Geothermische Energie in Island Grundlagen und Bedeutung
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Geothermische Energie in Island Grundlagen und Bedeutung
Immanuel-Kant-Gymnasium Münster Hiltrup Schuljahr 2011/2012 GK Erdkunde Q1.2 (Herr Hübsch) Geothermische Energie in Island Grundlagen und Bedeutung Facharbeit von Sandra Buer Münster Februar / März 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Vorwort und Einleitung 3 2 Grundlagen der Geothermie 3 3 Lage Islands 4 4 Geothermie in Island 4 4.1 Vulkane 5 4.2 Geysire 6 4.3 Nutzen der Geothermie 7 4.4 Funktionsweise eines Geothermiekraftwerks 8 4.4.1 Allgemeines 8 4.4.2 Bohrung 9 4.4.3 Trockendampfprinzip 9 4.4.4 Binäre Verfahren 5 10 Bedeutung für Island 10 5.1 Kraftwerke: 11 5.1.1 Stromerzeugung und Warmwasserproduktion 11 5.1.2 Verschiedene Standorte von Geothermiekraftwerken 11 5.2 Anteil der geothermischen Energiegewinnung an der gesamten Energiegewinnung von Island 13 6 Fazit /Bewertung (eigene) 13 7 Anhang 15 7.1 Erklärung über die selbstständige Anfertigung 15 7.2 Karten, Bilder, Grafiken 16 7.3 Literaturverzeichnis 25 7.3.1 Printmedien und Lexika 25 7.3.2 Internetquellen 27 2 1 Vorwort und Einleitung Das Thema Plattentektonik, Vulkane und Kontinentaldrift hat mich schon als kleines Kind fasziniert. So war es nicht schwierig für mich, ein Thema für meine Facharbeit zu finden: Plattentektonik. Doch jetzt stellte sich mir die Frage, was sollte ich zur Plattentektonik machen? Zuerst wollte ich etwas über den ostafrikanischen Graben und die dortige Plattenneubildung schreiben. Doch dieses Thema war zu umfangreich für eine Facharbeit und hätte teilweise auf den Stoff eines Studiums vorgegriffen. Also kam ich nach längerer Überlegung zu dem Schluss doch lieber über Island, die dortige Plattentektonik, die damit zusammenhängende Geothermie und die Stromerzeugung und Warmwasserproduktion aus Geothermie zu schreiben. 2 Grundlagen der Geothermie Das Wort Geothermie kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Worten „geo“ (Erde, Land) und „thermos“ (warm, heiß)1 zusammen. Geothermie bezeichnet also einfach die Erdwärme, oder, genauer gesagt, die in der Erde gespeicherte Energie in Form von Wärme. Die Faustregel zur Erdwärme besagt, dass pro 100 m Zunahme an Tiefe die Temperatur um 3°C steigt. Dieser Wert kann jedoch je nach geologischer Aktivität des jeweiligen Ortes variieren. Man unterscheidet bei Geothermie zwischen der oberflächennahen Geothermie, die bis in eine Tiefe von 400 m reicht, und tiefe Geothermie, die ab 400 m beginnt. Ein Teil der heutigen Geothermie ist im Prinzip die Restwärme, die von der Entstehung der Erde vor ca. 4,5 Milliarden Jahre übrig geblieben ist. Der andere große Teil (ca. 70 %) kommt aus dem natürlichen Zerfall der radioaktiven Isotope, z.B. Uran, Thorium und Kalium, im Inneren der Erde. Diese sorgen so für einen ständigen Wärmenachschub. Bereits in einer Tiefe von 10-15 m haben die jahreszeitlich bedingten Temperaturschwankungen auf der Erdoberfläche keine messbaren Auswirkungen mehr auf die Bodentemperatur, weil der Boden die Wärme sehr schlecht leitet. 1 Vgl: http://www.erdwerk.com/ (19.02.2012) 3 Sehen und hautnah spüren kann man die Geothermie dort, wo sie direkt an die Erdoberfläche dringt. Dies ist besonders spektakulär bei aktiven Vulkanen und Geysiren zu erleben. 