Vorstellung des BfN E+E

Transcrição

Vorstellung des BfN E+E
Vorstellung des BfN E+E Vorhabens:
Großflächige Wiederherstellung von Niedermoorflächen
mittels Oberbodenabtrag auf ehemals intensiv entwässerten und bewirtschafteten
Standorten unter ökonomischen Gesichtspunkten
- Ergebnisse der Voruntersuchung -
BfN Förderschwerpunkt:
Dem Klimawandel begegnen: Naturschutzmaßnahmen zum aktiven Klimaschutz
Peenebogen Bentzin
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
INA, Insel Vilm, 18. - 19.08.2014
Beteiligte des E+E-Vorhabens
Hochschule Neubrandenburg (Leitung)
Studiengang Agrarwirtschaft
-
Prof. Dr. sc. agr. Theodor Fock, Projektleiter
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Projektmitarbeiter
Studiengang Naturschutz und Landnutzungsplanung
-
Prof. Dr. rer. nat. Mathias Grünwald
Zweckverband Peenetal-Landschaft
(Kooperationspartner)
-
Dipl. Biologe Jens Kulbe
Wirtschaftspartner
- Friedland Erden GbRmbH (Erdenverarbeitung)
- FGW Bau GmbH Friedland (u.a. spezialisiert auf Renaturierungsvorhaben)
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
1. Ausgangslage, Motivation
•
starker Flächenrückgang mesotropher Niedermoore in MV
(aktuell nur noch ca. 200 ha)
•
rezent: nährstoffreiche, wechselfeuchte Staudenfluren, Röhrichte und
Bruchwaldstadien
•
degradierte Torfböden bieten kein geeignetes Ansiedlungssubstrat für
Moorpflanzen ärmerer Standorte.
•
Trotz Entwässerungsrückbau und Pflegemaßnahmen war die Wiederherstellung dieser Vegetationsformen bisher nicht möglich.
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
1. Ausgangslage, Motivation
•
•
Flächenpotenziale in Deutschland
allein im Peenetal befinden sich hunderte Hektar an Flächen mit degradierten Niedermooren
Parameter
Mooranteil an
Landesfläche
Moorfläche in ha
Niedermoor in ha
Hochmoor in ha
Mecklenburg- SchleswigVorpommern Holstein
12,9%
305.690
302.690
3.000
9,2%
145.000
115.000
30.000
Niedersachsen
Brandenburg
Bayern
8,8%
7,3%
3,0%
419.900
185.100
234.800
210.000
210.000
0
219.500
92.039
22.886
Räumliche Aufteilung und Flächenabschätzung der Moorflächen relevanter Bundesländer
(verändert nach JENSEN et al. 2012: 15, ergänzt um Daten aus S.-Anhalt, B-W und NRW
nach GROSSE-BRAUCKMANN 1997: 183-215)
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
Sachsen- Baden- NordrheinAnhalt Württemb Westfalen
2,84%
58.200
58.200
0
1,17%
42.000
37.000
5.000
1,17%
40.000
36.000
4.000
1. Ausgangslage, Motivation
•
Flachabtorfungen wurden in kleinerem Umfang schon durchgeführt z.B.:
- Donau Moos (BY) (SCHÄCHTELE & KIEHL 2004)
- NUP „Uckermärkische Seen“ (BB) (SCHUMANN & MAUERSBERGER 2009)
- Landgrabental (MV) (KOSKA 2011)
- Uckermark (BB) (ROWINSKY 2013)
Ziel war meist die Materialgewinnung vor Ort, um das Grabensystem zu
schließen.
Am Oberrhein (HE) wurde Oberboden zur Aushagerung von Stromtalwiesen
abgetragen. Es erfolgten auch Wiederansiedlungsmaßnahmen (HÖLZEL et al. 2006)
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
1. Ausgangslage, Motivation
• Kernfrage
Kann eine großflächige Wiederherstellung von Niedermoorflächen durch
Oberbodenabtrag naturschutzfachlich, aber auch ökonomisch eine praktikable
Renaturierungsstrategie sein?
• Besonderheit des Vorhabens
Durch beispielhafte Verwertung des anfallenden Materials (~ 3.000 m³) sollen
Mittel für den Bodenabtrag teils wieder eingespielt werden. Deshalb wird mit
Betrieben der Erdenproduktion zusammengearbeitet.
•
Erzeugung eines Mehrfachnutzens
→ Renaturierung von Moor (Naturschutz & Biodiversität)
→ Torfsubstitution, Moorerhalt an anderen Stellen (Klimaschutz)
→ Generierung Torfwachstum (langfristige CO² Fixierung)
→ Aufbereitung des Materials (regionale Wertschöpfung)
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
2. Untersuchungsgebiet, Peenebogen Bentzin
Oberbodenabtrag auf einem
Quell- und Durchströmungsmoorkomplex (ca. 4-5 ha)
Warum genau diese Fläche?
