- Creditreform Stuttgart
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INHALT SEITE 1 Über das Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 1 2 Risikostruktur der Unternehmenslandschaft 2.1 Gesamtdeutschland 2.2 Baden-Württemberg 2.3 Region Stuttgart 4 4 8 9 3 Risikostruktur nach Strukturmerkmalen 3.1 Hauptwirtschaftszweige 3.2 Umsatzklassen 12 12 16 4 Umfrage Wirtschaftslage Mittelstand in der Region Stuttgart 4.1 Konjunkturelle Situation 4.2 Finanzierungslage 4.3 Struktur der Befragungsteilnehmer 20 20 25 30 5 Zusammenfassung 32 Quellen 36 g 1 Über das Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart Die Konjunktur in Deutschland zeigte im letzten Quartal 2012 beim BIP mit minus 0,6 Prozent rezessive Tendenzen – doch im Januar 2013 ging es mit plus 0,7 Prozent bei der gesamtwirtschaftlichen Leistung wieder aufwärts. Aber trotz der guten Perspektiven, welche die Bundesregierung und die Forschungsinstitute für das aktuelle Jahr erwarten, bleiben die Risiken der Eurokrise im Blickfeld. Der Eklat in Zypern führte allen auch in Deutschland vor Augen, was Bundesbankpräsident Weidmann auf den Punkt brachte: „Die Eurokrise ist in der Tat noch nicht vorbei. Ihre nachhaltige Überwindung wird auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen.“ Die Auswirkungen dieser Krise machen sich nicht nur in den Staaten Südeuropas bemerkbar, auch Niederlande und Frankreich etwa schwächeln konjunkturell und sind damit als Abnehmer unserer Exportgüter und dienstleistungen in den Hintergrund getreten. Wie entwickelt sich der deutsche Mittelstand in diesen unruhigen Zeiten? Wird er sich von den allgemein herrschenden schwierigen konjunkturellen Bedingungen innerhalb Europas wirklich abkoppeln können? Wie sieht die Situation in der Region Stuttgart aus? Die vorliegende Studie begutachtet die derzeitige wirtschaftliche Verfassung des Mittelstandes in der Region Stuttgart eingehend. Sie beleuchtet neben der Risikostruktur der Unternehmen auch die Finanzierungssituation, der sich der Mittelstand ausgesetzt sieht. Ziel ist es, Gefährdungs- aber auch Chancenpotenziale aufzuzeigen. Zypern hält Risiken der Eurokrise vor Augen Risikostruktur von Unternehmen und Finanzierungssituation Die wirtschaftliche Struktur einer Region kann aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden, um die spezifische Risikosituation darzustellen und daraus Rückschlüsse zu ziehen. Auf diese Weise kann herausgearbeitet werden, in welchen Branchen die Unternehmen der untersuchten Region besonders insolvenzgefährdet sind und welche Rechtsformen oder Umsatzklassen mit einem hohen Ausfallrisiko behaftet sind. Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 1 Datengrundlage Creditreform Risikoindikator Datengrundlage der vorliegenden Analyse ist die Creditreform Wirtschaftsdatenbank mit über vier Millionen Datensätzen zu deutschen Unternehmen. Durch stichtagsbezogene Selektionen wird die Anzahl der Unternehmen sowie die Anzahl der ausgefallenen Firmen je Region ausgewiesen. Grundlage und Orientierungsgröße des Analyseverfahrens ist der Creditreform Risikoindikator (CRI in Prozent), der die Ausfallwahrscheinlichkeit von Unternehmen innerhalb einer Region misst. Die Zahl der Insolvenzen und Schieflagen von Unternehmen wird zur Gesamtanzahl der Betriebe ins Verhältnis gesetzt Berücksichtigte Negativmerkmale Das „Risikobarometer Mittelstand“ berücksichtigt dabei nicht nur Insolvenzverfahren der Unternehmen. Das Vorliegen eines Ausfalls wird darüber hinaus auch durch die folgenden Negativmerkmale angezeigt: Verbraucherinsolvenzverfahren von unternehmerisch tätigen Personen sonstige Insolvenzverfahren Haftanordnung zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung Abgabe der eidesstattlichen Versicherung Auf Basis der über den Creditreform Risikoindikator ermittelten Ausfallquoten erfolgt eine Einteilung in sechs Risikoklassen, ähnlich dem Schulnotenprinzip. Je höher der Creditreform Risikoindikator, desto höher ist die Ausfallgefahr (von grüner Ampelschaltung = sehr geringes Ausfallrisiko bis rote Ampelschaltung = sehr hohes Ausfallrisiko). Risikoklassen CRI Mittelstandsdefinition 2 Zur weitergehenden Betrachtung hat Creditreform Stuttgart zudem eine Befragung von mittelständischen Unternehmen in der Region Stuttgart durchgeführt. Die Untersuchung basiert auf der in der Wissenschaft vorherrschenden Definition des Mittelstandes, die einer- Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 seits auf die Mitarbeiterzahl abstellt (nicht mehr als 500 Beschäftigte) und andererseits eine Umsatzgröße von nicht mehr als 50 Mio. Euro zulässt. Im Rahmen der Analyse der Region Stuttgart wurden die kreisfreie Stadt Stuttgart sowie die Kreise Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und der Rems-Murr-Kreis betrachtet und in den Gesamtzusammenhang der Region eingeordnet. Die zum zweiten Mal in Folge veröffentlichte Studie wurde von Creditreform Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Creditreform Rating AG in Neuss erstellt. Sie richtet sich insbesondere an Unternehmer, Banken, Stadt- und Kreisverwaltungen sowie Wirtschaftsförderungsgesellschaften. Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 3 g Zum Jahresende Flaute Entspannung des Insolvenzgeschehens in robustem Umfeld Deutschlandweit Rückgang der Firmeninsolvenzen um 6,0 Prozent 2 Risikostruktur der Unternehmenslandschaft 2.1 Gesamtdeutschland Im vergangenen Jahr ging eine etwa dreijährige Aufschwungphase der deutschen Wirtschaft vorerst zu Ende. Im letzten Quartal 2012 schrumpfte die Wirtschaftsleistung erstmals wieder seit der Rezession von 2008/09. Vor allem die Schwäche der europäischen Nachbarländer sowie eine zunehmende Investitionszurückhaltung haben die wirtschaftliche Dynamik gebremst. Gleichwohl blieb der Arbeitsmarkt weiterhin robust, in einigen Bereichen verstärkte sich der Fachkräftemangel sogar. Insgesamt hat sich das solide Wirtschaftswachstum des vergangenen Jahres größtenteils positiv auf das Insolvenzgeschehen im Unternehmenssektor ausgewirkt. Gemäß Insolvenzstatistik des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Insolvenzverfahren mit 28.297 Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (30.099 Fälle) um 1.802 Fälle zurückgegangen. Dies entspricht einem Rückgang um 6,0 Prozent. Abb. 1: Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Elfjahresvergleich Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Elfjahresvergleich 2001 bis 2012 42.000 40.000 38.000 36.000 34.000 32.000 30.000 28.000 26.000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quelle Zahlen: Statistisches Bundesamt, Grafik: Creditreform Stuttgart 4 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Der Handel verzeichnet 2012 den stärksten Rückgang bei den Insolvenzen: Binnen Jahresfrist reduzierte sich der Anteil der Handelsunternehmen am Insolvenzgeschehen um 9,2 Prozent von 5.751 auf 5.224 Betriebe. Verglichen mit der gesamtdeutschen Veränderungsrate weist der Dienstleistungssektor einen ähnlich hohen Rückgang bei den unternehmerischen Insolvenzen auf: Die Zahl der Zusammenbrüche von Dienstleistern sank um 5,7 Prozent von 16.940 auf 15.976 Fälle. Nur etwas geringer fiel der Rückgang bei den Baufirmen aus. Hier wurde mit 4.512 Insolvenzfällen ein Rückgang um 5,5 Prozent registriert (2011: 4.776 Fälle). Im verarbeitenden Gewerbe wurden mit 2.246 Insolvenzen nahezu genauso viele Fälle gemeldet wie im vergangenen Jahr. Die Ergebnisse der Creditreform Analyse „Insolvenzen in Deutschland, Jahr 2012“ zeigen: Das Insolvenzgeschehen verlagert sich zunehmend zu mittleren und großen Unternehmen. So waren vergangenes Jahr 150 Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Mio. Euro betroffen. Im Jahr zuvor waren es gerade einmal 90 Unternehmen – ein Zuwachs um 66,7 Prozent. Ebenfalls stark gestiegen ist die Insolvenzbetroffenheit unter den Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 25 und 50 Mio. Euro. Während 2011 nur 150 Unternehmen dieser Größenklasse den Gang zum Amtsgericht antreten mussten, sind es aktuell 180 Insolvenzfälle (plus 20,0 Prozent). In den kleinteiligeren Segmenten hat sich das Insolvenzgeschehen auf breiter Front entspannt, wobei der stärkste Rückgang an Insolvenzen bei den kleinen Betrieben registriert wurde, die im Jahr zwischen 100.000 und 250.000 Euro umsetzen: Die Zahl der Insolvenzen ging hier um 5,9 Prozent von 6.740 auf 6.340 Fälle zurück. Weniger Insolvenzen gab es auch bei den Betrieben, die einen Jahresumsatz von bis zu 100.000 Euro (minus 4,0 Prozent) bzw. zwischen 250.000 und 500.000 Euro (minus 4,9 Prozent) erwirtschaften. Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Handel verzeichnet stärksten Rückgang von Insolvenzen Konstante Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe 66,7 Prozent mehr Insolvenzen bei Großunternehmen Entspannung im kleinteiligeren Umsatzsegment 5 Insolvenzgefährdung deutscher Unternehmen auf Kreisebene im kartographischen Vergleich 2012 Im Brennpunkt standen dabei namhafte, große Insolvenzen, wie die der Schlecker Unternehmensgruppe, Neckermann oder der Nürburgring GmbH. Während sich 2012 die Segmente „Erneuerbare Energien“ und „Automobilzulieferer“ ständig in den Schlagzeilen wiederfanden, waren es jüngst vor allem die Schifffahrtsund Reedereiunternehmen sowie die Printmedien, die unter enormen Anpassungsdruck gerieten. Die insgesamt rückläufige Insolvenzentwicklung spiegelt sich auch in der Entwicklung des Creditreform Risikoindikators wider. Mit 86.990 Unternehmensausfällen wurde ein bundesweiter CRI von 2,06 Prozent ermittelt (2011: 2,15 Prozent). Deutsche Unternehmen werden somit in die Risikoklasse 3 eingeordnet, die einem mittleren Ausfallrisiko entspricht - unter 2,0 Prozent ist bereits von einem geringen Ausfallrisiko auszugehen. 2013 ist angesichts der gebremsten konjunkturellen Entwicklung mit einem konstant bleibendem CRI zu rechnen. Der Blick auf die Deutschlandkarte zeigt, dass die Ausfallwahrscheinlichkeit von Betrieben in Süddeutschland deutlich geringer ist als in Zentral- und Ostdeutschland. In den nördlichen Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wechseln sich Kreise mit geringem, mittlerem und hohem Ausfallrisiko ab. 2011 Insolvenzgefährdung in Sachsen-Anhalt und MecklenburgVorpommern am größten Zweitniedrigste Insolvenzgefährdung in BadenWürttemberg 6 Wie im Vorjahr ist in Sachsen-Anhalt das Risiko für Unternehmen, zahlungsunfähig zu werden, mit einem Ausfallrisiko von 2,68 Prozent am größten. Beinahe genauso hoch wird die Gefahr in MecklenburgVorpommern (CRI 2,42 Prozent) eingestuft. BadenWürttembergische Unternehmen (CRI 1,86 Prozent) sind nach bayerischen Unternehmen am wenigsten insolvenzgefährdet. In Niedersachsen (-0,20 Punkte; CRI: 2,08 Prozent) und Brandenburg (-0,17 Punkte; CRI: 2,25 Prozent) ist die Ausfallhäufigkeit im vergangenen Jahr am stärksten gesunken. Die Ausfallquote sank in beinahe allen Bundesländern, bis auf das Saarland (+ 0,90 Punkte), Baden-Württemberg (+ 0,01 Punkte) und Schleswig-Holstein (± 0,00 Punkte). Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Tab. 1.: Creditreform Risikoindikator nach Bundesländern 2007 bis 2012 CRI in Prozent Abw. Abw. g Bundesland Risiko2012 2011 2010 2009 2008 2007 klasse 10 / 11 07 / 11 1,56 1,66 1,72 1,72 1,63 1,52 -0,11 +0,04 Bayern 2 Baden-Württemberg 2 1,86 1,85 1,95 1,99 1,74 1,75 +0,01 +0,11 Hamburg 2 1,90 1,98 2,03 2,14 2,11 1,81 -0,08 +0,09 Schleswig-Holstein 2 1,99 1,99 2,17 2,30 2,25 2,12 ±0,00 -0,13 Bremen 3 2,02 2,14 2,28 2,29 2,51 2,35 -0,13 -0,33 Thüringen 3 2,16 2,20 2,30 2,45 2,06 1,91 -0,04 +0,25 Saarland 3 2,31 2,22 2,36 2,08 1,93 1,94 +0,09 +0,37 Hessen 3 2,10 2,23 2,30 2,24 2,18 2,15 -0,14 -0,05 Berlin 3 2,14 2,25 2,32 2,37 2,19 2,52 -0,11 -0,38 Niedersachsen 3 2,08 2,28 2,45 2,59 2,59 2,56 -0,20 -0,48 Rheinland-Pfalz 3 2,27 2,37 2,37 2,46 2,46 2,17 -0,09 +0,10 Sachsen 3 2,23 2,38 2,49 2,59 2,25 2,24 -0,15 -0,01 Nordrhein-Westfalen 3 2,35 2,42 2,52 2,57 2,49 2,38 -0,06 -0,03 Brandenburg 3 2,25 2,42 2,50 2,53 2,42 2,54 -0,17 -0,29 Mecklenburg-Vorp. 3 2,42 2,52 2,73 2,75 2,75 2,41 -0,10 +0,01 Sachsen-Anhalt 4 2,68 2,83 3,11 3,18 2,93 2,76 -0,15 -0,08 Deutschland 3 2,06 2,15 2,25 2,3 2,22 2,11 -0,09 -0,05 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 7 2.2 Insolvenzgefährdung baden-württembergischer Unternehmen auf Kreisebene im kartographischen Vergleich 2012 2011 Höchstes Risiko in Pforzheim und Göppingen Baden-Württemberg Im Vergleich zu fast allen anderen Bundesländern ist Baden-Württemberg von einer deutlich positiveren Risikostruktur geprägt: Rund 60,0 Prozent der 44 badenwürttembergischen Kreise und kreisfreien Städte weisen eine geringe bis sehr geringe Ausfallhäufigkeit von Unternehmen auf. Nichtsdestotrotz fällt auf, dass es Baden-Württemberg scheinbar weniger gut gelungen ist, von den positiven konjunkturellen Bedingungen der ersten Jahreshälfte 2012 zu profitieren. In gut der Hälfte der Kreise verbesserte sich die Situation 2012 weiter, in der anderen Hälfte stieg die Ausfallquote hingegen an. Von insgesamt 534.700 Unternehmen erlitten 9.962 im vergangenen Jahr den wirtschaftlichen Zusammenbruch (davon 2.169 Unternehmensinsolvenzen; - 5,0 Prozent gegenüber 2011). Der Landkreis Ravensburg führt die Statistik mit dem geringsten Ausfallrisiko an (CRI 1,30 Prozent). Unternehmen aus den Kreisen der Region Stuttgart werden, mit Ausnahme von Göppingen, als gering ausfallgefährdet eingestuft. In der Stadt Pforzheim (CRI 2,86 Prozent) und im Landkreis Göppingen (CRI 2,59 Prozent) sehen sich Unternehmen indes einem erhöhten Ausfallrisiko ausgesetzt. Tab. 2.: g Kreis Ravensburg Ostalbkreis Main-Tauber-Kreis Heidenheim Schwäbisch Hall Biberach Esslingen Bodenseekreis Ulm Stuttgart CRI in % 1,30 1,35 1,41 1,45 1,48 1,50 1,53 1,54 1,57 1,58 Die zehn baden-württembergischen Kreise und kreisfreien Städte mit der niedrigsten bzw. der höchsten Ausfallgefährdung 2012 Risikoklasse 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 g Kreis Pforzheim Göppingen Baden-Baden Zollernalbkreis Sigmaringen Mannheim Calw Konstanz Schwarzwald-Baar-Kreis Rastatt RisikoCRI in % klasse 2,86 4 2,59 4 2,32 3 2,32 3 2,31 3 2,29 3 2,26 3 2,18 3 2,16 3 2,11 3 Angesichts der aktuellen konjunkturellen Bedingungen sowie der konträren Entwicklung in den verschiedenen Kreisen ist 2013 mit keiner Entspannung der Ausfallgefährdung in Baden-Württemberg zu rechnen. 8 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 2.3 Region Stuttgart Die rezessiven Tendenzen der konjunkturellen Entwicklung im letzten Quartal 2012 haben sich auch auf die finanzielle Stabilität der Unternehmen in der Region Stuttgart, das sind die Landkreise Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg, der Rems-Murr-Kreis und die Stadt Stuttgart, ausgewirkt. Das bestätigen auch die Arbeitslosenzahlen in der Region, die seit 2011 in jedem Monat weiter zurückgingen und seit Mitte 2012 wieder einen leichten Anstieg aufwiesen. Nichtsdestotrotz konnte die hervorragende Arbeitslosenquote von 4,8 Prozent aus dem Jahre 2011 auch 2012 weiter gehalten werden und die Arbeitslosigkeit befand sich auf Rekordtief.1 Arbeitslosenquote weiterhin auf Rekordtief; keine weitere Entspannung erwartet Der aktuelle Creditreform Risikoindikator für die Region Stuttgart hat einen Wert von 1,82 Prozent (2011: 1,67 Prozent). Das Ausfallrisiko wird damit als gering bewertet, steuert allerdings zunehmend auf ein mittleres Risiko zu. Von insgesamt 134.600 Unternehmen in der Region erlitten 2.330 (davon 636 Unternehmensinsolvenzen) aufgrund eines harten Negativmerkmals, etwa dem Insolvenzantrag, der Haftanordnung oder der Abgabe der eidesstattlichen Versicherung, einen Ausfall. Die Region Stuttgart bewegt sich deutlich unter dem für die gesamte Bundesrepublik ermittelten CRI-Wert von 2,06 Prozent sowie im Landesdurchschnitt von 1,86 Prozent. Region Stuttgart steuert auf mittleres Ausfallrisiko zu Der Blick in die einzelnen Landkreise zeigt, dass sich die Lage in allen Kreisen, mit Ausnahme von Ludwigsburg, entgegen dem Bundestrend verschlechtert hat. Dies ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf die starke Exportausrichtung der Region zurückzuführen. In der Stadt Stuttgart hat sich das Ausfallrisiko leicht erhöht (+ 0,07 Punkte; 2012: CRI 1,58 Prozent), wird allerdings noch immer als gering eingeschätzt. 