Wirtschaftsverwaltungsrecht
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Wirtschaftsverwaltungsrecht § 5 Marktgewerbe Univ.-Prof. Dr. Ulrich Stelkens Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insbesondere deutsches und europäisches Verwaltungsrecht § 5 Marktgewerbe (§ 60b, §§ 64 ff. GewO) • Gesetzgebungskompetenz: Art. 74 Abs. 1 Nr. 11 GG: Gesetzgebungskompetenz für „Ausstellungen und Märkte“ auf Länder übertragen. • §§ 64 ff. GewO gelten in 15 Bundesländern nach Art. 125a Abs. 1 GG als Bundesrecht fort. • Bisher nur eigenes Marktrecht in Rheinland-Pfalz: Landesgesetz über Messen, Ausstellungen und Märkte (LMAMG) – hierzu LT-Drs. 16/2919; Bickenbach, LKRZ 2014, 265 ff.; Hilderscheid, GewArch 2016, 49, 53 ff. (Ziel: Sicherung der Möglichkeit, Märkte an Sonn- und Feiertagen festsetzen zu können). • Ersetzung der §§ 64 ff. GewO in anderen Bundesländern werden im Rahmen von allerersten Überlegungen zur Schaffung von LandesGroßveranstaltungsgesetzen angedacht … § 5 Marktgewerbe (§ 60b, §§ 64 ff. GewO) A) Überblick: Besonderheiten des Marktgewerbes B) Marktprivilegien C) Formen des Marktgewerbes D) Die Marktfestsetzung (§ 69 GewO) E) Teilnahmeanspruch (§ 70 GewO) F) Besonderheiten bei Volksfesten (§ 60b GewO) G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten A) Überblick: Besonderheiten des Marktgewerbes • § 64 bis § 68 GewO (§ 2 bis 8 LMAMG): Legaldefinitionen der Veranstaltungstypen, die durch Festsetzung nach § 69 GewO privilegiert werden können • Gemeinsamkeiten dieser Veranstaltungstypen: - Auftreten einer Vielzahl von Ausstellern und Anbietern, die überwiegend Gewerbetreibende sein müssen, auf einem „Platz“ zu gemeinsamen „Öffnungszeiten“ (vgl. § 69 Abs. 1 GewO) – zum Begriff des „Platzes“: VGH München, 22 N 13.788 v. 6.12.2013, Abs. 83 ff. = GewArch 2014, 217, 222; Hilderscheid, GewArch 2014, 11, 12) - An- und Verkauf von Waren (Märkte i.S.d. § 66, § 67, § 68 GewO) oder Präsentation von Wirtschaftsangeboten (Messen und Ausstellungen i.S.d. § 64, § 65 GewO) - Sonderregelungen für schaustellerische Tätigkeiten: § 60b GewO (Volksfest), § 68 Abs. 3 GewO (Jahrmarkt) - Keine Regelungen für Konzerte, Sportveranstaltungen A) Überblick: Besonderheiten des Marktgewerbes • Bei Vorliegen der Voraussetzungen der §§ 64 ff. GewO Anspruch auf Festsetzung des sog. Veranstalters nach § 69 GewO; keine automatische Anwendbarkeit des IV. Titels der GewO • Bei Festsetzung der Veranstaltung nach § 69 GewO Entstehen der sog. Marktprivilegien: Vorschriften über das stehende Gewerbe und das Reisegewerbe nur anwendbar, wenn ausdrücklich angeordnet (§ 71b GewO) • Nicht festgesetzte Veranstaltungen i.S.d. §§ 64 ff. GewO Privatmärkte: Veranstaltung nicht verboten, aber unterliegt allgemeinen Vorschriften für das stehende Gewerbe oder Reisegewerbe A) Überblick: Besonderheiten des Marktgewerbes • Gesetzliches Leitbild der §§ 64 ff. GewO ist ein privater Veranstalter, der einen Markt i. S. der § 64 bis § 68 GewO veranstaltet, so dass insbesondere der Zugangsanspruch nach § 70 Abs. 1 GewO als privatrechtlicher (vor den Zivilgerichten) durchsetzbarer Anspruch erscheint • In Praxis - Marktrecht ist v. a. entscheidungsrelevant, wenn es um Zugangsansprüche nach § 70 Abs. 1 GewO geht - bei einem „Volksfest“ i. S. des § 60b GewO, für das die §§ 64 ff. GewO nur entsprechend gelten, - wenn ein öffentlich-rechtlicher Veranstalter (insbes. eine Gemeinde) den Markt veranstaltet, weshalb i.d.R. für die Durchsetzung des Anspruchs der Verwaltungsrechtsweg für gegeben und die Zweistufen-Theorie für anwendbar erachtet wird. B) Die Marktprivilegien I. Marktprivilegien der Veranstalter und Beschicker 1. Gewerberechtliche Marktprivilegien 2. Arbeitsrechtliche Marktprivilegien 3. Ladenschlussrechtliche Marktprivilegien 4. Feiertagsrechtliche