brasilien die corinthians und der hexacampeão england

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brasilien die corinthians und der hexacampeão england
NR. 47/2015, 27. NOVEMBER 2015
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
Fussballentwicklung in Afrika
Malawis Chance
BRASILIEN
DIE CORINTHIANS UND
DER HEXACAMPEÃO
ENGLAND
DIE ALTSTARS UND DER
SALFORD CITY FC
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
VR CHINA
GUANGZHOU EVERGRANDE
AN ASIENS SPITZE
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
6
16
Brasilien
Nachdem sich Corinthians vergangene Woche
den sechsten Meistertitel gesichert hatte,
spielten die Paulista gegen den Stadtrivalen
­FC São Paulo gross auf und feierten einen
­6:1-Erfolg.
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Adama Traoré
Im Interview spricht der malische National­
spieler in Diensten der AS Monaco über die
U20-WM in Neuseeland, die Auszeichnung
als bester Spieler des Turniers und seine
­Leidenschaft für Musik.
35
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
Frischer Wind in Malawi
Seit dem Sommer betreut Ernest Mtawali
als Trainer die Nationalmannschaft. Unser
Mitarbeiter Peter Kanjere hat die malawische
Legende vor Ort getroffen. Ausserdem starteten
Ende Oktober regionale U15-Ligen im Land.
Das Pilotprojekt der FIFA soll eine Verbindung
zwischen Grassroots-Fussball und dem
­Nationalteam schaffen sowie Talente
nachhaltig fördern.
22
Hoch hinaus
Salford City FC – mit
prominenter Unterstützung
von Sensation zu Sensation.
(Im Bild: Ryan Giggs)
A rt of Football
Im Dokumentarfilm “Messi” rekapituliert
Álex de la Iglesia die beeindruckende
Karriere von Lionel Messi.
Malawis Chance
Unser Cover zeigt feiernde
Teilnehmer der U15-Jugendliga
in Blantyre.
Simon Bruty
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
15
Notbremse
Der VfB Stuttgart rutscht in den
Tabellenkeller der deutschen
Bundesliga und entlässt Trainer
Alexander Zorninger.
(Im Bild: Christian Gentner)
The-FIFA-Weekly-App
The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und
ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos
verfügbar. http://de.fifa.com/mobile
2
T H E F I FA W E E K LY
FIFA Klub-Weltmeisterschaft
FIFA Futsal-Weltmeisterschaft
10. – 20. Dezember 2015, Japan
10. September – 1. Oktober 2016, Kolumbien
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa
54 Mitglieder
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
17
Ticket gelöst
Felipe Scolari erringt mit
Guangzhou Evergrande den
AFC-Champions-League-Titel
und fährt zur Klub-WM nach
Japan.
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imago (4)
Ohne Fortune
Seine WM-Auftritte in der
deutschen Nationalelf waren
für Heinrich Kwiatkowski nicht
von Erfolg gekrönt.
T H E F I FA W E E K LY
3
Überall, wo Sie sein wollen
Wo möchtest du sein?
3 Welttitel, 3 Tore im Finale der FIFA WMTM und ein
Ticket nach Brasilien. Und das ist erst der Anfang. Visa
unterstützt voller Stolz Carli Lloyd und ihre Träume.
In der Weltspitze.
©2015 Visa. All rights reserved.
UNCOVERED
Spielkultur
14
Gegentore in 2 WM-Spielen. Es war eine Schmach. Und Torhüter Heinrich
Kwiatkowski hatte dann auch genug. “Bitte stellen Sie mich nicht mehr auf”,
sagte er entnervt zum Trainer.
Die unrühmliche Geschichte des deutschen Ersatztorhüters aus den Jahren 1954
und 1958 beinhaltet Anekdoten, die das Leben schreibt. Kwiatkowski war es ja
auch, der vor seinem ersten Einsatz im Nationalteam bei einer Zigarettenpause
fast ertrunken wäre. Danach folgte das 3:8 gegen Ungarn, vier Jahre s­ päter, bei
seinem zweiten und letzten WM-Einsatz, das 3:6 gegen Frankreich. Annette
Braun blickt nochmals zurück (Seite 28 und 29).
Ebenso zeichnen wir ab Seite 6 das kurzweilige Leben von Ernest Mtawali
nach, der mit einer Ausnahme auf allen Kontinenten Fussball spielte und nun
Malawis Nationalteam voranbringen will. “Uns ist über die Jahre unsere Spielweise verloren gegangen”, sagt Verbandschef Walter Nyamilandu. “Wir wollen,
dass Ernest sie zurückbringt.” Das Ziel heisst Afrikameisterschaft 2017. Å
Mario Wagner / 2Agenten
Alan Schweingruber
T H E F I FA W E E K LY
5
M AL AW I
MTAWALIS ZEIT
IST GEKOMMEN
Die Geschichte von Malawis kürzlich berufenen
­Nationaltrainer Ernest Mtawali stellt so manchen Roman
in den Schatten, schreibt Peter Kanjere aus Blantyre.
Neue Grundlage Jugendliche trainieren
in Blantyre auf Kunstrasen.
6
Simon Bruty (1)
M AL AW I
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M AL AW I
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Die Legende Ernest Mtawali Im Jersey des französischen Ligue-1Klubs FC Toulouse (r.; 1998) und als neu berufener Nationaltrainer
seines Landes.
AFP, HO (3)
E
rnest Mtawali hat mit einer Ausnahme
auf allen Kontinenten gespielt, in Afrika,
Asien, Europa und Südamerika, und er
stand unter anderem mit Diego Maradona auf dem Platz. In seiner Karriere, die
mit Fug und Recht als ausser­gewöhnlich
bezeichnet werden kann, wurde er unter
anderem von Kevin Keegan trainiert.
In dem kleinen, zweigeschossigen Haus,
das er in Malawis wichtigster Stadt
Blantyre aus seinen Einkünften aus
dem Fussball gebaut hat, geht Mtawali
die Liste der zahlreichen Trainer durch, unter denen er im Laufe seiner Karriere gespielt hat. “Ich
habe unter namhaften Trainern gespielt, darunter
Screamer Tshabalala von den Mamelodi Sundowns
in Südafrika, dem leider schon verstorbenen Brian
Clough bei Nottingham Forest, Kevin Keegan bei
Newcastle ­United, Osvaldo Ardiles bei Tottenham
Hotspur und Alain Giresse bei Toulouse”, so der
ehemalige Mittelfeldspieler, der mit seinen herausragenden Pässen unzählige Tore seiner Teamkameraden aus allen Teilen der Welt vorbereitete.
M AL AW I
Simon Bruty (1)
Rot gegen Blau
U15-Spieler des
Jugend-Entwicklungsprojekts in Blantyre.
Mtawali bestritt 62 Länderspiele für Malawi
und spielte für Klubs in seinem Heimatland sowie
in Südafrika, Argentinien, Italien, Frankreich und
den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seine Karriere erstreckte sich über 23 Jahre, in denen er in
866 Vereinsspielen 218 Tore erzielte.
Mutter aus Südafrika
Mtawali wurde 1966 als jüngstes von fünf Kindern
in Malawi geboren, fünf Jahre nachdem sein Vater,
der verstorbene Bischof Mtawali, aus Südafrika
zurückgekehrt war, wo er eine Einheimische geheiratet hatte. Als seine Mutter aus gesundheitlichen
Gründen in ihr Heimatland zurückkehrte, bedeutete das einen schweren Schlag für den Youngster.
Mtawali hatte gerade den Durchbruch beim
malawischen Topklub Hardware Stars geschafft
und sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gegeben, mit der er sich 1984 erstmals für den CAF-­
Afrika-Cup qualifizierte, als er beschloss, seiner
Mutter nach Südafrika zu folgen. Von einem Scout
wurde er durch das Nachbarland Sambia nach
Botswana geschmuggelt, wo der Wagen eines Kom-
plizen wartete, der ihn in das damals von der
Apartheid gespaltene Land brachte.
“Bei der Endrunde des Afrikanischen Nationen-Pokals in der Elfenbeinküste spielte ich nicht,
weil ich gerade nach Südafrika gegangen war. Ich
wollte dort nicht nur Fussball spielen, sondern in
erster Linie meine Mutter wiedersehen, die ich seit
mehr als zehn Jahren nicht gesehen hatte. Ausserdem war das eine grossartige Gelegenheit, ein Angebot eines südafrikanischen Klubs zu bekommen”, erinnert er sich.
“Wegen der damaligen Situation in Südafrika
dauerte es ziemlich lange, bis ich überhaupt herausgefunden hatte, wo meine Mutter lebte. Ausserdem
war es damals schwierig für Menschen aus anderen
afrikanischen Ländern, in Südafrika zu leben und
zu arbeiten. Ich musste mir einen Ausweis mit einem anderen Namen besorgen, um irgendwie
durchzukommen. Nun hiess ich Ernest Chirwali.”
In den folgenden 18 Monaten spielte Mtawali für
Welkom Real Hearts, Bloemfontein Celtic und die
Mamelodi Sundowns. 1985 wurde er als erster Ausländer zu Südafrikas Fussballer des Jahres gewählt.
T H E F I FA W E E K LY
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M AL AW I
GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN
Ende Oktober feierten regionale U15-Wettbewerbe in Malawi Premiere. Der Ligenstart
stellt das Pilotprojekt einer globalen FIFA-Initiative dar, die bis 2018 die nachhaltige
Förderung der Nachwuchsbereiche vorsieht.
E
inmal eine erfolgreiche Karriere zu starten wie Essau Boxer Kanyenda,
das wünschen sich viele fussballbegeisterte malawische Kinder und
Jugendliche. Einmal das Hobby zum Beruf zu machen und für die
­N ationalmannschaft aufzulaufen, ist ihr grosser Traum. Der Stürmer hat
es vorgelebt. Essau Boxer Kanyendas Laufbahn begann 1998 beim FC Welfare. Nach Gastspielen unter anderem in Russland bei FK Rostow und
Lokomotive Moskau spielt er seit 2012 beim südafrikanischen Klub Polokwane City. Für die malawische Auswahl lief der 33-Jährige bis jetzt 53-mal
auf und erzielte zwölf Treffer. Kanyenda ist ein Vorbild für den heimischen
Nachwuchs, genauso wie Fisher Kondowe, Nationalspieler in Diensten des
Big Bullets FC. Der amtierende Meister der malawischen Super League
führt auch in der aktuellen Saison mit grossem Abstand die Tabelle an.
Potenzial ausschöpfen
Um den Sprung vom Grassroots-Fussball über den Jugendbereich zu den
Profis zu schaffen, bedarf es neben Talent und einer grossen Portion Fleiss
auch eines guten Fördersystems. Im Zyklus 2015 bis 2018 geniesst für die
Mitgliedsverbände der FIFA die Entwicklung etablierter nationaler Jugendwettbewerbe Priorität. Der Weltverband unterstützt die Ambitionen der
nationalen Verbände und hat ein Projekt gestartet, durch das in verschiedenen Ländern regionale U15-Ligen realisiert werden. Den Anfang machte Ende Oktober Malawi.
