Models über 50 Jahre - Hessisches Ministerium für Soziales und
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Models über 50 Jahre - Hessisches Ministerium für Soziales und
h e s s i s c h e seniorenblätter Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (Hrsg.) Ausgabe 115 / September 2014 Gesichter der „Generation Kaufkraft“ Models über 50 Jahre 2 Inhalt Titel „Best Ager“– Modelagenturen liegen voll im Trend Seiten 3 – 7 Demenz-Früherkennung Die Demenz früh bekämpfen Seiten 8 – 10 Pflegende Angehörige Die sorgende Gemeinschaft stärken Seiten 11 – 12 Gesundheitsversorgung Dem Strukturwandel im Gesundheitswesen und in der Pflege gerecht werden Seiten 13 – 14 Leitfaden Vorsorge Rechtzeitig vorsorgen Seite 15 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, in der Politik, im Gesundheitswesen oder in der Wirtschaft ist der demografische Wandel längst ein Thema bei allen Planungen. Aber auch an der Unterhaltungs-, Mode- und Werbeindustrie ist der Trend einer älter werdenden Gesellschaft nicht vorbei gegangen. Die Zeiten, in denen Stefan Grüttner alles auf die Jugend ausgerichtet war, sind vorbei. Rund ein Drittel der Menschen, die in Hessen leben, sind älter als 50 Jahre. Zwar werden die Älteren noch nicht in gleichem Umfang in Zeitschriften oder in der Werbung dargestellt, aber auch hier ist eine Entwicklung erkennbar. Modelagenturen, die Männer und Frauen über 50 Jahre vermitteln, haben sich mittlerweile auf dem Markt etabliert. Mit ihnen befasst sich die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe der Hessischen Seniorenblätter. In unserem zweiten Artikel geht es um ein bundesweit wegweisendes Projekt des Gesundheitsnetzes Frankfurt und der Caritas zur Früherkennung von Demenz. Ziel ist es, die Erkrankung frühzeitig bei den Betroffenen zu diagnostizieren, um sie abwenden oder zumindest abmildern zu können. Ebenso befassen sich die Hessischen Seniorenblätter mit dem Modellprojekt „getup Hessen“, das innovative Ideen zur Unterstützung von Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen fördert. Impressum Herausgeber: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration Dostojewskistraße 4 65187 Wiesbaden Telefon: 06 11/8 17-0 E-Mail: [email protected] www.hsm.hessen.de Redaktion: Johanna Weigand (verantw.), Werbeagentur Zimmermann GmbH Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, 34121 Kassel Wie bereits bei unserer Titelgeschichte erwähnt, ist der demografische Wandel ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Wie die Regionalen Gesundheitsreporte zeigen, die wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen wollen, werden auch Ärzte immer älter. Mit einer regionalisierten Betrachtung der gesundheitlichen Versorgung soll deutlich werden, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht. Außerdem stellen wir Ihnen ein neues Internetangebot vor, das über die Themen Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsrecht informiert. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen der Hessischen Seniorenblätter. ISSN 1616-5772 Gestaltung und Anzeigenannahme: Werbeagentur Zimmermann GmbH Heddernheimer Landstraße 144 60439 Frankfurt/Main Telefon: 0 69/95 11 52-0 Stefan Grüttner Hessischer Minister für Soziales und Integration Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014 Titel 3 Die Zielgruppe „50plus“ wird immer wichtiger – und entsprechende Models sind gefragt. „Best Ager“– Modelagenturen liegen voll im Trend Jeder zweite Euro des privaten Konsums kommt heute von den Menschen über 50 Jahren – Tendenz steigend. Deshalb haben die Marketingabteilungen die kaufkräftige Altersgruppe für sich entdeckt. Das wirkt sich auch auf die Nachfrage nach Models aus. +++ ACHTUNG: VORÜBERGEHEND KEINE NEUEN MODELS +++ vielen Dank für Ihr Interesse und für Ihr Bewerbungsmaterial. Durch die Berichte der Medien über meine Agentur sind inzwischen über 1.200 Bewerbungen für einen Modeljob bei mir eingegangen. Durch die entstandene „Überkapazität“ bin ich nun gezwungen, niemanden mehr – und dies ohne Ausnahme – bis Ende 2014 in die Agentur aufzunehmen. Ich bitte um Ihr Verständnis. +++ Diese Laufschrift sieht, wer gegenwärtig die Website seniormodels.de ansteuert. Agenturbetrei- berin Christa Höhs kann sich vor Interessierten nicht mehr retten, seit Zeitungen, Illustrierte und elektronische Medien ihre Initiative zum Muster für den neuen Trend zur Werbung mit Älteren für Ältere erkoren haben. Die heute 72-jährige Trägerin des Deutschen Alterspreises der Robert Bosch Stiftung 2013 hatte ihre Vermittlung vor zehn Jahren nach eigenen Angaben als weltweit erste Agentur für über 30-Jährige gegründet. Zuvor hatte sie selbst in den USA einige Zeit gemodelt, nachdem die umtriebige Werbe-Fachfrau und Mitarbeiterin der Vogue-Redaktion in New York zufällig auf der Straße für dieses Metier entdeckt worden war. Marketinginstrumente anpassen Nur jung und schlank zu sein, gilt in der Werbebranche nicht mehr als einziges Leitbild. Mit dem demografischen Wandel rücken auch die Älteren verstärkt in den Fokus der Werbeindustrie. Die Kaufkraft der Senioren wächst. Nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes werden im Jahr 2035 Menschen über 50 etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Die Altersgruppe