MOTOmed Geraetegestuetzte Rehabilitation
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MOTOmed Geraetegestuetzte Rehabilitation
Heft 1 | 1. JahrganG | September 2012 Pharmazie & Medizintechnik 1 | 2012 Fokus Gerätegestützte Rehabilitation Apparativ-assistive MOTOmed®Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation W. Diehl, T. Kaiser, M. Grenda Pharmazie & Medizintechnik 1. Jahrgang, September 2012 Pharmazie & Medizintechnik ver öffentlicht Beiträge zu speziellen Themen der Pharmakotherapie und der Versorgung mit Hilfsmitteln. Die Arbeiten können in Form eines Übersichtsartikels, einer Mitteilung von Forschungsergebnissen, eines Kommentars sowie als Einzelfalldarstellungen eingereicht werden. Auch die gesammelten Referenten beiträge zu ausgewählten Symposien oder Ta gungen können publiziert werden. Die Beiträge müssen druckreif sein und sollten einen Umfang von 75.000 Zeichen inkl. Leer zeichen möglichst nicht überschreiten. Die ge nauen Formatierungshinweise entnehmen Sie bitte dem Internet (www.hippocampus.de/ Zeitschriften/Pharmazie&Medizintechnik/Au torenhinweise.html). 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Diese Ausgabe der Zeitschrift Pharmazie & Medizintechnik entstand mit freundlicher Unterstützung der Firma Reck-Technik GmbH & Co.KG Medizintechnik Reckstraße 1-5 88422 Betzenweiler Tel.: +49 (0) 73 74 18 84 E-Mail: [email protected] Internet: www.motomed.de © 2012 Hippocampus Verlag Übersicht Apparativ-assistive MOTOmed®Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation: eine Übersicht W. Diehl, T. Kaiser, M. Grenda Diplom Sportwissenschaftler, RECK-Medizintechnik GmbH Zusammenfassung Hintergrund: Apparativ-assistive Bewegungstherapie mit Hilfe eines MOTOmed®-Bewegungstherapiegerätes stellt bereits seit mehr als 30 Jahren neben konventionellen Anwendungsverfahren, die körperliche Aktivität als Mittel der Intervention einsetzen, einen effektiven Baustein in der medizinischen Rehabilitation dar. Ziel: Den Schwerpunkt dieses Artikels bildet die Zusammenfassung der in der Literatur beschriebenen Effekte einer in den Rehabilitationsprozess integrierten MOTOmed®-Bewegungstherapie bei neurologischen bzw. altersassoziierten chronisch-degenerativen Erkrankungen wie z. B. Schlaganfall, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson oder Erkrankungen des kardiovaskulären Systems mit daraus resultierenden Einschränkungen der Mobilität. Methode: Systematische Literaturrecherche über veröffentlichte und unveröffentlichte randomisierte, kontrollierte und experimentelle Studien, die im Zeitraum von Januar 1994 bis März 2012 erschienen sind. Gesucht wurde in PubMed, Medline, ZBMed und ZBSport sowie in den Datenbanken renommierter Fachzeitschriften. Zur Bewertung wurden Originalarbeiten und Publikationen von Studien herangezogen (LoE Ib-III), die sich ausschließlich mit dem MOTOmed®-Bewegungstherapiegerät befassten. Ergebnisse: Durch die Literaturrecherche wurden insgesamt 18 relevante Studien identifiziert. Der Großteil der selektierten Studien untersuchte die Wirkung der zyklischen repetitiven MOTOmed®-Therapie hinsichtlich der Verbesserung der Mobilität bei neurologischen Patienten. Bei der Studienauswertung konnte jeweils ein Nachweis über eine Verbesserung der Mobilität der Interventionsgruppe innerhalb des Untersuchungszeitraums erbracht werden. Aufgrund der geringen Zahl an selektierten Studien und der zumeist geringen methodischen Qualität können die Schlussfolgerungen über die tonussenkenden Effekte der apparativ-assistiven MOTOmed®-Therapie noch nicht als gesichert bezeichnet werden und stellen lediglich eine positive Tendenz dar. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der durchgeführten Literaturrecherche ergeben, dass apparativ-assistives Bewegungstraining mit Hilfe eines MOTOmed®-Bewegungstherapiegerätes als sehr nützliche und sinnvolle Ergänzung zur konventionellen Therapie neurologischer bzw. altersassoziierter chronisch-degenerativer Erkrankungen wie Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson betrachtet werden kann. Eine regelmäßige Anwendung dieser Therapiemethode kann zur Erhaltung und Steigerung der Mobilität und Beweglichkeit bzw. zur Verbesserung der Kraft und Ausdauerfähigkeit beitragen und somit zu mehr Selbstständigkeit im Alltag und letztlich zu einer höheren Lebensqualität führen. Schlüsselwörter: Bewegungstherapie, Rehabilitation, Mobilität, Gehfähigkeit, Spastik Pharmazie & Medizintechnik 2012; 1(1): 1–13 © Hippocampus Verlag 2012 Einleitung Im Jahr 2050 werden in Deutschland doppelt so viele 60-Jährige leben wie Kinder geboren werden [58]. Durch den demographisch bedingten Alterungsprozess der Bevölkerung kommt es zu einer Verschiebung im Mor- biditätsspektrum von akuten hin zu chronischen Krankheiten mit Mehrfacherkrankungen bei älteren Menschen [55]. Neurologische Erkrankungen und Syndrome sind davon in besonderer Weise betroffen. Es steigt die Gefahr für sogenannte altersassoziierte Erkrankungen wie Schlaganfall, Alzheimer-Demenz, Parkinson-Syndrome Pharmazie & Medizintechnik 1· 2012 | 3 Übersicht W. Diehl, T. Kaiser, M. Grenda Assistive MOTOmed® movement therapy in the medical rehabilitation: a review W. Diehl, T. Kaiser, M. Grusdat Abstract Background: In addition to conventional treatment methods using physical activity as means of intervention, assistive movement therapy with the MOTOmed® movement therapy device has been an effective component in the medical rehabilitation for over 30 years. Objective: The main objective of this article is to summarize the scientific results of MOTOmed® movement therapy integrated in neurological and age-related (chronically degenerative diseases) rehabilitation e. g. stroke, multiple sclerosis, Parkinson’s disease or cardiovascular diseases including the related lack of mobility. Method: Systematic literature review of published and unpublished randomized, controlled and experimental studies released between January 1994 and March 2012. The research involved PubMed, Medline, ZBMed and ZBSport as well as databases of prestigious scientific journals. For the assessment, only original studies and publications of studies (LoE Ib-III) exclusively concerning with the MOTOmed® movement therapy device were used. Results: 18 relevant studies were identified by means of the literature research. The majority of the chosen studies examined the effect of repetitive MOTOmed® cycling therapy on improvement of the mobility in neurological patients. An improvement of mobility in the intervention group during the course of the study could be proven by each study analysis. Due to the small number of studies and the low methodic quality in most cases the conclusions regarding the tone-reducing effects of the assistive MOTOmed® therapy cannot be considered as verified and only show a positive tendency. Conclusion: The results of the literature review