3 Lage Islands Island liegt auf der Nordhalbkugel im Nordatlantik nahe des Nordpolarkreises zwischen Norwegen und 287 km südöstlich von Grönland2. Damit gehört Island geographisch mehr zu Nordamerika und Grönland. Allerdings gehört Island politisch zu Europa und geologisch sowohl zu Europa als auch zu Nordamerika. Dies ist dadurch bedingt, dass der Mittelatlantische Rücken genau durch Island verläuft, so dass Island zu einem Teil auf der Nordamerikanischen Platte und zum anderen Teil auf der Eurasischen Platte liegt. Der Mittelatlantische Rücken ist in Form eines Canyons zu sehen3. Dort entstand auch im Jahre 930 n. Chr. das älteste noch bestehende Parlament. Island hat mit derzeit 291.000 Einwohner nur ungefähr soviel Einwohner wie die Stadt Münster. Die sich daraus ergebende Einwohnerdichte von nur 2,8 Einwohner pro Quadratkilometer ist die geringste in ganz Europa. Nur zum Vergleich: Münster hat eine Einwohnerdichte von 924 Einwohner pro km². Ungefähr die Hälfte der Einwohner von Island, nämlich 151.000, leben in der Hauptstadt Reykjavik. Die Amtssprache ist Isländisch. 4 Geothermie in Island Auf Island gibt es eine ungewöhnlich hohe geothermische Energie. Diese befindet sich sehr nahe unter der Oberfläche und lässt sich mit der Geologie4 Islands erklären. Sie ist in Form von Vulkanen und Geysire „sichtbar“. Es gibt mehrere Theorien, wie Vulkane entstehen, also wie die geothermische Energie so nahe an die Erdoberfläche 2 siehe Karte im Anhang siehe Bild im Anhang 4 „Wissenschaft von der Entwicklung[sgeschichte] und dem Bau der Erde.“ Wermke 2001, S. 349 3 4 gelangt. Hier werde ich kurz auf die Theorie von Alfred Wegener eingehen, die von anderen Forschern und Wissenschaftlern erweitert wurde und zur Zeit von der Fachwelt als „richtig“ angesehen wird. Alfred Wegener stellte die Theorie der Kontinentalverschiebung auf, die heute unter dem Namen Plattentektonik bekannt ist. Dieser Theorie zufolge verharren die Kontinente nicht an einem Ort, sonder driften in verschiedene Richtungen. Denn die Erde ist in ihrem Inneren nicht nur fest sondern teilweise flüssig. Die Erde besteht aus einem festen Erdkern, dem sogenannten inneren Erdkern. Darauf folgen der äußere Erdkern und der innere und äußere Erdmantel, die flüssig sind. Oben auf dem flüssigem äußeren Erdmantel schwimmt die dünne Erdkruste. Durch verschiedene Strömungen im Erdmantel, auch Konvektionsströme genannt, driften die Kontinente in verschiedene Richtungen auseinander, aufeinander zu oder aneinander entlang. Dort wo die Eurasische Platte und die Nordamerikanische Platte auseinander driften, 2cm pro Jahr, dringt flüssiges Gestein aus dem Erdinneren an die Erdoberfläche, sogenanntes Magma. Das Magma kühlt dann ab und wird fest. Dies geschieht hauptsächlich unter Wasser am Meeresboden5. So entsteht neuer Meeresboden und wächst zu dem unterseeischen Gebirge, dem Mittelatlantischen Rücken, heran. Ebenfalls sorgt ein „Plume“6 unter Island für überdurchschnittlich hohe vulkanische Aktivität und ist damit für die zahlreichen Vulkane und Geysire verantwortlich. Anschließend gehe ich auf zwei Sonderformen von Geothermie, Vulkane und Geysire, ein. 4.1 Vulkane Auf Island gibt es rund 130 Vulkane, von denen mehrere noch aktiv sind. Ein Vulkan entsteht immer dann, wenn Magma aus dem Erdinneren an die Erdoberfläche dringt. Zuerst wird durch Konvektionsströme im Erdmantel heißes Magma in die Erdkruste befördert. Dort sammelt sich das Magma an und bildet eine sogenannte Magmakammer7. Schließlich steigt der Druck und das Magma schmilzt sich einen Weg 5 zumindest an den Plattengrenze Eurasische Platte – Nordafrikanische Platte. An anderen Plattengrenzen kann dies auch auf dem Land sein. 6 auch Hot Spot genannt. Dies ist das Aufsteigen besonders heißes Magma aus dem tieferen Erdinneren. 