534 Unternehmen von insgesamt 33.750 standen vergangenes Jahr vor dem finanziellen Aus. Bis auf Ludwigsburg vermelden alle Kreise einen Anstieg des Ausfallrisikos 1 Vgl. Arbeitsmarktbericht Agentur für Arbeit Stuttgart - Jahresrückblick 2012, S. 2 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 9 niedrigstes Ausfallrisiko im Kreis Esslingen Kreis Ludwigsburg: einziger Landkreis mit Rückgang Erhöhtes Ausfallrisiko im Kreis Göppingen Größter Anstieg des Ausfallrisikos im Kreis Böblingen Der Kreis Esslingen weist 2012 den geringsten Anteil an Unternehmen mit Risikomerkmalen auf. 387 von insgesamt 25.270 Unternehmen galten dort als insolvenzgefährdet. Mit einem CRI-Wert von 1,53 Prozent fällt das Ausfallrisiko noch in die Kategorie „gering“, befindet sich aber nahe an einem sehr geringen Risiko. Der Kreis Ludwigsburg ist der einzige Landkreis in der Region, in dem die Ausfallgefährdung 2012 zurückging (- 0,09 Punkte). Er weist den drittniedrigsten Anteil an ausfallgefährdeten Unternehmen (CRI 1,68 Prozent) und ein geringes Ausfallrisiko auf. Von insgesamt 25.500 Unternehmen standen im letzten Jahr 428 vor dem finanziellen Ruin. In den Kreisen Böblingen und Rems-Murr findet man mit CRI-Werten von 1,75 Prozent (302 Ausfälle von 17.280 Unternehmen) und 1,77 Prozent (370 Ausfälle von 20.900 Unternehmen) die viert- und fünfthöchste Ausfallrate vor. Von diesen Werten weicht der Landkreis Göppingen mit einem CRI von 2,59 Prozent deutlich ab und ist damit Negativspitzenreiter der Region. Göppingen rutscht in die Kategorie eines erhöhten Ausfallrisikos ab – das Jahr zuvor wurde dieses noch als mittelhoch eingestuft. Von insgesamt 11.930 Unternehmen fielen vergangenes Jahr 309 aus. Im Kreis Böblingen wurde mit einem Plus von 0,39 Prozentpunkten die größte Verschlechterung gemessen. Böblingen verschlechtert sich damit von einem sehr geringen Risiko hin zu einem geringen Risiko. Tab. 3.: Risikostruktur Region Stuttgart nach Landkreisen 2012 und 2011 g Kreis Esslingen Stuttgart Ludwigsburg Böblingen Rems-Murr-Kreis Göppingen Region Stuttgart 10 Risikoklasse 2 2 2 2 2 4 2 Anzahl Unternehmen 2012 25.268 33.741 25.509 17.280 20.912 11.932 134.642 UnterCRI in % nehmens- CRI in % CRI in % Progausfälle 2012 2011 nose 2012 387 1,53 1,41 1,50 534 1,58 1,51 1,55 428 1,68 1,77 1,66 302 1,75 1,36 1,69 370 1,77 1,65 1,73 309 2,59 2,30 2,54 2.330 1,82 1,67 1,78 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Abb. 2: Entwicklung des Creditreform Risikoindikators (in %) Deutschland, Baden-Württemberg und Region Stuttgart, 2009 bis 2012 2,80 2,60 2,40 2,20 2,00 1,80 1,60 1,40 1,20 2009 2010 2011 2012 Göppingen 2,56 2,46 2,30 2,59 Gesamtwirtschaft 2,30 2,25 2,15 2,06 Baden-Württemberg 1,99 1,95 1,85 1,86 Region Stuttgart 1,82 1,82 1,67 1,82 Rems-Murr-Kreis 1,71 1,65 1,65 1,77 Böblingen 1,64 1,63 1,36 1,75 Ludwigsburg 1,77 1,91 1,77 1,68 Stuttgart 1,56 1,58 1,51 1,58 Esslingen 1,67 1,69 1,41 1,53 Trotz der aktuellen Entwicklung bleibt festzuhalten, dass die Region Stuttgart ein starker Motor der mittelständischen Wirtschaft bleibt. Mögliche Auslöser für eine Insolvenz sollten dennoch nicht unbeachtet bleiben. Gründe für Unternehmenspleiten sind in den häufigsten Fällen massive Umsatzrückgänge, fehlendes Eigenkapital, rückläufige Erträge und Liquiditätsengpässe. Eine nicht unbeachtliche Rolle bei dem Zusammenbruch einer Unternehmung spielt auch die große Abhängigkeit von anderen Branchen, von Lieferanten und Kunden. Durch einen Auftragsrückgang entstehende Umsatzlücken lassen sich aufgrund einer zu knappen Eigenkapitaldecke nur schwer oder gar nicht ausgleichen. Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Hauptauslöser für Unternehmensausfälle 11 g 3 3.1 Risikostruktur nach Strukturmerkmalen Hauptwirtschaftszweige Im Rahmen der Analyse der Risikostruktur nach Hauptwirtschaftszweigen lässt sich zusammenfassen: Über alle Wirtschaftszweige hinweg ist das Risiko eines Unternehmensausfalls in der Region Stuttgart im Vergleich zum bundesweiten Risiko deutlich geringer. Sehr geringes Ausfallrisiko bei den unternehmensnahen Dienstleistungen Die in der Region anteilmäßig am stärksten vertretene Branche der unternehmensnahen Dienstleistungen ist mit einem sehr geringen Ausfallrisiko (CRI 1,36 Prozent) äußerst positiv aufgestellt. Von 46.660 Unternehmen fielen gerade einmal 633 im vergangenen Jahr aus. Gegenüber dem Vorjahr ist das Risiko sogar noch etwas weiter gesunken (- 0,05 Prozentpunkte). Im Vergleich hierzu: Für die Gesamtwirtschaft wurde mit einem CRI-Wert von 1,75 Prozent ein geringes Ausfallrisiko für diese Branche ermittelt. Bau nach wie vor schwach kapitalisiert, Risiko mittelhoch Einer der Hauptgründe für den wirtschaftlichen Zusammenbruch von Unternehmen ist nach wie vor die schwache Eigenkapitalausstattung. Ein hoher Anteil schwach kapitalisierter Unternehmen lässt sich vor allem im Baugewerbe vorfinden. So wird die Ausfallgefahr in dieser Branche mit einem mittleren Risiko bewertet (CRI 2,47 Prozent; 341 Ausfälle von insgesamt 13.800 Unternehmen). Deutschlandweit wird das Ausfallrisiko als erhöht eingeschätzt - 2,67 Prozent der Bauunternehmen galten vergangenes Jahr als zahlungsunfähig. In diesem Segment hat das Risiko in der Region Stuttgart um 0,07 Punkte zugelegt – bundesweit sank es hingegen um 0,13 Punkte. Region Stuttgart: Zunahme des Risikos im Bausegment entgegen Bundestrend Traditionell sehr hohes Ausfallrisiko in Gastgewerbe und Verkehr & Logistik Regionales Gastgewerbe besser als der Bundesdurchschnitt 12 Um eine traditionell ebenfalls stark ausfallgefährdete Branche handelt es sich bei dem Gastgewerbe. Dieses ist sowohl bundesweit als auch regional mit einem sehr hohen Ausfallrisiko behaftet. Der CRI für die Region Stuttgart liegt mit 3,54 Prozent dennoch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 4,27 Prozent. Eine vergleichbare Situation findet sich im Bereich Verkehr & Logistik wieder: Der CRI-Wert für die Region beträgt 3,96 Prozent, bundesweit liegt er bei 3,99 Prozent. Al- Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 lerdings stieg die Insolvenzanfälligkeit in der Region vergangenes Jahr an (+ 0,36 Punkte), während sie bundesweit leicht zurückging (- 0,04 Punkte). Anstieg im Bereich Verkehr & Logistik Das für die Region bezeichnende verarbeitende Gewerbe glänzt mit einem außerordentlich geringen Ausfallrisiko von 1,09 Prozent (bundesweiter CRI-Wert: 1,49 Prozent). Von 9.780 gerieten nur 106 Unternehmen 2012 in finanzielle Not. Der regionale Handel ist hingegen deutlich insolvenzanfälliger geworden: 2,01 Prozent der Händler erlitten vergangenes Jahr einen Ausfall - das Jahr zuvor waren es noch 1,79 Prozent (+ 0,22 Punkte). Deutschlandweit sank die Ausfallquote indes um 0,12 Punkte auf einen aktuellen CRI-Wert von 2,36 Prozent. Verarbeitendes Gewerbe glänzt mit außerordentlich geringem Ausfallrisiko Tab. 4.: Risikostruktur Region Stuttgart nach Hauptwirtschaftszweigen 2012 Risikoklasse g Hauptwirtschaftszweige Grundstoffe Verarbeitendes Gewerbe Unternehmensnahe Dienstleistungen Handel Baugewerbe Gastgewerbe Verkehr & Logistik Abb. 3: Handel insolvenzanfälliger Anzahl Unternehmen 2012 1 1 1 3 3 6 6 1.499 9.777 46.663 25.512 13.807 5.912 4.977 Unternehmensausfälle 2012 13 106 633 513 341 209 197 CRI in % CRI in % Region Region Stuttgart Stuttgart 2012 Abw. 11/12 0,87 +0,07 1,08 -0,04 1,36 -0,05 2,01 +0,22 2,47 +0,07 3,54 -0,09 3,96 +0,36 CRI in % Gesamtwirtschaft 2012 1,11 1,49 1,75 2,36 2,67 4,27 3,99 Creditreform Risikoindikator (in %) nach Hauptwirtschaftszweigen Region Stuttgart & Gesamtwirtschaft 2012 im Vergleich, Abweichungen gegenüber 2011 Ve rke hr & Logistik +0,36 +0,24 Ga stge w e rbe -0,09 -0,55 Ba uge w e rbe +0,07 -0,13 Ha nde l +0,22 -0,12 Unte rne hm e nsna he Die nstle istunge n -0,05 -0,10 Ve ra rbe ite nde s Ge w e rbe -0,04 -0,10 Grundstoffe +0,07 -0,02 0 0,5 CRI in % Region Stuttgart CRI in % Gesamtwirtschaft 1 1,5 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 2 2,5 3 3,5 4 4,5 13 Stuttgart: Bereich „Unternehmensnahe Dienstleistungen“ sticht positiv heraus Böblingen: überhöhtes Risiko in Gastgewerbe und Verkehr & Logistik Rems-Murr-Kreis: Gastgewerbe und Verkehr & Logistik stechen heraus 14 Der Blick in die einzelnen Landkreise ermöglicht eine noch differenziertere Branchenbetrachtung. Der in der Stadt Stuttgart deutlich überrepräsentierte Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen weist mit einem CRI-Wert von 1,20 Prozent eine vergleichsweise sehr geringe Insolvenzgefährdung auf (CRI Deutschland und Region: 1,75 und 1,36 Prozent). Auch Stuttgarter Unternehmen aus dem Gastgewerbe (CRI 3,30 Prozent) und dem Bereich Verkehr & Logistik (CRI 3,80 Prozent) erlitten vergangenes Jahr seltener einen Ausfall als Unternehmen aus der Region und Deutschland insgesamt (vgl. Tab. 4). Im Baugewerbe (CRI 3,01 Prozent) und im verarbeitenden Gewerbe (CRI 1,51 Prozent) gelang es hingegen einigen Stuttgarter Unternehmen weniger gut, einem erhöhten finanziellen Druck stand zu halten. Im Landkreis Böblingen sind Unternehmen aus dem Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen ebenfalls überdurchschnittlich oft vertreten. Mit einem CRI-Wert von 1,62 Prozent wiesen diese 2012 zwar eine geringere Insolvenzanfälligkeit als das restliche Bundesgebiet (CRI 1,75 Prozent) auf. Im Vergleich zur Region (CRI 1,36 Prozent) war diese allerdings leicht erhöht. Auch das Böblinger Gastgewerbe (CRI 4,51 Prozent) und Verkehr & Logistik (CRI 4,19 Prozent) weichen im negativen Sinne merklich vom Regionendurchschnitt sowie vom Bundesdurchschnitt ab (vgl. Tab. 4). Der Rems-Murr-Kreis sticht bei den unternehmensnahen Dienstleistungen (CRI 1,60 Prozent; Region Stuttgart: CRI 1,36 Prozent) sowie im Gastgewerbe (CRI 3,80 Prozent; Region Stuttgart: CRI 3,54 Prozent) mit über dem Regionenschnitt liegenden Ausfallquoten heraus. Zudem weisen in diesem Landkreis Verkehrsund Logistikunternehmen eine überdurchschnittlich hohe Ausfallgefährdung auf (CRI Rems-Murr-Kreis: 4,22 Prozent; CRI Deutschland und Region: 3,99 und 3,96 Prozent). Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Von allen Landkreisen in der Region, ist Göppingen der Landkreis mit der geringsten Anzahl an wirtschaftsaktiven Unternehmen. Über alle Hauptwirtschaftsbereiche hinweg übersteigt das Ausfallrisiko im Landkreis Göppingen den Regionendurchschnitt. Der Bereich Verkehr & Logistik sticht dabei besonders heraus: Mit einem CRI-Wert von 5,28 Prozent ist die Insolvenzanfälligkeit der Unternehmen hier als außerordentlich hoch einzustufen (CRI Deutschland und Region: 3,99 und 3,96 Prozent). Baugewerbe (CRI 2,95 Prozent), Handel (CRI 2,55 Prozent) und der Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen (CRI 2,49 Prozent) übertreffen ebenfalls deutlich das bundesweite und das regionale Ausfallrisiko. Die Kreise Esslingen und Ludwigsburg heben sich im positiven Sinne von der Region und der Gesamtwirtschaft ab. In Esslingen ist das Ausfallrisiko über alle betrachteten Branchen hinweg, bis auf den Bereich der Unternehmensnahen Dienstleistungen, geringer. Dasselbe gilt auch für den Landkreis Ludwigsburg. Hier weist lediglich der Handel eine im Vergleich zur Region erhöhte Insolvenzanfälligkeit auf. Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Göppingen: außerordentlich hohes Ausfallrisiko im Bereich Verkehr & Logistik Esslingen und Ludwigsburg stechen positiv heraus 15 Abb. 4: Creditreform Risikoindikator (in %) nach Hauptwirtschaftszweigen und Landkreisen im Vergleich zur Region Stuttgart und der Gesamtwirtschaft, 2012 Kreis Böblingen Kreis Esslingen Gastgewerbe Verkehr & Logistik Verkehr & Logistik Gastgewerbe Handel Baugewerbe Baugewerbe CRI % Kreis Böblingen CRI % Region Stuttgart CRI % Gesamtwirtschaft Unternehmensnahe Dienstleistungen Verarbeitendes Gewerbe Handel CRI % Kreis Esslingen CRI % Region Stuttgart CRI % Gesam twirtschaft Unternehmensnahe Dienstleistungen Verarbeitendes Gewerbe Grundstoffe Grundstoffe 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6,5 7 0 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6,5 7 Kreis Ludwigsburg Kreis Göppingen V erkeh r & L og istik V erkeh r & L og istik G astg ewerb e G astg ewerb e Bau g ewerb e Bau g ewerb e Han d el Han d el CRI % Kreis Göppingen CRI % Region Stuttgart CRI % Gesamtwirtschaft Un tern eh men sn ah e Dien stleistu n g en V erarb eiten d es G ewerb e 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 CRI % Kreis Ludwigsburg CRI % Region Stuttgart CRI % Gesamtwirtschaft Un tern eh m en sn ah e Dien stleistu n g en G ru n d stof f e V erarb eiten d es G ewerb e G ru n d stof f e 6,5 0 7 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6,5 7 Stadt Stuttgart Rems-Murr-Kreis V erkehr & Logistik V erkehr & Logistik G astgewerbe Gastgewerbe Baugewerbe Baugewerbe Handel Handel CRI % Rems-MurrKreis CRI % Region Stuttgart CRI % Gesamtwirtschaft Unternehmensnahe Dienstleistungen G rundstof f e V erarbeitendes G ewerbe 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6,5 3.2 Je höher der Umsatz, desto niedriger das Ausfallrisiko 16 0,5 CRI % Stadt Stuttgart V erarbeitendes Gewerbe CRI % Region Stuttgart CRI % Gesamtwirtschaft Unternehmensnahe Dienstleistungen Grundstof f e 7 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6,5 Umsatzklassen Für die Analyse des Ausfallrisikos nach Umsatzklassen lässt sich unabhängig von der räumlichen Unterscheidung folgende Faustregel festhalten: Je höher die Umsatzklasse, desto niedriger in der Regel das Ausfallrisiko. Die folgenden Ausführungen unterscheiden dabei folgende Umsatzklassen in Euro: Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 7 • • • • kleiner als 500.000 500.000 bis 1 Mio. 1 Mio. bis 5 Mio. größer als 5 Mio. Das Ausfallrisiko von Betrieben mit mehr als einer halben Million Euro Umsatz wird sowohl in der Region als auch bundesweit als sehr gering eingeschätzt. Die Ausfallgefährdung der Unternehmen in der Region wird in fast allen Umsatzklassen gegenüber der Gesamtwirtschaft als geringer eingestuft. Lediglich bei Unternehmen mit mehr als fünf Millionen Euro Umsatz liegt der CRI-Wert in der Region (0,64 Prozent) leicht über dem Bundeswert (0,58 Prozent). Zudem misst die Region in dieser Umsatzklasse den größten Anstieg gegenüber dem Vorjahr (+ 0,28 Punkte). Während bundesweit für die Umsatzklasse unter 500.000 Euro ein mittleres Ausfallrisiko besteht (CRI 2,20 Prozent), wird das Risiko in der Region hingegen als gering angesehen (CRI 1,96 Prozent). Sehr geringes Ausfallrisiko bei Unternehmen mit Jahresumsatz über 500.000 Euro Region: Unternehmen mit Umsatz über 5 Mio. Euro gefährdeter Tab. 5.: Risikostruktur Region Stuttgart nach Umsatzklassen 2012 g Umsatzklasse in Euro größer 5 Mio. 1 Mio. bis 5 Mio. 500.000 bis 1 Mio. kleiner 500.000 Abb. 5: Risikoklasse 1 1 1 2 Anzahl Unternehmen 2012 Unternehmensausfälle 2012 3.705 8.579 7.786 114.572 CRI in % Region Stuttgart 2012 21 74 77 2.158 0,64 0,92 1,19 1,96 CRI in % Region Stuttgart Abw. 11/12 +0,28 -0,15 +0,09 +0,17 CRI in % Gesamtwirtschaft 2012 0,58 1,05 1,28 2,20 Creditreform Risikoindikator (in %) nach Umsatzklassen Region Stuttgart und Gesamtwirtschaft 2012 im Vergleich, Abweichungen gegenüber 2011 kle ine r 500.000 +0,17 -0,09 500.000 bis 1 M io. +0,09 -0,17 1 M io. bis 5 M io. -0,15 -0,08 größe r 5 M io. +0,28 -0,01 0,00 CRI in % Region Stuttgart CRI in % Gesamtwirtschaft 0,50 1,00 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 1,50 2,00 2,50 17 Böblingen: Unternehmen mit Umsatz größer 1 Mio. Euro stärker betroffen Göppingen: nahezu alle Umsatzklassen risikobehafteter Besondere regionale Ausprägungen lassen sich vor allem in den Kreisen Böblingen und Göppingen registrieren. Im Landkreis Böblingen weisen Unternehmen mit einem Umsatz größer einer Million Euro eine gegenüber dem Bundes- und Regionendurchschnitt deutlich erhöhte Insolvenzanfälligkeit auf. So liegt das Ausfallrisiko bei Unternehmen mit einem Umsatz größer fünf Millionen Euro beispielsweise bei 1,19 Prozent und ist doppelt so hoch (CRI Deutschland und Region: 0,58 und 0,64 Prozent). Im Landkreis Göppingen sind nahezu alle Umsatzklassen mit einem höheren Ausfallrisiko behaftet. Besonders betroffen waren 2012 Unternehmen mit einem Umsatz unter einer Million Euro. Knapp 95 Prozent der Unternehmen im Landkreis Göppingen sind dieser Umsatzklasse zuzuordnen und damit ein überproportional hoher Anteil. Wie zu Beginn aufgeführt, gilt diese Umsatzkategorie als besonders insolvenzgefährdet. So lag das Risiko in den Umsatzklassen „500.000 bis 1 Mio. Euro“ (CRI 2,19 Prozent) sowie „kleiner 500.000 Euro“ (CRI 2,69 Prozent) deutlich über dem Bundesund Regionendurchschnitt (vgl. Tab. 4). Allerdings waren auch größere Unternehmen mit einem Umsatz von über fünf Millionen Euro verhältnismäßig stärker betroffen (CRI 0,86 Prozent). Die restlichen Landkreise und insbesondere die Stadt Stuttgart schneiden über alle Umsatzkategorien deutlich positiver ab oder bewegen sich zumindest im Schnitt. 18 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Abb. 6: Creditreform Risikoindikator (in %) nach Umsatzklassen (in Euro) und Landkreisen im Vergleich zur Region Stuttgart und der Gesamtwirtschaft, 2012 Kreis Böblingen Kreis Esslingen kleiner 500.000 kleiner 500.000 500.000 bis 1 Mio. 1 Mio. bis 5 Mio. CRI in % Kreis Böblingen größer 5 Mio. CRI in % Region Stuttgart 1 Mio. bis 5 Mio. 