der grosse theatercoup - henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag
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der grosse theatercoup - henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag
Dirk Donat / Peter Grünig DER GROSSE THEATERCOUP Die Olsenbande (II) unter Verwendung der Olsenbandenfilme von Erik Balling und Henning Bahs 1 © henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 2000 Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße 28 10405 Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden. F1 2 PERSONEN Egon Olsen Kjeld Benny Yvonne Börge Fie Mortensen (Kommissar 1. Grades) Gunnarson (Streifenpolizist) Theaterdirektor Mister X D. S., das Dumme Schwein Mütterchen (ältere Dame) mit Hund Viggo Theaterpersonal Jörn, Vorarbeiter 3 4 Vorspiel 1. Im Zuschauerraum Gunnarson auf der einen Seite, Mortensen auf der anderen, überprüfen „routinemäßig“ die Zuschauer –erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Der Geburtstag der dänischen Königin steht bevor. Kopenhagen ist im Monarchiefieber. Gunnarson, in Uniform, mit Metalldetektor bewaffnet, läßt freundlich, aber bestimmt, keinen ungeprüft auf seinen Sitzplatz. Im anderen Gang tut Mortensen seinen Dienst. Evtl. verteilt er dänische Fähnchen oder dänische Buttercookies, nicht ohne seinerseits die nötigen Kontrollen durchgeführt zu haben. Er trägt die üblichen Karos und den modisch verwegenen Hut. 2. Auf der Bühne Es ist dunkel – man hört eilige Schritte – heftiges Atmen, die Geräusche kommen näher. Langsam zieht das Licht auf. Eine nächtliche Straße in Kopenhagen – regennaß. Einige kleine Geschäfte (Schuster, Lebensmittel, typische Würstchenbude Polser etc.) vorne rechts, das Schaufenster des Juweliers „Stromvad“. Einige Preziosen liegen in der Auslage. Gegenüber an einem Hauseck tauchen übereinander, drei Köpfe auf – dicht vermummt mit Skimützen. Egon – Benny – Kjeld. Egon hat den obligaten Zigarrenstummel im wollenem Mund stecken. Egon (Nuschelt.) Fier warfen, biff Boliffifft Gunaffon feine … Kjeld Was? Egon Fier warffen … biff … Boliffifft … Gunnaffon … Benny Mensch Egon! Mächtig gewaltig, aber ich versteh dich nicht! Egon Fier warffen, biff (Verärgert nimmt er den Stummel raus.) Wir warten, bis Polizist Gunnarson seine Runde beendet hat. … Punkt 0 Uhr 27, wird er Juwelier Stromvad passiert haben – dann schlagen wir zu! Benny Mächtig gewaltig, dann holen wir uns die Klunker und knacken den guten „Franz Jäger“. Egon Nein, eben nicht „mächtig gewaltig“ – sondern leise und unauffällig! Kjeld Egon, die Sache geht schief! Yvonne hat doch auch gesagt, daß … 5 Egon Wir halten uns an meinen Plan, nur kein Aufsehen! Und deinem Yvonnchen kannst du sagen! … ! (Eben biegt ein Polizist um die Ecke – Gunnarson – er schwingt den Knüppel – plötzlich eruptive Karateübung – er sieht sich um, er wähnt sich unbeobachtet. Nun steht er vor dem Schaufenster, blickt auf die Uhr – die Streife ist beendet. Er pfeift ein kleines Lied, verschwindet im Hintergrund. Egon, Benny, Kjeld – Uhrenvergleich, es ist 0 Uhr 27, die Aktion startet. Die drei huschen lautlos über den nassen Asphalt. Eben betritt ein altes Mütterchen mit Terrier die Straße – Gassi gehen mit Viggo.) Mütterchen Daß du auch immer so spät noch mußt! Mein süßer Viggo! Aber … wenn du soviel trinkst dann … (Viggo kläfft: Ein gellender Schrei. Das Mütterchen sieht die drei Monster auf dem Weg – großes Entsetzen allerseits – alle flüchten – auch der kleine Viggo – eine ferne Musik säuselt traurig durch die Nacht – aber da. – Wieder drei Köpfe, diesmal menschlich, ohne Masken.) Kjeld (Jammernd.) Ich habs gewußt, Egon, ich habs immer gewußt!! Benny Mensch, Egon – gleich müssen die Bullen hier sein, dieser Köter, dieses dumme