7 Diese Magmakammer ist als roter Fleck auf dem Bild gut zu erkennen 5 bis an die Erdoberfläche, wo es dann entweder explosionsartig oder fließend zu Tage tritt. Ein Vulkanausbruch kann einige Tage bis mehreren Jahre andauern und innerhalb dieser Zeit seine Eruptionsart immer wieder ändern. Geysire können eine Begleiterscheinung von Vulkanen sein. 4.2 Geysire Das Wort Geysir8 hat seinen Ursprung im Isländischen und bedeutet wild strömend. In Island liegt auch der Große Geysir, der allen Geysiren seinen Namen gab. Ein Geysir ist nur ein Teil eines Grundwassersystems, das bis zu 3 km tief in die Erde reichen kann. Eine unterirdische Magmakammer erhitzt das Grundwasser. Nun steigt das überhitzte Wasser, das unter dem hohen Druck auch noch bei über 100°C flüssig ist, nach oben. Dann beginnt das Wasser mit zunehmender Höhe sich zu entladen, d.h. es beginnt zu kochen, weil der Druck abnimmt und damit der Siedepunkt herabgesetzt wird. Dieses heiße mit Dampf angereicherte Wasser steigt in dem Eruptionskanal nach oben und bricht in einer Fontäne aus heißem Wasser aus. Diese Fontäne kann zwischen wenigen Zentimetern und circa hundert Meter hoch sein und aus Dampf, Wasser und Gesteinsfragmenten bestehen. Bei dem Ausbruch hat das Wasser nur noch eine Temperatur von 100°C, so dass die Temperatur gerade unter dem Siedepunkt liegt. An der Erdoberfläche bildet sich um den Geysir ein kleiner See. Das Wasser kühlt in diesem See ab und fließt durch den Eruptionskanal wieder zurück in das System und füllt es wieder auf. Zwischen den einzelnen Eruptionen können nur Minuten oder aber auch mehrere Monate liegen. Die Aktivität der Geysire nimmt mit der Zeit ab, weil sich die Magmablase, die die Geysire speist, abkühlt. Häufig wird aber auch der Eruptionskanal, sei es durch ein Erdbeben, durch menschliches Eingreifen oder etwas anderem, verschüttet. Folglich versiegt der Geysir und bricht nicht mehr aus. 8 hier ein Bild von dem Geysir Strokkur, der neben dem Großen Geysir liegt. 6 4.3 Nutzen der Geothermie Geothermie kann man auf verschiedene Arten nutzen. Die Hauptnutzung der Geothermie besteht in der Stromerzeugung und Warmwasserproduktion. Oberflächennahe Geothermie lässt sich gut als „Raumwärme, Wärme für die Brauchwasserbereitung und Prozesswärme“9 nutzen, da sie meistens eine Temperatur unter 100°C hat. Tiefe Geothermie lässt sich gut für die Stromerzeugung verwenden, da die Temperatur des Wasser so hoch ist, dass die Stromerzeugung rentabel ist. Das Warmwasser wird u. a. in Form von Fernwärme von den Geothermiekraftwerken zu dem Verbraucher geleitet. Dies wird hauptsächlich zum Beheizen von Wohnhäusern genutzt. Allerdings werden mit dem Warmwasser sowohl Gewächshäuser beheizt und Freibäder betrieben als auch Straßen, Brücken und Fußwege beheizt, damit diese im Winter eisfrei bleiben. Damit wird der Winterräumdienst in großen Teilen der Städte nicht benötigt. Vor allem in Reykjavik ist dies vorzufinden. Ebenfalls kann man mit Erdwärme kühlen und heizen zugleich, so dass man ein Gebäude klimatisieren kann. Geothermie ist die einzige erneuerbare Energie, die nicht von der Sonne abhängt und damit sowohl Tages- als auch Jahreszeiten unabhängig ist. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber anderen erneuerbaren Energien. Außerdem ist die Geothermie dauerhaft nutzbar, da sie aus dem Erdinneren (siehe Kapitel 2) kommt und daher in den nächsten Jahrhunderten nicht versiegen wird. Auch ist die Belastung durch klimaschädliche Gase, z.B. Kohlendioxid, unter Berücksichtigung von Herstellung, Installation, Abbau und Entsorgung sehr gering. Ein weiterer großer Vorteil ist die Produktion sowohl von Strom als auch Warmwasser. Die Kraftwerke, die Stromleitungen und die oberirdischen, silber glänzenden Warmwasserleitungen stellen in Island einen besonders großen Kontrast zwischen Natur und Moderne dar10. Diese optische Zerstörung der Landschaft wirkt sich negativ auf den Tourismus aus. 9 Kaltschmitt 1999, S. 175 siehe Bild, optische Zerstörung der Landschaft 10 7 Außerdem ist zu bedenken, dass Geothermie nur in Maßen genutzt regenerativ ist. Wird mehr Dampf oder Wasser genutzt als natürlich nachfließen kann, dann versiegt das Bohrloch schon nach wenigen Jahren und es müssen neue gebohrt werden. Dies ist in Island teilweise der Fall. Im Geothermiekraftwerk Kröfluvirkjun wird das Hochtemperaturgebiet durch neue Bohrungen immer weiter zerstört. In einigen Hochtemperaturgebieten