- gute Standortvorauss. zur
Erreichung ökolog. Ziele
- keine landwirtsch. Nutzung
- Entwässerungsrückbau
erfolgte (planfestgestellt)
- Zweckverband ist Flächeneigentümer
N
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
- gute Erreichbarkeit
3. Zielstellungen, ökologisch
•
•
•
•
Wiederherstellung artenreicher Lebensräumen, hier Riede und Röhrichte
mäßig nährstoffarmer, basenreicher Niedermoore und Ufer (Parvo-Caricetea)
Wiederherstellung funktionsfähiger, pflegeunabhängiger Moorökosysteme
Initiierung von Torfakkumulation (Stoffsenkenfunktion, Klimaaspekt)
Zielarten: u.a. Mehl-Primel (Primula farinosa), Sumpf-Glanzorchis (Liparis loeselii),
Ostsee-, Gelblichweißes, Breitblättriges und Kurzblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza
curvifolia, ochroleuca, majalis, majalis ssp. brevifolia), Floh-, Schlamm- und
Zweihäusige Segge (Carex pulicaris, limosa, dioica) und seltene Moosarten
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
3. Zielstellungen, ökonomisch und technisch
•
Kostenseitige Betrachtung:
- günstige Realisierung großflächiger Vorhaben möglich
- Abbau: Erprobung technischer und wirtschaftlicher Verfahren (inkl. Transport)
- Wiederbegrünung: Erprobung verschiedener Verfahren
- Aufbereitung: Entwicklung von Torferdesubstituten und Verarbeitungsvarianten
•
Erlösseitige Betrachtung:
- Entwicklung und Vermarktung von Produkten aus Oberbodenmaterial
- zukünftig: Teilfinanzierung von Vorhaben angestrebt (nicht im jetzigen Projekt)
konventionelle Pflanzerde
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe

torfreduzierte
/
torffreie Produkte
4. Durchgeführte Arbeiten (seit August 2013)
Erstellung eines Digitalen Geländemodells des Untersuchungsgebietes
- Raster 10 x 10 Meter
Erstellung und Monitoring zweier
hydrologischer Messreihen
Pegeltransekte
und
und
Beprobung und Analyse des Bodens
Transekte
und
(an jedem
Punkt wurden Proben aus zwei Tiefen
genommen)
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
4. Durchgeführte Arbeiten
Auswertung der Pegeltransekte
und
Bildquelle: Google Earth vom 28.10.2013
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
4. Durchgeführte Arbeiten
vererdeter Oberboden mit Sandband
Dokumentation
einer Moorbohrung
Monitoring der Pegelstände
Messung
der Oberbodenmächtigkeit
Bodenansprache
im Gelände
gut erhaltener Torf aus 45 cm Tiefe
Die Oberbodenmächtigkeiten liegen zw. 18 und 34 cm, im Schnitt rd. 27 cm (pH um 6).
Die Niedermoortorfe darunter sind schwach bis mittel zersetzt (pH ≥ 6 bis 7,3).
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
4. Durchgeführte Arbeiten
Auswertung der Bodenproben
Bildquelle: Google Earth
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
4. Durchgeführte Arbeiten
•
•
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
Vegetationskartierung
Die Einordnung der
Vegetationskartierung
erfolgt nach Berg et al. 2004.
4. Durchgeführte Arbeiten
•
•
Diasporenversuch zur Ermittlung der Spontanvegetation nach einem
Oberbodenabtrag von ca. 30 cm (qualitativ und quantitativ)
Wie gestaltet sich die Abfolge der Wiederbesiedlung?
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
4. Durchgeführte Arbeiten (seit August 2013)
faunistische Kartierungen
•
14 Tagfalterarten konnten nachgewiesen werden
- mesophile Arten des Offenlandes, weit verbreitet, v.a. blütenreiche Stellen
- große ökologische Toleranzbreite innerhalb der Offenlandbiotope
- außer dem Hauhechel-Bläuling und dem
Spiegelfleck-Dickkopffalter sind alle
weiteren Arten sehr dispersionsfreudig
Hauhechel-Bläuling
(Polyommatus icarus )
•
http://www.lepiforum.de
8 Heuschreckenarten wurden nachgewiesen
- die meisten kommen in einer Vielzahl weiterer Biotoptypen vor und haben
geringe Bedeutung als wertgebende Arten der Niedermoore
- Sumpfschrecke ist dagegen sehr stark an feuchte bis nasse
Lebensräume gebunden - einzige „gefährdete“ Heuschreckenart, gemäß der Roten Liste M-V
Sumpfschrecke
(Stethophyma grossum)
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
4. Durchgeführte Arbeiten
Stand der faunistischen Kartierungen
•
Kartierung von Laufkäfern:
- 26 Arten wurden nachgewiesen
- Mit Ausnahme einer Grabkäferart (Pterostichus diligens) (RL MV: V)
und der Glanzflachläuferart (Agonum duftschmidi) (RL MV: 2)
sind alle Carabiden weit verbreitet (eurytop).
