klima: Im April als ich in Suzhou ankam, war es noch eher kalt so um die 10‐15°C. Ab Ende Mai‐
Anfang Juni wurde es dann aber sehr schnell sehr warm um die 25‐30°C. Diese Temperatur ging dann im Juli/August noch weiter nach oben. Da sowohl das Apartment als auch das Büro im Unternehmen mit einer gut funktionierenden Klimaanlage ausgestattet war, stellten diese Temperaturen aber kein Problem dar. Außerdem regnete es doch sehr häufig im Juni/Juli, ohne dass allerdings die Temperatur nach unten ging. Leben in China Kontakte knüpfen: Das erste Knüpfen von Kontakten erfolgt automatisch mit Kollegen im Unternehmen, sowohl chinesischen als auch deutschen Kollegen. Mit diesen habe ich ziemlich schnell Freundschaften geschlossen und auch privat etwas unternommen. Außerdem habe ich auch mit meiner Mitbewohnerin, die in meinem dritten Praktikumsmonat ankam, viel in der Freizeit unternommen. Sprache lernen: Als Vorbereitung auf meinen Auslandsaufenthalt habe ich in meiner Universität ein Semester einen Chinesisch Einsteigerkurs besucht, in welchem man neben einigen einfachen Konversationen auch einiges über die Kultur, das Essen, usw. kennengelernt hat. Vor Ort habe ich dann allerdings keinen weiteren Chinesisch‐Kurs besucht. Mit meinen minimalen Chinesisch Kenntnissen konnte ich mich allerdings schon teilweise verständigen. Im Unternehmen wurde mit mir allerdings so gut wie nur Englisch gesprochen und fast alle meiner Kollegen konnten gut englisch sprechen. Essen: Am Anfang ist das chinesische Essen doch sehr gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit wenn man sich auch traut mehr zu probieren stellt man fest, dass einiges wirklich sehr gut schmeckt. Manches essen schaut nicht sehr appetitlich aus, aber wenn man es dann probiert erfährt man das Gegenteil. Man sollte sich wirklich wagen einiges zu probieren. Sehr gut gefällt mir am chinesischen Essen, dass es doch sehr gesund ist mit sehr viel Gemüse und Reis. Aber auch die verschiedensten Fleischsorten haben mir sehr gut geschmeckt, ebenso wie die Teigtaschen und Nudelgerichte. Allerdings so außergewöhnliche Gerichte wie Hühnerfüße oder ähnliches habe ich dann doch nicht probiert. In China ist es auch üblich, dass man in einem Restaurant an einem großen runden Tisch sitzt und alle Gerichte in der Mitte des Tisches auf der Drehplatte abgestellt werden und sich jeder davon bedienen kann. In den meisten Restaurants gibt es kostenlos zum Essen Tee. Geldverkehr: Bevor ich nach China geflogen bin, habe ich mir natürlich eine Kreditkarte besorgt, um vor Ort erst einmal an Geld kommen zu können. Benutzt habe ich die Karte vor allem für Buchungen von Hotels und natürlich zum Abheben von Bargeld. Außerdem musste ich ein chinesisches Bankkonto einrichten, auf welches mein Praktikumsgehalt überwiesen wurde. Bei der Eröffnung des Bankkontos half mir ein Kollege. Fazit Das Praktikum in Suzhou war eine sehr gute Erfahrung sowohl für mein weiteres berufliches als auch privates Leben. Ich konnte hierbei eine für mich vorher völlig fremde Kultur und Lebensweise kennenlernen. Auch die Arbeitsweise in einem Unternehmen in China kennenzulernen war sehr lehrreich. In meinem Praktikum habe ich sehr viel gelernt und konnte gelerntes auch sofort anwenden. Jeder, der die Möglichkeit hat ein Praktikum in China zu machen, sollte sich die Chance nicht entgehen lassen. Ihr werdet China aus einem anderen Blickwinkel sehen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Nützliche Links: Visumsbeantragung: http://www.visaforchina.org/MUC_DE/ Hotelbuchungen: http://www.english.ctrip.com Aktuelles über Suzhou: http://www.whatsoninsuzhou.com.cn http://www.cityweekend.com.cn/suzhou/ Zugfahrplan: http://www.travelchinaguide.com/ Sehenswürdigkeiten: www.chinahighlights.com