Ostwürttemberg: eine Standortstudie
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Ostwürttemberg: eine Standortstudie
Ostwürttemberg: eine Standortstudie Fakten – Analysen – Chancen Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg Herausgeber Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg Postfach 14 60, 89504 Heidenheim Büroanschrift: Ludwig-Erhard-Straße 1, 89520 Heidenheim Tel. 07321 324-0 Fax 07321 324-169 E-Mail: [email protected] Internet: www.ostwuerttemberg.ihk.de Gestaltung/Layout Johannes Blum, Steinheim Druck Wahl-Druck, Aalen Stand: September 2005 8 2005 IHK Ostwürttemberg. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Vervielfältigung auf Papier und elektronischen Datenträgern sowie Einspeisung in Datennetze nur mit Genehmigung des Herausgebers. Alle Angaben wurden mit größter Sorgfältigkeit erarbeitet und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhaltes sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernimmt die IHK Ostwürttemberg keine Gewähr. INHALT Vorwort 05 Standort in Kürze: Fakten und Chancen 06 Ostwürttemberg – Standort mit Gegensätzen 09 Strategische Chancen - Handlungsfelder 24 Chance 1: Technologisches Potenzial weiter stärken 24 Chance 2: Bildung – Weichen stellen für Morgen 28 Chance 3: Globalisierung und Zulieferer als Vorteil 31 Chance 4: Dienstleistung dynamisch vorantreiben 32 Chance 5: Standortansiedlung und -marketing 34 Schritte zur Zukunftsfähigkeit 37 Glossar 38 Studien & Quellen 41 Mitglieder “AG Standort” 43 Ostwürttemberg schafft Zukunft Haben wir eine Chance den Wohlstand in Ostwürttemberg zu sichern? Arbeiten wir ständig an diesem Ziel? Wenn nein, warum nicht? Und falls ja, welche Vorschläge gibt es, damit wir schneller werden? Machen wir die größtmöglichen Fortschritte? Haben wir die richtige Strategie? Gibt es Alternativen dazu? Erreichen wir unsere Ziele und womit? Die Antworten darauf sollten alle Akteure der Region schnellstmöglich geben. Ostwürttemberg ist der Raum für Talente und Patente mit einem Spitzenplatz bei den Patentanmeldungen und Stärken in weiteren Bereichen. Allerdings hat die Region auch mit erheblichen Schwächen zu kämpfen. Insbesondere die geringe Ertragskraft der ostwürttembergischen Unternehmen war Ausgangspunkt der Überlegungen der IHK Ostwürttemberg zu einer detaillierten Standortbestimmung. Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe „Standort“ – bestehend aus Unternehmern der IHK-Vollversammlung, externen Experten sowie Verantwortlichen der IHK – wurden Stärken und Schwächen der Region analysiert. Ziel der Arbeitsgruppe „Standort“ war es, eine Ist-Analyse des Wirtschaftsraumes Ostwürttemberg vorzunehmen, Entwicklungen zu erklären, sowie Chancen und Risiken für die künftige Entwicklung zu identifizieren. Die nun vorliegende Studie fasst die wesentlichen Ergebnisse dieses Analyse- und Diskussionsprozesses zusammen. Helmut Althammer IHK Präsident Die IHK Ostwürttemberg sowie die Mitglieder der AG „Standort“ wollen damit die Basis für weitere vertiefende Diskussionen und vor allem Ansätze für konkretes Handeln liefern. Das Papier hat „Werkstatt-Charakter“ und lässt daher einige Fragen offen. Die IHK-Vollversammlung hat einstimmig der Analyse und den Chancenfeldern zugestimmt. Im Zentrum der weiteren Diskussion müssen die aufgezeigten Chancen-Felder stehen. In diesen Feldern sollen sich im weiteren Prozess themenbezogene Arbeitsgruppen bilden. Dabei ist das Engagement und der volle Einsatz aller Akteure in der Region Ostwürttemberg gefragt. Es geht um kein geringeres Ziel, als den Wohlstand in Ostwürttemberg auch für zukünftige Generationen zu sichern, den Erhalt und den Ausbau der Ertragskraft der Unternehmen, den Erhalt der sozialen Stabilität und insgesamt den Erhalt der Zukunftsfähigkeit von Ostwürttemberg. Ostwürttemberg stärkt seine Stärken – Machen Sie mit! Klaus Moser IHK Hauptgeschäftsführer 5 Standort in Kürze: Fakten und Chancen Die Fakten Fakt 1: Geringe Wachstums- und Ertragskraftdynamik kritisch für Zukunftsfähigkeit Gemessen an Bruttowertschöpfung, Umsatzentwicklung und Steuerkraftsumme hat die Region im Zeitraum 1992 bis 2000 unterdurchschnittlich zugelegt. Darüber hinaus hat Ostwürttemberg im Vergleich der zwölf Regionen im Land seit über zehn Jahren die geringste absolute Ertragskraft. Bei der Ertragskraft je IHK-Mitgliedsbetrieb belegt die Region im Vergleich der Zwölf im Zeitraum 1996 bis 2003 dreimal Platz 11, einmal Platz 9 und 8, zweimal Platz 7 und nur einmal Platz 6. Beim Gewerbeertrag je Beschäftigten landet die Region in allen Jahren sogar lediglich auf den Plätzen 10 bis 12. Fakt 2: Industrie und Dienstleister wichtige Partner – Gesundheit schafft Arbeit Die Industrie ist nach wie vor wichtigster Arbeitgeber der Region. Im Jahr 2001 beschäftigten die rund 2.000 Industriebetriebe 84.500 Menschen. Die Dienstleister gewinnen jedoch deutlich dazu. Ihr Bruttowertschöpfungsanteil liegt mittlerweile bei knapp über 50 Prozent. Die rund 16.800 Dienstleister beschäftigen über 65.300 Menschen. Die Entwicklung der Dienstleister ist eng an die Industrie gekoppelt, vor allem im Bereich Unternehmensservices besitzt die Region relative Stärken. Im absoluten Vergleich mit dem Land sind unternehmensnahe Dienstleister aber noch 6 unterrepräsentiert. Daneben sind es auch die Gesundheits-Dienstleistungen, die immer größere Bedeutung haben. Im Ostalbkreis stellt diese Branche bereits den wichtigsten Beschäftigungsträger dar. In ganz Ostwürttemberg beschäftigen die rund 770 Dienstleister im Segment Freizeit & Gesundheit rund 12.800 Mitarbeiter. Fakt 3: Patent- und Innovationskraft wichtige Stärken Bei der Patentdichte und Patentintensität belegt die Region nach Stuttgart und München den dritten Platz. Für die Zukunft ist aber die weitere Entwicklung der Patentdynamik entscheidend, die im Vergleich zu den Nachbarregionen in den Jahren 1999 bis 2000 unterdurchschnittlich war. In den Bereichen Papiertechnik, Fahrzeugbau, Optik, Mess-/Prüftechnik, Allgemeiner Maschinenbau, Beleuchtung/Heizung besitzt die Region Patentspezialisierungen. Die vier Hochschulen der Region und zahlreiche Forschungs- und Transfereinrichtungen an den Hochschulen sowie das Forschungsinstitut für Edelmetalle und Metallchemie (FEM) haben überregional bekannte Kompetenzen in Forschung und Lehre. Fakt 4: Gründungsdynamik und Unternehmenserfolg nicht ausreichend Die Zahl der Gründungen je 1.000 Einwohner liegt unter dem Durchschnitt des Landes - für die Erneuerung der wirtschaftlichen Basis ein zu geringer Wert. Darüber hinaus ist auch das Abmeldegeschehen ein wichtiger Indikator. Im Zeit- raum 1993 bis 2002 war der Saldo zwischen Anund Abmeldungen positiv, d.h. es wurden mehr Gewerbe an- wie abgemeldet. Die Region belegt jedoch in der Insolvenzstatistik – gemessen an betroffenen Beschäftigten und ausgefallenen Fördervolumina – unerfreuliche Spitzenplätze im Vergleich der anderen Landkreise. Zudem hat sich im Zeitraum 2001 bis 2003 das Ausfallrisiko im sogenannten CreditreformIndikator erhöht. Fakt 5: Demographie: Ruhe vor dem Sturm – Kräfte aller gefordert Noch profitiert Ostwürttemberg von Wanderungsgewinnen. Doch erste Begleiterscheinungen der demographischen Bevölkerungsentwicklung werden bereits sichtbar: Die Bevölkerung wird älter und einzelne Teilregionen koppeln sich ab. Die Gruppe der 15- bis 18-jährigen sowie das Erwerbspersonenpotenzial von 18 bis 65 Jahre wird deutlich zurückgehen. Hieraus ergeben sich Fragen, wie die Versorgung mit Fachkräften und Auszubildenden gesichert werden kann, welche neuen Formen der Weiterbildung entstehen müssen und wie sich die Entwicklung auf die Strukturen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich auswirken. Fakt 6: Qualifikation – Kapital von Morgen – Potenziale erschließen Die Region hat im Hinblick auf die künftigen Anforderungen in der Arbeitswelt zu wenig Schulabgänger mit Fachhochschul- und Hochschulreife. Nur 22,2 Prozent der Schüler, gegenüber 24,8 Prozent im Land, sind auf Gymnasien. Dies spiegelt sich auch in den Anteilen von Beschäftigten mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss wider. Der Strukturwandel in der Beschäftigtenstruktur hin zu qualifizierten Fachkräften ist unterentwickelt. Aufgrund traditioneller Familienstrukturen ist der Anteil der Frauenerwerbstätigkeit im Vergleich zum Land eher gering. Im Hinblick auf die Knappheit von Fachkräften ist die Frage zu stellen, ob wir dies uns künftig noch leisten können, zumal Frauen immer häufiger besser qualifiziert sind. Fakt 7: Infrastruktur und Gewerbeflächen – Handlungsfelder mit Priorität Der Anschluss an überregionale Infrastrukturnetzwerke ist auch in Zukunft von zentraler Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit. In einer arbeitsteilig organisierten, globalisierten Wirtschaftsstruktur wird die Bedeutung dieses Faktors weiter zunehmen. Vor diesem Hintergrund sind der Ausbau der B 29, die Modernisierung des Verkehrslandeplatzes Elchingen oder auch die Vorhaltung hochwertiger Gewerbeflächen von enormer Bedeutung. Fakt 8: Globalisierung: Chance und Risiko zugleich – Kooperationspotenziale nutzen Ostwürttemberg lebt vom Export – dennoch ist die Exportquote mit 65,1 Prozent im Zeitraum 1973 bis 2001 nur in der Region SchwarzwaldBaar-Heuberg geringer gewachsen. Der Export der in der Region starken Branchen – Maschinenbau, Kraftwagen und Kraftwagenteile – leistet einen enormen Beitrag zur inländischen Wertschöpfung und Beschäftigung. In der Diskussion über Globalisierung ist mehr Sachlichkeit gefragt und die Anstrengungen müssen sich auf die Steigerung der Innovations- und Kooperationsfähigkeit der Unternehmen konzentrieren. Dort liegen erheblich Potenziale mit enormen Beschäftigungseffekten. 7 Die Chancen Chance 1: Technologisches Potenzial nutzen und fördern Die zentrale Stärke der Region liegt in der enormen Innovationskraft. Zentrales Ziel muss es daher sein, den Ideen- und Erfindungsreichtum der Region weiter zu fördern und daraus Wertschöpfung zu generieren. Ansatzpunkte liegen in Kreativitätstechniken, Patentverwertungs- und -vermarktungseinrichtungen, der Ausweitung des Technologietransfers oder dem Ausbau der Weiterbildung rund um die Themen Technologie / Innovation. Spezielle technologische ChancenFelder sind die Bereiche Photonik, Zerspanung und Umformung, Metallguss sowie die Oberflächen- und Werkstofftechnik. Chance 2: Bildung – Weichen stellen für Morgen Die gestiegenen Qualifikationsanforderungen und die anstehenden demographischen Entwicklungen werden die Bildungsstrukturen vor enorme Herausforderungen stellen. Bildung ist der zentrale Wettbewerbsfaktor und Basis für Innovations- und Ertragskraft eines Standorts. Dieser Bereich muss oberste Priorität genießen. Chancen liegen in den Bereichen „Ausbildung und Wirtschaft“, „Qualifikation und Unternehmertum“, „Aktivierung, Pflege und Aufbau von Humankapital“ sowie im „Lebenslangen Lernen“ und der Ablösung des Konkurrenz-Leitbildes durch das Leitbild der Kooperation. Chance 3: Globalisierung und Zulieferer als Vorteil nutzen Mittelständische Unternehmen und Zulieferer sind flexibel – darin unterscheiden sie sich deut- 8 lich von Großkonzernen. Deren Wettbewerbsfähigkeit gilt es zu stärken. Chancen liegen in der Erschließung von Internationalisierungs-Know-how und Kooperationen. Der Standort-Dialog Zulieferer muss die zentrale Zukunfts-Plattform werden, um entscheidende Akteure zusammen zu bringen. Chance 4: Dienstleistungsbereich dynamisch vorantreiben Der Dienstleistungssektor hat in den letzten Jahren deutlich zugelegt – dennoch gibt es in Ostwürttemberg noch enorme Potenziale, die es zu erschließen gilt. Vor allem im Gesundheitssektor und bei unternehmensnahen Dienstleistungen liegen Stärken der Region und damit Ansatzpunkte für weiteres dynamisches Wachstum. Vor allem die Entwicklung einer nachhaltigen Strategie für diese Marktsegmente ist in einem ersten Schritt von großer Bedeutung. Chance 5: Strategische Standortansiedlung und -vermarktung entwickeln Die Standortpolitik und auch das -marketing waren in der Vergangenheit zu wenig auf Zielregionen und -branchen fokussiert. Die BadenWürttemberg International (BW-I) muss künftig verstärkt genutzt werden, um mehr Ansiedlungen zu erreichen. Aus der Neuausrichtung der Standortpolitik ergeben sich auch organisatorische Fragen für die Wirtschaftsförderung, die es im Dialog zu beantworten gilt. Die Region muss zusammen mit Land und Bund die Voraussetzungen für künftige Ansiedlungen und Erweiterungsvorhaben schaffen. Hierbei hat die Infrastruktur und auch die Preispolitik bei den Gewerbeflächen oberste Priorität. Ostwürttemberg – Standort mit Gegensätzen Schwache Dynamik und Ertragsschwäche Bei der Kennzahl Bruttowertschöpfung