Marktprivilegien 5. Keine Konzentrationswirkung der Marktfestsetzung II. Marktprivilegien der umliegenden Gewerbetreibenden III. Marktprivilegien der Beschicker und Teilnehmer Zusammenfassend zu den Marktprivilegien und ihrer heutigen ökonomischen Bedeutung für den Veranstalter: Stelkens/Perabo, in: Kugelmann (Hrsg.), Verfahrensrecht für die Sicherheit von Großveranstaltungen, 2015, S. 11, 53 ff. I. Marktprivilegien der Veranstalter und Beschicker 1. Gewerberechtliche Marktprivilegien Befreiung von den Vorschriften des Titels II und des Titels III der GewO damit müssen die Beschicker der Veranstaltung i.d.R. nicht über eine Reisegewerbekarte verfügen, auch wenn die Tätigkeit nach den §§ 55 ff. GewO „an sich“ reisegewerbekartenpflichtig wäre. Dies gilt nach § 68 Abs. 3 GewO jedoch nicht • für die Schausteller, die Tätigkeiten i. S. des § 55 Abs. 1 Nr. 2 GewO anbieten • Beschicker, die alkoholische Getränke zum Verzehr an Ort und Stelle anbieten (§ 68a Satz 2 GewO). I. Marktprivilegien der Veranstalter und Beschicker 2. Arbeitsrechtliche Marktprivilegien: • Günstigere Arbeitszeitregelung für Sonn- und Feiertagsbeschäftigung (vgl. § 10 Abs. 1 Nr. 9 ArbZG) • Lockerung von Jugendarbeits- und Mutterschutzvorschriften (§ 16 Abs. 2 JArbSchG, § 8 Abs. 4 MuschG) I. Marktprivilegien der Veranstalter und Beschicker 3. Ladenschlussrechtliche Marktprivilegien: • § 19 LSchlG Bund: Bindung an Ladenschlusszeiten (nur) für Großmärkte (§ 66 GewO) und Wochenmärkte (§ 67 GewO), soweit Verkauf an Letztverbraucher • Andere Marktgewerbe (Messen, Spezial- und Jahrmärkte): - Keine Bindung an Ladenschlussbestimmungen (§ 19 Abs. 3 LSchlG Bund) - Allein maßgeblich: Festsetzung hinsichtlich Öffnungszeiten (§ 69 GewO) • entsprechende Regelungen in den Ladenöffnungsgesetzen von BadenWürttemberg (§ 10), Mecklenburg-Vorpommern (§ 6), Rheinland-Pfalz (§ 11), Schleswig-Holstein (§ 10); • In übrigen Ländern: Geltung der allgemeinen Bestimmungen und §§ 64 ff. GewO I. Marktprivilegien der Veranstalter und Beschicker 4. Feiertagsrechtliche Marktprivilegien: • Unterschiedliche feiertagsrechtliche Privilegierungen nach LandesFeiertagsgesetzen, wobei ggf. auch gleichlautende Regelungen unterschiedlich ausgelegt werden (Hilderscheid, GewArch 2014, 11, 12; Stelkens/Perabo, in: Kugelmann [Hrsg.], Verfahrensrecht für die Sicherheit von Großveranstaltungen, 2015, S. 11, 58 f.) • Vgl. z. B. für Nds: OVG Lüneburg, GewArch 1993, 201 ff.; NRW: OVG Münster, NVwZ-RR 1990, 558 f. SH: VG Schleswig, NVwZ-RR 2001, 236. Thür: OVG Weimar, LKV 1997, 463 ff. • Rheinland-Pfalz: Wegen restriktiver Rechtsprechung (OVG Koblenz, 6 A 10584/11.OVG v. 16.11.2011 = LKRZ 2012, 65 ff.; VG Neustadt a.d.W., 4 L 562/09 v. 10.6.2009 = GewArch 2010, 204 ff.) jetzt Sonderregelung in § 12 LMAMG (s. hierzu LT-Drs. 16/2919, S. 13; Bickenbach, LKRZ 2014, 265, 268 f.). I. Marktprivilegien der Veranstalter und Beschicker 5. Keine Konzentrationswirkung der Marktfestsetzung Keine (bundesrechtliche) Befreiung vom Erfordernis • straßenrechtlicher Sondernutzungserlaubnisse und straßenverkehrsrechtlicher Erlaubnisse (§ 29 Abs. 2 StVO) • immissionsschutzrechtlichen und sonstigen umweltschutzrechtlichen Vorgaben II. Marktprivilegien der umliegenden Gewerbetreibenden? Kann durch Veranstaltung eines Marktes ein verkaufsoffener Sonntag ermöglicht werden? • § 14 Abs. 1 LadSchlG: „Abweichend von der Vorschrift des § 3 Abs. 1 Nr. 1 dürfen Verkaufsstellen aus Anlass von Märkten, Messen oder ähnlichen Veranstaltungen an jährlich höchstens vier Sonn- und Feiertagen geöffnet sein. Diese Tage werden von den Landesregierungen oder den von ihnen bestimmten Stellen durch Rechtsverordnung freigegeben“ • Hierzu: BVerwG, 8 CN 2.14 v. 11.11.2015, Abs. 35 ff. = NVwZ 2016, 689 ff.; VGH München, 22 BV 10.2367 v. 31.3.2011 = BayVBl. 