Bericht über die Chinareise 2010 - Christoph-Schrempf

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Bericht über die Chinareise 2010 - Christoph-Schrempf
Chinareise Christoph-Schrempf-Gymnasium Besigheim – Bericht
Vom 22.Mai – 9.Juni 2010
Bericht über die Chinareise in der Presse
Am letzten Donnerstag (10.6.) sind 11 Schüler und Schülerinnen des Christoph-Schrempf-Gymnasiums Besigheim
glücklich von ihrer erlebnis- und lehrreichen Chinareise zurückgekehrt. Sie lernen in Besigheim seit 1 bis 3 Jahren
Chinesisch. Und waren jetzt in China – denn dank der über 20 Jahre währenden Schulpartnerschaft des CSG mit der
Foreign Language School Nanjing (NFLS) können Besigheimer Schüler und Schülerinnen alle 2 - 3 Jahre nach
Nanjing reisen. Das Gymnasium bietet dafür der Partnerschule die Möglichkeit, jährlich einen Austauschschüler für
circa drei Monate an der Schule in Besigheim aufzunehmen.
Startpunkt in China war Beijing, wo die Schüler und Schülerinnen in den ersten drei Tagen die Highlights erkundeten:
Himmelstempel, Platz des Himmlischen Friedens, Verbotene Stadt, Sommerpalast, Konfuziustempel, Lamatempel
und Große Mauer. Mit dem Nachtzug ging es dann im Hard-Sleeper nach Nanjing, wo wir von der Leiterin der
Deutschabteilung der Partnerschule ganz komfortabel mit einem Reisebus abgeholt wurden. Nanjing ist eine „SuperStadt“, die Hauptstadt der Provinz Jiangsu, eine grüne, altehrwürdige, kulturell interessante und doch sehr moderne
Stadt am Yangtse. Die Zeit war gefüllt mit Unterricht: Sprache, Kalligraphie (chinesische Schönschrift), Taijiquan
(hierzulande bekannt als Schattenboxen), Scherenschnitt und Musik, aber auch mit einem vorzüglichen, von der
Partnerschule organisierten Kultur- und Freizeitprogramm, etwa in das nahe gelegene Hahnenschrei-Kloster, ins
Kunstmuseum oder zum Marktleben rund um den Nanjinger Konfuziustempel. Eindrücklich der Besuch im Museum
zur Erinnerung an das Nanjing-Massaker 1937, das - neu umgebaut, museumsdidaktisch auf dem neusten Stand,
wenn auch für europäische Betrachter ab und zu einen Hauch zu patriotisch – den Überfall der japanischen Truppen
auf Nanjing im 2. Weltkrieg dokumentiert.
Begleitet wurde die Schülergruppe von der Chinesischlehrerin am CSG, Petra Müller, und vom Kunstlehrer Matthias
Gnatzy, einem „alten Freund“ von Schülern und Lehrern der NFLS. Die Freundschaft geht zurück auf den
dreimonatigen Aufenthalt von M. Gnatzy an der NFLS im Jahr 2001 sowie auf seine regelmäßigen Besuche vor Ort.
Auf Initiative des pensionierten Kunstlehrers des NFLS, Herrn Chen Jinghe, der heute vorwiegend im Kulturbereich
arbeitet, bot sich Herrn Gnatzy die Gelegenheit, in Nanjing eine Ausstellung von Schülerwerken sowie seiner eigenen
künstlerischen Werke zu präsentieren. Klein, aber fein war die Ausstellung, die in der Phoenix International Book Mall
in Nanjing stattfand und beachtliches Medienecho fand, u.a. in der „Yangzi wanbao“ (Yangzi-Abendzeitung) und im
Lokalfernsehen.
Neben Besichtigungen und den Einblicken in den chinesischen (Schul-)Alltag wurde großen Wert gelegt auf
Begegnungen vielfältiger Art, z.B. beim Besuch in einer chinesischen Familie am Wochenende oder dem Besuch der
Festveranstaltung einer Grundschule am 1. Juni, dem Internationalen Kindertag, der in China groß gefeiert wird. Für
Julia, die am 1. Juni 16 Jahre alt wurde, sangen 800 Grundschüler „Happy Birthday“, wir bedankten uns für die
Einladung mit einem deutschen Kinderlied. Die Fremdsprachen-Grundschule erhofft sich über den Kontakt mit
unserer Schule den Aufbau einer Partnerschaft mit einer deutschen Grundschule. Kontakte und Auslandsaufenthalte
werden in China schon für die 10-jährigen geplant.
Der Abschied von Nanjing fiel allen schwer! Wir reisten weiter nach Suzhou und wohnten dort zwei Tage in einem
Hotel mitten in der Altstadt, nur einen Katzensprung entfernt vom „Garten des Meisters der Netze“, einem
vorzüglichen Beispiel südchinesischer Gartenbaukunst, den wir am frühen Morgen - noch ganz ohne Tagestouristen –
genießen konnten. Schließlich Shanghai, für die am modernen China interessierten Schüler ein weiteres Highlight.
Der Besuch auf der Expo bedeutete angesichts einer halben Million Besucher pro Tag für die meisten in erster Linie
„Schlange stehen“. Einem Teil unserer Schüler gelang das Meisterstück, sie besuchten über 40 Pavillons, darunter
die heiß begehrten von China und von Deutschland. Wie sie das geschafft haben? Wenn Schüler reisen, öffnen sich
Türen….
Schülerberichte über die einzelnen Reisetage
Zusammengestellt von den Reiseteilnehmern und -teilnehmerinnen
Samstag, 22.5.2010
Nach der Ankunft in Beijing am frühen Morgen werden wir von unserer Beijinger Reiseführerin
Elena abgeholt. Zuerst fahren wir in unser Hotel, sehr zentral in einer kleinen Straße gelegen, im
alten Baustil, jedoch renoviert. Überraschend: die Rezeption ist vor der Tür. In den Gängen
hängen Vogelkäfige mit Vögeln, im Hof stehen Bänke und Tische. Der Frühstücksraum ist
ansprechend. Zu empfehlen!
Am Morgen geht es zum Himmelstempel im Süden der Stadt. Wir betreten die weitläufige
Parkanlage von der Ostseite her, wo der lange Wandelgang zum Himmelstempel führt. Das
Wetter ist hervorragend, die Stimmung auch, von überall her erschallen die Rentner-Chöre und Solisten, es ist kaum ein Durchkommen. Ein gelungener Einstieg in die chinesische Wirklichkeit!
Der Himmelstempel selbst beeindruckend, unsere Führerin Elena gibt sich redlich Mühe, alles gut
zu erklären.
Nach dem Mittagessen schlendern wir – ein bisschen erschöpft – über den Platz des Himmlischen
Friedens. Viel zu erzählen hat Elena zum Platz nicht. Das Qianmen-Tor ist heute ausnahmsweise
kostenlos geöffnet, und wir werden eingeladen, hochzusteigen, es wäre vielleicht verlockend
gewesen, den Platz und den Kaiserpalast von oben zu sehen, aber Elena denkt an den
Programmplan und die Schüler an ihre müden Füße.
Wir erfahren, dass man Mao im Mausoleum eigentlich nicht mehr besichtigen kann. Die Mumie im
Glassarg ist anscheinend „verhutzelt“, d.h. nicht richtig einbalsamiert worden!
Das obligatorische Gruppenfoto vor dem Tor des Himmlischen Friedens, dann geht es weiter zum
Kaiserpalast. Alles ganz neu renoviert und beeindruckend, allerdings sind wir nun schon recht
müde! Unser Fahrer schmunzelt später: „Das ist auch wirklich eine Irrsinns-Strecke bei diesen drei
Sehenswürdigkeiten, gleich am ersten Tag!“
Es gibt viele Erklärungen, wir können uns nicht alle behalten. Zum Beispiel: Die Fünf Brücken über
den Goldwasserfluss gleich zu Beginn der Tour durch den Kaiserpalast symbolisieren die fünf
Tugenden des Konfuzius (oder die fünf Provinzen Chinas). Im Kaiserpalast gibt es einen Äußeren
und einen Inneren Hof. Die ganze Anlage umfasst 999 Räume!
Wer unseren Spaziergang virtuell verfolgen möchte, kann dies bei
http://www.arte.tv/de/china/754634.html tun.
Am Abend wurden unsere Schüler und Schülerinnen wieder munter. Wir waren nämlich am
Beihai-Park vorbeigefahren und unser Fahrer hatte gesagt, dass hier eine der Barmeilen Beijings
sei. Unsere Schüler sind mit drei Taxis los, zwei Gruppen wollten zum Beihai, eine Gruppe ins
Hardrock Cafe Beijing Es hat geklappt trotz einiger Schwierigkeiten (der Taxifahrer fuhr nicht
genau vor das Hotel, ein Taxifahrer verwechselte das Hotel, aber dank freundlicher Beijinger
Mitmenschen kamen alle wieder heim!). Die Lehrer atmen auf, auf diese Gruppe ist Verlass, alle
sind patent!