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 CRI in % Region Stuttgart CRI in % Gesamtwirtschaft größer 5 Mio. CRI in % Gesamtwirtschaft 0,00 CRI in % Kreis Esslingen 500.000 bis 1 Mio. 0,00 3,00 Kreis Göppingen 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 Kreis Ludwigsburg kleiner 500.000 kleiner 500.000 500.000 bis 1 Mio. 500.000 bis 1 Mio. CRI in % Kreis Göppingen 1 Mio. bis 5 Mio. CRI in % Region Stuttgart CRI in % Gesamtwirtschaft größer 5 Mio. 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 1 Mio. bis 5 Mio. 500.000 bis 1 Mio. CRI in % Rems-MurrKreis CRI in % Gesamtwirtschaft 1,00 1,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 2,00 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 2,50 CRI in % Stadt Stuttgart 1 Mio. bis 5 Mio. CRI in % Region Stuttgart 0,50 0,50 Stadt Stuttgart kleiner 500.000 0,00 CRI in % Gesamtwirtschaft 0,00 kleiner 500.000 500.000 bis 1 Mio. CRI in % Region Stuttgart größer 5 Mio. Rems-Murr-Kreis größer 5 Mio. CRI in % Kreis Ludwigsburg 1 Mio. bis 5 Mio. CRI in % Region Stuttgart CRI in % Gesamtwirtschaft größer 5 Mio. 3,00 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 19 g 4 Umfrage Wirtschaftslage Mittelstand in der Region Stuttgart 4.1 Konjunkturelle Situation Befragung zur Wirtschaftslage Mittelstand in der Region Stuttgart Zur weiteren Fundierung der vorliegenden Analyse hat Creditreform Stuttgart in einer Online-Befragung 1.500 mittelständische Unternehmen aus der Region Stuttgart zu ihrer aktuellen Wirtschaftslage befragt. Die Ergebnisse erlauben zusätzlich zur Analyse des Ausfallrisikos einen aktuellen Einblick in die Stimmungslage der regionalen Betriebe. Neben statistischen Details, wie etwa der Unternehmensgröße, der Branchenzugehörigkeit und dem Unternehmensalter, wurden Informationen zur Geschäftsentwicklung, zu geplanten Investitionen, zur Personalplanung und zu Finanzierungsbedingungen erfasst. Stimmungslage deutlich getrübter als im Vorjahr Das derzeit schwierige konjunkturelle Umfeld in Europa scheint auch auf die Gemüter der Mittelständler in der Region Stuttgart zu drücken. Die Geschäftslage wird aktuell zwar immer noch von mehr als der Hälfte der Betriebe (57,2 Prozent) positiv bewertet, im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich die Stimmung allerdings mit einer Abnahme von 18,3 Prozentpunkten deutlich getrübter. Dabei ist allerdings auch anzumerken, dass sich die Stimmungslage im Vorjahr auf absolutem Höchstpunkt befand. Wie bereits im Jahr zuvor hebt sich die Region Stuttgart dennoch positiv von der Gesamtwirtschaft ab (50,4 Prozent; vgl. Analyse „Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand“, Verband der Vereine Creditreform e.V.). Da die negativen Aussagen etwa auf der Höhe des Vorjahres bleiben (2,10 zu 2,63 Prozent), findet sich die „Wählerwanderung“ bei den mittleren Aussagen zwischen „befriedigendausreichend“ wieder. 40,1 Prozent der KMU verteilen diese Noten, im Vorjahr waren es 22,4 Prozent. Dennoch: mehr als die Hälfte beurteilt die aktuelle Geschäftslage als „gut“ bis „sehr gut“ Tab. 6: Geschäftslage im Mittelstand, Region Stuttgart g sehr gut – gut 57,2 (50,4) befriedigend – ausreichend 40,1 (45,6) mangelhaft – ungenügend 2,6 ( 3,3) Angaben in % der Befragten, ( ) = Gesamtwirtschaft 20 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Bei der Frage der Betriebe nach ihren Erwartungen für die Geschäftslage bis zum Ende dieses Jahres weichen sie kaum von ihren aktuellen Einschätzungen ab und zeigen sich eher zurückhaltend. Erwartungen für 2012 zurückhaltend Tab. 7: Erwartungen Geschäftslage im Mittelstand, Region Stuttgart g sehr gut – gut 56,6 befriedigend – ausreichend 42,1 mangelhaft – ungenügend 1,3 Angaben in % der Befragten, keine Vergleichswerte für Gesamtwirtschaft vorhanden Beim Stimmungsbarometer „Geschäftslage“ liegen die Anteile positiver Noten der Hauptwirtschaftsbereiche um rund 30 Prozentpunkte auseinander. Während das regionale Baugewerbe aktuell zu 75,0 Prozent von einer sehr guten und guten Geschäftslage spricht, sind es im verarbeitenden Gewerbe nur 44,0 Prozent. Der Dienstleistungsbereich ist zu 65,0 Prozent von einer guten Geschäftslage überzeugt, im Handel sind es hingegen lediglich 45,0 Prozent. Dabei weichen die regionalen Werte bei der Detailbetrachtung der Branchen deutlich vom Bundesdurchschnitt ab. Das regionale verarbeitende Gewerbe sowie der Handel beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage deutlich schlechter. Der Dienstleistungsbereich und insbesondere das Baugewerbe sehen sich hingegen in einer komfortableren Lage. Branchen im Detail: deutliche Abweichungen gegenüber Bundesdurchschnitt Baugewerbe und Dienstleister erfreuen sich an guter Geschäftslage Verarbeitendes Gewerbe und Handel beurteilen Lage schlechter Tab. 8: Geschäftslage in den Hauptwirtschaftsbereichen im Mittelstand, Region Stuttgart g befriedigend mangelhaft – sehr gut – gut – ausreichend ungenügend Verarb. Gewerbe 43,6 (60,2) 51,3 (37,4) 5,1 ( 1,7) Bau 75,0 (60,4) 25,0 (36,3) 0,0 ( 2,6) Handel 44,8 (57,2) 51,7 (39,8) 3,5 ( 3,1) Dienstleistungen 64,8 (57,7) 33,3 (37,3) 1,9 ( 4,5) Angaben in % der Befragten, ( ) = Gesamtwirtschaft Gedämpft zeigt sich die Stimmung auch hinsichtlich der Umsatzsituation. Während im Vorjahr noch knapp 80,0 Prozent aller befragten Betriebe angaben, ein Umsatzwachstum verzeichnet zu haben, sind es aktu- Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 60,0 Prozent konnten Umsatzwachstum verzeichnen 21 17,8 Prozent mussten Umsatzrückgang hinnehmen ell noch knapp 60,0 Prozent. Nichtsdestotrotz: Der Wert weicht um fast das Dreifache vom bundesweiten Wert ab (21,0 Prozent). Und doch mussten auch 17,8 Prozent der regionalen Betriebe Umsatzeinbußen hinnehmen – deutschlandweit waren es 26,8 Prozent. Tab. 9: Umsatzentwicklung im Mittelstand, Region Stuttgart g gestiegen 59,9 (21,0) stabil 22,4 (50,8) gesunken 17,8 (26,8) Angaben in % der Befragten, ( ) = Gesamtwirtschaft Regionale Umsatzerwartungen pessimistischer Die Umsatzerwartungen für das laufende Jahr zeugen von der aktuellen Unsicherheit des regionalen Mittelstands: 44,1 Prozent gehen davon aus, dass ihr Umsatz 2013 steigen wird und somit 8,4 Prozent weniger als das Jahr zuvor. Rund jeder sechste Unternehmer (17,1 Prozent) befürchtet eine rückläufige Umsatzentwicklung - das sind 11,0 Prozent mehr als noch 2012. Die Zahl der Pessimisten hat somit deutlich zugelegt und liegt weit über dem Wert der Gesamtwirtschaft (8,5 Prozent). Tab. 10: Umsatzerwartungen im Mittelstand, Region Stuttgart g steigend 44,1 (35,6) stabil 38,8 (54,6) sinkend 17,1 ( 8,5) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Gesamtwirtschaft Jedes zweite befragte Unternehmen plant 2012 Investitionen 22 Ungeachtet der für die Region durchaus als pessimistisch einzustufenden Umsatzerwartungen, bleibt die Zahl der investitionsbereiten Mittelständler auf recht hohem Niveau. Wie im Jahr zuvor beabsichtigt rund jedes zweite befragte mittelständische Unternehmen in der Region (42,8 Prozent), in den nächsten Monaten Investitionen zu tätigen. Die Investitionsbereitschaft liegt dabei im Schnitt bei rund 1,36 Millionen Euro. Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Tab. 11: Investitionsbereitschaft im Mittelstand für das laufende Jahr, Region Stuttgart g bis 100 Tsd. Euro 46,1 bis 500 Tsd. Euro 24,6 bis 1 Mio. Euro 13,9 bis 5 Mio. Euro 6,2 mehr als 5Mio. Euro 7,7 Angaben in % der Befragten, Rest o. A., keine Vergleichswerte für Gesamtwirtschaft vorhanden Hinsichtlich der aktuellen Personalsituation ergibt sich folgendes Bild: Für den Februar liegen die letzten aktuellen Zahlen zum Arbeitsmarkt vor. Die gute Nachricht: 41,4 Mio. Erwerbstätige sind in Deutschland zu zählen. Die etwas schlechtere lautet: Die Erwerbslosen haben ebenfalls zugenommen – um 50.000 auf gut 2,5 Millionen. (Statistisches Bundesamt). Die Arbeitslosenquote in Stuttgart ist mit aktuellen 5,4 Prozent zwar immer noch vergleichsweise niedrig, doch lässt die Frühjahrsbelebung des Arbeitsmarktes angesichts der lang anhaltenden widrigen Witterungsverhältnisse bisher noch auf sich warten. (Bundesagentur für Arbeit). Tatsächlich hat der regionale Mittelstand bei der Personalentwicklung etwas mehr Zurückhaltung gezeigt. Von Aufstockungen berichten 42,1 Prozent, vor einem Jahr waren es noch knapp 47,0 Prozent. Dem stehen zu 11,8 Prozent KMU gegenüber, die sich von Personal trennten (Vorjahr: 9,1 Prozent). Dennoch: Der regionale Mittelstand zeigt sich deutlich einstellungsfreudiger als der Rest der Bundesrepublik: Lediglich 19,9 Prozent der Betriebe stockten ihren Personalbestand auf, 16,9 Prozent verkleinerten ihn sogar. Die mittelständischen Unternehmen in der Region haben somit auch im vergangenen Jahr einen positiven Beschäftigungsbeitrag geleistet und stellen eine verlässliche Stütze der regionalen wirtschaftlichen Entwicklung dar. Regionaler Arbeitsmarkt weiter auf stabilem Kurs 42,1 Prozent haben Personal aufgestockt Regionaler Mittelstand einstellungsfreudiger als Gesamtwirtschaft Tab. 12: Personalbestand im Mittelstand, Region Stuttgart g aufgestockt 42,1 (19,9) unverändert 46,1 (62,5) verkleinert 11,8 (16,9) Angaben in % der Befragten, ( ) = Gesamtwirtschaft Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 23 Zwei Drittel der geschaffenen Stellen sind Vollzeitstellen Prekäre Beschäftigung gilt es weiter zu beobachten Deutscher Arbeitsmarkt bleibt stabil inmitten europäischer Arbeitsmarktkrisen Jeder vierte Mittelständler plant weitere Einstellungen Zwei Drittel (63,7 Prozent) der regionalen KMU haben Vollzeitkräfte eingestellt. 