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Nr. 1/2012 3/2012 Nr. Juni/Juli Februar/März 2,50 Euro Euro 2,50 Beziehungen Als Single unter Paaren Scheidung, und nun? Party-Tour im Wilden Süden L iebe Leserin, lieber Leser, Gott schuf den Menschen, damit er oder sie nicht so allein sei. Was Wunder, dass der Mensch auch heute noch ungern allein ist. Doch ebensowenig, wie die paradiesische Zwei- bzw. Dreisamkeit von ewiger Dauer war, sind unsere Beziehungen vorm Scheitern geschützt. Wir müssen ernsthaft dafür arbeiten, dass unsere Freundschaften, Ehen und Eltern-Kind-Beziehungen halten und allen Beteiligten gut tun. Aber selbst wenn eine Ehe scheitert, hört die Arbeit nicht auf: Ehepartner, Kinder, Freunde und Gemeinden sind ebenso betroffen und es bedarf viel guten Willens und einige Zeit bis die Verletzungen heilen. Mehr dazu in Tobis Plädoyer für eine gemeinsame Gemeinde und in Klaus‘ Erfahrungsbericht (ab Seite 14). Wer nun meint ohne Partner und Kinder, lebt man sorgenfrei, der irrt. Schließlich sind Singles oft auf der Suche, was genauso anstrengend sein kann und sie müssen stetig Termine ausmachen, um in den Genuss von Gemeinschaft zu kommen. Wie Singles in einer Welt voller Pärchen und Kinder klarkommen, kannst Du auf den Seiten 10 bis 12 nachlesen. Mit unserer selbstgewählten Familie – der FreakFamilie – ist es allerdings auch nicht immer leicht, wie Sylvia im Hinblick auf das diesjährige Willo erklärt. Wer unserem Familientreffen fernbleiben musste (?), kann so zumindest rückblickend daran teilhaben (ab Seite 24). Oder aber Du bereitest Dich schon mal auf das nächste große Treffen – Freakstock – vor. Marius hat die ultimative Checkliste erstellt (Seite 30 bzw. auf jesusfreaks.de). Gute Vorbereitung ist alles! Gut vorbereitet ist James Bond auf jeden Fall. Doch das macht es nicht unbedingt leichter, wie Julia erfahren musste (S. 36). Viel Spaß dabei. Bettina für die Boten-Redaktion Bettina Kammer (32) versucht (fast) überall zwischenmenschliche Beziehungen herzustellen, egal ob am Käsestand oder auf dem U-Bahngleis, im Kindergarten oder auf Willo, und stößt dabei nur selten auf unwillige Misanthropen. Gestaltung Cover und Editorial: Tobias Textor Nahrung Titel Beziehungen ab Seite 6 Mystery Men Die Symbiont und sein Ehealltag Seite 17 Theologie Die Wurzel aller Beziehungen Seite 19 Charta Wachstum und Entwicklung Seite 22 Wir Freaks Pool Neues von den Propheten Seite 23 Willo Wie‘s war und sein wird ab Seite 24 Treffen JFD-Treffen / Regiotreffen Wilder Süden ab Seite 28 Netzwerk Konsultation für Gemeindegründung Seite 32 Kolumnen Himmelsstürmer und Bruchpiloten Gedanken zum Jahresthema Seite 5 Martin sein Wort Vision ganz konkret träumen und leben Seite 34 Unterhaltung Dr. K. Bote Tödliche Sammelleidenschaft Seite 35 Musik Plans within Plans Seite 35 Auslese. Kurzgeschichte James Bond Seite 36 Rubriken Meldungen Seite 4 der kleine bote Seite 20 Fred - Der Kühlschrank Seite 30 Impressum Seite 33 Handys für Afrika Bring dein gebrauchtes, aber funktionstüchtiges Handys mit zum Freakstock. Damit kannst du Claudia Bernhardt, unsere Missionarin in Mosambik, unterstützen: Da es dort kaum Festnetz gibt, d.h. nur in den ganz großen Städten, ist man auf Handys angewiesen. Leider haben die meisten Menschen nicht genug Geld, um sich sich eines zu kaufen. Claudi meint dazu: „Um mit den Pastoren in Kontakt zu bleiben und Aktionen wie Evangelisation, Essensverteilung usw. zu organisieren, braucht zumindest einer unserer Bekannten im Umkreis von 200 Kilometern ein Telefon, der die Infos an die restlichen Leute weiterleitet. Diejenigen, die mit mir in den verschiedenen Teams sind, benötigen ebenfalls Handys, damit wir uns absprechen können. Selbst wenn sie nie Guthaben haben und ich sie immer anrufen muss, kann ich sie immerhin erreichen.“ Convoy 2012 Der Jesus Freak Convoy 2012 startet am 23.07.12 in Süddeutschland. Die Endstation vom Convoy ist das Freakstockgelände in Borgentreich zum Festivalstart am 01. oder 02.08.12. Interessenten fürs Mitfahren oder vor Ort Mitmachen bzw. Gemeinden oder Gruppen, bei denen der Convoy vorbeikommen soll, können sich auf jesusfreaks.de bei der Gruppe „Convoyreloaded“ anmelden bzw. auf Facebook: http://redir.ec/Convoy2012 nachschauen. Party: 10 Jahre JF Leipzig Am 07.07.12 feiern die Jesus Freaks Leipzig eine Geburtstagsparty anlässlich des 10. Jahrestages ihrer Gemeindegründung. Los geht‘s 15 Uhr mit einem Familiengottesdienst in den Freakräumen (Hans-Poeter-Str. 22, Leipzig). Danach folgt u.a. ein Kinderprogramm, Flohmarkt, DJs, Grillen & Lagerfeuer, Fotos u.v.m. Eingeladen sind alle ehemaligen und aktuellen Freaks. Mitorganisator Lars meint dazu: „Auf diesem Wege suchen wir noch ehemalige Leipziger, zu denen der Kontakt verloren gegangen ist, die wir aber gern dabei hätten. Wenn du dich angesprochen fühlst, nimm bitte Kontakt mit uns auf.“ Eine Anmeldung ist nicht Pflicht, hilft aber bei der Planung. Kontakt: [email protected] Mehr Infos: www.jesusfreaksleipzig.de JF Görlitz offiziell aufgelöst Am 10.05.2012 haben sich etwa zehn Leute aus dem Freak-Hauskreis, ehemaligen Jesus Freaks 4 Meldungen und Regioleitern zusammengefunden. Nach einem gemeinsamen Brunch wurden im Ölberggarten mit Gebet, alten Geschichten und Abendmahl die Görlitzer Jesus Freaks offiziell aufgelöst und Gott zurück gegeben. Ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung war, dass etwas Neues nun frei von den Lasten des Gewesenen entstehen kann. Es hat sich für uns richtig angefühlt, aber auch komisch, denn Jesus Freaks gab es in Görlitz rund 15 Jahre lang und für viele von uns ist das ein ganz wichtiges Kapitel in unserem Leben. Ulli Hippe Saxstock Festival Am 13.07.12 ist es wieder so weit, das Saxstock Festival startet auf einer idyllisch gelegenen Halbinsel im Röderland. Neben Teich und Landschaft erwarten dich dieses Jahr wieder bis zu 20 Bands aus In- und Ausland, Workshops, Sportangebote, Kunstzelt und ein Thema, das es in sich hat. Mit „Zwischen Welten“ begeben wir uns in das Spannungsfeld: Da wären z.B. die irdische und die himmlischen Welt, die sichtbare und die unsichtbare Welt, die christlich abendländische und die muslimische Welt, um nur einige zu nennen. Zerreißt es oder stärkt es uns? Es wird auf alle Fälle spannend! Am Abend gilt es dann quer durch die Welt der Musik einige Perlen zu entdecken. Beim gemeinsamen Frühstück, das im Eintrittspreis enthalten ist, kann dann „ganz in Familie“ über das Gehörte und Gesehene diskutiert werden. Also mach dich auf nach Frauenhain! Wir sehen uns auf der Insel! Weitere Infos auf der Umschlagseite oder unter: www.saxstock.de Nächste Ausgabe Der nächste Kranke Bote wird radikal: Revolution – die Weltverbesserer. Sollen wir uns gegen das System wehren? Wenn ja, gegen welches? Haben die Freaks ihr Revoluzzer-Gen verloren? Welche neuen (Demokratie-)Bewegungen gibt es? Was steckt dahinter? Warum haben so wenige so viel und so viele so wenig? Was kann ich dagegen tun? Müssen wir als Christen unsere Regierung unterstützen? Wenn du über eine dieser Fragen oder auch andere Themen schreiben möchtest, melde dich möglichst bis zum 20.06.12 bei Bettina: [[email protected]] Der Einsendeschluss für alle Texte ist der 01.07.2012. „Du kannst das nicht nur, es geht noch nicht mal!“ Gedanken zum Jahresthema „Himmelsstürmer und Bruchpiloten“ D ie Hummel hat 0,7 cm² Flügelfläche und wiegt 1,2 Gramm. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen. Die Hummel weiß das nicht und fliegt einfach,“ behauptete einst ein Aerodynamiker. Ich bin noch mit der Information aufgewachsen, dass Hummeln nicht fliegen können. Gerade in christlichen Kreisen wurde die arme Hummel immer wieder rangezogen, um zu zeigen, wie groß denn unser Gott ist. Wenn die Hummel nicht fliegen kann, es aber trotzdem tut – ja dann können wir doch auch alles tun, auch das, was wir eigentlich nicht können. Die Vorstellung das da Milliarden von fliegenden Wundern rumsummen ist natürlich schön, aber irgendwie auch etwas flach. So billig schätze ich Gott nicht ein … klar macht er Wunder, aber viel öfter handelt Gott einfach außerhalb unseres Wissen und unserer Erfahrungen – eben wie bei der Hummel. Nach dem Gesetz der Aerodynamik kann sie nicht fliegen, wohl aber wenn das Gesetz des Auftriebs dazukommt. Als Jesus Freaks habe ich in den ersten Jahren immer wieder von anderen Christen zu hören bekommen, dass wir das so eben nicht machen können. Wir können das erst mal nicht (keine Theologen!) und dann geht das auch nicht (Abendmahl mit Bier und Chips*). Mit den Jahren kamen dann die Rufe immer mehr aus den eigenen Reihen. Es entwickelten sich im Laufe der JesusFreaks-Zeitrechnung mehr und mehr Erfahrungen und dann auch Gesetzmäßigkeiten. Anhand dieser wurden dann alle Ideen und Aktionen bewertet und nicht selten so im Vorfeld schon ausgebremst. Ich habe nichts gegen Austausch und Diskussionen, aber man kann sich auch im Kreis drehen und letzten Endes dann nur noch kotzen – weil man sich so schnell dreht. Im Korintherbrief heißt es, dass die Liebe immer das Gute hofft (1. Korinther 13,7). Wenn dem so ist, wo ist dann die Hoffnung und der Glaube daran, dass mein Gegenüber das Gute meint. Viel zu oft gehen wir doch erst mal davon aus, dass „die Anderen“ doch nicht so koscher sind. Es muss erst mal alles hinterfragt werden, um ja „sicher“ zu sein – wovon diese Sicherheit auch immer abhängen mag. So oft habe ich Diskussionen über andere Jesus Freaks mitbekommen, wo der Mensch an sich erst mal komplett hinterfragt wurde. Mir fehlt für so ein Verhalten echt jegliches Verständnis – gerade wenn man eine Geschichte wie die Jesus Freaks hat. Woher nehmen wir uns das Recht, so über andere zu urteilen? Mein Mentor hat mir vor vielen Jahren zu Anfang der Jesus Freaks folgenden Rat mitgegeben: „Urteile niemals über das Herz und die Motivation bei einem Menschen“. So was geht immer nach hinten los und verletzt Menschen nur unnötig. Mein Gebet ist, dass wir aufhören Hummeln nahe zu legen, endlich mal die Gesetzte der Aerodynamik anzuerkennen … wir hätten ja auf jeden Fall Recht. Die Hummel kann so nicht fliegen … aber ganz ehrlich, die Hummel wird sich denken: „Fuck off, schon mal was von Auftrieb gehört?“ Also, glauben wir an das Gute beim Anderen. Unterstützen wir seine Ideen, Vision und Träume. Setzen wir Leute frei, geben ihnen Freiheit sich auszuprobieren und Fehler zu machen … oder eben zu fliegen. Damals waren Jesus Freaks „neu“. Wir brachten das Erfahren und dann auch das Wissen um den Auftrieb in ein „aerodynamisches“ Christentum. Und lass dir gesagt sein, fliegen ist so 70er – morgen wird gebeamt! Mirko Sander seit 1992 Träumer und Kämpfer bei den Jesus Freaks. * Ich habe niemals Abendmahl mit Bier und Chips gefeiert – wollte ich nur mal gesagt haben! Illustration: www.donald-hasse.de Himmelsstürmer 5 Was wollt ihr verwirklichen? Von erfahrenen Paaren lernen und den eigenen Weg finden R eden, ganz viel reden. Im Gespräch mit langjährig verheirateten Paaren ist das der meist genannte Ratschlag für Beziehungsstarter. Wenn wir nicht mehr miteinander reden – über unsere Sorgen und Ängste, Wünsche und Hoffnungen – geht in der Beziehung etwas verloren. Ohne Austausch entfernen wir uns Stück für Stück voneinander, bis sich am Ende zwischen Frau und Mann „unüberbrückbare Differenzen“ auftun. Damit es nicht soweit kommen, hat Diana erfahrene Eheleute befragt, was für sie eine gute Partnerschaft ausmacht, wie sie Konflikte lösen und vieles mehr. Was macht speziell eure Partnerschaft aus? Freude aneinander, Spaß miteinander, Vertrauen zueinander, unsere Andersartigkeit, die uns in unserer Beziehung immer wieder bereichert, Liebe und immer wieder verrückt und offen bleiben für Quatsch und Lachen. Welche Rolle spielt Gott in eurer Partnerschaft? Eine Wesentliche – ohne ihn hätte wir das nie geschafft. Er hat uns geformt – immer zueinander hin. Er ist der, der uns erziehen darf. Wir haben immer die Ehe als Geschenk und Lebensaufgabe betrachtet und nicht als Abschnittszeit. Wie lebt ihr euren Glauben als Paar? Wir reden gerne mit jungen Paaren, erzählen von schweren Zeiten und wie wir sie gemeistert haben. Wir sind Ehepaten und werden gerne als gutes Beispiel genutzt. Gemeinsam gehen wir zum Gottesdienst, singen in einer Band, reden über unseren Glauben und bringen uns gegenseitig zum Weiterdenken. Tipps für Beziehungsstarter? Viiiiiiiel Reden! Immer wieder reden! Offen – und wirklich offen reden! Keine Unter-den-Teppichkehr-Mentalität beginnen. Füreinander, Miteinander, Vorsicht, Liebe und eine Menge Barmherzigkeit … Hört sich schwer an, aber wenn man vom Partner das gleiche bekommt, ist es leichter. Wie sieht‘s bei euch aus: gleich und gleich oder anziehende Gegensätze? Wir sind unterschiedlich und manchmal doch so gleich. Wir haben gelernt, dass die Dinge, die wir gemeinsam 6 machen, gut sind, aber dass jeder auch sein Ding machen darf – und das mit dem Segen des anderen. So macht Uli jedes Jahr mit seinen Kumpels einen Männerurlaub und Heike macht das gleiche mit den Mädels … Wichtigste Erkenntnis durch die Partnerschaft? Immer wieder dieser Mann! Immer wieder diese Frau! Wenn‘s drauf ankommt, ist er/sie immer da. Wir können uns aneinander festhalten und Hilfe vom anderen erwarten. Die schönste gemeinsame Erinnerung? Die Geburten unserer Kinder, die Hochzeit unseres Sohnes, Urlaub zu zweit! Heike (47) und Uli (50) leben in Schönbach. Im Jugendkreis der FeG Schönbach, zu der sie heute noch gehören, haben sie sich kennengelernt. Sie sind seit 32 Jahren zusammen und verheiratet seit 29 Jahren. Welche Rolle spielt Gott in eurer Partnerschaft? Kristina: Wir sind Christen und das leben wir. Wir wollen mit unserem Leben für andere ein Zeugnis sein und das ganz besonders für unsere Jungs. Ein Beispiel: Aarons Opa fragte nach, ob er seinen ersten verlorenen Zahn auch unter sein Kopfkissen gelegt habe und die Zahnfee da war. Aaron antwortete, wir glauben nicht an die Zahnfee, wir glauben an Gott. Und das ist genau das, was wir als Eltern und Ehepaar weitergeben und wo wir klar einer Meinung sind. Thorsten: In unserem Eheleben spielt Gott schon eine Rolle, aber sicher nicht so, wie bei anderen Paaren. Wir beten z.B. außer vor den Mahlzeiten, und wenn die Kinder ins Bett gehen sehr selten zusammen. Wir lesen auch nicht gemeinsam in der Bibel oder so. Trotzdem tauschen wir uns über geistliche Themen aus. Das kommt zumindest bei mir daher, dass es mir echt auf den Zeiger geht, wenn Ehepaare erzählen, dass sie sich gar nicht vorstellen können, wie ihre Ehe ohne Gott funktionieren könnte – als wenn der Partner der absolut letzte Vollpfosten wäre, und nur durch Gottes übernatürliches Eingreifen die Ehe mit diesem Menschen möglich ist. Tipps für Beziehungsstarter? Kristina: Genießt die Zeit, in der ihr alles durch eine „rosarote Brille“ seht, aber fallt danach nicht aus allen Wolken, sondern arbeitet an eurer Beziehung, redet viel miteinander. Thorsten: Punkt 1: Küssen was das Zeug hält – und gelegentlich miteinander reden. Wenn das klappt, ist das schon mal nicht schlecht. Punkt 2: Wenn das Küssen nachlässt – nicht panisch werden, dann hat man mehr Zeit zu reden. Punkt 3: Wenn das Reden auch nachlässt – don´t panic – man kann auch mal miteinander schweigen. Ansonsten wieder zurück zu Punkt 1. Ach und bis zur Hochzeit das anlassen, was ihr auch in einem Freibad noch anlassen würdet. – Das hilft enorm für den Anfang. Wie löst ihr Konflikte und Meinungsverschiedenheiten? Thorsten: Reden, lauter reden, sehr laut reden, schließlich lauter als sehr laut reden, dann eine Zeit schweigen und getrennt voneinander nachdenken. Schließlich aufeinander zugehen, weil man auch selbst Fehler gemacht hat, weil man den anderen liebt und man möchte, dass es wieder gut ist. Kristina: Manchmal auch erst mal weg, und wenn es nur das Schlafzimmer oder so ist. Und oft muss man über seinen eigenen Schatten springen und wieder den ersten Schritt machen. In der Bibel steht: „Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ Klappt aber nicht immer. Was wollt ihr als Paar noch gemeinsam verwirklichen? Thorsten: Wenn irgendwie möglich noch mit anderen zusammen in einem Haus leben. Sprich WG oder Kommune oder so was in der Art. Halt sein Leben mit anderen teilen, um dadurch gemeinsam vorwärts zu kommen. Kristina: Ich hätte gerne noch mindestens ein Mädchen, damit ich noch weibliche Unterstützung bekomme, bei den vielen männlichen Seyfrieds. Und mal ein Jahr (oder mehr), das normal verläuft. Thorsten und Kristina, Baujahr 1974 bzw. 1977, haben zwei Jungs. Sie wohnen seit 2008 in Biebesheim am Rhein und gehen dort in eine evangelisch freikirchliche Gemeinde. Auf einer Silvesterfreizeit 1996 in Cuxhaven haben sie sich kennengelernt und nach einigen Spaziergängen bzw. auf der Rückfahrt hat es gefunkt. Geheiratet haben sie Ende 1998, macht also 13 ½ Jahre Ehe. Was macht für euch eine gute Partnerschaft aus? Eine gute Partnerschaft basiert auf Vertrauen und Zugeständnissen. Wir finden es super, wie es Paulus gesagt hat: „Der Mann liebe seine Frau wie Jesus die Gemeinde und die Frau soll sich dem unterordnen.“ (Epheser 5, 21-27) Eigentlich heißt das nichts anders als sich gegenseitig respektieren und füreinander da zu sein. Eine gute Partnerschaft ist wie beste Freunde sein. Man kann einfach sehr viel miteinander teilen. Was macht speziell eure Partnerschaft aus? Eigentlich wollen wir, dass unsere Ehe so ist, wie von Paulus beschrieben. Doch es gibt immer wieder Dinge, da läuft es nicht so. Man zieht sein Egoding durch oder frau gibt zu verstehen, dass sie manche Freiheiten nicht zugestehen will. Das Schöne an unsrer Partnerschaft ist, dass wir immer wieder zusammen finden können und wir unsere Entwicklung wahrnehmen. Unsere Beziehung ist geprägt von Leas Krankheit, die immer wieder Konflikte birgt, weil wir nicht das machen können, worauf wir Bock haben. Das hat uns aber auch ganz eng zusammen geschraubt und unsere Beziehung stark gemacht. Wie lebt ihr euren Glauben als Paar? Gemeinsames Bibellesen oder Beten klappt im Alltag nur selten. Wir haben aber jetzt entdeckt, wie gut es tut sich gegenseitig zu segnen. Ein gemeinsamer Hauskreis ist uns auch wichtig. Leitsatz eurer Beziehung? Zur Hochzeit hat mir ein Freund gesagt: „Ehe rockt.