show that assistive movement training by means of a MOTOmed® movement therapy device can be described as a very helpful and reasonable addition to conventional therapy in age-related chronically degenerative diseases and neurological conditions, like stroke, multiple sclerosis or Parkinson’s disease. Regular implementation of this therapy method can help to maintain and increase mobility, improve physical strength and endurance capacity, and therefore leads to more independence in daily life and to a better quality of life. Key words: movement therapy, rehabilitation, mobility, gait, spasticity Pharmazie & Medizintechnik 2012; 1(1): 1–13 © Hippocampus Verlag 2012 und andere Bewegungsstörungen, deren Inzidenz mit steigendem Lebensalter deutlich zunimmt und infolgedessen die Altersgruppe der über 65-Jährigen besonders betrifft [6]. Solche neurologischen, neurodegenerativen und psychischen Erkrankungen sind im Zusammenhang mit erworbenen Schädigungen des Gehirns in der Regel mit nachhaltigen körperlichen und neuropsychischen Funktionsbeeinträchtigungen verbunden [20]. Epidemiologische Untersuchungen und prospektive Studien belegen eindrucksvoll, dass regelmäßige körperliche Aktivität enorme Bedeutung für Prävention und Therapie ganz unterschiedlicher Krankheitsentitäten besitzt [37]. Neben der medizinischen und physiothe- 4 | Pharmazie & Medizintechnik 1 · 2012 rapeutischen Versorgung spielt die Bewegungstherapie bei der medizinischen Rehabilitation mittlerweile eine entscheidende Rolle und ist heute integraler Teil jedes Therapiekonzepts – unabhängig von der Indikation [45]. Das primäre Ziel der Rehabilitation von Patienten mit neurogenen Bewegungsstörungen (z. B. nach Schlaganfall) liegt in der Verbesserung eingeschränkter alltagsmotorischer Fähigkeiten [53]. Aus therapeutischer Sicht stehen neben der positiven Beeinflussung der Risikofaktoren die Verbesserung der verlorengegangenen Funktionen und die Vermeidung von Sekundärkomplikationen im Vordergrund [23, 31]. Für viele neurologische Patienten ist das Wiedererlangen der selbstständigen Gehfähigkeit jedoch das wichtigste Therapieziel überhaupt und somit ein entscheidender Faktor, der über die Partizipation und die Lebensqualität der Betroffenen entscheidet [7, 66]. Zwar sind viele dieser Patienten noch in der Lage, ohne personelle Unterstützung zu gehen, jedoch schränken eine mangelnde (Geh-)Geschwindigkeit sowie eine stark verminderte Ausdauer und die verminderte Fähigkeit zur dynamischen Stabilität die Patienten in ihren Alltagsaktivitäten ein und zwingen sie zu weiterer Inaktivität [26, 39]. Im Sinne der Primärorientierung des Rehabilitationsprozesses an Ressourcen des neurologischen Patienten wird in erster Linie lediglich auf die Quantität der Bewegung hingearbeitet, um erst einmal überhaupt eine Transferfähigkeit zu ermöglichen. Der Qualität des Gangbilds wird dabei eine zweitrangige Bedeutung beigemessen. Auch für die Erfolgsbeurteilung der Rehabilitation sind die Transfer- und die damit verbundene Gehfähigkeit von Bedeutung [15]. Allerdings bleiben die u. a. durch krankheitsbedingte Veränderungen entstandenen Defizite hinsichtlich Kraft, Kraftausdauer, Koordination, Gangverhalten und kardiopulmonaler Leistungsfähigkeit oft auch noch im postrehabilitativen Stadium bestehen. Dadurch wird deutlich, dass sowohl parallel als auch im Anschluss an die medizinische und physiotherapeutische Versorgung ein zusätzliches Trainingsprogramm sinnvoll erscheint, welches eine bedeutsame Verbesserung der oben genannten Variablen zum Ziel hat [30]. Demgemäß nimmt der Stellenwert einer zusätzlich zur konventionellen Therapie durchgeführten Bewegungstherapie ständig zu und ist für die Wiedereingliederung einer Großzahl von Betroffenen von entscheidender Bedeutung. Zur Intensivierung der Rehabilitation bei Personen mit neuromuskulären Gangstörungen wird seit Anfang der 1980er-Jahre zur Funktionsverbesserung der unteren Extremitäten die apparativ-assistive Bewegungstherapie mit Hilfe eines MOTOmed®-Bewegungstherapiegerätes eingesetzt (s. Abb. 1). Bis heute stellt diese Therapieform neben anderen konventionellen bewegungstherapeutischen Verfahren einen effektiven Bestandteil der medizinischen Rehabilitation dar. Allerdings stellt die Tendenz zur evidenzbasierten Medizin auch etablierte Übersicht Apparativ-assistive MOTOmed®-Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation Suchstrategie Die Suchstrategie gliedert sich in drei Teilabfragen: 1) Erkrankung Suchbegriffe waren: Insult, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Zerebral parese, Schädelhirntrauma, Stroke, Spastic Paraplegia, Spinal Cord Injuries, Parkinson's Disease, Multiple Sclerosis, Hemiparesis, Muscle Weakness, Geriatric, Hypertonic, Cerebral Palsy 2) Therapiemodalität Suchbegriffe waren: Apparativ-assistive Bewegungstherapie, apparativ-assistives Training, zyklisches Bewegungstraining, Bewegungstherapiegerät, Schlagan fallrehabilitation, geriatrische Rehabilitation, funktionelle Elektrosti mulation, FES, aktiv-passive Bewegungstherapie, Bewegungstrainer, MOTOmed-Therapie, Exercise, MOTOmed-Therapy, Upper Trainer Treat ment, Repetitive Cycling, Repetitive Training, Bicycling, Passive Exer cise, Bedside Cycle Ergometry, Electric Stimulation Therapy, ElectroMechanical Exercise Abb. 1: Patient mit MOTOmed®-Bewegungstherapiegerät (www.motomed.de) Therapiemethoden in Frage und verlangt nach wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweisen, die nicht zuletzt auch von den Kostenträgern verstärkt gefordert werden. Die Autoren fassen den aktuellen Stand des Wissens zum Erfolg der apparativ-assistiven Bewegungstherapie mit Hilfe eines MOTOmed®-Bewegungstherapiegerätes (Firma RECK-Medizintechnik GmbH, Deutschland) anhand der Parameter Mobilität und Spastizität mit daraus resultierender Verbesserung der Beweglichkeit in der vorliegenden Übersichtsarbeit zusammen. Methodik Die vorliegende Übersichtsarbeit wurde in Anlehnung an die Leitlinien der Cochrane Collaboration für die Durchführung von systematischen Reviews randomisierter klinischer Studien erarbeitet [29]. Die Autoren führten im Zeitraum von Oktober 2011 bis März 2012 schrittweise eine Literaturrecherche zum Thema »apparativ-assistive bzw. aktiv-passive Bewegungstherapie« durch. Berücksichtigt wurden Artikel und Originalarbeiten, die im Zeitraum von Januar 1994 bis März 2012 erschienen sind bzw. durchgeführt wurden. Die systematische Literaturrecherche erfolgte überwiegend in den Datenbanken PubMed, Medline, ZBMed und ZBSport sowie in den Datenbanken renommierter Fachzeitschriften. Gesucht wurde zunächst nur nach randomisiertkontrollierten Studien. Die Auswahl der Artikel aus den o. g. Datenbanken begrenzte sich auf prospektive Studien, in denen die Ergebnisse der apparativ-assistiven MOTOmed®-Bewegungstherapie mit denen von anderen Therapiemaßnahmen verglichen wurden. Aufgrund der geringen