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Universitätsklinikum Schleswig-Holstein 1/2014 Pflegeforschung Ne w s le t t e r Kiel und Lübeck im Januar 2014 >Für Euch gelesen Wir begrüßen alle Kolleginnen und Kollegen im neuen Jahr mit interessanten Informationen. Herzliche Grüße Susanne Krotsetis und Peter Nydahl Überlebenszeit von Schokolade Ein Nachtrag zum Weihnachts-Newsletter: Gajendragadkar et al. (2013) untersuchten in England die Überlebensrate von Schokolade. Dazu verteilten sie auf vier allgemeinen Stationen jeweils zwei 350 Gramm Packungen Schokolade (Quality Street von Nestle und Rose von Cadbury). Im Ergebnis dauerte es ø 12 Minuten, bis eine Packung geöffnet wurde, die ø Überlebenszeit der Schokolade betrug 51 Minuten, wobei zu Beginn mehr Schokolade gegessen wurde. Es dauerte ø 99 Minuten, bis die Hälfte verzehrt wurde. Die Schokolade von Quality Street hatte eine signifikant bessere Überlebenschance als Rose-Schokolade. Kommentar: Danke an Frau Balzer für den Tipp! Die Studie ist typisch für die Dezember-Ausgabe des British Medical Journals und zeigt, dass statistische Analysen durchaus Spaß machen können. Zu bedenken ist, dass die Autoren erhebliche Konflikte angeben, da sie andere Schokoladensorten und -mengen vorziehen. Die Ergebnisse sollen davon unbeeinflusst sein (PN). Quelle: Gajendragadkar PR, Moualed DJ, Nicolson PLR, Adjei FD, Cakebread HE, Duehmke RM Martin CA(2013). The survival time of chocolates on hospital wards: covert observational study. BMJ;347:f7198. Stand der Sepsisforschung nach 10 Jahren Eine französische Übersichtsarbeit (Asfar et al. 2013) beschäftigt sich mit dem Erfolg der Sepsisforschung (2001-2013) bezüglich der 3-Monats-Mortalitätsrate von Patienten, die eine Sepsis durchlaufen haben. Neunzehn RCT`s wurden analysiert. Erstaunlicherweise zeigten nur 4 Studien eine Verbesserung hinsichtlich der Mortalitätsrate nach der Intervention auf. Drei dieser 4 Studien sind frühe Studien (2001/2002) und ihre Ergebnisse sind unter anderem Grundlage für die heutigen Sepsis Guidelines. Die restlichen 15 Studien zeigten keine Outcome-Verbesserung oder - wie im Falle der Studie von Perner et al. (2012) nach Therapie mit HES 6% - sogar einen negativen Effekt. Die Frage stellt sich, WARUM? Die Forschergruppe analysiert 3 mögliche Ursachen heraus. I: Der Zeitpunkt des Einschlusses der Patienten in die Studien variiert sehr stark, von 2-3 Std. bis zu 72 Std. nach Diagnosestellung der Sepsis (wobei ein früher Einschlusszeitpunkt bessere Ergebnisse aufzeigt). II: Obwohl fast alle Studien die gültige Sepsisdefinition der American of Chest Physicians (ACCP) von 1992 verwenden, ist der Grad der Schwere der Erkrankung (z.B. Anzahl der Organersatzverfahren) und der Level des Versorgungsniveaus (Universitätsklinikum ja/nein) in den Studien sehr unterschiedlich. Das kann im Umkehrschluss bedeuten, dass die Sepsisdefinition bezüglich deren Gradeinteilung als Basis für Einschlusskriterien zu „schwammig“ ist. III: Um heutzutage nach der erfolgreichen Implementation der Sepsisleitlinien einen hohen Effekt nachzuweisen (in diesem Fall eine Reduktionsrate der Mortalität), muss eine sehr große Gruppe von Pat. untersucht werden. Beispiel: um eine Reduktion von 10% bei einer Mortalitätsrate von 30% nachzuweisen, müssten ca. 7000 Pat. in eine Studie eingeschlossen werden. So große Studien sind noch nicht gelaufen. Es stellt sich also die Frage, ob fehlerhaftes Studiendesign und die hohe Heterogenität (= Uneinheitlichkeit) in den Studien ein möglicher Grund für eher negative Studienergebnisse sein könnte. Die Forscher schlagen die Entwicklung von offen zugänglichen und standardisierten Studienreportformularen vor, um somit eine große Datenbank zu erstellen. Weiterhin das Überdenken von den Einschlusskriterien der Pat; die Forscher wünschen sich die verstärkte Beachtung von Verlaufsparametern in der Sepsis im Gegensatz zu eher statischen Parametern (wie der APACHE Score). (Wobei sich dann wieder die Frage des Zeitfensters, wann schließ ich den Pat. ein-> je eher desto besser, stellen mag. Anm. d. Autors). Außerdem ausreichend große Patientenzahlen in den Studienzentren, um ein „falsch negatives“ Ergebnis zu vermeiden. Kommentar: Diese Übersichtsarbeit der französischen Sepsis Arbeitsgruppe zeigt deutlich die Schwierigkeiten