ist überdurchschnittlich wohlhabend und durchaus bereit, ihr Geld für hochwertigen Konsum auszugeben. (Siehe Informationen in den Randspalten). Die Grundsätze des Marketings werden durch den demografischen Wandel nicht aus den Angeln gehoben, weiß Andreas Reidl, Inhaber der A.GE Agentur für Generationen-Marketing. Sehr wohl aber müssen sich Instrumente anpassen. Werbespots, die Erkenntnisse der Gerontologie (Lehre des Alterns) nicht berücksichtigen, werden nicht erfolgreich sein, sagte Reindl dem Fachportal Euroforum. So brauche das ältere Gehirn länger, um Informationen zu verarbeiten. Schnell gesprochene Hör- Nr. 115/September 2014 Hessische Seniorenblätter 4 Titel Vor 50 Jahren am geburtenstärksten Die Zugehörigen zum bisher geburtenstärksten Jahrgang in der Bundesrepublik feiern in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Knapp 1,4 Mio. Menschen wurden allein 1964 geboren. Da die Geburtenrate stark gesunken ist und die Zuwanderung nachgelassen hat, wird die Zielgruppe der Menschen im Alter 50 plus immer wichtiger. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem Jahr 2008 beläuft sich die Kaufkraft der Bundesbürger, die der Generation 50plus angehören, auf insgesamt mehr als 600 Milliarden Euro; allein in der Altersgruppe ab 65 Jahren sind es knapp 340 Milliarden Euro. Künftig wird sich die Wippe noch mehr nach dieser Seite neigen. Ein Rechenexempel: Gegenwärtig ist die Gruppe der Frauen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren mit rund 4,8 Millionen laut Statistischem Bundesamt in etwa so groß wie die Gruppe der 60- bis 69-Jährigen. Bereits in sechs Jahren wird die ältere Gruppe gemäß Hochrechnung der Statistiker um 419.300 Frauen größer sein. Quelle: GfK GeoMarketing http://www.aokbusiness.de/bremenbremerhaven/fachthemen/ wirtschaft-und-soziales/ konsummotor-generation50plus/mit-kaufkraft-ausgestattet/ BMWI, April 2010 „Der Jugendwahn in der Werbung ist vorbei.“ Christa Höhs, Agenturgründerin funkspots machen es dem älteren Zuhörer schwer, alles richtig wahrzunehmen. Clevere Marketingverantwortliche setzen nach Reidls Worten zusätzlich auf die kristalline Intelligenz, die im Alter besser ausgeprägt ist. Gemeint ist damit das, was im Volksmund gewöhnlich als Altersweisheit bezeichnet wird und mit Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014 Intelligenz, die auf Erfahrung aufbaut, umschrieben werden kann. Immerhin verfüge die Generation 50plus über 30 oder mehr Jahre Konsumerfahrung. Das bedeute jedoch nicht, dass man es mit einer homogenen Menge zu tun habe. Hier spiele Sozialisation ebenso eine Rolle wie prägende Erlebnisse. Scheidung im Alter ist keine Sel- Titel gendwahn in der Werbung ist Gott sei Dank vorbei“, konstatierte Christa Höhs im Nachrichtenportal Spiegel online. Als die Agenturgründerin die „Best Ager Models“ 1994 in den Mittelpunkt rückte, hätten „Menschen über 40 weder als Werbeobjekt noch als Zielgruppe auf der Liste der Firmen“ gestanden. Das habe sich inzwischen gründlich geändert. Die Kunden ihrer bei den Agenturen Classics Agency und Seniormodels sind große, internationale Konzerne. Dabei sei es keinesfalls nur der „Zipperlein-Markt“, der nach Darstellern über 50 verlange. Ältere Models würden nicht nur für Blasentees, Haftcreme oder Treppenlifte engagiert. Gerade die Versicherungs-, Kreuzfahrtoder Autobranche setze oft auf ältere Modele. Inzwischen viele Angler am Teich tenheit mehr, neue Liebe im Alter auch nicht. Die neue Lebensphase „Rente“ verändert den Alltag und die Routinen. Die Geburt des Enkelkindes oder die beginnende Pflegebedürftigkeit der Mutter verändern Interessen und beeinflussen Kaufentscheidungen. All das schlägt sich bei den Marketingfachleuten nieder. „Der Ju- Eine Ausnahme bildet für die Werbeexpertin im Rentenalter allerdings immer noch die Modebranche. „Die zeigen nach wie vor 14Jährige in den Klamotten, und wenn dann Ältere das kaufen wollen, dann laufen die schreiend aus dem Laden, weil die Sachen eben völlig anders wirken, wenn man sie in Größe 40 trägt“, beklagte sie im Interview mit der Welt am Sonntag. Dies sei umso bedauerlicher, weil dadurch „die Zahl der Fische im Teich“ der an Altersmodels interessierten Auftraggeber nicht größer werde. „Nur die Angeln werden mehr. Bei der Zahl der Kunden gibt es ein gewisses Level, und diese Aufträge wollen sich nun immer mehr Modelagenturen gerne rausfischen.“ Eine Vielzahl an Models aus der „Silver Generation“ spezialisierte 5 Faktenblatt: Wirtschaftsfaktor Alter Schon heute kommt jeder zweite Euro des privaten Konsums von Menschen über 50. Die über 50-Jährigen kaufen 45 Prozent aller Neuwagen, die Hälfte aller Gesichtspflegeprodukte, sie buchen 35 Prozent aller Pauschalreisen und sogar 80 Prozent aller Kreuzfahrten. Das durchschnittliche Jahreseinkommen von Paaren über 65 liegt über dem von Familien mit kleinen Kindern. Rentnerinnen und Rentner haben insgesamt ein geringes Armutsrisiko. Auch das Vermögen der Älteren ist größer als das der Jüngeren. Und die Älteren sind bereit, ihr Geld auszugeben. In einer Befragung von über 45-Jährigen durch die KarstadtQuelle-Versicherung sagte 2009 mehr als ein Drittel, dass das Ersparte in erster Linie für den eigenen Lebensstandard gedacht ist und weniger für die Erben. Ein großer Teil