2012, 276 ff.; VGH München, 22 N 13.788 v. 6.12.2013, Abs. 69 ff. = GewArch 2014, 217, 221 f.; VGH Kassel, 8 A 2205/13 v. 15.5.2014 = LKRZ 2014, 369 ff.; VG Darmstadt. 3 K 472/13.DA v. 13.6.2013 = LKRZ 2013, 434 ff.; Leisner, GewArch 2012, 281 ff.; Unterreitmeier, BayVBl. 2012, 260 ff. III. Marktprivilegien der Beschicker und Teilnehmer • Uneingeschränkte Geltung des klassischen Grundsatzes der „Marktfreiheit“ für Beschicker • Teilnahmerecht, sofern Angehöriger des entsprechenden Teilnehmerkreises (§ 70 Abs. 1 GewO) • Ausschluss von Teilnahme im Einzelfall nur aus sachlich gerechtfertigten Gründen (§ 70 Abs. 2 und 3 GewO) • Untersagung der Teilnahme von zuständiger Behörde (§ 70a GewO) C) Formen des Marktgewerbes § 64 GewO (Messe) Zeitlich begrenzte, regelmäßig wiederkehrende Veranstaltung Vielzahl von Ausstellern eines oder mehrerer Wirtschaftszweige Ausstellung und Vertrieb überwiegend nach Muster Publikum bestehend aus Gewerbetreibenden § 65 GewO (Ausstellung) Nicht notwendig Anlegung auf regelmäßige Wiederkehr Nicht notwendig Vertrieb von Waren oder Leistungen Ausreichend repräsentatives Angebot eines Wirtschaftsgebietes Keine Spezifizierung der Angebotsadressaten § 66 GewO (Großmarkt) „Im Wesentlichen“ Verkauf an gewerbliche Wiederverkäufer, gewerbliche Verbraucher oder Großabnehmer Unbeschränktes Warenangebot C) Formen des Marktgewerbes § 67 GewO (Wochenmarkt) Gerichtet an Letztverbraucher Beschränkung des Warenangebotes auf Lebensmittel und „rohe Naturerzeugnisse“ Mögliche Ausnahme: Waren des täglichen Bedarfs (§ 67 Abs. 2 GewO nach Maßgabe landesrechtlicher Verordnung) § 68 Abs. 1 GewO (Spezialmarkt) Bestimmte Waren eines Sortiments Verkauf auch an Letztverbraucher Regelmäßig in größeren Zeitabständen wiederkehrend (mindestens 1 Monat) § 68 Abs. 2 GewO (Jahrmarkt) Breiteres Warenangebot als Spezialmarkt Problem: Merkmal „größere Zeitabstände“ i.S.d. Abs. 2. Heute h. M.: Es gelten keine anderen Maßstäbe als bei § 69 Abs. 1 GewO: BVerwG, 1 C 4/89 v. 12.2.1991, Abs. 11 ff. = BVerwGE 88, 1, 2 ff.). C) Formen des Marktgewerbes Sonderregelungen in Rheinland-Pfalz nach dem LMAMG Wochenmarkt: Kein Verkauf von lebenden Tieren (§ 5 LMAMG) Spezialmarkt: Definition eines „privilegierten Spezialmarkts“ in § 6 Abs. 2 LMAMG, welche die regionale Identität oder den Tourismus zu fördern geeignet sind oder Gegenstände reinen Liebhaberinteresses ohne Gebrauchswert feilbieten (von Bedeutung für Sonntagsfestsetzung nach § 12 Abs. 3 LMAMG) Jahrmarkt: § 7 LMAMG Floh- und Trödelmarkt: „Ein gewerblicher Floh- und Trödelmarkt ist eine Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Anbieterinnen und Anbietern gebrauchte Waren des alltäglichen, häuslichen Bedarfs anbieten, die sich üblicherweise im Haushalt ansammeln“ (§ 8 LMAMG) - (von Bedeutung für Sonntagsfestsetzung nach § 12 Abs. 3 LMAMG) C) Formen des Marktgewerbes Weihnachtsmarkt: • Spezialmarkt (§ 68 Abs. 1 GewO)? • Jahrmarkt (§ 68 Abs. 2 GewO)? • Volksfest (§ 60b GewO) oder nur § 68 Abs. 3 GewO? Vgl. Ennuschat, in: Tettinger/Wank/Ennuschat, GewO, 8. Aufl. 2011, § 68 Rn. 18; Schönleiter, in: Landmann/Rohmer, GewO, § 68 Rn. 9. In Rheinland-Pfalz: Sonderregelung in § 12 Abs. 6 LMAMG „ An allen Adventssonntagen können Weihnachtsmärkte, die die Voraussetzungen der §§ 6 und 11 Abs. 1 Satz 1 erfüllen, festgesetzt werden, sofern die Weihnachtsmärkte nach Organisation und Warenangebot der Brauchtumspflege und Tradition dienen. D) Die Festsetzung (§ 69 GewO) Rechtsnatur der Festsetzung • Rechtsnatur der Festsetzung umstritten, da Bekanntgabe nur an Veranstalter, aber begünstigende Rechtsfolgen auch für Beschicker • Allg. hierzu U. Stelkens, in: Stelkens/Bonk/Sachs, VwVfG, 8. Aufl. 2014, § 35 Rn. 295; Wirth, GewArch 1986, 46 ff. D) Die Festsetzung (§ 69 GewO) Voraussetzungen