1. Einleitung - BJF

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1. Einleitung - BJF
In der Zeit vom 14. bis 17. Januar 2003 führten das KJF und die Universität Bielefeld (Fakultät für Pädagogik) in Bielefeld ein Blockseminar zum Thema „ Jugendkulturen und Film: Neue deutsche Szenen“ durch. Die Studenten Benjamin Ribbeck und Heiko Oppitz haben im Rahmen dieses Seminars die beiden Filme der KJF­Edition „ Svens Geheimnis“ und „Weil ich gut bin“ ausführlich – und beispielgebend – analysiert und bewertet: 1. Einleitung .............................................................................................Seite 3­4 2. „Svens Geheimnis“ ............................................................................Seite 4­15 2.1. Die Struktur des Films.............................................................................Seite 4­8 2.1.1. Die Handlung und das Thema des Films............................................Seite 4­5 2.1.2. Die Haupt­ und Nebenrollen...............................................................Seite 5­7 2.1.3. Dramaturgie........................................................................................Seite 7­8 2.1.4. Die Erzählperspektive und besondere Gestaltungsmittel................... Seite 8 2.2. Die Filmsprache...................................................................................... Seite 9­11 2.2.1. Einstellungsgrößen............................................................................. Seite 9 2.2.2. Kameraperspektiven........................................................................... Seite 9­10 2.2.3. Kamera­ und Objektbewegungen....................................................... Seite 10 2.2.4. Beleuchtung und Farbgestaltung........................................................ Seite 10 2.2.5. Musik.................................................................................................. Seite 10­11 2.2.6. Geräusche........................................................................................... Seite 11 2.2.7. Special Effects.................................................................................... Seite 11 2.3. Medienpädagogische Analyse................................................................ Seite 11­15 2.3.1. Die emotionale Erlebnisqualität......................................................... Seite 12­13 2.3.2. Die kognitive Erlebnisqualität............................................................ Seite 13­14
2.3.3. Die ästhetische Erlebnisqualität......................................................... Seite 14 2.3.4. Der Film als Lernfeld......................................................................... Seite 14­15 3. „Weil ich gut bin“................................................................... Seite 15­21 3.1. Die Struktur des Films.............................................................................. Seite 15­18 3.1.1. Die Handlung und das Thema des Films............................................ Seite 15­16 3.1.2. Die Haupt­ und Nebenrollen............................................................... Seite 16­17 3.1.3. Dramaturgie..........................................................................................Seite 17 3.1.4. Die Erzählperspektive und besondere Gestaltungsmittel.................... Seite 17­18 3.2. Die Filmsprache....................................................................................... Seite 18­19 3.2.1. Einstellungsgrößen.............................................................................. Seite 18 3.2.2. Kameraperspektiven............................................................................ Seite 18 3.2.3. Kamera­ und Objektbewegungen........................................................ Seite 18 3.2.4. Musik und Geräusche.......................................................................... Seite 19 3.2.5. Special Effects..................................................................................... Seite 19 3.2.6. Montage............................................................................................... Seite 19 3.3. Medienpädagogische Analyse................................................................. Seite 19­21 3.3.1. Die emotionale Erlebnisqualität.......................................................... Seite 20 3.3.2. Die kognitive Erlebnisqualität............................................................. Seite 20 3.3.3. Die ästhetische Erlebnisqualität.......................................................... Seite 20­21 3.3.4. Der Film als Lernfeld.......................................................................... Seite 21 4. Fazit.......................................................................................... Seite 21­23 5. Liter atur liste............................................................................ Seite 23
1. Einleitung Immer wieder sieht, hört oder liest man in den Medien von Kindern und Jugendlichen, die sich zu Banden oder sogenannten „Gangs“ zusammenschließen und daraufhin kriminelle Taten begehen. Man hört davon, dass sie sowohl klauen, Einbrüche begehen und Sachen demolieren, aber auch rauben, schwere Körperverletzungen verüben und Schutzgeld erpressen. Häufig sind diese Täter noch sehr jung und in der öffentlichen Diskussion besteht Konsens darüber, dass diese Taten von immer jüngeren Tätern begangen werden. Die Filme „Svens Geheimnis“ und „Weil ich gut bin“ setzen sich mit der Lebenswelt solcher Kinder und Jugendlicher auseinander. Im Folgenden werden wir diese Filme einer medienpädagogischen Analyse unterziehen. Dabei werden wir zunächst einzeln auf den jeweiligen Film eingehen und im Anschluss daran ein Fazit ziehen. Zu Beginn werden wir die Struktur des jeweiligen Films betrachten. Das bedeutet, wir beschäftigen uns mit dem Inhalt und der Handlung des Films, wobei wir uns erst mit dem Thema des Films befassen und anschließend die Hauptpersonen und Nebenrollen näher beschreiben, inklusive ihrer Handlungsmotivationen. Danach stellen wir im Film bestehende Konflikte und eventuell gegebene Konfliktlösungen vor, die auch schon einen Teil der Dramaturgie des Films darstellen. Zum Schluss dieses Abschnitts gehen wir noch auf die Erzählperspektive und auf besondere Gestaltungsmittel des Films ein, wobei man diesen Aspekt schon zum nächsten Abschnitt zählen kann, der Filmsprache. Hier untersuchen wir die Filme im Hinblick auf ihre Technik. Dabei beschäftigen wir uns mit den Fragen nach den im Film verwendeten Kameraeinstellungen und Perspektiven, der Kamera­ und Objektbewegungen, der Beleuchtung und Farbgestaltung, sowie nach der Filmmusik, den Geräuschen und den Special Effects. Im Vordergrund dieser technischen Gestaltungsmittel steht immer die Frage nach deren Wirkungsweise auf den Rezipienten. Die eigentliche medienpädagogische Analyse des Films unterteilt sich in vier Kategorien:
