Untitled

Transcrição

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Film nicht auf die „Zivilisation“ beschränkt. Es gibt weitere
Szenen im Film und im Drehbuch, die verdeutlichen, dass dies
nicht ausschließlich ein modernes Phänomen ist. Der Fetus
wird im Schlamm vergraben. Die Darstellerin war tatsächlich
schwanger. In Anbetracht der Härte der Szene ist ihre Beteiligung
absolut verantwortungslos, auch wenn die Gewalt gestellt ist. Das
Baby war laut Deodato eine Plastikpuppe.
Obwohl sich Unmut breit macht, entschließt sich das Team, weiter
in den Dschungel vorzudringen. „Die Chance, berühmt zu werden“
ist laut Alan die Motivation, das Leben aufs Spiel zu setzen. Alan
hält den Schrumpfkopf eines Yanomamo in die Kamera: „Für die
Yacumo ist das hier ein Wilder.“ Hiermit wird einmal mehr eine
differenzierte Betrachtung der Begriffe „wild“ und „zivilisiert“
nahe gelegt und diese Form der Kategorisierung generell in Frage
gestellt. Faye grinst und winkt blöde in die Kamera. Monroe
meint, das „so genannte dokumentarische Material“ sei „anstößig,
es ist unehrlich und vor allem ist es unmenschlich“. Die Crew
fängt ein Yanomamo-Mädchen. „Einen tollen Geschmack habt
ihr Jungs, die stinkt“, meint Faye, die nach einiger Zeit ohne
Dusche sicherlich auch nicht mehr sehr wohlriechend durch den
Urwald läuft. Die Männer machen sich einen Spaß daraus, das
als „little monkey“ bezeichnete Mädchen zu vergewaltigen und
sich dabei zu filmen. Faye ist empört. Allerdings nicht wegen
der Vergewaltigung ihrer Geschlechtsgenossin, sondern über
die Verschwendung von Filmmaterial: „Wir haben nur noch
drei Dosen Film übrig, wir können das hier nicht verwenden.
Warum wollt ihr das so verschwenden?“ Ungeachtet der Qualen
des Mädchens werden Witze gerissen. Auf Fays Frage, ob man
das Material für einen Pornofilm nutzen wolle, schlägt Alan den
Titel „Jungle Jollies“ vor. Der Menschenverachtung sind hier
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about a heavily pregnant sick woman who is brutally
slain by the women of her tribe after they have torn
the fetus out of her body. Alan half-jokingly calls this
“social surgery”. From the riverbank a few kids are
watching the spectacle; sensationalism has no age
limit, and voyeurism is not restricted to “civilization”
in this film (there are other scenes in the film and in the
screenplay that makes it clear that this is not especially
a modern phenomenon). The fetus is buried in the
mud. The actress was actually pregnant (which makes
shooting this scene quite irresponsible even though the
violence is faked); according to Deodato the baby was
a plastic doll.
Although the crew is indecisive, “the chance of
becoming famous” provides the motivation to risk
life by going deeper into the jungle. Alan holds up the
shrunken head of a Yanomamo: “To the Yacumo, this
is a savage.” This once more suggests a differentiated
contemplation of the terms “savage” and “civilized”
and generally calls this kind of classification into
question. Faye smirks and waves stupidly into the
camera. Monroe insists that the “so-called documentary
footage is offensive, it is dishonest and above all, it is
inhuman.” The film crew captures a Yanomamo girl.
“Some taste you guys have. She stinks”, Faye says
scornfully (she’s probably not very fragrant herself
after spending some time into the jungle). The men
have some fun gang raping the girl they refer to as
“little monkey” and film the event. Faye is outraged,
not because of the rape but rather because of the waste
keine Grenzen mehr gesetzt. Als Alan von Mark gefragt wird, ob
er nicht auch mal ran will, meint Faye: „Das Einzige, wobei es
ihm kommt, ist seine Kamera.“ Hier wird noch einmal explizit
auf Yates Voyeurismus und stellvertretend zumindest den seiner
männlichen Kollegen sowie auf die Zusammenhänge zwischen
Gewalt (und ihrer Darstellung), Macht (und ihren Missbrauch)
und pervertierter Sexualität hingewiesen. Es kommt zu einem
Handgemenge, in das auch Faye hineingezogen wird. Diese hat
prinzipiell noch immer kein Problem mit der Vergewaltigung,
will ihrem Lover aber das „Vergnügen“ nicht gönnen. Gabriel
Yorke hasste es, die Szene zu drehen. „Ich bin kein großer Fan
von Vergewaltigung. Das gehört nicht zu meinem Repertoire
bei Frauen. Ich bin nicht Schauspieler geworden, um so was zu
machen“7, sagte er in einem Interview. Es sei auch nicht seine
Vorstellung von Kunst. Als die Ciardi ihn von dem Mädchen
reißen und er sie wegstoßen sollte, verlor er die Fassung, packte
seine Kollegin und warf sie mit aller Kraft, so weit er konnte. „Ich
war so angepisst“8, beschreibt Yorke seine Verfassung. Deutet
man die Sequenz, in der das Yacumo-Dorf überfallen wird, als
Anspielung auf My Lai, so lässt sich die Vergewaltigungsszene
als Deodatos Version eines anderen Vietnam-Kriegsverbrechens
interpretieren. Die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung
eines vietnamesischen Mädchens durch vier US-Soldaten am 18.