“ Wie löst ihr Konflikte und Meinungsverschiedenheiten? Das mussten wir lange lernen und sind immer noch dabei. Auf jeden Fall reden, reden, reden ... Stolz überwinden. Eingeständnisse machen. Was wollt ihr als Paar noch gemeinsam verwirklichen? Irgendwann mal eine Weltreise. Aber jetzt erstmal den Jungen groß ziehen. Christoph (29) und Lea (25) leben in Wohlfahrt und besuchen die FeG Eibelshausen. Sie sind jetzt knapp zehn Jahre zusammen und im Sommer wird der 7. Hochzeitstag gefeiert. Kennengelernt haben sie sich bei den Jesus Freaks in Siegen. Auf einer Freizeit der Freaks und auf dem Freakstock 2002 hat es dann so richtig gefunkt. Beziehungen 7 Was macht für euch eine gute Partnerschaft aus? Vertrauen in allen Bereichen, Kommunikation, individuelle Hobbys, nicht alles gemeinsam machen müssen, gemeinsam musizieren ... Wie lebt ihr euren Glauben als Paar? Uns ist es wichtig, möglichst viele Freundschaften mit Nichtchristen zu pflegen und zu erhalten. Wir bringen uns mit unseren Begabungen in der Gemeinde ein. Wichtigste Erkenntnis durch die Partnerschaft? Man kann an schlechten Gewohnheiten arbeiten und sie verändern! Die schönste gemeinsame Erinnerung? Unsere Flitterwochen in der Karibik; die Geburt von Paul und Nils. Wie löst ihr Konflikte und Meinungsverschiedenheiten? Die „vier Ohren der Beziehung“ unter die Lupe nehmen und herausfinden, wie der andere eine Aussage auch gemeint haben könnte. Miteinander reden und sich Zeit dafür nehmen. Sich auch mal eine Auszeit gönnen. Christin (34) und Christoph (36) leben in HerbornSchönbach, wo sie die FeG besuchen. Sie sind seit 1997 ein Paar und seit 2000 verheiratet. Kennengelernt haben sie sich bereits in der Schule, wo sie gemeinsam im Schülerbibelkreis waren, näher dann bei einem Silvesterurlaub mit gemeinsamen Freunden. Interviews: Diana Eberwein Redaktion: Bettina Kammer Kindsein will gelernt sein Das Vaterherz Gottes schlägt auch für dich W ir haben verstanden, dass Jesus in die Welt kam, um am Kreuz für unsere Schuld zu sterben. Auch erkennen wir, dass er uns demonstriert hat, was es bedeutet, in der Kraft des Heiligen Geistes zu leben. Aber Jesus kam auch noch aus einem anderen wichtigen Grund: er offenbarte uns Gott als liebenden Vater! Das ist einzigartig! Unser Gott ist „Unser-Vater“! (Matthäus 6,9) Keine Religion dieser Welt kann sich so etwas auch nur annähernd vorstellen. Jesus malt uns Gott als einen idealen Vater vor Augen, dessen Herz voller Liebe, Gnade und Güte ist (Lukas 15). „Ganz der Papa“, sagt man manchmal, wenn man in einem Kind deutlich den Vater erkennt. Betrachtet man das Leben Jesu, sieht man das Vaterherz Gottes in Person, denn der Sohn Gottes ist „ganz der Papa“! Gott ist Ewig-Vater (Jesaja 9). Es gibt keine größere Liebe, als die von Abba-Vater. Er hat seinen geliebten Sohn Jesus – sein eigenes Herz – für uns, seine verlorenen Kinder, geopfert, damit wir wieder zu ihm nach Hause kommen können. Durch sein Leiden und Sterben am Kreuz öffnet Jesus dir und mir den Weg zurück zum Vater. Das Kreuz ist die offene Tür zum Vaterhaus der Liebe Gottes! Jesus lehrt seine Leute, Gott als „Abba“ (=Papa) anzusprechen. Es geht um persönliche, vertrauensvolle Liebe, wie sie zwischen guten Eltern und ihren geliebten Kindern sein sollte. 8 Beziehungen Gott ist nicht nur so etwas „wie“ ein Vater quasi als Metapher. Er ist der Vater aller Vaterschaft, die Quelle aller Schöpfung. Wir stammen direkt von ihm. Jeder Mensch ist ein Glücksgedanke aus seinem Herzen. Durch Gottes Vaterliebe sollen alle Defizite menschlicher Beziehungen geheilt und gestillt werden (Epheser 3). Wenn du dich fragst, ob sich der himmlische Vater auch eine Liebesbeziehung zu dir wünscht, dann sagt er dir: „Ja, ich will dich unter die Kinder aufnehmen ... Ich dachte, du würdest mich Vater nennen und dich nicht abwenden von mir.“ (Jeremia 3,19) Wer in die liebenden Arme des himmlischen Vaters umkehrt, findet völlige Annahme und Vergebung, sowie Heilung, Schutz, Geborgenheit und Versorgung. Gottes Vaterschaft bedeutet Segen für alle Lebensbereiche. Der Vater ist der Lebens-Geber. Von ihm kommt alles Leben und er ist auch derjenige, der alles Leben trägt und erhält (Lukas 12). Im Vaterherzen Gottes schlägt jedoch auch Mütterliches (Jesaja 66,13). Mann und Frau sind nach seinem Bild geschaffen. Das zeigt uns: Maskulines und Feminines entspringen gleichermaßen seinem Wesen. So tröstet uns sein Geist (im Hebräischen durch das Wort „Ruach“ im Femininum wiedergegeben), wie eine Mutter. Geliebtes Kind oder Waisenkind? Wenn Gott ein Ewig-Vater ist, dann bedeutet dies, dass wir in Ewigkeit seine geliebten Kinder sein werden. Mit anderen Worten: es ist nicht unser Ziel, möglichst schnell autonom zu werden. Jesus beschreibt die Nachfolge als „Kindschaft“; als Kind-sein im Sinne von vertrauensvoller Abhängigkeit! Wir sind Menschenkinder an der Hand von einem großen Vater-Gott! Unsere Identität bekommen wir durch seine Vaterliebe und nicht durch eigene Leistungen oder Erfolge. Wer noch nicht in dieser Realität des Geliebtseins angekommen ist, wird weiterhin wie ein Waisenkind existieren: völlig auf sich allein gestellt, in alltägliche Überlebenskämpfe verstrickt und auf der Suche nach einem Zuhause. Der Ruf in unseren Herzen: „Abba – lieber Papa“, wird zum Erkennungszeichen echten Christseins. Niemand nennt seinen Vater „lieber Papa“, wenn man ihn nicht als solchen kennen gelernt hat. Da Jesus uns Gott als liebenden Vater vor Augen malt, der mit seinen Kindern in realer Gemeinschaft zusammen leben will, müssen sich alle unsere Gottesbilder an diesem Original messen lassen! Abba-Vater will unser bester Freund sein! „Glauben“ ist dann mehr als fromme Leistung, dogmatische Rechtgläubigkeit oder religiöse Gefühlsduselei. Es geht um intensive Lebensgemeinschaft und Herzensbeziehung. Der lebendige Gott sucht zwischen seinen Menschenkindern und sich selbst eine Beziehung, die auf Vertrauen, Liebe und Respekt beruht. Dabei spielt das menschliche Herz als Ort, an dem Gefühl, Verstand und Wille zusammen kommen, eine sehr große Rolle. Nur wer bereit ist sein Innerstes zu öffnen, wird der großen Liebe Gottes begegnen können. Und genau da geschieht das Wunderbare: Verletzte, schmutzige und zerbrochene Menschenherzen kommen mit dem Vaterherzen Gottes in Berührung und werden geheilt. Herzenssache Unser Abba-Vater hat ein Herz voller Liebe und Leidenschaft für seine Kinder. Herz ist bei ihm Trumpf! Das ist nicht zu „menschlich“ von Gott gesprochen. Leider haben allzu viele eine viel zu „unmenschlichherzlose“ Vorstellung von Gott. Viele von uns können sich überhaupt nicht vorstellen, wie anziehend sie in den Augen des Vaters sind. Eines der größten Hindernisse für sie ist es, wenn sie glauben, dass ihr fehlerhaftes Menschsein abstoßend auf ihn wirken könnte. Aber das ist nicht so! Wenn unser Sohn, als er noch klein war, schmutzig vom Spielen nach Hause kam, habe ich ihn hochgenommen und gewaschen. Ich habe den Schmutz abgelehnt, jedoch niemals den Jungen. Ja, wir haben gesündigt. Ja, wir haben Gottes Herz gebrochen. Aber wir sind immer noch im Fokus von Gottes Zuneigung. Viele Kinder haben keinen äußerlichen Beweis der Zuneigung von ihrem leiblichen Vater erfahren oder kein echtes Mitleid gespürt, wenn sie verletzt worden sind. Aber unser himmlischer Vater ist anders. Sein Mitleid und Verständnis sind grenzenlos und er sagt uns: „Mein Herz kehrt sich in mir um, ganz und gar erregt ist all mein Mitleid.“ (Hosea 11,8) Wer in dieser herrlichen Offenbarung der Vaterliebe Gottes lebt, wer im eigenen Leben die befreiende Kraft seiner Agape-Liebe erleben durfte, wird künftig die Welt mit anderen Augen sehen. Er sieht sie fortan aus der Vaterherz-Perspektive. Sehen aus der Vaterherz-Perspektive bedeutet, alle Bereiche unseres Glaubenslebens, aber auch unseres Alltags, bekommen durch die Vaterliebe Gottes eine andere Prägung. Wir werden alles und jeden mit seinem Vaterherzen in Beziehung setzen und dadurch aus völlig neuer Perspektive wahrnehmen. Wenn du in der Vaterliebe Gottes angekommen bist, hast du ein wichtiges Ziel erreicht. Du bist nach Hause gekommen, in die größte Liebe des ganzen Universums. Das ist ein Stück Himmel auf Erden. Söhne und Töchter des himmlischen Papas haben verstanden: „Du bist mein geliebtes Kind, an dem ich meine ganze Freude habe!“ (Markus 1,11). Das ist Leben in der „ersten Liebe“, denn er hat uns zuerst geliebt (1. Johannes 4,19). Peter Wössner leitet zusammen mit seiner Frau Heidi den JFI-Bereich „Project B – Generations together“. Gestaltung: Simeon Wetzel Fotos: Visit Greenwich / flickr.com Beziehungen 9 Familienurlaub mal anders Unterwegs mit einer siebenköpfigen Leihfamilie A ls ich meiner Schwester erzähle, dass ich mit Manfred und Katrin und den Kindern in Urlaub fahren werde, fällt die aus allen Wolken. „Bist du verrückt“, fragt sie mich entgeistert, „mit einem Paar in Urlaub zu fahren?! Fahr doch lieber mit anderen Singles! Oder willst du den Leuten dann zugucken beim Knutschen und so?“ „Nein“, sage ich, „verrückt bin ich nicht. Manfred und Katrin sind nämlich richtig gute Freunde, die tun so was nicht, wenn ich dabei bin.“ Gute drei Jahre (und drei gemeinsame Reisen) später schicke ich mich an, diesen Urlaubsbericht zu verfassen. Ich frage meine Freunde, ob ich ihre Namen so verwenden darf oder mir andere ausdenken soll. Außerdem erhoffe ich mir ein paar hilfreiche Tipps zur Gliederung und so weiter. Katrin benimmt sich kein bisschen hilfreich. Sie kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus, eine schräge Erinnerung folgt der nächsten. Der erste Urlaub führte uns, drei Große und fünf Kleine, nach Ostfriesland. In ein total unmöglich verbautes Ferienhaus mit Stufen zwischen fast allen Räumen und einer nicht kindertauglichen Treppe. Zumindest nicht für Kinder unter zehn, und das waren sie damals alle. Und dann der Tagestrip nach Baltrum. Wer verpasst natürlich die Fähre zur Heimfahrt aufs Festland? Zum Glück war es die vorletzte … Weil das in jenem Sommer so gut geklappt hat und die Kinder mich immer noch mögen, fahren wir ein Jahr später nach Holland. Wenn fünf Kinder auf einmal Freundschaft geschlossen haben mit den putzigen kleinen Wellen „am Anfang vom Meer“, wartet viel nasses Zeug auf einen. Und wenn sie mit der gleichen Begeisterung Bekanntschaft machen mit den Rindern und Hühnern auf unserem Ferienbauernhof … nun ja, denk dir was aus. Dann folgte der nächste Ferienbauernhof, dieses Mal in Schleswig-Holstein. Weitere Abenteuer harren unser. Mindestens ein Kind ist immer nass, die meisten Pfützen finden ihren Weg auch in die Gummistiefel hinein. 10 Beziehungen Kinder und Schmutz, das gehört zusammen. Ich bin im Urlaub auch nicht viel sauberer… eine Hose für zwei Wochen, na klar! (Würde ich die anderen aus dem Koffer anziehen, wären sie doch sofort ebenso dreckig!) Und dann noch der Knüller schlechthin: Katrin und Manfred haben mich jedes Mal eingeladen! Ich musste nichts bezahlen. Nicht fürs Haus, nicht fürs Essen, nicht für gemeinsame Unternehmungen. Sie wollten mich dabei haben in ihrem Urlaub. Weil wir uns ja schon so lange kennen und schätzen und weil die Kinder mich auch lieben. Toller Urlaub, denkst du jetzt vielleicht abgeschreckt. Fünf Kinder … oh Graus. Nee! Mein Alltag ist ein Single-Leben, bis vor kurzem ein arbeitsloses noch dazu, sodass ich mir gar keinen Urlaub hätte leisten können. So ein Volksauflauf ist für mich Abwechslung und Erholung. Und dann muss ich nicht mal selber kochen! Habe immer einen zum Reden. Kann mir sogar aussuchen, ob das Gegenüber 35 Jahre alt ist oder fünf. Das ist großartig und ein Gewinn. Von so einem gemeinsamen Großfamilienurlaub profitieren alle – sofern sich alle mögen, wovon man ausgehen muss, denn sonst würde man ja zuhause bleiben. Bei drei Erwachsenen kann sich immer mal einer frei nehmen. Das entspannt. Das Budget muss zu mehreren nicht so groß sein, als wenn alle einzeln wegfahren. Deswegen mein Aufruf an Familien: nehmt einen Freund oder eine Freundin mit. Es gibt nichts besseres als entlastende Gemeinschaft. Julia Pfläging Da fehlt doch ein Paar. Wo ist denn bloß ...? Wie weit geht unser Interesse an anderen? Als Heilssoldat, Jesus Freak und Single in einer Paargemeinde E s ist ziemlich spannend, in welche Beziehungen Gott mich stellt und auch schon gestellt hat. Als ich im August 2007 mit der Heilsarmee-Jesus Freak-Gemeinde Chemnitz in Kontakt kam, angeregt durch den ZDF-Fernsehgottesdienst, kannte ich kaum jemanden und wurde trotzdem nett aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt gab es Singles und Pärchen und vereinzelte Ehepaare und Eltern in der Gemeinde. In der Zwischenzeit sind einige Pärchen zu Ehepaaren und Eltern geworden, andere sind gegangen, manche dazugekommen. Ich bin weiterhin einer der vermeintlich wenigen Singles in meiner Gemeinde, der sich damit offensichtlich arrangiert hat. Aber wer kennt diesen Menschen abseits des Gottesdienstes, den er regelmäßig moderiert, wirklich? Wer weiß, wie und wo er wohnt, was er mag, was er hasst? Wahrscheinlich möchte oder muss man nicht jeden aus seiner Gemeinde näher kennenlernen. Allerdings fiel mir nach einiger Zeit auf, dass es bestimmte Cliquen innerhalb der Gemeinde gab, die es sicherlich, wenn auch durch personelle Fluktuation etwas verändert, weiterhin geben wird. Wie will ich da als Außenstehender Zugang finden? Als kleines Hindernis kam noch hinzu, dass ich in einem anderen Stadtteil als der Großteil der Gemeindemitglieder wohne. Zumindest erlebte ich, dass sich bei Einladungen kaum Gäste einfanden. Das mag auch mit der wachsenden Zahl der Familien zusammenhängen; es wird aber sicher nicht der einzige Grund gewesen sein. Wie baute ich trotzdem Beziehungen auf? Es war wohl eine Mischung aus gutem Timing und Eigeninitiative. Als erstes ergab sich die Möglichkeit, ins Moderatorenteam einzusteigen. Neugierig wie ich bin, probierte ich mich zeitweise auch als Lobpreiser aus, was aber nicht erfolgreich war. Was auch viel mit Beziehungen zu tun hat, ist der Bereich „Hauskreis“. Mittlerweile bin ich in der vierten Konstellation gelandet. Im ersten Hauskreis waren Paare und Singles zusammen; er löste sich auf, weil das Leiterehepaar einen Paarhauskreis starten wollte. Durch einen Zufall kam ich in den zweiten Hauskreis, wo ich schon jemanden aus einer anderen christlichen Gruppe kannte. Hier waren wir nur zu fünft, aber das war okay. Nach einiger Zeit schrumpfte dieser Kreis auf drei und ich versuchte mich mit der Hauskreisleitung. Allerdings fielen die Treffen häufiger aus und deshalb suchten wir Anschluss an einen sich neu gründenden Hauskreis. Hier kam es zu einem Bruch, der mir zeigte, wie wenig ich auf ehrliches direktes Feedback zählen konnte. Ich hatte mich doch erheblich darin getäuscht, wie ich bei anderen Leuten wahrgenommen wurde. Nach einer längeren Zeit ergab sich dann die Möglichkeit in einen gemeindeübergreifenden Hauskreis reinzurutschen, der aber gerade dabei ist sich zu wandeln und sich in absehbarer Zeit leider auflösen wird. Aber er ist sehr gewinnbringend, da wir nur zu viert sind. Parallel zu diesen Ereignissen integrierte ich mich weiter in die Gemeinde, wurde nach einem Jahr Gemeindemitglied, lernte auf ein paar Veranstaltungen auch die Heilsarmee kennen und so wuchs der Wunsch, noch einen Schritt weiter zu gehen. Ende 2010 fiel dann der Startschuss zu einem Soldatenkurs, der seinen Abschluss an Ostern 2011 fand. Mit der für mich logischen Konsequenz dokumentierte die Einreihung als Heilssoldat im Juni 2011 meinen Entschluss. Dieser Schritt kam offensichtlich überraschend für einige Leute aus der Gemeinde. Aber wie weit geht das Interesse für die Leute um uns herum? Wir stehen an unterschiedlichsten Punkten im Leben, sind aber auch Teil der Gemeinschaft „Gemeinde“. Reicht es uns, dort nur ein paar gute Freunde zu haben, aber viele Menschen nicht näher zu kennen, wo wir doch Familie sein wollen? 2012 knüpfe ich hoffentlich engere Beziehungen zu den Freaks und wünsche mir, nicht als Bruchpilot zu enden. Malte Hubrich (36) gehört zur Heilsarmee-Jesus Freak-Gemeinde Chemnitz. Er ist Heilssoldat, Jesus Freak und seit einigen Jahren wieder Single. Student ist er keiner mehr, aber auch noch nicht berufstätig, dafür hilft er gern und auch viel ehrenamtlich. Illustration: Bettina Kammer Beziehungen 11 Küssen verboten?! Die Singlin* – Annäherung an ein unbekanntes Wesen B evor unsere Sprache für alles englische Wörter übernahm, gab es keine Singles. Damals hießen diese Menschen Alleinstehende. Ein furchtbar altmodisches Wort, und auf eine grausam ehrliche Art einfach nur wahr. Die Singlin mag hundert Freunde haben, aber im kritischen Moment steht sie allein da. Kritische Momente gibt es viele. Die einen sind kritisch für die Singlin selber, die anderen sind es für ihr Umfeld. Ist die Singlin beziehungstechnisch gut drauf, ist sie gerne Singlin. Ist sie schlecht drauf, hat sie Torschlusspanik. Ist das Umfeld der Singlin zugleich auch schlecht drauf, hat es einfach kein Verständnis. Verbringt sie Zeit mit einem Pärchen, muss entweder die männliche Pärchen-Hälfte bangen, Zielscheibe für Lästereien zu werden, oder die weibliche Hälfte muss ebensolches tun, weil die Singlin ihr den Mann ausspannen könnte. Wo die beiden sich doch so gut verstehen! Was sollen denn immer diese Blicke?!? Oder die Singlin muss bangen, drittes Rad am Zweirad zu sein. Ist es ratsam, Zeit mit Paaren zu verbringen? Wohl kaum. Dauernd hocken die aufeinander. Früher konnte man noch anständige Sätze mit ihnen reden, aber seit sie sich nur noch aneinander festhalten, könnte die Welt untergehen, sie würden es nicht merken. He, lass ihn mal los! Er wird nicht umfallen! Hat jemand zugehört? Nein. Entschließt sich die beste Freundin der Singlin, keine Singlin mehr sein zu wollen und setzt das auch erfolgreich um, so ergeben sich drei Möglichkeiten der Kommunikation. Erstens. Die Singlin wird umgehend in Kenntnis gesetzt. Zweitens. Die beste Freundin der Singlin ist so überglücklich, dass es jeder mitbekommt, also auch die Singlin und sie freut sich (mehr oder minder zähneknirschend) mit. Drittens. Die beste Freundin verschweigt es der Singlin erst mal, um den bestmöglichen Zeitpunkt für die Offenbarung der Änderung des Beziehungsstatus’ abzuwarten. Äh, viertens: „Du musst jetzt ganz stark sein …“ Hat eine Pärchen-Hälfte mal den Hals voll von ihrer Beziehung, so muss sie sehr genau abwägen, ob sie der Singlin gegenüber Dampf ablässt. Sprüche wie „Du hast es ja gut, du musst dich mit 12 Beziehungen niemandem einigen“ können sowohl nach vorne als auch nach hinten losgehen. Soll heißen, die Reaktion darauf kann sein: „Stimmt, dein Kerl ist echt nicht mehr ganz dicht! Komm, wir gehen …“ (na, was dann halt getan wird – shoppen, eisessen, saunieren oder was auch immer), sie kann aber auch sein: „Hör du bloß auf, ich wär froh, wenn ich so einen tollen Mann hätte!!