Schwein! Egon Los, wir schneiden jetzt das Loch in die Scheibe. So kommen wir problemlos an das Schloß der Tür ran. Alles andere ist ein Kinderspiel. Aber leise, bloß jetzt kein Aufsehen! Wenn wieder was über die Straße kommt, leise, nur kein Aufsehen! – ganz normal verhalten, ruhig und unauffällig. – Mir nach! (Die Bande huscht zu Stromvads Schaufenster. Der Pümpel wird aufgesetzt. Der Glasschneider ritzt leise den Kreis. Das Hämmerchen klopft vorsichtig an der Naht. – Die große Scheibe bricht klirrend und mit riesigem Getöse in sich zusammen. – Alarm – Sirenen – Budenzauber. Benny und Kjeld tun das einzig Richtige – sie hauen schleunigst ab. Nur Egon hält sich diszipliniert an die eigene Anweisung. – Er schlendert unauffällig – nur kein Aufsehen – auf und ab. Polizeisirenen – Scheinwerfer – Türen klappern – Egon erstarrt – Er hebt gottergeben die Hände hoch.) Black out 6 Zwischenbild Zwölf Monate später … Prospekt. Straße in Kopenhagen Benny an der Drehorgel. Es erklingt das allseits beliebte Olsenbandenmotiv: … Über der Orgel die Rolltitel (wie im Film, nur eben in Handbetrieb – Die Besetzung –) Kjeld, einige Meter entfernt auf einem Invalidenwägelchen (Marke „Porgy + Bess“). Beinstümpfe, Blindenbrille, Binde mit drei Punkten, einen Hut vor sich – einige Passanten, auch unser guter Gunnarson – einige Öre fallen in den Hut. Sehr kärglich. Benny und Kjeld singen die Moritat der „Olsenbande“ und weisen auf die nächste Szene: das Gefängnis. Moritat von Benny und Kjeld (Lied zur Drehleier mit Rolltiteln.) 1. Strophe: Wir waren die Olsenbande, Kein „Coup“ war uns zu schwer, bekannt im Dänenlande, Oh ja, wir mochten uns doch sehr. Jetzt nur noch zu zweit – ja, ja! Kein Plan weit und breit – nein, nein! Unser Egon im Knast! Oh, oh! Von der Polizei gefaßt, weil wir nicht richtig aufgepaßt und die Millionen knapp verpaßt Yvonne – es tut uns so leid! 2. Strophe: Wir waren meist erfolgreich mit ner genialen Strategie von Jütland bis nach Frankreich, und eine Pleite gabs fast nie. „Franz Jäger“ Berlin – ja, ja! Kein Dynamit schaffte ihn – nein, nein! Und unsrem Egon sei Dank! – Oh, oh! Knackten den Panzerschrank so mancher Bank – die Kommissare wurden krank! Yvonnchen – hat uns stets verziehn. 7 3. Strophe: Wir stehn nun auf der Straße, und unsere Taschen sind ganz leer. Keine Öre – keine „Tuborg“-Flasche. Ach alter Egon – du fehlst uns so sehr! Kein roter Koffer – kein Bier! – Nein, nein! Hungrig und durstig sind wir – ja, ja! Und in die Gasse verbannt. – Oh, oh! Sind wir nun abgebrannt, total verkannt, belächelt wohl im ganzen Land, Yvonnchen – so lebt doch kein Tier! 4. Strophe: Es ist die alte Leier: mächtig, gewaltig waren wir. Jetzt nur noch ganz kleine Eier, Oh, Schicksal! Wir hadern heftig mit dir! Unser Glück ist vorbei – ei, ei! Und wo bleiben wir zwei? Ei, ei! Der gute Egon ist weit – oh, oh! Wird er nicht bald befreit, vergeht die Zeit, Sekunden werden zur Ewigkeit, und Yvonnchen – die schlägt uns zu Brei! 5. Strophe: So elend im Gefängnis, dort wird man sicher krank, Egon Olsen in Bedrängnis. Er sitzt nun schon zwölf Monate lang. Bei Wasser und Brot – ja, ja! Unsre Bande in Not. Oh, oh! Und was niemand kapiert – nein, nein! Wir werden schikaniert und malträtiert, womöglich auch noch inhaftiert, Yvonnchen – schlimmer ist nur der Tod! (Die eine oder andere Strophe kann auch weggelassen werden.) 