November 1966 sorgte durch die Berichterstattung von Daniel
Lang 1969 in „The New Yorker“ für einen Skandal. Der Vorfall
wurde bereits 1970 von Michael Verhoeven in o.k. filmisch
umgesetzt. Die Kontroverse um den Spielfilm führte im gleichen
Jahr zum Abbruch der Berlinale. 1989 verfilmte Brian De Palma
die Tragödie weitaus publikumswirksamer unter dem Titel Die
Verdammten des Krieges (Casualties of War).
of film material: “We have only three cans of film left.
We can’t use this. Why do you wanna waste it like
that?” The men crack jokes, completely ignoring the
agonies of their victim. When Faye asks if they want to
use the footage for a porno film, Alan suggests calling
it “Jungle Jollies”. There is no limit to the contempt
for mankind. When Mark asks Alan if he doesn’t want
to join the fun Faye says: “The only thing he gets
off on is his camera.” This is an explicit reference
to Yates voyeurism (representative also for his male
colleagues) and the coherences between violence (and
the depiction of violence), power (and the abuse of
power) and perverted sexuality. The situation escalates
and results in a brawl in which Faye gets involved.
She still doesn’t have any problem with the girl being
raped. It’s just that she doesn’t want her friend to take
part in the “fun” and have sex with another woman.
Gabriel Yorke hated to shoot this sequence. “I’m not
a big fan of rape, it’s not part of my repertoire with
women”, he said in an interview. “I didn’t become an
actor to do this. Wasn’t my idea of art.”7 When Ciardi
tries to pull him off the girl and Yorke is supposed to
push her away, he lost his temper, grabbed her and
threw her away as far as he could. “I was so pissed”8,
Yorke describes the mood he was in. If the attack on
the Yacumo village is seen as an allusion to My Lai,
then the rape sequence can be interpreted as Deodato’s
version of another Vietnam War crime. The abduction,
rape and murder of a Vietnamese girl by four US
soldiers on November 18, 1966 caused a scandal when
Daniel Lang wrote about the incident in “The New
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PERRY PIRKANEN, für den Cannibal Holocaust der
erste Film war, stand in Lucio Fulcis Ein Zombie hing am
Glockenseil (Paura nella città dei morti viventi, 1980) kurz
als Totengräber vor der Kamera. In Lenzis Cannibal Ferox
(1981) ist er in einer weiteren Nebenrolle als Gangster in
New York zu sehen. Laut IMDb tauchte er 1995 in Bruno
Matteis Cruel Jaws noch einmal auf. Das war´s…
SALVATORE BASILE also worked on Cannibal Holocaust
as an assistant director. He had a brief role in Sergio Leone’s
classic Once Upon a Time in the West (C’era una volta
il West, 1968), where he also served as assistant director.
Today he is a star in Colombian telenovelas and writes
scripts for television.
SALVATORE BASILE hat Deodato auch bei der Regie
assistiert. Er hatte einen kurzen Auftritt in Leones Klassiker
Spiel mir das Lied vom Tod (C’era una volta il West, 1968),
bei dem er ebenfalls als Regieassistent fungierte. Heute ist
er ein Star in kolumbianischen Telenovelas und schreibt
Drehbücher fürs Fernsehen.
