Models über 50 Jahre - Hessisches Ministerium für Soziales und

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Models über 50 Jahre - Hessisches Ministerium für Soziales und
h e s s i s c h e
seniorenblätter
Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (Hrsg.)
Ausgabe 115 / September 2014
Gesichter der „Generation Kaufkraft“
Models über 50 Jahre
2
Inhalt
Titel
„Best Ager“–
Modelagenturen
liegen voll im Trend
Seiten 3 – 7
Demenz-Früherkennung
Die Demenz
früh bekämpfen
Seiten 8 – 10
Pflegende Angehörige
Die sorgende
Gemeinschaft stärken
Seiten 11 – 12
Gesundheitsversorgung
Dem Strukturwandel im
Gesundheitswesen und in
der Pflege gerecht werden
Seiten 13 – 14
Leitfaden Vorsorge
Rechtzeitig vorsorgen
Seite 15
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
in der Politik, im Gesundheitswesen oder in der
Wirtschaft ist der demografische Wandel längst
ein Thema bei allen Planungen. Aber auch an
der Unterhaltungs-, Mode- und Werbeindustrie
ist der Trend einer älter werdenden Gesellschaft
nicht vorbei gegangen. Die Zeiten, in denen
Stefan Grüttner
alles auf die Jugend ausgerichtet war, sind vorbei. Rund ein Drittel der Menschen, die in Hessen leben, sind älter als
50 Jahre. Zwar werden die Älteren noch nicht in gleichem Umfang in
Zeitschriften oder in der Werbung dargestellt, aber auch hier ist eine
Entwicklung erkennbar. Modelagenturen, die Männer und Frauen über
50 Jahre vermitteln, haben sich mittlerweile auf dem Markt etabliert.
Mit ihnen befasst sich die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe der
Hessischen Seniorenblätter.
In unserem zweiten Artikel geht es um ein bundesweit wegweisendes
Projekt des Gesundheitsnetzes Frankfurt und der Caritas zur Früherkennung von Demenz. Ziel ist es, die Erkrankung frühzeitig bei den
Betroffenen zu diagnostizieren, um sie abwenden oder zumindest
abmildern zu können. Ebenso befassen sich die Hessischen Seniorenblätter mit dem Modellprojekt „getup Hessen“, das innovative Ideen
zur Unterstützung von Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen
fördert.
Impressum
Herausgeber:
Hessisches Ministerium für
Soziales und Integration
Dostojewskistraße 4
65187 Wiesbaden
Telefon: 06 11/8 17-0
E-Mail:
[email protected]
www.hsm.hessen.de
Redaktion:
Johanna Weigand (verantw.),
Werbeagentur Zimmermann GmbH
Druck:
Dierichs Druck +
Media GmbH & Co. KG,
34121 Kassel
Wie bereits bei unserer Titelgeschichte erwähnt, ist der demografische
Wandel ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Wie die
Regionalen Gesundheitsreporte zeigen, die wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen wollen, werden auch Ärzte immer älter. Mit einer
regionalisierten Betrachtung der gesundheitlichen Versorgung soll
deutlich werden, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht.
Außerdem stellen wir Ihnen ein neues Internetangebot vor, das über
die Themen Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsrecht informiert.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen der Hessischen Seniorenblätter.
ISSN 1616-5772
Gestaltung und
Anzeigenannahme:
Werbeagentur Zimmermann GmbH
Heddernheimer Landstraße 144
60439 Frankfurt/Main
Telefon: 0 69/95 11 52-0
Stefan Grüttner
Hessischer Minister für Soziales und Integration
Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014
Titel
3
Die Zielgruppe „50plus“
wird immer wichtiger –
und entsprechende Models
sind gefragt.
„Best Ager“– Modelagenturen
liegen voll im Trend
Jeder zweite Euro des privaten
Konsums kommt heute von den
Menschen über 50 Jahren –
Tendenz steigend. Deshalb
haben die Marketingabteilungen
die kaufkräftige Altersgruppe
für sich entdeckt. Das wirkt sich
auch auf die Nachfrage nach
Models aus.
+++ ACHTUNG: VORÜBERGEHEND KEINE NEUEN MODELS
+++ vielen Dank für Ihr Interesse
und für Ihr Bewerbungsmaterial.
Durch die Berichte der Medien
über meine Agentur sind inzwischen über 1.200 Bewerbungen für
einen Modeljob bei mir eingegangen. Durch die entstandene „Überkapazität“ bin ich nun gezwungen,
niemanden mehr – und dies ohne
Ausnahme – bis Ende 2014 in die
Agentur aufzunehmen. Ich bitte
um Ihr Verständnis. +++
Diese Laufschrift sieht, wer gegenwärtig die Website seniormodels.de ansteuert. Agenturbetrei-
berin Christa Höhs kann sich vor
Interessierten nicht mehr retten,
seit Zeitungen, Illustrierte und
elektronische Medien ihre Initiative zum Muster für den neuen
Trend zur Werbung mit Älteren für
Ältere erkoren haben. Die heute
72-jährige Trägerin des Deutschen
Alterspreises der Robert Bosch
Stiftung 2013 hatte ihre Vermittlung vor zehn Jahren nach eigenen
Angaben als weltweit erste Agentur für über 30-Jährige gegründet.
Zuvor hatte sie selbst in den USA
einige Zeit gemodelt, nachdem die
umtriebige Werbe-Fachfrau und
Mitarbeiterin der Vogue-Redaktion
in New York zufällig auf der Straße
für dieses Metier entdeckt worden
war.
Marketinginstrumente
anpassen
Nur jung und schlank zu sein, gilt
in der Werbebranche nicht mehr
als einziges Leitbild. Mit dem demografischen Wandel rücken auch
die Älteren verstärkt in den Fokus
der Werbeindustrie. Die Kaufkraft
der Senioren wächst. Nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes werden im Jahr 2035 Menschen über 50 etwa die Hälfte der
Bevölkerung ausmachen. Die Altersgruppe ist überdurchschnittlich wohlhabend und durchaus bereit, ihr Geld für hochwertigen
Konsum auszugeben. (Siehe Informationen in den Randspalten).