“ Im Zweifelsfall mit Tränen in der Stimme. Selten, dass obige Sätze einfach nur als neutrale Aussage wahrgenommen werden. Sehr selten. Wie also umgehen mit der Singlin? Tja. Ich müsste es wissen, ich bin eine. Seitdem habe ich jede der geschilderten Situationen schon mal erlebt. Was hilft den Leuten, die bei Eheseminaren frei haben? Die Einrichtung einer Singlegruppe hilft nicht. Singles kann ich auch so treffen, dafür brauchts keine extra organisierte Gruppe. Was mir wirklich helfen würde, gerade an Tagen, an denen die Singlin nicht gut drauf ist, wäre ein bewussterer Umgang der Paare miteinander in der Öffentlichkeit. Ich will kein Knutschverbot im Gottesdienst. Verbote helfen nie. Aber ich hätte gerne, wenn du, Pärchen-Hälfte, dich in Zurückhaltung übst, was Zärtlichkeiten mit deiner anderen Hälfte betrifft. Versuch es wenigstens mal. Wie gesagt, der Partner wird nicht umfallen. Damals, als die Singles noch Alleinstehende hießen, gehörte es sich nicht, in der Öffentlichkeit zu küssen. Das ist etwas anderes als ein Verbot. Bei einem Verbot braucht es immer Leute, die die Einhaltung kontrollieren. Wenn sich etwas nicht gehört, schaut jeder selber darauf, die Werte zu achten. Ich kann es nicht beurteilen, „damals“ war ich nicht dabei, aber ich denke schon, dass es einfacher zu ertragen war. Julia Pfläging (35) fragt sich manchmal, womit sie ihre Zeit so verplempert, während wesentlich jüngere Familienmitglieder heiraten und die Sippe vergrößern. Prima zum Thema passt der Text „Anmut und Liebreiz“ der Autorin, veröffentlicht im Buch „Besser wird’s nicht.“ Lerz/Hübscher (Hg.), Brendow-Verlag 2010. *Gleiches gilt natürlich für den Single. Zwischen Buhmann und Held Wie die Beziehung zwischen Vater und Tochter aussehen kann E rziehung ist doof, Erziehung ist out – wir sind bei Be-ziehung.“ (Katja Saalfrank) Dieser Satz traf! Bringt er doch das Thema über das ich schreiben will genau auf den Punkt. Denke ich so darüber nach, kann ich das Thema Vater-Tochter-Beziehung eigentlich nur schwer greifen. Was kann ich schon darüber schreiben, wenn ich nicht den Besserwisser und Klugscheißer raushängen lassen will. Also kann ich nur über meine Beziehung zu meiner Tochter schreiben. Was ist das also für eine Beziehung? Diese eine Beziehung, die so einmalig und individuell ist, wie die beiden Menschen, die sie gestalten? Meine Rolle war hierbei ganz unterschiedlich. Zuerst war ich der Vater, der zusammen mit der Mutter versucht das kleine Mädchen zu erziehen. Da war ich dann auch mal der Buhmann, wenn es wieder was zu verbieten galt, oder der Held, der das Lieblingsspielzeug repariert hat. Mir war immer wichtig, in meiner Tochter eine eigene Persönlichkeit zu sehen, sie nicht in eine Form zu pressen, die mir gefällt, sondern ihr Hilfen zu vermitteln, wie sie auf eigenen Füßen durchs Leben kommt. Für mich war sie nie der Befehlsempfänger, der zu gehorchen hatte. Zum Leidwesen meiner Tochter hab ich sie dann auch oft genervt, ich wollte ja, dass sie meine Entscheidung auch versteht. Genauso hatte meine Tochter aber auch das Recht mit mir zu schimpfen, was sie ausdrücklich genossen hat. Wenn sie Recht hat, hat sie Recht. So hab ich mich auch manches Mal bei ihr entschuldigen müssen. Nach der Scheidung zog meine Tochter mit ihrer Mutter von Hamburg an die Wesermündung. Zu weit für mich, um alle zwei Wochen einen Tag zu Besuch zu fahren. Zu weit für meine Tochter, um mit zehn Jahren mit dem Zug nach Hamburg zu fahren. Das war für mich ein unerträglicher Zustand, so zog ich innerhalb weniger Monate nach Bremen, um in der Nähe meiner Tochter sein zu können. So konnten wir uns regelmäßig sehen, was mir sehr wichtig war. Wir konnten uns so ganz offen über die Trennung aussprechen, wie es uns dabei geht und meine Tochter durfte dabei auch wieder kräftig mit mir schimpfen. Einige Jahre später, als Teenager, war ich dann nicht so angesagt an den Wochenenden. Meine Tochter hatte damals sicherlich einen Terminkalender größer als der der Bundeskanzlerin. Reitturniere, Geburtstagsfeiern, Partys, Dates. Alles, was Teenager so machen, nur Eltern sind da so wenig angesagt wie Pickel. Entgegen aller Ratschläge habe ich damals nicht auf die 14-tägige Wochenenden bei mir bestanden. Natürlich hatte ich schon Angst wir könnten uns entfremden, aber ich habe auf Quality-Time statt Quantität gesetzt und ihr ihre Freiheiten gelassen. Weniger ist manchmal mehr. Dieses Jahr wird meine Tochter 23 und studiert in Hamburg. Wenn wir uns sehen, empfinde ich die Gespräche als sehr intensiv, persönlich und offen. In unserer Beziehung sehe ich in ihr nicht nur die Tochter, sie ist mir auch eine gute Ratgeberin und Freundin, auf die ich sehr stolz bin. Rainer Mick (45) gehört zu den Freaks in Bremen und freut sich auf die Großvater-EnkeltochterBeziehung. Illustration: Ben R. Beziehungen 13 Scheidung, und nun? Wie gehen wir mit geschiedenen Paaren in der Gemeinde um B eim Thema Beziehung zwischen Mann und Frau kommt man meist automatisch zum Thema Ehe und somit auch zum Thema Scheidung. Denn es ist eine nicht wegdenkbare und unübersehbare Wirklichkeit, dass Beziehungen, die durch den Bund der Ehe eigentlich auf immer und ewig geschlossen wurden, uneigentlich wieder gelöst werden und somit nicht bis zum Tod bestehen bleiben. Nun ist diese „Tatsache“, dass es Scheidungen gibt, ja keine Erfindung der ach so bösen Postmoderne mit ihrem vielfach beschrieenen Werteverfall. Schon im 5. Buch Mose (24,1-4) werden die Kausalitäten für die Ausstellung eines Scheidungsbriefes beschrieben, womit die Frau aus der Ehe entlassen werden konnte. Jesus erklärt später den Pharisäern, dass Mose das Verfahren der Scheidung nur wegen der Herzenshärte der Menschen erlaubt habe, dies aber nicht die Grundidee von Ehe sei (Matthäus 19,8). Deswegen sagte er auch: „Was nun Gott zu einem Paar verbunden hat, das darf der Mensch nicht scheiden“ (Markus 10,9). Hier wird ein Konflikt im Denken zwischen Idealbild und erlebter Wirklichkeit ganz deutlich, auf der einen Seite steht die untrennbare von Gott gegebene Ehe und auf der anderen Seite der Alltag von Menschen, der Ort wo das Wort „untrennbar“ eher relativ ist. Ich gehe davon aus, dass Jesus sich dieser Sache durchaus bewusst war und ist. Er kennt uns Menschen durch und durch und weiß, dass unsere Versprechen und Schwüre oft so zuverlässig sind wie der Fahrplan der Deutschen Bahn. Seine Position ist klar, Ehe soll eine unauflösliche, auf Ewigkeit angelegte Verbindung sein. Dennoch verstößt er die nicht, die daran gescheitert sind, die die sich vorm Altar verkalkuliert hatten, die die sich auseinander gelebt haben und die warum auch immer nicht mehr zusammen den Weg gehen können oder wollen. Mich haben nun folgende Fragen beschäftigt: Wie gehen wir in unseren Gemeinden bei den Freaks und als Christen ganz allgemein damit um, dass sich Paare scheiden lassen? Was passiert danach und was davor? Ich halte diese Fragen für sehr wichtig, denn wir sitzen ja im selben Boot (Kurs auf Jesus und so), laufen dem Siegeskranz entgegen, wir als Christen gehen unseren Lebensweg bewusst gemeinsam. Wir feiern Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen usw. gemeinschaftlich in Gottesdiensten (in schlau nennt man so etwas Kasualien). Es werden also wichtige Lebensstationen mit dem Glauben verknüpft und der Segen Gottes wird über den oder die Menschen ausgesprochen. Man teilt Freude und Leid, weint zusammen Tränen voll Freude oder voll des Schmerzes, weil wir „eine Gang, eine jesusmäßige Familie …“ sind (Charta, 3. Vision und Werte). Hierauf möchte ich meine beiden Fragen stellen und zwar konkret bezogen auf Hochzeit und Scheidung. Eine Hochzeit ist meist ein riesiges Fest mit Familie, Freunden und Gemeinde, dazu gibt es einen fetten Gottesdienst und der Prediger trägt statt der löchrigen Jeans eine intakte und hat die Chucks vorher nochmal in die Waschmaschine gesteckt, statt Klampfe und Cajon gibt es E-Gitarre und Schlagzeug, halt was Besonderes. Alle freuen sich und sind bester Laune, es hagelt Glückwünsche. Fünf Jahre später ist der Ofen aus, das Traumpaar von damals trennt sich. Was nun? Klar etwas überspitzt geschrieben, aber ich denke nicht so weit vom Alltag weg. Nun gibt es ja verschiedene Konzepte, damit umzugehen. Den Klassiker – den ich nicht gut finde – will ich mal zum Beispiel machen: die Zwei gehen auseinander und werden nie wieder zusammen gesehen, der eine kommt weiter in die Gemeinde, die andere sucht sich was Neues. Aber auch für die anderen aus der Gemeinde ist es oft nicht einfach damit umzugehen, Freundschaften, die plötzlich nicht mehr funktionieren, oder nicht zu wissen, wie man den Getrennten begegnen soll. Ich möchte mich für zwei Dinge stark machen. Erstens eine wirkliche Begleitung von Paaren, die in Schwierigkeiten kommen, die vor und nach einer Trennung 14 Beziehungen eine wichtige Rolle spielen sollte. Zweitens könnte ich mir eine Art „Scheidungsgottesdienst“ vorstellen, also einen Gottesdienst, wo die Trennung des Paares gemeinsam vor Gott gebracht werden kann. So wie eine Eheschließung öffentlich ist, soll es auch die Trennung sein. Dies erfordert natürlich eine intensive Vorbereitung, aber auch jede Menge Mut, besonders auf der Seite der Betroffenen. Ich hoffe, dass wir als Christen und speziell als Jesus Freaks, einen ehrlichen und guten Umgang mit unseren Fehlern und unserem Scheitern bekommen, dass wir Leute sind, die auch Unschönes miteinander teilen können und wollen. Ich wünsche mir, dass getrennte Paare weiter in die alte gemeinsame Gemeinde gehen können und dass diese dort zusammen Vergebung, Buße und Heimat erleben können. Ich wünsche mir, dass die Gemeinde vor Schmerz mitheulen kann, wenn eine Ehe zu Bruch geht und trotzdem die Einzelnen, um der Gnade und Liebe Christi willen, für das weitere Leben segnen kann. Ich denke, wir sollten uns dieser Herausforderung stellen, nicht weil ich Scheidungen gut finde, sondern weil sie da sind. Ich denke auch nicht, dass dadurch die Ehe abgewertet werden würde, sondern im Gegenteil, denn wird nicht erst eine Sache richtig wertvoll, wenn man sie auch verlieren kann? Tobi Mühlbach ist mit Martina seit fast zwei Jahren verheiratet und will, dass dies auch noch sehr sehr lange so bleibt. Himmelhoch und abgrundtief Szenen einer gescheiterten Ehe J etzt hast einen Mann der‘rennt, jetzt kannst oid und schiach werdn.“ Ratschlag für meine erste Frau von ihrer Oma, am Tag unserer Hochzeit. Sieben Jahre hat es gedauert, bis sich Differenzen und geänderte Lebensumstände so weit angehäuft hatten, dass sogar gute Freunde ratlos waren. Wir konnten uns gegenseitig das, was der Andere brauchte, nicht geben, weil wir selber ausgehungert waren. Wie sehr wir ausgehungert waren, merkten wir erst, als jeder in eine Affäre hineingestolpert war. Parallel dazu hatten wir uns in unseren Lebenskonzepten unüberbrückbar weit voneinander entfernt, und als meine Frau dann ihr Studium beendet hatte und wirtschaftlich auf eigenen Beinen stand, trennten wir uns endgültig. Davor haben wir aber noch monatelang mehrere Stunden täglich diskutiert, alle Aspekte beleuchtet. Unsere Eltern analysiert: „Ohne es zu wollen habe ich meinen Vater geheiratet.“ Unsere Entwicklungsphasen: „Ich möchte mich verändern.“ – „Ich mich auch, aber ich trau mich nicht meinen Trampelpfad zu verlassen, ich bleib lieber bei dem, was ich von meinen Eltern übernommen habe.“ Die äußeren Umstände die uns das Leben schwer gemacht hatten ... Viele Urlaubsträume und Wohnungseinrichtungsideen sind an Geld, Zeit, Kraft oder an anderen äußeren Zwängen gescheitert. Die gemeinsamen Projekte, die irgendwann nach ein paar Jahren dann doch nicht mehr „gemeinsam“ waren ... Plötzlich wurde etwas, was für dieses „Ein Herz und eine Seele“-Feeling gesorgt hatte, für den einen Partner zum Feindbild, während der andere sich verraten fühlte. Die überzogenen Erwartungen und die darauf folgende Enttäuschung, dass der Traumpartner doch nicht der unverwüstliche Superheld oder die Superheldin ist, der alles kann und immer souverän ist, sondern sich manchmal wie ein eigensinniges Kind verhält. Psychische Dinge wie traumatische Erlebnisse aus der Kindheit, die sich in Blockaden, Zwängen und im Extremfall in fiesen Persönlichkeitsstörungen äußern können, mischen aber auch noch mit, vergiften jahrelang unerkannt die Beziehung oder können nie wirklich dingfest gemacht werden. Die wahrscheinlich schwierigste Balance, an der wir gescheitert sind, war die zwischen emotionalem und sexuellem Schutzraum. Normalerweise, so die Theorie, Beziehungen 15 kann eine Frau, die Anerkennung, Zuneigung, ungeteilte Aufmerksamkeit und emotionalen Halt bekommt, problemlos ihren Partner sexuell befriedigen. Und umgekehrt, ein Mann, der sexuell glücklich ist, gibt selbstverständlich seiner Frau überfließend Anerkennung, Zuneigung, ungeteilte Aufmerksamkeit und emotionalen Halt. Diese Balance existiert normalerweise zu Beginn jeder Beziehung. Aber dann kommen die tausend Ratten vom Absatz davor, die daran nagen bis die Balance zusammenbricht – und die Ehe wird für beide zum qualvollen Gefängnis. Paradoxerweise betrachte ich genau diese grauenvollen Erlebnisse als Beweis dafür, dass die Ehe ein Element aus dem Paradies ist, ein Geschenk, das uns Gott mit auf dem Weg auf dieser Erde gegeben hat. Nur etwas, was letztendlich einen Menschen wirklich glücklich machen und befriedigen kann, wenn es gelingt, kann ihn auch derart verwüsten wenn es schief läuft! „Vom juristischen Standpunkt aus ist die Scheidung ein Ereignis – aus sozialwissenschaftlicher oder therapeutischer Sicht handelt es sich jedoch um einen komplexen, mehrdimensionalen und dynamischen Veränderungsprozeß, der zwei Jahre und länger dauert.“ (Martin R. Textor) Dieser Zyklus, was läuft da alles ab? Meistens beginnt es mit einer unspezifischen Unzufriedenheit, wird unerträglich, man sucht nach Lösungen, findet keine. Schwanken, Zögern, innere Zerrissenheit, „vielleicht wird ja doch alles gut“ ... je nach Charakter, je nachdem wie viel man investiert hat, je nach äußerem Druck („Was, die Tochter des Pastors?“) kann dieser Entscheidungskonflikt einige Jahre dauern. Gespräche mit dem Partner, dann mit Freunden, jeder will auf einmal wissen warum man jetzt über Scheidung nachdenkt, „ihr passt doch so toll zueinander!“ Und dann, wenn man emotional sowieso schon am Ende ist, kommt das Scheidungsrecht: Nicht nur muss man bereits längere Zeit getrennt gelebt haben, auch die materiellen Folgen müssen geklärt werden. Wer bleibt in der Wohnung, wie wird der Hausrat aufgeteilt, Matratze, Decken, Tücher, CD-Sammlung, Bücher, Möbelstücke, Sofas, Geschirr, Werkzeug, Computer? Wer bekommt den Schlüssel, wer zahlt die Miete? Auch die Unterhaltszahlung muss geklärt werden, die Scheidung hat Auswirkungen auf Krankenversicherung und Rente. Textor schreibt treffend, „daß sich viele Ehepartner über die emotionalen, sozialen und materiellen Folgen einer Trennung nicht im Klaren sind.“ Gemeinsame Kinder? Die fallen üblicherweise als allen Wolken, wenn sich die Eltern trennen. Mangels eigener Erfahrung möchte ich auf den Scheidungszyklus von M. Textor 16 Beziehungen verweisen. Etwa zwei Drittel des Handbuches gehen auf das Empfinden und die psychische Situation der Kinder ein (Schock, Schuldgefühle, Loyalitätskonflikte, Ersatzrollen, Verlust der Identifikationsfigur, Essstörungen usw.). Und dann der Tag. Unterschrift unter die Scheidungsurkunde, nochmal ein Stich ins Herz. Paradoxerweise war jetzt der Richter das gemeinsame Feindbild und wir haben uns blendend verstanden ... Die Wochen danach waren geprägt von Traurigkeit, Verlustgefühlen, innerer Einsamkeit. Meine Ex-Frau ist jedoch recht bald umworben worden (und leider einem Lebemann auf den Leim gegangen) und mein eigenes neues Lebensumfeld, eine große Hippie-WG, lieferte zu viele neue Anregungen, um in der Einsamkeit zu versinken. I survived – ich hab‘s überlebt. Und Gott? „Denn er weiß, wie vergänglich wir sind; er vergisst nicht, dass wir nur Staub sind. Der Mensch ist wie das Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Feld. Wenn der heiße Wüstenwind darüberfegt, ist sie spurlos verschwunden ...“ (Psalm 103, Verse 14-16, Hoffnung für alle). Ja, ich habe meinen Teil verbockt, es war totally fucked up. Gott hat uns in seiner Gnade und Liebe hindurchgetragen, er hat uns vergeben und uns geholfen, einander zu vergeben. Aber warum hat er unsere Ehe nicht einfach repariert, warum hat er nicht alles wieder heile gemacht? Ich versteh das als Wertschätzung von seiner Seite aus: Er behandelt uns nicht als Kinder, hinter denen man herputzt, sondern als Partner, die Verantwortung tragen, und die ihre Fehler auch ausbaden müssen. Jede durchlebte Krise kann mich verbittern oder vertiefen, je nachdem wie ich damit umgehe. Meine Entscheidung war: Wachsen und lernen. Ich bin barmherziger geworden, wenn ich sehe, wie Mitmenschen an ihre Grenzen kommen. Ich bin sensibel für meine eigenen Bedürfnisse geworden, ich kenne mich besser. Ich weiß, wo ich anpassungsfähig bin und wo meine Bruchgrenzen sind. Ich weiß inzwischen auch, dass dies alles kein Garant für Gelingen ist. Jede Beziehung ist etwas völlig Neues, beinhaltet das Risiko, wieder voll einzufahren. Aber, ich habe geschmeckt, wie toll Ehe sein kann. Klaus Botschen aus Wien, 45 Jahre, davon insgesamt 17 Jahre Eheerfahrung, Wiederholungstäter aus Überzeugung. Martin R. Textor: „Scheidungszyklus und Scheidungsberatung: Ein Handbuch.