36,3 Prozent der geschaffenen Stellen fallen in die Kategorie der sogenannten prekären Beschäftigung, davon 15,4 Prozent auf Minijobs und 20,1 Prozent auf Teilzeitstellen. Diese Entwicklung gilt es durchaus weiter zu beobachten, da vielfach kritisch angemerkt worden war, dass sich das Beschäftigungswachstum zu stark aus „flexiblen“ Arbeitsverhältnissen speise. Zumal die Betriebe, fragt man Sie nach ihren Planungen für das laufende Jahr, ein ähnliches Verhältnis bei den Neuanstellungen anstreben. Alles in allem bleibt festzuhalten: Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte inmitten der prekären europäischen Situation, wo die Länder teilweise tief zweistellige Erwerbslosenquoten zu erleiden haben. Nach Aussage der regionalen Mittelständler wird sich dieser positive Trend auch weiter fortsetzen. Immerhin 25,7 Prozent der KMU planen bis zum Jahresende, Mitarbeiter einzustellen, vor einem Jahr äußerten sich mit 32,2 Prozent noch etwas mehr so offensiv. Die Zahl der Befragten, die sich in Zukunft zu Verkleinerungen ihrer Personaldecke veranlasst sehen, hat etwas zugenommen von 4,9 Prozent im Vorjahr auf 7,3 Prozent in diesem Jahr. Tab. 13: Personalplanungen im Mittelstand, Region Stuttgart g aufstocken 25,7 (24,4) unverändert 67,1 (67,5) verkleinern 7,3 ( 6,7) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Gesamtwirtschaft Suche nach qualifiziertem Personal schwierig Besonders bei Fachkräften herrscht Mangel 24 Die Suche nach qualifiziertem Personal in der Region Stuttgart beurteilen die Betriebe überwiegend als „schwierig“ (63,2 Prozent). Nur 4,6 Prozent geben an, „einfach“ Personal zu finden. 32,3 Prozent halten die Suche für zumindest „meistens möglich“. Ein zentrales Problemfeld der Arbeitsmarktpolitik besteht im akuten Fachkräftemangel, von dem die mittelständische Wirtschaft besonders betroffen ist. Dabei Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 bestehen die meisten Engpässe in gewerblichtechnischen Berufen. So antworteten auch die Befragten in der Region Stuttgart, dass sich die Suche nach Fachkräften (69,7 Prozent) als besonders schwierig darstelle. Die Suche nach Akademikern (25,0 Prozent) gestalte sich wesentlich einfacher. Immerhin 9,9 Prozent geben an, auch im Bereich der unqualifizierten Arbeitskräfte Schwierigkeiten bei der Suche zu haben. 6,6 Prozent der Betriebe tun sich im Bereich der Leiharbeiter schwer. 4.2 Finanzierungslage Die Ertragslage der mittelständischen Unternehmen in den untersuchten Landkreisen ordnet sich in das insgesamt gedämpfte Stimmungsbild der Wirtschaftslage ein. Die Gewinne des Mittelstandes haben gelitten. Der Anteil der Unternehmen mit steigenden Erträgen ist binnen eines Jahres von 66,4 auf 46,7 Prozent zurückgegangen. Merklich zugenommen haben die Nennungen sinkender Erträge von 8,4 auf 27,6 Prozent. Weniger als die Hälfte verzeichnet Gewinnzuwachs Immer mehr sinkende Erträge verzeichnet Tab. 14: Ertragslage im Mittelstand, Region Stuttgart g gestiegen 46,7 (16,9) stabil 25,7 (51,3) gesunken 27,6 (30,5) Angaben in % der Befragten, ( ) = Gesamtwirtschaft Auf der Basis dieser Aussagen zur aktuellen Ertragssituation sind auch die Prognosen für die zukünftigen Gewinne vorsichtiger. Waren vor einem Jahr 37,1 Prozent der Betriebe von steigenden Gewinnen ausgegangen, so sind es 2013 noch 36,2 Prozent. Zusätzlich ist der Anteil der Pessimisten stark angestiegen von 14,7 auf 23,7 Prozent. Bundesweit erwarten zwar weniger Mittelständler steigende Gewinne, dafür gehen aber auch weniger von sinkenden Erträgen aus. Ertragserwartungen für 2013 zurückhaltender Tab. 15: Ertragserwartung im Mittelstand, Region Stuttgart g steigend 36,2 (27,4) stabil 40,1 (55,4) sinkend 23,7 (15,4) Angaben in % der Befragten, ( ) = Gesamtwirtschaft Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 25 Angebotspreise bleiben stabil oder sinken sogar Region nicht deutlich besser kapitalisiert als Bundesdurchschnitt Eigenkapitalbasis konnte überwiegend erhöht werden Eine mögliche Handlungsoption sinkenden Erträgen entgegenzuwirken, besteht in der Erhöhung der Angebotspreise. Im laufenden Jahr planen 25,7 Prozent der Unternehmen, diese durchzuführen und somit deutlich weniger als noch im vergangenen Jahr (36,4 Prozent). Dafür haben sich mehr Betriebe, immerhin 10,5 Prozent, bereit erklärt, ihre Angebotspreise zu senken (2012: 0,7 Prozent). Der regionale Mittelstand schafft offensichtlich monetäre Anreize, um den unsicheren konjunkturellen Entwicklungen entgegenzuwirken. Die regionale Wirtschaft besitzt eine gesunde Mittelstandsbasis, die dank der zurückliegenden positiven konjunkturellen Dynamik und einer vernünftigen Unternehmenspolitik bis jetzt über eine hohe Ertragskraft sowie ein solides Umsatzwachstum verfügt. Die Eigenkapitalbasis konnte so in der Vergangenheit weiter gestärkt werden. So geben rund 57,2 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie ihre Eigenkapitalsituation verbessern konnten. 36,8 Prozent sehen sich einer unveränderten Kapitalsituation gegenübergestellt. Verschlechterungen wurden hingegen kaum registriert (5,9 Prozent). Trotz der insgesamt doch deutlich optimistischeren Einschätzung der Wirtschaftslage in der Region scheinen die Betriebe hier nicht beachtlich besser kapitalisiert zu sein als im restlichen Bundesgebiet. Der Anteil der mittelständischen Betriebe, der als schwach kapitalisiert gilt – also weniger als zehn Prozent Eigenkapital bezogen auf die Bilanzsumme hält und anfälliger für Finanzierungsprobleme ist – lag bei immerhin 19,1 Prozent. Dagegen weisen 32,9 Prozent eine gute Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent der Bilanzsumme auf. Die Eigenkapitalquote gilt als eine wichtige Kennziffer für die Robustheit und Risikotragfähigkeit von Unternehmen. Tab. 16: Eigenkapitalausstattung des Mittelstandes im Verhältnis zur Bilanzsumme, Region Stuttgart g bis 10% 19,1 (28,3) bis 20% 30,1 (22,5) bis 30% 17,1 (16,5) über 30% 32,9 (32,8) Angaben in % der Befragten, ( ) = Gesamtwirtschaft 26 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Die Liquiditätslage der regionalen Mittelständler scheint, in Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen, auf einer soliden Basis zu stehen. 84,9 Prozent der befragten Betriebe beurteilen die Zahlungsweise ihrer Kunden als sehr gut bis befriedigend. Lediglich 3,3 Prozent bewerten die Zahlungsmoral als mangelhaft. Solide Liquiditätslage der regionalen Mittelständler Tab. 17: Zahlungsweise im Mittelstand, Region Stuttgart g sehr gut - gut 59,9 befriedigend - ausreichend 36,8 mangelhaft - ungenügend 3,3 Angaben in % der Befragten, keine Vergleichswerte für Gesamtwirtschaft vorhanden Diese Einschätzung wird auch von den erfassten Forderungslaufzeiten bestätigt. Innerhalb von dreißig Tagen werden die Rechnungen von 80,3 Prozent der Kunden beglichen. Kurze Forderungslaufzeiten Tab. 18: Forderungslaufzeiten im Mittelstand, Region Stuttgart g bis 30 Tage 80,3 bis 60 Tage 15,8 bis 90 Tage 3,3 über 90 Tage 0,7 Angaben in % der Befragten, keine Vergleichswerte für Gesamtwirtschaft vorhanden Die Forderungsverluste sind gegenüber dem Vorjahr nicht merklich angestiegen. 