Sportunfälle im Profi-Eishockey

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Sportunfälle im Profi-Eishockey
Sportunfälle im Profi-Eishockey
Epidemiologie und Prävention
Projektleitung: Dr. rer. nat. T. Henke
Unter Mitarbeit von : F. Kantner und A. Moschny
Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung
der Fakultät für Sportwissenschaft,
Ruhr-Universität Bochum
Januar 2009
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... 5
Tabellenverzeichnis ......................................................................................................... 7
Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................... 8
1
EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG ........................................................................ 9 2
LITERATURÜBERSICHT ............................................................................................ 11 2.1
Epidemiologie von Eishockeyverletzungen ......................................................... 11 2.1.1 Verletzungsrisiko ...................................................................................... 11 2.1.2 Verletzungscharakteristik ......................................................................... 15 2.1.3 Unfallereignis ........................................................................................... 21 2.2
Prävention von Eishockeyverletzungen............................................................... 26 2.2.1 Allgemeine Präventionsansätze ............................................................... 27 2.2.2 Prävention von Kopfverletzungen ............................................................ 29 2.2.3 Prävention von Schulterverletzungen ....................................................... 32 2.2.4 Prävention von Knieverletzungen ............................................................. 32 2.2.5 Prävention von Verletzungen der Oberschenkelmuskulatur ..................... 33 3
METHODISCHE ASPEKTE ........................................................................................ 35 3.1
Befragung verletzter Profieishockeyspieler ......................................................... 35 3.2
Datensätze .......................................................................................................... 38 3.2.1 Gesamtkollektiv ........................................................................................ 38 3.2.2 Verletzten- und Vergleichskollektiv .......................................................... 40 3.2.3 Befragtenkollektiv ..................................................................................... 41 4
ERGEBNISSE ......................................................................................................... 43 4.1
Gesamtkollektiv ................................................................................................... 43 4.2
Verletztenkollektiv ............................................................................................... 55 4.3
Befragtenkollektiv ................................................................................................ 65 4.3.1 Verletzungsrisiko sowie Belastungen durch Training und Wettkampf ...... 68 4.3.2 Verletzungen und Verletzungsfolgen........................................................ 69 4.3.3 Zustandekommen der Verletzungen ........................................................ 76 5
DISKUSSION .......................................................................................................... 93 5.1
Methodische Aspekte .......................................................................................... 93 5.2
Verletzungsproblematik im Profieishockey ......................................................... 95 6
ANSÄTZE ZUR SPORTUNFALLPRÄVENTION IM (PROFI-)EISHOCKEY ........................... 109 6.1
Schutzausrüstung ............................................................................................. 109 6.2
Regeln – Verhalten – Fair Play ......................................................................... 113 6.3
Präventive Trainingsmaßnahmen ..................................................................... 116 6.4
Implementierung von Präventivmaßnahmen im (Profi-)Eishockey.................... 122 7
LITERATURVERZEICHNIS....................................................................................... 125 ANHANG
A1
IIHF Sideline Concussion Assessment Tool (SCAT) ........................................ 132
A2
‘Heads Up Hockey’ Poster (USA Hockey) ........................................................ 134
A3
Fragebogen zur Erhebung von Verletzungen im Profieishockey (deutsch) ...... 136
A4
Fragebogen zur Erhebung von Verletzungen im Profieishockey (englisch) ..... 138
A5
Kodierungsliste für die Variable ’Verletzungssituation detailliert’ ...................... 140
A6
Kodierungsliste für die Variable ’Verletzungsmechanismus’ ............................ 142
A7
Tabellenrang der DEL-Teams und jeweiliger Rang bei der ’WestLB Fair
Play Trophy’ in der Saison 2007/2008 ............................................................... 145
4
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Zuschauerentwicklung der letzten fünf Jahre in der Deutschen
Eishockey Liga (DEL)71 .................................................................................. 9 Abb. 2: Verletzte Körperregionen im Eishockey 1961-2000 (nach Azuelos, 2004) ... 15 Abb. 3: Verletzungsarten im Eishockey 1961-2000 (nach Azuelos, 2004) ............... 17 Abb. 4: Eishockeyspielfeld und Sektoreneinteilung nach Agel, 2007
(rot gestrichelt) ............................................................................................. 26 Abb. 5: Kollektiv der Profieishockeyspieler – Ligen und Variablen ........................... 39 Abb. 6: Verletzungen im Profieishockey
(Meldungen an die VBG und erfasste Variablen) ......................................... 40 Abb. 7: Verletzungen der Befragten – Ligen und Variablen ...................................... 41 Abb. 8: Profieishockeyspieler – Ausländeranteil in den Ligen................................... 43 Abb. 9: Profieishockeyspieler – Altersstruktur in den Ligen ...................................... 47 Abb. 10: DEL – Stammkadergrößen, Gesamtkadergrößen und Alter
(Mittelwert ± Standardabweichung) der Mannschaften................................. 48 Abb. 11: DEL – Aufbau der jeweiligen Stammkader ................................................... 49 Abb. 12: 2. BL – Stammkadergrößen, Gesamtkadergrößen und Alter
(Mittelwert ± Standardabweichung) der Mannschaften................................. 50 Abb. 13: 2. BL – Aufbau der jeweiligen Stammkader.................................................. 51 Abb. 14: OL – Stammkadergrößen, Gesamtkadergrößen und Alter
(Mittelwert ± Standardabweichung) der Mannschaften................................. 52 Abb. 15: OL – Aufbau der jeweiligen Stammkader ..................................................... 53 Abb. 16: Über- und Unterrepräsentation von Deutschen und Ausländern
auf den jeweiligen Spielpositionen nach Liga ............................................... 54 Abb. 17: Verletzte Körperregionen im Profieishockey ................................................. 58 Abb. 18: Über- bzw. Unterrepräsentation der Verletzungen in Abhängigkeit
von der Altersstufe und Liga ......................................................................... 59 Abb. 19: Durchschnittliches Alter der Verletzten in Abhängigkeit
von der Körperregionen (rote Linie= Gesamtmittelwert) .............................. 60 Abb. 20: Durchschnittliche AU-Tage der Verletzten in Abhängigkeit
von der Körperregionen ................................................................................ 61 Abb. 21: Summe der AU-Tage der Verletzten in Abhängigkeit von der
Körperregionen ............................................................................................. 62 Abb. 22: Durchschnittliche Behandlungskosten der Verletzten in Abhängigkeit
von der Körperregionen ................................................................................ 62 Abb. 23: Summe der Behandlungskosten der Verletzten in Abhängigkeit
von der Körperregionen ................................................................................ 63 Abb. 24: Verletzte Körperregionen im Profieishockey – Summe der Behandlungsund Ausfallkosten ......................................................................................... 64 5
Abb. 25: Verletzte Körperregionen – Gegenüberstellung der VBG- und der
RUB-Daten ................................................................................................... 70 Abb. 26: Die sechs am häufigsten verletzten Körperregionen in Abhängigkeit
von der Liga ................................................................................................. 71 Abb. 27: Die jeweils vier häufigsten Verletzungsarten in Abhängigkeit
von der verletzten Körperregion .................................................................. 73 Abb. 28: Verletzungsfolgen im deutschen Profi-Eishockey ........................................ 74 Abb. 29: Verletzungsfolgen in Abhängigkeit von den verletzten Körperregionen ....... 75 Abb. 30: Verletzungsfolgen und deren Dauer in Abhängigkeit von den
verletzten Körperregionen (Median) ............................................................. 76 Abb. 31: Zeitpunkt der Verletzung nach Einsätzen (n=173) ....................................... 78 Abb. 32: Zeitpunkt der Verletzung nach Spielzeit (n=169) und Spieldritteln (n=209) . 78 Abb. 33. Zeitpunkt der Verletzung in Abhängigkeit von den verletzten
Körperregionen ............................................................................................ 79 Abb. 34: Spielpositionen der befragten Verletzten insgesamt und in Abhängigkeit
von der verletzten Körperregion ................................................................... 81 Abb. 35: Verletzungsraten in Abhängigkeit von der Spielfeldposition
(% Unfälle / % Spielfeldfläche, mittlere Risiko=1) ........................................ 82 Abb. 36: Verletzungsraten für Angreifer in Abhängigkeit von der
Spielfeldposition (% Unfälle / % Spielfeldfläche, mittlere Risiko=1) ............ 83 Abb. 37: Verletzungsraten für Verteidiger in Abhängigkeit von der
Spielfeldposition (% Unfälle / % Spielfeldfläche, mittlere Risiko=1) ............ 83 Abb. 38: Unfallgründe (Mehrfachnennung möglich, Angaben in % der Fälle, n=190) 86 Abb. 39: Verletzungsauslösende Aktionen (Mehrfachnennung möglich, Angaben
in % der Fälle, n=204) .................................................................................. 87 Abb. 40: Verletzungsauslösende Situationen (Mehrfachnennung möglich,
Angaben in % der Fälle, n=205) ................................................................... 88 Abb. 41: Verletzungssituationen nach Beschreibung der verletzten Spieler (n=195) . 89 Abb. 42: Verletzungsmechanismus nach Beschreibung der verletzten Spieler
(n=195)......................................................................................................... 90 Abb. 43: Eishockeyhelme und das Trageverhalten der Spieler
(aus Biasca et al., 2002) ............................................................................ 111 Abb. 44: Exemplarische Übungen zur Kräftigung der Schultermuskulatur ............... 118 Abb. 45: Exemplarische Übungen zur Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur ...... 119 Abb. 46: Exemplarische Übungen zur Kräftigung der Nackenmuskulatur ................ 120 6
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Ausgewählte prospektive Studien zu Verletzungen im Eishockey ................ 12 Tab. 2: Prozentuale Verteilung der Verletzungen im Profieishockey in
Abhängigkeit von der Schwere (gemessen an der Ausfallzeit) .................... 20 Tab. 3: Verletzungsmechanismen im Eishockey (in %) ............................................ 22 Tab. 4: Verteilung der Verletzungen nach Spielphase (in %) ................................... 24 Tab. 5: Verteilung der Verletzungen und Inzidenzen nach Spielposition (in %)........ 25 Tab. 6: Rücklauf der sportspezifischen Fragebögen für die Saison 2007/2008 ........ 37 Tab. 7: Zugehörigkeit der Eishockey-spieler (n=1266) zu Vereinen der
ersten drei Profiligen..................................................................................... 39 Tab. 8: Gesamtkollektiv: Nationalität der Eishockeyspieler nach Liga ...................... 44 Tab. 9: Deskriptive Kennwerte der Eishockeyspieler
(Mittelwert ± Standardabweichung) .............................................................. 46 Tab. 10: AU-Dauer und Behandlungskosten des Verletztenkollektivs
und des Vergleichskollektivs ........................................................................ 55 Tab. 11: Anzahl der Verletzungen und verletzter Spieler der Saison 2007/2008
sowie Verletzungsraten der Saisons 2007/2008 und 2006/2007 .................. 56 Tab. 12: Verletzungsbedingte Arbeitsunfähigkeiten in der Saison 2007/2008 (in %) . 56 Tab. 13: Fragebogenrücklauf in Abhängigkeit von der Liga ...................................... 65 Tab. 14: Deskriptive Kennwerte derjenigen Spieler, die den Fragebogen
beantwortet haben ........................................................................................ 66 Tab. 15: Sportliche Karriere der Befragten ................................................................. 67 Tab. 16: Belastungen durch Training und Wettkampf sowie Verletzungsinzidenzen.. 68 Tab. 17: Verletzungsarten im Profieishockey (n=255) ................................................ 72 Tab. 18: Spielkonstellation zum Unfallzeitpunkt insgesamt und in Abhängigkeit
von der verletzten Körperregion ................................................................... 77 Tab. 19: Spielfortführung trotz Verletzung – Verletzte Körperregion und
Verletzungsart (ausgenommen die Verletzungsarten Kontusion
und Hautverletzung) ..................................................................................... 80 Tab. 21: Beteiligung anderer Spieler an den jeweiligen Verletzungen insgesamt
und in Abhängigkeit von der verletzten Körperregion (in %)......................... 84 Tab. 21: Foulspiel insgesamt und in Abhängigkeit von der verletzten
Körperregion (in %) ...................................................................................... 85 Tab. 22: Regelwidrige, verletzungsauslösende Aktionen
und Schiedsrichterentscheidung (n=200) ..................................................... 88 Tab. 23: Verletzungssituationen und -mechanismen für die sechs am
häufigsten verletzten Körperregionen (farbige Felder
kennzeichnen vorliegende Kombinationen) .................................................. 91 7
Abkürzungsverzeichnis
A
-
Anhang
AC-
-
Acromioclavicular-
AU
-
Arbeitsunfähigkeit
BBL
-
Basketball-Bundesliga
BL
-
Bundesliga
bspw.
-
beispielsweise
DEL
-
Deutsche Eishockey Liga
HBL
-
Handball-Bundesliga
KO
-
Kniegelenksorthese
Min.
-
Minimum
Max.
-
Maximum
n
-
Anzahl
o.g.
-
oben genannt
OL
-
Oberliga
s
-
Standardabweichung
s.
-
siehe
S.
-
Seite
Sp.
-
Spieler
Trg
-
Training
TrgE
-
Trainingseinheit(en)
Trgh
-
Trainingsstunden
Verl.
-
Verletzung
vgl.
-
vergleiche
Wk
-
Wettkampf
Wkh
-
Wettkampfstunden
-
arithmetisches Mittel
-
zum Beispiel
-
Durchschnitt
z.B.
Symbole
Ø
8
1
EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG
Eishockey gilt als die schnellste Mannschaftssportart der Welt und erfreut sich mittlerweile nicht nur in Nordamerika sondern auch in Europa großer Popularität. Gemessen
an den jeweils höchsten Spielklassen liegt Eishockey in Deutschland im Hinblick auf
Gesamtumsatz und Zuschauerzahlen hinter Fußball, aber noch vor den Sportarten
Handball und Basketball 39. So verzeichnete die Deutsche Eishockey Liga (kurz DEL),
als professionell organisierte Sportorganisation, in der Saison 2007/2008 eine Gesamtumsatz von knapp 85 Mio. €. Im gleichen Zeitraum setzte die Handball-Bundesliga
(HBL) 75 Mio. € und die Basketball-Bundesliga (BBL) 48 Mio. € um. Bei Betrachtung
der durchschnittlichen Zuschauerzahlen liegt die DEL trotz geringfügiger Einbußen zur
Saison 2006/2007 mit einem Zuschauerschnitt von 5758 dennoch vor der HBL und
BBL. Rückblickend betrachtet ist die Gesamtzuschauerzahl jedoch seit 2003 stetig gestiegen (Abb. 1) 72. In der Saison 2007/2008 haben insgesamt 2.660.240 Zuschauer die
Spiele der DEL-Profimannschaften, die zum Teil in den modernsten Sportarenen
Deutschlands ausgetragen wurden, verfolgt.
3.000.000
Zuschauer
2.500.000
2.000.000
1.500.000
0
2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08
Abb. 1: Zuschauerentwicklung der letzten fünf Jahre in
der Deutschen Eishockey Liga (DEL)71
Die Charakteristik der Sportart Eishockey unterscheidet sich von anderen populären
Mannschaftssportarten. Die hohe Dynamik, der erlaubte Körperkontakt innerhalb der
Regelgrenzen (Bodycheck), die Spielgeräte (Puck, Schläger), Ausrüstungsgegenstände
(Schlittschuhe, Schutzausrüstung) und die starren Spielfeldbegrenzungen (Bande, Tor,
Eisfläche) stellen die wesentlichen Unterschiede dar, die auch Einflüsse auf das Verletzungsrisiko haben. Auch nach landläufiger Meinung gilt Eishockey als verletzungsträchtig. Dies ist nicht zuletzt durch die teilweise aggressiven Umgangsformen begründet, die
auch hochklassigen Spielen eine zum Teil zweifelhafte Attraktivität verleihen und via TV
einem breiten Publikum präsentiert werden. Objektiv gesehen liegt der Bereich Profieis9
hockey, was die relative Verletzungshäufigkeit anbetrifft, an der Spitze der bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) versicherten professionell betriebenen Sportarten, d.h. Fußball, Handball, Basketball und Eishockey.
Die der VBG vorliegenden Daten und Angaben zu den Sportunfällen im Profieishockey
erlauben zwar valide Aussagen hinsichtlich der Verletzungsschwerpunkte, der resultierenden Arbeitsunfähigkeiten sowie der entstandenen Kosten. Jedoch lassen sich differenzierte Aussagen bezüglich der Unfallereignisse, die für eine fundierte Ableitung präventiver Maßnahmen notwendig sind, anhand dieser Daten nicht treffen. Somit ergibt
sich die Notwendigkeit, die Verletzungsproblematik im Profieishockey genauer zu untersuchen, um Ansatzpunkte für Präventivmaßnahmen zu gewinnen, die über die bereits praktizierten, vorwiegend ausrüstungs- und regeltechnisch geprägten Maßnahmen
hinausgehen. Präventive Trainingsmaßnahmen z.B., die die Spieler gegen die an sie
herangetragenen Beanspruchungen durch Spielsituationen weniger verletzungsanfällig
machen, sind im Eishockey kaum zu finden, sodass dieser Bereich ggf. verstärkt berücksichtigt werden sollte.
Das Ziel dieses Projektes ist somit die Analyse der Epidemiologie von Sportunfällen im
Profieishockey sowie die Ableitung präventiver Maßnahmen, die zur Reduktion des Verletzungsrisikos sinnvoll erscheinen. Hierbei sollte der sportartspezifische Unfallhergang
besondere Berücksichtigung finden. Den Abschluss der Arbeit bilden Überlegungen zur
Implementierung der vorgeschlagenen Präventivmaßnahmen, in die Bereiche Spieler,
Trainer, Management.
10
2
LITERATURÜBERSICHT
Eine Literaturrecherche zur Epidemiologie und Prävention von Verletzungen im Eishockey ergibt den im Folgenden dargestellten Überblick über die Thematik.
2.1
Epidemiologie von Eishockeyverletzungen
Bei der Durchsicht der Literatur zum Verletzungsgeschehen im Eishockey zeigte sich,
dass größere epidemiologische Studien aus den Eishockeynationen Kanada und USA
aus den 1960er und 1970er Jahren stammen 19 20 43 46 56. In Europa wurde die Verletzungsproblematik im Eishockey überwiegend in den 1980er und 1990er Jahren allen
voran in Skandinavien aber auch in Deutschland und der Schweiz erforscht 6 18 21 28 29 35
37 41 49 54
. Aktuellere Studien beziehen sich entweder auf Schul- oder Universitätsmannschaften der USA 1 17 oder aber auf einzelne eishockeytypische Verletzungen 5 26 36 52 64
65
. Somit liegt aus dem Zeitraum der letzten 7 Jahre keine umfassende epidemiologische Studie zum Verletzungsgeschehen insbesondere im Profieishockey vor.
Das Verletzungsrisiko im Eishockey, die typischen Verletzungen und deren Ursachen,
werden anhand der vorliegenden Literatur in den folgenden Kapiteln dargestellt. Ansätze bzw. Maßnahmen zur Prävention eishockeyspezifischer Verletzungen, die sich in der
Literatur nachweisen lassen, schließen die Analyse ab.
2.1.1
Verletzungsrisiko
Als Verletzungsrisiko bezeichnet man im Rahmen epidemiologischer Begrifflichkeit üblicherweise die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person innerhalb eines Zeitraums eine
Verletzung erleidet. Der Risikobegriff ist damit direkt mit dem Begriff der Inzidenz verknüpft und ein Risiko kann über eine entsprechende Inzidenzmaßzahl beschrieben
werden. Üblicherweise werden Verletzungsinzidenzen als Verletzungen pro 1000 Stunden Expositionszeit angegeben und hängen unter anderem von der jeweiligen Verletzungsdefinition, dem untersuchten Kollektiv sowie dem Beobachtungszeitraum ab.
Der Autor einer aktuellen Übersichtsarbeit zu Verletzungen im Eishockey stellt fest,
dass sich seit der Einführung der Helm- und Visierpflicht (1979) sowie der Regel „Hoher
Stock“ (Verbot des Stockhaltens über Schulterhöhe) (1993-1995) nennenswerte Veränderungen der Epidemiologie beispielsweise durch einen Rückgang an Kopfverletzungen
zeigen 4. Da in dem Zeitraum von 1980-1988 keine größeren Studien zu Verletzungen
im Eishockey vorliegen und die Vergleichbarkeit der Studien aufgrund der definitorischen Problematik sowie der variierenden Studiendesigns eingeschränkt ist, werden in
den folgenden Analysen ausschließlich Studien ab dem Jahr 1988 berücksichtigt. In
Tab. 1 auf der folgenden Seite sind die ausgewählten prospektiven Studien zusammenfassend dargestellt.
11
12
1 Saison
1988-89
Schweden
Schweden
Finnland
Finnland
Deutschland
Tegner (1991b) 54
Pettersson (1993) 41
Mölsä (1997) 35
Mölsä (2000) 37
Gröger (2001) 18
5 Teams
1.950 Wkh, 24.750 Trgh
3 Teams
1.170 Wkh, 15.260 Trgh
1988-89
1992-93
Nationalmannschaft
3.138 Wkh (523 Spiele)
7 Teams
1.680 Wkh, 66.940 Trgh
1976-79
10 Saisons
1986-1995
15 Teams:
3 Teams 2. Liga :
1.080 Wkh, 8.100 Trgh
4 Teams 1. Liga:
1.560 Wkh, 18.900 Trgh
1 Team, 22-25 Sp.,
1.350 Wkh, 19.182 Trgh
12 Teams,
3.984 Wkh
1 Team, 22-25 Sp.
240 Wkh
1 Team, 24-25 Sp. c
918 Wkh d, 15.935 Trgh e
Untersuchtes
Kollektiv
5 Saisons
1 Saison
1988-1989
4 Saisons
1986-1990
40 internationale
Wettkämpfe
Lorentzon (1988b) 29 Schweden
Beobachtungszeitraum
3 Saisons
1982-1985
Land
Ausgewählte prospektive Studien zu Verletzungen im Eishockey
Lorentzon (1988a) 28 Schweden
Profis
Autor
Tab. 1:
-
-
18-37
Ø 25
Ø 25
-
19-33
Ø 26
17-29
Ø 24
147
97
(74,6%)
108
(75,0%)
275
(74,9%)
42
(76,4%)
102
(76,1%)
98
(66,2%)
211
(74,0%)
19
72
(75,8%)
Wk a
-
33
(25,4%)
36
(25,0%)
92
(25,1%)
13
(23,6%)
32
(23,9%)
50
(33,8%)
74
(26,0%)
-
23
(24,2%)
Trg b
46,8
83,0
55,0
54,0
36,0
66,0
74,1
53,0
79,2
-
-
-
2,1
1,5
1,4
1,6
1,4
2,6
Trg
78,4 1,4
Wk
Verletzungen /
1000 Std.
Fortsetzung Tab. 1 und Legende auf der nächsten Seite
-
130
144
367
55
134
148
285
-
95
gesamt
Alter
Anzahl der Verletzungen
(Jahre) mit Ausfall
13
College
USA
College
USA
Flik (2005) 17
Agel (2007) 1
g
f
e
d
c
b
16 Saisons
1988-2003
1 Saison
2001-02
1 Saison
3 Saisons
1990-1993
Ø 31 Schulen pro Jahr
14.943 Wk, 38.820 TrgE f
8 Teams, 5.377 Wkh,17.719 Trgh
1 Team, 22 Sp.
378 Wkh, 3.960 Trgh
1 Team, 25 Sp.
864 Wkh, 13.500 Trgh
Untersuchtes
Kollektiv
-
-
16-20
17-20
6639
113
74
142
4673
(70,4%)
74
(65,5%)
46
(62,2%)
83
(58,5%)
Anzahl der Verletzungen
Alter
mit Ausfall
(Jahre)
gesamt
Wk
Wk
= Wettkampf
Trg = Training
Sp. = Spieler
Wkh = Wettkampfstunden
Trgh = Trainingsstunden
TrgE = Trainingseinheiten
1. Mannschaft eines High-School-Teams (varsity team) mit Spielern höherer Jahrgänge, die die Hauptmannschaft stellen; neue Spieler spielen zunächst in der 2. Mannschaft (junior varity team).
Junior A, USA
Pinto (1999) 42
a
Junior A, g
USA
Land
Stuart (1995) 50
Jugend
Autor
Beobachtungszeitraum
Fortsetzung Tab. 1: Ausgewählte prospektive Studien zu Verletzungen im Eishockey
1966
(29,6%)
39
(34,5%)
28
(37,8%)
59
(41,5%)
Trg
16,3
13,8
83,0
96,1 3,9
Wk
2,0
2,2
4,0
Trg
Verletzungen /
1000 Std.
Für sämtliche in Tab. 1 aufgeführten Studien zeigt sich anhand der relativen Häufigkeiten ein Überwiegen von Wettkampf- gegenüber Trainingsverletzungen, wobei sich Profieishockeyspieler (66,2-76,4%) vergleichsweise häufiger im Wettkampf verletzen als
Jugendspieler (58,5-70,4%). In diesem Zusammenhang weisen die Studien auf ein vielfach höheres Verletzungsrisiko im Wettkampf gegenüber dem Training hin und führen
dies auf die aggressive Spielermentalität sowie Spielcharakteristik zurück 41 42.
Beim Vergleich der in den Studien ermittelten Verletzungsinzidenzen für offizielle Wettkämpfe zeigen sich relativ große Spannweiten. So liegt das Verletzungsrisiko im Profibereich zwischen 36-83 Verletzungen pro 1000 Wettkampfstunden, wobei nur jene Verletzungen berücksichtigt wurden, die zu mindestens einem Tag Ausfall geführt haben.
Eine prospektive Studie aus Deutschland, die über 10 Jahre Verletzungen der Stammkaderspieler deutscher Nationalmannschaften (Jugend, Senioren A- und B-Kader) während 523 internationaler Spiele untersucht hat, ermittelte eine Inzidenz von 46,1 Verletzungen pro 1000 Wettkampfstunden (vgl. Tab. 1) 18.
Bezogen auf den Jugendbereich zeigten sich in zwei Fällen Inzidenzen von 83,0 und
96,1 Verletzungen pro 1000 Wettkampfstunden, womit das Risiko deutlich über dem im
Mittel beobachteten Verletzungsrisiko im Profibereich lag 42 50. In diesen Studien wurden
allerdings auch solche Verletzungen eingeschlossen, die lediglich zur Konsultation des
Mannschaftsarztes, aber nicht zwangsläufig zu einem Ausfall führten. Somit könnte eine
hohe Anzahl an registrierten leichteren Verletzungen diese relativ hohen Verletzungsinzidenzen für die Jugendmannschaften erklären. Im Unterschied hierzu wird in einer anderen Studie ein steigendes Verletzungsrisiko mit zunehmendem Alter festgestellt 36,
womit sich die Ergebnisse der verbleibenden zwei Studien an CollegeEishockeyspielern einordnen lassen. Während die Inzidenz in den dort untersuchten
Universitätsmannschaften bei etwa 15 Verletzungen pro 1000 Spielstunden liegt 1 17, ist
im Profibereich insgesamt ein etwa 4-5mal höheres Verletzungsrisiko zu verzeichnen
(vgl. Tab. 1).
Eine relativ geringe Inzidenz von 36 Verletzungen pro 1000 Wettkampfstunden wurde
im finnischen Profieishockey, genauer bei drei Zweitligamannschaften beobachtet. Das
Verletzungsrisiko für vier in der gleichen Studie beobachtete Mannschaften der 1. Liga
ist mit 66 Verletzungen pro 1000 Wettkampfstunden fast doppelt so hoch.
Insgesamt zeigt sich somit anhand der vorliegenden Studien – übereinstimmend mit einer Übersichtsarbeit zu Verletzungen im Eishockey 13 – eine Zunahme des Verletzungsrisikos mit steigendem Spielniveau. Dabei sind diese beiden Einflussgrößen nicht unabhängig voneinander zu sehen. Üblicherweise werden die Spieler von der Jugend an
nach und nach an höhere Leistungsklassen herangeführt und erreichen das höchste
Spielniveau nach entsprechender Entwicklung und Erfahrung gegen Mitte bis Ende des
dritten Lebensjahrzehnts. Unabhängig davon wird in einer weiteren Übersichtsarbeit
festgestellt, dass es, aufgrund der methodischen Problematik (variierende Verletzungsdefinitionen, Studiendesigns und Beobachtungszeiträume), nicht möglich sei, die Verletzungsrisiken in der Entwicklung über mehrere Dekaden darzustellen 4.
14
2.1.2
Verletzungscharakteristik
Die Charakteristik von Eishockeyverletzungen lässt sich anhand der verletzten Körperregionen und der Verletzungsarten beschreiben. Die Vergleichbarkeit der Ergebnisse ist
dabei zum einen aufgrund der variierenden Verletzungsdefinitionen, Studiendesigns
sowie Beobachtungszeiträume und zum anderen aufgrund der unterschiedlichen Kategorisierungen der Verletzungsregionen und -arten bedingt gegeben. Vor diesem Hintergrund liefert die Übersichtsarbeit von Y. Azuelos et al. (2004), in der die Ergebnisse
prospektiver Studien zum Verletzungsgeschehen im Eishockey aus dem Zeitraum 1952
bis 2000 zu einem historischen Überblick zusammengefasst sind, einen relativ guten
Gesamteindruck hinsichtlich der Verletzungsschwerpunkte im Eishockey 4. Hierbei wurden – mit Ausnahme der Untersuchungen an Collegemannschaften aus den Jahren
2005 und 2007 – sämtliche in Tab. 1 (S.12) aufgeführten epidemiologischen Studien
berücksichtigt. Sofern nicht anders aufgeführt, beziehen sich die nachfolgenden Ergebnisse auf die oben genannte Übersichtsarbeit.
Die Verletzungsverteilung nach Körperregionen hat sich über die letzten Jahrzehnte
wesentlich verändert. Die vier in den Jahren 1996-2000 am häufigsten verletzten Körperregionen Kopf (24,9%), Schulter (13,3%), Leiste/Oberschenkel (14,7%) und Kniegelenk (10,9%) sind in der unten stehenden Abb. 2 im historischen Überblick dargestellt.
Alle weiteren Körperregionen waren in den letzten Jahren mit maximal 6% seltener von
Verletzungen betroffen. Eine Ausnahme stellten mit 14,8% die sonstigen Verletzungen
in den Jahren 1991-1995 dar.
Der Anteil an Kopfverletzungen (Schädel,
Gesicht und Nacken/Hals), ist von 43,1%
seit 1966-1970 auf einen Tiefstwert von
15,4% in den Jahren 1991-1995 gesunken. Im Gegensatz hierzu nahmen Verletzungen der Schulter, des Oberschenkels und des Kniegelenks anteilig jeweils
um ca. 5-7% zu.
Im selben Zeitraum ist die relative Häufigkeit für Verletzungen des Oberarms,
des Ellbogens, der Finger/Hand und des
Fußes jeweils um 2-3% gestiegen, jene
für Verletzungen des Handgelenks ist gesunken. Die Verletzungshäufigkeit für Unterarm, Unterschenkel sowie Sprunggelenk blieb über die Jahrzehnte im Wesentlichen unverändert. Der Rumpf war in
den Jahren 1991-2000 mit durchschnittlich 5,7-7,1% nach Verletzungen des
Kopfes, der Schulter, des Kniegelenks
und des Oberschenkels die fünfthäufigste
Verletzungsregion im Eishockey.
Abb. 2: Verletzte Körperregionen im Eishockey
1961-2000 (nach Azuelos, 2004)
15
Der in Abb. 2 festzustellende Rückgang von Kopfverletzungen wird vielfach auf eine
Reduktion schwerer Schädel-/Hirn-, Gesichts- sowie Augenverletzungen seit Einführung
der Helm- und Visierpflicht sowie der Regel ‘Hoher Stock‘ zurückgeführt 4 11 18. Ebenso
könnte eine Reduktion von Verletzungen der Halswirbelsäule, die in einigen der gesichteten Studien sowie dem historischen Überblick unter Verletzungen des Kopfes subsummiert werden, zu einer Reduktion von Verletzungen im Kopf-/Halsbereich beigetragen haben. So wurde im kanadischen Bereich über den Zeitraum von 1943-1999 gesehen ein Rückgang an Wirbelsäulenverletzungen von 51 auf 23 festgestellt. Ebenfalls
reduzierte sich die Zahl schwerwiegender Verletzungen der (Hals-)Wirbelsäule (neurologische Störungen bzw. sensomotorische Ausfälle) von 14 (1988-1990) auf eine Verletzung (1997-1999) 52. Ein Grund hierfür ist in früheren Ergebnissen der Arbeitsgruppe
zu sehen, die Checks – ein prinzipiell vom Regelwerk her erlaubt harter Körpereinsatz
mit Hüfte und Schulter, um den Gegner abzudrängen und an den Puck zu gelangen –
bzw. das Stoßen von hinten (gegen die Bande) als ausschlaggebende Verletzungsmechanismen herausgestellt hatten. Der „Check von hinten“ wurde aufgrund der o.g. Ergebnisse 1989 als regelwidrig in das internationale Regelwerk aufgenommen. An anderer Stelle wird zwar ein Rückgang von Gesichts- und Augenverletzungen seit Einführung der oben genannten Regeländerungen, zugleich jedoch auch eine Zunahme an
Verletzungen der oberen Wirbelsäule und des Schädels nachgewiesen. Helme und Visiere geben den Spielern vermutlich ein Gefühl von Sicherheit und Unverwundbarkeit
und machen den Kopf zum Ziel gegnerischer Attacken, so vermutet der Autor 21. Eine
Untersuchung ergab, dass 41 Verletzungen in einem Bereich des Gesichtes lokalisiert
waren, der theoretisch durch ein optionales Visier hätte geschützt sein müssen. 26 der
41 verletzten Spieler hatten zum Unfallzeitpunkt allerdings ein Visier getragen, sodass
der Autor das nicht korrekte Tragen des Helmes bzw. Visiers als ursächlich für diese
Verletzungen annahm 41.
Nach einer neueren Untersuchung von College-Eishockeyspielern ist das Kniegelenk
mit 22% am häufigsten von Verletzungen betroffen. Es folgen Verletzungen des Kopfes
(19%), der Schulter (15%), des Fußes/Sprunggelenkes (12%) und Verletzungen der
Hüfte/Leiste sowie des Rückens bzw. der Wirbelsäule zu je gleichen Anteilen (je 9%) 17.
Neben den verletzten Körperregionen werden in epidemiologischen Studien üblicherweise auch die Verletzungsarten betrachtet. Für eine synoptische Betrachtung der im
Eishockey dominierenden Verletzungsarten, wird ebenfalls die Arbeit von Azuelos et al.
(2004) herangezogen 4. Zur Erleichterung des Verständnisses werden vorab einige Begriffe erläutert, die sich im deutschen und englischen Sprachgebrauch unterscheiden.
Im Deutschen werden unter dem Begriff ‘Distorsion‘ Verstauchungen, Verdrehungen
und/oder Zerrungen verstanden. Demnach können hiermit sowohl Gelenks- als auch
Muskelzerrungen gemeint sein. Die im englischen Sprachgebrauch vorgenommene Unterscheidung zwischen ‘sprain‘ (Gelenksdistorsion) und ‘strain‘ (Muskelzerrung/-riss) erscheint demgegenüber geeigneter. Jedoch erfolgt hier, wie in Bezug auf Muskelverletzungen deutlich wird, keine klare Unterscheidung zwischen Zerrungen und Rupturen.
Der Begriff ‘sprain‘ scheint eher den Unfallmechanismus der Gelenksverdrehung zu bezeichnen, welche sowohl in Zerrungen als auch in Rupturen des Kapsel-BandApparates resultieren kann. Deshalb werden im Folgenden unter Distorsionen und
16
Muskelverletzungen sowohl Zerrungen als auch Risse verstanden, es sei denn diese
Begriffe werden eindeutig gegeneinander abgegrenzt. Mit ‘Kontusion‘ und ‘contusion‘
(engl.) ist jeweils eine Prellungen gemeint, die durch stumpfe Gewalteinwirkung von
außen verursacht wird.
Gemäß der Übersichtsarbeit waren in den
Jahren 1996-2000 Distorsionen (21,7%), Kontusionen (21,3%), Hautverletzungen (15,1%)
und Muskelzerrungen (13,2%) die dominierenden Verletzungsarten. Diese sind in Abb. 3
im zeitlichen Verlauf dargestellt. Eine deutliche Veränderung über die Jahrzehnte ist für
Hautverletzungen zu verzeichnen, die sich
ausgehend von einem durchschnittlichen
Höchstwert von 31,8% in den Jahren 19711975 um nahezu die Hälfte auf 15,1% bis zum
Jahr 2000 reduziert haben. Kontusionen, die
über die Jahre konstant zu den häufigsten
Verletzungsarten zählten, nahmen von 19612000 um etwa 10% ab. Im Gegensatz dazu
nahm der Anteil an Gelenksdistorsionen um
knapp 9%, der Anteil an Muskelzerrungen um
knapp 12% im zeitlichen Verlauf zu. Diese
Abb. 3: Verletzungsarten im Eishockey
Veränderungen bezüglich der Verletzungsar1961-2000 (nach Azuelos, 2004)
ten seien nach Meinung eines Autors auf einen Wandel der Charakteristik des Spiels zurückzuführen. Seit den 1990er Jahren verzeichnet dieser einen höheren Anteil an Körperkontakt zwischen den Spielern, die im Vergleich zu früher im Durchschnitt schwerer,
größer und kräftiger sowie schneller seien 37.
Frakturen ereigneten sich in den Jahren 1996-2000 in durchschnittlich 11,5% der Fälle,
haben über die Jahre um etwa 3% zugenommen und stellen die fünfthäufigste Verletzungsart im Eishockey dar. Luxationen und Gehirnerschütterungen ereignen sich relativ
selten (durchschnittlich 6,6% und 3,5% in den Jahren 1996-2000). Dennoch hat die relative Häufigkeit von Gehirnerschütterungen, die in vielen Studien als eigenständige
Verletzungsart aufgeführt werden, seit dem Zeitraum von 1976-1985 stetig zugenommen. Diese Zunahme könne zum einen auf das bereits erläuterte Problem zurückgeführt werden, dass der Kopf seit Einführung der Helmpflicht zum Zielobjekt für aggressives Verhalten geworden ist. Zum anderen erklärten verbesserte Diagnosemöglichkeiten
die gestiegene Anzahl an Registrierungen von Gehirnerschütterungen 9.
Die separate Auflistung der Verletzungsarten und -orte ist eine in der medizinspezifischen Literatur zum Eishockey übliche Vorgehensweise bei der Darstellung des Verletzungsgeschehens, obwohl diese Angaben für sich betrachtet eine relativ geringe Aussagekraft besitzen. Eine detaillierte Aufschlüsselung der Verletzungsarten in Abhängigkeit von den verletzten Körperregionen bzw. den verletzten Strukturen findet sich in den
vorliegenden Studien jedoch relativ selten. Sofern Autoren Kombinationen von Verlet17
zungsart und -region benennen, erfolgt dies aufgrund der relativ geringen Fallzahlen
entweder lückenhaft oder aber nur unter Angabe der absoluten Zahlen (n ≤ 13). Unabhängig davon, ob relative oder absolute Häufigkeiten angegeben werden, erfolgt die
Darstellung in den verschiedenen Studien uneinheitlich. Während einige Autoren die
Verletzungsregionen in Abhängigkeit von den Verletzungsarten darstellen, liefern andere Angaben zu Verletzungsarten in Abhängigkeit von den hauptsächlich betroffenen
Körperregionen oder es finden sich Angaben zur relativen Gesamthäufigkeit einer Verletzung am Gesamtverletzungsgeschehen. Eine Umrechnung ist aufgrund unvollständiger Angaben der jeweiligen Fallzahlen nicht möglich. Daher wird im Folgenden weitestgehend auf die Angabe von relativen Häufigkeiten verzichtet, da dieses aufgrund der
unterschiedlichen Bezüge zu missverständlichen Interpretationen führen würde.
In einer deskriptiven epidemiologischen Studie, die Verletzungen bei College-Eishockeyspielern über 16 Saisons untersucht hat, wurden die häufigsten Verletzungen als
Kombination aus verletzter Körperstruktur und Verletzungsart jeweils für Wettkampf und
Training aufgelistet. So erleiden die jugendlichen Eishockeyspieler im Wettkampf insgesamt in 13,5% der Fälle Kapsel-/Bandverletzungen des Kniegelenks. Es folgen Gehirnerschütterungen (9,0%), Verletzungen des Acromioclavicular(AC)-Gelenks der Schulter
(8,9%), Kontusionen des Oberschenkels (6,2%) sowie Verletzungen der Leiste bzw. der
Adduktoren (4,5%). Im Training hingegen ziehen sich Spieler am häufigsten Leistenbzw. Adduktorenverletzungen (13,1%) sowie Kniebinnenverletzungen (10,1%) zu 1.
An anderer Stelle wurde im College-Bereich die Gehirnerschütterung mit einem Gesamtanteil am Verletzungsgeschehen von 18,6% als häufigste Verletzung herausgestellt 17. Studien, die Verletzungen im Profibereich untersucht haben, finden Gehirnerschütterungen mit insgesamt 2,8-5,3% relativ gesehen seltener, stellen diese aber dennoch neben Gesichtsverletzungen als einen Schwerpunkt bei Verletzungen der Kopfregion heraus 28 35 41. Im schwedischen Profieishockey kam man zu der Aussage, dass
mindestens 20% der Eishockeyspieler während ihrer aktiven Laufbahn eine Gehirnerschütterung erleiden und mindestens eine Gehirnerschütterung pro Jahr pro Mannschaft auftrete 55. Andere Studien benennen zusätzlich Hautverletzungen des Gesichtes
sowie Zahnfrakturen als typische Verletzungen des Kopfes 28 35 42 50.