TRIVIA
TRIVIA
Die Tree People werden im Film von Professor Monroe
als Yamamomo bezeichnet, von Alan Yates und Faye
Daniels hingegen als Yanomamo. Im Drehbuch ist generell
von den Yanomamo die Rede. Die Vermutung, dass Yates
den Stamm falsch benennt und dadurch seine Ignoranz
gegenüber den fremden Kulturen zum Ausdruck kommen
soll, ist wohl eher als Fehlinterpretation einzustufen. Der
Name ist angelehnt an die real existierenden Yanomami
(auch: Yanomamö), was in der Sprache des Stammes
„Mensch“ bedeutet. Kannibalismus im weiteren Sinne
wird von diesem Stamm nur insofern praktiziert, als dass
die zermahlenen Knochen der Verstorbenen nach dem
Verbrennen der Leichen bei einem jährlich stattfindenden
Fest mit Bananenbrei vermischt und verspeist werden.
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Professor Monroe refers to the Tree People as the
Yamamomo, while Alan Yates and Faye Daniels call the
tribe Yanomamo. In the screenplay the tribe is generally
referred to as the Yanomamo. Therefore the assumption
that Yates shows his ignorance towards the natives by
using a wrong name is probably a misinterpretation. The
name leans against the authentic tribe called Yanomami
(or: Yanomamö). This word means “man” (in the sense of
human being) in their language. Cannibalism in a broader
sense is practiced by this tribe only in the form that they
eat the pulverized bones of their deceased tribesmen mixed
with mashed bananas within the scope of an annual feast.
The notorious piranha sequence ostensibly has not been
finished because of a malfunction of an underwater camera
and because the piranhas “were not willing to take the
director’s instructions” (Deodato). There were also problems
with the special effects in the scene. Although there are still
rumors about obscure video versions of the film containing
this material it is extremely unlikely that this sequence has
ever been part of the film.
Die berüchtigte Piranha-Szene wurde nicht vollendet, weil die
Unterwasserkamera nicht funktionierte und die Fische sich nicht
an Deodatos Regieanweisungen halten wollten. Außerdem gab
es Probleme mit den Spezialeffekten. Obwohl es immer wieder
Gerüchte um obskure Videofassungen gab, in denen die Szene
enthalten sein soll, ist dies wohl definitiv auszuschließen.
Der ursprünglich für die Rolle des Alan Yates vorgesehene
Schauspieler ist angeblich wegen eines anderen Engagements
kurz nach Beginn der Dreharbeiten abgesprungen. Vielleicht
hat ihm aber auch das Fleisch der Riesenschildkröte den Magen
verdorben. In einem Interview mit Monroe während einer
Autofahrt taucht er allerdings als ehemaliger Kollege von Yates
auf. Im Drehbuch wird er als „CBS cameraman“ bezeichnet.
Ironischerweise äußert er sich sehr negativ über die Figur, die er
zunächst selbst darstellen sollte. Dies passt wiederum sehr gut
zum widersprüchlichen Charakter des Films.
Lamberto Bava, der in den Credits als Regieassistent aufgeführt
wird, hat nicht an dem Film mitgearbeitet. Er bekam lediglich
einen kleinen Geldbetrag von Deodato, damit dieser ihn in
die Stabangaben mit aufnehmen konnte. Damit konnte der
Quotenregelung entsprochen werden, die eine bestimmte
Anzahl an italienischen Beteiligten für italienische Produktionen
vorschreibt.
Die Darstellerin der Programm-Managerin war Robert Kermans
damalige Freundin. Kerman brachte sie zu den Dreharbeiten mit,
und sie bekam die Rolle. Bezahlt wurde sie laut Kerman dafür
nicht, lediglich ein Gratisurlaub zu den Drehorten sprang dabei
für sie heraus. Obwohl der Film in englischer Sprache gedreht
wurde, ist Kerman von einem anderen Sprecher synchronisiert
The actor originally playing Alan Yates – who
supposedly backed off because of other commitments
(while it can also be assumed that the flesh of the turtle
caused him to get an upset stomach) – actually appears
in one of the interviews (in a car) Monroe does for
television. In the screenplay he is referred to as “CBS
cameraman”. Ironically he speaks out very negatively
about the character he primordially played himself
(which fits perfectly to the contradictory character of
the film).
Lamberto Bava, credited as assistant director, had
nothing to do with the film. He just got paid a small
sum so Deodato could put his name into the credits
to correspond to a quota system dictating a specific
number of Italian participants in an Italian production.
The actress playing the 1st executive was actually
Robert Kerman’s girlfriend at the time. Kerman
brought her to the set, and she got the part. According
to the actor she didn’t even get paid, instead she got a
free holiday travelling to the shooting. Although the
film was made in English, Kerman’s voice has been
dubbed by someone else. Apart from that, the people
on the set were speaking either Italian or Spanish,
thus making it quite difficult for the American actor.