von Forschungsarbeit auf. Wie muss eine Studie aufgebaut sein, um verwertbare und vergleichbare und somit auch anwendbare Resultate zu erzielen? Was sind „Stolpersteine“? Wie können sie minimiert werden? Das Hinterfragen solcher Punkte macht die Bedeutung von hochwertiger, wissenschaftlicher Arbeit klar. (SK) Quelle: Asfar, P. et al. 2013. Residual rates of mortality in patients with severe sepsis: a fatality or a new challenge? Annals of Intensive Care. 3:27 (Open Access) Seite 2 > Seite 2 N e w s l e t t e r : Pflegeforschung Besonderheiten der Überwachung bei künstlicher Ernährung Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (www.dgem.de) hat eine Aktualisierung der S3-Leitlinie zur Überwachung bei künstlicher Ernährung herausgegeben. Die Empfehlungen sind: 1) tägliche Registrierung auch der gastralen Flüssigkeits- und Substratmenge 2) tgl. klinische Evaluation des Abdomens und der Darmfunktion 3) bei abdominal-chirurgischen Pat. eine 4-6stündl. Kontrolle des gastralen Residualvolumens, bei internistischen, beatmeten Pat. ist wird dies nicht empfohlen 5)bei abdominal-chirurgischen Pat. ist ein Schwellenwert von 200 ml gastrales Residualvolumen tolerierbar 6) Bei Erreichen des Schwellenwertes soll die Zufuhr reduziert werden 7) Bei Patienten mit internistischer Grunderkrankung und mit der Notwendigkeit einer invasiven Beatmung soll bei Erbrechen eine Modifizierung der Zufuhrrate erfolgen 8) bei parenteraler Fettzufuhr min. 2/Woche Kontrolle der Triglyceride 9) Triglyzeride bis 400 mg/dl sind tolerabel 10) Bei Stressstoffwechsel und bei Diabetikern soll eine Blutzuckerkontrolle erfolgen 11) ein BZ von <110 mg/dl soll vermieden werden 12) BZ 140-200 mg/dl ist tolerierbar 13) BZ-Kontrollen bei künstlicher Ernährung und/ oder Stressstoffwechsel 3-4/tgl, bei Insulingaben häufiger. Kommentar: Die Empfehlungen können bei best. Krankheitsbildern abweichen, wir empfehlen, den Volltext zu lesen (www.dgem.de ->Leitlinien). Interessant ist die Diskussion, wieviel gastraler Rücklauf tolerabel ist. Verschiedene Autoren tolerieren höhere Mengen, sofern es sich um einen einmaligen Rücklauf 4h nach Beginn der enteralen Ernährung handelt. Dann soll die Ernährungszufuhr angepasst werden, nicht: abgesetzt. Das Absetzen der Ernährung beinhaltet das Risiko der Mangelernährung, das nicht zu unterschätzen ist (PN). Quelle: Hartl WH, Parhofer KG, Kuppinger D, Rittler P und DGEM(2013). Besonderheiten der Überwachung bei künstlicher Ernährung. Aktuel Ernahrungsmed 2013; 38: e90–e100. Neue Empfehlungen zur Prävention von VAP Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut hat neue Empfehlungen für die Prävention von nosokomialen, beatmungsassoziierten Pneumonien (VAP) herausgegeben. Empfohlen wird: Schulung des Personals - Händehygiene - kein Routinescreening der VAP, sondern nur bei Verdacht - Screening der gesamten VAP-Rate - Wechselintervall des Geschläuchs ≥ 7 Tage (nur bei Verschmutzung häufiger) - Cuffdruck zwischen 20-30 cm H2O - Tuben mit subgl. Absaugung bei Beatmung >72h sind sinnvoll, Um-Intubation ggf. auch - kein Vorteil in Bezug auf die VAP-Rate für geschlossene vs. offene Absaugsysteme (geschl. Systeme nur bei Infektionen mit MRE) - offenes Absaugen mit Händehygiene und zusätzlichem sterilen Einmalhandschuh - regelm. Mundpflege mit antiseptischen Substanzen - Berücksichtigung der Leitlinie zur Analgesie, Sedierung und Delirmanagement - Maßnahmenbündel sind effektiv. Unklar, bzw. mit widersprüchl. Studienlage sind: Nutzen silberbeschichteter Endotrachealtuben - Oberkörperhochlagerung 10-450 - kinetische Betten zur Vermeidung von VAP - frühe Tracheotomie zur Vermeidung von VAP - kont. vs. interm. subglottischer Absaugung - aktive vs. passive Befeuchtung: beide Verfahren haben Vor- und Nachteile, Wechsel nach Herstellerangaben. Kommentar: Die Empfehlungen sind wichtig und Grundlage für neue Hygieneempfehlungen (PN) Quelle: RKI (2013). Prävention der nosokomialen beatmungsassoziierten Pneumonie. Bundesgesundheitsbl 2013 56:1578–1590 DOI 10.1007/s00103-013-1846-7 In eigener Sache Das nächste Treffen für akademisierte Pflegekräfte am Campus Kiel wird am 11.2. wieder von 13.30 bis 15.00 im Besprechungsraum des Pflegedirektors R. Green statt finden (Chirurgie Eingangshalle, neben der Cafeteria) Pflegeforschung [email protected] [email protected]