zu Herstellerpreisen im Betrachtungszeitraum 1992 bis 2000 landet Ostwürttemberg vor den Regionen Nordschwarzwald und Reutlingen auf dem drittletzten Platz. Die Entwicklung des Umsatzes im Verarbeitenden Gewerbe im Zeitraum 1973 bis 2001 liegt mit einem Zuwachs von 294,2 Prozent ebenfalls unter dem Landesdurchschnitt, die Region landet auf Platz acht im Mittelfeld der zwölf badenwürttembergischen Regionen. Diese schwache Wirtschaftsdynamik spiegelt sich auch in der Steuerkraftsumme je Einwohner wider. Betrachtet man die Entwicklung der Steuerkraftsumme je Einwohner im Zeitraum 1986 bis 2002 weist die Region mit 51 Prozent Zuwachs den drittschlechtesten Platz im Land aus. Insgesamt hat Ostwürttemberg mit einem Ertragskraft-Problem zu kämpfen. Seit über zehn Jahren in Folge haben die ostwürttembergischen IHK-Mitgliedsbetriebe gemessen an absoluten Werten die geringste Gewerbeertragskraft des Landes. Im Jahr 2004 lag der Gewerbeertrag in Ostwürttemberg bei 633,79 Mio. EUR. Der Maximalwert lag bei 7,83 Mrd. EUR (Region Stuttgart). Bei der Betrachtung der Gewerbeerträge je Unternehmen belegt die Region im Zeitraum 1996 bis 2004, viermal Platz 11, einmal Platz 9, einmal Platz 8, zweimal Platz 7 und einmal Platz 6 (Jahr 2000). Bei der Betrachtung des Gewerbeertrags je Beschäftigten landet die Region im Vergleich der zwölf Regionen des Landes im Zeitraum 1996 bis 2004 auf den Plätzen 10 bis 12. Einzige Ausnahme ist das Jahr 2000 – hier belegt Ostwürttemberg Platz 8. Nach Donau-Iller hat die Region von 1996 bis 2003 den zweitniedrigsten Gewerbeertrags-Zuwachs zu verzeichnen und ist damit unterdurchschnittlich gewachsen. Erklärungsansätze liegen in folgenden Bereichen: Lohn- und Gehaltsniveau: Die Region Ostwürttemberg hat sich bei der Betrachtung des Arbeitnehmerentgelts je Arbeitnehmer seit 1994 deutlich vom Landesdurchschnitt abgekoppelt. Seit 1994 liegt das Arbeitnehmerentgelt über dem Durchschnitt des Landes. Hierfür sind, dies bestätigt der Strukturentwicklungsbericht 2003 des Wirtschaftsministeriums, der Kreis Heidenheim, der Mittelbereich Aalen und ganz besonders der Mittelbereich Ellwangen verantwortlich. Der Mittelbereich Schwäbisch Gmünd lag beim Gehaltsniveau im Zeitraum 1994 bis 2000 unter dem Landesdurchschnitt. Die Durchschnittsgehälter im Tarifgebiet Ostwürttemberg liegen deutlich über den Durchschnitten aller Tarifgebiete. Im Vergleich der zwölf Regionen hat Ostwürttemberg mit einem Zuwachs von 10,3 Prozent im 9 Zeitraum 1996 bis 2001 den drittgrößten Anstieg der Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer. Nur die Regionen Unterer Neckar (10,8%) und Donau-Iller (13,2%) liegen im Zuwachs noch vor Ostwürttemberg. Auf Initiative der IHK hat der Sparkassenverband Baden-Württemberg außerdem die Personalaufwandsquote der ostwürttembergischen Unternehmen untersucht. Die Analyse basiert auf 9.364 Jahresabschlüssen für das Auswertungsjahr 2002 und 6.639 Abschlüssen für das Jahr 2003. Für die Region Ostwürttemberg konnten 520 Bilanzen ausgewertet und mit dem Rest des Landes verglichen werden. Der Indiktator „Personalaufwandsquote“ liegt bei den ostwürttembergischen Unternehmen über alle Branchen und Größenklassen deutlich über dem Wert des restlichen Baden-Württemberg. Die Quote lag in Ostwürttemberg im Jahr 2003 bei 35,29 gegenüber 27,02 im restlichen Baden-Württemberg. Diese Relationen gelten auch für das Auswertungsjahr 2002. Diese starke Diskrepanz hat Ihre Ursache vor allem in den Personalaufwandsquoten des Verarbeitenden Gewerbes und besonders des Maschinenbaus. Im Bereich der sonstigen, öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen sind die Unterschiede dagegen nur marginal. Betrachtet man darüber hinaus den Umsatz je Beschäftigten in den Jahren 2002 und 2003 so kommt die Analyse des Sparkassenverbandes zu dem Ergebnis, dass Ostwürttemberg deutlich hinter dem Rest des Landes liegt. Der Umsatz je Beschäftigten im Jahr 2003 über alle Branchen und alle Größenklassen lag in Baden-Württemberg bei 183,08 TEUR je Beschäftigten und in Ostwürttemberg bei 138,27 TEUR. Lediglich im Bereich der öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen liegt der Umsatz je Beschäftigten in 10 Ostwürttemberg über dem Landesdurchschnitt. Auch für diesen Indikator scheint vor allem das Verarbeitende Gewerbe entscheidend zu sein. Darüber hinaus wurde durch den Sparkassenverband Baden-Württemberg auch die Materialaufwandsquote in den Jahren 2002 und 2003 untersucht. Für das gesamte Baden-Württemberg gilt, dass die Materialaufwandsquote für das Verarbeitende Gewerbe über den Quoten aller anderen Branchen liegt und die Materialaufwandsquote für den Maschinenbau noch über dem des Verarbeitenden Gewerbes angesiedelt ist. Allerdings wird aus der Untersuchung des Verbandes auch deutlich, dass die Materialaufwandsquoten aller betrachtenden Branchen in Ostwürttemberg deutlich unter denen des restlichen Landes liegen. Der Materialaufwand ist also nicht ursächlich für die Ertragsschwäche der ostwürttembergischen Unternehmen. Starke Industrie – (noch) schwache Dienstleister Der Industriesektor leistete 2001 mit rund 2.090 Unternehmen und 84.500 Beschäftigten einen Beitrag von rund 48 Prozent zur Bruttowertschöpfung. Der Anteil der Industrie liegt in Ostwürttemberg über dem Durchschnitt des Landes. Die ostwürttembergischen Dienstleister konnten ihre Umsätze und die Zahl der Beschäftigten im Zeitraum 1997 bis 2001 jedoch deutlich steigern. In Ostwürttemberg tragen die Dienstleistungsunternehmen mittlerweile knapp über 50 Prozent zur Wertschöpfung des Raumes bei. Im Jahr 2001 waren beinahe 8.290 Dienstleister und 8.550 Unternehmen des Handels und Gastgewerbes in Ostwürttemberg aktiv, die beinahe 65.370 Mitarbeiter (45 Prozent) beschäftigten. Die Zahl der Mitarbeiter im Dienstleistungssektor ist von 1997 bis 2001 um über fünf Prozent gestiegen. Ostwürttemberg holt damit im Strukturwandel auf: Die Dienstleister steigerten die Wertschöpfung von 1997 bis 2001 um zwölf Prozent. Einziger Wermutstropfen: Wie die Industrie entwickelten sich auch die Dienstleiter im genannten Zeitraum unter dem Landesdurchschnitt. Die Industrie bleibt auch in Zukunft der wichtigste Arbeitgeber in der Region. Den größten Anteil an den beinahe 16.900 Dienstleistungsunternehmen stellen die Betriebe aus dem Bereich Handel mit 42,1 Prozent. Im Jahr 2001 gab es in Ostwürttemberg 7.081 Handelsunternehmen mit 17.415 Beschäftigten. Die relative Beschäftigungsentwicklung im Handel lag mit einem Zuwachs von 5,1 Prozent oder 851 Beschäftigten zwischen 1999 und 2001 deutlich über dem Landesdurchschnitt (3,4 Prozent) und damit auf dem dritten Platz aller IHK-Bezirke. Der Wirtschaftsbereich Unternehmensservices ist nach dem Handel der zweit bedeutendste Teil des Dienstleistungssektors der Region. Im Vergleich zum Land ist dieser Bereich aber noch deutlich unterrepräsentiert, was insofern überrascht, da hier viele potenzielle Kunden aus der Industrie angesiedelt sind. Auf diesen Bereich entfallen 12,5 Prozent aller Dienstleister. Zu diesem Segment gehören Unternehmen aus den Bereichen Vermietungen, Forschung und Entwicklung, kaufmännische, rechtliche sowie technische Beratung, Personen- und Sicherheitsdienste, Gebäudedienstleistungen und Bürodienstleister. Der Schwerpunkt liegt mit 788 Unternehmen im Bereich Bürodienstleistungen und sonstige Unternehmensservices – zu den letzt genannten gehören Sachverständige, Schreib- und Übersetzungsbüros, das Abfüll- und Verpackungsgewerbe oder Inkassobüros. Stärken besitzt Ostwürttemberg weiterhin bei kaufmännischen und rechtlichen Beratungen (486) sowie der technischen Beratung (405). Zu den beschäftigungintensivsten Branchen gehören die Personal-,Sicherheits- und Gebäudedienstleister mit 3.050 Beschäftigten im Jahr 2001. Im Zeitraum 1997–2001 stieg vor allem die Zahl der Betriebe im Bereich Forschung und Entwicklung sowie Sicherheits- und Gebäudedienstleistungen. Mit Ausnahme des Bereichs Forschung und Entwicklung konnten alle Teilbereiche die Zahl der Beschäftigten im Zeitraum 1999 bis 2001 steigern. Die Umsatzentwicklung gehört zu den dynamischsten im ganzen Land: der Bereich wuchs von 1997 bis 2001 um 26 Prozent. Mit einem Anteil von 8,8 Prozent stellt der Wirtschaftsbereich der Finanzdienstleistungen die drittgrößte Dienstleister-Gruppe. Deren Anteil liegt über dem Landesschnitt mit 8,1 Prozent. Primär wird die Entwicklung der Branche durch die sogenannten sonstigen Finanz- und Versicherungsdienstleister getragen. Der Sektor Banken 11 und Versicherungen stagniert dagegen. Im Jahr 2001 beschäftigten die 1.427 Unternehmen dieses Wirtschaftsbereiches 3.854 Mitarbeiter – die Entwicklung der Beschäftigten wie auch des Umsatzes (minus 40 Prozent) ist allerdings rückläufig. Vor allem Banken und Versicherer zogen sich aus der Fläche zurück. Von dieser Zentralisierung der Verwaltungsfunktionen profitierte die Landeshauptstadt Stuttgart erheblich. Das Gastgewerbe stellt einen Anteil von 8,7 Prozent oder 1.464 Unternehmen, die 2.525 Menschen beschäftigten. Kleingewerbetreibende prägen die Branche der Region und aufgrund des Fehlens von großen touristischen Impulsen ist das strukturelle Gewicht hinsichtlich Beschäftigung und Umsatz relativ gering. Die Zahl der Unternehmen war von 1997–2001 leicht rückläufig. Die Zahl der Beschäftigten und der Umsatz stiegen jedoch leicht. Im Verkehrswesen waren im Jahr 2001 in Ostwürttemberg 877 oder 5,2 Prozent der Dienstleister mit 3.904 Beschäftigten tätig. Der Wirtschaftsbereich besteht aus dem Personen- und Güterverkehr – die Mehrzahl der Betriebe der Region gehört wie im Rest des Landes zum Güterverkehr (603). Sowohl die Zahl der Betriebe wie auch der Beschäftigten legte zu: ein Unternehmensplus von 20 Prozent und ein Mitarbeiterplus von 14 Prozent. Der Umsatz stieg im Zeitraum 1997 – 2001 ebenfalls leicht. Die Immobilienwirtschaft stellt 4,8 Prozent der Dienstleister und umfasst die Branchen Grundstücks- und Wohnungswesen, Kauf und Verkauf, Vermietung und Verpachtung, Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken sowie Gebäuden und Wohnungen. Die 816 Unternehmen beschäftigten im Jahr 2001 lediglich 560 Beschäftigte. Dies macht deutlich, dass die Branche zum großen Teil aus selbstständigen Maklern sowie aus Kleinstunternehmen besteht, die in der Beschäftigtenstatistik nicht erfasst sind. Im Vergleich zu 12 den übrigen IHK-Bezirken Baden-Württembergs hat der Wirtschaftsbereich Immobilienwirtschaft in Ostwürttemberg mit 6,8 Prozent allerdings den höchsten Umsatzanteil am Gesamtumsatz des Dienstleistungssektors. Durch den verschärften Wettbewerb der Branche ist die Zahl der Beschäftigten und der Umsatz jedoch beinahe im gesamten Land rückläufig. Der Wirtschaftbereich Freizeit- und Gesundheitsdienstleistungen umfasst die Branchen Kultur und Unterhaltung, Sport und Erholung, das Gesundheitswesen sowie Heime und Pflegedienste. Im Jahr 2001 waren in diesem Bereich in Ostwürttemberg 777 Unternehmen (4,8 Prozent) mit 12.826 Beschäftigten sehr gut positioniert. Im Vergleich zu den übrigen IHK-Regionen im Land ist dies der höchste Anteil. Primäre Beschäftigungs- und Umsatzträger sind die Bereiche Gesundheitswesen sowie Heime und Pflegedienste. 