der Generation 50plus will lieber ein gutes Leben führen als zu sparen. Die höchsten Konsumausgaben haben die 50- bis 59Jährigen mit 2.580 Euro im Monat. Darunter sind viele so genannte DINKS – Double Income no Kids: Das heißt, entweder hatten sie nie Kinder oder diese sind inzwischen aus dem Haus, beide Partner sind berufstätig. Diese Doppelverdiener-Paare haben einen Anteil von 72,6 Prozent an dieser Altersgruppe. Auch die 60- bis 65-Jährigen geben mit 2.320 Euro überdurchschnittlich viel Geld für den privaten Konsum aus. Viele beenden in Fortsetzung auf Seite 6 Nr. 115/September 2014 Hessische Seniorenblätter 6 Titel Fortsetzung von Seite 5 diesem Alter ihre Berufstätigkeit und nutzen die gewonnene Zeit für vielfältige Aktivitäten. Die 65- bis 75-Jährigen liegen bei den Konsumausgaben leicht unter dem Durchschnitt von 2.180 Euro. Hier ist der Anteil Alleinstehender mit 84 Prozent sehr hoch. Noch Ältere geben durchschnittlich 1.600 Euro pro Monat für den privaten Konsum aus. Die Durchschnittswerte zeigen: Trotz aller individuellen Unterschiede haben die Menschen über 50 zu einem großen Teil die finanziellen Mittel, um sich ihre Wünsche zu erfüllen – und sie tun es. Literatur Viel zu oft lassen sich die „neuen Alten“ vom Jugendwahn ins Bockshorn jagen. Dabei hat die Generation 50plus Kompetenzen, wie sie nur zunehmende Lebenserfahrung entwickeln kann. Und die Menschen im Rentenalter haben noch die Power, um damit etwas anzufangen. Mut machen Agenturgründerin Christa Höhs und die Journalistin Alexandra Cavelius in einem Buch über die „Successful Agers“, denen auch Falten und Zipperlein nichts anhaben können. Denn sie wissen, was sie wert sind. Christa Höhs, Alexandra Cavelius: Wenn ich alt bin, werde ich Model – Warum wir uns nicht kleinmachen sollten, Kailash-Verlag, München, 2013, 256 Seiten, 16,99 €, ISBN: 978-3-424-63072-5 Agenturen gibt es auch in Hessen. Zu den Vermittlern, die sich auf Altersnischen konzentrieren, gehört 5und50 Casting in Frankfurt. Die 5 steht dabei symbolisch für Kinder-Models bis 13 Jahre, die 50 für Mannequins aus der Generation 50plus. „Warum gibt es eigentlich keine Model- und Castingagenturen speziell für reife Gesichter, wo es immer mehr interessante und lifestylige Menschen in der besten Lebensphase gibt? Das haben wir uns auch gefragt und bereits 2003 die erste spezialisierte Castingagentur für die Generation 50+ gegründet“, heisst es auf der Website des Frankfurter Unternehmens. Obwohl es viel Interesse an dem gut bezahlten Rentner-Job gibt, nicht alle sind dafür geeignet. Dazu gehört natürlich vor allem ein gepflegtes Äußeres, kamerascheu sollten die Models selbstverständlich auch nicht sein. Die Agenturverantwortlichen achten beim Casting auf Ausstrahlung und Charakter. Erfahrung beim Posieren und ein gewisses schauspielerisches Talent sind von Vorteil. Dazu kommen Eigenschaften wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, die angesichts teurer Studiomieten unerlässlich sind. In den Listen der Agenturen stehen daher oft Models, die schon in ihrer Jugend Erfahrung in dem Metier gesammelt haben. Bis zu 500 Euro für einen Shootingtermin sind der Lohn für diejenigen, die all diese Voraussetzungen erfüllen. Von den Aufträgen leben können aber die wenigsten. „Man sollte möglichst ein zweites Standbein haben. Denn auf regelmäßiges Einkommen kann man nicht bauen“, verriet Nicola Siegel von der Agentur Siegel-ModelsBerlin in Spiegel online. Mode für Behinderte Im Schlepptau der Bewegung weg von der Idealfigur geraten nun Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014 auch Zielgruppen ins Rampenlicht, die bisher ebenfalls im Schatten standen. Ganz im Sinne der gesellschaftlichen Integration wird auch Mode für Behinderte zum Thema. So hat sich die Modedesignerin Vivien Schlüter auf Mode für Rollstuhlfahrerinnen spezialisiert. Einige Besonderheiten muss die Mittdreißigerin beachten. So müssen Röcke angeschrägt werden, damit sie nicht in die Speichen kommen. Der Bund von Rock oder Hose sollte vorn niedriger sein als hinten, damit man sich bequem nach vorne beugen kann – ohne dass die Unterhose hervorschaut. Die Ärmel dürfen nicht zu eng sein, sonst schränken sie die Bewegungsfreiheit ein. Ansonsten gilt, was in der Modewelt auch sonst grundlegend ist: Die Kleidung muss gefallen und dazu möglichst noch bequem und alltagstauglich sein. Miss 50 plus Germany Die Seniorinnen und Senioren sind in der Werbung und der Modebranche so hoffähig geworden, dass es inzwischen auch einen eigenen Schönheitswettbewerb für sie gibt. Die auflagenstarke Programmzeitschrift rtv veranstaltete die Konkurrenz für Frauen ab 50 Jahren gemeinsam mit der Miss Germany Corporation im vergangenen Januar im niederbayrischen Bodenmais bereits zum zweiten Mal. Hunderte aktiver und attraktiver Damen hatten sich nach Verlagsangaben auf einen Aufruf in der Illustrierten hin beworben. In der TV-Zeitschrift wurden die Kandidatinnen vorgestellt 19 Bewerberinnen standen schließlich auf der Bühne. Das Rennen machte die 52-jährige Monika Römer-Emich aus dem badenwürttembergischen Flein. Rund elf Millionen Menschen konnten die neue „Miss 50plus Germany 2014“ daraufhin in der nächsten Ausgabe auf dem Titelblatt der Fernsehzeitung sehen. Omis mit Dutt gibt’s nicht mehr