8 1. Szene Albertslund – Staatsgefängnis Die Bühne leer, bis auf einen Fahnenmast, der unbeflaggt vorne links steht. Hinten das bekannte, große stählerne Gefängnistor. Man hört in der Ferne einen Chevy „Belair“ in rasendem Tempo durch die Straßen fegen – Bremsen kreischen – Der Chevy kommt zum Stehen. Gleichzeitig öffnet sich das Tor, Egon mit Paket unterm Arm tritt heraus – geht fünf Schritte – dreht und rennt wieder in den Knast. Zwei Wärter heben den zappelnden Kleinen, links und rechts untergefaßt, aus dem Knast – werfen ihn auf die Straße. Das Tor schließt sich. Egon (Poltert dagegen.) Laßt mich rein, ihr Piesepampel, ihr erbärm- lichen Mollusken. Ihr … Ihr … Ihr (Er gibt auf.) (Benny und Kjeld stürmen ohne Fähnchen auf die Bühne.) Benny Mensch, Egon, wir hättens fast nicht mehr geschafft … Kjeld Wer konnte ahnen, daß du heut schon entlassen wirst. Yvonne wollte eigentlich auch. Aber … Benny Ja genau, nicht mal Fähnchen konnten wir besorgen. Kjeld Egon, wie siehst du denn aus … (Sie klopfen den Staub von seinem Anzug, setzen ihm die Melone auf. Egon ist abwesend. Aber, wie üblich – er kriegt wenigstens die Zigarre zwischen die Zähne und los gehts. Im Abgang.) Yvonnchen läßt dich ja herzlich grüßen – aber die ganzen Vorbereitungen, die Hochzeit und so … Benny Wo die kleine Fie schon sone dicke Murmel hat. Hä, hä, hä. Kjeld Ja, und erst hatte Yvonne ja auch das falsche Schnittmuster fürs Kleid. Sie müßte doch erst die Taille, also den Umfang, den … ähm … den Busen, also die … Benny Red nicht davon, Kjeld. Weiberkram, das interessiert Egon nicht! Na sag schon, Egon! Na, wie isses … Komm leg los … Du weißt schon: Wie sieht er aus. (Mit diesen Worten ist die Bande verschwunden.) 9 2. Szene Straße Seitenbühne am Fahnenmast. Gunnarson schiebt Wache – Stumpfsinn, aber Pflicht ist Pflicht. Einige kurze Karateausfälle lockern die Glieder. Mortensen kommt dazu, kariert wie immer. Unter dem Arm eine säuberlich zusammengelegte dänische Fahne. Mortensen Gunnarson, lassen Sie den Unsinn! Wir sind nicht im wilden Osten – Hier die Fahne! In diesen Tagen ist Köpfchen gefragt. Intelligenz, Weitsicht, gesteigerte Wachsamkeit! Jetzt vor dem großen Tag. Gunnarson Ja, Herr Kommissar, wenn ich fragen darf, wie alt wird sie denn … Mortensen Psst … Gunnarson, darüber spricht man nicht, und … äh … schließlich ist so eine Majestät … gewissermaßen zeitlos … Allerdings – Ein Umstand läßt auf eine gewisse altersbedingte Nachlässigkeit schließen, die zur Folge hat … Sie verstehen Gunnarson! (Gunnarson versteht gar nichts. Mortensen übergibt Gunnarson die Fahne, der sie langsam auswickelt und im Folgenden in das Seil hängt.) Was meinen Sie wohl, warum in den letzten Tagen soviel zwielichtige Elemente die Straßen bevölkern? Ganovenpack, Gesindel, lichtscheue Kreaturen, anarchistisches Gaunerpack, ja warum wohl?! Gunnarson Ja, warum??? Mortensen Gunnarson! Na? Nein … ?? Die Amnestie! Gunnarson Oh, ja ja, natürlich, verstehe! Königlicher Geburtstag. Amnestie. Ah ja. Und Sie meinen wirklich, daß die Königin, altersbedingt, sozusagen nicht im Vollbesitz der geistigen Kräfte also gewissermaßen in Fehleinschätzung der Situation, diese Amnestie … Mortensen Hören Sie auf, Gunnarson! Was reden Sie da! Es steht Ihnen nicht zu, Ihre Majestät zu kritisieren! Halten Sie die Augen offen, überprüfen Sie die einschlägigen Etablisse- 10 ments! Observieren Sie die Unterwelt. Kontrollieren Sie natürlich nur unauffällig und diskret und routinemäßig alle Vorbestraften und Kriminellen, die … also einfach alle, alles … alle die sich irgendwie verdächtig machen! (Soeben passieren Egon, Benny und Kjeld, die Szene.) Benny Na sag doch, Egon … Kjeld Solange hast du uns aber nie auf die Folter gespannt, auch Yvonnchen erwartet, daß du gerade jetzt einen genialen … ich meine, wo doch die kleine Fie … aber auch Börge … Benny Ja. Ja. Natürlich auch Börge … und Fie … schwanger – mächtig gewaltig schwanger, Egon. (Sie sehen die beiden Gesetzeshüter, und sogleich ist Unauffälligkeit und Harmlosigkeit angesagt. Sie gehen weiter – und ab. Die beiden Polizisten wiederum taxieren die Drei und nicken im stummen