1. Die emotionale Erlebnisqualität 2. Die kognitive Erlebnisqualität 3. Die ästhetische Erlebnisqualität 4. Der Film als potentielles Lernfeld für Kinder beziehungsweise als Kommunikationsangebot für Jugendliche. (vgl. Schaefer, 2002) Beide Filme werden wir ebenfalls im Hinblick auf diese vier Aspekte untersuchen. Die Struktur und die Filmsprache (Technik) ergeben die jeweilige Erlebnisqualität eines Films und ob ein Film eine dialogstiftende Funktion hat hängt ebenso in großem Maße damit zusammen. Ist ein Film unverständlich, weil zum Beispiel die Szenen nicht chronologisch aufeinander folgen oder die Schauspieler unglaubwürdig sind, wird sich der Rezipient nicht weiter mit der im Film dargestellten Problematik beschäftigen wollen. Die im Folgenden behandelten Punkte haben wir einem Manuskript zur medienpädagogischen Filmanalyse von Horst Schaefer entnommen. 2. „Svens Geheimnis“ Der Film „Svens Geheimnis“ wurde 1995 in Deutschland gedreht. Inszeniert hat diesen Film Roland Suso Richter nach einem Drehbuch des renommierten Jugendbuchautors Klaus Peter Wolf im Auftrag des WDR. Von der FSK, einer gesetzlichen Institution, die sich mit der Altersfreigabe von Bild­ und Tonträgern befasst, wurde der Film ab zwölf Jahren freigegeben. Im Jahr 1996 erhielt der Film den „Erich Kästner­Fernsehpreis“ für das beste Kinder­ und Jugendfernsehprogramm, den „Rocky­Award for TV Movie“ beim Banff Television Festival in Kanada und eine Nominierung für den „Goldenen Löwen“ (Schoor 1997, S.3). 2.1. Die Struktur des Films Wie in der Einleitung bereits beschrieben, befassen wir uns in diesem Abschnitt mit der Handlung und dem Thema des Films, seinen Haupt­ und Nebendarstellern, sowie mit der Erzählperspektive. 2.1.1. Die Handlung und das Thema des Films
Die 25 jährige und gerade mit ihrer Ausbildung zur Lehrerin fertige Vera Löwe nimmt eine Stelle an einer Oberhausener Hauptschule an. Sie reist mit der Bahn an und lernt während der Fahrt den Autor Wolfgang Fischer kennen. Als sie am Bahnhof ankommt, wird ihr von einem zwölf jährigen Jungen das Portmonee gestohlen. Am nächsten Tag tritt sie ihre Stelle als Klassenlehrerin einer siebten Klasse an und entdeckt unter ihren Schülern den Jungen, der sie bestohlen hat, Sven. Nach und nach erfährt sie nun, was alles an dieser Schule passiert. Sven ist der Handlanger eines älteren Jungen, Jürgen, welcher der Boss der Schulgang „Homeboys“ ist und wiederum einem Mann namens Zapatka unterstellt ist. Sven begeht für Jürgen und Zapatka Ladendiebstähle und Schutzgelderpressung. Dafür erhält er von ihnen ein wenig Macht. Es gibt noch eine zweite, rivalisierende Gang an der Schule, die „Daimlers“. Im Lauf des Films nimmt die Macht der „Homeboys“ beständig ab, wohingegen die der „Daimlers“ beständig zunimmt. Swetlana ist ebenfalls zwölf Jahre alt und geht in Svens Klasse. Sie steht unter dem Schutz der „Homeboys“ und muss auf dem Babystrich von Oberhausen anschaffen gehen, um den „Homeboys“ für einen geleisteten Dienst 5000 DM zu bezahlen. Außerdem versucht sie dadurch ihre zehnjährige Schwester Julia vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren und ihr eine bessere Perspektive zu verschaffen. Sven treibt für die Gang Swetlanas Schulden ein. Vera Löwe versucht nun ihren Schülern zu helfen und muss feststellen, dass sie mit ihrer pädagogischen Arbeit alleine steht. Sie bekommt keine Hilfe seitens der Schule und die Gang­ Bosse legen ihr ebenfalls Steine in den Weg. Sie kann zwar das „System“ der Gewalt und jugendlicher Ausbeutung an dieser Schule stören, aber kann sie es auch zer stören? Das Thema des Films ist Jugendkriminalität. 2.1.2. Die Haupt­ und Nebenrollen Hauptper sonen Vera Löwe: Sie ist eine junge Lehrerin, die gerade mit ihrer Ausbildung fertig ist. Sie hat hohe Ideale und Erwartungen von ihrem Beruf und glaubt an pädagogische Erfolge. Im Lauf des Films stellt Vera jedoch fest, dass es mit dem pädagogischen Erfolg oft nicht ganz so einfach ist. Ihre
Kollegen haben dieses Ideal längst aufgegeben und raten ihr davon ab, zu versuchen, den Schülern zu helfen. Selbst der Schulleiter, der um die Geschehnisse an seiner Schule weiß, verschließt davor seine Augen und vertritt die Meinung, dass man daran nichts ändern könne. Die einzige Unterstützung erhält sie von dem Autor und „Ex­ Knacki“ Wolfgang Fischer, in den sie sich auch verliebt. Allen Widrigkeiten zum Trotz, versucht sie ihre Ideale zu verwirklichen und ihren Schülern, insbesondere Swen und Swetlana, zu helfen. Sven: Er ist ein zwölfjähriger Junge und Mitglied der Gang „Homeboys“. Er begeht für sie Verbrechen, wie Diebstähle und Schutzgelderpressung. Dafür bekommt er von der Gang ein wenig Macht und Anerkennung, was er von seiner Familie nicht bekommt. Für sie ist er nur ein Versager, der ständig etwas ausfrisst. Sie kümmern sich nicht um ihn, zum einen, weil sie es nicht wollen und zum anderen, weil sie es nicht können, da sie mit eigenen Problemen, wie etwa Arbeitslosigkeit und Alkoholismus des Vaters, beschäftigt sind. Die „Homeboys“ sind also eine Art Ersatzfamilie für ihn und für ihre Anerkennung macht er alles. Durch Veras Arbeit und seiner Zuneigung zu Swetlana, bekommt er jedoch Zweifel und beginnt nachzudenken. Swetlana: Sie ist ebenfalls zwölf Jahre alt und