Deodato was surprised when he learned that Kerman
was a star in hardcore movies in the States. Because
he “had a tiny thing”21, the director assumed that only
his face has been used, while a body double did the
hardcore stuff (which is nonsense of course).
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worden. Ansonsten wurde am Set jedoch italienisch und spanisch
gesprochen, was die Dreharbeiten für den amerikanischen
Schauspieler erschwerte. Deodato zeigte sich überrascht, als er
erfuhr, dass Kerman ein Pornostar war. Weil er „ein winziges
Ding“21 habe, mutmaßt der Regisseur, dass in den Pornos nur sein
Gesicht zu sehen gewesen wäre, während für andere Aufnahmen
möglicherweise ein Double zum Einsatz gekommen sei. Natürlich
ist das völliger Unsinn.
At the beginning of the film the crew can be seen in
front of a plane. When Felipe is introduced, Mark
is not filming. Nevertheless the scene can be seen
from his point of view a bit later in the film. There is
another blooper in the scene in which Jack is killed by
the cannibals. Although they pulled down his trousers
to cut off his penis, they’re pulled up again when his
body is dismembered.
Am Anfang des Films sieht man die Filmcrew vor einem Flugzeug.
Als Felipe vorgestellt wird, filmt Mark nicht. Trotzdem sehen
wir die Szene etwas später noch einmal aus Marks Perspektive.
Einen weiteren Fehler gibt es in der Szene, in der Jack von den
Kannibalen getötet wird. Nachdem sie ihm für die Kastration
die Hose runter gezogen haben, ist sie später, wenn die Leiche
zerteilt wird, wieder hochgezogen.
In order to meet the requirements of the censorship
regulations of the Arabian countries forbidding nudity
on the screen all the revealing scenes have been
filmed in an alternate clothed version. An example
can be seen on the Italian poster, and there are also
very few photos in existence showing these scenes.
Sadly, this alternate material seems to have vanished.
The discovery of these sequences would totally justify
another DVD release.
Um den Zensurbestimmungen der arabischen Länder zu genügen,
in denen Nacktheit auf der Leinwand nicht gestattet ist, wurden
freizügigere Szenen alternativ mit bekleideten Darstellern
ein zweites Mal gefilmt. Ein Beispiel für diese Praxis stellt
das italienische Plakat dar. Darüber hinaus existieren wenige
Standfotos dieser Szenen. Leider sind die alternativen Sequenzen
völlig von der Bildfläche verschwunden. Eine Entdeckung dieses
Materials würde jederzeit eine weitere DVD-Veröffentlichung
rechtfertigen.
Deodato erzählt, dass der Darsteller, den er als „Tulce“
bezeichnet, sowohl den Häuptling der Yacumo als auch das
Oberhaupt der Yanomamo gespielt hat, was ihm große Freude
gemacht habe. Tulce soll tatsächlich ein Stammesführer sein.
Leider sind Deodatos Äußerungen generell mit erheblicher
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Deodato explains that the actor he refers to as
“Tulce” played the chief of the Yacumo as well as the
Yanomamo leader, and that he really enjoyed acting a
lot. Reportedly Tulce is actually the chief of a tribe.
Sadly, Deodato’s statements are generally disputable
and often contradictory. In the audio commentary
of the US DVD he claims that the actress playing
the adulteress also worked on the film as a costume
designer; in an interview with Gian Luca Castoldi
instead he says the same about the actress playing the
impaled girl. The man is getting old!
Robert
Kerman
doesn’t
really
like
Cannibal
Vorsicht zu genießen und oft sehr widersprüchlich.
Im Audiokommentar beispielsweise erzählt er, dass
die Darstellerin der Ehebrecherin gleichzeitig als
Kostümbildnerin an dem Film gearbeitet habe. In einem
Interview mit Gian Luca Castoldi war es dann plötzlich
das gepfählte Mädchen. Der Mann wird alt!
Robert Kerman hat keine sehr hohe Meinung von dem
Film, den er in dem Moment, in dem der Nasenbär
getötet wurde, „verflucht“22 hat. Er bezeichnet Cannibal
Holocaust als einen „brutalen, dreckigen kleinen Film,
viel viel schlimmer als jeder Pornofilm, an dem ich
jemals mitgearbeitet habe.“23 Er kann sich absolut nicht
vorstellen, warum der Film als Klassiker gilt.
