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Jahrbuch
2015/2016
Menschen im Mittelpunkt
Jahrbuch
2015/2016
I N H A LT
Inhalt
3
Vorwort 4
Mike Heinrich: Der ganz normale Traum vom Glück
8
Stephansstift Ev. Jugendhilfe gemeinnützige GmbH (SEJ)
10
Diakonische Jugend- und Familienhilfe Kästorf GmbH (DJFK)
12
Cornelius-Werk Diakonische Dienste gGmbH
13
Corinna Krienke: Keiner ist besser oder schlechter...nur anders! 14
Diakonische Servicegesellschaft Kästorf mbH (DSK)
17
Anne Gericke: Berufsalltag mit Hund und Facebook18
Stephansstift Berufsbildungszentrum (BBZ) 21
Jürgen Schneider: Oben ist noch nicht angekommen, dass sich unten was ändern muss22
Diakonische Gesellschaft Wohnen und Beraten mbH (DWB) 24
Tagestreffs und Ambulante Hilfen
25
Tobias Wittek: Ein starkes und kollegiales Team 26
Nadine Wiesner: Die Chancen genutzt und das Leben gemeistert 30
Regina Grundstedt: Die gute Seele an der Rezeption32
Stephansstift Zentrum für Erwachsenenbildung gemeinnützige GmbH (ZEB)
35
DiaServ Braunschweig GmbH
36
Förderschulen Stephansstift gGmbH (FÖS)
37
Imke Harms: Ich habe genau den richtigen Beruf38
Stephansstift Pflege und Seniorenwohnen gGmbH (PSW) 40
Diakonische Altenhilfe Kästorf GmbH (DiAK)
42
Agata Niski: Der Papierkram kann auch mal warten, der Mensch nicht!44
Diakonische Betriebe Kästorf GmbH (D.B.K.) 47
Stephansstift Bildung und Ausbildung gGmbH (SBA) – Diakonie-Kolleg
48
DiaWend Diakonische Einrichtungen Wendland gGmbH
51
Andrea Korzinowski: Von Glücksfällen und großem Vertrauensvorschuss52
Stephansstift Kindertagesstätten und Familienzentren gemeinnützige GmbH
55
Standorte56
Organigramm58
Mitglieder des Stiftungsbeirates der Stiftung Diakonische Heime Kästorf
60
Mitglieder des Kuratoriums der Dachstiftung Diakonie
61
Personalstatistik62
Impressum 2 | Jahrbuch 2015/2016
63
Jahrbuch 2015/2016 | 3
VORWORT
Der Mensch steht im Mittelpunkt!
Für viele ist dies das entscheidende Motto sozia-
nungslosigkeit. Wir wissen auch, was den Grie-
Wenn der konkrete Mensch im Blick ist, geht es
Pflegeeinrichtungen der Dachstiftung Diakonie?
ler Arbeit. Hier geht es zuerst um den Menschen,
chen zusteht, und was eben auch nicht.
auch um konkrete Lösungen, die genau ihm ge-
– Nicht allgemein, sondern ganz konkret! Und
recht werden. Und der entscheidende Experte
wenn manche Kommunen jetzt sagen, sie ge-
anderes kommt danach. Das ist der Anspruch,
den andere an die Diakonie richten. Das ist unser
Im Alltag scheinen Verallgemeinerungen harm-
dafür ist der andere selbst. „Der Mensch im Mit-
ben so viel Geld für Ganztagsschulen und Ganz-
eigener Anspruch für die Arbeit der Dachstiftung
los. Aber für konkrete Menschen, die sich in
telpunkt!“ – ist darum ein widerständiges Motto.
tagsbetreuung aus, ist dann immer noch so viel
Diakonie und ihrer Gesellschaften und Arbeitsfel-
solchen Schubladen finden, ist es schwer, wahr-
Das macht es so schwer, einfache Lösungen zu
Jugendhilfe notwendig? Dann reden wir über die
der. Aber was heißt das genau?
genommen zu werden. Humane Gesellschaf-
finden, die für alle gelten und über alle exerziert
konkreten Jugendlichen, die auf unsere Anwalt-
ten bemühen sich um humane Schubladen. Da
werden. Das macht es so schwer, einfache Ant-
schaft setzen, und bringen ein, was sie brauchen
Auch sonst wird in unserer Gesellschaft viel
sind Flüchtlinge zwar irgendwie arm dran und
worten zu geben und frei zu behaupten, was sie
für ein Leben wie andere auch.
beschworen, dass der Mensch im Mittelpunkt
von vielem ausgeschlossen, und das lässt sich
oder jene wollen, wie die oder jene so sind und
stünde: eine menschliche Politik, eine dem
auch nicht schnell ändern, „aber sie sind doch
was ihnen zusteht und was wir ihnen verweigern
„Der Mensch im Mittelpunkt!“ – das ist schließlich
Menschen zugewandte Verwaltung, selbst Wirt-
Menschen wie du und ich“. Doch Vorsicht, wenn
aus gutem Grund. „Der Mensch im Mittelpunkt!“
auch eine Übung für uns selbst, die Mitarbeiten-
schaftsunternehmen, die sagen, dass es ihnen
diese Floskel über die Zunge kommt. Sie könnte
– das macht es überhaupt schwer, von „wir“ und
den der Dachstiftung Diakonie. Sie stellt auch un-
letztlich um den Menschen geht. Wo ist der Ha-
auch verraten, dass es eben längst nicht klar ist,
„ihr“ zu reden, von „uns“ und „den anderen“.
sere Routinen immer neu in Frage. Wie gerecht
ken?
dass der andere ein Mensch ist wie ich selbst.
Immer geht es letztlich um „Ich“ und „Du“ und
werden wir den Menschen, die bei uns arbeiten,
Der für sich selbst sorgen können will – mit eige-
die Fähigkeit, sich wechselseitig wahrzunehmen
die bei uns Hilfe suchen, die mit uns kooperieren,
Der Mensch ist immer konkret. Er ist keine un-
ner Arbeit, mit einer eigenen Küche, mit Einkau-
und einander Mitmensch zu sein.
die sich mit uns einsetzen für eine humane Ge-
bestimmte Masse, sondern existiert immer als
fen und ein bisschen Freizeit. Der Anteil haben
ein bestimmter Mensch, als ein bestimmtes
will am „normalen“ Leben, der beteiligt sein will
Politik funktioniert anders, unsere Gesellschaft
Kind, als eine Frau, als ein Mann, alt, jung, weiß,
trotz eigener Einschränkungen, der ein Mensch
funktioniert anders. Da geht es viel gröber und
schwarz… – unendlich vielfältig, unüberschau-
sein will wie ich auch. Unter der Hand messen
allgemeiner zu. Da suchen wenige Lösungen
Darum
bar verschieden – aber immer konkret.
wir dann doch mit verschiedenen Maßen: Was
für viele, und meistens passen sie nur so unge-
2015/2016 nicht zuerst Berichte über das, was
für den einen selbstverständlich ist, steht ande-
fähr. Darum sind soziale Organisationen unbe-
wir als Unternehmensgruppe „gemacht“ haben.
In der Regel überfordert uns das: diese Viel-
ren noch lange nicht zu. Und dass sie am Unter-
quem, darum ist auch die Diakonie unbequem.
Im Mittelpunkt stehen auch keine äußerlichen
heit, diese Konkretion. Dann fassen Menschen
schied leiden könnten, kommt nicht in den Sinn.
Wir müssen einfach immer nachfragen, was die
Erfolge oder gar wirtschaftliche Zahlen. Was in
beschlossenen Maßnahmen für konkrete Men-
dieser Hinsicht notwendig erscheint, um ein Bild
andere Menschen in Gruppen zusammen: die
sellschaft. Auch die Diakonie bleibt oft hinter dem
Anspruch zurück, den ein solches Motto setzt.
finden
Sie
in
unserem
Jahrbuch
Frauen, die Männer, die Pflegebedürftigen, die
„Der Mensch im Mittelpunkt!“ Das ist kein abstrak-
schen bedeuten. Wer genau profitiert von den
über die Dachstiftung zu bekommen, haben wir
schwierigen Jugendlichen, die Wohnungslo-
tes Motto, sondern bewährt sich in der Bereit-
Wohnungsbaumaßnahmen, die jetzt in vielen
für Sie aufgeschrieben. Aber im Mittelpunkt dieses
sen, die Schüler von heute, auch die Griechen,
schaft, einen anderen Menschen als den einen,
Städten diskutiert werden? Sind sie auch eine
Jahrbuches stehen die Geschichten konkreter
die Flüchtlinge… Und wenn ein solches Cluster
konkreten Mitmenschen wahrzunehmen, der er
Antwort auf die Wohnungsnot der Menschen,
Menschen: Das, was sie in unserer Arbeit erlebt
erst einmal gebildet ist, kommt man da nicht
ist: mit der eigenen Geschichte, mit eigenen Be-
die sich uns anvertraut haben? Was heißt das
haben, das, wofür sie dankbar sind, das, worauf
so schnell wieder heraus. Wir wissen, was die
dürfnissen, mit Hoffnungen und Ängsten. „Der
konkret, wenn im zweiten Pflegeverstärkungs-
sie hoffen, das was ihnen ihr Leben schwer und
Flüchtlinge beanspruchen dürfen. Wir wissen,
Mensch im Mittelpunkt!“ Das heißt auch, dass
gesetz noch konsequenter ambulant vor sta-
schön macht. Dabei besteht kein grundsätzlicher
was Pflegebedürftige brauchen. Und wie Schü-
ich Empathie übe, dass ich mich an seine Stelle
tionär buchstabiert wird? Was genau bedeutet
Unterschied zwischen denen, die bei uns arbeiten
ler heute sind. Und wer schuld ist an der Woh-
denke, dass ich nachfrage und konkret reagiere.
das für die pflegebedürftigen Menschen in den
und denen, denen ihre Arbeit gilt.
4 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 5
VORWORT
Die gemeinsame Basis ist, dass alle Menschen
Wege bisher, und hoffen, dass wir auch in Zu-
sind und wir uns als Mitmenschen wahrnehmen
kunft in dem gemeinsamen Auftrag verbunden
und unterstützen. Unser Jahrbuch 2015/2016
bleiben, der, wie wir glauben, von Gott selbst
ist darum eine Art Übungsheft für Empathie – für
kommt: der Mensch im Mittelpunkt – und zwar
uns selbst und für alle, die mit uns verbunden
immer der, dem wir gerade jetzt Mitmensch sein
sind. Wir danken Ihnen für die gemeinsamen
sollen und Mitmensch sein können.
6 | Jahrbuch 2015/2016
HANS-PETER DAUB
JENS RANNENBERG
Vorstand
Vorstand
Jahrbuch 2015/2016 | 7
MIKE HEINRICH
Der ganz normale Traum vom Glück
Mike Heinrich war 14 Jahre alt, als er in die
wohnte Redewendungen – schon allein dadurch
Diakonische Jugend- und Familienhilfe Kästorf
hebt er sich von den anderen jungen Menschen
kam. Zu viele Schwierigkeiten in der Familie,
ab, die ihn oft als Außenseiter wahrnehmen. Die
Mutter und Geschwister kamen nicht mehr mit
Teilnahme an einer Berufsvorbereitenden Bil-
ihm zurecht – und er nicht mit ihnen. Asperger-
dungsmaßnahme (BvB) in Königslutter sollte ihm
Syndrom heißt die Form der autistischen Stö-
schließlich den Rahmen bereitstellen, den er zum
rung, die Mike häufig eine der gesellschaftlichen
Selbständigwerden braucht. Diese Form der Be-
Norm entsprechende Kommunikation mit ande-
rufsvorbereitung, die von der Agentur für Arbeit
ren Menschen unmöglich macht. Sie verstehen
angeboten wird, ist speziell an junge Menschen
ihn nicht und er versteht sie nicht – was in der
mit psychischen Erkrankungen und erhöhtem
Folge zu erheblichen Konflikten und mitunter
Förderbedarf gerichtet, um ihre Chance der In-
zu Aggressionen führen kann. „Ich bin immer
tegration auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen und
wieder angeeckt und irgendwann ging das zu
sie bestmöglich auf eine Eingliederung in Ausbil-
Hause einfach nicht mehr“, so fasst er es selbst
dung vorzubereiten.
zusammen.
Unter der Woche lebt Mike während dieser Zeit in
„Ich will unbedingt meinen Platz im Arbeitsleben finden, das Problem ist, dass ich nicht
weiß, wo genau. Am liebsten hätte ich eine
Aufgabe, bei der ich viel mit Menschen zu tun
habe.“
Mike Heinrich
In Kästorf lebt er zunächst in einer Wohngruppe
einem Internat in Königslutter, an den Wochenen-
auf dem Gelände und besucht die Rischborn-
den ist er weiterhin in Kästorf und wird hier am-
Schule, eine Förderschule für junge Menschen
bulant betreut. Doch auf Dauer funktioniert das
Ich bin gern mit anderen zusammen, nur nicht
Mike bewohnt ein eigenes Appartement auf dem
mit sozialem und emotionalem Förderbedarf.
nicht. Für Mike ist dieser Weg nicht der richtige,
mit Gleichaltrigen, die verstehen mich nicht.“ Mo-
Campus in der Diakonie Kästorf, das findet er
2013 schafft er den Förderschulabschluss. „Da-
sein Verhalten führt schließlich zum Abbruch der
mentan ist Mike im kunsthandwerklichen Bereich
gut. „Ich fühle mich gefördert und gefordert.
nach war ich ein Jahr im Förderzentrum, das war
Maßnahme: „Ich war da nicht mehr tragbar“, stellt
tätig, früher fand er Hauswirtschaft gut. Vielleicht
Jeden Dienstag fahre ich einkaufen und besorge
eine tolle Zeit.“ Das Förderzentrum der Jugend-
er fest. Also ging es zurück nach Kästorf. Vor al-
steht demnächst ein Praktikum auf diesem Ge-
Lebensmittel. Ich habe ja nur 39 Euro Verpfle-
und Familienhilfe Kästorf bietet jungen Men-
lem die Qualifizierungsmöglichkeiten sind es, die
biet an. Gabriele Zikoll hat ihm in ihrer Funktion
gungsgeld pro Woche, da muss ich das gut ein-
schen Zeit und Raum für Orientierung. Manche
ihn hier ansprechen. Seit September 2014 ist er
als Sozialpädagogin in den Kästorfer Werkstät-
teilen. Wenn ich einmal einkaufe, habe ich dann
von ihnen lernen hier Tagesstruktur, andere – wie
anerkannter Werkstattgänger und kann sich in
ten bereits Angebote für verschiedene Praktika
erst mal Vorrat. Das gefällt mir. Ich kann auch
auch Mike Heinrich – bekommen die Möglich-
den Diakonischen Betrieben und Werkstätten
gemacht. Sie steht den jungen Menschen un-
ein bisschen kochen, Nudeln mit Tomatensoße
keit, handwerkliche Fertigkeiten auszuprobieren.