39 Prozent des Umsatzes in Ostwürttemberg entfallen auf letztgenannte. Auf die Bereiche Kultur und Unterhaltung sowie Gesundheitswesen entfallen jeweils rund 23 Prozent des Umsatzes, die hinsichtlich ihrer Beschäftigungswirkung jedoch eher gering sind. Bei der Interpretation muss jedoch die hohe Bedeutung nicht ausgewiesener Selbstständiger und Freier Berufe in Kultur und Unterhaltung, Sport und Erholungsdienstleistungen berücksichtigt werden, die nicht in der Beschäftigtenstatistik enthalten sind. Auch die Untersuchung des Statistischen Landesamtes aus dem November 2004 zeigt die Bedeutung des Gesundheitswesens für die Beschäftigung in der Region auf. In der Region Ostwürttemberg ist dies nach dem Maschinenbau die zweit beschäftigungsintensivste Branche. Der Wirtschaftsbereich Information und Kommunikation hat mit 552 Unternehmen einen Anteil von 3,3 Prozent. Dazu gehören: IT-Dienstleistungen sowie Film- und Rundfunk, Wirtschaft- und Presseservice. Diese Branche ist geprägt durch Konzentration der Unternehmen, Beschäftig- ten und Umsätze in den IHK-Bezirken mit großen städtischen Zentren. Für IT-Dienstleistungen sowie wissensintensive unternehmensnahe Dienstleistungen haben große Verdichtungsräume wesentliche Standortvorteile. Daher ist diese Branche in Ostwürttemberg eher unterdurchschnittlich vertreten. Allerdings hat der Standort Schwäbisch Gmünd mit seiner Nähe zum Ballungsraum Stuttgart deutlich höhere Anteile. Die Zahl der Unternehmen in der Region stieg im Zeitraum 1997–2001 um über 33 Prozent und dies vor allem im Bereich der IT-Dienstleistungen. Da die Mehrzahl der Unternehmen in diesem Bereich ebenfalls durch Kleinstunternehmen geprägt ist, stieg die Beschäftigtenzahl nur in sehr geringem Umfang. Der Umsatz legt im gleichen Zeitraum um über 81 Prozent zu. Die deutlichsten Umsatzzuwächse konnten in den Ballungsräumen Stuttgart, Rhein-Neckar sowie Karlsruhe erreicht werden. Mit 2,6 Prozent Anteil oder 443 Unternehmen gehört die Werbewirtschaft zu den eher unterrepräsentierten Bereichen Ostwürttembergs. Die tätigen Unternehmen sind in der Regel von vergleichsweise geringer Größe und die Zahl der Beschäftigten ist eher gering. Die Unternehmen beschäftigten im Jahr 2001 lediglich 372 Mitarbeiter. Viele Betriebe sind Ein-Mann-Betriebe oder arbeiten mit Freelancern, die nicht als Beschäftigte erfasst sind. Aber die Werbewirtschaft ist auch in der Region ein sehr dynamisch wachsender Wirtschaftsbereich. Im Zeitraum 1997– 2001 ist die ostwürttembergische Werbewirtschaft mit 52,4 Prozent beim Umsatz gewachsen und verzeichnet dabei das höchste Wachstum aller IHK-Bezirke Baden-Württembergs. Dies hat sich allerdings nicht in der Zahl der Beschäftigten niedergeschlagen, Ostwürttemberg ist die einzige Region, die hier stagnierte. Der Wirtschaftsbereich Persönliche Dienstleistungen umfasst sogenannte haushalts- oder konsumorientierte Dienstleistungen. Zu diesem heterogenen Bereich zählen beispielsweise Wäschereien, Reinigungen, Kosmetikinstitute, Solarien oder Bäder. In Ostwürttemberg gehören 2,7 Prozent der Dienstleister diesem Bereich an, dies entspricht 454 Unternehmen mit annähernd 960 Beschäftigten. Von 1997–2001 stiegen sowohl die Zahl der Unternehmen als auch die Beschäftigten-Zahlen. Die Beschäftigungseffekte waren aber sehr gering. Der Großteil der Umsätze wird in städtischen Zentren und Tourismusregionen erwirtschaftet. In Ostwürttemberg sank der Umsatz um rund 14 Mio. EUR. Gemessen an der Anzahl der Unternehmen ist der kleinste Dienstleistungsbereich mit 0,8 Prozent der Bereich Bildung und Erziehung mit 143 Unternehmen. Dieser Sektor wird vor allem durch öffentliche und halböffentliche Institutionen geprägt. Dazu zählen Anbieter der Erwachsenenbildung, Kindergärten, Grundschulen, weiterführende Schulen oder Hochschulen. Unter beschäftigungspolitischen Gesichtspunkten ist die Bedeutung jedoch ungleich größer: In Ostwürttemberg sind in diesem Bereich 4.167 Menschen beschäftigt. Der Markt entwickelt sich dynamisch: Die Region konnte die Anzahl der Unternehmen, der Beschäftigten und den Umsatz deutlich steigern. Das relative Umsatzwachstum lag bei 37,9 Prozent und damit an zweiter Stelle innerhalb des ganzen Landes Baden-Württemberg. 13 Talente, Patente und Forschung Da die Region ausgesprochen arm an natürlichen Vorkommen von Bodenschätzen war, ist sie auf die Kreativität und den Ideenreichtum ihrer Menschen angewiesen. Der altbekannte Spruch „Not macht erfinderisch“, ist ein zutreffendes Charakteristikum des Wirtschaftsraumes. Der Patentatlas Deutschland des deutschen Patentund Markenamtes (DPMA) belegt dies mehrmals. Ostwürttemberg gehört zur Spitzengruppe der Regionen mit den höchsten Patentdichten. Mit 113,6 Patentanmeldungen nach dem Erfindersitz je 100.000 Einwohner liegt Ostwürttemberg an dritter Stelle hinter den Regionen Stuttgart (141,3) und München (129,6). Betrachtet man darüber hinaus die Patentintensität – gemeint ist damit die Zahl der Patentanmeldungen aus der Wirtschaft pro 100.000 Beschäftigte – belegt die Region Ostwürttemberg nach Stuttgart sogar den zweiten Platz. Für die Zukunft sind die Entwicklungen der kommenden Jahre entscheidend. Die IHK Ostwürttemberg hat daher beim Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung in Karlsruhe eine Untersuchung über die Patentdynamik in Auftrag gegeben. Klares Ergebnis: Die Patentintensität ist in den Jahren 1999 und 2000 nicht weiter gewachsen. Im Vergleich zu den Regionen Neckar-Alb, Donau-Iller, Bodensee-Oberschwaben sowie Schwarzwald-Baar-Heuberg weist die Region eine geringere Anmeldedynamik auf. Eine Patentspezialisierung liegt vor allem im Bereich Papiertechnik sowie im Fahrzeugbau, der Optik und Mess-/Prüftechnik. Technologische Standbeine liegen außerdem in den Bereichen Beleuchtung und Heizung, Haushaltsgegenstände, Trennen und Mischen, Allgemeiner Maschinenbau, Fördern und Heben. Vor allem in den Zukunftstechnologien (Biotech /Pharmazie sowie 14 Elektronik /Informationstechnik) ist die Region im regionalen Vergleich schlechter positioniert. Darüber hinaus steht die Region durch Ähnlichkeiten im Technologieprofil der Nachbarregionen in einem enormen Wettbewerb mit diesen Regionen. Im „Raum für Talente und Patente“ gibt es zwar keine Universität, dennoch prägen die Region vier Hochschulen und zahlreiche Forschungs- und Transfereinrichtungen, die überregional Beachtung finden. So sind an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Aalen fünf Fachbereiche angesiedelt, denen dreizehn Studiengänge, drei Masterstudiengänge und verschiedene Schwerpunkte zugeordnet sind. Angewandte Forschung und Entwicklung hat in der Strategie der HTW einen besonderen Stellenwert. Das Institut für angewandte Forschung (IAF) bündelt die Forschungsaktivitäten in den Schwerpunkten: # Lasergestützte Mess- und Diagnosetechniken Bereiche: Biophotonik, Laser-Messtechnik. # Produktionstechnik Bereiche: Gießereitechnik, Kunststofftechnik, Mikrowellentechnik, Robotik / Virtuelle Welten, Thermoanalytik /Qualitätssicherung, Werkzeug- und Formenbau, Werkstofftechnik, Präzisionstechnik. # Organische technische Synthesechemie und Katalyseforschung Auch der Wissenstransfer und die Kooperation mit Unternehmen leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Hochschule und der Region. So haben sich zehn Steinbeis-Transferzentren im Umfeld der HTW Aalen angesiedelt. An der Hochschule für Gestaltung werden Designer in den Studiengängen „Informations- und Mediengestaltung“ sowie „Produkt- und Umweltgestaltung“ ausgebildet. Innerhalb der beiden Studienbereiche werden sechs Ausbildungsschwerpunkte angeboten, die flexibel miteinander kombiniert werden können. Dies sind: Kommunikationssysteme, Wissens- Die Berufsakademie Heidenheim zeichnet sich auf Grund des dualen Konzepts mit abwechselnden Theorie- und Praxisphasen durch eine besondere Nähe zu Betrieben aus. Sie verfügt über drei Studienbereiche, denen zwölf Studiengänge mit weiteren Studienschwerpunkten zugeordnet sind. Dies sind die Studienbereiche Sozialwesen, Technik und Wirtschaft. Auch bei der Berufsakademie Heidenheim gibt es drei Steinbeis-Transferzentren (STZ). Eines für Marketingforschung, eines für Personal- und Unternehmensentwicklung sowie das STZ für die mittelständische Wirtschaft. Eine weitere Einrichtung an der BA ist das Zentrum für angewandte Personalentwicklung der Berufsakademien (ZAP). Das ZAP dient der Beratung und Fortbildung aller haupt- und nebenamtlichen Lehrbeauftragten an den Berufsakademien in Baden-Württemberg. organisation, Digitalität und Virtualität, Grundlagen/Forschung und Entwicklung, Netzwerke/ Prozesse sowie Produkte /Produktsysteme. Die Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd genießt national und international einen ausgezeichneten Ruf. Im Gmünder Raum sind laut Studie des Zentrums für Gestaltung 240 Unternehmen der Designwirtschaft beheimatet, die zusammen etwa 1.700 Arbeitsplätze bieten und rund 260 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaften. Ein Beleg der ausgezeichneten Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung. Die Pädagogische Hochschule in Schwäbisch Gmünd umfasst drei Grundstudiengänge zum Lehramt an Grund- und Hauptschulen, an Realsowie Sonderschulen. Gemeinsam mit der HTW Aalen wird seit dem Wintersemester 2003/04 auch die Ausbildung zum Lehramt an Beruflichen Schulen (Gewerbelehrer) angeboten. Zusätzlich gibt es auch einen Aufbaustudiengang für die Diplomprüfung in Erziehungswissenschaft mit der Studienrichtung Schulpädagogik. Mit dem Forschungsinstitut für Edelmetalle und Metallchemie (FEM) in Schwäbisch Gmünd besteht ein unabhängiges und gemeinnütziges Institut auf dem Gebiet der Metallkunde und Oberflächentechnik. Schwerpunkte liegen in der Anwendung verschiedener Beschichtungstechnologien in Kombination mit den am FEM vorhandenen umfangreichen technischen Möglichkeiten zur Material- und Schichtuntersuchung sowie zur Werkstoffanalyse. Das FEM betreibt sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung. Die Forschungsarbeiten erfolgen in direkter Zusammenarbeit mit der Industrie und im Rahmen öffentlich geförderter Vorhaben. Das FEM ist mit modernen Labors und Geräten ausgestattet und verfügt national und international über hohe Kompetenz in den Arbeitsgebieten Edelmetalle, Metallkunde, Analytik, Elektrochemie und Galvanotechnik /Korrosion, Leichtmetall/Oberflächentechnik, Physikalische Oberflächentechnik und Materialphysik. 15 Existenzgründung: Erneuerung der Wirtschaftsbasis Die Entwicklung der Existenzgründungen in den Bereichen Dienstleistungen, Industrie und Handel ist in den Teilräumen Aalen, Heidenheim, Schwäbisch Gmünd nur bei oberflächlicher Betrachtung gleich verlaufen. Das Ergebnis der IHK-Gründeranalyse für den Zeitraum 1993 bis 2002 zeigt, dass mit 5,9 Gründungen je 1.000 Einwohner die Entwicklung in der Region unter dem Landesdurchschnitt liegt. In allen Branchen gewinnt aber der Raum Aalen seit 1998 deutlich an Dynamik. Die prozentualen Anteile der Gründungen steigen kontinuierlich in diesem Raum an. Entsprechend haben Heidenheim und Schwäbisch Gmünd 1998 bis 2002 Anteile abgeben müssen. Besonders in Schwäbisch Gmünd ist eine negative Entwicklung zu beobachten: Nur noch 4,6 Gründer pro 1.000 Einwohner wagten dort im Jahr 2002 den Schritt in die Selbstständigkeit. Der Anteil des Raums Schwäbisch Gmünd an allen Gründungen der Region ist von 35 Prozent im Jahr 1993 auf 28 Prozent im Jahr 2002 gesunken. Worin die Ursachen für diese jüngere Entwicklung liegen, kann aus dem vorliegendem Material nicht geschlossen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt kann auch noch keine Aussage darüber getroffen werden, ob die Räume Heidenheim und vor allem Schwäbisch Gmünd dauerhaft an Dynamik verlieren. Analysiert man die Zahlen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, die alle Branchen (inklusive Handwerk) berücksichtigten, so kommt man zu keinem anderen Ergebnis. Im Zeitraum 1996 bis 2002 lagen die Gründungen je 1.000 Einwohner zwischen 8,61 und 9,70 im gesamten Land Baden-Württemberg. In der Region Ostwürttemberg dagegen zwischen 7,09 und 8,39 Gründungen je 1.000 Einwohner und damit unter dem Landesdurchschnitt. Ob der Zuwachs an Anmeldungen im Jahr 2004 einen dauerhaften Gründungsboom darstellt, kann zum jetzigen 16 Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Hier gilt es auch die gestiegene Zahl der Abmeldungen im Ostalbkreis zu berücksichtigen. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, ob die vielen Gründungen aus der Arbeitslosigkeit erfolgreich verlaufen. Im Jahr 2004 haben sich 43 Prozent der Gründer in der Region aus der Arbeitslosigkeit über Zuschüsse zur Ich-AG und dem Überbrückungsgeld selbständig gemacht. Dieser Wert liegt aber noch unter dem Bundesschnitt von 50 Prozent. Eindeutiger Gründungsschwerpunkt war im Durchschnitt über alle Jahre der Handel mit 38 Prozent. Der Anteil des Handels ist jedoch rückläufig: Die Gründungen sind von 42 Prozent im Jahr 1993 auf 34 Prozent im Jahr 2002 zurückgegangen. Insgesamt ist eine deutliche Verschiebung hin zum Dienstleistungsgewerbe erkennbar. Das Produzierende Gewerbe hat seinen Anteil über die Jahre konstant zwischen sieben und neun Prozent gehalten. Wenn auch der Anteil der Industrie-Gründungen relativ gering ist, muss bei der Bewertung beachtet werden, dass es sich in diesem Bereich um großteils substantielle Gründungen handelt, die eine hohe Bruttowertschöpfung mit entsprechenden Arbeitsplatzeffekten auslösen. Eine bloße Betrachtung der Gewerbeanmeldungen würde hier zu kurz greifen. Nicht jeder Start in die Selbstständigkeit ist allerdings von Erfolg gekrönt. Neben Chancen bringt eine Existenzgründung auch ganz erhebliche Risiken. Von den seit 1993 gegründeten Unternehmen haben bis heute lediglich 31 Prozent überlebt. Von den Betrieben die 1998 gegründet wurden, waren bis zum Jahr 2002 bereits 49 Prozent, also fast die Hälfte, wieder vom Markt verschwunden. Die Erfolgsquote ist von Wirtschaftszweig zu Wirtschaftszweig unterschiedlich. Erfreulich ist allerdings die Entwicklung 1993 bis 2002: Die Ausfallquote ist kontinuierlich zurückgegangen. Besonders erfolgreich sind die Handelsregisterfirmen, die nach zehn Jahren noch zu 58 Prozent am Markt aktiv sind. Von den Kleingewerbetreibenden haben dagegen nach zehn Jahren nur noch 27 Prozent überlebt. Gleichzeitig muss man auch das Abmeldegeschehen oder die Insolvenz-Statistik genau analysieren. Beim Anteil der „Beschäftigten“ durch betroffene Insolvenzverfahren am Land belegte Heidenheim im Jahr 2003 Rang 2 und der Ostalbkreis Rang 7 von 43 und damit negative Spitzenplätze. Auch bei den Anteilen „ausgefallene Förderungsvolumina“ durch Insolvenzverfahren belegt der Kreis Heidenheim mit Rang 3 und der Ostalbkreis mit Rang 6 von 43 unrühmliche obere Plätze. Bei der Betrachtung des Ausfallrisikos, im sogenannten „Creditreform-Indikator“ hat sich die Region im Vergleich der Jahre 2001 bis 2003 verschlechtert. Während in den Jahren 2001 und 2002 die Region mit einem Indikator von 2,0 ein geringes Ausfallrisiko aufwies, ist dieser 2003 auf 2,5 gestiegen und steht damit für ein mittleres Ausfallrisiko. Dies korrespondiert auch mit den hohen Inanspruchnahmen von LiquiditätshilfeDarlehen: Eine Analyse der L-Bank zeigt, dass im Vergleich mit den Regionen Neckar-Alb, DonauIller, Bodensee-Oberschwaben sowie Schwarz- wald-Baar-Heuberg die Region die höchste Inanspruchnahme an Liquiditätshilfe-Darlehen hat. Die Berater stuften in Ostwürttemberg besonders viele Beratungsfälle als „wenig aussichtsreich“ ein. Die schwache Beurteilung könnte nach Auffassung der L-Bank ihre Ursache in ungenügender Marktorientierung sowie nicht hinreichender Innovationsfähigkeit der Unternehmen haben. Demografie – Herausforderung annehmen Baden-Württemberg ist zusammen mit Bayern das Bundesland, das den bevorstehenden Rückgang der Bevölkerung am spätesten zu spüren bekommt. Grund dafür sind die anhaltend hohen und zur Zeit sogar noch wachsenden Wanderungsgewinne aus der Binnenwanderung, insbesondere aus den Neuen Ländern. Trotzdem ist die Region bereits mit zwei Begleiterscheinungen der Bevölkerungsentwicklung konfrontiert. Zum einen mit einer gravierenden Verschiebung der Altersstruktur, zum anderen mit einer wachsenden Ungleichheit der Bevölkerungsentwicklung in den Teilräumen, so das Ergebnis einer Studie des Regionalverbandes Ostwürttemberg 2003. Die natürliche Bevölkerungsbewegung (durch Geburten und Sterbefälle) in Ostwürttemberg ist in den letzten Jahren weiter zurückgegangen. Ihre Einflussgröße ist jedoch für die Entwicklung der Einwohnerzahl in der Region von untergeordneter Bedeutung. Die Reproduktion liegt mit 1,54 Kindern pro Frau in Ostwürttemberg noch über dem Landesdurchschnitt (1,43). Die für eine ausgeglichene Bevölkerungsentwicklung notwendigen 2,1 Kinder pro Frau werden jedoch seit Jahren nicht erreicht. Künftig wird es 17 daher deutlich weniger potentielle Eltern geben als heute. Die jeweils noch vorhandene Generation wird stets schwächer besetzt sein als ihre Vorgänger. Ausgehend vom Bevölkerungsstand von derzeit 452.242 werden im Jahr 2010 449.125 (-0,68%), im Jahr 2020 439.018 (-2,92%) und im Jahr 2030 421.273 (-6,85%) leben. Die Bevölkerungsrückgänge betreffen vor allem die für die Wirtschaft wichtigen Altersgruppen unter 35 Jahre. Die älteren Altersgruppen über 40 Jahre nehmen dagegen deutlich zu. Selbst wenn sich in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten die Geburtenrate auf zwei erhöht, würde sich Schrumpfung und Alterung fortsetzen und erst nach 2080 das Geburtendefizit ausgleichen. Größeren Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung der Region hatte schon jeher das Wanderungsgeschehen. Seit 1998 hat Ostwürttemberg wieder leicht positive Wanderungssalden, diese liegen aber deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Insbesondere bei Personen im studierfähigen Alter hat die Region weiterhin dramatisch hohe Abwanderungssalden. Diese werden durch positive Salden im höheren Alter kompensiert, d.h. in einem späteren Lebensabschnitt kehren viele Menschen wieder zurück. Möglicherweise übt die Region aufgrund der hohen Dichte an Alten- und Pflegeheimen eine hohe Anziehungskraft auf ältere Menschen aus. Der Regionalverband kommt zu folgenden Schlussfolgerungen: Die Änderung in der Struktur der Bevölkerung ist nur durch sehr zielgenaue, nachfrageorientiert gesteuerte Zuwanderung zu beeinflussen. Hier ist also zu fragen, in wie weit Folgen für die Versorgung mit Fachkräften, den zu erwarten- 18 den Defiziten auf dem Ausbildungsmarkt, Folgen für die Weiterbildung älterer Arbeitnehmer sowie Folgen für die Sozial-, Gesundheits-, und Bildungsstrukturen abgefedert werden können oder Maßnahmen der Gegensteuerung ergriffen werden können. Das System der Wohnbauförderung, die Neubauten bevorzugt, ist zu überprüfen. Wesentliche Faktoren für eine verstärkte Zuwanderung im Wettbewerb der Regionen sind die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen, von attraktivem Wohnraum und die sogenannten weichen Standortfaktoren, zu denen auch die Bekanntheit und der gute Ruf einer Region, nicht zuletzt als familienfreundliche Region mit Lebensqualität gehören. Ostwürttemberg muss für Zuwanderungen unterschiedlicher Intensität aus anderen Regionen des Landes, aus Deutschland, aber auch aus den EU-Beitrittsländern attraktiv bleiben. Dazu können auch, so das Ergebnis des Regionalverbandes, verstärkt Städtepartnerschaften genutzt werden. Human Ressources – Kapital von Morgen Analysiert man die Struktur der Bildungslandschaft anhand der Schulabschlüsse so fallen folgende Ergebnisse auf: Der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss ist in Ostwürttemberg im Vergleich zum Land niedriger und liegt deutlich unter den ebenfalls ländlich strukturierten Regionen Donau-Iller und SchwarzwaldBaar-Heuberg. Der Anteil der Schulabgänger mit Hauptschulabschluss und mit mittlerem Bildungsabschluss liegt höher als im Landesdurchschnitt und auch über der Nachbarregion DonauIller. Dies ist das Potential für die Ausbildung im dualen System. Mit 972 Ausbildungsbetrieben im Jahr 2001 verfügt Ostwürttemberg im Vergleich zu den Regionen Neckar-Alb, Donau-Iller, Bodensee-Oberschwaben sowie Schwarzwald-BaarHeuberg über die geringste absolute Zahl an Ausbildungsbetrieben. Mit 5.087 Ausbildungsverträgen und sich daraus ergebenden 5,2 Verträgen je Ausbildungsbetrieb weist die Region jedoch die höchste Ausbildungsdichte auf. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen hin zur wissensorientierten lernenden Gesellschaft ist allerdings der Anteil der Schulabgänger mit Fachhochschulreife/Hochschulreife noch zu niedrig. Hier liegt die Region deutlich unter dem Landesdurchschnitt. In Ostwürttemberg sind 22,2 Prozent aller Schulabgänger Gymnasiasten, im Landesdurchschnitt sind es 24,8 Prozent, in der Region Stuttgart sogar 27,9 Prozent. Die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss lag in der Region im Schuljahr 2002/2003 bei 5,8 Prozent und damit unter dem Landesdurchschnitt von 7,3%. Dennoch könnte hier ein Ansatz für die Verbesserung der Chancen der Jugendlichen am Arbeitsmarkt liegen. Ungelernte ohne Abschlüsse stehen künftig vor einem immer größeren Arbeitslosigkeitsrisiko. Abweichungen vom Land spiegeln sich auch in der Struktur der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten wider. Im Landkreis Heidenheim, so das Ergebnis des Landesarbeitsamtes BadenWürttemberg, sind 27 Prozent der Beschäftigten ohne beruflichen Abschluss. Angesichts zunehmender Strukturalisierung (geringere Beschäftigungschancen für Ungelernte in der Zukunft) ein viel zu hoher Wert. Nur 6,8 Prozent der Beschäftigten haben einen Fachhochschul- oder einen Universitätsabschluss, viel zu wenig, um zukünftigen Qualitätsanforderungen gewachsen zu sein. Zwischen 1990 und 2001 hat der Anteil in der Beschäftigung Ungelernter um gut 21 Prozent abgenommen, in der Beschäftigung von Akademikern um 49,5 Prozent zugenommen. Beide Veränderungen deuten auf einen noch bevorstehenden Strukturwandel in der Beschäftigung im Landkreis Heidenheim hin. Im Ostalbkreis ist der Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter ohne beruflichen Abschluss bei 22,5 Prozent. Nur sechs Prozent der Beschäftigten haben einen Fachhochschul- oder Universitätsabschluss. Ebenfalls viel zu wenig um künftigen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden. Darüber hinaus ist die Region stark durch traditionelle Familienstrukturen, in denen die Frau nicht erwerbstätig ist, geprägt. Der Frauenanteil in der Beschäftigung im Ostalbkreis liegt mit 42,2 Prozent im eher ungünstigen Bereich. Dieser Anteil hat sich zwischen 1990 und 2001 im Ostalbkreis um lediglich 6,2 Prozent erhöht. Auch im Landkreis Heidenheim ist der Frauenanteil der Beschäftigung bei lediglich 42,8 Prozent noch gerade im Mittelfeld. Dieser Anteil hat sich zwischen 1990 und 2001 um 4,3 Prozent erhöht. Bei der Betrachtung der Struktur der Arbeitslosigkeit fällt zunächst auf, dass die Region Ostwürttemberg mit 7,0 Prozent im Oktober 2004 eine der höchsten Arbeitslosenquoten im gesamten Land Baden-Württemberg aufweist. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen lag im Oktober 2004 19 bei 35,6 Prozent: In keiner anderen Region lag der Wert höher. Unter den Arbeitslosen waren zu diesem Zeitpunkt 15 Prozent Jugendliche unter 25 Jahren (Land: 12,9 Prozent) und 18,5 Prozent Ausländer (Land: 22,5 Prozent). 49 Prozent der Arbeitslosen sind Frauen (Land: 46,6 Prozent) und 24,2 Prozent sind 50 Jahre und älter (Land: 25,2 Prozent). Infrastruktur – zentraler Wettbewerbsfaktor Eine einseitige Betrachtungsweise des Straßenverkehrs als Verursacher von volkswirtschaftlichen Kosten greift zu kurz. Der Nutzen von Infrastruktur ist enorm: Die schnelle Raumüberwindung wird möglich, steigende Mobilitätsbedürfnisse können befriedigt werden und Straßenbauinvestitionen helfen, den Personen- und Güterverkehr aufrecht zu erhalten. In einer arbeitsteiligen globalisierten Volkswirtschaft sind Vertriebs- und Logistikstrukturen nur mit einem funktionsfähigen Straßennetz zu verwirklichen. Nach einer Analyse der IHK Schwaben ist der Anschluss an überregionale Infrastrukturnetzwerke von zentraler Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit von Industrieunternehmen und Dienstleistern. Nur mit einer funktionierenden und leistungsfähigen Infrastruktur können Arbeitsplätze geschaffen werden und das Einkommen gesichert werden. Als Folge der neuen Anforderungen an die Unternehmen gehen diese vermehrt dazu über, arbeitsteilig organisierte und räumlich differenzierte Produktionsverbundsysteme aufzubauen. Sie verringern die betriebliche Fertigungstiefe und schaffen neue logistische Konzepte. Dies bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Ver- 20 kehrsentwicklung und den Infrastrukturbedarf. Will man eine Chance im Standortwettbewerb um Investoren haben, so sind verkehrsgünstige und infrastrukturell hochwertige Standorte im Vorteil. Der Anschluss an überregionale und europäische Verkehrsnetze wird mit der steigenden Bedeutung der geschilderten internationalen Arbeitsteilung zunehmend wichtiger. Ist die Region Ostwürttemberg an diese Netze angeschlossen, steigen auch ihre Chancen im Standortwettbewerb sowohl hinsichtlich der Ansiedlung von produzierenden Unternehmen als auch unternehmensnahen Dienstleistern. In den vergangenen Jahren wurden in der Region im Bereich der Straßeninfrastruktur wichtige Vorhaben realisiert. Dennoch bestehen insbesondere im Bereich der B 29 (vierspuriger Ausbau) im Bereich Mögglingen und Schwäbisch Gmünd (Tunnel) noch erhebliche Wettbewerbsnachteile. Die nach wie vor offene Finanzierung der „Ertüchtigung“ des Verkehrslandeplatzes Heidenheim-Aalen-Elchingen ist ebenfalls ein enorm wichtiges Infrastrukturprojekt, das es noch zu realisieren gilt. Insbesondere die Begründung der Förderung des Verkehrslandeplatzes Schwäbisch Hall liefert gute Argumente, warum für eine exportorientierte Wirtschaft ein derartiger Verkehrslandeplatz dringend erforderlich ist. Auch im Bereich der Schiene ist in der Region einiges geschehen. Die Ertüchtigung der Brenzbahn und die Modernisierungsmaßnahmen auf der Remsbahn waren wichtige Projekte, damit die Region nicht in den „Schienen-Schatten“ des Landes fällt. Dennoch darf trotz rückläufiger Finanzierungsvolumina der weitere, auch zweigleisige Ausbau nicht aus den Augen verloren werden. Insbesondere der Rückbau von Industriegleis-Anschlüssen durch die Deutsche Bahn-Tochter Railion hat enorme Ausmaße erreicht. Im Hinblick auf die angekündigten weiteren Einsparungen im Güterverkehr der Deutschen Bahn muss hier besonders kritisch auf aktuelle Entwicklungen geachtet werden. Der privaten Investition der Scholz-Gruppe in ein regionales Logistikzentrum in Verbindung mit der Schiene kommt große Bedeutung zu. Im Wettbewerb der Regionen sind außerdem die ausreichende Quantität aber auch Qualität von Gewerbeflächen entscheidend. Die Region verfügt über ein ausreichendes Gewerbeflächenpotential, zum Teil in hervorragender Qualität. Eine Diplomarbeit im Auftrag des Regionalverbandes kommt zu dem Schluss, dass in Ostwürttemberg ein Flächenpotential von rund 3.800 Hektar vorhanden ist. Darin enthalten sind etwa 280 Hektar Flächen sehr guter Qualität. Diese liegen im Mittelbereich Aalen (bei Hüttlingen-Goldshöfe) mit 260 ha, bei Westhausen nördlich des Bundesautobahnanschlusses mit 220 ha sowie in Ebnat am Bundesautobahnanschluss mit 200 ha. Im Mittelbereich Ellwangen sind 255 ha nördlich des bestehenden Gewerbegebietes Neunheim besonders geeignet. Im Mittelbereich Heidenheim ist es der Industriepark Giengen - Herbrechtingen (440 ha) und eine Fläche bei Bolheim mit 160 ha. Im Mittelbereich Schwäbisch Gmünd ist es eine 160 ha große Fläche bei Oberbettringen im Anschluss an das bestehende Gewerbegebiet „Gügling“. Ein erheblicher Standortnachteil im Vergleich mit den Regionen Neckar-Alb, Donau-Iller, Bodensee-Oberschwaben und Schwarzwald-BaarHeuberg scheint im Bereich der Baulandpreise zu liegen. Im Jahr 2002 lag der Durchschnitts-Preis für Rohbauland bei 93,93 Euro je Quadratmeter und damit im oberen Bereich. In der unmittelbar benachbarten Region Donau-Iller ist der Quadratmeterpreis für Rohbauland im Jahr 2002 bei 28,62 Euro. Dies gilt auch für Industrieland das 2003 für 35,57 Euro in Ostwürttemberg und zu 23,11 Euro in der Region Donau-Iller zu bekommen war. Auch die Preise für baureifes Land lagen 2003 mit 112,73 Euro im regionalen Vergleich in einer Spitzenposition. Im Bereich Donau-Iller beträgt dieser Preis 79,82 Euro. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr jedoch erheblich und innerhalb der Region gibt es je nach Raum bedeutende Unterschiede, die es noch genauer zu analysieren gilt. Die Bauland-Statistik des Statistischen Landesamtes ist mit Vorsicht zu interpretieren. Durch eine jährlich wechselnde Grundgesamtheit und eine eher zufällige Auswahl der statistischen Fälle muss hier eine Detailanalyse mit Experten aus der Region folgen. Globalisierung – Chance oder Gefahr? Die ostwürttembergische Wirtschaft ist traditionell exportorientiert. Ostwürttemberg gehört zwar zu den exportstarken Regionen im Land, jedoch stieg die Exportquote zwischen 1973 und 2001 lediglich um 65,1 Prozent. Lediglich Schwarzwald-Baar-Heuberg verzeichnete mit 35,2 Prozent Exportquoten-Wachstum einen geringeren Zuwachs. Das Land Baden-Württemberg hat bei der Exportquote um 92,3 Prozent zugelegt. Laut Aussage des Statistischen Landesamtes sind Regionen mit starkem Industriebesatz darüber hinaus besonders durch die Folgen der Globalisierung betroffen. Durch die zunehmende Globalisierung steigt der Wettbewerbsdruck auf Hersteller und in Folge mit stark zunehmender Tendenz auch auf die Zulieferer. In der Region gibt es relativ wenige OEMs (Original Equipment Manufacturer), umso mehr sind Zulieferer von den Folgen der Globalisierung betroffen. Dies ist in keinem Fall jedoch automatisch mit Arbeitsplatzverlusten und -verlagerungen verbunden. Stattfindende Standortverlagerungen resultieren aus unterschiedlichen Motiven. Während im asiatischen Raum aufgrund dort geltender Investitionsbestimmungen (local contents, nicht-tarifäre Handelshemmnisse), 21 Produktionsverlagerungen eher marktgetrieben sind, sind diese in Osteuropa überwiegend aus Kostengründen erfolgt. Eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) kommt zu dem Schluss, dass marktgetriebene Verlagerungen weniger negative Beschäftigungseffekte haben, ja sogar in vielen Fällen die Umsätze dieser Unternehmen steigern und so inländische Arbeitsplätze sogar zunehmen. Sorgfältig müssen allerdings die Investitionen nach Osteuropa beobachtet werden. Hier überwiegen derzeit die negativen Beschäftigungseffekte. Die Studie des ISI sieht aber auch in Osteuropa interessante Märkte für deutsche Unternehmen mit Potenzialen zur Umsatzsteigerung, die jedoch noch viel zu wenig gesehen werden. Nach den Ergebnissen des ISI generiert ein Umsatzwachstum von 10 Prozent im Mittel 4,28 Prozent Beschäftigungswachstum. Werden also Marktchancen im Ausland genutzt, nützt dies auch der inländischen Beschäftigung. Die arbeitsteilige Wertschöpfung an in- und ausländischen Standorten ist auch für deutsche Unternehmen positiv einzuschätzen. Denn diese Wertschöpfung setzt immer mehr ausländische Partner wirtschaftlich in die Lage, deutsche Produkte zu kaufen. Auch die neuesten Untersuchungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) belegen dies. Vor allem in den in Ostwürttemberg starken Branchen Maschinenbau, Kraftwagen und Kraftwagenteile leistet der Export einen enormen Beitrag zur inländischen Wertschöpfung und damit auch zur inländischen Beschäftigung. Um es deutlich zu sagen: Ohne Exporte gäbe es auch in Ostwürttemberg deutlich weniger Bruttowertschöpfung und damit Arbeitsplätze. Die KfW-Studie zeigt außerdem, dass weder aus steigenden Direktinvestitionen im Ausland noch aus einer steigenden Quote importierter Vorleistungen auf eine automatisch verschlechterte Wettbewerbsposition deutscher Unternehmen geschlossen werden kann. Meh- 22 rere Studien (Morgan Stanley 2004 /Europäische Investitionsbank) zeigen außerdem, dass durch deutsche Direktinvestitionen im Ausland bisher nur wenige Arbeitsplätze abgebaut wurden. Vor allem, dies zeigt die Studie des Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) auch, ist in der ganzen Diskussion über die Effekte von Globalisierung mehr Sachlichkeit und detaillierte Analyse gefragt. Neben den Verlagerungen finden auch eine ganze Reihe von Rückverlagerungen statt. Die Zahl der Rückverlagerungen liegt zwar deutlich unter den Zahlen der Verlagerungen, hat aber ebenfalls zugelegt. Die drei wichtigsten Motive für Rückverlagerungen sind „Nicht zufriedenstellende Qualität“, „Veränderte oder falsch eingeschätzte Faktorkosten“ sowie „Fehlende Flexibilität und Lieferfähigkeit“. Darüber hinaus gibt es Branchen wie z. B. den Fahrzeugbau und deren Zulieferer, die je nach Kosten- bzw. Marktvorteilen ihre Produktionsstandorte optimieren. Die Hersteller von Metallerzeugnissen und die Hersteller von Medizin-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik – beide Bereiche sind stark in der Region – zeigen eine hohe Standortverbundenheit zu Deutschland mit geringer Verlagerungsneigung. Weiteres wesentliches Ergebnis der ISI-Studie ist, dass je größer die Innovationsanstrengungen der Unternehmen sind, desto mehr positive Beschäftigungseffekte zieht dies nach sich. Ein Prozent Steigerung der FuE-Quote zieht durchschnittlich 0,338 Prozent Beschäftigungswachstum nach sich. Verlagernde Unternehmen verfügen an ihrem Heimatstandort über signifikant geringere Kooperationen in den Bereichen Produktion, Beschaffung, Vertrieb sowie FuE. Diese beiden Befunde deuten an, so der Schluss des FraunhoferInstituts, dass nicht immer alle Innovations- und Kooperationspotenziale am deutschen Standort ausgeschöpft sind. Regionale Netzwerke bieten hierfür enorme Potenziale. 23 Strategische Chancen – Handlungsfelder Die Untersuchung „Stille Stars“ von Handelsblatt und Prognos aus dem Jahr 2004 bescheinigt der Region Ostwürttemberg einen ausgeglichenen Chancen-Risiken-Mix. Mit anderen Worten heißt dies für die regionalverantwortlichen Akteure: Es gilt, Chancen zu erkennen, Risiken zu identifizieren und daraus zielgerichtete Handlungen und Strategien für die Region abzuleiten. In dem nun folgenden Kapitel werden Chancen und Handlungsfelder skizziert und noch ergebnisoffene Fragen aufgestellt. Vor allem soll dieses Kapitel den Grundstein für weitere Arbeitsgruppen legen. Chance 1: Technologisches Potenzial weiter stärken Innovationen sind der Motor für Wachstum und Beschäftigung. Hier hat Ostwürttemberg seine zentrale Stärke. Unternehmen mit weltbekannten Namen wie Carl Zeiss, Voith, Paul Hartmann oder Triumph sind hier ebenso zu Hause wie eine Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen, die mit ihren Produkten technologisch weltweit Spitzenpositionen einnehmen. Es gilt, die technologischen Kompetenzen und Stärken der Region Ostwürttemberg aufzuspüren, gezielt zu nutzen und auszubauen. Ansätze dazu lieferte eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung. 24 Kreativität gezielt fördern Die zentrale Stärke der Region Ostwürttemberg ist die enorme Innovationskraft, die sich in der Zahl der Patentdichte bzw. Patentintensität niederschlägt. Zentrales Ziel muss es daher sein, alles daran zu setzen, den Ideen- und Erfindungsreichtum der Region weiter zu fördern und daraus auch Wertschöpfung zu generieren. Mit der IHK-Erfinderberatung, der Innovationsplattform INGENIA und dem INGENIA-Forum sind erste Ansatzpunkte bereits vorhanden. Ideen bzw. Handlungsansätze: Studien- bzw. berufsbegleitende Weiterbildungsangebote im Bereich methodischer Kreativitätstechniken aufbauen, z. B. TRIZ-Akademie (Kreativitätstechnik speziell für FuE-Personal). Dies könnte an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Aalen angesiedelt werden. Studien- bzw. berufbegleitende Weiterbildungsangebote rund um die Themen Technologie /Innovation wie z. B. „Gewerbliche Schutzrechte“ in der Region etablieren. Wissenschaftliche Begleitung des neuen FH /PH-Modell-Studiengangs „Lehramt an beruflichen Schulen“ durch das Transferzentrum für Neurowissenschaften an der Universität Ulm (Professor Spitzer). Nutzung und Weiterentwicklung der Ergebnisse durch die Schaffung eines Landes-Fortbildungszentrums für Lehrer und Dozenten an der PH Schwäbisch Gmünd (Finanzierung aus Mitteln der Landesstiftung). Hier könnte auch das ZAP der Berufsakademie Heidenheim mit eingebunden werden. Schaffung einer Patentverwertungseinrichtung für freie Erfinder und nicht beanspruchte Arbeitnehmer-Erfindungen (evtl. mit revolvierendem Fonds, ähnlich Fraunhofer-Patentstelle). Schaffung einer Agentur für Patentverwertungen – eventuell in Kooperation mit spezialisierten Dienstleistern, wie der IP-Bewertungs-AG oder anderen Partnern. Schaffung eines „Patentpreis Ostwürttemberg“ mit jährlicher überregionaler Ausschreibung. Damit könnte der Aspekt „Patente“ aus dem Innovationspreis Ostwürttemberg herausgelöst werden und mit deutlich gesteigerter Aufmerksamkeit im Regionalmarketing fortgeführt werden. Technologietransfer und Innovationsdynamik ausweiten: IHK schafft Plattform für Forschungsleiter ostwürttembergischer Unternehmen. Ein erster Aufhänger könnte das Thema TRIZ-Akademie sein. Entwicklungschance Photonik Optische Technologien – oder kurz Photonik – zählen zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts mit erheblichem Zukunftspotential. Es ist davon auszugehen, dass die Photonik als Querschnittstechnologie mindestens ebenso große Bedeutung gewinnen wird, wie die Elektronik in den zurückliegenden 50 Jahren. Entlang der gesamten photonischen „Kette“: Lichterzeugung- und -manipulation / Übertragung und Messung /Nutzbarmachung von Licht ist die Region Ostwürttemberg gut aufgestellt. Neben der Bedeutung der HTW Aalen in diesem Technologiebereich sind laut einer Studie der GWZ /WiRO (2002) 50 Unternehmen mit mehr als 7.000 Arbeitsplätzen in der Region tätig. Die Tätigkeitsfelder der Unternehmen sind weit gefächert. Die konjunkturellen Schwankungen der Beschäftigungs- und Ertragssituation über 25 alle Photonik-Unternehmen dürften daher selbst über kürzere Zeiträume eher ausgeglichen sein. Dies bringt Stabilität in das Photonik-Cluster. gen. Hier ist zu prüfen ob ein Public-Privat-Partnership zielführend sein und realisiert werden kann. Ideen bzw. Handlungsansätze: Kritische Zwischenbilanz der bisherigen Photonik-Aktivitäten ziehen. Identifikation anderer Photonik-Regionen und Analyse der eigenen Marktposition. Gemeinsam mit Cluster-Unternehmen Ansiedlungs-Strategie entwickeln. Was kann vom Handelsblatt als „Stiller Star“–Standort beizeichnetem Raum Dortmund gelernt werden? Wie ist dort die gezielte Ansiedlung von IT- und vor allem Mikrosystemtechnik-Unternehmen gelungen? Gibt es weitere Best Practice-Beispiele, von denen die Region lernen kann? Bereitstellung von Risikokapital für regionale Photonik-Projekte über einen eigens zu gründenden „Photonik-Fonds Ostwürttemberg“ oder Bereitstellung von Risikokapital durch den weiteren Ausbau von Kontakten zu Beteiligungsgesellschaften. Schaffung eines Photonik-Kompetenzzentrums an der HTW Aalen zur Koordination/Management der Photonik-Aktivitäten. Denkbar wäre auch die Integration eines Forschungs- und Transferzentrums für branchenübergreifende Projekte aus Industrie und Hochschulen im Bereich Photonik. Erst in einer späteren Phase Überlegungen zur Schaffung eines Kompetenzzentrums mit eigenem Gebäude. Kritische Prüfung, ob ein