stadt und kanton zürich

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stadt und kanton zürich
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Dienstag, 10. April 1990
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STADT UND KANTON ZÜRICH
Nr. 84
Filmspiegel
«Keep Your Hands
Auf dem
Üetliberg ist mit dem Abbruch des
früheren Bergrestaurants Annaburg begonnen worden. Im Bild links der
klotzige jüngere Gebäudeteil, rechts das alte Chalet. (Bilder hf.)
Beginn des Abbruchs der «Annaburg»
torti. Nachdem das Bundesgericht am 20. März
die staatsrechtlichen Beschwerden von drei Stadtzürcher Stimmbürgern gegen die Gemeindeabstimmung über die Initiative zur Erhaltung der
«Annaburg» auf dem Üetliberg abgewiesen hat,
ist am Montag vormittag mit den Abbrucharbeiten des über 100jährigen Gebäudes begonnen
worden. Als erstes wurden alle Fenster herausgeschlagen. Am Dienstag soll das Dach abgedeckt
werden.
Die Arbeiten konnten am Montag aber nicht
planmässig ablaufen, weil sich in der «Annaburg»
seit Mitte März eine Filmequipe einquartiert hat,
die im alten Ausflugsrestaurant ein 300 000 Franken teures Filmprojekt unter dem Titel «FaustHand 91» realisieren wollte. Nach Angaben des
Leiters des Filmprojekts, Markus Habermann, ist
im Jahr 1987 ein Gesuch um Realisierung des Filmes in der «Annaburg» von Stadtrat Willy Küng
genehmigt worden. Die Vorbereitungsarbeiten für
den Film hätten zweieinhalb Jahre in Anspruch
genommen. Man habe noch bis zum 13. Mai drehen wollen und sei vom Beginn der Abbrucharbeiten am Montag morgen völlig überrascht
worden, sagte Habermann. Der Filmequipe, die
auf der Terrasse der «Annaburg» ein grosses
Indianertipi aufgestellt hat, wurde von einem Vertreter der Liegenschaftenverwaltung um 8 Uhr ein
n
der Annaburg bis 16
Ultimatum zum Verlasse
Uhr eingeräumt und andernfalls mit einer Straf-
anzeige gedroht.
Da Habermann mit seinem halben Dutzend
Leute aber blieb und um 16 Uhr gar eine Pressekonferenz durchführte, nahmen Vertreter der
Stadtpolizei eine neue Lagebeurteilung vor, das
Ultimatum wurde auf Dienstag morgen acht Uhr
verlängert. Sollten die Filmschaffenden das Haus
bis dann nicht verlassen und das Tipi auf der Terrasse abgebrochen haben, wird die Strafanzeige
unterschrieben, was wohl eine Polizeiaktion zur
Folge hätte. Die Filmschaffenden zeigten sich am
Montag nachmittag weiterhin zum Verlassen des
Hauses nicht bereit. Markus Habermann kündigte vielmehr an, dass am 18. April eine neue
Volksinitiative für eine weitere Abstimmung über
einen «Annaburg»-Abbruch lanciert werden soll.
# Im weiteren teilt die Grüne Partei mit, sie
nehme mit Befremden zur Kenntnis, dass Vorbereitungen zum Abbruch der Annaburg auf dem
Üetliberg getroffen werden, obwohl es sich dabei
um ein schutzwürdiges Objekt handle. Die Tatsache, dass der Kredit für einen Ausbau zu einem
Ausflugsrestaurant vom Volk abgelehnt worden
sei, berechtige die Stadt keineswegs, das Gebäude
abzubrechen. Die Grüne Partei fordert die amtierende und die designierte Exekutive auf, nur die
volumenmässig dominanten Anbauten zum Abbruch freizugeben und das ursprüngliche Chalet
unter Schutz zu stellen.