in Island besteht zu dem auch noch die Gefahr, dass das Geothermiekraftwerk durch vulkanische Aktivitäten oder Erdbeben zerstört wird. Dies war eine Befürchtung in Krafla, Islands erstem Geothermiekraftwerk. Außerdem kann die Flora und Fauna beschädigt werden, wenn Thermalwasser, das schädliche Mineralien und Gase enthalten kann, z.B. durch ein Leck oder einen Rohrbruch in die Umwelt gelangt. Bereits seit ca. 100 Jahren wird weltweit Geothermie genutzt. Bisher ist kein schwerer Unfall aufgetreten, bei dem Menschenleben in Gefahr waren oder ein großer wirtschaftlicher Schaden entstanden ist. Deshalb wird die Geothermie als sehr risikoarme Technologie und Energiegewinnung angesehen. 4.4 Funktionsweise eines Geothermiekraftwerks Ein Geothermiekraftwerk ist je nach Zweck und den Standortbedingungen aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzt. Im folgenden werde ich nur auf einige Techniken eingehen, die höchst wahrscheinlich in den Geothermiekraftwerken in Island eingesetzt werden. Es war nicht möglich bei allen Kraftwerken die genauen Verfahren zu recherchieren. Deshalb werde ich weder auf oberflächennahe Geothermiekraftwerke noch auf das Hot-Dry-Rock-Verfahren oder auf geschlossene Systeme eingehen. 4.4.1 Allgemeines Die geothermischen Kraftwerke stehen im Fall Islands meistens über einer Ansammlung von Wasser im Gestein, einem Aquifer11. Es wird in Form von hydrothermaler Geothermie genutzt. Hierbei wird das Thermalwasser aus einem Aquifer gefördert. Da11 Eine Ansammlung von Wasser innerhalb des Gesteins. 8 zu muss man es nur noch aus einer Tiefe von 400 m und mehr an die Erdoberfläche pumpen. Es hat je nach Fördertiefe und Standort verschieden hohe Temperaturen, so dass dies bei der Nutzung und dem Aufbau des Geothermiekraftwerks berücksichtigt werden muss. Allerdings gibt es auch einen Sonderfall. Das Aquifer kann unter so großem Druck stehen, dass das Wasser aus dem Bohrloch sprudelt, ohne das eine Pumpe notwendig ist. Dies nennt sich dann „arthesisches“ System. 4.4.2 Bohrung Damit man mit der Nutzung von heißem Thermalwasser beginnen kann, muss man dies zuerst einmal an die Erdoberfläche pumpen. Dies ist auf Grund der Tiefe des Bohrlochs sehr aufwändig. Bei den meisten Geothermiekraftwerken gibt es zwei oder mehr Bohrlöcher. Benutzt man das Prinzip der Förder- und Injektionssonde, werden in einem oder mehreren Bohrlöchern das Thermalwasser an die Erdoberfläche gepumpt. Das fördernde Bohrloch heißt Fördersonde. Damit das Aquifer nicht austrocknet, wird ein anderes Bohrloch dazu genutzt, das kalte Thermalwasser wieder zurückzupumpen. Dies heißt Injektionssonde. Bei den Rohrleitungen von der Fördersonde zum Geothermiekraftwerk, im Geothermiekraftwerk und vom Geothermiekraftwerk zur Injektionssonde muss allerdings darauf geachtet werden, welches Material verwendet wird, um Korrosion und Verstopfung vorzubeugen. Fällt der Druck können im Thermalwasser gelöste Mineralien und Metalle ausflocken und die Rohre verstopfen. Hinzu kommt, dass eine erhöhte Korrosionsgefahr, z.B. durch Schwefelwasserstoff im Thermalwasser, besteht und man dieser durch entsprechendes Material vorbeugen muss. 4.4.3 Trockendampfprinzip Das Thermalwasser tritt bei dem Trockendampfprinzip in Form von Dampf aus dem Bohrloch aus. Da der Druck vom Aquifer zur Erdoberfläche im Bohrloch abnimmt, fängt das Thermalwasser an zu kochen und verdampft. Der Dampf wird nun in das Geothermiekraftwerksgebäude und dort direkt auf eine Turbine geleitet. Sie ist an einen 9 Wechselstromgenerator angeschlossen. Dieser produziert den Strom, wie in jedem Verbrennungskraftwerk (Kohle-, Gas-, ... -kraftwerk) auch. Der Strom kann nun in das Stromnetz eingespeist werden. Anschließend wird der Dampf in einem Kondensator zu flüssigem Wasser abgekühlt und zurück in die Injektionssonde geleitet. Das Wasser, das man zum Abkühlen des Dampfes im Kondensator verwendet und das bei diesem Prozess erwärmt wird, wird manchmal auch als Fernwärme genutzt. 