“ Vandenhoeck & Ruprecht, 1991. oder unter: www.sgbviii.de/S170.html Illustrationen: Tobias Textor Mystery Men: Der Symbiont ... und sein Ehealltag da muss aber in Vielleicht heirat‘ ich s‘ doch noch; ringen darf. den Kontrakt hinein, dass ich s‘ umb y und Schneider“) (Johann Nepomuk Nestroy in: „Lad „Guten Morgen, Schatz.“ „Ach, laß mich schlafen.“ „Ja, aber es ist Zeit aufzustehen.“ „Schon? Ich bin doch gerade erst eingeschlafen. Du hast schon wieder die ganze Nacht geschnarcht.“ Na toll, jetzt ist er wieder den ganzen Tag brummelig, weil er schlecht geschlafen hat. Na vielleicht hilft ihm ein Kaffee. „Wo ist denn die Zeitung?“ „Keine Ahnung. Du weißt doch, dass ich die Zeitung nicht mag.“ „Aber man sollte sich mit Politik und dem Weltgeschehen auseinandersetzen.“ Mit Raubüberfällen, Leichen, korrupten Banken, Wirtschaftskrisen und Regierungen, denen es um ihr eigenes Wohl geht. Nein, danke. „Noch ein Brot?“ „Ich wünsche dir einen guten Tag! Ich liebe dich Schatz.“ „Ja, bis am Abend.“ Brummelig, sag ich ja. Die Zahnpasta hat er auch wieder offen liegen gelassen. Wo hat sie denn das Auto geparkt? Sie weiß doch, dass ich es morgens finden muss und keine Zeit habe, es zu suchen. „Hallo.“ „Hallo. Und wie war dein Tag?“ „Ein Kunde hatte eine hohe network latency, weil bei seinem Router ein Board abgeraucht ist. Und deiner?“ „Nichts besonderes. Einkaufen, Wäsche waschen, bisschen was sauber machen. Und deine Mutter hat angerufen. Sie wollte wissen, ob wir zur Taufe kommen und ob wir früher kommen können, um noch bei der Dekoration zu helfen. Ich habe gesagt, dass das kein Problem ist.“ „Wieso? Wir wollten dort doch gar nicht hingehen. Warum sagst du zu? Und mithelfen auch noch.“ „Nur weil wir ein anderes Taufverständnis haben, heißt das ja nicht, dass wir uns jetzt respektlos verhalten müssen. Wir können ihre Art zu glauben doch auch einfach respektieren.“ „Gestern hast du mir noch die Ohren vollgejammert, dass wir straighter sein müssen und ich mal klare Linien haben soll.“ „Das war was anderes. Da ging es darum, dass es einfach nicht geht, wenn Leute im Hauskreis Lügen über andere aus der Gemeinde verbreiten. Das kann man doch nicht einfach so stehen lassen.“ „Ich sehe den Unterschied nicht. Entweder wir leben straight oder wir lassen es!“ „Du verstehst mich nicht.“ „Dann erklär es mir.“ „Das habe ich doch gerade. Wo ist da das Problem? Ach, du verstehst doch nie was!“ „Was verstehe ich denn jetzt wieder nicht? Du verstehst mich doch auch nicht!“ „Ich verstehe dich nicht?! Die ganze Zeit kümmere ich mich um dich und dann das. Wozu mach ich das überhaupt? Aber dir ist eh alles egal.“ „Stimmt doch gar nicht. Es ist mir nicht egal, dass ich jetzt am Wochenende bei dieser Taufe mitspielen muss.“ „Ach das ist dir nicht egal? Das ist deine Familie! Wie kannst du zu deiner Familie so sein?“ „Die wissen doch was wir glauben. Warum soll ich jetzt so tun, als wär das nicht so?“ „Weil es deine Familie ist.“ „Und?“ „Du bist unmöglich!!!“ „Und du nicht? Du schreist mich schon wieder an und ich weiß nicht mal warum. Seit ich nach Hause gekommen bin, bist du gereizt und unterstellst mir Sachen.“ „Weil man mit dir nicht vernünftig reden kann.“ „Mir reicht‘s. Ich geh jetzt Warhammer spielen.“ „Ja genau! Geh zu deinen Computern!!!“ Konstruktives Streiten Grundregeln des fairen Streitens: 1. Meinungsunterschiede sind wichtig und normal. 2. Vermeide Streit in gereizter Stimmung und unter Alkoholeinfluss. 3. Lerne, bereits die Vorboten für Streitgewitter zu erkennen. 4. Sprich Konflikte bewusst an und höre auch zu. 5. Beide Partner haben die gleichen Rechte. 6. Vermeide Schuldfragen, In-die-Enge-Treiben und Verallgemeinerungen (du immer). 7. Bleib beim Thema, um das es konkret geht, in der Gegenwart und persönlich (ich, du; nicht: man, einer). 8. Findet ein Ende. Dreht euch nicht im Kreis. 9. Feiert Versöhnungen und gefundene Lösungen! Ramona Botschen schreibt dann mal Diplomarbeit, freut sich über Themenanfragen und wenn jemand sich Helden ausdenken will. Ja, Symbionten sind Helden. Alle. [[email protected]] Zehn Regeln für eine stabile Partnerschaft: http://redir.ec/liebeauf-dauer Illustrationen: Ben R. 17 Leben und leben lassen …oder der Versuch acht Verrückte unter einen Hut zu kriegen K ommt man in eine WG mit Leuten, die aus ihrer artgerechten Umgebung herausgerissen wurden, wird zuerst ausprobiert, wie man mit den verschiedenen Charakteren auskommt. Dieses Phänomen machte auch vor uns nicht halt. So prallen die unterschiedlichsten Persönlichkeiten aufeinander: der Chiller, die Sportliche, die Musikalische, der Zocker, die Intellektuelle, die Stylerin, der Poser und die Verrückte. Und jetzt? Schon sehr bald hat jeder seine Taktik entwickelt, wie er mit den anderen klar kommt. Das ist auch notwendig. Wir können uns hier quasi nicht aus dem Weg gehen, da wir sowohl zusammen leben als auch zusammen arbeiten. So fingen wir an, uns mit den (für uns) sympathischsten Leuten stärker zu befassen. Dadurch lernten wir unterschiedliche Menschentypen kennen und mit diesen umzugehen. Das WG-Leben entwickelte sich zu einem tropischen bis subtropischen WG-Klima, also wurde es kuschelig warm. Lebt man dann einige Monate zusammen, kommt dies einem wechselwarmen Tier im Sommer gleich. So gibt es die langen, warmen und schön sonnigen Momente, in denen man viel zusammen unternimmt. Und es gibt die kurzen kälteren Momente, in den man sich zurückzieht, weil zum Beispiel über die artgerechte Aufbewahrung der Butter gestritten wird. Dabei kann es schon mal passieren, dass wir zu weit in das Revier des anderen vordringen und es zu Raufereien kommt. So lernt man ganz nebenbei Konflikte anzusprechen und zu beseitigen. Und jeder weiß jetzt, wann er wie viel Zeit für sich braucht. Trotzdem kann uns lebendes Brot und ein Kacktagebuch nicht unsere fette Freundschaft zerstören. Letztendlich haben wir also in der wild zusammengewürfelten WG unsren persönlichen Platz gefunden. Unsere Eintragungen im Tagebuch hätten wohl so ausgesehen: Tag 1: … alles ist doof, ich will nach Hause!!! Ich kenn hier keinen und die sind alle komisch! Hilfe! Tag 3: … ok, ganz so schlimm sind sie doch nicht, aber ich will trotzdem heim. Bin noch sehr skeptisch, wie die Leute so ticken und was sie für eigenartige Anwandlungen haben. Tag 22: Wow, hier ist es so genial, ich will nimmer weg. Wir ham ‘ne Spitzenzeit zusammen. Meine WG ist soooo toll!!! Wir sind die „Neuen“ bzw. die „Quereinsteiger“ und noch nicht so lang dabei. Am Anfang waren 18 wir beide sehr skeptisch, wie die Zeit hier wird und ob wir integriert werden. Die Sache kam uns hier noch sehr komisch vor. Doch trotz, dass es hier ein Jahresteam gibt, kommen über das Jahr verteilt immer wieder Praktikanten, die einige Wochen oder sogar Monate bleiben. So war das Team das Integrieren schon gewohnt. Nach drei Wochen ging es uns wirklich beiden so, dass wir voll dazu gehörten. Aber das Genialste für uns ist, dass wir hier trotz oder gerade wegen unserer Unterschiedlichkeit einfach wir selbst sein dürfen und uns nicht auf Zwang anpassen müssen. Katja (19), ehrenamtliche Praktikantin, und Sophie (21), Studentin für Gemeindepädagogik in Moritzburg. Schule fertig! Und was jetzt? Wir hätten da einen Vorschlag: FREI – WILL – ICH ein Jahr in Chemnitz. Du liebst die besonderen Herausforderungen? Dann bist du hier an der richtigen Adresse! Du wolltest schon immer mal mit jungen und verrückten Leuten eine WG teilen? Jetzt ist die Gelegenheit! Du arbeitest gern mit Menschen zusammen? Dann komm doch zur Heilsarmee nach Chemnitz! Wir suchen motivierte FSJler, BFDler, Praktikanten und Studenten für 2012/13. Bei uns in der „Heilse“ hast du die Möglichkeit deine Ideen, Fähigkeiten und Gaben in der offen Kinder- und Jugendarbeit zu investieren und auszubauen. Das tolle daran: dafür stehen dir 365 Tage zur Verfügung. Dich erwartet eine bunte und vielfältige Arbeit mit den Kids und Jugendlichen. Aktionen, Projekte, Ausflüge u.v.m. gilt es gemeinsam zu planen und durchzuführen. Viele Teamler erleben, dass sich ein Jahr „Heilse“ positiv in ihrer persönlichen und geistlichen Entwicklung auswirkt. Lust es selbst auszuprobieren? Dann klick dich mal rein (s.u.) und mach dir selbst ein Bild von uns und unserer Arbeit. Vielleicht bis bald? Wir würden uns freuen. Claud Ficker Bewerbungsunterlagen: www.heilsarmeechemnitz.de > Sozialarbeit > Team Bei Fragen: 0371/38390216 oder [sozialarbeit@ heilsarmeechemnitz.de] Alte Bäume verpflanzen Theologie: Die Wurzel aller Beziehungen U nter allen Beziehungen, die Menschen haben, sticht eine als besonders wichtig hervor. Es ist nicht die Beziehung zu seinem Partner, nicht einmal die Beziehung zu sich selbst. Eine Beziehung ist die Grundlage für alle anderen Beziehungen: Die zu Gott. Paulus macht in Römer 11 deutlich, dass der Baum gute Früchte bringt, wenn die Wurzel gut ist. Die Wurzel trägt die ganze Pflanze, aus ihr entspringt das Leben. Wenn also die Wurzel heilig ist, dann ist es auch der ganze Baum. Wir müssen es wieder lernen, die Bibel ernst zu nehmen. Gott spricht durch sie, so dass kein Christ es sich leisten kann, sie nicht zu lesen oder nicht nach ihr zu handeln. Die Kehrseite von Römer 11 ist, dass es nicht viel Sinn hat, an den Ästen zu arbeiten, wenn uns die Frucht nicht gefällt. Leider machen wir aber immer wieder genau das. Wir sehen etwas in unserem Verhalten und versuchen es zu ändern. Auf den ersten Blick klingt das auch ganz richtig. Wer Freunde haben will, muss freundlich sein, sagt – etwas abgeändert – eine vulgäre Redensart. Dahinter steht ein Prinzip: Dein Verhalten bestimmt, wie Menschen auf dich reagieren und damit dein ganzes Leben. Änderst du dein Verhalten, ändert sich dein Leben. Auf Basis dieser kleinen Erkenntnis hat sich eine ganze psychologische Schule entwickelt, die Verhaltenstherapie. Mir liegt es fern, die Verhaltenstherapie kritisieren zu wollen; sie hat viele gute Erfolge erzielt, auch bei Menschen, die ich persönlich kenne. Dennoch geht die Strategie Gottes tiefer. Er will dem Problem buchstäblich an die Wurzel. Wenn du etwas verändern willst, ändere nicht dein Verhalten, ändere dich, dein tiefstes Inneres. Das ist aber gar nicht so einfach und manche meinen, dass es sogar unmöglich ist. Die meisten psychologischen und therapeutischen Schulen gehen davon aus, dass der Mensch einen festgelegten Wesenskern hat, der – wenn überhaupt – nur mit größter Mühe veränderbar ist. Mit anderen Worten: Ein Teil unserer Persönlichkeit, der Art wie wir sind, ist einfach so und man muss ihn hinnehmen. Dass manches schwer zu verändern ist, stimmt. Suchtverhalten ist nicht leicht zu brechen und oft liegen noch tiefere Ursachen dafür vor. Jähzorn und Depressionen sind oft tief in unserer Psyche verankert. Das darf aber nicht zur Aus- rede werden nach dem Motto „ich bin eben so und alle anderen müssen das akzeptieren“ oder „einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Das Gute ist nämlich, dass Glaube nicht nur Berge versetzen, sondern auch die ältesten Bäume verpflanzen kann. Was sonst könnte es bedeuten, dass jemand eine ganz neue Schöpfung ist, wenn er in Christus ist? (2.Korinther 5,21) Gott kann also alles neu machen, er hebt uns über Grenzen hinweg, über die wir eigentlich nicht hinweg könnten. Deshalb ist er unsere wichtigste Beziehung. Er kann unser Leben mehr bestimmen, als alles, was hinter uns liegt. Diese Veränderung beginnt mit Glauben. Nicht einem unbestimmten Glauben, sondern dem genauen, spezifischen Glauben, dass Gott alles kann und dass wir Ton in seiner Hand sind. Wenn wir anfangen ihm zu vertrauen und ihm zutrauen, was er in der Bibel sagt, dann sind wir auf dem richtigen Weg, unser Leben wird aufgebaut auf Christus und nicht mehr wir sind unsere Wurzel, sondern er. Ein Problem dabei sind nicht selten unsere (anderen) Beziehungen. Es ist leichter von Menschen das zu erwarten, was eigentlich nur Jesus uns geben kann. Wir erwarten von ihnen Heilung, Anteilnahme und Verständnis. So bauen wir unser Leben auf einem falschen Fundament auf, was natürlich Schwierigkeiten vorprogrammiert. Menschen können uns nicht geben, was Gott uns verspricht. Umgekehrt werden sich alle Beziehungen verändern, wenn wir von der wichtigsten Beziehung überhaupt ausgehen. Das erste, was in unserem Leben stimmen muss, ist die Beziehung zu Jesus. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere zufallen.“ (Matthäus 10,30) Storch pastor-storch.de Muck Theologie 19 Am 13., 14. und 15. April war in Borgentreich Educamp und neben etwa 80 Erwachsenen, waren auch zehn Kinder da. Während alle Großen bei der Erwachsenenbetreuung waren (Leiterschulung, SeelsorgeSeminar, Prophetie-Workshop und so), gab es für die Kleinen, von denen einige gar nicht so klein waren, auch eine Kinderbetreuung. Das Wetter war zum Glück (oder lieber: Gott sei Dank) ziemlich gut und so waren die großen Kleinen viel draußen, haben Verstecken, Bäumchen-wechsel-dich und Kubb gespielt – auf dem Gelände gibt es auch einiges zu erkunden, wenn dort nicht so viele Menschen sind, wie beim Freakstock oder Willo! Die kleinen Kleinen waren vielleicht nicht ganz so viel draußen unterwegs, haben aber drinnen auch einiges erlebt – beim Lesen, Spielen oder Malen – und wir alle hatten eine schöne Zeit. Auf dieser Seite könnt ihr ein bisschen gucken und lesen, was los und wer da war! Fabian und Sarai Spiel mit: Wikingerschach (Kubb) Kubb, Kupp oder Wikingerschach ist ein Geschicklichkeitsspiel für draußen, das mit Holzklötzen (Kubbs) und Wurfhölzern gespielt wird. Zwei Personen oder Teams spielen gegeneinander und versuchen, jeweils die Kubbs der Gegenpartei mit Wurfhölzern umzuwerfen oder zu „fällen“. Der König, der in der Mitte des Spielfelds steht, darf erst zuletzt getroffen werden. Wer zuerst alle Kubbs der Gegenpartei und den König getroffen hat, gewinnt das Spiel. Wenn du mehr zum Hintergrund und den Regeln von Kubb wissen willst, schau doch zum Beispiel auf dieser Internetseite: http://redir.ec/kubb-spiel Robin, Lysann und Leon beim Kubb spielen Was geht auf dem Educamp? Was ist eine Leiterschulung? Da wird einem erklärt, wie man das macht Leiter einer Gemeinde zu sein und wie das spannend klingt. (Sarah, 10 Jahre) Was ist ein Seelsorgeseminar? Seelsorge, beten. Da wird Leuten Mut gemacht. (Robin, 12 Jahre) Malen und Spiele n im Blauen Salon Was ist cool am Educamp? Am besten finde ich mein Zimmer und die Spiele und die Luftballons ... und die ganze Kinderbetreuung! Und meine Handpuppen! (Katharina, 5 Jahre) Weiß ich nicht! (Anouk, 3 Jahre) Das sag ich nicht! (Leon, 10 Jahre) Rausgehen mit der Kinderbetreuung! (Lysann, 7 Jahre) Steckbrief Wie heißt du? Robin Wie alt bist du? 12 Was nervt am Educamp? Kein warmes Wasser. Man muss sich selber eine Heizung mitbringen. (Robin, 12 Jahre) Dass man so früh aufstehen muss. (Lysann, 7 Jahre) Wo wohnst du? Watzenberg-Steinberg bei Gießen Was ist dein Lieblingsessen? Chili con Carne Wo bist du am liebsten? Nicht in der Schule ... draußen! Was willst du mal werden? Keine Ahnung, aber irgendwas mit Sport In wen möchtest du dich für einen Tag verwandeln? in Robin Allmächtig Was ist deine Lieblingssportart? Skateboard fahren Was ist deine Lieblingsmusik? Rap, z.B. Sido & Bushido, aber auch Musik aus meiner Gemeinde Beten Was ist das? Es weiß bestimmt jeder was beten ist. Aber falls jemand nicht weiß, was beten ist: Wenn man betet, nimmt man Kontakt mit Gott auf. Es gibt verschiedene Situationen, wo man betet. Zum Beispiel: Wir, meine Familie, hatten einen Autounfall. Wir waren gerade auf dem Weg zum Educamp als ein kleiner Transporter hinten in uns reingefahren ist. Unser Auto war hinten richtig verbeult. Zum Glück ist uns nichts passiert! Wir dachten alle, wir müssten wieder umdrehen und nach Hause fahren, aber ich habe an Gott gedacht und habe gebetet, dass wir jetzt weiterkommen und alles gut wird. Und ein paar Minuten später hat Mama gesagt, dass wir weiterfahren können. Beten hilft sehr! Manche beten auch vor dem Essen oder vorm Schlafengehen. Wenn man Christ ist, ist beten sehr sehr wichtig! Sarah (10 Jahre) Hintergrundfoto: Peter Voeth/Wikipedia, GNU-Lizenz nouk arina und A th a K , in b o R ns mit Luftballo Wachstum und Entwicklung Die Charta in Kommentaren – Kapitel 5 (Teil 4) 5.7 Berufung, Bestätigung und Amtszeit Wir gehen davon aus, dass Leiter von Gott berufen und von Menschen bestätigt werden. Das glauben wir tatsächlich, auch wenn wir uns immer wieder schwer tun, im konkreten Einzelfall an diesem Spagat festzuhalten. Dies kann auf verschiedene Art und Weise geschehen, wie zum Beispiel prophetische Worte (1.Sam 9,15-16), Wahlen (siehe Apg 6), Ernennung (Tit 1,5). An dem Punkt sehe ich persönlich noch viel Konfliktpotential, weil in unserer Bewegung viele unterschiedliche Ansichten zusammenkommen, und jeder hat seine Überzeugung, wie man das „Ding“ jetzt anpacken und wieder auf Kurs bringen soll, und wie es auf keinen Fall gehen kann (nämlich so wie es andere gerade tun). Menschen, Lebensumstände und damit Ressourcen verändern und entwickeln sich. In regelmäßigen Abständen sollte es den Leitern und Geleiteten möglich sein, sowohl die Berufung als auch die Bestätigung zu hinterfragen. Immer wieder wurden großartige Werke vom eigenen Gründer kaputtregiert, weil sie nicht rechtzeitig zurückgetreten sind. Darum, jedes Jahr ein paar stille Tage mit der Frage: „Ist das noch der Weg den Gott mir gezeigt hat?“ Wenn ja, dann volle Kraft voraus. 