Einverständnis.) Mortensen Gunnarson, Sie verstehen, was ich meine … Halten Sie Ihre Augen offen, es geht um Dänemark. Halten Sie die Augen offen. So eine Amnestie!! Die Königin ist in Gefahr! Gewalt, Anarchie und Chaos greifen um sich (Seufzt.) Der Königin sei Dank! (Beide stehen stramm. Gunnarson salutiert.) Black out 11 3. Szene Bei Yvonne zu Hause Die Bühne – typisches 70iger Jahre Ambiente – Sofa, Polstergruppe. Der Tisch und die Stühle sind weggeräumt. Dafür steht Yvonne, zentral. Vor ihr Kjeld, zur Kleiderpuppe mißbraucht. Er trägt das angefangene Hochzeitskleid der kleinen Fie. Auf dem Sofa lümmelt Börge (lange fettige Haare und Brille). Yvonnchen trippelt mit Stecknadeln im Mund und Schere in der Hand um Kjeld. Egon und Benny in der Küche. Yvonne … Wo die kleine Fie doch schon im neunten Monat ist, Börge. Aber so seid ihr Männer, ihr wißt zwar wies reinkommt aber ums Rauskommen … Zieh den Bauch ein, Kjeld, und halt endlich still! Also wo war ich? Ja, ja, ja ums Rauskommen macht ihr euch keine Gedanken – typisch Mann – daß überlaßt ihr natürlich uns. Kjeld, du hast mich damals auch nicht auf Rosen gebettet, weiß Gott nicht. Kjeld (Vorsichtig.) Aber Börge hat Fie doch wirklich angeboten … Also, alles was recht ist, Yvonnchen, Börge ist doch kein … Yvonne Ach ihr Pfeifen. Ihr seid doch alle gleich. Um alles muß man sich selber kümmern (Ruft in die Küche.) Egon! Auf euch ist ja kein Verlaß – läßt einfach die kleine Fie durch ganz Kopenhagen laufen. Für die paar Babysachen – in ihrem Zustand – und nur um ein paar Kronen zu sparen. Egon, erzähl doch mal! Egon!!! Börge Aber Mama, ich hab doch … Yvonne Nein, Börge, wirklich, du bist wie dein Vater – Kjeld, zieh den Bauch ein! Der kriegt auch nichts auf die Reihe, und wenn Egon nicht wäre. Egon? Was machen die denn die ganze Zeit in der Küche … Benny, Egon … ? Nein, wenn Egon nicht wäre und ab und zu ne kleine Million ranschaffen würde! Kjeld Ah, ich hab doch auch! Also, Yvonnchen, das ist jetzt doch aber ungerecht! Wo Benny und ich bei Regen und Wind … Yvonne Nein, Kjeld, jetzt rede ich! Also die paar lausigen Öre mit dem Gesinge. Davon können wir keine Hochzeit ausrichten, geschweige denn ein kleines Wesen ernähren, das doch nichts dafür kann, daß sein Vater und sein Großvater solche Versager sind. So ein klitzekleines, unschuldiges Moppelchen, mit fragenden traurigen Kulleraugen, die … (Sie fängt an, bitterlich zu weinen.) 12 Zieh den Bauch ein, Kjeld – ich werde dich auf Diät setzen. Wo eh nix reinkommt, keine müde Krone, nix … nix, rein gar nix. (Aus der Küchentür taucht während dieses Redeschwalls Egon auf, dicht gefolgt von Benny mit einer Flasche Tuborg.) Benny Egon, sprich doch! Mensch … (Egon verschwindet – um aber gleich wiederzukommen – wie ein Wettermännchen, rein und raus.) Mensch, Egon?! N Bierchen, Egon? (Egon verschwindet, kommt wieder mit Benny im Genick.) Egon, ich hab auch vollgetankt, der Wagen … Yvonne Ja, Egon, leg endlich los, es sind schon einige Rechnungen überfällig! Kjeld Ist es gefährlich, was Schweres! (Also ein ziemliches Hin und Her. Auch dem werdenden Vater Börge wird ganz wuselig vor Augen. Er steht auf und stellt sich zu Egon, der jetzt irgendwie in die Ferne schaut.) Börge Onkel Egon? Onkel Egon! Egon Hä? Börge Egon!!! Egon Was?? Börge Onkel Egon, wann gehts los? Egon Los?? Börge Ja, was brauchen wir? Egon Was?? Wie?? Benny Ja, was brauchen wir? 13 Yvonne Börge, halt dich da raus!!! Ja, Egon, was brauchen wir, ich meine wie viele sinds denn diesmal. Egon Hä? Benny Millionen! Na, wie sieht er aus? Egon Wer? Kjeld Egon, du. Was ist schon – wie machen wirs? Benny Na, rück schon raus! Egon Womit? Alle Mit dem Plan … ! Egon Plan? Alle Jaaa! Egon Plan? Ich habe keinen Plan. (Allgemeine