der Festsetzung: - Antrag des Veranstalters (= natürliche oder juristische Person, die nach den für die betreffende Veranstaltung geltenden Teilnahmebestimmungen gegenüber Ausstellern, Anbietern und Besuchern Rechte erwirbt und Verpflichtungen eingeht; vgl. § 71 GewO) - Veranstaltung i.S.d. § 64 bis § 68 GewO (§ 69a Abs. 1 Nr. 1 GewO) - Zuverlässigkeit von Veranstalter und Veranstaltungsleiter (§ 69a Abs. 1 Nr. 2 GewO) - Keine Veranstaltung von Jahr- und Spezialmärkten in Ladengeschäften (§ 69a Abs. 1 Nr. 4 GewO) - Keine Verletzung öffentlicher Interessen (§ 69a Abs. 1 Nr. 3 GewO) - In Rheinland-Pfalz: § 11 LMAMG D) Die Festsetzung (§ 69 GewO) Entgegenstehende öffentliche Interessen i. S. d. § 69a Abs. 1 Nr. 3 GewO, z.B. Schutz der Teilnehmer vor konkreten Gefahren für Leben oder Gesundheit (keine formularmäßige Auferlegung von sicherheitsrelevanten Auflagen) Erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit baurechtliche Vorgaben Immissionsschutz (VG Köln, 1 K 1485/08 v. 5. 3. 2009 = NWVBl 2009, 233 ff.; Fricke, DÖV 2013, 640 ff.) Sonn- und Feiertagsrecht (OVG Koblenz, 6 A 10584/11.OVG v. 16.11.2011 = LKRZ 2012, 65 ff.; VG Neustadt a.d.W., 4 L 562/09 v. 10. 6. 2009 = GewArch 2010, 204 ff.) Verhinderung von Straftaten, vgl. VGH München, 22 CS 13.767 v. 11.4.2013 = NVwZ-RR 2013, 684 ff. (zu Verstoß gegen § 86a StGB) D) Die Festsetzung (§ 69 GewO) Entgegenstehende öffentliche Interessen i. S. d. § 69a Abs. 1 Nr. 3 GewO, z.B. Verstoß gegen die öffentliche Ordnung Erotikmessen: VG Stuttgart, 4 K 6436 v. 5.11.1997 = GewArch 1998, 115. Waffenmarkt mit Militaria aus 2. Weltkrieg in der Nähe des Reichsparteitagsgeländes 80 Jahre nach „Machtergreifung“ (VGH München, 22 CS 13.767 v. 11.4.2013, Abs. 13 ff. = NVwZ-RR 2013, 684 ff. Sonstige öffentliche Interessen Z. B. Vermeidung eines Verkehrschaos Unzulässig dagegen Ablehnung aus messe- oder handelspolitischen Gesichtspunkten, da Konkurrentenschutz keine staatliche Aufgabe (BVerwG, 6 B 55.05 v. 2.1.2006 = GewArch 2006, 164 ff.) D) Die Festsetzung (§ 69 GewO) Bei Vorliegen der Voraussetzungen der Festsetzung: - Festsetzungsanspruch; gebundene Entscheidung (§ 69 Abs.1 GewO) - Erstreckung der Festsetzung auf Gegenstand, Zeit, Öffnungszeiten und Ort entsprechend Antrag des Veranstalters (sonst „modifizierende Auflage“) Problem: Ausschreibungspflicht für Marktfestsetzungen (kraft EU-Rechts)? OVG Berlin-Brandenburg 1 S 107/10 v. 30. 11. 2010 = NVwZ-RR 2011, 293 ff.; OVG Münster, 4 B 1479/14 v. 17.2.2015 = NVwZ-RR 2015, 561 f.; VG Köln, 1 K 4507/08 v. 16. 10. 2008 = NVwZ-RR 2009, 327 ff.; VG Hamburg, 11 E 1658/12 v. 20.9.2012 = GewArch 2013, 121 ff.; Donhauser NVwZ 2010, 931,935 ff. D) Die Festsetzung (§ 69 GewO) Rechtsfolgen der Festsetzung und Rechtsschutz • • Für Veranstalter Durchführungsrecht mit Marktprivilegien unter Beachtung der § 70 und § 71 GewO - Durchführungsverpflichtung bei Wochen-, Spezial- und Jahrmärkten (§ 69 Abs. 2 GewO), sonst Anzeigepflicht bei Nichtdurchführung (§ 69 Abs. 3 GewO) - Sonderregelung für Rücknahme und Widerruf (§ 69b GewO) Für Beschicker Anspruch gegen Veranstalter auf Zulassung (§ 70 Abs. 1 GewO; sog. Marktfreiheit) - • Nach Zulassung Marktprivilegien (u. U. Recht auf entgeltfreien Besuch) Für Nachbar keine besonderen immissionschutzrechtlichen Duldungspflichten D) Die Festsetzung (§ 69 GewO) Rechtsschutz in Zusammenhang mit Festsetzung • • Ablehnung des Antrags - Veranstalter: Verpflichtungsklage unter Voraussetzungen des § 69a GewO, ggf. gesondertes Vorgehen gegen Nebenbestimmungen - Keine Rechte für Beschicker Stattgabe des Antrags - Konkurrentenschutz: Keine Anfechtungsklage mangels Klagebefugnis; Ausnahme für Fall des § 69a Abs. 1 Nr. 4 GewO - Nachbarschutz: Anfechtungsklage gegen Festsetzung oder Verpflichtungsklage auf Erlass von Auflagen unter bestimmten Voraussetzungen (VGH München, 22 CS 14.2013 v. 17.9.2014 = NVwZ-RR 2014, 955 ff.; VG Köln, 1 K 1485/08 v. 5. 