gurren, vb. , lautwort schwacher flexion wie gir

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gurren, vb. , lautwort schwacher flexion wie gir
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Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 20.01.2017.
gurren, vb. , lautwort schwacher flexion wie girren, kurren, knurren u. ähnl. mhd. vereinzelt bei
Freidank 140, 7 (s. 1); frühnhd. mit kurren, das
die gleichen bedeutungen entwickelt hat, im wettbewerb, z. b. kuchenmaisterey: gurren (1497) e 4a;
kurren (o. o. u. j.) d 5; Mathesius: gurren Syrach
(1586) 85a; kurren 38b; vgl. auch die paare gurreln-kurreln, gnurren-knurren. im stammvokal
fest, auszer Luther (er) gorret 16, 279 W. im
19. jh. allgemein schriftsprachlich für die eigentümlichen laute der tauben (s. 2).
1) soviel wie 'knurren'. zufrühst isoliert bei Freidank belegt:
der esel gurret ûf den wân,
140, 7 Grimm.
ebenfalls vereinzelt von knarrenden und anderen
geräuschen (vgl.kurren a): alt karren gurren
gern S. Franck sprichw. (1541) 1, 87a; von neuem
lederzeug Vilmar Kurhess. 141; von türen,
schnee, schuhen Fischer schwäb. 3, 932.
a) regelmäszig bezeugt vom knurrenden geräusch
im leib: unser herr gott hat buttermilch gessen,
wie gurret ihm der bauch darvon Gr. Strigenicius Jonas (1595) 110b; das wert dem wülen
und stellet das gurren in dem plöden magen
kuchenmaisterey (1497) e 4a; venter latrat, rugit
gurrt Alberus (1540) r 3b; corporis flatus, wind
im leib, wenn einem der bauch gurrt, blehungen
Corvinus (1660) 582; Frisch (1741) 1, 361b; 633b;
(bei darmgicht dem pferd) offt der gantze leib
schwitzet und das inngeweid gurret Hohberg
georgica cur. 2 (1682) 207; wann die alten pferd
er wænet wol gesungen hân
traben, so gurrt ihnen der bauch Frisch dt.-lat.
(1741) 1, 361b; vgl. noch Höfler krankheitsnamen 208b. literarisch als unfein empfunden: die
übersetzung ... ist höchst elend ... wer kann
ohne eckel das: indeme, einstweilen, ... baumstarke lenden, der bauch gurrt etc. lesen allg.
deutsche bibl. (1765) 9, 118. später von gnurren
(knurren) abgelöst, nebeneinander bei Schrader
dt.-frz. (1781) 1, 561a. in den mundarten erhalten, s. Staub[Bd. 9, Sp. 1166]
Tobler 2, 410; Fischer 3, 932; Lexer kärnt. 127;
Sartorius Würzburg 53; Knothe Markersdorf.
(Nordböhm.) 48; auch brem. wb. 2, 529.
b) 'knurren, murren, schelten, aufbegehren'; an a
unmittelbar anknüpfend vom hungrigen magen,
vgl. unser heutiges der magen knurrt: so sehen
nu die kinder Israel (in der wüste) nur auff den
bauch, wie der gorret und zu trincken haben
will Luther 16, 279 W.; es ist mit dem bauch
nicht gut reden, weil er nicht höret, sondern
gurret ... nach den newen egyptischen fleischdöpffen G. Wicelius beten, fasten u. almosen
(1535) m 4b;
der arme bauch fing an zu gurrn,
dieweil er hört den hauffen (die glieder) murrn
Er. Alberus fabeln 43 ndr.
in allgemeiner anwendung, meist in verbindung
mit murren: (die Korinther) die da auch murreten und gurreten wider iren Mosen und Aaronem Mathesius epist. a. d. Corinthier (1591) 1,
225c; die armut giebt manchmal ursach auff die
reichen zu murren, zu gurren Syrach (1586) 85a;
vgl. der geitz ... gurret alweg auff S. Franck
sprichw. (1541) 1, 44b. mundartlich Loritza id.
vienn. 57; für zanken Fischer schwäb. 3, 932.
mehr vom akustischen eindruck her: vor dem
sausen und brausen, von dem summen und
brummen, von dem gurren und murren (des fernen meeres) erschrecken J. M. Meyfart d.
jüngste gericht (1637) 1, 247;
(der priester segnet Reineke als pilger ein)
fing drauf im maul zu murren
und, weis nicht was, her zu gurren
Reineke
fuchs (Rost. 1650) 203.