Anzahl solcher Originalarbeiten wurden auch Studien mit einer niedrigeren Evidenzqualität berück- 3) Zielparameter Suchbegriffe waren: Mobilität, Gehfähigkeit, Leistungsfähigkeit, Ausdauer, Kraft, Gleich gewicht, Spastik, Tonus, Beweglichkeit, Gangrehabilitation, Activity of Daily Life, Motor Control, Upper Limbs, Bed Rest, Movement, Range of Motion, Motor Activity, Locomotion, Walking, Mobil, Balance, Walk, Gait, Spasticity, Muscle Tone Tab. 1: Suchstrategie sichtigt. Falls keine Entscheidung über die Relevanz einer Studie anhand der Abstracts getroffen werden konnte, wurde die Entscheidung anhand des Volltextes getroffen. Die Suchstrategie gliederte sich in drei Teilabfragen: Krankheitsbild, Therapiemodalität, Zielparameter (s. Tab. 1). Als erstes Zielereignis war die Mobilität mit allen dazugehörigen Fähigkeiten definiert. Zweites Zielereignis war die tonussenkende Wirkung (Spastizität), jeweils zum Studienende. Auf eine Metaanalyse wurde verzichtet, einerseits aufgrund fehlender Ressourcen und andererseits aufgrund der Heterogenität der Studienergebnisse. Ausgeschlossen wurden Studien in Abstract-Form, Studien über ähnliche Bewegungstherapiegeräte und Studien, die z. B. lediglich zuvor veröffentlichte Daten wiedergaben. Die signifikanten Effekte aller eingeschlossenen Untersuchungen wurden in einer Tabellenübersicht graphisch dargestellt (s. Tab. 2). Die Literatursuche wurde nicht nach Sprachen limitiert, dennoch wurden überwiegend deutsch- oder englischsprachige Veröffentlichungen identifiziert. Zusätzlich zur Suche nach relevanten Studien in den o. g. Datenbanken wurde eine Handsuche in den Datenbanken der medizinischen Zeitschrift »Neurologie & Rehabilitation« und bei SpringerLink durchgeführt. Ergebnisse Die gezielte Suche nach randomisiert-kontrollierten Studien (RCT) über die Effektivität der apparativ-assistiven MOTOmed®-Bewegungstherapie anhand der festgelegten Suchstrategie hat nur wenige potenziell relevante ResulPharmazie & Medizintechnik 1· 2012 | 5 Übersicht W. Diehl, T. Kaiser, M. Grenda Studie n Ø Alter (Jahre) Häufigkeit (Woche/Min.) Dauer (Wochen) Intervention Ergebnisse p Design Burtin et al. 2009 [9] Belgien 90 59,0 ± 17 5x à 20 Min. mind. 1 Wo. Gint = MOTOmed + PT Gko = PT + Mobilisation 6’ Gehstrecke Lebensqualität (KÖFU) Fquadriceps p = 0,05 p < 0,01 p > 0,01 RCT Demmer 2005 [11] Deutschland 7 60,85 ± 12,29 7x 20 Min. 12 Wo. Gint = MOTOmed viva2 2‘ Gehstrecke Gehgeschwindigkeit p < 0,007 p < 0,007 MS Diehl et al. 2008 [12] Deutschland 42 80,57 ± 5,27 5x a 20 Min. 3 Wo. Gint = MOTOmed + PT Gko = PT + Ergo 2‘ Gehstrecke 6‘ Gehstrecke TUG Vschnell Ø Leistung p = 0,006 p = 0,000 p = 0,000 p = 0,012 p = 0,016 RCT Diserens et al. 2010 [13] Schweiz 8 49,0 ± 10,0 3x a 30 Min. 12 Wo. Gint1 = MOTOmed + BTX Gint2 = BTX + Kartenspiel Spastikreduktion GRMA p < 0,05 RCOS Diserens et al. 2007 [14] Schweiz 9 66,3 5x 30 Min. 3 Wo. Gint = MOTOmed + PT Muskelkraft Beweglichkeit p < 0,01 p < 0,05 MS Dobke et al. 2010 [15] Deutschland 31 64,45 ± 9,4 2x tägl. à 10 Min. 16 Wo. Gint = MOTOmed + PT Gko = KT 2‘ Gehstrecke 6‘ Gehstrecke Vkomf. Lebensqualität (KÖFU) p = 0,015 p = 0,003 p = 0,024 p = 0,0018 RCT Dulle 2003 [16] Deutschland 17 46,29 ± 9,65 1x tägl. à 10-15 Min. 8 Wo. Gint1 = MOTOmed + PT Gint2 = PT Gleichgewicht im Stehen p = 0,002 COS Eigler et al. 2010 [18] Deutschland 31 66,0 ± 11,29 5x à 15 Min. 4 Wo. Gint1 = MOTOmed inkl. FES +PT Gint2 = MOTOmed + PT Fmax. Ø Leistung Fähigkeit zur Selbsthilfe Gehstrecke p = 0,005 p = 0,022 p = 0,012 p < 0,00 RCT Kamps et al. 2005 [32] Deutschland 31 64,45 ± 9,4 2x tägl. à 10 Min. 16 Wo. Gint = MOTOmed + PT Gko = KT 2‘ Gehstrecke 6‘ Gehstrecke TUG Ø Leistung p = 0,015 p = 0,003 p = 0,016 p = 0,009 RCT Laupheimer et al. 2011 [35] Deutschland 44 68,5 ± 6,8 5x à 40 Min. 10 Wo. Gint = MOTOmed + KT Gko = KT Gehgeschwindigkeit Schrittlänge Diadochokinesis p = 0,000 p = 0,000 p = 0,03 RCT Lennon et al. 2008 [36] Irland 48 59,75 ± 10,15 2x à 30 Min. 10 Wo. Gint = MOTOmed + KT Gko = KT VO2max Kardiale Risikofaktoren RPE Depression (HADS) p < 0,001 p < 0,05 p < 0,05 p < 0,001 RCT Nurmatova et al. 2012 [42] Usbekistan 120 6,7 5x à 20 Min. 4 Wo. Gint = MOTOmed + PT Beweglichkeit Muskelkraft Muskeltonus p < 0,05 p < 0,05 p < 0,001 MS Podubecka et al. 2011 [47] Deutschland 20 58,45 ± 13,73 5x 30 Min. 4 Wo. Gint1 = MOTOmed + PT Gint2 = GT + PT Gleichgewichtsfähigkeit p < 0,05 RCT Rösche et al. 1997 [50] Deutschland 35 49 ± 10,32 30 Min. einmalig Gint = MOTOmed Muskeltonus p < 0,05 MS Shen et al. 2009 [56] China 48 3,13 5x à 20 Min. 24 Wo. Gint = MOTOmed + PT + MT Gko = PT + Ergo + MT Muskeltonus Manuelle Muskelkraft p < 0,05 p < 0,05 RCT Skvortsova et al. 2011 [57] Russland 78 59 ± 10,4 5x à 20 Min. 2 Wo. Gint1 = MOTOmed + PT Gko = KT Gehfunktion Gleichgewichtsfähigkeit Gehgeschwindigkeit ADL Propriozeption p < 0,001 p < 0,001 p < 0,05 p < 0,001 p < 0,05 RCT Torkington et al. 2006 [62] Irland 49 62,5 ± 14 3x 20 – 60 Min. 8 Wo. Gint = MOTOmed + Dialyse Gko = Dialyse Gehstrecke Lebensqualität (Vitalität) p < 0,001 p < 0,017 CT Westhoff et al. 2008 [65] Deutschland 24 67,25 ± 6,85 3x à 30 Min. 12 Wo. Gint= MOTOmed viva2 Gko= keine Intervention Leistungsfähigkeit mmHgsyst. mmHgdiast. small artery compliance p = 0,005 p = 0,03 p = 0,02 p = 0,004 RCT Tab. 2: Zusammenfassung aller eingeschlossenen Studien. ADL = Aktivitäten des alltäglichen Lebens; BTX = Botulinumtoxin; COS = Controlled crossed over study; CT = Controlled trial; Ergo = Ergotherapie; Gint = Interventionsgruppe; Gko = Kontrollgruppe; GT = Gangtraining; PT = Physiotherapie; RCT = Randomized controlled trial; KT = Konventionelle Therapie; RCOS = Randomized controlled crossed over study; FES = Funktionale Elektrostimulation; Vkomf = Komfortable Gehgeschwindigkeit; Fmax = Maximalkraft; KÖFU = Körperfunktionen; MT = Manuelle Therapie; GRMA = Gruppe mit residual motor activity; TUG = Timed Up & Go-Test; MS = Machbarkeitsstudie; Fflex. = Kraft des Oberarmbeugers; Fext. = Kraft des Oberarmstreckers; RPE = Rate of perceived exertion 6 | Pharmazie & Medizintechnik 1 · 2012 Übersicht Apparativ-assistive MOTOmed®-Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation Studie Indikation n Ø Alter (Jahre) Geschlecht (Männer/Frauen) LoE Grad der Empfehlung Burtin et al. 2009 [9] Belgien Intensivstation Gint. = 31 Gko. = 36 Gint. = 56 ± 16 Gko. = 57 ± 17 Gint. = 22/9 Gko. = 26/10 IIa B Demmer 2005 [11] Deutschland Schlaganfall Gint. = 7 Gko. = keine Gint. = 1/6 Gint. = 1/6 III B Diehl et al. 2008 [12] Deutschland Geriatrie Gint. = 21 Gko. = 21 Gint. = 80,7 ± 4,76 Gko. = 79,1 ± 7,48 Gint. = 6/15 Gko. = 4/17 Ib A Dobke et al. 2010 [15] Deutschland Schlaganfall Gint. = 16 Gko. = 15 Gint. = 63,1 ± 8,1 Gko. = 65,8 ± 10,7 Gint. = 11/5 Gko. = 11/4 Ib A Dulle 2003 [16] Deutschland Multiple Sklerose Gint1. = 7 Gint2. = 10 Gint1. = 44,57 ± 13,2 Gint2. = 47,5 ± 6,67 Gint1. = 0/7 Gint2. = 2/8 IIa B