4.4.4 Binäres Verfahren Was ist ein Binäres Verfahren? Binär bedeutet, das etwas aus zwei Teilen, Einheiten, etc. besteht. Dies ist auch bei einigen Geothermiekraftwerken der Fall. Dort kann das Thermalwasser manchmal nicht sofort zu Strom- oder Fernwärmeerzeugung verwendet werden, da Temperatur zu niedrig ist oder die Zusammensetzung des Thermalwassers schädlich für die Geräte wäre. In diesem Fall wird die potenzielle Energie des Thermalwassers über eine Wärmepumpe (eine binäre, also zweite Einheit) erhöht. Die Wärme des Thermalwassers wird auf ein Arbeitsmedium übertragen, welches bereits bei Temperaturen, die unter 0°C bis zur beliebigen Temperaturhöhe, z.B. 15°C12, liegen können, verdampft. Von dem Arbeitsmedium wird die Energie auf reines Wasser13 übertragen oder zur Stromproduktion mittels einer Turbine genutzt. 5 Bedeutung für Island Schon im Jahre 1950 hat man in Island begonnen erste Fernwärmenetze aufzubauen. Doch erst die Ölkrise in den 1970er Jahren trug zur Forschung und weiteren Untersuchungen der Geothermievorkommen auf diesem Gebiet bei und die Geothermiekraftwerke wurden so weit verbessert, dass diese nun rentabel waren. 12 13 dies ist kann je nach Kraftwerk und der Temperatur des geförderten Wassers variieren. Wasser, das keine schädlichen Mineralien enthält 10 5.1 Kraftwerke Es gibt rund 30 regionale Geothermiekraftwerke in Island, von denen viele nur ein kleines Dorf oder einige Höfe auf dem Land mit Strom und/oder Warmwasser versorgen. Sie liegen in der Nähe von Geysiren und in seismisch und vulkanisch aktiven Zonen. Im Folgenden werden ich zuerst auf die Stromerzeugung und die Warmwasserproduktion im Allgemeinem und dann auf das Húsavík und das Krafla Geothermiekraftwerk eingehen. 5.1.1 Stromerzeugung und Warmwasserproduktion Für die Warmwasserproduktion ist es sehr wichtig, dass die Geothermiekraftwerke nahe bei den Verbrauchern liegen. Mit jedem Kilometer, den das warme Wasser in dem Fernwärmenetz zurücklegt, geht ein Teil der mühsam im Geothermiekraftwerk „produzierten“ Wärme verloren. An dem Beispiel Húsavíks sieht man, dass durch gute Isolierung der Pipelines14 der Temperaturverlust des Warmwassers sehr stark heruntergesetzt werden kann. Vor der Isolierung verlor das Warmwasser in der Pipeline bis zu 15°C vom Geothermiekraftwerk bis zum Verbraucher. Nach der Isolierung und Erneuerung der Pipelines verlor das Warmwasser nur noch 2°C. Zur Stromproduktion lässt sich für Island noch hinzufügen, dass der Strom auf Island ausschließlich aus Geothermie und Wasserkraft gewonnen wird. Dies führte dazu, dass sich die energieintensive Aluminiumindustrie trotz hoher Lohnund Transportkosten auf Island angesiedelt hat. 5.1.2 Verschiedene Standorte von Geothermiekraftwerken Nun komme ich zum Geothermiekraftwerk Húsavík. Dies liegt bei der gleichnamigen Stadt im Norden Islands an der Küste. Seit 1970 wird Thermalwasser zum Heizen von Gebäuden genutzt. Das Kraftwerk wurde von 1998 bis 2002 modernisiert, renoviert und erweitert. Nun fördert es 124°C heißes Wasser aus einer Tiefe von 400-1000 m. 14 Überlandleitungen, durch die das Warmwasser vom Geothermiekraftwerk zum Verbraucher fließt 11 Damit hat es eine Leistung von 2 Megawatt und versorgt 80 % der Haushalte von Húsavík mit Strom. Das Warmwasser, das eine Temperatur von 80°C beim Verlassen des Geothermiekraftwerks hat, wird zum Beheizen von Häusern, Gewächshäusern, Straßen, Gehwegen und des Freibades genutzt. Das Wasser, dass für die Kühlung des Arbeitsmediums anfällt, wird in einer Fischfarm zur Forellenzucht verwendet. An diesem Beispiel sieht man gut die Verwendung von Haupt- und Nebenprodukten. Das Geothermiekraftwerke Krafla liegt im Norden Island15 in der Nähe von Akureyri, der zweitgrößten Stadt Islands, in dem Hochtemperaturgebiet Krafla. Es ist ein Kraftwerk, das ausschließlich Strom mit Hilfe des Trockendampfprinzips gewinnt. 