Gründerzentrum für Neu- und Ausgründungen im Bereich Photonik notwendig ist. Ausbau und Stärkung der Studiengänge „Optoelektronik“ und „Master of Photonics“ an der HTW Aalen. Dies ist vor allem im Hinblick auf die Förderung des Fachkräfte-Nachwuchses und der Erhöhung der Forschungsaktivitäten von Bedeutung. Durch die gezielte Verzahnung von Unternehmen und Hochschule ist die Bindung der Fachkräfte an die Region zu verbessern. Stärkere Vernetzung aller regionalen Akteure im Bereich Photonik. Entwicklung zu einem echten Cluster. Dies kann allerdings nur funktionieren, wenn es gleichgerichtete Interessen unter den Beteiligten gibt, die sich auch in mittelfristig betriebswirtschaftlichen Renditen niederschla- 26 Der Verein Photonics BW e. V., das Kompetenznetz für Optische Technologien in BadenWürttemberg, hat seinen Sitz in Oberkochen – Wie kann das Know-how des Netzwerkes stärker für die Stärkung der regionalen Cluster-Unternehmen genutzt werden? Kompetenz in Zerspanung und Umformung Verfahren, Werkzeuge und Maschinen zum Zerspanen und Umformen von Werkstoffen – insbesondere Metall - haben in Ostwürttemberg eine lange Tradition. Unternehmen mit Weltruf in diesen Bereichen sind hier in der Region ansässig. Bahnbrechende Entwicklungen wie zum Beispiel die Innenhochdruckumformung – heute besser unter dem Begriff Hydroformen bekannt – haben ihre Wurzeln in Ostwürttemberg. Im Bereich Lehre und Forschung genießt die HTW Aalen in diesen Technikgebieten einen ausgezeichneten Ruf. Dass über dies auch eine enge und nutzenbringende Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft existiert, kommt nicht zuletzt in der erst vor kurzem eingeweihten Stiftungsprofessur für spannende Fertigungstechnologien zum Ausdruck. Diese Potentiale gilt es künftig stärker zu nutzen. Folgende Überlegungen hierzu: Ausbau und Stärkung der Stiftungsprofessur der Aalener Wirtschaft zu einer Dauereinrichtung. Prüfung inwieweit auch die Gmünder Industrie, die vor allem im Automotive-Sektor Stärken besitzt, auch eine Stiftungsprofessur einrichten kann und so vom Forschungs-Know-how der HTW profitieren kann. Einrichtung eines Kompetenzzentrums „Umform- und Zerspanungstechnik“ an der HTW Aalen. Marketing für die Kompetenz auf diesen Technikgebieten durch ein jährlich stattfindendes Fertigungstechnik-Symposium (analog Gießereisymposium) mit mindestens landesweiter Ausschreibung. Folgende Überlegungen zu diesem Bereich: Ausbau und Stärkung des Forschungszentrums Metallguss. Einrichtung eines Kompetenzzentrums „Leichtbau-Metallguss“ innerhalb des Forschungszentrums Metallguss. Von Professor Klein von der HTW Aalen wurden bereits entsprechende Überlegungen angestellt. Durchführung eines jährlich stattfindenden Symposiums „Leichtbau-Metallguss“. Vortragsveranstaltungen, um Wirtschaft und Hochschuleinrichtungen in diesem Bereich ins Gespräch zu bringen. Vortragsveranstaltungen um Wirtschaft und Hochschuleinrichtungen in diesem Bereich miteinander ins Gespräch zu bringen. Kompetenz Oberflächenund Werkstofftechnik Kompetenz im Metallguss Der Metallguss zählt zu den ältesten technischen Fertigungsverfahren. Die Stärke der Region fußt auf der langen Tradition, die diese Technik in unserem Raum besitzt. Mit den Schwäbischen Hüttenwerken ist das älteste europäische Unternehmen, zu deren Kernkompetenz der Metallguss zählt, hier zu Hause. Die Technik bietet auch künftig noch reichlich Potenzial für Innovationen. Leichtbauwerkstoffe auf der Basis von Aluminium und Magnesium, werden hier zukünftig eine große Rolle spielen. Bauteile aus diesen Werkstoffen werden überwiegend im Druck-Gießverfahren hergestellt. Auch in diesem Spezialbereich genießt die HTW Aalen mit dem Forschungszentrum Metallguss einen über Europa hinausreichenden Ruf. Die Oberflächenbehandlung dient nicht nur dem Verzieren sondern auch der Verbesserung von Gebrauchseigenschaften von Oberflächen. Heute erhalten fast alle Produkte aus technischen oder dekorativen Gründen ein sogenanntes Finish. Neben der Oberflächentechnik sind künftig vor allem in der Entwicklung innovativer Werkstoffe und Materialien enorme Herausforderungen und damit Zukunftschancen zu erwarten. Der größte Bedarf zukünftiger Werkstoffentwicklungen liegt bei Verbundwerkstoffen. Mit der HTW Aalen, dem FEM in Schwäbisch Gmünd und einer ganzen Reihe von Unternehmen ist die Region Ostwürttemberg in diesem Bereich hervorragend aufgestellt. Folgende Überlegungen hierzu: Ausbau und Stärkung des Studienganges „Oberflächentechnik / Werkstoffkunde“ an der HTW Aalen. 27 Stärkere Einbindung des Bereichs Kunststofftechnik der HTW Aalen wünschenswert. Ausbau, Erweiterung und stärkere Institutionalisierung des Zentrums für Oberflächentechnologie in Schwäbisch Gmünd zum Zentrum für Oberflächen- und Werkstofftechnik (ZOW). Nutzung dieser Institution zur Bündelung der Kompetenzen aller regionalen Akteure. Feste Etablierung der Veranstaltungsreihe „Aalener Kolloquium Werkstoffe und Oberflächen“, um Wirtschaft, Hochschul- und Forschungseinrichtungen intensiv und dauerhaft ins Gespräch zu bringen. Stärkung dieses Kompetenzprofils im Regionalmarketing durch die Organisation eines jährlich stattfindenden (europäischen?) Symposiums zur Oberflächen- und Werkstofftechnik. Chance 2: Bildung – Weichen stellen für Morgen Im Hinblick auf die steigenden Qualifikationsanforderungen an Mitarbeiter und Führungskräfte sind die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Vor allem vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklungen sind die Verantwortlichen für Bildung stark gefordert. Darüber hinaus ist zu überlegen wie die Abwanderung der Altersgruppe der 25- bis 40-jährigen vermindert werden kann. Ansatzpunkte hierfür liegen vor allem in der Steigerung der Attraktivität der Region. Ausbildung und Wirtschaft in der Schule Das Top-Ranking der beliebtesten Ausbildungsberufe hat sich seit über drei Jahrzehnten nicht verändert. In vielen Fällen starten Jugendliche 28 nach wie vor eine Ausbildung in wenig zukunftsorientierten Bereichen. Andererseits ist es für viele Unternehmen, vor allem auch Dienstleister, sehr schwierig, geeignete Auszubildende zu finden. Darüber hinaus muss es Ziel sein, das Thema Wirtschaft durchgängig an allen Schulen der Region im Unterricht zu verankern. Folgende Ansätze und Handlungsfelder: Hier sind gemeinsam mit den Schulen, Medien, Jugendzentren oder sonstigen Institutionen mit Zugang zu Jugendlichen neue Wege der Ausbildungsinformation zu entwickeln. Aber auch für theorieschwache, aber praktisch begabte Jugendliche muss das Angebot insbesondere zweijähriger Ausbildungsberufe ausgebaut bzw. bekannter gemacht werden. Beispielgebende Projekte wie „Business @School“, die einzelne Schulen begonnen haben, sind systematisch zur Stärkung der Gründungskultur auszubauen. Erfolgreiche Ansätze wie das gemeinsame Gründerforum der Hochschule für Wirtschaft und Technik Aalen und der IHK gilt es wieder zu beleben. Insbesondere das Potenzial technischer Studiengänge für spätere Existenzgründungen gilt es zu aktivieren. Ausweitung der Aktivitäten „Schule und Wirtschaft“. Die 2003 gestartete IHK-Aktion „Chefs als Lehrer“ ist ein großer Erfolg und muss weiter ausgebaut werden. Aktivierung, Pflege und Aufbau von Humankapital Schulische Qualifikation und Unternehmertum Die Übergangsquoten auf Gymnasien sind in der Region im Vergleich zum Land unterdurchschnittlich. Dies hat seine Ursache mit Sicherheit in der ländlichen Prägung der Region. Die Fachhochschul- oder allgemeine Hochschulreife wird aber immer wichtiger für die Erlangung von Wissenspotenzialen. Die Qualifikationsanforderungen der Unternehmen steigen weiter. Eine weitere Aufgabe liegt darin, Lust auf Unternehmertum zu schaffen und damit die Gründungskultur der Region zu verbessern. Dies muss ebenfalls in den Schulen beginnen. Eine aktuelle Studie an der HTW Aalen bescheinigt auch der Hochschule ein enormes Gründungspotenzial. Folgende Ansätze und Handlungsfelder: Gemeinsam mit den Staatlichen Schulämtern und den Schulleitern ist zu überlegen, wie die Übergangsquoten zu Gymnasien nachhaltig erhöht werden können. Ostwürttemberg hat viele interessante mittelständische und international orientierte Unternehmen, die attraktive Arbeitgeber sind. Dies ist bei vielen Fachhochschul- und Hochschulabsolventen noch viel zu wenig bekannt. Es besteht ein Widerspruch zwischen Wahrnehmung der Unternehmen und der kollektiven Zurückhaltung in der Personalpolitik bei der Einstellung älterer Arbeitnehmer. Darüber hinaus veraltet das Wissen der Mitarbeiter durch die immer kürzere Halbwertszeiten immer schneller. Die Bereitschaft vor allem älterer Mitarbeiter und auch der Unternehmer zur Weiterbildung ist gering ausgeprägt. Hier müssen Mitarbeiter und Unternehmen sensibilisiert werden. Die Familienpause von Frauen ist mit rund zwölf Jahren in der Region im Vergleich zum Land besonders lang. Die Qualifikationen der Frauen entsprechen nach dieser Familienpause nicht mehr den Anforderungen der Unternehmen. Folgende Ansätze und Handlungsfelder: Die Attraktivität der Region als Arbeits- und Lebensraum ist verstärkt durch das regionale Marketing aufzubauen. Darüber hinaus muss 29 überlegt werden, wie Kontakte zu den SpitzenUniversitäten und Hochschulen aufgebaut werden können, um Kontakte zu potenziellen späteren Fach- und Führungskräften zu bekommen. Es sind Lösungen zur „Pflege“ des alternden Humankapitals und geeignete berufsbegleitende Bildungsangebote mit Nachdruck aufzubauen. Dabei ist auf zielgruppengerechte Lernformen zu achten. Darüber hinaus müssen Betriebe für eine altersgerechte Personalpolitik sowie für eine Abkehr vom „Jugendwahn“ sensibilisiert werden. Mit der Kontaktstelle Frau und Beruf wurden Beratungsangebote für Wiedereinsteigerinnen aufgebaut, die es weiter zu entwickeln gilt. Aktivitäten zur „Familienfreundliche Unternehmenspolitik“ und „Familienfreundliche Regionen“ müssen Hand in Hand greifen. Neben der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Unternehmen, muss auch das Kinderbetreuungsangebot deutlich ausgebaut werden. Im Wettbewerb der Fach- und Führungskräfte von Morgen wird Familienfreundlichkeit zunehmend zum Wettbewerbsfaktor. „Förderung von Fremdheitskompetenz“: Der Umgang mit Personen aus fremden Kulturen ist insbesondere in einer exportorientierten Region wichtig. Das Image von Weltoffenheit hat Anziehungskraft für internationale Fach- und Führungskräfte. Dies muss auch im Bewusstsein der Bevölkerung etabliert werden. Mit der Gründung des Internationalen Clubs Ostwürttemberg wurde ein erster Schritt gemacht. Mit der internationalen Schule in Ulm, dem Hochbegabten-Gymnasium in Schwäbisch Gmünd, dem Transferzentrum für Neurowissenschaften in Ulm sowie dem Studienzentrum der Fernuniversität Hagen und den vier Hochschulen bestehen leistungsfähige Institutionen für die Themen Aus- und Weiterbildung. Allerdings werden die Synergien bisher viel zu wenig genutzt – dies gilt es zu ändern. 