5.8 ...watch and grow Wir wollen alle Möglichkeiten für persönliche, individuelle, aber auch gemeinsame Weiterentwicklung nutzen. Dies kann auf der personellen Ebene durch das Angebot von Mentoring und Supervision erreicht werden. Dieses Prinzip finden wir auch in der Schrift, auch wenn es vielleicht arg kapitalistisch klingt: Es geht um Wachstum. In Bezug auf unsere gesamte Arbeit soll ein kontinuierliches, dem Menschen dienendes Qualitätsmanagement dies unterstützen, um die gesetzten Ziele gemeinsam zu erreichen. „QM“ klingt arg nach böser, menschenfeindlicher Managementsprache, aber salopp gesagt macht „Leiterschaft“ genau das. Bill Hybels hat mal sehr anschaulich erzählt, dass ein Leiter seine Mitarbeiter beobachtet und ihnen zeigt, wie sie ihre Arbeit besser und mit weniger Aufwand machen können. Welche Art von Qualitätsmanagement (klare Zieldefinition, Messbarkeit der Ergebnisse am Ziel, Auswahl von Methoden und Werkzeu- 22 Charta gen etc.) am besten zu uns passt und welche Ausmaße es annimmt, muss situativ von den Leuten, die die Arbeit (zum Beispiel Leitung der Bewegung) machen, entschieden werden. Natürlich lässt sich nicht alles in Zahlen ausdrücken, und es ist schmerzlich, wenn man das Gefühl vermittelt bekommt, Ansprüchen nicht zu genügen. Aber ehrlich, was ist die Frucht deines Handelns? Du bemühst dich, aber siehst du nicht, dass hier seit Jahren nichts gewachsen ist? „Seit drei Jahren komme ich und suche Frucht ... Hau ihn ab!“ - „Lass ihn noch dieses Jahr, ich werde Dünger legen ... wenn er dann noch immer keine Frucht bringt, so magst du ihn abhauen.“ (Lukas 13, Verse 7-9.) 5.9 Umgang mit Problemen In dem Wissen, dass Jesus die Schuld vergibt, haben wir die Möglichkeit, Konflikten ins Auge zu sehen und sie gemeinsam konstruktiv zu lösen. Dabei unterscheiden wir zwischen dem Annehmen der Person und der diskreten und klaren Benennung des Problems (1. Thess. 5,11). Ein weiter Weg liegt da noch vor uns. Ich kann mich erinnern, wie bei einem JFD-Treffen ausgesprochen wurde, dass wir die Tendenz haben, Konflikte unter den Tisch fallenzulassen, um die Beziehung zur einzelnen Person nicht zu gefährden. Verständlich, aber eine ungesunde Haltung. Das beinhaltet für uns eine selbstkritische Haltung und das Bemühen um ein Verständnis für den anderen in der Situation. Jakobus 3, Vers 2: „Wir alle straucheln in vieler Hinsicht.“ Mir persönlich geht’s oft so, dass ich an mein Leben denken muss, wenn ich mit Schuld und Versagen anderer konfrontiert werde. Schuld bleibt Schuld, bei mir und bei Anderen, aber ich muss nicht auch noch verurteilen. Als Bewegung wollen wir nicht die Augen vor Problemen verschließen. Wir haben keine allgemeine Antwort, wissen aber, dass Jesus den einzelnen Menschen vergibt und liebt und so wollen wir einander begegnen. Für die Handhabung innerhalb der Gemeinde brauchen wir zum Beispiel im Bezug auf Mt. 18,15-20, gute Lehre (Seminare, Workshops etc.). Als Bewegung wollen wir in den Bereich investieren, lernen und lehren. Dazu möge Gott uns Gelingen schenken. Klaus Botschen Die Adler kommen! S Über die jüngsten Entwicklungen im Prophetiepool chreie. Adlerschreie. Eine ländliche Gegend übersät mit Weizenfeldern reif zur Ernte. Doch sie brennen lichterloh. Oh weh! Über den Feldern kreist eine Schar von Adlern, alten Adlern. Eine Weile schauen sie sich die Szene von oben herab an. Auf einmal stürzen sich einige von ihnen in die Tiefe. Was haben sie entdeckt? Oh Gott, da sind ja junge Adler in den brennenden Auen gefangen! Die Alten stürzen herab und holen sie heraus … In letzter Zeit war es ziemlich ruhig um den Prophetiepool bei den Jesus Freaks. Einige waren zu sehr verletzt durch den Konzilprozess, einige inzwischen in anderen Gemeinden untergekommen, andere schauten in die „Röhre“. So befinden sich die prophetischen Leute immer noch in einem Findungsprozess. Einige alte Hasen sind noch am Start, etliche Neue sind dazu gestoßen. Mehr und mehr erscholl der Ruf vom Leitungskreis, dass sie sich wieder verstärkt das prophetische Reden für die Bewegung wünschen. Auf dem Willo wurde ich (Jocky) als Leiter des Pools – nach einigem Hin und Her – eingesetzt. Ich werde versuchen, die Kräfte zu bündeln, dem Pool eine Struktur und Ausrichtung zu geben. Organisatorisch werden mir Mario Schultz und Sylvi Schellenberg zur Seite stehen. Es gibt zwar ein großes Interesse an Prophetie, viele sind begabt, es fehlt aber ganz grundsätzlich an Lehre, Training und Übungsfeldern, stelle ich immer wieder fest. Deshalb würde ich gerne einen Grundlagenkurs über Prophetie an drei bis vier Wochenenden im Jahr anbieten. Ganz bewusst außerhalb des Educamps (die Konkurrenz von anderen Seminaren ist zu stark). Allerdings haben die meisten auf dem Treffen signalisiert, dass sie wenig Kapazitäten für weitere Treffen haben. Bei mir ist es auch unklar, wie es beruflich weitergeht. Deswegen haben wir folgende Etappenziele ausgemacht: Gebet auf JFD-Treffen Wir wollen als Beter bei den JFD-Treffen des Leitungskreises dabei sein. Dort können wir uns auch gegenseitig kennenlernen und zusammenwachsen sowie uns im Prophetischen ausprobieren. Gebetznetzwerk & Ministryteam Frank Bindrich hat es auf dem Herzen ein Gebetsnetzwerk aufzubauen. Ansprechpartner aus den Regionen wären schön. Außerdem bemüht er sich um den Aufbau eines Ministryteams, das auf überregionalen Freakveranstaltungen für Leute und das Event beten soll. Ein regelmäßiger Newsletter soll die Anliegen der Bewegung, der Bereiche, der Regionen und Gemeinden an die Beter gebündelt kommunizieren. Bei Interesse E-Mail an: [[email protected]] Gebetswochenende Mir liegt es auf dem Herzen, dass wir die Jesus Freaks wieder dazu bringen für ihre Bewegung zu beten. Wenn wir gemeinsam vor Gott gehen und ihn anbeten, kommen wir zur Ruhe und erkennen, was wirklich wichtig ist, wir bekommen von ihm Anweisungen, was dran ist und wie es weitergehen soll. Für Anfang September (30.08. bis 02.09.12) ist ein Gebetswochenende angedacht, wo vermutlich auch Engländer dabei sind, die uns ermutigen und unterstützen wollen. Details folgen. Prophetiepool auf jesusfreaks.de Jeder prophetisch Begabte und Interessierte darf sich gerne für den Prophetiepool auf jesusfreaks.de anmelden. Dazu musst du auf jesusfreaks.de registriert sein und deine Mitgliedschaft für den Pool beantragen. Gib kurz an, wer du bist und warum du dabei sein willst. Dann schalten wir dich frei. Es tut sich also wieder einiges im Pool und die Adler (u.a. die Propheten) sind schwer am Kommen. Jeder Neue ist sehr willkommen! Jung und Alt sollen zusammenkommen und an einem Strang ziehen. Lasst uns als Bewegung gemeinsam lernen, wie wir von Gott hören und es umsetzen. Damit die reifen Felder geerntet werden und nicht verbrennen, keiner allein bleibt und wir uns gegenseitig unterstützen. Den Adlereindruck gab es auf einem Workshop auf dem Freakstock 2010 über die Jesus Freaks Bewegung. Wir haben grade mal durchgestartet, vieles ist noch unausgegoren, noch nicht etabliert. Es wird wohl noch einiges an Staub aufgewirbelt. Also seid gnädig mit uns und bitte betet für uns! Johannes „Jocky“ Spörl (41) gehört zu den Jesus Freaks München, ist leidenschaftlicher Webdesigner, Zeichner und Blogger. Er ist seit rund 20 Jahren mit der prophetischen Gabe unterwegs. Er hält selber Workshops und Seminare über das Thema. Fotovorlage: JJ Harrison (o.) / Lip Kee (u.) Pool 23 Familie ist, was du draus machst! Warum wir auf Willo 2012 waren und nächstes Jahr wiederkommen Chillen und Grillen vor Haus 27 W enn man Leute fragt, was sie sich unter „Willo“ vorstellen, kommt am häufigsten: „Na ja, also das ist halt so eine Art Familientreffen.“ Man kann buchstäblich dabei zusehen, wie die sich äußernde Person schnell noch einmal gedanklich überprüft, ob sie das tatsächlich so meint. Ein etwas zu energisches Nicken, welches mit dem Wörtchen „Familientreffen“ einhergeht, soll das Gesagte bekräftigen. Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass sich zeitgleich in irgendeiner Gehirnspule des aussagewilligen Freaks ein taskforce-artiger Roundtable aus verwirrten Gedächtniszellen bildet, bei dem in Windeseile folgender Haupttagesordnungspunkt auf eine improvisierte Flipchart gekritzelt und direkt im Anschluss besprochen wird: „Hää? Familientreffen? Ist das nicht so eine Art organisierte Katastrophe, bei deren Anbahnung man am liebsten Angina/Grippe/sonstige Krankheiten, Termine von Kindern/Tieren/Handwerkern, seit langem geplante Kurzurlaube oder wirklich wichtige Geschäftstermine hat oder gar vorschiebt, um ja nicht hingehen zu müssen? Was haben Jesus-Freaks-Treffen mit Familienfeiern gemeinsam? Wenn man mal davon ausgeht, dass die meisten der erwarteten, aber abwesenden Personen unfreiwillig ferngeblieben sind, stellt sich die Frage, wieso das Willo nach wie vor so großen Anklang findet. Man muss dazu sagen: Das Willo, ehemals Willow Freak, gibt es schon seit einigen Jahren. In grauer Vorzeit als Leiter-Treffen initiiert (damals noch in Siloah, mit Schafstall-Flair), 24 Willo erwuchs nach einigem Sich-in-die-Wolle-kriegen immer mehr die Idee des „Familientreffens“. Ein „Familientreffen“ ist ja meist kein ganz koscheres Unterfangen. In der eigenen biologischen Familie wie bei Freak-Treffen ist uns der paradoxe Prozess bereits bekannt: man trifft sich – direkt am wunden Punkt. Hackordnung. Rangeleien. Endlosdiskussionen. Oder man hat sich gar nichts zu sagen. Das sagt man aber trotzdem, und zwar so überzeugend wie möglich. Man kann ja in einem sozialen Gefüge nicht nicht kommunizieren. Abmachungen. Gegenseitiges Übertönen. Totschlagargumente. Ab und zu Humor. Zynismus und ein Glas Bier. Harmoniesüchtige bekommen kalten Entzug. „Aber sonst war’s doch eigentlich ganz nett. Zum Beispiel der Spaziergang nach dem Kaffeetrinken. War ja auch gutes Wetter. Schon schön, dass wir uns alle mal wieder gesehen haben.“ Danach reicht‘s dir echt, beim nächsten Mal kommst du nicht, keinen Bock! Aber tief im Innern weißt du, wozu du den ganzen Zirkus mitmachst. Auch wenn das Innerste dabei in Erklärungsnot gerät und einem das nicht so wirklich logisch schildern kann. Irgendwie hast du sie ja doch alle lieb. Das Willo 2012 war ein Paradebeispiel für eine wunderbare Entwicklung, die wir gerade in der Bewegung erleben dürfen. Ohne Familie geht es nicht – sie ist manchmal furchtbar stressig, undankbar und kräftezehrend, aber irgendwie einzigartig, wundervoll und ein Geschenk Gottes. Vom 17. bis 20. Mai war Borgentreich der Treffpunkt für eine Zusammenkunft der freakigsten Großfamilie unter der Sonne – mit allen familiären Aspekten, die dazugehören: Das Essen zieht sich hin, ist aber gewohnt lecker. Es stehen frisch gemachte Betten bereit und jeder lebt in seiner eigenen Zeitzone. Kinder schießen wie Pilze aus dem Boden, sind aber wesentlich komplizierter zu bespaßen. Dann sind da noch entfernte Verwandte, die immer wieder auftauchen und jedes Mal eine andere Frisur mitbringen. Es liegt bekanntermaßen in der Natur von Familienmitgliedern, dass sie einem auf die Nerven gehen können. Bei einigen weiß man schon vor dem Wiedersehen, dass sie einen früher oder später zur Weißglut bringen werden. Vor allem weil sie einen, während man sich gerade mal sonnen möchte, mit ihren schönsten Schattenseiten konfrontieren: persönliche Probleme en masse, selten schlechter Humor, wenig Taktgefühl, dafür umso mehr Körpergeruch und ähnliche Unannehmlichkeiten. Familie – was bedeutet das? Hast du auch schon mal gedacht: „Wenn ich mir schon meine biologische Familie nicht aussuchen kann, dann doch bitte wenigstens meine geistliche?“ Mehr oder weniger aus diesem Grunde sind wir ja alle bei den Freaks gelandet. Mirko betonte es in seiner Predigt: Es ist wichtig, Familienkontakte zu pflegen – und wenn keine Freaks in der Nähe sind, ist es eben eine andere Gemeinde. Und wenn zu deiner Gemeinde anstrengende Spezialisten gehören, ist sie trotzdem deine Familie. Jesus hat seine Familie – die Jünger – zwar selbst ausgewählt (Markus 3,34), an anderer Stelle hat er sich aber auch mal richtig über sie ausgekotzt (Matthäus 17,17). Typisch Familie! Lasst uns mal einen kurzen Blick auf den Ursprung dieses vorbelasteten Wortes werfen: Das lateinische Wort „familia“ (Hausgemeinschaft) bezeichnete nicht wie heute ein Verwandtschaftsverhältnis von Eltern und Kindern, sondern war im ursprünglichen Sinne eine Herrschaftsbezeichnung für den Besitz eines Mannes. Hierzu zählte der gesamte Hausstand: Frau, Kinder, Sklaven, Freigelassene und Vieh. (Ja, auch die Rindviecher sind vollwertige Familienmitglieder!) Wir Kinder Gottes und Pioniere seines Reiches müssen uns damit abfinden, dass nicht wir entscheiden, wer zu unserer Familie gehört, sondern dass jeder, der sich in das Herrschaftsgebiet Gottes begibt, automatisch zu unserem Bruder und unserer Schwester wird. Und da letztendlich nur Gott den vollen Überblick über sein Reich hat und in die Herzen hineinsehen kann, bist du auf der sicheren Seite, wenn du davon ausgehst, dass alle Menschen Gottes Kinder sind. Jesus hat die Jünger angekackt, weil sie kein Vertrauen in ihre Identität durch die neue Herrschaftsbeziehung zeigten. Dazu hätte vor allem gehört, sich intensiv mit der Lehre von den Gesetzmäßigkeiten in Gottes Reich auseinanderzusetzen. Wir sollen einander vertrauen und dem anderen die Gleichwertigkeit und Vollmacht zugestehen, die ein jeder von uns in Christus hat. Damit geben wir Gott die Chance sich an genau diesen Menschen, die wir anstrengend finden, zu verherrlichen und tragen gleichzeitig dazu bei, dass sie ihr Erbe in Christus antreten können und gute Früchte hervorbringen, genau wie wir mit unserem Verhalten dann gute Früchte vorweisen und das Erbe gut verwalten. Und weiter geht’s! Auf dem Willo ermutigte nicht nur der SoliEintrittspreis, sondern auch einige krass treffende Inputs sowie intensive Lobpreis- und Gebetszeiten, in denen Gott uns neu bewusst gemacht hat, wie sich Einigkeit und Heiligkeit in seiner Gegenwart anfühlen. Passend zum Jahresthema war dabei alles aufs Fliegen gemünzt. Es ging um Wartezeiten am Boden, um das Überprüfen und Reparieren des Fliegers, um Reiseziele und um den Mut mit Gott wieder neu abzuheben. Workshops gab es diesmal kaum, dafür recht viel Zeit zur freien Gestaltung sowie für kleinere Info- und Arbeitstreffen. Der Medienbereich wartete mit einer Vielzahl schöner Druckerzeugnisse auf und der Vorstand konnte eine erfolgreich geänderte Satzung vorstellen. Auch wenn viele Verbindungen nach wie vor eher oberflächlich sind, tut es gut zu sehen, dass sich die Geschwister andernorts mit ähnlichen Problemen herumschlagen. Wir als Jesus Freaks Leipzig durften unsere Beziehungen untereinander ein wenig vertiefen, in sommerlicher Atmosphäre offen schwierige Themen ansprechen und für uns beten lassen. Ich wünsche dir, liebe Willobesucherin, lieber Willobesucher, dass du dir deine Erlebnisse vom Willo 2012 nicht rauben lässt und einiges davon in deine Gemeinde und dein näheres familiäres Umfeld hineinträgst, damit sich die Ernte vervielfacht. Hör dir doch die eine oder andere Predigt (noch) mal im Internet an, häng dir Mitschriften an die Wand, tätowier dir ein Flugzeug aufs Bein, suche Gott im Alltag und ermutige Menschen, ihre „ground-time“ (siehe Ferrys Predigt) sinnvoll zu nutzen, egal welcher Typ (siehe Daggis Predigt) sie sind. Ich freue mich darauf, dass wir in Zukunft noch mehr zusammenwachsen und immer mehr checken, dass es bei Gott keine gesonderten Bändchen für bestimmte Leute gibt, sondern dass wir alle gleichwertige und gleich wichtige Familienmitglieder am Leib Christi sind und uns liebevoll ermahnen und tragen dürfen. Sylvia Schellenberg aus Leipzig macht gerade den Fachabitur-Pilotenschein in Leipzig und ist gespannt, welches Reiseziel Gott für sie als nächstes bereithält. Intensive Lobpreis- und Anbetungszeit in der Turbinenhalle Willo 25 Wir sind nicht mehr kopflos Ein vergleichender Rückblick auf das Willo Z wei Tage nach dem Willo sitze ich auf dem gemütlichen Balkon von GrafMartjuschews, genieße eine Saftschorle und befrage Andrea und Sascha darüber, wie sich das Willo im Laufe der Jahre entwickelt hat. War das Willo 2012 einzigartig? Andrea: Es war schon einzigartig, aber es gab auch Willos zuvor, die für mich einzigartig waren. Das liegt derzeit am Charakter: Dadurch, dass ich gerade viele Leute aus der Bewegung treffe und Raum für Gespräche über bewegungsinterne Themen da ist, aber auch für Zeit mit Gott. Man kann sehen, wie im Kleinen Heilung angestupst wird. Sascha: Jedes Willo ist einzigartig, schon wegen der neuen Leute, die man trifft und natürlich der bekannten. Dieses Jahr haben leider einige gefehlt: Leute, die prägend sind und dazugehören, die hab ich vermisst. Andrea: Sascha und ich sind zweimal zur selben Zeit schlafen gegangen – ohne Absprache! Was hat sich denn verändert? Sascha: Willo in Siloah war fast immer schweinekalt. Im Schafstall hat es gezogen wie Hechtsuppe und du hast auf Kirchenbänken gesessen. Die Kälte war immer das Ding, was genervt hat. Andrea: Zu Reichenbach weiß ich nicht mehr viel – ist alles vom Konzil überschattet. In Siloah kannte ich die wenigsten Leute, ich kam mir damals bissl fehl am Platz vor, weil ich noch keine Leitungsposition hatte. Ich find’s umso schöner, weil es jetzt ein Familientreffen ist. Das ist für mich ein großer Unterschied. In Beziehungsgefügen gab es mehr so In-Groups und Leiter-Ebenen. Heute gibt es nach wie vor eine In- und Out-Group, nur nicht mehr so amtlich. Aber ich wünsche mir, dass selbst das sich irgendwann auflöst. Eine wertvolle Erfahrung waren diesmal Gespräche mit Menschen, mit denen ich sonst nie rede. Und dass dieses Jahr mehr Leute mitgearbeitet haben, war schön. Ich habe Leute an Orten arbeiten gesehen, wo sie früher nicht waren und es ging ihnen dort gut! Die Möglichkeit zu spontanen Workshops ist toll. Sascha: Wenn ich die Leute von damals und die heute miteinander vergleiche, ist das ein übelst krasser Wandel. Es sind einige geblieben, aber es ist traurig zu sehen, wie viele Leute nicht mehr dabei sind. Man merkt auch das wachsende Vertrauen in die Bewegung: Es läuft mit SoliBeitrag. Mitarbeiter- oder Teilnehmer-Bändchen gibt es nicht mehr. Wir sind auf jeden Fall offen geworden und das in jeglicher Hinsicht. Das hat was mit einem Wandel in der Bewegung allgemein zu tun – weg von elitärem Leiter-Denken. Es gab auch zu Siloah-Zeiten immer Leute, die drauf geschissen haben, dass es ein Leitertreffen war, und trotzdem gekommen sind. Das fand ich auch gut. 26 Willo Was ist wichtiger – gute Orga oder gute Impro? Andrea: Beides ist gleich wichtig. Impro ist deshalb genauso wichtig, weil es Phasen gibt, da nützt die ganze Orga nix. Sascha: Gute Orga! Letztes Jahr war der Abbau der absolute Horror: weder das Willo-Team noch genügend Leute waren da. Da hat’s an Orga gefehlt, das war dieses Jahr tausendmal besser! Was hat Willo, was Freakstock nicht hat? Andrea: Das Familiäre. Sascha: Zeit! Mehr Zeit für Begegnungen, weil weniger Programm und damit weniger Angebote zur Auswahl stehen. Eure Prognose für die nächsten Jahre der Freak-Bewegung? Wird das Himmelstürm-Potenzial genutzt oder verpufft es ohne nachhaltige Änderungen wieder? Andrea: Ich glaube, wir haben eine BruchpilotenTendenz, weil wir zu schnell zu viel wollen. Sascha: Wir haben endlich mal kapiert, nicht mehr höher, schneller, weiter zu müssen. Kopf und nicht Schwanz sein bedeutet nicht, kopflos loszurennen. Ich denke da an den Satz, den Mirko dieses Mal gebracht hat: „Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weit gehen willst, geh mit anderen.