12,5 Prozent geben an, höhere Forderungsverluste erlitten zu haben, das Jahr zuvor waren es 11,9 Prozent. Im Gegenteil: Sogar etwas mehr Betriebe verzeichnen einen Rückgang der Forderungsverluste (von 22,4 zu 23,7 Prozent). Wenig verwunderlich, dass bei kürzeren Forderungslaufzeiten und einem registrierten Rückgang der Forderungsausfälle auch die Forderungsverluste weniger ausgeprägt sind. So erlitten hohe Forderungsverluste von über einem Prozent des Umsatzes lediglich 4,6 Prozent der Mittelständler nach 5,6 Prozent im Vorjahr. 21,1 Prozent schafften es sogar, keine Forderungen zu verlieren (gegenüber 17,5 Prozent im Vorjahr). Die Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Forderungsausfälle bewegen sich auf gleichbleibendem Niveau Forderungsverluste weniger stark ausgeprägt 27 Zahlungsmoral in der Region stellt sich so deutlich positiver dar als in der restlichen Bundesrepublik. Tab. 19: Durchschnittliche Forderungsausfälle des Mittelstandes in Prozent zum Umsatz, Region Stuttgart g bis 0,1% 37,5 (35,0) 0,1 % bis 1,0% 30,9 (36,5) über 1,0% keine Verluste 4,6 (10,7) 21,1 (15,2) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Gesamtwirtschaft Finanzierungsbedingungen passen sich schwierigem Umfeld an Für 81,6 Prozent bleibt Zugang zu Finanzierungsmitteln unverändert Die Finanzierungsbedingungen, auf die mittelständische Betriebe in der Region treffen, scheinen sich allmählich den unsicheren konjunkturellen Entwicklungen anzupassen. So zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass sich der Zugang zu Finanzierungsmitteln für lediglich 13,2 Prozent der KMU verbessert hat (2012: 17,5 Prozent). Für den Großteil von 81,6 Prozent bleibt die Möglichkeit zur Beschaffung von liquiden Mitteln unverändert gut oder schlecht. Ein geringer Anteil (5,3 Prozent) beklagt eine Verschlechterung. Im restlichen Bundesgebiet wird der Zugang zu Mitteln für die Unternehmensfinanzierung unter den gegenwärtigen Finanzierungsbedingungen als drastisch schlechter empfunden. Tab. 20: Veränderung der Finanzierungsbedingungen im letzten Jahr, Region Stuttgart g verbessert 13,2 ( 4,0) unverändert 81,6 (42,7) verschlechtert 5,3 (43,0) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Gesamtwirtschaft Leichte Verschlechterung bei Finanzierung von Investitionen 28 Die aktuellen Finanzierungsbedingungen für Investitionen empfinden, wie im Vorjahr, 52,6 Prozent der beteiligten Mittelständler als sehr gut bis gut. 38,2 Prozent beurteilten sie als befriedigend bis ausreichend. Immerhin 9,2 Prozent und damit etwas mehr als 2012 (+ 2,2 Punkte) beklagen, die Möglichkeiten zur Finanzierung von Investitionen seien mangelhaft oder sogar ungenügend. Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Im Rahmen der Finanzierung zukünftiger Projekte wird der Bankkredit weiterhin als wichtigste externe Geldquelle des Mittelstandes fungieren (66,5 Prozent). Allerdings sehen die Befragten ihn mit 54,6 Prozent zunehmend als eher unwichtiges bis unwichtiges Finanzierungsinstrument an. Nur noch 45,4 Prozent ordnen ihm eine sehr wichtige bis wichtige Rolle zu (Vorjahr: 53,2 Prozent). Neben dem Bankkredit planen mit 88,2 Prozent (+ 1,5 Punkte) mehr Betriebe, Einnahmen aus laufender Geschäftstätigkeit einzusetzen. Auch Rücklagen aus einbehaltenen Gewinnen (61,2 Prozent) und selbst eingebrachte Mittel aus privaten Quellen (38,2 Prozent) dienen den Unternehmen weiterhin als wichtige Finanzierungsinstrumente. Auf öffentliche Fördermittel greifen 25,0 Prozent der Unternehmen zurück. Abb. 7: Bankkredit weiterhin wichtigste externe Geldquelle Verwendung geplanter Finanzierungsquellen für kommende Projekte, Region Stuttgart E in n ah m en au s d er lau f en d en G esch äf tstätig keit K red ite von B an ken R ücklag en au s ein b eh alten en G ewin n en selb st ein g eb rach te M ittel ( au s p rivaten Q u ellen ) Öf f en tlich e F örd erm ittel B ürg sch af ten son stig e F in an z ieru n g sm ittel B eteilig u n g skap ital Z in s- od er L iz en z ein n ah m en 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Hinsichtlich der Finanzierungsbedingungen wünschen sich fast alle Betriebe insbesondere niedrige Kosten (für 98,0 Prozent) sowie eine langfristige Kalkulierbarkeit der Finanzierung (für 94,7 Prozent). Auf einen unbürokratischen Aufwand legen die Betriebe ebenfalls großen Wert (94,1 Prozent). Auch der Unabhängigkeit von Kapitalgebern (für 92,8 Prozent) und der allgemeinen Unabhängigkeit (für 92,1 Prozent) kommt in der Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 80% 90% 100% Besonders wichtige Finanzierungsbedingungen: niedrige Kosten und langfristige Kalkulierbarkeit 29 Bewertung eine tragende Rolle zu. Dagegen als eher unwichtig oder sogar unwichtig empfindet eine deutliche Mehrheit (57,9 Prozent) die Risikobeteiligung des Geldgebers. Abb. 8: Wichtigkeit der Eigenschaften (in %) von Finanzierungsbedingungen, Region Stuttgart Niedrige Kosten Langfristige Kalkulierbarkeit Unbürokratischer Aufwand sehr wichtig Unabhängigkeit von Kapitalgebern wichtig Unabhängigkeit eher unwichtig unwichtig Flexible Laufzeiten Kontrolle und Mitspracherechte Flexible Leistungsraten Risikobeteiligung des Geldgebers 0% 10% 4.3 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Struktur der Befragungsteilnehmer Die Untersuchung basiert auf der in der Wissenschaft vorherrschenden Definition des Mittelstandes, die einerseits auf die Mitarbeiterzahl abstellt (nicht mehr als 500 Beschäftigte) und andererseits eine Umsatzgröße von nicht mehr als 50 Mio. Euro zulässt. Die Struktur der Befragten setzt sich wie folgt zusammen. Tab. 21: Befragte Unternehmen nach Beschäftigungsgrößenklassen g 1–5 Personen 9,9 6 – 10 Personen 16,5 11 – 20 Personen 19,1 21 – 50 Personen 24,3 51 – 100 Personen 11,8 101 – 250 Personen 13,2 251 – 500 Personen 2,6 Angaben in % der Befragten, Rest o. A. 30 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Tab. 22: Befragte Unternehmen nach Unternehmensalter g unter 1 Jahr 0,0 1-2 Jahre 1,3 2-3 Jahre 2,0 3-4 Jahre 2,6 4-5 Jahre 2,0 5 - 10 Jahre 9,9 10 - 25 Jahre 25,7 über 25 Jahre 56,6 Angaben in % der Befragten, Rest o. A. Tab. 23: Befragte Unternehmen nach Landkreisen g kreisfreie Stadt Stuttgart 28,3 Böblingen 13,2 Esslingen 23,7 Göppingen 5,3 Ludwigsburg 12,5 Rems-Murr-Kreis 14,5 Angaben in % der Befragten, Rest o. A. Tab. 24: Befragte Unternehmen nach Branchen g Unternehmensnahe Dienstleistungen 24,3 Metall /Elektro 20,4 Baugewerbe 18,4 Großhandel 12,5 Einzelhandel 6,6 Persönliche Dienstleistungen 5,9 Verkehr und Logistik 5,3 Chemie/Kunststoffe 2,6 Konsumgüter 2,6 Grundstoffe 1,3 Angaben in % der Befragten, Rest o. A. Tab. 25: Befragte Unternehmen nach dem Anteil ihrer internationalen Aktivitäten g 0 Prozent 38,2 1 – 25 Prozent 45,4 26 – 50 Prozent 8,5 51 – 75 Prozent 5,9 über 75 Prozent 2,0 Angaben in % der Befragten, Rest o. A. Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 31 g 5 Zusammenfassung Die Konjunktur in Deutschland zeigte im letzten Quartal rezessive Tendenzen – doch im Januar 2013 ging es mit plus 0,7 Prozent bei der gesamtwirtschaftlichen Leistung wieder aufwärts. Die insgesamt rückläufige Insolvenzentwicklung spiegelt sich auch in der Entwicklung des Creditreform Risikoindikators wider. Mit einem CRI von 2,06 Prozent gilt für deutsche Unternehmen ein mittleres Ausfallrisiko. Die Ausfallwahrscheinlichkeit von Betrieben in Süddeutschland ist deutlich geringer als in Zentral- und Ostdeutschland. Wie im Vorjahr ist in Sachsen-Anhalt das Risiko für Unternehmen mit einem CRI-Wert von 2,68 Prozent am größten. Beinahe genauso hoch wird die Gefahr in Mecklenburg-Vorpommern (CRI 2,42 Prozent) eingestuft. Baden-Württembergische Unternehmen (CRI 1,86 Prozent) sind nach bayerischen Unternehmen am wenigsten insolvenzgefährdet. In Niedersachsen (CRI: 2,08 Prozent) und Brandenburg (CRI: 2,25 Prozent) ist die Ausfallhäufigkeit im vergangenen Jahr am stärksten gesunken. Rund 60,0 Prozent der 44 baden-württembergischen Kreise und kreisfreien Städte weisen eine geringe bis sehr geringe Ausfallhäufigkeit von Unternehmen auf. Nichtsdestotrotz fällt auf, dass es Baden-Württemberg scheinbar weniger gut gelungen ist, von den positiven konjunkturellen Bedingungen der ersten Jahreshälfte 2012 zu profitieren. In gut der Hälfte der Kreise verbesserte sich die Situation 2012 weiter, in der anderen Hälfte stieg die Ausfallquote hingegen an. Dabei führt der Landkreis Ravensburg die Statistik mit dem geringsten Ausfallrisiko an (CRI 1,30 Prozent). In der Stadt Pforzheim (CRI 2,86 