Die Grundsätze des Marketings
werden durch den demografischen
Wandel nicht aus den Angeln gehoben, weiß Andreas Reidl, Inhaber der A.GE Agentur für Generationen-Marketing. Sehr wohl aber
müssen sich Instrumente anpassen. Werbespots, die Erkenntnisse
der Gerontologie (Lehre des Alterns) nicht berücksichtigen, werden nicht erfolgreich sein, sagte
Reindl dem Fachportal Euroforum. So brauche das ältere Gehirn
länger, um Informationen zu verarbeiten. Schnell gesprochene Hör-
Nr. 115/September 2014 Hessische Seniorenblätter
4
Titel
Vor 50 Jahren am
geburtenstärksten
Die Zugehörigen zum bisher
geburtenstärksten Jahrgang
in der Bundesrepublik feiern in diesem Jahr ihren 50.
Geburtstag. Knapp 1,4 Mio.
Menschen wurden allein
1964 geboren. Da die Geburtenrate stark gesunken
ist und die Zuwanderung
nachgelassen hat, wird die
Zielgruppe der Menschen
im Alter 50 plus immer
wichtiger.
Laut einer Studie der
Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem Jahr
2008 beläuft sich die Kaufkraft der Bundesbürger, die
der Generation 50plus
angehören, auf insgesamt
mehr als 600 Milliarden
Euro; allein in der Altersgruppe ab 65 Jahren sind es
knapp 340 Milliarden Euro.
Künftig wird sich die Wippe
noch mehr nach dieser Seite
neigen.
Ein Rechenexempel: Gegenwärtig ist die Gruppe der
Frauen im Alter zwischen
30 und 39 Jahren mit rund
4,8 Millionen laut Statistischem Bundesamt in etwa
so groß wie die Gruppe der
60- bis 69-Jährigen. Bereits
in sechs Jahren wird die
ältere Gruppe gemäß Hochrechnung der Statistiker um
419.300 Frauen größer sein.
Quelle: GfK GeoMarketing
http://www.aokbusiness.de/bremenbremerhaven/fachthemen/
wirtschaft-und-soziales/
konsummotor-generation50plus/mit-kaufkraft-ausgestattet/
BMWI, April 2010
„Der Jugendwahn in
der Werbung ist vorbei.“
Christa Höhs,
Agenturgründerin
funkspots machen es dem älteren
Zuhörer schwer, alles richtig wahrzunehmen.
Clevere Marketingverantwortliche
setzen nach Reidls Worten zusätzlich auf die kristalline Intelligenz,
die im Alter besser ausgeprägt ist.
Gemeint ist damit das, was im
Volksmund gewöhnlich als Altersweisheit bezeichnet wird und mit
Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014
Intelligenz, die auf Erfahrung aufbaut, umschrieben werden kann.
Immerhin verfüge die Generation
50plus über 30 oder mehr Jahre
Konsumerfahrung. Das bedeute jedoch nicht, dass man es mit einer
homogenen Menge zu tun habe.
Hier spiele Sozialisation ebenso eine Rolle wie prägende Erlebnisse.
Scheidung im Alter ist keine Sel-
Titel
gendwahn in der Werbung ist
Gott sei Dank vorbei“, konstatierte Christa Höhs im
Nachrichtenportal Spiegel
online. Als die Agenturgründerin die „Best Ager
Models“ 1994 in den Mittelpunkt rückte, hätten
„Menschen über 40 weder als Werbeobjekt
noch als Zielgruppe auf
der Liste der Firmen“ gestanden. Das habe sich
inzwischen gründlich geändert. Die Kunden ihrer
bei den Agenturen Classics Agency und Seniormodels sind große, internationale Konzerne. Dabei sei
es keinesfalls nur der „Zipperlein-Markt“, der nach
Darstellern über 50 verlange.
Ältere Models würden nicht
nur für Blasentees, Haftcreme
oder Treppenlifte engagiert. Gerade die Versicherungs-, Kreuzfahrtoder Autobranche setze oft auf ältere Modele.
Inzwischen viele Angler
am Teich
tenheit mehr, neue Liebe im Alter
auch nicht. Die neue Lebensphase
„Rente“ verändert den Alltag und
die Routinen. Die Geburt des Enkelkindes oder die beginnende
Pflegebedürftigkeit der Mutter verändern Interessen und beeinflussen Kaufentscheidungen.
All das schlägt sich bei den Marketingfachleuten nieder. „Der Ju-
Eine Ausnahme bildet für die Werbeexpertin im Rentenalter allerdings immer noch die Modebranche. „Die zeigen nach wie vor 14Jährige in den Klamotten, und
wenn dann Ältere das kaufen wollen, dann laufen die schreiend aus
dem Laden, weil die Sachen eben
völlig anders wirken, wenn man
sie in Größe 40 trägt“, beklagte sie
im Interview mit der Welt am
Sonntag. Dies sei umso bedauerlicher, weil dadurch „die Zahl der
Fische im Teich“ der an Altersmodels interessierten Auftraggeber
nicht größer werde. „Nur die Angeln werden mehr. Bei der Zahl der
Kunden gibt es ein gewisses Level,
und diese Aufträge wollen sich
nun immer mehr Modelagenturen
gerne rausfischen.“
Eine Vielzahl an Models aus der
„Silver Generation“ spezialisierte
5
Faktenblatt:
Wirtschaftsfaktor Alter
Schon heute kommt jeder
zweite Euro des privaten
Konsums von Menschen
über 50. Die über 50-Jährigen kaufen 45 Prozent aller
Neuwagen, die Hälfte aller
Gesichtspflegeprodukte, sie
buchen 35 Prozent aller
Pauschalreisen und sogar
80 Prozent aller Kreuzfahrten. Das durchschnittliche
Jahreseinkommen von
Paaren über 65 liegt über
dem von Familien mit
kleinen Kindern.
Rentnerinnen und Rentner
haben insgesamt ein geringes Armutsrisiko. Auch das
Vermögen der Älteren ist
größer als das der Jüngeren.
Und die Älteren sind bereit,
ihr Geld auszugeben. In
einer Befragung von über
45-Jährigen durch die
KarstadtQuelle-Versicherung sagte 2009 mehr als
ein Drittel, dass das
Ersparte in erster Linie für
den eigenen Lebensstandard gedacht ist und weniger für die Erben. Ein
großer Teil der Generation
50plus will lieber ein gutes
Leben führen als zu sparen.