Hinsichtlich der im Eishockey auftretenden Schulterverletzungen stimmen mehrere Studien darin überein, dass es sich zumeist um Distorsionen bis hin zu Rupturen des ACGelenks, um Schlüsselbeinfrakturen oder Schulterkontusionen handelt 28 34 35 50. In einer
prospektiven 10-Jahres-Studie der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft konnte
zwar insgesamt ein Rückgang schwerer Schulterkontusionen und AC-Verletzungen
festgestellt werden, dennoch zählten insbesondere Verletzungen des AC-Gelenkes
nach wie vor zu den häufigsten Schulterverletzungen – relative Häufigkeiten werden
nicht angegeben. Die Autoren führen diese Beobachtung auf die mangelnde Akzeptanz
für die großvolumigen Schulterpolster seitens der Spieler zurück 21. Eine weitere Studie,
die Verletzungen der oberen Extremitäten retrospektiv untersucht hat, stellt heraus,
dass Schulterdistorsionen und -kontusionen überwiegend ältere Spieler betreffen, während sich jüngere Eishockeyspieler häufiger Frakturen des Schlüsselbeins zuziehen 36.
Muskelverletzungen, die laut zuvor angeführter Definition Zerrungen bzw. Rupturen unterschiedlicher Schweregrade einschließen, betreffen überwiegend die Leiste bzw. die
18
Adduktoren 6 28 29 35 41 50. Einzelne Studien benennen zusätzlich Zerrungen der ischiokruralen Muskulatur oder der Hüftbeuger 29 50. Absolute oder relative Häufigkeiten werden nur in einer Studie detaillierter angegeben. So liegt der Anteil an Muskelverletzungen bei knapp 22%, wobei 20 von 47 Fällen die Leiste, 15 den Bereich der Lendenwirbelsäule, 4 den Nacken und 3 die Glutealmuskulatur betreffen 35.
Im Hinblick auf Kniegelenksverletzungen stellt eine prospektive Studie aus dem schwedischen Profieishockey bereits 1988 Distorsionen bzw. Rupturen des Innenbandes als
die häufigsten schweren Verletzungen des modernen Eishockey heraus. Der Autor
schätzt die Inzidenz von Innenbandverletzungen des Kniegelenks auf 1-4 pro Profimannschaft und Saison 28. In einer aktuelleren Studie an College-Eishockeyspielern
aus dem Jahr 2005 stellten Distorsionen bzw. Rupturen des Innenbandes insgesamt die
zweithäufigste Verletzung dar 17. Weitere Autoren benennen Distorsionen und konkret
Verletzungen des Innenbandes zumindest als die häufigsten Verletzungen des Kniegelenks 13 28 29 35 50. In einer Studie wurden schwedische Profieishockeyspieler retrospektiv
zu Kniegelenksverletzungen befragt. 42% der Befragten gaben an, in ihrer Eishockeykarriere bereits eine Kniegelenksverletzung erlitten zu haben. Dabei hatten 60% eine
Ruptur des Innenbandes, 15% eine Meniskusläsion und 12% eine VKB-Ruptur erlitten,
um nur die drei häufigsten Verletzungen zu nennen 54. Letztendlich konnte eine 7Jahres-Studie, die die Risiken und Kosten von Kniegelenksverletzungen in 12 Sportarten darunter auch Eishockey bei 14-20 Jährigen in der Schweiz untersuchte, Rupturen
der Seitenbänder (35%) als häufigste und Rupturen des Meniskus (11%) als zweithäufigste Kniegelenksverletzung herausstellen. Verletzungen des vorderen Kreuzbandes
(6%), die in anderen Sportarten relativ gesehen häufig(er) auftreten, scheinen im Eishockey von geringerer Bedeutung zu sein. Insgesamt betrachtet machen Knieverletzungen in der genannten Studie 22% der in dem zugrundeliegenden Datensatz registrierten
durch Sportverletzungen verursachten Kosten aus 14.
Weiterhin benennen prospektive Studien übereinstimmend die Distorsion des Sprunggelenks als relevante Verletzung 29 35 50. Während eine dieser Studien konkret die Außenbänder als verletzte Struktur angibt 50, stellt eine andere Studie, die Sprunggelenksverletzungen von Profispielern zweier NHL-Mannschaften retrospektiv über 7-10 Saisons untersuchte, Distorsionen des Syndesmosebandes – im englischen als ’high ankle
sprain’ bezeichnet – als eishockeytypische Sprunggelenksverletzung heraus. So handele es sich in 74% der Fälle einer Sprunggelenksdistorsion um Verletzungen des Syndesmosebandes. Verletzungen bzw. Distorsionen der Außenbänder, die in anderen
Mannschaftssportarten insgesamt zu den häufigsten Verletzungen zählen, sind im Eishockey vermutlich aufgrund der Stabilität durch den hohen Schaft des Schlittschuhs relativ selten 65.
Sporadisch werden noch weitere Kombinationen von Verletzungsart und -lokalisation
genannt: So betreffen Distorsionen neben der Schulter, dem Knie- und Sprunggelenk
auch den Ellbogen, das Handgelenk, die Hand bzw. die Finger 35. Frakturen betreffen
ebenfalls die Finger sowie das Kahnbein, den Unterarm, das Brustbein, den Fuß, den
Kiefer und die Nase 28 41.
19
Die vorliegenden Studien quantifizieren die Schwere der beobachteten Verletzungen
anhand der Ausfallzeiten in Spiel und Training. Dabei zeigt sich für alle der in Tab. 2
aufgeführten Studien eine Dominanz leichter Verletzungen mit weniger als einer Woche
Ausfall. Zwischen 13,2% und 40,0% der jeweils beobachteten Verletzungen resultierten
in einem Ausfall von mehr als einer Woche (vgl. Tab. 2).
1.
Liga
≤ 1 Woche
(leicht)
2-4 Wochen (mittelschwer)
> 4 Wochen (schwer)
Möslä
(2000) 37
Mölsä
(1997) 35
Pettersson
(1993) 41
Tegner
(1991) 54
Prozentuale Verteilung der Verletzungen im Profieishockey in Abhängigkeit von
der Schwere (gemessen an der Ausfallzeit)
Lorentzon
(1988a) 28
Tab. 2:
2.
Liga
19701979
19801989
19901999
72,6
61,1
87,8
80,0
63,0
60,0
81,0
80,0
19,0
22,3
9,5
16,0
28,0
30,0
15,0
15,0
8,4
8,8
2,7
4,0
9,0
10,0
4,0
5,0
Allerdings erscheint es hierbei sinnvoll, die Verletzungsschwere im Zusammenhang mit
der jeweiligen Verletzung selbst zu betrachten. So wurde in einer der vorliegenden Studien festgestellt, dass Gehirnerschütterungen, die sich – wie oben bereits dargestellt –
mindestens ein Mal pro Jahr pro Mannschaft im Profibereich ereignen, im Mittel zu 6
Tagen Ausfall führen 55. Demnach würde eine Gehirnerschütterung der Klassifizierung
der Literatur zufolge relativ häufig als leichte Verletzung eingestuft. Problematisch ist
zum einen, dass die Ausfallzeit relativ stark von der subjektiven Einschätzung des betroffenen Spielers abhängt. Zum anderen führen Gehirnerschütterungen insbesondere
nach wiederholtem Auftreten zu neurophysiologischen Veränderungen des Gehirns und
sind deshalb in der Summe als eher schwerwiegende Verletzungen einzustufen. Somit
erscheint es sinnvoll, die Verletzungsschwere nicht ausschließlich anhand der aktuellen
Ausfallzeit, sondern auch anhand der Gesamtproblematik einer bestimmten Verletzung
zu beurteilen.
In zwei Studien finden sich Angaben zur Ausfallzeit in Abhängigkeit von den verletzten
Körperregionen. So zeigte sich bei College-Eishockeyspielern, dass Verletzungen des
Fußes (14,0 Tage), des Kniegelenks (13,7 Tage) sowie der Schulter (12,1 Tage) zur
durchschnittlich längsten Ausfallzeit führten. Verletzungen anderer Körperregionen verursachten im Mittel zwischen 2,7 und 6,8 Tagen Ausfall 16. Die zweite Studie stellt heraus, dass 26,5% (n=1240) aller Wettkampfverletzungen in einem Ausfall von mindestens 10 Tagen resultierten. Bei diesen handelte es sich in 26,2% der Fälle um KapselBandverletzungen des Kniegelenks, in 12,7% der Fälle um Verletzungen des ACGelenks und in 6,6% der Fälle um Gehirnerschütterungen 1.
Unabhängig davon geben Pettersson et al. (1993) an, dass es sich in 60,6% der Fälle
um Bagatellverletzungen handelt, die nicht zu einem Ausfall des Verletzten geführt haben 41. Darüber hinaus konstatiert der Autor einen Rückgang an mittelschweren und
20
schweren Verletzungen im Vergleich zu der Studie von Lorentzon et al. (1988) (vgl.
Tab. 2, S. 20), in der ebenfalls Spieler der höchsten Spielklasse in Schweden beobachtet wurden 28. Zurückgeführt wird dies auf die verbesserten medizinischen Behandlungsmöglichkeiten sowie die relativ höhere Anzahl konservativer Therapien z.B. nach
Innenbandverletzungen des Kniegelenks 41. Möglicherweise erklärt dies auch, warum
sich bei Mölsä et al. (2000) bei vergleichender Betrachtung der Ergebnisse aus den
1970er, 1980er und 1990er Jahren zwar eine Reduktion (mittel-)schwerer Verletzungen
zeigt (vgl. Tab. 2), die Autoren jedoch keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der
Verletzungsverteilung feststellen konnten 37. Die beobachtete Verschiebung der Verletzungsschwere könnte möglicherweise ebenfalls auf bessere Behandlungs- und Therapiemaßnahmen zurückgeführt werden, die einen schnelleren Wiedereinstieg in den
Trainings- und Spielbetrieb erlauben.
Letztendlich macht nur eine der vorliegenden Studie Angaben dazu, wie häufig eine
Operation notwendig war 49. Hierbei wurden zwei Mannschaften der höchsten deutschen Spielklasse, der Deutschen Eishockey Liga (kurz DEL) über drei Saisons beobachtet. Danach mussten 11,3% der bei den DEL-Teams erfassten Verletzungen operativ behandelt werden.
2.1.3
Unfallereignis
Um zu einem möglichst umfassenden Verständnis der Verletzungsproblematik zu gelangen, ist es neben einer Betrachtung der Verletzungstopographie ebenfalls notwendig, die jeweiligen verletzungsauslösenden Ereignisse möglichst genau zu analysieren.
Dabei wird das Zustandekommen eishockeytypischer Verletzungen in der vorliegenden
Literatur üblicherweise anhand der Verletzungsursachen (Aktionen bzw. Mechanismen)
beschrieben. Darüber hinaus werden zum Teil auch die Schiedsrichterentscheidungen
sowie die Verletzungen in Abhängigkeit von der Spielzeit, der Spielposition sowie der
Unfallposition auf dem Spielfeld betrachtet.
Im Hinblick auf die Verletzungsursachen und speziell die Verletzungsmechanismen legt
eine Übersichtsarbeit dar, dass es sich im Eishockey zu 70% um Kontaktverletzungen
handelt 13, die übereinstimmend im Wesentlichen aus Zusammenstößen bzw. Checks
mit dem Gegner, dem Kontakt mit dem Stock, dem Puck, der Bande oder aus Stürzen
auf das Eis resultieren 1 17 18 28 29 35 37 41 42 54 68.
Die Verletzungsmechanismen, die ermittelt werden konnten, sind in Tab. 3 auf der folgenden Seite zusammengetragen. Hierbei beziehen sich mit Ausnahme der aktuelleren
Arbeiten von Flik et al. (2005) und Agel et al. (2007) (Jugend) sämtliche Untersuchungen auf den Profibereich.
21
19701979
19801989
Agel (2007) 1
Flik (2005) 17
Gröger (2001) 18
Möslä (2000) 37
Mölsä (1997) 35
Pettersson (1993) 41
Tegner (1991b) 54
Lorentzon (1988b) 29
Verletzungsmechanismen im Eishockey (in %)
Lorentzon (1988a) 28
Tab. 3:
19901999
Zusammenstoß / Check
57,9 73,7 28,0 23,9 47,7
27,0
53,0
57,0 56,5 32,8 47,7
Kontakt Stock
11,8
0,0 29,7 26,1 15,8
29,0
21,0
19,0 12,2
1,8
6,4
Kontakt Puck
14,5
5,3 13,1 16,0
8,5
18,0
12,0
11,0
6,2
7,0
7,2 11,1
13,0
13,0
-
-
-
-
-
2,7
1,1
7,2
10,0
10,0
8,0
-
6,0
5,9
-
-
-
-
3,4
8,0
9,3
-
3,5
-
- 19,5
1,0
Kontakt Bande
6,6 10,5
11,4
-
8,0 21,1 18,6 21,6
Kontakt Tor
-
-
Kontakt Eis / Sturz
-
-
4,8
kein Kontakt, Überlastung
-
-
-
Kontakt Schlittschuh
2,6
5,3
1,8
2,1
-
4,0
1,0
1,0
Sonstiges
6,6
5,2 11,2 20,7
9,7
15,0
10,0
22,0
4,0
6,8
Obwohl sich – wie einleitend herausgestellt – Kontakte mit Gegner, Puck, Stock, Bande
oder dem Eis als hauptsächliche Verletzungsmechanismen erweisen, fällt auf, dass die
relativen Häufigkeiten in den einzelnen Kategorien zwischen den jeweiligen Studien relativ stark variieren – so bspw. in der Kategorie ‘Zusammenstoß/Check‘ von 23,9% bis
73,7%. Problematisch ist in diesem Zusammenhang, ebenso wie es bei den Verletzungsregionen und -arten der Fall war, dass die Autoren unterschiedliche Kategorisierungen der Verletzungsmechanismen vornehmen. Des Weiteren weisen alle Studien
den registrierten Verletzungen jeweils einen einzigen Verletzungsmechanismus zu, mit
Ausnahme von Mölsä et al. (2000). Dieser problematisiert die Tatsache, dass Verletzungen häufig aus einer Kombination von Mechanismen entstehen und es relativ
schwierig sei, einen „wichtigsten“ Verletzungsmechanismus zu benennen 37.
Unabhängig von dieser Problematik, die die Interpretierbarkeit der Ergebnisse hinsichtlich einer Kausalität einschränkt, sei dennoch darauf hingewiesen, dass der Kontakt mit
der Bande aber auch Verletzungen ohne Fremdbeteiligung im Jugendbereich ein größeres Problem darzustellen scheinen als im Profibereich, während der Kontakt mit dem
Stock bei den jungen Eishockeyspielern eher selten zu Verletzungen führt (vgl. Tab. 3).
Überdies lässt sich zusammenfassend feststellen, dass Verletzungen, die aus Körperkontakten resultieren, d.h. Checks gegen die Bande, mit dem Ellbogen oder gegen das
Knie sowie unerlaubte Körperangriffe (Anspringen, Hineinrennen in einen Gegenspieler), am häufigsten zu Spielausfällen führen 34. Im Zusammenhang mit dem relativ hohen Anteil an Verletzungen durch Gegnerkontakt wird vermutet, dass die Verbesserung
der Ausrüstung die Hemmschwelle der Spieler für aggressiven Körpereinsatz in Wett22
kämpfen senke 69. Abgesehen von der eingeschränkten Vergleichbarkeit der Studien
scheint die separate Darstellung der Verletzungsmechanismen für die Ableitung präventiver Strategien jedoch wenig aufschlussreich. Die simultane Betrachtung der Verletzungsursachen und der genauen Verletzung (Ort und Art) erfolgt in den vorliegenden
Studien relativ selten. Zwei Übersichtsarbeiten und 5 prospektive Studien machen –
häufig nur qualitative – Angaben zu Verletzungsursachen in Abhängigkeit von verletzten
Körperregionen, die sich summarisch wie folgt darstellen. So ereignen sich Kontusionen
und offene Wunden am häufigsten durch den Kontakt mit Stock und Puck, wohingegen
Bandverletzungen im Allgemeinen im Eishockey eher das Resultat des Kontaktes mit
dem Gegner sind 11. Auch an anderer Stelle wird darauf hingewiesen, dass Knieverletzungen im Eishockey relativ selten durch ein Verdrehen des Kniegelenks bei fixiertem
Fuß, wie es in anderen Mannschaftssportarten zu beobachten ist, verursacht werden,
sondern hauptsächlich durch Kontakt mit dem Gegner entstehen. Hierbei führe in den
meisten Fällen eine Krafteinwirkung von der Seite zu einer Valgusstellung des Kniegelenks und damit u.a. zu den im Eishockey häufig registrierten Innenbandverletzungen
des Kniegelenks 34. Schulterverletzungen resultieren im Wesentlichen aus Stürzen auf
den gestreckten Arm bzw. die Schulter selbst bzw. aus Kollisionen mit der Bande 34 36.
Drei prospektive Untersuchungen machen quantitative Angaben zu Verletzungsmechanismen im Zusammenhang mit Kopf- und Gesichtsverletzungen. Eine Studie im schwedischen Profieishockey findet die folgenden Mechanismen: 56,9% Kontakt Stock, 22,9%
Kontakt Gegner, 14,7% Kontakt Puck, 2,8% Kontakt Schlittschuh, 1,8% Kontakt Bande
und 0,9% Sonstige 41. Im Hinblick auf Gesichtsverletzungen stellt eine Untersuchung
drei Vereine (je ein Verein aus der Senioren- und Juniorenbundesliga sowie aus dem
Amateurbereich) mit 72,5% den Stockkontakt als Hauptursache heraus. Zu 21,5% resultierten Gesichtsverletzungen aus einem Kontakt mit dem Puck, zu 4,9% aus einem
Kontakt mit der Bande und zu 1,1% aus dem Kontakt mit einer Person 44. In einer weiteren Arbeit werden die Ursachen für Gehirnerschütterungen konkretisiert. Hierbei werden
Bodychecks (56%), Checks gegen die Bande (26%) sowie Stockschläge (6%) als
hauptsächlich verletzungsverursachend herausgestellt 54. Im Zusammenhang mit Gehirnerschütterungen werden drei Mechanismen unterschieden:
• der direkte Schlag gegen den Kopf,
• der direkte, seitliche Schlag gegen das Gesicht und
• der Schlag gegen das Kinn 9.
Eine weitere Studie beschreibt den Verletzungsmechanismus für die im Eishockey im
Zusammenhang mit Sprunggelenksverletzungen häufig auftretenden Syndesmosedistorsionen. Diese Verletzung entstehe in der Regel durch einen Sturz nach Kontakt mit
dem Gegner. Dabei könne sich der Fuß in verschiedenen Positionen befinden und
manchmal auch an der Bande fixiert sein. Relativ häufig sei eine Außenrotation des Fußes zu beobachten 65.
Abschließend wurde versucht, einen Zusammenhang zwischen Verletzungsursachen
und der Verletzungsschwere herzustellen 16. So zeigte sich, dass die Mechanismen
Kontakt mit Spieler/Eis, Kontakt mit dem Puck und Kontakt mit Bande/Tor zu der höchsten durchschnittlichen Ausfallzeit führten (10,4, 10,3 und 10,0 Tage). Der Mechanismus Kontakt Stock führte zu Verletzungen mit einer durchschnittlichen Ausfallzeit von
23
nur 3,3 Tagen. Allerdings erscheint hierbei aufgrund des fehlenden Bezuges zu den
verletzten Körperregionen die Interpretation der Ergebnisse nicht sinnvoll. Einige der
vorliegenden Arbeiten machen über Angaben zu Verletzungsursachen hinaus ebenfalls
Angaben zu Schiedsrichterentscheidungen im Zusammenhang mit den Verletzungen.
Laut zweier älterer Studien von Lorentzon et al. (1988) hatte in 39,0% bzw. 50,0% der
verletzungsauslösenden Situationen nach Meinung der Schiedsrichter ein Foulspiel
vorgelegen 28 29. Im Unterschied hierzu wurde an anderer Stelle im schwedischen Profieishockey (1991) ermittelt, dass nur in 8% der Verletzungssituationen von den Schiedsrichtern auf Foulspiel entschieden wurde 54. Dies stimmt mit Befunden überein, nach
denen sich die Verletzungen zu 9% bzw. 11% im Rahmen eines Foulspiels ereigneten.
Jedoch habe nach Meinung des Mannschaftsarztes in weiteren 7% bzw. 11% der Fälle
auf Foul entschieden werden müssen 35 37. In einer Studie zu Juniorenspielern, wurde in
20 % der Fälle auf Foul entschieden 42, was möglicherweise ein Hinweis darauf sein
könnte, dass im Profibereich ein härteres Spiel zugelassen und seltener auf Foul entschieden wird. Bei Betrachtung der Verletzungen in Abhängigkeit von der Spielphase
(angegeben in Spieldritteln) zeigt sich vielfach eine Häufung von Verletzungen gegen
Ende des Spiels (vgl. Tab. 4) sowie gegen Ende der jeweiligen Drittel 28 29 35 37 42 50. Ein
Autor stellte heraus, dass sich 46,9% der Verletzungen in den letzten 5 Minuten eines
jeden Drittels ereignen 42. Als Erklärung für diesen Trend wird Erschöpfung einhergehend mit einem Nachlassen der koordinativen Fähigkeiten sowie der Konzentration
aber auch gesteigertes aggressives Verhalten vermutet, da das Spiel in die entscheidende Spielphase übergehe. Vier der in Tab. 4 aufgeführten Studien können diese Ergebnisse nicht bestätigen 17 18 41 54 und ermitteln die meisten Verletzungen im zweiten
Drittel.
Tegner
(1991b) 54
Pettersson
(1993) 41
Mölsä
(1997) 35 *
Mölsä
(2000) 37 *
Gröger
(2001) 18
Pinto
(1999) 42
Flik
(2005) 17
Agel
(2007) 1 *
Verteilung der Verletzungen nach Spielphase (in %)
Lorentzon
(1988b) 29
Tab. 4:
1. Drittel
27,0
31,0
20,0
23,3
25,5
27,2
20,5
36,5
27,9
2. Drittel
30,0
38,0
31,5
29,5
31,1
38,1
33,3
36,5
36,0
3. Drittel
36,0
28,0
21,5
47,3
43,4
34,7
46,2
27,0
36,0
*
bei diesen Studien wurden die relativen Häufigkeiten unter Ausschluss der
Kategorie Aufwärmen neu kalkuliert
Im Zusammenhang mit der diskutierten zunehmenden Ermüdung gegen Ende des
Spiels bzw. der einzelnen Spieldrittel als mögliche Verletzungsursache, seien die Ergebnisse einer Studie an zwei High School-Mannschaften aus den USA erwähnt, in der
in einem multivariaten Ansatz verschiedene potentielle Risikofaktoren analysiert wurden
48
. Einbezogen wurden Faktoren der folgenden Kategorien: (1) physisch (Vorverletzung,
Körperliche Auffälligkeiten, Jahre Eishockey, Körpergröße, -gewicht, Sehfähigkeit), (2)
psychosozial (Selbstbewusstsein, Stress, soziale Unterstützung, Befinden [Anspan24
nung, Wut, Vitalität, Müdigkeit, Verwirrung]) sowie (3) situativ (Wettkampf vs. Training,
Verletzungsmechanismus, Spielniveau, Spielposition, individuelle Spielzeit). Nach multivariater Analyse erwiesen sich lediglich eine geringe Vitalität und hohe Müdigkeit (vor
und während der Saison) als Risikofaktoren für Verletzungen. Darüber hinaus fand der
Autor signifikant mehr Verletzungen in der Gruppe mit hoher durchschnittlicher Spielzeit. Die Ergebnisse sind allerdings nach Einschätzung des Autors aufgrund der geringen Anzahl an Verletzungen (n=27) mit Vorsicht zu betrachten. Schlussendlich diskutiert der Autor die Rolle der Ermüdung als vielschichtigen Zustand, der durch geringe
aerobe oder anaerobe Ausdauer aber auch Übertraining, depressive Verstimmungen
und/oder Stress bedingt sein kann.
Uneinheitliche Angaben liefert die Literatur zum Zusammenhang von Verletzungen und
der Spielerposition. Während einige Autoren die relativen Häufigkeiten für die einzelnen
Spielpositionen angeben, kalkulieren andere das Verletzungsrisiko als Verletzungen pro
1000 Spielstunden (s. Tab. 5). Insgesamt ist mit einer Ausnahme unklar, ob sich die
Angaben auf alle Verletzungen oder eventuell nur auf Wettkampfverletzungen beziehen.
Bei Betrachtung der Angaben zum Verletzungsrisiko zeigen sich widersprüchliche Ergebnisse. Während drei Studien das höchste Risiko für Angreifer feststellen 18 29 50, finden zwei andere höhere Verletzungsinzidenzen für Abwehrspieler 28 42 (vgl. Tab. 5). In
einer weiteren Untersuchung an Collegespielern wurden keine signifikanten Unterschiede der Verletzungsraten für Angreifer und Verteidiger in Wettkämpfen gefunden,
wobei konkrete Angaben der jeweiligen Verletzungsinzidenzen fehlen 17. Einheitlich jedoch stellen die zitierten Studien das geringste Verletzungsrisiko bei den Torhütern fest.
Pinto
(1999) 42 **
Stuart
(1995) 50
Lorentzon
(1988b) 28
Lorentzon
(1988a) 27
Gröger
(2001) 18
Agel
(2007) 1 *
Gröger
(2001) 18
Pinto
(1999) 42
Mölsä
(1997) 35
Biasca
(1992) 6
Verteilung der Verletzungen und Inzidenzen nach Spielposition (in %)
Pettersson
(1993) 41
Tab. 5:
Verletzungsinzidenz
(Verletzungen/1000 Std.)
relative Häufigkeit (%)
7,0
4,0
5,8
4,0
5,5
9,6
3
39
-
-
16
Abwehr
57,0
34,0
31,2
32,4
29,9
40,8
14
108
50
87
151
Angriff
36,0
62,0
54,5
63,0
64,6
48,3
30
72
125
134
138
Tor
*
**
Autor gewichtet die Prozentangaben gemäß der folgenden Verteilung der Spieler auf dem
Eis: 3 Angreifer, 2 Verteidiger, 1 Torwart
nur Wettkampfverletzungen
Im Zusammenhang mit der Spielposition und der Angabe von relativen Häufigkeiten ist
zu bedenken, dass drei Angreifer, zwei Verteidiger und ein Torwart auf dem Spielfeld
agieren. Somit erscheint es zunächst plausibel, dass sich in 5 Studien höhere relative
Häufigkeiten für Angreifer finden (vgl. Tab. 5). Bei der oben genannten Verteilung der
Spielpositionen, müssten die Angreifer zu 50% von Verletzungen betroffen sein, wenn
25
die Verletzungshäufigkeit ihrer Repräsentation auf dem Spielfeld entspräche. Allerdings
zeigt sich, ungeachtet der Studie von Agel et al. (2007), das sich Angreifer mit 54,564,6% relativ gesehen häufiger verletzten. In der Studie von Agel et al. (2007) wurden
die Verletzungshäufigkeiten gemäß der Verteilung der Spieler auf dem Eis gewichtet 1.
Hierbei bestätigt sich, dass Angreifer häufiger von Verletzungen betroffen sind als Verteidiger. Im Gegensatz hierzu sind die Angreifer in einer Studie im schwedischen Profieishockey mit 36,0% relativ gesehen seltener von Verletzungen betroffen als in anderen
Studien. Als mögliche Erklärung hierfür nennt ein Autor die defensivere Spielweise in
den skandinavischen Ligen, die überwiegend passives Forechecking betreiben. Hierbei
könne sich der Angreifer häufiger einem direkten Kontakt mit dem Verteidiger entziehen. Da Verletzungen nachgewiesenermaßen überwiegend durch Gegnerkontakt
(Stockkontakt eingeschlossen) entstehen, ist die Verletzungswahrscheinlichkeit für Angreifer bei dieser Spieltaktik geringer 21. Überdies stimmen mehrere Autoren darin überein, dass trotz divergierender Verletzungsraten bzw. -häufigkeiten zwischen den Spielpositionen, keine Unterschiede hinsichtlich der Verletzungslokalisation und der Art der
Verletzungen zwischen den Positionen festzustellen seien 28 41 42.
Bei der Analyse des Verletzungsereignisses konnten abschließend zwei Studien gefunden werden, in denen die Position des Verletzten auf dem Spielfeld analysiert wurde.
Zum besseren Nachvollziehen der Ergebnisse dient die Spielfeldskizze in Abb. 4.
So ereignen sich laut einer jüngeren epidemiologischen
Studie
bei
CollegeEishockeyspielern 28,0% aller Verletzungen
zwischen den blauen Linien und den Bullypunkten, 23,5% in den Ecken, 21,4% in der
neutralen Zone, 16,0% vor dem Tor, 7,9%
hinter dem Tor und 3,2% auf sonstigen
Verteidigungszone Neutrale Zone Angriffszone
Feldpositionen 1. Eine ältere Arbeit bestätigt
diese Ergebnisse. Zwischen der blauen Linie
Abb. 4: Eishockeyspielfeld und Sektoreneinteilung nach Agel, 2007
und den Bullypunkten registrierte der Autor
(rot gestrichelt)
die meisten Verletzungen (28-42%), in der
neutralen Zone 20-34% und in den Ecken im
Bereich der Bande 19-23% 6. Keine der beiden Studien betrachtete diese Unfallpositionen im Zusammenhang mit den jeweiligen Spielpositionen der Eishockeyspieler.
2.2
Prävention von Eishockeyverletzungen
Bei der Sichtung der Literatur zur Prävention von Eishockeyverletzungen wird deutlich,
dass der Fokus präventiver Bemühungen vor allem auf einer Verbesserung der Schutzausrüstung der Spieler sowie der Einführung strengerer Regeln und deren konsequenter Durchsetzung seitens der Schiedsrichter gelegt wird 10 13 28 41 55 68 69 71. Darüber hinaus wird das gezielte (Athletik-) Training, im Englischen als ’Conditioning’ bezeichnet,
sporadisch als Präventionsmaßnahme genannt. Es scheint, dass diesem Bereich in Bezug auf die Prävention von Verletzungen insgesamt weniger Bedeutung beigemessen
26
wird, als ausrüstungs- und regeltechnischen Veränderungen, deren Effekte sich umgehend nachvollziehen lassen.
Bei der Frage, welchen Stellenwert präventive Bemühungen im Eishockey haben, sei
nochmals eine relativ aktuelle Studie mit College-Eishockeyspielern erwähnt 17. Danach
hätten lediglich 8% der Verletzungen durch bessere Ausrüstung, einen besseren konditionellen Zustand oder Schiedsrichterentscheidungen verhindert werden können. Dennoch scheint das Potenzial präventiver Programme bzw. Maßnahmen vielfach erkannt
worden zu sein. Die Nachweise, die sich hierzu in der Literatur finden, werden im Folgenden unterteilt nach allgemeinen sowie auf bestimmte Körperregionen bezogenen
Präventivmaßnahmen dargestellt.
2.2.1
Allgemeine Präventionsansätze
Übergreifende Ansätze zur Prävention eishockeyspezifischer Verletzungen beziehen
sich zum einen auf regeltechnische Aspekte, wie Fair Play und Bodychecks, zum anderen auf allgemeine ausrüstungs- und trainingstechnische Unterweisungen.
‘Fair Play‘ ist ein Grundprinzip im Sport. In diesem Zusammenhang hat ‘USA Hockey‘,
als nationaler Dachverband des Eishockey in den USA, im Jahr 2004 das Handbuch
‘Safety Media Kit‘ publiziert 71. Diese Kampagne zielt darauf ab, die Sicherheit im Eishockeysport insgesamt zu verbessern sowie die Grundwerte sportlichen bzw. fairen
Verhaltens als Eckpfeiler im Eishockey zu etablieren. Neben Informationsbroschüren
und Lern-DVDs für Spieler und Eltern wird ein Programm zur Sensibilisierung von Spielern, Eltern, Trainern und dem Umfeld für die Thematik ‘Sicherheit im Eishockey‘ zur
Verfügung gestellt. Hierbei werden 7 Grundwerte des Fairplay sowie jeweils ein Verhaltenskodex für Geschäftsführer, Trainer, Offizielle, Eltern, Spieler und Zuschauer propagiert, um letztendlich Verletzungen im Eishockey zu reduzieren. Eine Evaluation dieser
Maßnahmen ist bislang nicht dokumentiert.
In Kanada wurde ein ’Fair Play Programm’ in 52 Jugendmannschaften evaluiert 10. Die
Inhalte des ’Fair Play Programms’ werden nicht beschrieben. Es erfolgt lediglich ein
Verweis auf eine andere Arbeit 31. Dort wurden sämtliche regelwidrige Aktionen sowie
emotionale Reaktionen der Spieler, wie Wutausbrüche oder Beschimpfungen, als unfaires Verhalten definiert. Der Autor ermittelte signifikant weniger unsportliches Verhalten
bei Spielern, die an dem Programm teilgenommen hatten. Während teilnehmende Spieler eher dazu neigten ihre Gegner zu halten, war bei Spielern, die nicht an dem Programm teilnahmen, signifikant häufiger Stoßen bzw. Schlagen zu beobachten. Darüber
hinaus zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich der Verletzungsraten zwischen beiden
Gruppen.
Im Zusammenhang mit der Thematik ‘Fair Play‘ ist eine weitere Studie zu nennen, in
der die Turnierplatzierungen bei den ‘Stanley Cup Championship Final Series‘ von
1980-1997 in Verbindung mit den Schiedsrichterentscheidungen analysiert wurden. Es
stellte sich heraus, dass fair spielende Teams größere Aussichten hatten, das Turnier
zu gewinnen, während unfair und aggressiv spielende Teams weniger erfolgreich waren
32
. Der Autor diskutiert die Frage, ob unfaires, aggressives Spiel nicht eine relativ kurz27
lebige Erfolgsstrategie darstelle. So könne es zwar sein, dass ein unfair spielendes
Team bei einem wichtigen Wettkampf durch frühzeitiges Foulen der gegnerischen Leistungsträger eventuell das Spiel für sich entscheidet. Allerdings fehle ein langfristig angelegter, strategischer Aufbau der dauerhaft Erfolg bringenden, spielerischen Qualitäten
der Eishockeyspieler. Darüber hinaus verlören die nordamerikanischen Mannschaften –
entgegen sich hartnäckig haltender Mythen – zunehmend gegen europäische Teams,
die mit mehr Spielwitz und technischer Finesse spielten.
Zwei weitere Arbeiten beziehen sich auf das vom Regelwerk grundsätzlich erlaubte Body-Checking. Dabei legt ein Autor die Erkenntnis zugrunde, dass die Mehrzahl der Verletzungen im Eishockey aus dem Kontakt mit anderen Spielern (meist den Gegenspielern) oder der Bande resultiert 1. Im Hinblick auf die Prävention der so entstehenden
Verletzungen sei es sinnvoll, Strategien zu entwickeln, den Kontakt zu anderen Spielern
zu reduzieren. Dies könnte entweder durch Regeländerungen erfolgen oder durch Vergrößerung der Spielfläche 1. Regeländerungen, wie beispielsweise ein generelles Verbot des Body-Checkings, bewertet der Autor sehr kritisch, da dies die Charakteristik des
Spiels grundlegend verändern und damit seine Attraktivität reduzieren würde. Bezüglich
der Spielfläche, konnte in einer Studie nachgewiesen werden, dass sich auf mittelgroßen (28,65m Breite) und internationalen, großen (30,48m Breite) Spielfeldern signifikant
weniger Verletzungen ereignen als auf kleinen Spielflächen (25,91m Breite), wie sie in
der NHL Standard sind 61 63. Somit sei die Vergrößerung der Spielfläche eine – wenn
auch kostspielige – Möglichkeit, Verletzungen in Kanada und den USA zu reduzieren.
Eine noch ausstehende Kosten-Nutzen-Rechnung würde eine Umrüstung der Eishallen
eventuell legitimieren 1. Fraglich ist jedoch, ob dadurch nicht auch die Charakteristik des
Spiels verändert würde. Durch die bisher kleineren Spielflächen im nordamerikanischen
Eishockey ist das Spieltempo höher, eine Vergrößerung der Fläche würde das Spiel
verlangsamen und sich so möglicherweise negativ auf die Attraktivität des Eishockey in
Kanada und den USA auswirken.
An anderer Stelle wird die Problematik des Body-Checkings beim Übergang von der
Jugend zu den Senioren thematisiert 30. Die Autoren formulieren, dass von vielen Seiten gefordert werde, Jugendspieler rechtzeitig an das richtige, sichere Checken bzw.
die korrekte Technik heranzuführen, um Verletzungen beim Übergang in den Seniorenbereich zu reduzieren. Dabei steige das Risiko von beispielsweise Gehirnerschütterungen mit zunehmender Erfahrung im Body-Checking, statt zu sinken. Diese Publikation
von Marchie et al. (2003) ‘Bodychecking and concussions in ice hockey: should our
youth pay the price?‘ zog mehrere Leserbriefe und Kommentare nach sich 2 22 45 47 60.
Übereinstimmend mit den Autoren stellt ein Leser heraus, es gebe keine Hinweise darauf, dass ein frühes Schulen des Body-Checkings zu weniger Verletzungen in Seniorenmannschaften führe. Daher solle die Heranführung relativ spät und progressiv erfolgen, wobei in Jugendjahren der Schwerpunkt eher auf der sicheren und souveränen
Aufnahme des Körperkontakts in Abgrenzung zum Checken liegen solle. Sofern Spieler
die entsprechenden körperlichen Voraussetzung mitbrächten, könne das ‘richtige‘, harte
Checken geschult werden 24. Im Gegensatz hierzu kritisiert ein anderer Leser, Jugendspieler, die in die Seniorenmannschaften wechseln, seien häufig aufgrund mangelnder
Vorbereitung bzw. Erfahrung überfordert. Es werde von ihnen erwartet, die Checks ‘zu
28
Ende zu bringen’, anstatt ihnen aus dem Weg zu gehen, ohne dass die dem gewachsen
seien 22.
Zusätzlich zu den allgemeinen regeltechnischen Empfehlungen finden sich in der Literatur auch sporadische allgemeine ausrüstungstechnische Hinweise im Hinblick auf die
Prävention von Verletzungen. So wird geraten die komplette Ausrüstung, aufgrund des
Verschleißes bei intensiver Nutzung, mindestens zweimal pro Saison zu wechseln. Dabei sei das korrekte Tragen der Protektoren als Grundvoraussetzung anzusehen 49. In
einer Studie diskutieren die Autoren die Verbesserung der Ausrüstung als mögliche
Präventivmaßnahme, da sie 47% der Verletzungen an Körperteilen registrierten, die eigentlich durch Schutzausrüstung bedeckt gewesen waren 37. In einer weiteren Untersuchung werden Einstellungsänderungen auf Seiten der Offiziellen und der Trainer gefordert, da diese maßgeblich die Einstellung der Spieler zur und deren Umgang mit der
Schutzausrüstung beeinflusse 41.
Schlussendlich finden sich noch drei Empfehlungen im Hinblick auf allgemeine trainingsbezogene Maßnahmen. Da sich Verletzungen gegen Ende eines Spiels sowie eines jeden Drittels häuften und dies u.a. auf eine zunehmende Ermüdung zurückgeführt
werde, schlägt ein Autor vor, die konditionellen Voraussetzungen der Spieler zu verbessern. Eine bessere sportartspezifische Ausdauer wirke einer zunehmenden Ermüdung
sowie der Abnahme der Reaktionszeiten der Spieler entgegen, sodass Verletzungen
reduziert werden könnten 42. Zur optimalen Vorbereitung auf den Wettkampf wird an
anderer Stelle ein adäquates Aufwärmen empfohlen. Dabei solle auf statisches Dehnen, d.h. klassisches Stretching, verzichtet werden, um den Muskeltonus für explosive
Antritte auf dem Eis hochzuhalten 57. Überdies stellt der Autor einer 20 Jahre alten Studie einen besseren Trainingszustand im Hinblick auf eine größere Schulter- und
Rumpfkraft sowie eine bessere Körperkontrolle als besten präventiven Ansatz gegen
Verletzungen, die aus Checks resultieren, heraus 28.
2.2.2
Prävention von Kopfverletzungen
Unter dem Begriff Kopfverletzungen werden im Folgenden Verletzungen des Schädels/
Gehirns, des Gesichts sowie des Nackens bzw. der Halswirbelsäule subsummiert. Bei
der Sichtung der Literatur zur Prävention von Kopfverletzungen deutet sich an, dass
hier ein Schwerpunkt präventiver Bemühungen im Eishockey liegt. Dies ist vermutlich
auf die in der Geschichte des Eishockeys relativ hohe Anzahl an schwerwiegenden Gehirn-, Gesichts- und Wirbelsäulenverletzungen zurückzuführen, die häufiger in Erblindung, neurologischen Störungen und sogar Tod resultierten. In der Folge führte insbesondere die Einführung der Helm- und Visierpflicht, der Regel ’Hoher Stock’ sowie der
Regel ’Check von hinten’ (Verbot des Hineinfahrens, Anspringens, Schlagens oder Angreifens eines Spielers von hinten) zu einer Reduktion der Verletzungsraten für Kopf,
Gesicht, Nacken bzw. Wirbelsäule 4 62. Dennoch gehören Kopfverletzungen nach wie
vor zu den häufigsten Verletzungen im Eishockey. Ansätze bzw. Erkenntnisse zur Prävention dieser Verletzungen werden im Folgenden dargestellt.
Im Zusammenhang mit Kopfverletzungen scheinen Gehirnerschütterungen (aufgrund
der Folgen insbesondere bei wiederholtem Auftreten) ein besonderes Problem darzus29
tellen. Vor diesem Hintergrund fanden in den Jahren 2001 und 2004 internationale Konferenzen zu Gehirnerschütterungen im Sport – mit Schwerpunkt Eishockey und Fußball
– statt 3 32. Bei diesen Expertentreffen wurde der aktuelle Wissensstand zu Gehirnerschütterungen, deren Diagnose, Versorgung sowie Prävention diskutiert. Es wurde insbesondere gefordert, die Sofort-Diagnose auf dem Spielfeld zu optimieren, um zu vermeiden, dass ein derart großer Anteil von Spielern, wie es bislang der Fall sei, mit Gehirnerschütterungen weiterspiele. Hierzu wurden mittlerweile von der IIHF offizielle
Richtlinien bzw. ein Erhebungsinstrument, das ’Sideline Concussion Assessment Tool’
(SCAT), herausgegeben (siehe Anhang A1) 33.
Im Hinblick auf die Prävention von Gehirnerschütterungen wurde das Training der Nackenmuskulatur bei dem ersten Expertentreffen grundsätzlich als wertvoll zur Reduktion
der Krafteinwirkung auf das Gehirn erachtet. Biomechanischen Überlegungen zufolge
würde die auf den Kopf einwirkende Energie bei angespannter Hals-/Nackenmuskulatur
auf eine größere Masse verteilt. Obwohl es somit aus theoretischer Sicht sinnvoll erscheine, mittels kräftigerer Nackenmuskulatur einen schützenden ’Mantel’ zu schaffen,
gebe es relativ wenige wissenschaftliche Nachweise für die Effektivität solcher Trainingsmaßnahmen 3. Im Unterschied hierzu wurde in einer Studie im Zusammenhang
mit Verletzungen der Halswirbelsäule herausgestellt, dass diese Verletzung ca. 2,2-18,8
Millisekunden nach der Krafteinwirkung auftrete. Die reflexartige Antwort der entsprechenden Hals-/Nackenmuskulatur betrage hingegen 50-65 Millisekunden, sodass eine
potentiell schützende Kontraktion dieser Muskulatur zu spät erfolge 12. Dieses Problem
der Diskrepanz zwischen dem Auftreten der Verletzung und einer Reflexantwort der
Nackenmuskulatur könnte möglicherweise auch auf Gehirnerschütterungen übertragen
werden. Obwohl die Effektivität von Trainingsmaßnahmen für die Prävention von Kopfund Nackenverletzungen kritisch bewertet wird, finden sich innerhalb eines Reviews zu
der Thematik sowie in einem umfassenden Präventionsprogramm von ’USA Hockey’
Übungsvorschläge zur Kräftigung der Nackenmuskulatur 12 69. In der Zusammenfassung
der zweiten internationalen Konferenz findet das Training der Nackenmuskulatur im
Hinblick auf die Prävention von Gehirnerschütterungen keine Berücksichtigung mehr 33.
Hingegen wurde als genereller Konsens bezüglich der Prävention von Gehirnerschütterungen formuliert, Regeländerungen sowie die konsequente Einhaltung der Regeln seien die Schlüsselelemente, um diesen Verletzungen vorzubeugen 3.
Übereinstimmend hierzu halten Biasca et al. 7 9, die sich der Entstehung von Gehirnerschütterungen intensiver gewidmet haben, fest, es gebe keine Schutzausrüstung, die
das Gehirn gegen die Effekte einer rotatorisch angreifenden Kraft schützen könne. Daher gelte es jegliche absichtlich zum Kopf gerichteten Angriffe bzw. Schläge zu reduzieren. Nach jahrzehntelanger Forschung auf dem Gebiet der Prävention von Augenverletzungen im Eishockey machte sich auch Pashby letztendlich ausdrücklich für eine ‘no
head-checking‘ Regel stark 40. Er betonte, dass die gewalttätigen (auch gegen den Kopf
gerichteten) Aktionen im Eishockey im Wesentlichen auf eine ineffektive Bestrafung, die
Gewaltbeschönigung bzw. Forderung der Öffentlichkeit und der Zuschauer nach spektakulären Aktionen zurückzuführen seien. Hinzu komme die Einstellung der Spieler, die
sich aufgrund der Ausrüstung unverwundbar fühlten. Die Prävention von Kopf- und Wir-
30
belsäulenverletzungen könne nur effektiv sein, wenn sich grundsätzlich die Sichtweise
durchsetze, dass der Kopf keine Zielscheibe darstelle.
Als Resultat derartiger wissenschaftlich fundierter Forderungen wurde im Jahr 2002
weltweit eine neue ’Kopf Check’-Regel eingeführt, um sämtliche direkten Checks gegen
den Kopf und Nacken zu bestrafen 9. So ist ein Spieler, der mit irgendeinem Teil des
Körpers einen Check gegen einen Gegenspieler in Richtung des Kopfes oder des Nackenbereiches ausführt, in die Richtung schlägt oder des Gegners Kopf gegen das
Schutzglas der Bande stößt oder drängt, nach Ermessen des Schiedsrichters zu bestrafen. Der Schiedsrichter wählt dabei zwischen verschiedenen Bestrafungen von mindestens einer ’kleinen Strafe+Disziplinarstrafe’ (2+10 Minuten) bis hin zur Matchstrafe.
Wenn ein Spieler durch die zum Kopf gerichtete Aktion verletzt wurde, ist die Matchstrafe auszusprechen. In diesem Zusammenhang erscheint die korrekte objektive Einschätzung der Aktion seitens der Schiedsrichter besonders relevant.
Über die vorwiegend regelbezogenen präventiven Ansätzen hinaus wird auch die Ausrüstung, das Trageverhalten sowie die Verbesserung der sportspezifischen Technik im
Hinblick auf die Prävention von Kopfverletzungen thematisiert.
Bezogen auf die Ausrüstung untersuchte eine relativ aktuelle prospektive Untersuchung
die Inzidenz von Gesichts- und Nackenverletzungen sowie Gehirnerschütterungen im
Zusammenhang mit der Art des getragenen Gesichtsschutzes, d.h. Vollvisier, Halbvisier
oder kein Visier. Es zeigte sich, dass das Tragen eines Voll- bzw. Halbvisiers Verletzungen des Gesichtes signifikant senkte ohne das Risiko von Nackenverletzungen und
Gehirnerschütterungen zu erhöhen 51. So hatte es sich ursprünglich angedeutet, dass
Spieler, die ein Visier trugen, zwar weniger Gesichtsverletzungen erlitten, jedoch aufgrund der mangelnden Akzeptanz dieses Schutzes seitens einzelner gegnerischer
Spieler, härter gefoult wurden, was in mehr Gehirnerschütterungen und Verletzungen
der (Hals-)Wirbelsäule resultierte 13. In einer weiteren Arbeit wurde der Einfluss des
Tragens eines Voll- bzw. Halbvisiers bei Universitätsmannschaften in Kanada untersucht. Es zeigte sich, dass jene Spieler, die einen Helm mit Vollvisier trugen, nach einer
Gehirnerschütterung signifikant kürzer ausfielen als diejenigen, die ein Halbvisier trugen. Dieses Ergebnis war unabhängig von der Spielposition, von der Spielerfahrung
und von der Tatsache, ob in der Vergangenheit bereits eine Gehirnerschütterung erlitten worden war. Darüber hinaus zeigte sich sowohl für die Gruppe mit Halbvisier als
auch für die Gruppe mit Vollvisier, dass diejenigen, die keinen Mundschutz zum Zeitpunkt der Verletzung trugen, jeweils länger ausfielen, als diejenigen, die einen Mundschutz zum Zeitpunkt der Verletzung getragen haben. Die Autoren konstatieren, man
werde Kopfverletzungen im Eishockey nie ganz ausschließen können, dennoch böte
das Tragen eines Vollvisiers einen besseren Schutz als das Tragen eines Halbvisiers.
Darüber hinaus scheine das Tragen eines Mundschutzes das Ausmaß einer Gehirnerschütterung bzw. die Dauer des Ausfalls zusätzlich zu reduzieren 5.
Der Wert des optionalen Mundschutzes wurde in zwei weiteren Studien ebenfalls im
Zusammenhang mit Zahnverletzungen diskutiert. Eine Studie untersuchte den Gebrauch des Mundschutzes im Profieishockey sowie Profifußball, -handball und basketball in der Schweiz 27. Es zeigte sich, dass die Verwendung des Mundschutzes
im Eishockey mit 43% weitaus verbreiteter ist als in den anderen Mannschaftssportar31
ten. Bemerkenswert ist, dass 88% derjenigen Eishockeyspieler, die keinen Mundschutz
trugen, diesen prinzipiell als sinnvoll erachteten. Dabei belege eine Reihe von Studien,
dass Verletzungen des Mundbereichs durch das Tragen eines Mundschutzes vermieden oder zumindest reduziert werden könnten. Eine Untersuchung, die Zahnverletzungen in der finnischen Eishockeyliga analysierte, fand heraus, dass nur 10% aller Verletzten einen Gesichts- bzw. Mundschutz getragen hatten. Der Autor schlussfolgerte,
dass es relativ einfach sei, all diese Verletzungen zu vermeiden, wenn das Tragen eines Vollvisiers sowie eines Mundschutzes verpflichtend für alle Spieler eingeführt würde. Es scheine wenig zu nützen, dies der Vernunft und der Verantwortung der Spieler
zu überlassen 26.
Abschließend wird die Verbesserung der sportspezifischen Technik zur Prävention von
Kopfverletzungen empfohlen 12. Als umfassendes Gesamtkonzept sei hierbei das Programm ’Heads Up Hockey’ von USA Hockey genannt 69. Dabei wird, neben der Aufklärung über die Risiken von Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen im Eishockey
sowie die verletzungsauslösenden Mechanismen, erklärt, was ’Heads Up Hockey’ bedeutet. Es gelte, die sportartspezifische Technik zu optimieren, sodass die Spieler den
Blick nicht senkten, sondern den Kopf heben, um so die gesamte Umgebung wahrzunehmen und auch einen bevorstehenden Check antizipieren zu können. Es werden
sportartspezifische Trainingsvorschläge angeboten, um z.B. den Kontakt mit der Bande,
das Checken und das gecheckt werden zu schulen. Die wichtigsten Botschaften sind
auf einem Poster zusammengestellt und können im Anhang eingesehen werden (s. Anhang A2). Überdies wurde auf der Grundlage dieses Konzeptes ein Programm für die
Trainerausbildung entwickelt, das mittlerweile im Rahmen des offiziellen Ausbildungsprogramms der IIHF anerkannt ist.
2.2.3
Prävention von Schulterverletzungen
Verglichen mit der relativen Fülle an Beiträgen zu Präventionsansätzen bei Kopfverletzungen, sind Hinweise auf die Prävention von Schulterverletzungen selten, obwohl diese Region neben dem Kopf zu den am häufigsten verletzten Körperregionen im Eishockey zählt. Es wurden Beiträge gefunden, die übereinstimmend auf die Bedeutung der
Schutzausrüstung im Zusammenhang mit Schulterverletzungen hinweisen 18 68. Zur Reduktion von Schulterverletzungen und speziell jenen des AC-Gelenks wird eine Verbesserung der Schulter-Pads, die die einwirkenden Kräfte absorbieren bzw. auf eine größere Fläche verteilen sollen, gefordert 18.
Hinweise auf spezielle Trainingsmaßnahmen im Hinblick auf die Prävention von Schulterverletzungen finden sich in der gesichteten Literatur nicht.
2.2.4
Prävention von Knieverletzungen
Im Hinblick auf die Prävention von Kniegelenksverletzungen fanden sich in der Literatur
lediglich Hinweise auf den prophylaktischen Einsatz von Kniegelenksorthesen (im Folgenden mit KO abgekürzt). Bereits 1988 wies ein Autor darauf hin, dass Kniegelenksverletzungen durch das Tragen einer Orthese möglicherweise reduziert werden könnten
32
28
. In einer prospektiven 10-Jahres-Studie der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft berichtet der Autor über seine Erfahrungen mit dem prophylaktischen Einsatz von
Kniegelenksorthesen. Über mehrere Jahre hinweg seien insgesamt mehr als 100
Orthesen an Nationalspieler ausgegeben worden, die die Orthesen während der Länderspiele trugen. Jene Spieler, die Checks gegen das Kniegelenk erhalten hatten, berichteten mehrheitlich, dass sie subjektiv das Gefühl hätten, die Orthese habe sie vor
einer schweren Knieverletzung bewahrt 18.
Eine objektive Evaluation des Nutzens von Kniegelenksorthesen erfolgte im schwedischen Profieishockey 53. Von 600 befragten Spielern gaben 138 (23%) an, eine KO zu
tragen. 88%, von denen die eine KO nutzten, hatten bereits eine Verletzung des Kniegelenks erlitten. Im Beobachtungszeitraum zogen sich 17 Spieler mit KO eine Kniegelenksverletzung zu, darunter 11 Spieler mit Vorverletzung des Kniegelenks und 6, die
die Orthese aus prophylaktischen Gründen getragen hatten. Darüber hinaus zeigten
sich keine Unterschiede hinsichtlich der Verletzungsschwere zwischen jenen, die sich
trotz Orthese und jenen, die sich ohne Orthese, am Kniegelenk verletzten. Der Autor
schlussfolgerte, dass aufgrund der relativ hohen Anzahl an Kniegelenksverletzungen im
Eishockey insgesamt der Bedarf einer effektiven (prophylaktischen) Kniegelenksorthese
zum Schutz des Kniegelenks bestehe. Die von den schwedischen Profieishockeyspielern verwendete Orthese schränke nachgewiesenermaßen die Rotation sowie die Abduktion/Adduktion des Kniegelenks ein. Dennoch sei die Widerstandskraft gegen externe Krafteinflüsse gering. Daher sei der präventive Effekt von Kniegelenksorthesen bislang fraglich. Ferner gebe es keinen überzeugenden Beweis dafür, Spielern zu prophylaktischem Tragen einer KO zu raten, um so Kniegelenksverletzungen vorzubeugen.
2.2.5
Prävention von Verletzungen der Oberschenkelmuskulatur
Bei der Analyse der Epidemiologie von Eishockeyverletzungen konnten die Adduktoren
im Zusammenhang mit Zerrungen und Rupturen als hauptsächlich betroffene muskuläre Struktur herausgestellt werden. Studien, die sich der Prävention von Muskelverletzungen im Eishockey widmen, beziehen sich allesamt auf die Adduktoren.
Eine Studie, die die Muskelkraft und Beweglichkeit der Hüfte prospektiv im Zusammenhang mit Verletzungen der Adduktoren untersuchte, ermittelte ein 17 Mal höheres Risiko für Spieler, deren Kraft bei der Adduktion weniger als 80% der Kraft der Abduktion
betrug. Daher schlussfolgerten Tyler et al. (2001), Spieler mit relativ schwachen Adduktoren hätten ein höheres Verletzungsrisiko als jene mit einem ausgeglichenen Kraftverhältnis der Antagonisten 59. Darüber hinaus zeigten sich keine Unterschiede bezüglich
der Beweglichkeit zwischen verletzten und unverletzten Spielern. Hinsichtlich der Prävention von Adduktorenverletzungen merkte der Autor abschließend an, dass sich ein
8-12 wöchiges Trainingsprogramm bestehend aus Kraftübungen (Adduktion + Abduktion), Gleichgewichtstraining, Kräftigung der tiefen Bauchmuskulatur sowie SkatingBewegungen für die Therapie chronischer (wiederholter) Adduktorenzerrungen als effektiver erwiesen habe, als ein konventionelles Therapieprogramm bestehend aus Massage und Stretching.
33
Basierend auf der Erkenntnis, dass eine geringe Adduktorenkraft einen Risikofaktor für
Verletzungen dieser Muskulatur darstellt, untersuchte die gleiche Arbeitsgruppe in einer
Folgestudie 58 Spieler eines NHL-Teams. Die Profispieler wurden einem Krafttest unterzogen. Jene mit relativ geringer Muskelkraft der Adduktoren (n=33) bzw. einem
Kraftverhältnis zwischen Adduktoren und Abduktoren von weniger als 80% nahmen in
der Saisonvorbereitung an einem Interventionsprogramm teil. Dieses Interventionsprogramm bestand aus einem Aufwärmteil, konzentrischen und exzentrischen sowie funktionellen bzw. sportartspezifischen Kräftigungsübungen. Das Risiko einer Adduktorenverletzung war in den beiden Saisons nach der Intervention signifikant geringer als in
den beiden dem Programm vorangehenden Saisons. Somit schlussfolgern die Autoren,
dass die Kräftigung der Adduktoren einen sinnvollen und effektiven Schutz vor Verletzungen dieser Muskulatur darstelle 58.
Im Gegensatz zu diesen beiden Studien konnten Emery et al. (2001) weder einen Zusammenhang zwischen Muskelkraft noch zwischen Beweglichkeit und Adduktorenverletzungen feststellen. Hingegen zogen sich Spieler, die in der Saisonvorbereitung signifikant weniger sportartspezifische Trainingseinheiten absolviert hatten, und jene mit
Vorverletzungen dieser Muskelgruppe signifikant häufiger Adduktorenzerrungen oder rupturen zu 15. Abschließend formuliert ein Autor einer aktuellen epidemiologischen
Studie im Jugendeishockey, dass nach wie vor der Bedarf bestehe, Risikofaktoren für
Zerrungen und Rupturen der Leiste bzw. der Adduktoren sowie der ischiokruralen Muskulatur zu eruieren und effektive Interventionsprogramme zu identifizieren 1.
34
3
METHODISCHE ASPEKTE
Das gemeinsame Projekt der VBG und des Lehrstuhls für Sportmedizin und Sporternährung der Ruhr-Universität Bochum hat zum Ziel, auf Basis der Daten der VBG, Vorschläge für Maßnahmen zur Prävention von Sportunfällen speziell im Profieishockey zu
erarbeiten. Insgesamt werden der VBG aus dem “bezahlten“ Eishockey etwa 2800 Unfälle bzw. Verletzungen pro Jahr gemeldet. Hierzu zählen allerdings auch Spieler unterhalb der ersten drei Profiligen, die im Rahmen ihrer sportlichen Aktivität Geld und Aufwandsentschädigungen erhalten. Da zum einen speziell der Hochleistungsbereich untersucht, und zum anderen der organisatorische Aufwand in Grenzen gehalten werden
soll, werden für die Analysen ausschließlich Spieler der 1. und 2. Bundesliga sowie der
Oberliga Nord und Süd berücksichtigt. Das Gesamtkollektiv wurde mithilfe von öffentlich
zugänglichen Datenquellen (RODI-DB, Düsseldorf 73) zusammengestellt.
Die Daten der VBG, die im Rahmen einer Unfallmeldung erhoben werden, erlauben eine valide Deskription der im deutschen Profieishockey auftretenden Verletzungen sowie
der daraus resultierenden Arbeitsunfähigkeit und Kosten. Damit können Verletzungsschwerpunkte im deutschen Profieishockey klar herausgestellt werden.
Für die Ableitung sportartspezifischer, präventiver Maßnahmen ist jedoch zusätzlich die
Kenntnis der jeweiligen zur Verletzung führenden Situationen und Mechanismen notwendig. Daher wurden im Verlauf des Projektes sämtliche Berufseishockeyspieler, die
zwischen dem 01.07.2007 und dem 30.06.2008 einen Unfall beim Eishockeyspielen bei
der VBG angezeigt haben, anhand eines speziell für diese Sportart entwickelten Fragebogens zu ihrer Verletzung und dem konkreten Unfallhergang befragt (s. Anhang
A3+A4). Die erhobenen Daten stehen schließlich zur genauen Analyse eishockeyspezifischer Verletzungsmuster und der Ableitung spezieller Präventivmaßnahmen zur Verfügung.
3.1
Befragung verletzter Profieishockeyspieler
Als Grundlage für die Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung von Sportunfällen
im Profieishockey dienten zum einen zwei vom Internationalen Eishockey Verband
(IIHF) verwendeten Erhebungsbögen für Verletzungen im Profibereich und zum anderen eigens entwickelte, in ihrer Struktur erprobte Fragebögen aus abgeschlossenen
Projekten im Profifußball und Profihandball. So konnte sowohl auf bewährte sportartübergreifenden Fragen aus zurückliegenden eigenen Erhebungen zurückgegriffen als
auch – bei Anlehnung an die Fragebögen der IIHF – eine Vergleichbarkeit der Daten
auf internationaler Ebene gewährleistet werden. Aufgrund der Spielerstruktur der Profiligen in Deutschland wurde entschieden, den entwickelten Fragebogen in deutscher
und englischer Sprache anzubieten.
Bei Treffen mit dem Leiter des Spielbetriebes der DEL (Deutsche Eishockey Liga), dem
Geschäftsführer der ESBG (Eishockeyspielbetriebsgesellschaft) und dem Technischen
Direktor des DEB (Deutscher Eishockey-Bund) wurde grundsätzliche Zustimmung zu
dem vorgelegten Entwurf des Fragebogens deutlich.
35
Der Fragebogen lässt sich in die folgenden Abschnitte unterteilen:
• Der erste Abschnitt beinhaltet 16 Fragen bezüglich Unfalldaten, Schutzausrüstung, Unfallanlass, Unfallereignis, Diagnose sowie Art und Umfang der Behandlung der Verletzung und resultierenden Ausfallzeiten. In diesem Abschnitt findet
sich zudem eine Spielfeldskizze zur Angabe der Unfallposition auf dem Spielfeld.
• Im zweiten Abschnitt werden allgemeine Daten, wie Alter, Größe, Gewicht, Nationalität sowie Ligenzugehörigkeit erfragt.
• Der dritte Abschnitt behandelt ergänzende Daten zum Umfang und der Intensität
der sportlichen Aktivitäten und zum persönlichen sportlichen Werdegang. Zusätzlich werden Informationen über frühere Sportverletzungen innerhalb des zurückliegenden Jahres erfasst.
Die aktuellen Versionen der an die Spieler verschickten deutschen und englischen Fragebögen können im Anhang (A3+A4) eingesehen werden. In Frage 7 des Fragebogens
wurde den Spielern die Möglichkeit gegeben, den verletzungsauslösenden Unfallhergang selbst zu beschreiben. Anhand der Freitextantworten der Spieler wurden die Variablen ‘Verletzungssituation detailliert‘ und Verletzungsmechanismus jeweils kodiert.
Die entsprechenden Kodierungslisten sind dem Anhang beigefügt (s. Anhang A5+A6).
Letztendlich sollen insbesondere diese Beschreibungen des eishockeyspezifischen Verletzungsereignisses zur Entwicklung gezielter, sportartspezifischer Präventivmaßnahmen beitragen.
Versandmethodik und Rücklauf
Anders als bei den bisherigen Projekten im Berufshandball und Berufsfußball wurde
nach Absprache mit der (DEL) entschieden, die sportartspezifischen Fragebögen über
die jeweiligen Vereine an die Spieler zu versenden. Um den Datenschutz zu gewährleisten, wurden die Bögen über die VBG nach erfolgter Unfallmeldung versandt. Der
anonymisierte Bogen wurde dann von den Spielern via Freiumschlag an den Lehrstuhl
für Sportmedizin und Sporternährung zurückgesendet.
Auf diese Art und Weise wurden Fragebögen an 460 Spieler verschickt, die in den Monaten Juli bis September 2007 eine Verletzung gemeldet hatten. Der Rücklauf für diesen Zeitraum lag bis November 2007 bei knapp 13%. Mit dem Ziel den Rücklauf zu optimieren, wurde nach erneuter Rücksprache mit den am Projekt beteiligten die Versandstrategie verändert. Im November und Dezember 2007 wurden die Fragebögen direkt
an die verletzten Spieler geschickt. Da sich der Rücklauf nicht – wie erhofft – erhöhte,
sondern im Gegenteil sogar abnahm, erhielten Eishockeyspieler, die ab Januar 2008
eine Verletzung meldeten, den sportartspezifischen Fragebogen wieder über ihre Vereine.
36
Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die jeweilige Anzahl der Verletzungen nach Monat der Saison 2007/2008 laut VBG-Beständen sowie die Anzahl der ausgefüllten Fragebögen und den entsprechenden Rücklauf (Tab. 6). Dabei beziehen sich
die Zahlen auf die 1. und 2. Bundesliga sowie die Oberliga.
Tab. 6:
Rücklauf der sportspezifischen Fragebögen für die Saison 2007/2008
Unfallmonat
Verletzungen
(n)
Rücklauf
(n)
Rücklauf
(%)
Rücklauf für
Saisonhälften
10
3
30,0
18,73 %
August
116
40
34,5
September
237
51
21,5
Oktober
266
48
17,7
November*
292
30
10,3
Dezember*
243
46
18,9
Januar
387
20
5,2
Februar
265
15
5,7
März
236
14
5,9
April
238
5
2,1
Mai
44
1
2,3
Juni
30
0
0,0
2364
273
11,6
Juli
Gesamt
4,58 %
* Versand direkt an die verletzten Eishockeyspieler
Insgesamt ergibt sich ein Rücklauf von 11,6%, sodass auf 273 Fragebögen zurückgegriffen werden kann, die eine genauere Analyse der Situationen und Mechanismen beim
Zustandekommen der jeweiligen Verletzung zulassen. Der Rücklauf dieser aktuellen
Erhebung scheint beim Vergleich mit der abgeschlossenen Erhebung im Profifußball
aus dem Jahr 2006 (Rücklauf ca. 9%) relativ gesehen besser zu sein. Allerdings zeigt
sich bei Betrachtung des Rücklaufs nach Saisonhälften ein deutlicher Rückgang von
18,7% auf 4,6% (vgl. Tab. 6). Mögliche Gründe hierfür, wie z.B. der Einfluss der Versandmethodik oder ein möglicherweise sinkende Bereitschaft zum Ausfüllen der Fragebögen nach mehrmaligen Verletzungen – ein Effekt, der sich auch bei früheren Erhebungen gezeigt hatte – bleiben abschließend zu diskutieren.
37
3.2
Datensätze
Zur statistischen Auswertung stehen im Rahmen der Erhebung die folgenden Datensätze zur Verfügung:
• Gesamtkollektiv: Gesamtheit der Eishockeyspieler der Deutsche Eishockey Liga
(DEL, n=355), der 2. Bundesliga (2. BL, n=377) sowie der Oberliga Nord und Süd
(OL, n=534) in der Saison 2007/2008
• Verletztenkollektiv: Gesamtheit der Verletzungen von Profieishockeyspielern der
DEL, der 2. Bundesliga sowie der Oberliga Nord und Süd aus der Saison
2007/2008 aus den Beständen der VBG (n=2361)
• Vergleichskollektiv: Gesamtheit der Verletzungen von Profieishockeyspielern der
DEL, der 2. Bundesliga und der Oberliga aus der Saison 2006/2007 aus den Beständen der VBG (n=2028)
• Befragtenkollektiv: Teilkollektiv des Verletztenkollektivs, für das der sportartspezifische Fragebogen ausgefüllt und auswertbar vorliegt (n=273)
Im Weiteren werden die Datensätze bzw. die jeweiligen Kollektive beschrieben.
3.2.1
Gesamtkollektiv
Das Gesamtkollektiv besteht aus den in den deutschen Profiligen „Deutsche Eishockey
Liga“ (kurz DEL = 1. Bundesliga) und 2. Bundesliga sowie Oberliga Nord und Süd in der
Saison 2007/2008 aktiven Eishockeyspielern.
Bei der Zusammenstellung des Gesamtkollektivs nach Beginn der Hauptrunde erwies
sich eine eindeutige Zuordnung der Eishockeyspieler als teilweise problematisch. Als
wesentliche Gründe hierfür sind zu nennen:
• Eishockeyspieler werden relativ häufig, anders als beispielsweise Fußball- oder
Handballspieler, nach Beginn der Saison noch aus dem Mannschaftskader gestrichen.
• Freie Stammkaderplätze werden nach Beginn der Saison für ausländische Spieler
freigehalten, die z.B. an den Try-out-Camps der NHL teilnehmen, und gegebenenfalls mit eben diesen besetzt.
• Bei einem absehbaren Verpassen der Playoffs werden Mannschaftskader aus finanziellen Gründen noch während der laufenden Saison verkleinert. Im Gegenzug verstärken Mannschaften, die definitiv an den Play Offs teilnehmen, ihre
Stammkader nach der Hauptrunde häufig mit leistungsstarken Spielern.
• Seit der Saison 2006/2007 dürfen im Eishockey Förderlizenzen von DEL- und
Zweitligavereinen an Nachwuchsspieler (im Folgenden kurz ‘FöLi-Spieler‘) vergeben werden, die zusätzlich in einem anderen Verein einer niedrigeren Spielklasse
eingesetzt werden.
38
Wie hoch der Anteil derjenigen Profispieler
ist, die in der Saison 2007/2008 für einen
Verein gespielt haben, oder aber derjenigen,
die in mehreren Vereinen aktiv waren, ist
Tab. 7 zu entnehmen.
Tab. 7:
Zugehörigkeit der Eishockeyspieler (n=1266) zu Vereinen
der ersten drei Profiligen
Anzahl der
Vereine (n)
Anteil der
Eishockeyspieler
Demnach haben fast 15% aller Profispieler
1
85,1
innerhalb der o.g. Saison in mindestens zwei
2
14,2
Vereinen gespielt. Die Zusammenstellung
3-4
0,7
des Gesamtkollektivs erfolgte daher am Ende
der Saison, wobei die Spieler demjenigen
Verein zugeordnet wurden, für den Sie mehr Spiele (Hauptrunde inkl. Play Offs) absolviert hatten.
Insgesamt verteilen sich die so ermittelten 1266 Eishockeyprofis wie in Abb. 5 dargestellt auf die drei Ligen, wobei die nebenstehenden Variablen in dem Datensatz zur Auswertung zur Verfügung stehen.
DEL
Variablen
n = 355
2. BL
Name
Vorname
Geburtsdatum
Liga
Verein
Nationalität
Größe
Gewicht
n = 377
OL
n = 534
0
10
20
30
40
% 50
Abb. 5: Kollektiv der Profieishockeyspieler – Ligen und Variablen
Dieser Datensatz wird im Folgenden kurz mit dem Begriff Spieler-Daten benannt, die
einzelnen Individuen dieses Datensatzes als Eishockeyspieler.
Für die Saison 2006/2007 wurde ebenfalls ein Gesamtkollektiv nach den oben genannten Kriterien zusammengestellt. Dieses Kollektiv umfasst 1098 Spieler, von denen sich
340 aus der DEL, 373 aus der 2. Bundesliga sowie 385 aus der Oberliga rekrutieren,
und wird für Vergleiche der Verletzungsraten herangezogen.
39
3.2.2
Verletzten- und Vergleichskollektiv
Das Verletztenkollektiv beinhaltet sämtliche Verletzungen, die der VBG in der Saison
2007/2008 aus dem oben definierten Gesamtkollektiv gemeldet wurden, unabhängig
davon, in welcher Höhe Kosten verursacht oder Leistungen erbracht worden sind. Aus
Gründen des Datenschutzes, wurde dieser Datensatz anonymisiert, indem den Verletzten seitens der VBG jeweils ein Namensschlüssel und den Vereinen jeweils ein Kundennummerschlüssel zugeordnet wurde.
Der VBG-Datensatz mit 2361 Verletzungen aus der Saison 2007/2008 wird im Folgenden kurz mit dem Begriff VBG-Daten bezeichnet, die einzelnen Individuen dieses Datensatzes mit Verletzte. Des Weiteren liegt ein ebenfalls anonymisierter Datensatz mit
2028 der VBG gemeldeten Verletzungen aus der Saison 2006/2007 vor. Die nachfolgenden Analysen der Verletzungen im Profieishockey beziehen sich im Wesentlichen
auf den aktuellen Datensatz aus der Saison 2007/2008. Der ältere Datensatz aus der
Saison 2006/2007 wird, wo es sinnvoll erscheint, für vergleichende Darstellungen herangezogen. Für eine eindeutige Zuordnung wird der Datensatz der Saison 2006/2007
daher mit dem Begriff VGB-Vergleichsdaten bezeichnet, die einzelnen Individuen als
Verletzte des Vergleichskollektivs.
Die Verteilung der Verletzungen auf die drei Profiligen ist für beide Saisons in Abb. 6
dargestellt.
Variablen
n = 1056
DEL
n = 886
n=214
n = 584
2. BL
n = 686
Namensschlüssel
Geburtsdatum
Unfalldatum
Liga
Vereinsschlüssel
Verletzte Körperregion
Verletzungsart
Behandlungskosten
AU-Dauer
Folgeschäden
n = 721
OL
Saison 2007/08 (n=2361)
Saison 2006/07 (n=2028)
n = 456
0
10
20
30
40 % 50
Abb. 6: Verletzungen im Profieishockey (Meldungen an die VBG und erfasste Variablen)
In der Saison 2007/2008 spielten absolut gesehen mehr Spieler in der Oberliga Eishockey, da die Oberliga ab dieser Saison nicht nur aus einer Oberliga mit 13 Mannschaften sondern aus einer Oberliga Nord mit 9 und Süd mit 10 Mannschaften besteht. Der
Einfachheit halber wird im Folgenden für die Saison 2007/2008 aber nur von der Oberliga gesprochen.
40
3.2.3
Befragtenkollektiv
Das Befragtenkollektiv ist ein Teilkollektiv der Verletzten aus der Saison 2007/2008. Allen Verletzten wurde von der VBG der oben beschriebene Fragebogens des Lehrstuhls
für Sportmedizin und Sporternährung der Ruhr-Universität Bochum zugesandt. Der
anonymisierte Fragebogen mit Angaben zu den jeweiligen Verletzungen und dem
sportartspezifischen Zustandekommen wurde in einem beiliegenden Freiumschlag zur
Auswertung an die Ruhr-Universität Bochum geschickt.
Bei den 273 zurückgesendeten Fragebögen wurden in 263 Fällen Angaben zur Liga
gemacht. In der unten stehenden Abbildung sind sowohl die Verteilung auf die drei Profiligen als auch die zur Analyse vorliegenden Variablen dargestellt (s. Abb. 7).
Variablen
DEL
Unfalldatum
Training/Wettkampf
Zeit/Einsätze bis zum Unfall
Spielkonstellation
Spielposition
Unfallposition auf dem Spielfeld
Schutzausrüstung
Aktion bei Verletzung
Unfallsituation
Unfallmechanismus
Unfallgründe
Zeit seit letztem Wettkampf/Training
Diagnosen
n = 113
2. BL
n = 98
OL
n = 52
0
10
20
30
40 %
Krankenhausaufenthalt
Arbeitsunfähigkeit
Nachbehandlung
Rehabilitation
Geburtsdatum
Größe/Gewicht
Nationalität
Liga
Jahre Eishockey/Jahre Profi
Trainingsumfang
Wettkampfumfang
Frühere Verletzungen
Weitere Sportarten
Sportärztliche Untersuchung
50
Abb. 7: Verletzungen der Befragten – Ligen und Variablen
Dieser Datensatz wird im Folgenden kurz mit dem Begriff RUB-Daten bezeichnet, die
einzelnen Individuen des Datensatzes als Befragte.
41
42
4
ERGEBNISSE
Im Weiteren werden zunächst wesentliche Ergebnisse aus den 3 Kollektiven Grundgesamtheit, VBG-Daten und RUB-Daten gesondert dargestellt. Im Anschluss werden die
eigenen Ergebnisse hinsichtlich der Verletzungsproblematik im Profieishockey in Verbindung mit den Erkenntnissen aus der Literatur diskutiert und sich daraus ableitende
Konsequenzen für die Prävention von Verletzungen im Profieishockey dargelegt.
4.1
Gesamtkollektiv
Die Gesamtheit der in den deutschen Profiligen aktiven Eishockeyspieler verteilt sich,
unter Berücksichtigung der unter Punkt 3.2.1 (S. 38) beschriebenen Zuordnungskriterien, wie folgt:
• DEL
• 2. BL
• OL
355 Spieler
377 Spieler
534 Spieler
Bei diesen Eishockeyspielern handelt es sich zu 70,9% um Deutsche und zu 29,1% um
Spieler anderer Nationalität. Der Ausländeranteil für die drei Profiligen ist Abb. 8 zu entnehmen.
De utsche
Auslände r
DEL
2. Bundesliga
Oberliga
0
20
40
60
80
% 100
Abb. 8: Profieishockeyspieler – Ausländeranteil in den Ligen
Während in der DEL knapp 50% ausländische Spieler aktiv sind, liegt der Ausländeranteil in der 2. Bundesliga bei knapp 25%, in der Oberliga bei 20% (s. Abb. 8). Welche Nationen im deutschen Profieishockey primär vertreten sind, ist in Tab. 8 zusammenfassend dargestellt.
43
Tab. 8:
Gesamtkollektiv: Nationalität der Eishockeyspieler nach Liga
DEL
(n=355)
n
%
2. BL
(n=377)
Deutschland
187
52,7 Deutschland
Kanada
110
31,0 Kanada
USA
24
6,8 USA
n
284
65
15
%
OL
(n=534)
n
%
427
80,0
45
8,4
4,0 Tschechien
20
3,7
75,3 Deutschland
17,2 Kanada
Slowakei
7
2,0 Slowakei
4
1,1 USA
12
2,2
Schweden
6
1,7 Finnland
3
0,8 Slowakei
11
2,1
je 5
je 1,4 Tschechien
2
0,5 Finnland
8
1,5
11
3,0 Sonstige
4
1,1 Sonstige
11
2,1
Norwegen,
Tschechien
Sonstige
In allen Ligen machen Kanadier den Großteil der ausländischen Spieler aus, in der DEL
sind 2/3 der Ausländer Kanadier. Während in der DEL und der 2. Bundesliga zusätzlich
eher US-Amerikaner und Slowaken die Stammkader verstärken, sind es in der Oberliga
zu einem relativ hohen Anteil tschechische Spieler (vgl. Tab. 9). Trotz verschiedener
Nationalitäten hat sich – vermutlich aufgrund der relativ hohen Anteile kanadischer und
US-amerikanischer Spieler – Englisch als Standardsprache im deutschen Eishockey
durchgesetzt. Somit kann das zusätzliche Angebot des Unfallfragebogens in englischer
Sprache als sinnvoll erachtet werden.
Die deskriptiven Kennwerte des Gesamtkollektivs, zusätzlich unterteilt nach Liga sowie
nach deutschen und ausländischen Spielern, sind in
44
Tab. 9 zusammengetragen. Eine statistische Analyse der Unterschiede zwischen den
Ligen sowie zwischen Deutschen und Ausländern ergab die folgenden signifikanten Ergebnisse:
Ausländische Eishockeyspieler sind im Durchschnitt ca. 3 Jahre älter als deutsche. Von
der Oberliga zur DEL finden sich zunehmend ältere Spieler. Diese Beobachtung trifft
sowohl auf ausländische als auch deutsche Spieler zu. Darüber hinaus sind die ausländischen Spieler durchschnittlich etwa 1cm größer als die deutschen Spieler. Von der
Oberliga zur DEL finden sich zunehmend größere Spieler, wobei die Unterschiede zwischen DEL und 2. Bundesliga nicht signifikant sind. Spieler der Oberliga hingegen sind
signifikant kleiner als jene der beiden ersten Ligen. Zusätzlich sind Ausländer im Durchschnitt ca. 3,5 kg schwerer als Deutsche. Von der Oberliga zur DEL sind die Spieler zunehmend schwerer, dabei steigt das Gewicht von knapp 82 kg in der Oberliga in 2,5 kg
Schritten bis hin zu ca. 87 kg in der Del. Eine analoge Aussage ergibt sich für den BMI.
So ist der BMI bei ausländischen Eishockeyspielern in allen Ligen höher als bei den
deutschen und steigt im Durchschnitt von der Oberliga zur DEL (vgl. Tab. 9 auf der folgenden Seite).
45
Tab. 9:
Deskriptive Kennwerte der Eishockeyspieler (Mittelwert ± Standardabweichung)
n
Alter (Jahre)
Größe (cm)
Gewicht (kg)
BMI (kg/m²)
1266
26,8 ± 6,0
181,7 ± 5,4
84,0 ± 7,6
25,4 ± 1,7
Deutsche
896
25,5 ± 5,6
181,3 ± 5,4
82,7 ± 7,6
25,1 ± 1,7
Ausländer
368
30,1 ± 4,1
182,5 ± 5,4
87,2 ± 6,2
26,2 ± 1,4
355
29,0 ± 5,1
182,8 ± 5,1
86,9 ± 6,7
26,0 ± 1,5
Deutsche
187
26,9 ± 5,1
182,6 ± 5,3
85,6 ± 7,1
25,7 ± 1,5
Ausländer
168
31,4 ± 3,8
183,1 ± 4,9
88,3 ± 6,1
26,3 ± 1,4
377
26,9 ± 5,5
181,9 ± 5,1
84,3 ± 6,9
25,5 ± 1,6
Deutsche
284
26,1 ± 5,8
181,7 ± 5,2
83,4 ± 6,9
25,2 ± 1,6
Ausländer
93
29,2 ± 3,4
182,6 ± 5,0
87,2 ± 5,9
26,2 ± 1,4
534
25,3 ± 5,5
180,7 ± 5,7
81,8 ± 7,8
25,0 ± 1,8
Deutsche
427
24,5 ± 5,4
180,5 ± 5,5
80,9 ± 7,9
24,8 ± 1,9
Ausländer
107
28,8 ± 4,6
181,4 ± 6,3
85,4 ± 6,4
25,9 ± 1,2
Gesamt
DEL
2. BL
OL
Demnach werden ältere und damit vermutlich erfahrenere sowie körperlich robustere
Spieler eher in der höchsten Spielklasse eingesetzt, während die Oberliga eher jüngeren Spielern als Einstieg in die Profikarriere dient. Darüber hinaus sind ausländische
Spieler in allen drei Ligen nicht nur durchschnittlich älter, sondern auch größer und
schwerer bzw. haben einen höheren BMI als die deutschen Spieler. Da ein hoher BMI
bei (Profi-)Sportlern weniger ein Indikator für Übergewicht als ein Hinweis auf einen relativ hohen Muskelanteil am Gesamtkörpergewicht ist, ist anzunehmen, dass die ausländischen Eishockeyspieler einen besseren athletischen Trainingsstatus aufweisen als
die deutschen.
Die folgenden Histogramme veranschaulichen die Altersverteilung im Profieishockey
insgesamt und für die drei Profiligen (s. Abb. 9, folgende Seite).
46
≤ 20 Jahre
21 - 25 Jahre
26 - 30 Jahre
31 - 35 Jahre
36 - 40 Jahre
> 40 Jahre
Gesamt
≤ 20 Jahre
21 - 25 Jahre
26 - 30 Jahre
31 - 35 Jahre
36 - 40 Jahre
> 40 Jahre
DEL
≤ 20 Jahre
21 - 25 Jahre
26 - 30 Jahre
31 - 35 Jahre
36 - 40 Jahre
> 40 Jahre
2. BL
≤ 20 Jahre
21 - 25 Jahre
26 - 30 Jahre
31 - 35 Jahre
36 - 40 Jahre
> 40 Jahre
OL
0
5
10
15
20
25
30 % 35
Abb. 9: Profieishockeyspieler – Altersstruktur in den Ligen
Insgesamt sind je ca. 18% der Eishockeyspieler ≤ 20 Jahre oder 31-35 Jahre alt, je
knapp 30% sind 21-25 Jahre oder 26-30 Jahre alt (vgl. Abb. 9). Unter den deutschen
Spielern sind 25% jünger als 21 Jahre und ca. 29% älter als 30 Jahre. Im Gegensatz
dazu fallen nur 0,8% der ausländischen Spieler in die Altersstufe der unter 21Jährigen,
39% aller ausländischen Spieler sind über 30 Jahre alt.
Unter Berücksichtigung der in Kapitel 3.2.1. ‘Gesamtkollektiv‘ (s. S. 38) dargestellten
Problematik der Vereinszugehörigkeit der Profieishockeyspieler sowie des notwendigen, eindeutigen Zuordnungskriteriums, werden im Folgenden die Stammkadergrößen,
das durchschnittliche Alter und die Verteilung auf den Spielpositionen für die jeweiligen
Mannschaften nach Ligen differenziert dargestellt. Dabei sind die Vereine entsprechend
ihrer Tabellenplatzierung am Ende der Hauptrunde der Saison 2007/2008 sortiert.
Das durchschnittliche Alter sowie die Stammkadergrößen der DEL-Mannschaften stellen sich wie in Abb. 10 dar. Die durchschnittliche Stammkadergröße basiert auf der eindeutigen Zuordnung der Eishockeyspieler des Gesamtkollektivs zu dem Verein, für den
sie die meisten Spiele absolviert haben (=Stammkader). Für die DEL liegt die mittlere
Stammkadergröße bei 24 Spielern. Die Augsburger Panther haben mit 20 Spielern den
kleinsten Stammkader der DEL. Der Hauptrundensieger, die ‘Sinupret Ice Tigers‘, verfügt über 23 Spieler, die in der oberen Tabellenhälfte platzierten ‘Iserlohn Roosters‘ und
47
die ‘Hamburg Freezers‘ haben mit je 24 bzw. 23 Spielern ähnlich große Kader auf (vgl.
Abb. 10, Zahlen ohne Klammern innerhalb der Balken). Die Gesamtkadergröße, ausgedrückt durch die Zahlen in Klammern innerhalb der Balken, gibt jeweils die gesamte
Anzahl an Spielern an, die in der Saison 2007/2008 in dem entsprechenden Verein,
wenn auch nur kurzzeitig, aktiv waren. So besaßen die ‘Frankfurt Lions‘ mit 23 Spielern
den kleinsten Gesamtkader, wohingegen die ‘Hannover Scorpions‘ mit einer Anzahl von
35 insgesamt die meisten Spieler in ihren Reihen zählten.
Sinupret Ice Tigers
23 (30)
Eisbären Berlin
22 (33)
Kölner Haie
28 (28)
Frankfurt Lions
22 (23)
Iserlohn Roosters
24 (28)
Adler Mannheim
24 (31)
Hamburg Freezers
23 (27)
Hannover Scorpions
25 (35)
DEG Metro Stars
28 (28)
ERC Ingolstadt
24 (26)
Krefeld Pinguine
23 (25)
Augsburger Panther
20 (30)
Grizzly Adams Wolfsburg
23 (27)
Straubing Tigers
23 (26)
Füchse Duisburg
23 (30)
0
5
10
15
20
25
30
35 Jahre 40
Abb. 10: DEL – Stammkadergrößen, Gesamtkadergrößen und Alter
(Mittelwert ± Standardabweichung) der Mannschaften
Das mittlere Alter in der DEL beträgt 29,0 Jahre. Die ‘DEG Metro Stars‘ haben mit
durchschnittlich 27,3 Jahren den jüngsten Stammkader der Liga, die ‘Frankfurt Lions‘
sind mit 31,1 Jahren die im Mittel älteste DEL-Mannschaft (vgl. Abb. 10).
Bezüglich der Spielpositionen im Eishockey müsste bei 3 Angriffs- und 2 Abwehrspielern sowie einem Torwart das Verhältnis innerhalb der Stammkader bei entsprechender
Verteilung bei 50/33/17 liegen. Tatsächlich sind insgesamt, bei nur relativ kleinen Unterschieden der Verteilungen innerhalb der drei Ligen, insgesamt 56,3% der Spieler im
Angriff aktiv, 33,1% spielen in der Abwehr und 10,6% im Tor. Somit sind die Angriffsspieler in den Stammkadern eher stärker vertreten als die Torwartposition, was mögli48
cherweise ein Indiz für eventuell höhere Verletzungsrisiken auf Seiten der Angriffsspieler ist.
In der DEL werden im Mittel über alle Vereine der Liga relativ gesehen mehr Abwehrspieler (34,9%) und weniger Torhüter (8,7%) in die Stammkader aufgenommen; zu
durchschnittlich 56,4% sind die Stammkader mit Angriffsspielern besetzt. Die Verteilung
der Spielpositionen innerhalb der einzelnen Mannschaften der DEL ist in Abb. 11 veranschaulicht. Hierbei werden die Stammkader und nicht die GesamtStammkader der
jeweiligen Vereine betrachtet.
Angriff
Abwe hr
Tor
Sinupret Ice Tigers
Eisbären Berlin
Kölner Haie
Frankfurt Lions
Iserlohn Roosters
Adler Mannheim
Hamburg Freezers
Hannover Scorpions
DEG Metro Stars
ERC Ingolstadt
Krefeld Pinguine
Augsburger Panther
Grizzly Adams Wolfsburg
Straubing Tigers
Füchse Duisburg
0
20
40
60
80
% 100
Abb. 11: DEL – Aufbau der jeweiligen Stammkader
Die ’Sinupret Ice Tigers’, die ’Hamburg Freezers’ und die ’Krefeld Pinguine’ haben mit je
52,2% den am zahlenmäßig geringsten besetzten Angriff der Liga. Die Zweitplatzierten
der Tabelle, die ’Eisbären Berlin’ haben im Vergleich zu anderen Vereinen ihrer Liga mit
63,3% die meisten Angriffsspieler in ihren Reihen und mit 27,3% relativ wenige Abwehrspieler. Im Gegensatz dazu zeigt sich bei anderen, mit Angriffsspielern relativ stark
besetzten Vereinen, wie den ’Frankfurt Lions’, den DEG Metro Stars’’ und den ’Augsburger Panthern’, dass nicht die Abwehrreihen anteilsmäßig reduziert werden, sondern
sich relativ wenige Torhüter im Stammkader befinden. Darüber hinaus lässt sich keine
49
Tendenz hinsichtlich eines möglichen Zusammenhangs der Tabellenplatzierung und der
Verteilung der Spielpositionen ableiten. So wäre es möglich, dass besser platzierte
Mannschaften beispielsweise über relativ viele Angriffsspieler in ihren Stammkadern
verfügen, um mögliche (verletzungsbedingte) Ausfälle besser kompensieren zu können
bzw. variabel im Einsatz der Angriffsreihen zu sein. Hinweise auf eine derartige Strategie gibt Abb. 11 nicht.
Die Stamm- und Gesamtkadergrößen sowie das jeweilige durchschnittliche Alter der
Mannschaften der 2. Bundesliga ist in Abb. 12 veranschaulicht.
Kassel Huskies
24 (29)
Landshut Cannibals
26 (33)
Heilbronner Falken
30 (36)
Schwenninger Wild Wings
28 (28)
SC Riessersee
24 (26)
Moskitos Essen
24 (32)
Bietigheim Steelers
29 (31)
Eispiraten Crimmitschau
27 (32)
EHC München
24 (30)
Eisbären Regensburg
25 (29)
Tower Stars Ravensburg
31 (33)
Fischtown Pinguins Bremerhaven
29 (34)
Lausitzer Füchse
24 (26)
EV Landsberg 2000
32 (39)
0
5
10
15
20
25
30
35 Jahre 40
Abb. 12: 2. BL – Stammkadergrößen, Gesamtkadergrößen und Alter
(Mittelwert ± Standardabweichung) der Mannschaften
Das mittlere Alter der Spieler in der 2. Bundesliga beträgt 26,9 Jahre. Der Tabellenführer der 2. Bundesliga, die ‘Kassel Huskies‘, haben mit 29,9 Jahren den im Durchschnitt
ältesten Stammkader (vgl. Abb. 12). In den drei letzt platzierten Mannschaften spielen
jeweils die im Mittel jüngsten Eishockeyspieler (24,8-25,6 Jahre).
Die durchschnittliche Stammkadergröße liegt bei 27 Spielern. Mit je 24 Spielern haben
gleich fünf Mannschaften die kleinsten Stammkader der zweiten Liga, darunter der ‘SC
Riessersee‘ sowie die ‘Lausitzer Füchse‘, die zugleich auch über die kleinsten GesamtStammkader verfügen. Den größten Stammkader stellt mit 32 Spielern das Tabellen-
50
schlusslicht der Liga, der ‘EV Landsberg 2000‘. Diese Mannschaft besitzt mit 39 Spielern auch den größten Gesamtkader in der 2. Bundesliga.
Die Zweitligaspieler verteilen sich wie folgt auf die Spielpositionen: 57,8% sind Angreifer, 31,6% sind als Verteidiger und 10,6% als Torhüter aktiv. Für die einzelnen Vereine
der 2. Bundesliga ist die Verteilung auf die Spielpositionen die Folgende:
Angriff
Abwe hr
Tor
Kassel Huskies
Landshut Cannibals
Heilbronner Falken
Schwenninger Wild Wings
SC Riessersee
Moskitos Essen
Bietigheim Steelers
Eispiraten Crimmitschau
EHC München
Eisbären Regensburg
Tower Stars Ravensburg
Fischtown Pinguins Bremerhaven
Lausitzer Füchse
EV Landsberg 2000
0
20
40
60
80
%
100
Abb. 13: 2. BL – Aufbau der jeweiligen Stammkader
Die ‘Schwenniger Wild Wings‘, der ‘SC Riessersee‘ und die ‘Fischtown Pinguins Bremerhaven‘ haben mit 60,7-62,5% relativ gesehen die meisten Angreifer in ihren
Stammkadern. Die ‘Moskitos Essen‘ besitzen die wenigsten Angreifer (50,0%), gleichzeitig die meisten Abwehrspieler (37,5%) in ihrem Stammkader. Relativ gesehen die
wenigsten Abwehrspieler (27,6%) haben die ‘Bietigheim Steelers‘, besitzen aber zugleich den größten Anteil an Torhütern (17,2%) in ihrem Stammkader.
51
In der Oberliga haben die Spieler ein mittleres Alter von 25,3 Jahren. Die im Mittelfeld
der Tabelle platzierten ‘Rostock Piranhas‘ besitzen den ältesten Stammkader (28,5 Jahre) (vgl. Abb. 14). Den mit relativ großem Abstand zu den anderen Mannschaften jüngsten Stammkader (19,7 Jahre) haben die ‘Eisbären Juniors Berlin’. Eine wahrscheinliche Erklärung hierfür ist die Tatsache, dass die ‘Eisbären Juniors Berlin‘ – schon dem
Namen nach zu urteilen – die Nachwuchsspieler für das DEL-Team ‘Eisbären Berlin‘
stellen. Es gibt keinen weiteren Verein, der zwei Mannschaften innerhalb der drei Profiligen platziert hat.
Dresdner Eislöwen
23 (26)
Tölzer Löwen
29 (30)
Wölfe Freiburg
29 (31)
EV Füssen
32 (32)
Blue Lions Leipzig
26 (28)
Hannover Indians
25 (27)
Kaufbeurer Joker
32 (32)
Blue Devils Weiden
25 (26)
Rostock Piranhas
22 (22)
EHC Klostersee
24 (24)
EC Peiting
30 (33)
Saale Bulls
26 (27)
RT Bad Nauheim
25 (29)
Starbulls Rosenheim
38 (41)
Deggendorf Fire
29 (31)
Eisbären Juniors Berlin
22 (28)
TEV Miesbach
33 (37)
Passau Black Hawks
30 (31)
EHC Thüringen Erfurt
32 (32)
0
5
10
15
20
25
30
Jahre 35
Abb. 14: OL – Stammkadergrößen, Gesamtkadergrößen und Alter
(Mittelwert ± Standardabweichung) der Mannschaften
Die mittlere Stammkadergröße der Oberliga beträgt 28 Spieler. Die ‘Eisbären Juniors
Berlin‘ haben die Saison 2007/2008 ebenso wie die ‘Rostock Piranhas‘ mit nur jeweils
22 Spielern bestritten und hatten damit die kleinsten Stammkader der Liga (vgl. Abb.
52
14). Der letztgenannte Verein hatte ebenfalls den kleinsten Gesamtkader. Den größten
Stammkader sowie Gesamtkader der Oberliga hatte die Mannschaft der ‘Starbulls Rosenheim‘.
Hinsichtlich der Spielpositionen sind die Vereine der Oberliga wie folgt aufgebaut:
Angriff
Abwe hr
Tor
Tölzer Löwen
Wölfe Freiburg
EV Füssen
Blue Lions Leipzig
Hannover Indians
Kaufbeurer Joker
Blue Devils Weiden
Rostock Piranhas
EHC Klostersee
EC Peiting
Saale Bulls
RT Bad Nauheim
Starbulls Rosenheim
Deggendorf Fire
Eisbären Juniors Berlin
TEV Miesbach
Passau Black Hawks
EHC Thüringen Erfurt
0
20
40
60
80
%
100
Abb. 15: OL – Aufbau der jeweiligen Stammkader
Bei einer Verteilung der Positionen Angriff, Abwehr und Tor von 55/33/12 in der Oberliga insgesamt, hat der ’EHC Klostersee’ mit 64,0% Angreifern anteilig die meisten Offensivspieler in seinem Stammkader. Die Mannschaften ’Deggendorf Fire’ und ’EV Füssen’ hingegen haben mit 44,8% und 43,8% die jeweils höchsten Anteile an Abwehrspielern in ihren Stammkadern. Letztendlich lässt sich auch in der Oberliga keine Tendenz
hinsichtlich der Tabellenplatzierung der Mannschaften und der Verteilung der Spielpositionen ableiten.
53
Bei Betrachtung der Spielpositionen ist weiterhin der Ausländeranteil auf den verschiedenen Spielpositionen interessant. Hierzu lässt sich der Einfachheit halber ein Quotient
berechnen, bei dem der ’%-Anteil der Ausländer auf der jeweiligen Position pro Liga’
durch den gesamten ’Ausländeranteil pro Liga’ dividiert wird. Bei einem Quotienten von
1 wären beide %-Werte gleich, d.h. der Anteil der Ausländer auf den jeweiligen Positionen entspräche ihrem Anteil im Gesamtkollektiv. Anders ausgedrückt, es lässt sich ableiten, ob Deutsche oder Ausländer auf den jeweiligen Positionen über- oder unterrepräsentiert sind.
So zeigt sich bei einer derartigen Betrachtungsweise, dass die Torwartpositionen in den
drei Profiligen eher mit deutschen Spielern besetzt werden (s. Abb. 16). Die ausländischen Spieler hingegen sind in der DEL sowie der Oberliga auf den Abwehrpositionen
und in der 2. Bundesliga auf den Angriffspositionen überrepräsentiert.
Angriff Abw ehr Tor
Deutsche
Ausländer
DEL
2. BL
OL
0
0,5
1
1,5
2
Abb. 16: Über- und Unterrepräsentation von Deutschen und Ausländern auf den jeweiligen Spielpositionen nach Liga
54
4.2
Verletztenkollektiv
Im Zeitraum der Saison 2007/2008 (01.07.2007-30.06.2008) wurden der VBG aus dem
Bereich der ersten 3 Profiligen 2361 Verletzungen gemeldet wovon 2056 (87,3%) Kosten verursacht haben und 1068 (45,3%) zu mindestens einem Tag Arbeitsunfähigkeit
führten. Ein Vergleich mit der Saison 2006/2007 in Tab. 10 zeigt, dass der Anteil an
Verletzungen, die Kosten verursachen, in etwa gleich geblieben ist, während der Anteil
derjenigen Verletzungen, die zur Arbeitsunfähigkeit führen, um knapp 5% gestiegen ist.
Darüber hinaus zeigt die Gegenüberstellung der beiden Saisons 2006/2007 und
2007/2008 auf der einen Seite eine Verkürzung der durchschnittlichen Ausfallzeit und
auf der anderen Seite einen Anstieg der Summe der Ausfalltage. Obwohl die Anzahl der
Oberligaspieler – und damit die Anzahl derer, die sich beim Eishockey verletzen können
– aufgrund der Einführung von zwei Oberligen in der Saison 2007/2008 um 16,4% gestiegen ist, hat die Gesamtheit der AU-Tage um 19,6% zugenommen. Somit liegt unter
Berücksichtigung der höheren Spieleranzahl eine Zunahme der Gesamtausfalltage um
ca. 3,2% vor.
Bei Betrachtung der Kosten können sowohl der niedrigere Mittelwert als auch die niedrigere Summe in der Saison 2007/2008 (vgl. Tab. 10) darauf zurückgeführt werden,
dass die Kosten für noch andauernde Behandlungen von Verletzungen der Saison
2007/2008 noch nicht abschließend bei der VBG registriert worden sind. Dieser VBGDatensatz basiert auf dem Stand vom 12.09.2008.
Tab. 10: AU-Dauer und Behandlungskosten des Verletztenkollektivs und des Vergleichskollektivs
n
%
x±s
Summe
(Tage)
AU
2006/2007 (n=2028)
824
40,6
44,6 ± 61,7
36.749
2007/2008 (n=2356)
1068
45,3
41,2 ± 56,2
43.958
(€)
Behandlungskosten
2006/2007 (n=2028)
1821
89,8
1.510,78 ± 6.755,05
2.751.128,44
2007/2008 (n=2356)
2056
87,3
1.181,07 ± 4.137,03
2.428.285,00
Die Unterschiede der Behandlungskosten sowie der AU-Dauer zwischen den Saisons
sind insgesamt jedoch relativ gering. Daher beziehen sich die folgenden Ergebnisdarstellungen im Wesentlichen auf das Verletztenkollektiv der Saison 2007/2008. Dort, wo
es sinnvoll erscheint, werden Ergebnisse aus dem Vergleichskollektiv ergänzend betrachtet.
55
Die Verteilung der Verletzungen und der Verletzten der Saison 2007/2008 auf die unterschiedlichen Ligen ist Tab. 11 zu entnehmen.
Tab. 11: Anzahl der Verletzungen und verletzter Spieler der Saison 2007/2008
sowie Verletzungsraten der Saisons 2007/2008 und 2006/2007
Kollektiv
Verletzungen
Verletzte
Spieler (n)
Verletzungen
(n)
Verletzungsrate
2007/08
2006/07
DEL
gemeldet
348
1056
3,0
2,6
(n*=355, n°=340)
Kosten ausgelöst
313
914
2,6
2,3
AU ausgelöst
170
461
1,3
1,1
2. BL
gemeldet
275
584
1,6
1,8
(n*=377, n°=373)
Kosten ausgelöst
242
511
1,4
1,7
AU ausgelöst
124
274
0,7
0,8
OL
gemeldet
322
721
1,4
1,2
(n*=534, n°=385)
Kosten ausgelöst
283
631
1,2
1,1
AU ausgelöst
144
333
0,6
0,5
* Divisor für die Berechnung der Verletzungen pro Spieler in der Saison 2007/2008
° Divisor für die Berechnung der Verletzungen pro Spieler in der Saison 2006/2007
In der DEL haben 348 von 355 Spielern eine Verletzung gemeldet, was einem Anteil
von 98% entspricht. Die Verletzungsrate, angegeben in Verletzungen pro Spieler, ist in
der DEL am höchsten und im Vergleich zur davor liegenden Saison in der DEL und der
Oberliga gestiegen.
Wie der folgenden Tab. 12 zu entnehmen ist, liegt das Verhältnis von Verletzungen, die
zu mindestens einem Tag AU geführt haben, und denjenigen Verletzungen, die keine
AU nach sich zogen, in der DEL bei 44/56, in der 2. Bundesliga bei 47/53 und in der
Oberliga bei 46/54.
Tab. 12: Verletzungsbedingte Arbeitsunfähigkeiten in der Saison 2007/2008 (in %)
AU
Max.
Min.
ja/nein
ja/nein
ja/nein
≤ 7 Tage
8-28 Tage
1-3 Monate
> 3 Monate
Gesamt
45/55
-
-
32,6
25,6
15,7
26,1
DEL
44/56
80/20
14/86
28,4
30,0
14,7
26,9
2. BL
47/53
63/37
30/70
29,2
22,6
16,8
31,4
OL
46/54
61/39
30/70
41,1
22,0
16,2
20,7
Kollektiv
Dauer der Arbeitsunfähigkeit
Bei Betrachtung der Extremwerte innerhalb der Ligen, zeigen sich insbesondere für die
DEL große Schwankungen (vgl. Tab. 12). Während in einem Verein nur 14% aller gemeldeten Verletzungen eine AU nach sich zogen, resultierten in einem anderen Verein
56
80% der Verletzungen in mindestens einem Tag Arbeitsunfähigkeit. Dies könnte auf der
einen Seite darauf zurückzuführen sein, dass der erst genannte Verein viele Bagatellverletzungen und der letzt genannte fast ausschließlich schwere Verletzungen mit resultierender AU bei der VBG meldete. Ob sich die Situation auf der anderen Seite tatsächlich so darstellt, dass in einem Verein derart wenig und in dem anderen fast ausschließlich schwere Verletzungen entstehen, lässt sich an dieser Stelle nicht beurteilen.
Eine in der epidemiologischen Forschung übliche Vorgehensweise ist die Beurteilung
der Verletzungsschwere anhand der Ausfallzeit. Dabei zeigt sich, dass knapp ein Drittel
aller Verletzungen zu maximal einer Woche Ausfall führt (vgl. Tab. 12). In der Oberliga
ist der Anteil solcher leichten Verletzungen mit 41% merklich höher als in den beiden
höchsten Spielklassen. In der DEL und in der 2. Bundesliga ereignen sich leichte Verletzungen (≤ 7 Tage Ausfall) jeweils etwa gleich häufig wie schwerwiegende Verletzungen mit über 3 Monaten Ausfall.
Eine Betrachtung der Häufigkeit und Art der Verletzungsfolgen ist anhand des Verletztenkollektivs nur eingeschränkt möglich. Da eventuelle Spätfolgen einer Verletzung in
der Regel erst nach einiger Zeit begutachtet werden, ist es wahrscheinlich, dass sich
der Anteil von 3,0% Verletzungen mit Verletzungsfolge für die Saison 2007/2008 noch
weiter erhöht. So sind im Vergleichskollektiv der Saison 2006/2007 100 Spieler (4,9%)
mit Verletzungsfolgen registriert. Darunter hatten 25 Spieler vorübergehende Funktionsstörungen, 16 hatten Verletzungsfolgen mit entzündlichen Prozessen. Bei 51 Spielern wurden bleibende Funktionsstörungen, dazu zählen beispielsweise Beuge- und
Streckdefizite betroffener Gelenke oder Bandinsuffizienz bzw. Gelenkinstabilität, bei je 4
Spielern entweder Verletzungsfolgen mit Schmerzzuständen oder Funktionsverlust der
betroffenen Körperregion festgestellt. Knieverletzungen resultierten überdurchschnittlich
oft (13% vs. Ø=4,9%) in den oben genannten Spätschäden, dabei zu 78,1% in bleibenden Funktionsstörungen.
Betrachtet man die gemeldeten Verletzungen in Abhängigkeit vom Wochentag, so
ereigneten sich die meisten Verletzungen (32,4%) an einem Sonntag, am zweit- und
dritthäufigsten zogen sich Spieler an Freitagen (25,3%) und Dienstagen (15,6%) Verletzungen zu, wobei der Sonntag und Freitag die üblichen Wettkampftage in den Profiligen
darstellen.
57
Die Verletzungen im Profieishockey verteilen sich über alle Ligen betrachtet wie in Abb.
17 dargestellt:
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Rumpf
Sprunggelenk
Oberschenkel
Unterarm
Handgelenk
Hand
Hüfte
Hals/Nacken
Alle Verletzungen
(n=2360)
Verletzungen mit AU (n=1068)
Unterschenkel
Ellbogen
Fuß
Oberarm
0
5
10
15
20
%
25
Abb. 17: Verletzte Körperregionen im Profieishockey
Betrachtet man zunächst alle gemeldeten Verletzungen unabhängig davon, ob sie eine
AU auslösten oder nicht, machen Kopfverletzungen knapp ¼ aller Verletzungen im Profieishockey aus und rangieren – mit unwesentlichen Unterschieden zwischen den drei
Ligen – an der Spitze der Verletzungsstatistik. Das Kniegelenk sowie die Schulter sind
insgesamt betrachtet die am zweit- und dritthäufigsten verletzten Körperregionen.
Jedoch liegen die relativen Häufigkeiten für Verletzungen der Schulter, des Rumpfes,
des Sprunggelenks und des Oberschenkels mit 9,4-9,8% relativ nah beieinander. Die
verbleibenden Körperregionen sind in jeweils weniger als 5% der Fälle von Verletzungen betroffen (vgl. Abb. 17).
In der DEL sind Verletzungen des Kniegelenks mit 15,5% relativ gesehen häufiger als in
den nachfolgenden Ligen (2. BL: 13,7%, OL: 10,4%), Verletzungen des Oberschenkels
(9,8%) folgen in der ersten Liga auf Platz drei der Verletzungsstatistik. In der zweiten
und dritten Liga ereignen sich hingegen Verletzungen der Schulter (je 10,4%) häufiger
als in der höchsten Spielklasse (9,1%).
58
Betrachtet man die relativen Häufigkeiten lediglich für diejenigen Verletzungen, die mindestens einen Tag Arbeitsunfähigkeit zur Folge hatten (s. Abb. 17, blaue Balken), und
vergleicht diese mit den relativen Häufigkeiten für alle Verletzungen (graue Balken) lassen sich Rückschlüsse ziehen, ob es sich eher um Bagatellverletzungen oder um
schwerwiegendere Verletzungen handelt. Hierbei zeigt sich, dass Kopfverletzungen seltener zur AU führen als Verletzungen des Kniegelenks, der Schulter sowie des Oberschenkels. Der gleiche Trend zeigt sich im Vergleichskollektiv für die Saison 2006/2007.
Verletzungen dieser Körperregionen scheinen Eishockeyspieler somit eher zum Pausieren zu zwingen.
Das mittlere Alter aller Verletzten beträgt 27,4 Jahre, in der DEL 28,5 Jahre, in der 2.
Bundesliga 27,0 Jahre und in der Oberliga 26,2 Jahre. Da diese Mittelwerte von der jeweiligen Altersstruktur der Ligen abhängen, wurde ein Quotient aus der Altersstruktur
der Verletzten pro Liga und der Altersstruktur der Eishockeyspieler der entsprechenden
Ligen gebildet (Abb. 18).
≤ 20 Jahre
21 - 25 Jahre
26 - 30 Jahre
31 - 35 Jahre
36 - 40 Jahre
> 40 Jahre
Gesamt
≤ 20 Jahre
21 - 25 Jahre
26 - 30 Jahre
31 - 35 Jahre
36 - 40 Jahre
> 40 Jahre
DEL
≤ 20 Jahre
21 - 25 Jahre
26 - 30 Jahre
31 - 35 Jahre
36 - 40 Jahre
> 40 Jahre
2. BL
≤ 20 Jahre
21 - 25 Jahre
26 - 30 Jahre
31 - 35 Jahre
36 - 40 Jahre
> 40 Jahre
OL
0
0,5
1
1,5
2
Abb. 18: Über- bzw. Unterrepräsentation der Verletzungen in Abhängigkeit von der Altersstufe und
Liga
Demnach ist in der DEL die Altersgruppe der unter 20-Jährigen deutlich häufiger von
Verletzungen betroffen, als die übrigen Altersgruppen. In der 2. Bundesliga sind Spieler
zwischen 21-25 Jahren und 36-40 Jahren häufiger von Verletzungen betroffen, als
59
Spieler der anderen Altersstufen. In der Oberliga verletzen sich Spieler unter 20 Jahren
relativ gesehen selten, obwohl ihr Anteil am Kollektiv der Oberligaspieler vergleichsweise hoch ist. Diese Trends zeigen sich ebenso im Vergleichskollektiv. In der Saison
2006/2007 war der Anteil der Verletzungen bei den unter 20-jährigen DEL-Spielern drei
mal höher als deren Anteil am Gesamtkollektiv der DEL-Spieler. Eine mögliche Erklärung dafür, dass Spieler unter 20 Jahren in der DEL deutlich häufiger von Verletzungen
betroffen sind als Spieler der anderen Altersstufen, könnte eine für die jungen Spieler
bis dato ungewohnte Spielhärte sein. Derartige Probleme beim Übergang von Jugendzu Seniorenmannschaften sind ebenfalls aus anderen Mannschaftssportarten bekannt.
Vergleicht man das mittlere Alter (Abb. 19, rote Linie) des Verletztenkollektivs mit den
jeweiligen Mittelwerten nach Körperregionen, zeigt sich bei Betrachtung der zuvor als
problematisch herausgestellten sechs Verletzungsregionen, dass Kopf-, Schulter- und
Sprunggelenksverletzungen eher jüngere Spieler betreffen.
Kopf
Kniegelenk
Schulter
RumpfOrgane
Sprunggelenk
Oberschenkel
Unterarm
Handgelenk
Hand
Huefte
Hals
Unterschenkel
Ellbogen
Fuss
Oberarm
0
24
26
27,4 28
Jahre
30
Abb. 19: Durchschnittliches Alter der Verletzten in Abhängigkeit von der Körperregionen
(rote Linie= Gesamtmittelwert)
Eishockeyspieler mit Verletzungen des Rumpfes und des Oberschenkels sind im
Durchschnitt älter als das gesamte Verletztenkollektiv (vgl. Abb. 19).
60
Bei der Erörterung der Verletzungsproblematik bzw. der -schwerpunkte im Eishockey ist
es weiterhin notwendig, die Kosten und die Ausfalltage nach den verletzten Körperregionen differenziert zu betrachten. Dies erfolgt aufgrund der relativ geringen Unterschiede zwischen Verletzten- und Vergleichskollektiv (s.o.) ausschließlich für das Verletztenkollektiv der Saison 2007/2008.
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Rumpf
Sprunggelenk
Oberschenkel
Unterarm
Handgelenk
Hand
Hüfte
Hals/Nacken
Unterschenkel
Ellbogen
Fuß
Oberarm
0
10
20
30
40
50 Tage 60
Abb. 20: Durchschnittliche AU-Tage der Verletzten in Abhängigkeit von der Körperregionen
Unter den sechs am häufigsten verletzten Körperregionen, liegen Verletzungen des
Kniegelenks, der Schulter sowie des Sprunggelenks über der gesamten mittleren AUDauer von 41,2 Tagen (s. Abb. 20). Weiterhin stellen sich bei derartiger Betrachtung
Verletzungen des Unterarms, des Halses/Nackens und des Fußes mit relativ hohen
mittleren Ausfallzeiten als Schwerpunkte dar, jedoch sind deren Häufigkeiten mit jeweils
unter 5,0% relativ gering.
Summiert man die AU-Tage, die durch die jeweiligen Verletzungen verursacht werden,
erhält man ein Maß, in das die Häufigkeit und die Schwere der Verletzungen eingehen.
Bei dieser Betrachtungsweise zeigt sich, dass Kopf-, Kniegelenks- und Schulterverletzungen an der Spitze liegen (vgl. Abb. 21). Verletzungen des Kniegelenks machen mit
einer Summe von 9.531 AU-Tagen 22% der insgesamt 43.958 AU-Tage aus.
61
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Rumpf
Sprunggelenk
Oberschenkel
Unterarm
Handgelenk
Hand
Hüfte
Hals/Nacken
Unterschenkel
Ellbogen
Fuß
Oberarm
0
2000
4000
6000
8000 Tage 10000
Abb. 21: Summe der AU-Tage der Verletzten in Abhängigkeit von der Körperregionen
Aus den AU-Tagen, also den Tagen, an denen der Spieler aufgrund von Verletzungen
nicht einsetzbar ist, resultieren sportliche und monetäre Belastungen, die von den Vereinen selbst zu tragen sind. Darüber hinaus verursachen Verletzungen der unterschiedlichen Körperregionen auch Kosten der akuten Behandlung, Nachbehandlung und Rehabilitation in unterschiedlicher Höhe, für die die VBG als Versicherungsträger aufkommt (Abb. 22).
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Rumpf
Sprunggelenk
Oberschenkel
Unterarm
Handgelenk
Hand
Hüfte
Hals/Nacken
Unterschenkel
Ellbogen
Fuß
Oberarm
0
500
1000
1500
2000
€
2500
Abb. 22: Durchschnittliche Behandlungskosten der Verletzten in Abhängigkeit
von der Körperregionen
62
Verletzungen des Kniegelenks und der Schulter liegen mit durchschnittlich ca. 2400 €
und 2300 € an der Spitze (s. Abb. 22).
Summiert man die Kosten, die aus einer speziellen Verletzung resultieren, erhält man
ein Maß, in das die typische Schwere sowie die absolute Häufigkeit der jeweiligen Verletzung eingehen. Hierbei zeigt sich analog zur Betrachtung der Summe der AU-Tage
auch für die Summe der Behandlungskosten der Schwerpunkt bei Verletzungen des
Kniegelenks, des Kopfes und der Schulter (vgl. Abb. 23).
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Rumpf
Sprunggelenk
Oberschenkel
Unterarm
Handgelenk
Hand
Hüfte
Hals/Nacken
Unterschenkel
Ellbogen
Fuß
Oberarm
0
100
200
300
400
500
600
700 Tausend €
Abb. 23: Summe der Behandlungskosten der Verletzten in Abhängigkeit von der Körperregionen
Von den insgesamt 2.428.285 € Behandlungskosten entfallen 48,5% auf die DEL,
27,3% auf die 2. Bundesliga und 24,2% auf die Oberliga. Diese Belastungen sind jedoch vorwiegend durch den jeweiligen Versicherungsträger zu übernehmen.
Um die Zielrichtung für sinnvolle und an der epidemiologischen Realität ausgerichtete
präventive Maßnahmen zu spezifizieren bietet es sich an, die anfallenden Gesamtbelastungen durch Verletzungen im Profieishockey hochzurechnen. Hierzu müssen neben
den Behandlungskosten, die oben bereits dargestellt wurden, ebenfalls die Ausfallkosten berechnet werden, die den Vereinen entstehen, wenn Spieler verletzungsbedingt
arbeitsunfähig werden. Dabei wird auf Angaben der DEL und der ESBG Bezug genommen. So belaufen sich die durchschnittlichen Gehaltszahlungen für DEL-Spieler auf
knapp 350,- €/Tag, für Spieler der 2. Bundesliga auf ca. 150,- €/Tag und für Oberligaspieler auf etwa 50,- €/Tag. Obwohl die Angaben zum mittleren Spielergehalt/Tag aufgrund der großen Spannweiten der Gehaltszahlungen innerhalb der Ligen und der variierenden Vertragslaufzeiten der Spieler nur als grobe Richtwerte gelten können, bieten
sie dennoch einen Ausgangspunkt für die Berechnung der Ausfallkosten für verletzte
Spieler. Bei Summierung der Behandlungskosten und der so berechneten Ausfallkosten
stellt sich die ökonomische Gesamtbelastung durch Verletzungen im Profieishockey wie
folgt dar (s. Abb. 24).
63
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Rumpf
Sprunggelenk
Oberschenkel
Unterarm
Handgelenk
Hand
Hüfte
Hals/Nacken
Unterschenkel
Ellbogen
Fuß
Oberarm
0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5 Mio. € 3,0
Abb. 24: Verletzte Körperregionen im Profieishockey – Summe der Behandlungs- und Ausfallkosten
Es zeigt sich, dass die ökonomische Gesamtbelastung durch Verletzungen im Profieishockey bei knapp 12 Mio. € liegt. Dabei entfallen ca. 2,5 Mio. € auf Behandlungs- und
Rehabilitationskosten, die von der VBG zu tragen sind. Verletzungen des Kniegelenks
verursachten in der Saison 2007/2008 einen wirtschaftlichen Schaden von knapp
2,8 Mio. €, wovon ca. 2 Mio. € auf die DEL entfallen. Die Gesamtbelastung der in der
DEL registrierten Verletzungen beläuft sich auf 8 Mio. €.
Darüber hinaus wurden die effektiven Einsatztage der Spieler kalkuliert, wofür der Zeitraum der Hauptrunde für alle Mannschaften und die Phase der Play Offs bzw. Play
Down für die jeweilig beteiligten Mannschaften berücksichtigt wurde. Es zeigte sich,
dass von den möglichen Einsatztagen für Spieler der DEL 25,0% durch Verletzungen
zu AU-Tagen wurden. In der 2. Bundesliga waren Spieler aufgrund ihrer Verletzungen
zu 14,5% und in der Oberliga zu 10,5% arbeitsunfähig. Dabei sind die beiden letzt genannten Zahlen vergleichbar mit denen im Fußball (12,0%). In der DEL sind Spieler verletzungsbedingt beinahe doppelt so häufig arbeitsunfähig.
So scheint es nicht nur aus ethischen und medizinischen Gründen sinnvoll, Eishockeyspieler durch geeignete Präventivmaßnahmen bestmöglich vor Verletzungen und deren
möglichen Spätfolgen zu schützen. Auch aus ökonomischen Gründen, vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation der Vereine, scheint es dringend geboten, durch
eishockeyspezifische Präventivmaßnahmen, zu einer Verbesserung der oben beschriebenen Situation zu gelangen. Dabei sollen die folgenden Auswertungen der eishockeyspezifischen Unfallfragebögen zu einem möglichst umfassenden Verständnis des Verletzungsgeschehens und damit zur Ableitung sinnvoller, eishockeyspezifischer Präventivmaßnahmen beitragen.
64
4.3
Befragtenkollektiv
Zur Gewährleistung der Vergleichbarkeit des RUB-Datensatzes mit den zuvor analysierten Kollektiven wurden, von den 296 zurückgesendeten eishockeyspezifischen Fragebögen, 25 von Regionalligaspielern ausgefüllte Fragebögen sowie ein Fragebogen mit
Bezug auf einen Unfall aus dem Jahr 2006 ausgeschlossen. Der Datensatz umfasst
damit 270 Verletzungen von Profieishockeyspielern der DEL, der 2. Bundesliga und der
Oberliga aus der Saison 2007/2008.
In diesem Datensatz liegen 261 Angaben zur Ligazugehörigkeit vor. Demnach stammen
die Spieler, von denen ausführliche Angaben zum eishockeyspezifischen Unfallhergang
vorliegen, zu 42,5% aus der DEL, zu 37,2% aus der 2. Bundesliga und zu 20,3% aus
der Oberliga. Zur Kalkulation des Fragebogenrücklaufs pro Liga wurde jeweils die Anzahl der beantworteten Fragebögen pro Liga an der entsprechenden Anzahl der bei der
VBG gemeldeten Verletzungen pro Liga
Tab. 13: Fragebogenrücklauf in Abhängigkeit
relativiert. Der so ermittelte Fragebovon der Liga
genrücklauf ist Tab. 13 zu entnehmen.
Mit knapp 17% ist der Rücklauf aus der
zweiten Bundesliga am höchsten. Dies
ist vermutlich auf eine relativ gute Kooperationsbereitschaft eines oder mehrerer Vereine zurückzuführen.
VBG-Daten
(n)
RUB-Daten
(n)
Rücklauf
(%)
DEL
1056
113
10,7
2. BL
584
98
16,8
OL
721
52
7,2
Das Verhältnis von Deutschen und Ausländern liegt unter den Befragten bei 75/25. Dabei haben 20% der Befragten die englische Version des Fragebogens verwendet. Im
Gesamtkollektiv liegt das Verhältnis von Deutschen zu Ausländern bei 71/29. Aufgrund
der Anonymisierung des VBG-Datensatzes ist keine Aussage zum Verhältnis Deutsche/
Ausländer für die Gesamtheit der Verletzten der Saison 2007/2008 möglich. Die Tatsache, dass Deutsche im Befragtenkollektiv im Verhältnis zu ihrem Anteil am Gesamtkollektiv überrepräsentiert sind, ist entweder darauf zurückzuführen, dass sie sich häufiger
verletzten als ausländische Spieler oder aber darauf, dass die Bereitschaft den Fragebogen auszufüllen seitens der ausländischen Spieler geringer war.
Die deskriptiven Kennwerte bezüglich Alter, Größe, Gewicht und BMI der Befragten
sind in Tab. 14 zusammenfassend dargestellt.
65
Tab. 14: Deskriptive Kennwerte derjenigen Spieler, die den Fragebogen beantwortet haben
n
Min
Max
x±s
n
Gesamt
x±s
n
Deutsche
x±s
Ausländer
Alter (Jahre)
Gesamt
242
14,0
39,0
26,0 ± 5,6
154
25,0 ± 5,4
56
29,5 ± 4,1
DEL
108
14,0
39,0
27,2 ± 5,8
51
25,2 ± 5,9
40
29,9 ± 4,1
2. BL
83
17,0
39,0
25,3 ± 5,1
65
25,0 ± 5,2
11
27,3 ± 2,4
OL
45
16,0
39,0
25,3 ± 5,5
32
25,1 ± 4,7
5
31,6 ± 5,5
Gesamt
252
170,0
197,0
182,7 ± 5,6
168
182,5 ± 5,3
53
183,4 ± 6,4
DEL
106
170,0
197,0
183,5 ± 5,8
52
183,8 ± 4,2
39
184,4 ± 6,7
2. BL
89
170,0
192,0
182,2 ± 5,2
71
182,3 ± 5,6
10
181,3 ± 3,5
OL
50
170,0
195,0
181,5 ± 5,9
38
181,0 ± 5,9
4
179,8 ± 7,4
Gesamt
254
64,0
105,0
86,3 ± 7,3
168
85,3 ± 7,4
55
89,2 ± 7,0
DEL
106
71,0
105,0
88,7 ± 7,0
52
88,1 ± 6,7
39
90,4 ± 7,3
2. BL
90
70,0
100,0
85,3 ± 7,0
71
85,0 ± 7,6
11
86,6 ± 4,0
OL
51
64,0
97,0
84,1 ± 6,6
38
83,2 ± 6,6
5
85,6 ± 7,5
Gesamt
250
21,0
30,5
25,9 ± 1,6
166
25,6 ± 1,6
53
26,5 ± 1,2
DEL
106
21,0
29,6
26,3 ± 1,4
52
26,1 ± 1,5
39
26,6 ± 1,2
2. BL
88
21,6
30,5
25,7 ± 1,6
70
25,6 ± 1,6
10
26,4 ± 0,9
OL
49
21,1
29,3
25,5 ± 1,3
37
25,4 ± 1,2
4
25,8 ± 1,6
Größe (cm)
Gewicht (kg)
BMI (kg/m²)
Diejenigen Verletzten, die den eishockeyspezifischen Fragebogen ausgefüllt zurückgeschickt haben, sind durchschnittlich 26,0 Jahre alt. Die ausländischen Spieler sind in allen drei Ligen im Mittel älter als die Deutschen, was der Verteilung im Gesamtkollektiv
entspricht. Die Befragten sind im Durchschnitt 182,7 cm groß, 86,3 kg schwer und haben einen mittleren BMI von 25,9 kg/m². Bei diesen deskriptiven Größen stellt sich die
Verteilung in Abhängigkeit von den Ligen und der Nationalität der Spieler nicht wie im
Gesamtkollektiv dar. Über alle Ligen betrachtet sind die ausländischen Spieler zwar
nach wie vor größer, schwerer und haben einen höheren BMI. Dies trifft jedoch nicht in
allen Fällen auf die differenzierte ligenspezifische Betrachtung zu (vgl. Tab. 14).
Angaben der Befragten zu ihrer sportlichen Karriere sind in der folgenden Tab. 15 zusammengetragen. So spielen die Befragten im Durchschnitt seit 19,4 Jahren Eishockey,
wobei die Unterschiede zwischen den Ligen diesbezüglich relativ gering sind. Nach eigenen Angaben üben die Eishockeyspieler ihre Sportart im Mittel 6,7 Jahre als Profi
aus. Dabei nimmt die Dauer der Profikarriere erwartungsgemäß von der DEL zur Oberliga hin ab.
66
Tab. 15: Sportliche Karriere der Befragten
n
Min.
Max.
x±s
Jahre Eishockey
Gesamt
166
8,0
35,0
19,4 ± 5,4
DEL
47
8,0
32,0
19,4 ± 6,3
2. BL
68
10,0
28,0
19,1 ± 4,5
OL
45
12,0
35,0
20,2 ± 5,5
Gesamt
163
1,0
20,0
6,7 ± 4,9
DEL
48
1,0
20,0
7,8 ± 5,4
2. BL
68
1,0
18,0
6,3 ± 4,3
OL
43
1,0
17,0
6,6 ± 5,1
Jahre als Profi
Bei Subtraktion der Jahre Eishockey bzw. Jahre als Profi von dem entsprechenden Alter der Spieler erhält man das Eintrittsalter Eishockey sowie das Eintrittsalter in die Profikarriere. Dabei sind die Profieishockeyspieler durchschnittlich 6,3 ± 2,3 Jahre alt, wenn
sie mit dem Eishockeyspielen beginnen. Das mittlere Eintrittsalter in die Profikarriere
liegt im Eishockey bei 19,0 ± 2,5 Jahren.
67
4.3.1
Verletzungsrisiko sowie Belastungen durch Training und Wettkampf
Zur Quantifizierung des Verletzungsrisikos im Eishockey wurden, anhand der Spielerangaben zu Wettkämpfen im Jahr, Trainingsstunden pro Woche sowie der Dauer der
Wettkampf- und Trainingspause im Jahr, die Verletzungsinzidenzen als Verletzungen
pro 1000 Stunden Eishockey, Wettkampf bzw. Training berechnet. Aus Gründen der
Vergleichbarkeit zu Literaturergebnissen wurden hierbei nur diejenigen Verletzungen
betrachtet, die zu mindestens einem Tag Ausfall bzw. Arbeitsunfähigkeit geführt haben.
Tab. 16: Belastungen durch Training und Wettkampf sowie Verletzungsinzidenzen
DEL
2. BL
OL
Anzahl der Spieler
355
377
534
Spiele pro Jahr
67,4
63,2
61,7
Wettkampfpause im Jahr (Wochen)
12,2
13,4
13,5
Wettkampfstunden/Jahr pro Spieler*
22,5
21,1
20,6
Trainingsstunden pro Woche
12,1
10,9
9,5
Trainingspause im Jahr (Wochen)
4,3
3,8
5,7
Trainingsstunden /Jahr pro Spieler
577,2
525,4
439,9
Eishockeystunden/Jahr pro Spieler
599,7
546,5
460,5
Wettkampfstunden/Jahr absolut
7987,5
7954,7
11000,4
Trainingsstunden/Jahr absolut
204.906,0
198.075,8
234.906,6
Eishockeystunden/Jahr absolut
212.893,5
206.030,5
245.907,0
Verletzungen pro Liga (VBG-Daten)
1056
584
721
Verletzungen/Jahr (AU)
461
274
333
Verletzungen/Spieler (AU)
1,30
0,73
0,62
Verletzungen/1000 Eishockeystunden (AU)
2,17
1,33
1,35
Verletzungen/1000 Wettkampfstunden (AU)
46,69
25,21
23,29
Verletzungen/1000 Trainingsstunden (AU)
0,43
0,37
0,33
% Trainingsverletzungen
19,1
26,8
23,1
% Wettkampfverletzungen
80,9
73,2
76,9
* Für jeden Spieler wurde eine effektive Eiszeit von 20 Minuten angenommen (Mittelwert NHL, keine Angaben zur effektiven durchschnittlichen Eiszeit der Spieler im deutschen Profibereich)
Insgesamt betrachtet sind die Inzidenzen für Verletzungen/1000 Eishockeystunden relativ gering (vgl. Tab. 16). Bei Unterscheidung zwischen Training und Wettkampf zeigt
sich, dass das Verletzungsrisiko im Wettkampf je nach Liga etwa 68-108 Mal höher ist
als im Training. Dies erklärt auch, dass – über alle Ligen betrachtet – 77,5% der Fragebögen von Spielern stammen, die sich im Wettkampf verletzt hatten. Darüber hinaus
geben 5,6% ein Trainingsspiel mit Wettkampfcharakter, 15,0% sonstiges ‘On Ice‘Training und 1,9% ‘Off Ice‘-Training als Verletzungsanlass an. So ereignen sich in der
DEL ca. 47 Verletzungen pro 1000 Wettkampfstunden (Wkh). In der 2. Bundesliga liegt
das Verletzungsrisiko bei ca. 25/1000 Wkh und in der Oberliga bei ca. 23/1000 Wkh.
68
Damit ist das Verletzungsrisiko, zumindest was Wettkämpfe anbetrifft, in der DEL gegenüber der Oberliga etwa doppelt so hoch.
Der letzte offizielle Wettkampf lag bei 91,8% der Spieler bis zu einer Woche zurück.
3,0% der Verletzten hatten ihr letztes Spiel 8-14 Tage, 1,7% 3-8 Wochen und 3,4%
(n=8) mehr als 3 Monate vor der angezeigten Verletzung absolviert. Hinsichtlich des
Trainings geben 15,4% der Spieler mit Wettkampfverletzungen an, noch am Wettkampftag trainiert zu haben. Dabei handelt es sich jedoch in der Regel um lockeres Schusstraining, bei dem die Spieler vor dem Spiel ein ‘Gefühl für das Eis‘ bekommen sollen,
bzw. bei dem Taktiken noch einmal besprochen und ggf. auf dem Eis nachvollzogen
werden. Diese niedrigintensiven Einheiten sollen die Spieler somit eher auf das Spiel
einstimmen und keine Trainingsreize im Sinne der Leistungssteigerung setzen. Somit
scheint das dem Wettkampf vorangehende Training als Ursache für Wettkampfverletzungen wenig relevant zu sein. Bei weiteren 77,5% der Spieler lag das letzte Training
einen Tag zurück. 6,0% trainierten 2-3 Tage vor der Verletzung, bei 1,1% (n=2) lag das
Training mehr als 2 Monate zurück. Bei jenen Spielern, bei denen das letzte Training
und/oder der letzte Wettkampf relativ lange zurücklagen, sind möglicherweise besondere Verletzungen vorherrschend, wie beispielsweise Zerrungen der Muskulatur. Aufgrund
der jeweiligen geringen Fallzahlen (s.o.) sind dahingehenden Analysen jedoch nicht
sinnvoll.
4.3.2
Verletzungen und Verletzungsfolgen
Die Verletzungen der Eishockeyspieler werden im Folgenden anhand der verletzten
Körperregionen sowie der genauen verletzten Strukturen und der Verletzungsarten dargelegt. Ergebnisse bezüglich der Verletzungsfolgen, wie beispielsweise einer resultierenden Arbeitsunfähigkeit oder eines notwendigen Krankenhausaufenthalts, folgen im
Anschluss.
69
Die Verteilung der von den Befragten angegebenen verletzten Körperregionen wird in
der unten stehenden Abb. 25 der Verletzungsverteilung aus den VBG-Daten gegenübergestellt. Bei Betrachtung aller Verletzungen, unabhängig davon ob sie eine AU auslösten oder nicht, zeigt sich, dass die verletzten Körperregionen, wie sie sich anhand
der VBG-Daten darstellen, in annähernd gleichen Prozentanteilen von den Befragten
widergespiegelt werden, sodass diese Daten als annähernd repräsentativ betrachtet
werden können. Lediglich Spieler mit Verletzungen des Unterarms und des Halses/Nackens haben den Fragebogen relativ selten ausgefüllt.
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Rumpf
Sprunggelenk
Oberschenkel
Unterarm
Handgelenk
Hand
Hüfte
Hals/Nacken
VBG-Daten (n=2.360)
RUB-Daten (n=253)
Unterschenkel
Ellbogen
Fuß
Oberarm
0
5
10
15
20
%
25
Abb. 25: Verletzte Körperregionen – Gegenüberstellung der VBG- und der RUB-Daten
70
Betrachtet man die sechs am häufigsten verletzten Körperregionen der Befragten in
Abhängigkeit von der Liga, so zeigt sich die folgende Verteilung (Abb. 26):
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Oberschenkel
DEL
(n=105)
2. Bunde sliga (n=93)
Obe rliga
(n=48)
Rumpf
Sprunggelenk
0
5
10
15
20
25
%
30
Abb. 26: Die sechs am häufigsten verletzten Körperregionen in Abhängigkeit von der Liga
Es liegen relativ viele Fragebögen von Spielern mit Kopfverletzungen aus der Oberliga
vor. Bei Verletzungen des Kniegelenks ist die Verteilung auf die drei Ligen annähernd
gleich. Bei Schulter- und Oberschenkelverletzungen stammen die meisten Fragebögen
von Spielern aus der DEL und die Anzahl nimmt zur Oberliga hin ab. Bei Verletzungen
des Rumpfes und des Sprunggelenks zeigt sich der umgekehrte Verlauf; hier liegen mit
sinkender Spielklasse jeweils mehr Fragebögen vor (vgl. Abb. 26).
Bei vergleichender Betrachtung der RUB- und der VBG-Daten hinsichtlich der verletzten
Körperregionen in Abhängigkeit von der Liga zeigen sich relevante Unterschiede der
Verteilungen. In den VBG-Daten nehmen Kopfverletzungen von der DEL zur Oberliga
hin um jeweils ca. 1% zu. Verletzungen des Kniegelenks sind in der DEL am häufigsten
und nehmen bis zur Oberliga von ca. 15% auf 10% ab. Verletzungen der Schulter sind
in der DEL geringfügig seltener als in der 2. Bundesliga und der Oberliga, wo sie gleich
verteilt sind. Ähnlich verhält es sich mit Verletzungen des Rumpfes: Die Verteilung ist
innerhalb der ersten und zweiten Liga gleich und steigt in der Oberliga um ca. 1,5%.
Oberschenkelverletzungen sind in der 2. Bundesliga relativ gesehen seltener als in den
anderen beiden Ligen. Schlussendlich sind Sprunggelenksverletzungen in den drei Ligen in etwa gleich verteilt. Aufgrund geringer Fallzahlen (in der Regel n<15) in den einzelnen Kategorien, wird auf die differenzierte Interpretation der oben beschriebenen ligenspezifischen Verteilung der verletzten Körperregionen verzichtet. Aus denselben
Gründen werden die drei Profiligen nachfolgend gemeinsam betrachtet.
71
Eine Analyse hinsichtlich der Vorverletzungen der Eishockeyspieler hat ergeben, dass
50,9% der Befragten innerhalb des vorangegangenen Jahres bereits mindestens einmal
verletzt waren. Dabei geben 57,7% dieser Spieler an, eine Vorverletzung erlitten zu haben. 16,7% hatten bereits zwei, 19,2% drei und 6,4% 3-10 Verletzungen innerhalb der
vorangehenden 12 Monate.
Bei denjenigen, die Vorverletzungen angegeben haben, zeigte sich eine 30,5%ige
Übereinstimmung der zurückliegenden mit der aktuellen Verletzungsregion. Bei Betrachtung der Übereinstimmung zwischen neuer und alter Verletzung in Abhängigkeit
von der verletzten Körperregion, lässt sich tendenziell ein Zusammenhang zwischen der
neuen und alten Verletzung ableiten, da die aktuell verletzte Körperregion auch früher
häufiger betroffen war. Allerdings sind methodische Probleme hierbei einschränkend zu
berücksichtigen. So erinnern sich Spieler aufgrund der akuten Verletzung möglicherweise eher an frühere Verletzungen der gleichen Körperregion.
Zur Vergleichbarkeit der eigenen Ergebnisse mit jeTab. 17: Verletzungsarten im Pronen aus der Literatur folgt eine separate Darstelfieishockey (n=255)
lung der im deutschen Profieishockey vorliegenden
Verletzungsarten (s. Tab. 17). Kontusionen liegen
Verletzungsart
Gesamt (%)
hierbei an der Spitze, was im Wesentlichen auf die
Kontusion
31,0
Charakteristik der Sportart bzw. die durch das ReRuptur
15,7
gelwerk erlaubten Bodychecks zurückzuführen sein
Fraktur
14,5
dürfte. Es folgen Rupturen, Frakturen und DistorsioDistorsion/Zerrung
13,7
nen/Zerrungen. Diese separate Darstellung der Verletzungsarten, wie sie in der Literatur häufig zu finHautverletzung
9,8
den ist, hat jedoch einen relativ geringen InformatiTrauma
6,3
onsgehalt. Zum Verständnis der VerletzungsprobHirnverletzung
5,9
lematik ist es eher von Interesse, die VerletzungsarLuxation
2,7
ten in Abhängigkeit von den verletzten KörperregioInnere Verletzung
0,4
nen zu betrachten. Eine Veranschaulichung der jeweils 4 häufigsten Verletzungsarten für die sechs
am häufigsten verletzten Körperregionen liefert Abb. 27 auf der folgenden Seite. Die Erläuterungen hierzu werden um wesentliche Ergebnisse aus der Analyse der Verletzungsart in Abhängigkeit von der genauen Verletzungslokalisation ergänzt.
So handelt es sich bei Kopfverletzungen in 37,1% der Fälle um Hautverletzungen (vgl.
Abb. 27). Davon entfallen knapp 24,2% auf Hautverletzungen im Gesichtsbereich. 4,8%
der Kopfverletzungen sind Hautverletzungen an den Ohren. Dabei sollten die Ohren eigentlich durch am Helm integrierte Ohrlaschen vor Verletzungen geschützt sein. Da die
betroffenen Spieler angeben, die Ausrüstung sein nicht beschädigt worden, ist anzunehmen, dass die Ausrüstung vorab manipuliert bzw. die Ohrlaschen abmontiert wurden. Die zweithäufigste Verletzungsart des Kopfbereichs ist die Fraktur (27,4%), die bei
knapp 1/3 der Fälle den Gesichtsschädel und bei 2/3 der Fälle die Zähne betrifft. Alle
Spieler mit Zahnfrakturen geben an, einen Mundschutz getragen zu haben. Die auf
Platz drei liegenden Gehirnerschütterungen ereignen sich mit 24,2% insgesamt ebenso
häufig wie Hautverletzungen des Gesichts (s.o.).
72
Kontusion
Kopf (n=62)
Ruptur
Fraktur
Distorsion/Zerrung
Hautverletzung
Kniegelenk (n=40)
Trauma
Hirnverletzung
Luxation
Schulter (n=29)
Oberschenkel (n=28)
Rumpf (n=26)
Sprunggelenk (n=18)
0
10
20
30
40
50
60
% 70
Abb. 27: Die jeweils vier häufigsten Verletzungsarten in Abhängigkeit von der verletzten
Körperregion
Das Kniegelenk ist zu jeweils 30,0% von Distorsionen bzw. Rupturen betroffen und zu
25,0% von Kontusionen (vgl. Abb. 27). Bei Distorsionen ist in 20,0% der Fälle die betroffene Struktur nicht im Detail angegeben (‘Kniegelenk allgemein‘ bzw. ‘Kniegelenksbänder‘), die restlichen 10% der Kniegelenksdistorsionen betreffen das Innenband.
Darüber hinaus entfallen 20% der Rupturen auf das Innenband, weitere 7,5% betreffen
das Kreuzband, 2,5% den Meniskus. Demnach stellen Rupturen des Innenbandes nach
Kniegelenkskontusionen die zweithäufigste Knieverletzung im Profieishockey dar.
Kontusionen sind mit 44,8% die dominierende Verletzungsart der Schulter, gefolgt von
Rupturen (24,1%), Distorsionen und Luxationen (je 13,8%). Dabei sind Rupturen des
Schultereckgelenks (Tossi I-III) und Luxationen des Schultergelenks mit je 13,8% nach
Kontusionen die zweit- und dritthäufigsten Schulterverletzungen.
Bei Verletzungen des Oberschenkels handelt es sich überwiegend um Muskelzerrungen (35,7%). Diese betreffen in 4 von 5 Fällen die Adduktoren und in den verbleibenden
20% die vordere oder hintere Oberschenkelmuskulatur. Im Gegensatz dazu entfallen
3/4 aller Rupturen des Oberschenkels auf die vordere oder hintere Oberschenkelmus73
kulatur, während die Adduktoren in nur 1/4 der Fälle und somit relativ selten von Rupturen betroffen sind.
Rumpfverletzungen, die in der Verletzungsstatistik auf Platz 5 liegen, sind hauptsächlich
Kontusionen (65,4%), welche sich im Detail wie folgt auf den Rumpf verteilen: 23,1%
Brustkorb, 19,2% Brust-/Lendenwirbelsäule, je 11,5% stumpfes Bauchtrauma und
Rumpf allgemein. Die insgesamt 7,7% Frakturen (vgl. Abb. 27) betreffen in sämtlichen
Fällen den Brustkorb oder das Schulterblatt, ebenso entfallen alle Luxationen (7,7%)
auf die Brust-bzw. Lendenwirbelsäule. Bei Verletzungen des Sprunggelenks sind Kontusionen (44,4%) die dominante Verletzungsart. Distorsionen (22,2%) und Frakturen
(16,7%) sind aufgrund des Schutzes durch den Schlittschuh seltener zu beobachten.
Die verletzte Struktur des Sprunggelenks ist im Detail in der Regel nicht näher beschrieben worden. Nur in einem Fall wurden die sich zu 11,1% ereignenden Rupturen
des Sprunggelenks als Verletzung der Außenbänder konkretisiert.
Die Angaben der Befragten zu den Folgen ihrer Verletzungen sind in Abb. 28 veranschaulicht. Demnach war eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus in 9,1% der Fälle
notwendig, in einem von vier Fällen wurde zusätzlich eine Operation durchgeführt. In
63,1% der Fälle resultierte die Verletzung in einer Arbeitsunfähigkeit (vgl. Abb. 28).
Verglichen mit den Angaben zur Arbeitsunfähigkeit im VBG-Datensatz (AU=45,3%) haben Spieler mit Bagatellverletzungen ohne resultierenden Ausfall, den Fragebogen eher
selten ausgefüllt. In jeweils etwa 52% der Fälle fanden weitere ärztliche Behandlungen
bzw. Rehabilitationsmaßnahmen statt (vgl. Abb. 28).
Krankenhausaufenthalt (n=262)
Operation (n=113)
Arbeitsunfähigkeit (n=263)
Nachbehandlung (n=256)
nein
ja
Rehabilitation (n=258)
0
20
Abb. 28: Verletzungsfolgen im deutschen Profi-Eishockey
74
40
60
80 % 100
Wie sich die Verletzungsfolgen in Abhängigkeit von den sechs am häufigsten verletzten
Körperregionen verteilen ist in Abb. 29 dargestellt.
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Oberschenkel
Rumpf
Sprunggelenk
Krankenhausaufenthalt
Operation
Arbeitsunfähigkeit
Ärztl. Nachbehandlung
Rehabilitation
0
20
40
60
80
%
100
Abb. 29: Verletzungsfolgen in Abhängigkeit von den verletzten Körperregionen
Bei Spielern mit Verletzungen der Schulter sind überdurchschnittlich häufig eine stationäre Aufnahme (14,8%) sowie eine Operation (50,0%) notwendig gewesen. Hingegen
mussten Spieler mit Rumpfverletzungen nicht ins Krankenhaus eingewiesen werden.
Während Verletzungen des Kopfes und des Rumpfes relativ selten zu einer Arbeitsunfähigkeit führten, war bei Verletzungen der verbleibenden vier Regionen in 70,0-81,3%
der Fälle eine AU das Resultat der Verletzung (vgl. Abb. 29).
Bei Betrachtung der Dauer des Krankenhausaufenthaltes etc. werden die zentralen
Werte anhand des Median angegeben, da dieser weniger durch Extremwerte bzw.
linksschiefe Verteilungen verfälscht wird. So dauerte ein Krankenhausaufenthalt unabhängig von der verletzten Körperregion 3 Tage (Median). Bezogen auf die sechs relevanten Verletzungsregionen sind, wie in Abb. 30 veranschaulicht, Verletzungen des
Oberschenkels mit 9,5 Tagen mit einem längeren Krankenhausaufenthalt assoziiert. Die
Dauer der Arbeitsunfähigkeit beträgt 14 Tage (Median), wobei Spieler mit Kniegelenks(20,5 Tage) und Schulterverletzungen (18 Tage) länger ausfielen. Ebenso kristallisieren
sich Verletzungen des Kniegelenks und der Schulter sowie zusätzlich jene des Ober-
75
schenkels als diejenigen mit der längsten Rehabilitationsdauer heraus (Median Rehadauer gesamt=14 Tage) (vgl. Abb. 30).
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Oberschenkel
Rumpf
Sprunggelenk
Dauer
Krankenhausaufenthalt
Dauer
Arbeitsunfähigkeit
Häufigkeit
ärztl. Nachbehandlung
Dauer
Rehabilitation
0
5
10
15
20 Tage 25
Abb. 30: Verletzungsfolgen und deren Dauer in Abhängigkeit von den verletzten Körperregionen
(Median)
Somit scheinen hinsichtlich der Verletzungsfolgen insbesondere Verletzungen der Regionen Schulter, Kniegelenk, Oberschenkel und Sprunggelenk problematisch.
4.3.3
Zustandekommen der Verletzungen
Eine Erkenntnis aus den bisherigen Analysen ist, dass sich etwa ¾ aller Verletzungen
im Wettkampf ereignen. Da Situationen und Mechanismen dabei mit einem festen Regelwerk unter definierten Bedingungen stattfinden, lässt sich bei Wettkampfverletzungen am ehesten nachvollziehen, welcher Art die eishockeyspezifische Betätigung der
Verletzten war. Im Gegensatz dazu erschweren die vielfältigen Inhalte des Trainings,
welches ’On-Ice’ oder ’Off-Ice’ stattfindet, oder eventuelle Regelveränderungen bzw.
Zusatzaufgaben bei Trainingsspielen das Nachvollziehen der zur Verletzung führenden
Situationen und Aktionen. Um jedoch zu einer eindeutigen Darstellung des eishockeyspezifischen Verletzungsgeschehens zu gelangen, erscheint der Ausschluss von Trainingsverletzungen für die folgenden Analysen sinnvoll. Damit stehen 207 Fragebögen
bzw. Wettkampfverletzungen zur Analyse zur Verfügung.
76
Eine Auswertung der zum Zeitpunkt der Verletzung vorliegenden Spielkonstellation insgesamt und in Abhängigkeit von der verletzten Körperregion ergibt die in der unten
stehenden Tab. 18 zusammengefassten Verteilungen. So ereignen sich Verletzungen
am zweithäufigsten in Unterzahl-Spielsituationen.
Tab. 18: Spielkonstellation zum Unfallzeitpunkt insgesamt und in Abhängigkeit von der verletzten
Körperregion
n
Regular Play
(5:5)
Even Strength
(4:4, 3:3)
Power Play
(Überzahl)
Penalty Killing
(Unterzahl)
Gesamt
201
79,1
6,5
4,5
10,0
Angriff
119
83,2
5,0
5,9
5,9
Abwehr
68
72,1
8,8
2,9
16,2
Tor
10
80,0
10,0
0,0
10,0
Kopf
45
84,4
6,7
4,4
4,4
Kniegelenk
30
76,7
0,0
0,0
23,3
Schulter
26
80,8
3,8
7,7
7,7
Oberschenkel
15
73,3
6,7
6,7
13,3
Rumpf
21
76,2
9,5
4,8
9,5
Sprunggelenk
15
80,0
6,7
6,7
6,7
Körperregionen
Bei Betrachtung der verletzten Körperregionen bzw. dem Vergleich der jeweiligen relativen Häufigkeiten mit dem Gesamtmittelwert in der jeweiligen Kategorie ’Spielkonstellation’ zeigt sich, dass Kopfverletzungen eher im ’Regular Play’ entstehen. Im ‘Power
Play‘, dem Überzahlspiel, ereignen sich überdurchschnittlich häufig Verletzungen der
Schulter (7,7%), des Oberschenkels und des Sprunggelenks (je 6,7%). Verletzungen
des Rumpfes ereignen sich mit 9,5% häufiger im ’Even Strength‘. Knieverletzungen, als
zweithäufigste Verletzung im Eishockey, ereignen sich überdurchschnittlich häufig im
Unterzahlspiel, dem ‘Penalty Killing‘.
Der Zeitpunkt der Verletzung im Wettkampf wurde von den Befragten zum einen anhand der Anzahl der Einsätze und zum anderen anhand des Spieldrittels und der Spielzeit (in Minuten) angegeben. Die Verletzungsverteilung in Abhängigkeit von der Anzahl
der Einsätze ist in Abb. 31 dargestellt.
77
0 vorherige Einsätze
1 - 5 Einsätze
6 - 10 Einsätze
11 - 15 Einsätze
16 - 20 Einsätze
21 - 25 Einsätze
26 - 30 Einsätze
0
5
10
15
20
25
% 30
Abb. 31: Zeitpunkt der Verletzung nach Einsätzen (n=173)
Demnach verletzten sich etwa 3% der Spieler bei ihrem ersten Einsatz auf dem Eis. Die
meisten Verletzungen ereignen sich nach etwa 6-15 Einsätzen. Nur wenige der Verletzten haben mehr als 20 Einsätze (vgl. Abb. 31).
Der Verletzungszeitpunkt angegeben in Spieldritteln und in Spielminuten ist in Abb. 32
veranschaulicht. Dabei basieren die Angaben zur Verletzungshäufigkeit nach Spieldritteln auf einer separat anzukreuzenden Frage. Diese Zahlen weichen geringfügig von
den jeweiligen Summen der abgebildeten Spielzeit in Minuten ab, was darauf zurückzuführen sein kann, dass einige Spieler nicht die offizielle Spielzeit (laut Anzeigetafel)
sondern die gesamte verstrichene Spielzeit (inkl. Spielunterbrechungen) angegeben
haben.
Wie in Abb. 32 dargestellt, ereigneten sich die meisten Verletzungen der Befragten im
2. Spieldrittel. Die restlichen Verletzungen verteilen sich zu etwa gleichen Anteilen auf
das 1. und 3. Spieldrittel. Bei differenzierter Betrachtung der Spielzeit in Minuten zeigt
sich ein deutliches Verletzungshoch zu Beginn der zweiten Halbzeit. So ereignen sich
etwa 27% aller Verletzungen in der 21.-30. Spielminute, also in 16% der Spieldauer.
1 - 10 Minuten
1. Drittel:
27,8%
2. Drittel:
44,0%
3. Drittel:
26,3%
11 - 20 Minuten
21 - 30 Minuten
31 - 40 Minuten
41 - 50 Minuten
51 - 60 Minuten
Nachspielzeit
0
5
10
15
20
25
% 30
Abb. 32: Zeitpunkt der Verletzung nach Spielzeit (n=169) und Spieldritteln (n=209)
78
Der Zeitpunkt der Verletzung ausgedrückt anhand der Spieldauer in Minuten sowie den
Spieldritteln ist im Folgenden für die sechs am häufigsten betroffenen Körperregionen
abgebildet (s. Abb. 33). Bei Verletzungen des Kopfes und des Kniegelenks zeigen sich
hierbei keine Extremwerte. Im Gegensatz dazu ereignen sich überdurchschnittlich viele
Schulterverletzungen (40,9%) zu Beginn der zweiten Halbzeit (Spielminute 21-30). Weniger deutlich als bei den Schulterverletzungen zeigt sich auch für Verletzungen des
Rumpfes ein Verletzungshoch zu Beginn der zweiten Halbzeit. Am Ende des ersten und
letzten Spieldrittels ereignen sich Verletzungen des Oberschenkels relativ häufig. Letztendlich zeigt die Betrachtung der Sprunggelenksverletzungen überdurchschnittlich viele Verletzungsereignisse direkt zu Beginn des Spiels (Spielminute 1-10, 40,0%) sowie in
der ersten Hälfte der zweiten Halbzeit (30,0%) (vgl. Abb. 33).
1 - 10 Min
11 - 20 Min
21 - 30 Min
31 - 40 Min
41 - 50 Min
51 - 60 Min
61 - 80 Min
1. Drittel
22,4%
2. Drittel
46,9%
3. Drittel
28,6%
1 - 10 Min
11 - 20 Min
21 - 30 Min
31 - 40 Min
41 - 50 Min
51 - 60 Min
61 - 80 Min
1. Drittel
24,2%
2. Drittel
48,5%
3. Drittel
27,3%
1. Drittel
19,2%
2. Drittel
50,0%
3. Drittel
26,9%
1 - 10 Min
11 - 20 Min
21 - 30 Min
31 - 40 Min
41 - 50 Min
51 - 60 Min
61 - 80 Min
1. Drittel
40,0%
2. Drittel
20,0%
3. Drittel
33,3%
1 - 10 Min
11 - 20 Min
21 - 30 Min
31 - 40 Min
41 - 50 Min
51 - 60 Min
61 - 80 Min
1. Drittel
28,6%
2. Drittel
42,9%
3. Drittel
28,6%
1. Drittel
46,7%
2. Drittel
26,7%
3. Drittel
20,0%
1 - 10 Min
11 - 20 Min
21 - 30 Min
31 - 40 Min
41 - 50 Min
51 - 60 Min
61 - 80 Min
1 - 10 Min
11 - 20 Min
21 - 30 Min
31 - 40 Min
41 - 50 Min
51 - 60 Min
61 - 80 Min
0
5
10
15
20
25
30
35
40 % 45
Kopf (n=40)
Kniegelenk (n=27)
Schulter (n=22)
Oberschenkel (12)
Rumpf (n=16)
Sprunggelenk (n=10)
Abb. 33. Zeitpunkt der Verletzung in Abhängigkeit von den verletzten Körperregionen
79
Der Anteil derjenigen Spieler, die nach dem Verletzungsereignis nicht mehr eingesetzt
wurden, liegt bei 45,9%. Gemessen an diesem Mittelwert wurden Spieler mit Schulterverletzungen (64,0%) am häufigsten an der Spielfortführung gehindert. Ferner zwangen
Kopfverletzungen (55,6%), Verletzungen des Kniegelenks (48,4%) und des Oberschenkels (46,7%) die Eishockeyspieler überdurchschnittlich häufig dazu, sofort zu pausieren.
Über die Hälfte der Spieler (54,1%) hat nach dem Unfallereignis noch verletzt weitergespielt. Dabei ist es interessant, ob es sich bei diesen Verletzungen lediglich um Bagatellverletzungen handelte, die keine AU ausgelöst haben, bzw. welcher Natur diese Verletzungen waren. Es zeigt sich, dass immerhin 48,4% derjenigen Spieler, die verletzt
weitergespielt haben, prinzipiell arbeitsunfähig waren. Die resultierende Dauer der AU
lag dabei in 48,3% der Fälle bei weniger als einer Woche, bei 30,0% der Spieler bei ein
bis drei Wochen. 21,7% der Spieler, die verletzt weiterspielten, fielen für mehr als drei
und bis zu 20 Wochen aus. Die Analyse der verletzten Körperregion und der Verletzungsart für alle diejenigen, die verletzt weitergespielt haben (ob mit AU oder ohne), ergab, dass sich die Spieler zu knapp 40,0% Kontusionen und zu 9,2% Hautverletzungen
zugezogen hatten, die eher als Verletzungen leichterer Art eingestuft werden können.
Diese beiden Verletzungsarten ausgenommen, sind in Tab. 19 die sechs relevanten
Verletzungsregionen mit den jeweils zwei häufigsten Verletzungsarten für diejenigen
Spieler, die verletzt weitergespielt haben, zusammenfassend dargestellt.
Tab. 19: Spielfortführung trotz Verletzung – Verletzte Körperregion und Verletzungsart
(ausgenommen die Verletzungsarten Kontusion und Hautverletzung)
Verletzungsregion
n verletzt weitergespielt / n gesamt
Zwei häufigste Verletzungsarten (%)
Kopf
24 / 45
Fraktur (29,2), Gehirnerschütterung (20,8)
Kniegelenk
21 / 31
Bänderruptur (33,3), Distorsion (28,6)
Schulter
10 / 25
Distorsion (30,0), Bänderruptur (20,0)
Oberschenkel
11 / 15
Zerrung (45,5), Muskelruptur (9,1)
Rumpf
18 / 20
Fraktur (11,1), Trauma/Luxation (je 11,1)
Sprunggelenk
12 / 15
Bänderruptur (25,0), Fraktur (8,3)
Frakturen im Gesichtsbereich betreffen zum großen Teil die Zähne und stellen somit
Verletzung dar, die einen Spieler prinzipiell nicht an der Spielfortführung hindern müssen. Es scheint jedoch bedenklich, dass bei 20,8% derjenigen Spieler, die mit Kopfverletzung weiterspielten, eine Gehirnerschütterung vorgelegen hatte. Ebenso hatten
33,3% der Spieler, die trotz Knieverletzungen weiter am Wettkampf teilnahmen, Bänderrupturen des Kniegelenks erlitten. Weitere Angaben zur Art der Verletzungen bei
denjenigen, die nach dem Verletzungsereignis weiterspielten, sind der oben stehenden
Tab. 19 zu entnehmen.
80
Eine Betrachtung der Spielpositionen hat, wie im oberen Teil von in Abb. 34 veranschaulicht, ergeben, dass Verletzungen zu 59,9% die Angreifer, zu 34,2% die Verteidiger und zu 5,9% die Torhüter betreffen. Im Gesamtkollektiv sind die Spielpositionen wie
folgt verteilt: 56,3% Angreifer, 33,1% Verteidiger und 10,6% Torhüter. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich bei den Befragten nur um ein Teilkollektiv aller verletzten Profieishockeyspieler handelt, deutet sich beim Vergleich der entsprechenden
Mittelwerte nach Spielpositionen an, dass Angreifer häufiger von Verletzungen betroffen
sind als Spieler auf den anderen Spielerpositionen.
Angriff
Abw ehr
Tor
Gesamt (n=202)
Kopf (n=45)
Kniegelenk (n=32)
Schulter (n=27)
Oberschenkel (n=14)
Rumpf (n=20)
Sprunggelenk (n=15)
0
10
20
30
40
50
60 % 70
Abb. 34: Spielpositionen der befragten Verletzten insgesamt und in Abhängigkeit von der verletzten Körperregion
Darüber hinaus ist in Abb. 34 die Spielposition in Abhängigkeit von den verletzten Körperregionen dargestellt. Während sich Angreifer – verglichen mit dem Mittelwert für
Angreifer insgesamt s.o. – überdurchschnittlich häufig an der Schulter und am Sprunggelenk (je 66,7%) verletzten, sind die Verteidiger relativ gesehen häufiger von Kopfverletzungen (40,0%) betroffen. Torhüter verletzten sich überdurchschnittlich häufig am
Kniegelenk (12,5%) und Oberschenkel (28,6%), während Schulter- und Sprunggelenksverletzungen auf dieser Spielposition von geringer Relevanz zu sein scheinen.
81
Bei der Beantwortung des Fragebogens wurde den Spielern die Möglichkeit gegeben,
ihre Unfallposition auf einem in 14 Abschnitte eingeteilten Spielfeld zu markieren. Um
zu einer Einschätzung des Verletzungsrisikos in den jeweiligen Spielfeldabschnitten zu
gelangen, wurde der Anteil der Unfälle pro Spielfeldabschnitt durch den entsprechenden Anteil der Fläche an der Gesamtspielfläche dividiert. Wenn beispielsweise der Verletzungsanteil hinter dem eigenen Tor dem relativen Anteil dieser Fläche an der Gesamtspielfläche entspräche, läge das Verletzungsrisiko dort bei 1. Verletzungsraten <1
bedeuten somit ein relativ geringeres Verletzungsrisiko auf den entsprechenden Spielfeldflächen, Werte >1 signalisieren entsprechend höhere Verletzungsraten.
Das Verletzungsrisiko in Abhängigkeit von der Position auf dem Spielfeld ist in Abb. 35
für die Gesamtheit der Spieler veranschaulicht. Gemessen an einem mittleren Risiko
von 1, ist das Verletzungsrisiko hinter dem eigenen Tor doppelt so hoch. Weiterhin besteht in der zentralen und rechten Verteidigungszone, in der eigenen Hälfte der neutralen Zone links sowie in der Angriffszone links und hinter dem gegnerischen Tor (gelbe
Spielfeldabschnitte) ein erhöhtes Verletzungsrisiko.
2,05
1,05
1,51
0,41
1,31
1,35
0,39
0,20
0,76
1,48
0,55
0,82
0,96
Verteidigungszone
< 0,4
0,4-0,79
Neutrale Zone
0,8-1,19
1,2-1,59
1,25
Angriffszone
1,6-1,99
≥ 2,0
Abb. 35: Verletzungsraten in Abhängigkeit von der Spielfeldposition
(% Unfälle / % Spielfeldfläche, mittlere Risiko=1)
Es erscheint zusätzlich sinnvoll, die Unfallpositionen bzw. Verletzungsraten nach Positionen differenziert zu betrachten. Für den Torwart liegt die Verletzungsrate in der zentralen Verteidigungszone bei 6,46. Dabei wird auf die graphische Darstellung der Verletzungsraten für den Torwart verzichtet, da alle von den verletzten Torhütern markierten
Unfallpositionen diesem einen Spielfeldabschnitt zuzuordnen sind. Die Verletzungsraten
in Abhängigkeit von der Spielfeldposition sind für Angreifer in Abb. 36 und für Verteidiger in Abb. 37 dargestellt.
82
Für Angreifer zeigt sich ein erhöhtes Verletzungsrisiko auf beiden Seitenabschnitten der
Angriffszone sowie hinter dem gegnerischen Tor. Bemerkenswert ist das relativ hohe
Verletzungsrisiko der Angreifer hinter dem eigenen Tor sowie das mehr als doppelt so
hohe Verletzungsrisiko links in der eigenen Hälfte der neutralen Zone (vgl. Abb. 36).
1,53
1,05
2,12
0,47
1,20
0,87
0,46
0,34
1,01
0,90
0,47
1,18
1,50
Verteidigungszone
< 0,4
0,4-0,79
Neutrale Zone
0,8-1,19
1,2-1,59
1,53
Angriffszone
1,6-1,99
≥ 2,0
Abb. 36: Verletzungsraten für Angreifer in Abhängigkeit von der Spielfeldposition
(% Unfälle / % Spielfeldfläche, mittlere Risiko=1)
Für Verteidiger stellt sich das Verletzungsrisiko wie in Abb. 37 dar: Während die Verletzungsraten in den Abschnitten der neutralen Zone und der Angriffszone – mit einer
Ausnahme auf der linken Spielfeldseite (1,50) – zwischen 0,10 und 0,79 liegen und damit auf ein relativ geringes Verletzungsrisiko für Verteidiger in diesen Spielfeldabschnitten hindeuten, ist das Verletzungsrisiko in der Verteidigungszone erwartungsgemäß
überdurchschnittlich hoch. Dabei kommt es auf der rechten Spielfeldseite und hinter
dem eigenen Tor besonders häufig zu Unfallsituationen bzw. Verletzungsereignissen.
3,34
1,25
0,39
0,39
1,50
1,57
0,38
0,10
0,24
2,75
0,79
0,39
0,25
Verteidigungszone
< 0,4
0,4-0,79
Neutrale Zone
0,8-1,19
1,2-1,59
0,77
Angriffszone
1,6-1,99
≥ 2,0
Abb. 37: Verletzungsraten für Verteidiger in Abhängigkeit von der Spielfeldposition
(% Unfälle / % Spielfeldfläche, mittlere Risiko=1)
83
Um zu einem möglichst genauen Verständnis des Unfallherganges zu gelangen, werden im Folgenden die Beteiligung anderer Spieler und die Schiedsrichterentscheidung,
die zur Verletzung führenden Situationen und Aktionen sowie die eigens von den Spielern im Detail beschriebenen Verletzungssituationen und -mechanismen analysiert.
Die Beteiligung anderer Spieler an den jeweiligen Verletzungen insgesamt und in Abhängigkeit von der verletzten Körperregion ist in Tab. 20 dargestellt. Insgesamt betrachtet ist der Gegenspieler an 92,0% aller Verletzungen beteiligt. Relativ selten ereignen
sich Wettkampfverletzungen bei Beteiligung der Mitspieler oder der Gegen- und Mitspieler. In nur 1,0% der Fälle hat sich die Verletzung ohne die Beteiligung Anderer ereignet. Verletzungen des Kopfes, der Schulter und des Rumpfes ereignen sich überdurchschnittlich häufig unter Beteiligung des Gegenspielers. Im Gegensatz dazu kommt es
überdurchschnittlich häufig ohne jegliche Beteiligung Anderer zu Kniegelenks-, Oberschenkel- und Sprunggelenksverletzungen (vgl. Tab. 20). Mitspieler scheinen ebenfalls
überdurchschnittlich häufig an Verletzungen des Oberschenkels und des Sprunggelenks beteiligt zu sein. Insbesondere für diese beiden letzt genannten Verletzungsregionen sollten die Ergebnisse, aufgrund der geringen Fallzahlen, sowohl insgesamt (vgl.
Tab. 20) als auch in der entsprechenden Kategorien ‘Mitspieler‘ und ‘Keiner‘ (n ≤ 2),
nicht interpretiert werden.
Tab. 20: Beteiligung anderer Spieler an den jeweiligen Verletzungen insgesamt und in Abhängigkeit von der verletzten Körperregion (in %)
Gegenspieler
Mitspieler
Beide
Keiner
199
92,0
2,5
4,5
1,0
Kopf
46
95,7
2,2
2,2
0,0
Kniegelenk
31
90,3
0,0
0,0
9,7
Schulter
27
96,3
0,0
0,0
3,7
Oberschenkel
16
81,3
12,5
0,0
6,3
Rumpf
21
100,0
0,0
0,0
0,0
Sprunggelenk
13
84,6
7,7
0,0
7,7
n
Gesamt
Körperregion
84
Die Schiedsrichterentscheidungen beim Verletzungsereignis sind Tab. 21 zu entnehmen. So wurde in 4 von 5 zu Verletzung führenden Aktionen von den Schiedsrichtern
nicht auf Foul entschieden. Während darüber hinaus in 16,7% der Verletzungsereignisse ein gegnerisches Foul gepfiffen wurde, entschieden die Schiedsrichter relativ selten
auf ein Foul des Verletzten selbst oder ein Foul von Beiden.
Angriffsspieler geben zu 77,3% an, dass kein Foulspiel beim Unfallereignis vorlag, während ein gegnerisches (19,3%) sowie eigenes Foul (2,5%) überdurchschnittlich häufig
zur Verletzung führten (vgl. Mittelwerte für Foulspiel insgesamt Tab. 21). Bei Abwehrspielern und Torhütern hat mit 82,4% und 100,0% nach eigenen Angaben überdurchschnittlich häufig kein Foulspiel beim Verletzungsereignis vorgelegen.
Tab. 21: Foulspiel insgesamt und in Abhängigkeit von der verletzten Körperregion (in %)
kein Foul
gegnerisches
Foul
eigenes
Foul
Foul
von Beiden
203
80,8
16,7
2,0
0,5
Kopf
46
67,4
26,1
4,3
2,2
Kniegelenk
31
93,5
3,2
3,2
0,0
Schulter
27
74,1
25,9
0,0
0,0
Oberschenkel
15
100,0
0,0
0,0
0,0
Rumpf
21
85,7
14,3
0,0
0,0
Sprunggelenk
15
86,7
6,7
6,7
0,0
n
Gesamt
Körperregionen
Die jeweiligen Schiedsrichterentscheidungen in Abhängigkeit von der verletzten Körperregion sind ebenfalls in Tab. 21 zusammengefasst. Gegnerische Fouls wurden überdurchschnittlich häufig bei Kopf- und Schulterverletzungen gepfiffen. Bei Verletzungen
des Kniegelenks und Muskelverletzungen des Oberschenkels scheint relativ gesehen
seltener auf Foul entschieden worden zu sein.
Die Schutzausrüstung wurde in 7 Fällen, d.h. bei 3,8% der Befragten und somit relativ
selten beim Zustandekommen der Verletzung beschädigt. In drei Fällen erlitten die
Spieler eine Kopfverletzung, zwei zogen sich eine Ellbogenverletzung, einer eine
Rumpf- und eine weiterer Spieler eine Fußverletzung zu. (Qualitäts-)Mängel der
Schutzausrüstung scheinen somit wenig relevant zu sein. Analog hierzu geben verletzte
Eishockeyspieler Mängel an der Schutzausrüstung relativ selten als Grund für ihre Verletzung an (s. Abb. 38).
Die von den Spielern genannten Unfallgründe sind in Abb. 38 in absteigender Reihenfolge aufgelistet. Übertriebener Einsatz des Gegners, ein Regelverstoß bzw. Fehlverhalten Anderer werden am häufigsten als Gründe für das Zustandekommen der eigenen
Verletzung angegeben. Bei Verletzten, die hier einen Regelverstoß als Unfallgrund angegeben haben, entschieden die Schiedsrichter in 59,6% der Fälle nicht auf Foul.
85
Schlechte Technik des Gegners, eigenes Fehlverhalten und/oder eigener übertriebener
Einsatz werden mit 6,3-6,8% selten als Unfallgründe genannt. Relativ viele Spieler
(n=39) kreuzten die Kategorie ‘Sonstiges‘ an. Bei Durchsicht der entsprechenden Fragebögen zeigte sich, dass 26 Spieler die ‘sonstigen Gründe‘ auch konkret benannt haben und sich exakt die Hälfte (n=13) einer neuen Kategorie ‘Pech/Zufall/Unglück‘ zuordnen ließ. Diese Antwortkategorie wurde daher in der Gesamtverteilung der Unfallgründe (s. Abb. 38) berücksichtigt. Somit sehen knapp 7% aller Verletzten ihre Verletzung bzw. die Entstehung ihrer Verletzung als Pech oder unglücklichen Zufall an.
Übertriebener Einsatz des Gegners
Regelverstoß
Fehlverhalten anderer
Schlechte Technik des Gegners
Pech/Zufall/Unglück
Eigenes Fehlverhalten
Eigener übertriebener Einsatz
Unzureichendes Aufwärmen
Mängel Schutzausrüstung
Eigene schlechte Technik
Geringe Erholungsphase
Mängel am Stock
Eigene Konditionsmängel/Erschöpfung
Trainingsrückstand nach Pause
Sonstiges
0
10
20
30
40
%
50
Abb. 38: Unfallgründe (Mehrfachnennung möglich, Angaben in % der Fälle, n=190)
Bei der Angabe der zur Verletzung führenden Situationen und Aktionen hatten erneut
relativ viele Spieler (14,6% und 13,7%) die Kategorie ‘Sonstiges‘ angekreuzt. Anders
als bei den Unfallgründen, ließen sich die Angaben der Spieler hierbei keinen neuen
Antwortkategorien zuordnen, die bei der Vorgabe der Antworten hätten Berücksichtigung finden müssen. Die relativ häufigen Angaben sonstiger Verletzungssituationen
und -aktionen sind hier eher darauf zurückzuführen, dass die Verletzten nicht eindeutig
zwischen Situation und Aktion unterscheiden konnten. So führten die Spieler relativ
häufig die unter Verletzungssituation angekreuzten Antworten zusätzlich in der Kategorie ‘Sonstiges‘ bei der Frage nach Verletzungsaktionen auf, und umgekehrt. Dieses methodische Problem sollte bei eventuellen folgenden Befragungen dieser Art berücksichtigt werden und ggf. mittels neuer oder anderes formulierter Fragen möglichst umgangen werden.
86
Die zur Verletzung führenden Aktionen benennen die Spieler wie folgt:
Erlaubter Check
Kontakt Puck
Check von hinten
Check gegen die Bande
Stockschlag
Sonstiger unerlaubter Check
58,4%
unerlaubter Körperangriff
Hoher Stock
Beinstellen
Crosscheck
Rauferei/Schlägerei
Kontakt Tor
Sonstiges
0
5
10
15
20
%
25
Abb. 39: Verletzungsauslösende Aktionen (Mehrfachnennung möglich, Angaben in % der Fälle,
n=204)
In fast 25% der Fälle hat ein erlaubter Check und in 12,5% der Fälle ein Kontakt mit
dem Puck zur Verletzung geführt. Die acht nachfolgend aufgelisteten Aktionen, wie der
Check von hinten oder der Stockschlag, sich regelwidrige Aktionen (vgl. Abb. 39, rote
Balken), welche sich auf insgesamt 58,4% summieren. Somit stehen unerlaubte Aktionen an der Spitze der verletzungsauslösenden Aktionen im Eishockey.
Da diese regelwidrigen Aktionen gemäß dem Regelwerk entsprechend zu bestrafen
sind, wurden für diese Fälle die Schiedsrichterentscheidungen betrachtet. Eine Übersicht hierzu liefert Tab. 22.
87
Tab. 22: Regelwidrige, verletzungsauslösende Aktionen und Schiedsrichterentscheidung (n=200)
n
kein Foul
gegnerisches
Foul
eigenes
Foul
Check von hinten
25
68,0
32,0
0,0
Check gegen die Bande
22
77,3
18,2
4,5
8
37,5
37,5
25,0
Sonstiger unerlaubter Check
14
71,4
21,4
7,1
Unerlaubter Körperangriff
11
45,5
45,5
9,1
Stockschlag
21
81,0
19,1
0,0
Crosscheck
6
50,0
50,0
0,0
Hoher Stock
9
66,7
33,3
0,0
116
67,2
28,5
4,3
Verletzungsauslösende Aktionen
Beinstellen
Regelwidrige Aktionen
(Gesamtmittelwerte)
In 77,3% der Fälle wurde bei einem Check gegen die Bande und in 81,0% der Fälle bei
einem Stockschlag von den Schiedsrichtern nicht auf Foul entschieden. Der Gesamtmittelwert für all die in der oben stehenden Tabelle aufgelisteten Aktionen zeigt, dass
durchschnittlich 67,2% aller regelwidrigen Aktionen von den Schiedsrichtern nicht als
Foul beurteilt wurden. Hieraus ergeben sich eindeutige Ansätze zur Prävention aller
durch regelwidrige Aktionen verursachten Verletzungen im Profieishockey.
Die Situationen zum Unfallzeitpunkt sind wie folgt verteilt:
Check des Gegners
Eigener Check
Skaten/Gleiten vorwärts
Schussaktion
Skaten/Gleiten
Im Stand
Puckführung/Dribbling
Sturz
Antritt
Pass
Abstoppen
Skaten/Gleiten rückwärts
Sonstiges
0
10
20
30
40
%
50
Abb. 40: Verletzungsauslösende Situationen (Mehrfachnennung möglich, Angaben in % der Fälle,
n=205)
88
Der Check des Gegners liegt mit 41,0% relativ weit vor allen anderen Antwortmöglichkeiten an der Spitze der verletzungsauslösenden Situationen. In 10,2% der Fälle verletzten sich die Spieler bei Schussaktionen und in 9,3% der Fälle im Stand (vgl. Abb. 40).
Darüber hinaus hatten die Spieler die Möglichkeit, den Unfallhergang zu beschreiben,
woraus die Variablen ‘Verletzungssituation detailliert‘ und ‘Verletzungsmechanismus‘
kodiert wurden (s. Anhang A5+A6). Hierbei gibt es keine Mehrfachnennungen bzw.
-kodierungen, sodass die Antworten der Spieler eindeutig einer Verletzungssituation
bzw. einem -mechanismus zugeordnet wurden, abhängig davon wie präzise die Beschreibungen der Spieler waren.
Die von den Spielern im Detail beschriebenen Verletzungssituationen sind in Abb. 41
zusammenfassend dargestellt. Spieler, die relativ ungenaue Beschreibungen lieferten,
finden sich in der Regel in den Kategorien ‘Erlaubter Check‘ und ‘Unerlaubter Check‘.
Detailliertere Beschreibungen legen dar, dass sich 9,2% der Spieler bei der Arbeit in
den Ecken und 8,2% bei der Arbeit im Slot, d.h. im Bereich direkt vor dem Tor, verletzten. 7,2% der Fälle geben konkret an, angeschossen worden zu sein, 3,6% verletzten
sich bei einem willentlichen Schussblock. Weitere relevante Verletzungssituationen sind
Stockschlag, Zusammenstoß, Sturz auf das Eis, Check von hinten in die Bande und
Beinstellen (vgl. Abb. 41).
Erlaubter Check
Unerlaubter Check
Arbeit in den Ecken
Arbeit im Slot
Stockschlag
Angeschossen
Zusammenstoß
Sturz auf das Eis
Schussblock
Check von hinten in die Bande
Beinstellen
Ausweichen vor dem Gegner
Schussabwehr des Torwarts
Hoher Stock
Schlägerei
Bully
Richtungswechsel / Abbremsen
Sprint
Skaten / Gleiten ohne Gegner
Dribbling
Abgefälschter Puck
Gedränge am Boden
Poke Check*
Verlassen des Torraumes
Sonstiges
0
5
10
15
20
%
25
* Erlaubter Check des Torhüters, wenn er vor dem Tor bedrängt wird
Abb. 41: Verletzungssituationen nach Beschreibung der verletzten Spieler (n=195)
89
Bei Betrachtung der Verletzungsmechanismen, wie sie sich anhand der Spielerbeschreibungen darstellen, zeigt sich, dass der Kontakt mit dem Gegner (25,6%) den häufigsten Verletzungsmechanismus darstellt (s. Abb. 42). Der zweithäufigste Verletzungsmechanismus ist der Kontakt mit der Bande (20,0%), der dritthäufigste der Kontakt mit einem Schläger (19,0%). 6,2% der Spieler geben konkret ein Verdrehen, 2,9%
ein Stechen und 2,1% ein Umknicken als Verletzungsmechanismus an (vgl. Abb. 42).
Kontakt Person
Kontakt Bande
Kontakt Schläger
Kontakt Puck
Verdrehen
Kontakt Eis
Stechen
Umknicken
Kontakt Schlittschuh
Kontakt Plexiglaskante
Treten
Sonstiges
0
5
10
15
20
25
%
30
Abb. 42: Verletzungsmechanismus nach Beschreibung der verletzten Spieler (n=195)
Zum Aufdecken möglicher präventiver Ansätze insbesondere für spezielle Verletzungen, wurden Kombinationen der eishockeyspezifischen Verletzungssituationen und mechanismen in Abhängigkeit von den sechs am häufigsten im Profieishockey verletzten Körperregionen betrachtet. Aufgrund der relativ geringen Fallzahlen erfolgt eine semi-quantitative Betrachtung; auf die Angabe von %-Werten wird verzichtet. In Tab. 23
auf der nächsten Seite sind die Verletzungssituationen und -mechanismen entsprechend ihrer oben abgebildeten relativen Häufigkeiten absteigend aufgelistet. Die für die
jeweiligen Verletzungsregionen zutreffenden Kombinationen zwischen Verletzungssituationen und -mechanismen wurden in einer entsprechenden Farbe markiert.
Bei Kopfverletzungen zeichnet sich der Kontakt mit dem Schläger als wesentlicher Verletzungsmechanismus in Situationen wie der Arbeit in den Ecken, der Arbeit im Slot,
dem Bully oder dem Stockschlag ab. Darüber hinaus resultieren Kopfverletzungen aus
dem Kontakt mit dem Puck in unterschiedlichen Spielsituationen. Unerlaubte Checks
führten u.a. zu Kontakt mit der Bande oder einer Schlittschuhkufe und somit zu Kopfverletzungen der Eishockeyspieler (vgl. Tab. 23).
Verletzungen des Kniegelenks waren die Folge eines Kontaktes mit dem Gegner oder
eines Verdrehens des Kniegelenks in Spielsituationen wie erlaubten Checks, Arbeit in
den Ecken, Ausweichen vor dem Gegner bzw. Richtungswechseln oder Abstoppen
oder der Schussabwehr im Tor. Ebenso sind Stürze auf das Eis sowie der Kontakt mit
dem Puck relevante verletzungsauslösende Ereignisse (vgl. Tab. 23).
90
Kontakt
Plexiglaskante
Kontakt
Schlittschuh
Umknicken
Stechen
Kontakt Eis
Verdrehen
Kontakt Puck
Kontakt Schläger
Kontakt Bande
Kontakt Person
Tab. 23: Verletzungssituationen und -mechanismen für die sechs am häufigsten verletzten
Körperregionen (farbige Felder kennzeichnen vorliegende Kombinationen)
Erlaubter Check
Unerlaubter Check
Arbeit in den Ecken
Arbeit im Slot
Stockschlag
Angeschossen/Schussblock
Zusammenstoß
Sturz auf das Eis
Beinstellen
Ausweichen vor dem Gegner
Schussabwehr im Torraum
Hoher Stock
Bully
Richtungswechsel/Abstoppen
Sprint
Dribbling
Abgefälschter Puck
Kopf
Kniegelenk
Schulter
Oberschenkel
Rumpf
Sprunggelenk
Verletzungen der Schulter resultieren relativ häufig aus dem Kontakt mit der Bande
oder dem Kontakt mit dem Eis. Diese Verletzungsmechanismen wiederum sind die Folge unerlaubter Checks, der Arbeit in den Ecken, Beinstellen und Stürzen (vgl. Tab. 23).
Oberschenkelverletzungen sind auf der einen Seite das Ergebnis eines Kontaktes mit
dem Gegner in Spielsituationen wie erlaubten und unerlaubten Checks, der Arbeit in
den Ecken oder dem Ausweichen vor dem Gegner. Auf der anderen Seite wird der Me91
chanismus Stechen relativ häufig von den Verletzten genannt. Dieser bezeichnet speziell die Entstehung einer Muskelzerrung oder -ruptur. Die verletzungsauslösenden Spielsituationen waren u.a. Sprints oder Richtungswechsel/Abstoppen (vgl. Tab. 23).
Verletzungen des Rumpfes resultieren primär aus dem Kontakt mit dem Gegner. Ebenso führt ein Kontakt mit der Bande oder dem Schläger zu Rumpfverletzungen. Hierbei
deuten sich Checks, Arbeit in den Ecken und im Slot, Zusammenstöße, der Schussblock bzw. das Angeschossen werden sowie der Stockschlag als Verletzungssituationen an (vgl. Tab. 23).
Der häufigste Verletzungsmechanismus des Sprunggelenks ist der Kontakt mit dem
Puck bei der Arbeit im Slot oder dem Schussblock bzw. dem Angeschossen-werden.
Das Umknicken deutet sich ebenfalls als Verletzungsmechanismus an (vgl. Tab. 23),
was aufgrund der durch den Schlittschuh gebotenen Stabilität verwunderlich erscheint.
Abschließend ist nochmals darauf hinzuweisen, dass die Ergebnisse bezüglich der Verletzungssituationen und Mechanismen in Abhängigkeit von den verletzten Körperregionen aufgrund der relativ geringen Fallzahlen nicht überinterpretiert, aber dennoch als
Anhaltspunkte für die Ableitung sportartspezifischer Präventivmaßnahmen herangezogen werden können.
92
5
DISKUSSION
Nach einer einleitenden Reflexion zur methodischen Vorgehensweise bei der vorliegenden Erhebung, wird die Verletzungsproblematik im Profieishockey, so wie sie sich
vor dem Hintergrund der Literatur sowie der vorliegenden Datensätze darstellt, diskutiert. Den Abschluss bilden Vorschläge zur Prävention eishockeyspezifischer Verletzungen.
5.1
Methodische Aspekte
Die Daten der VBG erlauben eine valide Deskription der im deutschen Profieishockey
auftretenden Verletzungen sowie der daraus resultierenden Arbeitsunfähigkeiten und
Kosten, sodass Verletzungsschwerpunkte klar herausgestellt werden können. Für die
Ableitung sportartspezifischer, präventiver Maßnahmen ist jedoch zusätzlich die Betrachtung der jeweiligen zur Verletzung führenden Unfallereignisse notwendig. Daher
wurden im Verlauf des Projektes sämtliche Berufseishockeyspieler, die in der Saison
2007/2008, d.h. zwischen dem 01.07.2007 und dem 30.06.2008 einen Unfall beim Eishockeyspielen bei der VBG angezeigt haben, anhand eines eigens entwickelten, sportartspezifischen Fragebogens befragt (s. Anhang A3+A4). Die erhobenen Daten erlaubten schließlich eine genauere Analyse eishockeyspezifischer Verletzungsmuster, wobei
letztere die Grundlage für die Ableitung spezieller Präventivmaßnahmen darstellen. Im
Bezug auf die vorliegenden Datensätze ergaben sich jedoch einige methodisch problematische Aspekte, die im Folgenden dargelegt werden sollen.
Bei dem VBG-Datensatz handelt es sich um die Gesamtheit der Verletzungen, die der
Versicherung gemeldet wurden, weshalb mittelschwere bis schwere Verletzungen
überwiegen. Leichte, so genannte Bagatellverletzungen, die eher selbst behandelt werden bzw. die keine abrechenbaren Kosten verursacht haben, werden hingegen seltener
erfasst. Dies sollte bei vergleichender Betrachtung der eigenen Befunde mit den Ergebnissen anderer Studien berücksichtigt werden.
Die Anzahl der in den jeweiligen Monaten registrierten Unfälle wurde zu Beginn des
Folgemonats seitens der VBG bekannt gegeben, sodass im Anschluss die sportartspezifischen Fragebögen versandt wurden. Dabei ist kritisch anzumerken, dass die verletzten Eishockeyspieler zum einen die Fragebögen aufgrund des Versandes an die Vereine zwei bis sechs Wochen nach dem Unfall erhielten, und zum anderen retrospektiv
Angaben zu der Verletzung und dem genauen Unfallhergang, einschließlich Spielsituation, Anzahl der Einsätze bis zur Verletzung etc., machen sollten. Dem gegenüber hat
eine prospektive sowie objektive Erfassung der aufgetretenen Verletzungen vor Ort in
den jeweiligen Vereinen im Rahmen epidemiologischer Forschung prinzipiell Vorrang.
Allerdings handelt es sich hierbei um eine personell und finanziell äußerst aufwendige
Methode, da in den jeweiligen Vereinen konkrete Ansprechpartner vorhanden sein und
instruiert werden müssen, um die Registrierungen der auftretenden Verletzungen vornehmen. Daher stellt das aktuelle Projekt eine praktikable Möglichkeit dar, die Gesamtheit der verletzten Eishockeyspieler aller Vereine der drei Profiligen über eine gesamte
Saison zu ihren an die VBG gemeldeten Verletzungen zu befragen.
93
Für den gesamten Erhebungszeitraum einer Saison liegt der Rücklauf der sportartspezifischen Fragebögen bei 11,6% und kann beim Vergleich zu vorangehenden Projekten
im Profihandball und Profifußball prinzipiell als zufriedenstellend beurteilt werden. Dennoch sei im Zusammenhang mit dem Gesamtrücklauf auf zwei Aspekte hingewiesen,
die im Gegensatz zu Handball und Fußball auf eine spezielle Charakteristik im Eishockey zurückzuführen sind. Knapp 15% der Profieishockeyspieler wechselten während
der Saison 2007/2008 ein bis drei Mal den Verein. Von daher ist es wahrscheinlich,
dass eine gewisse Anzahl an Fragebögen, welche den verletzten Spielern über die
Vereine zugesandt wurden, diese Spieler gar nicht erreichten, da die Spieler zum entsprechenden Zeitpunkt bereits in einem anderen Verein tätig waren. Daher sollten für
zukünftige derartige Projekte Möglichkeiten geschaffen werden, die Fragebögen parallel
oder zumindest zeitnäher zur jeweiligen Unfallmeldung, die an die VBG erfolgt, zur Verfügung zu stellen. Die zeitliche Nähe zum Unfallereignis könnte sich positiv auf die Bereitschaft zum Ausfüllen der Fragebögen und damit auf den Gesamtrücklauf auswirken.
Überdies zeigte sich ein relativ starker Abfall der Rücklaufquote von 18,7% in der ersten
Saisonhälfte (Juli bis Dezember) auf 4.6% in der zweiten Saisonhälfte (Januar bis Juni).
Bei der Ursachenanalyse erscheint zunächst der Spielmodus im Eishockey relevant. So
ist die Saison für jene Mannschaften, die nicht an den Play Offs bzw. Play Downs teilnehmen, direkt nach der Hauptrunde im März beendet und ebenso nach und nach für
jede Mannschaft die aus den Play Offs bzw. Play Downs ausscheidet. So erreichten
uns Rücksendungen einiger Vereine, in denen mitgeteilt wurde, dass sich die betroffenen Spieler bereits in der Sommerpause befänden. Darüber hinaus könnte die Bereitschaft zum Ausfüllen des Fragebogens bei denjenigen Spielern relativ gering gewesen
sein, die mit ihrer Mannschaft um den Einzug in die Play Offs sowie gegen Ende der
Saison um die deutsche Meisterschaft oder aber zumindest in der zweiten oder dritten
Liga um den Klassenerhalt kämpften. Unabhängig davon sollte auch die möglicherweise sinkende Bereitschaft häufiger verletzter Spieler, den Fragebogen im Verlauf der
Saison mehrmals auszufüllen, für den sukzessiv sinkenden Rücklauf in Erwägung gezogen werden.
Unabhängig von der Saisonphase war der Rücklauf aus Vereinen der 2. Bundesliga mit
knapp 17% am höchsten, was auf eine unterschiedliche Kooperationsbereitschaft der
Vereine hinsichtlich sportunfallpräventiver Aspekte in den drei Ligen zurückgeführt werden kann. Hinweise hierzu gibt eine Studie im Auftrag der VBG zu motivationalen Bedingungen der Nutzung der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) im professionellen
Eishockeysport (2007). Dort konnte nachgewiesen werden, dass die positive Einstellung der Spieler zu Prävention stark abhängig ist von einer positiven Einstellung des
Vereinsmanagements hierzu 25. Eishockeyspieler aus Vereinen, in denen kein großer
Wert auf Verletzungsprävention gelegt wird, werden den Fragebogen daher vermutlich
seltener ausgefüllt haben, als jene Spieler, deren Vereine die Prävention von Verletzungen als sinnvoll erachten.
Der Fragebogen wurde den Spielern in deutscher und englischer Sprache zugeschickt.
Da Kanadier und US-Amerikaner mit knapp 74% den größten Anteil der ausländischen
Spieler ausmachen und die englische Sprache zudem die Standardsprache im Eisho-
94
ckey darstellt, kann das zusätzliche Angebot des Fragbogens in englischer Sprache als
sinnvoll erachtet werden.
Der RUB-Datensatz, der mit 273 Verletzungen nur ein Teilkollektiv des VBGDatensatzes der Saison 2007/2008 (n=2361) umfasst, kann aufgrund der vergleichbaren Verletzungsverteilungen als annähernd repräsentativ betrachtet werden.
Abschließend sei auf eine inhaltliche Problematik des Fragebogens hingewiesen. Im
Zusammenhang mit den Unfallursachen, gaben die verletzten Eishockeyspieler relativ
häufig „sonstige“ Verletzungssituationen und -aktionen an. Ursächlich scheint, dass die
Verletzten nicht eindeutig zwischen Situation und Aktion unterscheiden konnten. So
führten die Spieler relativ häufig die unter Verletzungssituation angekreuzten Antworten
zusätzlich in der Kategorie ‘Sonstiges‘ bei der Frage nach Verletzungsaktionen auf, und
umgekehrt. Dieses methodische Problem sollte bei eventuellen folgenden Befragungen
dieser Art berücksichtigt werden.
5.2
Verletzungsproblematik im Profieishockey
Die folgende synoptische Betrachtung der eigenen Befunde und der Literaturergebnisse
im Hinblick auf das Verletzungsgeschehen ermöglicht eine relativ umfassende Darstellung der Verletzungsproblematik im Profieishockey. Dabei sind die im vorangehenden
Kapitel genannten methodischen Einschränkungen der eigenen Erhebung aber auch
jene der epidemiologischen Studien aus der Literatur zu berücksichtigen, in denen uneinheitliche Definitionen des Begriffs Verletzung, variierende Untersuchungszeiträume
und Grundkollektive die Vergleichbarkeit und Interpretation der Ergebnisse erschweren.
Trotz dieser Limitationen deuten sich dennoch grundsätzliche Übereinstimmungen bezüglich der Verletzungsschwerpunkte, der Ursachen und weiterer Aspekte des Verletzungsereignisses an. Bevor diese zusammenfassend herausgestellt werden, wird das
Verletzungsrisiko im Profieishockey diskutiert.
Verletzungsrisiko
Gemäß der aktuellen Erhebung im Profieishockey ereignen sich 3/4 aller Verletzungen
in offiziellen Wettkämpfen. In diesem Zusammenhang konnte, je nach Liga, ein 68-108
Mal höheres Verletzungsrisiko im Wettkampf gegenüber dem Training nachgewiesen
werden. In der DEL liegt das Risiko bei 47 Verletzungen pro 1000 Wettkampfstunden
(Wkh), in der 2. Bundesliga bei ca. 25/1000 Wkh und in der Oberliga bei ca. 23/1000
Wkh. Damit ist das Verletzungsrisiko, zumindest was Wettkämpfe anbetrifft, in der DEL
gegenüber den nachfolgenden Ligen etwa doppelt so hoch. Auch die Tatsache, dass
98% der DEL-Spieler in der Saison 2007/2008 mindestens eine Verletzung bei der VBG
zur Anzeige gebracht haben, deutet auf ein relativ hohes Verletzungsrisiko in der höchsten Spielklasse in Deutschland hin. Literaturergebnisse bestätigen den Trend eines
steigenden Verletzungsrisikos mit zunehmendem Spielniveau 13.
In Abhängigkeit von der Definition des Begriffs Verletzung können Inzidenzen relativ
stark variieren. In prospektiven Studien wurden sämtliche Verletzungen eingeschlossen,
die zu mindestens einem Tag Ausfall im Training oder Wettkampf führten. Aus Gründen
95
der besseren Vergleichbarkeit der eigenen Ergebnisse mit jenen aus der Literatur, wurden bei der eigenen Berechnung der Inzidenzen lediglich diejenigen Verletzungen berücksichtigt, die laut VBG-Daten in mindestens einem Tag Arbeitsunfähigkeit resultierten. Dabei scheint das aktuell im deutschen Profieishockey ermittelte Verletzungsrisiko
mit 23-47 Verletzungen pro 1000 Wkh gegenüber dem in anderen Arbeiten ermittelten
Risiko von 36-83 Verletzungen pro 1000 Wettkampfstunden relativ gering. In diesem
Zusammenhang ist fraglich, ob es sich bei den in anderen Arbeiten erfassten Verletzungen um derart relevante Verletzungen handelte, dass sie gleichzeitig zu einer Anzeige bei der zuständigen Versicherung geführt haben. Zudem scheint ein Tag Trainings- bzw. Wettkampfausfall eines Spielers nicht mit einer offiziellen Arbeitsunfähigkeit
gleichgesetzt werden zu können. Bei vergleichender Betrachtung der Dauer des Ausfall
bzw. der AU stellte sich bestätigend heraus, dass deutsche Profieishockeyspieler in der
aktuellen Erhebung in 30% der Fälle leichtere Verletzungen mit 1-7 Tagen AU erlitten,
während es sich in anderen Arbeiten zu 61-88% um solche leichten Verletzungen mit 17 Tagen Ausfall handelte. So scheinen prospektive Studien u.a. durch die zeitnahe Erfassung mehr leichtere Verletzungen registriert zu haben, was die mehrheitlich höheren
Verletzungsinzidenzen erklären würde. Bei separater Betrachtung einer Studie aus
Deutschland, die über 10 Jahre (1986-1995) Verletzungen der Stammkaderspieler
deutscher Nationalmannschaften untersuchte, zeigt sich mit einem ermittelten Verletzungsrisiko von 46/1000 Wkh eine relativ gute Übereinstimmung zum Verletzungsrisiko
in Deutschlands höchster Spielklasse (DEL=47/1000 Wkh).
Über eine derartige Einordnung der eigenen Ergebnisse hinaus erscheint es, aufgrund
der methodischen Problematik und der eingeschränkten Vergleichbarkeit der eigenen
Ergebnisse mit den Literaturbefunden, jedoch nicht sinnvoll, Rückschlüsse auf die Veränderung des Verletzungsrisikos im zeitlichen Verlauf zu ziehen. Hierzu können ausschließlich die Ergebnisse einer vergleichenden Betrachtung der VBG-Daten aus den
Saisons 2006/2007 und 2007/2008 herangezogen werden. Dabei zeigt sich insbesondere für die DEL, dass die Verletzungsrate von 2,6 auf 3,0 Verletzungen pro 100 Spieler
pro Saison (vgl. Tab. 11, S. …) angestiegen ist.
Überdies deutet sich anhand der eigenen Daten eine Abhängigkeit des Verletzungsrisikos vom Alter der Eishockeyspieler an. In der DEL zeigte sich, dass Spieler unter 20
Jahren deutlich häufiger von Verletzungen betroffen waren, als jene der übrigen Altersgruppen. Die Literatur bestätigt ein steigendes Verletzungsrisiko mit zunehmendem Alter. Eine mögliche Erklärung hierfür, könnte eine für die jungen Spieler bis dato ungewohnte Spielhärte im Seniorenbereich bzw. in der höchsten Spielklasse sein. Diese
Problematik der Jungprofis, die beim Übergang von Jugend- zu Seniorenmannschaften
körperlich häufig überfordert zu sein scheinen, ist ebenfalls aus anderen Mannschaftssportarten bekannt. In diesem Zusammenhang sollte von den Verantwortlichen im Eishockey jedoch kritisch hinterfragt werden, inwieweit eine Einstellung, junge Spieler hart
zu checken und ihnen ihre Grenzen im Senioren-Profibereich aufzuzeigen, verbreitet
ist, und für die relativ hohe Verletzungsquote bei den unter 20 Jährigen Jungprofis von
Bedeutung sein könnte.
Nicht zu trennen ist diese Problematik von dem ebenfalls altersabhängigen athletischen
Ausbildungsgrad. Ältere Spieler sind größer, schwerer und haben einen höheren BMI.
96
Da ein hoher BMI als Indikator für einen relativ hohen Muskelanteil am Gesamtkörpergewicht gilt, ist es wahrscheinlich, dass die älteren Eishockeyspieler einen besseren
athletischen Trainingsstatus aufweisen als die jüngeren.
Verletzungen und Ursachen
Eishockeytypische Verletzungen und damit die Verletzungsschwerpunkte im Profieishockey werden im Folgenden anhand der am häufigsten verletzten Körperregionen sowie
Verletzungsarten herausgestellt.
Die Analyse der VBG-Daten sowie der Literatur hinsichtlich verletzter Körperregionen
ergab, dass der Kopf – einschließlich Nacken – (24,9-26,7%), das Kniegelenk (10,913,5%), die Schulter (9,8-13,3%) sowie der Oberschenkel (9,4-14,7%) die am häufigsten verletzten Körperregionen im Profieishockey darstellen. Während Verletzungen des
Sprunggelenks und des Rumpfes in der Literatur von untergeordneter Bedeutung zu
sein scheinen, erweisen sie sich im deutschen Profieishockey mit 9,4% und 9,5% ebenfalls als relevante Verletzungsregionen. Alle weiteren Körperregionen waren sowohl in
der Literatur als auch in den eigenen Daten mit jeweils maximal 6% relativ selten von
Verletzungen betroffen. Bei einer ligenspezifischen Betrachtung der VBG-Daten zeigt
sich, dass die relative Wahrscheinlichkeit für Verletzungen des Kniegelenks mit zunehmender Spielklasse steigt (OL: 10,4%, 2. BL: 13,7%, DEL: 15,5%), sodass Kniegelenksverletzungen bei ligenspezifischer Betrachtung in der DEL relativ betrachtet das
größte Problem darstellen.
Zur Vergleichbarkeit der eigenen Ergebnisse mit jenen aus der Literatur erfolgte eine
separate Analyse der im deutschen Profieishockey vorliegenden Verletzungsarten. Dabei liegen Kontusionen mit 31,0% an der Spitze, was im Wesentlichen auf die Charakteristik der Sportart bzw. die durch das Regelwerk erlaubten Bodychecks zurückzuführen
sein dürfte. Dem gegenüber ermittelten andere Studien – ausgehend von den in einer
Übersichtsarbeit ermittelten Mittelwerten für die Jahre 1996-2000 – fast 10% weniger
Kontusionen. Hautverletzungen wurden in anderen Studien mit durchschnittlich 15,1%
relativ gesehen häufiger registriert als in der aktuellen Erhebung. Dies könnte jedoch
darauf zurückgeführt werden, dass Hautverletzungen, die – wenn überhaupt – von den
Spielern als eher leichtere Verletzungen eingestuft werden, seltener bei der VBG gemeldet werden.
Eine derartige separate Darstellung der Verletzungsarten erscheint jedoch eher aus
medizinisch-therapeutischer Sicht hilfreich zu sein. Für eine Darstellung der Verletzungsproblematik sowie für die Ableitung präventiver Maßnahmen ist es jedoch eher
von Interesse, die Verletzungsarten in Abhängigkeit von den verletzten Körperregionen
zu betrachten. In der folgenden Zusammenfassung der eigenen Ergebnisse, die – wo
es sinnvoll erscheint – um Befunde der Literatur ergänzt werden, liegt der Fokus auf
den sechs am häufigsten im deutschen Profieishockey verletzten Körperregionen Kopf,
Kniegelenk, Schulter, Oberschenkel, Sprunggelenk und Rumpf. Zusätzlich werden die
ermittelten Verletzungsursachen sowie weitere nennenswerte Erkenntnisse bezüglich
der jeweiligen Verletzungen kombiniert diskutiert. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass
die Ergebnisse bezüglich der Verletzungssituationen und Mechanismen in Abhängigkeit
97
von den verletzten Körperregionen aufgrund der relativ geringen Fallzahlen nicht überinterpretiert, aber dennoch als Anhaltspunkte für die Ableitung sportartspezifischer Präventivmaßnahmen herangezogen werden dürfen.
Bei detaillierter Analyse der Kopfverletzungen stellen sich Gehirnerschütterungen und
Hautverletzungen des Gesichtes mit jeweils ca. 24% übereinstimmend mit der Literatur
als Verletzungsschwerpunkte dar. In knapp 18% aller Kopfverletzungen handelt es sich
um Zahnfrakturen, wobei sämtliche der betroffenen Spieler angaben, einen Mundschutz
getragen zu haben. Es kann jedoch nicht geklärt werden, ob diese Verletzten hier nicht
eher gemäß eines erwünschten Verhaltens oder aus versicherungstechnischen Gründen das Tragen eines Mundschutzes angaben. 9% aller Kopfverletzungen waren Schädelfrakturen, was unter der Voraussetzung, dass ein Helm getragen wurde, auf eine relativ große Krafteinwirkung schließen lässt. In der gesamten Saison 2007/2008 wurde
keine Augenverletzung registriert, was dem Trend im internationalen Eishockey entspricht und möglicherweise auf das obligatorische und korrekte Tragen eines Halbvisiers zurückgeführt werden kann.
Bei der Analyse der Ursachen für Kopfverletzungen zeichnet sich der Kontakt mit dem
Stock als wesentlicher Verletzungsmechanismus in Situationen wie der Arbeit in den
Ecken, der Arbeit im Slot (direkt vor dem Tor) oder dem Bully ab. Darüber hinaus führten Kontakte mit dem Puck überwiegend vor dem Tor z.B. beim absichtlichen Schussblock oder aber unerlaubte Checks in Verbindung mit einem Kontakt mit der Bande zu
den oben genannten Kopfverletzungen. Bei gesonderter Betrachtung von Gehirnerschütterungen werden in der Literatur ebenfalls Checks (gegen die Bande) und Stockschläge als verletzungsauslösende Aktionen genannt. Dabei können drei Verletzungsmechanismen unterschieden werden:
• der direkte Schlag gegen den Kopf bzw. Helm
• der direkte, seitliche Schlag gegen das Gesicht
• der Schlag gegen das Kinn 9.
Bei einer Analyse der Verletzungsschwere zeigte sich anhand der VBG-Daten zunächst, dass Kopfverletzungen seltener in einer AU resultieren als Verletzungen des
Kniegelenks, der Schulter oder des Oberschenkels. Diejenigen, die verletzungsbedingt
arbeitsunfähig waren, fielen mit durchschnittlich 10 Tagen relativ kurz aus. So stellt sich
die Frage, ob es sich bei Kopfverletzungen tatsächlich um eher leichte Verletzungen
handelt oder diese Verletzungen bagatellisiert werden?
Hautverletzungen des Gesichts, wie z.B. Riss- und Schnittwunden, sowie Zahnfrakturen
hindern die betroffenen Spieler vermutlich relativ selten am schnellen Wiedereinstieg in
das sportliche Training und Wettkampfgeschehen. Sie können relativ einfach behandelt
werden und erscheinen im Hinblick auf mögliche Spätfolgen eher unbedenklich. Platzwunden hinlassen allenfalls Narben, die unter den Spielern jedoch eher als Trophäen
harter Zweikämpfe gelten, sodass junge Spieler es kaum erwarten können, sich ihre
erste Narbe als Symbol eines körperbetonten Spiels zuzuziehen.
98
Gehirnerschütterungen resultieren in einer durchschnittlichen Ausfallzeit von 6 Tagen
55
. Bei unter 7 Tagen Ausfall wären sie der Klassifizierung der Literatur zufolge demnach als leichte Verletzung einzustufen. Zur Beurteilung der Problematik von Gehirnerschütterungen im Profieishockey erscheint es in diesem Zusammenhang allerdings
notwendig, die Verletzungsschwere nicht ausschließlich anhand der aktuellen Ausfallzeit, sondern auch anhand der Gesamtproblematik dieser Verletzung zu beurteilen.
Hierbei wird insbesondere auf die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis im Umgang
mit diesen Verletzungen hingewiesen. Im Rahmen zweier internationaler Kongresse zu
Gehirnerschütterungen im Sport wurden sogenannte ’Return-to-play’ Richtlinien zur
bestmöglichen Beurteilung der Sportfähigkeit der Betroffenen erarbeitet. In der Praxis
zeige sich jedoch, dass der betroffene Spieler häufig schon nach wenigen Tagen frei
von Symptomen sei und auf die Rückkehr ins sportliche Training sowie auf einen Einsatz im Wettkampf dränge, was von Trainern in der Regel gewährt werde. Dabei konstatiert ein Autor, dass die Gehirnzellen nach einer Gehirnerschütterung für einen bislang
unbekannten Zeitraum anfällig blieben, was in gravierenden Spätfolgen oder aber, aufgrund reduzierter Reaktionszeit, in weiteren Verletzungen resultieren könne 9. Außerdem zeigten sich insbesondere nach wiederholtem Auftreten Ausfallerscheinungen oder
irreversible Schäden, die normalerweise zu einem sofortigen Ausstieg aus der Sportart
führen sollten 55. Eine defizitäre Sofortdiagnose auf dem Spielfeld erweist sich als weiteres Problem im Umgang mit Gehirnerschütterungen. So zeige sich, dass Spieler relativ
häufig mit Gehirnerschütterungen weiterspielten, die im Nachhinein zu einer Arbeitsunfähigkeit der Betroffenen führten 9. Dies kann anhand der eigenen Daten bestätigt werden. 1/3 der deutschen Profieishockeyspieler hat mit bzw. trotz Gehirnerschütterung
weitergespielt.
Bei Betrachtung der Gesamtproblematik von Gehirnerschütterungen im Profieishockey
seien die folgenden Aspekte festgehalten:
• Gehirnerschütterungen ereignen sich mindestens einmal pro Saison pro Mannschaft; mindestens 20% der Eishockeyspieler erleiden während ihrer aktiven
Laufbahn eine Gehirnerschütterung.
• Insbesondere das wiederholte Auftreten stellt ist im Hinblick auf die irreversiblen
Spätfolgen ein wesentliches Problem dar.
• Die Dauer der Ausfallzeit wird wesentlich von der subjektiven Einschätzung und
Selbstverantwortung der verletzten Spieler bestimmt.
• Gehirnerschütterungen scheinen seitens der Spieler bagatellisiert zu werden.
• Insbesondere Trainer und betreuende Personen scheinen sich der Verantwortung
beim Umgang mit diesen Verletzungen nicht ausreichend bewusst zu sein.
• Die Sofort-Diagnose von Gehirnerschütterungen auf dem Spielfeld sowie die Beurteilung eines möglichen Wiedereinstiegs nach einer Verletzungspause Bedarf
einer Optimierung.
Das Kniegelenk ist mit 13,5% die am zweithäufigsten verletzte Körperregion im deutschen Profieishockey. Dabei handelt es sich zu jeweils 30,0% um Distorsionen oder
Rupturen und zu 25,0% um Kontusionen des Kniegelenks. Eine von drei Distorsionen
99
(10%) und zwei von drei Rupturen (20%) betreffen das Innenband. Die Literatur bestätigt Distorsionen bzw. Rupturen des Innenbandes als die wahrscheinlich häufigsten
schweren Verletzungen des modernen Eishockey. Das Risiko wird auf 1-4 Innenbandverletzungen pro Profimannschaft pro Saison geschätzt. Schwedische Profieishockeyspieler, die retrospektiv befragt wurden, gaben zu 42% an, in ihrer Eishockeykarriere
bereits eine Kniegelenksverletzung erlitten zu haben. Dabei hatten sich 60% eine Ruptur des Innenbandes, 15% eine Meniskusläsion und 12% eine Ruptur des vorderen
Kreuzbandes (VKB) zugezogen 53. Demnach scheinen VKB-Rupturen, übereinstimmend mit den eigenen Befunden, im Eishockey nicht ein derart großes Problem darzustellen, wie z.B. im Handball oder Fußball.
Ausgehend von den eigenen Daten waren Verletzungen des Kniegelenks häufig die
Folge eines Kontaktes mit dem Gegner oder eines Verdrehens des Kniegelenks in
Spielsituationen wie erlaubten Checks, Arbeit in den Ecken oder Ausweichen vor dem
Gegner bzw. Richtungswechseln. Speziell im Hinblick auf Innenbandverletzungen wird
in der Literatur der Kontakt mit dem Gegner und eine durch die Krafteinwirkung von der
Seite resultierende Valgusstellung des Kniegelenks als verletzungsauslösender Mechanismus herausgestellt 34. Der klassische Verletzungsmechanismus für VKB-Rupturen ist
ein Verdrehen des Kniegelenks bei fixiertem Fuß. Da dies im Eishockey aufgrund der
Beschaffenheit der Spieloberfläche nur bei relativ tiefen Rillen im Eis oder im Bereich
der Bande denkbar ist, ereignen sich VKB-Rupturen im Eishockey vermutlich nicht derart häufig wie in anderen Mannschaftssportarten.
Ebenso waren gemäß der Angaben der verletzten Profieishockeyspieler Stürze auf das
Eis sowie der Kontakt mit dem Puck relevante verletzungsauslösende Ereignisse. Diese
führten vermutlich vornehmlich zu den relativ häufigen Kontusionen des Kniegelenks.
Hierbei sollte die Effektivität der Schutzausrüstung hinterfragt werden.
Die durchschnittliche Ausfallzeit für Spieler mit Kniegelenksverletzungen beträgt 41 Tage. Dabei fallen Spieler mit Kreuzbandrissen durchschnittlich 6 Monate aus, jene mit Innenbandverletzungen steigen nach im Mittel 36 Tagen wieder in das Mannschaftstraining ein. Diese relativ kurze AU-Dauer vergleichen mit dem etwa 5 Mal längeren Ausfall
nach VKB-Rupturen ist im Wesentlichen auf die mittlerweile hauptsächlich konservativ
durchgeführten Behandlungen von Innenbandverletzungen zurückzuführen. Trotz dieser optimierten Behandlungsmöglichkeiten sollte die Gesamtproblematik von Kniegelenksverletzungen im Profieishockey nicht unterschätzt werden. Zum einen stellen sie
eine nennenswerte ökonomische Gesamtbelastung dar, zum anderen resultieren Knieverletzungen in 13% der Fälle in bleibenden Funktionsstörungen, wie bspw. Beugeund/oder Streckdefiziten oder chronischer Bandinstabilität. Folglich stellen Kniegelenksverletzungen einen wesentlichen Schwerpunkt für mögliche Präventionsmaßnahmen im
Profieishockey dar.
Jede zehnte Verletzung im Profieishockey ist eine Schulterverletzung. Kontusionen
sind hierbei mit 44,8% die dominierende Verletzungsart, gefolgt von Rupturen (24,1%),
Distorsionen und Luxationen (je 13,8%). Dabei sind Rupturen des Schultereckgelenks
100
(Tossi I-III) und Luxationen des Schultergelenks mit je 13,8% nach Kontusionen die
zweit- und dritthäufigsten Schulterverletzungen.
Verletzungen der Schulter resultieren relativ häufig aus dem Kontakt mit der Bande
oder dem Kontakt mit dem Eis. Diese Verletzungsmechanismen wiederum sind die Folge unerlaubter Checks, der Arbeit in den Ecken, Beinstellen und Stürzen. Die Literatur
konkretisiert, dass die Spieler häufig auf den ausgestreckten Arm oder die Schulter
selbst fallen. Für die Prävention derart entstehender Verletzung sollte somit u.a. eine
Verbesserung der Falltechnik sowie eine Optimierung der Schulterprotektoren in Erwägung gezogen werden.
Schulterverletzungen stellen sich ebenso wie Kniegelenksverletzungen insbesondere
im Hinblick auf die ökonomische Gesamtbelastung aber auch den sportlichen Ausfall
der Betroffenen als wesentliches Problem dar. Eishockeyspieler, die sich eine Schulterverletzung zugezogen haben, sind mit durchschnittlich 48 Tagen am längsten aus dem
Trainings- und Spielbetrieb ausgeschieden. Zudem durchliefen sie mit im Durchschnitt
50 Tagen die längste Rehabilitation.
Bei Verletzungen des Oberschenkels handelt es sich überwiegend um Muskelzerrungen (35,7%). Diese betreffen in 4 von 5 Fällen die Adduktoren und in den verbleibenden
20% die vordere oder hintere Oberschenkelmuskulatur. Im Gegensatz dazu entfallen
3/4 aller Rupturen des Oberschenkels auf die vordere oder hintere Oberschenkelmuskulatur, während die Adduktoren in nur 1/4 der Fälle von Rupturen betroffen sind. Weitere 28% der gemeldeten Oberschenkelverletzungen sind Kontusionen. In der Literatur
werden Muskelzerrungen und -rupturen separat erfasst. Dabei erwiesen sich Verletzungen der Adduktoren als wesentliches Problem dar, während Verletzungen der ischiocruralen Muskulatur (hintere Beinmuskulatur) sowie der Beinbeuger nur vereinzelt registriert wurden.
Hinweise auf mögliche Verletzungsursachen fanden sich in der gesichteten Literatur
hingegen nicht. Die in der aktuellen Erhebung befragten Eishockeyspieler gaben relativ
häufig ein Stechen als Verletzungsmechanismus an. Dieser bezeichnet speziell die
Entstehung einer Muskelzerrung oder -ruptur. Die verletzungsauslösenden Spielsituationen waren u.a. Sprints/Antritte oder Richtungswechsel. Kontakte mit dem Gegner in
Spielsituationen wie erlaubten und unerlaubten Checks oder der Arbeit in den Ecken
wurden als Verletzungsursachen für Kontusionen genannt.
Verletzungen des Oberschenkels führten in ca. 8% der Fälle und damit vergleichsweise
selten zur stationären Ausnahme, dabei mit durchschnittlich 9,5 Tagen Aufenthalt allerdings zu den am längsten stationär behandelten Verletzungen. Darüber hinaus fielen
verletzten Spieler im Mittel für knapp über drei Wochen aus
Das Sprunggelenk ist die dritte Region der unteren Extremitäten, die relativ häufig von
Verletzungen betroffen. Dabei sind Kontusionen mit 44,4% die dominante Verletzungsart. Distorsionen (22,2%) und Frakturen (16,7%) sind aufgrund des Schutzes durch den
Schlittschuh seltener zu beobachten. Die verletzte Struktur des Sprunggelenks ist im
101
Detail von den betroffenen Eishockeyspielern in der Regel nicht näher beschrieben
worden. Nur in einem Fall wurden die sich zu 11,1% ereignenden Rupturen des
Sprunggelenks als Verletzung der Außenbänder konkretisiert. Die in der Literatur als
eishockeytypische Sprunggelenksverletzungen bezeichneten Syndesmosedistorsionen
konnten wurden der VBG in der Saison 2007/20008 nicht gemeldet.
Der häufigste Verletzungsmechanismus des Sprunggelenks ist der Kontakt mit dem
Puck bei der Arbeit im Slot oder dem Schussblock bzw. dem Angeschossen-werden.
Hieraus resultieren vornehmlich die oben genannten Kontusionen und seltener auch die
Frakturen. Das Umknicken deutet sich ebenfalls als Verletzungsmechanismus an, was
aufgrund der durch den Schlittschuh gebotenen Stabilität verwundert. Im Hinblick auf
die Prävention könnte sich eine Optimierung des durch den Schlittschuh gebotenen
Schutzes sowie das korrekte Tragen der Schlittschuhe verletzungsminimierend auswirken.
Letztendlich stellen Rumpfverletzungen, die sich anhand eigener Daten und der Literatur übereinstimmend als typische Kontaktverletzung darstellen, den letzten Verletzungsschwerpunkt im deutschen Profieishockey dar. Zu ca. 65% handelt es sich um
Kontusionen des Rumpfes, welche sich im Detail wie folgt auf den Rumpf verteilen:
23,1% Brustkorb, 19,2% Brust-/Lendenwirbelsäule, je 11,5% stumpfes Bauchtrauma
und Rumpf allgemein. Als konkrete Verletzungsmechanismen benennen die betroffenen
Spieler überwiegend Kontakte mit dem Gegner, aber auch Kontakte mit der Bande oder
dem Stock. Hierbei deuten sich Checks, Arbeit in den Ecken und im Slot, Zusammenstöße, der Schussblock bzw. das Angeschossen werden sowie der Stockschlag als Verletzungssituationen an.
Zusammenfassend sind somit überwiegend Kontakte mit dem Gegner (25,6%), der
Bande (20,0%), dem Stock (19,0%) und/oder dem Puck (12,8%) von den Profieishockeyspielern als verletzungsauslösende Mechanismen für Verletzungen von Kopf,
Kniegelenk, Schulter, Oberschenkel, Sprunggelenk und Rumpf angegeben worden.
Dabei lassen sich aus den oben beschriebenen Kombinationen von Verletzungsmechanismen und eishockeyspezifischen Spielsituationen erste Ansätze für präventive Maßnahmen ableiten, auf die im folgenden Kapitel eingegangen wird.
Weitere Erkenntnisse zum Unfallereignis
Nachdem der Check des Gegners mit 41,0% als häufigste verletzungsauslösende Situation von den Eishockeyspielern genannt wurde, verwundert es nicht, dass der übertriebene Einsatz des Gegners (43,2%) zugleich als Hauptunfallgrund von den Verletzten
angeben wird. Im Zusammenhang mit dem relativ hohen Anteil an Verletzungen durch
Gegnerkontakt wird in der Literatur vermutet, dass die Verbesserung der Ausrüstung
die Hemmschwelle der Spieler für aggressiven Körpereinsatz in Wettkämpfen senke.
Zudem werden das Fehlverhalten anderer (17,9%) und eine schlechte Technik des Gegners (6,8%) relativ häufig als ursächlich benannt, womit in insgesamt ca. 68% der Fäl102
le die Schuld bei anderen Spielern gesehen wird. In ca. 15% der Fälle und damit relativ
selten werden eigene Fehler von den Verletzten eingeräumt. Weitere 7% der Verletzten
antworteten, ihre Verletzung sei Pech, Zufall bzw. Unglück, was suggeriert, dass diese
Spieler Verletzungen als zu ihrer Sportart dazugehörig empfinden. Solange sich im Profieishockey nicht die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die Entstehung von Verletzungen auf vielfältige Faktoren zurückzuführen ist und auch eigene Unzulänglichkeiten, wie
eine schlechte Technik oder Kondition bzw. Manipulation der Ausrüstung, grundsätzlich
zu der Entstehung der eigenen Verletzungen beigetragen haben könnten, werden Präventivmaßnahmen vermutlich nur unzureichend bzw. gar nicht akzeptiert. Wenn Prävention erfolgreich im Profieishockey integriert werden soll, scheint es unvermeidlich die
Einstellung der Spieler sowie der Verantwortlichen mithilfe einer Wissensvermittlung
hinsichtlich eishockeytypischer Verletzungen, der Entstehung und der Möglichkeiten ihrer Prävention zu verbessern.
Im Hinblick auf den Umgang der Spieler mit der jeweiligen eigenen Verletzung zeigte
sich, dass über die Hälfte der Spieler (54,1%) nach dem Unfallereignis noch verletzt
weiterspielte, wovon wiederum knapp die Hälfte prinzipiell arbeitsunfähig war, da sich
im Nachhinein eine AU herausstellte. Es scheint bedenklich, dass ein relativ hoher Anteil an Spielern – wie bereits weiter oben angeführt – mit Gehirnerschütterungen weiterspielte. Ebenso hatten 33,3% der Spieler, die trotz Knieverletzungen weiter am Wettkampf teilnahmen, Bänderrupturen des Kniegelenks erlitten. Bei den am Sprunggelenk
Verletzten spielten 25% mit einer Bänderrupturen und ca. 8% mit einer Fraktur weiter.
In diesem Zusammenhang kommentiert ein Verantwortlicher der DEL, beim Kampf um
die deutsche Meisterschaft in den Play Offs könne der Ausfall eines Leistungsträgers,
z.B. aus einer der ersten beiden Sturmreihen, zum kompletten Zusammenbruch des
Spiels einer Mannschaft und so zur Niederlage führen. Zudem würden Spieler, die die
gesamte Saison auf die Play Offs hingearbeitet haben, einfach spielen wollen. So
scheint sowohl ein unbedingter Leistungswille der jeweiligen Spieler als auch ein striktes Erfolgsdenken des Trainers bzw. der Verantwortlichen dazu zu führen, dass Eishockeyspieler mit Verletzungen weiterspielen, die in anderen Mannschaftssportarten vermutlich zu einem sofortigen Beenden des Wettkampfs führen würden. Ein weiterer Hinweis auf einen unterschiedlichen Umgang mit Verletzungen ergibt sich aus der Tatsache, dass der VBG aus dem Profieishockey nur etwa halb so viele Verletzungen gemeldet wurden, wie aus dem Profifußball; und dies nicht, weil sich die Eishockeyspieler seltener verletzten. Im Gegenteil ist die Verletzungsrate pro Jahr pro Spieler im Eishockey
höher als im Profifußball. Vielleicht könnte man salopp formulieren, dass Eishockeyspieler als „harte Kerle“ mehr Verletzungen „wegstecken“, bevor z.B. eine Sportpause,
eine ärztliche Konsultation oder eine Meldung bei der Versicherung erfolgt. Somit deutet
sich ein relativ nachlässiger Umgang mit der Gesundheit der Spieler als generelles
Problem im Eishockey an und sollte aus präventiver Sicht von den Verantwortlichen
diskutiert werden.
Hinzu kommt, dass ein derartig defizitäres Problembewusstsein auch im Zusammenhang mit den Regeln, insbesondere deren Einhaltung sowie konsequenter Bestrafung
seitens der Schiedsrichter zu sehen ist. Knapp 28% der Verletzten geben Regelverstöße als Grund für ihre Verletzung an. Laut Meinung der Schiedsrichter hat in 40% dieser
103
Unfallereignisse ein Foulspiel vorgelegen. Insgesamt wurde in 19% aller Verletzungssituationen ein Foul von den Schiedsrichtern beobachtet und damit etwa doppelt so häufig wie in der gesichteten Literatur (8-11%). Bei genauerer Betrachtung der Verletzungsaktionen zeigte sich, dass regelwidrige Aktionen mit insgesamt 58% an der Spitze
der verletzungsauslösenden Aktionen im Eishockey stehen. Dabei gaben die Spieler
Check von hinten (12,3%), Check gegen die Bande (11,3%), Stockschlag (10,3%),
unerlaubten Körperangriff (5,9%), Hoher Stock (4,4%), Beinstellen (3,9%), Crosscheck
(2,9%) und sonstige unerlaubte Checks (7,4%) an. Da diese Aktionen vom Regelwerk
her zu bestrafen sind, wurden sie in einem nächsten Schritt im Zusammenhang mit den
Schiedsrichterentscheidungen analysiert. In 77,3% der Fälle wurde bei einem Check
gegen die Bande und in 81,0% der Fälle bei einem Stockschlag von den Schiedsrichtern nicht auf Foul entschieden. Der Gesamtmittelwert für sämtliche oben genannten
Aktionen zeigt, dass durchschnittlich 67,2% aller regelwidrigen Aktionen von den
Schiedsrichtern nicht als Foul beurteilt wurden. Hieraus ergeben sich eindeutige Ansätze zur Prävention aller durch regelwidrige Aktionen verursachten Verletzungen im Profieishockey.
Angaben zum Verletzungsgeschehen in Abhängigkeit von den Spielkonstellationen, wie
dem ’Power Play’ oder ’Penalty Killing’, also dem Über- und Unterzahlspiel, sind in der
Literatur nicht zu finden. Aus der Analyse eigener Daten deutet sich an, dass sich Verletzungen der Schulter, des Oberschenkels und des Sprunggelenks überdurchschnittlich häufig im ‘Power Play‘, dem Überzahlspiel, ereigneten, während Verletzungen des
Rumpfes häufiger im ’Even Strength‘ vorkamen. Knieverletzungen, als zweithäufigste
Verletzung im Eishockey, scheinen vor allem im Unterzahlspiel, dem ‘Penalty Killing’ ein
Problem darzustellen. Folglich scheint eine sich in Abhängigkeit von der Spielkonstellation verändernde Spielcharakteristik einen Einfluss auf die Entstehung der Verletzungen
zu haben.
Unabhängig von der Spielkonstellation zeigte sich ein Verletzungshoch zu Beginn des
zweiten Drittels. So ereigneten sich knapp 27% aller Verletzungen in der 21.-30. Spielminute. Scheinbar sind die Spieler in dieser Spielphase, direkt nach der ersten Drittelpause, nicht optimal auf das Spiel vorbereitet. Denkbar ist, dass sie nach der Pausenansprache des Trainers übermotiviert in das nächste Drittel starten, körperbetonter und
aggressiver spielen, um das Spiel frühzeitig für sich zu entscheiden. Dies könnte die
beobachtete Häufung von Verletzungen des Kopfes, Rumpfes und der Schulter in dieser Spielphase erklären, da diese überwiegend aus Checks des Gegners resultieren.
Da das Spiel der Mannschaften durch Vorschläge zur Prävention nicht beeinflusst werden soll, erscheint es sinnvoll, zumindest die psycho-physische Vorbereitung der Spieler vor allem vor diesem verletzungsträchtigen zweiten Spieldrittel zu optimieren.
Bei Betrachtung des Verletzungsrisikos in Abhängigkeit von den Spielpositionen lieferte
die Literatur widersprüchliche Ergebnisse hinsichtlich des Risikos für Angreifer und Verteidiger, übereinstimmend wurde allerdings das geringste Risiko für die Torhüter festgestellt. Im Unterschied hierzu deutet sich anhand mehrerer Untersuchungen und der
eigenen Daten an, dass Angreifer häufiger von Verletzungen betroffen sind als Verteidiger und Torhüter. So waren Angriffsspieler – gemessen an der durchschnittlichen Verteilung der Spielpositionen in den drei Ligen – in den Stammkadern der Vereine stärker
104
vertreten, was möglicherweise ein Indiz für eventuell höhere Verletzungsrisiken auf Seiten der Angriffsspieler ist. Darüber hinaus zeigte sich bei der Analyse der RUB-Daten,
unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich bei den Befragten nur um ein Teilkollektiv aller verletzten Profieishockeyspieler handelt, dass Angreifer häufiger von Verletzungen betroffen sind als Spieler auf den anderen Positionen. Während in der Literatur keine Unterschiede hinsichtlich der Verletzungslokalisation und der Art der Verletzungen zwischen den Positionen festzustellen waren, deutet sich anhand eigener Analysen eine Abhängigkeit der Verletzungsregionen von der Spielposition an. Angreifer
verletzten sich häufiger an der Schulter und am Sprunggelenk (je 66,7%), Verteidiger
hingegen waren häufiger von Kopfverletzungen betroffen (40,0%). Torhüter verletzten
sich überdurchschnittlich häufig am Kniegelenk (12,5%) und Oberschenkel (28,6%),
während Schulter- und Sprunggelenksverletzungen auf dieser Spielposition von geringer Relevanz zu sein scheinen.
Bei der Analyse der Verletzungsregionen im Zusammenhang mit den Verletzungsauslösenden Spielsituationen deutete sich bereits an, dass die Arbeit in den Ecken sowie
im Slot ein höheres Risiko darzustellen scheint. Daher wurde die Verletzungsverteilung
auf dem Spielfeld insgesamt sowie positionsspezifisch analysiert. Um zu einer Einschätzung des Verletzungsrisikos in den jeweiligen Spielfeldabschnitten zu gelangen,
wurde der Anteil der Unfälle pro Spielfeldabschnitt durch den entsprechenden Anteil der
Fläche an der Gesamtspielfläche dividiert. Verletzungsraten <1 weisen auf ein relativ
geringeres Verletzungsrisiko auf den entsprechenden Spielfeldabschnitten, Werte >1
signalisieren entsprechend höhere Verletzungsraten. Gemessen an einem mittleren Risiko von 1, ist das Verletzungsrisiko hinter dem eigenen Tor doppelt so hoch. Weiterhin
deuten sich vereinzelt Zonen mit höherem Verletzungsrisiko an – siehe hierzu auch. Bei
positionsspezifischer Betrachtung zeigt sich für Angreifer ein erhöhtes Verletzungsrisiko
auf beiden Seitenabschnitten der Angriffszone sowie hinter dem gegnerischen Tor. Bemerkenswert ist das relativ hohe Verletzungsrisiko der Angreifer hinter dem eigenen Tor
sowie das mehr als doppelt so hohe Verletzungsrisiko links in der eigenen Hälfte der
neutralen Zone. Für Verteidiger ist das Verletzungsrisiko in der Verteidigungszone erwartungsgemäß überdurchschnittlich hoch. Dabei kommt es auf der rechten Spielfeldseite und hinter dem eigenen Tor besonders häufig zu Unfallereignissen. Es gilt typische Spielsituationen in den genannten kritischen Spielfeldzonen zu ermitteln und möglichst sportartspezifische, Präventivmaßnahmen abzuleiten.
Um die Zielrichtung für sinnvolle und an der epidemiologischen Realität ausgerichtete
präventive Maßnahmen zu spezifizieren erscheint es neben einer Analyse der Verletzungsschwerpunkte und der sportartspezifischen Unfallereignisse sinnvoll, auch die anfallende Gesamtbelastung durch Verletzungen im Profieishockey zu betrachten.
105
Gesamtbelastung durch Verletzungen im Profieishockey
Die Verletzungsproblematik im Profieishockey wird abschließend anhand der Arbeitsunfähigkeit und der anfallenden Kosten dargestellt.
Laut VBG-Daten resultieren ca. 45% der Verletzungen in einer Arbeitsunfähigkeit der
Profieishockeyspieler. Zudem konnte in der Saison 2007/2008 eine Zunahme der Gesamtausfalltage um ca. 3,2% im Vergleich zur vorherigen Saison ermittelt werden.
Knapp ein Drittel aller Verletzungen führt zu maximal einer Woche Arbeitsunfähigkeit. In
der Oberliga ist der Anteil solcher leichten Verletzungen mit 41% merklich höher als in
den beiden höchsten Spielklassen. In der DEL und in der 2. Bundesliga hingegen fallen
27% bzw. 31% der verletzten Spieler über 3 Monaten aus.
In der Saison 2007/2008 sind 43.958 AU-Tage angefallen. Bei Betrachtung der Summe
der AU-Tage nach verletzten Körperregionen zeigte sich, dass Kopf-, Kniegelenks- und
Schulterverletzungen an der Spitze liegen. Verletzungen des Kniegelenks machten bei
einer Summe von 9.531 AU-Tagen 22% der Gesamtausfalltage aus.
Aus den AU-Tagen, also den Tagen, an denen der Spieler aufgrund von Verletzungen
nicht einsetzbar ist, resultieren sportliche und monetäre Belastungen, die von den Vereinen selbst zu tragen sind. Darüber hinaus verursachen Verletzungen der unterschiedlichen Körperregionen auch Kosten der akuten Behandlung, Nachbehandlung und Rehabilitation in unterschiedlicher Höhe, für die die VBG als Versicherungsträger aufkommt.
In der Saison 2007/2008 verursachten 87,3% der Verletzungen Behandlungs- und Rehabilitationskosten. Insgesamt beliefen sich diese von der VBG zu tragenden Kosten
auf ca. 2,5 Mio. €, wobei Verletzungen der Regionen Kopf, Kniegelenk und Schulter
auch hierbei an der Spitze lagen.
Zur Darstellung der finanziellen Gesamtbelastungen durch Verletzungen im Profieishockey mussten zusätzlich zu den o.g. Behandlungskosten ebenfalls die Ausfallkosten berechnet werden, die den Vereinen entstehen, wenn Spieler verletzungsbedingt arbeitsunfähig werden. Dabei wurde auf Angaben der zuständigen Ansprechpartner innerhalb
der DEL und der ESBG Bezug genommen. Obwohl die Angaben zum mittleren Spielergehalt/Tag aufgrund der großen Spannweiten der Gehaltszahlungen innerhalb der Ligen und der variierenden Vertragslaufzeiten der Spieler nur als grobe Richtwerte gelten
können, bieten sie dennoch einen Ausgangspunkt für die Berechnung der Ausfallkosten
für verletzte Spieler.
Bei Summierung der Behandlungskosten und der berechneten Ausfallkosten zeigte
sich, dass die ökonomische Gesamtbelastung durch Verletzungen im Profieishockey
bei knapp 12 Mio. € liegt. Verletzungen des Kniegelenks verursachten in der Saison
2007/2008 einen wirtschaftlichen Schaden von knapp 2,8 Mio. € (23,3%), wovon ca. 2
Mio. € auf die DEL entfallen. Die Gesamtbelastung der in der DEL registrierten Verletzungen beläuft sich auf 8 Mio. €.
Darüber hinaus wurden die effektiven Einsatztage der Spieler kalkuliert. Es zeigte sich,
dass von den möglichen Einsatztagen für Spieler der DEL 25,0% durch Verletzungen
zu AU-Tagen wurden. In der 2. Bundesliga waren Spieler aufgrund ihrer Verletzungen
106
zu 14,5% und in der Oberliga zu 10,5% arbeitsunfähig. Dabei sind die beiden letzt genannten Zahlen vergleichbar mit denen im Fußball (12,0%). In der DEL sind Spieler verletzungsbedingt beinahe doppelt so häufig arbeitsunfähig.
So scheint es nicht nur aus ethischen und medizinischen Gründen sinnvoll, Eishockeyspieler durch geeignete Präventivmaßnahmen bestmöglich vor Verletzungen und deren
möglichen Spätfolgen zu schützen. Auch aus ökonomischen Gründen, vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation der Vereine, scheint es dringend geboten, durch
eishockeyspezifische Präventivmaßnahmen, zu einer Verbesserung der oben beschriebenen Situation zu gelangen.
107
108
6
ANSÄTZE ZUR SPORTUNFALLPRÄVENTION IM (PROFI-)EISHOCKEY
Ausgehend von den Erkenntnissen zum Verletzungsgeschehen im Profieishockey und
vor dem Hintergrund der Vorschläge, die auf nationaler und internationaler Ebene u.a.
in der wissenschaftlichen Literatur diskutiert werden, werden im Folgenden Möglichkeiten zur Prävention eishockeyspezifischer Verletzungen dargelegt. Dabei bietet es sich
an mögliche Präventivmaßnahmen zu strukturieren. Dies erfolgt unterteilt in drei Bereiche, in denen Prävention im Eishockey stattfinden kann:
• Persönliche Schutzausrüstung (PSA),
• Regeln, Verhalten und Fair Play sowie
• Training.
Darüber hinaus ist eine Fokussierung auf die drei wesentlichen Verletzungsregionen
Kopf, Kniegelenk und Schulter sinnvoll.
6.1
Schutzausrüstung
„Ohne Schutzausrüstung ist die Sportart gar nicht durchführbar“, so ein deutscher Profieishockeyspieler, der zur persönlichen Schutzausrüstung im Eishockey befragt wurde
25
. Die persönliche Schutzausrüstung (PSA) stellt einen elementaren Bestandteil der
Sportart Eishockey und gleichzeitig eine wichtige Voraussetzung für die Reduktion von
Verletzungen dar.
In der Geschichte des Eishockey hat sich die persönliche Schutzausrüstung gemäß den
Erfordernissen der Sportart und dem Regelwerk, nicht zuletzt auch mit Hilfe neuer Materialien und Technologien, stetig gewandelt und qualitativ verbessert. In der Literatur
wird eine weitergehende Optimierung der PSA zur Prävention von Verletzungen gefordert, da in einer Untersuchung 47% der Verletzungen an Körperteilen registriert wurden,
die eigentlich durch Schutzausrüstung bedeckt gewesen waren 37. Daher wird z.B. die
Verbesserung der Schulter-Pads als Möglichkeit zur Reduktion von Schulterverletzungen diskutiert. Zwar wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass die Optimierung der Ausrüstung gleichzeitig die Hemmschwelle der Spieler für aggressiven
Körpereinsatz in Wettkämpfen eventuell senkt und in der Folge die Anzahl der Verletzungen durch Gegnerkontakt steigt. Allerdings ist dies eher eine Problematik, die vor
dem Hintergrund des Spielerverhaltens und konsequenter Bestrafung von Regelverstößen diskutiert werden muss. Eine Optimierung der Schutzausrüstung erscheint unabhängig davon sinnvoll, da sich in der vorliegenden Untersuchung einige Hinweise zur
Verbesserung des durch einzelne Ausrüstungsgegenstände gebotenen Schutzes ergeben:
• Die häufiger verletzten Körperregionen Rumpf, Schulter und Kniegelenk sind
durch die persönliche Schutzausrüstung geschützt, das Sprunggelenk im Wesentlichen durch den Schlittschuh.
• 25% der Kniegelenksverletzungen, je knapp 45% aller Schulter- bzw. Sprunggelenksverletzungen und sogar 65% der Rumpfverletzungen waren Kontusionen;
bei Sprunggelenksverletzungen handelte es sich in weiteren 17% um Frakturen.
109
• Diese Verletzungen entstanden vornehmlich nach Stürzen auf das Eis, Kontakten
mit dem Puck, der Bande oder dem Stock.
• Der durch die Ausrüstung gebotene Schutz gegen Prellungen scheint somit nicht
ausreichend.
Speziell für das Kniegelenk wird in der Literatur auch eine zusätzliche Schutzausrüstung in Form einer Kniegelenksorthese (KO) diskutiert. Allerdings sei die Widerstandskraft solcher Orthesen gegen externe Krafteinflüsse, wie z.B. einen direkten Check gegen das Kniegelenk, als eher gering zu beurteilen. Da hierbei lediglich die möglichen
Gelenkbewegungen auf eine Gelenkachse eingeschränkt und damit ein Verdrehen verhindert wird, ist der präventive Effekt bisheriger Kniegelenksorthesen eher fraglich. Darüber hinaus gebe es keinen überzeugenden Beweis dafür, Spielern zu prophylaktischem Tragen einer KO zu raten, um so Verletzungen des Kniegelenks vorzubeugen 53.
Aufgrund der relativ großen Problematik dieser Verletzungen im deutschen Profieishockey scheint jedoch insgesamt der Bedarf einer effektiven (prophylaktischen) KO zum
Schutz des Kniegelenks zu bestehen. Hersteller sind hierbei zunächst gefordert, eine
effektive, kostengünstige und gleichzeitig praktikable Variante zu entwickeln. Unabhängig davon ist im Zusammenhang mit Kniegelenksverletzungen die Problematik der wiederholten Verletzungen dieser Region bekannt. Spieler, die sich bereits eine Kniegelenksverletzung zugezogen haben, haben u.a. aufgrund der persistierenden Schädigungen des Gelenks nachweislich ein mehrfach erhöhtes Risiko eine erneute Verletzung dieser Körperregion zu erleiden. Bei diesen besonders prädisponierten Spielern
könnte die Verwendung der bisher verfügbaren Orthesen das Risiko des Wiederauftretens einer Kniegelenksverletzung reduzieren.
Neben einer Optimierung und ggf. Erweiterung der persönlichen Schutzausrüstung,
kann bestmöglicher Schutz nur gewährleistet werden, wenn die Ausrüstung korrekt getragen und nicht manipuliert wird.
Vor diesem Hintergrund wurde im Juli 2007 eine Studie im Auftrag der VBG durchgeführt, in der die Motivation und Einstellung zur Nutzung der persönlichen Schutzausrüstung im deutschen Profieishockey untersucht wurden. Dabei wurde das gleiche Grundkollektiv, wie in der aktuellen Erhebung, nämlich die Gesamtheit der in der DEL, 2.
Bundesliga und Oberliga spielenden Profieishockeyspieler, zum Trageverhalten den
Mängeln an der persönlichen Schutzausrüstung und resultierenden Verbesserungsvorschlägen befragt 25.
Ausgehend von den Angaben der Spieler tragen knapp 75% immer die korrekte
Schutzausrüstung, während bei ca. 1/4 der Profis das Trageverhalten auf einer sechsstufigen Skala von 1 (nie) bis 6 (immer) nicht dem höchstmöglichen Wert entspricht. Es
sind Empfehlungen bekannt, die komplette Ausrüstung, aufgrund des Verschleißes bei
intensiver Nutzung, mindestens zweimal pro Saison zu wechseln 49. Dabei scheinen in
der Realität zum einen die anfallenden Kosten, die teilweise auch von den Spielern
selbst übernommen werden müssen, und zum anderen der mangelnde Tragekomfort
neuer Ausrüstung wesentliche Hinderungsgründe für das Auswechseln alter sowie un-
110
tauglicher Ausrüstung darzustellen. Die Schutzausrüstung werde häufig erst dann gewechselt, wenn auch die Spieler einsähen, dass sie gar keinen Zweck mehr erfüllt 25.
Neue Ausrüstungsgegenstände werden zur Erhöhung des Tragekomforts häufig manipuliert. So zeigte sich nach Erfahrungen der betreuenden Ärzte der deutschen Nationalmannschaft beispielsweise im Zusammenhang mit Kopfverletzungen, dass diese
trotz Verwendung eines Halb- oder Vollvisiers nicht nur auf unterschiedliche Qualität der
Helme zurückzuführen seien, sondern auch darauf, dass Spieler die Helme nach persönlichem Geschmack veränderten. Zwar unterlägen die Helme einer Qualitätskontrolle, diese beschränke sich allerdings auf die Phase nach Neuanschaffung. Spätere Veränderungen des Helmes, die häufig der Erhöhung des Tragekomforts dienten, würden
nicht mehr kontrolliert bzw. bestraft 44.
Obwohl das korrekte Tragen der Ausrüstung vorausgesetzt werden müsse, scheint dies vielfach eher Wunsch
als Realität zu sein. So wird an anderer Stelle thematisiert, dass Spieler den Helm häufig nicht korrekt fixieren würden, sodass dieser bei bestimmten, insbesondere direkt gegen den Kopf gerichteten Aktionen verrutsche und keinen effektiven Schutz bieten könne (vgl.
Abb. 43) 8. In einer Studie im schwedischen Profieishockey wird genau dies als Erklärung dafür genannt, dass
26 von 41 Gesichtsverletzungen in einem Bereich lokalisiert waren, der eigentlich durch ein Visier geschützt
war 41.
In diesem Zusammenhang wird in der Studie von Kleinert und Jüngling (2007) zum Trageverhalten der
Schutzausrüstung im deutschen Profieishockey, von
einem Spieler erläutert, die Ausrüstung könne z.B. unAbb. 43: Eishockeyhelme und
ter Zeitdruck beim Anlegen oder nach Zusammenstoß
das Trageverhalten
der
Spieler
(aus
im Spiel nicht oder nicht mehr korrekt sitzen. So käme
Biasca et al., 2002)
es vor, dass z.B. ein Schlittschuh zu locker sitze bzw.
der Ellbogen- oder Rumpfschutz nicht geschlossen
seien, was durchaus unangenehm sein könne. Als Grund dafür, dass Spieler den Sitz
der Ausrüstung oftmals nicht korrigierten, wird darin gesehen, dass in dem Moment nur
das Gewinnen zähle. Schließlich könne man ja auch mit der gut geschützten Seite in
Zweikämpfe gehen, so ein anderer Spieler 25.
In der eigenen Untersuchung verwundern Verletzungen des Sprunggelenks, die sich
nach Angaben der Spieler durch ein Umknicken ereigneten. Prinzipiell sollte dieser Verletzungsmechanismus aufgrund der durch den Schlittschuh gebotenen Stabilität im Eishockey wenn überhaupt eine untergeordnete Rolle spielen. Daher ist fraglich, ob jene
Spieler die Schlittschuhe korrekt geschnürt oder eher relativ locker sitzend trugen.
Folglich deutet sich im Hinblick auf die Reduktion von Verletzungen eine defizitäre Einstellung zum korrekten Tragen einer qualitativ einwandfreien Schutzausrüstung an. Die
Einstellung der Profieishockeyspieler hinsichtlich der Prävention von Verletzungen deu111
tet sich ebenfalls in dem von einem Spieler beschrieben Ehrenkodex im Seniorenbereich an. Hier werde, obwohl man sich des höheren Risikos für Gesichtsverletzungen
bewusst sei, kein Vollvisier sondern ein Halbvisier getragen. Dieses scheinbar relativ
konsequente Tragen eines Halbvisiers trug vermutlich zumindest dazu bei, dass in der
vorliegenden Erhebung keine Augenverletzung gemeldet wurden. Jedoch zogen sich
die Spieler relativ häufig Hautverletzungen des Gesichts (ca. 25%) und Zahnfrakturen
(ca. 18%) zu. Dabei könnten diese Verletzungen durch das verpflichtende Tragen eines
Vollvisiers sowie eines individuell angepassten, durchaus erschwinglichen Mundschutzes wesentlich reduziert oder ganz verhindert werden. In der eigenen Untersuchung
gaben allerdings alle Spieler mit Zahnfrakturen an, einen Mundschutz getragen zu haben. Entweder muss die Qualität des Mundschutzes grundlegend in Frage gestellt werden oder aber die Angaben entsprechen nicht der Wahrheit, da die Spieler hier eher
gemäß eines gewünschten Verhaltens antworteten – ein insbesondere aus unpersönlichen Befragungen bekanntes Phänomen.
Der Gebrauch des Mundschutzes ist im deutschen Profieishockey nach wie vor fakultativ. Als Problem stelle sich die Einschränkung der Ventilation insbesondere bei maximaler Belastung dar 38. Denkbar ist, dass einige Spieler auf den Mundschutz verzichten,
damit ihnen ihren Gegnern gegenüber kein Wettbewerbsnachteil entsteht. Dieses Problem scheint nur durch das verpflichtende Tragen eines Mundschutzes gelöst werden zu
können. Ohne Verbindlichkeit scheint auch die Aussicht auf das Tragen eines Vollvisiers gering. Übereinstimmend hiermit konstatiert ein Autor, es scheine wenig zu nützen, dies der Vernunft und der Verantwortung der Spieler zu überlassen 25. Lediglich
diejenigen Spieler, die eine eher hohe Wahrnehmung der Verletzungsrisiken im Eishockey aufwiesen, plädierten dafür, weitere Schutzmaßnahmen verbindlich in den Regeln
einzuführen 25.
Letztendlich stellt sich die Frage, was das Trageverhalten der Spieler determiniert.
Hierzu liefert die Untersuchung von Kleinert einige Erkenntnisse, aus denen sich Indikationen für die Verbesserung des Verhaltens der Spieler und damit auch für ausrüstungsbasierte Präventionsansätze ergeben. So erweist sich der Einfluss des sozialen
Umfeldes als maßgeblich für die Einschätzung der Hinderungsgründe zum Tragen der
Schutzausrüstung sowie für das Trageverhalten. Des Weiteren deutete sich an, dass
sich Einstellungen und Werte von Führungspositionen bzw. dem Management innerhalb
eines Vereins u.a. über Trainer und betreuendes Personal bis zu den Spielern durchsetzen und deren Einstellung zu sowie Umgang mit der persönlichen Schutzausrüstung
beeinflussen.