geht in Svens Klasse. Sie lebt mit ihrer alleinerziehenden, alkoholabhängigen und sich prostituierenden Mutter und ihrer jüngeren Schwester Julia in einer kleinen Wohnung zusammen. Da ihre Mutter entweder schläft, betrunken oder nicht da ist, fühlt sie sich ihrer Schwester gegenüber in die Mutterrolle gedrängt. Swetlana erledigt den gesamten Haushalt und versucht ihre Schwester zu beschützen. Darum hat sie dafür gesorgt, dass der Ex­ Freund ihrer Mutter, welcher sie und ihre Schwester sexuell belästigt hat, von den „Homeboys“ aus dem Haus vertrieben wurde. Dieser Dienst kostete allerdings 5000 DM, was sie nun auf dem Babystrich abarbeitet. Sie ist dieses Leben jedoch Leid und Vera eröffnet ihr eine neue Perspektive. Nebenper sonen Julia: Sie ist Swetlanas jüngere Schwester und der Grund, warum Swetlana all das macht. Sie soll einmal auf die Realschule gehen und dort einen Abschluss machen. Julia ist es allerdings leid, ständig von ihrer Schwester bevormundet zu werden. Sie möchte ebenfalls ein Stück Unabhängigkeit erreichen. Im Lauf des Films gerät sie so immer mehr in den Strudel der Ausbeutung. Sie freundet sich mit den Daimlers an, welche sie ebenfalls auf den Babystrich schicken wollen. Wolfgang Fischer: Er ist ein ehemaliger Sträfling, der während seines Gefängnisaufenthaltes ein
Buch über sein kriminelles Leben geschrieben hat. Mit diesem Buch fährt er nun durch Deutschland und hält Lesungen bei verschiedenen Veranstaltungen. Vera lernt ihn auf der Fahrt nach Oberhausen kennen und verliebt sich in ihn. Er zieht zu ihr in die Wohnung und gibt vor, an einem neuen Buch zu schreiben. In Wirklichkeit weiß er selbst nicht genau, was er machen soll, wenn das Interesse an seinem Buch nachlässt. Eine Idee für ein neues Buch hat er nicht. Er wird von Vera zu einer Lesung in ihre Klasse eingeladen. Da er selbst in einem ähnlichen Milieu aufgewachsen ist, wie die Kinder ihrer Klasse, kann er sich sehr gut in sie hineinversetzen und weiß um sie Bescheid. So kommt es in einem Höhepunkt des Films bei seiner Lesung zu einem Eklat in der Klasse. Er fordert die Schüler auf all ihre Waffen zu zeigen. Dabei kommt heraus, dass so gut wie jeder Schüler bewaffnet ist. Er will damit Vera die Augen öffnen, womit sie es überhaupt zu tun hat. Es kommt zu einem Bruch zwischen den beiden und sie wirft ihn aus der Wohnung. Jürgen: Er ist das Oberhaupt der „Homeboys“ an der Schule. Er ist ein bulliger Kerl, der keiner Schlägerei aus dem Weg geht. Jürgen vermittelt Sven die Aufträge, die er für die Gang ausführen soll. Sven ist seine rechte Hand und Jürgen ködert ihn im Verlauf des Films des Öfteren damit, dass Sven das neue Oberhaupt der „Homeboys“ wird, wenn er selbst nicht mehr da ist. Er selbst untersteht Zapatka, einem ehemaligen Schüler dieser Schule, der so etwas wie ein „Pate“ bei der Mafia darstellt. In einem weiteren Höhepunkt des Films kommt es zum Bruch zwischen Jürgen und Zapatka, als dieser Sven mit einer Zigarette misshandeln will. Er schlägt Zapatka nieder und flieht mit Sven. Ab diesem Punkt gilt Jürgen als Verräter und die „Homeboys“ an der Schule brechen zusammen. Ohne den Schutz ihres Paten stehen Sven und Jürgen nun alleine gegen die „Daimlers“. Svens „Familie“ bricht zusammen. 2.1.3. Dramaturgie Der Film beginnt mit einer Rückblende, in der man sieht, wie ein paar Jugendliche einen Mann in einer Wohnung angreifen und bedrohen. Danach erfolgt ein Schnitt und die Lehrerin, sowie Wolfgang Fischer werden vorgestellt. Der erste Höhepunkt des Films besteht aus dem Aufeinandertreffen von Vera und Sven, wobei Letzterer ihr das Portmonee klaut. Am Tag darauf treffen die beiden in der Schule als Schüler und Lehrer aufeinander. Es kommt zu einem Konflikt zwischen den beiden, als Sven versucht seine Grenzen bei ihr auszutesten. Er provoziert Vera und sie reagiert darauf in dem sie damit droht, zu seinen Eltern zu gehen und dies dann auch tut. Sie lernt seine Familienverhältnisse kennen und versucht nun ihm zu helfen.
Sven gerät darüber in Konflikte mit sich selbst und seinen Gangbossen. Diese erkennen Svens Konflikt und versuchen ihn mittels Gewalt und Drohungen bei der Stange zu halten. Der Handlungsstrang mit Swetlana verläuft zu Beginn des Films noch parallel zur Handlung von Vera und Sven. Sie trifft einmal kurz in der Klasse auf sie, aber da kommt sie zu spät zum Unterricht und lernt Vera nur kurz kennen. Mit Sven hat sie mehr zu tun, da er das Geld von ihr für die Gang eintreibt. Das erste richtige Aufeinandertreffen von Swetlana und Vera findet statt, nachdem Vera ihren Schülern vorgeschlagen hat, ihnen Nachhilfe zu geben und zu dem vereinbarten Termin niemand erschienen ist. Dafür haben die „Homeboys“ gesorgt. Am Abend geht Swetlana zusammen mit Sven zu Veras Wohnung und sie wollen gerne privat bei ihr Nachhilfe haben. Sie erzählt dort Vera von ihren Problemen und dem Babystrich. Diese Szene findet erst im zweiten Drittel des Films statt. Weitere Höhepunkte des Films sind die bereits erwähnten Szenen mit Wolfgang Fischer und dem Konflikt mit Zapatka. Zum Schluss des Films gibt es für Vera ein Happy End, als alle Schüler dafür Stimmen, dass sie als Lehrerin bei ihnen bleibt und Wolfgang Fischer zurück in ihr Leben kommt. Auch für Swetlana und Sven scheint sich alles zum besseren gewendet zu haben.Im Abspann sieht man allerdings, wie Swetlanas Schwester Julia von den „Daimlers“ in ein Auto zu einem Kunden gedrängt wird. Die Spirale der Ausbeutung dreht sich also weiter. 2.1.4. Die Erzählper spektive und besonder e Gestaltungsmittel Der Film wird aus einer neutralen Erzählperspektive gezeigt. In einigen Szenen steht zwar eine bestimmte Person im Mittelpunkt, dies ist aber selten der Fall. Der Film „beobachtet“ eher die Handlungen seiner Protagonisten Sven, Swetlana und Vera. Man bekommt so den Eindruck, dass der Film unparteilich ist und nur die Tatsachen darstellt. Als besonderes Gestaltungsmittel des Films kann man einzig die Rückblende am Anfang des Films benennen. Diese jedoch stimmt den Zuschauer durch ihr in grau gehaltenes Bild und die wackelige Kamerafahrt auf den Film ein.
