Häufiger Durchfall? - Dr. Falk Pharma GmbH
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Häufiger Durchfall? - Dr. Falk Pharma GmbH
Häufiger Durchfall? Das kann eine Mikroskopische Kolitis sein! Sie haben oft Durchfall? Zeitweise jeden Tag? Manchmal sogar nachts? Und zum Teil so stark, dass Sie kaum rechtzeitig die Toilette erreichen können? Ist der Durchfall von wässriger Beschaffenheit? Bei solchen Beschwerden ist stets an die Möglichkeit einer sogenannten Mikroskopischen Kolitis zu denken. Einmal erkannt, ist die Mikroskopische Kolitis gut behandelbar. Die Mikroskopische Kolitis hat bislang wenig Beachtung in der Öffentlichkeit gefunden. Das liegt unter anderem daran, dass dieses Krankheitsbild erst seit rund 20 Jahren bekannt ist. Allerdings nimmt die Häufigkeit der Störung stetig zu. Betroffen sind vor allem Frauen jenseits des 50. Lebensjahres. Doch selbstverständlich kann die Erkrankung auch Männer ereilen. Sie kann außerdem in praktisch jedem Lebensalter auftreten, sogar bei Kindern. Die Crux an der Geschichte: Durch eine „normale“ Darmspiegelung ist diese Form der chronischen Darmentzündung nicht zu entdecken. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, was es mit der Mikroskopischen Kolitis auf sich hat. Häufiger Durchfall? Mikroskopische Kolitis Was ist die Mikroskopische Kolitis? Der Begriff „Mikroskopische Kolitis“ bezeichnet ein Krankheitsbild, bei dem es zu einer chronischen Entzündung im Dickdarm, also im Kolon (Kolitis), kommt. Die Entzündung lässt sich bei der üblichen Darmspiegelung (Koloskopie), bei der die Darmschleimhaut im Darminneren über ein sogenanntes Endoskop betrachtet wird, nicht erkennen. Zu diagnostizieren ist die Entzündung nur, wenn der Arzt im Verlauf der Koloskopie Gewebeproben (Biopsien) entnimmt, die dann später im Mikroskop begutachtet werden. Der Tatsache, dass die Entzündung nur im Mikroskop zu sehen ist, verdankt die Erkrankung den Namen „Mikroskopische Kolitis“. Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar? Charakteristisch für eine Mikroskopische Kolitis sind chronische Durchfälle (Diarrhoen). Die Betroffenen müssen mindestens dreimal pro Tag die Toilette aufsuchen und es ist nicht ungewöhnlich, wenn sie sogar zehn bis 15-mal am Tag von der Diarrhoe geplagt werden. Der Stuhl ist wässrig, aber nicht blutig. Manche Patienten berichten, zum Teil auch nachts Durchfall zu bekommen. Nicht selten ist der Stuhldrang so massiv, dass die rettende Toilette nicht mehr rechtzeitig erreicht wird. Der Arzt spricht dann von einem unfreiwilligen Stuhlverlust, einer Stuhlinkontinenz. Die Diarrhoe hält über Wochen und zum Teil sogar über Monate an. Bei einigen Patienten kommt die Krankheit zwischenzeitlich scheinbar etwas zur Ruhe, ehe dann aber wieder regelrechte Durchfallattacken für Wochen zum Problem werden. Dabei können die Ruhephasen Monate oder sogar Jahre anhalten, ehe das Krankheitsbild mit erneuten chronischen Durchfällen aufflackert. Einige Patienten berichten, neben den Durchfällen unter krampfartigen Bauchschmerzen zu leiden und seit Beginn der Mikroskopischen Kolitis auch an Körpergewicht verloren zu haben. Häufiger Durchfall? Mikroskopische Kolitis Wie unterscheidet sich die Mikroskopische Kolitis von einem Reizdarm-Syndrom? Die Beschwerden bei der Mikroskopischen Kolitis können auf den ersten Blick an das sogenannte Reizdarm-Syndrom erinnern, doch es gibt deutliche Unterschiede zwischen den beiden Krankheitsbildern: So stehen bei der Mikroskopischen Kolitis die Durchfälle ganz im Vordergrund. Beim Reizdarm ist Durchfall dagegen nur ein Symptom unter vielen anderen. Reizdarm-Patienten leiden vielmehr unter allgemeinen Stuhlunregelmäßigkeiten und oft sogar unter wechselnden Phasen von Verstopfung und Durchfall. Außerdem klagen Patienten mit ReizdarmSyndrom fast immer über Leibschmerzen, Völlegefühl, dem Gefühl regelrecht aufgetrieben zu sein, über Blähungen und den Eindruck einer unvollständigen Darmentleerung. Bei der Mikroskopischen Kolitis spielen solche Beschwerden kaum eine Rolle. Andererseits sind Symptome, die für diese Erkrankung charakteristisch sind wie etwa nächtliche Durchfälle und ein Gewichtsverlust, kaum jemals von Menschen mit Reizdarm-Syndrom zu hören. Wie unterscheidet sich die Mikroskopische Kolitis von anderen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen? Andere chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa lassen sich durch eindeutig sichtbare Entzündungszeichen der Darmschleimhaut bei der Darmspiegelung erkennen. Es bilden sich oft Geschwüre (Ulzera) im Darm, Fisteln, Verengungen des Darms (Stenosen) und weitere Komplikationen. Im Stuhl werden häufig Blutbeimengungen gefunden, insbesondere bei der Colitis ulcerosa. Der Allgemeinzustand der Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist häufig eingeschränkt und es kommt zu Fieber und körperlicher Schwäche. Das ist bei der Mikroskopischen Kolitis im Allgemeinen nicht der Fall. Im Unterschied zu dieser erkranken zudem meist junge Menschen an einer Colitis ulcerosa oder einem Morbus Crohn. Bei der Mikroskopischen Kolitis sind die meisten Patienten beim ersten Auftreten der Erkrankung hingegen älter als 50 Jahre. Was ist die Ursache der Erkrankung? Warum sich bei einigen Menschen eine Mikroskopische Kolitis entwickelt, ist letztlich nicht ganz klar. Es scheint eine gewisse Bereitschaft für das Krankheitsbild in den Erbanlagen festgeschrieben zu sein, also eine genetische Prädisposition zu bestehen, wie der Mediziner sagt. Auf dem Boden dieser erhöhten Krankheitsbereitschaft können möglicherweise Umweltfaktoren als Krankheitsauslöser fungieren. Verschiedene Faktoren stehen im Verdacht, als Trigger für die Darmentzündung zu dienen. Dazu gehören bestimmte Medikamente, das Rauchen, aber auch Infektionen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Auch zu der Frage, warum Frauen deutlich häufiger an einer Mikroskopischen Kolitis erkranken als Männer, sind die Bücher der Wissenschaftler noch nicht geschlossen. Wie wird die Diagnose gestellt? Die chronische Darmentzündung kann bei der Mikroskopischen Kolitis nur durch die Entnahme von Gewebeproben der Darmschleimhaut und deren Betrachtung unter dem Mikroskop entdeckt werden. Die Diagnose der Erkrankung setzt deshalb eine Darmspiegelung voraus, bei der solche Gewebeproben entnommen, anschließend entsprechend aufgearbeitet und mikroskopisch untersucht werden. Der Arzt unterscheidet dann zwei Krankheitsformen, die sogenannte lymphozytäre und die kollagene Kolitis. Bei der kollagenen Kolitis zeigt sich unter dem Mikroskop eine verdickte Kollagenschicht in der Darmschleimhaut. Bei der lymphozytären Kolitis bestehen solche Veränderungen nicht, es sind jedoch vermehrt bestimmte weiße Blutzellen, sogenannte Lymphozyten, zu finden. Die Unterscheidung der beiden Krankheitsformen ist für die weitere Behandlung jedoch nicht bedeutsam. Wie gefährlich ist die Erkrankung? Die Mikroskopische Kolitis zeigt einen gutartigen Verlauf, als Betroffener braucht man keine Sorge zu haben, dass durch die Erkrankung die normale Lebenserwartung geschmälert wird. Dennoch handelt es sich um ein ernst zu nehmendes Krankheitsbild, weil die betroffenen Menschen in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt und häufig auch in ihrer Lebensführung erheblich eingeschränkt werden. Durch die häufigen Durchfälle können sie ihren Alltagsaktivitäten oft nicht mehr ungestört nachgehen. Sportliche Aktivitäten sind nicht mehr uneingeschränkt möglich, der Besuch des Supermarkts wird zur Qual, ein längerer Einkaufsbummel ist praktisch unmöglich. Es kann aufgrund der häufigen Toilettenbesuche außerdem Probleme am Arbeitsplatz geben. Eine Initiative der Wie lässt sich die Mikroskopische Kolitis behandeln? E UROPEAN M ICROSCOPIC C OLITIS G ROUP Bei der Behandlung der Mikroskopischen Kolitis hat sich die Einnahme eines Kortisonpräparates bewährt, das nur im Darm wirksam ist und nicht oder nur in minimaler Menge in den gesamten Organismus aufgenommen wird. Es wird daher in der Regel gut vertragen. Es handelt sich um den Wirkstoff Budesonid. Er wurde in drei klinischen Studien weltweit bei der Therapie des Krankheitsbildes erprobt. Dabei wurde gezeigt, dass rund 80 Prozent der betroffenen Patienten gut auf die Gabe von Budesonid ansprechen. Die günstigen Studienergebnisse hatten zur Folge, dass der Wirkstoff offiziell von den Gesundheitsbehörden – als bislang einzige Option weltweit – zur Behandlung der kollagenen Kolitis zugelassen wurde. Bei der zweiten Krankheitsform, der lymphozytären Kolitis, ist Budesonid noch nicht zur Behandlung zugelassen. Budesonid wird im Allgemeinen sechs bis acht Wochen lang eingenommen. Wenn die Diarrhoe dann abgeklungen ist, kann versucht werden, die Einnahme zu beenden. Bei einigen Patienten kehren die Durchfälle aber mit dem Einnahmestopp des Medikaments zurück. Üblicherweise wird dann erneut mit Budesonid behandelt, bis die Durchfälle gebessert sind. Danach ist es sinnvoll, die Einnahme mit reduzierter Dosierung langfristig fortzusetzen. Bude soni d Mikroskopische Kolitis jetzt auch unter dem Dach der DCCV Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung DCCV - e.V. Beratung und Information, Sozialrechtsschutz und Interessenvertretung, auch für Menschen mit mikroskopischen Kolitiden Die DCCV ist mit 20.000 Mitgliedern die bundesweite Selbsthilfeorganisation und Interessensvertretung für Betroffene mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Neben den Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist die DCCV seit 2008 ausdrücklich auch für an mikroskopischen Kolitiden, kollagener oder lymphozytärer Kolitis, Erkrankte offen und für Betroffene mit einer primär sklerosierenden Cholangitis (PSC). Der Verband unterstützt als starke Solidargemeinschaft Betroffene durch umfassende Informationen und Beratung bei der Bewältigung des Lebens mit einer chronischen Erkrankung, vertritt ihre Interessen in Politik und Öffentlichkeit und betreibt eine eigene Forschungsförderung. Wenn Sie Fragen zu mikroskopischen Kolitiden oder zur DCCV haben, freuen wir uns auf Ihre Nachricht. Kontakt, Mitgliedschaft und weitere Informationen: Inselstraße 1 Deutsche Morbus Crohn /Colitis ulcerosa 10179 Berlin Telefon: (030) 2 00 03 92-0 Vereinigung - DCCV - e.V. Telefax: (030) 2 00 03 92-87 Bundesgeschäftsstelle E-Mail: [email protected] Internet: www.dccv.de Die Autoren dieser Information Prof. Dr. Stephan Miehlke Magen-Darm-Zentrum IKE-Internistische Kooperation Eppendorf Eppendorfer Landstr. 42 20249 Hamburg [email protected] E UROPEAN M ICROSCOPIC C OLITIS G ROUP Beide Autoren sind Mitglieder der „European Microscopic Colitis Group” (EMCG). Die EMCG ist eine Gruppe europäischer Experten, die sich die Erforschung der mikroskopischen Kolitis, die Erstellung von entsprechenden Therapieleitlinien sowie die Aufklärung über die Krankheit zum Ziel gesetzt haben. Weitere Informationen finden Sie unter www.emcg-ibd.eu Layout und Druck erfolgten mit freundlicher Unterstützung der Dr. Falk Pharma GmbH. www.drfalkpharma.de Bu85 1- 07 / 2013 / 50.000 Rau Prof. Dr. Ahmed Madisch Innere Medizin I Krankenhaus Siloah Klinikum Region Hannover Roesebeckstr. 15 30449 Hannover [email protected]