Verunsicherung.) Yvonne Ja aber, Egonchen! Die Millionen, die Hochzeit, das Baby, der Pelz? Alle Ja, die Millionen. Egon Millionen? … Millionen? Es gibt keine!!! (Großes Durcheinander – Keine Millionen, kein Plan. Börge bohrt in der Nase, kriegt von Yvonne was auf die Finger. Kjeld frißt vor Aufregung eine Handvoll Kekse. Benny hüpft durch den Raum, nuckelt ständig an Tuborgs rum. Yvonne kriegt sich als Erste ein.) Yvonne Egon, ich muß schon sagen, wenn das ein Scherz sein soll. Ich bin werdende Großmutter. Ich vertrage jetzt keine Scherze! Egon Ich habe … Alle Jaaa, Egon? Egon Ich habe einen großen Durst. Benny, dürfte ich mal … die Flasche. (Benny reicht Bier, Egon trinkt.) 14 Yvonne Ach ihr Flaschen, typisch Mann. Egon, dann brauchst du auch nicht … kostet alles Geld! Ich meine, ohne die Millionen … also, ich weiß nicht, ich hatte das Geld schon fest eingeplant … Nen kleinen Pelz, ne Wohnung für Fie und Börge, einen kleinen Urlaub auf Mallorca! Einen süßen Babywagen, Windeln, ein paar Schnuller, Strampler, Mützchen, niedliche Handschühchen. Ach Egon. (Sie wird immer kleinlauter.) Kjeld Egon, wir dachten, jetzt wo du doch so früh raus bist … Egon Ja eben! … So früh! Kjeld … da könnten wir um so eher … Yvonne (Schluchzt auf.) Und wenn die Hochzeit platzt. Oh Gott, nur weil wir sie uns dank Egon nicht mehr leisten können. Ja dann wird mein Enkelchen ja ganz unehelich geboren! Mein Gott, diese Schande, das überleb ich nicht! Kjeld! So sag doch auch was. Na? Kjeld Äh. Äh, aber, aber. Äh, ich glaube … Yvonne Ach halt doch die Klappe, Kjeld, du Versager! (Börge tröstet sie. In der Tür steht Fie, sie ist eben reingekommen.) Also meine Schwester sagte gestern … Börge Mama, ich wär ja bereit … also Fie und ich … ich meine, wir könnten auch so miteinander … und überhaupt, so ne Hochzeit! Also Heiraten ist irgendwie son bürgerlicher Scheiß, was für Spießer und so, also das Baby wird es auch so gut haben, und Fie ist auch einverstanden. Hallo, Fie! Nicht wahr, mein Goldschnuckelchen … ? (Aber da tritt Yvonne vor. Sie will eben anheben, ihrem Sohn: „Was sollen denn die Leute denken; unmöglich, Rabensohn usw.“ an den Kopf zu schmeißen. – Da steht nun also die kleine Fie, hochschwanger, mit zersausten Haaren, Brille und vor allem schwerbepackt. Sie hat Börges Statement gehört.) Fie (Fängt fürchterlich an zu heulen.) Waas?! Börge, das überleb ich nicht. (Alle eilen zu ihr, sie zu trösten.) Yvonne Ach, kleine Fie, das kommt natürlich überhaupt nicht in Frage! Geheiratet wird, auf jeden Fall. Mensch, Egon, streng dich mal ein bißchen an. Ein Coup muß her und zwar gleich. Du siehst doch das arme Kind! (Aber von Egon kommt nichts, er nippelt verloren an seinem Tuborg.) 15 Kjeld Hör zu, Yvonne! Benny und ich könnten doch wieder auf der Straße … die Blindennummer … mit den „aben“ Beinen … Leierkasten und so … singen! Nicht wahr Benny. (Ersingt.) Benny Ach, laß gut sein Kjeld, da kommt nichts rein! Fie (Schluchzt.) Börge! Du liebst mich nicht mehr! Yvonne Das ist ja auch Dilettantenkram … Überhaupt seit Jahren klappt doch nichts mehr, kein Coup, kein gar nix! Und dir, Kjeld … du hörst weg Börge, … dir Kjeld, … also das muß ich dir auch mal sagen, es ist auch nicht das reine Zuckerlecken, mit dir verheiratet zu sein. Du wolltest mich auf Händen tragen und jetzt … Ihr solltet einfach arbeiten gehen, wie andere Männer auch … (Fie schluchzt.) … ach Fie … wird ja alles gut, ruhig atmen. Mensch, Börge, tu doch was, steh da nicht so rum. Ja, wie andere Männer auch – das Brot verdienen durch euer Hände ehrliche Arbeit!! (Beim Stichwort Ehrliche Arbeit ist Bewegung in die Männerrunde gekommen. Kjeld duckt sich weg und stopft Kekse ins Maul. Egon hört auf zu trinken und guckt verloren. Benny springt