2.2. Die Filmsprache In diesem Abschnitt gehen wir nun auf die Technik des Films „Svens Geheimnis“ ein. 2.2.1. Einstellungsgr ößen In der Filmanalyse hat sich eine achtstufige Skala von Einstellungsgrößen eingebürgert. Sie reicht von Weit über Total, Halbtotal, Halbnah, Amerikanisch, Nah bis hin zu Groß­ und Detailaufnahmen (vgl. Gast, 1993). Jede dieser Einstellungen hat eine bestimmte Vermittlungsaufgabe. So gibt eine Totale einen Gesamtüberblick über eine Handlung oder einen bestimmten Raum, während eine Detailaufnahme etwas intensivieren soll und so Spannung erzeugt. Als Beispiel könnte man hier den Vorspann von „Tatort“ nennen, wo man eine Detailaufnahme der Augen einer Person hat, die sich gehetzt umschaut. Was den Eindruck vermittelt, sie würde verfolgt. In „Svens Geheimnis“ werden überwiegend Nahaufnahmen benutzt. Nahaufnahmen vermitteln dem Betrachter die Mimik und Gestik der im Film agierenden Personen und schafften so eine emotionale Nähe zu ihnen. Man erhält also einen Einblick in deren Gefühlswelt. Bedenkt man das Thema dieses Films, erscheint diese Form der Darstellung als sehr gut, da der Film von der Gefühlswelt der Personen abhängig ist und dadurch intensiver und authentischer wirkt. 2.2.2. Kameraper spektiven Die Kameraperspektive eines Films ist auch ein Element, das Spannung und Intensität schaffen kann. Man unterscheidet hier zwischen drei Perspektiven: 1. Die Normalsicht: Die Kamera ist hierbei auf Augenhöhe der jeweils handelnden Personen (der Erwachsenen, der Kinder). 2. Die Froschperspektive: Die Kamera zeigt dabei das Geschehen von unten. Man kann damit ein übermächtiges Gegenüber deutlich machen. Man selbst ist der Kleine und schaut den oder das Große von unten herauf an.
3. Die Vogelperspektive: Sie ist das genaue Gegenteil der Froschperspektive. Man sieht das Geschehen von schräg oben und wirkt so größer und mächtiger als das betrachtete Objekt oder Subjekt. (vgl. Schaefer, 2002) In „Svens Geheimnis“ werden alle drei Einstellungen verwendet. Überwiegend wird die Handlung in der Normalsicht erzählt. Kommt es aber zu Konflikten zwischen Sven und Jürgen, zwischen Sven und Zapatka oder zwischen Jürgen und Zapatka wechselt die Perspektive. Dadurch wird die Hierarchie in der Gang wiedergespiegelt: Sven schaut zu Jürgen auf , Jürgen zu Zapatka und umgekehrt, schaut Zapatka auf Jürgen herab und Jürgen auf Sven. 2.2.3. Kamera­ und Objektbewegungen Unter Kamerabewegungen versteht man, wie die Kamera die Handlung „einfängt“. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten: Stand, Schwenk, Zoom und Fahrt (vgl. Schaefer, 2002). Je nachdem, wie sich das oder die Objekte bewegen, bietet sich eine bestimmte Kamerabewegung an. Zwei sich unterhaltende Personen wird man meist mit einer stehenden Kamera aufnehmen. Um der Unterhaltung eine gewisse Dramatik oder Wichtigkeit zu verleihen, könnte man aber auch eine Fahrt um die Personen machen. Auch hiermit lassen sich also beim Zuschauer bestimmte Emotionen hervorrufen. Bei „Svens Geheimnis“ wird überwiegend mit einer stehenden Kamera gearbeitet. Kommt es zu Gewaltdarstellungen wird die sogenannte „Subjektive“ Kamera benutzt. Mit ihr sieht man mit den Augen einer bestimmten Person und macht praktisch deren Bewegungen und Erlebnisse mit. Diese Art von Kamerabewegung verleiht dem Film und dem Geschehen darin Authentizität. 2.2.4. Beleuchtung und Far bgestaltung Der Film ist überwiegend in dunklen Farbtönen gehalten. Man sieht viel grau und schwarz. Damit wird dem Film eine düstere Atmosphäre gegeben und der Zuschauer bekommt vermittelt, dass der Film nicht besonders fröhlich sein wird. 2.2.5. Musik
Die Musik eines Films, ebenso wie seine Geräusche, haben die Aufgabe, beim Zuschauer bestimmte Gefühle hervorzuheben oder zu unterstreichen (vgl. Schaefer, 2002). So hat man zum Beispiel bei Verfolgungsjagden stets eine treibende, schnelle Musik, wohingegen bei spannenden Momenten die Musik eher dezent ist, um dann im entscheidenden Moment laut zu werden. Bei diesem Film wird kaum mit Musik gearbeitet. Einzig die Musik am Anfang stellt ein Leitmotiv dar, welches im Verlauf des Films immer dann zu hören ist, wenn Sven mit Jürgen unterwegs ist. Dieses Motiv erinnert vom Klang her ein wenig an Gangster­Filme, die im Chicago der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts spielen. 2.2.6. Geräusche Der Film setzt verstärkt auf authentische Geräusche. Geräusche im Allgemeinen haben in einem Film die Aufgabe eine Szene zu intensivieren (vgl. Schaefer, 2002).Dies wird bei „Svens Geheimnis“ auch sehr deutlich. Selbst Alltagsgeräusche, die etwa beim Spülen entstehen, erscheinen dem Zuschauer in diesem Film sehr laut, vor allem im Vergleich mit der dezenten Musik. Von amerikanischen Filmen ist man es eher umgekehrt gewohnt. Dadurch wirkt der Film noch realistischer. 2.2.7. Special Effects Mit „Special Effects“ bezeichnet man Filmtricks, Rückprojektionen oder Digitalisierung (vgl. Schaefer, 2002).Wenn in einem Actionfilm etwas explodiert, bezeichnet man das als Filmtrick. Die „Titanic“ wurde durch Computertechnologie (Digitalisierung) so, zum Beispiel, nochmals auf ihre Jungfernfahrt geschickt. In „Svens Geheimnis“ lassen sich kaum „Special Effects“ finden. Man kann hier nur die Rückblende am Anfang des Films nennen. 2.3. Medienpädagogische Analyse
Wie in der Einleitung bereits erwähnt, bezieht sich die Frage nach der Eignung eines Films für Kinder und Jugendliche auf vier Dimensionen: 1. Die emotionale Erlebnisqualität 2. Die kognitive Erlebnisqualität 3. Die ästhetische Erlebnisqualität 4. Der Film als mögliches Lernfeld Hierbei ist die jeweilige Zielgruppe zu beachten. Die Zielgruppe „Kinder“ liegt zwischen 6 und 12 Jahren, die der „Jugendlichen“ zwischen 12 und 16 Jahren (vgl. Schaefer, 2002). Da die von uns zu analysierenden Filme von der FSK ab 12 Jahren freigegeben worden sind und man diese Altersfreigabe nicht umgehen kann, konzentrieren wir uns auch nur auf die für Jugendliche relevanten Aspekte. Zu der Altersfreigabe „Freigegeben ab 12 Jahren“ schreibt Volker Hönge (1999) im „Lexikon des Kinder­ und Jugendfilms“ unter anderem folgendes: 2.3.1. Die emotionale Erlebnisqualität Hierbei spielen aus der medienpädagogischen Sicht zwei Aspekte eine besondere Rolle. Zum einen die Betroffenheit und Identifikationsmöglichkeiten der Jugendlichen und, zum anderen, die psychische Belastung des Zuschauers durch bestimmte Inhalte, wie Gewalt, erschreckende und/oder traurige Ereignisse. Es wird davon ausgegangen, dass sich Jugendliche überwiegend mit
den positiven Protagonisten identifizieren (vgl. Schaefer, 2002). Bei „Svens Geheimnis“ ist die emotionale Erlebnisqualität sehr hoch. Aufgrund der jungen Protagonisten, die zu Beginn des Films durchaus nicht als positiv zu werten sind und deren Motive erst im Lauf des Films deutlich werden, und ihrer im Film lebensnah dargestellten Umwelt, ist den Jugendlichen eine hohe Identifikationsmöglichkeit gegeben. Die Protagonisten des Films befinden sich in dem Alter der von der FSK festgelegten Altersfreigabe, was die Identifikation mit ihnen noch einmal erleichtert. Durch die zum Teil sehr rauen Gewaltszenen des Films und durch das realistisch und durch die Farbgestaltung düster gezeichnete Milieu, in dem sich die jugendlichen Protagonisten bewegen ist außerdem eine psychische Belastung gegeben. Diese wird jedoch durch die pädagogische Arbeit Veras und dem Humor von Wolfgang Fischer abgemildert. Die Gewaltszenen werden in dem Film sehr realistisch dargestellt. Der Gewaltakt selbst ist durch die subjektive Kameraführung selten genau zu erkennen. Des Weiteren werden auch die zumeist abschreckenden Konsequenzen der Gewalt gezeigt. So haben die daran Beteiligten Schmerzen, aufgeplatzte Lippen, blutige Nasen und merken selbst, dass ihre Handlung vielleicht doch nicht das Wahre gewesen ist. Das zeigt sich auch im Verlauf des Films bei Sven und Swetlana. Sie stellen ebenfalls fest, dass ihr Leben so nicht weitergehen kann und versuchen, ihrem Milieu zu entkommen. Der Schluss des Films lässt bei Beiden auch vermuten, dass sie es schaffen. Das aber nun Swetlanas Schwester in dieses Milieu eintaucht, macht deutlich, wie scheinbar machtlos man gegenüber diesem „System“ von Gewalt ist. Es geht immer weiter. 2.3.2. Die kognitive Erlebnisqualität Bei der kognitiven Erlebnisqualität eines Films gilt, je eindeutiger und einfacher ein Film inhaltlich oder formal ist, um so besser ist er für jeweils jüngere Kinder verstehbar. Das Geschehens­ und Sinnverständnis eines Films sind altersabhängig und wird nach lerntheoretischen Entwicklungsstufen in verschiedene Stadien eingeteilt. Hierbei ist die Analyse der filmsprachlichen Mittel wichtig (vgl. Schaefer, 2002). Wie aus der Analyse der Filmsprache hervorgeht, ist der Film „Svens Geheimnis“ formal durchaus einfach gestaltet. Er zielt nicht auf großartige Effekte ab, sondern lebt von seinen Schauspielern und seiner realistischen Geschichte. Die Kameraführung und Einstellung ist weder
hektisch (außer bei Gewaltszenen), noch verwirrend. Die Handlungsstränge sind verständlich und einfach miteinander verwoben. Die Musikuntermalung des Films ist nicht weiter erwähnenswert. Im Vordergrund steht hier die Geräuschkulisse, die das Geschehen des Films noch realistischer erscheinen lässt. Der Film ist also durchaus von der durch die FSK festgelegten Zielgruppe sinngemäß zu verstehen. 2.3.3. Die ästhetische Er lebnisqualität Bei diesem Aspekt der medienpädagogischen Analyse stehen die künstlerische und dramaturgische Gestaltung des Films im Vordergrund. Dazu zählen Aspekte wie die Darstellung, die Regie, Ausstattung, Special Effects etc. (vgl. Schaefer, 2002). Vorab ist zu sagen, dass der Film vom filmsprachlichen her nicht an Hollywood Produktionen heranreicht und im Vergleich mit ihnen schlecht abschneidet. Dennoch können bei „Svens Geheimnis“ vor allem die jugendlichen Darsteller überzeugen. Sie spielen sehr realistisch und man nimmt ihnen ihre Rollen ab. Für das jugendliche Publikum bedeutet dies ein hohes Maß an Identifikationsmöglichkeit. Des Weiteren überzeugt die vom Regisseur gut in Szene gesetzte Geschichte, sowie die Ausstattung der Protagonisten und der im Film gezeigten Lokalitäten. Sieht man sich zum Beispiel die Wohnung von Svens Familie an, könnte man meinen, so sieht es auch bei meinem Nachbarn oder bei mir selbst aus. 2.3.4. Der Film als Lernfeld Für Jugendliche sind, im medienpädagogischen Hinblick, besonders Filme geeignet, die eine dialogstiftende Funktion haben und Kommunikationsprozesse anregen. Dazu benötigt ein Film Identifikationsfiguren, Glaubwürdigkeit durch die Sicht der Jugendlichen, eine einfühlsame, feinsinnige und liebevolle Dramaturgie, eine lebensnahe und nachvollziehbare Handlung, phantasievolle und innovative Verhaltensweisen und Lösungsansätze, die man überdenken kann (vgl. Schaefer, 2002). Der Film „Svens Geheimnis“ weist all diese Kriterien auf, was ihn zu einem sehr sehenswerten
Film macht und viele Ansätze zu einer anschließenden Diskussion bietet. Wie bereits mehrfach erwähnt, bietet der Film durch die sehr gute Darstellung der Schauspieler mehrere Identifikationsfiguren an. So gibt es einen männlichen und einen weiblichen Jugendlichen, die jeweils ihre eigenen Probleme haben. Ebenso gibt es einen Pädagogen in Person der Vera Löwe, die den Jugendlichen verschiedene Hilfestellungen anbietet. Deswegen könnte man hier im Anschluss an den Film eine Szene mittels Rollenspiel nachstellen und diskutieren, ob die Charaktere im Film angemessen gehandelt haben oder ob es vielleicht auch andere Problemlösungswege hätte geben können. Dadurch bietet der Film nicht nur Reflexionsmöglichkeiten für die Jugendlichen, sondern auch für den Pädagogen beziehungsweise denjenigen, der den Film einsetzt. Das im Film behandelte Thema „Jugendkriminalität“ an sich, bietet einigen Gesprächstoff im Anschluss oder auch im Vorfeld des Films. 3. „Weil ich gut bin“ Der Film „Weil ich gut bin“ ist die Fortsetzung des Films „Sven´s Geheimnis“. Ebenfalls von Drehbuchautor Klaus Peter Wolff und diesmal unter der Regie von Miguel Alexandre. 3.1. Die Struktur des Films 3.1.1. Die Handlung und das Thema des Films In „Weil ich gut bin“ dreht es sich um Sven (Mücke) und Swetlana (Sweta), zwei Jugendliche im Alter von 16 Jahren, die mit der Schule fertig sind und für die nun der Alltag des Lebens mit all seinen Schwierigkeiten beginnt. Sven begann eine steile Karriere als Autodieb , womit er aber mittlerweile abgeschlossen hat. Er bekam, durch die Sozialarbeiterin Vera und den Autowerkstattbesitzer Bethke, einen Ausbildungsplatz in dessen Werkstatt . Dieser hat ihm ebenfalls eine Wohnung auf dem Werkstattgelände besorgt. Leider holt Sven während des Films
seine kriminelle Vergangenheit ein. Seine früheren Partner wollen bei Bethke Autos klauen und suchen Unterstützung bei Sven. Als dieser sie Ihnen verwehrt, versuchen sie ihn loszuwerden, damit er sie nicht behindert. Auf der anderen Seite des Films geht es um Sweta, die mit ihren 16 Jahren bereits das Leben einer Erwachsenen führen muss. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und ihre jüngere Schwester Julia geht auf den Babystrich. Also muss sie sich um den Haushalt und die Familie kümmern, womit sie stellenweise einfach überfordert ist, da die Beiden es ihr nicht leicht machen. Hinzu kommt die Sozialarbeiterin Vera, die versucht Julia vom Babystrich wegzuholen und in eine Pflegefamilie zu bringen, was die Muter verhindern will. 3.1.2. Die Haupt­ und Nebenrollen Hauptper sonen Sven (Mücke) ist 16 Jahre alt und hat die Schule beendet. Er hat mit einer Bande Autos geklaut, wurde verhaftet und in einem Heim untergebracht. Mittlerweile hat er mit seiner kriminellen Vergangenheit abgeschlossen und arbeitet in einer Autowerkstatt. Seine Wohnung befindet sich auf dem Werkstattgelände. Für seine Freundin Sweta tut er fast alles und unterstützt sie wo er kann. Seinen Freunden und Bekannten gegenüber ist er loyal. Mit dem Gesetz jedoch nimmt er es nicht so genau. Er fährt ohne Führerschein, klaut im Supermarkt und stiehlt Handys. Sweta (Swetlana) ist auch 16 und mit der Schule fertig. Sie lebt mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Julia zusammen. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und Julia geht auf den Babystrich, also muss Sweta sich nicht nur um den Haushalt kümmern, sondern auch noch um ihre Mutter und ihre Schwester. Stellenweise wächst ihr alles über den Kopf, dann sucht sie Unterstützung bei ihrem Freund Sven, der ihr dann so gut es geht weiterhilft. Sie handelt in fast allen Belangen uneigennützig und macht sich mehr Sorgen um ihre Familie als um sich selbst. Nebenper sonen Vera , eine junge Sozialarbeiterin. Sie engagiert sich sehr stark für Jugendliche und tut viel mehr als man eigentlich von ihr erwarten kann. Vera hat Sven zu seinem Ausbildungsplatz verholfen und versucht nun Julia vom Babystrich zu holen und in einer Pflegefamilie unterzubringen, die Mutter in eine Entziehungsanstalt und Sweta in das Heim zu bringen, in dem vorher Sven war.
Bethke ist ein relativ junger Autowerkstattbesitzer, der eine kriminelle Jugend hatte. Dies ist auch der Grund dafür, dass er vorbestraften Jugendlichen, wie Sven, die Chance gibt doch noch was aus ihrem Leben zu machen. Er hat eine ca. 16 jährige Tochter aus einer früheren Beziehung, die während des Films zu ihm zieht. Er ist Spieler und sieht es mit dem Gesetz ansonsten auch nicht ganz so genau, aber er kümmert sich um alle, von denen er meint, dass er für sie verantwortlich ist. Die Mutter von Sweta ist Alkoholikerin und hat den Bezug zur Realität verloren. Sie kann einfach nicht glauben, dass Julia auf den Strich geht und ist der Meinung, dass sie mit dem Alkohol trinken aufhören kann. An Julia liegt ihr anscheinend mehr, denn Julia wiederspricht ihr nicht, sagt ihr nicht andauernd, dass sie nichts mehr trinken soll, ja sie betrinkt sich sogar mit ihr zusammen. Julia ist die jüngere Schwester von Sweta und geht noch zur Schule. Sie wird von Panther, einem Bandenmitglied, auf den Strich geschickt und in der Schule steht sie auch nicht besonders gut. Julia vermisst ihren Vater und sucht häufig Rat und Hilfe bei ihm, obwohl dieser nichts von ihr wissen will. Panther hat früher mit Sven Autos geklaut und ist dafür ins Gefängnis gekommen. Er arbeitet für Berger, den Anführer einer Autoschieberbande, und wird von diesem beauftragt bei Bethke die Autos zu stehlen. Außerdem wird er von Julias Vater dafür bezahlt, dass diese ihren Vater nicht belästigt. 3.1.3. Dramaturgie Der Film beginnt recht harmlos, wobei Sven eine SMS von seiner Freundin Sweta bekommt, worin sie ihn bittet, etwas zu Essen mitzubringen. Da Sven kein Geld hat, geht er in einen Supermarkt und stiehlt was er braucht, wobei er fast erwischt wird. Dies ist der erste Höhepunkt des Films. Der zweite Höhepunkt des Films entsteht aus einer alltäglichen, harmlosen Situation. Sven und Sweta machen die geklauten Pizzen fertig und rufen Julia und ihre Mutter zum Essen. Sweta und Julia streiten sich, erst über das Essen danach über andere Dinge. Als die Mutter versucht das Ganze zu beenden, eskaliert es völlig. Sven hat das Ganze satt und verlässt die Wohnung. Sweta folgt ihm, entschuldigt sich und bittet ihn zu bleiben, weil sie alleine nicht mehr kann. Ab da werden alle Charaktere des Films, mit ihren Eigenarten dargestellt. Es läuft alles auf den finalen Showdown hinaus. Dieser erfolgt als Panther, beauftragt von Berger, mit seinen Kollegen vier Autos bei Bethke vom Hof stielt. Sven, der mit Sweta auf dem Weg in den
Urlaub ist, erfährt durch Zufall davon. Er stielt selbst einen BMW und rast zum Werkstattgelände, leider zu spät, den Panther und seine Kollegen sind schon weg. Daraufhin macht er sich mit Sweta zusammen an die Verfolgung. Schließlich hat er sie bei einer Tankstelle ein, versperrt ihnen den Weg und provoziert einen Unfall. Letzten Endes werden Panther und seine Kollegen, aber auch Sven und Sweta von der Polizei verhaftet. 3.1.4. Die Erzählper spektive und besonder e Gestaltungsmittel Der Film wird aus einer neutralen Erzählperspektive gezeigt. In einigen Szenen steht zwar eine bestimmte Person im Mittelpunkt, dies ist aber selten der Fall. Der Film „beobachtet“ eher die Handlungen seiner Protagonisten Sven, Sweta, Vera, Bethke, Julia und ihrer Mutter. 3.2. Die Filmsprache In diesem Abschnitt gehen wir nun auf die Technik des Films „Weil ich gut bin“ ein. 3.2.1. Einstellungsgr ößen Zu Beginn eines jeden neuen Handlungsabschnitts zeigt uns der Regisseur das Bild erst in einer Totalen, um einen Gesamtüberblick über die Situation zu verschaffen. Das heißt Räume werden zum Beispiel in ihrer Gänzlichkeit gezeigt, mit allen Personen und Gegenständen, welche für den weiteren Handlungsablauf relevant sein könnten. Darauf hin wird auf den Protagonisten der Szene, zu einer Halbnahen umgeblendet. Dies rückt ihn in den Mittelpunkt, konzentriert die Aufmerksamkeit des Zuschauers trotz einer gewissen Distanz. 3.2.2. Kameraper spektiven „Weil ich gut bin“ unterscheidet sich in diesem Punkt von seinem Vorgänger „Sven´s Geheimnis“, da der Zuschauer die gesamte Handlung nur aus der Normal­Perspektive (in etwa Augenhöhe) beobachtet. Das lässt den ganzen Film besonders real erscheinen (Charakter einer
Dokumentation). 3.2.3. Kamera­ und Objektbewegungen In „Weil ich gut bin“ wird überwiegend mit einer stehenden Kamera gearbeitet. Kommt es zu Gewaltdarstellungen wird die sogenannte „subjektive“ Kamera benutzt. Mit ihr sieht man mit den Augen einer bestimmten Person und macht praktisch deren Bewegungen und Erlebnisse mit. Diese Art von Kamerabewegung verleiht dem Film und dem Geschehen Authentizität. 3.2.5. Musik und Geräusche In „Weil ich gut bin“ untermalt die Musik die Handlung und schafft eine passende Atmosphäre. Spitzt sich die Handlung zu, nähert sich dem Höhepunkt einer Szene, bricht die Musik völlig ab oder ändert sich schlagartig. Als die Mutter in einer Szene einen Zusammenbruch erleidet und hysterisch wird, bricht die Hintergrundmusik ab und alle Geräusche werden laut dargestellt. Dies intensiviert die Dramaturgie und fesselt den Betrachter. 3.2.6. Special Effects Der Film ist weitestgehend realitätsnah, nur die Verfolgungsjagd und später die Unfallsequenz sind übertrieben actionreich dargestellt. 3.2.7. Montage
In „Weil ich gut bin“ sind folgende Montagetypen vorherrschend: 1. Szenische Montage­ vermittelt Augenzeugencharakter, gibt Einheit von Raum, Zeit und Handlung. Dies zieht sich durch den ganzen Film. 2. Erzählende Montage­ gibt dem Film einen Geschichtencharakter, ergibt einen zusammenhängenden Prozess. 3. Vergleichende Montage­ erzählt von verschiedenen Handlungen zur gleichen Zeit abwechselnd. Dies wird zum Beispiel zu Ende des Films genutzt­ Autodiebstahl, Umblende Sven und Sweta, Umblende Autodiebstahl, Umblende Swen und Sweta. 3.3. Medienpädagogische Analyse Folgende vier Faktoren müssen berücksichtigt werden, betrachtet man die Eignung des Films für Kinder/ Jugendliche (FSK) ab 12 Jahren. 1.: Emotionale Erlebnisqualität 2.: Kognitive Erlebnisqualität 3.: Ästhetische Erlebnisqualität 4.: Der Film als mögliches Lernfeld 3.3.1. Emotionale Erlebnisqualität Beide Hauptcharaktere befinden sich im jugendlichen Alter, haben durchaus nicht nur normal pubertäre Probleme, versuchen diese aber auf ihre Art zu lösen. Sie werden zwar von Erwachsenen unterstützt, aber inwieweit sie diese Hilfe zulassen, bleibt in ihrer Hand. Sven und Sweta kämpfen sich durch eine Welt voller Probleme. Eine Welt, die sie nicht versteht. Dies alles wird es jugendlichen Zuschauern vereinfachen sich mit ihnen zu identifizieren. Als psychische Belastung in dem Film dürften vor allem die Szenen mit Swetas Mutter zu deuten sein, der Zuschauer fühlt und versteht Swetas Hilflosigkeit, ihre innere Einsamkeit in der
Familie. Dem gegenüber zu stellen ist Sven, welcher in Konflikt mit seinen ehemaligen Kumpels gerät, jedoch ebenso wie Sweta nicht aufgibt; er allerdings sucht eher die direkte Konfrontation. 3.3.2. Kognitive Erlebnisqualität Der Film ist für den Zuschauer relativ einfach aufzunehmen, ohne große stilistische Mittel oder verschleierte Symbolik. Die aufgezeigte Moral und die Geschichte des Films werden klar präsentiert und nicht durch übermäßige Action verfälscht. Kinder und Jugendliche sollen durch diesen Film zwar unterhalten werden, aber auch die pädagogischen Aspekte verstehen. 3.3.2. Ästhetische Erlebnisqualität Die jungen Darsteller des Films schöpfen aus einem enormen schauspielerischen Potenzial. Ihr Spiel wirkt durchaus überzeugend, nicht gekünstelt oder unglaubwürdig. Auch die Kulissen und Szenenaufbauten sind durchweg realistisch. Die Geschichte an sich und die Dialoge liegen so nah an einer möglichen Wirklichkeit, das dem Betrachter des Films nichts weit hergeholt erscheinen mag. Dies alles macht es dem Zuschauer, vor allem den Jugendlichen, leicht, in die Stimmung des Films einzutauchen, mitzufiebern, sich zu freuen und zu fürchten. Er betrachtet die Darsteller in „Weil ich gut bin“ nicht als Schauspieler sondern als normale Menschen wie sich selbst. 3.3.4. Der Film als Lernfeld Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass es ein gutes geschichtliches Mittel des Autors war, den Film in einem Happy End auslaufen zu lassen. Hierdurch wurden die Bemühungen der Protagonisten würdig belohnt, der Zuschauer fühlt sich positiv darin bestärkt, eigene Probleme zu lösen; sich für die guten Dinge im Leben einzusetzen und trotz Fehlschlägen nicht aufzugeben.