- Alle weiteren Arten sind meist hygrophil und
in M-V häufig bis sehr häufig.
www.uniterra.de
Grabkäfer / Ried-Grabläufer
(Pterostichus diligens)
•
Ergebnis: Der momentane faunistische Wert der Fläche wurde, bezogen
auf die betrachteten Artengruppen, als gering bis durchschnittlich eingestuft.
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
5. Umsetzung, Abtragverfahren
Umsetzung des Oberbodenabtrags:
•
•
•
Stufe 1: Abtrag der Grasnarbe und Verfüllung der Gräben
Stufe 2: Abtrag des Oberbodens und Zwischenlagerung am Gebietsrand
Vorteile:
- Maschinen fahren immer auf schützender Grasnarbe
- Materialtrennung vor Ort (Reduzierung der Transportkosten)
- Grasnarbe eignet sich sehr gut zur Grabenverfüllung
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
5. Umsetzung, Abtragverfahren
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
5. Umsetzung, Wiederbegrünung
Planung von verschiedenen Varianten der Wiederbegrünung
1. spontane Begrünung durch Sukzession (2 ha)
2. Ausbringung von Mahdgut aus NSG-Flächen
a) Ansaat mit Ballenauflöser (1 ha)
b) Anspritzbegrünung / Nassansaat (1 ha)
c) oder durch manuelle Aussaat
beide Abbildungen: www.bender-rekultivierungen.de
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
5. Umsetzung, Wiederbesiedlung
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
5. Umsetzung, Aufbereitung und Verwertung
Planung von verschiedenen Varianten: Blumenerde, Graberde, Rosenerde, …
•
Aufbereitung des Bodenmaterials
- Entwicklung von Torferdesubstituten und Erprobung von Verarbeitungsvarianten → vermarktungsfähiges Produkt nach RAL
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
5. Umsetzung, Materialaufbereitung
mögliche Aufbereitungsschritte:
Trennung Grasnarbe und Boden vor Ort bzw. Absieben im Werk
↓
evtl. Kompostieren und Umsetzen oder Dämpfen, Laboranalyse
↓
Zugabe von Zuschlagstoffen (Kalk, Nährstoffe, …)
↓
↓
fertiges Endprodukt oder Beimengung als Kosubstrat
↓
Verpackung und Transport
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
5. Umsetzung, Marktanalyse
•
Marktanalyse
- Analyse der Absatz- und Verwertungsmöglichkeiten
- Untersuchung von Möglichkeiten zur Produktdiversifizierung
- für die Landwirtschaft,
- für den Hobbybereich und
- für den Gartenbau
- Untersuchung und Bewertung von Absatzwegen (Distribution)
•
Marketingkonzept für die oben genannten Produktbereiche
- Darstellung des Mehrwertes (z.B. „Naturschutzerden“ oder „torffrei“)
- Ansiedlung im Premiumsektor
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
5. Umsetzung, Ergebnisse
•
Voraussetzungen für Umsetzung des Hauptvorhabens wurden geschaffen
•
günstige Bedingungen für die Vorhabenumsetzung (u.a. gute standörtliche
Voraussetzungen, Flächenverfügbarkeit, Akzeptanz)
•
durch Erhebung des Ist-Zustandes besteht gute Grundlage für weitere
Projektphase und für späteres Monitoring
•
durch Probeabtrag des Oberbodens und Eignungsprüfung des Materials gibt
es erste Erfahrungen
Die Machbarkeit dieses anspruchsvollen Vorhabens kann somit bestätigt werden.
Naturschutz
→
Torfsubstitution
↓
Klimaschutz
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
→
Wertschöpfung
6. Ausblick, vielversprechende „Testflächen“
•
Abtragsflächen (2007)
- Für Grabenverfüllungen sind
Abtragsflächen unterschiedlicher
Größe und Tiefe entstanden.
- Diese waren interessant für die
Vegetationsuntersuchungen
im Jahr 2014.
- Aus den Ergebnissen kann die
ideale Abtragtiefe und der
Wiederbesiedlungszeitraum
ermittelt werden.
Bildquelle: Google Earth
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
6. Ausblick, vielversprechende „Testflächen“
Bentzin, Entnahmefläche von 2007
Bentzin, Entnahmefläche mit SumpfBirnenmoos (Bryum pseudotriquetum)
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe
Bentzin, Entnahmefläche mit Zielarten z.B.
Stumpfblütige Binse (Juncus subnodulosus)
und Rasen von Sichelmoos (Drepanocladus
aduncus )
Kontakt:
[email protected]
[email protected]
weitere Infos unter:
www.bfn.de > Förderung > E+E-Vorhaben > Liste aktueller Vorhaben
www.doku.uba.de, Umweltforschungsdatenbank UFORDAT
Fläche bei Gützkow im Peenetal: orchideenreiche Trollblumenwiese
Dipl. Geoök. Matthes Pfeiffenberger, Dipl. Biol. Jens Kulbe

Documentos relacionados