“ Andrea: Längerfristig sehe ich uns aber als Himmelsstürmer! Sascha: Aber im Heißluftballon! Die Bewegung ist kein Spaceshuttle. Was waren für euch die wertvollsten Momente vom Willo 2012? Sascha: Ich fand es schon sehr cool, dass dieses Experiment Elektro-Lobi beim Abendmahl geklappt hat. Andrea: Momente mit meiner Nichte. Denn sie findet alles voll spannend, was ich schon kenne oder verurteilt hätte. Beim Abendmahl ist sie als erste vorgerannt mit ihrer Freundin, hat Brot geholt und kam irgendwann zu mir: „Ich hab noch was übrig, willst du was?“ Dann hat sie mir sogar noch einen Becher holt … Also, die Welt mit Kinderaugen sehen, fand ich am schönsten. Habt ihr Verbesserungsvorschläge? Sascha: Der Check-in könnte freundlicher sein. (Anm. d. Red.: Sascha selbst und Dörthe) Ach und Dinge, die man zum Willo nicht mitnehmen sollte: Arbeit. Andrea: Wir sollten es beibehalten, Verantwortung auf viele Schultern zu verteilen; damit es nicht wenige Lastesel gibt, sondern entsprechend viele Leute mitarbeiten. Ansonsten das, was da ist, darf sich erstmal entfalten und entwickeln, anstatt dass wir schon wieder tausend neuen Sachen nachjagen. Interview: Sylvia Schellenberg Ten years after ... Zurück in der Bewegung N ach fast 10 Jahren zurück bei den Jesus Freaks. Zuallererst einmal, es gab einige Leute, die wir noch von früher kennen, die zu uns gesagt haben: „Schön, dass ihr wieder da seid; dass ihr wieder dabei seid.“ Man mag vielleicht so eine Aussage als nichts Außergewöhnliches empfinden, wenn man sich lange nicht gesehen hat ... mich hat das aber echt angerührt. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich so etwas schon einmal gehört hätte – als eine Aussage, die von Herzen kommt und eben nicht nur eine nette Floskel ist. Das hat sehr gut getan. Wir haben den Eindruck, dass bei den Freaks tatsächlich vieles entspannter geworden ist. 2002 fanden wir immer weniger Leute bei den Freaks, mit denen wir uns auch über „ganz normale“ Dinge unterhalten konnte. Vieles wurde verkrampfter, gesetzlicher, enger, kleiner – statt freier und größer … Beim Willo 2012 wurden wir ständig in interessante, unterhaltsame, anregende Gespräche verwickelt, was sehr angenehm war. Für uns ist das vor allem ein Anzeichen für „Echtheit“; eben die Basis für eine Entwicklung zu einem wunderbaren, reichen Leben, das das Potenzial hat viele andere „anzustecken“. Zum Programm: Freitag und Samstag Vormittag waren echt hammerstark. (Donnerstag waren wir zur Predigt noch nicht da). Es waren sehr interessante Aussagen, aber auch einfach ermutigende, lehrreiche Berichte. Es gab Gelegenheit aktiv zu werden, zu reagieren, zu beten usw. Wir waren noch zum Gemeindeforum von Flo und auch was dort lief, hat in besonderer Weise die Aussage untermauert, die wir vom Willo mitnahmen. Dieser Eindruck zur Gesamtbotschaft des Willos lässt mich irgendwie nicht los – und so will ich ihn hier nochmals schriftlich weitergeben: Es geht um die „Wartezeit“, von der Daggi in ihrer Predigt gesprochen hat, und um die Bibelstelle aus Jeremia 29, 4-10. Ich habe mich später nochmals gefragt, was die Aufforderung „Baut Häuser“ für uns bedeuten könnte. Heißt es einfach, wir leben unseren Alltag, versuchen das Leben zu genießen und das war’s im Großen und Ganzen? Nachdem ich mich lange mit dieser Frage beschäftigt habe, kam ich zu einer anderen Erkenntnis: Häuser zu bauen ist ein aktiver Prozess. Jeder, der ein Haus bauen will, wird sich aufmachen, zur Bank zu gehen, nach einem Grundstück Ausschau halten, zu einem Planer gehen, eine Menge Entscheidungen treffen und umsetzen usw. Nie- mand wird warten, bis ihn jemand aufsucht, ihm Geld gibt, einen fertigen Plan dabei hat und alles weitere Daggi predigt über Wartezeiten (Willo 2012) bezüglich des Hausbaus für ihn regelt. Oft scheint mir, dass wir die Erwartung haben, dass Gott für uns die Häuser baut. Oder dass wir vielleicht gar keine brauchen, weil wir uns nur auf einer Zwischenstation befinden. Wir denken und sagen: „Das muss Gott machen. Wenn Gott hier etwas vorhat, dann wird er es tun.“ Und wir warten sehr lange auf Gottes Eingreifen und bauen kein Zuhause. Ein gutes Zuhause weist vielerlei Qualitäten, Aspekte und Strukturen auf; eine Eigenschaft erscheint mir dabei besonders wichtig: Ein Zuhause ist der Ort, an dem du sein kannst, wie du bist. Es geht darum, dass es einen Ort gibt, an dem die Besonderheit deiner Persönlichkeit, deine Geschichte, deine Prägung verstanden, respektiert, wertgeschätzt – geliebt – wird und wir so gemeinsam vor Gott kommen. Momentan kann ich mir kaum etwas Stärkeres vorstellen, als dass wir verstehen, was andere Menschen bewegt und wir das irgendwie in Verbindung mit der Vaterliebe Gottes bringen. Ich wünschte, wir könnten immer mehr den Freiraum – vielleicht sogar die Herausforderung schaffen, die Ehrlichkeit ermöglicht und fördert; eine Ehrlichkeit, die es ertragen kann, Schwächen zu sehen, weil wir jemanden kennen gelernt haben, der die Schwächen in Stärke verwandeln kann. Und außerdem, womit wir wieder beim Jahresthema sind: Jeder Flieger braucht ein Zuhause! Peter Heller, Architekt, ist mit seiner Familie nach reichlich langer Orientierungsphase, zurückgekehrt zu den Freaks. Weil sie nirgendwo anders so viel Relevantes, Ehrliches, Echtes und so viel Potenzial wie bei den Jesus Freaks sehen, möchten sie gerne (wieder) Teil dieser Bewegung sein. Sie hoffen, dass sich in ihrer Nähe, Reichenau, noch mehr Freaks zusammen finden. Willo 27 In kleiner Runde Bericht vom JFD-Treffen im April 2012 G leich zwei Aufgaben führen mich am letzten Aprilwochenende nach Borgentreich: ich bin gebeten worden, das anstehende Treffen des Leitungskreises der Jesus Freaks zu moderieren, und meine Regioleiterin Madlen zu dem Treffen zu chauffieren. Von Görlitz aus geht’s bei bestem Frühlingswetter quer durch die Republik, insgesamt durch sechs Bundesländer. Kaum einer ist da, als wir kommen und das Treffen bleibt mit etwa 20 Personen dünn besucht. Einige sind sehr kurzfristig verhindert, das Moderieren übernehme ich gezwungenermaßen alleine, Phil vertritt als Einziger das Ü-Team und Ilt, der als Gast gekommen war, findet sich plötzlich in der Küche wieder. Dieser Umstand erzeugt einige Fragezeichen, die sich nicht wirklich auflösen lassen. Einziger Vorteil: es redet und entscheidet sich mit 20 Leuten leichter als mit 40, aber es fehlen eben auch die Gedanken und Meinungen derer, die nicht da waren. Die erste Entscheidung, die es zu treffen gilt, betrifft die neue Vereinssatzung. Gunther, der das Schriftstück mitausgearbeitet hat, stellt uns stolz das Ergebnis vor und erklärt diverse juristische Meisterleistungen. Die Runde äußert sich positiv, entscheiden darf der Leitungskreis jedoch nicht, denn noch setzt sich der Verein aus den einzelnen Gemeinden zusammen, die dann bei der Mitgliederversammlung auf Willo abstimmen werden. Wir reden und beten über einige Sachen, pausieren immer wieder, um Sonne zu tanken und danach wieder im Keller zu verschwinden, die Eingeweihten mit Decke und Wärmflasche, und der Abend ist schneller da als unsere Themenliste es erlaubt. Ilt gibt – ungeplant – den Koch und Grillmeister Einige Helden finden sich in kleinen Gruppen, um die noch unabgeschlossenen Themen nach dem Abendessen weiter zu bearbeiten. Dabei bekommen sie einiges zustande, wie die Gestaltung des Leitungskreisnachmittags auf Willo, der Umgang mit kritischen Regionen und die Frage, was für das JFD-Treffen generell machbar ist. Nächstes Mal werden einige Themen von vornherein in kleinen Gruppen bearbeitet, muss ja nicht immer jeder zu allem seinen Senf dazu geben. Wir haben ein Team von tollen Betern, die uns auch Sonntag gut unterstützen. Trotz spätem Start finden wir beim Reden schnell zusammen und zum Abschluss. Fazit: JFD-Treffen sind wichtig, auch wenn es sich nicht immer so anfühlt, sie dienen als Bindeglied zwischen den einzelnen Regionen und Bereichen, hier werden Ziele gesteckt und Entscheidungen getroffen. Wenn du Lust hast, zum Gelingen der Treffen beizusteuern, biete deine Hilfe an: beten, lobpreisen, kochen, putzen, moderieren, organisieren – all das ist gern gesehen. Und mein persönliches Fazit: Fünf Jahre war ich bei keiner Gruppenzusammenkunft von Jesus Freaks dabei (zuletzt auf dem Konzil in Reichenbach), und ich meine zu behaupten, es wird besser: wir lernen miteinander zu reden, zuzuhören und gemeinsam zu entscheiden – einfach ist es nicht, aber es wird! Ulli Hippe ist von Beruf Mutter. In ihrer Freizeit ist sie gelegentlich am Moderieren, Chauffieren oder auch Tätowieren. Warten auf das gemeinsame Dinner, das zur schönen Tradition wird 28 JFD-Treffen Nachtrag: Die neue Satzung wurde am 19.5.12 auf dem Willo von der Mitgliederversammlung verabschiedet. Jetzt wird sie dem Notar vorgelegt, der dafür sorgt, dass die Satzung ins Vereinsregister eingetragen und damit offiziell wird. Bibelhelden und Party-Tour Vom Regiotreffen im Wilden Süden und seinen Ideen A m Samstag, den 21.04.12, hatte die Regioleitung die Jesus Freaks des Wilden Süden nach Herrenberg zum Regiotreffen eingeladen. Der Tag fing schon ziemlich entspannt an, mit viel Zeit um anzukommen, alte Freunde wieder zu sehen und zu frühstücken. Um 12 Uhr ging es dann los mit Lobpreis und Predigt. Die Lobpreiser waren spontan zusammen gekommen und obwohl die sehr unterschiedlichen Möglichkeiten ein Lied (vor allem ein Jesus-FreaksLied) zu singen vollständig ausgenutzt wurden, war es eine sehr gute Zeit mit Gott. Für die Predigt griff ich das Jahresthema Himmelsstürmer & Bruchpiloten auf. Es ging um „Bibelhelden“, die wir als Himmelsstürmer kennen, die aber alle ihre Bruchpiloten-Zeiten hatten. Entscheidend ist nicht, wie oft man abstürzt, sondern dass man aus seinen Misserfolgen lernt und Fehler nicht wiederholt. Im Anschluss hatte jede Gemeinde Zeit sich vorzustellen und zu erzählen, wie es ihnen gerade geht. Ohne die letzten zwei Gemeinden zu Wort kommen zu lassen, die sollten ihre Chance später bekommen, ging es dann zum Essen. Die geplante Workshop-Zeit wurde mangels Angebote für persönlichen Austausch oder zum Kickern genutzt. Parallel fand die Vereinsmitgliederversammlung statt. Der Förderverein Wilder Süden hat nun in Angi (Freiburg) und Flo (Crailsheim) zwei neue stellvertretende Vorsitzende, wobei Meli (Heilbronn) ausschied. Stephan (Eppingen) und ich (Herrenberg) sind in ihren Ämtern verblieben. Nach Kaffee und Kuchen kamen alle noch einmal zusammen, um den zwei verbliebenen Gemeinden, Zeit zu geben sich der Region mitzuteilen. Anschließend konnten Wünsche und Anregungen an die Region bzw. Regioleitung gestellt werden. Einige der Stuttgarter Freaks hatten die Idee die Region in Form einer Party-Tour zu stärken (siehe nebenstehender Text). Kritisiert wurde, dass man im Moment nicht weiß, wann wer seine Gottesdienste hat und wer für die jeweilige Gemeinde der Ansprechpartner ist. Da ein großes Interesse an einer Regiofreizeit besteht, haben sich Caro (Crailsheim) und andere erklärt, sie gemeinsam zu planen. Zum Abschluss wurde die Kleine von Susanne und Hauke gesegnet. Die beiden waren lange bei den Jesus Freaks in Tübingen und arbeiten im Moment in einem christlichen Lebens- und Schulungszentrum. Sie wollten die Gelegenheit nutzen, ihre Tochter in heimischer Gemeindeatmosphäre vor Gott zu bringen. Nach einem gemeinsamen Vaterunser verabschiedeten sich alle voneinander. Es bleibt die Erinnerung an einen gelungenen gemeinsamen Tag und das gute Gefühl nicht alleine zu sein. Bettina Dalinger Party-Tour der JF Wilder Süden Aus unserer Regioversammlung ging klar hervor, dass wir alle Aufsehen und Öffentlichkeitsarbeit brauchen. Damit sich nicht jeder eigenbrötlerisch abkämpfen muss, wollen wir diesen Sommer gemeinsam feiern! Jede Gemeinde bestimmt einen Termin, an dem sie ein Fest veranstaltet. Sei es nun eine Party mit Band oder DJ am Abend, ein Grillnachmittag mit Leuten aus deiner Stadt, ein Beachvolleyball-Turnier oder irgendein Contest, deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ziele sind: 1. Aufsehen in deiner Stadt zu erregen. Die Leute sollen merken, dass es die Freaks nicht nur einmalig in der City gibt, sondern die ganze Region, JF Deutschland und International dahinter stehen. 2. Wir wollen Zeit miteinander verbringen und überregional Gemeinschaft pflegen. 3. Uns gegenseitig unterstützen! Wir haben viele kleinere Gemeinden im Aufbau, da bieten sich super Geschenke an. Vielleicht stehen bald Räume zur Verfügung und da gibt es immer viel zu handwerkeln oder basteln. Wie wäre es mit einem Wettbewerb für die schönste Sitzbank? Oder die Region hilft dabei, euren Ort zum Grillfest einzuladen? 4. Das beste zum Schluss: Der Welt zeigen, dass Gott rockt! Besprecht das bitte in euren Gemeinden. So ein Projekt funktioniert natürlich nur, wenn alle mit dabei sind. Ich bin gespannt auf eure Ideen und Themen. Wenn eure Gemeinde dafür ist, schreibt mir, wann ihr könnt, damit wir die Termine untereinander absprechen können und uns dann schon Gedanken zur Werbung machen können. Mirjam aus Stuttgart [[email protected]] Freaks vor Ort 29 Akkus geladen Gibt es etwas schlimmeres, als wenn schöne Momente mit nervenden Handylauten oder roter Displayanzeige der Digicam vermiest werden? Tasche gepackt Für den normalen Teilnehmer sind es fünf Tage und vier Nächte. Am häufigsten führen Männer in den Satz das Wort „NUR“ hinzu; bei manchen Frauen fällt das Wort „SCHON“. Man kann einiges mitnehmen. Sei dir aber bewusst: Du musst es transportieren und unterbringen. Rechtfertigt sich die Masse des Gepäcks, dann hast du gut gepackt. Schlafsack geprüft Was muffelt zuerst? – Der Schlafsack oder ich? Für Menschen, die darauf empfindlich reagieren, ist ein voriger Geruchstest zu empfehlen. Je nach Miefgrad wäre durchlüften oder reinigen angesagt. Natürlich ist bei der Nutzung auch auf die eigene Körperhygiene zu achten. Zelt inspiziert Je nachdem wie das eigene Zelt in die Jahre gekommen ist, bedarf es hier und da kleiner Reparaturen. Und wie schaut es mit der Vollständigkeit der Zeltheringe aus? Ersatz gibt es in der Kaserne nicht! Wenn sich ein Loch erst bei Regen auf dem Campingplatz zeigt, hilft zur Not Gaffertape. Hin- und Rückfahrt gesichert Ist dein Mobil fahrtüchtig? Checke es lieber noch mal durch. Kraftstofffahrer sollten an die Rückfahrt denken: Mit Bier im Tank fährt weder Mensch noch Maschine. Bahnfahrer wissen, dass Borgentreich nicht gerade eine Metropole ist. Ab Warburg wird es umständlich. Es gibt zwar Busse, aber keiner weiß so richtig, wie und wann sie fahren (nicht einmal die gute Frau am Bahnschalter). Lass dich am besten vom Bahnhof abholen. Je eher du bescheid gibst, wann du wo ankommst, desto kürzer wird die Wartezeit. Mitfahrgelegenheit ist natürlich am besten. Man beteiligt sich an den Fahrtkosten und kann vor und nach dem Freakstock noch eine lustige bzw. spektakuläre Zeit erleben. (Je nachdem mit wem oder was man mitfährt.) Ticket bestellt /Als Mitarbeiter angemeldet Der frühe Vogel kann auch nichts dafür, dass alles zeitlich begrenzt ist. So schließt irgendwann die Mitarbeiteradministration und auch der Vorverkauf. Daher, wer zu spät kommt, wird es erleben, dass sein Lieblingsarbeitsbereich schon voll ist oder etwas mehr löhnen muss, als ihm lieb ist. Urlaub genommen Ohne Urlaub geht es nicht, es sei denn man pendelt die ganze Zeit zwischen Arbeit und Freakstock. Bedenke aber: „Niemand kann zwei Herren dienen.