Die höchsten Konsumausgaben haben die 50- bis 59Jährigen mit 2.580 Euro im
Monat. Darunter sind viele
so genannte DINKS – Double Income no Kids: Das
heißt, entweder hatten sie
nie Kinder oder diese sind
inzwischen aus dem Haus,
beide Partner sind berufstätig. Diese Doppelverdiener-Paare haben einen
Anteil von 72,6 Prozent an
dieser Altersgruppe.
Auch die 60- bis 65-Jährigen geben mit 2.320 Euro
überdurchschnittlich viel
Geld für den privaten Konsum aus. Viele beenden in
Fortsetzung auf Seite 6
Nr. 115/September 2014 Hessische Seniorenblätter
6
Titel
Fortsetzung von Seite 5
diesem Alter ihre Berufstätigkeit und nutzen die gewonnene Zeit für vielfältige
Aktivitäten.
Die 65- bis 75-Jährigen liegen bei den Konsumausgaben leicht unter dem
Durchschnitt von 2.180
Euro. Hier ist der Anteil
Alleinstehender mit 84 Prozent sehr hoch. Noch Ältere
geben durchschnittlich
1.600 Euro pro Monat für
den privaten Konsum aus.
Die Durchschnittswerte
zeigen: Trotz aller individuellen Unterschiede haben
die Menschen über 50 zu
einem großen Teil die finanziellen Mittel, um sich ihre
Wünsche zu erfüllen – und
sie tun es.
Literatur
Viel zu oft lassen sich die
„neuen Alten“ vom Jugendwahn ins Bockshorn jagen.
Dabei hat die Generation
50plus Kompetenzen, wie
sie nur zunehmende Lebenserfahrung entwickeln
kann. Und die Menschen im
Rentenalter haben noch die
Power, um damit etwas
anzufangen. Mut machen
Agenturgründerin Christa
Höhs und die Journalistin
Alexandra Cavelius in
einem Buch über die
„Successful Agers“, denen
auch Falten und Zipperlein
nichts anhaben können.
Denn sie wissen, was sie
wert sind.
Christa Höhs,
Alexandra Cavelius:
Wenn ich alt bin, werde ich
Model – Warum wir uns
nicht kleinmachen sollten,
Kailash-Verlag,
München, 2013, 256 Seiten,
16,99 €,
ISBN: 978-3-424-63072-5
Agenturen gibt es auch in Hessen.
Zu den Vermittlern, die sich auf
Altersnischen konzentrieren, gehört 5und50 Casting in Frankfurt.
Die 5 steht dabei symbolisch für
Kinder-Models bis 13 Jahre, die 50
für Mannequins aus der Generation 50plus. „Warum gibt es eigentlich keine Model- und Castingagenturen speziell für reife Gesichter, wo es immer mehr interessante
und lifestylige Menschen in der
besten Lebensphase gibt? Das haben wir uns auch gefragt und bereits 2003 die erste spezialisierte
Castingagentur für die Generation
50+ gegründet“, heisst es auf der
Website des Frankfurter Unternehmens.
Obwohl es viel Interesse an dem
gut bezahlten Rentner-Job gibt,
nicht alle sind dafür geeignet. Dazu gehört natürlich vor allem ein
gepflegtes Äußeres, kamerascheu
sollten die Models selbstverständlich auch nicht sein. Die Agenturverantwortlichen achten beim
Casting auf Ausstrahlung und Charakter. Erfahrung beim Posieren
und ein gewisses schauspielerisches Talent sind von Vorteil. Dazu kommen Eigenschaften wie
Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit,
die angesichts teurer Studiomieten
unerlässlich sind. In den Listen der
Agenturen stehen daher oft Models, die schon in ihrer Jugend Erfahrung in dem Metier gesammelt
haben.
Bis zu 500 Euro für einen Shootingtermin sind der Lohn für diejenigen, die all diese Voraussetzungen erfüllen. Von den Aufträgen
leben können aber die wenigsten.
„Man sollte möglichst ein zweites
Standbein haben. Denn auf regelmäßiges Einkommen kann man
nicht bauen“, verriet Nicola Siegel
von der Agentur Siegel-ModelsBerlin in Spiegel online.
Mode für Behinderte
Im Schlepptau der Bewegung weg
von der Idealfigur geraten nun
Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014
auch Zielgruppen ins Rampenlicht, die bisher ebenfalls im Schatten standen. Ganz im Sinne der gesellschaftlichen Integration wird
auch Mode für Behinderte zum
Thema. So hat sich die Modedesignerin Vivien Schlüter auf Mode für
Rollstuhlfahrerinnen spezialisiert.
Einige Besonderheiten muss die
Mittdreißigerin beachten. So müssen Röcke angeschrägt werden,
damit sie nicht in die Speichen
kommen. Der Bund von Rock
oder Hose sollte vorn niedriger
sein als hinten, damit man sich bequem nach vorne beugen kann –
ohne dass die Unterhose hervorschaut. Die Ärmel dürfen nicht zu
eng sein, sonst schränken sie die
Bewegungsfreiheit ein. Ansonsten
gilt, was in der Modewelt auch
sonst grundlegend ist: Die Kleidung muss gefallen und dazu möglichst noch bequem und alltagstauglich sein.
Miss 50 plus Germany
Die Seniorinnen und Senioren sind
in der Werbung und der Modebranche so hoffähig geworden, dass es
inzwischen auch einen eigenen
Schönheitswettbewerb für sie gibt.
Die auflagenstarke Programmzeitschrift rtv veranstaltete die Konkurrenz für Frauen ab 50 Jahren gemeinsam mit der Miss Germany
Corporation im vergangenen Januar im niederbayrischen Bodenmais
bereits zum zweiten Mal. Hunderte
aktiver und attraktiver Damen hatten sich nach Verlagsangaben auf
einen Aufruf in der Illustrierten hin
beworben. In der TV-Zeitschrift
wurden die Kandidatinnen vorgestellt 19 Bewerberinnen standen
schließlich auf der Bühne. Das
Rennen machte die 52-jährige Monika Römer-Emich aus dem badenwürttembergischen Flein. Rund elf
Millionen Menschen konnten die
neue „Miss 50plus Germany 2014“
daraufhin in der nächsten Ausgabe
auf dem Titelblatt der Fernsehzeitung sehen.