2) vom laute der tauben, vgl. auch das gleichbedeutende girren. erst später bezeugt als 1.
a) eigentlich:
die frösche coaxen und quaxen und murren,
die tauben, die turteln und lachen und gurren
D. Schirmer singende rosen (1654) lied 67;
holztauben gurrend ich vernahm aus einem
strauch
W. H. v. Hohberg habsburg. Ottobert
(1664) V u u 3a;
(die turteltaube) mit ihrem traurigen gurren
(1701) in Alemannia 12, 42. diese wenigen frühen
belege lassen es zweifelhaft, ob das wort speciell
für den laut der wildtaube hochgekommen; bei
Lindenborn Diogenes (1742) 2, 786 auch für die
haustaube. nach Heynatz antibarb. (1796) 2, 81
nur 'von dem gröberen tone der taube' und auch
da noch 'nicht in allen gegenden Deutschlands
angenommen'; jedoch setzt es sich seit dem 18.
jh. schriftsprachlich durch: ein blutgieriger falke
schosz einem unschuldigen taubenpaare nach
... schon gurrten sich die zärtlichen freunde
ihren abschied zu Lessing 1, 231 L.-M.;
horch, wie fern die taube gurret
und von bienen summt und surret
rings der blütenvolle raum
J. H. Voss sämtl. ged. (1802) 5, 144;
die tauben gurren auf dem dache,
die bunten tauben, wie verliebt
Geibel werke (1888) 8, 97;
während ... das gurren der wildtauben aus ...
einer edelgewachsenen, alten birke klang G.
Hauptmann Em. Quint (1910) 50. in verbindung
mit ähnlichen lautworten:
der tauber dort
gurrt und kurrt sein liebes wort
v. Ditfurth dtsche volks- u. gesellschaftslieder (1872) 189;
(turteltauben) die dir im kopf girren und gurren
B. v. Arnim Brentanos frühlingskr. (1844) 334; da
purren und gurren ja noch die tauben K. Gutzkow zaub. v. Rom (1858) 1, 18. auch vereinzelt
von andern vögeln: gleich einem alten papageien
hatte er gegurrt und gegrammelt ebda 5, 63;
eines dieser schönen thiere (feuerländische albatrosse) flatterte (getroffen) krampfhaft einige
augenblicke umher, dann sank es gurrend in
die see A. E. Brachvogel Benoni (1881) 2, 181.
b) in die menschliche sphäre übertragen. von
ähnlichen lautäuszerungen: wie auf einem bazar
im asiatischen Ruszland, wo alle nationen unter
einander plappern und maulen, gurren und
schnurren W. Hauff sämtl. w. (1890)
[Bd. 9, Sp. 1167]
3, 22; besonders von lieblichen, liebenswürdigen
lautäuszerungen: (das jüngste) kann schon so
schelmisch und intelligent lächeln und gurren,
dasz es eine lust ist Freiligrath bei Buchner
Freiligrath (1881) 2, 170; ein paar mal lachte sie,
leise, glückselig, gurrend H. v. Kahlenberg Eva
Sehring (1901) 28; ganz ins allgemeine gewendet, etwa für freundlich sein: bie ennem gurrt e,
hinger ennem knurrt e L. Curtze volksüberl. a.
Waldeck 348; 'verliebt, zärtlich tun und reden',
wohl nur abschätzig: der alternde mann als gurrender liebhaber war mir fatal Sudermann bil-
derb. (1922) 209;
wer von liebe girrt und gurrt
J. H. Voss sämtl. ged. (1802) 6, 24.
vereinzelt schon im 17. jh.: da wäre es viel besser gethan, wann ein knecht den andern, eine
magd die ander ... in den hauptstücken der
christlichen lehr ... unterrichtete, als dasz man,
sonderlich am sonntag, die zeit mit gumpen,
gurren, tantzen und dergleichen uppigkeit
zubringe Dannhawer catechismusmilch (1657)
3, 401; vgl. den alem. von tändeln bis huren sich
erstreckenden gebrauch Fischer 3, 932; MartinLienhart 1, 230a; v. Klein provinz. 1, 173;
Staub-Tobler 2, 410.

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