In den Auftaktpartien Zomba Urban gegen Chiradzulu und Lilongwe
Urban gegen Dedza begeisterten sie auf dem Platz, die potenziellen
nächsten Kanyendas und Kondowes. Die jungen Spieler führten den
­A nstoss zu einer zweijährigen Testphase aus, für die Malawi nicht zufällig
ausgewählt wurde. “Malawi hat bereits erfolgreich Grassroots-Kurse
­u mgesetzt und eine klare Entwicklungsstrategie für die kommenden ­J ahre
ausgearbeitet”, sagt Jürg Nepfer, Leiter der FIFA-Abteilung für Bildung und
technische Entwicklung. In Zukunft sollen auch in anderen Ländern, die
über Strukturen im Grassroots-Fussball verfügen, ähnliche Initiativen ins
Leben gerufen werden.
Denn: Kein Talent soll auf dem Weg in den Erwachsenenbereich übersehen werden. Auf der Grundlage einer guten Jugendentwicklung soll auch
das Nationalteam des Landes profitieren. 15 Millionen US-Dollar nimmt
die FIFA bis 2018 für die globale Realisierung der Projekte in die Hand.
Neben der Neuschaffung von Ligen steht die Ausbildung von Jugend­
trainern und Schiedsrichtern im Vordergrund.
Wer weiss, vielleicht sind einige Spieler von Zomba Urban, Chriadzulu,
Lilongwe Urban oder Dedza, die Ende Oktober die Auftaktpartien der
U15-Liga in Malawi austrugen, schon bald auch Teil der malawischen
A-Nationalmannschaft – und damit auf den Spuren ihrer Vorbilder Essau
Boxer Kanyenda und Fisher Kondowe.
Annette Braun
Strahlendes Lächeln U15-Coach Tioney Mhone mit seinen Schützlingen Kumbukani (l.) und Humprey Minandi.
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Fast wie die Profis Der Einlauf
der Jugendlichen, ihr Bangen und
Hoffen auf der Bank, der Anpfiff
naht. Die Partie geht an Blau.
Schon bald klopften die ersten Scouts an seine
Tür, und es dauerte nicht lange, bis er ein Probetraining beim italienischen Viertligisten Bassano
Virtus bestreiten konnte.
“Ich machte meine Sache offenbar gut und man
bot mir einen Einjahresvertrag an”, so Mtawali.
“Bei Bassano lief es so gut, dass mich der Serie-AKlub Empoli für die nächste Saison unter Vertrag
nehmen wollte. Dies wurde jedoch von der FIFA
unterbunden, weil ich Malawi ohne Freigabe verlassen hatte.”
Aufgrund der FIFA-Sperre gegen Südafrika
scheiterte der Versuch, bei Empoli unter dem Namen Ernest Molemela (dem Nachnamen seines früheren Trainers bei Bloemfontein) zu unterschreiben,
ebenso wie Versuche, sich Besiktas in der Türkei
oder Nottingham Forest in England anzuschliessen.
“Schliesslich kehrte ich nach Südafrika und zu
Bloemfontein Celtic zurück. Bis die Sperre aufgehoben wurde, konnte ich in keinem FIFA-Mitgliedsland spielen”, so Mtawali.
Als es 1992 so weit war, begann für Mtawali mit
der Rückkehr in die Nationalmannschaft Malawis
ein neues Kapitel seiner Karriere, das bis zu seinem
Rücktritt 2005 dauerte.
1985 wurde Mtawali als erster
Ausländer zu Südafrikas Fussballer
des Jahres gewählt.
Simon Bruty (5)
Nach der Rückkehr in die Nationalmannschaft
ging Mtawali zu den Newell’s Old Boys in Argen­
tinien, wo er das grosse Glück hatte, mit Diego
­Maradona Hallenfussball zu spielen. Es folgte ein
Transfer nach Toulouse in die französische Ligue 1
und dann eine Verpflichtung durch Al-Wahda in
den Vereinigten Arabischen Emiraten.
“Ich bereue nichts”
Obgleich er die Teilnahme am Africa Cup of
­Nations 1984 verpasste und ihm die Chance, bei
europäischen Topklubs zu spielen, vorenthalten
wurde, bereut Mtawali nichts. Nach seiner aktiven
Karriere wurde er Trainer der U20-Nationalmannschaft Malawis und führte das Team zu neuen
­E rfolgen. In der Qualifikation für die Junioren-­
Afrikameisterschaft 2014 scheiterte er nur knapp.
Die gute Arbeit ebnete ihm im Juni 2015 den
Weg auf die Trainerbank der A-Nationalmannschaft.
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M AL AW I
Nicht nur Spieler Malawis Kinder
und Jugendliche üben sich im Part des
Schiedsrichterassistenten.
Hier ersetzte er Young Chimodzi, der nach der
1:2-Heimniederlage Malawis gegen Simbabwe zum
Auftakt der Qualifikation für den Afrikanischen
­Nationen-Pokal 2017 entlassen worden war.
“Der verstorbene Roy Bailey hat mich stark beeinflusst. Er war der Vater von Gary Bailey, dem
Ex-Torhüter von Manchester United”, so der heute
49-jährige Mtawali. “Er nahm mich schon 1989 mit
zu Trainerseminaren, als ich gerade von Bloem­
fontein Celtic zu den Mamelodi Sundowns gewechselt war. Von 1989 bis 1994 war ich Kapitän der
Sundowns. In dieser Zeit bat mich die Klubleitung
immer wieder, mit Nachwuchsspielern zu trainieren, die für den Klub spielen sollten.”
Frischer Wind fürs Nationalteam
Als Sohn eines malawischen Vaters und einer
­südafrikanischen Mutter spricht Mtawali fliessend
Französisch und Englisch. In Malawi hat er nun
offenbar im Alleingang eine Fussballrevolution in
Gang gesetzt. Innerhalb von nur zwei Monaten hat
er sieben Spielern ein Debüt in der Nationalmannschaft verschafft und mehrere Veteranen aus­
sortiert. Das führte zu offener Kritik, unter anderem von dem in Südafrika aktiven Mittelfeldspieler
Robert Ng’ambi, der dem Trainer mangelnden
Respekt vorwarf, weil er verdiente Akteure
­
­zugunsten von unerfahrenen Neulingen aus dem
Kader streiche.
“Ich weiss, dass Veränderungen
nicht leicht zu erreichen sind.”
Ernest Mwatali, Trainer Malawis
“Ich sehe diese Aufgabe als grosse Heraus­
forderung”, so Mtawali. “Ich bin der erste Fan der
malawischen Nationalmannschaft und zudem
Ex-Spieler des Teams, und ich weiss genau, wie
­leidenschaftlich die Menschen in Malawi hinter
ihrem Team stehen. Ich möchte eine Verbesserung
Malawis in der FIFA-Weltrangliste sehen. (Im
­November 2015 belegte Malawi Position 97, Red.) Ich
weiss, dass Veränderungen nicht leicht zu erreichen sind, aber ich bin sicher, wir haben das Potenzial, uns zu verbessern.”
In den bisherigen drei Spielen unter Mtawali
gab es einen Sieg, ein Unentschieden und eine
­Niederlage für Malawi. Das Team verlor das Hinspiel der Vorausscheidungsrunde der Qualifikation
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M AL AW I
Einüben der Rituale Wie überall
auf der Welt mustern sich die Gegner
vor dem Spiel, liefern sich dann einen
spannenden Kampf und bereiten
anschliessend die Erfahrungen für
das nächste Spiel auf.
für Russland 2018 in Tansania 0:2 und verab­
schiedete sich nach einem 1:0-Sieg im Rückspiel in
Malawi aus dem Rennen. Tansania verlor in der
zweiten Runde gegen Algerien, das bestplatzierte
afrikanische Team, mit dem Gesamtresultat von 2:9.
“In den kommenden fünf Jahren wird jeder die
Früchte der aktuellen Entwicklung sehen. Doch
natürlich war es eine grosse Enttäuschung, dass
wir die nächste Runde der WM-Qualifikation ver­
passt haben”, so Mtawali.
Walter Nyamilandu, der Präsident des malawi­
schen Fussballverbands, sagte, Mtawali habe die
Aufgabe, das Team in der Qualifikation für den
Afrikanischen Nationen-Pokal 2017 wieder auf
Kurs zu bringen.
Derzeit rangiert Malawi in der Gruppe L mit
nur einem Punkt auf Platz 3, knapp vor Schluss­
licht Guinea und drei Punkte hinter den führenden
Teams Simbabwe und Swasiland.
“Mtawali und sein Assistenztrainer Nsanzur­
wimo Ramadhan geniessen unser Vertrauen”, füg­
te Nyamilandu hinzu. “Bisher gab es noch keine
wirkliche Bewährungsprobe für die beiden. Sie
bieten die Chance auf eine Veränderung. Über die
Jahre ist unsere malawische Spielweise verloren
gegangen. Wir wollen, dass die beiden sie wieder
zurückbringen”, so Nyamilandu, der Ende der
1990er-Jahre neben Mtawali für Malawi spielte.
“Wir sehen grosses Potenzial in Ernest. Wir
­haben seine Entwicklung genau verfolgt, seit er die
U20-Auswahl Malawis geführt hat. Wir bereiten ihn
seit über vier Jahren vor. Nun ist er für diese Heraus­
forderung bereit. Für jeden kommt einmal die rich­
tige Zeit, und jetzt ist Ernest an der Reihe.” Å
Simon Bruty (5)
DIE FIFA IN MALAWI
Seit 2001 hat die FIFA im Rahmen des
Goal-­P rogramms den Mitgliedsverband
mit 1 700 000 US-Dollar unterstützt. Diese wurden in
Malawi unter anderem dazu genutzt, ein regionales
technisches Zentrum in Mzuzu zu bauen. Mithilfe
dieses Zentrums wird die Infrastruktur des Landes
gefördert, was wiederum der nachhaltigen Aus­
bildung des Nachwuchses zugutekommt. Der FAP-­
Beitrag belief sich in den Jahren 2011 bis 2015 auf
insgesamt 2 600 000 US-Dollar.
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© 2015 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
# B E T H E D I F F E R E N C E
BLICK IN DIE LIGEN
I
N
D eu t s c h l a n d: 1. B u n d e s l i g a
E r nü c hte r n d e r
O f fe n s i v f u s s b a l l
Alan Schweingruber ist Redakteur bei The FIFA Weekly.
Getty Images
Es ist ja im weitesten Sinne
auch diese Machtlosigkeit,
die den Fans Mühe macht,
wenn es der eigenen Mannschaft nicht läuft.
Anschliessend trifft man sich vielleicht dann
auf ein Bier, um die Niederlage seines
­Herzensvereins etwas leichter zu verdauen.
So agieren die Anhänger des VfB Stuttgart
nun schon eine ganze Weile. Vor allem der
Abstiegskampf im letzten Frühling war
nervenaufreibend und warf bei der Anhängerschaft die eine oder andere Frage auf.