Eine frühe Händel-Passion
Kirchenkonzert in Höngg
off My Daughter»
Loh. Für einmal sind es in einer Teenagerkomödie nicht die pubertierenden Jugendlichen
und deren Ablösungsängste und Nöte, die im
Mittelpunkt stehen. In seinem vierten Langspielfilm schildert der Amerikaner Stau Dragoti den
schmerzhaften Abnabelungsprozess ganz aus der
Sicht des (alleinerziehenden) liebevoll-despotischen Vaters. Der Drehbuchautor, Seth Winston,
hat nach seinem Bekenntnis eigene, albtraumhafte Vaterängste in die Geschichte einfliessen
lassen, in der sie jedoch in schablonenhafter
Überzeichnung als gängige
Komödienklischees
erscheinen. Auf analytische Tiefe irgendwelcher
Art verzichtet der Film, der in den satten Farben
seiner Bilder und etwa in den Szenen von lauen
Partynächten und dem prahlerischen Autokult an
Vorgänger wie «American Graffiti» oder Auftritte
James Deans erinnert.
Aus dem Spital, in einer Rückblende, erzählt
Doug Simpson, wie ihn fehlgeleitete Vaterliebe
dahin gebracht hat: wie er sich, nach dem missratenen Versuch, seine fünfzehnjährige Tochter
Katie (Ami Dolenz) mittels strikter Überwachung
wieder unter seine Kontroll
e
zu bringen, unter
grossen persönlichen Opfern zum Kumpel ihrer
Freunde gemacht hat, bis er, trotz der engen Zusammenarbeit mit seinem Therapeuten, die Waffen schliesslich strecken musste. Ein beherzter
Racheversuch an diesem Dr. Fishbinder, der für
dieselbe Radiostation wie Doug arbeitet, hat ihn
durchs Fenster im dritten Stock auf einen rettenden Baldachin und von dort ins Spital befördert.
Kurzweiligen, witzigen Charme gewinnt die
Komödie durch diese beiden Figuren: h
d u r c das
komödiantische Talent des hierzulande bisher unbekannten Hauptdarstellers, Tony Danza, und die
verschrobene Schnoddrigkeit, die Wallace Shawn
seinem Dr. Fishbinder verleiht. (Bellevue)
Aus Kanton und Gemeinden
Zivilschützer räumen Sturmschäden
Bereits haben Förster bei einzelnen der während
der heftigen Stürme von Ende Februar gefallenen
Bäume wegen der warmen Witterung Schädlingsbefall
festgestellt. Deshalb muss das Holz so schnell wie möglich aus dem Wald geschallt und verarbeitet werden.
Dabei helfen auch Zivilschützer mit. Über 70 von rund
370 Zivilschutzangehörigen aus der Gemeinde WangenBrüttisellen haben sich beispielsweise freiwillig für eine
Aufräumaktion im Wald ihrer Ortschaft gemeldet, wo
über 2000 Kubikmeter Sturmholz weggeräumt werden
müssen. Während rund dreier Wochen stehen jeweils
von Montag bis Mittwoch Zivilschutzequipen im Einsatz. Diese Arbeit wird an die Dienstleistungen 1990 angerechnet. Damit keine Unfälle passieren, stellen die
Waldbesitzer Fachleute, die am Ort instruieren und die
Arbeiten überwachen.
Polizeinachrichten
Anhänger auf der Hönggerrampe umgekippt
Kunterbunter Tanzabend
Die «Viva! Company» im Theatersaal Rigiblick
-
Unter dem Motto «Tanzen ist Leben
Leben ist Tanzen» hat die Winterthurer Viva!
Company in Zürich im Theatersaal Rigiblick ihr
neuestes Programm präsentiert. Das Aufgreifen
des alten und wohl kaum einlösbaren Avantgarde-Topos der Versöhnung von Kunst und
Leben blieb allerdings nicht mehr als eine hübsche Programmidee, denn auf der Bühne zeigten
die Winterthurer einen ganz normalen und vom
Tänzerischen her durchwegs traditionellen Tanzabend. Eine animierende und zum Tanze auffordernde Stimmung vermittelte eigentlich nur der
allerletzte Tanz, ein einfacher Reigen im Kreis.
Und da zeigte sich sofort das alte Problem des so
wunderbaren Anspruchs, denn was jeder kann,
dafür will man nicht bezahlen. Aber wie gesagt,
insgesamt zeigten die sechs Tänzerinnen und zwei
Tänzer ein bühnenreif ausgearbeitetes Programm,
welches auch jene befriedigte, für die Kunst mit
Können zu tun hat.