Aus den vorangehenden Überlegungen lassen sich zusammenfassend die folgenden
Empfehlungen für ausrüstungsbasierte Präventivmaßnahmen ableiten:
¾
Die Schutzausrüstung für die Regionen Schulter, Rumpf, Knie- und Sprunggelenk
sollte optimiert werden
¾
Bei Spielern mit Vorverletzungen des Kniegelenks könnte eine individuell angepasste Orthese das Risiko einer wiederholten Kniegelenksverletzung senken
112
¾
Zur Reduktion der relativ hohen Anzahl an Zahnfrakturen und Hautverletzungen
des Gesichts sollte eine verpflichtende Einführung des Vollvisiers oder zumindest
des Mundschutzes in Erwägung gezogen werden
¾
Die Schutzausrüstung sollte dahingehend optimiert werden, dass Manipulation seitens der Spieler zur Erhöhung des Tragekomforts nicht notwendig ist
¾
Das Trageverhalten bzw. die Akzeptanz für persönliche Schutzausrüstung sollten
verbessert werden, hierzu seien ergänzend die Vorschläge aus der Untersuchung
von Kleinert et al. (2007) genannt 25.
¾
So sollten Maßnahmen eingeführt werden, die den sozialen Einfluss stärken, z.B.
durch gegenseitiges Kontrollieren des korrekten Tragens der Schutzausrüstung
zwischen je zwei Team-Kollegen, was gleichzeitig die Verantwortlichkeit der Spieler
füreinander stärken könne, oder durch die Entrichtung einer „Geldstrafe“ in die
Mannschaftskasse bei nicht korrektem Tragen der Schutzausrüstung.
¾
Zusätzlich erscheinen Maßnahmen zur Einstellungsänderung in den unterschiedlichen Ebenen des Vereinsmanagements sowie auf Seiten der Trainer und weiteren
betreuenden Personen hinsichtlich der Wichtigkeit der persönlichen Schutzausrüstung für die Prävention von Verletzungen notwendig.
6.2
Regeln – Verhalten – Fair Play
In der Vergangenheit haben Regeländerung, wie die Einführung der Helm- und Visierpflicht sowie u.a. der Regeln ‘Check von hinten‘ und ‘Hoher Stock‘, wesentlich zu einer
Reduktion des Verletzungsrisikos, vor allem des Risikos schwerer Verletzungen der
Wirbelsäule und des Kopfes beigetragen. Regeländerungen können jedoch auch eine
Änderung der Spielcharakteristik zur Folge haben. Ein Verbot des Bodycheckings im
Männer-Eishockey, als Konsequenz der Erkenntnis, dass die meisten Verletzungen aus
Checks des Gegners resultieren, würde die Sportart grundlegend verändern und vermutlich auch die Attraktivität bedeutend reduzieren. Derartige Präventionsansätze erscheinen im Sinne des Eishockeysports somit nicht sinnvoll zu sein. Bereits die Einführung der ’Zero Tolerance Regel’ im Jahr 2006, die „lediglich“ die konsequente Bestrafung von Fouls, insbesondere Haken, Halten und Behinderungen, gemäß der bestehenden Regeln durch die Schiedsrichter fordert, zog Reaktionen z.B. seitens der Fans
nach sich. So würden zu viele Aktionen abgepfiffen, bei denen Spieler ohne Puck noch
gecheckt werden, das Spiel gleiche eher dem „Mädchen-Eishockey“ und sei dadurch
langweilig. Dennoch belegen die hier erhobenen Daten die Notwendigkeit dieser Regelauslegung, da annähernd 60% aller Verletzungen aus regelwidrigen Aktionen resultierten. Dabei entschieden die Schiedsrichter in 2/3 dieser Aktionen nicht auf Foulspiel, 4
von 5 der verletzungsauslösender Stockschläge wurden seitens der Schiedsrichter nicht
geahndet. Obwohl die ’Zero Tolerance Regel’ auch die Attraktivität des Eishockey zu
beeinträchtigen scheint, stellt sie die wahrscheinlich einzige Möglichkeit dar, auf die Einführung komplett neuer Regeln zu verzichten und dennoch zu einer notwendigen Re-
113
duktion des Verletzungsrisikos beizutragen. Dabei scheint die geforderte letzte Konsequenz seitens der Schiedsrichter derzeitig jedoch noch weitgehend zu fehlen.
Dies zeigte sich in der aktuellen Erhebung auch bei Kopfverletzungen, die zu einem
großen Teil aus unerlaubten Checks oder regelwidrigem Stockkontakt resultierten. Dabei wurde in der Literatur deutlich herausgestellt, dass es keine Ausrüstung gebe, die
gegen hohe auf den Kopf einwirkende Kräfte, vor allem Rotationskräfte, schützen könne. So kann hier letztendlich nur eine strengere Durchsetzung der Regeln zunächst zu
der Erkenntnis verhelfen, dass der Kopf im Eishockey keine Zielscheibe darstellt, und
resultierend daraus zu einer Reduktion der das Verletzungsgeschehen dominierenden
Verletzungen des Kopfes führen.
Neben Kopfverletzungen stellen auch Verletzungen des Kniegelenks und hierbei insbesondere jene des Innenbandes ein relativ großes Problem im Eishockey dar. Der prophylaktische Einsatz von Kniegelenksorthesen zur Reduktion des hohen Risikos wurde
im Zusammenhang mit der Schutzausrüstung bereits thematisiert. Dabei erwies sich die
geringe Widerstandskraft von Orthesen gegen externe Stöße und Schläge als relativ
gering, sodass selbst Orthesen bislang nicht hinreichend gegen den Gegnerkontakt von
der Seite und damit vor allem Innenbandverletzungen schützen können. Somit erscheint es notwendig, Aktionen, die sich von der Seite direkt gegen die Beine eines
Spielers richten, gemäß der Regel ‘Check gegen das Knie‘ konsequent zu bestrafen,
damit das Kniegelenk ebenso wie der Kopf zu einer Tabu-Zone für körperbetonte Aktionen im Eishockey wird.
Von Seiten der Fans bzw. der Öffentlichkeit scheint, trotz aller Plausibilität der oben erläuterten Forderungen, eine strengere Bestrafung nicht gewünscht zu sein. Es deutet
sich an, dass Eishockey nach wie vor relativ stark durch Gewaltbeschönigung bzw. die
Forderung nach harten Checks und spektakulären Aktionen bis hin zu Schlägereien diktiert wird. Zudem scheint mangelndes Problembewusstsein vor allem seitens der Spieler und Trainer dafür verantwortlich zu sein, dass sich Fair Play als Grundprinzip des
Sports im Eishockey nur schwierig durchsetzen kann. Solange Spieler ihre Verletzung
als ‘Berufsrisiko‘ bzw. Pech ansehen und Verletzungen seitens der Spieler, der Trainer
sowie anderen Verantwortlichen bagatellisiert werden, wird die Notwendigkeit des ‘Fair
Play‘ und der damit zusammenhängenden Reduktion von Verletzungen wahrscheinlich
nur unzureichend bis gar nicht erkannt. Vor diesem Hintergrund wurden in den USA
Maßnahmen zur Einstellungsänderung auf Seiten aller an der Sportart Beteiligten entwickelt. Die Präventionskampagne zielt darauf ab, die Sicherheit im Eishockeysport insgesamt zu verbessern sowie die Grundwerte sportlichen bzw. fairen Verhaltens als
Eckpfeiler im Eishockey zu etablieren. Neben Informationsbroschüren und Lern-DVDs
für Spieler und Eltern wird ein Programm zur Sensibilisierung für die Thematik ‘Sicherheit im Eishockey‘ zur Verfügung gestellt. Hierbei werden 7 Grundwerte des Fairplay
sowie jeweils ein Verhaltenskodex für Geschäftsführer, Trainer, Offizielle, Eltern, Spieler
und Zuschauer propagiert, um letztendlich Verletzungen im Eishockey zu reduzieren 69.
Obwohl bislang keine Evaluation dieser Maßnahmen dokumentiert ist, erscheint ein derartiger Ansatz zur Verletzungsprävention im Eishockey, insbesondere unter Berücksichtigung der Erkenntnis, dass das soziale Umfeld einen erheblichen Einfluss auf die
Einstellung und damit auch das Verhalten der Spieler hat, sinnvoll. In diesem Zusam114
menhang deutet sich an, dass derartige Maßnahmen bereits frühzeitig im Jugendbereich beginnen sollten. Eine Studie, die die psychologische Komponente hinsichtlich der
Aggression auf dem Eis bei 12- und 13-jährigen Eishockeyspielern untersuchte, deckte
auf, dass 40% das Bedürfnis verspürten, ihren Gegner mindestens einmal pro Spiel zu
verletzen und 78% den Drang hatten, den Gegner einzuschüchtern. Weiterhin bejahte
die Mehrheit dieser Spieler die Frage, ob sie eine Verletzung des Gegners in Kauf
nähmen, wenn dadurch ein Gegentor verhindert würde 32.
Spieler, die schon im frühen Jugendalter die Erfahrung machen, dass Aggression und
unfaires Verhalten zum Sieg der eigenen Mannschaft verhelfen können, und dies zudem von dem Trainer, den Eltern und Fans sowie dem weiteren sozialen Umfeld positiv
bestärkt wird, könnten aus derartigem Verhalten möglicherweise eine Erfolgsstrategie
entwickeln. Im deutschen Profieishockey konnte für die DEL-Mannschaften die Tabellenplatzierung nach der Hauptrunde mit der jeweiligen Platzierung bei der ’WestLB Fair
Play Trophy’ für die Saison 2007/2008 gegenübergestellt werden. Hier fanden sich am
fairsten spielenden Mannschaften auf den unteren Tabellenplätzen wieder. Die im oberen Tabellendrittel platzierten Teams waren zugleich diejenigen, die am unfairsten gespielt haben. (s. Anhang A7) Wird unfaires Verhalten somit letztendlich sportlich belohnt? Eine Untersuchung der ’Stanley Cup Championship Final Series‘ deutet in die
entgegengesetzte Richtung. Hier hatten fair spielende Mannschaften höhere Aussichten
auf Erfolg 32. Unfaires und aggressives Spiel wurde als eine relativ kurzlebige Erfolgsstrategie bezeichnet. So wurde zwar angemerkt, dass ein unfair spielendes Team bei
einem wichtigen Wettkampf durch frühzeitiges Foulen der gegnerischen Leistungsträger
eventuell das Spiel für sich entscheidet. Allerdings fehlt in diesem Zusammenhang ein
langfristig angelegter, strategischer Aufbau der dauerhaft Erfolg bringenden, spielerischen Qualitäten der Eishockeyspieler. Es stellt sich jedoch die Frage, ob ein langfristiger Aufbau spielerischer Finesse oder eher der momentane Sieg für Trainer, Offizielle
und die Spieler Priorität hat.
So ist vermutlich ein unbedingter Leistungswille seitens der Spieler sowie der Ehrgeiz
der Trainer dafür verantwortlich, dass ca. die Hälfte der deutschen Profieishockeyspieler trotz Verletzungen, wie z.B. Gehirnerschütterungen, Bänderrupturen des Kniegelenks oder Frakturen des Sprunggelenks weiter am Wettkampf teilnahm. Dabei sind
auch ein Verschweigen oder Verharmlosen der Verletzungen durch die betroffenen
Spieler sowie eine defizitäre Sofortdiagnose der Verletzungen im Spiel als weitere
Gründe für das Weiterspielen denkbar. Letztendlich deutet sich hieraus ein Nachlässiger Umgang mit der Gesundheit der Sportler an.
Im Hinblick auf das Verhalten der Spieler scheint abschließend der Umgang mit Jugendspielern, die in die Seniorenmannschaften wechseln, problematisch. Anhand der
eigenen Daten zeigte sich die Problematik der Jungprofis, die vermutlich aufgrund der
ungewohnten Spielhärte, besonders häufig von Verletzungen betroffen waren. Die
Überforderung der jungen Spieler wurde in der Literatur wie folgt kommentiert: Es werde von ihnen erwartet, die Checks ‘zu Ende zu bringen’, anstatt ihnen aus dem Weg zu
gehen, ohne dass die dem gewachsen seien. Defizite in der Athletik als mögliche Verletzungsursache, werden im folgenden Kapitel ‘Präventive Trainingsmaßnahmen‘ thematisiert. Im Zusammenhang mit Verhalten und Fair Play erscheint es sinnvoll ein Um115
feld zu schaffen, welches verantwortungsvoll mit Jugendspielern umgeht und sie
schrittweise heranführt, anstatt ihnen beweisen zu wollen, dass die körperlich noch unterlegen sind.
Aus dem Vorgenannten ergeben sich die folgenden Vorschläge zur Prävention von Verletzungen in Bezug auf Regeln, Verhalten und Fair Play:
¾
Ausgehend vom Verletzungsgeschehen im Profieishockey gibt es keine Indizien für
den Bedarf neuer Regeln oder Regeländerungen.
¾
Die Notwendigkeit für eine konsequente(re) sowie harte Bestrafung sämtlicher direkt zum Kopf oder gegen die Knie gerichteter Aktionen scheint gegeben.
¾
Im Rahmen der Schiedsrichterausbildung sollte darauf hingewiesen werden, dass
immerhin 60% aller Verletzungen aus regelwidrigen Aktionen resultierten und zudem in nur durchschnittlich 40% die verletzungsauslösende Aktion von den
Schiedsrichtern auch bestraft wurde. Schiedsrichter sollten Hinweise erhalten, wie
sie angemessen und konsequent bestrafen können, um zu einer Reduktion von
Verletzungen beizutragen.
¾
Es sollte darüber nachgedacht werden, aggressives bzw. unfaires und verletzungsauslösendes Verhalten auf eine Weise zu bestrafen, die nicht nur einen einzelnen
ersetzbaren Spieler betrifft, sondern den ganzen Verein sportlich oder sogar monetär empfindlich belastet.
¾
Es besteht der Bedarf einer optimierten Sofort-Diagnose von Verletzungen auf dem
Spielfeld. Bei Kopfverletzungen kann das offiziell von der IIHF empfohlene ’Sideline
Concussion Assessment Tool’ (SCAT) 33 (s. Anhang A1) dazu beitragen, Gehirnerschütterung direkt auf dem Spielfeld erfolgreich zu diagnostizieren.
¾
Die Integration von Jugendspielern in den Seniorenbereich sollte verantwortungsvoller erfolgen.
¾
Zur Verbesserung des defizitären Problembewusstseins für Verletzungen im Eishockey sollte eine Wissensvermittlung über eishockeyspezifische Verletzungen und
deren Ursachen, verletzungsbegünstigendes Verhalten sowie Möglichkeiten der
Prävention stattfinden.
6.3
Präventive Trainingsmaßnahmen
Vor dem Hintergrund des Verletzungsgeschehens im Profieishockey sind Forderungen
nach ausrüstungs- und regeltechnischen Verbesserungen bzw. Veränderungen zur Reduktion von Verletzungen im Profieishockey gerechtfertigt. Dennoch sollte als oberste
Prämisse gelten, den Sportler mithilfe des Trainings besser auf die Anforderungen seiner Sportart vorzubereiten, und so zu einer Reduktion des Verletzungsrisikos zu gelangen. Hinweise auf trainingsbezogene Präventivmaßnahmen finden sich in der gesichteten Literatur relativ selten. Es werden allenfalls generelle Empfehlungen zum Athletiktraining ausgesprochen. Sportartspezifische Präventionsansätze finden sich hingegen
nicht.
116
Das Athletiktraining stellt im Eishockey definitiv eine wichtige Grundvoraussetzung zur
Teilnahme an dieser Kontaktsportart dar. Dabei deuteten sich anhand der eigenen Daten Unterschiede im athletischen Ausbildungsgrad zwischen deutschen und ausländischen sowie jüngeren und älteren Profieishockeyspielern an. Von der Oberliga zur DEL
sind die Spieler zunehmend älter, größer und schwerer. Demnach scheinen ältere und
damit vermutlich erfahrenere sowie körperlich robustere Spieler eher in der höchsten
Spielklasse eingesetzt zu werden, während die Oberliga vornehmlich jüngeren Spielern
als Einstieg in die Profikarriere zu dienen scheint. Jungprofis, die in der DEL spielten,
verletzten sich deutlich häufiger als die DEL-Spieler anderer Altersklassen. Darüber hinaus sind ausländische Spieler in allen drei Ligen durchschnittlich 1 cm größer und 3,5
kg schwerer bzw. haben resultierend einen höheren BMI als die deutschen Spieler. Da
ein hoher BMI bei (Profi-)Sportlern weniger ein Indikator für Übergewicht als ein Hinweis
auf einen relativ hohen Muskelanteil am Gesamtkörpergewicht ist, ist es möglich, dass
zum Einen die älteren Eishockeyspieler einen besseren athletischen Trainingsstatus
aufweisen als die Jüngeren, und zum anderen die ausländischen Spieler athletischer
sind als die Deutschen. Auch ein Vergleich der deutschen und kanadischen Nationalmannschaft zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft 2008 zeigte, dass die mit einer Ausnahme gänzlich aus NHL-Profis bestehende kanadische Mannschaft im Durchschnitt 3
cm größer und 7,4 kg schwerer war als die deutsche. Dies lässt auf einen höheren Stellenwert von Athletik und Athletiktraining in Nordamerika und eine nicht optimale athletische Ausbildung deutscher vor allem junger Profieishockeyspieler schließen.
Im Eishockey erfolgt die Trainingsperiodisierung in der Regel derart, dass das Athletiktraining üblicherweise in der Vorbereitung im sogenannten Dryland Training, d.h. nicht
auf dem Eis, stattfindet. Ein DEL-Profi kommentiert dieses Sommertraining wie folgt:
„Das ist mitunter die langweiligste Zeit des Jahres. Beim einen ist das Training länger,
beim anderen kürzer. Ich selber fange Anfang Juni mit Laufen und Krafttraining wieder
an. Mitte Juni kommen dann Schnelligkeitsübungen dazu. Immer von Montag bis Freitag“ 66.
Insgesamt lassen sich aus den vorangehenden Ausführungen zwei wesentliche Aspekte für das Training im Sinne der Verletzungsprävention ableiten:
¾
Die Akzeptanz für das grundlegende Athletiktraining sollte gesteigert werden. Hierzu empfiehlt es sich überholte Trainingsmethoden durch zeitgemäße, am Beanspruchungsprofil der Sportart orientierte sowie auch sportartspezifische Trainingsformen zu ersetzen bzw. zu erweitern.
¾
Insbesondere sollte die etwa 3 monatige Trainingspause von den Spielern zur Aufarbeitung individueller genutzt werden.
¾
Über das Athletiktraining in der Vorbereitung hinaus müssen weitere Möglichkeiten
eruiert werden, Spieler saisonbegleitend und sportartspezifisch auf die Anforderungen ihrer Sportart vorzubereiten. Derartige Maßnahmen sollten auf dem Eis erfolgen und möglichst in das Training integrierbar sein, um kostbare Trainingszeit zu
sparen, und so die Akzeptanz seitens der Trainer zu erhöhen.
117
Empfehlungen für ein präventives Training, die sich aus dem Verletzungsgeschehen
im Profieishockey ableiten lassen, werden im Folgenden unter Berücksichtigung der
Hinweise aus der Literatur zusammengetragen.
¾
Die überwiegende Anzahl der Verletzungen im Eishockey resultiert aus Checks des
Gegners. Auf den Rumpf einwirkende Kräfte können dabei nicht nur punktuell zu
Verletzungen des Rumpfes führen. Der Körper stellt eine funktionelle Kette dar, sodass sich auf den Rumpf ausgeübte Kraftimpulse auf weitere Körpersegmente
übertragen. Dies erklärt z.B., warum relativ häufig reguläre Checks zu Bänderdistorsionen oder -rupturen des Kniegelenks führten. So kann ein Stoß von der Seite
bei mangelnder Rumpfstabilität eine verletzungsauslösende Valgusstellung des
Kniegelenks begünstigen. Eine Verbesserung der Rumpfkraft sowie Körperkontrolle
könnte daher zu einem sichereren Stand im In-Fight an der Bande oder im direkten
Zweikampf um den Puck sowie zu einer stabileren Körperposition beim Checking
führen, und so zu einer Reduktion von Rumpf- sowie weiteren durch Checks verursachten Verletzungen führen.
¾
Es erscheint sinnvoll, einen Schwerpunkt auf die sportartspezifische Schulung der
Technik des Checkings zu legen. Insbesondere Jungendspieler scheinen beim
Übergang in den Seniorenbereich sowohl beim Checken als auch beim gecheckt
werden überfordert zu sein. Es sollten Möglichkeiten diskutiert werden, die Spieler
adäquat an das körperbetonte Spiel heranzuführen.
¾
Schulterverletzungen ereignen sich im Eishockey in der Regel nach Checks bei
Stürzen auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm. In diesem Zusammenhang
scheint der Bedarf einer verbesserten Schulung der Falltechnik zur Reduktion von
Schulterverletzungen aber auch anderer aus Stürzen auf das Eis resultierender
Verletzungen gegeben. Bei steigender Komplexität der Übungsanforderungen sollen die Spieler lernen, eine optimale Sturztechnik zu automatisieren.
¾
Die Kräftigung der schulterstabilisierenden Muskulatur stellt einen weiteren
Schwerpunkt zur Prävention von Schulterverletzungen dar. In Abb. 44 ist eine Auswahl an Übungen zusammengestellt, die zum Aufbau eines schützenden „Muskelmantels“ betragen können.
Abb. 44: Exemplarische Übungen zur Kräftigung der Schultermuskulatur
¾
118
Eine Maßnahme zur saisonbegleitenden und sportartspezifischen Kräftigung der
Schulter auf dem Eis könnte das Training mit schwereren Schlägern darstellen.
Ähnlich wie in anderen Sportarten, in denen schwerere Bälle im Schuss- oder Wurftraining eingesetzt werden, könnte diese Maßnahme in das normale Schuss- oder
Passspiel integriert werden und so relativ zeitsparend sowohl die Schulterstabilität
als auch die Explosivkraft verbessern bzw. erhalten.
¾
Weiterhin gilt es im Hinblick auf Verletzungen des Kniegelenks sowie Muskelverletzungen des Oberschenkels die Beinkraft optimal auszubilden. So konnte im Eishockey bislang nur im Zusammenhang mit Zerrungen und Rupturen der Adduktoren
nachgewiesen werden, dass eine relativ geringe Kraft der Adduktoren vergleichen
mit der Kraft der Antagonisten das Risiko dieser Verletzungen erhöhte. Aus der Literatur zu Risikofaktoren für Kniegelenksverletzungen gibt es zudem Hinweise darauf, dass Kraftmissverhältnisse zwischen der vorderen und hinteren Beinmuskulatur bzw. konkret eine relativ schwache ischiocrurale Muskulatur eine Valgusstellung
des Kniegelenks begünstigen können. Mögliche funktionelle Übungen die zunehmend in der Dynamik ihrer Ausführung gesteigert bzw. variiert werden sollten, sind
in Abb. 46 exemplarische dargestellt.
Abb. 45: Exemplarische Übungen zur Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur
¾
Bei der Prävention von Adduktorenzerrungen und -rupturen hat sich die Kombination gezielter konzentrischer und exzentrischer Kräftigung dieser Muskulatur in Verbindung mit sportartspezifischen Kräftigungsübungen (Skating-Bewegungen) als effektiv erwiesen.
¾
Zur Reduktion von Kniegelenksverletzungen, die aus der Valgusstellung des Kniegelenks resultieren, wird neben einem Krafttraining ein propriozeptives Training
empfohlen. Dabei kann eine sukzessive Steigerung des Schwierigkeitsgrades, angefangen bei einfachen Gleichgewichtsübungen im Stand, über dynamische Übungen auf labilen Untergründen bis hin zu Übungen auf dem Eis, zu einer verbesserten Stabilität des Kniegelenks beitragen. Dabei ist – unter der Voraussetzung, dass
119
Basisübungen beherrscht werden – sportartspezifischen Übungen auf dem Eis der
größte Stellenwert beizumessen. Unter der Berücksichtigung der Hauptverletzungsursachen für Bänderrupturen Kniegelenks im Eishockey, nämlich Check des
Gegners sowie einem Verdrehen des Gelenks, sollten methodische Übungsreihen
für das Training auf dem Eis entwickelt werden. Hierbei erscheint es besonders
sinnvoll, seitliche Störeinflüsse durch einen (Gegen-)Spieler einzubauen, während
der Übende versucht, auf dem inneren oder äußeren Bein fahrend, die Ganzkörpersowie Kniegelenksstabilität aufrecht zu erhalten.
¾
Im Hinblick auf die Prävention von Kopfverletzungen und speziell Gehirnerschütterungen wurde das Training der Nackenmuskulatur grundsätzlich als wertvoll zur
Reduktion der auf das Gehirn einwirkenden Kräfte erachtet 3. Biomechanischen
Überlegungen zufolge würde die auf den Kopf einwirkende Energie bei angespannter Hals-/Nackenmuskulatur auf eine größere Masse verteilt. Obwohl es somit aus
theoretischer Sicht sinnvoll erscheine, mittels kräftigerer Nackenmuskulatur einen
schützenden ’Mantel’ zu schaffen, gebe es relativ wenige wissenschaftliche Nachweise für die Effektivität solcher Trainingsmaßnahmen. Hinzu kommt die Diskrepanz zwischen dem zeitlichen Auftreten der Verletzung und einer Reflexantwort der
Nackenmuskulatur, die erst wesentlich später als die Verletzung selbst erfolge.
Obwohl die Effektivität von Trainingsmaßnahmen für die Prävention von Kopf- und
Nackenverletzungen daher kritisch bewertet wird, erscheint es dennoch plausibel,
dass eine größere Muskelmasse zu einer Erhöhung der Grundspannung dieser
Muskulatur und damit gleichzeitig zur Dämpfung einwirkender Kräfte führt. In der
Präventionskampagne ’Heads Up Hockey’ werden mögliche Übungen zur Kräftigung der Nackenmuskulatur vorgeschlagen (s. Abb. 46) 69.
Abb. 46: Exemplarische Übungen zur Kräftigung der Nackenmuskulat
120
¾
Weiterhin erscheint die Verbesserung der sportspezifischen Technik zur Prävention
von Kopfverletzungen empfehlenswert 12. Als umfassendes Gesamtkonzept sei
hierbei das Programm ’Heads Up Hockey’ von USA Hockey genannt 69. Dabei wird,
neben der Aufklärung über die Risiken von Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen im Eishockey sowie die verletzungsauslösenden Mechanismen, erklärt, was
’Heads Up Hockey’ bedeutet. Es gelte, die sportartspezifische Technik zu verbessern, indem Spieler den Blick nicht senkten, sondern den Kopf heben, um so die
gesamte Umgebung wahrzunehmen und einen bevorstehenden Check antizipieren
zu können. Dies erfordert insbesondere beim Führen des Pucks ein erhöhtes Fertigkeitsniveau der Puck-Stock-Auge Koordination. Es werden sportartspezifische
Trainingsvorschläge angeboten, um bspw. den Kontakt mit der Bande, das Checken und das gecheckt werden zu schulen. Die wichtigsten Botschaften sind auf einem Poster zusammengestellt und können im Anhang eingesehen werden (s. Anhang A2) 70.
¾
Über die körperregionsspezifischen Präventionsvorschläge hinaus, werden abschließend noch einige Empfehlungen genannt, die sich aus dem Verletzungsgeschehen allgemein ableiten lassen. So konnte nachgewiesen werden, dass das
Verletzungsrisiko im Wettkampf vielfach höher ist als im Training. Dies resultiert
aus der Spielcharakteristik des Eishockey und der wesentlich höheren körperlichen
Härte im Wettkampf. Naturgemäß agieren Spieler im Training nicht mit der gleichen
Konsequenz und Aggression, wie sie es im Wettkampf tun. Hierdurch entsteht jedoch eine relativ große Diskrepanz zwischen den Anforderungen des Trainings und
jenen des Wettkampfs, sodass Spieler, die in Wettkämpfen hart gecheckt oder gar
gefoult werden, überfordert sind. Anders ausgedrückt, sie verfügen nicht über die
notwendigen Bewegungskompetenzen, um derartige (ungewohnte) Aktionen verletzungsfrei zu überstehen. Es wird eindeutig davon Abstand genommen, zu mehr
Foulspiel im Training zu raten. Es geht vielmehr darum, Trainingsformen zu entwickeln, die zum einen die Komplexität des Wettkampfes möglichst gut nachstellen
und zum anderen zugleich die Störeinflüsse durch andere Spieler integrieren. Methodisch sinnvoll aufeinander aufgebaut könnten derartige Übungsformen die Bewegungserfahrungen der Spieler erweitern und sie somit besser auf die Anforderungen des Wettkampfs vorbereiten.
¾
Hinsichtlich der Spielkonstellation wurde ermittelt, dass sich Verletzungen der
Schulter, des Oberschenkels sowie des Sprunggelenks relativ häufig im Überzahlspiel, dem ’Power Play’ ereignen. Verletzungen des Rumpfes häufen sich im so
genannten ’Even Strength’, dem 4:4 oder 3:3, während Verletzungen des Kniegelenks im Unterzahlspiel entstehen. Wahrscheinlich hat die sich in Abhängigkeit von
der Spielkonstellation verändernde Spielcharakteristik einen Einfluss auf die Entstehung der Verletzungen. Es gilt diese Besonderheiten zu eruieren und entsprechende Trainingsformen zu entwickeln, die Spieler adäquater vorbereiten.
¾
Eine Analyse der Verletzungsverteilung in Abhängigkeit von den Spieldritteln lieferte die Erkenntnis, dass die ersten 10 Minuten des 2. Drittels die verletzungsträchtigsten im Eishockey sind. In diesem Zusammenhang wurde eine mögliche Über121
motivation der Spieler durch die erste Pausenansprache des Trainers sowie ein
daraus resultierendes wesentlich körperbetonteres und aggressiveres Spiel diskutiert. Vor diesem Hintergrund sollten Maßnahmen eruiert werden, um die Spieler insbesondere vor dem 2. Spieldrittel psycho-physisch besser bzw. optimal vorzubereiten.
¾
Des Weiteren deutete sich eine Positionsspezifik an. Angreifer zogen sich häufiger
Verletzungen der Schulter und des Sprunggelenks, Verteidiger mehr Kopfverletzungen und Torhüter eher Verletzungen des Kniegelenks und des Oberschenkels
zu. Mögliche sportartspezifische Ursachen sollten diskutiert und positionsspezifische präventive Trainingsmaßnahmen in Erwägung gezogen werden.
¾
Letztendlich konnten Spielfeldzonen mit relativ hohem Verletzungsrisiko aufgedeckt
werden, wobei insbesondere das relativ hohe Risiko für Angreifer hinter dem eigenen Tor verwunderte. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Angriffsspieler
mit der Übernahme von Abwehraufgaben überfordert sind und sich daher häufiger
hinter dem eigenen Tor verletzen. Es erscheint sinnvoll, typische Spielsituationen in
diesen Spielfeldabschnitten zu ermitteln und Übungsformen zu entwickeln, die
Spieler auf die Anforderungen in diesen „Gefahrenzonen“ vorbereiten. Überdies
sollten Spieler so ausgebildet werden, dass sie sowohl im Angriff als auch in der
Verteidigung ohne ein erhöhtes Verletzungsrisiko agieren können.
6.4
Implementierung von Präventivmaßnahmen im (Profi-)Eishockey
Vor dem Hintergrund des defizitären Wissens über eishockeyspezifische Verletzungen,
deren Entstehung sowie Möglichkeiten der Prävention, erscheint es erstrebenswert,
Strategien zu eruieren, die es ermöglichen, die Verletzungsthematik in die verschiedenen Bereiche des Profieishockey bzw. des Eishockeysports allgemein zu transportieren.
Dabei ist aufgrund des sich andeutenden mangelnden Problembewusstseins auf Seiten
der Trainer und Spieler sowie vermutlich auch weiterer Instanzen damit zu rechnen,
dass die Implementierung von Präventionsmaßnahmen im Eishockey auf relativ großen
Widerstand stoßen könnte. Solange die Einstellung dominiert, dass Verletzungen als
Berufsrisiko zum Eishockey dazugehören und das Auftreten von Verletzungen bagatellisiert wird, wird definitiv nicht die Notwendigkeit erkannt, etwas an der Verletzungsmisere zu tun. Um die Verletzungsproblematik im Eishockey zumindest auf ein Maß zu reduzieren, das anderen Mannschaftssportarten in Deutschland entspricht, muss sich die
Erkenntnis durchsetzen, dass Aggression und unfaires Verhalten nicht zum Eishockeysport dazugehören. Eine Sensibilisierung für die Verletzungsproblematik könnte dabei
einen ersten Schritt in Richtung eines Umdenkens darstellen.
An dieser Stelle seien zwei Möglichkeiten der Implementierung von Präventivmaßnahmen im Profieishockey vorgestellt:
¾
122
Ausgehend von einer Analyse der Verletzungsproblematik im Handball konnte im
Rahmen der A-Trainer-Ausbildung ein ganztägiges Modul „Verletzungsprävention“
bestehend aus Theorie- und Praxiseinheiten erfolgreich und dauerhaft in die Aus-
bildungsrichtlinien integriert werden. Im Eishockey wird dieses Thema im Rahmen
der A-Trainer-Ausbildung bislang nicht im Detail behandelt. Dabei böte sich hierbei
die Gelegenheit, angehende A-Lizenz-Trainer über die sportartspezifischen Verletzungsschwerpunkte, verletzungsbegünstigendes Verhalten sowie Möglichkeiten der
Prävention zu informieren und die Thematik sowie Umsetzungsschwierigkeiten zu
diskutieren.
¾
Eine weitere Möglichkeit stellt die Verbreitung von Informationsbroschüren dar.
Diese können sich an verschiede Zielgruppen, wie beispielsweise Trainer, Spieler,
Schiedsrichter oder Vereinsvorstände richten, um mit jeweils anderer Schwerpunktsetzung für die Thematik zu sensibilisieren und gleichzeitig praktikable Empfehlungen zur Reduktion der Verletzungsproblematik zu geben.
Unter Berücksichtigung der vorliegenden Ergebnisse und Analysen sollten im Rahmen
einer Diskussion mit Experten des Deutschen Eishockeybundes (DEB) und der Deutschen Eishockey Liga (DEL) sowie der Trainerschaft präventive Trainingsinhalte und
Maßnahmen speziell für das Profieishockey entwickelt werden.
123
124
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Sonstige Quellen:
72
Angaben der Deutschen Eishockey Liga (DEL)
73
RODI-DB, Mannheimer Weg 29, 40229 Düsseldorf (www.rodi-db.de)
129
130
ANHANG
A1
IIHF Sideline Concussion Assessment Tool (SCAT)
131
132
A2
‘Heads Up Hockey’ Poster (USA Hockey)
133
134
A3
Fragebogen zur Erhebung von Verletzungen im Profieishockey (deutsch)
135
136
A4
Fragebogen zur Erhebung von Verletzungen im Profieishockey (englisch)
137
138
A5
Kodierungslisten für die Variable ‘Verletzungssituation detailliert‘
10
Skaten / Gleiten ohne Gegner
101
Skaten / Gleiten vorwärts ohne Gegner
102
Skaten / Gleiten rückwärts ohne Gegner
11
Skaten / Gleiten mit Gegner
111
Skaten / Gleiten vorwärts mit Gegner
112
Skaten / Gleiten rückwärts mit Gegner
12
Richtungswechsel / Abbremsen ohne Gegner
13
Richtungswechsel / Abbremsen mit Gegner
14
Sprint ohne Gegner
15
Sprint mit Gegner
16
Dribbling ohne Gegner
17
Dribbling mit Gegner
18
Im Eis hängen bleiben ohne Gegner
19
Im Eis hängen bleiben mit Gegner
20
Sturz aufs Eis ohne Gegner
21
Sturz aufs Eis mit Gegner
30
Zusammenstoß mit Gegner
31
Zusammenstoß mit Mitspieler
32
Zusammenstoß mit Goalie
40
Bulli
50
Abgefälschter Puck
60
Arbeit im Slot allgemein
61
Arbeit im Slot Angriff
62
Arbeit im Slot Verteidigung
70
Arbeit in den Ecken allgemein
71
Arbeit in den Ecken Angriff
72
Arbeit in den Ecken Verteidigung
80
Ausweichen vorm Gegner
81
Beinstellen
82
Haken
83
Hoher Stock
139
84
Schlägerei
85
Stockschlag
86
Sonstiges
87
Angeschossen
88
Schussblock
90
Erlaubter Check allgemein
91
Erlaubter Check von vorne
92
Erlaubter Check seitlich
93
Erlaubter Check von hinten
94
Unerlaubter Check allgemein
95
Unerlaubter Check von vorne
96
Unerlaubter Check seitlich
97
Unerlaubter Check von hinten
98
Check von hinten in die Bande Stand
99
Check von hinten in die Bande Bewegung
Goalie:
120
Schussabwehr allgemein
121
Schussabwehr im Torraum
122
Schussabwehr außerhalb des Torraums
123
Gedränge
124
Gedränge am Boden
125
Poke Check
126
Verlassen des Torraumes
140
A6
Kodierungslisten für die Variable ‘Verletzungsmechanismus‘
1
Kontakt Eis allgemein
2
Kontakt Eis – Kopf
3
Kontakt Eis – Hals
4
Kontakt Eis – Schulter
5
Kontakt Eis – Arm allgemein
6
Kontakt Eis – Oberarm
7
Kontakt Eis – Ellbogen
8
Kontakt Eis – Unterarm
9
Kontakt Eis – Hand allgemein
10
Kontakt Eis – Handgelenk
11
Kontakt Eis – Mittelhand
12
Kontakt Eis – Finger
13
Kontakt Eis – Daumen
14
Kontakt Eis – Hüfte/Rumpf
15
Kontakt Eis – Bein allgemein
16
Kontakt Eis – Oberschenkel
17
Kontakt Eis – Kniegelenk
18
Kontakt Eis – Unterschenkel
19
Kontakt Eis – Sprunggelenk
20
Kontakt Eis – Fuß allgemein
30
Kontakt Person allgemein
31
Kontakt Person – frontal
32
Kontakt Person – seitlich
33
Kontakt Person – von hinten
34
Kontakt Person - Kopf
35
Kontakt Person - Hals
36
Kontakt Person - Schulter
37
Kontakt Person – Arm allgemein
38
Kontakt Person - Oberarm
39
Kontakt Person - Ellbogen
40
Kontakt Person - Unterarm
141
41
Kontakt Person – Hand allgemein
42
Kontakt Person - Handgelenk
43
Kontakt Person – Mittelhand
44
Kontakt Person – Finger
45
Kontakt Person – Daumen
46
Kontakt Person – Hüfte/Rumpf
47
Kontakt Person – Bein allgemein
48
Kontakt Person – Oberschenkel
49
Kontakt Person – Kniegelenk
50
Kontakt Person – Unterschenkel
51
Kontakt Person – Schlittschuh
60
Kontakt Schläger
61
Kontakt Schlittschuhkufe
62
Kontakt Puck
63
Kontakt Plexiglas-Kante
64
Kontakt Tür
65
Kontakt Tor
70
Umknicken
71
Verdrehen
72
Schneiden
73
Treten
74
Stechen
75
Quetschen
80
Kontakt Bande allgemein
81
Kontakt Bande – frontal
82
Kontakt Bande – seitlich
83
Kontakt Bande – von hinten
84
Kontakt Bande - Kopf
85
Kontakt Bande - Hals
86
Kontakt Bande - Schulter
87
Kontakt Bande – Arm allgemein
88
Kontakt Bande - Oberarm
89
Kontakt Bande - Ellbogen
142
90
Kontakt Bande - Unterarm
91
Kontakt Bande – Hand allgemein
92
Kontakt Bande - Handgelenk
93
Kontakt Bande – Mittelhand
94
Kontakt Bande – Finger
95
Kontakt Bande – Daumen
96
Kontakt Bande – Hüfte/Rumpf
97
Kontakt Bande – Bein allgemein
98
Kontakt Bande – Oberschenkel
99
Kontakt Bande – Kniegelenk
100
Kontakt Bande – Unterschenkel
101
Kontakt Bande – Sprunggelenk
102
Kontakt Bande – Fuß allgemein
143
Eisbären Berlin
Kölner Haie
Frankfurt Lions
Iserlohn Roosters
Adler Mannheim
Hamburg Freezers
Hannover Scorpions
DEG Metro Stars
ERC Ingolstadt
Krefeld Pinguine
Augsburger Panther
Grizzly Adams Wolfsburg
Straubing Tigers
Füchse Duisburg
2*
3*
4*
5*
6*
7#
8#
9#
10#
11
12
13
14
15
0
0
0
0
4
0
17,66
18,00
17,27
21,18
17,45
56
56
56
56
56
3
4
1
13
2
5
0
2
0
1
2
7
4
0
Spielsperren
19,56
19,38
18,76
19,50
21,67
26,95
20,78
18,79
15,91
21,82
Ø Strafmin/
Spiel
59
69
59
64
61
63
68
70
70
61
Spiele
gesamt
6
12
5
8
9
15
11
14
7
10
Rang
Fair Play
17,45
25,18
17,27
18,00
17,66
19,56
24,38
18,76
21,50
21,67
27,95
22,78
25,79
19,91
21,82
Strafpunkte
Die Mannschaft hat das Play-Off Viertel-Finale erreicht
Die Mannschaft hat die 1. Play-Off Runde erreicht
Berechnung Strafpunkte: durchschnittliche Strafminuten/Spiel + Anzahl der von der Ligagesellschaft gegen einen Spieler ausgesprochenen Spielsperren (d.h. keine automatischen Sperren nach Spieldauerdisziplinarstrafen oder 3. Disziplinarstrafe)
#
*
Sinupret Ice Tigers
Mannschaft
1*
Rang
Tabelle
A7
Tabellenrang der DEL-Teams und jeweiliger Rang bei der ’WestLB Fair Play
Trophy’ in der Saison 2007/2008

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