Omis mit Dutt gibt’s
nicht
mehr
Längst
sind die Models, welche
die dynamische Generation jenseits
der
dem Kli-
60 repräsentieren,
schee
der
typischen
Oma
früherer
Doch bei den
Jahre entwachsen.
„Kreativen“
der Werbebranche
scheint
sich der Imagewandel
noch
nicht
überall
herumgespro
chen
zu haben. „Wissen
Sie, ich
bekomme
dann
Anrufe,
da
heißt
es: Ich möchte eine Omi,
etwa
60
Jahre
alt’. Aber die gibt es doch gar
nicht
Wenn
Sie
mehr!
eine Acht-
haben, die
,omamäßig’
zigjährige
ist das schon
aussieht,
dann
Glück. Meine
ist
Vorzeige-Oma
leider vor einiger Zeit gestorben.
Nein, ich kann
Dutt derzeit
mit
und Nickelbrille
nicht dienen“,
be
lächelt Seniormodels-Chefin Chris
ta Höhs die
nostalgischen
Vorstel-
am Ka-
lungen
der
Großmutter
chelofen.
Informationen
• 5und50
Casting
Frankfurt, Ansprechpartnerin:
Lisa Ebrahimzadeh,
Max-Hirsch-Straße 22,
60386 Frankfurt;
Tel. 069/9050 0597;
E-Mail: [email protected];
Internet: http://www.5und50.
com/kontakt.php
Zur Wirtschaftskraft
der Zielgruppe
• Strategiemappe Zukunftsmarkt
50plus des Bundeswirtschafts
ministeriums;
http://bmwi.de/DE/Media thek/Publikationen/publikatio nenarchiv,did=342412.html;
Publikationen
des Bundesministeriums
für
Wirtschaft
und
Energie;
Scharnhorststraße
34-37, 10115 Berlin,
22 721, Tel. 030/18/27
Fax:
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8
Demenz-Früherkennung
Die Demenz früh bekämpfen
Demenzerkrankungen frühzeitig zu
erkennen und eine optimale
Behandlung sicherzustellen ist Ziel
eines hessischen Modellprojekts.
Sich im Alter selbst zu verlieren,
ist für viele eine schlimme Vorstellung. Doch Demenz ist kein
unabwendbares Schicksal. Das
Gesundheitsnetz Frankfurt hat
sich in Zusammenarbeit mit der
Caritas vorgenommen, die
Krankheit durch Früherkennung abzuwenden oder doch
zumindest abzumildern.
W
ir haben es in der Hand,
ob jeder Dritte oder nur
jeder Sechste von uns
einmal an Alzheimer oder einer
anderen Demenzform erkrankt“,
geben Dr. Carola Koch und Dr.
Stefan Unglaub vom Gesundheitsnetz Frankfurt (GNeF) zu bedenken. „Viele wissen nicht, dass
Früherkennung auch bei Demenz
wirklich funktioniert. Daher werden Demenzerkrankungen häufig
erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf diagnostiziert, eine
fachärztliche Behandlung erfolgt
dementsprechend spät“, wissen
die beiden Mediziner, die das Modellprojekt initiiert haben.
Zur Bekämpfung der Scheu und
des Tabus, erste Krankheitsanzeichen ernst zu nehmen, bietet das
Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014
Gesundheitsnetz Frankfurt mit der
Caritas Frankfurt „Präventive
Hausbesuche“ bei Menschen ab 70
Jahren an. Dadurch sollen Verdachtsfälle durch geschultes Personal frühzeitig abgeklärt werden.
Durch geschulte Ärztinnen und
Ärzte des Zusammenschlusses kassenärztlich niedergelassener Ärzte
in Frankfurt wird im Fall einer Erkrankung eine optimale Behandlung sichergestellt. Auch die Beratung und Betreuung von Angehörigen gehört zu den Zielen des Modellversuchs, der vom Hessischen
Ministerium für Soziales und Inte-
Demenz-Früherkennung
gration in den Jahren 2014 und
2015 mit insgesamt 100.000 Euro
unterstützt wird.
Alle Möglichkeiten nutzen
Der Hessische Gesundheitsminister Stefan Grüttner nennt das Projekt „bundesweit wegweisend“. In
Deutschland leben zurzeit ein bis
1,4 Millionen Demenzkranke. Diese Zahl wird sich aufgrund der demografischen Entwicklung bis zum
Jahr 2050 auf rund 2,5 Millionen
verdoppeln, so Grüttner. „Es bedarf daher neuer, innovativer Gesundheitskonzepte, um dem vermehrt interdisziplinären Behandlungsbedarf gerecht zu werden.“
Das Modell geht allerdings noch
einen Schritt weiter, als nur ärztliche Aufklärung und Behandlung
anzubieten. Geschulte Versorgungsassistentinnen sollen die benötigten Hilfen aus dem Bereich
Medizin, ambulante Pflege und
Sozialarbeit organisieren helfen.
Auf diese Weise kann nach Überzeugung der Initiatoren der Krankheitsverlauf verzögert werden.
Auch hilft diese Betreuungsform,
Krisensituationen zu vermieden.
Somit wird das Leben in der eigenen Häuslichkeit trotz krankheitsbedingter Einschränkungen erleichtert.
Koordination von Hausund Facharzt
Um die Therapie zu optimieren, ist
es besonders wichtig, eine koordinierte enge Zusammenarbeit zwischen der haus- und fachärztlichen
Versorgung zu organisieren. Zudem sollen die vorhandenen
Strukturen der zugehenden Dienste und der Kommune gebündelt
werden. Ziel dieser Maßnahmen
ist es, die Lebensqualität für die
Patienten und ihre Angehörigen zu
erhalten. Daher soll im Rahmen
des vom Land geförderten Modellprojekts eine Koordinierungsstelle
im Bereich der ambulanten Behandlung etabliert werden. Über
eine elektronische Patientenakte
wird die Kommunikation der Akteure untereinander beschleunigt.
Damit wird ein Informationsverlust an der Sektorengrenze, zum
Beispiel über die aktuelle Medikation, vermieden.