1974 wurde mit den ersten Bohrungen begonnen und 1977 die Stromproduktion aufgenommen. Es kam auf Grund der seismischen Aktivitäten (Krafla-Feuer) immer wieder zur Zerstörung der Bohrlöcher. Dies führte zu einer Verzögerung in der Fertigstellung der geplanten zweiten Turbine des Geothermiekraftwerks, da die Dampfversorgung erst durch das Bohren neuer Bohrlöcher im Jahre 1996 gewährleistet werden konnte. Das Geothermiekraftwerk Krafla nutzt Dampf zwischen 2,2 bar und 7,7 bar aus 34 Bohrlöchern. Das tiefste Bohrloch erreicht eine Tiefe von 2.222 Meter. Bei dem Trockendampfprinzip16 wird das Wasser-Dampf-Gemisch aus den entsprechenden Bohrlöchern in den Dampfseparator17 geleitet. Dort wird das Wasser von dem Dampf getrennt. Das Wasser und das Wasser-Dampf-Gemisch, das unter niedrigem Druck steht (2,2 bar) wird durch einen zweiten Dampfseparator geschickt. Der Dampf wird nun zu einer Turbine18 geleitet und treibt diese an. Dabei wird der überschüssige Dampf über einen entsprechenden Ablasser19 abgelassen. Die Turbine treibt einen Generator20 an, der den Strom über einen Transformator21 in das Stromnetz einspeist. Anschließend wird der Dampf über einen Kühler22 abgekühlt und abgeleitet. Die Kühlung erfolgt über Wasser. Dieses sieht man als Wasserdampf aus dem Kühlturm23 auf15 siehe Karte siehe Funktionsschema 17 Dampfseparator = 2 im Funktionsschema 18 Turbine = 5 in dem Funktionsschema 19 Ablasser = 4 in dem Funktionsschema 20 Generator = 8 in dem Funktionsschema 21 Transformator = 9 in dem Funktionsschema 22 Kühler = 6 in dem Funktionsschema 16 12 steigen. Ebenfalls ist der Dampf aus dem Ablasser als weiße Dampfsäule über dem Geothermiekraftwerk zusehen. 24 5.2 Anteil der geothermischen Energiegewinnung an der gesamten Energiegewinnung von Island In Island werden 54% der gewonnenen geothermischen Energie für die Fernwärmeversorgung verwendet. Dies ist ein sehr hoher Anteil, denn 85% aller Haushalte auf Island werden mit Fernwärme geheizt. Weitere 28%25 der geothermischen Energie werden zur Stromerzeugung verwendet. Dies machte 201026 26,2% der gesamten Stromerzeugung von Island aus. Im weiteren wird die geothermische Energie für das Beheizen der Fischzuchtbecken zu 5%, für Schwimmbäder zu 4%, für Schneeschmelzanlagen zu 4%, für Gewächshäuser zu 3% genutzt. Die restlichen 2% werden in der Industrie verwendet. 27 28 Die Wasserkraft deckt den restlichen Strom- und Wärmebedarf der Insel. 6 Fazit /Bewertung Allein an den Zahlen in dem Kapitel 5.2 ist die große Bedeutung und Abhängigkeit der Wärmegewinnung aus Geothermie für Island zu erkennen. Würde man die Geothermiekraftwerke von jetzt auf gleich abschalten, würden große Teile der Fernwärmeversorgung und Teile des Stromnetzes zusammen brechen. Hierbei ist natürlich die Tages- und Jahreszeiten unabhängige Warmwasser- und Stromproduktion sehr wichtig und vorteilhaft. Auf Grund der isolierten und polarkreisnahen Lage Islands müssen sehr viele Nahrungsmittel importiert werden. Das Nahrungsmittelangebot wird durch das günstige 23 Kühlturm = 7 in dem Funktionsschema siehe Bild, es sind zwei Dampfsäulen zu sehen, die eine von dem Kühlturm und die andere von dem Ablass für den Dampf. 