3. 2009 = NWVBl 2009, 233 ff.); zivilrechtliche Klagen (z.B. zur Abwehr von Lärmbelästigungen, § 1004 Abs. 1, § 906 Abs. 1 BGB; hierzu BGH, V ZR 58/89 v. 23.3.1990 = NJW 1990, 2465 ff.) E) Teilnahmeanspruch (§ 70 Abs. 1 GewO/§ 15 LMAMG) Grundsatz: Marktfreiheit (§ 70 Abs. 1 GewO/§ 15 LMAMG) • Rechtsnatur und Durchsetzbarkeit bei privatem Veranstalter • Anspruch aus § 70 Abs. 1 GewO = (privatrechtlicher) Kontrahierungszwang Durchsetzbar vor Zivilgerichten Klage gerichtet auf Vertragsschluss mit Veranstalter auf Zulassung zur Veranstaltung Problem, wenn Veranstalter = Gemeinde (hierzu unten bei G) I. Eingrenzung des Teilnahmeanspruchs nach § 70 Abs. 2 GewO (Gruppenausschluss) • Ausschluss aufgrund „Teilnahmebestimmungen“ • Problem: Verhältnis des § 70 Abs. 2 GewO zu Abs. 1 und Abs. 3 GewO hierzu OVG Lüneburg, 7 LA 75/13 v. 5.9.2014, Abs. 14 = GewArch 2014, 486, 488; Gieseler, GewArch 2013, 151 ff.: Notwendigkeit vorheriger Konzeption?) • Voraussetzungen: - Kein Widerspruch zur Festsetzung - Beschränkung auf bestimmte Aussteller-, Anbieter- und Besuchergruppen - Erforderlich für Erreichung des Veranstaltungszwecks - Keine Diskriminierung gleichartiger Unternehmen II. Ausschluss einzelner Teilnehmer (§ 70 Abs. 3 GewO) Voraussetzung: sachlich gerechtfertigte Ausschlussgründe (Herleitung der Sachgerechtigkeit anhand nachprüfbarer Kriterien entsprechend dem Sinn und Zweck der Veranstaltung) 1. Ausschluss wegen Verhalten eines Teilnehmers Sachliche Gründe in der Person des Anspruchinhabers 2. • z. B. mangelnde Zuverlässigkeit, so dass auch Behörde nach § 70a GewO zur Untersagung der Teilnahme berechtigt wäre • vgl. VG Neustadt a.d.W., 4 L 115/14.NW v. 21.2. 2014 = GewArch 2014, 453 ff.: Widerruf einer Marktzulassung für Speyerer Wochenmarkt wegen Störung des Marktfriedens) Ausschluss wegen Platzmangel hierzu sogleich … 2. Ausschluss wegen Platzmangel (§ 70 Abs. 3 GewO) • Voraussetzung: Erschöpfung des vorhandenen Platzes. Kein Anspruch auf Erweiterung bestehender, Schaffung neuer Kapazitäten; keine Vollausschöpfung des vorhandenen Platzes geboten (VGH München, 22 CE 11.1414 v. 25.7.2011 = BayVBl. 2012, 120, 121). • Auswahl unter vorhandenen Bewerbern durch Veranstalter anhand Veranstaltungskonzept (vgl. Hilderscheid, GewArch 2014, 11, 13 ff.): 1. Schritt: Festlegung der Art und Anzahl der Angebote gerichtlich nur eingeschränkt überprüfbarer Gestaltungsraum: VGH München, 22 CE 11.1414 v. 25.7.2011 = BayVBl. 2012, 120; VG Neustadt a.d.W., 4 511/09 v. 10.6.2009 = GewArch2010, 39, 41 2. Schritt: Auswahl nach Ermessen für jede Angebotssparte • bekannt und bewährt • Attraktivität Hierzu: OVG Bautzen, 3 B 494/13 v. 26.11.2013, Abs. 11 = GewArch 2014, 128, 129 f.; OVG Lüneburg, 7 LB 52/11 v. 16.5.2012 = GewArch 2012, 403 f.; VGH München, 22 CE 11.1414 v. 25.7.2011 = BayVBl. 2012, 118, 119; VGH München, 22 ZB 14.1261 v.28.7.2015 = NVwZ-RR 2015, 929 ff.; VG Gießen, 8 K 4528/08.Gi v. 30.9.2009 = GewArch 2010, 161 ff. • Windhundprinzip, Losverfahren, rollierendes System Problem: Sachgerechtigkeit der Kriterien; hierzu Heitsch, GewArch 2004, 225, 227 ff. III. Teilnahmeuntersagung (§ 70a GewO) • Untersagungsadressaten: einzelne Aussteller oder Anbieter, nicht Veranstalter oder Besucher • Untersagungsgrund: Unzuverlässigkeit • Ermessen der Behörde • Daneben: Möglichkeit des Ausschlusses durch Veranstalter gemäß § 70 Abs. 3 GewO F) Besonderheiten bei Volksfesten (§ 60b GewO) Allg. hierzu Heitsch, GewArch 2004, 225, 227 ff. • Legaldefinition: § 60b Abs. 1 GewO Ein Volksfest ist eine im allgemeinen regelmäßig wiederkehrende, zeitlich begrenzte Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Anbietern