Kurzüberblick über die Geschichte:
In der Verbotenen Stadt, auch „Purpurne Verbotene Stadt“ oder „Kaiserpalast“ genannt, lebten
und regierten bis zur Revolution 1911 insgesamt 24 chinesische Ming- und Qing-Kaiser. Der
einfachen Bevölkerung war der Zutritt verwehrt – was den Namen Verbotene Stadt erklärt.
Die Verbotene Stadt stellt ein Meisterwerk der chinesischen Architektur dar. Ihre Anlage entsprach
der Weltsicht der kaiserlichen Herrscher: ein annähernd schachbrettartiger Grundriss –
ausgerichtet an der Nord-Süd-Achse – und die Verbotene Stadt als Machtsymbol des Kaisers in
der Mitte. In ihr befanden sich unter anderem die Paläste der Herrscher. Die Dächer waren
teilweise vergoldet und alles war in Gelb, der Farbe des chinesischen Kaisers, gestrichen. Kein
Gebäude in Peking durfte die Verbotene Stadt in der Höhe überragen.
Der dritte Ming-Kaiser Yongle begann 1406 mit dem Bau der
Verbotenen Stadt. Der Bau wurde schon 1420 abgeschlossen, in
nur 14 Jahren Bauzeit. Die Renovierung des Kaiserpalasts, die
2006 begonnen hat, wird bis 2020 dauern, also etwa so lange wie
der Bau selbst.
Die Steine für die Paläste kamen aus der Nähe von Peking. Die
größte Steinplatte hat eine Fläche von über 50 m², sie ist über 1,5
Meter dick. 20.000 Arbeiter transportierten die 250 Tonnen
schwere Platte im Winter 50 Kilometer weit über eine eigens
dafür angelegte Eisschiene. Dazu brauchten sie 28 Tage.
Yongles Nachfolger veränderten und erweiterten den Palast zwar,
am Grundriss wurde aber nichts verändert. Daher ist die Anlage
noch in ihrer ursprünglichen Weise, streng Nord-Süd gerichtet,
erhalten.
Nach der Revolution von 1911 dankte der letzte Kaiser, Pu Yi, ab.
Er lebte nach seiner Abdankung mit seiner Familie noch eine
Weile in den Chinesischen Kaiserpalästen. 1924 mussten sie
schließlich die Verbotene Stadt verlassen und die Tore wurden
für die Bevölkerung geöffnet.
Auf dem Tiananmen-Platz:
Herr Gnatzy, Julia Bühler, Nadine Burk, Chris Gallion, Sebastian Gergel, Christoph Henninger, Lisa Korzer, Florian
Lober, Tobias Müller, Vanessa Neuberger, Carmen Siebert, Berit Stierle, Petra Müller
Sonntag, 23.5.2010
Die Große Mauer gehört zu den sieben Weltwundern, und nach chinesischer Vorstellung kann
nur der Held werden, der schon einmal auf der Chinesischen Mauer war. Also nichts wie hin! Wir
fahren zum Juyongguan-Pass.
Der Juyongguan-Pass befindet sich 60 Kilometer nordwestlich von Beijing. Zwei Bergketten
bildeten hier eine 15 Kilometer lange Schlucht, ein wichtiger Weg zum Kreis Yanqing, zu den
Städten Xuanhua, Zhangjiakou und Datong sowie zum mongolischen Hochplateau. Einer
Überlieferung nach soll Kaiser Qin Shi Huangdi zum Frondienst gezwungene Bauern hierher
umgesiedelt haben, und so soll es zu dem Namen "Juyongguan" (Pass der FronarbeiterWohnstätten) gekommen sein. In den folgenden Dynastien wurde dieser Pass stets besonders
stark bewacht. Schon im 5. Jahrhundert während der Nördlichen Wei-Dynastie wurde hier eine
Mauer gebaut. Während der Nördlichen Qi-Dynastie Mitte des 6. Jahrhunderts wurde die Große
Mauer dann ostwärts bis zum Shanhaiguan-Pass verlängert. Die heutigen Mauerabschnitte bei
der Festung Juyongguan entstanden jedoch erst nach dem 14. Jahrhundert während der MingDynastie.
Die Chinesische Mauer ist eine historische Grenzbefestigung, die das chinesische Kaiserreich
vor nomadischen Reitervölkern aus dem Norden schützen sollte. Hinsichtlich Länge, Volumen und
Masse ist sie das größte Bauwerk der Welt. Im Allgemeinen wird ihre Länge mit 6.350 km
angegeben, nach einer neuen Vermessung 2009 beträgt die Länge jedoch 8.851,8 km (darunter
auch 2233 km Naturbarrieren wie Flüsse und Berge).
Dabei besteht die Mauer aus einem System mehrerer teilweise auch nicht miteinander
verbundener Abschnitte unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bauweise. Die ältesten
Teile bestehen aus der Zeit der Streitenden Reiche. Nach der Gründung des Kaiserreichs im Jahr
221 v. Chr. ließ der erste chinesische Kaiser, Qin Shi Huangdi, die Mauer ausbauen, die das
chinesische Kaiserreich gegen die Völker aus dem Norden, vor allem die Xiongnu, schützen sollte.
Seitdem wurde die Mauer immer wieder aus- und umgebaut, die heute bekannte Form erhielt sie
in der Zeit der Ming-Dynastie, der letzten großen Ausbauphase. Zehn Männer können auf der
Mauer beim Juyongguan nebeneinander in einer Reihe stehen. In der Qing-Dynastie verlor die
Mauer an Bedeutung.
Unsere Reiseleiterin erzählte uns zwei Geschichten:
Ein schlechter Kaiser hatte eine hübsche Konkubine. Diese lächelte nie, daher entzündete er
Weihrauch auf drei Türmen. Nun lächelte sie, aber die Soldaten waren sauer. Denn man durfte
das Feuer nur zu Kriegszeiten entzünden.
Ein schönes, intelligentes und traditionelles Mädchen half einem flüchtenden jungen Mann, der
sich in ihrem Garten versteckt hatte. Dieser Mann wollte nicht beim Bau der Mauer helfen, obwohl
er zum Frondienst gezwungen war. Sie verliebten sich ineinander. Aus dem Jade-Haarreifen
schnitzte sie die Eheringe. Der Mann wurde jedoch entdeckt und zum Arbeitsdienst gebracht. Sie
bekam nie einen Brief von ihm. Daher lief sie viele Kilometer, bei ihrer Ankunft wurde ihr berichtet,
dass ihr Mann gestorben war. Sie weinte tagelang, so heftig, dass ihre Tränen die Mauer zum
Einsturz brachten. Der Kaiser wollte sie dafür bestrafen, als er sie sah, entschied er, sie als
Konkubine aufzunehmen. Sie beging daraufhin Selbstmord.
Unsere Reiseleiterin Elena erzählt uns auch Dinge aus dem chinesischen Alltag.
Das kleinste und billigste Auto in China kostet 2000 Yuan, ein Mercedes 40.000 Euro (so viel wie
bei uns).
Lisa und Julia
Bilder vom Besuch der Großen Mauer
Montag, 24.5.2010
Der (Neue) Sommerpalast ist die größte und am vollständigsten erhaltene Gartenanlage aus der
Qing-Dynastie und der berühmteste Kaiserliche Garten Chinas. Er liegt mit einer Fläche von 2,9
Millionen Quadratmetern im Nordwesten Pekings. Im Jahr 1998 wurde die Anlage von der
UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Ab 1750 wurde der Sommerpalast, ursprünglich der Qingyi-Garten, als Geschenk zum
60. Geburtstag der Mutter Qixi des Kaisers Qianlong erbaut (umgebaut), Die Bauzeit betrug 15
Jahre. Der Sommerpalast war der bevorzugte Aufenthaltsort des Kaiserhofes in den feucht-heißen
Sommermonaten. Der Neue Sommerpalast fiel der Vergeltungsaktion im Zuge des 2.
Opiumkrieges zum Opfer und wurde im Oktober 1860 von einem anglofranzösischen
Invasionsheer zerstört. Auf Initiative der Kaiserinwitwe Cixi wurde der Palast in der Zeit von 1885
bis 1895 wieder aufgebaut. Die Finanzierung erfolgte durch Abzweigung von eigentlich für den
Flottenausbau bestimmten Geldern, woran heute noch das berühmte Marmorboot im Palastsee
erinnert.