Selbständigkeit möglichst
erhalten
Über allen diesen Maßnahmen
schwebt als oberstes Ziel, die Selbständigkeit von Patientinnen und
Patienten so weit als irgend möglich zu erhalten. Damit soll auch
erreicht werden, dass die betroffenen Patientinnen und Patienten
ihre vertraute Umgebung nicht verlassen müssen. Denn es liegt auf
der Hand, dass Seniorinnen und
Senioren ihren Lebensabend,
wenn irgend machbar, im eigenen
Heim verbringen wollen. „Einen
alten Baum verpflanzt man nicht“,
heißt das im Volksmund.
„Präventive Hausbesuche sind
grundsätzlich darauf abgestimmt,
eine weitgehend selbständige und
autonome Lebensführung älterer
Menschen bei möglichst guter Lebensqualität zu unterstützen“, unterstreicht auch Alexandra Ladach
von der Caritas in Frankfurt. „Dies
erfolgt durch die frühe Feststellung
möglicher Risiken für Pflegebedürftigkeit sowie daran ansetzender bedarfsgerechter Beratung und
Versorgung. Diesen Ansatz verfolgt der Caritasverband Frankfurt
e. V. bereits seit 2007“, berichtet
die Beraterin.
9
Definition der Demenz
Demenz ist ein Syndrom als
Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden
Krankheit des Gehirns mit
Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis,
Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechen
und Urteilsvermögen im
Sinne der Fähigkeit zur Entscheidung. Das Bewusstsein
ist nicht getrübt. Für die Diagnose einer Demenz müssen die Symptome über
mindestens sechs Monate
bestanden haben. Die Sinne
(Sinnesorgane, Wahrnehmung) funktionieren im für
die Person üblichen Rahmen. Gewöhnlich begleiten
Veränderungen der emotionalen Kontrolle, der Affektlage, des Sozialverhaltens
oder der Motivation die kognitiven Beeinträchtigungen; gelegentlich treten diese
Syndrome auch eher auf.
Sie kommen bei AlzheimerKrankheit, Gefäßerkrankungen des Gehirns und
anderen Zustandsbildern
vor, die primär oder sekundär das Gehirn und die
Neuronen betreffen.
(Weltgesundheitsorganisation zitiert
nach Wikipedia)
Betroffene im Mittelpunkt
„Mit dem nun besonderen Augenmerk auf die Demenzfrüherkennung werden Bedürfnisse von Be-
Nr. 115/September 2014 Hessische Seniorenblätter
10
Demenz-Früherkennung
Ein Herz auch für Sterbende
troffenen rechtzeitig in den Mittelpunkt gestellt“, so Alexandra Ladach. Entsprechend sollen neben
der medizinischen Versorgung
krankheitsspezifische Angebote
besser zugänglich gemacht werden. Dazu gehören etwa die psychosoziale Beratung und Begleitung, Bewegungsgruppen und Betreuungsangebote für Menschen
mit Demenz. Außerdem fallen entlastende Gesprächskreise, Seminare und individuelle Schulungen
für die Angehörigen unter diese
Rubrik. „Durch die Förderung und
damit Einbettung in das Frankfurter Programm ’Würde im Alter’ sowie durch Netzwerke innerhalb
des Caritasverbandes und darüber
hinaus, kann hierbei auf wichtige
Ressourcen zurückgegriffen werden“, erklärt die Frankfurter Caritas-Expertin.
Der Caritasverband Frankfurt legt
nach Alexandra Lanachs Worten
Wert darauf, Brücken zu schlagen.
„Allen Zielen gemein ist letztlich,
die gefürchtete Diagnose ‚Demenz’
zu enttabuisieren und die Menschen in der Region dafür zu sensibilisieren, richtig darauf zu reagieren“, setzt sich die Caritas-Beraterin für einen offenen Umgang mit
dem Thema ein.
Auch die Aufklärung über die
Früherkennung kann allerdings
den Blick dafür nicht verstellen,
dass auch an sterbende Patientinnen und Patienten gedacht werden
muss. Als langjähriger Kooperationspartner des GNeF versorgt die
PalliativTeam Frankfurt gGmbH
zusammen mit den Hausärzten
und Fachärzten des Netzes sterbende Patienten zuhause und in
Heimen sowie Hospizen in Frankfurt. Um auch in der Endphase einer Demenzerkrankung den Verbleib in der vertrauten häuslichen
Umgebung zu ermöglichen, wird
die Zusammenarbeit im Rahmen
dieses Projektes weiter vertieft. Besonders Impulse zur frühzeitigen
Klärung von Patientenwünschen
und den damit verbundenen notwendigen Vorsorgemaßnahmen
werden neu etabliert und niederschwellig sowie bedürfnisorientiert angeboten. Die enge und abgestimmte Vorgehensweise soll einen Beitrag zur verbesserten und
menschlicheren Begleitung am Lebensende bieten.
Gesundheitsminister Grüttner jedenfalls ist überzeugt, dass das
Hessische Ministerium für Soziales uns Integration hier ein besonders wichtiges Projekt fördert.
„Gerade der Ansatz, die verschiedenen Phasen der Erkrankung
kompetent zu begleiten, ist zu-
Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014
kunftsweisend. Insbesondere die
Früherkennung von Demenz kann
wichtige Weichen für die Betroffenen stellen“, so der Hessische Gesundheitsminister abschließend.
Auskunft:
Gesundheitsnetz Frankfurt am
Main e.G. (GNeF),
Höchster Schloßplatz 1,
65929 Frankfurt-Höchst;
Tel. 069/2578 8008;
Fax: 069/2578 8009;
E-Mail: [email protected];
http://www.gnef.de/netzbuero/
Caritasverband Frankfurt e.V.
Präventive Hausbesuche
Gesundheitsberatung für
Senioren,
Alte Mainzer Gasse 10,
60311 Frankfurt am Main;
Tel. 069/2982-404;
Fax: 069/2982-420;
E-Mail: [email protected];
http://www.caritasfrankfurt.de/55742.html
Hessisches Ministerium für
Soziales und Integration,
Dostojewskistraße 4,
65187 Wiesbaden;
Tel. 0611/817-0;
https://soziales.hessen.de/gesundheit/gesundheitsversorgung
Pflegende Angehörige
11
Die sorgende
Gemeinschaft stärken
Ohne die große Betreuungsleistung der pflegenden Angehörigen wäre unser Gesundheitssystem jetzt schon hoffnungslos
überlastet. Um die sorgende
Gemeinschaft zu stärken und
Überforderung in den Familien,
bei den hauptamtlichen Pflegekräften und bei den nachbarschaftlich Helfenden vorzubeugen, hat das Hessische Ministerium für Soziales und Integration
gemeinsam mit den Pflegekassen
das Modellprojekt „getup Hessen“ gestartet.
D
ie Pflegebereitschaft in Familien ist immer noch
hoch. Mehr als zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt,
viele davon
ohne Unterstützung
durch Pflegedienste, Nachbarn
oder freiwillig Engagierte, die hilfreich zur Seite stehen“, konstatiert
Dagmar Jung von der Diakonie
Hessen. Auf die Bewältigung eines
langjährigen häuslichen Pflegealltags seien viele Pflegende nicht
vorbereitet. „Überforderung, Erschöpfung und gesundheitliche
Probleme sind nicht selten die Folge ihrer langjährigen Sorge für ein
pflegebedürftiges
Familienmitglied“, beschreibt die Referentin
für angewandte Gerontologie die
Situation vieler betroffener Familien.
Hier will das Hessische Ministerium für Soziales und Integration
ansetzen. „Wir wollen frischen
Wind in die Landschaft der Hilfen
für
hilfsbedürftige
Menschen und
pflegende
Angehörige
bringen“,
kündigte
der Hessische Gesundheitsminister Ste-
„Wir wollen frischen Wind in
die Landschaft der Hilfen für
hilfsbedürftige Menschen und
pflegende Angehörige bringen.“
Hessischer Gesundheitsminister
Stefan Grüttner
fan Grüttner in Wiesbaden an. Gemeinsam mit den Pflegekassen
wurde hierzu im Rahmen des Sozialgesetzbuches ein Modellprogramm aufgelegt. „Es geht darum,
kreative Ideen freiwillig Engagierter im Umfeld der Pflege zu unterstützen und finanziell zu fördern“,
so Grüttner.
Austausch und Entspannung
„Getup Hessen“ heißt das Programm, dessen Koordinierungsstelle bei der Diakonie Hessen angesiedelt ist. Zwei Projektkoordinatorinnen in Dreieich und Kassel
organisieren das jährliche Ausschreibungsverfahren. Sie stehen
auch für die Beratung und fachliche Begleitung interessierter Projektträger zur Verfügung. Die
Modellprojekte sind Ausgangspunkt
für
ein
Netzwerk, in dem pflegenahes, freiwilliges
Engagement dauerhaft Unterstützung
erfahren soll.
In jedem Landkreis
und jeder kreisfreien
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Pflegende Angehörige
Informationen und Ausschreibungsunterlagen:
Koordinierungsstellen
getup Hessen,
Martina Geßner,
Diakonie Hessen –
Diakonisches Werk
Offenbach-DreieichRodgau,
An der Winkelsmühle 5,
63303 Dreieich;
Tel.: 06103/987 515;
E-Mail:
[email protected];www.diakoniehessen.de
Sandra Lüning,
Diakonisches Werk Kassel,
Stadtteilbüro,
Weserstraße 38-40,
34125 Kassel;
Telefon: 0151/1206 6218;
E-Mail: sandra.luening@
diakonie-hessen.de;
Stadt wird ein Projekt gefördert.
Die ersten Initiativen waren zum
Jahreswechsel in den Landkreisen
Darmstadt-Dieburg, Marburg-Biedenkopf und Odenwald an den
Start gegangen. Im Marburger
Hinterland soll es bald ein Café für
Menschen mit Demenz und ihre
Angehörigen geben, das von Freiwilligen betrieben wird. Im Odenwaldkreis werden in Kooperation
mit Sportvereinen Entspannungsund Bewegungsangebote für Angehörige geplant und im Landkreis
Darmstadt-Dieburg Angebote für
Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt.
Freiwilliges Engagement
pflegen
Ohne die familiäre Betreuungsleistung und das freiwillige Engagement der Menschen aus deren Umfeld ist Pflege schon jetzt nicht
mehr zu bewältigen, so Grüttner:
„Wir wollen die Förderung ehrenamtlicher Strukturen, so wie sie im
Sozialgesetzbuch vorgesehen ist,
in die Fläche bringen, weil wir wissen, dass das bürgerschaftliche Engagement für die sorgende Gemeinschaft unverzichtbar ist.“
Grüttners Ziel ist es, mehr Entlastung und mehr Lebensqualität für
pflegebedürftige Menschen ebenso
wie für ihre Angehörigen zu gewährleisten. Gleichzeitig will das
Hessische Ministerium für Soziales und Integration engagementbereiten Menschen sinnvolle Aufga-
Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014
ben bieten. Die Laufzeit des Modellprogramms beträgt dreieinhalb
Jahre. Das Land Hessen unterstützt es mit 348.000 Euro. Die
Pflegekassen legen noch einmal
die gleiche Summe drauf, sodass
bis 2016 insgesamt knapp 700.000
Euro zur Verfügung gestellt werden können. „Die darin enthaltenen lokalen Budgets sollen die
Landkreise und kreisfreien Städte
bei der Umsetzung unterstützen“,
erklärte Grüttner zu der Förderung.
Langjährige Erfahrung rund
um das Thema Pflege
Die Diakonie Hessen widmet sich
schon seit langem allen Themen
rund um das Thema Pflege und hat
gleichzeitig viel Erfahrung zum
Thema Freiwilligenmanagement
vorzuweisen. Sie ist deshalb ein
geeigneter Träger für das Modellprojekt „getup Hessen“. Sie sieht
es als ihre Aufgabe an, die Interessen der ambulanten Pflege auf
fachlicher und politischer Ebene
zu vertreten. Eine wichtige Aufgabe für die Diakonie Hessen ist zudem die Beratung der Einrichtungen vor Ort. Beratungsinhalte können sowohl Qualitätsstandards in
der Pflege eines ambulanten Pflegedienstes sein als auch die Wirtschaftlichkeit bei neuen Projekten
oder Unterstützung von regionalen
Zusammenschlüssen. Letzteres ist
auch ein wichtiges Anliegen des
Modellprojektes „getup Hessen“.