Gerade bei Jugendlichen, welche die Hauptzielgruppe des Films darstellen, ist es wichtig, aufzuzeigen, dass Mut und Konfliktbereitschaft durchaus belohnt werden können. 4. Fazit „Svens Geheimnis“ wirkt insgesamt gesehen intensiver als „Weil ich gut bin“. Die Grundstimmung des ersten Films ist wesentlich düsterer und beklemmender. Die Probleme der Protagonisten bei „Svens Geheimnis“ wirken bedrohlicher, da sie selbst noch Kinder (12 Jahre) sind und sich nicht aus eigener Kraft von ihnen befreien können. In „Weil ich gut bin“ sind die Protagonisten fast erwachsen (16­17 Jahre) und man sollte annehmen, dass sie selbst mit ihren Problemen umgehen können. Die Grundstimmung dieses Films ist längst nicht so bedrückend. Dies liegt unter anderem an der Darstellung der Personen im zweiten Film, an den Drehorten und der Geräuschkulisse. Den Darstellern nimmt man ihre Rollen, im Vergleich zu „Svens Geheimnis“, nicht so ganz ab. Man fragt sich zum Beispiel, wieso Sven (Mücke) die Mitglieder von Bergers Gang einfach so herumschubsen kann, wobei er selbst keine beeindruckende Erscheinung ist. Die Gang an sich scheint nur aus Volltrotteln zu bestehen, da sie so ziemlich jeden Auftrag, den sie bekommen verpfuschen und dem Film so eine gewisse Komik verleihen. Sie wirken nicht überzeugend in ihren Rollen als Schurken. Betrachtet man Zapatka, Jürgen und die „Daimlers“ in „Svens Geheimnis“, wirken diese sehr gefährlich und der Zuschauer macht sich Sorgen um die Protagonisten und fühlt mit ihnen mit. Auch in der Wahl ihrer Sets unterscheiden sich diese beiden Filme. Zum einen spielt „Svens Geheimnis“ in Oberhausen im Ruhrgebiet und „Weil ich gut bin“ dagegen in Frankfurt am Main. Zum anderen werden beim ersten Film Drehorte in der sozialen Unterschicht benutzt. So sieht man einen Diebstahl am Bahnhof, den Babystrich bei Nacht und die Wohnungen der beiden Hauptdarsteller wirken sehr verwahrlost. „Svens Geheimnis“ bedrückt schon allein durch das im Film gezeigte Wetter und seine Lichtverhältnisse, so sucht man z.B. Sonnenschein vergebens. „Weil ich gut bin“ zeichnet da ein ganz anderes Bild. Es ist meistens Tag und die Sonne scheint fast durchgängig. Die Wohnungen von Sweta und Sven wirken in diesem Film kaum verwahrlost und die Wohngegenden selbst wirken gehobener als in „Svens Geheimnis“. Der erste Film arbeitet sehr stark mit Geräuschen und verzichtet eher auf Hintergrundmusik. Dadurch wirkt er authentischer und intensiver. Bei „Weil ich gut bin“ wird mehr mit Musik
gearbeitet und im Gegensatz zu „Svens Geheimnis“ vermittelt diese zum Teil sogar ein positives Ambiente beim Zuschauer. „Weil ich gut bin“ fällt eher in die Kategorie Unterhaltungsfilm, wenngleich auch er eine dialogstiftende Funktion durch die dort dargestellten Probleme der jungen Protagonisten hat. Die Probleme werden in dem Film jedoch nicht derart drastisch, wie in „Svens Geheimnis“, dargestellt und erscheint somit nicht so lebensnah. Der Film erinnert durch sein Happy End eher an amerikanische TV­ Filme. Das Geschehen des Films bleibt dem Zuschauer nicht lange im Gedächtnis. Das macht ihn somit, für uns, zu kaum mehr als zu einer netten Abendunterhaltung. Durch die überzeugende Darstellung der Hauptpersonen und der durchgängig düsteren Filmsprache in „Svens Geheimnis“, wird dem Zuschauer ein erschreckendes, aber doch anscheinend realistisches Bild von Jugendlichen am Rande der Gesellschaft präsentiert. Man stellt sich während­ und auch nach dem Film­ des öfteren die Frage, ob es so etwas tatsächlich geben kann. Die erschütternde Antwort darauf lautet: Ja. In einem Interview mit dem Drehbuchautor Klaus Peter Wolf heißt es: „Eine andere Lehrerin hat mir einen sehr bösen Brief geschrieben, wie ich dazu komme, ihre Geschichte zu verfilmen. Sie dachte, dass ihr Examen mir alles verraten hätte. Ich kannte die Frau überhaupt nicht. Das zeigte mir aber, wie nah ich an der Wirklichkeit bin (Schoor 1997, S.11).“ Anhand dieses lebensnahen Settings, bietet der Film verschiedene Möglichkeiten einer medienpädagogischen Nachbearbeitung. Das Gesehene bleibt einem unweigerlich im Gedächtnis, regt zum Nachdenken an und birgt Potential für eine anschließende Diskussion. „Svens Geheimnis“ ist, unserer Meinung nach, ein sehenswerter Film sowohl für ein junges, wie auch für ein älteres Publikum. 5. Liter atur liste Schaefer, Horst: Manuskript zur Veranstaltung „Der neue deutsche Jugendfilm“, WS 2002/2003 Schoor, Irene: Svens Geheimnis. Kinder­ und Jugendfilmzentrum (KJF), Remscheid, 1997

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