Längst sind die Models, welche die dynamische Generation jenseits der dem Kli- 60 repräsentieren, schee der typischen Oma früherer Doch bei den Jahre entwachsen. „Kreativen“ der Werbebranche scheint sich der Imagewandel noch nicht überall herumgespro chen zu haben. „Wissen Sie, ich bekomme dann Anrufe, da heißt es: Ich möchte eine Omi, etwa 60 Jahre alt’. Aber die gibt es doch gar nicht Wenn Sie mehr! eine Acht- haben, die ,omamäßig’ zigjährige ist das schon aussieht, dann Glück. Meine ist Vorzeige-Oma leider vor einiger Zeit gestorben. Nein, ich kann Dutt derzeit mit und Nickelbrille nicht dienen“, be lächelt Seniormodels-Chefin Chris ta Höhs die nostalgischen Vorstel- am Ka- lungen der Großmutter chelofen. Informationen • 5und50 Casting Frankfurt, Ansprechpartnerin: Lisa Ebrahimzadeh, Max-Hirsch-Straße 22, 60386 Frankfurt; Tel. 069/9050 0597; E-Mail: [email protected]; Internet: http://www.5und50. com/kontakt.php Zur Wirtschaftskraft der Zielgruppe • Strategiemappe Zukunftsmarkt 50plus des Bundeswirtschafts ministeriums; http://bmwi.de/DE/Media thek/Publikationen/publikatio nenarchiv,did=342412.html; Publikationen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie; Scharnhorststraße 34-37, 10115 Berlin, 22 721, Tel. 030/18/27 Fax: 01810/2722 721; E-Mail: publikationen@ bundesregierung.de Kindern eine Kindheit geben Machen Sie mit. Unterstützen Sie Fair Childhood – *(:6WLƲXQJ%LOGXQJVWDWW.LQGHUDUEHLW 6SHQGHQNRQWR%DQNI¾U6R]LDOZLUWVFKDƲ %/=.RQWR1U www.fair-childhood.eu Ja, HSB 115 ich möchte mehr Informationen zu Fair Childhood, bitte senden Sie mir weitere Informationen Name, Vorname Straße, Hausnummer PLZ, Ort E-Mail 'DWXP8QWHUVFKULƲ Bitte senden Sie diesen Coupon in einem ausreichend frankierten Umschlag an: Fair Childhood *(:6WLƲXQJŦ%LOGXQJVWDWW.LQGHUDUEHLWŤ z. Hd. Sabine Niestroj Reifenberger Straße 21 60489 Frankfurt am Main 8 Demenz-Früherkennung Die Demenz früh bekämpfen Demenzerkrankungen frühzeitig zu erkennen und eine optimale Behandlung sicherzustellen ist Ziel eines hessischen Modellprojekts. Sich im Alter selbst zu verlieren, ist für viele eine schlimme Vorstellung. Doch Demenz ist kein unabwendbares Schicksal. Das Gesundheitsnetz Frankfurt hat sich in Zusammenarbeit mit der Caritas vorgenommen, die Krankheit durch Früherkennung abzuwenden oder doch zumindest abzumildern. W ir haben es in der Hand, ob jeder Dritte oder nur jeder Sechste von uns einmal an Alzheimer oder einer anderen Demenzform erkrankt“, geben Dr. Carola Koch und Dr. Stefan Unglaub vom Gesundheitsnetz Frankfurt (GNeF) zu bedenken. „Viele wissen nicht, dass Früherkennung auch bei Demenz wirklich funktioniert. Daher werden Demenzerkrankungen häufig erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf diagnostiziert, eine fachärztliche Behandlung erfolgt dementsprechend spät“, wissen die beiden Mediziner, die das Modellprojekt initiiert haben. Zur Bekämpfung der Scheu und des Tabus, erste Krankheitsanzeichen ernst zu nehmen, bietet das Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014 Gesundheitsnetz Frankfurt mit der Caritas Frankfurt „Präventive Hausbesuche“ bei Menschen ab 70 Jahren an. Dadurch sollen Verdachtsfälle durch geschultes Personal frühzeitig abgeklärt werden. Durch geschulte Ärztinnen und Ärzte des Zusammenschlusses kassenärztlich niedergelassener Ärzte in Frankfurt wird im Fall einer Erkrankung eine optimale Behandlung sichergestellt. Auch die Beratung und Betreuung von Angehörigen gehört zu den Zielen des Modellversuchs, der vom Hessischen Ministerium für Soziales und Inte- Demenz-Früherkennung gration in den Jahren 2014 und 2015 mit insgesamt 100.000 Euro unterstützt wird. Alle Möglichkeiten nutzen Der Hessische Gesundheitsminister Stefan Grüttner nennt das Projekt „bundesweit wegweisend“. In Deutschland leben zurzeit ein bis 1,4 Millionen Demenzkranke. Diese Zahl wird sich aufgrund der demografischen Entwicklung bis zum Jahr 2050 auf rund 2,5 Millionen verdoppeln, so Grüttner. „Es bedarf daher neuer, innovativer Gesundheitskonzepte, um dem vermehrt interdisziplinären Behandlungsbedarf gerecht zu werden.“ Das Modell geht allerdings noch einen Schritt weiter, als nur ärztliche Aufklärung und Behandlung anzubieten. Geschulte Versorgungsassistentinnen sollen die benötigten Hilfen aus dem Bereich Medizin, ambulante Pflege und Sozialarbeit organisieren helfen. Auf diese Weise kann nach Überzeugung der Initiatoren der Krankheitsverlauf verzögert werden. Auch hilft diese Betreuungsform, Krisensituationen zu vermieden. Somit wird das Leben in der eigenen Häuslichkeit trotz krankheitsbedingter Einschränkungen erleichtert. Koordination von Hausund Facharzt Um die Therapie zu optimieren, ist es besonders wichtig, eine koordinierte enge Zusammenarbeit zwischen der haus- und fachärztlichen Versorgung zu organisieren. Zudem sollen die vorhandenen Strukturen der zugehenden Dienste und der Kommune gebündelt werden. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Lebensqualität für die Patienten und ihre Angehörigen zu erhalten. Daher soll im Rahmen des vom Land geförderten Modellprojekts eine Koordinierungsstelle im Bereich der ambulanten Behandlung etabliert werden. Über eine elektronische Patientenakte wird die Kommunikation der Akteure untereinander beschleunigt. Damit wird ein Informationsverlust an der Sektorengrenze, zum Beispiel über die aktuelle Medikation, vermieden. Selbständigkeit möglichst erhalten Über allen diesen Maßnahmen schwebt als oberstes Ziel, die Selbständigkeit von Patientinnen und Patienten so weit als irgend möglich zu erhalten. Damit soll auch erreicht werden, dass die betroffenen Patientinnen und Patienten ihre vertraute Umgebung nicht verlassen müssen. Denn es liegt auf der Hand, dass Seniorinnen und Senioren ihren Lebensabend, wenn irgend machbar, im eigenen Heim verbringen wollen. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, heißt das im Volksmund. „Präventive Hausbesuche sind grundsätzlich darauf abgestimmt, eine weitgehend selbständige und autonome Lebensführung älterer Menschen bei möglichst guter Lebensqualität zu unterstützen“, unterstreicht auch Alexandra Ladach von der Caritas in Frankfurt. „Dies erfolgt durch die frühe Feststellung möglicher Risiken für Pflegebedürftigkeit sowie daran ansetzender bedarfsgerechter Beratung und Versorgung. Diesen Ansatz verfolgt der Caritasverband Frankfurt e. V. bereits seit 2007“, berichtet die Beraterin. 9 Definition der Demenz Demenz ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechen und Urteilsvermögen im Sinne der Fähigkeit zur Entscheidung. Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Für die Diagnose einer Demenz müssen die Symptome über mindestens sechs Monate bestanden haben. Die Sinne (Sinnesorgane, Wahrnehmung) funktionieren im für die Person üblichen Rahmen. Gewöhnlich begleiten Veränderungen der emotionalen Kontrolle, der Affektlage, des Sozialverhaltens oder der Motivation die kognitiven Beeinträchtigungen; gelegentlich treten diese Syndrome auch eher auf. Sie kommen bei AlzheimerKrankheit, Gefäßerkrankungen des Gehirns und anderen Zustandsbildern vor, die primär oder sekundär das Gehirn und die Neuronen betreffen. (Weltgesundheitsorganisation zitiert nach Wikipedia) Betroffene im Mittelpunkt „Mit dem nun besonderen Augenmerk auf die Demenzfrüherkennung werden Bedürfnisse von Be- Nr. 115/September 2014 Hessische Seniorenblätter 10 Demenz-Früherkennung Ein Herz auch für Sterbende troffenen rechtzeitig in den Mittelpunkt gestellt“, so Alexandra Ladach. Entsprechend sollen neben der medizinischen Versorgung krankheitsspezifische Angebote besser zugänglich gemacht werden. Dazu gehören etwa die psychosoziale Beratung und Begleitung, Bewegungsgruppen und Betreuungsangebote für Menschen mit Demenz. Außerdem fallen entlastende Gesprächskreise, Seminare und individuelle Schulungen für die Angehörigen unter diese Rubrik. „Durch die Förderung und damit Einbettung in das Frankfurter Programm ’Würde im Alter’ sowie durch Netzwerke innerhalb des Caritasverbandes und darüber hinaus, kann hierbei auf wichtige Ressourcen zurückgegriffen werden“, erklärt die Frankfurter Caritas-Expertin. Der Caritasverband Frankfurt legt nach Alexandra Lanachs Worten Wert darauf, Brücken zu schlagen. „Allen Zielen gemein ist letztlich, die gefürchtete Diagnose ‚Demenz’ zu enttabuisieren und die Menschen in der Region dafür zu sensibilisieren, richtig darauf zu reagieren“, setzt sich die Caritas-Beraterin für einen offenen Umgang mit dem Thema ein. Auch die Aufklärung über die Früherkennung kann allerdings den Blick dafür nicht verstellen, dass auch an sterbende Patientinnen und Patienten gedacht werden muss. Als langjähriger Kooperationspartner des GNeF versorgt die PalliativTeam Frankfurt gGmbH zusammen mit den Hausärzten und Fachärzten des Netzes sterbende Patienten zuhause und in Heimen sowie Hospizen in Frankfurt. Um auch in der Endphase einer Demenzerkrankung den Verbleib in der vertrauten häuslichen Umgebung zu ermöglichen, wird die Zusammenarbeit im Rahmen dieses Projektes weiter vertieft. Besonders Impulse zur frühzeitigen Klärung von Patientenwünschen und den damit verbundenen notwendigen Vorsorgemaßnahmen werden neu etabliert und niederschwellig sowie bedürfnisorientiert angeboten. Die enge und abgestimmte Vorgehensweise soll einen Beitrag zur verbesserten und menschlicheren Begleitung am Lebensende bieten. Gesundheitsminister Grüttner jedenfalls ist überzeugt, dass das Hessische Ministerium für Soziales uns Integration hier ein besonders wichtiges Projekt fördert. „Gerade der Ansatz, die verschiedenen Phasen der Erkrankung kompetent zu begleiten, ist zu- Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014 kunftsweisend. Insbesondere die Früherkennung von Demenz kann wichtige Weichen für die Betroffenen stellen“, so der Hessische Gesundheitsminister abschließend. Auskunft: Gesundheitsnetz Frankfurt am Main e.G. (GNeF), Höchster Schloßplatz 1, 65929 Frankfurt-Höchst; Tel. 069/2578 8008; Fax: 069/2578 8009; E-Mail: [email protected]; http://www.gnef.de/netzbuero/ Caritasverband Frankfurt e.V. Präventive Hausbesuche Gesundheitsberatung für Senioren, Alte Mainzer Gasse 10, 60311 Frankfurt am Main; Tel. 069/2982-404; Fax: 069/2982-420; E-Mail: [email protected]; http://www.caritasfrankfurt.de/55742.html Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, Dostojewskistraße 4, 65187 Wiesbaden; Tel. 0611/817-0; https://soziales.hessen.de/gesundheit/gesundheitsversorgung Pflegende Angehörige 11 Die sorgende Gemeinschaft stärken Ohne die große Betreuungsleistung der pflegenden Angehörigen wäre unser Gesundheitssystem jetzt schon hoffnungslos überlastet. Um die sorgende Gemeinschaft zu stärken und Überforderung in den Familien, bei den hauptamtlichen Pflegekräften und bei den nachbarschaftlich Helfenden vorzubeugen, hat das Hessische Ministerium für Soziales und Integration gemeinsam mit den Pflegekassen das Modellprojekt „getup Hessen“ gestartet. D ie Pflegebereitschaft in Familien ist immer noch hoch. Mehr als zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, viele davon ohne Unterstützung durch Pflegedienste, Nachbarn oder freiwillig Engagierte, die hilfreich zur Seite stehen“, konstatiert Dagmar Jung von der Diakonie Hessen. Auf die Bewältigung eines langjährigen häuslichen Pflegealltags seien viele Pflegende nicht vorbereitet. „Überforderung, Erschöpfung und gesundheitliche Probleme sind nicht selten die Folge ihrer langjährigen Sorge für ein pflegebedürftiges Familienmitglied“, beschreibt die Referentin für angewandte Gerontologie die Situation vieler betroffener Familien. Hier will das Hessische Ministerium für Soziales und Integration ansetzen. „Wir wollen frischen Wind in die Landschaft der Hilfen für hilfsbedürftige Menschen und pflegende Angehörige bringen“, kündigte der Hessische Gesundheitsminister Ste- „Wir wollen frischen Wind in die Landschaft der Hilfen für hilfsbedürftige Menschen und pflegende Angehörige bringen.“ Hessischer Gesundheitsminister Stefan Grüttner fan Grüttner in Wiesbaden an. Gemeinsam mit den Pflegekassen wurde hierzu im Rahmen des Sozialgesetzbuches ein Modellprogramm aufgelegt. „Es geht darum, kreative Ideen freiwillig Engagierter im Umfeld der Pflege zu unterstützen und finanziell zu fördern“, so Grüttner. Austausch und Entspannung „Getup Hessen“ heißt das Programm, dessen Koordinierungsstelle bei der Diakonie Hessen angesiedelt ist. Zwei Projektkoordinatorinnen in Dreieich und Kassel organisieren das jährliche Ausschreibungsverfahren. Sie stehen auch für die Beratung und fachliche Begleitung interessierter Projektträger zur Verfügung. Die Modellprojekte sind Ausgangspunkt für ein Netzwerk, in dem pflegenahes, freiwilliges Engagement dauerhaft Unterstützung erfahren soll. In jedem Landkreis und jeder kreisfreien 12 Pflegende Angehörige Informationen und Ausschreibungsunterlagen: Koordinierungsstellen getup Hessen, Martina Geßner, Diakonie Hessen – Diakonisches Werk Offenbach-DreieichRodgau, An der Winkelsmühle 5, 63303 Dreieich; Tel.: 06103/987 515; E-Mail: [email protected];www.diakoniehessen.de Sandra Lüning, Diakonisches Werk Kassel, Stadtteilbüro, Weserstraße 38-40, 34125 Kassel; Telefon: 0151/1206 6218; E-Mail: sandra.luening@ diakonie-hessen.de; Stadt wird ein Projekt gefördert. Die ersten Initiativen waren zum Jahreswechsel in den Landkreisen Darmstadt-Dieburg, Marburg-Biedenkopf und Odenwald an den Start gegangen. Im Marburger Hinterland soll es bald ein Café für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen geben, das von Freiwilligen betrieben wird. Im Odenwaldkreis werden in Kooperation mit Sportvereinen Entspannungsund Bewegungsangebote für Angehörige geplant und im Landkreis Darmstadt-Dieburg Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt. Freiwilliges Engagement pflegen Ohne die familiäre Betreuungsleistung und das freiwillige Engagement der Menschen aus deren Umfeld ist Pflege schon jetzt nicht mehr zu bewältigen, so Grüttner: „Wir wollen die Förderung ehrenamtlicher Strukturen, so wie sie im Sozialgesetzbuch vorgesehen ist, in die Fläche bringen, weil wir wissen, dass das bürgerschaftliche Engagement für die sorgende Gemeinschaft unverzichtbar ist.“ Grüttners Ziel ist es, mehr Entlastung und mehr Lebensqualität für pflegebedürftige Menschen ebenso wie für ihre Angehörigen zu gewährleisten. Gleichzeitig will das Hessische Ministerium für Soziales und Integration engagementbereiten Menschen sinnvolle Aufga- Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014 ben bieten. Die Laufzeit des Modellprogramms beträgt dreieinhalb Jahre. Das Land Hessen unterstützt es mit 348.000 Euro. Die Pflegekassen legen noch einmal die gleiche Summe drauf, sodass bis 2016 insgesamt knapp 700.000 Euro zur Verfügung gestellt werden können. „Die darin enthaltenen lokalen Budgets sollen die Landkreise und kreisfreien Städte bei der Umsetzung unterstützen“, erklärte Grüttner zu der Förderung. Langjährige Erfahrung rund um das Thema Pflege Die Diakonie Hessen widmet sich schon seit langem allen Themen rund um das Thema Pflege und hat gleichzeitig viel Erfahrung zum Thema Freiwilligenmanagement vorzuweisen. Sie ist deshalb ein geeigneter Träger für das Modellprojekt „getup Hessen“. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, die Interessen der ambulanten Pflege auf fachlicher und politischer Ebene zu vertreten. Eine wichtige Aufgabe für die Diakonie Hessen ist zudem die Beratung der Einrichtungen vor Ort. Beratungsinhalte können sowohl Qualitätsstandards in der Pflege eines ambulanten Pflegedienstes sein als auch die Wirtschaftlichkeit bei neuen Projekten oder Unterstützung von regionalen Zusammenschlüssen. Letzteres ist auch ein wichtiges Anliegen des Modellprojektes „getup Hessen“. Gesundheitsversorgung 13 Dem Strukturwandel im Gesundheitswesen und in der Pflege gerecht werden Das Gesundheits- und Pflegewesen steht vor großen Herausforderungen: In einer alternden Gesellschaft wächst die Zahl der Patientinnen und Patienten mit chronischen und mehrfachen Erkrankungen. Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter von Ärzten und Pflegekräften. Ein erhöhter Fachkräftebedarf im Gesundheitswesen und in der Pflege ist absehbar. D er demografische Wandel vollzieht sich landesweit nicht gleichmäßig. Damit auch künftig eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige medizinische, pharmazeutische und pflegerische Gesundheitsversorgung möglich ist, sind Lösungen notwendig, die sich aus der regionalen Entwicklung der Bevölkerung ergeben. Um den Strukturwandel im Gesundheitswesen und der Pflege sichtbar zu machen und damit die Basis für regionale Versorgungskonzepte zu schaffen, hat die Landesregierung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen und dem Hessischen Apothekerverband e.V. erstmalig in Deutschland „Regionale Gesundheitsreporte“ für die 26 Kreise und kreisfreien Städte unseres Bundeslandes erstellt. „Die Sorge um den Erhalt einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Thema für die Kommunal- und Landespolitik geworden“, erklärt der Hessische Gesundheitsminister Stefan Grüttner. „Dabei zeigt sich, dass die Qualität der Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und Bürger gerade im ländlichen Raum ein wesentliches Kriterium für die Lebensqualität ist. Umso mehr wird es in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen und einem zu- nehmenden Fachkräftebedarf darauf ankommen, durch eine enge Kooperation eine vorausschauende bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung zu organisieren. Beste Voraussetzung für die Arbeit an der Zukunft ist eine objektive Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Versorgungsstruktur. Die „Regionalen Gesundheitsreporte“ beleuchten die aktuelle gesundheitliche und pflegerische Versorgung. Sie zeigen die künftigen Handlungsfelder auf.“ In der sektorenübergreifenden Analyse der komplexen Trends im Gesundheitswesen und in der Pflege, die das Land und die Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KV Hessen) unter Mitarbeit des Hessischen Apothekerverbandes vorgenommen hat, wird unter anderem Handlungsbedarf bei der ärztlichen Versorgung sichtbar. „Das Durchschnittsalter der Ärzte Regionale Gesundheitsreporte sollen den Strukturwandel im Gesundheitswesen und der Pflege Nr. 115/September 2014 Hessische Seniorenblätter sicher machen. 14 Gesundheitsversorgung steigt. Daher wird in den nächsten Jahren zum Beispiel mit einem erhöhten Wiederbesetzungsbedarf von Haus- und Facharztpraxen insbesondere in ländlichen Räumen zu rechnen sein“, konstatiert der stellvertretender Vorstandsvorsitzende der KV Hessen, Dr. med. Günter Haas. Beträchtliche regionale Unterschiede Auch Fachärzte werden älter Aktuell gibt es in Hessen 403 zugelassene Augenärzte, wovon bereits im kommenden Jahr 70 Ärzte ihre Praxis mit 65 Jahren schließen könnten. Das entspricht 17 Prozent. Bis 2020 könnte die Zahl auf 126 Augenärzte im Rentenalter ansteigen, was dann bei den ausgeschiedenen Augenärzten einen Prozentsatz von 31 Prozent ausmachen würde. In der Hals-Nasen-OhrenHeilkunde sind zum jetzigen Zeitpunkt 302 Ärzte in Hessen zugelassen. Bis zum Jahr 2020 steigt der Bedarf der Nachbesetzung auf 80 Ärzte – dies macht einen Prozentsatz von 26 Prozent aus. Der Facharztbereich der Urologie ist aktuell in Hessen durch 200 zugelassene Ärzte vertreten. Bis zum Jahr 2020 werden nach den Prognosen 61 Ärzte ihre Praxis schließen - ein Rückgang von 31 Prozent. Mit den Reporten soll eine geeignete Grundlage für regionale Diskussionsprozesse zur künftigen Entwicklung der Versorgungsstrukturen geschaffen werden. Derzeit verteilen sich rund 4.000 Hausärzte an ca. 2.700 Standorten in Hessen. Davon werden im kommenden Jahr voraussichtlich rund 700 Mediziner altersbedingt eine Nachfolge suchen. Im Jahr 2017 werden es bereits etwa 1.100 Hausärzte und 2020 voraussichtlich 1.600 Hausärzte sein, wenn die Hausärzte ihre Praxis mit 65 Jahren abgeben – ein Wiederbesetzungsbedarf von rund 40 Prozent also. Wie wichtig die Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten für die Prognose ist, zeigt sich beim Thema Pflege. Insgesamt wird in Hessen die Anzahl der Pflegebedürftigen über 64 Jahren von rund 160.000 im Jahr 2011 auf fast 190.000 im Jahr 2020 steigen. Das ist ein Plus von 14 Prozent. Im Jahr 2011 gab es hessenweit einen Beschäftigtenstand von insgesamt rund 11.000 Altenpfleger/innen in den Einrichtungen der Altenhilfe. Für das Jahr 2020 ergibt sich laut den Erkenntnissen der Gesundheitsreports ein Bedarf von ca. 12.000 Pflegekräften. Der Bedarf an Helfern wird demnach bis 2030 um 37 Prozent weiter anwachsen. Die einzelnen Regionen Hessens weisen jedoch große Unterschiede auf. Der höchste Bedarf besteht im Landkreis Offenbach, im Landkreis Darmstadt-Dieburg und im Main-Taunus-Kreis. Hier müssen Hessische Seniorenblätter Nr. 115/September 2014 nach dieser Prognose bis 2030 zusätzlich 60 Prozent Stellen besetzt werden. Am unteren Ende der Skala stehen die Landkreise Werra-Meißner und Hersfeld-Rotenburg, wo der Erweiterungsbedarf nur 16 Prozent beträgt. Hessischer