Zum Beispiel: Wie konnte es angesichts des
doch ziemlich starken Kaders überhaupt so
weit kommen, dass man gegen den Abstieg
kämpft und nicht wie erhofft um einen
Europa­pokal-Platz? Plausible Erklärungen
fand man nicht. Aber immerhin konnte der
Abstieg abgewendet werden.
S
I
Ein paar Monate später sind in Deutschland
13 Runden gespielt und im VfB-Umfeld sucht
man erneut eine Antwort auf die gleiche
ungeklärte Frage. Nach den verheissungs­
vollen Prognosen zum Saisonstart, unter
anderem von der Konkurrenz erstellt, sieht
die Realität ernüchternd aus. Stuttgart liegt
auf dem drittletzten Tabellenrang. Der Tiefpunkt: Das 0:4 im eigenen Stadion gegen
den FC Augsburg.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Die
Anhängerschaft des VfB Stuttgart hatte nach
dem vierten Gegentreffer beschlossen, sich
einfach nicht mehr am Spiel zu beteiligen.
Gesänge und Pfiffe blieben komplett aus. Und
als sich die Spieler gegen Spielschluss schon
an die seltsame Ruhe gewöhnt hatten, sangen
die Fans auf einmal spöttisch “Oh, wie ist
das schön!”
Gegen Augsburg fehlte beim VfB die Basis
des Spiels: Zweikämpfe gewinnen, viel laufen.
Die Vorstellung besiegelte das Schicksal des
Trainers Alexander Zorniger: Er wurde drei
Tage nach dem Debakel entlassen. Als
Interims-­Coach übernimmt U23-Trainer
Jürgen Kramny. Wenn Stuttgart in Dortmund
D
E
antritt, dürfte vor allem interessant sein,
welche Reaktion die Mannschaft zeigt und —
bei aller System-Kritik, mit der sich Zorniger
konfrontiert sah — mit welcher Ausrichtung
der neue Trainer spielen lassen wird.
Systemangelegenheiten regelt Bayern München derweil auf seine Weise. Beim Aufbau
zum zweiten Führungstor gegen Schalke (3:1)
hielten sich die Stürmer für einmal bescheiden zurück, was Innenverteidiger Martínez
dazu nutzte, sich in den gegnerischen Strafraum zu begeben und dort auf die Flanke von
Robben zu warten. Das gelang ganz gut. Der
Spanier gab Robben auch noch mit der Hand
ein Zeichen, bevor er ungehindert zum 2:1 per
Kopf traf. Es war ein bisschen wie auf der
Playstation.
Mit einem Sieg gegen Hertha Berlin kann sich
Bayern nun die Herbstmeisterschaft sichern.
Dazu bräuchte es allerdings einen schwungvollen VfB Stuttgart, der Borussia Dortmund
um die Punkte bringt. Darauf wettet man
derzeit lieber nicht. Å
Ratloser VfB
Das Stuttgarter Team nach
dem desolaten 0:4 gegen
Augsburg.
T H E F I FA W E E K LY
15
Brasilien: Série A
C o r i nt h i a n s w i e
i m R au s c h
Sven Goldmann ist Fussball­
experte beim “Tagesspiegel” in
Berlin.
Den Gewinn der Meisterschaft hatten sie in Rio de
Janeiro gefeiert. Auch das ist nicht ganz
unwichtig für eine Mannschaft aus São
Paulo, denn die Rivalität der beiden grössten
Städte Brasiliens überstrahlt auch im Fussball vieles. Aber der Triumph hatte sich lange
angekündigt, und als der Sport Club Corinthians Paulista mit einem 1:1 bei Vasco da Gama
endlich den seit vier Jahren ersehnten
­Gewinn des “Hexacampeão” perfekt gemacht
hatte, war das nur noch protokollarische
Pflicht. Die eigentliche Party zum Gewinn
der sechsten Meisterschaft stieg erst zwei
Tage später. Standesgemäss im Itaquerão,
dem vereinseigenen Stadion der Corinthians
im Osten der Stadt.
Es fügte sich in die perfekte Choreographie,
dass zum ersten Heimspiel des frisch
gekürten Champions eine Mannschaft aus
derselben Stadt gastierte. Nicht der Erzrivale
Palmeiras, mit dem die Corinthians seit 100
Jahren eine intensive Gegnerschaft pflegen.
Aber immerhin der grosse FC São Paulo,
Heimat der brasilianischen Legenden Kaká
und Cafu.
Die Corinthians spielten sich in einen
Rausch. Und das, obwohl Trainer Tite angesichts des längst feststehenden Triumphs auf
den Einsatz seiner Stammkräfte Gil, Elias,
Jádson, Renato Augusto, Malcolm und
Vágner Love verzichtet hatte. An diesem Tag
fiel das nicht ins Gewicht. Welch grossartigen Fussball diese Mannschaft gerade spielt,
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T H E F I FA W E E K LY
Meisterlich Die Corinthians bejubeln den 5:0-Treffer im Stadtderby gegen São Paulo Futebol Clube.
war in der zweiten Halbzeit bei Luccas Tor
zum 4:0 und der vorausgegangen Kombination zu sehen. Kurz darauf fabrizierte Hudson
auch noch ein Eigentor, und erst dann kam
auch São Paulo einmal in den Genuss eines
Erfolgserlebnisses. Der Schütze zum 1:5 hiess
Carlinhos, aber er mochte kaum noch jubeln.
Der gerade erst eingewechselte Cristian
schaffte per Elfmeter noch ein sechstes Tor,
aber da war das Fest auf den Tribünen schon
in vollem Gange.
Die Fans lachten und tanzten und sangen.
Eine so glückliche Stunde hat das Itaquerão
zuletzt im Juni 2014 erlebt: im Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft. Damals gewann
Brasilien 3:1 gegen Kroatien und die Torcedores träumten vom sechsten Titel. Er blieb der
Seleção bekanntlich verwehrt, anders als jetzt
den Corinthians. Deren Trainer Tite galt nach
der missratenen Weltmeisterschaft als logischer Nachfolger des zurückgetretenen
Nationaltrainers Luiz Felipe Scolari, nachdem
er zuvor mit den Corinthians die Klub-WM
und die Copa Libertadores gewonnen hatte.
Der brasilianische Verband aber entschied
sich überraschend für Carlos Dunga. “Ich
verstehe nicht, nach welchen Kriterien das
entschieden wurde. Ich war bereit für die
Seleção”, sagte Tite damals. Er machte ein
halbes Jahr Pause und kehrte zu Beginn
dieses Jahres zurück zu den Corinthians. Å
Getty Images
São Paulo reiste nicht als Partygast an,
schliesslich benötigt der Club im Kampf um
einen Startplatz in der Copa Libertadores
jeden Punkt. Die Corinthians aber waren am
36. Spieltag des Campeonato Brasileiro
einfach zu stark. Am Ende hiess es 6:1 für den
neuen Meister, und das Spiel war so einseitig,
dass sich einige Fans des unglücklichen
Gastes schon zur Halbzeitpause auf den Weg
nach Hause machten. Da stand es nach Toren
von Bruno Henrique, Angel Romero und Edu
Dracena 3:0.
AFC-Champions-League
Scola r is
G e nu g t u u n g
Sarah Steiner ist Redakteurin bei
The FIFA Weekly.
Der Gewinner der AFCChampions-League lautet
Guangzhou Evergrande. Vor
50 000 Fans bezwang die Mannschaft von
Luiz Felipe Scolari im heimischen Tianhe-­
Stadion Al-Ahli aus den Vereinigten Arabischen Emiraten 1:0. Nach dem torlosen Unentschieden im Hinspiel sicherte sich das
chinesische Team – nach dem Erfolg von
2013 – bereits zum zweiten Mal den Titel der
asiatischen Königsklasse und wird im Dezember an der FIFA Klub-Weltmeisterschaft den
asiatischen Kontinent vertreten. Evergrande
trifft dort im Viertelfinale auf den mexika­
nischen Club América.
imago
Guangzhou ist ein verdienter Gewinner. In
zwei umkämpften und engen Spielen zeigte
das Team über 180 Minuten den besseren
Fussball. Die grossen Investitionen der
letzten Jahre in Mannschaft und Trainer
haben sich bezahlt gemacht. Eine davon hat
im zweiten Finalspiel dann auch gezeigt, dass
sie ihr Geld wert ist: Elkeson. Der Brasilianer
kam vor knapp drei Jahren nach China und
bewies ein weiteres Mal, dass sich der Millionentransfer für Guangzhou gelohnt hat. In
der 54. Minute entschied er die Partie im
Alleingang. Mit dem Rücken zum Tor nahm
er den Ball an, schob ihn in der Drehung
durch die Beine seines Gegners Salmeen
Khamis und schoss den Siegtreffer.
“Gewinner sind jene,
die nicht aufgeben.”
Luiz Felipe Scolari
“Ich möchte all unseren Fans und dem gesamten chinesischen Volk dazu gratulieren, dass
wir in Asien wieder ganz oben stehen”, jubelte
Elkeson nach dem Spiel. Der 26-Jährige
wurde zum Spieler der Partie ausgezeichnet.
Das Lob gab er gleich weiter. “Wir sind trotz
aller Widrigkeiten stets hoch konzen­triert
geblieben. Im Team herrscht ein sehr gutes
Verständnis der Spieler, und unser Trainer
Luiz Felipe Scolari ist äusserst ambitioniert.
Insofern war der Sieg nur folgerichtig.”
Für Scolari war der AFC-Titel nach dem
Gewinn der chinesischen Meisterschaft die
zweite Genugtuung nach dem desaströsen
Ausscheiden seiner brasilianischen Nationalmannschaft an der WM 2014. Die 1:7-Nieder­
lage im Halbfinale gegen Deutschland wird
ihn noch lange verfolgen. So sagte er auch
nach dem Champions-League-Titel treffend:
“Die Gewinner sind jene, die nicht aufgeben!”
Versagen ist für den Coach keine Option.
Das haben sich auch seine Spieler zu Herzen
genommen. Seit seinem Amtsantritt im Juni
diesen Jahres hat die Mannschaft kein einziges Spiel verloren. Und auch am 13. Dezember
soll nun im japanischen Osaka ein Sieg her.
“Das nächste Ziel ist die Klub-Weltmeisterschaft. Warum nicht? Ich habe ein gross­
artiges Team, einen grossartigen Verein
und grossartige Spieler. Ich kann diesen
Traum verwirklichen”, sagt Scolari. Å
In Feierlaune AFC­Champions-League-Sieger
Guangzhou Evergrande mit
Trainer Luiz Felipe Scolari (r.).
T H E F I FA W E E K LY
17
Name
Adama “Noss” Traoré
Geburtsdatum, Geburtsort
28. Juni 1995, Bamako, Mali
Mittelfeld
Stationen als Spieler
2013–2014 AS Bakaridjan
2014–2015 OSC Lille
seit 2015 AS Monaco
Nationalteam Mali
2 Einsätze
18
T H E F I FA W E E K LY
Getty Images / Hannah Peters
Position
DAS INTERVIEW
“Gut möglich, dass sich Mali qualifiziert”
Adama Traoré errang an der FIFA U20-WM in Neuseeland den Goldenen Ball.
Mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet, spielt er heute für die AS Monaco.
Mit Mali will er zur WM 2018 nach Russland.
Adama Traoré, warum werden Sie Noss
genannt?
Adama Traoré: Das ist in Mali üblich. Alle
mit dem Vornamen Adama werden wegen
Nostradamus Noss oder Nostra genannt.
Was ist Ihre schönste Erinnerung an die FIFA
U20-Weltmeisterschaft?
Mir ist besonders das afrikanische Derby
gegen Senegal um den 3. Platz in Erinnerung
geblieben. Mein Treffer aus der Distanz war
ein schönes Tor.
Haben Sie erwartet, als bester Spieler des
Turniers ausgezeichnet zu werden, oder haben
Sie eher einen Akteur der Finalteilnehmer
Serbien und Brasilien als Preisträger gesehen?
40 Jahre vor Ihnen, am 23. Juni 1955, wurde
ebenfalls in Bamako Jean-Amadou Tigana
geboren. Ein grosser Mittelfeldspieler, dessen
Stil ein wenig Ihrem ähnelt. Er entschied sich
für die Einbürgerung in Frankreich und
­gewann mit der Équipe Tricolore an der Seite
von Platini und Ihrem aktuellen Trainer in Mali,
Alain Giresse, die EM 1984. Wie denken Sie
über Tigana?
Ja, ich habe von ihm gehört. Ich kenne ihn
nicht sehr gut, aber ich weiss, dass er ein
grosser Spieler gewesen ist und hier in M
­ onaco
auch Trainer war und grossen Erfolg hatte.
Denken Sie nicht, dass es für Mali schwierig
wird, sich für eine WM-Endrunde zu qualifizieren? Es wäre das erste Mal in der Geschichte.
Ich hätte niemals gedacht, dass ich diese
Auszeichnung gewinnen könnte. Tatsächlich
habe ich erwartet, dass dieser Titel an einen
Serben oder Brasilianer geht. Das war wirklich eine grosse Überraschung für mich.
Im Gegenteil. Ich glaube, dass es möglich
ist. Wir haben eine gute Generation und ich
hoffe, dass es passieren wird.
Welcher Spieler hat Sie in den Partien in
Neuseeland am meisten beeindruckt und
warum?
Ich bekomme viele Komplimente, doch ich
kann kein besonderes zitieren. Ich muss aber
gerade jetzt, da die Leute anfangen, über
mich zu sprechen, mental stark bleiben. Es
gibt Spieler, denen das zu Kopf gestiegen ist.
Ich persönlich denke: ‘Bleib, wie du bist, und
arbeite weiter.’ Die Komplimente freuen mich,
aber ich muss am Boden bleiben.
Mich haben mehrere Spieler beeindruckt.
Einer ganz besonders, doch ich kann mich
nicht mehr an seinen Namen erinnern. Er
spielte im defensiven Mittelfeld der Schweizer. Ein super Spieler.
Sie wurden mit dem Goldenen Ball in Ihrer
Alterskategorie ausgezeichnet. Ein Preis, den
zuvor absolute Superstars wie Maradona und
Messi aber auch exzellente Fussballer wie
Prosinecki, Adriano, Ihr Landsmann Seydou
Keita, Saviola, Agüero oder Paul Pogba
­gewonnen haben. Wie fühlen Sie sich in
dieser illustren Gesellschaft?
Der Gewinn des Goldenen Balls ist einfach ein Traum. Diese grossen Spieler, die ihn
ebenfalls erhalten haben, erinnern mich
daran, was ich noch zu tun habe, um weitere
Titel zu gewinnen und dass ich noch viel
Arbeit und einen langen Weg vor mir habe.
Haben Sie nie darüber nachgedacht, für
Frankreich zu spielen? Ist der französische
Verband noch nie an Sie, Ihren Vater oder
an Ihren Agenten herangetreten?
Nein, das hat sich nicht ergeben.
Was haben Sie von Ihrem neuen Trainer
Leonardo Jardim gelernt?
Er hat mir schon viel beigebracht. Als ich
hier ankam, gelang es mir am Anfang nicht,
auf dem Platz die richtige Position zu finden.
Ich habe schon ganz schön viel gelernt. Er
ruft mich zu sich, gibt mir Tipps und zeigt
mir, wie ich es machen soll. Ich habe schon
jetzt den Eindruck, gute Fortschritte gemacht
zu haben.
Es heisst, dass Sie in Bamako barfuss zu
spielen begannen. Stimmt diese Geschichte?
Ja, in der Fussballschule von Jean-Marc
Guillou spielte ich barfuss, aber das sieht die
Methode dort vor. Wir fangen alle barfuss
an, wenn wir klein sind, und wir müssen
bestimmte Ziele erreichen. Wenn diese
erreicht sind, spielen wir mit Schuhen.
Wo wohnen Sie in Monaco?
Was ist das schönste Kompliment, das Sie
bisher gehört haben?
Sie haben eine Knöcheloperation hinter sich.
Haben Sie in den ersten Tagen einen Besuch,
einen Anruf, eine Nachricht oder eine Geste
erhalten, die Sie besonders gefreut hat?
Ja, ich habe viele Nachrichten bekommen
und erhalte immer noch viele. Von Menschen,
die ich gar nicht kenne – ich weiss gar nicht,
woher sie meine Nummer haben! Ich werde
jeden Tag angerufen und bekomme Genesungswünsche. Ich bedanke mich bei ihnen,
es ist herzerwärmend und macht mir Mut.
Ich wohne im Viertel Jardin Exotique
und habe eine schöne Aussicht auf das
­Fürstentum und das Meer.
Wie sieht ein normaler Tagesablauf bei
Ihnen aus?
Ich stehe relativ früh auf, meine Tage sind
ganz normal. Wenn ich nicht beim Training
oder in Behandlung bin, bleibe ich zu Hause.
Ich gehe natürlich hinaus, um Einkäufe zu
erledigen, aber ich bin ansonsten relativ
ruhig.
Welche Hobbys haben Sie? Haben Sie eine
besondere Leidenschaft?
Ja, meine andere Leidenschaft neben
dem Fussball ist die Musik. Bei mir ist
immer die Play-Taste gedrückt. Ich höre
viel afrikanische Musik. Å
Mit Adama Traoré sprach
Massimo Franchi
Sie haben bei der AS Monaco einen Fünf­
jahresvertrag unterschrieben. Welche Ziele
haben Sie mit den Rot-Weissen und welche
verfolgen Sie persönlich?
Das Wichtigste ist für mich, die Farben
des Vereins so gut wie möglich zu vertreten.
Ich will hier natürlich hart arbeiten, mich
verbessern und Titel gewinnen.
T H E F I FA W E E K LY
19
First Love
Ort: Porto Alegre, Brasilien
Datum: 8. Oktober 2012
U hrzeit: 14.10 Uhr
Fotog ra f: Ca io Vilela
fotogloria
T H E F I FA W E E K LY
21
SALFORD CIT Y
Big Five Phil Neville, Nicky Butt, Ryan Giggs, Gary Neville
und Paul Scholes (v.l.) sind Besitzer des Salford City FC.
22
T H E F I FA W E E K LY
SALFORD CIT Y
Englands
berühmtester
Quartierverein
Im Sommer 2014 übernahmen fünf
­ehemalige Fussballstars einen winzigen
­Verein am Rande von Manchester. Jetzt eilt
Salford City von ­Sensation zu ­Sensation,
schreibt Hanspeter Kuenzler aus London.
A
Rachel Joseph / BBC
m Abend des 4. Dezember 2015 werden die TV-Kameras der BBC
schon wieder im Moor-Lane-Stadion aufkreuzen. Denn Erfolg
­brütet Erfolg aus. Als die Teilzeit- und Freizeitfussballer von
­Salford City (auch Ammies genannt) drei Wochen vorher gegen
Notts County anzutreten hatten, verfolgten 3,5 Millionen Menschen das Spiel am Fernseher. Das ist in der bisherigen Saison
einsamer ­Rekord für eine Fussballübertragung in England. Selbst der
Schlager Manchester United gegen Liverpool lockte bloss 2,6 Millionen
Briten vor die Mattscheibe.
Was die 3,5 Millionen Zuschauer geboten bekamen, war nicht nur ein
David-und-Goliath-Drama. Immer wieder schwenkte die Kamera auch
auf die ehemaligen ManU-Stars Gary Neville, Nicky Butt und Paul
­Scholes. Eingehüllt in dicke Windjacken mit Hoodies standen sie mitten
im Publikum, schlugen sich die Hände vors Gesicht, wenn es alle anderen
taten, oder umarmten sich. Neville, Butt und Scholes gehören zusammen
mit Ryan Giggs (heute Assistenztrainer bei ManU), Phil Neville und David Beckham zur so genannten “Class of 1992” – jener Gruppe von Spielern, die von Manchester United grossgezogen wurde, und dies dem Klub
mit einer unvergleichlichen Serie von Trophäen dankte.
Zu fünft haben sie im vergangenen Sommer den Salford City FC übernommen (ohne Beckham, der sein Geld lieber in Miami investiert hatte).
“Wir haben grossartige Zeiten erlebt als Fussballer”, sagt Gary Neville.
“Aber als es damit aufhörte, blieb ein Loch. Ein Loch, das wir mit neuen,
grossartigen Erlebnissen füllen wollen.”
Neue Toiletten oder neuer Stürmer?
Kurz vor der Partie gegen Notts County hatte die BBC einen herrlichen
Dokumentarfilm über das erste Jahr von Salford City unter der Führung
der glamourösen Ex-Profis ausgestrahlt. Die Aufnahmen zeigen, wie
T H E F I FA W E E K LY
23
SALFORD CIT Y
FA-Cup-Gefühle Fans von
Salford ­City beim 2:0-Sieg
gegen Notts County.
Gary Neville das Stadion zum ersten Mal unter die Lupe nimmt. Im alten
Salford-City-Schriftzug über den Tribünen fehlt das “C”. Die Toiletten
sind ein Graus. Neville sagt: “Es stellt sich die Frage: neue Toilette oder
neuer Stürmer?”
3,5 Millionen Zuschauer verfolgten
das Spiel gegen Notts County.
Das ist in dieser Saison Rekord.
Der Film zeigt auch, wie skeptisch die Fans anfangs sind. Besonders
als die Fünf mit dem Singapurer Geschäftsmann Peter Lim einen superreichen Geldgeber präsentieren. Ein Anhänger äussert sich aggressiv:
“Premier-League-Arroganz! Die glauben, sie können alles kaufen.”
Erst Monate später beruhigen sich die Gemüter. Babs, die seit 26 Jahren
unentgeltlich den Kiosk bedient, hat einen neuen Stand bekommen. Die
Tribüne ist frisch gestrichen, zum ersten Mal überhaupt bekommen die
Spieler vor einem Spiel eine wirklich gesunde Mahlzeit serviert.
