Testbericht RollerSzene

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Testbericht RollerSzene
■ Probefahrt Emco Nova R 2000
Technische Daten
Führerscheinklasse: AM
Motor: bürstenloser Radnabenmotor
Leistung: 2 kW (2,7 PS)
Drehmoment: k.A.
Leergewicht: 91 kg
(mit zwei Akkus 110 kg)
Akku: Lithium-Ionen, 48V / 28Ah (bis
zu zwei, einer serienmäßig mitgeliefert)
Reifen v/h: 3,5“-10
Bremse v/h: Einzelscheibe / Trommel
Höchstgeschwindigkeit: 45
(als Mofa 25) km/h
Sitzhöhe: 760 mm
Preis inkl. NK: 3649 Euro
(mit 1 Akku, Zusatzakku 890 Euro)
www.emco-elektroroller.de
Ausstattung:
LS2, Büse, Polo
Auf den ersten Blick könnte man Emcos
Mokick-Elektroroller Nova glatt für einen Italo-Veteranen halten.
Dabei lässt er sich sogar mit dem Smartphone bedienen. RollerSzene
probierte aus, wie sich die Technik des 21. Jahrhunderts im Kleid der 60er fährt.
Nicht von Gestern
Text: Matthias Oelkrug
Fotos: Moritz Schwertner
D
er Nova ist die Retro-Versuchung im Sortiment der
emsländischen
Elektroroller-Schmiede Emco. Die geschwungenen Linien, die ausladenden Hinterbacken, die Kaskade am Beinschild
und der verkleidete Lenker – all das
sah an den Italo-Rollern der „Roaring
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Roller Szene
Mai/Juni 2015
Sixties“ nicht sonderlich anders aus.
Selbst an die gummierten Trittleisten
auf dem Boden-„blech“ haben die Designer gedacht.
Blech ist an diesem Roller allerdings
nicht verbaut, Gewicht und Korrosionsschutz zuliebe besteht die Außenhülle
komplett aus durchgefärbtem, nicht
lackiertem Kunststoff. Und natürlich
treibt ihn kein knatternder Zweitakter
mit Handschaltung an, sondern ein in
die Hinterradnabe integrierter Elektromotor mit 2,7 PS.
Der setzt den Roller,
elektro-typisch, souverän
in Bewegung. Gerade in
der Mokick-Klasse ist Gold
wert, dass ein Stromer nicht
erst auf Drehzahl kommen
muss, um Schub zu entwickeln. Verglichen mit dem Anzug eines Viertakt-Automatik-Verbrenners mit 50 Kubik be-
schleunigt der Nova geradezu brachial.
Auch (unfrisierten) Zweitakt-Veteranen
Unfrisierten 50er Rollern mit
Verbrennungsmotor zeigt der
Emco deutlich das Rücklicht
mit Handschaltung zeigt er noch deutlich das LED-Rücklicht. Die erlaubten 45
km/h erreicht er auch auf Steigungen.
Nur fürs Handgepäck: Staufach in
der Seitenbacke. Größere Gepäckstücke müssen auf den Träger
Stilmix: Eine gezogene Kurzschwinge führt das Vorderrad, gebremst
wird aber modern per Scheibe
Die Höchstgeschwindigkeit lässt sich
auch mit Emcos Smartphone-App nicht
auf Knopfdruck freigeben. Technisch
wäre es möglich, aber das liebe Gesetz...
Was sich wählen lässt, sobald man Motorsteuerung und Android-Smartphone
(eine Version fürs iPhone ist in der Entwicklung) per WLAN verbunden hat, sind vier Fahrmodi, zwischen „Eco“
für maximale Reichweite bei stark eingebremstem Spurtvermögen und
„Wheely“ – dann wird alles, was die Batterie auf Lager hat, zum Hinterrad geschickt. Als
Standard ist der drittstärkste Modus
„Power“ eingestellt. Außerdem zeigt
die App Strom-, Spannungs- und Leistungsstand, verbleibende Reichweite,
Durchschnittsgeschwindigkeit, Tagesund Gesamtkilometer. Der Roller fährt
auch ohne Smartphone, doch dann
muss man sich mit dem voreingestellten Fahrmodus und der Anzeige von
Tacho, Ladestand und Kilometerzähler
im LCD-Kombigerät begnügen.
In Sachen Fahrwerk und Bremsen
hat sich seit der Zeit seiner Style-Vorbilder zum Glück einiges getan. Trotz
der Zehn-Zoll-Rädchen ist der Emco
neutral und stabil unterwegs. Auf Holperstrecken bockt konstruktionsbedingt das Hinterrad, das mit dem Nabenmotor viel ungefedertes Gewicht
zu bändigen hat. Ansonsten geht der
Federungskomfort in Ordnung. Vorn
sorgt eine Scheibenbremse für gut dosierbare, ausreichend starke Verzöge-
rung. Die Trommelbremse hinten hat
eher unterstützende Funktion.