30 Lebenslanges Lernen und Kooperation Die Weiterbildungsbereitschaft ist bei Mitarbeitern und Unternehmen der Region bisher zu wenig ausgeprägt. Die Region besitzt eine Fülle von Weiterbildungsträgern mit unterschiedlichen Kompetenzfeldern, die Partner der Betriebe und Mitarbeiter sein können. Die Ausrichtung der Träger muss sich konsequent am künftigen Qualifikationsbedarf der Wirtschaft und den Trends am Weiterbildungsmarkt orientieren. Folgende Ansätze und Handlungsfelder: Im Hinblick auf die wissensbasierte, lernende Gesellschaft gilt es alle Beteiligten durch geeignete Projekte zu sensibilisieren. Dies kann federführend in Zusammenarbeit mit den Trägern durch die Regionalstelle für berufliche Fortbildung vorangetrieben werden. Die Träger müssen sich dem Leitbild der Kooperation und nicht der Konkurrenz verschreiben. Von der Stärkung der Weiterbildungsbereitschaft in der Region können alle Träger profitieren. In diesem Markt bestehen nach wie vor enorme Marktpotenziale. Neue Lernformen wie beispielsweise das Online-Lernen gilt es weiter auszubauen. Ansätze sind beispielsweise mit IHK@hoc auf den Weg gebracht. Durch begleitende Forschung in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule und dem Transferzentrum für Neurowissenschaften kann die Region hier Wettbewerbsvorteile generieren. Chance 3: Globalisierung und Zulieferer als Vorteil Insgesamt ist der Effekt der Globalisierung auch in der Region Ostwürttemberg überwiegend positiv. Vor allem – und dies ist zentral – wird die Wettbewerbsfähigkeit ostwürttembergischer Unternehmen durch die Globalisierung gestärkt. Darüber hinaus werden durch Investitionen im Ausland, die zur Erschließung neuer Märkte dienen, neue Umsatzpotentiale für die Unternehmen erschlossen. Verschiedene Studien zeigen, dass steigende Umsätze auch zu steigender Beschäftigung im Inland führen. Die Risiken der zunehmenden weltweiten Verflechtungen insbesondere nach Osteuropa dürfen andererseits nicht übersehen werden. Dort finden überwiegend kostengetriebene Verlagerungen statt. Allerdings schlummern auch in diesen Regionen enorme Marktpotenziale, die aber zum jetzigen Zeitpunkt noch viel zu wenig von den Unternehmen erkannt werden. Generell gilt, dass es neben den Verlagerungen ins Ausland auch steigende Rückverlagerungen gibt. Diese haben ihre Ursache auch in Fehleinschätzungen von Unternehmen hinsichtlich der Verlagerungsvorteile. Solche Fehleinschätzungen können vor allem mittelständische Unternehmen schwächen, da eventuelle Rückverlagerungen mit enormen Kosten verbunden sind. In der Region gibt es viele Zulieferer der verschiedensten Branchen. Deren Wettbewerbsfähigkeit ist entscheidend für den Standort und damit für die Sicherung der Arbeitsplätze und Ertragskraft der Region. Die Stärkung der Zulieferer gilt in allen Aktivitäten höchste Priorität. Erschließung von Internationalisierungs-Know-how Zielmärkte weiter zu streuen. Sensibilisierung der Unternehmen hinsichtlich Chancen und Risiken von Auslandsverlagerungen. Ausweitung der Exportberatungen der IHK unter Einbeziehung von Experten der L-Bank und spezialisierten Exportfinanzierungsinstituten. Verstärkte Nutzung des Experten-Wissens von Baden-Württemberg International oder auch wissenschaftlicher Einrichtungen wie dem Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung und Ausweitung des Seminar- und Veranstaltungsangebotes. Schaffung von Erfa-Kreisen mit dem Ziel, das Know-how über die verschiedenen ausländischen 31 Kooperation und StandortDialog Zulieferer den regionalen Zulieferern relevantes Marktwissen zu erschließen und eine Plattform für Kontakte zu schaffen. Aufbau strategischer Allianzen der ostwürttembergischen Zulieferer in einem Arbeitskreis unter Begleitung durch einen Kooperationsmanager. Kooperationen können den beteiligten Betrieben Wettbewerbsvorteile verschaffen. Die Unternehmen sind durch Vortragsveranstaltungen und die Vorstellung von Best Practice-Beispielen für das Thema zu sensibilisieren. Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ostwürttembergischer Zulieferer als Alternative zur Auslandsverlagerung durch Know-how-Transfer von Forschungserkenntnissen der Hochschulen der Region an die Zulieferer. Etablierung einer jährlichen oder zweijährlichen Zulieferer-Fachtagung. Diese hat das Ziel, Gezielter Aufbau von Forschungskooperationen unter Einbeziehung der EU-Fördermöglichkeiten. Fortsetzung und Verbreiterung des IHKProjekts „Ganzheitliche Produktionssysteme“ und „Energie und Stoffstromoptimierung“. Chance 4: Dienstleistung dynamisch vorantreiben In Ostwürttemberg besteht derzeit noch eine Dienstleistungslücke. Die Region holt jedoch auf. Die rund 16.800 Unternehmen verantworten mittlerweile mehr als 50 Prozent Bruttowertschöpfung und beschäftigen über 65.000 Mitarbeiter. Besondere Stärken besitzt die Region im Bereich GesundheitsDienstleistungen und bei unternehmensnahe Dienstleistern, die rund um den industriellen Kern entstanden sind. 32 Gesundheitsmarkt – Megamarkt der Zukunft Strukturell hat Ostwürttemberg im Bereich der Gesundheitsdienstleistungen Stärken: mit rund 480 Unternehmen und über 12.800 Beschäftigten mit einem Umsatz von 80,93 Millionen Euro auch beschäftigungspolitisch ein wichtiges Segment. Diesem Markt werden in Zukunft große Chancen eingeräumt. Neben den Dienstleistungsunternehmen sind in der Region bedeutende „HealthcareUnternehmen“ angesiedelt. Dies sind exemplarisch die Paul Hartmann AG, Carl Zeiss Meditec AG und die Weleda AG. In der Region arbeiten außerdem Arbeitsgruppen am Thema „Gesundheit und Tourismus“. Ziel des Prozesses ist es, die Region verstärkt in dem Gesundheits-Tourismusmarkt zu positionieren und eine Dachmarke mit Alleinstellungsmerkmal erfolgreich am Markt zu etablieren. An den Hochschulen der Region werden Fachkräfte für den Gesundheitsmarkt ausgebildet, so an der Berufsakademie Heidenheim im Studiengang „Sozialwesen“ und im Studiengang Technik mit dem Bereich „Medizinisches Informationsmanagement“. Auch die HTW Aalen hat mit den Studiengängen „Augenoptik“ und „Hörakustik“ gesundheitsrelevante Studienangebote. Darüber hinaus führt die HTW Aalen Gespräche mit der Gmünder Ersatzkasse über die Einrichtung von Stiftungsprofessoren zum Thema Gesundheitsmanagement. Auch im Innenmarketing versuchen sich die Stadt Heidenheim mit ihrem Klinikum zur gesundheitsfördernden Stadt zu entwickeln. Die Stadt Aalen wird nach der Ernennung von Röthart zum Luftkurort das Thema Asthmatherapie weiter vorantreiben und die Stadt Schwäbisch Gmünd profiliert sich ebenfalls als Gesundheitsstadt. Folgende Ansätze und Handlungsfelder: Auftrag für eine vertiefende Studie des Sektors Gesundheit mit dem Ziel, weitere Potenziale aufzudecken. Die Koordination aller Gesundheits-Aktivitäten durch einen losen Koordinierungskreis. Dieser hat insbesondere die Aufgabe mit Fachleuten weitere Entwicklungspotenziale aufzudecken und Projekte voranzutreiben. Das Gesundheitsnetz Ostalb ist ein erster Ansatz. Analyse, inwieweit landesweite Ausbildungseinrichtungen und Landesfachschulen in der Region angesiedelt werden können, um den Nachwuchs direkt in der Region auszubilden und zu qualifizieren. Weiterentwicklung der Studienangebote in der Region. Machbarkeitsstudie für eine regionale Gesundheits-Messe unter Nutzung des bereits vorhandenen Heidenheimer Know-hows. Klärung der Frage, ob ein Factory-OutletCenter im Segment Gesundheit realisierbar ist. Unternehmens-Services – Partner der Industrie Der Dienstleistungsbereich „Unternehmensservices“ ist ein Schwergewicht der Region mit einem Anteil von 12,5 Prozent an allen Dienstleistungsunternehmen. In Ostwürttemberg verzeichnete der Bereich gemessen an der Zahl der Betriebe von 1997 bis 2001 ein Plus von 26 Prozent. Allerdings ist die Entwicklung im Vergleich zum Land noch unterdurchschnittlich und dies 33 obwohl zahlreiche potenzielle Kunden aus der Industrie in der Region angesiedelt sind. Folgende Ansätze und Handlungsfelder: Auf Basis einer wissenschaftlichen Untersuchung, beispielsweise durch das Institut für Geographie der Uni Stuttgart, Entwicklung einer Strategie zur systematischen Stärkung des Dienstleister-Segments „Unternehmensservices“ mit besonderem Augenmerk auf Technischen Dienstleistungen. Beratungs- und Informationsangebote aufbauen, um Dienstleistern die Erschließung von Umsatzpotenzialen im Ausland zu ermöglichen. Ausbau der Weiterbildungsangebote für Dienstleister im Segment Unternehmensservices auf Basis einer Bedarfsanalyse. Dienstleistung transparent: Dienstleister präsentieren sich potenziellen Kunden. Gezielte Zusammenführung von Angebot und Nachfrage durch mehrmals jährlich stattfindende Unternehmer-Treffs. Ausbau der Forschung zum Thema Dienstleistungs- und Servicemarketing, das auch in der Industrie einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Die Berufsakademie Heidenheim könnte hierfür den Nukleus bilden. Chance 5: Standortansiedlung und -marketing Der Wettbewerb um Investoren wird intensiver. Vor diesem Hintergrund muss Wirtschaftsförderung neue Wege gehen. Bei gleichzeitig knapper werdenden Mitteln müssen die Gelder strategisch, mit hoher Zielgenauigkeit eingesetzt werden. Bereits vorhandene wegweisende Instrumente gilt es auf die ganze Region zu übertragen. 34 Zusammenarbeit und neue Wege Die Baden-Württemberg International (ehemalig GWZ) hat auf Anfrage der IHK die Ansiedlungen in Ostwürttemberg ausgewertet. Von den insgesamt 250 in Baden-Württemberg angesiedelten ausländischen Unternehmen im Zeitraum 2000 bis 2003 wurden drei Ansiedlungen erfolgreich in die Region Ostwürttemberg vermittelt. Darüber hinaus wurden sieben sogenannte investive Engagements in die ostwürttembergische Wirtschaft inklusive Beteiligungen realisiert. Außerdem erfolgten zwei Engagements aus Deutschland außerhalb Baden-Württembergs in der Region. Die Baden-Württemberg International leitete seit dem Jahr 2000 neun Anfragen an die Wirtschaftsförderung Region Ostwürttemberg (WiRO) weiter, wovon drei erfolgreich abgeschlossen wurden. In der Region hat es außerdem in den letzten Jahren verschiedene Standortansiedlungen sowohl durch die regionale bzw. kommunale Wirtschaftsförderer gegeben. Eine IHK-Umfrage bei den Wirtschaftsförderern der großen Kreisstädte sowie der Gemeinden Bopfingen, Gerstetten, Herbrechtingen, Heubach, Lorch, Niederstotzingen, Oberkochen und Steinheim ergab in den letzten Jahren rund 40 Ansiedlungen. Darunter finden sich etwa 12 Ansiedlungen mit größeren Beschäftigungseffekten (>20 Mitarbeiter). Nach Einschätzung der Wirtschaftsförderer sprechen vor allem die Gewerbeflächen/Gebäude, Um satzstrategie (Absatzmarkt, Logistik etc.), Übernahme bestehender Betriebe sowie die verkehrsgünstige Lage für den Standort Ostwürttemberg und sind damit Erklärungsfaktoren für die erfolg- reichen Ansiedlungen. Als Gründe für gescheiterte Ansiedlungen werden zuallererst zu hohe Grundstückspreise, unternehmensstrategische Überlegungen, Verkehrsinfrastruktur, schlechte Konjunktur oder auch Finanzierungsprobleme genannt. Folgende Ansätze und Handlungsfelder: Wie kann die Baden-Württemberg International (BW-I) verstärkt in die Ansiedlungspolitik eingebunden werden? Ist die von der BW-I vorgeschlagene Kurzreise durch die Region zielführend? Wie könnte der Kontakt und die Zusammenarbeit mit der BW-I institutionalisiert werden? Wie kann die Zusammenarbeit der regionalen und kommunalen Akteure auf eine neue Grundlage gestellt werden? Klare Aufgabendefinition aller Akteure, um künftige Reibungsverluste zu vermeiden. Der wichtigste regionale Verkehrsträger wird auch in Zukunft die Straße bleiben. Große Bedeutung kommt daher dem Ausbau der B 29 zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen zu. Hier ist hinsichtlich der Finanzierung auch über ein Public-Private-Partnership-Modell oder auch die Reduzierung von Ausbaustandards nachzudenken, um dem wichtigen Infrastrukturprojekt zum Durchbruch zu verhelfen. Der Ausbau des Verkehrslandeplatzes Heidenheim-Aalen-Elchingen ist wichtig für die Standortattraktivität, insbesondere dem exportorientierten Mittelstand. Auf Initiative der IHK laufen derzeit Gespräche über eine Teilfinanzierung des Projekts durch die Wirtschaft. Hier müssen Politik und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten, um das Projekt zügig voran zu treiben. 35 Auch im Bereich „Schienen-Infrastruktur“ darf mittel- und langfristig der zweigleisige Ausbau der Brenzbahn nicht aus den Augen verloren werden. Insbesondere die Industriegleise sind für die Zukunft zu sichern, da mit der Einführung der LKW-Maut die Logistik über die Bahn wieder interessanter wird. Es ist zu prüfen, inwieweit der Bau des Logistik-Zentrums der Scholz-Gruppe als Standortvorteil für die gesamte Region ausgebaut werden kann. Ursachenanalyse und politisches Spitzengespräch zum Thema Baulandpreise. 36 Entwicklung einer Strategie für die zielgenaue Ausrichtung der Standortpolitik auf klare Zielregionen und Branchen. Insbesondere sollte die Strategie auch darauf abzielen, von der Gewerbeflächenknappheit des Raumes Stuttgart zu profitieren. Untersuchung der Vor- und Nachteile einer One-stop-Agency für Investoren. Wie kann ein regionales Standort-Coaching nach dem Vorbild der Stadt Heidenheim regionsweit aufgezogen werden? Schritte zur Zukunftsfähigkeit Natürlich sind in diesem Papier viele offene Punkte enthalten und teilweise nur bestimmte Fragenkomplexe aufgeworfen. Einzelne Themen wurden bewusst ausgeklammert, damit soll deren Beitrag für die Region nicht geschmälert werden. Doch in diesen Feldern hat die Region keine Alleinstellungsmerkmale oder Stärken, die sie im Wettbewerb ausspielen könnte. Wie ein Unternehmen muss auch die zukunftsorientierte Regionalpolitik Prioritäten setzen, um die beschränkten Ressourcen zielgerichtet einzusetzen. den. Hier muss es gelingen, alle wichtigen und entscheidenden Akteure der verschiedenen Themenfelder für den nun beginnenden vertiefenden Diskussions- und Analyseprozess zu gewinnen. Die Chancen-Felder sind aus Sicht der Praxis zu beleuchten und einer tiefergehenden Analyse zu unterziehen. Ziel muss es sein, in jedem ChancenFeld Ziele zu definieren und daraus Teilstrategien zu entwickeln. Diese Strategien orientieren sich alle an dem Oberziel „Sicherung des Wohlstands und der Lebensqualität von Ostwürttemberg“. Die Arbeitsgruppe Standort hat unter Federführung der IHK versucht, die wichtigsten Handlungsfelder aufzuzeigen und faktenorientiert die Entwicklung der Region Ostwürttemberg, ihre Stärken und Schwächen und Zukunftschancen aufzubereiten. Der Dank gilt auch den vielen Institutionen und Partnern, die Grundlagen für diese Untersuchung geliefert haben. Insbesondere gilt der Dank dem Sparkassenverband BadenWürttemberg und der Kreissparkasse Ostalb für die Untersuchung der IHK-Thesen zur Ertragsschwäche. Das Papier hat Werkstatt-Charakter und ist eine Einladung an die Akteure aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung sowie Gesellschaft zum Dialog. Die Ergebnisse der Themen-Arbeitsgruppen werden von einem Koordinierungskreis zusammengefasst und zu einer Gesamtstrategie für die Region ausgearbeitet. Die Ergebnisse der Studie fließen in die Zukunftsinitiative Ostwürttemberg 2015 ein. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Standort wünschen sich eine Diskussion mit Weitblick, die nicht vor machtpolitischen und institutionellen Interessen Halt macht. Der Standortdialog Ostwürttemberg ist eröffnet, die Zukunftsinitiative I damit abgeschlossen. In regelmäßigen Evaluierungen muss der Grad der Zielerreichung überprüft werden und gegebenenfalls auch Korrekturen durchgeführt werden. Die Überlegungen dieses Papiers sollen nun einer breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt wer- Der Koordinierungskreis wird die Aufgabe haben, die regionalen Strukturen der Politiksteuerung und der Wirtschaftsförderung sowie die Verwaltungsstrukturen auf ihre Zukunftsfähigkeit zu untersuchen. Es gilt kritisch zu prüfen, ob die Strukturen für die künftige Weiterentwicklung der Region geeignet sind, um sich im Wettbewerb der Regionen behaupten zu können. Der Impuls wurde gegeben, die Arbeit liegt noch vor uns. Nehmen wir die Herausforderung an, denn es geht um kein geringeres Ziel, als den Wohlstand des Raums für Talente und Patente auch künftig zu sichern. 37 Glossar Arbeitslose Arbeitslose sind Arbeitssuchende bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres, die beschäftigungslos, nicht Schüler, Studenten oder Teilnehmer an beruflichen Bildungsmaßnahmen, nicht arbeitsunfähig erkrankt, nicht Empfänger von Altersrente sind und eine versicherungspflichtige, mindestens 15 Stunden wöchentlich umfassende Beschäftigung suchen. Sie müssen für eine Arbeitsaufnahme sofort zur Verfügung stehen. Arbeitslose müssen sich persönlich bei ihrer zuständigen Agentur für Arbeit gemeldet haben. Arbeitslose Ausländer Als arbeitslose Ausländer gelten nichtdeutsche Arbeitssuchende (Ausländer, Staatenlose und Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit), die eine Arbeitnehmertätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland ausüben dürfen. Heimatlose Ausländer werden statistisch wie Deutsche behandelt. Arbeitslosenquoten Es werden folgende Arbeitslosenquoten berechnet: Arbeitslose in Prozent aller zivilen Erwerbspersonen (abhängige zivile Erwerbspersonen, Selbstständige, mithelfende Familienangehörige). Arbeitslose in Prozent der abhängigen zivilen Erwerbspersonen (sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte, Beamte, Arbeitslose). Diese Berechnungsmethode findet in den alten Bundesländern ab Januar 1990 und in den neuen Bundesländer und Berlin (Ost) ab Januar 1993 Anwendung. 38 Auspendler Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (gezählt am Wohnort), bei denen der Arbeitsort in einem anderen Kreis liegt. Auspendlerquote: Anteil der Auspendler an der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Wohnortsprinzip). Bruttoinlandsprodukt Das Bruttoinlandsprodukt umfasst den Wert aller innerhalb eines Wirtschaftsgebietes während einer bestimmten Periode produzierten Waren und Dienstleistungen; es entspricht der Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche, vermindert um die unterstellte Bankgebühr und vermehrt um die Gütersteuern abzüglich der Gütersubventionen. Bruttowertschöpfung Die Bruttowertschöpfung, die zu Herstellungspreisen bewertet wird, ergibt sich für jeden Wirtschaftsbereich aus dem Bruttoproduktionswert zu Herstellungspreisen abzüglich der Vorleistungen zu Anschaffungspreisen. Sie steht in den Wirtschaftsbereichen nur unbereinigt, d.h. vor Abzug der unterstellten Bankgebühr, zur Verfügung. Die in den Tabellen dargestellte Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen insgesamt ist ebenfalls unbereinigt. Einpendler Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (gezählt am Arbeitsort), bei denen der Arbeitsort in einem anderen Kreis liegt. Einpendlerquote: Anteil der Einpendler an der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Arbeitsortsprinzip). Erwerbstätige Alle Personen, die innerhalb eines Wirtschaftsgebietes einer Erwerbstätigkeit oder auch mehreren Erwerbstätigkeiten nachgehen, unabhängig von der Dauer der tatsächlich geleisteten oder vertragsmäßig zu leistenden wöchentlichen Arbeitszeit. Für die Zuordnung als Erwerbstätiger ist es unerheblich, ob aus dieser Tätigkeit der überwiegende Lebensunterhalt bestritten wird oder nicht. Zu den Erwerbstätigen gehören auch Soldaten (einschließlich der Wehr- und Zivildienstleistenden). Nicht zu den Erwerbstätigen rechnen Personen in ihrer Eigenschaft als Grundstücks-, Haus- und Wohnungseigentümer oder als Eigentümer von Wertpapieren und ähnlichen Vermögenswerten. Im Fall mehrerer (gleichzeitiger) Tätigkeiten ist sowohl für die Zuordnung nach der Stellung im Beruf als auch für die Zuordnung auf Wirtschaftsbereiche die zeitlich überwiegende Tätigkeit zugrundegelegt. Nach der Stellung im Beruf wird unterschieden zwischen Selbstständigen und mithelfenden Familienangehörigen sowie beschäftigten Arbeitnehmern (Angestellte, Arbeitern/-innen, Beamte/-in). Eine weitere Unterscheidung bezieht sich auf Erwerbstätige nach dem Inlands (Arbeitsorts)- beziehungsweise Inländer (Wohnorts-)konzept. Gewerbeanmeldung Unter Gewerbeanmeldungen werden in dieser Studie alle Anmeldungen aus den Branchen Industrie, Handel und Dienstleistungen erfasst. Dabei handelt es sich nicht nur um echte Neugründungen, sondern auch um Änderungsmeldungen sowie Ausgründungen aus bestehenden Betrieben oder die Gründung von eigenständigen Betriebsstätten. Freiberufler und Gewerbeanmeldungen des Handwerks sind nicht berücksichtigt. Gewerbeabmeldungen Darunter werden in dieser Studie alle Abmeldungen aus den Branchen Industrie, Handel und Dienstleistungen verstanden. Gründersaldo Der Gründersaldo ist definiert als der Quotient von Gewerbeanmeldungen und Gewerbeabmeldungen. Ist dieser positiv, so liegt die Zahl der Anmeldungen über den Abmeldungen. Im negativen Fall ist dieses Verhältnis genau umgekehrt. Langzeitarbeitslose Als Langzeitarbeitslose gelten alle Personen, die am jeweiligen Stichtag der Zählung ein Jahr und länger bei den Agenturen für Arbeit arbeitslos gemeldet waren. Materialaufwandsquote Die Materialaufwandsquote errechnet sich aus der Formel Materialaufwand mal 100 geteilt durch Gesamtleistung. 39 Patentdichte Die Patentdichte ist definiert als die Anzahl der Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner. Patentintensität Dieser Indikator ist definiert als die Patentanmeldungen aus der Wirtschaft je 100.000 Beschäftigte. Personalaufwandsquote Die Personalaufwandsquote ergibt sich aus der Formel Personalaufwand mal 100 geteilt durch Gesamtleistung. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten umfassen alle Arbeitnehmer, die krankenversicherungspflichtig, rentenversicherungspflichtig oder beitragspflichtig nach dem SGB III sind oder für die Beitragsanteile zu den gesetzlichen Rentenversicherungen zu entrichten sind; dazu gehören auch insbesondere Auszubildende, AltersteilzeitBeschäftigte, Praktikanten, Werkstudenten und Personen, die aus einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis zur Ableistung des gesetzlichen Wehrdienstes oder zivilen Ersatzdienstes einberufen werden; das gleiche gilt für Zeitsoldaten mit einer Verpflichtung bis 40 zu zwei Jahren. Nicht einbezogen sind dagegen Selbstständige, mithelfende Familienangehörige, Berufs- und Zeitsoldaten (siehe o.g Ausnahme), Wehrpflichtige ohne vorangegangene Beschäftigung sowie Beamte. Steuerkraftsumme Die Steuerkraftsumme stellt die Berechnungsgrundlage für die Kreis- und Finanzausgleichsumlage dar. Für die Gemeinden setzt sich diese zusammen aus der Steuerkraftmesszahl zuzüglich der Schlüsselzuweisungen nach der mangelnden Steuerkraft und den Mehrzuweisungen jeweils des zweit vorangegangenen Jahres. Steuerkraftmesszahl Komponente für die Berechnung der Schlüsselzuweisungen. Für die Gemeinden wird diese gebildet aus dem Aufkommen der Grundsteuern A und B sowie der Gewerbesteuer abzüglich der Gewerbesteuerumlage (jeweils umgerechnet auf einen landeseinheitlichen Hebesatz), weiter aus dem Gemeindeanteil an Einkommens- und Umsatzsteuer und den Zuweisungen im Rahmen des Familienleistungsausgleichs. Für alle genannten Werte sind die Aufkommen des zweit vorangegangenen Jahres maßgebend. Studien und Quellen Die vorliegende Studie beruht zum großen Teil auf der Auswertung von Kennzahlen und Statistiken des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg. Darüber hinaus sind eine Fülle weiterer Arbeiten in dieses Papier eingeflossen. Die wichtigsten sind im folgenden aufgeführt: Baden-Württembergischer IHK-Tag: Dienstleistungsatlas Baden-Württemberg 2004 Umfrage zu Standortansiedlungen in der Region bei BW-I und Wirtschaftsförderern 2003 /2004 Kleingewerbe beherrscht Gründergeschehen – Gründeranalyse 1993 bis 2002 Ostwürttemberg 2003 Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW): Wirtschaftsmonitor Baden-Württemberg – Zur Positionierung des Landes 2002 Bundesanstalt für Arbeit: Strukturbericht – Regionen im Fokus 2003 KfW-Mittelstandsbank: Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportindustrie und die Theorie der Basarökonomie MakroScope Nr. 15, 2004 CAP Gemini Ernst & Young: Standortattraktivität – Die Unternehmerfreundlichkeit der Bundesländer im Vergleich 2002 McKinsey & Stern & T-Online: Perspektive Deutschland – die größte gesellschaftspolitische Online-Umfrage 2002 und 2003/04 Deutscher Industrie- und Handelskammertag: Standorte in Deutschland – Ergebnisse einer Unternehmerbefragung 2002 Regionalverband Ostwürttemberg: Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung in Ostwürttemberg 2003 Ernst & Young: Automobilstandort Deutschland in Gefahr? 2004 Regionalverband Ostwürttemberg/Birgit Beyrle: Ermittlung und Bewertung des regional-bedeutsamen Gewerbeflächenpotenzials in Ostwürttemberg 2003 Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI): Produktionsverlagerungen ins Ausland und Rückverlagerungen 2004 Patentspezialisierung der Region Ostwürttemberg im zeitlichen und interregionalen Vergleich – Studie im Auftrag der IHK Ostwürttemberg 2003 Handelsblatt & Prognos: Stille Stars – Deutschlands unbekannte Wachstumsregionen 2004 IHK Ostwürttemberg: Studie zu Internationalisierungstendenzen in Ostwürttemberg 2003 Roland Berger & Partner: Zukunftsinvestitionen in Baden-Württemberg 2000 Sparkassenverband Baden-Württemberg Bilanzanalyse im Auftrag der IHK Ostwürttemberg Greif, S. /Schmiedl, D. (2002): Patentatlas Deutschland – Ausgabe 2002 Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg: Strukturentwicklungsbericht des Landes 2003 WiRO/GWZ Photonik-Studie 2002 41 Mitglieder „AG Standort“ Unternehmerinnen und Unternehmer der IHK-Vollversammlung: Helmut Althammer, Geschäftsführender Gesellschafter Althammer GmbH & Co. KG Torsten Becker, Geschäftsführender Gesellschafter becker GmbH Dr. Dieter Brucklacher, Vorsitzender Geschäftsführung Leitz GmbH & Co. KG Joachim W. Dziallas, Geschäftsführer Edelmann GmbH & Co. KG Gerd Eberle, Geschäftsführer Eberle Holding GmbH Michael Geiger, Geschäftsführender Gesellschafter Karl-Heinz Geiger Papiergroßhandlung GmbH & Co. KG Karl-Heinz Gersmann, Geschäftsführender Gesellschafter Prototechnik GmbH Charlotte Helzle, Geschäftsführende Gesellschafterin Hema Elektronik GmbH Dr. Hermut Kormann, Vorsitzender des Konzernvorstands Voith AG Dr. Wolfgang Molt, Vorstand der EnBW Ostwürttemberg Donau Ries AG Peter Scheyrer, Geschäftsführender Gesellschafter GfO Gesellschaft für Oberflächentechnik mbH Brigitte Wagenblast, Geschäftsführende Gesellschafterin Autohaus Josef Wagenblast GmbH & Co. KG Johannes Werner, Vorsitzender des Vorstands Kreissparkasse Ostalb Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IHK: Günther Bauer, Leiter International Karl Blum, Referent Innovationsberatung Eberhard Colditz, Leiter Recht | Fair Play Peter Gring, Leiter Information | Kommunikation Hartmut Heiner, Leiter Ausbildung Cornelia Kirchmayr, Leiterin Weiterbildung Klaus Moser, Hauptgeschäftsführer & Leiter Standort Markus Schmid, Leiter Starthilfe & Unternehmensförderung Erhard Zwettler, Branchenkoordinator Industrie