U. Fr.
Im Solo «Regenwald» von Eva Schaeffeler
überzeugte vor allem die Musikalität von Choreographie und Ausführung. Die «Begegnung der
warmen naiven Welt des Regenwaldes» mit der
Präsidiumswechsel
beim Stadtzürcher Landesring
(sda) Die Delegiertenversammlung des Landesrings der Stadt Zürich wird am 7. Mai das Parteipräsidium neu zu bestellen haben. Geschäftsführer Benedikt Gschwind bestätigte am Montag
eine Meldung von «Radio 24», wonach Stadtparteipräsident William Knecht von seinem Amt
zurücktritt. Neben Knecht wollen auch Vizepräsidentin Rosmarie Steiner und Vizepräsident Max
Münz ihre Ämter zur Verfügung stellen.
Knecht und Steiner wollen definitiv zurücktreten, nach Gschwind ist es jedoch wahrscheinlich,
dass Münz von den Delegierten wieder vorgeschlagen und weiterhin Präsidiumsmitglied bleiben wird. Nach neun Jahren als Stadtparteipräsident wolle Knecht sein Amt für eine jüngere, unverbrauchte Kraft zur Verfügung stellen, erklärte
Gschwind. Rosmarie Steiner, die auch aus dem
Gemeinderat zurückgetreten ist, wolle sich aus
der Politik zurückziehen. Die Nachfolge der Zurücktretenden ist noch unklar.
«kalten feindlichen Welt der Technik», welche in
der Musik von Martin Grah durch entsprechend
gegensätzliche Instrumente ausgedrückt wurde,
spiegelte sich auch im Tanz, wo weiche und harte,
fliessende und gehaltene Bewegungsqualitäten
aufeinanderprallten. Die Intensität dieses Tanzes
könnte durch eine strengere plastische Gestaltung
allerdings noch erhöht werden.
In der Choreographie «The Eye of Envy» von
Anthony McDonnell ging es eigentlich um Eifersucht, obwohl das liebevolle Bewegungsgeschehen eher an Romeo und Julia erinnerte. Dass die
Off-Tanzszene nun auch klassische Hebungen
verwendet, ist neu und durchaus erfreulich, zumal
Tony Häfliger und Laila Nidhinandana auch
diese anspruchsvollen Passagen recht überzeugend tanzten. Vom Inhaltlichen her wirkte dieser
e deux mit seinem allzu traditionellen
Pas d
Rollenverständnis der Mann hebt die Frau und
nie umgekehrt dennoch sehr verstaubt. In dieser
Beziehung ist das Opernhaus heutzutage zeitgenössischer. In der Postmoderne ist eben vieles
anders, auch das herkömmliche Selbstverständnis
von etabliertem Tanzschaffen und freier Szene
scheint sich endgültig zu verändern, denn bis anhin versuchte die freie Szene ihr Manko an handwerklich-technischem Können vor allem durch inhaltliche Innovationen und Zeitgeistverkörperung
wettzumachen. In der postmodernen Kunst, wo
Zitate vergangener Stile den Zeitgeist prägen und
manchmal bloss aushöhlen, scheint das Streben
nach solchen Innovationen kein Thema mehr zu
-
= Wegen eines umgekippten Lastwagenanhängers
hat die Hönggerrampe in Zürich 9 am Montag morgen
während rund dreier Stunden gesperrt werden müssen.
Vom Unfall wurden auch noch zwei Personenwagen
und ein EWZ- Kandelaber betroffen. Es entstand ein gesamter Sachschaden von rund 30 000 Franken. Verletzt
wurde niemand. Ein 30jähriger Chauffeur fuhr kurz
nach 7 Uhr mit seinem mit Lebensmitteln beladenen
Anhängerzug von der Pfingstweidstrasse durch die
zm. Im gleichen Jahr 1704, in welchem in
Hamburg Reinhard Keiser seine Markus- Passion
zur Uraufführung brachte, die als erstes Passionsoratorium Geschichte machte, schuf auch der
junge, erst 19jährige Georg Friedrich Händel, der
ebenfalls in Hamburg lebte, ein Werk dieser Gattung, eine Johannes- Passion. Obwohl nur Ab-
schriften erhalten sind, scheint die Autorschaft
doch gesichert, nicht zuletzt durch eine umfangreiche Detailkritik Johann Matthesons. Christoph
Rehli, der vor zwei Jahren am Palmsonntag die
genannte Passion Keisers mit dem Kirchenchor
Höngg und guten Solisten aufgeführt hatte, führte
jetzt die Initiative weiter zu diesem um einiges
kürzeren Werk. Das Vorbild des elf Jahre älteren
Meisters ist unverkennbar, auch teilweise die Unreife des jüngeren, der deutlich versucht, seine
eigenen Wege zu gehen, geradezu zu experimentieren, dabei aber nicht immer zu überzeugen vermag.
Dennoch ist es eine erfreuliche Tat, dieses
immer übergangene Werk aufzuführen, damit das
Repertoire zu erweitern, zumal hier die Choralsätze fehlen und der Chor, beschränkt auf die Turbae, kleinere Aufgaben zu erfüllen hat. Dafür ist
es dann wichtig, neben einem leistungsfähigen
Streicherkammerensemble mit zwei Oboen sechs
gute Gesangssolisten zu engagieren, was für das
Konzert in der reformierten Kirche Höngg gelungen ist. Die Sopranpartien, Soloarien und Duette
mit Tenor oder Bass sang Isabelle Anderfuhren,
die Tenorpartien Bruno Fabel, die Basspartien
Jürg Krattinger; Hubert Mayer war ein ausgezeichneter Evangelist. Für die Altus- Partien des
Pilatus konnte Rehli den hervorragenden englischen Countertenor Christopher Robson verpflichten, für die Jesus-Partien den vorzüglichen
Reinhard Strebel. Auch daran, dass der Text relativ rasch durchgesungen wird, kaum je grössere
Arien sich entwickeln
nur zwei Dacapo-Arien
kommen vor -, wird das Frühwerk deutlich, der
Erfindergeist des jungen Genies aber manifestiert
sich darin, dass kaum eine Arie der andern, kaum
ein Rezitativ dem andern im Aufbau gleicht. Aber
auch um die Affekte darzustellen, sucht er neue
Formen. Der Basso continuo war farbig aufgefächert in dreifacher Besetzung Gambe, Fagott
und Kontrabass, im Akkordspiel Laute, Cembalo
und Orgel; leider zeigten die letzteren beiden
wenig Einfühlung und Variationsbreite über das
berüchtigte «Akkordschlagen» hinaus, wogegen
die Sänger aufführungspraktisch gut beraten
-
-
Bernerstrasse Nord und wollte gemäss den Aufzeichnungen des Fahrtenschreibers
mit 70 km/h nach
rechts auf die Hönggerrampe biegen. In der engen
Kurve hielt der Anhänger der grossen Fliehkraft nicht
mehr stand, kippte um und wurde vom Zugfahrzeug
noch 40 Meter weit mitgeschleppt. Dabei wurden zwei
entgegenkommende Personenwagen und
der Kandelaber beschädigt
-
Einbruch in Dietiker Bijouterie
= Schmuck im Gesamtwert von mindestens 20 000
Franken haben unbekannte Täter bei einem Einbruch in
eine Bijouterie in Dietikon erbeutet. Die Unbekannten
zertrümmerten das Schaufenster und entwendeten aus
der Auslage Uhren, mit Steinen besetzte GelbgoldFingerringe und anderen Schmuck. Bei
der Tat wurde
ein Sachschaden von rund 13 000 Franken angerichtet.
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*
sein.
Für Spannung sorgen Kontextverschiebungen
und Neukombinationen der verwendeten Zitate,
und von solchen Methoden lebte das dritte Stück,
«Viva Maria, viva!». Oberflächliche Revue, tiefsinniger Modern Dance und klassischer Spitzentanz, folkloristische Reigen und mimische Sequenzen, all das stand unvermittelt nebeneinanUnzusammenhängende
der,
dieses
wobei
schliesslich doch ein sinnvolles und bildwirksaergab.
Nicht
nur die Choreographin
Ganzes
mes
Christina Meyer Wegmann, sondern auch die
Modeschöpferin Erika Glanzmann beherrscht
diese Ästhetik des kunderbunten Allerleis. Ihre
Strassen- und Revueklamotten, die japanischen
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Neue Zürcher Zeitung vom 10.04.1990