Serienmäßig kommt der Nova mit
einem 28-Amperestunden-Akku, der
im Power-Modus für City-taugliche
50 Kilometer Reichweite gut ist. Platz
und Anschlüsse für einen zweiten Akku
sind unter der Sitzbank vorbereitet. Der
verdoppelt die Reichweite, kostet aber
knapp 900 Euro Aufpreis und Stauraum
im Format einer kleinen Laptop-Tasche.
Praktisch: Wer keinen Stromanschluss
am Abstellplatz hat, kann die Akkus
Für Garagenparker: Ladebuchse am
Roller. Die Akkus lassen sich aber
auch zum Laden entnehmen
Fazit
Mehr Sixties-Style mit Elektro-Antrieb, Rostschutz und problemloser Alltagsqualität geht nicht. Die Smartphone-Anbindung gefällt mit nützlichen
Zusatz-Infos. Dieser Roller wird Liebhaber finden, und die werden konzeptbedingte Abstriche bei Stauraum und Federungskomfort verkraften.
mit einem Klick entnehmen und am
Tragegriff zum Laden mit in die Wohnung nehmen.
Stauraum gibt’s „wie früher“: Der
Platz unter dem Sitz gehört hauptsächlich dem „Tank“ (hier: den Akkus).
Dafür gibt es ein kleines Fach in der
Seitenbacke und einen Stahlrohr-Gepäckträger. Und mit der Kombination
von Taschenhaken und flachem Durchstieg passt auch mal eine größere Tasche zwischen des Fahrers Füße.
Elektronews
IO Scooters
Händler gesucht
Mit iO Scooters aus Österreich betritt ein neuer Hersteller den Markt
der Elektro-Roller in Deutschland.
Das Unternehmen mit der Zentrale in
Brunn am Gebirge ist in seinem Heimatland mit einem Marktanteil von 50
Prozent Marktführer bei den E-Scootern. Im Angebot sind sechs Modelle,
vom Cityflitzer bis zum Reisesofa, mit
Mokick- und Leichtkraftrad-Zulassung
und bis zu 120 Kilometern Reichweite
sowie ein zulassungsfreies 25-km/hPedelec. Auch die belgische Polizei
und die österreichische Post sind laut
Gründer und Chefkonstrukteur Bernd
Kraemmer bereits mit iO-Rollern unterwegs. 40 Mitarbeiter produzieren
derzeit 2500 Zweiräder pro Jahr. 80
Prozent davon werden exportiert – vor
allem nach Italien, Deutschland und in
die Schweiz.„Wir können weiter wachsen“, sagt Kraemmer. „Die Produktion
von iO ist auf 15 000 Stück pro Jahr
ausgelegt.“
Qualifizierte Fahrzeughändler sind
aus der Sicht von iO Scooter die bevorzugten Partner für die Zusammenarbeit. „Vor allem Autohändler sind oft
auf der Suche nach einer passenden
Abrundung oder Ergänzung für ihr
Sortiment. Elektrische Mobilität von
iO Scooter könnte für sie das sein, was
sie suchen“, sagt Kraemmer. Bislang
gibt es erst zwei Händler in Deutschland. Das soll sich ändern.
www.io-scooter.com
Infrastruktur-Forschung bei BMW
Vernetztes Laden
Den „breiten Durchbruch der Elektromobilität in Deutschland“ erwartet
zumindest BMW – vorausgesetzt, das
Stromnetz kann die durch Massen von
E-Fahrzeugen entstehende Last aufnehmen. Immerhin lädt ein einzelnes
Elektrofahrzeug je nach Spezifikation
mit bis zu 7,4 Kilowatt.
Im Forschungsprojekt „Gesteuertes
Laden 3.0“ haben BMW, Vattenfall,
EWE, Clean Energy Sourcing, Fraunhofer sowie die TUs Chemnitz und
Ilmenau im Technologie- und Innovationspark Berlin (TIB) eine Ladeinfrastruktur mit zehn Ladepunkten
aufgebaut. Testfahrer setzen zehn von
BMW zur Verfügung gestellte Elektro-Autos im Alltagsbetrieb ein und
laden sie auf einem Parkplatz am TIB.
An einen sogenannten EV-Pool wird
die vom Nutzer im Fahrzeug oder einer
App eingestellte geplante Abfahrtszeit
inklusive des gewünschten Ladestands
der Batterie erfasst und mit dem Ist-Zustand aller dem Pool angeschlossenen
Fahrzeuge abgeglichen. Daraus lässt
sich ein Ladeplan für alle Fahrzeuge
erarbeiten, der das Netz nicht über
Gebühr belastet.
www.bmwgroup.com
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