25 Vgl. http://www.iceland.de/ (19.02.2012) 26 vgl. http://www.landsvirkjun.com/ (19.02.2012) 27 vgl. http://www.iceland.de/ (19.02.2012) und http://www.tiefegeothermie.de/ (03.02.2012) 28 Diese Zahlen scheinen sich auf das Jahr 2007 zu beziehen, auch wenn dies nicht immer bei den Quellen angegeben ist. 24 13 Beheizen von Gewächshäusern erweitert. Es werden z.B. Tomaten, die sonst nicht auf Island wachsen würden, angebaut. Außerdem profitiert auch die Fischzucht von dem Warmwasser, das durch die Nutzung von geothermischer Energie produziert wurde. Die Fischindustrie in Island macht 80% des isländischen Exports aus. Es wird immer mehr Fischzucht betrieben um die Fanggründe zu entlasten. Der Winterdienst ist in vielen Städten überflüssig, weil die Straßen, Fußwege, etc. durch das in Geothermiekraftwerken produzierte Warmwasser eisfrei gehalten werden. Die negative Seite dieser Energiegewinnung besteht in der Auslaugung und Zerstörung der Hochtemperaturgebiete und der optischen Zerstörung der Landschaft. Trotzdem ist Island die Nation mit der saubersten Warmwasserproduktion der Welt. Damit nimmt es eine Vorbildfunktion für andere Länder im Bereich der erneuerbaren Energien ein. In Deutschland ist diese Form der Nutzung der geothermischen Energie in so großem Umfang wie in Island nicht möglich. Hier sind die geologischen Voraussetzungen anders, so dass für ähnliche Resultate viel tiefere Bohrungen gemacht werden müssten. Dagegen gibt es in Deutschland viele oberflächennahe Geothermiekraftwerke, die es in Island nicht gibt. Es war für mich bei der Bearbeitung dieses Themas beeindruckend zu erfahren, wie komplex Geothermiekraftwerke sein können. Ich fand es erstaunlich, wie viele verschiedene Technologien und Komponenten es bei diesen gibt. Für mich ist das Ergebnis dieser Facharbeit, dass es sich absolut lohnt, weiter an dieser zukunftsfähigen Technologie zu forschen und weiter zu verbessern. 14 7 Anhang 7.1 Erklärung über die selbstständige Anfertigung Erklärung Ich versichere hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt und keine anderen als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Die den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen sind als solche gekennzeichnet. _____________________________________________________________________ Ort, Datum, Unterschrift 15 7.2 Karten, Bilder, Grafiken Titelbild Geysir Strokkur in Aktion http://www.planet-wissen.de (18.02.2012). Trudslev, Alexandra: Island Feurige Insel im Eis. Geysire Strokkur in Aktion. In: planet-wissen.de vom 01.09.2009 http://www.planet-wissen.de/laender_leute/island/feurige_insel_im_eis/ img/intro_island_geysir_g.jpg 16 Kapitel 3 Fußnote 2 Atlantik, neu http://beck-gefell.de/ (03.02.2012). Beck, Dietrich: Atlantik, neu. http://beck-gefell.de/Karten/Atlantik__neu/atlantik__neu.html 17 Fußnote 3 Thingvellir http://www.imageo.ch/ (03.02.2012). Huber, Sarah / Bügi, René: Europa. Island. Thingvellir. http://www.imageo.ch/Europa/Island/Thingvellir05_014D07.html 18 Kapitel 4.1 Fußnote 7 Aufbau eines Vulkans mit Magmakammer http://www.vulkane.net (18.02.2012). Szeglat, Marc: Aufbau eines Vulkans Bild. http://www.vulkane.net/lernwelten/schueler/aktiv4.html 19 Kapitel 4.2 Fußnote 8 Geysir Strokkur in Aktion http://www.planet-wissen.de (18.02.2012). Trudslev, Alexandra: Island Feurige Insel im Eis. Geysire Strokkur in Aktion. In: planet-wissen.de vom 01.09.2009 http://www.planet-wissen.de/laender_leute/island/feurige_insel_im_eis/ img/intro_island_geysir_g.jpg 20 Kapitel 4.3 Fußnote 10 Geothermiekraftwerk von Nesjavellir, Krafla, Island http://www.raphaelfleury.com/ (18.02.2012). Fleury, Raphaël: Geothermiekraftwerk von Nesjavellir. http://www.raphaelfleury.com/de/viewimage.php?imgid=3895 21 Kapitel 5.1.2 Fußnote 15 Island http://www.iceland.de (19.02.2012). Schäffer, Dietmar: Geothermalkraftwerk Krafla. http://www.iceland.de/index.php?id=702 22 Fußnoten 16-23 Funktionsschema Geothermalkraftwerk Funktionsschema des Kraftwerks Krafla: (1) Schalldämpfer, (2) Dampfseparatoren (Trennung des Wasser-Dampf-Gemisches), (3) Dampftrockner (Trocknung des Dampfes), (4) Ablass für überschüssigen Dampf, (5) Turbine, (6) Kühler (Dampfkondensation), (7) Kühlturm, (8) Generator, (9) Transformator http://www.iceland.de (19.02.2012). Schäffer, Dietmar: Geothermalkraftwerk Krafla. http://www.iceland.de/index.php?id=702 23 Fußnote 24 Das Kraftwerk Krafla