Omega-3 Fettsäuren und Depression - bei Omega
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Omega-3 Fettsäuren und Depression - bei Omega
Omega‐3 Fettsäuren und Depression Unser Nervensystem hat eine der höchsten Konzentrationen an freien Fettsäuren im Körper. 20% unseres Hirngewichtes besteht aus langkettigen freien Fettsäuren. Diese sind essentiell für den Aufbau und die Funktionsfähigkeit der Nervenzellen. Die Omega‐3 Fettsäuren fördern und regulieren die Übertragung der chemischen Botenstoffe, die für eine emotionale Stabilität (z.B. Serotonin) und für positive Emotionen (z.B. Dopamin) sorgen (1). Es ist also naheliegend, dass ein Defizit an Omega‐3 Fettsäuren den Ausbruch oder die Häufigkeit einer Depression verstärken kann. In der Tat hat eine große Ernährungsstudie, die in 38 Ländern der Welt stattgefunden hat, gezeigt, dass Menschen mit einem höheren Konsum an freien Fettsäuren eine wesentlich geringere Häufigkeit an Depressionen haben (2). Zusätzliche Studien haben gezeigt, dass bei depressiven PatientInnen niedrigere Blutspiegel an Omega‐3 Fettsäuren (EPA und DHA) im Vergleich zu gesunden Individuen gemessen worden sind (3). Klinische Studien Basierend auf diesen Beobachtungen wurde in den letzten Jahren eine Fülle von Studien mit Omega‐3 Fettsäuren Präparaten zur Behandlung von depressiven PatientInnen durchgeführt. Ein Großteil dieser Studien zeigte einen deutlichen positiven Effekt der Behandlung mit Omega‐3 Fettsäuren. Vereinzelt zeigten Studien auch keinen Effekt (4). Alle diese Studien wurden kritisiert für 1. große Heterogenität der Studienpopulation, 2. zu kurze Studien‐Dauer und 3. zu wenig Studienteilnehmer. Im Jahr 2007 durchforstete eine taiwanesische Gruppe, die sich sehr aktiv mit diesem Thema beschäftigte, alle Studien, die von 1999 bis 2006 auf dem Gebiet der Depressionen durchgeführt worden waren. Dabei wurden 10 große placebo‐kontrollierte doppelblinde Studien herausgefischt, die länger als 4 Wochen gedauert hatten. Eine Metaanalyse dieser Studien zeigte einen deutlichen Benefit (= Vorteil, Nutzen) der Omega‐3 Fettsäuern in der Behandlung von Depressionen (5). 2009 durchforschte eine viel größere amerikanische Arbeit 241 Studien auf dem Gebiet der Depressionen. 28 bestanden die harten wissenschaftlichen Kriterien und wurden metaanalysiert. Das besondere an dieser Arbeit war, dass die Aufteilung der beiden Omega‐ 3 Fettsäuren (EPA und DHA) genauer angeschaut wurde. Diese Metaanalyse zeigte wieder einen großen Vorteil der Omega‐3 Fettsäuren. Die neue Erkenntnis dieser Analyse war, dass dabei eine hohe Dosis an EPA (vor allem in Ethylester‐Form) eine entscheidende Rolle spielte. Die neueste Studie, die im März 2011 auf diesem Gebiet veröffentlicht wurde, untersuchte Patientinnen in der Menopause mit Depressionen. Diese Studie wurde von der renommierten Harvard‐Universität durchgeführt. Dabei erhielten die Patientinnen Kapseln mit 2 Gramm EPA plus DHA. In dieser Studie zeigten 70% der Patientinnen eine Besserung der depressiven Symptome und sogar einen Rückgang der Hitzewallungen. Schlussfolgerung Ein Großteil der Autoren und Forscher sind der Meinung, dass der Einsatz von Omega‐3 Fettsäuren Vorteile für die psychische Stabilität von Menschen bringt. Um endgültige Richtlinien, wie es bei den PatientInnen mit Herzerkrankungen der Fall ist, brauchen wir viel größere und länger dauernde Studien. Dennoch, da der Einsatz der Omega‐3 Fettsäuren bis zu 3 Gramm am Tag als unbedenklich gilt, können diese Substanzen nach ärztlicher Rücksprache probiert werden. Bezüglich der Dosierung gibt es noch keine endgültigen Richtlinien und Empfehlungen. Unsere Recherchen haben gezeigt, dass die effektiven Studien zwischen 1 und 2 Gramm EPA und DHA pro Tag verwendet haben, und ‐ wie gesagt ‐ Präparate, die einen höheren Anteil an EPA (vor allem in Ethylester‐Form) haben, einen Vorteil zeigen. Referenzen 1. Horrobin DF, Bennett CN: Depression and bipolar disorder: relationships to impaired fatty acid and phospholipid metabolism and to diabetes, cardiovascular disease, immunological abnormalities, cancer, ageing and osteoporosis. Possible candidate genes. Prostaglandins Leukot Essent Fatty Acids 1999;60:217‐234. 2. Hibbeln JR, Nieminen LR, Blasbalg TL, Riggs JA, Lands WE. Healthy intakes of n‐3 and n‐6 fatty acids: estimations considering worldwide diversity. Am J Clin Nutr. 2006 Jun;83(6 Suppl):1483S‐1493S. 3. Lin PY, Huang SY, Su KP. A meta‐analytic review of polyunsaturated fatty acid compositions in patients with depression. Biol Psychiatry 2010 Jul 15;68(2):140‐7. 4. Appleton KM, Hayward RC, Gunnell D, Peters TJ, Rogers PJ, Kessler D, Ness AR: Effects of n‐3 long‐chain polyunsaturated fatty acids on depressed mood: systematic review of published trials. Am J Clin Nutr 2006; 84:1308–1316. 5. Lin PY, Su KP. A metaanalytic review of doubleblind, placebocontrolled trials of antidepressant efficacy of omega3 fatty acids. J Clin Psychiatry. 2007 Jul;68(7):1056‐61.