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magazine EDITORIAL Joseph S. Blatter FIFA-Präsident M ehr als 1700 Journalisten und 295 Fotografen sowie ein paar Tausend Rundfunk- und Fernsehleute berichteten 1974 von der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ in Deutschland. 16 Mannschaften bestritten damals in neun Städten insgesamt 38 Spiele. Werbe- und Marketingaktivitäten steckten gewissermassen noch in den Kinderschuhen, und die Fernsehrechte brachten gerade mal 18 Millionen Deutsche Mark ein. Um eine Karte für das Finale in München zu ergattern, warteten einige besonders hart gesottene Fans zum Teil Tage vor den Verkaufsstellen. Was im Rückblick teils romantisch, teils schon fast anekdotisch anmutet, würde heute nirgends mehr hinreichen. Für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™ werden über 4500 Journalisten und mehr als 1100 Fotografen sowie Tausende Vertreter der elektronischen Medien akkreditiert sein. Jedes noch so kleine Detail, jede noch so geringfügige Aktivität der 32 Endrundenteams, jede noch so nebensächliche Äusserung eines Teilnehmers wird registriert und in Sekundenschnelle rund um den Erdball verbreitet. Die Karten für die 64 Spiele in zwölf modernsten Arenen gehören zu den begehrtesten Dingen, die zu erwerben sind, und allein für die Fernsehrechte werden 100 Mal höhere Einnahmen erzielt. Die Organisation einer Weltmeisterschaft ist heute ein ungleich komplexeres und aufwändigeres Unternehmen als vor 32 Jahren. Für die FIFA beginnt die Arbeit schon acht Jahre vor der eigentlichen Endrunde mit der Ausschreibung der WM. Die Vorbereitungen für das grösste Fussballfest bedingen zahllose Sitzungen, Inspektionen der Spielorte oder Workshops. Im März 2006 ist der Terminkalender besonders dicht gedrängt. Neben der Jahrestagung des International Football Association Board (IFAB) stehen in Düsseldorf ein sportmedizinischer Kongress zum Thema WM und der Workshop für die 32 Endrundenteilnehmer auf dem Programm. Gesundheitsfragen und Dopingbekämpfung werden die Schwerpunkte des Sportmedizinkongresses sein, bei dem auch die Mannschaftsärzte nochmals ausführlich über ihre Aufgaben, Rechte und Pflichten informiert werden, während beim Team-Workshop der Ablauf der WM in jeder Einzelheit erläutert wird. Überspitzt gesagt, wird der ganze Aufwand betrieben, damit sich die Spieler auf das Wesentliche konzentrieren können: Fussball zu spielen. Dazu werden selbstverständlich auch die Schiedsrichter und ihre Assistenten benö- Detailarbeit tigt, die Ende März in Frankfurt den zweiten Lehrgang vor der WM absolvieren und nochmals auf Herz und Nieren – und Fachwissen – getestet werden. Danach wird die Schiedsrichterkommission jene Spielleiter bezeichnen, die in Deutschland zum Einsatz kommen werden, in bereits seit mehr als einem Jahr zusammenarbeitenden Trios. Wie bei anderen grossen Vorhaben auch steckt der Teufel im Detail. Die FIFA und das deutsche Organisationskomitee haben alles Menschenmögliche getan, um jedes Detail zu berücksichtigen und damit verbundene Fragen zu beantworten. Jetzt hoffen auch wir auf jenes Quäntchen Wettkampfglück, das den Erfolg ausmacht. Dann dürfen wir uns alle auf eine grossartige und spektakuläre WM freuen, dem Fussball zuliebe und für ein besseres Verständnis in unserer harten Welt. MÄRZ 2006 3 INHALT magazine INHALT AUGENBLICKE.................................................. 