Das Arbeitsumfeld endet nicht am Werkstor

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Das Arbeitsumfeld endet nicht am Werkstor
Das Arbeitsumfeld endet nicht am Werkstor - Hans-Michael Diwisch
Hans-Michael Diwisch hat bei der mittelständischen J. Eberspächer
GmbH & Co. KG die Familien im Blick: Als Leiter Personal vertritt er einen
ganzheitlichen Ansatz der Mitarbeiterbindung.
„Blaue Flecken“ – ohne uns: Miteinander arbeitet es sich erfolgreicher
„Die Automobilbranche ist ein hartes Geschäft“, sagt Hans-Michael Diwisch,
Personalverantwortlicher bei der J. Eberspächer GmbH & Co. KG in Esslingen. Seit 20
Jahren begleitet er den mittelständischen Betrieb – ein Weltmarktführer für
Fahrzeugheizung und Abgastechnik – in einer Phase der Internationalisierung und des
beständigen Wachstums. Um der Fluktuation von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
vorzubeugen, setzt er auf eine ganzheitliche Bindung an den Betrieb.
Der demografische Wandel ist auch an Eberspächer nicht vorbeigegangen. „Das
Bewerberpotential nimmt seit einiger Zeit beständig ab“, bestätigt Diwisch. „Trotzdem haben
wir einen hohen Anteil an qualifizierten Beschäftigten – unter ihnen viele Junge.“ Sie zu
halten, hat sich der Personaler zur Aufgabe gemacht. „Unsere Mitarbeiter sollen bleiben,
weil es ihnen hier gefällt. Genauer: Sie sollen bleiben, weil es der Familie gefällt.“ So
entstand bereits vor sieben Jahren die Idee für eine betriebseigene Kindertagesstätte – ein
Vorhaben, das für einen Automobilzulieferer mit überwiegend männlichen Beschäftigten
nicht unbedingt naheliegend war. Diwisch – selbst verheiratet und Vater von zwei Töchtern
– sah das jedoch anders: „Das Arbeitsumfeld endet ja nicht am Werkstor.“ Und er behielt
Recht. Die Partnerinnen der Beschäftigten beim beruflichen Wiedereinstieg zu unterstützen
und eine professionelle Betreuung zu gewährleisten, die Mitarbeiterkinder begeistert, macht
das Unternehmen heute für die ganze Familie attraktiv.
„Die Konzeption und der Bau der Kita – das war schon ein Erlebnis“, erinnert sich der 58jährige Diplom-Ökonom, der an dem Projekt maßgeblich beteiligt war. Ein heikles Thema
auch: die Finanzierung. „Noch während des Baus war die Förderung lange nicht 100prozentig sicher – da haben wir schon im Nebel gestanden und gestochert.“ Doch letztlich
ging alles nach Plan, und die Begeisterung der Eltern und Kinder bei der Eröffnung 2008
machte die Mühen wett. Seitdem ist das Angebot zur Freude Diwischs fest im Unternehmen
verankert: „Selbst in der kurz darauf hereinbrechenden Wirtschaftskrise wurde die Frage,
ob wir uns die Kindertagesstätte weiterhin ‚leisten‘ wollten, nie Thema.“
Mit der Kita kam noch ein weiteres Angebot für Beschäftigte und ihre Partner und
Partnerinnen auf das Eberspächer-Gelände: In das 2008 fertig gestellte Gebäude wurde ein
Sportbereich integriert, der während der Arbeitszeiten nutzbar ist – zum Beispiel bei
Business Chi Gong- oder Pilates-Kursen. „Wir legen großen Wert auf die Zufriedenheit“,
erläutert Diwisch. „Nur wenn die Bedingungen für die Beschäftigten gut sind, können sie
entsprechende Leistung bringen.“ Hierzu passt, dass das Unternehmens-Leitbild der
Eberspächer Gruppe von den Mitarbeitern in einem Ebenen übergreifenden Arbeitskreis
selbst entwickelt wurde, nicht von einer PR-Agentur. Seit April 2011 spiegelt es sich auch in
einem neuen Internetauftritt wider – mit dem Motto: „Innovation lockt – Familie bindet“.
Als technologisch innovatives Unternehmen stellt sich Eberspächer dem Konkurrenzdruck
und den hohen Anforderungen des Marktes, was oftmals starke Belastungen für die
Beschäftigten bedeutet. Für Personalleiter Diwisch ist gerade unter diesen Umständen das
Miteinander entscheidend: „Hier und da sind ‚blaue Flecken am Schienbein’ unvermeidlich.
Aber die sollen dann bitte von Auftraggebern kommen, nicht von Kollegen.“