“ (Matthäus 6,24) Die Freakstock-Checkliste Welche Frage sollte auf dem näc hsten Fragebogen stehen? Was wolltest du schon immer mal mac hen? Was war der beste Augenblick dei nes Lebens? Als ich wirklich begriffen und erlebt habe, dass ich durch Jesus eine Verbindung zu unserem unglaub lichen Gott habe. Was bedeutet Schönheit für dich ? Wenn das Innere und das Äußere im Einklang sind. Wie viel Zeit brauchst du im Allt ag, um klarzukommen? Nicht viel. Wie hast du in letzter Zeit Gottes Reden erlebt? Er redet mit mir in meinen Gedank en. Was würdest du Jesus fragen, wenn du dereinst vor ihm stehst? Die Bibel sagt, wenn wir vor Jesus steh en, wird es keine Fragen mehr geben und daran glaube ich. Wer bist du, und wenn ja wie viel e? Ich bin ich und die sagen mir grade, ich soll sie nicht verraten. Was sollte auf deinem Grabstein stehen? Hier ruht Peter Friesen bis zum Tag des jüngsten Gerichts. Was wünschst du dir zum Geburt stag? Eine schöne Feier mit schönen Leuten an einem schönen Ort. Willst du Kinder und wenn ja, war um? Ja!! Wie, warum??? Eine gute Fee gewährt dir drei Wünsche, um die Welt zu verbes sern. peace & love & mehr Wünsche Steckbrief Peter Friesen (33), Zahntechniker „De ntaltherapeut“, Coreferent bei Seminar wochen im FSJ ler, Jesus Freaks OWL Warum bist du bei den Freaks? Weil ich hier ein Zuhause gefunden habe und ich die unkonventionelle Art den eigenen Gla uben zu leben toll finde. Was wolltest du der Bewegung imm er schon mal sagen? Lest mehr Bibel. euch Jesus Freaks Frage: Was macht nden? ber anderen Gemei nü ge ge s er nd so be n Bierpreise. Antwort: Wir habe rlichkeiten. Der Rest sind Äuße Nachgefragt: Unter http://de.jesusfreaks.com/dkb/download gibt es eine Checkliste zum Ankreuzen für alle Eventualitäten. Marius Hollinger Getrost zuhause bleiben können: Arbeit, Langeweile und Glasflaschen. Allen, die kommen, ein schönes Freakstock Geschirr und Besteck: Ohne Teller wird das Suppe essen schwierig, Abhilfe kann ein Tetrapack verschaffen. Lass dir den Trick vom Küchenteam zeigen. Messer und Gabel sind in vielen Kulturen weitgehend überflüssig. Da solltest du zur Not klarkommen und denjenigen, den deine Finger in der Butter stören, kann dir ja ein Messer leihen. Sonnenmilch: Ja, auch in Borgentreich kann die Sonne scheinen und schnell läuft man oben ohne herum. Und beim blassen Mitteleuropäer rebelliert die Haut nach einer gewissen Zeit. Also entweder eincremen oder mit Kleidung bedecken. Deo: Sofern du schon auf die Dusche verzichtest, schau dass du wenigsten Deo dabei hast. Zwar ist einsprühen nicht ganz so hygienisch wie abduschen; vom Zeitablauf aber schneller und du brauchst kein Duschtuch. Handtuch: Zu Hause und in Hotels sind diese Textilstücke immer vorrätig, deshalb werden sie beim Einpacken meistens nicht beachtet. Nimmt am besten ein Handtuch mehr mit, damit du ein bisschen Nächstenliebe zeigen kannst. Ohropax: Für Menschen, mit leichtem Schlaf (sehr hilfreich), für Musikjunkies, die länger gerne noch etwas von ihrem Gehör haben wollen (Konzert-Präventionsmaßnahme) und für Leute, die gerne bei redebedürftigen Mitmenschen abschalten (Verdrängungsmechanismus). Supersoaker: Für die Verteidigung des eigenen Platzes oder den Angriff des anderen Reviers. Oder als kühle Erfrischung an heißen Tagen. Zwiebeln: Genial zum Grillen, lecker zum Würzen und nicht wegzudenken bei Wespenstichen. Dinge, die unbedingt mit müssen achsen n katholisch aufgew Marcela in Brasilie charistieunterrich t als ich 10 war. Eucharistielehrer: ... Und deswegen es ist ganz wichtig, di zu taufen. Damit sie e Kinder von der Erbsünde erlöst werden. ich: Ja, aber das Ki nd kann vorher st erben. Er: Ja, deswegen ist es wichtig, dass m an die Taufe so früh w ie möglich macht. Ich: Aber es gibt au ch Kinder, die im Kr ankenhaus sterbe Er: Man kann auch n. gleich nach der Ge burt schnell einfac so mit ein bisschen h Wasser die Taufe se lber machen ... Dann macht man die später nochmal richtig. Ich: Und wenn das Kind trotzdem vo rher stirbt, komm Hölle? t es in die Er: ... Ich: ? Er: ... Ja! Mein schlimmste s christliches Kin dheitserlebnis Im Eu In anderen Gefilden … Vernetzen und Lernen bei der Konsultation für Gemeindegründung in Köln G leich nach dem Leitungskreistreffen im Februar sitz ich mit Hans und David im Auto in Richtung Münster, um weiter nach Essen zu fahren. Bei ganz lieben Freunden übernachtet und etwas erholt, fahre ich dann mit der Bahn von Essen nach Köln. Ich genieße die schöne Natur beim Rausschauen, während sich zwei Mädels an ihren High-tech-Handys spielend darüber entsetzen, wie man nur auf dem Land leben kann, das ginge gar nicht für sie. In Köln geht nach einem kurzen Zwischenstopp in der Jugendherberge das Konsultationstreffen für Gemeindegründung los. Freundlich begrüßen mich um die 20 Leiter von Organisationen, Werken und Denominationen aller Art aus Deutschland, um sich mit dem Thema Gemeindegründung, Mentoring und Gemeindewachstum zu beschäftigen. Einer meiner ersten Feststellungen: Alles Männer über 35, bis auf einen jungen Spund von der Calvary Chapel. Ach ja und eine Frau, die ihren Mann begleitet und die Finanzen und das Essen managt. Ich also, mal wieder, die einzige und junge Frau. Hab mich also sehr wohl gefühlt – vor allem am Montagabend beim kleinen Kölsch in der Bahnhofskneipe, was ich natürlich ausgegeben bekommen habe! Mich freut die Offenheit und das wirkliche Interesse den Jesus Freaks gegenüber und sie erinnern sich sogar sehr gern an ein Treffen, an dem Mirko Sander teilnahm. Martin Robinson aus England beginnt mit einem Überblick von 1900 bis heute, wie in Großbritannien die Kirche und Gemeinden Mission lebten und verstanden. Das ist durchaus mit Deutschland zu 32 vergleichen. Zusammengefasst: Gemeinde ist kein Gebäude. Es gibt keine Modelle oder bestimmte Programme, mit denen es funktioniert. Es gibt nicht die EINE Lösung und EINE Art von Gemeinde, sondern viele Formen, Strukturen, Initiativen und Ideen. Der Begriff „Fresh expressions“ wurde neu geprägt für neue Arten von Gemeinde. Europa ist sehr komplex in seiner Vielfalt. Und wir befinden uns zwischen zwei Paradigmen: Moderne und Postmoderne. In seinem Vortrag nennt Robinson einige Schlüssel-Elemente, die helfen können, um heute erfolgreich Gemeinde zu bauen: • Gute Informationen haben. Was passiert gerade in Kirche und Gesellschaft? • Beziehungen zwischen Leitern pflegen (früher: Wettbewerb) • Lerngruppen. Wir können und müssen voneinander lernen? • Kirchen sollen wieder in ihre Nachbarschaft, ihren Stadtteil, eingegliedert sein. • Die katholische Kirche sollte nicht weiter ignoriert werden, denn sie ist in ihren internationalen Beziehungen weiter als die evangelische Kirche. • Ausbildung auf hohem Niveau mit viel Praxis. • Jüngerschaft und geistliche Prägung. Wir waren gut darin, Menschen zu Jesus zu führen, aber in Menschen länger zu investieren, fehlte oft. • Leitern von ethnischen Gemeinden helfen (international churches). • Unsere Gesellschaft und Kultur um uns herum verändern „Kopf und nicht Schwanz sein!“, d.h. relevant sein mit Musik, Kunst ... Gerade dieser letztgenannte Punkt schlug bei mir innerlich Wellen … war das nicht schon immer unsere Freaks Vision? Eigentlich ist uns vieles davon bekannt, aber es tut gut, es zusammengefasst zu hören und neu darüber nachzudenken. Einiges leben wir Freaks sogar schon (Austausch der Leiter, Kultur verändern) bzw. einiges kommt an den Start (z.B. Leiterschulung), aber einiges ist auch ausbaufähig (Lerngruppen, Jüngerschaft). Um mal anhand dieser genannten Punkte eine knappe unvollständige Bestandsaufnahme für uns Jesus Freaks zu machen. Lass dich davon inspirieren! Am Dienstagmorgen gibt es einen Input mit Gebetszeit. Ein junge Mann spricht über Gesellschaftsstrukturen deren Veränderung und Vor- und Nachteile und stellt sie dem Leib Christi gegenüber. Die gesellschaftliche Entwicklung sieht über die Jahrhunderte betrachtet so aus: Großfamilien > Ständegesellschaften > Organisationen > Netzwerke Mich spricht das an, weil sich die Jesus-FreaksBewegung als Netzwerk organisiert. Netzwerke sind die Zukunft unserer Gesellschaft, man nimmt einen Teil raus und es bricht NICHT alles zusammen. Es ist eine Ordnungsform der Postmoderne. Netzwerke sind jedoch egoistisch, individualistisch und es fehlt die gegenseitige Verantwortung „Jeder stirbt sich selbst“. Ein Verein ist eine Organisationsform mit einem bestimmten Zweck, der sich verändern kann. Der Leib (Soma) Christi dagegen hat einen bestimmten festgelegten Zweck (Auftrag Jesu) und den kann man neu installieren, aber nicht gründen, d.h. ich gründe nicht Gemeinde, sondern bin Teil dessen und gebe anderen Raum darin zu sein. Die Gemeinde ist eine große Familie Gottes eine völlig andere Sozialform als andere. Wir sind die Stadt auf dem Berg. Der Prediger warnt noch vor einer heute bestehenden Gefahr: „Wir lassen uns alle stehen, aber sind uns egal. Wir müssen wieder Verantwortung füreinander übernehmen.“ Impressum Herausgeber: Jesus Freaks International e. V. Bereich Medien, Holländische Straße 270, 34127 Kassel, [[email protected]], www.jesusfreaks.de Redaktionsleitung: Bettina Kammer (V.i.S.d.P.), Dubliner Str. 1, 13349 Berlin, (030)45025203, [[email protected]] Redaktion: Marius Hollinger, Nils Neumann, Julia Pfläging, Ben R., Jocky Spörl Bildnachweis: Wenn nicht anders angegeben, sind die Bilder privat oder gemeinfrei. Willo-Fotos: Ben Gross. Homepage: http://jesusfreaks.de ››› Der Kranke Bote Facebook: http://redirec.de/bote Leserbriefe und Texte an: [[email protected]] Einsendeschluss für die nächste Ausgabe: 1.7.2012 Anzeigen-Service: Rainer Mick, Küsterland 3, 28259 Bremen, (0162)8452302, [[email protected]] Leser-Service: Julia Pfläging, Talsperrenweg 27, 42897 Remscheid, (02191) 5682354, [[email protected]] Bezugsbedingungen: Der Kranke Bote erscheint sechsmal im Jahr. Das Abonnement verlängert sich automatisch um ein Jahr, wenn es nicht bis zum 30.11.12 gekündigt wird. Das Abonnement endet außerdem, wenn eine Sendung wegen falscher Adresse zurück kommt. (Bei Umzug bitte rechtzeitig Bescheid sagen!) Nach dem ausgiebigen inhaltlichen Austausch ging es über zur Planung der „Trendwende“, die vom 6. bis 8. Juni 2013 in Stuttgart in Form eines Symposiums für Gemeindegründung stattfinden soll. Der Ablauf wurde überarbeitet und Ideen für Themen gesammelt (z.B. „Wenn Gemeindegründung wehtut“). Ziel der Konferenz „Trendwende“ ist es, eine noch viel größere Zahl von Leitern aus einem breiten Spektrum zusammen zu bringen, um sich gegenseitig zu inspirieren, das Thema Gemeindegründung und neue Formen von Gemeinde noch stärker auf breiter, überkonfessioneller Basis ins Gespräch zu bringen und die Bedeutung von neuen Gemeinden für die Mission und Evangelisation unseres Landes hervorzuheben. Auf diese Weise sollen gegenseitige Vorbehalte abgebaut werden, wunde Punkte zur Sprache kommen und vor allem eine größere Dynamik freigesetzt werden. Sie beten für mehr Gemeinden, damit mehr Menschen zu Christus finden. Erwarte werden etwa 150 Leiterinnen und Leiter aus einem möglichst breiten Spektrum. Das Treffen war für mich kurz gesagt sehr inspirierend und hat mir Mut und Hoffnung gegeben, dass es Gott ist, der SEIN Reich baut, obwohl wir vieles nicht sehen oder mitbekommen! Madlen (fast 30) aus Görlitz ist gerade total begeistert von Gottes Wirken in ihrem Leben! Mehr Infos: www.konsultation-gg.de Gestaltung: Bettina Kammer Menge Jahresabo 1 bis 4 15 € für 6 Ausgaben Versand Preis pro Exemplar 5,10 € 2,50 € 5 74,10 € 8,40 € 2,47 € 10 114,00 € 23,40 € 1,90 € Andere Stückzahlen liefern wir natürlich gerne. Die Versandkosten für EU-Länder betragen derzeit 16,20 € pro Exemplar im Jahr. Verbindliche Preise auf Anfrage. Ein Einzel-Abo mit Tasse kostet 29 € (inkl. Versand). Eine Tasse kostet 7 € (zzgl. 2,50 € Versand). Rabatt bei Mehrkauf! Geschenk-Abos (15 € zzgl. Versand) enden automatisch nach sechs Ausgaben. Bei der Bestellung bitte Liefer- und Rechnungsadresse angeben. Ein Sozial-Abo (11 € zzgl. Versand) erhält man gegen Vorlage eines Alg-II-Bescheides bzw. Nachweis der Privatinsolvenz. Finanziert werden soll dieses Angebot durch Spenden, z.B. 4 € zusätzlich zum normalen Abopreis. Spenden: Wer Geld spenden möchte, um JFI e.V. zu unterstützen, sollte Name und Adresse angeben, um eine Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt zu erhalten. Bank: JFI e. V., Ev. Kreditgenossenschaft EG, BLZ 520 604 10, Konto 3502295, IBAN: DE75520604100003502295 BIC: GENODEF1EK1 Der Kranke Bote wird auf Envirotop Recyclingpapier gedruckt. Impressum 33 n e h ac m h c fa Abschluss der Visionsreihe: Ein Vision ganz konkret träumen und leben D ies ist jetzt die achte und vorerst letzte Folge meiner Visionsserie für die JesusFreaks-Bewegung im Kranken Boten. Ich habe diese Artikel geschrieben, weil ich die Hoffnung hatte, dass dadurch der Fokus unsere Bewegung wieder mehr auf das Träumen gerichtet wird. Im Träumen waren wir immer stark. Nicht nur in Hamburg, überall in Deutschland. Gott hat die Träume der Jesus Freaks stetig erfüllt, teilweise sogar übertroffen. Meiner Meinung nach waren Visionen über viele Jahre unsere größte Stärke, hier konnte uns keiner so schnell etwas vormachen. Noch heute kann ich überall in Deutschland feststellen, dass Dinge, die wir schon vor Ewigkeiten gemacht haben, irgendwann im Leib Christi als große Errungenschaft gefeiert und in den Gemeindealltag übernommen wurden. Ich denke da zum Beispiel auch an vieles, was ich in der Emergent-Church-Bewegung sehe. Das sage ich ganz ohne Überheblichkeit oder falschem Stolz. Fakt ist: Leider ist uns diese Fähigkeit in den Jahren der Krise abhandengekommen, zumindest für die Bewegung als Ganzes gesprochen. Wir mussten über die Zeit den Fokus nach innen richten, auf die Strukturen, Werte, aber auch auf die Verletzten und Verwundeten. Andere Bewegungen haben uns sogar überholt. Sicher, es war in den Jahren der „Dürre“ wichtiger Dinge neu zu strukturieren, aus Fehlern zu lernen und stabile Pfeiler in den Boden zu hauen. Aber denkt ihr nicht auch, dass diese Zeit jetzt langsam vorbei sein sollte und wir wieder anfangen könnten mit Gott zu träumen? Ich hab vor vielen Jahren einmal ein Gespräch mit Mirko geführt, wo wir uns die Frage gestellt haben, was in der ersten Zeit mit uns anders war. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir damals nicht viel diskutiert, sondern einfach gemacht haben. Jemand hatte 34 Martin sein Wort eine Idee, es fanden sich umgehend ein paar Leute und das ganze wurde sofort umgesetzt. Natürlich kam dabei auch eine Menge Schrott raus, aber vieles von dem war genial, vom Heiligen Geist durchtränkt und hat funktioniert. Dieser Mut Dinge einfach zu machen, ist uns in der Krise verloren gegangen. Das ist auch verständlich, denn man hat plötzlich Angst Fehler zu machen, Menschen zu verletzen oder dass jemand ausbrennt. Aber wir können ihn wieder zurückbekommen, wir müssen es nur wollen. Ich denke, für die Vision unserer Bewegung braucht es eigentlich kein neues Treffen. Die Vision ist den meisten Jesus Freaks bereits ins Herz gebrannt. Ich saß vor Jahren auf einem Freakstock in Borgentreich einmal mit ein paar Leuten auf einer Bank und wir sprachen darüber, was Jesus Freaks für uns bedeutet. Ist es ein Lebensgefühl? Ein Gemeindekonzept? Eine Lebenseinstellung? Was auch immer wir für Antworten hatten, jeder merkte sofort, dass die Vision der Jesus Freaks sich unwiederbringlich in unseren Geist eingebrannt hatte. Jeder wusste, was gemeint war, auch wenn wir unterschiedliche Worte dafür benutzt haben. Vielleicht kann diese Serie dazu führen, dass sich jede Gruppe vor Gott trifft und neu anfängt über ihre konkrete Vision zu träumen. Vielleicht kann es auch passieren, dass wir ganze Willos, Freakstocks und sonst was für Treffen haben, wo es nur um das Thema geht. Das wir uns neu in Brand stecken lassen für den Auftrag, den Jesus uns gegeben hat und gemeinsam anfangen mutig Großes für Gott zu träumen. Martin Dreyer (47), Gründer der Jesus Freaks und Autor, lebt mit seiner Frau Rahel und seiner Tochter Zoe in Berlin. Bereits erschienen: Vision für Jesus Freaks (2/11), für Lobpreis (3/11), für Gottesdienste (4/11), für Predigten (5/11), für Gemeinden (6/11), für eine neue Jesus-Bewegung (1/12) und für deinen Ort (2/12). Gestaltung: Simeon Wetzel Foto: Kheel Center Cornell University Tödliche Sammelleidenschaft Praktische Hilfe in allen Lebenslagen von Dr. K. Bote Lieber Dr. K. Bote, in den 10 Geboten wird das Gebot „Du sollst nicht töten.“ (2.Mose 20,13) mit eingeschlossen. In 4. Mose 15, 32-36 gibt Gott den Befehl, einen Mann zu steinigen, weil er am Sabbat Holzstöcke gesammelt hat. Jetzt zu meiner Frage: Ich habe einen Nachbarn (den ich sowieso nicht leiden kann), der am Sabbat bzw. am Sonntag Pilze sammeln geht. Darf ich ihn jetzt schon steinigen oder muss ich erst warten, bis er mit gesammelten Holzstöcken ankommt? Dein Marius Inselius Lieber Marius, ich danke Dir für Dein Vertrauen. Du stehst mit Deiner Frage nicht alleine da; wohl jeder Bibelleser ist schon über zweideutige Sachverhalte gestolpert. Allerdings wird heute ein bisschen anders mit solchen Gesetzesübertretungen umgegangen. Der Mann wird bitte! nicht gesteinigt, egal ob er mit Pilzen, Stöcken, Beeren oder Bären aus dem Wald kommt. Die deutsche Gesetzgebung reagiert bei Tötungen (egal, welchen guten Zweck du damit verfolgst) sehr unentspannt. Anstelle des guten Zwecks könntest Du jedoch den Mann verfolgen. Verfolge ihn zum Beispiel mit Anrufen, E-Mails, Besuchen, bei denen Du ihm die Bibelstellen, sein sündiges Verhalten und Gottes Antworten darauf präsentierst. Achte dabei bitte darauf, nicht handgreiflich zu werden. Irgendwann wird der Nachbar entweder sein Verhalten ändern – oder den Wohnort. Ich hoffe, ich konnte Dir damit helfen! Dein K. Bote Beziehungsweise Rezension: „Plans within Plans“ M ike Herrera ist mit Mitte 30 inzwischen auch nicht mehr der Jüngste. Aber der Bassist und Kopf von MxPx probiert auch gar nicht erst, den Berufsjugendlichen raushängen zu lassen, obwohl er sich freilich ganz gut gehalten hat. Daher klingt die neue CD der Band aus Bremerton zwar reifer als die Vorgänger, hat aber trotzdem immer noch richtig viel Schmackes. „Plans within Plans“ heißt die Platte, deren Reife sich nicht nur im Sound, sondern natürlich auch in den Texten abzeichnet. Es geht um das Leben, um den Umgang mit Rückschlägen, um Zukunftsträume und – na klar! – um Beziehungen. „If you push yourself away from everyone you know, how do you expect relationships to grow?