Die fünf ehemaligen Fussballer sind nicht die ersten Stars, die Herzblut und Geld in einen Fussballverein stecken. Vor allem die Prominenz
aus der Musikszene ist engagiert: Elton John hatte mit seinem Enthusiasmus bei Watford vorbildliche Fan-Arbeit geleistet. Fatboy Slim ist
mit zwölf Prozent bei Brighton & Hove Albion beteiligt und führt
immer wieder Benefizaktionen durch. Und One-Direction-Mitglied L
­ ouis
24
T H E F I FA W E E K LY
­ omlinson ist zwar bei der Übernahme von Doncaster Rovers gescheiT
tert, will aber an der Sache dranbleiben.
Keiner dieser Stars aber hat sich je so intensiv mit den Alltags­
geschäften seines Vereins auseinandergesetzt wie die Nevilles, Scholes,
Butt und Giggs. Sie alle sind seit ihrer Kindheit eng verbunden mit
­Salford City. Ihre Ziele: Man peilt ein Stadion mit 25 000 Sitzplätzen an.
Zudem will man sich einen Platz in den Profiligen sichern.
Dirty Old Town
Salford ist eine eingemottete Industriestadt im klassischen nordenglischen Stil, vier Kilometer vom Manchesters Zentrum entfernt. Dank
ihrer Universität ist Salford etwas lebendiger geworden. ­Touristen schauen sich hier gern das Barton Swing Aqueduct an, die einzige schiffbare
Schwingbrücke der Welt. Für Gänsehaut sorgt hier zum Matchbeginn
die Liebesode an die “Dirty Old Town”, eine Coverversion der legendären
Pogues. Die Zeilen kommen dann aus den Herzen nicht nur der alten
Fans, sondern auch der neuen Besitzer. “Es ist eine unglaubliche Erfahrung, Besitzer eines Fussballklubs zu sein”, sagt Gary Neville. “Ein Privileg, das wir nicht missbrauchen dürfen.”
In der ersten Runde des FA Cups, als eben 3,5 Millionen Zuschauer
vor dem Fernseher sassen, traf Salford City auf Notts County, den ältesten englischen Fussballverein überhaupt. Dieser müht sich derzeit im
Mittelfeld der 4. Liga ab und hinkt damit arg hinter seinen Ambitionen
hinterher. Natürlich war Moor Lane ausverkauft – 1400 Fans hatten ihre
Helden noch nie in solch hehrer Gesellschaft erleben dürfen. Sie sorgten
für eine mitreissende Stimmung. Babs Gaskill hatte im Leben noch nie
so viele Burger gebraten und Tee gebrüht.
Die erste Halbzeit endete 0:0. Zwanzig Sekunden nach dem Wiederbeginn nahm das Märchen seinen Anfang: Danny Webber, der Stürmer,
SALFORD CIT Y
Kioskkultur Babs arbeitet seit
26 Jahren für den Salford City FC.
Legendärer Abend
Der eingewechselte Richie
Allen trifft gegen Notts
County zum 2:0.
der auch schon für Watford, Sheffield United und Leeds aufgelaufen ist,
bugsierte eine perfekte Hereingabe zum 1:0 ins Tor. In der 73. Minute
liess der eingewechselte Richie Allen drei Verteidiger stehen und erzielte den zweiten Treffer zum 2:0-Endstand. “Das Tor der Saison!”, brüllte
der BBC-Kommentator. Fans und Vereinsbesitzer fielen sich johlend und
weinend in die Arme.
imgao (3)
Am 4. Dezember gegen Hartlepool
736 Klubs hatten sich heuer für den FA Cup angemeldet. Salford City
schaltete in den Qualifikationsrunden City Whitby, Curzon Ashton,
Bradford Park Avenue und Southport aus. Schon diese Erfolgsserie kam
einer kleinen Sensation gleich. Salford spielt in der Northern Premier
League, der siebthöchsten Spielklasse. Von den vier eliminierten ­Gegnern
waren drei höher klassiert.
Am 4. Dezember geht es in die nächste Runde. Mit Hartlepool United
wartet ein weiterer Viertligist auf die Ammies. An diesem Freitagabend
ist Salford City ohne jeden Zweifel der meistgeliebte Fussballklub in
Manchester. Å
Salford ist eine Industriestadt im
klassischen nordenglischen Stil
­unweit von Manchester.
S A L F O R D C I T Y F O O T B A L L C L UB
Spitzname The Ammies
Gründung 1940 als Salford Central
Heimstätte Moor Lane
Kapazität 1400 Zuschauer
Besitzer Peter Lim (50%), Phil Neville (10%), Gary Neville
(10%), Nicky Butt (10%), Paul Scholes (10%) und
Ryan Giggs (10%)
Vorsitzende Karen Baird
Manager Anthony Johnson und Bernard Morley
Liga Northern Premier League
T H E F I FA W E E K LY
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FOOTBALL
FOR HOPE
Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten.
Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale
Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen.
Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.
F IFA F IF PRO WORLD X I 2015
PRESIDENTIAL NOTE
55 Spieler nominiert
Die Zukunft
des Fussballs
D
ie internationale Spielervereinigung FIFPro und die FIFA haben
die 55 Anwärter für die FIFA FIFPro World XI 2015 bekanntge­
geben. Die FIFA FIFPro World XI wird von Spielern weltweit zusammengestellt. Fast 25 000 Profis aus rund 70 Ländern beteiligen
sich an der Abstimmung. Sie wählen einen Torhüter, vier Verteidiger
sowie je drei Mittelfeldspieler und Stürmer.
Liste der 55 nominierten Spieler: (Heimatland/Klub)
Torhüter (5)
Gianluigi Buffon (Italien/Juventus Turin), Iker Casillas (Spanien/FC
Porto), David De Gea (Spanien/Manchester United), Keylor Navas
(Costa Rica/Real Madrid), Manuel Neuer (Deutschland/FC Bayern
München).
Verteidiger (20)
David Alaba (Österreich/FC Bayern München), Jordi Alba (Spanien/
FC Barcelona), Jérôme Boateng (Deutschland/FC Bayern München),
Daniel Carvajal (Spanien/Real Madrid), Giorgio Chiellini (Italien/
Juventus Turin), Dani Alves (Brasilien/FC Barcelona), David Luiz
(Brasilien/Paris Saint-Germain), Diego Godín (Uruguay/Atlético
Madrid), Mats Hummels (Deutschland/Borussia Dortmund), Branislav Ivanovic (Serbien/Chelsea), Vincent Kompany (Belgien/Manchester City), Philipp Lahm (Deutschland/FC Bayern München), Marcelo
(Brasilien/Real Madrid), Javier Mascherano (Argentinien/FC Barcelona), Pepe (Portugal/Real Madrid), Gerard Piqué (Spanien/FC Barcelona), Sergio Ramos (Spanien/Real Madrid), John Terry (England/
Chelsea), Thiago Silva (Brasilien/Paris Saint-Germain), Raphaël
­Varane (Frankreich/Real Madrid).
Mittelfeldspieler (15)
Thiago Alcântara (Spanien/FC Bayern München), Xabi Alonso (Spanien/FC Bayern München), Sergio Busquets (Spanien/FC Barcelona),
Eden Hazard (Belgien/Chelsea), Andrés Iniesta (Spanien/FC Barcelona), Toni Kroos (Deutschland/Real Madrid), Luka Modric (Kroatien/
Real Madrid), Andrea Pirlo (Italien/New York City FC), Paul Pogba
(Frankreich/Juventus Turin), Ivan Rakitic (Kroatien/FC Barcelona),
James Rodríguez (Kolumbien/Real Madrid), David Silva (Spanien/
Manchester City), Yaya Touré (Elfenbeinküste/Manchester City),
Marco Verratti (Italien/Paris Saint-Germain), Arturo Vidal (Chile/FC
Bayern München).
Stürmer (15)
Sergio Agüero (Argentinien/Manchester City), Gareth Bale (Wales/
Real Madrid), Karim Benzema (Frankreich/Real Madrid), Douglas
Costa (Brasilien/FC Bayern München), Cristiano Ronaldo (Portugal/
Real Madrid), Zlatan Ibrahimovic (Schweden/Paris Saint-Germain),
Robert Lewandowski (Polen/FC Bayern München), Lionel Messi (Argentinien/FC Barcelona), Thomas Müller (Deutschland/FC Bayern
München), Neymar (Brasilien/FC Barcelona), Arjen Robben (Niederlande/FC Bayern München), Wayne Rooney (England/Manchester
United), Alexis Sánchez (Chile/Arsenal), Luis Suárez (Uruguay/FC
Barcelona), Carlos Tevez (Argentinien/Boca Juniors).
E
iner unserer besonders wichtigen Verantwortungsbereiche besteht darin, junge Fussballerinnen und Fussballer auf der ganzen
Welt so zu unterstützen und einzubeziehen, dass sie beste Voraussetzungen haben, ihr Potenzial auszuschöpfen.
Die U17- und U20-Weltmeisterschaften der FIFA bieten den besten Spielerinnen und Spielern die Gelegenheit, sich auf internationalem Niveau zu messen. Auf nationaler Ebene jedoch fehlt vielen die
Herausforderung einer gut organisierten nationalen Liga. Die nachhaltige Investition in die Entwicklung des Jugendfussballs ist daher
elementarer Bestandteil eines Prozesses: Mädchen und Jungen brauchen adäquate Wettbewerbe, um voranzukommen.
Ohne solche Strukturen fehlt es oft an Durchlässigkeit von der
Basis bis zu den ersten Mannschaften. Dadurch wiederum wird
­bisweilen der Fussball in ganzen Ländern gehemmt: Sei es, dass es
Spieler in den ersten Mannschaften gibt, die ihr Potenzial nicht ausschöpfen; sei es, dass der Klubfussball im Schatten anderer Sport­
arten steht; sei es, dass die Nationalmannschaften Schwierigkeiten
haben, sich für Turniere zu qualifizieren.
Fehlender Fortschritt wiederum kann sich negativ auf potenzielle Investitionen in den Fussball auswirken, wobei ein Teufelskreis
entsteht, der nur schwer zu durchbrechen ist. Denn ohne Investitionen keine Entwicklung und ohne Entwicklung keine Investitionen.
In diesem Jahr hat die FIFA deshalb in Malawi ein Pilotprojekt
zur nachhaltigen Förderung des Jugendfussballs gestartet. In
­Zusammenarbeit mit dem malawischen Fussballverband werden
­regionale Jugendligen aufgebaut, die es den Talenten des Landes
­ermöglichen, zusammen in annähernd gleich starken Mannschaften
zu spielen. Dabei werden sie über die intensive und spannende Saison
hinweg von ausgebildeten Trainern betreut.
Mit Ausrüstung, technischer Unterstützung und einer Anschubfinanzierung versehen, können diese Ligen dann auch Sponsoring
und Werbemöglichkeiten verbessern, sodass sich mehr junge Menschen in Malawi dem Fussball zuwenden.