unterhaltende Tätigkeiten im Sinne des § 55 Abs. 1 Nr. 2 ausübt und Waren feilbietet, die üblicherweise auf Veranstaltungen dieser Art angeboten werden. • Warenangebot im Annex zu unterhaltenden Tätigkeiten • Konsequenz der Einstufung als Volksfest: Entsprechende Anwendbarkeit der §§ 69 ff. GewO • Aber: Gleichzeitig Geltung der Vorschriften über Reisegewerbe, auch im Fall des § 68 Abs. 3 GewO • Rheinland-Pfalz: LMAMG gilt nicht für Volksfeste (vgl. LT-Drs. 16/2919, S. 12 zu § 1) G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Möglichkeit einer Festsetzung eines von einer Gemeinde veranstalteten Marktes/Volksfestes • Veranstalter muss nicht selbst Gewerbetreibender sein • Festsetzung hat Bedeutung für Marktprivilegien G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Problem des „In-Sich-VA“: Kann der Bürgermeister als Gemeindebehörde gegenüber der Gemeinde selbst (ihrem eigenen Rechtsträger) einen VA erlassen? • Festsetzung nach § 69 GewO kein VA mangels Außenwirkung, sondern bloß intern wirkender Organisationsakt mit denselben Rechtsfolgen wie „normale“ Festsetzung (z. B. Hösch, GewArch 1996, 402 f.; Spannowsky, GewArch 1995, 265, 268) • A. A: VGH Kassel, 8 TG 2177/02 v. 3.12.2002 = NVwZ-RR 2003, 345 f.; Wirth, GewArch 1986, 186, 188 • Allgemein zum „In-Sich-VA“: U. Stelkens, in: Stelkens/Bonk/Sachs, VwVfG, 8. Aufl. 2014, § 35 Rn. 190. G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Zugangsanspruch der Beschicker zu gemeindlichen Märkten/Veranstaltungen • Nur nach § 70 GewO? • (Auch) Nach allgemeinen Grundsätzen des Verwaltungsrechts (kommunalrechtlicher Zugangsanspruch zu öffentlichen Einrichtungen/Grundsätze der Selbstbindung der Verwaltung i.V.m. Art. 3 Abs. 1 GG)? • Besonderheiten bei der Anspruchsdurchsetzung (Verwaltungsverfahren/Zweistufentheorie/Rechtsweg)? G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Zugangsanspruch der Beschicker zu gemeindlichen Märkten/Veranstaltungen Frage: Ist § 70 GewO auch zu Lasten einer Gemeinde anwendbar? § 70 GewO normiert unstr. privatrechtlichen Kontrahierungszwang zu Lasten des privaten Veranstalters. Aber: Bund war nach Art. 74 Abs. 1 Nr. 11 GG berechtigt, einen solchen Anspruch auch gegenüber Gemeinde zu normieren, selbst soweit das „Beschickungsverhältnis“ öffentlich-rechtlich ausgestaltet ist (Marktsatzung) Problem: § 70 GewO = Öffentlich-rechtliche oder privatrechtliche Bestimmung, wenn Gemeinde Veranstalter ist (vgl. Hilderscheid, GewArch 2008, 54, 57 ff.)? • Soweit Markt „erwerbswirtschaftlich“ betrieben wird (kaum vorstellbar), ist Gemeinde nicht anders als Private zu behandeln • Soweit Markt als Verwaltungsaufgabe durchgeführt wird, ist § 70 GewO nach h. M. als öffentlich-rechtliche Vorschrift zu verstehen und „Zweistufentheorie“ im „Beschickungsverhältnis“ anwendbar: Veranstaltung sei „öffentliche Einrichtung“ (vgl. VGH Kassel, 8 TG 2735/93 v. 29.11.1993 = NVwZ-RR 1994, 650, 651; Braun, NVwZ 2009, 747, 748; Kahl, Jura 2009, 194, 198 f.) Zugangsanspruch gegen Gemeinde Festgesetzte Veranstaltung Teilnahmeanspruch nach § 70 GewO verdrängt als bundesrechtliche Norm parallele kommunalrechtliche Vorgaben Grundsätzlich keine bevorzugte Zulassung von ortsansässigen Beschickern (OVG Münster, 4 B 709/15 v. 24.7.2015 = NWVBl. 2016, 121 f.) Standplatzvergabe durch VA aber jetzt auch: VG Neustadt a.d.W, 4 L 614/08 v. 17. 6. 2008 = GewArch 2008, 361 ff.; OLG Zweibrücken, 4 W 66/08 v. 10. 8. 2008 = GewArch 2009, 362 ff.: Zivilrechtsweg, wenn Markt privatrechtlich ausgestaltet ist. Nicht festgesetzte Veranstaltung Teilnahmeanspruch aus kommunalrechtlichem Zugangsanspruch nur für ortsansässiger Beschicker Teilnahmeanspruch nach Art. 3 Abs. 1 GG i.V.m. Grundsätzen über Selbstbindung der Verwaltung Marktsatzung für alle Beschicker Standplatzvergabe durch VA sehr deutlich: VGH München, 4 B 13.1135 v. 11.11.2013, Abs. 22 = BayVBl. 