Prozent) und im Landkreis Göppingen (CRI 2,59 Prozent) sehen sich Unternehmen einem erhöhten Ausfallrisiko ausgesetzt. Der aktuelle Creditreform Risikoindikator für die Region Stuttgart hat einen Wert von 1,82 Prozent. Das Ausfallrisiko wird damit als gering bewertet, steuert allerdings zunehmend auf ein mittleres Risiko zu. Von insgesamt 32 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 134.600 Unternehmen in der Region erlitten 2.330 aufgrund eines harten Negativmerkmals einen Ausfall. Der Detailblick zeigt, dass sich die Lage in allen Kreisen, mit Ausnahme von Ludwigsburg, entgegen dem Bundestrend verschlechtert hat. In der Stadt Stuttgart hat sich das Ausfallrisiko leicht erhöht, wird allerdings noch immer als gering eingeschätzt. Der Kreis Esslingen weist den geringsten Anteil an Unternehmen mit Risikomerkmalen auf (1,53 Prozent), das Ausfallrisiko wird ebenfalls in die Kategorie „gering“ eingeordnet. Der Kreis Ludwigsburg ist der einzige Landkreis in der Region, in dem die Ausfallgefährdung 2012 zurückging (- 0,09 Punkte). Er weist den drittniedrigsten Anteil an ausfallgefährdeten Unternehmen (CRI 1,68 Prozent) und ein geringes Ausfallrisiko auf. In den Kreisen Böblingen und Rems-Murr findet man mit CRI-Werten von 1,75 Prozent und 1,77 Prozent die viert- und fünfthöchste Ausfallrate vor. Von diesen Werten weicht der Landkreis Göppingen mit einem CRI von 2,59 Prozent deutlich ab und ist damit Negativspitzenreiter der Region. Göppingen rutscht in die Kategorie eines erhöhten Ausfallrisikos ab. Die in der Region anteilmäßig am stärksten vertretene Branche der unternehmensnahen Dienstleistungen ist mit einem sehr geringen Ausfallrisiko (CRI 1,36 Prozent) äußerst positiv aufgestellt. Im Baugewerbe wird die Ausfallgefahr mit einem mittleren Risiko bewertet (CRI 2,47 Prozent). Das Gastgewerbe ist traditionell mit einem sehr hohen Ausfallrisiko behaftet, so auch in der Region (CRI 3,54 Prozent) und bundesweit (CRI 4,27 Prozent). Das für die Region bezeichnende verarbeitende Gewerbe glänzt mit einem außerordentlich geringen Ausfallrisiko von 1,09 Prozent. Der regionale Handel ist mit 2,01 Prozent hingegen deutlich insolvenzanfälliger geworden. Die Ausfallgefährdung der Unternehmen in der Region wird in fast allen Umsatzklassen gegenüber der Gesamtwirtschaft als geringer eingestuft. Lediglich bei Unternehmen mit mehr als fünf Millionen Euro Umsatz liegt der CRI-Wert in der Region (0,64 Prozent) leicht über dem Bundeswert (0,58 Prozent). Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 33 Die Ergebnisse der von Creditreform Stuttgart durchgeführten Online-Befragung von 1.500 mittelständischen Unternehmen aus der Region zeigen: Das derzeit schwierige konjunkturelle Umfeld in Europa scheint auch auf die Gemüter der Mittelständler in der Region Stuttgart zu drücken. Die Geschäftslage wird aktuell zwar immer noch von mehr als der Hälfte der Betriebe (57,2 Prozent) positiv bewertet, im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich die Stimmung allerdings mit einer Abnahme von 18,3 Prozentpunkten deutlich getrübter. Die Anteile positiver Noten der Hauptwirtschaftsbereiche liegen um rund 30 Prozentpunkte auseinander. Während das regionale Baugewerbe aktuell zu 75,0 Prozent von einer sehr guten und guten Geschäftslage spricht, sind es im verarbeitenden Gewerbe nur 44,0 Prozent. Der Dienstleistungsbereich ist zu 65,0 Prozent von einer guten Geschäftslage überzeugt, im Handel sind es hingegen lediglich 45,0 Prozent. Gedämpft zeigt sich die Stimmung auch hinsichtlich der Umsatzsituation. Während im Vorjahr noch knapp 80,0 Prozent aller befragten Betriebe angaben, ein Umsatzwachstum verzeichnet zu haben, sind es aktuell noch knapp 60,0 Prozent. 17,8 Prozent der regionalen Betriebe mussten Umsatzeinbußen hinnehmen. Auch die Umsatzerwartungen für das laufende Jahr zeugen von der Unsicherheit des regionalen Mittelstands: Rund jeder sechste Unternehmer (17,1 Prozent) befürchtet eine rückläufige Umsatzentwicklung. Der regionale Mittelstand hat auch bei der Personalentwicklung etwas mehr Zurückhaltung gezeigt. Von Aufstockungen berichten 42,1 Prozent, vor einem Jahr waren es noch knapp 47,0 Prozent. Dem stehen zu 11,8 Prozent KMU gegenüber, die sich von Personal trennten (Vorjahr: 9,1 Prozent). Dennoch: Der regionale Mittelstand zeigt sich deutlich einstellungsfreudiger als der Rest der Bundesrepublik. Alles in allem bleibt festzuhalten: Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte inmitten der prekären europäischen Situation, wo die Länder teilweise tief zweistellige Erwerbslosenquoten zu erleiden haben. Nach Aussage des regionalen Mittelstandes wird sich dieser positive 34 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Trend auch weiter fortsetzen. Immerhin 25,7 Prozent planen bis zum Jahresende, Mitarbeiter einzustellen. Die Ertragslage der mittelständischen Unternehmen ordnet sich in das insgesamt gedämpfte Stimmungsbild ein. Der Anteil der Unternehmen mit steigenden Erträgen ist binnen eines Jahres von 66,4 auf 46,7 Prozent zurückgegangen. Merklich zugenommen haben die Nennungen sinkender Erträge von 8,4 auf 27,6 Prozent. Auf der Basis dieser Aussagen sind auch die Prognosen für die zukünftigen Gewinne vorsichtiger. Trotz der insgesamt doch deutlich optimistischeren Einschätzung der Wirtschaftslage in der Region scheinen die Betriebe hier nicht beachtlich besser kapitalisiert zu sein als im restlichen Bundesgebiet. Der Anteil der mittelständischen Betriebe, der als schwach kapitalisiert gilt lag bei immerhin 19,1 Prozent. Die Liquiditätslage der regionalen Mittelständler scheint jedoch auf einer soliden Basis zu stehen. 84,9 Prozent der befragten Betriebe beurteilen die Zahlungsweise ihrer Kunden als sehr gut bis befriedigend. Die Forderungsverluste sind gegenüber dem Vorjahr nicht merklich angestiegen, 23,7 Prozent verzeichneten sogar einen Rückgang. Die regionalen Finanzierungsbedingungen scheinen sich allmählich den unsicheren konjunkturellen Entwicklungen anzupassen. So zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass sich der Zugang zu Finanzierungsmitteln für lediglich 13,2 Prozent der KMU verbessert hat. Für den Großteil von 81,6 Prozent bleibt die Möglichkeit zur Beschaffung von liquiden Mitteln unverändert gut oder schlecht. Im restlichen Bundesgebiet wird der Zugang zu Mitteln für die Unternehmensfinanzierung unter den gegenwärtigen Finanzierungsbedingungen noch als drastisch schlechter empfunden. Im Rahmen der Finanzierung zukünftiger Projekte wird der Bankkredit weiterhin als wichtigste externe Geldquelle des Mittelstandes fungieren (66,5 Prozent). Allerdings sehen die Befragten ihn mit 54,6 Prozent zunehmend als eher unwichtiges bis unwichtiges Finanzierungsinstrument an. Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 35 Quellen Analyse „Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Frühjahr 2013“, Creditreform Wirtschaftsforschung, Verband der Vereine Creditreform e.V., Neuss. Arbeitsmarktbericht - auf einen Blick, Informationen über den lokalen Arbeitsmarkt für März 2013, Agentur für Arbeit Stuttgart. Arbeitsmarktbericht - Jahresrückblick 2012, Informationen über den lokalen Arbeitsmarkt, Agentur für Arbeit Stuttgart. Bundesweite Insolvenzstatistiken der Jahre 2001 bis 2012, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden. Baden-Württembergische Insolvenzstatistiken, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart. 36 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 37 Verantwortlich für den Inhalt: Creditreform Stuttgart Strahler KG Ansprechpartnerin: Elisabeth Cutuk, Telefon (0711) 6641-106 Theodor-Heuss-Str.2, D-70174 Stuttgart Datenmaterial und Karten: Creditreform Rating AG Hellersbergstraße 11, D - 41460 Neuss Alle Rechte vorbehalten 2013, Creditreform Stuttgart Strahler KG, Theodor-Heuss-Str.2, D-70174 Stuttgart Ohne ausdrückliche Genehmigung der Creditreform Stuttgart Strahler KG ist es nicht gestattet, diese Untersuchung/Auswertung oder Teile davon in irgendeiner Weise zu vervielfältigen oder zu verbreiten. Lizenzausgaben sind nach Vereinbarung möglich. Ausgenommen ist die journalistische und wissenschaftliche Verbreitung. Stuttgart, 7. Mai 2013 38 Risikobarometer Mittelstand Region Stuttgart 2012/2013 Creditreform Stuttgart Strahler KG Theodor-Heuss-Straße 2 70174 Stuttgart Ansprechpartnerin: Elisabeth Cutuk Tel.: 0711-6641-106 Fax: 0711-6641-280106 [email protected]