Gesundheitsversorgung
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Dem Strukturwandel im
Gesundheitswesen und in
der Pflege gerecht werden
Das Gesundheits- und Pflegewesen steht vor großen Herausforderungen: In einer alternden
Gesellschaft wächst die Zahl der
Patientinnen und Patienten mit
chronischen und mehrfachen
Erkrankungen. Gleichzeitig
steigt das Durchschnittsalter von
Ärzten und Pflegekräften. Ein
erhöhter Fachkräftebedarf im
Gesundheitswesen und in der
Pflege ist absehbar.
D
er demografische Wandel
vollzieht sich landesweit
nicht gleichmäßig. Damit
auch künftig eine bedarfsgerechte
und qualitativ hochwertige medizinische, pharmazeutische und pflegerische Gesundheitsversorgung
möglich ist, sind Lösungen notwendig, die sich aus der regionalen
Entwicklung der Bevölkerung ergeben. Um den Strukturwandel im
Gesundheitswesen und der Pflege
sichtbar zu machen und damit die
Basis für regionale Versorgungskonzepte zu schaffen, hat die Landesregierung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen und dem
Hessischen
Apothekerverband
e.V. erstmalig in Deutschland „Regionale Gesundheitsreporte“ für
die 26 Kreise und kreisfreien Städte unseres Bundeslandes erstellt.
„Die Sorge um den Erhalt einer
qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung ist in den letzten
Jahren zu einem zentralen Thema
für die Kommunal- und Landespolitik geworden“, erklärt der Hessische Gesundheitsminister Stefan
Grüttner. „Dabei zeigt sich, dass
die Qualität der Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und
Bürger gerade im ländlichen Raum
ein wesentliches Kriterium für die
Lebensqualität ist. Umso mehr
wird es in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen und einem zu-
nehmenden Fachkräftebedarf darauf ankommen, durch eine enge
Kooperation eine vorausschauende bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung zu organisieren. Beste
Voraussetzung für die Arbeit an
der Zukunft ist eine objektive Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Versorgungsstruktur. Die „Regionalen Gesundheitsreporte“ beleuchten die aktuelle gesundheitliche und pflegerische Versorgung.
Sie zeigen die künftigen Handlungsfelder auf.“
In der sektorenübergreifenden
Analyse der komplexen Trends im
Gesundheitswesen und in der Pflege, die das Land und die Kassenärztlichen Vereinigung Hessen
(KV Hessen) unter Mitarbeit des
Hessischen Apothekerverbandes
vorgenommen hat, wird unter anderem Handlungsbedarf bei der
ärztlichen Versorgung sichtbar.
„Das Durchschnittsalter der Ärzte
Regionale Gesundheitsreporte
sollen den Strukturwandel im
Gesundheitswesen und der Pflege
Nr. 115/September 2014 Hessische
Seniorenblätter
sicher machen.
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Gesundheitsversorgung
steigt. Daher wird in den nächsten
Jahren zum Beispiel mit einem erhöhten Wiederbesetzungsbedarf
von Haus- und Facharztpraxen
insbesondere in ländlichen Räumen zu rechnen sein“, konstatiert
der stellvertretender Vorstandsvorsitzende der KV Hessen, Dr. med.
Günter Haas.
Beträchtliche regionale
Unterschiede
Auch Fachärzte
werden älter
Aktuell gibt es in Hessen
403 zugelassene Augenärzte,
wovon bereits im kommenden Jahr 70 Ärzte ihre Praxis mit 65 Jahren schließen
könnten. Das entspricht 17
Prozent. Bis 2020 könnte
die Zahl auf 126 Augenärzte
im Rentenalter ansteigen,
was dann bei den ausgeschiedenen Augenärzten
einen Prozentsatz von 31
Prozent ausmachen würde.
In der Hals-Nasen-OhrenHeilkunde sind zum jetzigen Zeitpunkt 302 Ärzte in
Hessen zugelassen. Bis zum
Jahr 2020 steigt der Bedarf
der Nachbesetzung auf 80
Ärzte – dies macht einen
Prozentsatz von 26 Prozent
aus.
Der Facharztbereich der
Urologie ist aktuell in
Hessen durch 200 zugelassene Ärzte vertreten. Bis
zum Jahr 2020 werden nach
den Prognosen 61 Ärzte ihre
Praxis schließen - ein Rückgang von 31 Prozent.
Mit den Reporten soll eine geeignete Grundlage für regionale Diskussionsprozesse zur künftigen Entwicklung der Versorgungsstrukturen geschaffen werden. Derzeit
verteilen sich rund 4.000 Hausärzte an ca. 2.700 Standorten in Hessen. Davon werden im kommenden Jahr voraussichtlich rund 700
Mediziner altersbedingt eine Nachfolge suchen. Im Jahr 2017 werden
es bereits etwa 1.100 Hausärzte
und 2020 voraussichtlich 1.600
Hausärzte sein, wenn die Hausärzte ihre Praxis mit 65 Jahren abgeben – ein Wiederbesetzungsbedarf
von rund 40 Prozent also.
Wie wichtig die Berücksichtigung
regionaler Gegebenheiten für die
Prognose ist, zeigt sich beim Thema Pflege. Insgesamt wird in Hessen die Anzahl der Pflegebedürftigen über 64 Jahren von rund
160.000 im Jahr 2011 auf fast
190.000 im Jahr 2020 steigen. Das
ist ein Plus von 14 Prozent. Im Jahr
2011 gab es hessenweit einen Beschäftigtenstand von insgesamt
rund 11.000 Altenpfleger/innen in
den Einrichtungen der Altenhilfe.
Für das Jahr 2020 ergibt sich laut
den Erkenntnissen der Gesundheitsreports ein Bedarf von ca.
12.000 Pflegekräften. Der Bedarf
an Helfern wird demnach bis 2030
um 37 Prozent weiter anwachsen.
Die einzelnen Regionen Hessens
weisen jedoch große Unterschiede
auf. Der höchste Bedarf besteht im
Landkreis Offenbach, im Landkreis Darmstadt-Dieburg und im
Main-Taunus-Kreis. Hier müssen
Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014
nach dieser Prognose bis 2030 zusätzlich 60 Prozent Stellen besetzt
werden. Am unteren Ende der
Skala stehen die Landkreise Werra-Meißner und Hersfeld-Rotenburg, wo der Erweiterungsbedarf
nur 16 Prozent beträgt.
Hessischer Gesundheitspakt
stellt sich dem Zukunftsthema
Der Handlungsbedarf zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung ist hoch. Aus diesem Grund
hat das Hessische Ministerium für
Soziales und Integration bereits
2011 mit den maßgeblichen Akteuren des hessischen Gesundheitswesens, den kommunalen Spitzenverbänden und den medizinischen
Fachbereichen der Universitäten
Frankfurt und Marburg den Hessischen Gesundheitspakt geschlossen. Darin ist unter anderem vorgesehen, die Ansiedlung von Ärztinnen und Ärzten in Gebieten mit regionalem Versorgungsbedarf mit
jeweils bis zu 50.000 Euro je ArztSitz zu fördern.
Zudem fördert die Landesregierung den Auf- und Ausbau regionaler Gesundheitsnetze in neun
hessischen Modellregionen, die
mit verschiedenen Kooperationspartnern
sektorenübergreifende
Konzepte für eine zukunftsfähige
Gesundheitsversorgung in der Region entwickeln mit 800.000 Euro
in 2014. Um die Diskussionsprozesse zu begleiten, wurde im Hessischen Ministerium für Soziales
und Integration zudem eine Servicestelle „Regionale Gesundheitsnetze“ eingerichtet.
Auskunft:
Hessisches Ministerium für
Soziales und Integration,
Dostojewskistraße 4,
65187 Wiesbaden;
Tel. 0611/817-0;
https://soziales.hessen.de/
gesundheit/gesundheitsshyversorgung/regionalegesundheitsreporte
Leitfaden Vorsorge
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Rechtzeitig vorsorgen
Viele Menschen fragen sich, was
geschieht, wenn ich plötzlich
krank werde, einen Unfall habe,
wenn ich operiert oder rechtlich
betreut werden muss? Vielfach
kümmern sich Angehörige um
das in Not geratene Familienmitglied. Aber auch sie können
rechtsverbindliche Entscheidungen erst dann treffen, wenn sie
dazu berechtigt sind.
Z
u diesem komplexen Thema hat das Hessische Ministerium für Soziales und
Integration einen übersichtlichen
Leitfaden mit umfassenden Informationen und Vordrucken entwickelt. Unter dem Motto „Rechtzeitig vorsorgen, selbstbestimmt leben“ wird im Sozialnetz Hessen jeder Punkt genau erklärt und erläutert. Denn jeder Bürger kann für
sich selbst vorsorgen, wenn er
rechtzeitig und vollständig Vorsorgevollmachten, Betreuungs- und
Patientenverfügungen hinterlegt.
Auf den neuen Internetseiten des
Sozialnetzes Hessen wird genau
gezeigt, wie dies geht: www.betreuungsrecht.hessen.de
Ärzte müssen Patientenwillen
befolgen
In einer Vorsorgevollmacht kann
man seine persönlichen Wünsche
und Bedürfnisse äußern und damit
Jeder kann für sich
selber vorsorgen,
wenn er rechtzeitig
entsprechende
Vollmachten und
Verfügungen hinterlegt.
Anweisungen geben, wie die persönlichen Angelegenheiten geregelt werden sollen. So können etwa eine oder mehrere Personen als
Bevollmächtigte – z. B. Angehörige
oder Freunde – bestimmt werden.
Hat jemand keine Vorsorgevollmacht hinterlegt und ist aufgrund
einer Krankheit oder Behinderung
nicht mehr selbst in der Lage, seine
Angelegenheiten zu regeln (z. B.
eine Entscheidung über eine ärztliche Behandlung oder ein Umzug
in ein Pflegeheim) kann das Betreuungsgericht eine rechtliche Betreuung einrichten. In einer Betreuungsverfügung kann aber jeder
schon vorher festlegen, welche
Person dafür in Frage kommt oder
wer beispielsweise auf gar keinen
Fall eingesetzt werden soll. Eine
solche Entscheidung wird vom
Gericht grundsätzlich berücksichtigt. Allerdings muss das Gericht in
jedem Einzelfall die Eignung der
benannten Person prüfen.
In einer Patientenverfügung kann
man festlegen, wie man im Falle einer gesundheitlichen Beeinträchtigung medizinisch versorgt werden
will. So eine Patientenverfügung
kann bis zur genauen Skizzierung
der eigenen Vorstellungen über ein
würdevolles Sterben reichen. Tritt
dann eine entsprechende Behandlungssituation ein, muss die Patientenverfügung von den Ärztin-
nen und Ärzten befolgt werden. Es
ist sinnvoll, zusätzlich zu einer Patientenverfügung in einer Vorsorgevollmacht
oder auch einer
Betreuungsverfügung festzulegen,
welche Person im Falle der eigenen Entscheidungsunfähigkeit berechtigt sein soll, die in der Patientenverfügung geäußerten Wünsche
und Vorstellungen einzufordern
oder umzusetzen.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels kommt dem
Betreuungsrecht eine zunehmende
Bedeutung zu. Immerhin sind etwa
95.000 Bürger in Hessen aufgrund
einer psychischen Krankheit oder
einer körperlichen, geistigen oder
seelischen Behinderung nicht oder
nur teilweise fähig, ihre Angelegenheiten selber zu besorgen. Beratung gibt es außer in Anwaltskanzleien und Notariaten auch in
zahlreichen kommunalen Betreuungsbehörden und Betreuungsvereinen. Alle Informationen sowie
Kontaktdaten finden Sie auf der
Website des Sozialnetzes Hessen:
www.betreuungsrecht.hessen.de
Auskunft:
Hessisches Ministerium
für Soziales und Integration,
Dostojewskistraße 4,
65187 Wiesbaden;
Tel. 0611/817-0;
Werbeagentur Zimmermann GmbH · Heddernheimer Landstr. 144 · 60439 Frankfurt am Main
PvSt · DP AG · Entgelt bezahlt
BETREUUNGSRECHT
Durch einen Unfall, eine Krankheit oder fortschreitendes Alter kann jeder von uns in eine
Situation kommen, in der er seine Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln kann und auf
die Hilfe anderer angewiesen ist. Unser Rechtssystem stellt für diesen Fall eine Reihe von
Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Mehr Infos unter: https://soziales.hessen.de/
familie/senioren/betreuungsrecht

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