7–9 FIFA FUSSBALL-WM 2006™ Was ist von den asiatischen Teams zu erwarten? ................................................... 10–14 JOSEPH S. BLATTER Unermüdlich, visionär, kühn und witzig INTERVIEW FIFA-Präsident Joseph S. Blatter: „Meine Aufgabe ist noch nicht beendet“......... 16–19 FIFA FUSSBALL-WM 2006™ Wettbewerb – 25 x 2 Eintrittskarten zu gewinnen! ....................... 37 Der FIFA-Präsident feiert am 10. März seinen 70. Geburtstag – eine Laudatio und viele bisher unveröffentlichte Fotos BRASILIEN Ausländische und alte Spieler dominieren im Land des fünffachen Weltmeisters ............... 38–43 20–25 FIFA FUSSBALL-WM 2006™ Die Städte und die Stadien. 11. Teil: Berlin ....... 48–49 MARK VIDUKA DAS ANDERE INTERVIEW 25 Fragen, 25 Antworten: Dennis Lawrence (Trinidad und Tobago) ........... 52–53 22. Juni 2006 – ein denkwürdiger Tag NIGERIA Starthilfe für eine neue Generation DAMALS UND HEUTE José Luis Chilavert – der „Böse“ mit dem grossen Herzen ................ 54–57 MAGAZETTE ................................................. 58–61 Australiens Topstürmer und seine Ziele bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™ FIFA INSIDE .................................................. 63–82 Titelbild: Joseph S. Blatter. Fussball- und Schulausbildung – in Nigeria ist ein für den afrikanischen Fussball einzigartiges Projekt entstanden 44–47 FOTO: FOTO-NET/KURT SCHORRER 26–31 10–14 Joseph S. Blatter http://www.fifa.com/en/organisation/ presidentsection/0,3959,2,00.html 16–25 Jay-Jay Okocha www.jayjay-okocha.com 26–31 Súper Clásico hier, Island Games dort Corinthians São Paulo http://www.corinthians.com.br 38–43 Flamengo Rio de Janeiro http://www.flamengorj.com.br 38–43 Die A-Länderspiele der Männer und Frauen im Jahr 2005 im Überblick Fluminense Rio de Janeiro http://www.fluminense.com.br 38–43 STATISTIK Mark Viduka http://uk.sports.yahoo.com/fo/profiles/4509.html 44–47 32–35 Quiz 4 MÄRZ 2006 Monatlich erscheinende offizielle Publikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA). Fussball in Asien www.the-afc.com Hertha Berlin http://www.herthabsc.de Sind Sie ein Fussballexperte? Seiten 50–51 48–49 José Luis Chilavert http://www.elchila.com.ar 54–57 FC Barcelona http://www.fcbarcelona.com 58–59 Herausgeberin: FIFA, FIFA-Str. 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon: +41-(0)43-222 7777. Telefax: +41-(0)43-222 7878 Internet: www.FIFA.com E-Mail: [email protected] Präsident: Joseph S. Blatter Generalsekretär: Urs Linsi Verantwortlich für den Inhalt Direktor: Markus Siegler Redaktion: Andreas Werz, Georg Heitz Produktion: Hans-Peter Frei (Leitung) Layout: Marco Bernet, Philipp Mahrer Druck: Vogt-Schild Druck AG, Gutenbergstrasse 1, 4552 Derendingen, Schweiz www.FIFA.com WEBSITE FIFA magazine Nummer 3, März 2006 Anzeigen, Vertrieb und Abonnement: medienfabrik Gütersloh GmbH, Carl-Bertelsmann-Str. 33, 33311 Gütersloh, Deutschland Anzeigen: +49-(0)5241-23408-16 Abonnement: +49-(0)5241-23480-84 Telefax: +49-(0)5241-23480-565 E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss dieser Ausgabe: Donnerstag, 12. Januar 2006 Die im FIFA magazine ausgedrückten Meinungen geben nicht in jedem Fall jene der FIFA wieder. Der Nachdruck von Fotos und Artikeln – auch auszugsweise – ist nur mit Genehmigung der Redaktion erlaubt und unter Quellenangabe (Copyright: FIFA) zu veröffentlichen. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Das FIFA-Signet ist ein eingetragenes Warenzeichen. In der Schweiz produziert und gedruckt © FIFA 2006. MÄRZ 2006 5 AUGENBLICKE The great ones make it look simple. 19 BÄLLE Behält der Brasilianer Marcelinho vom deutschen Traditionsverein Hertha Berlin die Übersicht? Bei 19 Bällen kein leichtes Unterfangen. FOTO: IMAGO MÄRZ 2006 7 AUGENBLICKE AUGENBLICKE magazine 3 MÄDCHEN Fussballspielen in Sandalen und in einer Volkstracht – drei Mädchen aus Bangladesch frönen ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung. FOTO: FIFA 1 BAUM Kaum Rasen, dafür viel roter Sand und mittendrin gar ein Baum – ein Fussballfeld in Kenia. FOTO: FIFA 1 FUSSBALLPLATZ 2 RICHTUNGEN Willy Sagnol vom FC Bayern München und der Schiedsrichter sind sich uneinig, in welche Richtung der Ball nun rollen soll. Doch wer entscheidet letztlich? Richtig, der Unparteiische. Selbst mitten in Tokio, einer der grössten und dichtest besiedelten Städte der Welt, haben die Architekten einen Platz für ein Fussballfeld gefunden – junge und alte Spieler danken es ihnen. FOTO: ACTION IMAGES FOTO: IMAGO 8 MÄRZ 2006 MÄRZ 2006 9 magazine FIFA FUSSBALL-WELTMEISTERSCHAFT DEUTSCHLAND 2006™ Ein zweites Fussballmärchen? Bei der Weltmeisterschaft 2006 will Asien für ähnliche Glanzlichter sorgen wie 2002. Doch vermögen sich die Republik Korea, Japan, Saudiarabien und Iran in Deutschland gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen? VON ANDREAS WERZ I m Mai und Juni 2002 glich die Republik Korea einem Tollhaus. Millionen mit roten T-Shirts gekleidete Menschen, Junge und Alte, weiblich und männlich, sportlich und unsportlich, versammelten sich auf Plätzen und Strassen der Nation, um auf Grossleinwänden gemeinsam die Spiele „ihrer“ Nationalmannschaft zu verfolgen. Mit südländischer Begeisterung sangen die Scharen jeweils inbrünstig wie aus einer Kehle: „Dae Han Min Guk!“ (Republik Korea). Die südkoreanische Fussballerelite und ihr niederländischer Trainer Guus Hiddink sorgten landesweit für eine beispiellose Stimmung. Die Republik Korea beendete die Weltmeisterschaft, die sie gemeinsam mit Japan organisierte, auf dem vierten Platz. Die beste WM-Klassierung eines asiatischen Teams überhaupt, ein modernes Fussballmärchen. Hiddink stieg zum Volkshelden auf. Die Südkoreaner vergötterten ihn und 10 MÄRZ 2006 Die südkoreanischen Fans wollen ihre Lieblinge wie Ahn Jung-hwan (Nummer 19) bei der WM 2006 ähnlich erfolgreich spielen sehen wie 2002. FOTOS: IMAGO (6)/AFP (2)/FIFA boten ihm gar die Staatsbürgerschaft an. Als der Umschwärmte Tage nach dem Triumph bekannt gab, in seine Heimat zurückzukehren und dort den PSV Eindhoven zu trainieren, weinten Tausende Südkoreaner – und viele von ihnen jubelten mit Hiddink, als ihm vor wenigen Monaten mit Australien die Qualifikation für die WM in Deutschland gelang. Die Euphorie rund um die Nationalmannschaft ist in der Republik Korea seit den glorreichen Tagen von 2002 nahezu ungebrochen. Als im vergangenen Dezember im fernen Leipzig die WM- Endrundenauslosung über die Bühne ging, sassen in der Republik Korea, mitten in der Nacht, Hunderttausende vor den Fernsehschirmen. Ein beträchtlicher Teil davon wird in ein paar Wochen nach Deutschland aufbrechen, um sein Team bei der sechsten WM-Teilnahme zu unterstützen. ERFOLGLOSE NACHFOLGER Vielleicht verleiht dieser Beistand der südkoreanischen Mannschaft Flügel in den Gruppenspielen gegen Frankreich, die Schweiz und Togo. In den vergangenen drei Jahren hat das Natio- nalteam jedenfalls viele Wünsche offen gelassen und die teils unrealistisch hoch gesetzten Erwartungen seiner Anhänger nicht erfüllen können. Beim Asien-Pokal 2004 scheiterte die Republik Korea bereits im Viertelfinale. Für die WM 2006 qualifizierte sie sich zwar frühzeitig, verlor in sechs Spielen aber gleich zweimal und landete in der Gruppe A deutlich hinter Saudiarabien auf Platz zwei. In Deutschland, so das Urteil mancher Fussballexperten, werden die Südkoreaner keine dicken Stricke zerreissen. 2002, so der Tenor, hätten Hiddink und seine Spieler massgeblich vom Heim- vorteil und von diversen umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen profitiert, ebenso von der Tatsache, dass sie sich als Gastgeber länger und intensiver auf das Turnier vorbereiten konnten als die meisten Teilnehmer und von der Konkurrenz zudem unterschätzt wurden. Seit 2002 hat sich das Team stark verändert. Nur drei Akteure – Torwart Lee Woon-jae sowie die Feldspieler Lee Young-pyo und Ahn Jung-hwan – standen sowohl im letzten Spiel der WM 2002 als auch in der abschliessenden Partie der WM-Qualifikation 2006 jeweils in der südkoreanischen Startelf. Der personelle Umbruch ist nicht ohne einen markanten Leistungsabfall geblieben, was gleich zwei Trainern – dem Portugiesen Humberto Coelho, Hiddinks Nachfolger, und dem Niederländer Jo Bonfrere – die Entlassung einbrachte. Der jetzige Coach heisst Dick Advocaat und ist ebenfalls Niederländer. Der ehemalige Nationalcoach seines Heimatlandes ist überzeugt, die Republik Korea in Deutschland ins Achtelfinale zu führen. Doch damit allein wäre man in Seoul wohl kaum zufrieden. Gemäss Umfragen erwarten die südkoreanischen Fussballfans von ihren einsatzfreudigen, MÄRZ 2006 11 magazine FIFA FUSSBALL-WELTMEISTERSCHAFT DEUTSCHLAND 2006™ Vier asiatische Teams, vier ausländische Trainer Von links nach rechts: der Niederländer Dick Advocaat (Korea Republik), der Serbe Branko Ivankovic (Iran) sowie die beiden Brasilianer Zico (Japan) und Marcos Paqueta (Saudiarabien). laufstarken, mitunter aber zu wenig effizienten und defensiv nicht eben sattelfesten Spielern das Erreichen des Viertelfinales. Ähnlich hoch ist die Erwartungshaltung der japanischen Anhänger. Auch ihr Team hat seit der WM 2002 einen regen Personalwechsel erfahren. Einzig Abwehrspieler und Kapitän Tsuneyasu Miyamoto und der brasilianischstämmige Mittelfeldregisseur Alessandro Santos standen beim WM-Achtelfinale 2002 gegen die Türkei (0:1) und beim letzten Qualifikationsspiel für die WM 2006 (2:1 gegen Iran) jeweils in der Startformation. STARKE JAPANER Den Verjüngungsprozess haben die Japaner deutlich besser verdaut als die Südkoreaner. Japan gewann den AsienPokal 2004 und qualifizierte sich – abgesehen von Gastgeber Deutschland – als erste Mannschaft für die WM 2006. Und beim FIFA Konföderationen-Pokal 2005 hätte der dreimalige WM-Teilnehmer, der mit erfrischendem Offensivspiel gefiel, beinahe den späteren Turniersieger Brasilien früh aus dem Turnier geworfen. Der Brasilianer Zico, der Japans Nationalmannschaft nach der WM 2002 vom Franzosen Philippe Troussier übernommen hat, verfügt über eine homogene Auswahl und das wohl beste Mittelfeld Asiens, aus dem die bei europäischen Klubs beschäftigten Hidetoshi Nakata, Shunsuke Nakamura und Shinji Ono herausragen. Zico ist überzeugt, dass Japan die Vorrunde der WM 2006 gegen Brasilien, Kroatien und Australien überstehen wird. Doch auch die japanischen Fans, die in Scharen nach Deutschland reisen werden, fordern mehr. Mindestens aber wollen sie sich vor der Republik Korea, Wer springt bei der WM 2006 höher? Saudiarabiens Khaled Al-Thaker (grünes Dress) und Irans Javad Nekonam. 12 MÄRZ 2006 WM 1982: Kuwait (rotes Trikot) wollte gegen Frankreich aus Protest gegen einen Schiedsrichterentscheid erst nicht mehr weiterspielen. dem Erzrivalen, klassieren und wieder die Nummer 1 auf dem asiatischen Kontinent werden. Es sei denn, die zwei anderen Vertreter des Kontinents machen den asiatischen Fussball-Grossmächten Republik Korea und Japan die Führungsposition streitig. Jedenfalls haben sich Saudiarabien – mit den Gruppengegnern Spanien, Ukraine und Tunesien – und Iran – gegen Mexiko, Portugal und Angola – auch das Erreichen des Achtelfinales als primäres Ziel gesetzt. Beiden Teams sind Überraschungen zuzutrauen, zumal sie in der Qualifikation überzeugt haben. Saudiarabien blieb als einziges asiatisches Team ungeschlagen – trotzdem entliess es Trainer Gabriel Calderón und ersetzte den Argentinier durch den Brasilianer Marcos Paqueta –, und Iran setzte sich mit seinen bei deutschen Klubs unter Vertrag stehenden Stars Mehdi Mahdavikia, Ali Karimi und Vahid Hashemian ebenfalls problemlos durch. „VISION ASIA“ Peter Velappan, Generalsekretär der Asiatischen Fussballkonföderation (AFC), ist überzeugt, dass die vier asiatischen Vertreter in Deutschland für positive Schlagzeilen sorgen werden: „Diese Teams haben inzwischen mehr Erfahrung und sind besser auf eine Weltmeisterschaft vorbereitet.“ Ob es asiatischen Vertretern jedoch gelingt, in die Phalanx der europäischen und südamerikanischen Spitzenmannschaften einzudringen, ist eher unwahrscheinlich. Gewiss hingegen ist, dass sich Asiens Fussball auf dem Vormarsch befindet. Er hat in den vergangenen Jahren Der Coup von 1966 Die beste Klassierung eines asiatischen Teams bei einer Weltmeisterschafts-Endrunde war der vierte Platz der Republik Korea 2002 im eigenen Land. Unter dem niederländischen Trainer Guus Hiddink gewannen die Asiaten in den Gruppenspielen gegen Polen (2:0) und Portugal (1:0) und spielten gegen die USA unentschieden (1:1). In einem denkwürdigen Achtelfinale bezwang die Republik Korea Italien durch das „Golden Goal“ von Stürmer Ahn Junghwan mit 2:1. Erst im Halbfinale konnte Deutschland die enorm lauffreudige und technisch überdurchschnittlich begabte Mannschaft stoppen (1:0). Im Spiel um Rang drei behielt die Türkei das bessere Ende für sich; sie gewann den Vergleich mit der Republik Korea 3:2. Auch Japan, Co-Gastgeber des FIFA-Weltpokals Korea/Japan™, durfte die Endrunde vor vier Jahren als sportlichen Erfolg verbuchen. Das Team, trainiert vom Franzosen Philippe Troussier, entschied seine Gruppe zu seinen Gunsten, scheiterte daraufhin aber im Achtelfinale an der Türkei (0:1). Erster asiatischer Teilnehmer an einer WMEndrunde überhaupt war 1938 Niederländisch-Indien (das heutige Indonesien). Allerdings brachte es der krasse Aussenseiter in Frankreich gerade mal auf einen einzigen Auftritt, weil gleich zu Beginn des Turniers das Achtelfinale auf dem Programm stand. 0:6 verlor Niederländisch-Indien gegen Ungarn. In der Folge konnten asiatische Länder bei WM-Endrunden nur unregelmässig mitmachen, zumal ihnen lange Zeit nicht einmal ein fixer Startplatz zugesichert war. Zudem hinderten politische Unruhen manchen poten- ziellen Teilnehmer daran, sich überhaupt für die WM-Qualifikation zu melden. Den ersten Treffer für ein asiatisches Team bei einer Endrunde erzielte 1966 in England der Nordkoreaner Pak Seung-zin beim 1:1 gegen Chile. Wenige Tage später gelang ihm und seinen Kollegen dann beim 1:0Sieg über Italien ein veritabler Coup. Das Aus folgte für die DVR Korea dann im Viertelfinale gegen Portugal, angeführt vom genialen Eusebio. 1982 in Spanien sorgte Kuwait, trainiert vom späteren Weltmeister-Trainer Carlos Alberto Parreira, für negative Schlagzeilen, als Kuwaits Verbandspräsident im Gruppenspiel gegen Frankreich aus Protest gegen eine Schiedsrichterentscheidung seine Spieler vom Feld beorderte; erst nach einer sechsminütigen Unterbrechung konnte weitergespielt werden. Frankreich siegte 4:1. Im Vorfeld der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ 1986 in Mexiko erhielt Asien erstmals zwei feste Startplätze garantiert. Irak und die Republik Korea setzten sich in der Qualifikation durch. Zwölf Jahre später sorgte in Frankreich die Partie zwischen Iran und den USA aufgrund der politischen Spannungen zwischen den beiden Nationen für Aufsehen. In einer ausgesprochen fair geführten Begegnung gewann Iran 2:1. Vier Jahre später war Asien bei der „heimischen“ WM mit vier Mannschaften vertreten – nebst den Gastgebern Republik Korea und Japan waren dies Saudiarabien und, zum ersten Mal überhaupt, die Volksrepublik China. Die Leistungen von 2002 dokumentierten eindrucksvoll die Fortschritte des asiatischen Fussballs. ghe MÄRZ 2006 13 FIFA FUSSBALL-WELTMEISTERSCHAFT DEUTSCHLAND 2006™ auf breiter Ebene markante Fortschritte erzielt. Die Talentsichtung und Nachwuchsförderung ist professioneller geworden, was sich auch darin zeigt, dass europäische Vereine vermehrt Fussballer aus dem Nahen und vor allem Fernen Osten verpflichten. Die AFC und viele asiatische Verbände haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und profitieren von der Zusammenarbeit mit anderen Konföderationen und (zumeist europäischen) Verbänden. Zu verbessern ist das Vertrauen in die Trainergilde der Region: Den vier asiatischen WM-Teilnehmern stehen ausnahmslos Ausländer vor. Viel zum Aufschwung des asiatischen Fussballs beigetragen hat das von AFCPräsident Mohamed bin Hammam (der Geschäftsmann aus Katar ist auch Mit- Japans Spielmacher Shunsuke Nakamura. glied des FIFA-Exekutivkomitees) lancierte Projekt „Vision Asia“. Es konzentriert sich auf elf Entwicklungsbereiche, etwa Breitenfussball, Sportmedizin, Medienarbeit und Frauenfussball. „Vision Asia“ befindet sich zurzeit in der ersten Projektphase (bis 2007), gefolgt von einer nächsten Etappe, die 2011 endet. Bin Hammam: „Ich glaube fest an Asien und bin mir sicher, dass wir als vermögender, ressourcen- und bevölkerungsreichster Kontinent im Fussball den Anschluss an die internationale Spitze schaffen werden.“ Bereits bei der WM 2006? Der Fussball Globus FIFA WM 2006™: Ein Projekt von André Heller. magazine KOREA REPUBLIK AUF RANG EINS 14 Die asiatischen Teams in der ewigen Rangliste der FIFA FussballWeltmeisterschaft™ (total 69 Nationalteams; Brasilien belegt Rang eins, gefolgt von Deutschland, Italien, Argentinien und England): 56. Kuwait 1 Endrundenteilnahme (1982) 3 Spiele, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen (2:6 Tore) Klassierung: 21. Platz 31. Korea Republik 6 Endrundenteilnahmen (1954, 1986, 1990, 1994, 1998, 2002) 21 Spiele, 3 Siege, 6 Unentschieden, 12 Niederlagen (19:49 Tore) Beste Klassierung: 4. Platz (2002) 59. Irak 1 Endrundenteilnahme (1986) 3 Spiele, 3 Niederlagen (1:4 Tore) Klassierung: 23. Platz 41. Japan 2 Endrundenteilnahmen (1998, 2002) 7 Spiele, 2 Siege, 1 Unentschieden, 4 Niederlagen (6:7 Tore) Beste Klassierung: 9. Platz (2002) 62. Niederländisch-Indien (heute Indonesien) 1 Endrundenteilnahme (1938) 1 Spiel, 1 Niederlage (0:6 Tore) Klassierung: 15. Platz 42. Saudiarabien 3 Endrundenteilnahmen (1994, 1998, 2002) 10 Spiele, 2 Siege, 1 Unentschieden, 7 Niederlagen (7:25 Tore) Beste Klassierung: 12. Platz (1994) 63. Vereinigte Arabische Emirate 1 Endrundenteilnahme (1990) 3 Spiele, 3 Niederlagen (2:11 Tore) Klassierung: 24. Platz 48. Iran 2 Endrundenteilnahmen (1978, 1998) 6 Spiele, 1 Sieg, 1 Unentschieden, 4 Niederlagen (4:12 Tore) Beste Klassierung: 14. Platz (1978) 64. Volksrepublik China 1 Endrundenteilnahme (2002) 3 Spiele, 3 Niederlagen (0:9 Tore) Klassierung: 31. Platz 50. Korea DVR 1 Endrundenteilnahme (1966) 4 Spiele, 1 Sieg, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen (5:9) Klassierung: 8. Platz Die Bilanz der Asiatischen Fussballkonföderation (AFC) bei FIFA Fussball-Weltmeisterschaften™: 10 Teams, 61 Spiele, 9 Siege, 11 Unentschieden, 41 Niederlagen (46:138 Tore) MÄRZ 2006 Das Projekt: Fussball Globus in die FIFA WM-Städte. Das Ziel: über 100.000 Teile auf die Minute genau liefern. Die Macher: Offizieller Mobilitäts- und Logistikdienstleister Über 20.000 Power-LEDs erreichen Hannover. Absolut pünktlich. Dank unserer Logistiker von Schenker. Vorsichtig werden sie montiert, und dann ist es mal wieder geschafft: Der Fussball Globus FIFA WM 2006™ steht. Zur Eröffnung morgen früh. Rund einen Monat hat es gedauert, die 60 t Stahl, 4,8 km Kabel und Tausende von Kleinteilen zusammenzusetzen. Die größte Herausforderung dabei: die Planung. Denn die braucht viel Detailkenntnis, Intelligenz und jede Menge IT-Leistung. Bald wird der Fussball Globus FIFA WM 2006™ schon in der nächsten Stadt stehen. Genau das richtige Projekt für ein Unternehmen, das Mobilität, Netze und Logistik beherrscht. www.db.de