aufgeregt auf und ab, holt sich in der Küche eine neue Flasche.) Fie Oh Gott, ist das alles schrecklich! Oh Börge, ich glaub, ich geh ins Wasser. Wie soll ich das Papa beibringen, der hat schon überall … Börge Aber nein, meine Perle, wird ja alles gut, Egon wird was einfallen. Nicht wahr, Onkel Egon, wird alles gut, du mein Schnuckeldiamant, du! Du mein Zimtklunkerchen, mein Trüffelchen, du … Fie Wo ich doch bei „Stromvad“ schon die Ringe bestellt hab … Oh, ich bin so unglücklich Börge, so unglücklich … (Yvonne hat sich entschieden, weiter am Kleid zu schnippeln. Sie nimmt Egon als Kleiderpuppe. Da taucht Benny in der Küchentür auf und strahlt.) Benny Ich habe einen Plan. (Alle gucken zu ihm.) Black out 16 4. Szene Vor dem Königlichen Theater Seitenbühne. Schild: Bühneneingang Gunnarson, unser tüchtiger Streifenpolizist, kontrolliert alle zwielichtigen Etablissements, so auch das Theater. Gunnarson überprüft jeden, der ins Haus will: Techniker, Komparsen etc. In den Pausen: einige Karateaktionen nebenbei. Schließlich kommt der Chef des Hauses, der Theaterdirektor, und will an Gunnarson vorbei – aber Pflicht ist Pflicht – Gunnarson tippt auf die Schulter des Herrn. Gunnarson Wenn ich bitten darf! Der Herr … Hallo Sie! Direktor Oh, guten Tag, ja, äh … äh, wenn Sie ein Anliegen haben, wenden Sie sich doch bitte an meine Sekretärin. Ich darf doch mal … Gunnarson Nur nicht so eilig! Sie verzeihn! Aber erhöhte Sicherheitsmaßnahmen, Sie wissen, die Königin … der Geburtstag. Direktor Geburtstag?? Aber ich hab heut doch gar nicht … Gunnarson Und als guter Patriot werden Sie Verständnis haben – wir können kein Risiko eingehen – wenn ich denn mal bitten dürfte! Direktor Hören Sie, junger Mann, ich habs eilig – ich bin der Letzte, der was gegen Sicherheit hätte, aber was zu weit geht, geht zu weit – Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich eine Bombe in der Tasche … in meiner Stellung kann ich Sie versichern, daß … Gunnarson (Unbeirrt.) Mein Herr, dürfte ich jetzt Ihren Aktenkoffer … Ihre Stellung interessiert mich nicht. Pflicht ist Pflicht.(Er schaut lange auf die Uhr.) Ich bitte Sie jetzt höflich, in Ihrem eigenen Interesse. Direktor Fassen Sie mich nicht an, mein Freund, ich bin hier der Direktor des Hauses, und ich habe einflußreiche Freunde im Polizeipräsidium … und außerdem, Ihre Majestät die Königin ist mir persönlich bekannt. Sie … Gunnarson Eben: Jetzt verstehn wir uns, Herr … es geht um die Königin. Also wenn ich denn mal einen Blick … Direktor (Sichtlich genervt – versucht aber einzulenken.) Nun seien Sie doch nicht stur, mein Lieber, in zwei Wochen ist die Königin bei mir zu Gast. Eine Galaaufführung ihr zu Ehren, eine kolossale Premiere mit den bedeutendsten Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, Politik, Kultur! 17 (Mortensen kommt, er überprüft seinerseits die Beamten, die überprüfen. Er steht noch abseits, erkennt die heikle, knifflige Situation und beschließt, nicht in die Schußlinie zu kommen.) Gunnarson Sehn Sie, mein Herr, ich will es Ihnen mal so sagen: Meine Frau, die sagt immer. Ole – sagt sie – Ole, wenn du Äpfel kaufst, dann sieh sie dir von allen Seiten genau an, sonst kriegst du nur schlechte Ware – so manches glänzende Äpfelchen hat so seine faulen Stellen. Also stellen Sie sich mal hierher! Bitte! Direktor Äpfelchen? Faule Stellen? Es geht nicht um faule Stellen, es geht um meine Stellung! Und ich sag Ihnen doch, die Königin ist … Gunnarson Ja. Ja eben die Königin. (Er tastet den Direktor ab und durchsucht den Koffer.) Direktor Ich beuge mich der Gewalt, Sie … Sie, Sie Polizist Sie! Aber das wird Folgen haben, glauben Sie mir, Folgen! Gunnarson Bitte drehen! Danke! Direktor Sie werden sich noch wundern, Herr … Wie war