Unser Ziel ist es, dieses Modell auf andere Mitgliedsverbände zu
übertragen. Aus diesem Zusammenwirken schon der ganz jungen
Spielerinnen und Spieler, der Unparteiischen und der Trainer soll sich
eine Anhebung des nationalen Fussballniveaus ergeben und so die
Grundlage für mehr Teilhabe am Fussball geschaffen werden.
Die Jugend ist die Zukunft des Fussballs. Die FIFA und ihre Mitgliedsverbände haben die Aufgabe, ihr bei der Verwirklichung ihrer
Träume zu helfen.
Ihr Issa Hayatou
Die elf Spieler der FIFA FIFPro World XI werden am 11. Januar
2016 beim FIFA Ballon d’Or im Kongresshaus in Zürich bekanntgegeben.
Weitere Informationen unter http://de.fifa.com/ballondor/world11
T H E F I FA W E E K LY
27
HISTORY
Nationaltorhüter
ohne Fortune
14 Gegentreffer in 2 Partien: Heinrich Kwiatkowski,
der E
­ rsatztorhüter der deutschen Nationalmannschaft,
erlebte seine beiden WM-Auftritte 1954 in der Schweiz
und 1958 in Schweden mit gemischten Gefühlen.
Im Tor zu Hause
Heinrich Kwiatkowski während seiner
Zeit bei Borussia Dortmund.
28
T H E F I FA W E E K LY
E
r war frustriert und hatte keine Lust
mehr. Nach dem Spiel um Platz 3 gegen
Frankreich an der WM 1958 in Göteborg
zog der deutsche Torhüter Heinrich
­Kwiatkowski einen Schlussstrich und bat
Nationaltrainer Sepp Herberger verzweifelt: “Bitte stellen Sie mich nicht mehr auf.”
Was war passiert?
In die Nationalmannschaft berufen zu werden, ist für jeden Spieler etwas Besonderes. Für
sein Land bei einer Weltmeisterschaft aufzulaufen, noch viel mehr. So war auch Heinrich
Kwiatkowski voller Stolz, als er von Sepp
­Herberger zunächst für die WM 1954 nominiert
wurde. Stammtorhüter war zwar Toni Turek,
doch Kwiatkowski fuhr als Ersatzmann mit –
bereit, im Ernstfall Verantwortung zu übernehmen und Turek gleichwertig zu ersetzen.
Ausgezeichnet hatte sich Kwiatkowski, der
am 16. Juli 1926 in Gelsenkirchen geboren wurde, im Liga-Alltag mehrfach. Er war vom ersten
bis zum letzten Spieltag (14. September 1947 bis
11. Mai 1963) mit Schalke 04, Rot-Weiss Essen
und Borussia Dortmund Teil der Oberliga West,
eine der damals höchsten Spielklassen
Deutschlands. Mit dem BVB feierte er gar zwei
Deutsche Meistertitel, und er bestritt für die
Schwarz-Gelben insgesamt 300 Partien.
Kwiat und seine Faust
Kwiatkowski wurde von vielen nur Kwiat
­genannt oder auch Heini Fausten – ein Verweis
auf seine legendäre Faustabwehr. Er reiste zur
WM-Vorbereitung 1954 an den Thunersee.
Nicht die harten Trainingseinheiten setzten
ihm dort am meisten zu, sondern eine Boots­
tour, die nass endete.
Zusammen mit dem dritten Torhüter der
Mannschaft, Heinz Kubsch, fuhr Kwiatkowski
auf den See hinaus. Die beiden wollten ungestört eine Zigarette rauchen, als Nichtschwimmer Kwiatkowski plötzlich über Bord ging und
er nur dank Kubsch das Ufer in allerbester Gesundheit erreichte. Sehr zur Freude von Trainer
Sepp Herberger, der Kwiatkowski so nach dem
ungefährdeten WM-Auftaktsieg gegen die Türkei (4:1) beim zweiten Gruppenspiel gegen Ungarn in einen taktischen Schachzug involvierte. Vor dem Hintergrund, dass sich die
Mannschaft auch mit einer Niederlage gegen
das Weltklasse­team der Ungarn für die K.-o.Runde qualifizieren konnte, nämlich durch einen Erfolg im Entscheidungsspiel gegen die
zuvor schon deutlich besiegten Türken, liess er
eine B-Elf auflaufen – und damit die Ungarn
über die wahre Stärke der Deutschen im Ungewissen.
Zwei Tage vor dem Spiel ging Herberger auf
Kwiat zu und fragte ihn: “Trauen Sie es sich zu,
gegen die Ungarn zu spielen?” Natürlich tat er
das, und Kwiatkowski stand im zweiten Gruppenspiel zwischen den Pfosten. Die Vorfreude
war gross, die Begeisterung wich aber bald
­einer Ernüchterung. Die Taktik war, die ­Ungarn
HISTORY
bis zur Strafraum­grenze kombinieren und von
dort schiessen lassen. Die jedoch zauberten
sich bis weit in den Strafraum hinein und
tauchten ein ums andere Mal ungehindert vor
dem deutschen Schlussmann auf. Kwiatkowski
war machtlos, Kwiatkowski musste leiden.
WM-Premiere mit acht Gegentreffern
Viermal Sandor Kocsis, zweimal Nandor Hidegkuti, je einmal Ferenc Puskas und Jozsef Toth:
Ganze acht Male musste der Torhüter bei seiner
WM-Premiere hinter sich greifen. Das Spiel
endete 8:3. Kwiatkowski erinnerte sich:
­
“Ich habe gebetet, dass es nicht zweistellig
wird.” An diesem Tag hätte wohl jede Mannschaft der Welt Probleme gehabt, sich gegen die
überragenden Ungarn zu behaupten, dennoch
nagte die Niederlage am deutschen Schlussmann. Herberger wusste um das angeschlagene
Selbstvertrauen seiner Nummer 2. Nach der
Partie sagte er zu Kwiatkowski: “Sie sind jetzt
nerv­l ich etwas angekratzt, ich kann Sie in den
nächsten Spielen nicht bringen.”
von Heinrich Kwiatkowski, der den Stamm­
torhüter Fritz Herkenrath ersetzte.
Wieder ein WM-Spiel, wieder eine B-Elf
und damit eine nicht eingespielte Truppe, wieder eine deftige Niederlage. Gegen Frankreich
verlor Deutschland 3:6. Acht Gegentreffer bei
seiner WM-Premiere, sechs Gegentreffer bei
der Fortsetzung vier Jahre später – das war
­genug für Kwiatkowski. “Bitte stellen Sie mich
nicht mehr auf”, sagte er nach dem erneuten
Negativerlebnis also entnervt zu Sepp Herberger. Kwiatkowskis Karriere in der Nationalelf
war damit beendet.
Kwiatkowski mit dem Adler auf der Brust –
es war eine ambivalente Zeit. Eine Zeit, die ihn
viele Nerven kostete, aber auch den WM-Titel
bescherte. Eine der schlechtesten WM-Bilanzen eines Torhüters hin oder her, in Dortmund
ist Heinrich Kwiatkowski bis über seinen Tod
am 23. Mai 2008 hinaus ein gefeierter Held.
Bewegen sich die aktuellen BVB-Profis ums
Trainingszentrum im Stadtteil Brackel herum ,
dann stossen sie auf die Heinrich-Kwiatkowski-­
Strasse. Eine Huldigung zu Ehren des Mannes,
der zwar in der Nationalmannschaft ungewöhnlich viele Gegentreffer hinnehmen musste, der aber auf Vereins­ebene den Klub in den
1950er- und 1960er-Jahren prägte. Å
Annette Braun
“Ich habe gebetet, dass
es nicht zweistellig wird.”
Keystone (3)
Heinrich Kwiatkowski
So sass Heini Fausten nach seinem kurzen
Ausflug in die erste Elf wieder auf der Bank, als
die deutsche Auswahl das Entscheidungsspiel
gegen die Türkei 7:2 gewann, im nächsten
Match Jugoslawien mit einem starken Toni Turek 2:0 besiegte und nach einem 6:1-Triumph
gegen Österreich ins Finale einzog. Kwiatkowski sass auch auf der Bank, als beim Wunder
von Bern Deutschland erneut auf Ungarn traf
und die Partie – anders als im Gruppenspiel –
3:2 für sich entschied. Deutschland war Weltmeister. Heinrich Kwiatkowski war Weltmeister. Der Ersatztormann konnte dann auch der
Niederlage im Gruppenspiel ­etwas Positives
abgewinnen und bilanzierte: “Vielleicht waren
die acht Tore auch gut fürs Endspiel: Die Ungarn haben unseren Haufen unterschätzt. Die
dachten wohl, im zweiten Spiel ginge das so
weiter.”
Damals ahnte er noch nicht, dass sich sein
Schicksal vier Jahre später wiederholen sollte.
Schauplatz war die WM 1958, die deutsche Elf
hatte das Halbfinale gegen Gastgeber Schweden
1:3 verloren, als sich Trainer Sepp Herberger
entschied, im Spiel um den 3. Platz diejenigen
Akteure auf den Platz zu schicken, die während
des Turniers wenig bis gar keine Einsatzzeit
erhalten hatten. Angeführt wurde jenes Team
Missglücktes WM-Debüt
Im Gruppenspiel gegen Ungarn 1954 konnte
Kwiatkowski dem Ball nur hinterherschauen.
Kampf um die Meisterschaft Kwiatkowskis
Einsatz 1961 beim Endspiel gegen Nürnberg
blieb ohne Ertrag — der BVB verlor 0:3.
T H E F I FA W E E K LY
29
FREE KICK
SPOTLIGHT ON
ALLGEMEINE
INFORMATIONEN
Land:
Jordanien
FIFA-Kürzel:
JOR
Konföderation:
AFC
Kontinent:
Asien
Hauptstadt:
Amman
Schöne Bescherung
Sarah Steiner
Mario Wagner / 2Agenten
D
er Winter hat in Europa Einzug gehalten.
Klirrende Kälte und der erste Schnee läuten die Adventszeit ein. Noch vier Wochen
bis Weihnachten. Die Vorbereitungen laufen
auf Hochtouren. In den Supermärkten stehen
die Schokoladenweihnachtsmänner bereit, der
Baumschmuck leuchtet in allen Farben von
den Regalen und die Spielwarenabteilungen
quillen vor lauter Teddybären, Bauklötzen und
Videogames über. Und auch im Fussball weihnachtet es.
In Dortmund zum Beispiel. Seit 1966 wird
hier im Zentrum des Weihnachtsmarkts auf
dem Hansaplatz alljährlich der grösste Weihnachtsbaum der Welt aufgestellt. Bestehend
aus 1700 Rotfichten, ist er stolze 45 Meter hoch.
Er hat 48 000 Lämpchen, 20 Kerzen zu 2,5 Metern, Leuchtornamente und zuoberst auf der
Spitze einen 4 Meter hohen und 200 kg schweren Engel. Vier Wochen brauchen die Dortmunder, um ihren Baum aufzustellen.
An einem schönen Morgen dann der
Schock. Die Dortmunder trauten ihren Augen
nicht, als sie den Blick auf ihre Tanne richteten.
Was hing da oben bloss für eine Fahne?
Blau-weiss, ein Buchstabe, zwei Zahlen. S04.
Hier. Mitten im Feindesland. Kaum ein Duell
bietet in Deutschland mehr Zündstoff als das
Revierderby. Die Rivalität zwischen Dortmund
und Schalke ist historisch gewachsen und Teil
des jeweiligen städtischen Selbstverständnisses geworden. Wie also ist bloss diese Fahne da
oben auf dem Dortmunder Stolz gelandet?
Zuständig für den Aufbau des Weihnachtsbaumes ist in Dortmund seit Jahren dieselbe
Gerüstbaufirma. Unter den Angestellten finden
sich nicht nur BVB-Fans, sondern auch
­Schalker. Ebendiese waren es dann auch, die
ihre Flagge an die Spitze des Baumes hingen.
Und auch wenn der Scherz nicht lange anhielt –
die BVB-Anhänger unter den Angestellten
korrigierten die Aktion schnell mit einer
­
schwarz­-gelben Fahne nach – müssen sie nun
dafür in die Tasche greifen. Denn Chef-Schausteller Hans-Peter Arens kennt keine Gnade. Er
verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 500
Euro. Der Betrag soll für einen guten Zweck
gespendet werden.
Straffrei blieben die Dortmund-Fans unter
den Beschäftigten. “Ich kann doch keinem eine
Strafe anhängen, der eine BVB-Fahne in den
Baum hängt”, sagt Hans-Peter Arens. Strafbar
ist in Dortmund eben nur Königsblau. Å
GEOGR APHISCHE
INFORMATIONEN
Landesfläche:
89 342 km²
Höchster Punkt:
Jabal Ramm 1754 m
Nachbarmeere und -ozeane:
Rotes Meer, Totes Meer,
Golf von Akaba
FUSSBALL MÄNNER
FIFA-Ranking:
82. Rang
Weltmeisterschaften:
Bisher keine Teilnahmen
FUSSBALL FR AUEN
FIFA-Ranking:
58. Rang
Weltmeisterschaften:
Bisher keine Teilnahmen
LET Z TE RESULTATE
Männer:
Jordanien - Kirgisistan 0:1
17. November 2015
Frauen:
Vietnam - Jordanien 2:1
20. September 2015
FIFA-INVES TITIONEN
Seit 2004:
Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion
USD 6 480 000
T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Liverpool, England
1983
Bob Thomas / Getty Images
Liverpool-Torhüter Bruce Grobbelaar mimt den wilden Balljäger.
32
T H E F I FA W E E K LY
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Berlin, Deutschland
2015
imago
Barça-Fans sehen am Champions-League-Finale in Lionel Messi den Superspieler.
T H E F I FA W E E K LY
33
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Coca-Cola and the contour bottle are registered trademarks of the Coca-Cola Company.
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THE ART OF FOOTBALL
Der Problemlöser
Z I TAT E DER WOC HE
“Von den Emotionen her war dies ein sehr
starker Moment – wir waren alle vereint.
Das hebt die Stimmung, denn du spürst
es in deinem Herzen. Es ist wunderschön,
es ist bewegend, es ist grandios. Das ist
eine sehr starke Botschaft. Diese Szene
­demonstriert weltweit Einigkeit. Fussball
ist ein globales Spiel. Es geht nicht um
Religion oder Rasse. In diesen schweren
Zeiten müssen wir alle zusammenstehen.”
Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps
dankt den englischen Fans für den Respekt, den
sie beim Testspiel im Wembley-Stadion zeigten.
“Die Dänen wollten mich in Rente
­s chicken, aber ich habe ihr ganzes
Land in Rente geschickt.”
Zlatan Ibrahimovic nach dem Sieg gegen
Dänemark, mit dem sich Schweden für die
UEFA-Europameisterschaft 2016 qualifizierte
Ronald Düker
Mediapro
E
s hat etwas Rührendes, manchmal aber
auch etwas Verstörendes, wenn man
­einem Jungen, der gerade einmal dem
Kindergarten entwachsen ist, beim Fussballspielen zuschaut. Vor allem, wenn es
sich um einen früh Berufenen handelt,
­einen kleinen Meister seines Fachs, ein
­Talent, von dem auf den ersten Blick klar
ist, dass es eine ganz grosse Karriere vor
sich haben könnte. Die Proportionen stimmen ja noch überhaupt nicht. Der Ball
wirkt riesig im Verhältnis zu dem kleinen
Körper und den gebrechlich wirkenden
Beinchen, die mit aller Kraft rennen und
treten und den physikalischen Widerständen auf dem Platz kaum standzuhalten
scheinen.
Wenn man heute Aufnahmen von
­Lionel Messi im Kindesalter sieht, fällt diese Diskrepanz besonders stark ins Auge;
schliesslich unterschied sich Messi ja von
seinen Altersgenossen auch dadurch, dass
er nicht nur ein kleiner, sondern eben ein
besonders kleiner Junge war. Und es sind
gerade diese Archivbilder, die einen neuen
Dokumentarfilm von Álex de la Iglesias
so sehenswert machen. “Messi”, so lautet
ganz schlicht sein Titel, beleuchtet die
Karriere des Weltfussballers von ihren
­A nfängen, also von der berühmten Grossmutter, die den kleinen Leo zum ersten
Mal auf den Platz schleppte, bis hin zu seinem Triumphzug im Trikot des FC Barcelona. Álex de la Iglesias zeigt aber nicht
nur Archivaufnahmen des Fussballers. Es
ist dem R
­ egisseur gelungen, Zeitzeugen
und Weggefährten an einen Tisch zu setzen, die sich über ihn unterhalten.
Alte Klassenkameraden, Messis Geschwister, Trainer und Mannschaftskameraden: Hier kommen unter anderem Johan
Cruyff, César Luis Menotti, Andrés Iniesta,
Gerard Piqué, Javier Mascherano und Jorge
Valdano sehr lebhaft ins Gespräch. Wie soll
man Messi nennen? Den besten Spieler der
Welt, den besten Spieler aller Zeiten oder –
und hier natürlich im hochachtungsvollsten
Sinne: ein Monster? Da sind sich selbst die
Kollegen nicht ganz sicher. Es ist vielleicht
auch gar nicht entscheidend, in welche
­Vokabeln das eigentlich Unfassbare gefasst
wird; noch besser sieht man allein im Glanz
ihrer Augen, wie gross und wie ehrlich die
Bewunderung für den Ausnahmespieler bei
denen ist, die ihn so gut kennen.
Man kann über das schönste Ballspiel
der Welt aber auch in sehr einfachen Worten sprechen und über Messi so, wie es ein
Junge tut, der mit ihm als 13-Jähriger auf
dem Platz gestanden hat: “Wann immer es
ein Problem gibt, du musst ihm nur den
Ball geben. Er löst das dann.” Å
“Paddy hatte nur einen Vertrag für sieben
Wochen. Er kam zu uns und sagte, er liebe
den Klub, er sei sehr dankbar für die
Chance, die wir ihm gegeben hatten, doch
angesichts seiner Verletzung könne er
nun sein Geld nicht verdienen. Es klingt
einfach unglaublich, aber er hatte sich
entschlossen, den Vertrag aufzulösen.
Er könne kein Geld von unserem Klub
annehmen. Das ist ziemlich einmalig.”
David Flitcroft vom FC Bury über Irlands
ehemaligen Nationaltorhüter Paddy Kenny,
der seinen Kurzvertrag nach nur 13 Tagen wieder
auflöste, nachdem er sich im Training eine
Wadenverletzung zugezogen hatte
“Dass der Iran hier zu einem WM-Quali­
fikationsspiel antritt, ist der wichtigste
Meilenstein in Guams Fussballgeschichte.
Ein Weltklasseteam mit einem Welt­
klassetrainer bei uns zu Gast zu haben,
wird enorm viel für unseren Fussball
bewirken. Wir wollen, dass die ein­
heimischen Fans Weltklassefussball live
erleben können, weil wir davon einfach
viel zu wenig zu sehen bekommen.”
Guams Nationaltrainer Gary White
T H E F I FA W E E K LY
35
FIFA PARTNER
TURNING POINT
“Ein Abend, der
mein Leben
veränderte”
Ein tragisch geendeter Jung­
gesellen-Abschied startete die
erfolgreiche Trainerkarriere
des Deutschen Alexander
­Fischinger.
imago
E
s war der 1. Juli 1995, als mein Leben an
einem seidenen Faden hing. Dieser Tag
hätte fröhlich werden sollen, endete dann
aber fast tragisch und gab meinem Leben
eine neue Richtung. An jenem 1. Juli
war mein Junggesellen-Abschied. Meine
Kumpel zogen mich aus Übermut mithilfe
­eines Seils über einen Flaschenzug an einem
Baugerüst in die Höhe. Gelächter brach aus,
weil jeder wusste, dass ich Höhenangst habe.
Ich lachte mit.
Auf knapp acht Metern Höhe riss das Seil.
Als ich im Krankenhaus aufgewacht bin, sassen
zwei Pfarrer an meinem Bett, ein katholischer
und ein evangelischer. Es war unklar, ob ich den
Sturz überleben würde. Mein Becken war dreifach gebrochen, ein Knie und die Hand­gelenke
nur noch Matsch. Heute sieht man nicht mehr,
wie viel Metall immer noch nötig ist, um die
Knochen zusammenzuhalten. Ob ich je wieder
Fussball spielen könne, fragte ich den Arzt. Er
schüttelte den Kopf: “Vergiss es!” Das war beinahe das Schlimmste, denn Fussball war mein
Leben. Eineinhalb Jahre Krankenhaus und
mehrere Operationen folgten. Es brauchte
­eiserne Disziplin und viel therapeutische Hilfe,
aber irgendwann konnte ich wieder gehen.
Langlauf und Radfahren funktionierten auch
wieder, aber mit dem Fussballspielen war es
vorbei. Mit zwei Freunden habe ich deshalb eine
Fussballschule für K
­ inder und Jugendliche aufgebaut und mich auf ein künftiges Dasein als
Trainer konzentriert. Ich erwarb die verschiedenen Stufen an Trainerlizenzen, trainierte
dann diverse Mannschaften.
Inzwischen bin ich seit über 15 Jahren
hauptberuflich im Trainergeschäft tätig und
das durchaus erfolgreich. Ich betrachte das als
Geschenk. Ohne den Unfall wäre ich wahrscheinlich Postbote geblieben und hätte nie so
viele interessante Menschen kennengelernt.
Zu den Höhepunkten meiner Karriere als Trainer zählt zweifelsohne das Erreichen der ersten
DFB­
-Hauptrunde mit den Amateuren des
SV Waldkirch als südbadischer Pokalsieger bei
den Männern.