Kästorf ohne Zeitdruck oder strikte Sollvorgaben
terstützend zur Seite, gibt Hilfestellungen und
zum Beispiel.“ Fahrrad fahren, fernsehen, ein
Im Förderzentrum arbeitet Mike am liebsten in
in unterschiedlichen Bereichen ausprobieren und
schaut gemeinsam mit ihnen, was sie sich zu-
bisschen lesen – so sieht seine Freizeit aus. Er
der Fahrradwerkstatt, er schätzt hier die inten-
so eigene Fähigkeiten, Stärken und Interessen
muten können und sollen und wo die persönli-
würde gerne schwimmen gehen, aber der Eintritt
sive Betreuung und den engen Kontakt zu den
entdecken und erkennen. Bislang hat er noch kei-
chen Belastungs- und Leistungsgrenzen liegen.
ins Schwimmbad ist ihm meistens zu teuer. 108
Sozialpädagoginnen
Sozialpädagogen.
ne konkreten Vorstellungen davon, wo sein Weg
So sind individuell abgestimmte Tätigkeitsein-
Euro Taschengeld – das reicht nicht lange. Aber
Mike kommt mit Erwachsenen besser zurecht
hinführt. „Ich will unbedingt meinen Platz im Ar-
sätze und Praktika möglich, in denen sich jeder
Mike hat Träume: „In zehn Jahren, da möchte ich
als mit anderen Jugendlichen. Wie viele Men-
beitsleben finden, das Problem ist, dass ich nicht
ganz nach seinem Bedarf und innerhalb seiner
eine gute Arbeitsstelle haben, eine Wohnung in
schen mit Asperger-Syndrom ist er sprachlich
weiß, wo genau. Am liebsten hätte ich eine Auf-
Möglichkeiten austesten darf und sich dabei im
Hannover, vielleicht Führerschein und ein Auto –
gewandt, verwendet Fremdwörter und unge-
gabe, bei der ich viel mit Menschen zu tun habe.
„Schutzraum“ der Werkstätten bewegen kann.
und am liebsten noch Frau und zwei Kinder.“
8 | Jahrbuch 2015/2016
und
Jahrbuch 2015/2016 | 9
Stephansstift Ev. Jugendhilfe gemeinnützige GmbH (SEJ)
Selbstverständnis: Unsere Arbeit ist geprägt von Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Religionen, Kulturen und
Lebenseinstellungen. Auf dieser Basis bieten wir Eltern, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unsere Hilfe
an, um sie im Alltag zu unterstützen. Im Vordergrund stehen dabei das Wohl der Kinder und Jugendlichen sowie die
Förderung in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung.
ANZAHL DER MITARBEITENDEN: 381
BETREUUNGSANGEBOTE:
EVANGELISCHE JUGENDHILFE HANNOVER
EVANGELISCHE JUGENDHILFE HEIDEKREIS
• 15 stationäre Wohngruppen
• Sozialraumarbeit Walsrode
• 11 Tagesgruppen
• Familien- und Kinderservicebüro Walsrode
• Heilpädagogische Ambulanz
• Soziale Gruppe Walsrode
•Erziehungsstellen
• Flexible Betreuung Walsrode
• Mobile Betreuung
• Flexible Betreuung Soltau
• Hilfen zur Erziehung im Kontrakt
• Projekt: Bildung und Teilhabe Walsrode
KONTAKT
• Projekt: Family Literacy Landkreis Heidekreis
EVANGELISCHE JUGENDHILFE OBERHARZ
• Intensiv therapeutische Wohngruppe Tutum
• 5 stationäre Wohngruppen
• 4 Tagesgruppen
EVANGELISCHE JUGENDHILFE MITTELWESER
• Soziale Gruppe Osterode
• 3 stationäre Wohngruppen
• Flexible Betreuung
• Inobhutnahme Twistringen
• Mobile Betreuung
• 1 Tagesgruppe
• Therapeutischer Fachdienst
• Sozialraum Mitte – Ost
• Sozialraum Stuhr
• Sozialraum Sulinger Land
• Flexible Betreuung
ZAHL DER PLÄTZE INSGESAMT: 397
10 | Jahrbuch 2015/2016
Stephansstift Ev. Jugendhilfe gemeinnützige GmbH
Carola Hahne (Geschäftsführerin)
Kirchröder Str. 44
30625 Hannover
Tel.: 0511-53 53 24 8
Petra Dehmlow
Leitung der therapeutischen Wohngruppen
Tel.: 0511-53 53 27 5
Iris Eggers
Leitung Region-Nord
Tel.: 0511-53 53 28 1
Brigitte Tegtbauer
Leitung sozialpädagogische Wohngruppen
Tel.: 0511-53 53 27 6
Roger Walter
Leitung der Stephansstift Evangelische Jugendhilfe Heidekreis
Tel.: 05161-48 10 89 9
Tanja Günther
Leitung Region-Mitte und der Mutter-Kind-Projekte
Tel.: 0511-53 53 25 0
Andreas Weitemeyer
Leitung der Stephansstift Evangelische Jugendhilfe Oberharz
Tel.: 05323-88 70 32
Hellmuth Lax
Leitung Region-Süd
Tel.: 0511-53 53 37 7
Martin Stricker
Leitung der Stephansstift Evangelische Jugendhilfe Mittelweser
Tel.: 04271-93 51 01 2
Jahrbuch 2015/2016 | 11
Cornelius-Werk Diakonische Dienste gGmbH
Diakonische Jugend- und Familienhilfe Kästorf GmbH (DJFK)
Wir stärken Eltern in ihren Kompetenzen und fördern und fordern junge Menschen bei der gesellschaftlichen Integration.
Wir im Cornelius-Werk widmen uns der Förderung von jungen Menschen und von Familien zum Ausgleich sozialer Benachteiligung oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigung. Wir bieten Hilfen für alte und kranke Menschen im Bereich der Pflege
und Begleitung und sorgen für die Aufnahme und Beherbergung von Menschen, die andauernde medizinische Betreuung benötigen. Grundlage unserer Arbeit ist die christliche Nächstenliebe im Sinne der Diakonie.
jungen Menschen und deren Herkunftsfamilien zu stärken.
ANZAHL MITARBEITENDE
Gesamt374
Jugendhilfe194
Altenhilfe
180 (+ 4 Auszubildende)
PERSONAL
Mitarbeitende213
Auszubildende 1
Ehrenamtliche
10
ANZAHL EHRENAMTLICHE
Gesamt
Jugendhilfe
Altenhilfe
EINRICHTUNGEN UND WOHNGRUPPEN
Einrichtungen gesamt
33
Stationäre Wohngruppen
26
Flexible Betreuung
3
Förderzentrum 1
Förderschule
1
Außenstelle Förderschule 1
Mehrgenerationenhaus
1
ANZAHL PLÄTZE
Gesamt (stationär)
Jugendhilfe
Altenhilfe
Gesamt (teilstationär)
Jugendhilfe
Altenhilfe
Gesamt (ambulant)
Jugendhilfe
Altenhilfe
Im Fokus unseres diakonischen Handelns stehen die Wertschätzung und Würde der uns anvertrauten Kinder, Jugendlichen und Eltern. Ziel ist es, mit Hilfe systemisch- und ressourcenorientierter Arbeitsweisen die Selbsthilfepotenziale der
ANZAHL DER BETREUTEN KINDER UND JUGENDLICHEN
Gesamt 402
Stationär328
Ambulant 74
FACHLEISTUNGSSTUNDEN
21.819 Stunden, davon 13.824 Stunden Schulbegleitung
10
8
2
247
137
110
96
86
10
883
393
490
ANZAHL VERMIETUNGEN
Altenhilfe: 56 Seniorenwohnungen
ANZAHL PROJEKTE Jugendhilfe: 11
KONTAKTDATEN:
KONTAKTDATEN:
Carola Hahne
Geschäftsführerin
Hauptstraße 51
38518 Gifhorn
Tel.: 05371-72 13 90
E-Mail: [email protected]
12 | Jahrbuch 2015/2016
Stefan Böhme
Geschäftsführer Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
Cornelius-Werk Diakonische Dienste gGmbH
Parchauer Chaussee 1a
39288 Burg
Tel.: 03921-91 52 00
Simone Garnich
Geschäftsführerin Altenhilfe
Cornelius-Werk Diakonische Dienste gGmbH
Marienweg 4b
39288 Burg
Tel.: 03921-91 47 10
Jahrbuch 2015/2016 | 13
CORINNA KRIENKE
Keiner ist besser oder schlechter…nur anders!
„Beschreiben Sie sich oder Ihre wesentlichen Ei-
man ihr nicht an. Wie selbstverständlich wirkt ihr
genschaften mit nur drei Wörtern.“ Jeder kennt
Umgang mit den Seniorinnen und Senioren des
diese Aufgabenstellung – die Herausforderung,
Christinenstifts, die sie im Alltag betreut. Dank
sich selbst so kurz und prägnant wie möglich
ihres herzlichen Wesens kommt die junge Frau
darzustellen. Im Aufgabenrepertoire von Ge-
schnell ins Gespräch mit den alten Menschen.
sellschaftsspielen und psychologischen Eigen-
Im Jahr 2010 ist sie in die Diakonie Kästorf ge-
schaftstests, aber auch im Vorstellungsgespräch
kommen, um hier in der Werkstatt für seelisch
ist sie oft ein beliebtes Barometer zur Selbstein-
behinderte Menschen (WfbM) an einer Berufsbil-
schätzung.
dungsmaßnahme teilzunehmen. Auf ihrem Weg
der beruflichen Qualifizierung und Integration
Freundlich, aufmerksam und aufgeschlossen.
hat Corinna Krienke bereits viele Stationen in
Wenn man Corinna Krienke mit nur drei Wörtern
unterschiedlichen Bereichen der Diakonischen
beschreiben sollte, wären diese Begriffe sicher
Heime und Betriebe Kästorf durchlaufen – unter
zutreffend. Aber noch viele weitere Eigenschaf-
anderem waren Arbeitseinsätze im Bistro und in
ten zeichnen die junge Frau aus: Sinn für Hu-
der Zentralküche, in der Abteilung Montage und
mor, Lebensfreude und Empathie. Ehrlichkeit,
Verpackung der Diakonischen Betriebe, im Rei-
Hilfsbereitschaft und sicher noch andere mehr.
nigungsdienst des Altenpflegeheimes Brömmel-
So leicht lässt sich ein Mensch eben doch nicht
kamp, in der Alltagsbegleitung im Christinenstift
mit wenigen Worten erfassen, wenn man ihm
oder auch in der Öffentlichkeitsarbeit Inhalt des
wirklich gerecht werden und ihn nicht leichtfertig
Bildungsprogrammes.
in irgendeine Schublade stecken will. Besonders
„Im Christinenstift hatte ich gleich das
Gefühl, dazuzugehören. Ich bin flexibel,
das macht es für mich leichter.“
Corinna Krienke
Denn eine Ausbildung in der Küche ist für sie
Freizeit der Bewohnerinnen und Bewohner mit.
keine Option. Sich nicht weiterentwickeln zu
Spiele, Spaziergänge und Gespräche sorgen
Menschen, die aufgrund von körperlicher oder
Besonders im Bistro hat es ihr gut gefallen:
können und keinerlei Aussichten auf eine Aus-
für Abwechslung im Alltag der alten Menschen.
seelischer Beeinträchtigung den gesellschaftli-
„Der Kontakt zu den Kunden, die Arbeit im
bildungsmöglichkeit zu haben, jedoch ebenso
Corinna Krienke hofft darauf, dass das Prakti-
chen Stempel des „Andersseins“ aufgedrückt
Team und hinter der Verkaufstheke – all das
wenig. Getreu ihrem Motto „Einfach mal aus-
kum nach Ablauf der sechs Wochen verlängert
bekommen, sind häufig Schubladendenken und
hat sehr viel Spaß gemacht!“ Fünf Praktika
probieren“ orientiert sie sich schnell neu und
und zu einem Dauerpraktikum wird – bis zum
bestimmten Erwartungshaltungen sowie Vorur-
hat Corinna Krienke insgesamt im Bistro absol-
findet im Altenpflegeheim einen neuen Platz,
Oktober nächsten Jahres. Dann würde sie am
teilen ausgesetzt – obwohl sie diese meist gar
viert und gehörte fast schon zum Inventar des
an dem sie sich genauso wohlfühlt wie hinter
liebsten eine Ausbildung zur Alltagsbegleiterin
nicht erfüllen.
beliebten Treffpunkts auf dem Gelände der Dia-
der Ladentheke. „Im Christinenstift hatte ich
im Christinenstift beginnen, damit sie das, was
konie Kästorf. „Ich war Teil des Teams, bin auch
gleich das Gefühl, dazuzugehören. Ich bin
sie so gerne tut, um die fachliche Qualifikation
Auch Corinna Krienke erfüllt die Erwartungen
außerhalb meiner regulären Arbeitszeiten öfter
flexibel, das macht es für mich leichter“, verrät
und den theoretischen Hintergrund erweitern
nicht, die die Gesellschaft an sie hat. Im Ge-
eingesprungen und habe mich total wohlgefühlt“,
Corinna Krienke. Bereits zum dritten Mal macht
kann. Das derzeitige Praktikum soll eine Ein-
genteil, sie übertrifft sie häufig. „Jeder hat sein
schwärmt die junge Frau. Gerne wäre sie dort ge-
sie derzeit ein Praktikum im größten und wohl
schätzung darüber geben, ob sie schon dazu
Päckchen zu tragen, aber man muss einen Weg
blieben. Doch da das Bistro kein eigenständiger
bekanntesten Seniorenheim in der Region Gif-
bereit ist, ihren Ausbildungswunsch wahr wer-
finden, damit umzugehen und das Beste daraus
Ausbildungsort, sondern ausschließlich Bestand-
horn. Sechs Wochen dauert der Arbeitseinsatz
den zu lassen und sicherstellen, dass sie sich
zu machen“, sagt sie selbstbewusst. Dass sie
teil der Ausbildung in der Küche ist, kommt es für
dieses Mal. Von Montag bis Freitag gestaltet sie
mit ihrem hohen Leistungsanspruch an sich
diesen Weg erst einmal finden musste, merkt
sie damals nicht in Frage, auf Dauer zu bleiben.
sechs Stunden täglich als Alltagsbegleitung die
selbst nicht überfordert.
14 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 15
CORINNA KRIENKE
Wenn es nach der ehrgeizigen jungen Frau gin-
ein Erlebnis zurück, das sie sehr geprägt und
ge, könnte es auf der Stelle losgehen: „Früher
ihr gezeigt hat, wie wichtig und wertvoll ein
hätte ich mir nie vorstellen können, im Alters-
freundlicher Umgang mit den Mitmenschen ist.
heim zu arbeiten. Da wollte ich beruflich lieber
„Meine Eltern haben mir christliche Werte ver-
etwas mit Kindern oder Jugendlichen machen.
mittelt. Ich wusste schon früh, dass Respekt
Aber ich habe mich in die Arbeit reingefuchst
und Toleranz gegenüber anderen sehr wichtig
und jetzt gefällt es mir richtig gut.“ Jeden Tag
sind. Daher versuche ich, meinen Mitmen-
fährt sie mit dem Rad zur Arbeit, eine halbe
schen immer so zu begegnen, wie ich es mir
Stunde ist sie unterwegs. „Ich brauche die
auch von ihnen wünsche“, sagt sie überzeugt.
Bewegung, um auf andere Gedanken zu kommen und mich nicht von den Schicksalsschlägen mancher Bewohnerinnen und Bewohner
runterziehen zu lassen“, gibt sie preis.
Rückhalt bekommt sie in allen Lebenslagen,
„Jeder hat sein Päckchen zu tragen,
aber man muss einen Weg finden,
damit umzugehen und das Beste
daraus zu machen.“
bei wichtigen Entscheidungen oder in schwierigen Situationen von den Mitarbeiterinnen und
Corinna Krienke
Unser diakonisches Selbstverständnis ist es, sozial benachteiligte und anders befähigte Menschen zu qualifizieren, auszubilden und ihnen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Für benachteiligte Jugendliche, ehemals Wohnungslose
oder Menschen mit Handicap halten wir Arbeitsplätze vor, sodass eine individuelle Förderung bis zum Übergang in den
ersten Arbeitsmarkt möglich wird. Unter der Anleitung erfahrener Fach- und Führungskräfte gelingt es uns, die Möglichkeiten und Ressourcen der Auszubildenden und zu Qualifizierenden mit den Anforderungen des Marktes zu verbinden.
PERSONAL
Mitarbeitende
Davon Auszubildende/Qualifizierungsmitarbeitende
177
94
UMSATZ rund 12,2 Mio. EUR
KONTAKTDATEN:
Mitarbeitern der Werkstatt für seelisch behinderte Menschen der Diakonie Kästorf (WfbM).
„Vor einigen Jahren habe ich eine besonders
„Als ich damals noch im Bistro gearbeitet
schwere Zeit durchgemacht, es ging mir nicht
habe, fiel mir ein Mann auf, der jeden Morgen
gut, ich war niedergeschlagen und traurig“,
seinen Kaffee dort trank. Am Nachmittag kam
erinnert sie sich. „Damals arbeitete eine jun-
er dann noch mal wieder und trank einen zwei-
ge Anleiterin in der WfbM, zu der ich ein sehr
ten Kaffee. Es dauerte nicht lange, bis wir ins
gutes Verhältnis hatte. Sie war wie eine gute
Plaudern kamen – wir haben uns ja schließlich
Freundin für mich, sie war immer für mich da
jeden Tag gesehen! Irgendwann erzählte er
und hat mich aufgebaut.“ Irgendwann ging es
mir seine Lebensgeschichte und ich ihm mei-
Corinna Krienke wieder besser und sie konnte
ne. Wir verstanden uns gut, er erinnerte mich
die Lebenskrise überwinden. „Allein hätte ich
ein bisschen an meinen Vater, der leider nicht
das nie geschafft. Es ist ein gutes Gefühl zu
mehr lebt. Plötzlich kam er dann nicht mehr
wissen, dass in der WfbM alle zusammenhal-
ins Bistro, von einem Tag auf den anderen. Ich
ten und sich unterstützen.“
habe gleich gewusst, dass irgendetwas passiert sein muss. Und so war es dann auch,
Doch auch wenn die Betreuerinnen und Be-
er war am Abend zuvor verstorben. Wir alle,
treuer dabei helfen, mit schlechten Erfahrun-
das ganze Serviceteam, waren traurig darüber.
gen und aufwühlenden Ereignissen umzuge-
Noch heute denke ich manchmal, wenn ich im
hen und sie durch Gespräche zu verarbeiten,
Bistro vorbeischaue: Nein, hier kann ich nicht
können sie doch nicht alle traurigen Gedanken
sitzen, das ist sein Stammplatz. Den halte ich
vertreiben. Corinna Krienke erinnert sich oft an
mal lieber für ihn frei.“
16 | Jahrbuch 2015/2016
Diakonische Servicegesellschaft Kästorf mbH (DSK)
Carsten Möbs
Geschäftsführung
Hauptstr. 51
38518 Gifhorn
Tel.: 05371-72 15 88
ANSPRECHPARTNER GEWERKE UND BEREICHE:
CATERING, GROSSKÜCHE:
Frank Ernst
Tel.: 05371-72 16 23
HAUSMEISTERDIENSTE:
Lothar Cibis
Tel.: 05371-72 12 44
ELEKTROBETRIEB:
Thomas Hillebrecht
Tel.: 05371-72 12 69
HEIZUNG/SANITÄR:
Claus Strohbach
Tel.: 05371-72 12 71
GARTEN- UND LANDSCHAFTSBAU:
Reinfried Wiegand
Tel.: 05371-72 12 42
Kfz-Werkstatt/Logisitk:
Reinhard Helms
Tel.: 05371-72 13 61
GEBÄUDEREINIGUNG:
Barbara Reinhold-Wendt
Tel.: 05371-72 14 95
MALERBETRIEB:
Christian Busse
Tel.: 05371-72 12 67
Jahrbuch 2015/2016 | 17
ANNE GERICKE
INTERVIEW MIT ANNA GERICKE
Berufsalltag mit Hund und Facebook
Straßenbahn oder Bus fahren, einen großen
dir schlecht wird, sind der Hund und ich bei dir‘
weißen Hund mit zur Arbeit bringen und stets
– diese Worte habe ich ihr immer wieder gesagt.
online über Facebook mit der Außenwelt ver-
Und es hat funktioniert. Diese Erfahrung, Angst
netzt sein – bei der Fernsehsendung „Was bin
überwinden zu können, hat sie wieder an sich
ich?“ hätte Anne Gericke gute Chancen, dass
glauben lassen. Heute ist sie eine selbstbewuss-
niemand darauf kommt, womit sie ihr Geld ver-
te junge Frau, die ihre Berufsausbildung erfolg-
dient. Kontrolleurin bei der üstra? Hundetraine-
reich bewältigt.“
„Manchmal wurden sie in ihrem Leben noch
nie gehört, hat niemand nach ihrer Meinung
gefragt und jetzt reagiert dieser große Hund,
wenn sie sagen ‚Sitz‘ oder ‚Platz‘ – das ist ein
großartiges Erlebnis.“
rin? Journalistin? Bloggerin? Nichts von alledem:
Anne Gericke ist seit fünf Jahren Psychologin im
Psychosen, Angststörungen – es scheint, als
Stephansstift Berufsbildungszentrum (BBZ).
nähmen die Krankheitsbilder – gerade bei jungen Menschen – zu. Daher ist für das Gelingen
Das Berufsbildungszentrum ist eine berufliche
einer erfolgreichen Therapie auch die allgemeine
Rehabilitationseinrichtung für junge Menschen
Lebensplanung von Bedeutung. Das gibt den
mit seelischen und psychischen Behinderungen.
Betroffenen Hoffnung und Motivation. Vor 20 Jah-
Die jungen Menschen können sich hier auf einen
ren gab es kaum Doppeldiagnosen, heute haben
künftigen Beruf in verschiedenen Berufsfeldern
ganz viele der jungen Menschen zwei „Baustel-
Ein guter Weg dahin ist die Vielfalt der Berufsori-
die Psychologin viel über ihre jungen Klienten,
vorbereiten oder eine überbetriebliche Ausbil-
len“, an denen gearbeitet werden muss. „Manch-
entierung und überbetrieblichen Ausbildung. Alle
die sich in den sozialen Netzwerken offen über
dung machen. Neben der beruflichen Orientie-
mal hat so ein Jugendlicher nur eine Handlungs-
Meister und Anleiter verfügen über sonderpäda-
ihre Stimmungen und Befindlichkeiten austau-
rung und Ausbildung ermöglicht das Berufsbil-
option, wenn etwas für ihn nicht richtig läuft. Dann
gogische Zusatzqualifikationen – und das neben
schen. Facebook als Medium zwischen Thera-
dungszentrum den jungen Menschen in kleinen
kann er bei Frust nur brüllen oder schlagen. In der
ihrer Kompetenz als Handwerksmeister.
peutin und Klienten.
Lerngruppen individuelle Förderung sowie sozi-
Therapie lernt er aber weitere Optionen. Zum Bei-
alpädagogische, ergotherapeutische und psy-
spiel, dass er den Raum verlassen kann, bis der
Die fachliche Kompetenz von Anne Gericke
Ein weiteres Medium ist Nanuoc, der große weiße
chologische Unterstützung.
Frust weg ist.“ Nun kann nicht jeder Azubi im BBZ
drückt sich mitunter in ungewöhnlichen Akti-
Hund, der Anne Gericke fast auf Schritt und Tritt
einfach rausgehen, wenn ihm etwas nicht passt.
onen und Aktivitäten aus. Den Kontakt zu „ih-
begleitet. Ein ausgebildeter Therapiehund, der
„Ich bin tatsächlich bereits dienstlich mit der
Die gestandenen Handwerksmeister würden das
ren“ Jugendlichen hält sie über Facebook. Für
oft zu ganz erstaunlichen Ergebnissen beiträgt:
üstra gefahren“, berichtet Anne Gericke und
nicht dulden – immerhin sollen ihre Lehrlinge spä-
die jungen Menschen ist das ein ganz wichtiges
„Nanuoc hört auch auf die Kommandos anderer
erzählt dann von der jungen Frau, die panische
ter in anderen Betrieben bestehen können. Da
Medium. Darum ist sie eine der wenigen Mitar-
Personen und das kommt bei manchen Jugend-
Angst davor hatte, Bus oder Straßenbahn zu
ist es hilfreich, dass im Stephansstift Berufsbil-
beiterinnen und Mitarbeiter der Dachstiftung Dia-
lichen sehr gut an. Manchmal wurden sie in ihrem
fahren. Ihr wurde übel, sie bekam Schweißaus-
dungszentrum Ausbilder, Meister, Lehrer, Sozial-
konie, die offiziell bei Facebook sind. „Das ist der
Leben noch nie gehört, hat niemand nach ihrer
brüche, Panikattacken. Schule, Ausbildung,
pädagogen und Therapeuten sich regelmäßig im
schnellste und unkomplizierteste Weg, Kontakt
Meinung gefragt und jetzt reagiert dieser große
Freunde treffen – alles nicht möglich, weil da im-
Team zusammensetzen. Die Psychologin klärt die
zu halten, da sich die Handynummern heutzu-
Hund, wenn sie sagen ‚Sitz‘ oder ‚Platz‘ – das ist
mer diese Angst war und sie nicht mehr aus dem
manchmal spezielle und individuelle Vorgehens-
tage dauernd ändern. Die Jugendlichen wissen,
ein großartiges Erlebnis.“ Manchen Jugendlichen
Haus ging. „Die junge Frau würde immer unter
weise im Vorfeld mit dem Ausbilder, mit der Folge,
dass sie mich im Krisenfall hier ganz schnell er-
hilft der Hund, ruhiger zu werden, berichtet Anne
ihren Möglichkeiten bleiben, wenn wir das nicht
dass sich für alle Beteiligten die Lage entspannt.
reichen. Wir haben die Verabredung, dass ich
Gericke: „Sie sitzen da, streicheln ihn und man
in den Griff bekämen.“ Also wurde trainiert. „‚Ich
„Wir sehen immer den Einzelnen und suchen indi-
während meiner Arbeitszeit online bin. Das gibt
kann zuschauen, wie sie sich entspannen, ein-
halte deine Hand, ich halte die Spucktüte. Wenn
viduelle Lösungen.“
ihnen Sicherheit.“ Auf der anderen Seite erfährt
fach durch seine Anwesenheit.“
18 | Jahrbuch 2015/2016
Anne Gericke
Jahrbuch 2015/2016 | 19
Stephansstift Berufsbildungszentrum (BBZ)
Unser Ziel als Spezialeinrichtung der beruflichen Rehabilitation für psychisch erkrankte junge
Menschen ist, den Heranwachsenden durch sozialpädagogische, psychologische und medizinische Betreuung eine Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Anzahl Mitarbeitende 30
Anzahl Schulplätze (im Berufsvorbereitungsjahr bis 31.07.2014)
36
Anzahl Maßnahmeteilnehmende in der Berufsvorbereitung
35
Anzahl der Auszubildenden in außerbetrieblichen Einrichtungen
57
Anzahl der Arbeitserprobungen 12
UMSATZ 2.287 T EUR
KONTAKTDATEN:
Gabriele Merkel, Bereichsleiterin
Stephansstift Berufsbildungszentrum,
seit 01.01.2015 Teil der Diakonischen Servicegesellschaft Kästorf
Kirchröder Str. 44
30625 Hannover
Tel.: 0511-53 53 50 1
20 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 21
JÜRGEN SCHNEIDER
„Oben ist noch nicht angekommen,
dass sich unten was ändern muss.“
„Man muss sagen können, was einem an
Ungerechtigkeit auffällt. Viele Betroffene
trauen sich das nicht. Ich schon.“
Jürgen Schneider
„Oben ist noch nicht angekommen, dass sich
geprangert und gleichzeitig die Möglichkeit zum
unten was ändern muss.“ Das ist sein Anliegen.
Austausch geboten wird.
Ein politischer Mensch ist er geworden, ohne es
2012 ist er Gründungsmitglied des Armutsnetz-
jemals so geplant zu haben. Wann immer es um
werkes, dessen Mitglieder sich dem Kampf ge-
Teilhabe geht, spricht er: Auf dem Podium beim
gen Ausgrenzung und Armut stellen. „Man muss
Deutschen Fürsorgetag oder als Teilnehmer der
sagen können, was einem an Ungerechtigkeit
Europäischen Armutskonferenz und er findet Ge-
auffällt. Viele Betroffene trauen sich das nicht. Ich
hör beim Evangelischen Obdachlosenverband.
schon“, sagt Jürgen Schneider selbstbewusst.
„Ich sehe mich erst mal als Mensch. Und dann
Ihm ist klar, dass hinter den Hilfeangeboten wirt-
vielleicht als Verbindung zwischen den Hilfe-Profis
schaftliche Interessen stehen. „Das ist richtig so
in den Einrichtungen und den Wohnungslosen.
und das ist auch nicht schlecht“, hat er erkannt.
Ich sage manche Dinge, die andere nicht zu sa-
„Nur wenn sie wirtschaftlich arbeiten, können Ein-
gen wagen.“ Wenn Jürgen Schneider sagt, er
richtungen diese Angebote aufrechterhalten.“ Ihm
wolle auf Augenhöhe diskutieren, dann meint er
sei sehr wohl bewusst, dass es nicht so einfach
das auch so. Gesprächspartner müssen das ak-
ist, mit den Betroffenen zu arbeiten, statt über sie
zeptieren. Wer nicht dazu bereit ist, mit dem lässt
zu entscheiden. Nicht für jeden ist das dringends-
er sich auf keine Diskussion ein. „Aber das Schö-
te Problem die eigene Wohnung, nicht immer
ne ist, dass die meisten mit mir sprechen wollen.
muss der Alkoholentzug der erste Schritt sein.
Ich suche immer den Dialog.“
Und nicht immer ist das Personal in Ämtern und
Beratungsstellen das Spezialistenteam, das weiß,
Im Jahr 2007, als manche Einrichtungen der
welcher Weg der richtige ist.
Wohnungslosenhilfe noch darüber nachgrüEs war doch alles gut gemeint! Einen schlimme-
„schwer erziehbar“ in ein Heim, brach später eine
beln, ob man Computer in Tagestreffs aufstellen
Viele Jahre mussten sich die Hilfesuchenden fü-
ren Satz mag es im Zusammenhang mit Sozialer
Ausbildung ab. Seit er volljährig ist und das Heim
könne, konzipiert Jürgen Schneider die Seite
gen, sonst blieben sie auf der Strecke. „Das hat
Arbeit wohl kaum geben. „Es gut meinen“ be-
verlassen hat, ist Jürgen Schneider wohnungslos.
www.berberinfo.de, auf der aktuelle Informatio-
sich geändert in den letzten Jahren. Aber es gibt
deutet ja auch immer zu glauben, es besser zu
Mehrere Bemühungen, in eine Wohnung zu zie-
nen für die Betroffenen zusammengestellt sind.
noch immer Sozialarbeiter, die meinen, am bes-
wissen. Jahrzehntelang wurden Hilfeangebote für
hen, liegen hinter ihm. „Das hat nicht geklappt,
Manches sieht Schneider durchaus selbstkritisch:
ten zu wissen, was für mich gut ist. Zum Glück
Wohnungslose, verhaltensauffällige Jugendliche
alle Versuche in diese Richtung sind gescheitert.
„Anfangs wurde das als so eine Art Hotelportal für
werden es weniger, diese Gutmenschen gehen in
und alte Menschen nach diesem Prinzip aufge-
Das ist ein bisschen wie eine Sucht, es treibt mich
Wohnungslose dargestellt. Man kann das nicht
Rente“, sagt er und lacht. Schneider ist Realist,
baut. Hier waren die Hilfebedürftigen, die Kran-
immer wieder auf die Straße.“ Jürgen Schneider
mit einem Hotelführer vergleichen. Übernach-
weiß, dass Wohnungslosenhilfe nicht isoliert ge-
ken, die Armen und dort die Pastoren, Ärzte, Dia-
hat das akzeptiert. Was er nicht akzeptiert, ist,
tungsstellen und Unterkünfte sind keine Hotels.
sehen werden kann. „Das ist immer auch Sucht-
kone und Sozialarbeiter. Eben diejenigen, die Hilfe
dass jemand ihm sagen will, wie er zu leben hat.
Und die Rechnung dafür zahlen andere, das müs-
hilfe und Straffälligenhilfe und manchmal ist es
gewähren. „Es hat doch niemand gefragt, was
Als „Handlungsreisender in Sachen Partizipation“
sen auch die Berber (Wohnungslosen) akzeptie-
nicht so einfach, mit den Betroffenen zu arbeiten.
der einzelne Mensch denn überhaupt will“, sagt
reist er durch die halbe Welt und kämpft dafür,
ren.“ Das berberinfo-Portal ersetzt die Mund-zu-
Man muss sich Regeln unterwerfen, das ist mir
Jürgen Schneider. Der jetzt 52-Jährige lebt auf
dass Hilfe nicht mehr über die Köpfe der Betroffe-
Mund-Informationen aus früheren Zeiten. Es ist
schon klar. Aber wir müssen die Regeln mitbe-
der Straße seit er 18 ist. Mit 13 Jahren kam er als
nen hinweg geplant und organisiert wird:
auch eine Plattform, in der Ungerechtigkeit an-
stimmen dürfen.“
22 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 23
Tagestreffs und Ambulante Hilfen
Diakonische Gesellschaft Wohnen und Beraten (DWB)
Um Armut und Wohnungslosigkeit entgegenzutreten, bieten wir im gesamten ehemaligen Regierungsbezirk Braunschweig Hilfen, die sich jeweils am Bedarf der Menschen vor Ort orientieren. So haben wir zusammen mit den Kommunen
Tagestreffs, Ambulante Hilfestellen und stationäre Hilfeangebote entwickelt, um den Bedürfnissen der Menschen regional
gerecht werden zu können.
PERSONAL
Mitarbeitende
Davon in stationären Angeboten tätig
Ehrenamtliche
193
65
70
ANZAHL DER PLÄTZE UND BETREUTEN
Stationär
344
Davon durchschnittlich belegt
281
Ambulant (inkl. Tagestreffs)826
Ambulante Hilfe Salzgitter
Chemnitzer Str. 86
38226 Salzgitter
Tel.: 05341-86 73 06 0
Ambulante Hilfe Goslar
Mauerstr. 34
38640 Goslar
Tel.: 05321-31 98 98 0
Tagestreff IGLU
Wilhelmstr. 85
38100 Braunschweig
Tel.: 0531-12 16 78 32
Ambulante Hilfe Wolfsburg
Poststr. 39
38440 Wolfsburg
Tel.: 05361-21 41 3
Tagestreff „Zille“
Mauerstr. 34
38640 Goslar
Tel.: 05321-31 98 98 20
Stadtteilladen Nord
Mittelweg 52
38106 Braunschweig
Tel.: 0531-23 22 94 4
Tagestreff „Carpe diem“
Poststr. 39
38440 Wolfsburg
Tel.: 05361-29 13 14
Ambulante Hilfe Hann.-Münden
Lange Str. 35
34346 Hann.-Münden
Tel.: 05541-71 03 4
Stadtteilladen West
Madamenweg 156
38118 Braunschweig
Tel.: 0531-89 73 29
Diakonische Gesellschaft
Wohnen und Beraten mbH
Haus am Holtenser Berg
Wienstr. 4 f
37079 Göttingen
Tel.: 0551-50 53 30 2
Ambulante Hilfe Helmstedt
Carlstr. 38
38350 Helmstedt
Tel.: 05351-41 86 4
Diakonie-Heim
Am Jödebrunnen
Münchenstr. 11
38118 Braunschweig
Tel.: 0531-88 63 14 0
BESUCHERZAHLEN TAGESTREFF
Durchschnitt pro Tag 215
Ausgegebene Mittagessen180
Tagestreff „Oase“
Hagenstr. 18
37154 Northeim
Tel.: 05551-91 25 81 84
KONTAKTDATEN:
Diakonische Gesellschaft Wohnen und Beraten mbH (DWB)
Münchenstraße 11
38118 Braunschweig
Ambulante Hilfe Osterode
Abgunst 15
37520 Osterode
Tel.: 05522-66 61
Maik Gildner (Geschäftsführer)
Tel.: 0531-88 63 14 24
Michael Bahn (Regionalleitung)
Tel.: 0531-88 63 14 28
Eckart Beutnagel (Regionalleitung)
Tel.: 0531-88 63 14 21
Sandra Brünger (Regionalleitung)
Tel.: 0531-72 13 30
24 | Jahrbuch 2015/2016
Stadtteilladen Mitte
Münzstr. 12
38100 Braunschweig
Tel.: 0531-24 28 02 2
Ambulante Hilfe Peine
Kantstr. 35
31224 Peine
Tel.: 05171-34 54
Ambulante Hilfe Wolfenbüttel
Im Kalten Tale 10
38304 Wolfenbüttel
Tel.: 05331-49 33
Ambulante Hilfe Gifhorn
Braunschweiger Str. 56
38518 Gifhorn
Tel.: 05371-93 59 82 1
Tagestreff „Meilenstein“
Carlstr. 28 a
38350 Helmstedt
Tel.: 05351-53 92 82
Ambulante Hilfe Northeim
Schaupenstiel 28
37154 Northeim
Tel.: 05551-22 79
Tagestreff „Moin, Moin!“
Braunschweiger Str. 56
38518 Gifhorn
Tel.: 05371-17 28 6
Ambulante Hilfe Göttingen
Wiesenstr. 7
37073 Göttingen
Tel.: 0551-42 30 0
Jahrbuch 2015/2016 | 25
TOBIAS WITTEK
Ein starkes und kollegiales Team
„Hier kann ich meinen Horizont erweitern –
Tag für Tag.“
Tobias Wittek
Man hat den Eindruck, dass er zu bescheiden
Einsatzes als Fußball-Spielertrainer in der Ju-
Und genau das ist wohl auch eher die Art von
behaltenen Wohnräume sind mittlerweile zu
ist, um das große Lob und das Rampenlicht
gendhilfe des Stephansstifts. Zurückhaltend
Belohnung, die für Tobias Wittek eigentlich
Büros geworden. Direkte Nachbarn im Haus
so richtig zu genießen. Tobias Wittek ist nie-
lächelt er, als der Vertreter des Rotary Club
bedeutsam ist: zu sehen, dass seine Spieler
hat Tobias Wittek nach Büroschluss, wenn
mand, der sich der gesellschaftlichen Aner-
Hannover-Leibniz ihm und seiner Mannschaft
gelernt haben, stolz auf sich selbst zu sein.
die Kolleginnen nebenan Feierabend machen,
kennung wegen engagiert, das wird schnell
die Trikots übergibt, die die Rotarier für die
Seit 2002 trainiert er die Jugend-Fußball-
also nicht mehr. Dank der Nähe zum Arbeits-
klar. Er setzt sich ganz ohne persönliche Ab-
Fußballer organisiert haben – natürlich mit
mannschaft des Stephansstifts und zeigt da-
platz ist er sofort zur Stelle, wenn es Probleme
sichten oder Hintergedanken für andere ein.
grünem Stephansstift-Logo auf der Brust. Mit
bei vollen Einsatz. 2001 fängt Tobias Wittek
mit der Elektrik gibt – auch außerhalb der Ar-
Man merkt ihm an und erkennt, dass er es
dieser Spende drückt der Rotary Club seine
als Elektrotechnikermeister im Stephansstift
beitszeit. „Ich bin zuständig für alles, was mit
deshalb tut, weil es ihm einfach Spaß macht
Wertschätzung aus für das, was Tobias Wit-
an, ein Jahr später zieht er auf das Stiftsge-
Strom zu tun hat und kaputt gehen kann. Sei
und wirklich am Herzen liegt. So wirkt er auf
tek und seine Mannschaft sportlich geleistet
lände und wohnt seitdem mit seiner Familie
es der Aufzug im Wichernhaus, ein Pflegebett
der Bühne des Jahresfestes im Stephansstift,
haben und was der Sport aus und mit ihnen
im Haupthaus, in einer Wohnung im Dachge-
im Freytaghaus oder einfach nur die Klingel
das traditionsgemäß am Himmelfahrtstag
gemacht hat: ein echtes Team. Zufrieden und
schoss – anfangs noch Tür an Tür mit Pas-
am Haupthaus“, beschreibt Tobias Wittek die
gefeiert wird, fast ein wenig verlegen bei der
glücklich strahlen die jungen Männer in die
tor Walter Weber, der bis 2011 Vorsteher im
Vielfältigkeit seiner Reparaturaufträge und Ar-
offiziellen Würdigung seines ehrenamtlichen
Kameras der Zuschauer.
Stephansstift war. Diese den Vorstehern vor-
beitseinsätze.
26 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 27
TOBIAS WITTEK
Die Handwerker der Diakonischen Servicege-
Aspekt der sozialen Verantwortung macht die Ar-
sellschaft Kästorf (DSK) im Stephansstift bieten,
beit im Stephansstift für Tobias Wittek zu einer an-
ebenso wie ihre Kollegen am Standort Gifhorn,
spruchsvollen und vielfältigen Aufgabe, auch die
Dienstleistungen für die Gesellschaften der Dach-
umfangreichen Fort- und Weiterbildungsmöglich-
stiftung Diakonie und für Privatpersonen oder Fir-
keiten sind für ihn ein wichtiger Bestandteil, um
men an. Das Ziel ist, benachteiligte junge und äl-
sich persönlich und im Beruf weiterentwickeln zu
tere Menschen zu qualifizieren oder auszubilden,
können. So hat er sich zum Qualitätsbeauftrag-
damit sie ihren Platz im Berufsleben und in der
ten und zum Sicherheitsbeauftragten ausbilden
Gesellschaft finden. Neben seinem handwerkli-
lassen und steht Kolleginnen und Kollegen bera-
chen Arbeitsumfeld hat er noch ein weiteres: In
tend zur Seite, wenn es Unklarheiten oder Fra-
der Mitarbeitervertretung ist er aktives Mitglied,
gen zur Sicherheit und Qualität im Unternehmen
kümmert sich um Fragen rund um das Thema
gibt. Auch in der Zusammenarbeit mit anderen ist
sicheres und gesundes Arbeiten. „Das Besonde-
Tobias Wittek ein geschätzter Kollege und echter
re an meiner Arbeit ist die Begegnung mit so vie-
Teamplayer: „Im Team arbeiten wir sehr gut und
len unterschiedlichen Menschen“, verrät Wittek.
kollegial zusammen. Genauso super läuft es mit
den Kollegen aus den anderen Betrieben und
„Wenn ich zum Beispiel einen Arbeitsauftrag aus
Gewerken der Diakonischen Servicegesellschaft
der Jugendhilfe bekomme, dann bin ich mir dar-
Kästorf.“
über bewusst, dass ich als „interner“ Handwerker
eine andere Verantwortung trage, als wenn ein
Zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Elektrotechniker-
externer Elektriker beauftragt würde. Ich kenne
meister und Sicherheits- sowie Qualitätsbeauf-
viele der Jugendlichen und kann dann als Vor-
tragter trägt Tobias Wittek als Ausbildungsleiter
bild fungieren, indem ich ihnen Dinge erkläre und
auch die Verantwortung für den „Nachwuchs“ im
zeige.“ So habe er gelernt, nicht nur die Technik
Elektro-Handwerk im Stephansstift. Geduldig und
und technischen Herausforderungen zu sehen,
verständnisvoll erklärt er den jungen Menschen –
sondern auch die Menschen und ihre Geschich-
seien es Lehrlinge oder auch Praktikanten aus der
ten zu betrachten, die ihm in seinem Arbeitsum-
Jugendhilfe oder dem Berufsbildungszentrum –
feld begegnen. „Es hat meinen Horizont wirklich
ihre Aufgaben. Außerdem begleitet er Prüfungen
erweitert“, macht Wittek die Besonderheit dieser
an der Handwerkskammer Hannover. Wie er all
sozialen Arbeitsumgebung deutlich. Interesse
die beruflichen Aufgaben und sein ehrenamtliches
zu zeigen an den Menschen, auf die er bei sei-
Engagement als Trainer unter einen Hut bringt
ner täglichen Arbeit trifft, und Verständnis für ihre
und dabei noch ein offenes Ohr für seine Mitmen-
Probleme aufzubringen, ist heute für ihn selbst-
schen haben kann, bleibt sein persönliches Ge-
verständlich und gehört einfach zum „Handwerk“
heimnis. Dass er mit viel Motivation bei der Sache
dazu. „Früher hatte ich einen gewissen Vorbehalt
ist und Freude an dem hat, was er tut, ist dage-
vor Altenheimen. Das hat sich komplett geändert.
gen vollkommen offensichtlich. „Meine Frau und
Jetzt begrüße ich jeden herzlich und alle kön-
meine drei Kinder geben mir viel Kraft für meine
nen sich mit ihren Anliegen gern bei mir melden
täglichen Aufgaben. Sie helfen mir dabei, jeden
– schließlich sind wir Nachbarn!“ Nicht nur der
Tag mein Bestes zu geben.“
28 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 29
NADINE WIESNER
Die Chancen genutzt und das Leben gemeistert
„Mir ging es nicht immer so gut wie jetzt. Vor ei-
Chancen, in das Berufsleben einzusteigen
niger Zeit habe ich eine besonders schwierige
und erste Erfahrungen zu sammeln.
Phase in meinem Leben durchgemacht. Als es
mir besser ging, suchten meine Sozialarbeiterin
Dann kam die Ausbildungsfrage. Was lerne
und ich Möglichkeiten für mich, wieder in ein
ich? Wo kann ich einen Ausbildungsplatz fin-
normales Leben zu finden. Eins stand fest,
den? Wer nimmt mich? Für Nadine Wiesner
nach Hause zurück wollte ich auf keinen Fall
fand sich eine schnelle Lösung, ihr wurde
wieder. Zufälligerweise war meine Sozialar-
ein Ausbildungsplatz als Hotelfachkraft an-
beiterin eine ehemalige Mitarbeiterin des Ste-
geboten – und sie nahm begeistert an. „Ei-
phansstifts, und nach einem Infogespräch zog
gentlich wollte ich eine Ausbildung zur Haus-
ich dann in die therapeutische Wohngruppe
wirtschaftskraft beginnen und musste erst
Drachenburg ein.“
ein bisschen überlegen. Aber jetzt kann ich
sagen, dass das ein großes Glück für mich
„Ich war so froh, dass in meinem Leben
auch mal etwas einfach sein konnte.“
Nadine Wiesner
Das Zentrum für Erwachsenenbildung befin-
war. Die Ausbildung zur Hotelfachfrau ist noch
det sich ebenso wie die Jugendwohngruppe
anspruchsvoller und vielseitiger und bietet mir
Drachenburg auf dem Gelände des Stephans-
später viel bessere Chancen. Ich bin im dritten
stifts. Nadine stabilisierte sich mit der Unter-
Lehrjahr und habe bereits viele Erfahrungen
stützung der Betreuerinnen und Betreuer so-
und Eindrücke sammeln können.“ Ob an der
wie Therapeutinnen und Therapeuten. Schule
Rezeption, im Service oder in der Hauswirt-
funktionierte wieder. Und nach einigen Praktika
schaft – überall hat sich die junge Frau be-
in Kindertagesstätten wollte Nadine Wiesner
währt.
mal etwas völlig anderes ausprobieren. „Kurz
Die freundliche junge Frau an der Rezeption des
tete Zimmer, WLAN, Tagungstechnik auf höchs-
entschlossen ging ich zur Rezeption des ZEB
Stephansstift Zentrum für Erwachsenenbildung
tem Niveau, internationale Seminare – und doch
und fragte, ob ich hier ein Praktikum als Haus-
lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Geduldig
ist die besondere Atmosphäre eines Evangeli-
wirtschaftskraft absolvieren könnte.“ Nach ei-
erklärt sie dem Tagungsgast, wie er zu dem Se-
schen Bildungszentrums spürbar. Das liegt nicht
nem kurzen Gespräch mit dem Geschäftsfüh-
minarraum kommt und von dort aus zum Mittag-
nur an der morgendlichen Andacht, zu der alle
rer Rudolf Merz konnte Nadine bereits in der
essen im Speisesaal. Auch die Frage nach der
Gäste eingeladen sind. Das liegt auch nicht nur
nächsten Woche mit dem Praktikum begin-
Straßenbahn in die Innenstadt beantwortet sie,
an der besonderen Umgebung, denn auf dem
nen. „Ich war so froh, dass in meinem Leben
zeigt auf dem Lageplan, wo die Haltestelle ist.
Gelände direkt neben der Eilenriede gibt es Al-
auch mal etwas einfach sein konnte“, erinnert
Hotelbetrieb eben!
tenpflegeheime, Wohngruppen der Jugendhilfe
sich die junge Frau. Das Praktikum lief super
sowie eine Förderschule – bunt, wie das Leben
und wurde auf ein Jahr verlängert.
Hotelbetrieb? Nicht nur, denn das Zentrum für
selbst. Besonders sind vor allem die Menschen,
Erwachsenenbildung ist zwar mit anderen Hotels
die hier arbeiten. Eine von ihnen ist Nadine Wies-
Die Zusammenarbeit zwischen den verschie-
in allen Reiseportalen buchbar, aber gleichzeitig
ner. Die junge Frau hat vor zwei Jahren ihre Aus-
denen Einrichtungen des Stephansstifts er-
ist es noch mehr als ein Hotel. Modern eingerich-
bildung zur Hotelfachfrau begonnen:
öffnet jungen Menschen wie Nadine Wiesner
30 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 31
REGINA GRUNDSTEDT
Die gute Seele an der Rezeption
Für mich ist die Rezeption der beste Arbeitsplatz
sie rückblickend. Anfangs jedoch ist sie allein an
überhaupt“, sagt sie gut gelaunt. Regina Grund-
der Rezeption, ohne klar abgegrenzte Arbeitszei-
stedt ist einer dieser Menschen, die immer ein
ten und ohne abendliche Dienstübernahme durch
freundliches Wort auf den Lippen und ein offenes
eine Nachtwache. „Es fiel mir schwer, nach Feier-
Ohr für ihr Gegenüber haben, die selbst in stres-
abend den Kopf frei zu kriegen. Ständig habe ich
sigen Situationen hilfsbereit und höflich sind und
mich gefragt, ob bei den Übernachtungsgästen
sich dabei nicht einmal verstellen müssen. Die mit
alles gut geht und gehofft, dass niemand seinen
ganzem Herzen dabei und gerne für andere da
Schlüssel verliert oder sich aussperrt. Die fehlen-
sind. „Der Mensch steht hier im Mittelpunkt, mit
de Betreuung in der Nacht sowie die Tatsache,
all seinen individuellen Bedürfnissen. Wir sind ein
dass ich selbst nicht täglich von frühmorgens bis
christliches Haus und ein sozialer Dienstleister. Zu
spätabends an der Rezeption sein konnte, ent-
diesem Wort stehe ich, deshalb empfange ich je-
sprach nicht meinem Verständnis eines perfekten
den Gast des ZEB herzlich und unvoreingenom-
Services. So konnten wir unseren Gästen nicht
men“, betont die sympathische Frau.
vollkommen gerecht werden.“
Dienstleister. Zu diesem Wort stehe ich, deshalb
Dass sie einmal in einem diakonischen Unterneh-
Dies ändert sich, als Regina Grundstedt Verstär-
empfange ich jeden Gast des ZEB herzlich und
men und hinter einem Empfangstresen arbeiten
kung bekommt. Zunächst durch Birgit Bierwirth
unvoreingenommen.“
würde, war zu Beginn ihres Arbeitslebens nicht
und dann durch Sonja Nowottka, mit der sie nun
unbedingt zu erahnen. 22 Jahre lang war Regina
bereits seit acht Jahren zusammen die Rezepti-
Grundstedt im Vorzimmer eines Wirtschaftsun-
on leitet. Die beiden Frauen ergänzen sich ideal,
ternehmens tätig, das sich auf Bohrungen nach
denn sie verstehen sich nicht nur gut, sondern
Wasser, Kohle und Öl spezialisiert hatte. Irgend-
harmonieren auch in ihrer Arbeitsweise bestens
„Wir sind ein christliches Haus und ein sozialer
Regina Grundstedt
Mit einem strahlenden Lächeln begrüßt Regina
nenbildung. Hier laufen alle Fäden zusammen.
wann kaufte ein amerikanischer Großkonzern das
miteinander: „Wir arbeiten genau gleich und sind
Grundstedt jeden Gast, der im Zentrum für Er-
Deshalb müssen wir sehr genau arbeiten, damit
Unternehmen auf, innerhalb von drei Jahren kam
uns fast immer einig, das hat von Beginn an vieles
wachsenenbildung (ZEB) ankommt, Rat sucht
keine Fehler passieren und sich die Kolleginnen
die Insolvenz. Und mit ihr nach und nach der Ver-
erleichtert. Zusammen haben wir uns Abläufe neu
oder eine Auskunft benötigt – und das bereits
und Kollegen voll und ganz auf uns verlassen
lust von 380 Arbeitsplätzen. „Ich gehörte zu den
erarbeitet und geschaut, was wir wie verbessern
seit 16 Jahren. Als gute Seele an der Rezepti-
können“, beschreibt Regina Grundstedt ihre Zu-
letzten zwanzig“, erzählt Regina Grundstedt, „das
können. Wir sind ganz schnell zu einem Team
on sorgt sie durch ihre freundliche, hilfsbereite
ständigkeiten. Aufgaben wie Buchungsanfragen
war keine leichte Zeit.“ Sie orientiert sich um und
geworden, das optimal funktioniert. Wir verste-
Art nicht nur dafür, dass sich die Tagesgäste,
beantworten, Teilnehmerlisten erstellen, Verpfle-
fängt schließlich in einem privat geführten Fami-
hen uns ohne viele Erklärungen und sind perfekt
Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie
gungsbedarfe abfragen und vorplanen, Sonder-
lienhotel an. Doch dort bleibt sie nur kurz: Eines
aufeinander abgestimmt. Deshalb läuft auch die
Dozentinnen und Dozenten während ihres Auf-
wünsche berücksichtigen, technische Medien in
Tages liest sie eine Zeitungsannonce des Zent-
Übergabe ohne lange Reden: Es ist ein nahtloser
enthaltes im Tagungshaus und Hotel des ZEB
den Seminarräumen bereitstellen, Bestuhlungs-
rums für Erwachsenenbildung über eine freie Stel-
Übergang, wenn wir uns gegenseitig ablösen.“
so wohl wie möglich fühlen. Sie ist auch dafür
formen erfragen oder auch Wegbeschreibun-
le an der Rezeption und bewirbt sich – mit Erfolg.
Zusätzlich wurde ein Spät- und Nachtdienst ein-
verantwortlich, dass im Tagesbetrieb alles richtig
gen geben sind Teil ihrer Arbeit. Und noch vieles
„Was mich daran gereizt hat, war der Aspekt der
geführt, dank dem ein 18-Stunden-Service für
koordiniert wird und „glatt läuft“: „Die Rezeption
mehr. „Ich kann mir keine abwechslungsreichere
Erwachsenenbildung. Die Verbindung von Hotel
eine bestmögliche Betreuung der Gäste gewähr-
ist die Schnittstelle des Zentrums für Erwachse-
und vielfältigere Tätigkeit vorstellen.
und Bildungshaus hat mich sehr gelockt“, sagt
leistet werden kann.
32 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 33
REGINA GRUNDSTEDT
Auch mit der Kollegin Sandra Spieker von der
Jahren hat sich hier so einiges verändert, wurde
Information und der zentralen Poststelle sowie
umgebaut und renoviert. Es gibt viel mehr Zim-
mit Jens Schliep, der dort gerade seinen Bun-
mer als früher und immer wieder neue Bildungs-
desfreiwilligendienst absolviert, klappt die Zu-
und Ausbildungsangebote. Außerdem arbeiten
sammenarbeit reibungslos. Beide arbeiten direkt
wir heute sehr kundenorientiert, haben ein Be-
neben der Rezeption und sind daher, genau wie
schwerdemanagement und einen Qualitätszirkel
Regina Grundstedt und Sonja Nowottka, stets
eingerichtet und bitten unsere Gäste um Feed-
die erste Anlaufstelle in den Räumlichkeiten des
back und Kritik. Ich bin gespannt, wie sich das
ZEB. „Wir vier bilden sozusagen den Informa-
ZEB in Zukunft noch weiterentwickeln wird.“
tionsdienst, weil wir die ersten sind, denen die
Gäste begegnen. Wir sind ein gut eingespieltes
Die Vielseitigkeit ist es, die sie damals in den
Team“, verrät Regina Grundstedt stolz. Auch
Bann gezogen hat und noch heute begeistert:
freut sie sich, ihr Wissen und ihre Erfahrungen
Der Austausch mit Referentinnen und Referen-
seit zwei Jahren an Auszubildende wie Nadine
ten, pädagogischen Mitarbeitenden sowie mit
Wiesner weitervermitteln zu können.
den Gästen als auch das abwechslungsreiche
Programm – das von der Ausbildung zu ehren-
Umso trauriger ist sie darüber, dass sich ihre Zeit
amtlichen Märchenerzählern über Musiktreffen
im Zentrum für Erwachsenenbildung bald dem
für blinde Menschen bis hin zur Mitgestaltung
Ende neigt. Ihre 45 Arbeitsjahre hat sie erfüllt –
von EU-Projekten reicht – bildet für Regina
und gerade die letzten 16 Jahre haben dabei vor
Grundstedt die ideale Arbeitsumgebung. „Die
allem sie erfüllt. Gerne würde die Frohnatur ihre
Arbeit mit Menschen ist für mich das Schönste.
Tage im ZEB noch verlängern; im Februar 2016
Ich könnte nicht stundenlang am PC sitzen und
endet ihr Einsatz an der Rezeption offiziell. Doch
mit Zahlen hantieren. Selbst stressige Situatio-
Regina Grundstedt hofft, danach noch den ei-
nen empfinde ich hier als positiv. Ich bin wirklich
nen oder anderen Abend- oder Wochenend-
sehr dankbar dafür, dass mein Weg mich in die-
dienst übernehmen zu dürfen. „In den letzten
se einzigartige Bildungsstätte geführt hat.“
Stephansstift Zentrum für Erwachsenenbildung
gemeinnützige GmbH (ZEB)
Hotel und Tagungshaus
Unser Tagungshaus versteht sich als evangelisch geprägte Einrichtung der Fort- und Weiterbildung für die
berufliche und freiwillige Tätigkeit in sozialen Arbeitsfeldern.
ZAHLEN UND FAKTEN 2014
Auslastung: Anzahl der Zimmer: Anzahl der Betten:
Übernachtungen: Teilnehmende: Anzahl der Kurse und Veranstaltungen: Teilnahmetage: Zahl der Mitarbeitenden: 73,2 %
86
153
17.242
22.359
1.796
42.667
44
KONTAKT:
Stephansstift Zentrum für Erwachsenenbildung gemeinnützige GmbH
Hotel und Tagungshaus
Rudolf Merz
Geschäftsführer
Kirchröder Straße 44
30625 Hannover
Tel.: 0511-53 53 31 1
34 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 35
Förderschulen Stephansstift gGmbH (FÖS)
Selbstverständnis: Unser Ziel ist die Förderung von Kindern mit sozialen, emotionalen, psychosomatischen und/oder psychomotorischen
Auffälligkeiten und Beeinträchtigungen, die derzeit keine integrative Beschulungsmöglichkeit in Anspruch nehmen können. Durch projektbezogenes Lernen und sozialpädagogische Begleitung und Beratung können die Kinder individuell und intensiv gefördert werden.
ANZAHL DER LEHRKRÄFTE
Gesamt 53
Borstel
4
Seesen/Clausthal
6
Gifhorn 7
Hannover
36
ANZAHL DER PLÄTZE
Gesamt
Borstel
Seesen/Clausthal
Gifhorn
Hannover
Klassen/Lerngruppen ges. 275
30
45
40
160
34
Anzahl pädagogischer Fachkräfte
Gesamt
25
Borstel3
Seesen/Clausthal4
Gifhorn4
Hannover
14
•
•
•
•
•
Jedes Jahr ca. 30 Pratikantinnen und Praktikanten im Rahmen der Ausbildung zur Förderschullehrkraft
4 Langzeitpraktikantinnen bzw. -praktikanten im Rahmen der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin bzw. zum Heilerziehungspfleger
aus dem Diakonie-Kolleg
Ca. 15 weitere Praktikantinnen und Praktikanten im Rahmen der Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher, zur Sozialassistentin
bzw. zum Sozialassistenten, für andere Lehrämter, Studium Sozialpädagogik/Soziale Arbeit und Diplom Sonderpädagogik
SCHULTIERE
1 Schulpferd (Peppino)
3 Schulhunde (zwei mit abgeschlossener Therapiehunde-Ausbildung, ein in der Ausbildung befindlicher Hund)
SCHULBEGLEITER/INTEGRATIONSASSISTENTEN
• 6 Schulbegleiter/Integrationsassistenten, die über das eigene Personal hinaus Kinder in der Schule unterstützen und fördern
DiaServ Braunschweig GmbH
Wir bieten anwendungsorientierte IT-Dienstleistungen und einen verlässlichen Service für perfekt vernetzte Kompetenzen in der Sozialwirtschaft. Mit Technik- und Sozial-Know-how entwickeln wir dynamische, individuelle Lösungen, um
den Ansprüchen des technologischen Entwicklungsprozesses gerecht zu werden.
PERSONAL
Mitarbeitende
Praktikanten
13
5
ANZAHL SERVICEANFRAGEN
Anrufe täglich
60-90
E-Mails täglich
80
36 | Jahrbuch 2015/2016
FEHLERBEHEBUNGEN
Durchschnittliche Dauer
Anzahl Falschmeldungen
unter 6 h
5-8 %
KONTAKTDATEN:
Egbert Ewald
Geschäftsführer
Hauptstr. 51
38518 Gifhorn
Tel.: 05371-94 29 11 00
•
-
-
-
LERNORTE/LERNGRUPPEN
10 Lernorte/Lerngruppen, die sich nicht auf dem Stammgelände der Schulen befinden
Borstel: eine Kooperationsklasse an einer Oberschule
Gifhorn: eine Intensivpädagogische Lerngruppe, eine Werkstattklasse in Ummern
Hannover: eine Kooperationsklasse an einer Grundschule (Grundschule Lüneburger Damm, Hannover), eine Kooperationsklasse an einer Hauptschule (Geschwister-Scholl-Schule, Seelze), eine Mädchenklasse in Räumen der Jugendhilfe, zwei Schultagesgruppen in Räumen von Tagesgruppen, eine Intensivpädagogische Lerngruppe im Unterstützungsbereich der geistigen Entwicklung in Räumen der Jugendhilfe, eine Lerngruppe als schulersetzende Maßnahme in der Jugendhilfeeinrichtung „Domiziel“
KONTAKT:
Stephansstift Förderschulen gGmbH
Daniel König
Geschäftsführer/Schulleiter der Ludolf-Wilhelm-Fricke-Schule
Kirchröder Straße 45 N
30625 Hannover
Tel.: 0511-53 53 27 1
Jahrbuch 2015/2016 | 37
IMKE HARMS
Ich habe genau den richtigen Beruf
„Ich habe ja mit meinen Vorgesetzten die besten
Beispiele täglich vor Augen, welche Wege einem
in diesem Beruf offen stehen. Auch deshalb habe
ich dann den Schritt gewagt.“
Nicht auf Defizite schauen, sondern auf das, was
„Viele unserer Mitarbeitenden haben zunächst ei-
gut ist. So gestaltet die junge Frau auch die ei-
nen anderen Beruf gelernt und dann festgestellt,
gene Zukunft. „In meinem ersten Leben war ich
dass sie dort vielleicht nicht weiterkommen. In der
Zahnmedizinische Fachangestellte. Aber nach der
Pflege ist es anders. Wenn man sich darauf ein-
Ausbildung wurde mir klar, dass ich das nicht mein
lässt und die Weiterbildungsangebote wahrnimmt,
Leben lang machen möchte und so suchte ich
stehen einem alle Türen offen.“ Als Bereichsleiterin
nach einer beruflichen Veränderung“, erinnert sich
legt sie daher großen Wert auf interne und exter-
die 30-Jährige. Kontakte ins Stephansstift gab es
ne Fortbildungen. „Nicht für alle Mitarbeitenden ist
bereits, ihr Freund arbeitete schon einige Jahre
das Studium der richtige Weg, darum bieten wir
dort. „Seit 2010 wohnen wir zusammen in einer
in jede Richtung Qualifizierungsmöglichkeiten an.“
Wohnung auf dem Gelände. Mein Freund war es
Imke Harms
auch, der mich auf die Idee brachte, eine Ausbil-
Für Imke Harms steht neben dem Studium erst mal
dung zur Pflegefachkraft zu beginnen.“ Ohne die
der berufliche Alltag auf dem Programm. „Im Haus
positiven Erfahrungen ihres Freundes wäre sie
Stephansruh bin ich vor allem für die sogenann-
wohl nicht auf den Gedanken gekommen, dass
te Behandlungspflege zuständig. Ich gebe Medi-
ihre berufliche Zukunft in der Altenpflege liegen
kamente aus, lege Verbände an. Aber zu meinen
könnte. „Darum finde ich es wichtig, dass junge
Aufgaben gehört auch die Grundpflege wie das
Menschen möglichst viele Praktika machen, um
Waschen und Mobilisieren der Bewohnerinnen
in Berufe reinzuschnuppern. Meistens weiß man
und Bewohner“, berichtet die junge Altenpflegerin.
nach der Schule doch noch gar nicht, welche Berufe es überhaupt gibt.“
Als Herausforderung empfindet sie das Zeitmanagement. „Ich möchte so viel Zeit wie irgend
Informative Gespräche mit der Bereichsleiterin
möglich mit den Bewohnerinnen und Bewoh-
„Langeweile – kenne ich nicht, schon gar
Bewohnerinnen und Bewohner sind so dank-
Renate Geruschkat-Grundmann und der Pfle-
nern verbringen, muss aber auch die umfangrei-
nicht im Beruf. Hier passiert immer wieder
bar. Wenn ich aus dem Urlaub komme und
gedienstleiterin Steffi Jünemann bestärkten Imke
che und wichtige Dokumentation schaffen. Und
etwas Neues.“ Wer Imke Harms sieht, glaubt
von Zimmer zu Zimmer gehe, die Menschen
Harms in ihrem Entschluss, eine zweite Ausbil-
das alles bei einer Teilzeitstelle wegen meines
ihr das unbenommen. Die quirlige junge Frau
begrüße und immer wieder höre ‚Schwester
dung zu beginnen. „Ich habe ja mit meinen Vor-
berufsbegleitenden Studiums. Das ist mitunter
vermittelt so viel Lebensfreude und Aktivi-
Imke, schön, dass Sie wieder da sind‘, weiß
gesetzten die besten Beispiele täglich vor Augen,
gar nicht so einfach unter einen Hut zu bekom-
tät und ist damit die klassische Gegenthese
ich, dass ich genau den richtigen Job ausge-
welche Wege einem in diesem Beruf offenstehen.
men.“ Da ist es gut, wenn das Betriebsklima
zu der verbreiteten Annahme „Im Altersheim
wählt habe. Außerdem liebe ich die Vielseitig-
Auch deshalb habe ich dann den Schritt gewagt.“
stimmt. „Wir sind eine bunt gemischte Truppe
passiert nichts mehr!“. Das Haus Stephansruh
keit an meinem Beruf. Sei es das alltägliche zu
Im September 2014 hat sie ihre Ausbildung er-
von Pflegehelfern, Pflegefachkräften, Hauswirt-
der Stephansstift Pflege und Seniorenwohnen
Bett bringen der Bewohnerinnen und Bewoh-
folgreich abgeschlossen. „Seitdem arbeite ich als
schaftskräften und Auszubildenden zwischen 18
gGmbH ist der Arbeitsplatz von Imke Harms,
ner, die Neugestaltung der Balkonbepflan-
Pflegefachkraft im Altenheim Stephansruh und
und 60 Jahren. Es herrscht trotz der vielen Arbeit
hier kümmert sie sich zusammen mit ihren
zung oder auch die Gespräche mit den An-
studiere nebenberuflich Bachelor of Arts in Nur-
stets eine gute Stimmung im Haus. Wir unter-
Kolleginnen und Kollegen um 45 alte und pfle-
gehörigen.“ Wichtig sei ihr, den Familien der
sing, um mich so auf spätere Leitungsaufgaben
nehmen auch gerne etwas privat zusammen,
gebedürftige Menschen. „Mir macht die Arbeit
alten Menschen deutlich zu machen, dass es
vorzubereiten.“ Für Renate Geruschkat-Grund-
zum Beispiel haben wir dieses Jahr zusammen
mit alten Menschen unheimlich viel Spaß. Die
im Seniorenheim viele positive Erlebnisse gibt.
mann ist dieser Karriereweg ein ganz typischer:
im Brauhaus Ernst August Fasching gefeiert.“
38 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 39
EIN- UND AUSZÜGE
Haus Einzüge Auszüge
Katharina-von-Bora-Haus (KVB) 43 37
Freytaghaus (FTH)4641
Stephansruh (STR)1919
Marianne-Werner-Haus (MWH)2328
Lotte-Kestner-Haus (LKH)8786
BENOTUNG DER HÄUSER IN 2014
Pflege u. med.
Versorgung
Note
Stephansstift Pflege und Seniorenwohnen gGmbH (PSW)
Umgang mit
Demenz
Soziale
Betreuung
Verpflegung,
HW, Hygiene
GESAMTNOTE
Kundenbefragung
FTH 1,61,01,01,01,3
1,2
MWH1,41,01,01,01,2
1,2
LKH1,01,01,01,01,0
1,0
STR1,21,21,01,01,1
1,1
KVB1,01,01,01,01,0
1,0
Wir bieten alten und pflegebedürftigen Menschen in unseren Häusern ein neues Zuhause, in dem sie
sich wohlfühlen. Unsere Fachkräfte sorgen für eine qualifizierte Betreuung und Begleitung im Alltag,
KONTAKTDATEN
die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist und dabei die Eigenständigkeit des einzelnen
Menschen berücksichtigt und fördert.
PERSONAL
Mitarbeitende
Auszubildende
Ehrenamtliche
263
12
17
ANZAHL DER PLÄTZE
Gesamt344
Katharina-von-Bora-Haus
94
Freytaghaus
95
Stephansruh
45
Marianne-Werner-Haus
75
Lotte-Kestner-Haus 35
40 | Jahrbuch 2015/2016
Heim- und Bereichsleitung
Renate Geruschkat-Grundmann
Tel.: 0511-53 53 15 73
E-Mail: [email protected]
Pflegedienstleitung Lotte-Kestner-Haus:
Simone Rölke-Liebich
Tel.: 0511-27 04 47 0
E-Mail: [email protected]
Pflegedienstleitung Freytaghaus:
Anette Paternoga
Tel.: 0511-53 53 13 31
E-Mail: [email protected]
Pflegedienstleitung Stephansruh
und Marianne-Werner-Haus:
Steffi Jünemann
Tel.: 0511-53 53 16 70
E-Mail: [email protected]
Pflegedienstleitung Katharina-von-Bora-Haus:
Annette Rosanka
Tel.: 0511-56 35 76 41
E-Mail: [email protected]
Jahrbuch 2015/2016 | 41
Diakonische Altenhilfe Kästorf GmbH (DiAK)
KONTAKTDATEN:
Geschäftsführung
Rüdiger Krafft
Tel.: 05371-72 20
Wir bieten alten und pflegebedürftigen Menschen in unseren Häusern ein neues Zuhause, in dem sie
sich wohlfühlen. Unsere Fachkräfte sorgen für eine qualifizierte Betreuung und Begleitung im Alltag,
die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist und dabei die Eigenständigkeit des einzelnen
Heimleitung
Thomas Bader (Christinenstift)
Tel.: 05371-72 20
Menschen berücksichtigt und fördert.
PERSONAL
Mitarbeitende
Auszubildende
Ehrenamtliche
Harald Baruschke (Brömmelkamp, Hagenhof-Pflege)
Tel.: 05371-72 24 56
276
15
20
Alexander Thiel (Hagenhof Eingliederungshilfe)
Tel.: 05371-72 23 06
ANZAHL DER PLÄTZE
Gesamt455
Brömmelkamp
99
Christinenstift 302
Hagenhof-Pflege
54
Pflegedienstleitung Brömmelkamp:
Marina Hepting
Tel.: 05371-72 12 83
BENOTUNG DER HÄUSER IN 2014
Pflege u. med.
Versorgung
Note
Umgang mit
Demenz
Soziale
Betreuung
Verpflegung,
HW, Hygiene
GESAMTNOTE
Kundenbefragung
Brömmelkamp (2015) 1,3
1,0
1,0
1,0
1,1
1,1
Christinenstift
1,2
1,0
1,0
1,1
1,1
Hagenhof1,61,01,01,01,3
1,2
42 | Jahrbuch 2015/2016
1,2
Pflegedienstleitung Christinenstift:
Silvia Scholz
Tel.: 05371-72 21 03
Susanne Fricke
Tel.: 05371-72 21 02
Pflegedienstleitung Hagenhof:
Kerstin Gödecke
Tel.: 05371-72 15 90
Jahrbuch
2015/2016
| 43| 43
Jahrbuch
2015/2016
AGATA NISKI
Der Papierkram kann auch mal warten, der Mensch nicht!
„Ich hatte zuvor noch nie davon gehört: we-
nen und Polen zugutekommen sollen. Agata
der von den Diakonischen Heimen Kästorf
Niski hat von Beginn an alle Hände voll zu tun
noch von einem derartigen Projekt. Ich fand
und merkt schnell, dass die neue Aufgabe wie
das alles sehr spannend, mein Interesse war
für sie gemacht ist: „Zu sehen, wie gut das
sofort geweckt“, sagt sie rückblickend. Hein-
Projekt läuft und wie toll sich die polnischen
rich Schubert, der das Projekt mit initiiert hat,
Praktikantinnen und Praktikanten in kurzer
verrät ihr auch, dass er noch auf der Suche
Zeit entwickeln, begeistert mich einfach im-
nach Verstärkung ist – nach einer Verstär-
mer wieder.“
kung mit pädagogischem Hintergrund und
„In mir fließt polnisches Blut. Ich weiß, wie
es in Polen ist, und kann die Situation der
meisten Praktikantinnen und Praktikanten gut
nachvollziehen.“
herausragenden Polnisch-Kenntnissen. Agata
Das vertrauensvolle, intensive Verhältnis, das
Niski, die in Polen geboren und bis zu ihrem
die junge Frau zu den Besuchern aus Polen
16. Lebensjahr dort aufgewachsen ist, zögert
aufbaut, macht ihre Arbeit jedoch nicht immer
nicht lange: Sie bewirbt sich in Kästorf und
leichter. Es gibt auch Momente, in denen sie
bekommt kurze Zeit später die Zusage. „Ich
sich etwas mehr Abstand und eine stärkere
habe mich riesig gefreut. Beruflich mit mei-
Trennlinie zwischen Privat- und Berufsleben
ner polnischen Mentalität in Verbindung zu
wünscht. Da sie auch an den Wochenenden
stehen und zeitgleich soziale Arbeit zu leis-
Zeit mit „ihren“ Polinnen und Polen verbringt,
ten, das war und ist noch heute die perfekte
Ausflüge und Aktionen für ein umfangreiches
Arbeitsumgebung für mich!“
Kulturprogramm organisiert und im Notfall 24
Stunden erreichbar ist, gibt es keine klare Gren-
Agata Niski
In der Werkstatt für Montage und Verpackung
ze zwischen Freizeit und Arbeitszeit. „Auch
der Diakonie Kästorf werden die meisten der
mein Mann und meine kleine Tochter sind in
„Ich glaube an soziale Gerechtigkeit und an
ten auch bei meiner Berufswahl eine wichtige
polnischen Praktikantinnen und Praktikanten
meine Arbeit mit den polnischen Praktikanten
Menschlichkeit. Deshalb bin ich hier“, sagt
Rolle spielen“, erzählt Agata Niski. Während
qualifiziert, hier befindet sich auch das Büro.
involviert: Mein Mann arbeitet ehrenamtlich mit
Agata Niski überzeugt. Vor fast zwei Jahren
eines Praktikums im Kindergarten lernt sie
„Am Anfang war alles aufregend und fremd.
und begleitet die Wochenend-Unternehmun-
trat die junge Frau in den Diakonischen Hei-
Heinrich Schubert kennen, der ehrenamtlich
Es war mein erster richtiger Job und ich hatte
gen hier in der Region. Unsere Tochter will die-
men Kästorf ihre Arbeitsstelle an. Eine Stelle,
ein interkulturelles Projekt der Diakonie Kästorf
niemanden, der mir gezeigt hat, wie ich dieses
se Ausflüge dann natürlich nicht verpassen“,
die es dort bis dato in dieser Form noch gar
leitet, das sozial benachteiligte Menschen aus
oder jenes machen soll. Ich habe vieles eigen-
erklärt sie. „Sie freundet sich immer schnell mit
nicht gegeben hatte. Damals kam sie gerade
Kwilcz (Großraum Posen, Polen) bei der beruf-
ständig aufgebaut, Unterlagen angelegt und
allen an und freut sich, dass sie Gelegenheit
frisch von der Universität, mit einem Master-
lichen und gesellschaftlichen Integration in ih-
mich nach und nach eingerichtet.“ Das Pro-
hat, mal mit anderen als nur mit den Eltern Pol-
abschluss in Erziehungs- und Betreuungspä-
rer Heimat unterstützt. Dies geschieht mithilfe
jekt ist in dieser Phase gerade im Umbruch,
nisch zu sprechen.“
dagogik in der Tasche. Und mit einem starken
von innerbetrieblichen Praktika und Qualifizie-
wird erweitert und ausgebaut – statt wie
Willen sowie sozialen Werten, die sie in ihrer
rungsmaßnahmen in den Diakonischen Betrie-
bisher neun Praktikantinnen und Praktikan-
Nach einem langen Arbeitstag sind es ihr Mann
und durch ihre Arbeit in Taten umsetzen wollte.
ben Kästorf, in denen schon seit vielen Jahren
ten vor Ort zu betreuen, wird die Zahl auf 18
und ihre sechsjährige Tochter, die ihr dabei hel-
„Ich habe ein gutes Einfühlungsvermögen und
Menschen in besonderen sozialen Schwierig-
Praktikumsplätze aufgestockt, die den häufig
fen, ein wenig Abstand vom Berufsalltag zu ge-
bin sehr hilfsbereit. Diese Eigenschaften soll-
keiten qualifiziert und ausgebildet werden.
langzeitarbeitslosen und obdachlosen Polin-
winnen – gerade weil sie so gut involviert sind.
44 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 45
AGATA NISKI
„Sie wissen, wovon ich spreche und verstehen
sorgt sie dafür, dass sich die Besucherinnen und
mich. Mein Mann hat immer Verständnis für
Besucher aus Polen während ihres Praktikums
mich – auch wenn ich mitten in der Nacht noch
wie zuhause fühlen und keiner mit seinen Sorgen
mal los muss, weil es einen Notfall gibt.“ Neben
oder Problemen alleine bleiben muss. Sie hat ein
dem Austausch mit ihrer Familie nutzt sie auch
offenes Ohr für ihre Landsleute und ist immer zur
die tägliche Heimfahrt nach Braunschweig, um
Stelle, wenn es Schwierigkeiten gibt. „Für mich
herunterzukommen und ein wenig abzuschalten:
steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht die Ar-
„Mir tut das Autofahren gut, ich sehe es als Erho-
beit im Büro“, macht sie deutlich. Da kann es
lungsmöglichkeit.“ Seitdem sie mit ihrer Mutter
schon einmal passieren, dass der anfallende Pa-
nach Deutschland gekommen ist, lebt sie in der
pierkram ein paar Tage liegen bleibt. Doch Hans-
Löwenstadt und möchte dort auch nicht mehr
Jürgen Timme, Leiter der Werkstatt für Montage
wegziehen. Die räumliche Distanz zu ihrer Ar-
und Verpackung in den Diakonischen Betrieben
beit sei wichtig, um den Kopf – wenigstens ein
Kästorf, zeigt dafür vollstes Verständnis: „Er sieht
das genauso wie ich – das Büro kann notfalls
„Ich bin so stolz darauf, was die Frauen
geleistet und erreicht haben. Sie haben es
verdient, diese Ausbildung machen zu dürfen und sind sehr dankbar dafür.“
warten, der Mensch nicht.“
Weil die Zusammenarbeit so gut funktioniert, planen Hans-Jürgen Timme und Agata Niski für die-
Diakonische Betriebe Kästorf GmbH (D.B.K.)
sen Herbst eine besondere Projekterweiterung:
Erstmalig werden drei Frauen des Qualifizierungs-
Wir sind ein diakonisches Dienstleistungsunternehmen, das Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten und anders
programms eine Ausbildung zur Altenpflegehelfe-
befähigten Menschen die Möglichkeit einer individuellen Förderung bis zum Übergang auf den ersten Arbeitsmarkt anbietet.
rin im Pflegeheim Christinenstift der Diakonischen
Wir halten Arbeitsplätze für benachteiligte Jugendliche, ehemals Wohnungslose oder Menschen mit Handicap vor, um ihnen die
kleines bisschen – freizubekommen und Zeit
Heime Kästorf beginnen. Nach erfolgreicher Prü-
Chance zu eröffnen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und unabhängig zu werden von staatlicher Hilfe.
für sich zu haben, betont Agata Niski. Für die
fung über das B1-Sprachniveau in Deutsch sind
Zukunft wünscht sich die engagierte Sozialpäd-
sie nun offiziell für die einjährige Ausbildung zu-
agogin, dass sie noch mehr Polinnen und Po-
gelassen. Schon jetzt fahren die drei Polinnen
len dabei zur Seite stehen kann, wenn diese die
zweimal die Woche für zwei bis drei Stunden ins
ersten Schritte in ein anderes Leben wagen – ein
Christinenstift, um erste praktische Erfahrungen
Leben, das im Idealfall nicht mehr geprägt ist
in der Altenpflege zu sammeln und ihre Deutsch-
von Arbeitslosigkeit oder Obdachlosigkeit, son-
kenntnisse im Gespräch mit Mitarbeitenden, Be-
dern in dem sie die Aussicht auf gesellschaftli-
wohnerinnen und Bewohnern fleißig zu üben. „Ich
che Teilhabe bekommen. „In mir fließt polnisches
bin so stolz darauf, was die Frauen geleistet und
Blut. Ich weiß, wie es in Polen ist, und kann die
erreicht haben. Sie haben es verdient, diese Aus-
Situation der meisten Praktikantinnen und Prak-
bildung machen zu dürfen, und sind sehr dankbar
tikanten gut nachvollziehen“, offenbart Agata
dafür.“ Die Sozialpädagogin hofft darauf, dass die
Niski. „Viele von ihnen hatten nie eine Chance im
Polinnen nach der Ausbildung im Christinenstift
Leben. Deshalb nutzen sie die Möglichkeit der
bleiben können – und darauf, dass zukünftig noch
Qualifizierung hier bei uns umso mehr. Wir ge-
viele „ihrer“ Praktikantinnen und Praktikanten ei-
ben ihnen eine Chance.“ Mit ihrer herzlichen Art
nen solchen Weg gehen werden.
Agata Niski
46 | Jahrbuch 2015/2016
PERSONAL
Mitarbeitende
Davon Auszubildende/Qualifizierungsmitarbeitende
ANZAHL DER PLÄTZE
Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM)
150
106
60
UMSATZ rund 9,5 Mio. EUR
KONTAKTDATEN:
Carsten Möbs
Geschäftsführung
Hauptstr. 51
38518 Gifhorn
Tel.: 05371-72 15 88
E-Mail: [email protected]
Hans-Jürgen Timme
Leitung Industrielle Dienstleistung
Tel.: 05371-72 15 85
Uwe Helms
Tischlerei
Tel.: 05371-72 12 66
Gabriele Zikoll
Kästorfer Werkstätten WfbM – Sozialer Dienst
Tel.: 05371-72 12 37
Jahrbuch 2015/2016 | 47
Stephansstift Bildung und Ausbildung gGmbH – Diakonie-Kolleg
DIE BILDUNGS- UND AUSBILDUNGSANGEBOTE:
Das Diakonie-Kolleg mit seinen Standorten in Hannover, Hildesheim, Wolfenbüttel und Wolfsburg ist eine Bildungseinrichtung
(Berufsbildende Schulen), die Fachkräfte für Sozial- und Gesundheitsberufe in Vollzeit und Teilzeit ausbildet.
Berufsfachschule – Sozialassistentin/Sozialassistent (Vollzeitform)
Ausbildung zur Sozialassistentin bzw. zum Sozialassistenten
Schulträger ist die Stephansstift Bildung und Ausbildung gGmbH, Hannover. Die Stephansstift Bildung und Ausbildung gGmbH
ist durch die TÜV Nord Cert GmbH nach DIN EN ISO 9001:2008 und als zugelassener Träger nach AZAV für die berufliche Ausund Weiterbildung zertifiziert.
Berufsfachschule – Sozialassistentin/Sozialassistent (Seiteneinsteiger/in)
Ausbildung zur Sozialassistentin bzw. zum Sozialassistenten
Die Absolventinnen und Absolventen der Kollegs in Hannover, Hildesheim, Wolfenbüttel und Wolfsburg arbeiten in kirchlichdiakonischen, frei-gemeinnützigen und staatlichen Einrichtungen. Sie fördern, bilden, unterstützen und betreuen Menschen
unterschiedlicher Altersgruppen.
Die fachliche Qualifikation unserer Schülerinnen und Schüler stellen wir genauso in den Vordergrund wie Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenz. Das fächerübergreifende, handlungsorientierte Lernen bestimmt unseren Unterricht. Eine
enge Verzahnung von Theorie und Praxis kennzeichnet die Qualität unserer Ausbildung.
ANZAHL DER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER
Gesamt
1.056
Hannover
854
Wolfenbüttel141
Hildesheim
30
Wolfsburg
31
ANZAHL DER LEHRKRÄFTE UND MITARBEITENDEN
Gesamt
80
Hannover
58
Wolfenbüttel
13
Hildesheim
5
Wolfsburg
4
ANZAHL DER ABSOLVENTINNEN UND ABSOLVENTEN
Gesamt
390
Hannover
324
Wolfenbüttel
35
Wolfsburg
20
Hildesheim
11
48 | Jahrbuch 2015/2016
Fachschule – Sozialpädagogik (Vollzeitform)
Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher
Fachschule – Sozialpädagogik (Teilzeitform berufsbegleitend)
Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher
Fachschule – Heilpädagogik mit Schwerpunkt Motopädie
Ausbildung zur Heilpädagogin bzw. zum Heilpädagogen
Fachschule – Heilerziehungspflege
Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin bzw. zum Heilerziehungspfleger
Berufsfachschule – Pflegeassistenz
Ausbildung zur Pflegeassistentin bzw. zum Pflegeassistenten
Berufsfachschule Altenpflege (Vollzeitform)
Ausbildung zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger
Berufsfachschule Altenpflege (Teilzeitform berufsbegleitend)
Ausbildung zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger
Fachoberschule Gesundheit und Soziales – Schwerpunkt Sozialpädagogik
Erwerb der Allgemeinen Fachhochschulreife
Schule für Logopädie
Ausbildung zur Logopädin bzw. zum Logopäden
Jahrbuch 2015/2016 | 49
...UND AUSSERDEM:
• Impuls 49 ist das Ensemble des Diakonie-Kollegs Hannover. Unter der Leitung der Musikpädagogin Petra Brümmerstedt-
Peito proben Schüler/-innen und Lehrkräfte jeden Montag, um alle besonderen Feste und Aktionen der Schule musikalisch-
rhythmisch zu begleiten. Aber auch außerhalb der Schule tritt das Ensemble regelmäßig bei besonderen Veranstaltungen auf.
• Alle zwei Jahre findet im Diakonie-Kolleg Hannover ein Ehemaligentreffen statt. Das nächste Treffen wird am 04.05.2016
(18.00 Uhr) stattfinden.
• In Hildesheim wurde der Logo-Chor 2015 gegründet, in dem unter der Leitung von Nike Geck alte und neue Lieder einstudiert werden.
• Am 03.09.2015 wird der neue Flügelaltar in der Aula des Diakonie-Kollegs in Wolfenbüttel im Rahmen einer Andacht und Feierstunde eingeweiht.
• In Wolfsburg wird mit dem Beginn des Schuljahres 2015/2016 die Fachschule Sozialpädagogik in Teilzeitform eröffnet und eine erste Klasse beginnt die dreijährige berufsbegleitende Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher.
KONTAKT:
Stephansstift Bildung und Ausbildung gGmbH (SBA)
DiaWend Diakonische Einrichtungen Wendland gGmbH
Wir sind ein engagierter Dienstleister in den Bereichen Gesundheit und Soziales. In unserer täglichen Arbeit fördern wir das
gesellschaftliche Verständnis für die Belange der Menschen in ihren besonderen Lebenslagen, die auf unsere Dienste angewiesen sind. Wir begegnen ihnen mit Wertschätzung und Respekt und verstehen unsere Dienste als aktive Nächstenliebe.
Kirchröder Str. 49 A, 30625 Hannover
Sekretariat: Ulrike Nadolny
Tel.: 0511-55 47 45 31
Geschäftsführung: Dr. Manfred Marquardt
Diakonie-Kolleg Hannover
Schulleitung: Sabine Janssen
Tel.: 0511-55 47 45 33
Diakonie-Kolleg Wolfenbüttel
Schulleitung: Harald Röleke
Tel.: 05331-90 40 44 0
Diakonie-Kolleg Wolfsburg
Schulleitung: Myriam Hartwig
Tel.: 05361-84 81 30 7
Diakonie-Kolleg Hildesheim
Schule für Logopädie
Schulleitung: Melanie Wipprecht
Tel.: 05121-28 08 67 1
50 | Jahrbuch 2015/2016
ANZAHL MITARBEITENDE
Gesamt 91
Diakoniestation42
Juniorbahnhof
10
Jugendwerkstatt Dannenberg
9
Jugendwerkstatt Küsten 7
Reha Dannenberg 18
Verwaltung
5
ANZAHL DER PLÄTZE
Diakoniestation
Stationäre Reha
Ambulante Reha
Berufliche Reha
Jugendwerkstatt Dannenberg
Jugendwerkstatt Küsten
149
22,23
2
6,97
16
16
KONTAKTDATEN:
Geschäftsführung
Dunja Wörthmann Tel.: 05861-98 35 810
E-Mail: [email protected]
Jahrbuch 2015/2016 | 51
ANDREA KORZINOWSKI
Von Glücksfällen und großem Vertrauensvorschuss
„Die Stelle war wie für mich gemacht. Mit so
freundlich, man kommt schnell ins Gespräch
vielen Jahren Berufserfahrung wollte ich etwas
und tauscht sich über die eigenen Gesellschaf-
Neues. Ich bekam die Möglichkeit, nicht nur die
ten hinweg aus“, erinnert sich Andrea Korzinow-
neue Tätigkeit auszuüben, sondern auch noch
ski an ihre ersten Eindrücke im Stephansstift.
zu studieren. Das heißt mit 45 Jahren eine neue
„Wir sehen uns als Unterstützer der Familien
und wir haben das große Glück, dass wir auch
von den Familien so wahrgenommen werden.
Wir geben nicht nur Hinweise, sondern zeigen
auch Lösungswege.“
Andrea Korzinowski
berufliche Perspektive.“ Nach dem vielen Neuen
Die meisten der Stephansstift Kindertagesstät-
fühlt sich Andrea Korzinowski in ihrer Rolle ange-
ten befinden sich in Bezirken, in denen relativ
kommen. Am Wochenende steht die Fortbildung
viele sozial schwache Familien wohnen. Viele
im Mittelpunkt, unter der Woche setzt sie das
Kinder kommen aus Familien mit Migrationshin-
Gelernte praktisch um. „Ich erlebe den direkten
tergrund, für manche Mütter ist der Kontakt in
Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis,
der Kita der einzige außerhalb der eigenen Fa-
das ist spannend und es gibt dadurch immer
milie, viele sprechen kaum Deutsch. Für die Er-
wieder Aha-Effekte.“
zieherinnen und Erzieher bedeutet das oft einen
erheblichen Beratungsaufwand, der weit über
Im Sommer 2015 standen in der Kita Puste-
das Thema Kindererziehung hinausgeht. Der Bil-
blume statt Ferien Umbaumaßnahmen an, es
dungsauftrag der Kita erstreckt sich hier oft auf
musste Platz für eine dritte Gruppe geschaffen
die gesamte Familie des Kindes.
werden. Das bedeutete im Vorfeld für die Leiterin der Krippe zahlreiche Gespräche mit Mit-
Die Kinderkrippe Pusteblume ist eine sogenann-
arbeitenden, mit Eltern und mit Kostenträgern
te „Notfall-Kita“ für Eltern, die ihr Kind unabhän-
und nicht zuletzt mit den Kindern. Diese haben
gig vom Kindergartenjahr (das von August bis
die Baumaßnahmen freudig begrüßt – für die
Juli geht) unterbringen möchten. Eltern haben
„Hier gibt es kein ‚Das haben wir schon immer
gestandene Erzieherin mit über 20 Jahren Be-
Kleinen bedeuten Baufahrzeuge Abenteuer und
seit 2013 einen Rechtsanspruch auf Betreuung
so gemacht!‘ oder ‚Das haben wir noch nie ge-
rufserfahrung war Andrea Korzinowski klar, dass
Aufregung. Die Eltern waren nicht ganz so er-
und die Stadt Hannover muss diesen erfüllen.
macht!‘ – alles ist möglich, über alles kann man
diese Herausforderung ein Glücksfall, aber auch
freut, fürchteten zu viel Unruhe und waren am
Anders als in den meisten Kitas nimmt die Pus-
sprechen. Das war für mich das Auffälligste, als
ein Risiko ist. Der Krippe einen Namen geben,
Ende begeistert von der generalstabsmäßigen
teblume daher während des gesamten Jahres
ich im Stephansstift begonnen habe“, sagt An-
Möbel auswählen, Spielgeräte kaufen, den eige-
Planung und Umsetzung.
Kinder auf. In der Regel sind das Kinder, deren
drea Korzinowski. Für die 46-jährige Erzieherin
nen Arbeitsplatz selbst einrichten – das macht
ging – wie sie selbst sagt – ein Traum in Erfül-
Spaß. Aber Personal auswählen, mit den selbst
Die Stephansstift Kindertagesstätten und Fa-
lung, als sie vor drei Jahren eine neue Stelle in
getroffenen Entscheidungen zu leben, sich viel-
milienzentren gGmbH hat ihren Sitz auf dem
der Stephansstift Kindertagesstätten und Fa-
leicht auch Fehler eingestehen müssen, ein Team
Stephansstift-Gelände an der Kirchröder Straße
„Die Kita Pusteblume befindet sich im Stadt-
milienzentren gGmbH antrat. „Ich war noch gar
aus zwölf Mitarbeitenden leiten, Urlaube planen,
– aber die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden sind
teil List. Hier haben wir es weniger mit sozial
nicht lange da, da bekam ich das Angebot, eine
auf Krankheitsfälle reagieren – das kann man als
fast im gesamten Stadtgebiet verteilt. „Ich fühlte
schwachen Familien zu tun, sondern mit Eltern
neue Krippe, die Kita Pusteblume, einzurichten
Risiko oder als Chance zu persönlichem Wachs-
mich trotzdem von Anfang an dazugehörig. Auf
in guten beruflichen Positionen. Viele von ihnen
und diese dann zu leiten. Von dem Vertrauens-
tum sehen. Andrea Korzinowski entschied sich
dem Gelände grüßt man sich, die Kolleginnen
sind Mitte 30 oder auch über 40 und zu 90 Pro-
vorschuss bin ich immer noch begeistert.“ Als
für Letzteres!
und Kollegen aus den anderen Bereichen lächeln
zent Erstlingseltern.
52 | Jahrbuch 2015/2016
Eltern nach einem Jahr wieder in den Beruf zurückkehren.
Jahrbuch 2015/2016 | 53
ANDREA KORZINOWSKI
Die Mütter und Väter sind oft überinformiert und
feld wenig andere Kinder. „Wir sehen uns als Un-
dadurch verunsichert. Das bedeutet sehr viel
terstützer der Familien und wir haben das große
mehr Aufwand für die Elternberatung.“ Mit einer
Glück, dass wir auch von den Familien so wahrge-
speziellen Ausbildung zur Elternberaterin ist And-
nommen werden. Wir geben nicht nur Hinweise,
rea Korzinowski für diese Aufgaben gewappnet.
sondern zeigen auch Lösungswege.“ Sensibilität
ist gefragt, nicht nur den Kindern gegenüber. Da
Da werden Tipps für die Ernährung gewünscht
sehen die Erzieherinnen die ersten Schritte des
oder Gesundheitsfragen diskutiert. Mitunter er-
Kindes – und sagen es den Eltern aus Taktgefühl
kennen die Kita-Mitarbeiterinnen eine Entwick-
nicht: „Die haben oft sowieso schon ein schlech-
lungsverzögerung beim Kind und weisen die
tes Gewissen, das müssen wir nicht noch verstär-
Eltern darauf hin, erklären beispielsweise, dass
ken. Und für die Eltern sind es ein oder zwei Tage
eine Sprachverzögerung auch ein Hinweis auf
später ja auch die ersten Schritte.“ So erklärt sich,
eine Hörstörung sein kann. Den Eltern fehlt oft die
dass die meisten Kinder aus der Pusteblume an
Vergleichsmöglichkeit, sie erleben in ihrem Um-
einem Wochenende das Laufen lernen.
Stephansstift Kindertagesstätten und Familienzentren
gemeinnützige GmbH
Die Grundlage unserer pädagogischen Arbeit ist die Verbindung von zwei konzeptionellen Ansätzen. Einerseits
vermitteln wir durch strukturierte Angebote und Einübung regelmäßiger Verhaltensweisen den Kindern Rahmen und
Orientierung. Andererseits entwickeln wir nach dem Situationsansatz freie Angebote, die sich von den aktuellen Lebenssituationen der Kinder herleiten. Die Stephansstift Kindertagesstätten und Familienzentren gemeinnützige GmbH
ist Trägerin von sechs Kindertagesstätten in der Stadt Hannover.
In unseren Kindertagesstätten betreuen wir Kinder und Familien aus 38 Ländern von 4 Kontinenten. Wir möchten den
Kindern die unterschiedlichen religiösen Traditionen nahe bringen und so der Religionsvielfalt in unserer Einrichtung
entgegenkommen. Unser Schwerpunkt liegt im christlichen Glauben. Für uns ist es selbstverständlich, dass biblische
Geschichten, Gebete, das Feiern der christlichen Feste, christliche Lieder, Kirchenbesuche, die Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit, Frieden und Gastfreundschaft wichtige Alltagserfahrungen darstellen.
Umsatz 2014: 2,97 Mio. EUR
MITARBEITENDE 2015 (STAND 1.8.2015)
Gesamt80
Frauen76
Männer
4
54 | Jahrbuch 2015/2016
KITA-PLÄTZE 2015 (STAND 1.8.2015)
Gesamt
409
Hortplätze40
Kindergartenplätze
269
Krippenplätze 96
Integrationsplätze
4
KONTAKT:
Barbara Rädel
Geschäftsführung
Kirchröder Straße 44
30625 Hannover
Tel.: 0511-53 53 34 0
KINDERTAGESSTÄTTE WUNDERTÜTE
Leitung: Cornelia Simonsky
Adolfstraße 8a
30169 Hannover (Calenberger Neustadt)
Tel.: 0511-71 00 50 6
KINDERTAGESSTÄTTE PICCOLI BAMBINI
Leitung: Sandra Ringwelski
Stöckener Straße 129
30419 Hannover (Stöcken)
Tel.: 0511-27 15 55 5
KINDERTAGESSTÄTTE PUSTEBLUME
Leitung: Andrea Korzinowski
Celler Straße 49
30161 Hannover (List)
Tel.: 0511-33 65 30 67
FAMILIENZENTRUM SCHATZINSEL
Leitung: Kathrin Molzon
Hinter dem Holze 157
30539 Hannover (Bemerode)
Tel.: 0511-52 94 92 4
FAMILIENZENTRUM SÜDSTADT
Leitung: Desirée Stefanelli
Mendelssohnstraße 24
30173 Hannover (Südstadt)
Tel.: 0511-88 99 37
KINDERTAGESSTÄTTE STEPHANSSTIFTE
Leitung: Doris Würriehausen-Seelig
Otto-Reinhold-Weg 1
30165 Hannover (Vahrenwald)
Tel.: 0511-35 31 95 04
Jahrbuch 2015/2016 | 55
SCHWEIG
STANDORTE
DiaWend
DIAKONISCHE EINRICHTUNG WENDLAND
Lüchow-Dannenberg
1
2
Königshütte
1
Magdeburg
2
Landkreis Stendal
3
Landkreis Jerichower Land
4
Landkreis Anhalt-Bitterfeld
5
Salzlandkreis
6
Landkreis Börde
1
Braunschweig
1
Region Mittelweser
2
Landkreis Celle
2
Nienburg
3
Landkreis Gifhorn
3
Landkreis Heidekreis
4
Landkreis Goslar
4
Landkreis Goslar
5
Osterode am Harz
5
Osterode am Harz
6
Landkreis Peine
6
Region und Stadt Hannover
7
Salzgitter
7
Clausthal-Zellerfeld
8
Landkreis Wolfenbüttel
9
Wolfsburg
10
Rehburg-Loccum
11
Samtgemeinde Brome
12
Landkreis Göttingen
13
Landkreis Helmstedt
14
Landkreis und Stadt Lüneburg
15
Landkreis Northeim
56 | Jahrbuch 2015/2016
7
Clausthal-Zellerfeld
Königshütte
Jahrbuch 2015/2016 | 57
ORGANIGRAMM
DACHSTIFTUNG DIAKONIE
DACHSTIFTUNG DIAKONIE
CW
CORNELIUS-WERK DIAKONISCHE DIENSTE
STS
STEPHANSSTIFT
DHK
SBA
STEPHANSSTIFT BILDUNG UND AUSBILDUNG
DIAK DIAKONISCHE ALTENHILFE KÄSTORF
SEJ
STEPHANSSTIFT EVANGELISCHE JUGENDHILFE
DBK
FÖS
STEPHANSSTIFT FÖRDERSCHULEN
DJFK DIAKONISCHE JUGEND- UND FAMILIENHILFE KÄSTORF
SKH
STEPHANSSTIFT KINDERHILFE
DSK
STIFTUNG DIAKONISCHE HEIME KÄSTORF
SWB
STIFTUNG WOHNEN UND BERATEN BRAUNSCHWEIG
DiaServ DiaServ BRAUNSCHWEIG
DiaWend DIAKONISCHE EINRICHTUNG WENDLAND
DWB DIAKONISCHE GESELLSCHAFT WOHNEN UND BERATEN
DIAKONISCHE BETRIEBE KÄSTORF
DIAKONISCHE SERVICEGESELLSCHAFT KÄSTORF
PSW STEPHANSSTIFT PFLEGE UND SENIORENWOHNEN
58 | Jahrbuch 2015/2016
ZEB
STEPHANSSTIFT ZENTRUM FÜR ERWACHSENENBILDUNG
STS
STEPHANSSTIFT BERUFSBILDUNGSZENTRUM
EIN BETRIEB DER DSK
Jahrbuch 2015/2016 | 59
MITGLIEDER DES KURATORIUMS DER DACHSTIFTUNG DIAKONIE HAUPTKOMITEE DIAKONISCHE HEIME KÄSTORF
KURATORIUM STEPHANSSTIFT
STIFTUNGSRAT STIFTUNG WOHNEN UND BERATEN
MITGLIEDER DES STIFTUNGSBEIRATES
DER STIFTUNG DIAKONISCHE HEIME KÄSTORF
MARGARETE PERTZEL (VORSITZENDE) Braunschweig
MANFRED LIPPICK
Gifhorn
AREND DE VRIES (VORSITZENDER) Hannover
FRIEDHILDE EVERS
Wahrenholz
MATTHIAS NERLICH
Gifhorn
BERTHOLD BZDAKMitarbeitervertretung
Müden
PROF. DR. HORST GÜNTER
Braunschweig
ANDREAS OTTO
Gifhorn
RÜDIGER KRAFFT
Leitender Mitarbeiter Wahrenholz
MANFRED HALLMANN
DR. DIETRICH REINECKE
Gifhorn
Gifhorn
Geistlicher Vizepräsident
Ev.-luth. Landeskirche Hannovers
DR. CHRISTOPH KÜNKEL
Hannover
DR. DAVID LOHMANN
Hannover
Vorstand
Diakonisches Werk in Niedersachsen e. V.
PROF. DR. HANNA LÖHMANNSRÖBEN
Wolfsburg
Superintendentin
Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen
HUBERTUS HEIL
Gifhorn
GERHARD RIDDERBUSCH
Hannover
OSWALD HOCH
Isenbüttel
HORST SCHIESGERIES
Müden
DIETER JANKOWSKI
Gifhorn
DETLEF TANKE
Hillerse
DR. JÖRG MAYEROberlandeskirchenrat
Wolfenbüttel
Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig
EWA KLAMT
Gifhorn
MICHAEL THIEL
Hermannsburg
DR. BRIGITTE MOHN
Vorstandsmitglied
GüterslohBertelsmann-Stiftung
INGRID KLOPP
Brome-Wiswedel
BERND THIELE
Gifhorn
FRANK-PETER OPPENBORN
Hannover
BERND KOAL
Wolfsburg
Vorstandsmitglied
Bankhaus Hallbaum
Beiratsvorsitzender
Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH
GERHARD ROGGEMANNAufsichtsrat
Hannover
Deutsche Börse AG
PETER KOLLMAR
Hannover
VORSTAND
DR. ROLF KRÜGER-SEHM
Vordorf
HANS-PETER DAUB
JENS RANNENBERG
HENNING KÜHNER
Braunschweig
GÄSTE
MICHAEL PASSIORMitarbeitervertretung
Hannover
MAIK GILDNER
Leitender Mitarbeiter Hannover STAND 11.02.2015
60 | Jahrbuch 2015/2016
STAND 01.01.2015
Jahrbuch 2015/2016 | 61
IMPRESSUM
PERSONALSTATISTIK
Dachstiftung Diakonie
HERAUSGEBER
122
Diakon. Altenhilfe Kästorf361
Pflege und Seniorenwohnen261
Diakon. Altenhilfe Mittelweser
DACHSTIFTUNG DIAKONIE
Hauptstr. 51
38518 Gifhorn
77
Summe Altenhilfe699
DJFK241
Kinderhilfe
Evang. Jugendhilfe
Summe Kinder- und Jugendhilfe
75
REDAKTION UND TEXT
383
Ingetraut Steffenhagen (V.i.S.d.P.)
699
Henrike Lenz
Bildung und Ausbildung
78
Förderschulen
64
Zentrum Erwachsenenbildung
45
Antje Koch
Ulrich Eggert GWK mbH, Hannover
GESTALTUNG
Berufsbildungszentrum151
Summe Bildungseinrichtungen338
Diak. Ges. Wohnen+Beraten 200
194
DRUCK
Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH, Langenhagen
Cornelius-Werk Altenhilfe180
Cornelius-Werk Jugendhilfe
Hildebrandt und Team, Hannover
Der Jahrbuch 2015/2016 wurde klimaneutral produziert.
Summe Cornelius-Werk374
Diak. Einrichtung Wendland
92
Diaserv 16
Diakon. Serviceges. Kästorf
186
BILDNACHWEIS
Diakon. Betriebe Kästorf
130
Dachstiftung Diakonie
Summe Wirtschaftsbetriebe
316
Gesamt-Gruppe
2.856
PHOTOWERK, Gifhorn
Jonas Gonell, Hannover
Hartmut Zielke, Hamburg
Fotolia Bildagentur
STAND AUGUST 2015
62 | Jahrbuch 2015/2016
Jahrbuch 2015/2016 | 63
www.dachstiftung-diakonie.de