2014, 632; VGH München, 22 ZB 14.1261 v.28.7.2015 = NVwZ-RR 2015, 929 ff.; VG Mainz, 6 L 712/14.MZ v. 12.8.2014 = GewArch 2014, 448) G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Zum Dauerthema „Zweistufentheorie“ im Allgemeinen und aktuellen Entwicklungen in diesem Zusammenhang: • U. Stelkens, in: Stelkens/Bonk/Sachs, VwVfG, 8. Aufl. 2014, § 35 Rn. 106 ff. • Weißenberger, GewArch 2009, 417 ff. und 465 ff. Bewältigung des Bewerberüberhangs: Anspruch auf Zugang Anspruch auf ermessensfehlerfreie Entscheidung; Entscheidungsträger für Beschickung und Festsetzung der Auswahlkriterien: grundsätzlich Gemeinderat bzw. entsprechender Ausschuss, da kein Geschäft der laufenden Verwaltung VGH München, NVwZ-RR 2003, 771 ff.; OVG Saarlouis NVwZ-RR 2010, 972 ff.; Windhoffer, GewArch 2013, 265 f. 1. Schritt: Festlegung der Art und Anzahl der Angebote (gerichtlich nur eingeschränkt überprüfbarer Gestaltungsraum) 2. Schritt: Auswahl für jede Angebotssparte (Auswahlermessen in gewissen Grenzen) Sachgerechte Kriterien (Bekannt und bewährt / Attraktivität / Windhundprinzip / Losverfahren / rollierende Systeme ) und Bewertung auf ausreichender Tatsachengrundlage, Transparenz der Auswahlkriterien Hierzu: VGH München, 22 CE 13.970 v. 12.8.2013 = GewArch 2013, 445 ff.; VGH München, 4 B 13.1135 v. 11.11.2013, Abs. 23 ff. = BayVBl. 2014, 632 ff.; VGH München, 22 ZB 14.1261 v.28.7.2015 = NVwZ-RR 2015, 929 ff.; OVG Münster, 4 B 709/15 v. 24.7.2015 = NWVBl. 2016, 121 f.; VG Mainz, 6 L 712/14.MZ v. 12.8.2014 = GewArch 2014, 448); Braun, NVwZ 2009, 7467, 750 ff.; Heitsch, GewArch 2004, 225, 227 ff.; Windhoffer, GewArch 2013, 265, 266 ff. G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Konkurrentenstreit - Primärrechtsschutz bei Erschöpfung der Platzkapazität? • Ursprünglich: Kein Primärrechtsschutz, da Platzkapazität erschöpft und Anspruch untergegangen • Aber: BVerfG, 1 BvR 1790/00 v. 15.8.2002 = NJW 2002, 3691, 3692 „Auch die Erschöpfung der Platzkapazität rechtfertigt nicht die Versagung effektiven einstweiligen Rechtsschutzes. Ergibt die Überprüfung der versagenden Vergabeentscheidung im einstweiligen Rechtsschutzverfahren, dass ein Standplatz zu Unrecht vorenthalten wurde, hat das Fachgericht eine entsprechende Verpflichtung des Marktanbieters auszusprechen. Es ist dann die im Einzelnen vom Gericht nicht zu regelnde Sache des Marktanbieters, diese Verpflichtung umzusetzen. Sowohl das öffentliche Recht wie das Privatrecht halten mit Widerruf und Rücknahme oder der Möglichkeit der (außerordentlichen) Kündigung, gegebenenfalls gegen Schadensersatz für den rechtswidrig bevorzugten Marktbeschicker, Vorkehrungen für den Fall bereit, dass die öffentliche Hand eine zunächst gewährte Rechtsposition entziehen muss. “ G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Konkurrentenstreit - Primärrechtsschutz bei Erschöpfung der Platzkapazität? OVG Lüneburg, 7 ME 116/09 v. 7.11.2009 = GewArch 2010, 245 ff.; OVG Lüneburg, 7 LA 77/10 v. 13.6.2012 = NVwZ 2012, 594 ff.; Windhoffer, GewArch 2013, 265, 268 f.: • Durch positiven Zulassungsbescheid wird Platzkapazität erschöpft • Neben Neubescheidungsantrag ist Anfechtungsklage gegen bereits erfolgte Zulassung erforderlich • Neubescheidungsantrag nur ausreichend, wenn der Bewerber darauf vertrauen will, dass Behörde von sich aus bereits erteilte Zulassungen überprüft und ggf. nach §§ 48 f. VwVfG aufhebt Ähnlich: VGH München, 4 CE 10.1535 v. 12.07.2010, Abs. 13 = BayVBl. 2011, 23, 24; offengelassen OVG Bautzen, 3 B 494/13 v. 26.11.2013, Abs. 7 = GewArch 2014, 128, 129; VGH München, 22 CE 11.1414 v. 25.7.2011 = BayVBl. 