noch Ihr Name Gunnarson (Freundlich.) Gunnarson, Ole Gunnarson. Streifenpolizist. Direktor Gunnarson so, ja Sie werden noch von mir hören – unglaublich und impertinent, die Behandlung! Herr Gunnarson! Ich werde der Königin berichten …(Er verschwindet im Theater.) Faule Stellen … In meinem Theater gibt es keine faulen Stellen … (Gunnarson salutiert hinterher. Mortensen tritt heran.) Mortensen Also Gunnarson, ich muß schon sagen … vielleicht hätten Sie doch lieber darauf … Gunnarson Guten Morgen, Herr Kommissar! Mortensen Morgen … Morgen … Gunnarson! Ja, ich meine, vielleicht hätten Sie doch lieber darauf verzichten sollen, den Herrn Theaterdirektor zu belästigen! Gunnarson Herr Kommissar, Sie selber haben gesagt, daß zur Sicherheit der Königin … Ja, eben, alle die sich verdächtig machen? Und dieser Herr hat sich verdächtig gemacht. 18 Mortensen Ja, ja, ja natürlich Gunnarson, natürlich … Alle … natürlich. Alle, aber alle … ?! Gunnarson Alle sind vor dem Gesetz gleich und müssen pflichtgemäß behandelt werden. Herr Kommissar, Ihre Worte. Ohne Ansehen der Person! So steht es auch im … Mortensen Richtig Gunnarson! Alle sind gleich – Natürlich alle … Nur manche sind eben doch etwas gleicher, und einige ganz wenige sind noch gleicher, und ein persönlicher Bekannter der Königin – der ist nicht gleich … und eben doch viel gleicher als manch Anderer, Sie verstehn, Gunnarson, Sie verstehn! Gleich ist nicht gleich gleich. (Gunnarson versteht nicht.) Wie dem auch sei, es ist gleich … ich meine,(Er sieht auf die Uhr.) ich geh jetzt ins Kommissariat. Es ist gleich Mittag! Bis dahin halten Sie die Augen offen – aber seien Sie nicht übereifrig, Gunnarson, bis gleich, Gunnarson, bis gleich. Gunnarson (Salutiert.) Bis gleich, Herr Kommissar. (Auftritt Mister X, ein texanischer Gangster, in Begleitung von D. S., dem „Dummen Schwein“. Dieser trägt Mr. X einen roten Koffer nach, sie wollen durch die Eigangstür ins Theater, aber natürlich stellt sicher unser Freund pflichtgemäß davor, hält die beiden auf.) Sicherheitskontrolle! Wenn ich denn mal gleich in das Köfferchen schauen dürfte. Bitte!? Mr. X (Mr. X schüttelt stumm den Kopf.) Nein, nicht schon wieder! … Pflicht ist Pflicht, meine Herren und wenn Sie sich weigern, muß ich gleich … (Hinter seinem Rücken hebt D. S. den Totschläger und … da läutet es vom Kirchturm: – Mittag – Gunnarson vergleicht mit seiner Uhr, stellt sich entschlossen von der Tür weg, winkt die beiden lässig durch. Sein Dienst ist zu Ende.) Aha, o. k., Mittag! Bitte die Herren! Black out 19 5. Szene Juwelier Stromvad Hintereingang Die Bühne karg eingerichtet, ein Büroraum des Juweliers – schräg seitlich – der gute alte „Franz Jäger“ – Warnanlagen und Lichtschranken durch den Raum. Hinter eine Tür aus Panzerglas, über der Tür Gitter. Man hört im Off leise Stimmen. Benny Mensch beeil dich, Egon, ich steig jetzt auf deine Schultern. Kjeld Ist das nicht gefährlich, Benny? Das klappt doch nie. Benny Eine todsichere Sache! Gib mir den Seitenschneider, Kjeld. Und du halt still, Egon. Ich habs gleich gewußt, daß man von hinten ran muß. Egon. Hä, hä, hä! Kjeld Aber durch die Lichtschranke da kommen wir nicht durch, Benny. Nicht wahr, Egon, das hast du doch auch gesagt, das klappt nie! Benny Warts ab. (Er kneift das Gitter auf. Mit einem Draht schiebt er den Riegel an der Tür auf.) Warts ab, ich habe einen Plan! (Und tatsächlich, Benny knackt mit Hilfe seines rätselhaften Stücks Messing, kopfüber hängend, die Tür. Er steigt von Egon Schulter. Die Tür öffnet sich einen Spalt. Und vor dem verblüfften Betrachter hoppelt ein Spielzeughase angeleint in den Raum, unterläuft die Lichtschranke, dreht, durch die Leine gezwungen, einen vorausberechneten Radius, und landet hoppelnd mit