Nach einer Woche Dreharbeiten wollte der Produzent
Gabriel Yorke vor Ort mit kolumbianischen Pesos
bezahlen, wobei er den Wechselkurs noch zu seinen
Gunsten ausgelegt und $ 17 zu wenig ausgezahlt hat.
Daraufhin drohte der Schauspieler, keine weitere
Aufnahme zu drehen, bevor er seinen Lohn nicht in USDollar erhalten würde. Nach einem kurzen Streit hatte er
wenig später seine Dollar in der Tasche.
Animal Holocaust: das Töten von Tieren in seinen
Filmen hat Deodato in einem Interview in dem Buch
„Spaghetti Nightmares“ mit Filmaufnahmen im
Schlachthaus gleichgesetzt, da die Tiere anschließend
gegessen worden seien. Die „Ratten, Wildschweine,
Krokodile und Schildkröten wurden von den Indios
getötet… Ich habe sie lediglich bei der Jagd begleitet“24.
Dabei habe ihm ständig jemand vom Tierschutzbund
Alternativmaterial (siehe Text Seite 80) / Alternate scenes (read page 80)
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die sich an den Erfolg vor allem des zweiten Mad
Max-Films von 1982 hängen wollten. Mit Cut
and Run (Inferno in diretta, 1984) versuchte
er noch einmal, an seine Dschungelklassiker
anzuknüpfen. Der Film, den er als Abschluss
seiner Kannibalentrilogie bezeichnet (obwohl
keine Kannibalen darin vorkommen), erreicht
trotz einiger harter Szenen nicht die Vorbilder.
1985 drehte Deodato mit Body Count (Camping
del terrore) ein absolut erbärmliches Friday the
13th-Plagiat. Mit Filmen wie Flash Fighter
(The Lone Runner, 1986) und Die Barbaren
(The Barbarians, 1986) entfernte er sich weiter
vom Kannibalenimage, rutschte aber damit
immer tiefer in die Bedeutungslosigkeit. Nach
dem etwas besseren Off Balance – Der Tod
wartet in Venedig (Un delitto poco comune,
1987), der immerhin mit einer guten Besetzung
und einer Mordszene, die an klassische Szenen
Argentos erinnert, aufwarten kann, brachte er
mit Dial: Help (Minaccia d’amore, 1988) einen
Horrorfilm ins Kino, als dessen „Monster“ doch
tatsächlich ein Telefon (!) herhalten muss. Nach
den Fernsehserien Ocean (1989) und Il ragazzi
del muretto (1991) folgten mit dem Drama
Mamma ci penso io (1992) und dem Thriller Die
Waschmaschine (Vortice mortale, 1993) noch
einmal Arbeiten fürs Kino. Danach arbeitete
sich Deodato unermüdlich zum Tiefpunkt seiner
Karriere vor, indem er Prügelklamotten mit Bud
Spencer (Zwei Engel mit vier Fäusten aka Noi
siamo angeli, 1997) und die Schmonzette Unter
der Sonne Afrikas (Pensando all’Africa, 1998)
in Serie fürs Fernsehen herstellte. 2007 hatte er
einen Gastauftritt in Eli Roths Hostel 2 (Hostel:
Part II); in den Credits erscheint er als „der
italienische Kannibale“. Derzeit plant er einen
weiteren Film zum Thema Kannibalismus…
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gory scenes. In 1985 he directed the wretched Friday the 13th ripoff BodyCount (Camping del terrore). With movies like The Lone
Runner (1986) and The Barbarians (1986), Deodato diverged from
his cannibal image, sliding deeper and deeper into insignificance.
The thriller Phantom of Death (Un delitto poco comune, 1987)
instead at least impresses with a good cast and even includes a
murder set piece worthy of an Argento movie. After that he made
a horror film with a telephone (!) taking the part of the monster,
Dial: Help (Minaccia d’amore, 1988). Deodato then directed the
TV series Ocean (1989) and Il ragazzi del muretto (1991), before
returning to cinema with the drama Mamma ci penso io (1992) and
the thiller The Washing Machine (Vortice mortale, 1993). After that
Deodato moved unremittingly towards the rock bottom of his career
by directing Bud Spencer in a series of beat-em-up TV movies (We
are Angels aka Noi siamo angeli, 1997) and the TV soap Pensando
all’Africa (1998). In 2007 he had a cameo in Eli Roth’s Hostel:
Part II, credited as “The Italian Cannibal”. At the time of writing he
planned to do another film about cannibalism…
GIANFRANCO CLERICI – DREHBUCHAUTOR / SCRIPTWRITER
Gianfranco Clerici hat erstmals 1963 im Filmgeschäft
gearbeitet. In Mario Missirolis La bella di Lodi spielte
er als Gianni Clerici den Bruder von Stefania Sandrelli.