2012, 120; G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Konkurrentenstreit - Primärrechtsschutz bei Erschöpfung der Platzkapazität? • OVG Bautzen, 3 B 539/09 v. 23.11.2009; Hilderscheid, GewArch 2014, 11, 15 = Anfechtungsklage gegen Zulassungsbescheid nicht notwendig • VGH München, 22 B 15.620 v. 22.7.2015, Abs. 24 ff. = NVwZ-RR 2016, 39 ff. Anfechtungsklage gegen Zulassungsbescheid kann „quantitativ unzumutbar sein, wenn er eine Vielzahl an Zulassungen von Konkurrenten anfechten muss. Dies ist bei 17 anzufechtenden Zulassungen gegeben (hierzu Lindner, GewArch 2016, 135 ff.). G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Ist kommunalrechtlicher Zugangsanspruch wirklich sinnvolles Leitbild? • • Herleitung der Rechtsprechung zu Zulassungsansprüchen aufgrund Annahme des Bestehens eines kommunalrechtlichen Zugangsanspruchs für Beschicker: Anwendung der Zweistufentheorie Notwendigkeit der Festsetzung der Auswahlkriterien durch Gemeinderat Prägung der materiellrechtlichen und verfahrensrechtlichen Ausgestaltung des § 70 GewO Aber: Kommunalrechtlicher Zugangsanspruch nicht anwendbar, wenn Beschicker nicht Benutzer der öffentlichen Einrichtung, sondern als Dienstleistungserbringer Teil der öffentlichen Einrichtung (so Fastenrath, NWVBl. 1992, 51, 54) G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Rechtsfolgen der „Marktprivatisierung“ (Schalt, GewArch 2002, 137 ff.) VGH Kassel, 8 TG 2735/93 v. 29.11.1993 = NVwZ-RR 1994, 650, 651 f.; VGH Mannheim, 14 S 1567/01 v. 19.7.2001 = GewArch 2001, 420; VGH München, NVwZ 1999, 1122 f.; VG Augsburg NVwZ-RR 2001, 468; VG Stuttgart, 4 K 2292/06 v. 11.7.2006 = NVwZ 2007, 614 ff.; VG Stuttgart, 4 K 4507/07 v. 10.3.2008 = GewArch 2008, 302 f. Gemeinde kann „wahrer“ Veranstalter, Veranstaltung „öffentliche Einrichtung sein Anspruch aus § 70 GewO/kommunalrechtlicher Zugangsanspruch gegen Gemeinde Anwendung der Zweistufentheorie (Entscheidung über Zulassung der Beschicker durch Gemeinde selbst/ Handlungsform: VA) G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Rechtsfolgen der „Marktprivatisierung“ (Schalt, GewArch 2002, 137 ff.) Bisher weitgehend unstr.: AG Hannover, GewArch 2007, 342; OVG Lüneburg, 7 LA 232/04 v. 24.1.2005 = GewArch 2005, 258 f.; VGH Kassel, 8 UE 1263/07 v. 17.4.2008 = LKRZ 2008, 262 ff. (hierzu Waldhoff, JuS 2008, 925 f.); VG Freiburg, NVwZ-RR 2002, 139 f.; Kahl, Jura 2009, 194, 198 f. Möglichkeit „echter“ Privatisierung, wenn Gemeinde sämtliche Einflussmöglichkeiten aufgibt: Entscheidung trifft der „neue“ Veranstalter auf Grundlage des § 70 GewO/Zivilrechtsweg. Deutlich jetzt auch wieder VG Berlin, 4 L 388.14 v. 13.1.2015 = GewArch 2015, 404 f.: Bei Fehlen von gesellschaftsrechtlich vereinbarten Weisungsrechten kein „Einwirkungsanspruch“ eines hoheitlichen Messeveranstalters (hierzu Hilderscheid, GewArch 2016, 49, 51 f.) G) Gemeinden als Veranstalter von Märkten und Volksfesten Rechtsfolgen der „Marktprivatisierung“ (Schalt, GewArch 2002, 137 ff.) Aber jetzt: BVerwG, 8 C 10/08 v. 27. 5. 2009 = NVwZ 2009, 1305 ff.: Gemeindliche Pflicht zur Durchführung „traditioneller“ Weihnachtsmärkte in eigener Verantwortung (Abs. 27 ff.) ; bei unzulässiger Privatisierung soll (offenbar) das Vorliegen einer „öffentlichen Einrichtung“ fingiert werden (Abs. 24). Folgeentscheidung: VGH Kassel, 8 A 2613/09 v. 4. 3. 2010 Sehr kritisch: Ehlers, DVBl. 2009, 1456 ff.; Kahl, LKRZ 2009, 425 ff.; Schoch DVBl. 2009, 1533 ff.; Winkler, JZ 2009, 1169 ff.; ferner Katz NVwZ 2010, 405 ff.; Stein DVBl 2010, 563 ff. Zustimmend (Herleitung aus den Grundsätzen der „Lissabon-Entscheidung“: Demokratisches Gebot der Aufgabenerfüllung durch Gemeindeorgane): Niedzwicki, KommJur 2011, 450 ff. Siehe auch: VGH München, 4 ZB 11.2496 v. 21.12.2012 = NVwZ-RR 2013, 494 ff.: Beschicker hat keinen Rechtsanspruch auf Fortführung eines Marktes durch Gemeinde (ferner Kniesel, GewArch 2013, 270 ff.).