Seit diesem Sommer trainiere ich die
­Bundesliga-Frauen des SC Sand. Meine zweite
­Station in der Frauen-Bundesliga, nachdem ich
2008 bereits bei den Frauen des SC Freiburg
aktiv war. Von übertriebener Höhenluft mit
meinem Verein träume ich allerdings nicht.
Denn mit der Höhenluft habe ich bekanntlich
schlechte Erfahrung gemacht. Das soll aber
den Ehrgeiz meiner Spielerinnen auf gar keinen
Fall bremsen. Mein junges Team ist hungrig
nach Erfolg – genauso wie ich. Å
Aufgezeichnet von Rainer Hennies
Name
Alexander Fischinger
Geburtsdatum, Geburtsort
10. April 1964, Triberg, Deutschland
Stationen als Spieler
1970–1995 FC Schonach
Stationen als Trainer
1998–1999 FC Teningen
1999–2000 FC Schonach
2000–2001 Freiburger FC (A-Junioren)
2001–2003 FC Denzlingen (A-Junioren)
2003–2007 SF Elzach
2008 SC Freiburg (Frauen)
2009–2010 SV Endingen
2011–2015 SV Waldkirch
seit 2015 SC Sand (Frauen)
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem
wegweisenden Moment in ihrem Leben.
T H E F I FA W E E K LY
37
W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R
Belgien (plus 2)
Österreich (10, plus 1)
Wales (15, minus 7)
172
Äthiopien (5 Spiele)
Türkei (plus 224 Punkte)
Tschad (plus 39 Ränge)
Wales (minus 163 Punkte)
Sudan (minus 44 Ränge)
Spitzenreiter
Aufsteiger in die Top 10
Absteiger aus den Top 10
Spiele insgesamt
Team mit den meisten Spielen
Grösster Aufsteiger nach Punkten
Grösster Aufsteiger nach Rängen
Grösster Verlierer nach Punkten
Grösster Verlierer nach Rängen
Rang Team
+/- Punkte
Rang Team
Letzte Aktualisierung:
5. November 2015
+/- Punkte
Rang Team
1 Belgien
2 1440
55 DR Kongo
5
587
109 Simbabwe
2 Deutschland
0 1388
56 Finnland
8
586
3 Argentinien
-2 1383
57 Ägypten
-6
4 Portugal
0 1364
57 Peru
5 Chile
4 1288
59 Nigeria
6 Spanien
0 1287
60 Australien
7 Kolumbien
-2 1233
61 Jamaika
8 Brasilien
-1 1208
61 Israel
-14
559
115 Aserbaidschan
9 England
1 1179
63 Mali
-1
552
117 Belize
10 Österreich
1 1130
64 Slowenien
-18
547
11 Schweiz
1 1073
65 Panama
12 Uruguay
8 1051
66 Bulgarien
+/- Punkte
Rang Team
+/- Punkte
0
305
163 Liechtenstein
-7
110 Zentralafrikanische Republik
16
302
164 Samoa
-2
152
583
111 Georgien
-1
301
165 Amerikanisch-Samoa
-1
145
-7
583
112 Aruba
3
299
166 Malediven
10
141
-7
582
113 Libyen
-8
297
167 Grenada
-8
137
-2
573
114 Äthiopien
-6
294
168 Gambia
-7
135
-4
559
115 Bahrain
8
293
169 Cook-Inseln
-3
132
-10
293
170 Puerto Rico
-5
129
1
292
171 Malaysia
0
127
118 Madagaskar
9
290
172 Indien
-5
122
154
0
515
118 Namibia
7
290
173 Mauritius
-5
117
12
497
120 DVR Korea
9
288
174 Indonesien
-3
108
13 Italien
4 1040
67 Vereinigte Arabische Emirate
3
495
121 Sierra Leone
0
281
175 Dominica
-1
104
14 Rumänien
-1 1039
68 Uganda
7
491
121 Turkmenistan
34
281
176 Laos
3
90
15 Wales
-7 1032
69 Äquatorial-Guinea
-2
487
123 Litauen
-7
279
177 Komoren
16 Niederlande
-2
70 Belarus
28
479
124 Kirgisistan
22
277
6
-18
976
17 Tschechische Republik
-2
974
71 Usbekistan
3
477
125 Kenia
18 Türkei
19
941
71 Sambia
0
477
125 Mosambik
16
89
178 Amerikanische Jungferninseln
0
88
274
179 Jemen
1
81
274
180 Bangladesch
2
80
19 Kroatien
-3
924
73 Haiti
4
470
127 Armenien
-36
271
180 Neukaledonien
-11
80
20 Bosnien und Herzegowina
10
923
73 Gabun
-8
470
128 Sudan
-44
267
180 Bhutan
-7
80
21 Ecuador
10
921
75 Südafrika
-2
461
129 St. Vincent und die Grenadinen
-7
262
183 Kambodscha
3
78
22 Elfenbeinküste
-1
890
76 Zypern
38
444
130 Swasiland
5
258
184 Suriname
-3
77
76
23 Russland
3
885
77 Bolivien
-10
442
131 Kasachstan
11
256
185 Pakistan
-8
24 Mexiko
3
881
78 Montenegro
-6
426
132 Syrien
-9
254
186 Brunei Darussalam
1
74
24 Frankreich
-2
881
79 Marokko
1
422
133 Kuwait
-5
252
187 Chinese Taipei
-4
71
26 Algerien
-7
872
80 Saudiarabien
8
417
134 Südsudan
10
246
188 Montserrat
-4
67
27 Slowakei
-9
857
80 Antigua und Barbuda
3
417
135 Tansania
1
245
189 Seychellen
-5
60
28 Ukraine
-4
806
82 Jordanien
17
411
136 Tschad
39
240
190 Fidschi
-1
59
29 Nordirland
6
797
83 Venezuela
-14
408
137 Philippinen
-3
236
191 Tahiti
-3
56
30 Ghana
-5
793
84 VR China
-3
403
138 Palästina
-8
233
192 Nepal
-2
51
31 Island
-8
792
85 Katar
7
397
139 EJR Mazedonien
-7
230
193 Cayman-Inseln
-2
49
32 Kap Verde
9
762
86 Liberia
9
394
140 Libanon
0
228
194 Sri Lanka
-3
45
33 Ungarn
0
759
87 Irak
-2
392
141 Guinea-Bissau
6
216
195 Macau
-2
44
33 USA
-4
759
88 Togo
-9
386
142 Barbados
12
206
196 San Marino
0
35
35 Dänemark
-7
743
89 Färöer
-4
385
143 St. Lucia
-4
204
197 Turks- und Caicos-Inseln
0
33
36 Albanien
-4
723
90 Estland
-3
370
144 Thailand
1
202
198 Britische Jungferninseln
1
27
37 Griechenland
7
718
91 Guatemala
-9
367
145 Hongkong
8
199
199 Salomon-Inseln
-2
26
38 Polen
5
712
92 Oman
10
365
146 Luxemburg
-4
197
200 Tonga
0
17
39 Senegal
-1
678
93 Burkina Faso
-17
363
147 Vietnam
2
193
201 Vanuatu
0
13
40 Costa Rica
2
671
94 El Salvador
0
361
147 Lesotho
41 Tunesien
-5
668
95 Honduras
-6
359
149 Dominikanische Republik
42 Republik Irland
12
659
96 Ruanda
-3
356
43 Iran
-4
651
97 Malawi
4
44 Schottland
-4
649
98 Angola
45 Schweden
0
647
99 Lettland
46 Norwegen
-12
637
47 Paraguay
14
5
48 Republik Korea
49 Serbien
-7
193
202 Eritrea
0
8
-30
187
203 Mongolei
0
6
150 Curaçao
2
182
203 Somalia
0
6
351
151 Bermuda
-13
181
205 Andorra
0
5
-1
344
152 Guyana
-15
179
206 Papua-Neuguinea
0
4
4
342
152 Singapur
5
179
207 Anguilla
1
0
100 Nicaragua
-5
341
154 Moldawien
-22
177
207 Bahamas
1
0
610
101 St. Kitts und Nevis
11
340
155 Guam
-5
170
207 Dschibuti
-1
0
606
102 Kanada
2
335
156 Afghanistan
-6
168
14
605
103 Benin
-3
333
157 São Tomé und Príncipe
36
165
50 Japan
5
603
104 Mauretanien
-15
328
158 Malta
-1
164
51 Kamerun
-3
597
105 Niger
15
327
159 Neuseeland
-11
163
52 Kongo
-3
593
105 Botsuana
6
327
160 Tadschikistan
0
159
53 Guinea
2
589
107 Burundi
6
321
161 Myanmar
2
157
54 Trinidad und Tobago
5
588
108 Kuba
9
312
162 Osttimor
8
155
38
T H E F I FA W E E K LY
http://de.fifa.com/worldranking/index.html
PUZZLE
Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den
Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie
in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football Association (FIFA)
Geschäftsführender Präsident
Issa Hayatou
1
7
LEICHT
Geschäftsführender Generalsekretär
Markus Kattner
6
7
5
4
3
1
2
Chefredakteur
Perikles Monioudis
7
Redaktion
Alan Schweingruber (Stv. Chefredakteur),
Annette Braun, Sarah Steiner
1
8
2
6
3
8
5
9
2
3
6
6
4
9
7
4
2
2
9
8
1
3
6
MIT TEL
5
Korrektorat
Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach
5
1
3
Ständige Mitarbeitende
Ronald Düker, Matt Falloon, Luigi Garlando, Sven Goldmann,
Andreas Jaros, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn
5
2
3
Mitarbeit an dieser Ausgabe
Massimo Franchi, Rainer Hennies, Peter Kanjere,
Hanspeter Kuenzler
3
6
3
8
3
9
6
1
7
8
9
4
Redaktionsassistenz
Alissa Rosskopf
7
Produktion
Hans-Peter Frei
9
Projektmanagement
Bernd Fisa, Christian Schaub
Übersetzung
www.sportstranslations.com
4
1
Art Direction
Catharina Clajus
Layout
Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli
3
6
Direktor Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit
Nicolas Maingot (a. i.)
Bildredaktion
Peggy Knotz, Christiane Ludena (13 Photo; Vetretung)
4
3
1
4
9
3
6
5
4
SCHWER
4
Druck
Zofinger Tagblatt AG
Kontakt
[email protected]
2
7
5
6
3
5
Internet
www.fifa.com/theweekly
2
Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly,
auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und
unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt.
Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte
Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das
FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen.
In der Schweiz hergestellt und gedruckt.
9
Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht
werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.
4
7
8
9
9
2
7
7
1
4
6
3
Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku
Herausgeberin
FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich
Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878
6
2
9
7
5
T H E F I FA W E E K LY
39
Football breaks down barriers
Football builds bridges. It has a unique power to inspire friendship, respect and equality.
FIFA’s Say No To Racism campaign is part of our commitment to tackle all forms of discrimination in football.
Everyone should have the right to play and enjoy football without fear of discrimination. Say no to racism.
For more information visit FIFA.com

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