der Nase auf dem „Aus“-Schalter der Alarmanlage. Lichtschranke erlischt – Stille – Der Weg zum Tresor ist frei.) Benny Mir nach! Los Kjeld, die Geräte – Egon, du stellst dich an die Tür – stehst Schmiere – Mensch, Kjeld, beeil dich! Kjeld Ist ja gut, Benny … Ach ich fühl mich ganz schwach – ich habe seit Tagen nichts Ordentliches mehr gegessen – Nur, weil Yvonne diese blöde Diät – und dabei hab ich doch schon 300 Gramm abgenommen. Benny Halts Maul, Kjeld, vor einem „Franz Jäger“ mit zigtausend Kronen hast du mal wieder nur Fressen im Kopf! Stell dich neben mich! (Benny trifft die üblichen Vorbereitungen. Er schnippt mit Fingern: Talkum und rote Handschuhe. 20 Egon hebt gewohnheitsmäßig die Hände und reckt den Hals für das Stethoskop. Aber nein, Benny übernimmt mit großer Virtuosität. Mit Fingerspitzengefühl knackt er den Tresor. Egon ist fassungslos. Benny ist stolz, greift zu den Geldbündeln.) Ich habs gewußt! Mensch Egon, ich kann es, ich habs gewußt. Kjeld, sieh doch mal. Die hübschen Scheine. Kjeld Du bist der größte, Benny! Wenn ich das Yvonne erzähle … Und vergiß die Eheringe nicht, Benny!(Er klaubt einen Zettel aus der Tasche.) Die kleine Fie hats mir extra aufgeschrieben.(Er liest.) Lieber Schwiegerpapa – das bin ich – ist das nicht süß! Lieber Schwiegerpapa! Bitte vergiß die Ringe nicht, die mit 24 Karat, und wenn ihr schon dabei seid, im Schaufenster ist eine Brosche, die könntest du auch … (Unbemerkt hat sich Egon wieder neben die Tür gestellt und mit lässigem Kick setzt er die Alarmanlage in Betrieb und tänzelt durch die Lichtschranke. Sirenengeheul – alle Lampen blinken – Budenzauber – Entsetzen bei Benny und Kjeld.) Hergott, Benny! Laß uns abhauen – Laß uns ganz schnell abhauen! (Sie fliehen – ohne Beute. Egon lächelt – Er hebt die Hände hoch.) Black out 6. Szene Telefonmuschel Seitenbühne D. S. sichert links und rechts. Mister X mit Stetson (Cowboyhut) auf dem Kopf, stellt sich zum Telefon und wählt. Mister X Hello, hello, yes, yes? What? Die Parole? „To be or not to be“, what? (Er hat einen mäßigen Slang in der Sprache.) Ja … Sein oder nicht sein! (Beiseite zu D. S.) Oh, what a bullshit! Natürlich … my dear, Gegenparole, was? Es ist was faul im Staate Dänemark. Oh ja, sehr gut! Freut mich, das zu hören, mein Lieber. Oh ja, ich weiß, eine Menge Bullen treibt sich rum. Erhöhte security, oh yeah, keine Sorge mein Lieber, ich bin ein 21 professional – Aber zur Sache! Time is money – Ja, ja, alles klar! Zeit und Ort der Übergabe sind klar – also steht nicht im Weg … What? Eine Parole für den Boten, um die … (Er blickt zum D. S.) Damit Sie wissen, daß der Richtige die Ware kriegt? Okay, Okay. Okay! Wenn Sie meinen. Wie ich Sie kenne, haben Sie sich wieder was Originelles ausgedacht. Ja ich höre, moment please – oh bullshit!(Er holt einen Zettel, schreibt.) What, … nicht so schnell, mein Lieber! – what? Wie war das im Mittelteil – oh ja, ja, doch – sehr hübsch! Bullshit. Okay. Hoffe nur, mein Mann kann sich das alles merken! What? Nicht aufschreiben! Aber wie kommen Sie darauf, ich bin doch kein … wie sagt man? D. S. Anfänger. Mr. X Ich bin doch kein Anfänger … What? Kein Corpus delicti … kein Verbrechen? What do you mean by that! Oh yes, keine Spuren hinterlassen. Oh yeah, yeah! (Mr. X hat den Zettel an D. S. weitergegeben, der versucht, sich die Parole zu merken.) Okay. Samstag 20.17 Uhr, bleibt dabei. Ja, bei Ihnen im Theater! Oh, what’s that? Requisite? Ach so, ja ich verstehe – Requisite – Der Bote? Wie im Kostüm … fällt bei Ihnen nicht so auf! Okay, okay. Oh yes, ich werds ihm klar machen – ja, very nice, very nice! (Schaut auf D. S.) Schade, daß ich nicht dabei sein kann … zu gefährlich für mich! Okay! What? Yes, all right! Ja, auf gute Zusammenarbeit – