Törnbericht aus der Südbretagne 2009
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Törnbericht aus der Südbretagne 2009
TÖRN IN DER SÜDBRETAGNE 2009 Von Fred Winkler Vorbereitung und Anreise Zwei Jahre nach dem denkwürdigen Törn von Greifswald nach Danzig und zurück fand sich praktisch die gleiche Mannschaft, nämlich Fred Maurer, Hans Knüsel, Franz Stark, Gusti Weber und Fred Winkler wieder zusammen zu einem Törn, und zwar diesmal in der Süd-Bretagne. Da wir alle älter werden und gern ein wenig mehr Platz haben als früher, charterten wir nach Abklärungen über einen Schweizer Agenten für 14 Tage eine „Allures 44“ die in La Trinité sur Mer am Golf von Quiberon lag. Es handelte sich um ein Aluminium-Boot mit Schwert, Tiefgang dementsprechend von 1.00 bis 3.25 Meter, Länge 13.6 Meter, Verdrängung 13 Tonnen, durchgelattetem Gross und Rollfock. Im Maximum 10 Kojen. Wir hatten auch Angebote zum Chartern ab Lorient oder Port Crouesty Gusti Weber, Fredi Maurer und Hans Knüsel in Aktion Die Hin- und Rückreise mussten wir praktisch selbst organisieren.. Glücklicherweise nahm sich Fred Maurer der Sache an. Für La Trinité kommen der Zug (TGV via Paris nach Auray), oder der Flug nach Lorient, Nantes oder Rennes in Frage, und zwar via Lyon. Wegen der Flugpläne und aus Kostengründen entschied sich Fred für Nantes. Von Nantes nach La Trinité (ca. 140 Km) mieten wir einen Minibus. Leider haben wir der Air France in Lyon unser Gepäck nicht gemeldet, so dass dieses liegen blieb. Dies kostete bei Ankunft in Nantes einige Zeit, aber das Gepäck wurde am nächsten Tag nach La Trinité geliefert. Abgesehen davon, verliefen Hin- und Rückreise problemlos. Als wir am Freitagabend, den 21. August in La Trinité eintrafen, war das Boot noch nicht im Hafen. Es kam um ca. 22 Uhr und wurde dann in anderthalb Stunden noch etwas gereinigt, so dass wir wie vereinbart an Bord übernachten konnten. Das Boot war technisch in Ordnung, aber die Sauberkeit war so-so. Gut waren die Segel, der Kühlschrank und die Stromversorgung, wobei wir fast jede Nacht am Landstrom hingen. Am folgenden Tag hatten wir Zeit, da das Gepäck erst am Mittag eintraf. Wir beschlossen dann, die Abfahrt auf den folgenden Morgen zu verschieben und ebenfalls, nicht gemäss ursprünglichen Ideen zuerst nach Nordwesten, sondern direkt nach Südosten zu fahren mit Ziel La Rochelle, um am Mittwochabend einzutreffen. Wir würden Franz Stark, der wegen eines Todesfalles in der Familie nicht mitreisen konnte dann dort treffen. Der Törn Die ersten drei Tage war das Wetter freundlich, mit leichtem Wind aus westlichen Richtungen. Wir machten Etmale von 31, 25 und 48 Meilen, wovon zwei Drittel unter Segel. Wir übernachteten in den Häfen von Turballe, Herbaudiere und Les Sables d’Olonne. Der letztere ist als Segelzentrum bekannt und es gab tatsächlich gewaltige Katamarane und Trimarane zu sehen. Von Les Sables d’Olonne nach La Rochelle gab es mehr Wind. Wir wählten die Route durch den Pertuis Breton, d.h. innerhalb der Ile de Ré. In La Rochelle gibt es den alten Hafen, der unmittelbar vor der Altstadt liegt. Für diesen und vermutlich auch für die grosse Marina empfiehlt sich telefonische Anmeldung, besonders während der Hochsaison. Wir erhielten auch unangemeldet einen Platz im Bassin des Chalutieres, d.h. im alten Fischerhafen, wo wir in Nähe der Stadt, aber trotzdem ruhig lagen. Franz war wie abgemacht dort. La Rochelle ist eine Reise wert. Die Stadt war während Jahrhunderten als Hafen und Handelzentrum und auch politisch von grosser Bedeutung, was man der Altstadt, die den Krieg weitgehend intakt überstanden hat, gut ansieht. Wir blieben einen Tag dort. Einfahrt in den alten Hafen von La Rochelle, Blick auf einen Teil der Altstadt Am Freitag, den 28 August traten wir die Rückreise an. Es wehte ziemlich stark aus Nordwesten. Wir fuhren wieder durch den Pertuis Breton und die Absicht war, einen kleinen Hafen auf der Ile de Ré anzulaufen. Die