Nachdem er Anfang der 70er Jahre in drei Italo-Western
von Luigi Batzella kleine Rollen gespielt hatte, war es
mit der Schauspielerei schon wieder vorbei. Bereits 1966
hatte er am Drehbuch zu Das Finale liefert Zorro (Zorro
il ribelle) mitgearbeitet. Mit Umberto Lenzi schrieb er im
gleichen Jahr das Buch zu King hetzt sieben Killer (Un
milione di dollari per sette assassini). In den folgenden
Jahren versuchte er sich in verschiedenen Genres als
Autor und arbeitete an ein paar unbedeutenden Filmen als
Regieassistent mit. Seine erste nennenswerte Arbeit ist das
Drehbuch zu Lucio Fulcis Don’t Torture a Duckling (Non si
sevizia un paperino, 1972), das er zusammen mit Fulci und
Roberto Gianviti verfasst hat. Es folgten weitere Drehbücher
in verschiedenen Genres, darunter Schwarze Messe der
Dämonen (L’anticristo, 1974), die Prügelklamotte Zwei
Missionare (Porgi l’altra guancia, 1974) mit Bud Spencer
und Terence Hill und Deodatos Ultimo mondo cannibale
(1976). Sein Meisterstück lieferte er im Jahre 1979 mit
dem Drehbuch zu Cannibal Holocaust ab, in dem er die
Zivilisiertheit unserer Gesellschaft hinterfragt. In seiner
darauf folgenden Arbeit, dem Rape-and-Revenge-Thriller
Der Schlitzer (La casa sperduta nel parco, 1979), variierte
er am Rande das Thema, nutzte die Geschichte um einige
reiche Leute, die von zwei Kriminellen aus der Unterschicht
terrorisiert werden aber vor allem, um eine Reihe von
Gewalttaten und Demütigungen zu präsentieren. Da
Regisseur Deodato keine Ähnlichkeiten zwischen diesem
Film und Cannibal Holocaust sehen mag, ist die durchaus
gelungene Darstellung des Klassenkampfes wohl in erster
Linie auf den Drehbuchautor zurückzuführen. Wirklich
schockiert haben dürfte Clerici Fans seiner härteren Arbeiten
Gianfranco Clerici worked for the first time in the movie
business in 1963. In Mario Missiroli’s La bella di Lodi he
played Stefania Sandrelli’s brother as Gianni Clerici. After
having minor parts in three Italian Westerns directed by
Luigi Batzella in the early 70s, his acting career was over.
In 1966 he had already started working as a script author
co-writing Zorro il ribelle. The same year he wrote the
script for Un milione di dollari per sette assassini together
with director Umberto Lenzi. In the following years he
contributed screenplays in different genres and worked as
an assistant director on a few irrelevant films. He wrote
his first noteworthy script for Lucio Fulci’s Don’t Torture
a Duckling (Non si sevizia un paperino, 1972) together
with Fulci and Roberto Gianviti. Other well-known films he
wrote in this period are The Tempter (L’anticristo, 1974),
the Bud Spencer / Terrence Hill comedy Turn the Other
Cheek (Porgi l’altra guancia, 1974) and Deodato’s Ultimo
mondo cannibale (1976). He produced his masterpiece
in 1979, writing the screenplay for Cannibal Holocaust,
calling into question the civilization of our society. His next
work, Deodato’s rape-and-revenge thriller The House on
the Edge of the Park (La casa sperduta nel parco, 1979)
varies the subject marginally in a twist ending, while the
story about a bunch of rich people being terrorized by
two lower class losers is mostly a series of indignities and
acts of violence. As Deodato cannot see any resemblances
with his masterpiece the quite successful class conflict is
probably mostly the work of Clerici. Truly shocking to
the fans of Clerici’s more daring work might have been
the fact that after two uncompromising films he wrote the
insignificant comedy Pierino contro tutti (1981), directed
by Marino Girolami (Zombi Holocaust). After two more
comedies he worked together with Fulci again, being one
of four scriptwriters contributing to the notorious The New
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