Eigler et al. 2010 [18] Deutschland Schlaganfall Gint. = 18 Gko. = 13 Gint. = 66,50 ± 10,82 Gko. = 65,31 ± 12,33 Gint. = 12/6 Gko. = 5/8 Ib A Kamps et al. 2005 [32] Deutschland Schlaganfall Gint. = 16 Gko. = 15 Gint. = 63,1 ± 8,1 Gko. = 65,8 ± 10,7 Gint. = 11/5 Gko. = 11/4 Ib A Laupheimer et al. 2011 [35] Deutschland Morbus Parkinson Gint. = 21 Gko. = 23 Gint. = 67,5 ± 7,8 Gko. = 71,3 ± 4,0 Gint. = 13/8 Gko. = 16/7 Ib A Lennon et al. 2008 [36] Irland Schlaganfall Gint. = 24 Gko. = 24 Gint. = 59,0 ± 10,3 Gko. = 60,5 ± 10,0 Gint. = 14/10 Gko. = 14/10 Ib A Podubecka et al. 2011 [47] Deutschland Schlaganfall Gint. = 10 Gko. = 10 Gint. = 61,8 ± 13,18 Gko. = 55,1 ± 14,12 Gint. = 4/6 Gko. = 7/3 Ib A Skvortsova et al. 2011 [57] Russland Schlaganfall Gint. = 53 Gko. = 25 Gges. = 59 ± 10,4 Gges. = 53/40 Ib A Torkington et al. 2006 [62] Irland Hämodialyse Gint. = 22 Gko. = 24 Gint. = 58,0 ± 18 Gko. = 67,0 ± 10 Gint. = 16/6 Gko. = 15/9 Ib A Westhoff et al. 2008 [65] Deutschland Hypertonie Gint. = 12 Gko. = 12 Gint. = 66,1 ± 4,0 Gko. = 68,4 ± 9,7 Gint. = 5/7 Gko. = 6/6 Ib A Tab. 3: Zusammenfassung der Studien zum Zielparameter »Mobilität«: Gint = Interventionsgruppe; Gko. = Kontrollgruppe; Gges. = Gesamtzahl; LoE = Level of Evidence; n = Anzahl der Teilnehmer tate ergeben. Der überwiegende Teil der Originalarbeiten musste nach der Bewertung der Abstracts ausgeschlossen werden, weil die durchgeführten Interventionen die vordefinierten Einschlusskriterien nicht erfüllten. Lediglich Untersuchungen, bei denen ein MOTOmed®Bewegungstherapiegerät zentraler Bestandteil der Intervention war, wurden berücksichtigt. Aufgrund der Bewertung der Volltexte der identifizierten Studien aus ZBMed und PubMed wurden insgesamt 13 Studien für die Review ausgewählt [9, 12, 13, 14, 15, 18, 32, 35, 36, 47, 50, 62, 65]. Die zusätzliche Recherche in der Datenbank der Deutschen Sport hochschule Köln (ZBSport) ergab insgesamt sieben weitere relevante Treffer [11, 16, 40, 41, 54, 60, 61]. Nach entsprechender Bewertung der Inhalte wurden lediglich Ergebnisse von zwei Untersuchungen in die Review eingeschlossen [11, 16]. Die Volltexte zweier weiterer Forschungsarbeiten konnten durch Anschreiben der Autoren beschafft werden [42, 56]. Eine weitere Studie wurde durch die systematische Handsuche in der Datenbank des SpringerLink-Verlags identifiziert [57]. Der Großteil der selektierten Studien untersuchte die Wirkung der zyklischen repetitiven MOTOmed®- Therapie hinsichtlich der Verbesserung der Mobilität bei neurologischen Patienten. Mobilität Unter Mobilität wird zunächst allgemein das Gehen verstanden. Für die außerhäusliche Lokomotion sind neben der posturalen Kontrolle weitere Fähigkeiten wie ausreichende Ganggeschwindigkeit, Kraft und allgemeine Ausdauer von besonderer Bedeutung [43]. Besonders neurologische Erkrankungen mit daraus resultierenden Einschränkungen am Stütz- und Bewegungsapparat haben einen negativen Einfluss auf die Gehfähigkeit und das Gangmuster [21, 24, 28]. Dennoch können viele Bewegungseinschränkungen, insbesondere jene, die beispielsweise durch einen Hirnschlag verursacht wurden, positiv durch apparativ-assistive Bewegungstherapie beeinflusst werden [15, 18, 47]. Zurzeit liefert die einschlägige Literatur unterschiedliche Ergebnisse über den Einfluss des MOTOmed®Bewegungstrainings auf die Mobilität der untersuchten Patienten, abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild, vom Rehabilitationsverlauf und davon, wie lange das akute Pharmazie & Medizintechnik 1· 2012 | 7 Übersicht Abb. 2: Patient mit MOTOmed® letto2 Ereignis zurückliegt. Insgesamt wurden zwei experimentelle, eine kontrollierte und zehn randomisiertkontrollierte Studien zum Zielparameter »Mobilität« identifiziert (s. Tab. 3). Die Letztgenannten stellen für den Nachweis der Wirksamkeit eines Verfahrens den Goldstandard dar [49]. Podubecka und Kollegen [47] untersuchten in einer randomisiert-kontrollierten Pilotstudie die Therapieeffekte eines konventionellen physiotherapeutischen Gangtrainings im Vergleich zu einem apparativen zy klischen Bewegungstraining der unteren Extremitäten bei hemiparetischen Patienten (n = 20). Eine Patientengruppe (n = 10) erhielt werktäglich submaximales, apparativ-assistives Bewegungstraining mit Hilfe eines MOTOmed® viva2-Bewegungstherapiegerätes über eine Zeit von 30 Minuten. Die andere Gruppe erhielt werktäglich über 30 Minuten ein konventionelles, physio therapeutisches Gangtraining in der Ebene. Beide Patientengruppen (Alter: 58,45 ± 13,73) erhielten während des stationären Rehabilitationsaufenthaltes über vier Wochen außerdem eine konventionelle Schlaganfalltherapie. Der Erfolg der durchgeführten Therapie wurde anhand der Parameter Leistungsfähigkeit, kardiale Belastbarkeit und Grad der hemiparetischen Gangstörung (Gleichgewicht und Gehfähigkeit) operationalisiert. Im Vergleich zum physiotherapeutischen Gangtraining verbesserte das apparative zyklische Bewegungstraining die Gleichgewichtsleistung signifikant stärker (F1,18 = 6; p < 0,05), während bei der Leistungsfähigkeit, der kardialen Belastbarkeit und der Lebensqualität (Körperliche Summenskala) jeweils nur tendenzielle Vorteile der MOTOmed®-Bewegungstherapie festgestellt werden konnten. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Dulle [16] in seiner Studie mit insgesamt 17 MultipleSklerose-Patienten. Am Ende der achtwöchigen Intervention konnte eine signifikante Verbesserung des statischen Gleichgewichts (p = 0,002) durch regelmäßiges MOTOmed®-Training festgestellt werden. 8 | Pharmazie & Medizintechnik 1 · 2012 W. Diehl, T. Kaiser, M. Grenda Skvortsova et al. [57] wiesen in ihrer randomisierten kontrollierten Studie mit insgesamt 78 Schlaganfallpatienten (Alter: 59 ± 10,4) nach, dass eine kombinierte apparativ-assistive Therapie mit Hilfe eines MOTOmed® viva2 und eines Gait Trainers (GT1) kurzfristig wirksamer war als eine konventionelle Schlaganfalltherapie, bestehend aus Herz-Kreislauf-Training, Training der posturalen Stabilität und standardisierter Bewegungstherapie. Patienten der Interventionsgruppe (n = 53) hatten am Ende der zweiwöchigen Therapiedauer im Vergleich zur Kontrollgruppe (n = 25) signifikant bessere Werte bezüglich der Gehfunktion (p < 0,001), der Berg-BalanceSkala (p < 0,001), der Gehgeschwindigkeit (p < 0,05), des Barthel-Index (p < 0,001) sowie der Propriozeption der unteren Extremitäten (p < 0,05). Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine bedeutende Zunahme der funktio nalen Fähigkeiten durch eine intensivierte stationäre Rehabilitation bei Patienten nach einem Schlaganfall möglich ist, ohne den vorhandenen zeitlichen Rahmen zu überschreiten. Im Rahmen der zehnwöchigen prospektiven Interventionsstudie von Laupheimer et al. [35] wurden die Auswirkungen eines in Eigenverantwortung durchgeführten, passiven, zyklischen Forced Exercise-Bewegungstrainings mit einem motorunterstützten Bewegungstherapiegerät (MOTOmed® viva2_Parkinson) auf die Alltagsmotorik und Lebensqualität von ParkinsonBetroffenen untersucht. Die Stichprobe bestand aus 44 Patienten, welche in Interventionsgruppe (n = 21; Alter: 67,5 ± 7,8) und Kontrollgruppe (n = 23; Alter: 71,3 ± 4,0) randomisiert wurden. Die Patienten der Interventionsgruppe führten zusätzlich zur individuellen Standardtherapie (Medikamente plus Physiotherapie) werktäglich ein 40-minütiges MOTOmed®-Training durch. Die Ergebnisse der Studie zeigten eine signifikante Verbesserung der Gehfähigkeit (Walking-Zeit: F = 13,31; p = 0,000; p.Eta2 = 0,241; Walking-Schritte: F = 6,44; p = 0,000; p.Eta2 = 0,133) und der Handmotorik (Diadochokinesis (rechts): F = 3,76; p = 0,03; pEta2 = 0,082). Eigler et al. [18] untersuchten in einer multizen trischen, randomisiert-kontrollierten Studie die Therapieeffekte der Kombination gerätegestützter, zyklischer Bewegungstherapie bei gleichzeitiger funktioneller Elektrostimulation (FES-LCE) im Vergleich zu einer Standardrehabilitation mit isoliertem Training am Bewegungstrainer bei Patienten (n = 31) nach einem ischämischen Mediainfarkt. Während eines vierwöchigen klinischen Aufenthalts trainierten alle Studienteilnehmer an fünf Tagen der Woche für jeweils 15 Minuten an einem motorunterstützten Bewegungstherapiegerät MOTOmed® viva2 mit individueller Bremsbelastung (Widerstand). Die Probanden der Interventionsgruppe (n = 18; Alter: 66,50 ± 10,82) erhielten zusätzlich eine funktionelle Elektrostimulation der Beinmuskulatur (FES-LCE). Nach Abschluss der Therapie hatten die Patienten der FES-LCE-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe (n = 13; Apparativ-assistive MOTOmed®-Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation Alter: 65,31 ± 12,33) signifikant größere Verbesserungen der maximalen Beinkraft (Fmax im betroffenen Bein p = 0,005; ŋ2 = 0,164), der durchschnittlichen Leistung (p = 0,022; ŋ2 = 0,123) und des Barthel-Index (p = 0,012; ŋ2 = 0,197). Außerdem konnten die Teilnehmer der Untersuchungsgruppe zum Schluss der Intervention eine maximale Gehstrecke von 57,67 ± 49,87 Metern selbstständig und ohne fremde Hilfe zurücklegen (Wilcoxon, p < 0,00; d = 1,54). Dobke et al. [15] veröffentlichten eine randomisierte, kontrollierte Studie, welche die Rehabilitation von 31 Schlaganfallpatienten beinhaltete. In der durchgeführten Untersuchung wurde der Einfluss eines zusätzlich zur Regeltherapie durchgeführten »home-based« Trainings an einem motorunterstützten Bewegungstherapiegerät (MOTOmed® viva2) auf die Mobilität und Lebensqualität von Schlaganfallpatienten untersucht. Nach viermonatiger Untersuchungszeit konnte bei den Patienten der Interventionsgruppe (n = 16; Alter: 63,1 ± 8,1) eine signifikante Verbesserung der Mobilität (2/6 Minuten-Gehtest: p = 0,015, p = 0,003; Short Distance Speed-Test bei komfortabler Geschwindigkeit: p = 0,024) sowie der Lebensqualität (Körperliche Summenskala, p = 0,0018) festgestellt werden. Auch Demmer [11] kommt in ihrer Studie mit insgesamt sieben Schlaganfallpatienten (Alter: 60,85 ± 12,29) zu einem vergleichbaren Ergebnis. Im Verlauf der dreimonatigen Untersuchung konnte eine statistisch signifikante Verbesserung der Gehstrecke und der Gehgeschwindigkeit registriert werden (p < 0,007). Die Ergebnisse dieser Studie deuten ebenfalls auf eine gesteigerte Ausdauerfähigkeit der Probanden nach der Intervention hin. Eine kontrollierte Studie von Burtin et al. [9] schloss 90 bettlägerige Patienten (Alter: 59 ± 17) der stationären Frührehabilitation ein, deren Aufenthalt auf der Intensivstation für mehr als sieben Folgetage nach dem Beginn der Intervention geplant war. Patienten der Interventionsgruppe führten werktäglich zusätzlich zur konventionellen Physiotherapie ein 20-minütiges apparatives Bewegungstraining an einem motorunterstützten MOTOmed® letto2-Bewegungstrainer für bettlägerige Patienten durch (s. Abb. 2). Am Ende dieser prospektiven Studie wiesen die Patienten der Interventionsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe signifikant bessere Ergebnisse bezüglich der Gehfähigkeit (6MWD, p < 0,05), der Lebensqualität (SF36 KÖFU, p < 0,01) und der Muskelkraft (Fquadriceps p < 0,01) auf. Aufgrund einer relativ hohen Drop-out-Quote der Probanden (n = 58) kann hier eine mögliche Verzerrung der Studienergebnisse allerdings nicht völlig ausgeschlossen werden. Diehl et al. [12] untersuchten den Einfluss eines zusätzlich zur konventionellen Therapie durchgeführten MOTOmed®-Bewegungstrainings auf die Gehfähigkeit von geriatrischen Patienten (n = 42; Alter: 80,57 ± 5,27). Für je drei Wochen stationären Aufent- Übersicht halts in einer Rehabilitationsklinik wurden die Patienten der Kontrollgruppe (n = 21; Alter 79,1 ± 7,49) ausschließlich physiotherapeutisch (Gruppen- und Einzeltherapie) und die Patienten der Interventionsgruppe (n = 21; 80,7 ± 4,76) zusätzlich mit einem MOTOmed®Bewegungstraining behandelt. Am Ende der Intervention konnte die IG die Gehfähigkeit und die Gehgeschwindigkeit im Vergleich zur KG signifikant steigern. Die entsprechenden p-Werte für den Vergleich IG versus KG waren für den 2/6-Minuten-Endurance-Test (p = 0,006; p = 0,000), für den Short Distance SpeedTest bei schneller Geschwindigkeit (p = 0,012) und für Up & Go Test (p = 0,000). Kamps und Schüle [32] untersuchten in einer randomisiert-kontrollierten Studie die Wirkung eines viermonatigen zyklischen Trainings am MOTOmed®Bewegungstherapiegerät auf die Alltagsmotorik der unteren Extremitäten bei Schlaganfallpatienten. Dabei ließen sich bei mehreren Messparametern (komfortable Gehgeschwindigkeit [p = 0,024]; Timed Up & Go Test [p = 0,016]; 2/6-Minuten-Gehtest [p = 0,015; p = 0,003]) signifikante Verbesserungen gegenüber der Kontrollgruppe nachweisen. Außerdem erzielten Patienten der Interventionsgruppe während submaximaler Belastung einen durchschnittlichen Leistungszuwachs von 6,3 Watt (p = 0,009). Lennon und Kollegen [36] konnten zudem in ihrer randomisiert-kontrollierten Studie mit Schlaganfallpatienten feststellen, dass durch ein zusätzliches MOTOmed®-Training positive funktionelle und antidepressive Effekte erzielt werden können. Die Probanden der Interventionsgruppe (n = 23; Alter: 59,0 ± 10,3) zeigten, im Gegensatz zu den Probanden der Kontrollgruppe (n = 23; Alter: 60,5 ± 10,0), signifikante Verbesserungen der maximalen Sauerstoffaufnahme (p < 0,001) und der kardiovaskulären Risikofaktoren (p < 0,05). Außerdem zeigten sich innerhalb der Interventionsgruppe signifikante Verbesserungen auf der Unterskala »Depression« der HADS (p < 0,001). In der Datenbank der ZBMed wurden zwei weitere Studien identifiziert, die sich ebenfalls mit den festgelegten Zielparametern befassten. Obwohl es sich bei diesen Untersuchungen nicht primär um neurologische Indikationen handelt, sollen sie zum Zweck der Unterstützung der Aussagekraft der selektierten Studien kurz zusammengefasst werden. Torkington et al. [62] untersuchten 49 Dialysepatienten, die aufgeteilt in zwei Gruppen für acht Wochen während der Hämodialyse zusätzlich mit dem Bewegungstherapiegerät MOTOmed® letto behandelt wurden. Patienten der Interventionsgruppe (n = 22; Alter: 58 ± 18) führten dreimal die Woche ein intradialytisches MOTOmed®-Training durch, während die Patienten der Kontrollgruppe (n = 24; Alter 67 ± 10) ausschließlich durch Hämodialyse behandelt wurden. Zu Ende der Intervention verbesserten sich in der InterventionsgrupPharmazie & Medizintechnik 1· 2012 | 9 Übersicht W. Diehl, T. Kaiser, M. Grenda Studie Indikation n Ø Alter (Jahre) Geschlecht (Männer/Frauen) LoE Grad der Empfehlung Diserens et al. 2010 [13] Schweiz Schlaganfall GBTBC = 4 GBCBT = 4 Gint. = 68,25 ± 5,5 Gko. = 51,0 ± 6,6 x IIa B Diserens et al. 2007 [14] Schweiz Schlaganfall Gint. = 9 Gint. = 66,3 Gint. = 8/1 III B Nurmatova et al. 2012 [42] Usbekistan Zerebralparese Gint. = 120 Gint. = 6,7 Gges. = 66/54 III B Rösche et al. 1997 [50] Schlaganfall Gint. = 35 Gint. = 49,0 ± 10,32 x III B Shen et al. 2009 [56] Zerebralparese (ICP) Gint. = 24 Gko. = 24 Gint. = 3,0 Gko. = 3,25 Gint. = 14/10 Gko. = 11/13 Ib A Tab. 4: Zusammenfassung der Studien zum Zielparameter »Spastizität«: GBTBC = BotoxTrainingBotoxControl; GBCBT = BotoxControlBotoxTraining pe die Gehfähigkeit (p = 0,001) und die Lebensqualität (SF-36: Item Vitalität, p = 0,017) signifikant. Trotz der relativ kleinen Probandengruppe empfehlen die Autoren aufgrund dieser Ergebnisse, dass Bewegungsübungen zu einer wichtigen Therapiekomponente der Dialysebehandlung gemacht werden sollten. Westhoff und Kollegen [65] untersuchten die Effekte eines aeroben Trainings der oberen Extremitäten bei 24 hypertonischen Patienten. Die zwölfwöchige Intervention beinhaltete ein 30-minütiges aerobes, repetitives Armtraining mit Hilfe eines MOTOmed® viva2Bewegungstrainers. Es konnte sowohl ein signifikanter Anstieg der maximalen Leistungsfähigkeit (p = 0,005) als auch eine signifikante Senkung des systolischen (p = 0,03) und des diastolischen (p = 0,02) Blutdrucks festgestellt werden. Ebenfalls verbesserte sich die Endothelfunktion signifikant (p = 0,004), gemessen durch das »small artery compliance«. Die Autoren empfehlen ein solches Training der oberen Extremitäten als eine sinnvolle Alternative für Menschen mit Hypertonie, die trotz Hüft- oder Kniegelenksarthrose oder Claudicatio Abb. 3: MOTOmed® gracile12 für Kinder 10 | Pharmazie & Medizintechnik 1 · 2012 intermittens durch Sport ihren Blutdruck gezielt positiv beeinflussen möchten. Spastizität Spastik ist ein Symptom verschiedener neurologischer oder neuromuskulärer Erkrankungen, wie beispielsweise bei Multipler Sklerose (MS), Schlaganfall, infantiler Zerebralparese, Schädelhirntrauma oder Verletzungen des Rückenmarks [5]. Deswegen ist es in anfänglichen Rehabilitationsphasen ein wichtiges Behandlungsziel, den muskulären Tonusveränderungen durch passive Bewegungsübungen entgegenzuwirken, um abnorme Haltungsmuster zu vermeiden [44]. In der therapeutischen Praxis geht man davon aus, dass eine dosierte Dehnung der paretischen Muskulatur antispastische Effekte hat [27]. Inhaltliche Schwerpunkte der Therapie sollen u. a. in der Erhaltung der Gelenkbeweglichkeit, der Tonussenkung bei spastischen Paresen, der Kräftigung und Ausdauerbelastung der betroffenen Muskulatur sowie der Erweiterung der Selbstständigkeit der neurologischen Patienten liegen [64]. Aus diesem Grund wird eine intensivierte physiotherapeutische Betreuung u. a. mit Hilfe eines MOTOmed®-Bewegungstherapiegerätes von manchen Kollegen uneingeschränkt empfohlen [5]. Die Literatursuche identifizierte insgesamt fünf Studien mit insgesamt 220 Patienten, die sich mit dem Einfluss der apparativ-assistiven MOTOmed®Bewegungstherapie auf den spastischen Tonus befassen (s. Tab. 4). Diserens et al. [13] empfehlen zur Senkung des spastischen Tonus und Vermeidung von muskulären Kontrakturen der oberen Extremitäten auf der Basis ihrer Studienergebnisse eine Kombinationstherapie, bestehend aus einem apparativ-assistiven repetitiven Training und intramuskulären Injektionen von Botulinumtoxin (BTX), im rehabilitativen Alltag von Schlaganfallpatienten einzusetzen. Sie konnten am Ende der Intervention eine antispastische Wirkung der Kombinationstherapie für Schlaganfallpatienten (n = 8; Alter: 49,0 ± 10,0) mit Restmuskelfunktion demonstrieren (p < 0,05). Apparativ-assistive MOTOmed®-Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation Bereits zuvor untersuchten Diserens und Kollegen [14] in einer Machbarkeitsstudie mit hemiparetischen Schlaganfallpatienten (n = 9; Alter: 66,3 Jahre) antispas tische Effekte eines zyklischen MOTOmed®-Trainings. Nach der Intervention konnte nur eine tendenzielle Tonussenkung (p = 0,076) bei den Probanden festgestellt werden. Allerdings wurde eine signifikante Verbesserung der Muskelkraft (p < 0,01) und eine Erhöhung der Beweglichkeit (p < 0,05) der oberen Extremitäten dokumentiert. Bei Kindern mit spastischer Zerebralparese (n = 120; Alter: 6,7) führte eine werktägliche 10- bis 25-minütige MOTOmed®-Bewegungstherapie über 15 – 20 Behandlungstage zu einer leichten Verbesserung der selektiven Fußbeweglichkeit (p < 0,05), einer Zunahme der Muskelkraft der unteren Extremitäten (p < 0,05) und zur deutlichen Reduktion des spastischen Tonus (p < 0,001) [42]. Ergebnisse einer weiteren randomisiert-kontrollierten Studie von Shen et al. [56] bestätigen positive Effekte der apparativ-assistiven Bewegungstherapie mit Hilfe eines MOTOmed® gracile12-Bewegungstherapiegerätes, welches speziell für den Einsatz in der pädiatrischen Rehabilitation entwickelt wurde (s. Abb. 3). Die Autoren verglichen ein zusätzlich zur standardisierten Physiotherapie durchgeführtes zyklisches Training bei 48 Kindern mit spastischer Zerebralparese (ICP) mit einer ganzheitlichen Standardtherapie. Studieninhalte waren sowohl Messung der Muskelkraft in den oberen und unteren Extremitäten als auch Beurteilung des spastischen Muskeltonus in den Beinen. Am Ende der sechsmonatigen Intervention konnte der spastische Muskeltonus in der Interventionsgruppe signifikant reduziert (p < 0,05) und Verbesserungen der Muskelkraft (Manueller MuskelkraftTest; p < 0,05) festgestellt werden. Rösche et al. [50] untersuchten in einer Machbarkeitsstudie die antispastische Wirkung einer apparativpassiven MOTOmed®-Bewegungstherapie bei Patienten mit Multipler Sklerose (Alter: 49 ± 10,32). An 70 Beinen von 35 Patienten mit ausgeprägter spastischer Paraparese wurden vor und nach der einmaligen Behandlung mit dem MOTOmed®-Bewegungstherapiegerät die M-Antwort und zehn F-Wellen am M. flexor hallucius brevis bei supramaximaler Reizung des N. tibialis gemessen. Am Ende der Intervention konnte bei den Probanden ein signifikanter, tonussenkender Therapieerfolg dokumentiert werden (p < 0,05). Diskussion Das Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit war es, die Effekte eines apparativ-assistiven MOTOmed ®Bewegungstrainings auf den Therapieverlauf von Patienten mit verschiedenen Indikationen und Rehabilitationsphasen aufzuzeigen. Hierfür wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt und die iden1 AHCPR Publication 1992; 92-0032:100-107 Übersicht tifizierten Studien anhand des Schemas der Agency for Health Care Policy and Research (AHCPR) auf ihren Evidenzgrad geprüft.¹ Die meisten Treffer der Literatursuche entsprachen nicht den festgelegten Einschlusskriterien und wurden deshalb ausgeschlossen. Letztendlich wurden Ergebnisse von insgesamt 18 relevanten Studien über den Einfluss der apparativ-assistiven MOTOmed®Bewegungstherapie auf die festgelegten Zielparameter in die Review eingeschlossen. Der Großteil der identifizierten Studien befasste sich mit der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten. Trotz immer besseren Behandlungsmöglichkeiten bleiben Schlaganfälle in den meisten Industrienationen nach wie vor die dritthäufigste Todesursache. Zudem gelten sie als Hauptursache für eine Behinderung von Erwachsenen, sodass die Behandlung von Schlaganfallpatienten weiterhin ein zentrales Thema darstellt [1, 19, 22]. Bei den eingeschlossenen Arbeiten handelt es sich sowohl um kontrollierte klinische Studien als auch um sogenannte »homebased«-Interventionen [11, 15, 16, 32, 35]. Das Hauptaugenmerk der durchgeführten Interventionen lag größtenteils auf alltagsmotorischen Fertigkeiten der oberen [13, 14, 56] oder der unteren [9, 12, 15, 18, 32, 35, 42, 57, 62] Extremitäten. Keine dieser Studien hat über negative, mit dem Training zusammenhängende Auswirkungen auf die Krankheitsverläufe berichtet. Obwohl ein negatives Ergebnis derartiger Therapie hier nicht anzunehmen wäre, soll hierbei bemerkt werden, dass Studien, die ein positives Ergebnis bezüglich des Forschungsziels feststellen, im Allgemeinen häufiger veröffentlicht werden als solche mit einem tendenziellen oder sogar negativen Ergebnis [59]. Die überwältigende Mehrzahl aller eingeschlossenen Studien wurde nach dem Parallelgruppendesign durchgeführt. Hierbei wurden die teilnehmenden Personen vor Behandlungsbeginn in der Regel nach dem Zufallsprinzip (Randomisierung) auf zwei Gruppen aufgeteilt, die in der Folge unterschiedliche Interventionen erhielten. Die Erfassung des Therapieerfolgs auf motorischer Ebene erfolgte anhand gängiger Testverfahren jeweils im Präund Posttest-Vergleich. Die Beurteilung der Lebensqualität wurde meist mittels des SF-36 (krankheits übergreifender Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität) durchgeführt. In der medizinischen Rehabilitation stellt eine Verbesserung der Alltagsmotorik einen wichtigen Bestandteil zur Wiedererlangung der Selbstständigkeit, der Partizipation und folglich der Lebensqualität von neurologischen Patienten dar [15]. Mobilität Bei motorischen Leistungen spielen Koordination, Kraft und Ausdauer eine zentrale Rolle. Schwächere Ergebnisse in Funktionstests, die von lokomotorischen Fähigkeiten bestimmt sind, sind für Gehstörungen, Abhängigkeit und folgenreiche Stürze prädikativ [25, Pharmazie & Medizintechnik 1· 2012 | 11 Übersicht W. Diehl, T. Kaiser, M. Grenda 33]. Die Funktionstests, die in den vorliegenden Untersuchungen ihre Anwendung gefunden haben, evaluieren in erster Linie die oben genannten Fitnessparameter. An den Resultaten dieser Tests lassen sich konsequenterweise Rehabilitationsfortschritte erkennen. Bei der Auswertung der selektierten Studien konnte jeweils ein Nachweis für eine Verbesserung der Gehfähigkeit der Interventionsgruppe innerhalb des Untersuchungszeitraums erbracht werden. Die verbesserte Gehfähigkeit ging u. a. mit einer Erweiterung der Gehstrecke und einem Anstieg der Gehgeschwindigkeit einher [9, 12, 15, 18, 32, 35, 57, 62]. Neben einem Timed Up & Go Test [46] wurde meistens ein Timed Walking Test durchgeführt. Letztgenannter wird in der medizinischen Rehabilitation sehr oft zur Evaluation der Gehfähigkeit angewendet, ist weitgehend unabhängig von einer Indikation und einfach in seiner Durchführung [38]. Desweiteren konnte neben einer Verlängerung der Gehstrecke eine Vergrößerung der Schrittlänge registriert werden [35]. Sowohl beim Morbus Parkinson als auch bei anderen Erkrankungen, die negative Auswirkungen auf den Bewegungsapparat haben, trägt eine verbesserte Gehfähigkeit (Zunahme der Gehstrecke, Gehgeschwindigkeit und Schrittlänge) auch zu einer Reduktion der Sturzgefahr bei [52]. Zusätzlich konnte eine Verbesserung des Gleichgewichts dokumentiert werden [16, 47], was ebenfalls zu einem geringeren Sturzrisiko beiträgt. Durch die durchgeführte Literaturrecherche wurden lediglich 13 relevante Studien gefunden. Daher muss die Datenlage an randomisiert-kontrollierten, kontrolliertklinischen oder experimentellen Untersuchungen noch als gering bezeichnet werden. Die methodische Qualität der selektierten Studien war jedoch ausreichend, um evidenzbasierte Empfehlungen für den MOTOmed®Einsatz in der Praxis formulieren zu können. Anhand der ausgewerteten Studienergebnisse lassen sich zusammenfassend folgende Empfehlungen zur Verbesserung der Mobilität mit Hilfe eines MOTOmed®Bewegungstherapiegerätes geben: Das Training sollte mindestens dreimal pro Woche bei 50 – 70 % der maximalen Sauerstoffaufnahmekapazität (60 – 70 % der HFmax, Borg-Skala 11–13) durchgeführt werden. Eine Einheit sollte ca. 15 – 30 Minuten dauern und sowohl aktive als auch passive (Extremitäten werden vom Motor bewegt) Phasen beinhalten (z. B. Warm-up – passiv; Hauptteil – aktiv oder assistiv; Cool-down – passiv). In den ersten zwei bis drei Monaten empfehlen die Autoren nur die Trainingsumfänge zu steigern und erst anschließend die Intensität (Bremsbelastung) schrittweise zu erhöhen. Lebensqualität In manchen der ausgewerteten Studien wurden zusätzlich zu den motorischen Funktionstests die Auswir- 12 | Pharmazie & Medizintechnik 1 · 2012 kungen der apparativ-assistiven MOTOmed®-Therapie auf die Lebensqualität der Probanden erfasst. Obwohl Veränderungen der Lebensqualität ursprünglich nicht im Mittelpunkt der durchgeführten Literaturrecherche standen, sollen sie aufgrund der positiven Ergebnisse an dieser Stelle kurz erwähnt werden. Neben den rein motorischen Verbesserungen konnte die apparativ-assistive Bewegungstherapie einen Teil der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der untersuchten Patienten positiv beeinflussen. Durch das zusätzliche MOTOmed®-Training wurde eine kurzfristige positive Veränderung der Lebensqualität im Bereich der »Körperfunktionen« oder der »Vitalität« (SF-36) festgestellt [9, 15, 62]. Als mögliche Gründe für das Ausbleiben weiterer signifikanter Verbesserungen könnten neben interagierenden Effekten (Multimorbidität, Depressionen) auch limitierende Faktoren wie kleine Probandenkollektive, kurze Interventionszeiträume oder eine hohe Drop-out-Quote genannt werden. Aber auch der SF-36 selbst weist einige Lücken in der Erfassung der Lebensqualität, beispielsweise bei Schlaganfallpatienten, auf und ist an einigen Stellen nur unzureichend valide [3]. Somit bleibt das allgemeine Problem der qualitativen Lebensqualitätserfassung weiterhin bestehen [63]. Spastizität Die antispastische Behandlung bleibt in der neurologischen Rehabilitation nach wie vor ein häufiges Problem [17]. Neben intensivierter Physiotherapie und medikamentösen Therapieversuchen stellt die Bewegungstherapie mit einem MOTOmed®-Bewegungstherapiegerät eine weitere Therapieoption dar, wobei bisher kaum durch Studien belegte Aussagen über die Effektivität derartiger Bewegungstrainer existieren. Aufgrund der geringen Anzahl der randomisiert-kontrollierten Studien wurden daher auch Studien mit einem niedrigeren Evidenzgrad für die vorliegende Übersichtsarbeit berücksichtigt. Die Probandenzahl mancher Studien war mit teilweise vier Personen in der Interventionsgruppe sehr gering [13]. Desweiteren erfolgte z. T. kein Vergleich mit einer Kontrollgruppe [14, 42] oder es handelte sich hierbei um eine einmalige Intervention [50]. Zwar bestätigten Rösche und Kollegen [51] in einer weiteren prospektiven Studie bei Patienten (n = 20) mit Multipler Sklerose eine antispastische Wirkung der apparativ-passiven MOTOmed®-Therapie (p < 0,05), allerdings konnten die Ergebnisse dieser Untersuchung aufgrund des Fehlens des Volltextes nicht in dieser Übersichtsarbeit berücksichtigt werden. Als weiteren limitierenden Faktor für die Aussagekraft der identifizierten Studienergebnisse ist vor allem die starke Heterogenität des Probandenkollektivs zu nennen. Einzig eine randomisiert-kontrollierte Studie aus China konnte einen relativ hohen qualitativen Standard erreichen [56]. Apparativ-assistive MOTOmed®-Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation Desweiteren wurde sowohl eine signifikante als auch eine tendenzielle antispastische Wirkung der apparativ-assistiven Therapie in drei weiteren identifizierten Studien, jedoch mit ähnlichen Bewegungstrainern, festgestellt [17, 34, 48]. Ergebnisse dieser Untersuchungen werden lediglich zum Zweck der Unterstützung der Aussagekraft der selektierten MOTOmed®-Studien kurz erwähnt. Durner et al. [17] führten eine einmalige Intervention mit insgesamt 225 Patienten mit spastischer Tonuserhöhung an den unteren Extremitäten durch. Durch die einmalige Therapie kam es bei allen getesteten Muskeln ebenfalls zu einer signifikanten Reduktion des Muskeltonus (p < 0,05). Nach einer zweimonatigen Intervention bestätigten auch Rayegani et al. [48] in ihrer randomisiert-kontrollierten Studie mit querschnittgelähmten Patienten (n = 64; Alter: 43,0) eine signifikante antispastische Wirkung der apparativ-assistiven Bewegungstherapie. Kakebeeke und Kollegen [34] konnten wiederum in ihrer Untersuchung an zehn Querschnittpatienten (Alter: 40 ± 11,66) nur eine tendenzielle Reduktion des spastischen Tonus feststellen. Zur Beurteilung von Muskeltonus bzw. des Widerstandes gegen passive Bewegung wurde hauptsächlich die Ashwort-Skala [4] bzw. die modifizierte Ashwort-Skala [8] verwendet. Die Ashworth-Skala ist das bekannteste und meistangewandte Verfahren in der Messung der Spastizität beispielweise bei Kindern mit Zerebralparese. Jedoch wurde bereits von anderen Autoren angemerkt, dass der Muskeltonus wenig mit den alltagsrelevanten funktionellen Einschränkungen korreliert [10]. Aufgrund der geringen Zahl an selektierten Studien und der zumeist geringen methodischen Qualität können die Schlussfolgerungen über die tonussenkenden Effekte der apparativ-assistiven MOTOmed®-Therapie nicht als gesichert bezeichnet werden und weisen lediglich eine positive Tendenz auf. Deswegen können nur vorsichtige Aussagen bezüglich der Trainingsempfehlungen zur Senkung des spastischen Tonus mit Hilfe eines MOTOmed®-Bewegungstherapiegerätes gemacht werden. Ein passives Training von 15 bis 30 Minuten mit einer Umdrehungszahl von 10 bis 30 U/min., drei- bis fünfmal pro Woche, sollte über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen durchgeführt werden. Auch hier wird empfohlen, in den ersten zwei bis drei Monaten nur die Trainingsumfänge (passive Trainingsdauer) zu steigern und erst dann die Umdrehungszahl schrittweise zu erhöhen. Zurzeit liefert die einschlägige Literatur unterschiedliche Ergebnisse über den Einfluss des MOTOmed®Bewegungstrainings auf den spastischen Tonus der untersuchten Patienten, abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild, vom Rehabilitationsverlauf und davon, wie lange das akute Ereignis zurückliegt. Aus diesem Grund bedarf es dringend weiterer randomisiert-kontrollierter Studien mit einer entsprechenden methodischen Übersicht Qualität, um evidenzbasierte Empfehlungen für den Einsatz der apparativ-assistiven Therapie in der Praxis zu formulieren. Fazit Die gerätegestützte Therapie mit einem MOTOmed®Bewegungstherapiegerät eröffnet neue Perspektiven in der neurologischen Rehabilitation. Sie dient während des Klinikaufenthalts der Intensivierung des Rehabilitationsprozesses bei gleichzeitiger Schonung der Ressourcen (z.B. auch bei isolierten Patienten mit multiresistenten bakteriellen Erregern oder viralen Infekten, die nicht an konventionellen Therapieanwendungen teilnehmen können) und ermöglicht darüber hinaus eine langfristige, eigenständige Fortführung der Therapie im Anschluss an den Klinikaufenthalt. In der Regel geht die MOTOmed®Bewegungstherapie mit einer Verbesserung der Gehfähigkeit bzw. der allgemeinen Mobilität der Patienten einher und kann dazu beitragen, einen erhöhten bzw. spastischen Muskeltonus zu senken. Die bisher vorliegenden Studienergebnisse bestätigen diese positiven Effekte, wenn auch bei teilweise relativ geringer Datenlage. Die Analyse der Daten lässt die Schlussfolgerung zu, dass die apparativ-assistive MOTOmed®-Therapie als bewegungstherapeutische Anwendung dank ihrer funktionellen und psychosozialen Wirkungsweise eine in vielen Aspekten effektive und zugleich effiziente Ergänzung zur konventionellen physio- und bewegungstherapeutischen Behandlung darstellt. Auf der Grundlage einer individuellen physiotherapeutischen Behandlung kann eine regelmäßige MOTOmed®-Bewegungstherapie helfen, den Rehabilitationsprozess zu intensivieren, den Muskeltonus bei spastischen Lähmungen zu senken und die Mobilität der Patienten zu erhalten bzw. zu verbessern und trägt somit zu mehr Selbstständigkeit im Alltag und letztlich zu einer höheren Lebensqualität bei. Literatur 1. Ackermann H. Schlaganfall: Medizinische Grundlagen. In: Zentgraff K (Hrsg). Schlaganfall: Bewegt in die Zukunft. Hofmann, Schorndorf 2003, 25-48. 2. Agency for Health Care Policy and Research. AHCPR Publication 1992; 92-0032: 100-107. 3. 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