Gesundheitspakt stellt sich dem Zukunftsthema Der Handlungsbedarf zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung ist hoch. Aus diesem Grund hat das Hessische Ministerium für Soziales und Integration bereits 2011 mit den maßgeblichen Akteuren des hessischen Gesundheitswesens, den kommunalen Spitzenverbänden und den medizinischen Fachbereichen der Universitäten Frankfurt und Marburg den Hessischen Gesundheitspakt geschlossen. Darin ist unter anderem vorgesehen, die Ansiedlung von Ärztinnen und Ärzten in Gebieten mit regionalem Versorgungsbedarf mit jeweils bis zu 50.000 Euro je ArztSitz zu fördern. Zudem fördert die Landesregierung den Auf- und Ausbau regionaler Gesundheitsnetze in neun hessischen Modellregionen, die mit verschiedenen Kooperationspartnern sektorenübergreifende Konzepte für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung in der Region entwickeln mit 800.000 Euro in 2014. Um die Diskussionsprozesse zu begleiten, wurde im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration zudem eine Servicestelle „Regionale Gesundheitsnetze“ eingerichtet. Auskunft: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, Dostojewskistraße 4, 65187 Wiesbaden; Tel. 0611/817-0; https://soziales.hessen.de/ gesundheit/gesundheitsshyversorgung/regionalegesundheitsreporte Leitfaden Vorsorge 15 Rechtzeitig vorsorgen Viele Menschen fragen sich, was geschieht, wenn ich plötzlich krank werde, einen Unfall habe, wenn ich operiert oder rechtlich betreut werden muss? Vielfach kümmern sich Angehörige um das in Not geratene Familienmitglied. Aber auch sie können rechtsverbindliche Entscheidungen erst dann treffen, wenn sie dazu berechtigt sind. Z u diesem komplexen Thema hat das Hessische Ministerium für Soziales und Integration einen übersichtlichen Leitfaden mit umfassenden Informationen und Vordrucken entwickelt. Unter dem Motto „Rechtzeitig vorsorgen, selbstbestimmt leben“ wird im Sozialnetz Hessen jeder Punkt genau erklärt und erläutert. Denn jeder Bürger kann für sich selbst vorsorgen, wenn er rechtzeitig und vollständig Vorsorgevollmachten, Betreuungs- und Patientenverfügungen hinterlegt. Auf den neuen Internetseiten des Sozialnetzes Hessen wird genau gezeigt, wie dies geht: www.betreuungsrecht.hessen.de Ärzte müssen Patientenwillen befolgen In einer Vorsorgevollmacht kann man seine persönlichen Wünsche und Bedürfnisse äußern und damit Jeder kann für sich selber vorsorgen, wenn er rechtzeitig entsprechende Vollmachten und Verfügungen hinterlegt. Anweisungen geben, wie die persönlichen Angelegenheiten geregelt werden sollen. So können etwa eine oder mehrere Personen als Bevollmächtigte – z. B. Angehörige oder Freunde – bestimmt werden. Hat jemand keine Vorsorgevollmacht hinterlegt und ist aufgrund einer Krankheit oder Behinderung nicht mehr selbst in der Lage, seine Angelegenheiten zu regeln (z. B. eine Entscheidung über eine ärztliche Behandlung oder ein Umzug in ein Pflegeheim) kann das Betreuungsgericht eine rechtliche Betreuung einrichten. In einer Betreuungsverfügung kann aber jeder schon vorher festlegen, welche Person dafür in Frage kommt oder wer beispielsweise auf gar keinen Fall eingesetzt werden soll. Eine solche Entscheidung wird vom Gericht grundsätzlich berücksichtigt. Allerdings muss das Gericht in jedem Einzelfall die Eignung der benannten Person prüfen. In einer Patientenverfügung kann man festlegen, wie man im Falle einer gesundheitlichen Beeinträchtigung medizinisch versorgt werden will. So eine Patientenverfügung kann bis zur genauen Skizzierung der eigenen Vorstellungen über ein würdevolles Sterben reichen. Tritt dann eine entsprechende Behandlungssituation ein, muss die Patientenverfügung von den Ärztin- nen und Ärzten befolgt werden. Es ist sinnvoll, zusätzlich zu einer Patientenverfügung in einer Vorsorgevollmacht oder auch einer Betreuungsverfügung festzulegen, welche Person im Falle der eigenen Entscheidungsunfähigkeit berechtigt sein soll, die in der Patientenverfügung geäußerten Wünsche und Vorstellungen einzufordern oder umzusetzen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels kommt dem Betreuungsrecht eine zunehmende Bedeutung zu. Immerhin sind etwa 95.000 Bürger in Hessen aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung nicht oder nur teilweise fähig, ihre Angelegenheiten selber zu besorgen. Beratung gibt es außer in Anwaltskanzleien und Notariaten auch in zahlreichen kommunalen Betreuungsbehörden und Betreuungsvereinen. Alle Informationen sowie Kontaktdaten finden Sie auf der Website des Sozialnetzes Hessen: www.betreuungsrecht.hessen.de Auskunft: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, Dostojewskistraße 4, 65187 Wiesbaden; Tel. 0611/817-0; Werbeagentur Zimmermann GmbH · Heddernheimer Landstr. 144 · 60439 Frankfurt am Main PvSt · DP AG · Entgelt bezahlt BETREUUNGSRECHT Durch einen Unfall, eine Krankheit oder fortschreitendes Alter kann jeder von uns in eine Situation kommen, in der er seine Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln kann und auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Unser Rechtssystem stellt für diesen Fall eine Reihe von Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Mehr Infos unter: https://soziales.hessen.de/ familie/senioren/betreuungsrecht