Im Sommerpalast gibt es zahlreiche klassische chinesische Bauwerke und Parkanlagen, er
gliedert sich in drei Hauptteile: das Viertel für die Erledigung der Staatsangelegenheiten, das
Wohnviertel und das Vergnügungsviertel.
Interessant ist auch, dass es im Sommerpalast die erste Lampe und das erste Mobiltelefon in
China gab.
Nun ging es zum Mittagessen und danach gleich zu unserem nächsten Ziel: dem Lamatempel.
Der Lamatempel (Yonghe-Tempel) wurde 1694 als Prinzenresidenz für den späteren Kaiser
Yongzheng erbaut und 1744 unter dem Kaiser Qianlong zum Lamakloster umgewidmet. Es
siedelten sich eine große Zahl tibetisch-buddhistischer Mönche und mandschurische Schüler hier
an. In seiner Hochzeit lebten mehr als 1.000 Mönche im Lamatempel, dessen Funktion als Tempel
bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts andauerte. Während der Kulturrevolution wurde der
Tempel geschlossen, die Mönche wurden verjagt.
Der Lamatempel ist einer der größten lamaistischen Tempel außerhalb Tibets und gilt als die am
besten restaurierte Tempelanlage Pekings. In der letzten Halle befindet sich der 18 Meter hohe
aus einem Sandelholzbaumstamm geschnitzte Maitreya.
Nun ging es schon zum nächsten Tempel, in dem nun deutlich weniger Menschen waren, dem
Konfuziustempel:
In der Nähe des Lamatempels liegt der Konfuziustempel. Dieser wurde 1306 erbaut und war
ursprünglich ein Ort der Verehrung des Staatsphilosophen Konfuzius. Auch dieser Tempel wurde
vom Kaiser Qianlong 1737 erst zum kaiserlichen Tempel erhoben. Auffallend sind die 198 Stelen,
auf denen die Namen und Heimatprovinzen von mehr als 50000 Prüfungskandidaten der
Beamtenprüfung eingeritzt sind. Die 1906 erneuerte Gebetshalle ragt auf einer Plattform mit
Ahnentafeln für Konfuzius und seinen wichtigsten Schülern. Nebenan befindet sich die Kaiserliche
Akademie, in der die Söhne des Adels in der konfuzianische Klassik unterrichtet wurden.
Nach diesem Kulturbildungsprogramm fuhren wir zum Spezialitätenessen Peking-Ente und
wurden danach zum Bahnhof gebracht, um mit dem Nachtzug nach Nanjing zu fahren.
Dienstag, 25.05.10
Am 4. Tag der Chinareise kamen wir mit dem Nachtzug in Nanjing (Nanking) an. Der Zug war
weniger hygienisch und alles andere als bestens. Im Abteil waren 3-stöckige Betten
nebeneinander, ohne jegliche Abgrenzung voneinander, aufgestellt. Wir hofften sehr, dass wir uns
keine Krankheiten eingefangen haben!
Am Bahnhof wurden wir von Frau Lu mit einem grandiosen Reisebus abgeholt und innerhalb
kürzester Zeit zur Nanjing Foreign Language School (NFLS) transferiert. Anschließend bezogen
wir unsere 2-er Zimmer, die sich im 5-ten Stockwerk (chinesische Rechnung) des Wohnheims
befanden. Danach gab es ein deliziöses Mittagessen in der Schulmensa. Um mit unserer Heimat
in Kontakt treten zu können, wurde es uns erlaubt, einen der vielen PC-Räume aufzusuchen und
in diesem Mails nach Deutschland zu verschicken. Es folgte eine informative Führung durch die
Schule, unter anderem durften wir einen Blick in die hauseigene deutsche Bibliothek werfen.
Während der Führung wurden wir von einem (wahrscheinlich betrunkenen) stark
verhaltensauffälligen Jugendlichen belästigt. Nachdem wir ihn erfolgreich abgeschüttelt hatten,
besuchten wir den nahe gelegenen Jiming Tempel.
Der Jiming Tempel (鸡鸣寺) ist ein buddhistischer Tempel. Der Tempel befindet sich im Zentrum
Nanjings, ganz in der Nähe des Xuanwu-Sees und auch in Laufnähe unserer Partnerschule. Er
wurde während der Liang-Dynastie im Jahr 557 erbaut, später viele Male zerstört und schließlich
in der Ming Dynastie unter Kaiser Hongwu 1387 wieder aufgebaut. In der Kulturrevolution diente
der Tempel als Fabrik. In den letzten Jahren wird sehr viel an der Tempelanlage gebaut. Im
Tempelgarten gab es große Blumentöpfe mit Lotusblumen, sehr lustig, der Perleffekt!
Den restlichen Tag durften wir selbst gestalten, da das Programm erst am nächsten Tag
fortgesetzt wurde.
Sebastian und Chris
Ein kleiner Überblick über Nanjing, immer wieder Hauptstadt in der chinesischen Geschichte
Nanjing (Südliche Hauptstadt) ist heute Hauptstadt der Provinz Jiangsu. Nanjing ist de jure Hauptstadt der Republik China, obwohl die Stadt
außerhalb Taiwans liegt.
Nanjing gehört zu den ältesten Städten Südchinas. Der Legende nach hat Fu Chai, der Herrscher des Staates Wu, auf dem Gebiet des
heutigen Nanjing bereits 495 v. Chr. eine Stadt erbaut. 473 v. Chr. eroberte der Staat Yue den Staat Wu und König Goujian errichtete die neue
Hauptstadt in die Nähe des heutigen Nanjing.
333 v. Chr. gründete König Wei aus dem Staat Chu nach dem Untergang des Yue-Staats im Nordwesten des heutigen Nanjing die Stadt
Jinling Yi.
Erstmals Hauptstadt wurde Nanjing 229 n. Chr., als Sun Quan von Wu während der Zeit der Drei Reiche (208–280 n. Chr.) seine Residenz
nach Nanjing verlegte. Auch in der darauf folgenden Jin-Dynastie (265–420) war Nanjing Hauptstadt der Östlichen Jin-Dynastie (317-420). Die
Stadt hieß damals Jiankang.
In der Zeit der Nord- und Süd-Dynastien war Nanjing die Hauptstadt der Süd-Dynastien: (frühe) Song-Dynastie (420 – 479),
Qi-Dynastie (479 – 502), Südliche Liang-Dynastie (502-557) und Chen-Dynastie (557-589). Nanjing verlor den Status als Hauptstadt unter
der China vereinigenden Sui-Dynastie (589-618).
Nach dem Ende der Tang-Dynastie (618 – 907) zerfiel das Reich, die Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Reiche (907-960) brach an. In dieser
Zeit war Nanjing die Hauptstadt der Südlichen Tang Dynastie (937–975).
Der erste Kaiser Hongwu (Zhu Yuanzhang) der Ming-Dynastie (1368 – 1644) erhob Nanjing 1368 erneut zur Hauptstadt Chinas und gab ihr
den Namen Yingtian. In 21 Jahren bauten ca. 200.000 Arbeiter Nanjing zur größten Stadt der damaligen Welt mit einer geschätzten
Einwohnerzahl von knapp einer halben Million aus. Aus dieser Zeit datiert die heute noch teilweise erhaltene Stadtmauer. Nanjing erreichte
damals erheblichen Wohlstand. Neben der traditionellen Textilindustrie konnten sich auch Druckerei-wesen und Schiffbau etablieren; Nanjing
war damals Werftstadt für die größten Segelschiffe des Mittelalters und Heimathafen der Schatzflotte des Admirals Zheng He (1371-1435?).
Von hier aus gingen seine Reisen nach Indien, Arabien und Afrika.
Nachdem Kaiser Yongle die Hauptstadt 1421 nach Beijing (Nördliche Hauptstadt) verlegt hatte, gab er der Stadt Yingtian erstmals ihren
heutigen Namen Nanjing (Südliche Hauptstadt).
Während der Qing-Dynastie (1644-1911) trug die Stadt den Namen Jiangning. Nanjing ist der historische Schauplatz der (erzwungenen)
Öffnung Chinas zum Westen mit dem Vertrag von Nanjing (1842). Dieser Vertrag stellte u.a. Hongkong unter britische Herrschaft und
ermöglichte die Gründung von ausländischen Konzessionen in Shanghai.
Unter dem Namen Tianjing, (Himmelshauptstadt) wurde Nanjing 1853 Zentrum des Taiping-Reiches. Nach der Rückeroberung durch QingGeneral Zeng Guofan 1864 kamen durch Massaker bzw. Selbstmord 100.000 Taiping-Anhänger ums Leben.
1912 wurde Nanjing nach dem Zerfall des Kaiserreichs unter Sun Yatsen Hauptstadt der Republik.
Nach der Spaltung der Guomindang (GMD) etablierte Chiang Kaishek (Jiang Jieshi) 1927 in der Stadt das von ihm geführte
nationalkonservative Nanjing-Regime, das mit dem des linken GMD-Flügels in Wuhan sowie dem der Warlords in Peking um die Macht rang.
Während des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges wurde Nanjing, die damalige Kriegshauptstadt, im Dezember 1937 von den japanischen
Truppen an belagert. Die chinesischen Truppen verweigerten sich der Kapitulation. Daraufhin eröffneten die Japaner eine massive Offensive
und drängten bis zum 12. Dezember die chinesischen Truppen aus der Stadt. Am 13. Dezember besetzten japanische Divisionen die Stadt und
verübten an der Zivilbevölkerung das Massaker von Nanjing (Nanjing datusha). Innerhalb von etwa acht Wochen wurden nach chinesischen
Angaben etwa 20.000 Mädchen und Frauen vergewaltigt, etwa 300.000 Zivilisten getötet.
Mittwoch, 26.05.10
Aufstehen, Frühstück, Musikunterricht (traditionelle chinesische Musik), wir lernten das Lied
„Molihua“. Und es wird uns die chinesische Zither Zheng vorgestellt, sie wird mit einem
Schildkrötenpanzer-Plektron gespielt. Wir hörten eine Legende zur Zheng, Tobias spielte auf der
Zheng das Lied Molihua, danach Bruder Jakob. Christoph durfte das Instrument auch
ausprobieren. Dann haben wir einen Film mit chinesischen Akrobaten angeschaut (u.a. DiaboloSpielerinnen und Teller-Balancieren), faszinierend! Wir lernen „huapa“ mit den Fingern
balancieren, das war auch lustig!
Nach dem Mittagessen besuchten wir den Konfuzius-Tempel und den Fakemarkt. Im KonfuziusTempel in Nanjing wurden die Beamtenprüfungen für den Staatsdienst abgehalten und man kann
die Prüfungszellen sowie ein kleines Museum dazu besichtigen (wo z.B. die Spickzettel der
Prüflinge ausgestellt sind). Auf dem Fakemarkt üben wir uns im Handeln und haben dabei auch
manchen Händler verärgert!
Abendessen und danach ausgehen! Sebastian geriet dabei in die Fänge des Militärs: Als er in der
Nähe unserer Schule den Eingang eines Militärgeländes fotografiert hatte, kamen die Torwächter
auf ihn zu, und nach einigem Hin und Her musste er schließlich die geschossenen Fotos auf
seiner Digitalkamera löschen lassen. Zur Sicherheit löschten die Beamten die Bilder selbst.
Da wir noch Hunger hatten: Abendessen im deutschen Restaurant.
Donnerstag, 27.05.2010
Das Programm an diesem Donnerstagmorgen begann mit „Chinesisch lernen“. Gelernt haben wir
dabei unter anderem folgendes:
-
Zahlen von 1 bis 1000
-
Farben
-
Personalpronomen
-
lieben (ai) und mögen (xihuan)
-
Ländernamen
-
Die einzelnen Teile des Gesichts
-
verschiedene Gerichte und Fleischsorten
-
Eine chinesische Version des Liedes „Bruder Jakob“ (das von zwei komischen Tigern
ohne Ohren und Schwanz handelt)
-
und auf Wunsch von Herr Gnatzy zum Schluss noch ein chinesisches Gedicht.
Die Unterrichtsmethoden waren ganz einfach: Lehrer Ma sprach uns etwas vor und wir mussten
es nachsprechen. Währenddessen entwarf er einen etwas chaotischen Tafelaufschrieb, indem er,
wenn die Tafel voll war, immer wieder irgendwo etwas wegwischte und wieder darüber schrieb. Es
war nicht immer für alle ganz eindeutig, was er uns eigentlich sagen wollte, beziehungsweise, was
er von uns wollte, weshalb Christophs Dolmetscherkünste doch öfters gefragt waren.
Vor allem diskutierten wir lange über die Bedeutung des gelernten Gedichts. Lehrer Ma betonte,
wie sehr er die Deutschen schätze. Er erzählte uns unter anderem von einem jungen Deutschen,
der in China für wenig Geld als Lehrer auf dem Land gearbeitet hatte und der China nun verlassen
musste. Mit einer halben Stunde Verspätung konnten wir schließlich, nachdem wir noch ein
Gruppenfoto mit unserem Lehrer gemacht hatten, zur Bank Geldwechseln und zum Mittagessen in
die Mensa gehen.
Um 1.00 Uhr trafen wir uns zum Mittagsprogramm, doch die Abfahrt zog sich wegen eines
Arztbesuchs noch etwas in die Länge. Unser erstes Ziel an diesem Mittag war das Brokatmuseum
in Nanjing. Unsere Museumsführerin erklärte uns auf Englisch die vielen verschiedenen Muster
und Stoffe, die nach Vorlagen aus den unterschiedlichen Dynastien gewebt worden waren. Es gab
auch noch einige wenige Originale aus der Vergangenheit zu sehen. Das wohl Eindrucksvollste
waren jedoch die riesigen Webstühle, die auch noch in Betrieb waren. Sie werden jeweils von
zwei Personen bedient und haben die Maße 5,6m x 1,4m x 4m. Die zu webenden Muster werden
zuerst ganz genau auf Papier aufgezeichnet, bevor sie in Auftrag gegeben werden können. Die
beiden Arbeiter können an einem Tag nur 5-6cm in 8 Stunden Arbeit produzieren, wobei sie sehr
harte Arbeit verrichten müssen und es sehr lange dauert, um die Bewegungsvorgänge und die
Koordination von Händen und Füßen zu erlernen. Der Vorteil von diesen Webstühlen ist jedoch,
dass sie mehrere Farben verwenden können, wogegen eine Webmaschine nur zwei Farben
verarbeiten kann.
Daran anschließend besuchten wir die Gedenkstätte für das Massaker von Nanjing. Dieses
dauerte sechs Wochen im Dezember 1937 bis zum Januar 1938. Damals marschierten die
japanischen Truppen in Nanjing ein, zerstörten ein Drittel der Gebäude und töteten (nach
chinesischen Angaben) 300.000 unschuldige Menschen.
Das Gelände ist fast ganz in Grau- und Schwarztönen gehalten und mit vielen Ecken und Kanten.
Schon am Eingang stehen Statuen von Opfern, sodass gleich zu Beginn eine sehr gedrückte
Stimmung herrscht, die sich durch den ganzen Komplex zieht. Die Geschehnisse von damals sind
sehr anschaulich dargestellt und es gibt sehr viele Bilder, Augenzeugenberichte und Filme, so
dass es dem Betrachter beinahe nicht gelingt, betroffen zu sein und sich das nahe gehen zu
lassen. Zum Schluss kommt eine Memorial Hall mit Skeletten zur Erinnerung an die Opfer und
danach eine große Säule für den Frieden. Die Chinesen loben sich selbst sehr dafür, dass sie,
obwohl sie völlig unschuldig waren, den Japanern vergeben haben und nun in Frieden
miteinander leben können. Man merkt jedoch sehr deutlich, dass es ihnen wichtig ist, dass ihre
Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, was auch bildlich durch Steine dargestellt ist, über die
kein Gras wachsen darf.
An diesem Abend machten einige von uns schließlich die Erfahrung, dass es in chinesischen
Großstädten beinahe unmöglich ist, in der Rushhour, also zwischen 4 und 6 Uhr, ein Taxi zu
bekommen. Sie gaben nach einer Dreiviertelstunde vergeblichen Wartens schließlich auf.
Carmen Siebert
Freitag, 28.05.2010
Im Kunstunterricht mit Benno
Auf dem imposanten Stadttor von Nanjing
Im Wohnhaus der Familie Gan
Wochenende 28.-30.5.2010
Am Wochenende besuchten unsere Schüler und
Schülerinnen je eine Gastfamilie. Carmen war in
der Familie von Yuqiu zu Gast und Christoph bei
Fu Min, unseren beiden früheren Gastschülerinnen
in Besigheim. Herr Gnatzy und Frau Müller waren
zuerst zum Abendessen von Yuqius Mutter
eingeladen, am Samstag haben beide die
Ausstellung vorbereitet und am Sonntag waren sie
eingeladen von der Familie von Sihang.
Sie verbrachten den Tag in der Kleinstadt Yixing,
dem Zentrum der Yixing-Teekannenproduktion.
Beim Teekannenkünstler
Montag, 31.5.2010
Gestern Morgen, voll der Eindrücke aus den Gastfamilien, erlebten wir unseren ersten
Morgenappell. Alle Schulklassen standen in Reih und Glied und lauschten mehr oder weniger
gebannt den Worten der beiden Redner über das Lernen und den kommenden Internationalen
Kindertag. Danach fuhren wir in Begleitung von Zhang Xiaoshi, die als Herrn Gnatzys
Übersetzerin fungierte, in die Phönix-Buchhandlung (Fenghuang Shudian).
Bei Herrn Gnatzys Vernissage in der Buchhandlung waren die meisten Plätze von uniformierten
Jungpionieren (oder 最可爱的小朋友 zui ke ai de xiao pengyou, goldige kleine Freunde, wie es
Zhang Laoshi ausdrückte) besetzt, und Herr Gnatzy wurde feierlich zum Ehrenpionier ernannt.
Nach langwierigen Reden und eingängiger Befragung durch die Erwachsenen und die kleinen
Freunde begaben wir uns schließlich zurück in die Schule, wo die meisten ein Mittagessen in der
Mensa einnahmen.
Herr Gnatzy wird Ehrenjungpionier.
Das Nachmittagsprogramm bestand aus dem Besuch des Mausoleums von Sun Zhongshan / Sun
Yatsen, dem „Vater“ der eigentlichen Revolution in China, und den alten
Minggräbern. Obwohl Herr Sun eigentlich nur Präsident und außerdem Christ war, ist sein
Mausoleum wie ein kaiserliches Grab angelegt. Die Farben sind in Weiß und Blau, den Farben der
Guomindang, gehalten. Das Grab wird sowohl von Volksrepublik-Bürgern als auch von Taiwanern
besucht, da beide Sun Zhongshan als Gründervater ihrer Politik sehen.
Die eigentlichen Kaisergräber in der Nähe, die Ming Xiaoling, sind nicht ganz so bombastisch,
dafür - wie ich finde - umso schöner als das Mausoleum von Dr. Sun. Erbaut in der frühen
Mingdynastie, als Kaiser Zhudi, der nach seinem Herrschaftsnamen auch Yongle genannt wird,
die Hauptstadt nach Beijing verlegte, sind sie ein schönes Beispiel alter imperialistischer Kultur.
Der Grund für Zhudi, die recht große Grabanlage zu bauen, war seine Furcht vor dem posthumen
Zorn seines Vaters, den er leider hatte umbringen lassen. Zur Beschwichtigung seines zornigen
Geistes und Abwendung von schlechter Energie ließ er ihm zu Ehren die Anlage mit großen
Grabhügel errichten.
Nach dem Besuch der eigentlichen Grabanlage schauten wir uns noch die Heilige Allee mit den
Steinwächtern in Tierform an. Dann fuhren wir zurück in die Schule, wo jeder sich individuell
verköstigte und das Abendprogramm gestaltete.
Christoph
Am Abend in der Nähe des Schultors
Zeitungsartikel in der Nanjinger Presse:
Der deutsche Maler Matthias:
Chinesische Zeichen faszinieren mich auf eine wunderbare Weise
Von heute an stellen der deutsche Maler Matthias und 11 seiner Schüler und Schülerinnen in der Phoenix
Book Mall 38 seiner Werke sowie über 30 Schülerarbeiten aus. Gestern hatte ich Gelegenheit, die
Ausstellung zu besuchen und den Künstler zu interviewen.
Bei Kunstwerken genieße er vor allen diejenigen, die Individualität und Kreativität zum Ausdruck bringen
würden, erzählte er mir. „In der Ausstellung gibt es viele Schülerarbeiten, die mich erstaunen und erfreuen.
Beispielsweise die Selbstporträt-Linolschnitte: Manche sind einfache Kopien von Fotos, manche zeigen
Grimassen (chinesisch: Geistergesichter), manche sind Gegenüberstellungen von Front- und
Seitenansicht , manche beschreiben, was im Kopf vorgeht, und es gibt auch experimentelle Arbeiten.“ In
der Begeisterung der Schüler beim gestalterischen, handwerklichen Schaffen zeigt sich die Bedeutung
dieses Faches: Die kreative Arbeit mit den Händen ist ein wichtiger Ausgleich zum sonstigen
kopfgesteuerten Lernen.
Bei der Betrachtung der Werke des Künstlers selbst findet man einige mit chinesischen Schriftzeichen.
„Genau, ich experimentiere damit, chinesische Zeichen in meine Arbeiten zu integrieren“, so der Künstler.
„Weil mich die chinesischen Zeichen faszinieren, ihre unterschiedlichen Formen, die unterschiedlichen
Drucktypen, das ist alles sehr interessant. Manche Zeichen gefallen mir besonders, z.B. das Zeichen für
Schildkröte.“ Das führte dazu, dass er eine Schildkröte als Haustier hat(te), und er kennt die verschiedenen
Schreibweisen für Schildkröte im Lauf der Schriftentwicklung, die Ästhetik der Zeichenschrift hat es ihm
angetan.
Den Hintergrund für die Ausstellung erklärt mir der Kurator der Ausstellung Chen Jinghe. Vor 11 Jahren
war Matthias zum ersten Mal in China. Er streifte durch die Straßen und Gassen Nanjings und verliebte
sich in die Stadt. Dass eine Ausstellung in Nanjing organisiert werden sollte, wurde dann vor zwei Jahren
mit dem Geschäftsführer der Phoenix Book Mall Ge Jun vereinbart. Für die Ausstellung hat Matthias mit
großer Sorgfalt Werke ausgewählt, das kleinste ist nur 1 cm groß, das früheste Werk ist über 20 Jahre alt.
Dienstag, 1.6.2010
Am 1. Juni ist in China Kindertag.
Die Geschichte des Internationalen Kindertags: Ausgehend von einer Initiative des überwiegend
sozialistisch geprägten Weltbundes der Demokratischen Jugend wird der
1. Juni in den sozialistischen Ländern seit 1949 der Internationale Kindertag mit Veranstaltungen
und Geschenken gefeiert. In China gibt es in der Regel für Kinder unter 13 Jahren schulfrei, es
werden aber Kulturveranstaltungen durchgeführt. Dank der zahlreichen Verbindungen von Herrn
Chen konnten wir die Yuhua Foreign Language Primary School besuchen und dort die SchulVeranstaltung besuchen. Diese Grundschule etwas außerhalb vom Stadtzentrum Nanjings
gelegen ist hypermodern! Das Programm sehr abwechslungsreich, mit vielen kleinen Künstlern,
sogar ein kleines Tanzpaar, das uns sehr entzückte. Wir mussten, durften auch auf die Bühne und
danken Carmen, die uns so gut angeleitet hat bei unserem Lied, das den chinesischen
Grundschülern gut gefallen hat.
Wer ist das Geburtstagskind?
Mittwoch, den 02.06.10
Ausflugstag: Wer erinnert sich nicht an die flotten Kutschfahrten?
Abends fand der Vortrag von Herrn Gnatzy in der Phoenix Bookmall statt.
Donnerstag, 03.06.10
An diesem Morgen stand als erster Programmpunkt der Unterrichtsbesuch auf dem Plan. Wir
konnten selbst wählen, an welchem Unterrichtsfach wir teilnehmen wollten. So gingen einige von
uns in den Chemie- oder Physikunterricht und andere in den Englischunterricht. Dabei fiel uns
schnell auf, dass es Unterschiede im Unterrichtsablauf gab. Während in Chemie und Physik die
Schüler aufstanden, als der Lehrer in das Klassenzimmer trat, blieben die Englischschüler sitzen.
Außerdem befanden sich je nach Unterrichtsfach zwischen 25 und 60 Schüler in einer Klasse.
Uns erstaunte sehr, dass jedes Klassenzimmer technisch gesehen sehr gut ausgestattet war und
die Lehrer durch ein Mikrofon sprachen. Der Englischunterricht begann mit dem „Daily
Report“ einer Schülerin über die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika. Danach wurden für die
restliche Stunde fast nur noch Vokabeln besprochen und mit verschiedenen Alltagssituationen in
Verbindung gebracht. Der Unterricht entsprach eher einer Vorlesung, da die Schüler selbst nicht
sehr viel mitmachten.
Nach den neuen interessanten Erfahrungen im Unterricht fuhren wir dann aufs Land um Tee- und
Obstplantagen zu besichtigen. Nach einer längeren Fahrt kamen wir schließlich auf dem
landwirtschaftlichen Betrieb „Lì Shui“ an und bekamen ein eher gewöhnungsbedürftiges Essen
serviert. Anschließend besichtigten wir die Plantagen sowie die Teeverarbeitungshalle und
bekamen einige interessante Einblicke in den Alltag des landwirtschaftlichen Betriebs. Dabei
erfuhren wir, dass die Arbeiter auf der Plantage fest angestellt sind, jedoch nur tageweise bezahlt
werden, je nach Saison. Zudem gibt es noch eine Prämie für denjenigen, der am Tag sehr viel
gearbeitet hat, so dass die Arbeiter relativ schnell arbeiten. Leider war die Teesaison bei unserer
Besichtigung bereits vorbei, trotzdem konnten wir einige wissenswerte Informationen erhalten.
Beim Tee dieses Betriebes handelt es sich um einen organischen Tee, also einer Art Biotee. Die
restlichen Teeblätter werden als Biodünger unter den Sträuchern zurückgelassen. Außerdem wird
der Tee zusammen mit Pflaumenbäumen angebaut. Da die Pflaumenbäume ihre Blätter früher
verlieren, fallen diese auf die Teesträucher und hinterlassen eine Pflaumennote im Tee. Des
Weiteren erfuhren wir, dass der Tee in vier Qualitätsstufen eingeteilt wird. Je kleiner das Teeblatt
ist, desto besser ist der Tee. Natürlich ist dieser dann auch entsprechend teuer, da man am Tag
nur maximal ca. 500g der Qualitätsstufe 1 pflücken kann. Von Stufe 4 kann man hingegen bis zu
5 kg am Tag pflücken. Nach dem Pflücken des Tees wird dieser auf einer Bambusmatte
ausgebreitet und verliert ein wenig Feuchtigkeit. Anschließend wird der Tee in einer Maschine bei
120°C windgetrocknet und verliert dadurch etwa 30-40% seines Wassergehalts. In einer weiteren
Maschine muss der Tee dann gepresst und gewirbelt werden, bevor er noch einmal getrocknet
und mit der Hand zerrieben wird. Nach dieser Prozedur ist der Tee fertig und kann verpackt
werden. Unser Betriebsführer erklärte uns jedoch, dass sie eher Obstsorten als Teesorten
erforschen. Früher bauten sie hauptsächlich Äpfel, Birnen und Trauben an, doch mittlerweile
experimentieren sie vor allem mit Blaubeeren und versuchen diese zu kultivieren. Im Allgemeinen
war der Ausflug aufs Land eine schöne und abwechslungsreiche Erfahrung, als
Kontrastprogramm zum Stadtleben, was allen viel Freude bereitete.
Wieder im Studentenwohnheim angekommen, stand der Abend dann zur freien Verfügung,
sodass jeder seinen Interessen nachkommen konnte.
Berit
Freitag, 04.06.2010
Bereits um 9 Uhr fuhren wir los zum Qixia
Tempel. Die Wahl fiel auf diesen Tempel, da es
Herrn Gnatzy bei der letzten Chinareise dort
besonders gut gefallen hatte.
Der Qixia Tempel wurde 489 gegründet. Er ist
von vielen Hügeln umgeben. Auf ihnen befinden
sich tausende Buddhas in kleinen Höhlen. Ein
großer Jadebuddha befindet sich ebenfalls im
Tempel. 1966 zur Zeit der Kulturrevolution
wurden viele Kunstwerke des Tempels zerstört.
Zum Beispiel wurden zahlreiche Buddhaköpfe
abgeschlagen. 1919 wurde der Tempel
restauriert. Der Tempel beinhaltet außerdem
auch eine Bibliothek mit rund 14000 Büchern.
Nach dieser Besichtigung fuhren wir zurück zur Schule und aßen zu Mittag. Gegen 13 Uhr fuhren
wir mit dem öffentlichen Bus zur Stadtmitte, um einkaufen zu gehen.
Vanessa
Samstag, 05.06.2010
An diesem Morgen machten wir uns mit schwer bepackten Koffern auf den Weg, unsere Reise
fortzusetzen. So mussten wir uns auch von unserer Partnerschule in Nanjing verabschieden und
jeder von uns wurde mit einem Lunchpaket für die Fahrt ausgestattet. Nach ungefähr 2 Stunden
Fahrt lernten wir auch unseren neuen Reiseführer Herr Zheng kennen.
Um keine Zeit in Suzhou zu verlieren, gingen wir direkt (ohne vorher ins Hotel zu gehen) zu
unserem ersten Tagesausflugspunkt - dem Garten des Verweilens.
Der Garten des Verweilens:
Der Garten des Verweilens gehörte ursprünglich einem Beamten im Ruhestand während der
Ming-Dynastie namens Xi Shitai. Später während der Qing-Dynastie wurde er dann zweimal von
seinen Besitzern umgestaltet. 1953 veranlasste die Volksregierung, dass er wieder in seinen
Originalzustand versetzt wurde. Er untersteht dem staatlichen Kulturdenkmalschutz. Diese
Gartenanlagen in Suzhou sowie der Sommerpalast in Beijing und die Sommerresidenz in
Chengde, Provinz Hebei, gelten als besonders gelungene Beispiele der chinesischen Gartenkunst.
Im dem drei Hektar großen Garten des Verweilens entstanden durch Mauern und künstliche
Berge unterschiedlich gestaltete und verschieden große Hofräume, die durch 700 Meter lange
gewundene Korridore miteinander verbunden sind.
Nach unserem ersten Garten in Suzhou fuhren wir zum Mittagessen.
Nadine
Nach einem ausführlichen Mittagessen konnte unsere Besichtigung von Suzhou weitergehen.
Unser Reiseführer Herr Zheng erklärte uns, dass Suzhou eine Gartenstadt sei und einige Kanäle
besitzen würde. Passend dazu war unser nächster Programmpunkt eine Kaiserkanalbootsfahrt.
Die zum Teil kleinen Gassen, durch die das Boot fuhr, und die alten Häuser zu beiden Seiten des
Kanals strahlten ein schönes Ambiente aus. Es kam einem fast so vor wie in Venedig.
Der Kaiserkanal (auch Großer Kanal genannt) ist die längste von Menschen geschaffene
Wasserstraße der Welt. Mit einer Länge von mehr als 1.800 km und einer Breite von bis zu 40 m
überwand er einen Höhenunterschied von 42 Metern, war 3-9 m tief und gilt als das Meisterwerk
der Wasserbaukunst im alten China.
Ende des 6. und Anfang des 7. Jh. wurde der Kanal ausgebaut, federführend war der Sui-Kaiser
Yangdi, ein erfolgreicher, jedoch grausamer Herrscher. Kaiser Yangdi selbst fuhr 605 mit einer 65
Meilen langen Flotte von der Hauptstadt Luoyang bis nach Yangzhou. Als im 13. Jhdt. die YuanDynastie ihre neue Hauptstadt Dadu im Gebiet des heutigen Peking gründete, wurde der
Kaiserkanal bis dorthin verlängert.
Angesichts der vielen Touristenboote kann man sich vorstellen, wie sich das Leben früher auf dem
Wasser abgespielt hat, noch jetzt sieht man ab und zu eine Frau ihre Wäsche im Kanal waschen.
Allerdings: Gebadet wird im Kanal nicht.
An beiden Seiten der Kanalstraße sehen wir, wie die Häuser, zum Teil extrem baufällig, renoviert
werden. Es ist kein Vergnügen mehr gewesen, in den engen Häusern ohne sanitäre Anlagen zu
wohnen, jahrelang wurden die Häuser vernachlässigt, die Bewohner zogen lieber in neue
Hochhäuser. Viele von Suzhous Kanälen wurden überbaut. Um den Charme der Stadt zu erhalten,
werden die Häuser jetzt instand gesetzt. Ein Teil der Häuser wird im alten Stil, aber mit modernem
Komfort wiederaufgebaut. Das können sich jetzt nur noch die Reichen leisten!
Anschließend an diese entspannende Fahrt ging es weiter in den Garten des Meisters der Netze,
der ähnlich aufgebaut war wie der Garten, den wir am Vormittag besucht hatten. In der Mitte der
Anlage befand ein großer See, der über einige Zickzack-Brücken überquert werden konnte. Auf
der rechten Seite war das Wohnviertel, während auf der linken Seite das Theaterhaus zu sehen
war. In diesem Garten wurde das traditionelle Leben im Garten anschaulich dargestellt, so
schwamm auf dem See ein Boot, in dem eine Frau in traditioneller Kleidung saß und ein
traditionelles Instrument spielte. Außerdem waren im Theaterhaus eine Frau und ein Mann zu
sehen, die etwas vorspielten.
Da alle bereits Hunger hatten, beschlossen wir kurz ins Hotel zu fahren und unsere Sachen erst
einmal auszupacken und dann etwas essen zu gehen. Den Abend verbrachten die meisten
anschließend in einer Karaoke Bar.
Berit
Sonntag, 06.06.2010
Des Morgens fuhren wir mit dem Bus zum touristisch äußerst beliebten Wasserdorf Luzhi, wo wir
eine nahezu venezianisch anmutende Gondelfahrt mit musikalischer Untermalung durch die
Gondolierinnen genießen durften. Nach dieser Fahrt hatten wir noch etwas Freizeit, die einige von
uns nutzten, sich in Traumhochzeitskleidern vor malerischer Kulisse ablichten zu lassen. Andere
begaben sich in verlassenere Ecken des Örtchens oder gingen schlicht auf Streifzug durch die
Gemeinde. Nach einem wunderbaren Mittagessen mit allerlei Nudeln, Schweinshaxen und
anderen Delikatessen, das unser Reiseführer Herr Zheng schnellstens in einem örtlichen
Restaurant organisiert hatte, machten wir uns auch schon wieder auf den weiteren Weg, der uns
zum ebenfalls touristisch beliebten Tigerhügel führen sollte. Die italienischen Gefühle wollten kein
Ende
nehmen, denn dort steht der schiefe Turm von Suzhou, der sich laut Aushängeschild "nach
Norden ein bisschen östlich 2.34 Meter" neigt. Auch gibt es dort einen sagenhaften von einem
Schwert gespaltenen Stein zu bewundern, den ein König des Altertums zum Klingentest entzwei
schlug.
Auch wenn die Pagode, Chinas schiefer Turm von Pisa, vor allem ins Auge fällt, das Besondere
beim Tigerhügel ist wohl das Grabmal des Großen He Lü, der König des Staates Wu, der 496 v.
Chr. im Kampf gegen den Staat Yue auf dem Schlachtfeld fiel und hier bestattet wurde. Allerdings:
Wo das Grab genau liegt, lässt sich nicht ganz genau sagen. Die Legende sagt, dass auf der
großen Felsplatte in der Nähe des Grabes mit dem Namen Tausend-Mann-Stein, der seltsam rot
scheint, alle enthauptet wurden, die bei dem Bau des Grabes mitgearbeitet hatten. Heute kann
das Grab nicht ausgehoben werden, denn dann würde die Pagode, das Wahrzeichen des
Tigerhügels, einstürzen. Drei Tage nach der Beisetzung des He Lü soll ein weißer Tiger
erschienen sein, um das Grab zu schützen – bis heute erfüllt er seine Aufgabe!
Im 4. Jahrhundert n. Chr. kam der buddhistische Mönch Zhu Daosheng nach Suzhou, später
wurde auf dem Tigerhügel zu Ehren Zhu Daoshengs ein buddhistisches Kloster erbaut. Aus dieser
Zeit, dem 10 Jh. stammt auch die Pagode.
Der Rest des Tagesprogramms bestand aus einem kurzen Abstecher zur für
Straßenverkaufsschnäppchenjäger wohl interessanten Marco-Polo-Brücke mit Blick auf das
Panmen-Tor und einer anschließenden Besichtigung der örtlichen Seidenfabrik, wo man die
Seidenproduktion vom Schlüpfen der Raupen übers Verpuppen hin zum Siedetod und der
anschließenden Weiterverarbeitung der Seide zu Schals, Bettdecken, Geldbörsen, teuren
Kleidungsstücken und ähnlichem nachvollziehen (und erwerben) konnte. So klang der Tag nun
denn auch aus.
Christoph
Montag, 07.06.2010
Dieser Montag begann in Suzhou für alle spätestens um 7.00 Uhr mit einem Weckruf des Hotels.
Um 8.10 Uhr ging es dann mit nur 10 Minuten Verspätung los: mit dem Bus in Richtung Shanghai.
Für die ca. 100 km Strecke waren 2 Stunden eingerechnet, die wir wegen der Rushhour auch
benötigten.
Die Stadt Shanghai liegt in der Mitte der Ostküste Chinas an der Mündung des Yangtze. Früher
war sie nur eine Kreisstadt, ein Fischerdorf, bis dann vor ca. 150 Jahren die Engländer kamen.
Diesen folgten wenig später Franzosen, Amerikaner und 1913 schließlich Japaner, die jeweils
einen Stadtteil besetzten. Das ist auch heute noch vor allem an den verschiedenen Baustilen in
diesen Teilen der Stadt erkennbar.
Heutzutage ist Shanghai, wenn man nur die Stadt selbst betrachtet, die größte Stadt Chinas mit
ca. 20 Millionen Einwohnern. Davon sind nur 13 Millionen „echte“ Shanghaier und die übrigen 7
Millionen sind Wanderarbeiter.
Der erste geplante Programmpunkt, als wir schließlich in Shanghai angekommen waren, sollte
das Stadt-Entwicklungs-Museum sein. Doch als wir vor dessen Eingang angekommen waren,
stand auf der Anzeige darüber: „Closed on Mondays“! Daher zogen wir das Shanghai Museum,
ein Kunstmuseum, vor. Hier konnte jeder in einer Dreiviertelstunde selbst anschauen, was ihn
interessierte. In diesem Museum gibt es auf insgesamt 4 Stockwerken viele einzelne kleine
Ausstellungen zu z.B. Kalligraphie, Stempeln, Malerei, Jade, Möbeln, Seide, Münzen, Porzellan,
Bronzegefäßen, Statuen sowie über die ethnischen Minderheiten in der chinesischen Gesellschaft.
Anschließend legten wir noch einen kurzen Stopp am BUND ein, einer Promenade am Huangpu,
von der aus man einen wunderbaren Blick auf die Skyline von Shanghai hat.
Mittagessen gab es in einem noblen Hotel im Zentrum der Stadt, in das wir mit einem Glasaufzug
in den 18. Stock hinauffuhren.
Carmen
Dienstag, 08.06.2010
Am 19. Tag der Chinareise besuchten wir die Expo Shanghai 2010.
Die Weltausstellung Expo 2010 findet vom 1. Mai bis 31. Oktober 2010 unter dem Motto Eine
bessere Stadt, ein besseres Leben (Better City, Better Life) in der ostchinesischen Metropole
Shanghai statt. Es nehmen 242 Aussteller teil, davon 192 Nationen und 50 internationale
Organisationen.
Das Logo symbolisiert drei Personen - du, ich, sie/er -, die sich umarmen und eine
große, in Harmonie vereinte Familie bilden. Es hat die Form des chinesischen
Zeichens 世, das "Welt" bedeutet, und ist verbunden mit der Jahreszahl 2010.
Das Maskottchen hat den Namen "Haibao" (海宝) und
bedeutet "Meeres-Schatz". Es hat die Form des chinesischen
Zeichens 人, das "Mensch" bedeutet.
Das Expogelände ist 5,28 Quadratkilometer groß und liegt beiderseits des Flusses Huangpu, nur 6 Kilometer südlich
des Stadtzentrums. Der geschlossene Bereich, der nur mit einer Eintrittskarte betreten werden kann, hat eine Größe
von 3,28 Quadratkilometern, davon liegen 2,38 Quadratkilometer in Pudong und 0,9 in Puxi.
Die Hauptattraktion – genannt Expo-Achse – ist ein knapp 1000 Meter langer zentraler Boulevard auf dem PudongGelände mit der weltgrößten Membrankonstruktion. Sie wurde von dem Architekturbüro SBA und dem Ingenieurbüro
Knippers Helbig (beide aus Stuttgart) gebaut. Dieser Expo-Boulevard verbindet miteinander den Haupteingang der
Expo, den China-Pavillon, den Themen-Pavillon, das Expo-Center und das Gelände am Huangpu-Fluss. Zwischen
den Geländen in Puxi und Pudong wurden mehrere Fährverbindungen über den Huangpu-Fluss eingerichtet. Bei der
Expo 2010 gibt es fünf zentrale Themenpavillons, die unterschiedlichen Aspekten städtischer Entwicklung gewidmet
sind. Sie tragen die Mottos Urban Footprints, Urban Planet, Urban Dwellers, Urban Beings und Urban Dreams. Ein
Teil der Themenpavillons befindet sich in einem Ausstellungsgebäude, das mit 11,5 Hektar Grundfläche der größte
Bau in der Geschichte der Weltausstellungen ist. Er befindet sich an der Expo-Achse, direkt gegenüber vom
2
chinesischen Länderpavillon. Die Gesamtausstellungsfläche des Gebäudes beträgt 80.000 m . In der Mitte des Baus
2
liegt ein 7000 m großer Multifunktionsraum mit einer Empfangshalle, die die einzelnen Pavillons miteinander
verbindet. Das von den chinesischen Gastgebern errichtete Gebäude wurde im September 2009 fertiggestellt.
Anschließend erfolgte der innere Ausbau.
Einer sechsköpfigen Gruppe von uns gelang es, den chinesischen Pavillon zu besuchen, was
eigentlich unmöglich schien, denn um dieses Privileg zu erlangen, muss man sich morgens um 9
Uhr anmelden und einen Platz reservieren. Dieser Erfolg lag höchstwahrscheinlich an unserem
europäischen Aussehen.
Die Gastgeber der Expo 2010 schrieben im Mai 2007 einen internationalen Wettbewerb für die Gestaltung ihres
Länderpavillons aus. Aus den 344 Eingaben wurden drei Entwürfe in die engere Auswahl genommen. Von ihnen
konnte sich im September 2007 die „Krone des Orients“ des chinesischen Architekten He Jingtang durchsetzen.
Konzipiert als Wahrzeichen der Expo 2010, besitzt der Komplex eine zweiteilige Struktur, bestehend aus einem
flachen Sockelbau und einem hoch aufragenden Hauptgebäude mit weit ausladender Pagodenform. Letzteres
überragt mit 63 m Höhe die anderen Länderpavillons um das dreifache. Die Baukosten veranschlagte man bei Beginn
des Projekts auf 1,5 Milliarden Yuan. Der Rohbau wurde der Öffentlichkeit im Juni 2009 vorgestellt. Das Äußere des
Hauptgebäudes erstrahlt in sieben Schattierungen des Gugong-Rot, das früher den Bauten in der Verbotenen Stadt in
Peking vorbehalten war. Beim 30 m hohen Dach handelt es sich um eine geschichtete Dougong-Struktur, bestehend
aber nicht aus der traditionellen Holz-, sondern aus einer Stahlkonstruktion. Die 56 Klammern, die das Dach
zusammenhalten, stehen symbolisch für die Anzahl der Nationalitäten im heutigen China. Die Dachfläche ist in einem
traditionellen Sudoku-Muster gestaltet, wie es historische Stadtgrundrisse prägt, etwa von Peking oder Xi'an.
Zudem gelang es uns auch ohne stundenlange Wartezeit in den deutschen Pavillon einzutreten
und wir waren aufgrund unserer Nationalität auch herzlich willkommen.
Der deutsche Pavillon befindet sich in der europäischen Zone des Expogeländes, nahe der Lupu-Brücke über den
Huangpu. Die Verantwortung für das Projekt trägt die Koelnmesse International, ein Tochterunternehmen der
2
Koelnmesse, das auf der größtmöglichen Grundfläche von 6000 m einen Pavillon mit dem Motto „Balancity – Stadt
im Gleichgewicht“ errichten ließ. Die Gesamtkosten des Projekts werden mit 50 Millionen Euro veranschlagt. Für die
Gestaltung ist eine „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Pavillon Shanghai“ verantwortlich, die von drei Firmen aus
Süddeutschland gebildet wurde. Das architektonische Konzept stammt vom Münchner Architekturbüro Schmidhuber
und Partner, die Ausstellung wurde von der Stuttgarter Agentur Milla und Partner entworfen, und für die Realisierung
ist die deutsche Tochtergesellschaft der Nüssli Gruppe mit Sitz in Roth verantwortlich.Die Architekten beschreiben
den Pavillonbau als „dreidimensionale begehbare Skulptur“. Sie besteht aus vier unregelmäßig geformten,
verbundenen Ausstellungskörpern, die ein „Dach“ über dem Pavillongelände bilden. Die Ausstellungskörper sind über
den als „Expo-Plaza“ bezeichneten Vorplatz beziehungsweise eine begrünte Terrassenlandschaft zu erreichen, die
2
bis in den dritten Stock des Pavillons aufsteigt. Die Stabwerk-Konstruktion wird von einer silbrigen, 12.000 m großen
Membranhaut umgeben.Das Kunstwort „Balancity“ soll nach Angaben der Verantwortlichen auf eine „Stadt im
Gleichgewicht“ verweisen. Leitgedanke der Ausstellung ist die Lebensqualität und Vielfalt moderner Städte, die eine
Balance halten zwischen „Erneuern und Bewahren, Innovation und Tradition, Stadt und Natur, Gemeinschaft und
Individuum, Arbeit und Freizeit.“In den einzelnen Räumen, die zu Fuß oder auf Rolltreppen beziehungsweise
Rollbändern durchquert werden, sind unterschiedliche Stadtlandschaften inszeniert, von einem Hafen über einen Park,
eine Fabrik, ein Atelier bis hin zu einem Stadtplatz. Höhepunkt des Rundgangs durch den Pavillon ist die
„Energiezentrale“, ein kegelförmiger Raum, in dem eine 1,2 Tonnen schwere Kugel mit drei Meter Durchmesser hängt.
Sie ist mit rund 400.000 Leuchtdioden besetzt, die unterschiedliche Bilder erzeugen, darunter Eindrücke aus
deutschen Städten. Pavillon-Besucher können von den drei Rängen des Raums aus durch lautes Rufen die Kugel in
Schwingungen versetzen. Je stärker der Ausschlag, desto farbenprächtiger erscheinen die Bilder auf der Kugel. Bei
der Verwirklichung der Konstruktion wirkten drei Institute der Universität Stuttgart mit.
Der Pavillon enthält zudem ein Restaurant das typische Speisen und Getränke aus Deutschland anbietet und wird für
ein umfangreiches Programm mit Konzerten, Ausstellungen oder Sprachkurse genutzt.
Sebastian und Chris
难忘中国之旅 Unvergessliche Chinareise
——德国贝希西海姆高级中学来我校交流掠影 Besuch aus Besigheim
六一,这个欢庆的日子里,雨外小的孩
子们笑颜绽放,他们用自己的表演表达了他们
的喜悦与自豪,更荣幸的是雨外小的全体队员
同德国贝希西海姆高级中学的十三名师生代表
一起欢度了六一儿童节。
雨外小的队员在实践中践行“争当四
好少年,传扬中国文化”的精神。古筝、武
术、太极拳、书法、剪纸、时装秀等等一系列
具有浓厚中国特色的节目展示给外国朋友。我
校队员的表演受到德国贝希西海姆高级中学马
蒂亚斯、孟佩云老师以及带领的 11 位高中生的
啧啧称赞。当外国客人接过孩子们亲手制作的
剪纸、绘画作品的时候他们不停竖起大拇指对
孩子们表示称赞。活动中,少先队员代表将生
日蛋糕送上了舞台,德国孩子在中国度过了自
己最有意义的 16 周岁的生日。好客的外国朋友
也一再邀请我们的队员能有机会走进他们的校
园,此次我们更是将我校少先队员的 61 副绘
画、书法作品送至德国参加展示,相信雨外小
的队员能做一颗文化的种子将我们的中国文化
传扬四方。
活动后外国朋友还与家长朋友们进行
了合影留念,各个脸上洋溢的笑容写满了在雨
外小的快乐!
Der 1. Juni, dieser großen Tag im Leben chinesischer Schüler,
war ein Tag voller lachender Gesichter an der Yuhua-Schule. Unsere
Schüler zeigten ihre Freude und ihren Stolz auf ihre ganz persönliche
Weise in Worten und Gesten während der Aufführung zum Kindertag.
Ganz besonders schön war es jedoch, dass unsere Schüler und
Schülerinnen diesen Tag gemeinsam mit Schülern und Schülerinnen
vom Gymnasium in Besigheim feiern konnten.
Unsere Schüler zeigten den ausländischen Freunden Aspekte
unserer chinesischen Kultur. In einem umfangreichen Programm
stellten sie das Guqin-Spiel, die chinesische Kampfkunst, Taijiquan,
Kalligraphie, Scherenschnitt und weitere Kunstformen vor. Die Gäste,
Lehrer Matthias und die Lehrerin Meng Peiyun sowie ihre 11 Schüler
waren voll des Lobes über die gelungene Aufführung. Als die Gäste
von unseren Schülern die selbst hergestellten Scherenschnitte in
Empfang nahmen, hoben sie immer wieder den Daumen als Zeichen
ihrer Anerkennung. Während der Veranstaltung brachten unsere
Schüler auch eine Torte auf die Bühne. Eine Schülerin unserer
Gastdelegation feierte genau am Internationalen Kindertag ihren 16.
Geburtstag. Die deutschen Schüler und Schülerinnen luden unsere
Schüler ein, zu Besuch an ihre Schule zu kommen. Wir gaben unseren
Gästen 61 im Kunstunterricht angefertigte Bilder und Kalligraphien mit
auf die Reise, die in Deutschland im Rahmen einer kleinen
Kunstausstellung präsentiert werden. Wir sind davon überzeugt, dass
unsere Schüler und Schülerinnen auf diese Weise ein Samenkorn
unserer Kultur auf den Weg geschickt haben, das die chinesische
Kultur in die vier Ecken der Welt tragen kann. Nach der Aufführung
wurde noch die Gelegenheit genutzt, mit den ausländischen Gästen
Gruppenfotos zu machen. Das strahlende Lächeln auf allen Gesichtern
zeigte die große Freude, die an der Yuhua Schule zu Hause ist.
Bilder und Text von der Homepage der Yuhua Foreign Primary School

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