Umstände liessen es dann aber als angewiesen erscheinen, den Plan aufzugeben und nach La Rochelle zurückzulaufen. Diesmal machten wir in der gigantischen „Marina des Minimes“ fest, die ziemlich weit vor der Stadt liegt. Die Organisation und der Service waren beeindruckend, aber es ist halt immer noch eine Retorten-Anlage. Am nächsten Tag liefen wir früh aus, denn wir wollten zurück nach Les Sables d’Olonne (40 Meilen). Wir konnten am Morgen entlang der Ile de Re und am Nachmittag nett segeln. In Les Sables d’Olonne erhielten wir wieder einen guten Platz. Diesmal reichte es sogar für einen Spaziergang im Ort. Die nächste Etappe führte uns nach Port Joinville auf der Ile d’Yeu. Der Ort ist nett, aber nach 21 Uhr gibt es kaum noch etwas zu essen. Der folgende Tag ist wohl allen unvergesslich. Der Wind hatte in der Nacht auf Südost gedreht. Kaum aus dem Hafen setzten wir den Spi und nahmen ihn nach acht Stunden und 43 Meilen vor Piriac sur Mer wieder herunter. Piriac ist ein alter, typisch bretonischer Ort. Auffallend sind die vielen schönen Blumen mit denen Plätze und Häuser geschmückt sind. Blumenschmuck an den Häusern von Piriac Einfahrt von Piriac bei Niedrigwasser Am folgenden Tag verschoben wir die Ausfahrt auf das Hochwasser vom Mittag. Der Wind hatte auf West gedreht und blies mit Stärke 5-7. Das Ziel, Port Crouesty, erforderte eine interessante Kreuz zwischen felsigen Untiefen. Am zweitletzten Tag segelten wir noch einige Stunden im Golf von Quiberon bei ziemlich starkem Westwind. Die Nacht verbrachten wir in Port Haliguen. Als wir am letzten Tag gegen Mittag auslaufen wollten, reagierte der Motor nicht mehr auf das Bewegen des Gashebels. Zum Glück konnten wir auf der Basis vor Mittag noch jemanden erreichen. Um 15 Uhr kam der Mechaniker, der das Schaltkabel in einer halben Stunde ersetzte. Zum Abschluss segelten wir noch schön über den Golf von Quiberon und waren um 18 Uhr in La Trinité fest. Die Abgabe des Bootes verlief problemlos. Total legten wir 335 Meilen zurück, wovon 240 unter Segel. Schlussbemerkungen Die Küste ist bei den Engländern auch als „North Biscay“ bekannt. Dies bedeutet, dass man eben doch in der berüchtigten Biskaya ist und dass es bei schlechtem Wetter, wohl ziemlich schlecht werden kann. Wir hatten gutes, angenehmes Wetter. Wenn es hart blies, gab es etwa 25 Knoten, aber öfters auch wenig Wind. Die Gezeiten sind nicht sehr stark. Der Strom erreicht nur selten zwei Knoten. Der Tidenhub beträgt bei Spring ca. 6 Meter, bei Nipp die Hälfte. Bei der Navigation ist trotzdem Vorsicht geboten. Vor der Küste und den Inseln liegen oft weit hinaus sehr viele Steine. Das Hauptproblem sind meines Erachtens, mindestens potentiell, die Häfen. Es gibt wenige, die jederzeit und bei jedem Wetter angelaufen oder verlassen werden können. Die Hafenmeister fanden wir sehr freundlich und hilfsbereit. Da in Frankreich die Ferien zu Ende waren, gab es auch überall genug Platz. Die Tourismusregion Bretagne ist nicht billig. Die Chartermiete betrug 5010 Euro. Die Flüge beliefen sich auf etwas über 300 Euro pro Person, der Transfer von Nantes nach La Trinité und zurück 480 Euro. An Hafengebühren zahlten wir etwa 60 Euro pro Nacht. Etwa gleichviel kostete ein Nachtessen pro Person in einem Restaurant. Für Lebensmittel gaben wir etwas über 600 Euro aus. Die geforderte Kaution (=Selbstbehalt im Schadensfall) betrug unglaubliche EUR 5500 = CHF 8800, die es sich zu versichern lohnt, was bei Murette CHF 530 kostete. Beiboot mit Motor, das wir nicht benötigten, Spi und Bettwäsche waren inbegriffen, während für die Endreinigung 120 Euro verrechnet wird. Das alles ergab pro Mann insgesamt etwas über CHF 2800. Gesamthaft glaube ich sagen zu dürfen, dass wir dank der Mitarbeit aller Beteiligten und besonders derjenigen von Hans Knüsel als Smut, einen guten Törn in einem interessanten Fahrtgebiet hatten und ohne Unfall, Schäden oder Unstimmigkeiten zur Zeit wieder zurück waren.