aus der Luft http://www.iceland.de (19.02.2012). Schäffer, Dietmar: Geothermalkraftwerk Krafla. http://www.iceland.de/index.php?id=702 24 7.3 Literaturverzeichnis 7.3.1 Printmedien und Lexika Allaby, Michael u. a.: Die Enzyklopädie der Erde. (englischer Titel: The Encyclopedia of the Earth – A Complete Visual Guide) Hamburg, National Geographic Deutschland (G+J/RBA GmbH & Co KG), 2008. Baumgartner, Peter : Wörterbuch der Energietechnik mit Anwendungsbeispielen. Wiesbaden: Oscar Brandstetter Verlag GmbH & Co. KG, 2001. Gaede, Peter-Mathias u. a.: GEOThemenlexikon. Mannheim, GEO, Gruner + Jahr AG&Co KG, Bibliographisches Institut, 2006. Hanning, Christian E.: Island – Vulkane, Eis und Einsamkeit. Eine extreme Tour per Rad. 5. überarbeitete Aufl. München, SIERRA bei Frederking & Thaler Verlag München in der Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH, 2000. Kaltschmitt, Martin u. a.: Energie aus Erdwärme. Stuttgart, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1999. Krüger, Olaf/ Langenberger, Kerstin: Highlights Island. Die 50 Ziele, die sie gesehen haben sollten. München, Buckmann Verlag GmbH, 2011. Loose, Peter: Erdwärmenutzung Versorgungstechnische Planung und Berechnung. 2. überarbeitete und ergänzte Auflage Heidelberg: C. F. Müller Verlag, Hüthig Verlag, 2007. Michael, Thomas u. a.: Diercke Weltatlas. 5. aktualisierte Aufl. Braunschweig: Westermann Schulbuchverlag GmbH, 2006. 25 Synwoldt, Christian: Mehr als Sonne, Wind und Wasser. Energie für eine neue Ära. Weinheim: 1. Auflage Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KgaA, 2008. Wermke, Matthias, u. a.: Duden. Das Fremdwörterbuch. 7. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001. Computerlexikon: (von CDs, mit Aktualisierungen) Kling, Volker / Wolf, Dr. Harl Henning, u. a.: Brockhaus die Enzyklopädie. Mannheim: Bibliographisches Institut & F.A. BrockhausAG, 2007. Film: Erdmann, Stefan: Island. 63° 66°N Laugavegur. Unterwoessen: Stefan Erdmann Move it! Filmproduktion, 2009. 26 7.3.2 Internetquellen Wichtige Internetquellen habe ich ausgedruckt. Diese sind mit einem „ausgedruckt“ nach dem Titel gekennzeichnet. Die ausgedruckten Artikel sind in der aufgeführten Reihenfolge im Anhang nach den allgemeinen Internetquellen zufinden. http://www.das-energieportal.de (11.02.2012). Heilmann Software, Gesellschaft für Informationstechnologie GmbH: Island ist Lehrmeister für Geothermie. http://www.das-energieportal.de/startseite/nachrichtendetails/datum/ 2007/07/17/eintrag/island-ist-lehrmeister-fuer-geothermie/ http://www.eldey.de (11.02.2012). Feldmann, Michael: Aluminiumindustrie. http://www.eldey.de/Wirtschaft/Aluminium/aluminium.html Die Fischereiindustrie. http://www.eldey.de/Wirtschaft/Fischerei/fischerei.html http://www.erdwerk.com (19.02.2012). Erdkraftwerk GmbH: Was ist Geothermie?. (ausgedruckt) http://www.erdwerk.com/hintergrund/was-ist-geothermie/ http://www.energie-erneuerbar.eu/ (18.02.2012). TYPELOG – Internetdienstleistungen: Erdwärme / Geothermie. http://www.energie-erneuerbar.eu/05.html http://www.gd.nrw.de(03.02.2012). Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen –Landesbetrieb- : Erdwärme. http://www.gd.nrw.de/l_gt.htm 27 http://www.geo.de (04.02.2012). Köntgen, David: Vulkanismus auf Island. In: Geo vom 25.05.2011 http://www.geo.de/GEO/natur/kosmos/68450.html http://www.geologieinfo.de/ (18.02.2012). Wegner, Michael: Geologie. Plattentektonik. Theorie der Plattentektonik. Driftgeschwindigkeiten der einzelnen Platten. http://www.geologieinfo.de/plattentektonik/driftgeschwindigkeit.html http://www.geothermie4u.de (18.02.2012). Stupp, Hans Dieter / Stauffer, Ralph: Hinweise zur Planung und Installation von Geothermie-Anlagen. In: Dr. Stupp Consulting GmbH – DSC http://www.geothermie4u.de/ http://heklaenergy.de (03.02.2012). 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