“ Mit dieser Frage beginnt das Album, als wäre sie gewissermaßen das Leitmotiv für alles Folgende. Über Beziehungen hat Mike einiges zu sagen, und seine Statements zeugen von Tiefe beziehungsweise Lebenserfahrung. Beziehungsweisheiten: Über das Glück des unverdient Geliebten („Lucky Guy“), über Treue und Schmerz („Cast Down My Heart“), über die Verwundbarkeit dessen, der sein Herz verschenkt („When it Comes to You“). Hört euch diese Scheibe mal an! Das macht euch Spaß. Und vielleicht ein bisschen beziehungsweise. Ohne dass ihr dabei Gefahr lauft, übertrieben zu altern. Nils Neumann MxPx Meilensteine: Pokinatcha (1994) Slowly Going the Way of the Buffalo (1998) Secret Weapon (2007) Plans within Plans (2012) Dr. K. Bote/Musik 35 Bond auf neuen Wegen Auslese. Kurzgeschichte S ämtliche Namen von lebenden oder erfundenen Personen sind frei erfunden. Das muss ich betonen, weil das Leben manchmal derart abstruse Geschichten schreibt, dass es fast schon normal erscheint, anschließend sich selbst in einer solchen wieder zu finden. Der als James Bond oder 007 bekannte Agent ihrer Majestät hat den Dienst quittiert. Eines Morgens hat er seine Kündigungspapiere fertig gemacht und seine Londoner Wohnung nur mit einem kleinen Koffer verlassen. Das ist keinem besonders aufgefallen, denn so hat er viele Arbeitstage angefangen. Auf dem Weg zum Autobahnzubringer hat er den an M adressierten Umschlag in einen Briefkasten geworfen. Bei Dover hat er mit blutendem Herzen seinen geliebten Aston Martin zerschossen und von den Klippen gestürzt, um seine Spuren zu verwischen. An Englands Südküste ist die Gezeitenströmung sehr stark, sodass in dem Wrack keine Leiche zu finden sein würde. Dann ist er mit dem Eurotunnelexpress aufs Festland gekommen und nach Zwischenstationen in Antwerpen und Recklinghausen in die bis dahin freie Wohnung hier im Haus eingezogen. Er hat „Peter S. Livländer“ aufs Klingelschild geschrieben, denn schließlich wollte er ja mit den Damen und Herren vom MI6 (und sämtlichen Konkurrenzunternehmen) nichts mehr zu schaffen haben. Weil es an diesem denkwürdigen Tag schon zu spät war zum Einkaufen und er keine Lust hatte auf Pizzataxi, habe ich meinen neuen Nachbarn zum Essen eingeladen. Natürlich war mir nicht klar, mit wem ich es zu tun hatte! Doch seit ich das alles begriffen habe, ist es mir unmöglich, weiter „Peter“ zu ihm zu sagen. Seit genau acht Tagen hat er bei mir nur noch einen Namen: Bond. Aber zurück zum Anfang. 36 Auslese Im Laufe der nächsten Wochen trafen wir uns regelmäßig; zuerst half ich ihm, sich in der Stadt zurecht zu finden, dann reparierte er mein Auto. Dabei ergab es sich schnell, dass wir uns das Du anboten. Wir gingen aus oder kochten zusammen und er erzählte immer mal wieder von seinen glücklosen Versuchen, eine Arbeitsstelle zu finden, oder, wenn er dann eine gefunden hatte, sich in die Firmenprozesse einzufügen und länger als einen Monat zu bleiben. Wir wurden so etwas wie Freunde, wenn man außen vor lässt, dass wir nicht viel voneinander wussten. Ich ging davon aus, dass er einfach nicht zu der Sorte Mensch gehörte, die gleich als erstes das ganze Leben vor ihren neuen Bekannten ausbreiteten. Wie richtig ich damit lag, war mir allerdings nicht bewusst. An einem dieser gemeinsamen Abende fing er irgendwann an zu erzählen. Dass er lange in London gewohnt und einen unglaublich stressigen Beruf gehabt habe. Ahnungslos fragte ich, was er denn gearbeitet habe. Eigentlich war es komisch, erst so spät diese alltäglichen Dinge anzusprechen, aber wir hatten vorher genug andere Themen gehabt. „Schwierig zu beschreiben“, sagte er, „ich bin für einen britischen Konzern um die ganze Welt gedüst und habe Aufträge erledigt.“ „Ach, sagte ich, so eine Art Auslandsvertreter?“ „Ja“, sagte er, „und gar nicht mal schlecht bezahlt. Aber insgesamt habe ich zu viel investiert. Mein Einsatz war zu hoch.“ Hatte er sich ein Magengeschwür eingehandelt? „Und was hast du für die Zukunft vor?“ „Weiß ich noch nicht. Ich hab ein bisschen gespart und wollte mir endlich mal Zeit lassen bei etwas, das ich tue. Es ist allerdings schon frustrierend, dass ich offenbar in keiner Firma Fuß fassen kann. Bin ich vielleicht zu blöd?“ Das ließ ich unkommentiert. „In welche Richtung soll’s denn gehen?“ „Weiß noch nicht, wiederholte er. Jedenfalls etwas, wobei ich nicht ständig fliegen muss und so. Das ist zu Anfang ganz nett, aber mit der Zeit wird man so …“ Er dachte nach, aber ihm kam kein passendes Wort in den Sinn. Durch die vielen Aufenthalte in nicht deutschsprachigen Teilen der Welt waren ihm einige Vokabeln abhanden gekommen. „Heimatlos?“ „Ja“, nickte er, „und es wird auch immer schwieriger, sich in der Zeit zurecht zu finden. Früher, als ich noch jünger war, hatte ich damit kaum Probleme. Welcher Tag ist heute, in welchem Monat? Welche Jahreszeit wäre jetzt zuhause? Vom Jetlag mal gar nicht zu reden. Aber ich hatte sowieso katastrophale Arbeitszeiten.“ „Ich habe neulich einen guten Eignungstest im Internet gefunden, der dir einen Job genau auf deine Wünsche und Fähigkeiten zugeschnitten aussuchen kann. Soll ich dir den Link aufschreiben?“ „Och“, machte er unentschlossen und sagte schließlich: „Wir können das Ding auch zusammen ausfüllen, wenn du Bock hast. Ist bestimmt lustig.“ Der Test begann ganz harmlos mit einigen Fragen zur Person und den Hobbys. Während ich zuschaute, wie sich die Felder füllten, erfuhr ich, dass er vor etwas mehr als 36 Jahren als Peter Sven Livländer in Coburg geboren worden war. Bond, den ich da noch Peter nannte, gab an, dass er gerne Sport mache und eine Schwäche für schnelle Autos habe. Dann kamen die übrigen Qualifikationen. In der Liste sammelten sich zu meinem Erstaunen nach und nach Fremdsprachenkenntnisse für fast jeden Winkel der Erde, sämtliche Fahrerlaubnisse mit Ausnahme des Gabelstaplerscheins und eine umfassende Bildung in so ziemlich jedem Bereich der Naturwissenschaften sowie diversen Fachgebieten, von denen mir zum Teil nicht einmal klar war, was man damit anstellte. Wow, dachte ich dennoch, entweder ist er ein Genie – oder ein genialer Hochstapler. Ins Feld „Besondere Fertigkeiten“ schrieb er, dass er geübt sei im Umgang mit jeder gängigen Waffe, löschte es aber direkt wieder weg, daher hielt ich das für einen Scherz. Bestimmt mochte er solche Große-Jungs-Kriegsspiele am Computer. Nach Eingabe aller Daten fing das Programm an zu arbeiten. Der Ladebalken wurde immer länger und Peter lachte, dass er offenbar zu allem in der Lage, aber zu nichts zu gebrauchen sei. Der Berufsberater in der Realschule habe eine ähnliche Einschätzung abgegeben und eine Ausbildung zum Industriekaufmann empfohlen, denn das sei ein solider Beruf und man finde immer eine Stelle. „Und“, fragte ich, „bist du Industriekaufmann geworden?“ Er lachte noch mehr. „Seh ich so aus?“, gab er meine Frage zurück. Nein, das tat er nicht. Man hat ja so gewisse Vorurteile, wie Angehörige bestimmter Berufsgruppen aussehen. Zwar war er von unscheinbarem Äußeren, so wie ich mir auch Industriekaufleute vorstellte. Aber die waren nicht so muskulös – und sprachen kein Lingala. Mir blieb keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken, denn in diesem Augenblick gab der Rechner mit einem „pling“ bekannt, dass der Arbeitsvorgang abgeschlossen sei und wir schauten auf die Ergebnisse. „Was ist denn das für ein Quatsch?“, fragte er stirnrunzelnd. Das fragte ich mich allerdings auch. Nach Meinung des Tests standen meinem Nachbarn folgende Berufe zur Auswahl: » Auslandsvertretung führender Wirtschaftsunternehmen, » Karriere machen bei Bundeswehrspezialeinheiten, » Geheimagent. Letzteres war das absurdeste Berufsbild, von dem ich je gehört hatte. „Geheimagent ist bestimmt ein dreijähriger Ausbildungsgang im dualen Schulsystem“, fantasierte ich. „Da bist du drei Tage pro Woche beim BND und zwei Tage in der Schule, um das ganze Hintergrundwissen einzupauken. Und deinen überbetrieblichen Lehrgang kannst du wahlweise beim Mossad, beim KGB oder der CIA machen. Echt seltsam, dieser Test. Bei mir hat er besser geklappt. Vor allem war er realistischer.“ „Warum? Was waren denn deine Ergebnisse?“ „Dass ich es mal mit einer Lektorentätigkeit probieren solle oder vielleicht als Texter in die Werbebranche gehen. Das habe ich getan und bin zufrieden mit meinem Job. Allerdings habe ich auch nicht eingegeben, dass ich Hubschrauber fliegen und mit Dynamit umgehen könnte.“ „Es ist aber so, und am Anfang hat in dem Test gestanden, dass man im eigenen Interesse ehrliche Angaben machen soll.“ „Na ja, aber die Ergebnisse sind ja schon mal was. Da du sicher nicht Geheimagent werden willst und schon als Auslandsvertretung führender Wirtschaftsunternehmen gearbeitet hast, könntest du dir vorstellen, Karriere zu machen bei Bundeswehrspezialeinheiten?“ „Nee. Ich wollte ja einen Beruf ohne Stress haben.“ Tja, da war was dran: Er würde sich erst durch die Grundausbildungen kämpfen müssen, was kein Sonntagsspaziergang werden würde. Selbst für einen Alleskönner wie ihn. „Weißt du was“, sagte ich, nachdem ich eine Weile überlegt hatte, „wir machen den Test einfach noch mal. Und du lässt ein paar Sachen weg. Die Ehrlichkeit im eigenen Interesse übersehen wir einfach. Da kommt bestimmt was Brauchbares raus, denn der Test ist eigentlich wirklich gut.“ Meine Idee hingegen war nicht besonders gut. Wir füllten die Fragebögen in zunehmend gereizter Stimmung aus und schließlich, beim siebten Versuch, blieben nur die Führerscheine und seine Freude an Bewegung an der frischen Luft übrig. Das Ergebnis war entsprechend. Auslese 37 „Garten- und Landschaftsbauer? Willst du mich verarschen?“, fuhr er mich an. Ich war etwas eingeschüchtert. „Aber was ist denn daran verkehrt?“, wagte ich zu fragen, „die Arbeit ist vergleichsweise stressfrei und wird trotzdem nicht langweilig.“ Vor allem war mein Argument verkehrt, denn jetzt drehte er durch. „Was daran verkehrt ist, fragst du? Verkehrt ist, dass ich nicht jeden Tag im Dreck wühlen will, bis ich vielleicht ‘ne alte Münze von anno Tuck finde, das ist daran verkehrt!“ Er sprang vom Sofa auf und rannte wie aufgezogen im Zimmer hin und her. „Was glaubst du eigentlich, warum ich siebzehn Mordversuche, drei gelegte Brände und zwei Bombenattentate auf Gebäude, in denen ich mich aufhielt, x Verfolgungsjagden und einen Flugzeugabsturz überlebt habe?!? Nur, um bis zur Rente völlig überqualifiziert Trecker zu fahren und Bäume einzupflanzen? Hast du sie nicht mehr alle?!“ Mir blieb keine Zeit, etwas zu antworten, denn er nahm mich nicht mehr wahr. „Wofür bin ich ausgestiegen, wofür habe ich mein geiles Luxusleben aufgegeben, wofür habe ich die beste Chefin der Welt derart vor den Kopf gestoßen, als ich gekündigt habe? Wofür habe ich mein Auto verschrottet und in den hässlichsten Löchern gewohnt, bloß um die Bluthunde vom MI6 abzuschütteln? Wofür der ganze Scheiß?“ Ich schätze, dass meine Augen immer größer geworden waren, je weiter er seine frühere Identität preis gab. Und das war der Moment, an dem mir der Name „Peter“ einfach nicht mehr über die Lippen wollte. Ich sagte: „Du, Bond, kannst du mir vielleicht verzeihen, dass ich noch nicht alles über dich weiß und deswegen manchmal einen Fehler mache?“ Er fuhr zusammen. „Was hast du da gerade zu mir gesagt?“ „Ob du mir verzeihen kannst, dass ich noch nicht alles über dich weiß und deswegen manchmal einen Fehler mache“, wiederholte ich. „Nein, davor!“ Der plötzliche Umschwung war mir unheimlich. „Davor habe ich nichts gesagt, denn davor hast du dich aufgeregt“, flüsterte ich mit zitternder Stimme. Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Nein. Wie hast du mich angesprochen?“ Au weia. Was würde jetzt passieren? War es ratsam gewesen, sich mit so einem Typen anzulegen? Ich hatte doch eben noch erfahren, dass er ungefähr fünf Kampfsportarten beherrschte! Wahrscheinlich war es nicht ratsam gewesen – doch jetzt war es zu spät. „Ich, äh“, stammelte ich, „ich hab Bond zu dir gesagt … das war so eine Idee, aber sollte ich das besser lassen?“ Die Luft ausstoßend kam er zurück zum Sofa und ließ sich aufs Polster fallen. 38 Auslese Je mehr ich sagte, desto schlimmer wurde alles. Aber ich konnte meine Klappe nicht halten. „Es war ja bloß, weil der James Bond ja auch Geheimagent ist und den ganzen Krempel kann mit Fallschirmspringen und Lingala reden und so… und da dachte ich, dass es vielleicht …“ Ich warf ihm einen prüfenden Blick zu und verstummte nun doch. Unvermittelt sah er viel älter und völlig fertig aus. „Da dachtest du, dass es vielleicht was?“, fragte er müde. „Dass es lustig wäre“, murmelte ich. „Na ja“, sagte er und räusperte sich, „lustig ist schon ein bisschen anders. Das hier ist der absolute GAU für mich, kannst du das verstehen? Ich bin aus dem Geheimdienst ausgeschieden und war drauf angewiesen, dass meine Tarnung funktioniert und jetzt sitz ich hier auf deinem Sofa und du weißt viel zu viel. Aber irgendwie hast du Glück, dass ich es wirklich satt habe, immer zu jagen oder gejagt zu werden, denn sonst, wenn ich noch im Geschäft wäre, würde ich dich jetzt umlegen.“ Ups, dachte ich. Gleich holt er ne Knarre hervor, schraubt den Schalldämpfer auf und ballert mich eiskalt um. Und niemand wird je rauskriegen, was bzw. wer mir widerfahren ist. Doch er war noch nicht fertig. „So müssen wir das jetzt anders hinkriegen.“ „Was meinst du damit?“, fragte ich unkonzentriert. „Ich muss dich bitten, den heutigen Abend zu verschweigen und am besten zu vergessen. Niemand darf erfahren, was hier und heute passiert ist. Niemand darf wissen, was du seit heute über mich weißt. Wenn es nämlich doch jemand erfährt, werde ich zum Gejagten. Nicht nur die Briten werden mich hetzen, sondern auch alle übrigen Geheimdienste, mit denen ich irgendwann mal so oder so zu tun gehabt habe. Jeder vermutet, dass ich mein Wissen den anderen verkaufen könnte. Und das darf natürlich nicht sein. Oder sie haben noch eine Rechnung mit mir offen. In Prinzip bin ich also ein toter Mann.“ „Scheiße.“ Er nickte, „so sieht’s aus.“ Wir schwiegen lange und hingen unseren verschiedenen Gedanken nach. Schließlich sagte ich: „Wenn ich nun schon so gut wie alles von dir weiß … sagst du mir vielleicht auch noch deinen richtigen Namen? Peter Sven Livländer ist es dann ja wohl nicht, oder?“ „Nein. Geboren bin ich in Hamburg als Jan Borg, als einziger Sohn einer Britin und eines Deutschen. Dieser Sohn wurde im GeheimagentenTrainingslager der königlichen Luftwaffe zu „James Bond“. Dem Ausbilder war es zu einfallslos, vor allem wegen den Initialen, und ich musste mir noch eine andere Vita ausdenken. Aber ich bin dann zu James Bond zurück gekehrt, als der andere einen tödlichen Unfall gehabt hatte.“ Wie konnte er einen tödlichen Unfall gehabt haben und jetzt quicklebendig auf meinem Sofa sitzen? Er hatte die Frage in meinen Augen erkannt. „Du kannst einen tödlichen Unfall haben, wenn ein Auftrag in die Hose geht. Entweder stirbst du wirklich oder du verschwindest nur gründlich von der Bildfläche. Dann brauchst du aber eine neue Identität, und am besten eine, die schon ein paar Leute kennen, damit du nicht ganz vorne anfangen musst. Also war ich wieder James Bond.“ Das war zu abstrakt. James Bond war doch eine Romanfigur, erfunden von einem gewissen Ian Fleming … also gab es diesen James Bond nicht wirklich! Ich starrte ihn an. „Das mit dem Identitätstod erklär ich dir später mal, versprochen. Aber ich bin es echt. Ich bin Bond. James Bond“, betonte er auf seine ganz eigene Art, genau wie im Film. Das war mein Stichwort: „Ja, aber … die Filme! Wieso gibt es Filme über dich, wenn es dich doch gibt?“ Er hob die Schultern. „Weil ich der Beste war. Von Münchhausen und Napoleon gibt es auch Filme. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie schon tot sind. Aber das kann eine Sache von Sekunden sein.“ „Und …“, ich zögerte. Konnte ich es mir nach den ganzen falschen Fragen zum falschen Thema leisten, weitere falsche Fragen hinzuzufügen? „Was gibt’s, und?“ „Vielleicht geht’s mich ja nix an, dann kannst du einfach sagen, dass es mich nix angeht. Aber ich wüsste jetzt doch mal gerne, warum du der Beste warst. Warum bist du ausgestiegen? War das nicht viel riskanter als im Business drin zu bleiben?“ „Du stellst die richtigen Fragen, Kompliment“, grinste er. „Du hättest vielleicht nicht als Texter in die Werbebranche gehen sollen, sondern Krimis schreiben oder andere verrückte Geschichten. Natürlich ist es riskanter, auszusteigen. Man ändert sein Tempo, seine Gewohnheiten, sein Lebensumfeld. Alles. Das ist saugefährlich. Aber – ganz ehrlich – ich bin ein Mensch. Und dieses Business, wie du es so schön genannt hast, ist nicht menschenwürdig. Es ist der reine Überlebenskampf. Töten oder selber auf der Strecke bleiben. Mehr nicht. Und darauf hatte ich eines Morgens einfach keinen Bock mehr. Ich dachte, es muss da noch mehr geben im Leben des Mannes, der mal Jan Borg hieß.“ „Und, gibt es mehr im Leben des Jan Borg? Oder bereust du deinen Ausstieg?“ „Nein“, sagte er und lachte jetzt richtig, „denn das wäre unprofessionell.“ „Du warst im Kino?“, prustete ich heraus, „du hast dir deinen eigenen Film angeguckt?!“ „Ja, ich wollte doch mal sehen, was die Leute sich über mich ausgedacht haben. Gar nicht so übel, wenn man davon absieht, dass Bregenz keinen Flughafen hat.“ „Oder dass man in Sibirien, wenn es schneit, Atemwolken vor dem Mund hat“, sagte ich kichernd. „Das ist dir aufgefallen? Du bist wirklich gut drauf“, lachte er. „Hemdenzipfel links und rechts vertauscht, Zweiteiler, Dreiteiler, anthrazitfarbener oder silberner Aston Martin, und so weiter. Aber insgesamt ist der Film doch schick, oder?“ „Hast du auch „Casino Royal“ angeguckt?“ Er nickte und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Die Folterszene war echt fies, das tat beim Hingucken weh.“ Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, ob diese Szene auf Tatsachen basierte. Nein, danach würde ich nicht fragen. Ich lenkte mich ab, indem ich sagte: „Dann musst du dir jetzt aber einen neuen Satz angewöhnen, fürchte ich. Nämlich auf die Frage, „Ist das ein Freund von Ihnen“ kannst du nicht mehr „Ich habe keine Freunde“ antworten.“ „Das stimmt“, sagte er versonnen. „Schätze mal, jetzt, da du das alles von mir weißt, bleibt mir nur eine einzige Überlebensmöglichkeit, nämlich mich sofort sehr stark mit dir anzufreunden und den Rest meines Lebens in deiner Nähe zu verbringen. Ich bin dir ausgeliefert.“ Da wir ohnehin Filme zitierten, konterte ich lachend: „Sehe ich aus, als ob mir das etwas ausmachen würde?“ „Nein.“ Er sah mich ernst an. „Weder geschüttelt noch gerührt.“ Julia Pfläging Auslese 39 Predigt- und Seminardienst Beratung in ethischen Fragen, Seelsorge und Mentoring… Vermittlung von biblischen, theologischen und historischen Inhalten Manuel Raisch Seite 1 VERANSTALTER : Saxstock e.V. / Zachengrundring 18 / 01328 Dresden / www.saxstock.de / Design : jonathanschoeps.com 18:10 Uhr FRAUENHAIN / INSEL 08.12.2010 13. — 15. Juli 2012 Anzeige 63 x 187 Organisation und Management von Projekten, Gemeindeaufbau und -gründung, Evangelisation Reutsachsen 36 97993 Creglingen Mobil: 0170-7253637 [email protected] www.cometothecross.de.vu/ –Wir schaffen Arbeitsplätze. www.adoro-drums.de