rhein mosel fachklinik andernach
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rhein mosel fachklinik andernach
MitarbeiterInnen-Zeitung des Landeskrankenhauses (AöR) und seiner Einrichtungen Ausgabe 2/2005 Rheinhessen-Fachklinik Alzey · Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach · Kinderneurologisches Zentrum Mainz · Reha-Klinik Rheingrafenstein Krankenhaus Meisenheim, Betriebsteil I, Liebfrauenberg · Betriebsteil II, Hinter der Hofstadt · Sprachheilzentrum Meisenheim [ Regionale Schlaganfalleinheit ] Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach Inhalt 4 5 14 16 25 kurzmeldungen. news. reportage. persönlich. gastautoren. interwiev. rückblick. forum Ausgabe 2/2005 redaktion Dr. Wolfgang Gather, RFK Frank Müller, RFK Wolfgang Willenberg, LKH auflage 2.000 layout bfk, Peter Zilliken Offenbach Neues Konferenzzentrum Erster Platz für Neurologen der RFK Bessere Hilfe bei Schlaganfall Neuer Arztlicher Direktor der RMF Landesmedallie für Dr. Wolfgang Guth Forensiktage der Klinik-Nette-Gut Neue Patientenfürsprecherin der RFK Kunstausstellung der RMF Lagebericht des Landeskrankenhauses (AöR) Arbeit der Sparkommission der RFK 16. Alzeyer Symposion 6 8 9 10 11 15 23 24 26 32 33 »Ein Tag …« auf der forensischen Frauenstation 12 Ulrike Becker Dr. Christian Bamberg 17 21 Roswitha Beck 10 Jahre erfolgreiche Psychiatriereform 18 Dieter Heuft 22 34 Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Wolfgang Willenberg, Landeskrankenhaus (AöR) | [email protected] a m 15. Juli dieses Jahres unterschrieben die Geschäftsführer des Landeskrankenhauses (AöR) und des St. NikolausStiftshospitals Andernach, Norbert Finke und Dr. Horst Ludes, einen Kooperationsvertrag zur Schlaganfallversorgung für die Stadt Andernach und die Region. Gemeinsam erfüllen die Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach und das St. Nikolaus-Stiftshospital die qualitativen Voraussetzungen für den Betrieb einer regionalen Schlaganfalleinheit. Die Rhein-Mosel-Fachklinik betreibt seitdem die regionale Schlaganfalleinheit mit vier Plätzen und übernimmt damit primär die Diagnostik und Behandlung von Schlaganfallpatienten. Die Erfahrungen der ersten Monate zeigen bereits, dass über diese Kooperation eine Qualitätsverbesserung in der regionalen Schlaganfallversorgung stattgefunden hat. Auch die Aufklärungsarbeit der Bevölkerung über Vorsorgemaßnahmen und das Verhalten nach einem erlittenen Schlaganfall konnte in der zweiten Jahreshälfte deutlich verstärkt werden. Die regionale Schlaganfalleinheit der Rhein-Mosel-Fachklinik wird heute geleitet von Dr. Christian Bamberg, der seit dem 1. September die Nachfolge von Dr. Fritz Hilgenstock als Chefarzt der Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie übernommen hat. Zum Nachfolger von Dr. Fritz Hilgenstock als Ärztlicher Direktor der Klinik wurde zum gleichen Datum Dr. Stefan Elsner, Ltd. Abteilungsarzt Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie, ernannt. Mit einem Empfang der Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) wurde Dr. Fritz Hilgenstock, der seit April 1975 in leitender Position in der Rhein-Mosel-Fachklinik tätig war, in den Ruhestand verabschiedet. Der Empfang fand am 2. September im kurz zuvor neu eröffneten Konferenzzentrum der Rhein-MoselFachklinik Andernach statt. Nach rd. 1 1/2 Jahren Bauzeit ist auf dem Gelände der Rhein-Mosel-Fachklinik aus dem ehemaligen Küchengebäude der Einrichtung ein modernes Konferenzzentrum entstanden. Das neue Betriebsrestaurant der Klinik ist hier ebenso untergebracht wie Büroräume für die Verwaltungsdirektion und die Mitarbeiterinnen der Rhein-Mosel-Akademie. Im Obergeschoss befinden sich die mit moderner Technik ausgestatteten Konferenz- und Seminarräume, in denen jetzt u.a. die Fort- und Weiterbildungsangebote der Rhein-Mosel-Akademie unter zeitgemäßen Rahmenbedingungen durchgeführt werden können. Mehrere große Veranstaltungen, wie das Symposium »Schlaganfall aktuell« oder die »Forensik-Tage 2005«, haben in den letzten Wochen und Monaten bereits in den neuen Räumlichkeiten stattgefunden. Am 2. November stand das Konferenzzentrum auch für den Jubiläumsempfang des Vereins zur Unterstützung Gemeindenaher Psychiatrie e.V. zur Verfügung. Der Verein zur Unterstützung Gemeindenaher Psychiatrie e.V. feierte in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen, u.a. in der Rheinhessen-Fachklinik Alzey und in der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach. Auszüge aus der Rede der Kuratoriumsvorsitzenden Roswitha Beck über das Wirken des Vereins in den vergangenen zehn Jahren finden Sie in der vorliegenden Forum-Ausgabe. Aus den Händen von Ministerpräsident Kurt Beck konnte Dr. Wolfgang Guth, Ärztlicher Direktor der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, im September dieses Jahres die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz entgegen nehmen. Die hohe Auszeichnung wurde ihm verliehen für sein langjähriges Engagement hinsichtlich des Ausbaues der gemeindenahen Psychiatrie in Rheinland-Pfalz. Eine Auszeichnung ganz anderer Art erhielt das Ärzteteam der Abteilung für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation der Rheinhessen-Fachklinik. Auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Wiesbaden landete das Team in einem dreistündigen Wettbewerb um das beste neurologische Fachwissen, der sog. «Neurologen-Olympiade«, vor renommierten Universitätskliniken auf dem ersten Platz und gewann damit die »Goldmedaille«. Nicht zuletzt diese beiden Auszeichnungen zeigen das hohe fachliche Niveau in der Rheinhessen-Fachklinik Alzey. Über die genannten sowie über zahlreiche weitere Ereignisse in den zurückliegenden Monaten wird in der vorliegenden Forum-Ausgabe ausführlich berichtet. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre, ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr 2006. Wolfgang Willenberg Forum 02/2005 | 3 forum kurzmeldungen. Gesundheitstag in Bad Sobernheim 09 | 2005 Neurologische Klinik Meisenheim, Reha-Klinik Rheingrafenstein, Rheinhessen-Fachklinik Alzey Ω Der fünfte Aktionstag auf dem Marktplatz in Bad Sobernheim stand in diesem Jahr unter dem Motto »Gesundheit für alle«. Bei strahlendem Sonnenschein präsentierten sich am 10. September zahlreiche Gruppen und Institutionen im Gesundheitswesen der interessierten Öffentlichkeit. Die Neurologische Klinik Meisenheim, die Reha-Klinik Rheingrafenstein und die Rheinhessen-Fachklinik Alzey beteiligten sich an der Veranstaltung und informierten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger über ihr jeweiliges Leistungsangebot. π Praxisanleiterkurs Bundesdirektoren-Tagung 08 | 2005 Rhein-Mosel-Akademie Ω Der erstmals von der RheinMosel-Akademie angebotene Zertifikatkurs Praxisanleitung wurde von allen Teilnehmenden erfolgreich absolviert. Am 28. August konnte Sigrun Lauermann, Stv. Leiterin der Akademie, 16 Pflegekräften aus der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach, der RheinhessenFachklinik Alzey, der Reha-Klinik Rheingrafenstein und des Krankenhauses Hinter der Hofstadt in Meisenheim, die Abschlusszertifikate überreichen. π 09 | 2005 Rhein-Mosel-Fachklinik Ω Am 15. und 16. September tagte die »Arbeitsgruppe Geistige Behinderung« der Bundesdirektorenkonferenz aller psychiatrischen Kliniken/Abteilungen in Deutschland in der Rhein-MoselFachklinik Andernach. Die Mitglieder des Arbeitskreises beschäftigten sich schwerpunktmäßig mit der besonderen Problematik von geistig behinderten Menschen, die zusätzlich an psychischen Erkrankungen leiden. π 4 | Forum 02/2005 forum kurzmeldungen. Neuer Sportplatz 08 | 2005 Klinik Nette-Gut Ω Bei strahlendem Sonnenschein startete am 31. August das Sportfest der Klinik Nette-Gut mit einem Fußballspiel der Mitarbeiter, bei dem sich die Mannschaft der Abteilungen I und II knapp mit 10 : 9 gegen die suchttherapeutische Abteilung durchsetzen konnte. Im Anschluss übernahmen die Patienten die weitere Gestaltung des Festes. Der neue Sportplatz mit einem Kunstrasen stellt eine weitere Bereicherung für die Sporttherapie und den Freizeitsport in der Klinik Nette-Gut dar. Durch das überaus positive Feedback der Teilnehmer angespornt plant die Sporttherapie ein weiteres Sportfest im nächsten Jahr. π Andernach-Tag Aufsichtsrat Fibromyalgietag 10 | 2005 Rhein-Mosel-Fachklinik Ω Beim »Samstag ist Andernach-Tag« am 1. Oktober drehte sich alles rund um die Themen Wellness, Gesundheit und Sport. Die Rhein-Mosel-Fachklinik beteiligte sich an dieser Initiative der Stadt und des Andernacher Einzelhandels mit einem Informationsstand. Ziel der regelmäßigen Initiative ist eine Attraktivitätssteigerung der Andernacher Innenstadt. π 07 | 2005 Landeskrankenhaus Ω Bei der Sitzung des Aufsichtsrates des Landeskrankenhauses (AöR) am 14. Juli legte Malu Dreyer (2.v.l.), Staatsministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, ihr Amt als Aufsichtsratsvorsitzende auf Grund vielfältiger weiterer Aufgaben nieder. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender ist Dr. Richard Auernheimer (3.v.l.), Staatssekretär im MASFG. π 11 | 2005 Rheinhessen-Fachklinik Alzey Ω Mehr als 200 Teilnehmer waren der Einladung zum 2. Fibromyalgietag am 19. November ins Tagungszentrum der Rheinhessen-Fachklinik gefolgt und diskutierten engagiert über zukünftige Behandlungsund Versorgungsstrukturen zum Krankheitsbild Fibromyalgie. π Schlaganfalltag und Früh-Reha-Tag 06·09 | 2005 Rheinhessen-Fachklinik Alzey Ω Der traditionelle Schlaganfalltag der Rheinhessen-Fachklinik Alzey im Juni beschäftigte sich ebenso wie der Früh-RehaTag im September mit aktuellen neurologischen Themenstellungen. Zu beiden Veranstaltungen konnte der Chefarzt der Neurologischen Abteilung, Dr. Christof Keller, zahlreiche Gäste und Mitarbeiter begrüßen. π Forum | 5 forum news. Neues Konferenzzentrum auf dem Gelände der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen an der Eröffnungsveranstaltung teil. Die beauftragten Architekten, Michael Summerer und Jörg Fischer, überreichten eine Fotocollage über den Baufortschritt des neuen Konferenzzentrums im Laufe der 1 1/2 jährigen Bauzeit an Geschäftsführer Norbert Finke. In der vergangenen Woche wurde in der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach ein neues und modern ausgestattetes Konferenzzentrum auf dem Gelände der Klinik durch die Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) eröffnet. Das Gebäude, das sich inmitten des Klinikkomplexes befindet, wurde zuvor als Zentralküche genutzt. Als deren Standort im Jahr 2000 verlegt wurde, entschied man sich für die Nutzung des Gebäudes als Konferenzzentrum, das nun seiner Bestimmung zugeführt werden konnte. Die Bauzeit für das Konferenzzentrum belief sich auf rund 1,5 Jahre. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, arbeitete man eng mit dem Landesamt für Denkmalpflege zusammen, um die Bausubstanz zu erhalten und eine Einfügung des Gebäudes in den historisch wertvollen Komplex der Klinik im neoromanischen Stil zu ermöglichen. Bei dem Konferenzzentrum handelt es sich um einen Nutzungskomplex, der einen Begegnungs- und Foyerbereich, einen Bürokomplex für acht Mitarbeiter der Rhein-Mosel-Fachklinik und der Rhein-Mosel-Akademie, einen Restaurantbereich sowie einen Tagungsbereich mit 1.200 Quadratmetern umfasst. Die Seminarräume im Obergeschoss sind mit modernster Technik ausgestattet, Besprechungen, Konferenzen und Tagungen können fortan hier abgehalten werden. Vorrangig dienen diese Räumlichkeiten jedoch der Fort- und Weiterbildung der Belegschaft. Nach entsprechender Anmeldung können sie auch von externen Interessenten genutzt werden. Eine Nutzung in Form von Ausstellungen und Kulturveranstaltungen ist dabei ebenso denkbar. Norbert Finke, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses (AöR), begrüßte die Gäste, darunter viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in den neuen Räumlichkeiten. In seiner Ansprache betonte er die besondere Relevanz der Fort- und Weiterbildung innerhalb der 6 | Forum 02/2005 Klinik. Im Jahr 2004 fanden 281 Veranstaltungen statt, die diesem Zwecke dienten. »Trotz der allgemein schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen haben wir gerne in die Fort- und Weiterbildung investiert und so 3,2 Mio. Euro aus eigenen Mitteln aufgewendet,« erklärte Finke. »Ein erkennbarer Patientennutzen soll entstehen und unsere Ansprüche sollen durch die heutige Inbetriebnahme des Konferenzzentrums unterstrichen werden.« Die Verbesserung der Fach- und Führungsarbeit wird angestrebt. Abschließend wünschte sich der Geschäftsführer, dass die Belegschaft die gegebenen, vielfältigen Angebote rege nutzen möge. »Ich wünsche der Rhein-Mosel-Akademie, dass sie die Herausforderung der betrieblichen Fort- und Weiterbildung annimmt und dass zu erreichende Ziele gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt werden.« | Andernach Aktuell, 30. August 2005 π forum news. Nach rund 18-monatiger Bauzeit erstrahlt das ehemalige Küchengebäude der Rhein-Mosel-Fachklinik in neuem Glanz. Realisiert wurde ein multifunktionales Nutzungskonzept für die Zukunft. Fort- und Weiterbildung steht im Vordergrund. Frontansichten des neuen Konferenzzentrums Sitzecke im Obergeschoss Foyer Betriebsrestaurant Forum | 7 forum news. Rheinhessen-Fachklinik Alzey siegte in Wiesbaden bei »Kongress-Olympiade« Erster Platz für Neurologen Mit guten Nachrichten und Erfolgen kam das Team der Rheinhessen-Fachklinik Alzey um Chefarzt Dr. Christof Keller vom Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie aus Wiesbaden zurück. Vom 21.09. bis 24.09.2005 fand in Wiesbaden der Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der größte Kongress der Deutschen Neurologen, statt. Tausende von neurologisch tätigen Ärzten konnten sich über die neuesten Entwicklungen aus Wissenschaft, Praxis und pharmazeutischer Industrie informieren, um mit neuen Erkenntnissen gestärkt, weiter zum Wohl ihrer Patienten wirken zu können. Der Höhepunkt des Kongresses ist alljährlich eine sogenannte »NeurologenOlympiade«. Hier stellen sich Teams, bestehend aus Chefarzt, Oberarzt sowie einem Assistenten aus vielen deutschen Kliniken einem über 3 Stunden andauernden Wettbewerb um das beste Wissen in der Neurologie. Als Moderator 8 | Forum 02/2005 übernahm der renommierte deutschsprachige Neurologe und Autor vieler Lehrbücher, Professor Mummenthaler aus Zürich, die Aufgabe, Fallbeispiele, videound bildunterstützt, vorzustellen, wobei zu jedem Fallbeispiel jeweils 5 Fragen zur richtigen Diagnosefindung und zu Therapieentscheidungen gestellt wurden. Für eine Überraschung sorgte das Team der Neurologischen Abteilung der Rheinhessen-Fachklinik Alzey. Dem Team, bestehend aus Chefarzt Dr. Christof Keller, Oberarzt Dr. Günther Frey sowie Assistenzarzt Dr. Giampiero Addochio, gelang es, durch ausgezeichnete Fachkenntnisse nahezu durchgängig den 1. Platz zu behaupten, so dass in einem spannenden Schlussentspurt die Universitätsklinik Aachen auf Platz 2 sowie die Universitätsklinik Essen auf Platz 3 verwiesen wurde. Bei der insgesamt anonym durchgeführten Fragebeantwortung über ein sogenanntes TED-System blieben die Platzierungen der restlichen Teilnehmer unbenannt. »Wir sind selbstverständlich sehr stolz, dass wir uns mit unserem Fachwissen gegenüber renommierten Uni-Klinken durchsetzen konnten, zeigt es doch, dass die Neurologische Abteilung der Rheinhessen-Fachklinik Alzey auf höchsten Niveau arbeitet und einen fachlichen Vergleich nicht scheuen muss«, sagte Dr. Keller im Gespräch mit dieser Zeitung. So konnten zum Abschluss der Veranstaltung und des Gesamtkongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie die stolzen Sieger um Chefarzt Dr. Christof Keller die Siegesprämie in Höhe von 1.000 Euro in Empfang nehmen. Professor Mummenthaler würdigte die Preisträger als »ausgezeich- Das erfolgreiche Team der Neurologischen Abteilung: (v.l.n.r) Chefarzt Dr. Christof Keller, Ltd. Oberarzt Dr. Günther Frey, Assistenzarzt Giampiero Adocchio. nete Neurologen mit großem Sachverstand.« Es sei ihnen gelungen, die nicht ganz einfachen Fragen mit Bravour zu lösen. Kongresspräsident Prof. Dr. Oertel aus Marburg fügte in seinen abschließenden Worten noch hinzu, welch wichtige Bedeutung die Neurologie im Zusammenspiel der medizinischen Fachgebiete einnehme: Wichtige diagnostische und therapeutische Entscheidungen könnten häufig nur durch einen Neurologen vorbereitet und durchgeführt werden. Nach einer anstrengenden und lehrreichen Kongresswoche waren insbesondere die Alzeyer Neurologen mit dem Kongressverlauf sehr zufrieden: »Selbstverständlich war dies ein Anlass zu feiern«, so Dr. Keller, um dann wieder mit dem nötigen Fachwissen und motiviert den ärztlichen Alltag in der Neurologischen Abteilung der RheinhessenFachklinik Alzey zu bewältigen. | Allgemeine Zeitung, 6. Oktober 2005 π forum news. Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach und St. Nikolaus-Stiftshospital Andernach haben eine Kooperation beschlossen – Kompetenzen beider Häuser gebündelt Bessere Hilfe bei Schlaganfall lich einen Herzinfarkt, Kreislaufprobleme oder Atmungsschwierigkeiten haben, würden im Stiftshospital versorgt. Unterstützung gibt es von den Neurologen der Rhein-Mosel-Fachklinik. Die Mediziner erklärten, dass ein Schlaganfall sehr oft ein überlappendes Krankheitsbild aufweise. Umso wichtiger sei es, dass Internisten und Neurologen zusammenwirkten. Die Schlaganfalleinheit steht mit entsprechendem Personal und Geräten 24 Stunden bereit. Dr. Horst Ludes (li.), Geschäftsführer St. NikolausStiftshospital Andernach, und Norbert Finke (re.), Geschäftsführer Landeskrankenhaus (AöR) als Träger der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach, bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages. v.l.n.r.: Bernhard Schneider, Kreisgeschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes Mayen-Koblenz, Norbert Finke, Geschäftsführer Landeskrankenhaus (AöR), Dr. Horst Ludes, Geschäftsführer St. Nikolaus Stiftshospital, Dr. Ulrike Lange, Oberärztin der Abteilung Neurologie Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach, Peter Ries, Kaufmännischer Direktor St. Nikolaus-Stiftshospital, Dr. Fritz Hilgenstock, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Neurologischen Abteilung Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach (bis 31. August 2005), Dr. Heinrich Degen, Oberarzt der Abteilung Innere Medizin St. Nikolaus-Stiftshospital, Prof. Dr. Peter Bülau, Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe, Werner Schmitt, Verwaltungsdirektor Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach, nach der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages am 15. Juli 2005. Mehr als 15.000 Menschen erleiden jährlich in Rheinland-Pfalz einen Schlaganfall. Eine optimale und schnelle Behandlung kann die Patienten vor Tod oder bleibenden Schäden bewahren. Um die Versorgung der Menschen im Raum Andernach zu verbessern, haben die Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach und das St. Nikolaus-Stiftshospital eine Kooperation beschlossen. Die Häuser bilden gemeinsam eine »regionale Schlaganfalleinheit«. Dafür wurden jetzt die Verträge unterzeichnet. Die ersten drei Stunden nach einem Schlaganfall sind entscheidend für die Heilungschancen der Patienten. »Time is brain« (Zeit ist Gehirn) erklärte so auch Dr. Fritz Hilgenstock, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Neurologie der Rhein-Mosel-Fachklinik während der Vertragsunterzeichnung zur Kooperation seiner Klinik mit dem Andernacher Krankenhaus. Deshalb sei es außerordentlich wichtig, dass sich Patienten sofort kompetent behandeln lassen. Um eine solche kompetente Behandlung zu gewährleisten, betreiben die beiden Krankenhäuser eine regionale Schlaganfalleinheit. Beide Häuser haben hier ihre Stärken gebündelt. Die RheinMosel-Fachklinik betreibt die Schlaganfalleinheit mit vier Plätzen und übernimmt primär die Diagnostik und Behandlung der Patienten. Da ein Schlaganfall zu einem Drittel vom Herzen ausgehe, wie Dr. Heinrich Degen, Oberarzt der Abteilung Innere Medizin am Stiftshospital erklärte, seien sehr oft die Kardiologen gefragt. Hier biete das Stiftshospital die entsprechenden Kompetenzen und Ressourcen. Auch Schlaganfallpatienten, die zusätz- Eine große Bedeutung haben die Rettungsdienste. Die gut ausgebildeten Rettungskräfte könnten oft schon während der Fahrt in die Klinik erkennen, ob ein Schlaganfallpatient zunächst internistisch oder sofort neurologisch behandelt werden müsse. »Deshalb ist es wichtig, dass sich Patienten sofort bei uns melden, damit sie ohne Zeitverzögerung in die entsprechende Klinik kommen«, sagte Bernhard Schneider, Kreisgeschäftsführer des Mayen-Koblenzer DRK-Rettungsdienstes. Unter der Rufnummer 19 222 erreiche man sofort den Rettungsdienst. Professor Peter Bülau von der Deutschen Schlaganfallhilfe betonte, dass das Konzept der Schlaganfalleinheit auch im Ausland kopiert würde. Anschließend unterzeichneten die Geschäftsführer beider Häuser, Norbert Finke (Landeskrankenhaus als Träger der RMF) und Dr. Horst Ludes (St. Nikolaus-Stiftshospital) den Vertrag. | Rhein-Zeitung, 20. Juli 2005 π Forum | 9 forum news. v.l.n.r.: Norbert Finke, Geschäftsführer Landeskrankenhaus (AöR), Dr. Fritz Hilgenstock, bisheriger Ärztlicher Direktor und Ltd. Abteilungsarzt der Neurologie, Dr. Stefan Elsner, neuer Ärztlicher Direktor, und Dr. Christian Bamberg, neuer Chefarzt der Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie und Stv. Ärztlicher Direktor der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach. Wechsel in der ärztlichen Leitung der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach Ärztlicher Direktor Dr. Fritz Hilgenstock in den Ruhestand verabschiedet Innerhalb eines offiziellen Empfangs der Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) im neuen Konferenzzentrum der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach wurde Dr. Fritz Hilgenstock, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Neurologischen Abteilung, in der vergangenen Woche in den Ruhestand verabschiedet. Zugleich wurden seine Nachfolger, Dr. Stefan Elsner als neuer Ärztlicher Direktor und Dr. Christian Bamberg als neuer Chefarzt der Neurologischen Abteilung und Stv. Ärztlicher Direktor, in ihre Ämter eingeführt. Norbert Finke, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses (AöR), begrüßte alle Anwesenden und betonte, dass es sich um einen wichtigen Tag in der Geschichte der Klinik handele, an welchem nun zwei neue Mitarbeiter »die Staffelstäbe übernehmen«. Sein besonderer Dank galt Dr. Fritz Hilgenstock, der in den Ruhestand verabschiedet wurde. Seit 1975 war Dr. Fritz Hilgenstock in der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach 10 | Forum 02/2005 tätig, seit 1998 in der Funktion des Ärztlichen Direktors. »Sie haben sich diesen schönen, schweren, aber auch anspruchsvollen Beruf ausgesucht und so auch in unserer Klinik viel zu einer Weiterentwicklung beigetragen«, würdigte Finke das Engagement Hilgenstocks. Als Leiter der Neurologischen Abteilung als Akademische Lehrabteilung der Universität Mainz hat er zum guten Ruf der Klinik einen großen Beitrag geleistet. Finke hob zudem Hilgenstocks Einsatz bei der Modernisierung der Neurologischen Abteilung hervor, woraus schließlich eine Kooperation mit dem St. Nikolaus-Stiftshospital Andernach bzgl. des Betriebes einer regionalen Schlaganfalleinheit hervorging. »Es gelingt nicht immer, wichtige Schlüsselpositionen sofort und lückenlos zu besetzen«, erklärte Finke, der sich erfreut zeigte, mit Stefan Elsner und Christian Bamberg leitende Positionen derart adäquat besetzen zu können. Dr. Stefan Elsner, bisher Stv. Ärztlicher Direktor und Ltd. Abteilungsarzt Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie, ist in der Rhein-Mosel-Fachklinik kein unbekanntes Gesicht. »Sie haben in den zurückliegenden Jahren bereits Führungsverantwortung getragen und die Entwicklung der Klinik mitgestaltet«, wandte sich Norbert Finke an den neuen Ärztlichen Direktor. Besonders verdient hatte sich Elsner bei der Entwicklung des Sektorisierungskonzeptes gemacht. »Die Anpassung von Größe und Struktur der Klinik war eine wichtige Entwicklungsphase innerhalb der Umsetzung der Psychiatriereform in Rheinland-Pfalz.« Dr. Christian Bamberg war seit 1999 als Oberarzt im Klinikum Darmstadt tätig, wo er eine Neurologische Intensivstation aufgebaut hat. Finke freute sich, Bamberg im Führungsteam der Klinik begrüßen zu dürfen: »Ihr beruflicher Werdegang weist Sie als einen Arzt aus, der über eine fundierte medizinische forum news. Ministerpräsident Kurt Beck würdigt den außerordentlichen Einsatz des Ärztlichen Direktors der Rheinhessen-Fachklinik Alzey. Landesmedaille für Dr. Wolfgang Guth inisterpräsident Kurt Beck hat dem Ärztlichen Direktor der RheinhessenFachklinik Alzey, Dr. Wolfgang Guth, die Verdienstmedaille des Landes RheinlandPfalz verliehen. Guth gelte als Pionier der Psychiatrie-Reform in Rheinland-Pfalz. Bereits vor über 20 Jahren habe er den Hilfsverein für psychisch Kranke der damaligen Landesnerven-klinik Alzey gegründet und sei ab 1985 Mitinitiator des Prozesses der Enthospitalisierung gewesen. Im Jahr 1989/90 sei dieser Prozess in einer der ersten Tageskliniken in Alzey gemündet. 1997 sei Dr. Guth an der Mitbegründung der Rheinhessen-Fachklinik unter dem Dach des Landeskrankenhauses (AöR) beteiligt gewesen. »Als deren Ärztlicher Direktor sorgte er alsbald für die Umgestaltung der ehemaligen Langzeitbereiche für chronisch psychisch Kranke in einem heilpädagogisch-psychiatrischen Heimbereich, der an den Heimbetrieb einer gerontopsychiatrisch-geriatrischen Tagesstätte mit 15 Plätzen angegliedert ist«, sagte Kurt Beck weiter. 2004 sei unter Guth’s Mitarbeit in der Region Alzey das Kompetenznetz Depression als zweiter fachlicher Zusammenschluss dieser Art in Deutschland gegründet worden. M Empfang der Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) am 2. September anlässlich der Verabschiedung von Dr. Fritz Hilgenstock in den Ruhestand und der Einführung von Dr. Stefan Elsner und Dr. Christian Bamberg in ihre neuen Postionen. Ausbildung und umfassende Erfahrungen in der neurologischen Akutbehandlung verfügt.« Daran anschließend richteten Verwaltungsdirektor Werner Schmitt, Pflegedirektorin Rita Lorse und Gaby Hillesheim, Stv. Personalratsvorsitzende, Grußworte an alle Anwesenden, vor allem jedoch an den scheidenden Ärztlichen Direktor und Chefarzt sowie seine Nachfolger. Rita Lorse stellte vor allem Hilgenstocks »temperamentvolle Nächstenliebe« heraus, für die er bei der Belegschaft und den Patienten überaus geschätzt wurde. Gaby Hillesheim sprach Hilgenstock ihren Dank auch seitens des gesamten Personals aus »für die faire, vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit«. Sie zeigte sich überzeugt, dass sowohl Elsner als auch Bamberg »in die Fußstapfen« des scheidenden Ärztlichen Direktors und Chefarztes passen werden. Zum Abschluss der Veranstaltung richteten auch Christian Bamberg, Stefan Elsner und Fritz Hilgenstock das Wort an Kollegen, Gratulanten und Mitarbeiter. | Andernach Aktuell, 7. September 2005 π Dr. Wolfgang Guth, Ärztlicher Direktor der Rheinhessen-Fachklinik Alzey Sein umfangreiches Fachwissen bringe Dr. Guth in Kommissionen, Expertenrunden, im Fort- und Weiterbildungsbereich an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen und in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit ein. Auch dem Verein zur Unterstützung Gemeindenaher Psychiatrie e.V. sei Dr. Guth als Kuratoriumsmitglied mit großem Engagement verbunden. Beck: »Ich freue mich, dass ich den außerordentlichen Einsatz von Dr. Wolfgang Guth für die Förderung und den Ausbau der Gemeindenahen Psychiatrie in Rheinland-Pfalz mit der Verdienstmedaille würdigen kann.« | Allgemeine Zeitung, 7. September 2005 π Forum | 11 forum reportage. »Ein Tag …« auf der forensischen Frauenstation der Klinik Nette-Gut für Forensische Psychiatrie an der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach Ein Beitrag von Wolfgang Willenberg | [email protected] Stationsversammlung auf der forensischen Frauenstation, die sich im Haus Nette auf dem Gelände der Rhein-MoselFachklinik in Andernach befindet. Acht Patientinnen warten bereits im Aufenthaltsraum auf das Stationsteam, weitere vier Patientinnen müssen aus dem Gemeinschaftszimmer geholt werden. Es ist Montagmorgen, 8.15 Uhr. Was ist am Wochenende geschehen? Gibt es besondere Vorkommnisse? Welche Wünsche und Sorgen haben die Patientinnen? »Am Wochenende wurde Joghurt aus dem Kühlschrank gestohlen.« »Die Duschkabine im Bad ist kaputt.« »In meinem Zimmer ist ein Tischbein wackelig.« »Wir müssen das Geschirr seit letztem Freitag mit der Hand spülen, die Spülmaschine streikt.« »Wann findet unser Grillfest statt?« Die Planung des bevorstehenden Grillfestes nimmt die meiste Zeit in Anspruch. Das Fest soll gemeinsam mit den Stationen Haus Nette 1 und 2 im angrenzenden Garten gefeiert werden. Welche Vorbereitungen werden von 12 | Forum 02/2005 welcher Station übernommen, was kann über die Zentralküche bestellt werden, wer kümmert sich um die Dekoration, lassen sich unter Umständen Folienkartoffeln zubereiten usw. Mehrere Frauen melden sich für den Einkauf an, der einmal wöchentlich stattfindet. Die Patientinnen können zu bestimmten Zeiten in Begleitung des Pflegepersonals in die Klinik Nette-Gut fahren, um im dort untergebrachten Lebensmittelladen einzukaufen. In der anschließenden Teamsitzung besprechen Pflegedienstmitarbeiter, Psychologe, Sozialarbeiter und kurz darauf auch die Stationsärztin anhand der Kurven die Befindlichkeit jeder einzelnen Patientin. Die Kurveneinträge vom Wochenende werden vorgelesen und bewertet. Patientin A soll zunächst nicht mehr an der Ergotherapie teilnehmen, das Team schätzt sie als akut suizidgefährdet ein. Patientin B will sich ab sofort allen therapeutischen Gesprächen verweigern. »Wir müssen noch einmal mit ihr darüber sprechen. Wenn sie darauf besteht, müssen wir ihr die bereits gewährten Lockerungen aussetzen. Wir können nicht Vertrauen in sie setzen, wenn sie keinen Kontakt zu uns unterhalten will.« Zwischendurch treffen zwei weitere Mitarbeiter, die bis jetzt mit Patientinnen den Einzelhofgang durchgeführt haben, in der Teambesprechung ein. Eine andere Krankenschwester muss die Teambesprechung verlassen. Sie fährt mit einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes zum Pfalzklinikum Landeck, um dort eine Patientin abzuholen, die als Neuaufnahme zur Station Haus Nette 3 kommen soll. Es wird diskutiert, ob bei einer Patientin das Verbot des eigenen Feuerzeuges aufgehoben werden kann. Eine andere Patientin konnte am Wochenende zum ersten Mal am Gottesdienst in der Klinik Nette-Gut teilnehmen. »Es ist alles gut verlaufen, sie war pünktlich zurück.« Eine weitere Patientin möchte Lockerungsstufe fünf beantragen, d.h. Ausgang mit Angehörigen. Das Team ist skeptisch, ob die Patientin dem gewachsen ist. Neben dem großen Tisch, der fast das gesamte Teamzimmer ausfüllt, fallen in diesem Raum vor allem zwei Monitore ins Auge. Beide zeigen verschiedene Perspektiven aus den insgesamt drei Kriseninterventionszimmern, über welche die Station verfügt – eines davon ist zur Zeit belegt. Außerdem lassen sich von hier aus der Aufenthaltsraum und der Eingang beobachten. 18 Patientinnen sind auf der Station untergebracht, die sich im Dachgeschoss des Hauses Nette befindet. Nach der Eröffnung im Jahr 1998 hat die Station mit acht Patientinnen ihre Arbeit aufgenommen, auch bei den forensischen Frauen haben die Aufnahmezahlen in den letzten Jahren zugenommen. Die forum Klinik Nette-Gut bietet mit dieser Station die einzige Behandlungsmöglichkeit für gerichtlich untergebrachte Frauen in Rheinland-Pfalz an. Bundesweit sind in der forensischen Psychiatrie rd. 95% Männer und 5% Frauen untergebracht. Warum weicht die Geschlechterverteilung so enorm voneinander ab? »Die hohe Anzahl der männlichen Sexualdelikte entfällt natürlich bei den Frauen«, sagt Heike Wilms-Kegel, seit 1 1/2 Jahren Stationsärztin von Haus Nette 3. »Grundsätzlich müssen sich nach meinem Eindruck Frauen auch mehr zuschulden kommen lassen als Männer, bevor das Gericht eine Einweisung in die forensische Psychiatrie anordnet. Häufige Delikte unserer Patientinnen sind Körperverletzung bis zur vollendeten Tötung, Brandstiftung und zusätzlich oft Alkohol- und Drogenprobleme. Die Tatsache, dass wir die einzige Station für forensische Frauen sind, bedeutet auch, dass alle Störungsbilder, von Psychosen über Persönlichkeitsstörungen bis zu Minderbegabungen, auf dieser Station zusammen untergebracht sind. Die individuellen Lockerungsstufen können deshalb extrem von einander abweichen, was den Umgang der Patientinnen untereinander manchmal sehr schwierig macht.« Nach der Teambesprechung findet auf der Station die Visite statt. Eine Patientin wird am linken Unterarm untersucht, der stark geschwollen ist. Die Patientin hat dabei erhöhte Temperatur, so dass sie konsiliarisch im Stiftshospital Andernach vorgestellt werden muss. »Sie war in der vergangenen Woche schon einmal im Stift«, erklären die Mitarbeiter. »Sie hat sich selbst den Unteram durchbohrt und das mit einem eigentlich stumpfen Gegenstand, nämlich mit einem WC-Rollen-Halter, auf dem das Toilettenpapier aufliegt. Sie sagt, sie hätte das getan, um das ›Leid in der Welt auf sich zu ziehen und dadurch andere zu entlasten‹. Sie empfindet an der Stelle praktisch keine Schmerzen mehr, da sie sich in den letzten Jahren so häufig selbst verletzt hat, dass die Nervenstränge an den Armen keine Empfindungen mehr weiterleiten.« Die 28-jährige Patientin hat insgesamt sieben psychiatrische Dia- reportage. gnosen und befindet sich seit 16 Jahren dauerhaft in stationärer psychiatrischer Behandlung. Für die Fahrt ins Stiftshospital muss die Patientin an den Händen gefesselt und von zwei Pflegekräften begleitet werden. Mit einer anderen Patientin wird besprochen, dass sie jetzt den Antrag auf eine weitergehende Lockerungsstufe stellen kann, der für sie Ausgang in Begleitung des Pflegepersonals innerhalb des Klinikgeländes bedeuten würde. Die 36-jährige Patientin ist seit 2001 wegen räuberischen Diebstahls in der forensischen Psychiatrie. Seit ihrem 15. Lebensjahr ist sie alkohol- und medikamentenabhängig, seit dem 19. Lebensjahr auch heroinabhängig. Bevor sie in Haus Nette 3 aufgenommen wurde, hatte sie zahlreiche Aufenthalte auf allgemeinpsychiatrischen Stationen in verschiedenen Einrichtungen in Rheinland-Pfalz hinter sich. »Lange Zeit habe ich mich mit meiner Unterbringung hier nicht abgefunden«, erzählt sie über sich. »Anfangs habe ich mit niemandem ein Wort gesprochen, war häufig aggressiv und deswegen oft im Kriseninterventionsraum. Schritt für Schritt habe ich aber Vertrauen in das Personal gefasst. Heute kann ich mit den Mitarbeitern sprechen. Wenn ich spüre, dass Aggressionen aufkommen, gehe ich auf die Mitarbeiter zu und rede mit Ihnen. Dieses Jahr war ich kein einziges Mal im Krisenzimmer.« Die Patientin erzählt von Außenkontakten zu ihrem Vater und zu einigen Freunden. »Bevor ich die Lockerungsstufe fünf bekomme, also Ausgang mit Angehörigen, will ich aber nicht, dass mein Vater mich besucht.« Am Nachmittag findet eine Stationskontrolle statt, d.h. die Mitarbeiter suchen in allen Zimmern nach sicherheitsrelevanten Dingen, insbesondere Forum | 13 forum spitze und scharfe Gegenstände aller Art. Obwohl heute nichts gefunden wird, ist die psychische Belastung für eine Patientin zu groß. Sie wird aggressiv und muss für kurze Zeit im Kriseninterventionsraum untergebracht werden. Gegen Abend hat sie sich wieder beruhigt und kann am gemeinschaftlichen Abendessen teilnehmen. »Ein Problem sowohl für die Patientinnen als auch für uns ist die räumliche Enge auf der Station«, berichten die Mitarbeiter. »Rückzugsmöglichkeiten sind nur sehr begrenzt vorhanden. Mit den Patientinnen ungestörte Einzelgespräche zu führen ist äußerst schwierig.« Im Nebengebäude von Haus Nette war bisher der Personalspeiseraum für die Mitarbeiter der Rhein-Mosel-Fachklinik eingerichtet. Durch die Fertigstellung des neuen Konferenzzentrums der Klinik und der damit verbundenen Eröffnung des neuen Betriebsrestaurants stehen die Räumlichkeiten des bisherigen Personalspeiseraums für eine Er- weiterung von Haus Nette zur Verfügung. »Wenn wir in Kürze mehr Platz bekommen wird das eine wichtige Verbesserung des Stationsmilieus zur Folge haben«, ist sich Jürgen Netz, Stationsleiter von Haus Nette 3, sicher. Er ist im März 2000 auf die Station Nette 3 gewechselt, bis dahin hat er rd. 11 Jahre Berufserfahrung in der Akutpsychiatrie der Rhein-Mosel-Fachklinik gesammelt. forum Examiniert reportage. Welche Unterschiede machen die Arbeit in der forensischen Psychiatrie gegenüber der Arbeit in der Allgemeinpsychiatrie aus? Ist die Umstellung schwer gefallen? »Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, denen der Maßregelvollzug unterliegt, sind natürlich wesentlich umfangreicher«, sagt Jürgen Netz. »Mit diesen rechtlichen Grundbedingungen musste ich umgehen lernen, was mir aber sehr rasch gelungen ist. Zudem waren mir einige Patientinnen von meiner Arbeit in der Akutpsychiatrie noch bekannt. Denn bevor diese Station eingerichtet wurde, waren die Patientinnen auf den verschiedenen akutpsychiatrischen Stationen in der Rhein-Mosel-Fachklinik verteilt. Die Umstellung ist mir insofern nicht schwergefallen. Obwohl der Umgang mit den Patientinnen häufig sehr anstrengend und belastend sein kann, fühle ich mich sehr wohl und bin auch stolz auf die gute Arbeit, die wir als Team hier leisten.« π kurzmeldungen. Stellvertreterin Weltjugendtag 09 | 2005 Klinik Nette-Gut Ω Im Rahmen einer Feierstunde am 28. September wurde Barbara Kuhlmann offiziell in ihre neue Position als Stv. Pflegedirektorin der Klinik 09 | 2005 Rhein-Mosel-Fachklinik Ω Nachdem sie an der Krankenpflegeschule der RheinMosel-Fachklinik Andernach ihr Examen bestanden haben, steht für 11 frischgebackene Pflegekräfte die Tür offen zu einer spannenden und aussichtsreichen Berufslaufbahn. Nach der dreijährigen Krankenpflegeausbildung legten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 7. September die Prüfung vor dem Prüfungsausschuss in der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach ab. π 14 | Forum 02/2005 Nette-Gut eingeführt. Geschäftsführer Norbert Finke, die Direktoriumsmitglieder und zahlreiche Mitarbeiter der Klinik Nette-Gut gratulierten Barbara Kuhlmann zu ihrer neuen Funktion und wünschten ihr Kraft und Energie für die zukünftigen Aufgaben. π 08 | 2005 Rhein-Mosel-Fachklinik Ω Die Zeit unmittelbar vor dem Weltjugendtag im August wurden von den Gästen im Dekanat Andernach-Bassenheim genutzt, das Leben in der gastgebenden Region kennen zu lernen. Dazu gehörte auch ein Besuch in der Rhein-Mosel-Fachklinik. Am 12. August konnte Dr. Stefan Elsner eine Gruppe Jugendlicher aus der Slowakei in der Klinik begrüßen und ihnen einen Einblick in das Behandlungsangebot der RMF vermitteln. π forum news. Behandlungsqualität und Wirtschaftlichkeit – kein Widerspruch Während der Forensiktage der Klinik Nette-Gut am 7. und 8. November informierten sich mehr als 100 Fachleute über neue Konzepte im Maßregelvollzug Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr hat die Klinik Nette-Gut für Forensische Psychiatrie an der RheinMosel-Fachklinik Andernach jetzt zum zweiten Mal die Forensiktage in Andernach durchgeführt. Veranstaltungsort war in diesem Jahr das neu errichtete Konferenzzentrum auf dem Gelände der Rhein-Mosel-Fachklinik. Mehr als 100 Fachleute aus Maßregelvollzugseinrichtungen im gesamten Bundesgebiet diskutierten zwei Tage lang über forensisch-psychiatrische Themenstellungen und Zukunftsperspektiven des Maßregelvollzuges. In Referaten und Diskussionen setzte sich die diesjährige Tagung mit dem Thema Kostenbegrenzung bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung im Maßregelvollzug auseinander. Die angespannten öffentlichen Haushaltslagen führen in allen Bereichen dazu, den wirtschaftlichen Erfordernissen noch mehr Rechnung zu tragen, und dabei gleichzeitig die Qualität der Behandlung auf hohem Niveau weiter zu entwickeln. Qualität und Wirtschaftlichkeit stellen bei effizientem Einsatz der vorhandenen Mittel keinen Widerspruch dar – so der Tenor der Tagung. Bernhard Scholten, Psychiatriereferent des Landes Rheinland-Pfalz, stellte eine Studie vor, die im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, erstellt wurde. Das Finanzierungsssystem sowie die Kosten- und Leistungsstrukturen des Maßregelvollzuges verschiedener Bundesländer werden in dieser Studie miteinander verglichen, um entsprechende Schlussfolgerungen für zukünftige Strukturen innerhalb der forensischen Psychiatrie ableiten zu können. Staatssekretär Dr. Richard Auernheimer betonte in diesem Zusammenhang, dass die Entscheidung der Landesregierung, die Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach und damit auch die Klinik NetteGut unter die Trägerschaft des Landeskrankenhauses als Anstalt des öffentlichen Rechts zu stellen, sich im Hinblick auf Behandlungsqualität und Wirtschaftlichkeit der Einrichtung sehr bewährt habe. Überlegungen zur Privatisierung des Maßregelvollzuges, wie sie in anderen Bundesländern angestellt würden, seien deshalb in RheinlandPfalz nicht notwendig und auch zukünftig nicht vorgesehen. Breiten Raum in den Vorträgen nahm die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Justiz, Strafvollzug und forensischer Psychiatrie ein. Dr. Frank Urbaniok stellte das in Zürich praktizierte Modell dieser Zusammenarbeit vor, anhand dessen mögliche Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung der forensischpsychiatrischen Versorgungssituation in Deutschland diskutiert wurden. »Die Veranstaltung hat sich für alle Beteiligten als äußerst wertvoll erwiesen«, so das Resümee von Wolfram Schumacher-Wandersleb, Ärztlicher Direktor der Klinik Nette-Gut. »Insbesondere der intensive Erfahrungsaustausch zwischen Forensischer Psychiatrie, Politik und Justiz war ein wichtiges Element dieser Tagung. Insofern wollen wir die Forensiktage in den kommenden Jahren weiterführen und dem Maßregelvollzug auch zukünftig neue Impulse geben.« π Forum | 15 forum kurzmeldungen. micom-Schulung Infostand 09 | 2005 Landeskrankenhaus Ω In weiteren, vom Landeskrankenhaus (AöR) gemeinsam mit der Fa. micom konzipierten Schulungen werden die Anwender aller Einrichtungen mit dem neuen Krankenhausinformationssystem (KIS) vertraut gemacht. π 07 | 2005 Rheinhessen-Fachklinik Alzey Ω Am 23. Juli informierten die Mitarbeiterinnen der Gerontopsychiatrisch-/geriatrischen Tagesstätte der Rheinhessen-Fachklinik Alzey mit einem Infostand in der Alzeyer Fußgängerzone über das Leistungsangebot der Tagesstätte. π Schulung am 30. September 2005 in der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach. Die Mitarbeiterinnen der Gerontopsychiatrisch-/geriatrischen Tagesstätte der Rheinhessen-Fachklinik Alzey am Informationsstand. Jobbörse Staatssekretär Dr. Richard Auernheimer und Oberbürgermeister Achim Hütten im Gespräch mit Udo Hoffmann, Leiter der Krankenpflegeschule der Rhein-MoselFachklinik Andernach. Zahlreiche Jugendliche nahmen das Informationsangebot der Rhein-MoselFachklinik an diesem Nachmittag an. 11 | 2005 Rhein-Mosel-Fachklinik Ω Am 6. November fand in der Mittelrheinhalle die vom städtischen Jugendzentrum organisierte 1. Andernacher Jobbörse statt. Die Rhein-Mosel-Fachklinik beteiligte sich an der Ausbildungsmesse mit einem Informationsstand, an dem neben der Krankenpflegeausbildung auch auf weitere, an der Klinik durchgeführte Ausbildungsmöglichkeiten hingewiesen wurde, wie z.B. die Ausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen oder zum Heilerziehungspfleger. Eröffnet wurde die Jobbörse von Staatssekretär Dr. Richard Auernheimer und Oberbürgermeister Achim Hütten. π 16 | Forum 02/2005 forum persönlich. M Ulrike Becker Rhein-Mosel-Akademie Ulrike Becker ist in Rieden geboren und in einer Familie mit vier Geschwistern aufgewachsen. Nach der Ausbildung zur Industriekauffrau von 1977 bis 1980 lag ihr Arbeitsschwerpunkt zunächst im Bereich des Rechnungswesens und in der Betreuung der Auszubildenden. Kurze Zeit später hat sie im Betrieb ihrer Schwester alle relevanten Abläufe des kaufmännischen Bereiches übernommen. Mit zwei kleinen Kindern konnte sie ihren Beruf nicht weiter ausüben und hat sich stattdessen ehrenamtlich 10 Jahre als Gemeinderätin und in verschiedenen politischen Gremien engagiert. Sie war Mitbegründerin der »Trimbser-Hobby-Künstler«, die in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehen feiern und deren Ausstellungen mittlerweile über die Region hinaus bekannt sind. Ende des Jahres 2000 entschloss sie sich, ihre Berufstätigkeit wieder aufzunehmen. Um für den Arbeitsmarkt gerüstet zu sein, hat sie zunächst eine Fortbildung zur IT-Kauffrau absolviert und dabei ihre Leidenschaft für die Datenverarbeitung entdeckt. »Im Rahmen meines Praktikums kam ich 2002 zur Rhein-Mosel-Akademie. Ich stellte schon am ersten Tag fest, dass ich meine neu erworbenen DVKenntnisse nochmal erweitern musste, da in der Akademie mit einem Datenbanksystem gearbeitet wird«, sagt Ulrike Becker. Mit ihrer »neu« erkannten Leidenschaft zur DV hat sie sich aber schnell in das System eingearbeitet, es kennen und schätzen gelernt. »Spannend war dann nach meiner Anstellung für mich, dass die Akademie noch in der Aufbauphase war, so dass sich für mich die Chance bot, meinen Arbeitsplatz weitgehend selbst zu gestalten«, erinnert sie sich heute. »Arbeitsprozesse neu zu entwickeln und bei der Gestaltung des DV-Designs mit zu arbeiten, gehört auch jetzt zu meinem Tagesgeschäft. Inzwischen habe ich auch festgestellt, wie viel Spaß mir die Organisation von Veranstaltungen und eine projektorientierte Arbeitsweise machen. Dies bedeutet nämlich, dass ich Aufgaben komplett übernehme und sie sehr eigenständig abwickeln kann.« Ihre Funktion als Teamassistentin der Rhein-Mosel-Akademie stellt die Drehscheibe der gesamten Seminarabwick- lung dar. Alle Veranstaltungen sind in der Akademie nach Projekten mit entsprechender Projektverantwortung organisiert und laufen dann bei ihr wieder zusammen. Sie übernimmt die Organisation der Veranstaltungen rundherum. Dazu gehört auch die Technik-, Hauswirtschaft-, Teilnehmer- und Dozentenbetreuung, Materialerstellung und alle Nacharbeiten zur Auswertung der Seminare sowie die Vorbereitung der Rechnungsstellung. Dazu kommt dann noch die Durchführungsorganisation am Veranstaltungstag, bei der sie den Dozenten z.B. die Unterlagen und Schlüssel gibt und die Teilnehmer begrüßt. Als Dienstleisterin legt sie einen besonderen Schwerpunkt auf die Kommunikation mit allen Kunden, den Dozenten und angrenzenden Abteilungen, denn in ihrer Anfangszeit hat sie gespürt, dass die Akademie für viele MitarbeiterInnen in den Einrichtungen noch sehr ungewohnt war. »Alle hatten viele Fragen zum neuen Anmeldungsverfahren, zu den Rechnungen und vieles mehr. Damals wie heute ist mir die Beziehungspflege am Telefon sehr wichtig«, beschreibt Ulrike Becker ihre Arbeitshaltung. »Ich lege besonderen Wert darauf, unsere Kunden schnell und umfassend zu informieren und zu beraten. Man kann mich immer gerne zu allen Fragen anrufen, ob das nun die Anmeldungen, die Seminarinhalte oder organisatorische Themen sind.« Natürlich werden die Arbeitstage in der Akademie manchmal lang. Aber sie nimmt sich trotzdem Zeit für ihre Hobbies. »Auf die gemütlichen Stunden mit einem guten Buch könnte ich nicht verzichten und das Stöbern in Büchereien, verbunden mit der Vorfreude auf ein Buch kann mich total begeistern. Cafébesuche und Shopping mit Freunden oder Familie machen mir viel Spaß, vor allem, wenn es dabei recht humorvoll zugeht.«. π Forum | 17 forum gastautoren. Der Verein zur Unterstützung Gemeindenaher Psychiatrie e.V. setzt sich seit 1995 für die gesellschaftliche Wiedereingliederung psychisch kranker Menschen ein. Langfristiges Ziel der Arbeit des Vereins ist es, der Stigmatisierung der psychischen Erkrankung entgegenzuwirken. Sein 10-jähriges Jubiläum feierte der Verein mit verschiedenen Veranstaltungen, u.a. in der Rheinhessen-Fachklinik Alzey und in der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach. Lesen Sie Auszüge aus der Rede von Roswitha Beck, Kuratoriumsvorsitzende des Vereins zur Unterstützung Gemeindenaher Psychiatrie e.V., am 2. November in der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach. Die Psychiatriereform in RheinlandPfalz wird in diesen Tagen zehn Jahre alt. Seinen zehnjährigen Geburtstag konnte im Mai dieses Jahres auch der Verein zur Unterstützung Gemeindenaher Psychiatrie in Rheinland-Pfalz e.V. feiern. In einem politischen Leben sind zehn Jahre eine lange Zeit, doch für einen ersten »Nachruf« ist kein Platz; denn ich möchte diese Arbeit auch über das Frühjahr 2006 hinaus fortsetzen. Die Psychiatrie braucht auch in Zukunft prominente Unterstützung. Dennoch ist ein solches »kleines« Jubiläum auch ein guter Grund, um auf die bisher geleistete Arbeit zurückzublicken; denn nur wenn ich weiß, woher ich komme, kann ich auch die Richtung bestimmen, in die ich weitergehen will. Ansonsten kann es passieren, dass wir uns im Kreis drehen. Der Blick zurück zeigt uns: wir haben uns nicht im Kreis gedreht – gemeinsam haben wir viel erreicht. Als ich 1994/95 die Gründung dieses Vereins anregte, begann in RheinlandPfalz der psychiatrische Reformprozess. Diesen wollte und will ich in Zukunft unterstützen und fördern. 1995 – im Gründungsjahr meines Vereins wurde der Entwurf eines Landesgesetzes für psychisch kranke Menschen im Landtag erörtert und Ende November mit der Mehrheit des Landtages verabschiedet. Dieses Gesetz wird von vielen Aktiven in der Psychiatrie als Initialzündung für die Psychiatriereform in Rheinland-Pfalz gesehen. Diese Reform sorgte dafür, dass die bisher drei großen Kliniken in Rheinland-Pfalz schrittweise verkleinert wurden. Ihre Aufgabe übernahmen neue psychiatrische Kliniken, Fachabteilungen an Allgemeinkrankenhäusern und 18 | Forum 02/2005 10 Jahre erfolgreiche Psychiatriereform – Rückblick und Ausblick Roswitha Beck, Kuratoriumsvorsitzende des Vereins zur Unterstützung Gemeindenaher Psychiatrie e.V. psychiatrische Tageskliniken überall im Land. Mit der Eröffnung der psychiatrischen Fachklinik in Kaiserslautern im Sommer dieses Jahres ist die erste große Phase der Psychiatrie-Reform zu Ende gegangen. Jetzt sind die strukturellen Voraussetzungen für eine gemeindenahe Psychiatrie in Rheinland-Pfalz erfüllt. Innerhalb von zehn Jahren sind in ganz Rheinland-Pfalz regionale psychiatrische Krankenhausangebote mit einer Versor- gungsverpflichtung geschaffen worden. Wer hätte vor zehn Jahren geglaubt, dass eine solche dynamische Entwicklung möglich ist? Auch für den chronisch psychisch kranken Menschen hat sich in den letzten zehn Jahren erhebliches verändert: es gibt mittlerweile in allen Regionen Angebote des betreuten Wohnens, Tagesstätten mit Kontaktstellenfunktion bieten dem chronisch psychisch kranken Menschen eine sinnvolle Tagesstruktur. forum gastautoren. Beim Jubiläumsempfang des Vereins zur Unterstützung Gemeindenaher Psychiatrie e.V. am 28. September in der Rheinhessen-Fachklinik Alzey und am 2. November in der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach dankten Geschäftsführer Norbert Finke und die Direktoriumsmitglieder der jeweiligen Einrichtung Roswitha Beck für die langjährige gute Zusammenarbeit. Durch das mittlerweile in RheinlandPfalz flächendeckend eingeführte »persönliche Budget« ist es gelungen, personenzentrierte Hilfen vor Ort anzubieten. Die Behindertenhilfe in Rheinland-Pfalz hat von der Psychiatrie gelernt und hat diesen personenzentrierten Ansatz für alle behinderte Menschen übernommen. Dieser kurze Rückblick zeigt, was in den letzten zehn Jahren von allen Beteiligten geleistet wurde. Und dabei denke ich nicht nur an die Landesregierung, die diesen Prozess angestoßen hat, sondern ich denke an alle vor Ort, die davon überzeugt waren, dass es richtig ist, wenn chronisch psychisch kranke Menschen »draußen« und nicht in der Klinik leben. Durch Impulse, die aus den Kliniken kamen, wurde der Boden bereitet für die danach erfolgten politischen Veränderungen. Eine Dezentralisierung von voll- und teilstationären Angeboten erfordert von Klinikträgern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine hohe Bereitschaft zur Veränderung, denn Kapazitätsverlagerungen haben Auswirkungen auf die Finanzlage der Einrichtung und die Sicherheit der Beschäftigten. Hinzu kommt, dass oftmals eine häusliche Situation auf Grund der beruflichen Situation organisiert wurde und Veränderungen daher aus rein persönlichen Gründen nicht einfach umzusetzen sind. Letztlich gibt es heute sicherlich mehr Arbeitsplätze in der Psychiatrie als vor zehn Jahren. Doch diese sind in die Regionen verteilt. Ihnen, den Beschäftigten, gilt mein besonderer Dank für die geleistete Arbeit. Dankbar bin ich auch, dass die beteiligten Kommunen diesen Impuls aufgegriffen haben. So denke ich daran, dass die Landkreise und kreisfreien Städte die ihnen in der Psychiatrie-Reform übertragene Aufgabe, die psychiatrischen Hilfen vor Ort zu planen und zu koordinieren, aufgegriffen und umgesetzt haben. Sie haben Psychiatriebeiräte eingerichtet, Stellen für Psychiaterinnen und Psychiater an den Gesundheitsämtern geschaffen, Hilfeplankonferenzen eingerichtet und vieles mehr. Ich denke an die Psychiatrie-Erfahrenen, die sich zu Regionalgruppen und zu einem Landesverband zusammengeschlossen haben. Sie haben ihre Stimme im Reformprozess erhoben, haben sich eingemischt und deutlich gemacht, was ihre Wünsche und Bedürfnisse sind. Sie haben den Krisenpass eingeführt, Behandlungsvereinbarungen mit den Kliniken entworfen und organisieren spannende Fachtagungen. Ich denke aber auch an die Angehörigen der psychisch kranken Menschen, die trotz aller Angebote immer noch die Hauptlast der Versorgung tragen. Auch sie mischen sich in Diskussionen ein, stellen Forderungen für ihre Angehörige und für ihre eigene seelische Gesundheit. Gemeinsam mit den PsychiatrieErfahrenen haben sie den Reformprozess beflügelt. Ich habe mir die Aufgabe gestellt, diese Entwicklung zu begleiten, mit finanziellen und ideellen Maßnahmen zu unterstützen und zu fördern. Mit zahlreichen Initiativen ist es mir gelungen, mehr als 500.000 Euro in den letzten zehn Jahren zu sammeln, mit denen ich viele kleinere Initiativen unterstützen konnte. Doch das Geld sammeln war eigentlich nicht mein Hauptziel, ich wollte um Verständnis und Anerkennung psychisch kranker Menschen werben. Geld für Initiativen zu sammeln ist nur ein kleiner Schritt. Ich habe auch für vielfältige Tagungen und Veranstaltungen die Schirmherrschaft übernommen. Mittlerweile bin ich regelmäßiger Gast bei den Jahrestagungen des Landesverbandes der Angehörigen psychisch Kranker und des Landesverbandes der PsychiatrieErfahrenen. Mit meiner Anwesenheit wird erreicht, dass die Öffentlichkeit sich für diese und viele andere Tagungen und Veranstaltungen interessiert. Und so wird über die jeweilige Tagung, Initiative oder Veranstaltung berichtet. Und ein weiteres Ziel meiner Arbeit ist erfüllt: psychische Erkrankungen sind kein Tabu-Thema mehr. Und es gibt noch einen dritten – vielleicht den wichtigsten – Aspekt meiner Arbeit: mit meinem Engagement will ich Menschen, die entweder selbst psychisch krank sind oder einen psychischen kranken Angehörigen haben, ermutigen, von ihrem Schicksal in der Öffentlichkeit zu berichten. Diese Menschen müssen und sollen sich nicht verstecken. Sie haben Rechte und Möglichkeiten, wenn sie diese nur wahr- Forum | 19 forum nehmen. Ich will Sie dabei mit meiner Arbeit unterstützen, diese Bürgerrechte als psychisch behinderte Menschen oder als deren Angehörige wahrzunehmen. Auch hier gilt das politische Ziel der »Selbstbestimmung« und der gesellschaftlichen »Barrierefreiheit«. Der Zugang zum öffentlichen Leben muss auch für psychisch kranke Menschen möglich sein. Ich möchte ein Thema nicht verschweigen: zur Gemeindepsychiatrie gehört auch die forensische Psychiatrie. Ich bin selbst Mitglied im Forum »Dialog und Sicherheit« des Pfalzklinikums. So kenne ich die schwierige Aufgabe, die die forensische Psychiatrie meistern muss. Notwendigerweise geschieht vieles hinter Gittern und hochgesicherten Fenstern. Auch wenn der Alltag der forensischen Psychiatrie deshalb für viele nicht transparent ist, dürfen wir unsere Augen nicht vor diesem Thema verschließen; denn die forensische Psychiatrie wird von der Öffentlichkeit wahrgenommen und beobachtet. Leider fast nur, wenn etwas »Spektakuläres« geschieht. Dann werden Forderungen laut wie »die müssen für immer weggesperrt werden« oder »die sind nicht heilbar«. Ich habe mit großer Freude zur Kenntnis genommen, dass die Rheinzeitung über mehrere Wochen hinweg in einer Artikelserie über den Alltag im Nette-Gut berichtet hat. Dafür ein herzliches »Dankeschön« an die Rheinzeitung und an die Klinik. In diesen Artikeln wurde sehr deutlich, dass die forensische Psychiatrie erfolgreich arbeitet. Die Zahl der Rückfälle von den Menschen, die aus der forensischen Psychiatrie entlassen werden, sind verglichen mit denen, die aus dem Strafvollzug entlassen werden, deutlich niedriger. Es kann gelingen, psychisch kranke Menschen, die auf Grund ihrer psychischen Erkrankung straffällig wurden, zu behandeln. Dies gilt sicherlich nicht für alle, aber doch für eine sehr große Zahl. Die Nachsorge für diese Menschen zu verbessern, wird auch helfen, die Zahl der Rückfälle weiter zu verkleinern. Die forensischen 20 | Forum 02/2005 gastautoren. Kliniken in Rheinland-Pfalz sind sicher, weil sie baulich gesichert wurden. Die forensischen Kliniken in Rheinland-Pfalz sind aber auch sicher, weil sich die therapeutischen Bedingungen in diesen Kliniken in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert haben. Mein Dank geht hier an alle Beschäftigten – besonders an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nette-Gutes, die diese Aufgabe bisher hervorragend meistern. In den letzten zehn Jahren wurden die Strukturen für die gemeindenahe Psychiatrie geschaffen. Jetzt gilt es, diese Strukturen für eine soziale Psychiatrie zu nutzen. Hier gibt es bereits zahlreiche Initiativen und Entwicklungen. Doch sicherlich ist noch längst nicht alles erreicht, was wir uns vorstellen. Stigmatisierungen und Diskriminierungen – vielleicht feiner und versteckter als vor zehn Jahren – gibt es auch heute noch. Für die kommenden Jahre habe ich mir eine Reihe konkreter Ziele gesetzt. Zwei möchte ich Ihnen abschließend noch beschreiben: - Ich will mit dazu beitragen, dass den Kindern psychisch kranker Eltern, die Aufmerksamkeit und Beachtung geschenkt wird, die sie benötigen; denn gerade Kinder psychisch kranker Eltern haben ein erhöhtes Risiko selbst psychisch zu erkranken. Hier gibt es mittlerweile gute präventive Ansätze. Diese Kinder dürfen nicht allein gelassen werden, mit ihren Ängsten und Unsicherheiten, denn gerade Kinder leiden darunter, wenn sich die Mutter oder der Vater plötzlich scheinbar ohne Grund in seiner Persönlichkeit verändert. - Ich will zukünftig verstärkt dafür werben, dass psychisch kranke Menschen wieder eine Chance auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Psychisch erkrankte Menschen sind nicht intellektuell beeinträchtigt, sondern sie sind häufig verlangsamt im Denken und Arbeiten, sie brauchen mehr Zeit für die gleiche Arbeit, aber sie können sie meistern. Ihnen die angemessenen Arbeitsbedingungen zur Verfügung zu stellen, ist sicherlich nicht einfach. Doch wenn wir die Forderung nach einer barrierefreien Umwelt ernst nehmen, dann gehört es auch dazu, die Arbeitswelt so zu gestalten, dass auch psychisch erkrankte Menschen entsprechend ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten wieder arbeiten können. Allein werde ich diese Ziele nicht erreichen können. Es sind Aufgaben des Landes und der Kommunen, mitmachen müssen die Arbeitgeber und die Arbeitnehmervertretungen, die Beschäftigten die den psychiatrischen Diensten und Einrichtungen, die Jugendhilfe und die Schulen. Doch die Arbeit und Engagement der Professionen bleibt Stückwerk, wenn sich nicht alle daran beteiligen. Die Integration psychisch kranker Menschen in die Gesellschaft ist eine Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen. Wir alle können einmal psychisch krank werden, wir alle wollen dann nicht allein gelassen werden. Wir brauchen den anderen Menschen – auch wenn wir nicht psychisch krank sind. π forum persönlich. M Dr. Christian Bamberg Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach Nach dem Abitur und einem sechsmonatigen Studienaufenthalt in Paris begann Christian Bamberg sein Medizinstudium 1985 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Im Rahmen eines Abkommens zwischen den Partnerstädten Lyon und Frankfurt folgte ein einjähriger Studienaufenthalt in Lyon. »Dieses Jahr in Frankreich war für mein weiteres Leben entscheidend«, sagt Christian Bamberg rückblickend. »Die frühe, praxisorientierte Ausbildung der Studenten im Krankenhaus beim Patienten war beeindruckend und sehr lehrreich, dort habe ich meine Liebe zur Neurologie entdeckt. Das Gehirn in seiner Komplexität war und ist für mich das faszinierendste Organ des Menschen«. Nicht nur den Entschluss für seinen weiteren beruflichen Werdegang als Neurologe traf er in Frankreich. »Ich hatte zusätzlich das Glück, während der Zeit in Lyon meine Frau kennen zu lernen. Allein deswegen bleibt mir das Jahr in Frankreich in ewiger Erinnerung«, so Christian Bamberg, der seit 12 Jahren verheiratet ist und drei Kinder hat. Nach Rückkehr aus Frankreich schloss sich dann eine 24-monatige Tätigkeit in der Abteilung für Neurochirurgie der Universität Frankfurt/Main mit der Promotion zum Thema »Zur Rolle des Vasospasmus bei der operativ induzierten Subarachnoidalblutung« an. Seine neurologische Ausbildung erfolgte bei Herrn Prof. Dr. med. R.W.C. Janzen im Nordwestkrankenhaus in Frankfurt/Main von 1992 bis 1997. Die Weiterbildung beinhaltete neben der neurologischen Weiterbildung eine sechsmonatige ganztägige Tätigkeit in der Abteilung für Neuroradiologie bei Herrn Prof. Dr. St. Bockenheimer. Seine psychiatrische Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie absolvierte er in der Psychiatrischen Klinik der Städtischen Kliniken Frankfurt/Main-Höchst. Am 9. Dezember 1998 wurde ihm durch die Landesärztekammer Hessen die Anerkennung als Facharzt für Neurologie erteilt. Seit 1999 arbeitete Dr. Christian Bamberg im Klinikum Darmstadt, Krankenhaus der Maximalversorgung sowie Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Frankfurt/Main und Mannheim, in der Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie. Als zuständiger Oberarzt baute er u.a. die dort 1999 eröffnete Neurologische Intensivstation auf. Seit Oktober 2001 verfügt er über die Zusatzbezeichnung »Spezielle Neurologische Intensivmedizin«. Über seine klinische Tätigkeit hinaus engagierte er sich aktiv im Verein zur Förderung der Neurologischen Wissenschaften Frankfurt am Main, dem er seit 1994 als Vorstandsmitglied angehört. Ziel des Vereins ist die Förderung der wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung durch Veranstaltung und Organisation von wissenschaftlichen Tagungen und Weiterbildungsveranstaltungen für niedergelassene Ärzte und Krankenhausärzte, medizinische Assistenzberufe und Berufsgruppen aus Nachbardisziplinen. Berufspolitisch engagierte er sich zusätzlich für die Interessen der Klinikärzte in der Landesärztekammer Hessen, der er von 2000 bis 2004 als Delegierter angehörte. Seit 1. September 2005 leitet Dr. Christian Bamberg die Abteilung für Neurologie und Klinische Neurophysiologie der Rhein-Mosel-Fachklinik in Andernach in Nachfolge von Dr. Fritz Hilgenstock, der nach 30-jähriger Chefarzttätigkeit in den Ruhestand verabschiedet wurde. »Ich habe mich bereits gut im Rheinland eingelebt«, so Dr. Christian Bamberg. »Meine neue Tätigkeit macht mir viel Freude. Ich habe dabei das Glück, mit einem jungen, dynamischen Team zusammenzuarbeiten. Ich hoffe, dass ich meine Leidenschaft für das Fachgebiet der Neurologie und für die Patienten der Neurologie an meine Mitarbeiter weitervermitteln kann, so wie ich es von meinen Ausbildern erfahren habe.« π Forum | 21 forum interview. Betriebliches Vorschlagswesen im Landeskrankenhaus (AöR) Ideen und Vorschläge erwünscht Seit Beginn des Jahres 2001 ist im Landeskrankenhaus (AöR) und seinen Einrichtungen das Betriebliche Vorschlagswesen etabliert. MitarbeiterInnen können seitdem Vorschläge einreichen, die auf eine Verbesserung bestehender betrieblicher Zustände innerhalb der Arbeitsabläufe abzielen und die über den Rahmen der arbeitsvertraglichen Verpflichtungen des Einsenders hinausgehen. Am Erfolg der Vorschläge können die MitarbeiterInnen in Form einer einmaligen Prämie beteiligt werden, die dem Wert des eingereichten Verbesserungsvorschlages entsprechend einem Bewertungssystem angemessen ist. Ansprechpartner für das Betriebliche Vorschlagswesen ist Dieter Heuft, Zentrale Beauftragtenfunktion im Landeskrankenhaus (AöR). forum: Sie sind seit 2001 in Ihrer Zentralen Beauftragtenfunktion u.a. für das Betriebliche Vorschlagswesen im Landeskrankenhaus (AöR) und seinen Einrichtungen zuständig. Wie hat sich das Betriebliche Vorschlagswesen in diesem Zeitraum entwickelt? dieter heuft: Vor der Einführung des Betrieblichen Vorschlagswesens wurde von vielen Beschäftigten der Einrichtungen des Landeskrankenhaus (AöR) und den Personalvertretungen immer wieder nach einer Anlaufstelle für Verbesserungsvorschläge der ArbeitnehmerInnen angefragt. Am 01.01.2001 trat die zwischen der Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) und dem Gesamtpersonalrat abgeschlossene Dienstvereinbarung »Betriebliches Vorschlagswesen« in Kraft. Diese Dienstvereinbarung soll dazu beitragen, die Arbeitsabläufe in den Einrichtungen zu verbessern sowie die Zusammenarbeit untereinander zu fördern. Gleichfalls soll das betriebliche Vorschlagswesen Unfälle, Schäden und wirtschaftliche Verluste vermeiden helfen. In den ersten fünf Jahren seit Bestehen der Dienstvereinbarung wurden durchschnittlich vier Verbesserungsvorschläge im Jahr bei mir eingereicht. Allerdings wurde eine sehr viel größere Zahl von Anträgen bei mir angefordert. An dieser Stelle möchte ich den Beschäftigten nochmals anbieten, bei der Antragsstellung und Formulierung behilflich zu sein. forum: Aus welchen Einrichtungen kamen die Vorschläge? Gibt es Schwerpunkte, auf die sich die eingereichten Vorschläge beziehen? 22 | Forum 02/2005 Interview: Wolfgang Willenberg Dieter Heuft | [email protected] dieter heuft: Die bisher eingereichten Vorschläge kamen aus der Rheinhessen-Fachklinik Alzey und der RheinMosel-Fachklinik Andernach. Aus den anderen Einrichtungen wurden bislang keine Vorschläge unterbreitet. Ich hoffe, dass sich dies in Zukunft ändern wird. Themenschwerpunkte sind nicht festzustellen, die Anträge stammen aus fast allen Tätigkeitsbereichen der Kliniken. Viele der Vorschläge befassen sich mit Themen zur Verbesserung und Vereinfachung der Arbeitsabläufe. forum: Wie gehen Sie mit den eingereichten Vorschlägen um? Nach welchen Kriterien werden Vorschläge angenommen oder abgelehnt? dieter heuft: Die Bearbeitung der Vorschläge ist in der Dienstvereinbarung »Betriebliches Vorschlagswesen« festgelegt. Sie erfolgt durch den »Beauftragten für das betriebliche Vorschlagswesen« immer nach dem gleichen Musterplan. Danach wird der Eingang des Vorschlages mit Datumsstempel und einer fortlaufendenden Kennziffer versehen. Die einreichende MitarbeiterIn erhält eine schriftliche Eingangsbestätigung. Von den Vorschlägen werden Kopien erstellt. Diese werden ohne Namensnennung an den Vorsitzenden des Prüfungsausschusses, Herrn Werner Schmitt, an die Leiterin des Referats Betriebswirtschaft, Frau Siegrid Weidenbach, den Gesamtpersonalrat und den betroffenen örtlichen Personalrat übersendet. Ebenfalls erhält bei Bedarf ein hinzuzuziehender Sachverständiger eine Kopie des Antrages. Der Beauftragte bearbeitet den Vorschlag in Zusammenarbeit mit dem betreffenden Fachvorgesetzten und dem eventuellen Sachverständigen und schlägt dem Prüfungsausschuss die Beurteilung schriftlich mittels Beurteilungsformular vor. Die Bewertung erfolgt in einer Sitzung des Prüfungsausschusses. Ist ein Vorschlag angenommen, wird nach einem festgelegten Verfahren der Nutzen des Verbesserungsvorschlag und die Höhe der Prämie bestimmt. Es kommt leider häufig vor, dass Vorschläge aus den verschiedensten begründeten Situationen nicht umgesetzt werden können oder dass in der Einrichtung an anderer Stelle ein gleiches Verfahren schon diskutiert wird oder sich bereits in der Umsetzung befindet. Diese Vorschläge können nicht berücksichtigt werden. Hier hat die Bewertungskommission die Möglichkeit, die Vorschläge mit einer Anerkennungsprämie von 25 – 100 Euro zu honorieren. forum forum: Wie viele Vorschläge wurden bis heute prämiert? dieter heuft: Bisher konnten einzelne Vorschläge nur teilweise anerkannt werden. Hier wurden jeweils 100 Euro an Prämien zuerkannt. In mehreren Fällen konnten wegen des persönlichen Engagements der einreichenden MitarbeiterInnen Anerkenungsprämien zwischen 25 und 150 Euro ausbezahlt werden. Leider mussten auch Vorschläge abgelehnt werden, da sie sich auf das eigene Aufgabenfeld bezogen. Insgesamt wurde bis Mitte des Jahres 2005 eine Summe von 675 Euro an die MitarbeiterInnen ausgezahlt. forum: Wie ist Ihre Einschätzung des Betrieblichen Vorschlagswesens für die Zukunft? dieter heuft: Aus Sicht des Landeskrankenhauses (AöR) ist das betriebliche Vorschlagswesen eine wichtige Säule eines dauerhaft wirkenden Qualitätssicherungssystems. Es trägt mit dazu bei, die Behandlungs- und Betreuungsqualität in den Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR) noch weiter zu verbessern. Wir hoffen, dass sich künftig noch mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR) am betrieblichen Vorschlagswesen beteiligen werden. Sollten Sie Ideen und Vorschläge zu Themen wie z.B. Arbeits- und Betriebssicherheit, des Gesundheitsschutzes, Verbesserung von Arbeitsabläufen, der Arbeitsplatzgestaltung, dem Einsatz oder zur besseren Ausnutzung von Geräten, zur Verbesserung der Behandlungs- und Betreuungsqualität, der Einsparung von Material- und Betriebsmittelkosten haben, reichen Sie diese bitte als Verbesserungsvorschlag beim Beauftragten für das betriebliche Vorschlagswesen ein. Bei der Formulierung und Ausarbeitung des Antrages bin ich allen Beschäftigten gerne behilflich. π news. Ingrid Richards ist die neue Patientenfürsprecherin an der Rheinhessen-Fachklinik Alzey Patientenfürsprecherin Ingrid Richards Mehr als zehn Jahre hatte Roswitha Caspar ein offenes Ohr für die Belange der Patienten in der Rheinhessen-Fachklinik Alzey. Seit Juli dieses Jahres hat Ingrid Richards die Aufgabe der Patientenfürsprecherin übernommen. Ingrid Richards, die von der Kreisverwaltung Alzey bestellt und von Landrat Ernst-Walter Görisch am 12. Juli in ihr Amt eingeführt wurde, ist zwar neu im Amt, doch mit der Klinik seit 28 Jahren verbunden. Bis 2003 arbeitete die Krankenpflegehelferin in der Fachklinik und sucht in ihrer jetzigen Funktion als Patientenfürsprecherin eine neue Herausforderung. »Ich möchte weiter etwas für die Patienten tun und hätte auch in der Funktion als grüne Dame in der Klinik gearbeitet«, sagt Ingrid Richards. Als Patientenfürsprecherin vertritt sie die Belange der Patienten gegenüber der Klinik. »Ich bekomme schnell Kontakt mit den Patienten, kenne die Strukturen und den Ablauf im Klinikalltag.« Sie sieht sich als Interessenvertretung und neutrale Gesprächspartnerin von Patienten, Bewohnern und deren Angehörigen und nimmt, wenn notwendig, Kontakt zu Ärzten, Pflegedienst, Sozialdienst oder der Klinikseelsorge auf. Im Beisein von Landrat Ernst-Walter Görisch (2.v.l.) wurde Ingrid Richards vom Ärztlichen Direktor Dr. Wolfgang Guth (re.) und Pflegedirektor Frank Müller (li.) in ihrer neuen Vertrauensfunktion herzlich willkommen geheißen. Zur Zeit kommen vorwiegend Anfragen zu Alltagsproblemen von Bewohnern der Psychiatrischen und heilpädagogischen Heime Alzey. Zumeist können für diese Probleme in Gesprächen zwischen der Patientenfürsprecherin und den Patienten einvernehmliche Lösungen gefunden werden. π Patientenfürsprecherin der Rheinhessen-Fachklinik Alzey Ingrid Richards Telefon: (0 67 31)-50-13 00 Sprechstunden im Sozialzentrum Dienstags von 16 .00 – 17.00 Uhr Forum | 23 forum news. Kunstausstellung mit Werken aus der Kunstwerkstatt der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach Bilder psychisch beeinträchtigter Menschen waren Mitte Oktober im Foyer der Kreissparkasse in Andernach zu sehen. Die Werke, die in der Kunstwerkstatt der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach entstanden sind, zeigten abstrakte und gegenständliche Kunst. Initiator der Ausstellung in der Kreissparkasse war der Behindertenbeirat der Stadt Andernach, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiern konnte. »Die Bilder symbolisieren die Kraft des Ausdrucks, die selbstverständlich auch Kranke und Behinderte besitzen. Sie zeigen, dass Gesundes auch bei schwerer psychischer Beeinträchtigung nie ganz verloren geht«, betonte der Ärztliche Direktor der Klinik, Dr. Stefan Elsner, bei der Eröffnung der Ausstellung in den Räumlichkeiten der Kreissparkasse. Er betonte weiter, dass es zu den besonderen Heruasforderungen von Therapeuten und Pflegenden gehöre, immer auch die Rolle sozialer Anwälte für psychisch Kranke und Behinderte zu übernehmen und demzufolge auch besondere Stärken und Begabungen wahrzunehmen. Dies geschehe in der Kunstwerkstatt der Klinik. Dort lernen die Patienten unter der behutsamen 24 | Forum 02/2005 Anleitung von Michael Bieg ihren natürlichen Gestaltungswillen wahrzunehmen. Die in der Sparkasse gezeigten Bilder wurden von insgesamt 14 verschiedenen Künstlern erarbeitet. Vielfältig waren auch die benutzten Farben und Techniken: Bleistiftzeichnungen waren darunter, Aquarelle, Ölgemälde u.v.m. Von »Bildern, die nicht hinter Mauern bleiben dürfen«, sprach Rainer Piroth, Dipl.-Psychologe in der Rhein-MoselFachklinik und gleichzeitig Mitglied des Behindertenbeirates der Stadt. Er verstehe den Behindertenbeirat ebenso als Vertreter psychisch Kranker und die enge Kooperation mit der Rhein-MoselFachklinik weise nicht zuletzt deswegen ein hohes Maß an Kontinuität auf. »Kunst ist ein wichtiges Medium für Erkrankte.« | Andernach Aktuell, 11. Oktober 2005 π forum Ehrungen kurzmeldungen. Schlaganfall-Telefon 10 | 2005 Rhein-Mosel-Fachklinik Ω Bei einer Leser-Aktion mit der regionalen Zeitung »Andernach Aktuell« standen Chefarzt Dr. Christian Bamberg sowie die Oberärzte Dr. Ulrike Lange und Dr. Roland Schneider von der Abteilung Neurologie und Klinische Neurophysiologie der Rhein-MoselFachklinik Andernach am 13. Oktober für telefonische Leser-Anfragen rund um das Thema »Schlaganfall« zur Verfügung. π 08 | 2005 Klinik Nette-Gut Ω Eine Reihe von Mitarbeitern der Klinik Nette-Gut wurden am 30. August im Rahmen einer Feierstunde geehrt. Peter Hüging beging sein 25-jähriges Dienstjubiläum und Gerd Nägeler, Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes wurde in den Ruhestand verabschiedet. Michaela Gostomzik wurde zur Stationsleitung L2, Frank Kerwer zur Stationsleitung A1/2, Karin Strauch und Werner Vennemann zur Stv. Stationsleitung A1/2 ernannt. π Gewonnen Suchttherapie 08 | 2005 Klinik Nette-Gut Ω Der landesweit tätige Selbsthilfeverband »Elternkreis drogengefährdeter und drogenabhängiger Jugendlicher«, z.T. Eltern ehemaliger Patienten, war am 20. August zu Gast in der Klinik Nette-Gut. Der Ltd. Abteilungsarzt Jens-Christian Piel und Dipl.Psychologe Hans-Werner Quast informierten die Gäste über die Arbeit der forensischen Psychiatrie im suchttherapeutischen Bereich. π Schlaganfall-Symposium 10 | 2005 Rhein-Mosel-Fachklinik Ω Mehr als 100 Teilnehmer folgten am 12. Oktober der Einladung zum Symposium »Schlaganfall aktuell« der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach und diskutierten in den Räumlichkeiten des Konferenzzentrums neue Aspekte in der Diagnostik und Behandlung des Schlaganfalls. π 08 | 2005 Landeskrankenhaus Ω Unter den eingesandten richtigen Lösungen des Schachrätsels aus der letzten ForumAusgabe wurde als Gewinner Philipp Michaly (rechts), Mitarbeiter der DV-Abteilung in Andernach, ermittelt. Philipp Michally freute sich über seinen Gewinn, einen Senseo-Kaffeeautomaten. π Forum | 25 Mitteilung der Geschäftsführung Lagebericht 2004 Text: Norbert Finke Norbert Finke, Geschäftsführer Landeskrankenhaus (AöR) Im Geschäftsjahr 2004 konnte das Landeskrankenhaus – Anstalt des öffentlichen Rechts –, nachdem die vorangegangenen Geschäftsjahre durch Einrichtungsangliederungen geprägt waren, den Unternehmensentwicklungsweg mit einem unveränderten Einrichtungsbestand fortsetzen. Ungeachtet eines Jahresfehlbetrages von T 4 76 (Vorjahr T 4 + 5) weist die Gewinn- und Verlustrechnung des Landeskrankenhauses (AöR) erstmals ein kräftiges positives Betriebsergebnis in Höhe von T 4 801 aus. In diesem positiven Betriebsergebnis zeigt sich das betriebliche Generalziel des Landeskrankenhauses (AöR) bestätigt, über den Weg der wirtschaftlichen und fachlichen Konsolidierung die Leistungsprozesse in den Einrichtungen produktiver und effizienter zu gestalten. Hinter dieser positiven betriebswirtschaftlichen Entwicklung steht eine engagierte und motivierte Mitarbeiterschaft in den Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR), die über ihren Einsatzwillen dokumentiert hat, den nunmehr seit Jahren eingeschlagenen Veränderungsweg gestaltend mitzugehen, damit wirtschaftliche Stabilität entstehen kann. Neben der Realisierung der dritten Ausbaustufe auf 80 Betten in der Abteilung Geriatrische Rehabilitation der Reha-Klinik Rheingrafenstein in Bad Münster am Stein-Ebernburg, konnte für das Krankenhaus Meisenheim (Betriebsteil I, Neurologische Klinik) nach erfolgreichen Vereinbarungen mit den Krankenkassen der Strukturschritt erreicht werden, eine 30 Betten umfassende Abteilung für Neurologische Rehabilitation ab dem 01.10.2004 einzurichten und zu eröffnen; die Akutneurologischen Krankenhausbehandlungsbetten wurden auf 65 reduziert. Ebenfalls konnten auf dem Liebfrauenberg in Meisenheim im April 2004 die Bauarbeiten zur Errichtung des Neubaus des Sprachheilzentrums mit einem Investitionsvolumen über T 4 6.200 begonnen werden. Weitere wichtige Projektrealisierungen im Geschäftsjahr 2004 waren der Abschluss der Entwicklung des Risikomanagementsystems, die Einführung einer elektronischen Zeiterfassung zur zukünftigen Realisierung flexibler Arbeitszeitmodelle. Mit Blick auf die fachliche Weiterbildung von Führungskräften im Landeskrankenhaus (AöR) konnten TeilnehmerInnen des mittleren Managements erstmals im Jahr 2004 das Führungskolleg mit einem Zertifikat abschließen; diese Fortbildungsreihe für Führungskräfte des mittleren Managements wird an der Rhein-Mosel-Akademie weiter fortgesetzt werden. Im Jahr 2005 wird für die Führungskräfte der ersten und zweiten Ebene ein auf ihre Führungsbe- 26 | Forum 02/2005 lange ausgerichtetes Führungskolleg im Landeskrankenhaus (AöR) von der Rhein-Mosel-Akademie angeboten werden. Die Ausgestaltung des Qualitätsmanagements in den Einrichtungen entsprechend der Zielsetzung am Ende des Qualitätssicherungsweges, die von den Einrichtungen begehrte Zertifizierung zu erhalten, wird mit großer Kraft weiter betrieben. Im Dezember 2004 gelang es der Reha-Klinik Rheingrafenstein in Bad Münster am SteinEbernburg das von der Qualitätskommission des medizinischen Dienstes der Krankenkassen, der gesetzlichen Krankenkassen und der Landesarbeitsgemeinschaft für Geriatrie verliehene Qualitätssiegel »Geriatrische Rehabilitation« zu erhalten. Entsprechend der Möglichkeiten des Gesundheitssystemsmodernisierungsgesetzes haben sich die Einrichtungen intensiv mit Konzepten zur Integrierten Versorgung befasst. Die ab September 2004 begonnene Einführung einer neuen Krankenhaussystemsoftware wird dazu führen, dass die Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR) ab dem Jahr 2005 über eine zeitgemäße Informations-, Dokumentations- und Kommunikationsplattform verfügen werden. Auch konnte im Jahr 2004 entsprechend der gesetzlichen Abrechnungssystemänderung nach dem Krankenhausentgeltgesetz die fachlichen und materiellen Grundlagen zur Anwendung und zum Ausbau des diagnoseorientierten Fallpauschalensystems für 258 DRG-systemrelevante Betten abgesichert werden. Der im Landesgesetz über die Errichtung des Landeskrankenhauses – Anstalt des öffentlichen Rechts – und in der Satzung fixierte gemeinnützige Versorgungs- und Betreuungsauftrag für die PatientenInnen und BewohnerInnen konnte vom Landeskrankenhaus (AöR) und seinen Einrichtungen im Jahr 2004 erneut in vollem Umfange erfüllt werden. 1. Lagebericht: Kurzbetrachtung zur Entwicklung im Gesundheits- und Sozialwesen und zum Landeskrankenhaus (AöR) und seinen Einrichtungen im Jahr 2004 Zu Beginn des Jahres 2004 traten eine Reihe von für die Krankenhäuser maßgeblichen Gesetzesänderungen in Kraft. Diese Gesetzesänderungen bezogen sich auf das neue Krankenhausentgeltgesetz, die Fallpauschalenverordnung 2004, das Fallpauschalenänderungsgesetz und das GKV-Modernisierungsgesetz, das mit seiner Reformgesetzgebung wohl in den letzten 10 Jahren die insbesondere für die Krankenhäuser bedeutsamsten Veränderungsschritte hervorgerufen hat. Es hat den Anschein, dass auch die aktuelle Gesundheitsreform den Ausgabenanstieg der gesetzlichen Krankenversicherung lediglich dämpfen kann und dies dadurch erreicht wird, dass aufgrund der gesetzgeberischen Festlegungen im Gesundheitsmodernisierungsgesetz die Kostenbelastungen der einzelnen Versorgungssektoren (Ambulanz, Stationär, Reha) untereinander verschoben werden. Ungeachtet dessen ist seit längerem bekannt, dass die weiter anwachsenden Ausgaben für die Gesundheitsversorgung in erster Linie durch die immer älter werdende Bevölkerung wie auch durch den sich weiter entwickelnden und kostenintensiven medizinisch-technischen Fortschritt entstehen. Die hieraus entstehende und sicherlich durchaus gewünschte Verlängerung der durchschnittlichen Lebenserwartung wird auch in den nächsten Jahren ein weiteres Bedarfswachstum an Gesundheitsleistungen hervorrufen. In aller Vorsicht ausgedrückt bedeutet dies, dass wahrscheinlich auch künftige restriktiv ausgelegte Gesundheitsreformgesetzgebungen (ohne die bisherige Vollversorgung der Bevölkerung in Frage zu stellen) nicht zu einer umfassenden Finanzierungssicherheit respektive Vermeidung von wachsenden Krankenversicherungsbeiträgen führen wird. Jedoch wird durch die im GMG verankerte, sektorenübergreifende Versorgung mehr Markt und Wettbewerb unter den Leistungserbringern entstehen, so dass dadurch vermutlich die notwendigen Effizienzsteigerungen eine Deckung des steigenden Bedarfs nach Gesundheitsleistungen entstehen lassen. Hierbei bedeutet Markt und Wettbewerb nicht ausschließlich den Wettbewerb um die zu versorgenden Patienten, sondern auch die Konzentration auf die Gewinnung von qualifiziertem Fachpersonal aller erforderlichen Beschäftigungsgruppen auf dem Personalmarkt sowie das Ringen um günstige Zins- und Einkaufskonditionen wie auch die Bewerbung um die Vergabe von Fördermitteln für zu realisierende Projekte. Trotz seiner bekannten strukturellen Probleme und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ist unser Gesundheitswesen relativ unabhängig vom gesamtwirtschaftlichen Ablauf. Nicht zuletzt deswegen ist das Gesundheitswesen auch als zukünftiger Wachstumsmarkt in der Lage, die deutsche Wirtschaft mit einem kräftigen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (derzeit mehr als 10%) aufgrund eines Branchenumsatzes von ca. 245 Milliarden 4 zu stützen. So, wie das generelle Ziel des Gesundheitswesens darauf ausgerichtet ist, die Gesundheitsverbesserung der Bevölkerung bei zunehmender Lebenserwartung und verbesserter Lebensqualität zu erreichen, setzt sich das Landeskrankenhaus (AöR) mit seinen Einrichtungen in seinen Versorgungssektoren dafür ein, den Versorgungs/Betreuungsnutzen der uns anvertrauten Patienten und Bewohner zu vergrößern. Dies wird nach unserer Auffassung in den künftigen Jahren dann gelingen, wenn Qualität und Effizienz sich über den Weg der kontinuierlichen Selbstverbesserung erhöhen lassen. Die Pflegesätze für die Sparten der Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR) – die Krankenhausbehandlung im psychiatrischen und neurologischen Aufgabenbereich, die psychiatrische und heilpädagogische Heimbetreuung, die therapeutische Behandlung und Sicherung der MaßregelvollzugspatientInnen und der Leistungsbereich der medizinischen Rehabilitation – konnten in den stattgefundenen Verhandlungen mit den Krankenkassen und Sozialleistungsträgern im Jahr 2004 im Rahmen der jeweils maximalen Obergrenzen vereinbart werden. Aus dem Blickwinkel der Einnahmeseite betrachtet kann gefolgert werden, dass die Sparten der Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR) auch in der näheren Zukunft den Unternehmensbestand insgesamt sichern und bei Beachtung von Innovationschancen innerhalb der Geschäfts- und Leistungsbereiche Chancen für eine weitere positive Unternehmensentwicklung erkennbar sind. 2. Lagebericht: Leistungen, Ertragslage und Ergebnis Leistungen wachsen weiter um 1,4%; die laufenden Erträge nehmen um 3,1% zu; das Jahresergebnis in Höhe von T 3 - 76 unterschreitet den Planergebnisansatz (- 41,5%) deutlich. Die abrechenbaren Leistungen (Berechnungstage über alle Leistungsbereiche des Landeskrankenhauses (AöR) und seine Einrichtungen hinweg) beliefen sich im Jahr 2004 auf 636.018 BT und haben damit die Leistungen des Vorjahres in Höhe von 627.522 BT um insgesamt 8.496 BT (= + 1,4%) überschritten. In den Krankenhausbehandlungsbereichen Psychiatrie und Neurologie sowie im Bereich der Rehabilitation stabilisierten sich die Berechnungstage mit 342.451 BT auf das Vorjahresniveau (gegenüber Vorjahr - 0,4%). Erfreulicherweise konnte der Heimbereich insgesamt seine Berechnungstage um 3,6% auf 141.346 BT gegenüber dem Leistungswachstumsmittel der letzten 5 Jahre (+ 2,2%) deutlich steigern. Wie in den vergangenen Geschäftsjahren auch trug der Leistungsbereich des Maßregelvollzuges zum Anwachsen der Leistungen des Landeskrankenhauses (AöR) mit 4.984 BT (= + 3,4%) bei; im Vergleich zu dem durchschnittlichen Leistungswachstumsmittel der vergangenen 5 Jahre (+ 8,1%) blieb das diesjährige Leistungswachstum im Maßregelvollzug mit 3,4% deutlich unter dem 5-Jahresmittel. Die Reha-Klinik Rheingrafenstein in Bad Münster am SteinEbernburg und das Sprachheilzentrum Meisenheim als Vorsorgeund Rehabilitationseinrichtungen erreichten bis auf 10 BT das hohe Vorjahresniveau in Höhe von 51.548 BT. Das im Jahr 2003 neu übernommene Krankenhaus Meisenheim (Betriebsteil II) verlor im laufenden Geschäftsjahr 2004 1.743 BT in Folge der ganzjährig inaktiven Gynäkologischen Belegabteilung (wegen fehlender Besetzung). Jedoch konnte wegen der geschlossenen Belegabteilung Gynäkologie der Rückgang der Patientenfallzahl um - 5,8% verglichen mit dem Berechnungstageschwund in Höhe von - 11,4% erfreulicherweise deutlich geringer gehalten werden. Insgesamt stiegen die Patientenfallzahlen landeskrankenhausweit im Bereich der Krankenhausbehandlung und der Rehabilitation um 1,0% auf 16.545 Patienten an. Ein kräftiges Patienten- Forum | 27 fallzahlwachstum verzeichnete die Rheinhessen-Fachklinik Alzey mit 6,0%; ebenfalls ein überdurchschnittliches Anwachsen der Fallzahlen im Krankenhaus Meisenheim (Betriebsteil I, Neurologische Klinik) sowie in der RKR mit + 3,6%. Die Rhein-MoselFachklinik Andernach behandelte im laufenden Geschäftsjahr 121 Patienten (= - 1,9% gegenüber VJ) weniger. Im laufenden Geschäftsjahr blieb der Nutzungsgrad in den Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR) über alle Leistungsbereiche hinweg mit 91% in etwa auf dem Vorjahresniveau und damit deutlich oberhalb der angenommenen Regelauslastung mit 85%. Die laufenden Erträge des Landeskrankenhauses (AöR) (einschließlich der sonstigen Erträge sowie der Ertragsüberschüsse aus der Verrechnung der Fördermittel und Zuschüsse) stiegen im Jahr 2004 um T 4 3.784 (= + 3,1%) auf T 4 125.219 an. Der Personalaufwand des laufenden Geschäftsjahres kletterte um 4,9% auf T 4 92.894. Mit 77,5% erreichte die Personalaufwandsquote im Berichtsjahr, nachdem sie im Vorjahr um rund 1% abgesenkt werden konnte, wiederum das Niveau des Geschäftsjahres 2002. Jedoch konnte im laufenden Geschäftsjahr die Quote Berechnungstage je Vollkraft auf 333,2 erhöht werden; diese lag damit um 1,5 BT je Vollkraft höher als der Vorjahreswert. Mit der Verbesserung der Personaleinsatzquote konnte der Zielsetzung, die Wirtschaftlichkeit in Bezug auf die Optimierung der Behandlungsabläufe zu erhöhen, entsprochen werden. Die Materialaufwendungen sanken im Berichtsjahr um T 4 165, so dass gemessen an den gestiegenen betrieblichen Erträgen eine Verbesserung der Materialaufwandsquote um 0,5% ausgewiesen werden konnte. Die jahresdurchschnittliche Vollkräftezahl der MitarbeiterInnen des Landeskrankenhauses (AöR) und seiner Einrichtungen lag im Geschäftsjahr 2004 mit 1.909 VK-Beschäftigten um 17 VK (= + 0,9%) oberhalb der Vorjahres-VK-Beschäftigtenzahl. Der Zuwachs bei den Vollkräften folgte mit 0,9% dem Berechnungstageanstieg. Die erkennbaren Risiken des Landeskrankenhauses (AöR) konnten über die im Jahresabschluss dargestellten Einstellungen in die Rückstellungen hinreichend ausgewiesen werden. So belief sich der Bestand an Rückstellungen zum 01.01.2004 unter Bezugnahme auf die Pensionsrückstellungen, Rückstellungen für unterlassene Instandhaltungen, Altersteilzeit sowie Personalrückstellungen auf T 4 24.743; diese Bestandsgröße wurde unter Beachtung in Anspruch genommener Verbräuche, Auflösungen und Zuführungen auf T 4 28.051 zum 31.12.2004 (Bilanzstichtag) erhöht. Mit 47,4% konnte im Berichtsjahr der Anteil für Rückstellungen für unterlassene Instandhaltungen am Gesamtrückstellungsbestand ausgewiesen werden (Vorjahr 51,5%). Dennoch trägt der um T 4 565 leicht angestiegene Rückstellungsbestand für unter28 | Forum 02/2005 lassene Instandhaltungen zur Erhaltung der baulichen Substanz bei und lässt damit die Verbesserung der Infrastrukturgrundlage für den weiteren Unternehmensentwicklungsweg zu. Nach betriebswirtschaftlicher Betrachtung hat sich das Ergebnis aus der betrieblichen Tätigkeit (Vorjahr T 4 - 240) kräftig auf T 4 801 verbessert. Diese Verbesserung des reinen Betriebsergebnisses ist insgesamt auf eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit in Folge optimierter Ablaufprozesse zurückzuführen. Diese Optimierung kommt in der Verbesserung der Personalaufwandsquote und auf der Leistungsseite durch eine Verbesserung des Umsatzes pro Vollkraft um 2,1% gegenüber dem Vorjahr zum Ausdruck. Im laufenden Geschäftsjahr zu leistende Zinszahlungen für aufgenommene (geförderte) Darlehen in Höhe von T 4 362 haben im Wesentlichen das Finanzergebnis in Höhe von T 4 - 383 (Vorjahr T 4 - 324) hervorgerufen; gemäß weiterer Berücksichtigung des neutralen Ergebnisses in Höhe von T 4 - 494 ergibt sich im Berichtsjahr ein Jahresfehlbetrag in Höhe von T4 - 76 (Vorjahr Jahresüberschuss T 4 + 5). Die Geschäftsführung sieht sich insbesondere durch den positiven Betriebsergebnisausweis insoweit bestätigt, als dass die aufgrund eingeleiteter fachlich innovativer Maßnahmen getroffenen betriebswirtschaftlichen Entscheidungen für die insgesamt verbesserte wirtschaftliche, organisatorische und fachliche Situation der Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR) ausschlaggebend gewesen sind. 3. Lagebericht: Bilanz Die Bilanzsumme klettert weiter um 3,6% – stabile Bilanzstruktur bleibt erhalten. Insgesamt klettert die Bilanzsumme des Landeskrankenhauses (AöR) im Vergleich zum Vorjahr um T 4 4.675 auf T 4 134.738 (= + 3,6%) deutlich an. Ungeachtet dieses Bilanzsummenanstieges reduziert sich die Summe des Anlagevermögens im Vergleich zum Vorjahr marginal um T 4 162 (= - 0,2%); damit einhergehend reduziert sich die Anlagenintensität von 63,2% im Vorjahr auf 60,9% im Berichtsjahr. Das Umlaufvermögen erhöhte sich insbesondere durch die zu aktivierende Fördermittelzusage des Landes bezüglich des Neubaus des Sprachheilzentrums von T 4 47.807 um T 4 4.852 auf T 4 52.659 (= + 10,2%). Mit dieser Zunahme des Umlaufvermögens stieg auch die Bestandsquote des Umlaufvermögens an der Bilanzsumme auf 39,1%. Auch kann weiter aufgrund der gestiegenen Bestandsquote des Umlaufvermögens und der zurückgegangenen Anlagenintensität von einer wirtschaftlichen Dynamik im Landeskrankenhaus (AöR) gesprochen werden. Dies insbesondere noch gestützt dadurch, dass sich zum Bilanzstichtag der Bestand der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen um T 4 614 auf T 4 14.764 (= - 4,0%) reduziert hat. Trotz des Jahresfehlbetrages in Höhe von T 4 76 hat sich die Position des Eigenkapitals inklusive der Sonderposten aus Fördermitteln und Zuschüssen (dem Landeskrankenhaus (AöR) lang- fristig zur Verfügung stehende Mittel respektive eigenkapitalähnliche Mittel) um T 4 608 auf T 4 80.048 verbessert; wegen der deutlichen Erhöhung der Bilanzsumme reduziert sich jedoch die Eigenkapitalquote auf 59,4%. Gegenüber dem Vorjahr konnte die Deckungsrelation aus Eigenmitteln inkl. der Sonderposten bezogen auf das langfristig zu finanzierende Anlagevermögen (Kapitalverwendung) um 1,0% auf 97,6% ansteigen. Das Fremdkapital erhöhte sich im Berichtsjahr um T 4 4.067 auf T 4 54.690 (= + 8,0%); allerdings konnte die Fremdkapitalquote mit knapp 40,6% in Folge der höheren Bilanzsumme annähernd auf dem Vorjahresniveau gehalten werden. Der Bestand an Verbindlichkeiten zum Bilanzstichtag wies mit T 4 26.639 einen um T 4 759 höheren Vorjahreswert aus, so dass die Anteilsrelation der Verbindlichkeiten an der Bilanzsumme mit 19,8 % dem Vorjahresausweis entsprach. 4. Lagebericht: Investitionen Die jahresdurchschnittlichen Anlagenzugänge (Investitionen) der letzten 8 Jahre betrugen rund T 4 7.330. Das Landeskrankenhaus (AöR) hat im Berichtsjahr den vorgeschriebenen Jahresdurchschnittswert nicht ganz erreicht, jedoch mit T 4 6.516 (= 88,9% des 8-Jahresmittels) wiederum kräftig in die Infrastruktur seiner Einrichtungen investiert. 5. Lagebericht: Finanzierung Der Mittelfluss aus laufender Geschäftstätigkeit hat sich aufgrund der Änderungen der Bestandskonten des Umlaufvermögens und der Verbindlichkeiten von T 4 2.796 auf T 4 - 1.484 reduziert. Der Cash-Flow aus Finanzierungstätigkeit reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr um T 4 1.676 auf T 4 5.836. Angesichts des Mittelflusses aus Investitionstätigkeit in Höhe von T4 6.516 gelang es nicht, diese Neuinvestitionen aus dem Mittelfluss aus der Finanzierungstätigkeit zu decken. Die hierauf bezogene fehlende Finanzierung in Höhe von T 4 645 wurde durch Betriebsmittelkreditinanspruchnahme abgedeckt. Der Verschuldungsgrad stieg gegenüber dem Vorjahr um 4,6% auf 68,3% an und schließt dabei den Anteil der Verbindlichkeiten einschließlich der Rückstellungen im Vergleich zum Eigenkapital inkl. Sonderposten ein. Wenn in diesem Zusammenhang ein im Vergleich zum Vorjahr unverändert gebliebener zweckgebundener Rückstellungsbestand zugrunde gelegt wird, liegt der Verschuldungsgrad mit 64,1% knapp oberhalb des Vorjahresniveaus. Die Finanzierung bleibt insofern insgesamt solide, als dass das langfristig eingesetzte Kapital (Eigenkapital + Sonderposten + Rückstellungen + Verbindlichkeiten über einem Jahr Laufzeit) im Geschäftsjahr 2004 das gesamte Anlagevermögen und darüber hinaus mit T 4 36.514 = 69,3% (Vorjahr 59,5%) des Umlaufvermögens abdeckt. 6. Lagebericht: Ausblick und Risikobetrachtung Angesichts der im Geschäftsjahr 2004 vom Landeskrankenhaus (AöR) und seinen Einrichtungen umgesetzten fachlich-innovativen Projektmaßnahmen und realisierten Strukturverbesserungen im Gebäude-, Technik- und DV-Systemtechnik-Bereich verbunden mit einer feststellbar höheren Nutzung der Fort- und Weiterbildungsangebote für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sieht die Geschäftsführung das Trägerunternehmen mit seinen Einrichtungen hinsichtlich der zu erwartenden Herausforderungen auf unserem Gesundheitsmarkt gut aufgestellt. Die Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR) sind mit ihren Leistungs-, Versorgungs- und Betreuungsformen im ambulanten, teilstationären, vollstationären sowie rehabilitativen Versorgungssektor tätig. Darüber hinaus werden an den Standorten in Andernach und Alzey psychiatrisch-heilpädagogische Heime betrieben, die Betreuungsangebote für psychisch Kranke und Behinderte entwickelt haben, so dass die beiden Heimbetriebe jeweils in ihren gemeindepsychiatrischen Verbünden wichtige Scharnierfunktionen zwischen der stationären Heimbetreuung und komplementären Betreuungsangeboten auf der einen Seite und zur vollstationären psychiatrischen Akutversorgung auf der anderen Seite herstellen. Darüber hinaus wird vom Landeskrankenhaus (AöR) seit Jahren die (hoheitliche) Betreuungs- und Sicherungsaufgabe für psychisch kranke Rechtsbrecher (Maßregelvollzug) sowohl bezogen auf die fachliche Ausgestaltung der Leistungen als auch in Bezug auf die Kapazitätsstruktur weiter entwickelt. Die insgesamt erkennbare Versorgungs- und Betreuungsvielfalt ist hauptsächlich auf den psychiatrisch-neurologischen Sektor ausgerichtet und zeigt auf, dass aufgrund der durchschnittlichen Auslastung aller Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR) mit über 90% seit Jahren eine Nachfrage nach vom Landeskrankenhaus (AöR) angebotenen Versorgungs- und Betreuungsleistungen besteht, die als solche die Voraussetzung für die betriebswirtschaftliche Absicherung der Einrichtungen bietet. Nach Einschätzung der Geschäftsführung ist unter Zugrundelegung des WHO-Berichtes davon auszugehen, dass psychische Erkrankungen an der Spitze derjenigen Leiden liegen, die die meisten Fälle von Invalidität, Behinderung und Beeinträchtigung verursachen. Unter den im WHO-Bericht genannten 10 häufigsten Indikationen steht die Depressionserkrankung an erster Stelle, durch Alkohol ausgelöste Erkrankungen an fünfter Position, an siebter Stelle die Schizophrenieerkrankung, auf dem neunten Rang liegen die manisch-depressiven Erkrankungen und an 13. Stelle folgen die Alzheimer-Demenz-Erkrankungen. Diese Erkrankungen gehören sämtlich zum psychiatrisch-neurologischen Leistungsspektrum der Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR). Es ist davon auszugehen, dass mit Blick auf die vorstehend beschriebenen Erkrankungen die Anzahl der behandlungsbedürftigen Patienten in den kommenden Jahren ansteigen wird, die institutionell versorgt und betreut werden müssen. Forum | 29 Angesichts dieser erkennbaren Entwicklung und der bekannten Endlichkeit der Finanzierung vollstationärer Versorgungsleistungen geht die Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) von der Notwendigkeit der Entwicklung von Leistungsund Versorgungsangeboten außerhalb der vollstationären Versorgung im psychiatrischen und neurologischen Behandlungsbereich aus. Entsprechend der gesetzgeberischen Grundlage der §§ 140 ff. haben die Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach und die Rheinhessen-Fachklinik Alzey Integrierte Versorgungsmodelle gemeinsam mit niedergelassenen Ärzten im Jahr 2004 ausgearbeitet und den gesetzlichen Krankenkassen vorgestellt. Eine diesbezügliche Entscheidung der Krankenkassen zur Ingangsetzung der Integrierten Versorgung mit der RFK und RMF steht zum Berichtszeitpunkt noch aus. Weiterhin wird in diesem Zusammenhang das Landeskrankenhaus (AöR) versuchen, die Leistungsumfänge der bestehenden Institutsambulanzen auszubauen sowie die Platzzahlkapazitäten der eingerichteten Tageskliniken mit der Zielstellung weiterer spezialisierter Aufgabenstellungen (teilstationäre Versorgung von Suchtpatienten sowie gerontopsychiatrisch-geriatrischen Patienten) auszubauen. Die Neurologischen Abteilungen der RMF, RFK und NKM erhielten durch Bescheid des MASFG den Auftrag, jeweils als regionale Schlaganfalleinheit an der Schlaganfallversorgung teilzunehmen. Zur Absicherung der regionalen Schlaganfallversorgung ist es bis zum Berichtszeitpunkt gelungen, mit dem St. Nikolaus-Stiftshospital Andernach einen Kooperationsvertrag zur Stärkung der Zusammenarbeit in der Schlaganfallversorgung abzuschließen. Ebenfalls gelang es, mit dem St. Nikolaus-Stiftshospital einen Kooperationsvertrag zur Verbesserung der psychosomatischen Versorgung beider Häuser abzuschließen. Die beiden letztgenannten Kooperationsbeispiele stehen für die Innovations- und Veränderungsbereitschaft der Einrichtungen. Denn zur Sicherung und zum Ausbau der Einrichtungen des Landeskrankenhauses (AöR) wird es in der Zukunft unerlässlich sein, über die Grenzen der bestehenden Leistungssektoren hinweg mit zu bestimmenden Partnern aus dem ambulanten, stationären und rehabilitativen Bereich zu kooperieren. Die im Landeskrankenhaus (AöR) und seinen Einrichtungen laufende intensive Projektarbeit zeigt deutlich die Bereitschaft der MitarbeiterInnen aller Berufsgruppen, erforderliche Veränderungs- und Entwicklungswege zur Sicherung und zum Ausbau der Leistungsspektren ihrer Einrichtungen zu gehen. Diese von den Belegschaften der Einrichtungen entgegengebrachte Innovationsbereitschaft wird von der Geschäftsführung außerordentlich begrüßt. Nach der erfolgten Zustimmung der Krankenkassen konnte die gemeinsam im Jahr 2001 vertraglich festgelegte Kapazitätsentwicklung der geriatrischen Rehabilitationsabteilung der RehaKlinik Rheingrafenstein im Geschäftsjahr 2004 mit der Inbe- 30 | Forum 02/2005 triebnahme von weiteren 20 Betten (insgesamt 80 Betten) abgeschlossen werden. Die Reha-Klinik Rheingrafenstein, die für ihre geriatrische Rehabilitationsabteilung hinsichtlich der Qualitätssicherung das Qualitätssiegel »Geriatrische Rehabilitation« erhalten hat, hat somit gute Voraussetzungen sich im Sektor der geriatrischen Rehabilitation weiter zu entwickeln und dabei ebenfalls Einrichtungen anderer Sektoren integrierte Versorgungsmöglichkeiten aus dem Reha-Bereich anzubieten. Das Landeskrankenhaus (AöR) plant weiterhin die Einrichtung einer 15 Plätze umfassenden Tagesklinik für die geriatrische Rehabilitation am Standort in Mainz. Die vertraglichen Regularien sind mit den Krankenkassen hierauf bezogen bereits abgeschlossen. Dennoch wird es betriebswirtschaftlich in den nächsten Jahren nur schwer zu schaffen sein, ein ausgeglichenes Betriebsergebnis in der RKR auszuweisen. Grundlegend hierfür ist der Sachverhalt, dass die Krankenkassen im Reha-Sektor nicht bereit sind, die entstandenen und das Betriebsergebnis belastenden Abschreibungen über die tagesgleichen Pflegesätze zu finanzieren. Nach wie vor geht die Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) davon aus, dass das jeweils 20 Betten umfassende teilstationäre und vollstationäre kinder- und jugendpsychiatrische Versorgungsangebot am Kinderneurologischen Zentrum in Mainz in Kooperation mit dem Universitätsklinikum eingerichtet wird. Die Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) hat insofern ihre Realisierungsabsicht, die durch die letztendliche Zustimmung des MASFG in gemeinsamer Abstimmung mit den Krankenkassen abzusichern ist, unterstrichen und die Anfertigung einer Machbarkeitsstudie durch einen Architekten zur Umsetzung in den Räumen des Kinderneurologischen Zentrums beauftragt. Als Modellerfolg konnte im Berichtsjahr die Einrichtung einer Neurologischen Rehabilitationsabteilung mit 30 Betten am Krankenhaus Meisenheim (Betriebsteil I, Neurologische Klinik) betrachtet werden. Diese wirtschaftlich und organisatorisch voneinander getrennte Versorgungsverkettung zwischen vollstationärer neurologischer Krankenhausbehandlung und rehabilitativer Anschlussbehandlung wird sich insbesondere für die integrale Versorgung der Patienten mit guten Behandlungserfolgen äußerst positiv auswirken. Die Krankenkassen erhalten nach unserer Einschätzung für ihre Patienten qualitativ hochwertige neurologische Akutversorgungsleistungen mit der Möglichkeit, Rehabilitationsleistungen unmittelbar im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt ergänzend unter einem Dach in Anspruch zu nehmen. Durch die Fördermittelzusage des Landes Rheinland-Pfalz im Umfang von rund T 4 6.300 konnte mit dem Neubau des Sprachheilzentrums Meisenheim begonnen werden. Diese für die Kinder und Jugendlichen wichtigen sprachtherapeutischen Vorsorge- und Reha-Leistungen werden im I. Quartal 2006 in neuen Räumlichkeiten angeboten. Mit Blick auf den Maßregelvollzug konnten für die Klinik Nette-Gut die Planungsaktivitäten zur Errichtung eines neuen Bettenhauses (Haus M) mit 90 Betten, der Vergrößerung des Betriebsgeländes mit entsprechender Absicherung und eines neuen Pfortengebäudes mit erweiterter Schleusenfunktion abgeschlossen werden. Aufgrund der bis zum Berichtszeitpunkt beim Landeskrankenhaus (AöR) eingegangenen Fördermittelzusage des Landes über rd. T 4 18.000 rechnet die Geschäftsführung damit, dass Ende des IV. Quartals 2005, nach erfolgter europaweiter Ausschreibung, mit dem Erweiterungsbau begonnen werden kann. Im Haus K der Klinik Nette-Gut gelang es, durch die Umplanung vorhandener Räumlichkeiten mit eigenen Mitteln Behandlungsplätze entstehen zu lassen. Für die Forensische Abteilung der Rheinhessen-Fachklinik Alzey wurde im Jahr 2004 durch Bereitstellung eigener Mittel das Kellergeschoss zur Bereitstellung ergo-/arbeitstherapeutischer Leistungen ausgebaut. Die im Geschäftsjahr 2004 begonnenen einrichtungsübergreifenden Projekte zur Einrichtung des Krankeninformationssystems, zur Flexibilisierung der Arbeitszeiten, zur Ausgestaltung des Risikomanagements, zur Erarbeitung des erforderlichen Qualitätsberichtes (SGB V) einschließlich der sukzessiven Überarbeitung und Darstellung der Abläufe in visualisierter Prozessdarstellung werden intensiv fortgesetzt und tragen damit zur Absicherung zukünftiger fachlicher und betriebswirtschaftlicher Steuerung bei. Es ist vorgesehen, dass nach dem Berichtszeitpunkt auf der Grundlage des Landeskrankenhaus-Projektmanagements zur Zentralisierung und Vereinheitlichung der Einkaufs- und Logistikbedingungen, des Facilitymanagements, der Messung der Patienten-/Einweiser- und Mitarbeiterzufriedenheit mit der Projektarbeit begonnen wird. Ferner wird derzeit eine Leitlinie zum Forderungsmanagement erarbeitet. Ein einheitliches Besprechungsmanagement soll zu mehr Effektivität in stattfindenden Besprechungen und Meetings führen. Das Projekt zur betrieblichen Gesundheitsförderung kann erste Projektergebnisse vorweisen. Die Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) hat für die Führungskräfte der ersten und zweiten Ebene mit externer Unterstützung ein Managementkolleg ausarbeiten lassen. Diese Weiterbildung in Form eines Managementkollegs für die direktoriale und Bereichsleiter-Ebene wird im Herbst 2005 beginnen. Die Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) hat sich zum Ziel gesetzt, mit dem Führungskreiszirkel das strategische Handlungsprogramm (bestehende Zielkorridore) neu zu überarbeiten und in gezielten Strukturgesprächen mit den Mitgliedern der Einrichtungen in Workshops zu erörtern. Hierbei soll besonderer Wert auf die Ausrichtung der medizinisch-fachlichen Weiterentwicklung der jeweiligen Einrichtung gelegt werden und dabei sollen Chancen und Risiken sowie Stärken und Schwächen der in Frage kommenden Handlungsstrategien untersucht werden. Weiterhin wird es zur betriebswirtschaftlichen Sicherung der Einrichtungen notwendig sein, mit den verantwortlichen Führungskräften sowohl das Personal- als auch Sachmittelcontrolling zur Unternehmenssteuerung weiter auszugestalten. Die zur Vermittlung der Projektergebnisse an die Belegschaften erforderlichen Kommunikationswege sollen durch Wissensvermittlung über ein aufzubauendes Intranet (ab 2006) entstehen. Im März 2005 trat seitens der Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) die Risikorichtlinie für das Risikomanagementsystem des Landeskrankenhauses (AöR) und seiner Einrichtungen in Kraft. Die Risikorichtlinie beschreibt die Grundsätze, die organisatorische Ausgestaltung des Risikomanagements, die Festlegung der Aufgaben der einzelnen Führungsebenen, der Risikoerhebung und -bewertung sowie das Berichts- und Entscheidungsverfahren zur Identifikation und Bewältigung der Risiken. Erstmalig wurde durch den beauftragten Risikokoordinator dem Geschäftsführer des Landeskrankenhauses (AöR) ein Risikobericht vorgelegt. Dieser Risikobericht enthält die durch die Mitglieder der Direktorien sowie ihrer Stellvertreter, der Bereichsleiter, der Abteilungsleiter und Referatsleiter entsprechend ihrer Verantwortung erfassten und bewerteten Risiken. Danach wurden insgesamt 144 Risiken identifiziert. Der Risikoausprägung zur Folge wurden nach der Bewertungsqualifikation 0 Risiken als wesentlich, 34 Risiken (= 24%) mit Überwachungsstatus (Bewertungsrahmen > T 4 50 - < T 4 250) und 110 Risiken (= 76%) als Übrige klassifiziert (Bewertungsrahmen > T4 0 - < T4 50). Aus der bis zum Berichtszeitpunkt vorgelegten Risikoberichterstattung haben sich keine wesentlichen Risiken ergeben, die zur Abwendung einer unternehmensbestandsgefährdenden Situation einen unmittelbaren Handlungsbedarf erforderlich machen. Mit Blick auf die zuvor beschriebenen, mit Chancen und Risiken versehenen, Aktivitäten des Landeskrankenhauses (AöR) und seiner Einrichtungen geht die Geschäftsführung weiterhin davon aus, dass die derzeit festgelegten Zielsetzungen auch erreicht werden. Da das Landeskrankenhaus (AöR) ab 2006 in sein 10. Geschäftsjahr gehen wird, ist es zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit und zur weiteren fachlichen Entwicklung der Leistungsfelder notwendig, auf der Grundlage der heute bekannten Rahmenbedingungen strategische Handlungsprogramme zur Sicherung und Erweiterung des Einrichtungsbestandes zu überarbeiten. Die Geschäftsführung des Landeskrankenhauses (AöR) sieht für den Betrieb ihrer Einrichtungen zur Zeit keine akuten bestandsgefährdenden Risiken. Andernach, 18.04.2005 Norbert Finke Forum | 31 forum news. Seit dem Jahr 1999 trifft sich regelmäßig einmal pro Monat ein Interdisziplinärer Kreis von MitarbeiterInnen. Die gemeinsame Aufgabe: Ressourcen und Geldmittel so wirtschaftlich wie möglich einzusetzen. Kosten im Blick: Die Arbeit der »Sparkommission« der Rheinhessen-Fachklinik Alzey Text: Dr. Wolfgang Gather Das Direktorium der Rheinhessen-Fachklinik Alzey beschloss am 03.02.1999 eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die sich mit der Analyse der medizinischen Sachkosten befasst. Ziel war es, Gründe für die deutliche Steigerung der Sachkosten von 1997 auf 1998 herauszufinden und Wege zu finden, dieser Steigerung entgegenzusteuern. Die Kommission setzt sich zusammen aus den leitenden Abteilungsärzten der Klinik, dem Pflegedirektor, dessen Vertreterin sowie des Koordinators für die Transporte. Diese Arbeitsgruppe wurde entsprechend installiert und tagte seither ganz konstant einmal monatlich. Es haben doch mittlerweile sehr sehr viele Sitzungen stattgefunden. Bereits früh wurde die Problematik erkannt, dass zunächst einmal ein allgemeines Kostenbewusstsein entwickelt werden und eine Transparenz geschaffen werden muss, an welchen Stellen Einsparmöglichkeiten bestehen und an welchen Stellen vor allem auch die höchsten Kosten anfallen. Die Sparkommission hat sich über die vielen Jahre hinweg sehr intensiv mit allen möglichen Problemfällen befasst, immer in dem Bewusstsein, dass selbstverständlich nur gegengesteuert werden kann und die Kostenfaktoren selbstverständlich nicht »planbar« sind im engeren Sinne. Von Anfang an wurde diskutiert und auch dann eindeutig beschlossen, dass eine Kontingentierung der medizinischen Leistungen nicht möglich ist, z.B. pro Abteilung so und so viele CCT-Untersuchungen pro Jahr zuzulassen, um somit die Kosten drastisch zu senken. Es gibt immer wieder Ausnahmefälle mit schwerkranken Patienten, die auch differenzierter und auch teurer medizinischer Untersuchungen bedürfen, dies kann nicht über eine pauschale Kontingentierung geregelt werden. Immer wieder wurde auch angesprochen, dass im Laufe der Entwicklung quasi eine Schere entstanden ist zwischen erhöhter Aufnahmezahl und niedriger Verweildauer, was selbstverständlich die Kosten pro Berechnungstag oder anders ausgedrückt pro behandeltem Patienten zwangsläufig in die Höhe treibt. Es gibt aber Ausgleichsfaktoren insofern, als es unkomplizierte Patienten gibt, die wenig medizinischen Bedarf sowohl medikamentös-therapeutisch als auch diagnostisch benötigen und möglicherweise auch längere Liegezeiten haben und es auf der anderen Seite wieder sehr »teure« Patienten gibt, die nur wenige Tage in der Klinik bleiben, einen hohen diagnostischen Aufwand erfordern und dann z.B. in andere Kliniken verlegt werden. Diese Gesamtentwicklung gilt es aber unbedingt im Auge zu behalten, es muss in einer Klinik wie der Rheinhessen-Fachklinik Alzey einen stabi- 32 | Forum 02/2005 len Ausgleich zwischen diesen beiden divergierenden Patientengruppen geben. Weiterhin war von Anfang an wichtig, dass die Kosten für Arzneimittel, Verbrauchsmaterialien (Verbandsmaterial, Kanülen etc. etc.), die Kosten für Konsile und die Kosten für Transporte zusammengenommen einen sehr großen Betrag ausmachen und es die Aufgabe der Kommission sein würde, sich auf diese genannten Kostenfaktoren zu konzentrieren. Die Kosten für die genannten Leistungen betragen immerhin für die Rheinhessen-Fachklinik pro Jahr ca. 1,6 Millionen Euro, dies ist doch ein erheblicher Betrag, so dass die Aufgabe für die Kommission eindeutig und anspruchsvoll war. Von Anfang an arbeiteten die Mitglieder der Kommission sehr konstruktiv und offen diskutierend miteinander, vor allem gab es eine enge Verzahnung zwischen der Patientenverwaltung, dem Controlling, dem Pflegedienst, dem ärztlichen Dienst und der Apotheke. Insofern ist es eine klassische berufsübergreifende Arbeitsgruppe. In mehreren Schritten wurden über die Jahre hinweg dann Instrumente entwickelt, um die Kosten abzubilden. Zunächst wurden die Kosten einfach spezifiziert erfasst, im weiteren Schritt wurden dann »Hitlisten« erstellt für die Einzelfaktoren, die die größten Kosten verursachen, z.B. welche Konsile am häufigsten und am teuersten sind und am häufigsten eingesetzt werden etc. Im Laufe der Zeit wurde dann erkannt, dass selbstverständlich die Relation zu den Berechnungstagen und zu den Fallzahlen unbedingt erforderlich ist, damit wurden dann kumuliert dargestellt pro Monat die Kosten pro einzelnem Berechnungstag sowohl was die Konsile als auch die medizinischen Verbrauchsgüter als auch die Transportkosten angehen. So konnte dann sehr gut der Gesamttrend verfolgt werden, d.h. anders ausgedrückt, welche Kosten fallen pro Patient an. Im Verlauf der weiteren Bemühungen wurde dann eine Indikationsliste für die antibiotische Behandlung zusammengestellt sowohl nach inhaltlich-medizinischen Aspekten gem. der Leitlinien der Fachgesellschaften, als auch nach Kostengesichtspunkten, da antibiotische Behandlung generell sehr teuer ist. Diesbzgl. wurde sehr eng mit dem hiesigen DRK-Krankenhaus, Innere Abteilung, zusammengearbeitet. Weiterhin wurden – um Transparenz für alle Mitarbeiter der Klinik zu schaffen – die Kosten für die einzelnen Medikamente, für die einzelnen Konsile und die technisch-apparativen Untersuchungen aufgelistet und jedem zugänglich gemacht, um das Kostenbewusstsein zu schärfen. Weiterhin wurden in all den Jahren bei entsprechende Auffälligkeiten (z.B. ungewöhnlicher Verbrauchsanstieg eines bestimm- forum news. ten teuren Medikamentes oder ungewöhnlicher Anstieg teurer Konsiliaruntersuchungen) dann entsprechend nachgefragt und bei der jeweils nächsten Sitzung die Gründe dafür dann diskutiert. Oftmals stellte sich heraus, dass teure Medikamente eingesetzt werden, die ohne Minderung an der Qualität der Behandlung durch deutlich kostengünstigere ersetzt werden könnten oder Ähnliches mehr. Insgesamt konnte durch die Sparkommission eine erhebliche Kostensenkung erreicht werden (im Vergleich zu dem sehr hohen Ausgangsniveau von 1998). So wurde z.B. konkret im Jahr 2003 im Vergleich zum Jahre 2002 eine Gesamtkostenersparnis für Krankentransporte, Konsile und medizinischen Bedarf in Gesamthöhe von 74.266,61 Euro erreicht. Dies auch unter ausdrücklicher Einbeziehung bzw. in Relationssetzung zu den Berechnungstagen und den Fallzahlen. Aufgabe der Sparkommission wird es sein, auch in Zukunft die Kostenentwicklung ganz genau im Auge zu behalten, neue Arzneimittelentwicklungen auf deren möglichen Nutzen hin zu überprüfen (auch unter Kostengesichtspunkten), wie bisher dem Direktorium der Klinik regelmäßig Bericht zu erstatten und allgemein das Kostenbewusstsein der Mitarbeiter der Klinik zu schärfen. π 240 Teilnehmer diskutierten am 9. November in der Rheinhessen-Fachklinik Alzey mit Experten – 16. Alzeyer Symposion Starkes Interesse am Thema »Aggression« (li.) Dr. Andreas Stein, Ltd. Abteilungsarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, gab eine Einführung in die Thematik der Veranstaltung. (re.) Mehr als 200 Gäste füllten das Tagungszentrum der Rheinhessen-Fachklinik bis auf den letzten Platz. Die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie hatte zu einer Tagung mit dem Thema »aggressive Verhaltensstörungen bei Jugendlichen« eingeladen. Die Resonanz auf das Angebot war enorm, mit über 240 Teilnehmern war der Tagungssaal der Klinik brechend voll. Ziel der Veranstaltung war die Präsentation und Diskussion neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zu dieser hochaktuellen und jeden berührende Problematik und die Verknüpfung mit Erfahrungen aus der praktischen sozialpädagogischen und therapeutischen Arbeit. Nach der Begrüßung durch den Ärztlichen Direktor Dr. Wolfgang Guth und einer Einführung in die Thematik durch Dr. Andreas Stein gab Professor Martin Bohus von der Universität Heidelberg in seinem Beitrag einen Überblick über den aus therapeutischer Sicht schwierigen, aber auch fesselnden Themenkomplex der autoaggressiven Verhaltensstörungen. Die jungen Patienten fügen sich selbst Verletzungen, beispielsweise Schnittwunden zu, um innere Spannungszustände zu verarbeiten und ihre Emotionen – in unangemessener Weise – zu regulieren. Professor Bohus verwies auch auf geschlechtsspezifische Unterschiede aggressiven Verhaltens, etwa dass Männer Ärger und Aggression eher nach außen tragen, Frauen eher zu autoaggressiven Verhaltensweisen neigen können. Professor Petermann von der Universität Bremen, Autor zahlreicher Bücher zur Aggressionsforschung, widmete sich in seinem Vortrag der Problematik der Aggression unter Jugendlichen mit seinen Ursachen und pädagogischen sowie psychotherapeutischen Interventionsmöglichkeiten. Er stellte u.a. auch ein von ihm entwickeltes verhaltenstherapeutisches Therapieprogramm zur Besserung fremdaggressiven Verhaltens vor. Im letzten Referat berichtete der Mainzer Rechtsanwalt Andreas Ansel über seine Erfahrungen mit sozialen Trainingsprogrammen im Jugendstrafvollzug und bei Jugendlichen, die in der Schule durch aggressives Verhalten aufgefallen waren. Anhand einiger Videos und Rollenspielen mit einem Kollegen aus seiner Rechtsanwaltskanzlei zeigte er Strategien zu angemessenen Konfliktlösungen und zur Vermeidung von Gewalt. Von allen Referenten wurde betont, dass Aggressionen leider sehr stabile Verhaltensmuster sind, weshalb frühzeitige pädagogische, psychotherapeutische und gegebenenfalls auch medikamentöse Interventionen unumgänglich sind. In der von Dr. Andreas Stein moderierten, sehr interessanten und gelungenen Veranstaltung gelang es, wichtige Fragen zu Ursachen, Merkmalen sowie Interventions- und Präventionsmöglichkeiten aggressiver Verhaltensstörungen zu beantworten und zu diskutieren. Neben weiteren Forschungsanstrengungen zu dieser Thematik sind insbesondere aber auch finanzielle Mittel zur Umsetzung von Antiaggressionsprogrammen erforderlich. | Allgemeine Zeitung, 15. November 2005 π Forum | 33 forum 19. Mai 1999 Schritt zu selbstständigem Leben Rheinhessen-Fachklinik Alzey: Öffentlicher Anzeiger | Neue Außenwohngruppe und Tagesstätte für psychisch kranke Menschen wurde gestern eröffnet Als wichtigen Baustein für die gemeindenahe Versorgung psychisch Kranker hat der Leitende Ministerialrat im Sozialministerium, Anton Miesen, die neue Außenwohngruppe und Tagesstätte der Rheinhessen-Fachklinik Alzey bezeichnet. Sie wurde jetzt in der Salinenstraße 133 eröffnet. Mit der Tagesstätte und der Außenwohngruppe sei man auf dem Weg, den betroffenen Menschen ein weitgehend selbstständiges Leben zu ermöglichen, wieder ein gutes Stück vorangekommen, erklärte der Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, Norbert Finke. Damit setze man den Enthospitalisierungsprozess ehemali- rückblick. trale, wohnortnahe Versorgung »entfällt auch die Stigmatisierung«, sagte Miesen. Dieses System soll weiter ausgebaut werden. Oberbürgermeister Rolf Ebbeke nannte das neue Angebot einen »wichtigen Mosaikstein« für die soziale Infrastruktur der Stadt. Der Slogan »Behindert ist man nicht, behindert wird man«, mahne gerade die Stadtpolitik, den Bedürfnissen dieser Menschen Rechnung zu tragen. Die neue Einrichtung sei ein »Paradebeispiel« für die Richtung, in die die Reform gehen müsse. »Die Umsetzung der Psychiatrie-Reform ist mühevoll, macht aber auch Spaß«, sagte der Ärztliche Direktor Dr. Wolfgang Guth. Die neue Einrichtung sei da »ein Sahnehäubchen«. »Es ist wichtig, die Alternativen zum Langzeitbereich der Kliniken weiter auszubauen.« 90.000 Mark hat die Einrichtung gekostet: Die Hälfte zahlt das Land, 20.000 Mark kamen vom Verein zur Unterstützung gemeindenaher Psychiatrie in Rheinland-Pfalz. π 21. Oktober 2000 Klinik Nette-Gut erweitert ger Langzeitpatienten fort. Die Erfahrungen mit chronisch psychisch kranken Menschen zeigten, dass diese nur in den seltensten Fällen auf Dauer in stationären Einrichtungen leben müssten. In der Außenwohngruppe finden sechs Patienten, die zum Teil 20 Jahre und mehr in der Fachklinik behandelt wurden, ein neues Zuhause. Die Tagesförderstätte mit Kontaktstellenfunktion verfügt über zwölf Plätze. Dort werden auch sechs Menschen, die in Bad Kreuznach wohnen, von vier Sozialarbeitern betreut. Ziel der Psychiatrie-Reform sei, die Versorgung zu den Menschen zu bringen – mit stationären, ambulanten und komplementären Angeboten. Durch die dezen- 34 | Forum 02/2005 Klinik Nette-Gut: Andernach Aktuell | 7,4 Millionen Mark kostete das neue Haus »L« der Rhein-Mosel-Fachklinik. Mit steigenden Maßregelvollzugsbehandlungszahlen hat die forensische Abteilung Nette-Gut der Rhein-Mosel-Fachklinik (RMF) seit Jahren zu kämpfen. Jetzt wurde ein neues 40-Betten-Haus seiner Bestimmung übergeben. Die forensisch-psychiatrische Abteilung der RMF gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Niemand kann unautorisiert das mit hohen Zäunen und Stacheldraht gesicherte Gelände betreten oder verlassen. Häufig kam die Einrichtung durch Ausbrüche von Patienten in die Negativ-Schlagzeilen. Seit nunmehr sieben Jahren hat sich das jedoch geändert. Die sicherheitstechnischen Standards und die therapeutischen Rahmenbedingungen wurden kontinuierlich verbessert. »Ich kann Ihnen versichern, dass es seitdem niemandem mehr gelungen ist, zu flüchten. Das Nette- Gut ist heute die größte und höchst gesicherte Maßregelvollzugsanstalt des Landes Rheinland-Pfalz«, so Norbert Finke, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses (AöR). Von vier Jahren hat das Landeskrankenhaus die Verantwortung für die forensische Abteilung übernommen. Damals habe es schon erste Signale aus der Gerichtsbarkeit gegeben, dass mit steigenden Zahlen im Maßregelvollzug zu rechnen sei. Anfang 1998 wurde deshalb bereits ein geeignetes Haus auf dem Gelände der RMF für zwei Millionen Mark saniert und renoviert sowie mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. Durch den Neubau des 40-Betten-Hauses mit dem Namen »L« im Nette-Gut sollte nun mittelfristig eine ausreichende Kapazität geschaffen werden. Eine weitere Differenzierung der unterschiedlichen Patientengruppen werde so ermöglicht. Eine Verbesserung der therapeutischen Rahmenbedingungen sei die Folge. Diese Intensivierung der Therapie diene in ganz erheblichem Maße auch der Verbesserung der Sicherheit. 1999 startete das Landeskrankenhaus seine Vorplanungen. Dann wurde das Haus »L« in nur sechs Monaten Bauzeit aus dem Boden gestampft. »Dies ist ein furchtbar kurzer Zeitraum für ein Investment vom 7,4 Millionen Mark«, meinte Norbert Finke, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses (AöR). »Die Eile war begründet. Es gibt eindeutig einen Bedarf für zusätzliche Plätze im Maßregelvollzug, gerade im Nette-Gut. Weil wir hier durch die hohen Sicherheitsaufwendungen Sicherheit bieten können, die wir für bestimmte Unterbringungssituationen brauchen«, sagte Staatsminister Florian Gerster bei der Einweihungsfeier. π www.landeskrankenhaus.de www.rheinhessen-fachklinik-alzey.de www.kinzmainz.de www.rhein-mosel-fachklinik-andernach.de www.klinik-nette-gut.de www.krankenhaus-meisenheim.de www.sprachheilzentrum-meisenheim.de www.reha-klinik-rheingrafenstein.de www.rhein-mosel-akademie.de Behandlungszentren des Landeskrankenhauses (AöR) Rheinhessen-Fachklinik Alzey Zentrum für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach Zentrum für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie Kinderneurologisches Zentrum Mainz Zentrum für Sozialpädiatrie, Frühförderung & Spina bifida Ambulanz Krankenhaus Meisenheim Zentrum für Diagnostik und Therapie Betriebsteil I, Liebfrauenberg · Betriebsteil II, Hinter der Hofstadt Sprachheilzentrum Meisenheim Zentrum zur Behandlung von Kommunikationsstörungen Reha-Klinik Rheingrafenstein Zentrum für Geriatrie, Orthopädie und Rehabilitation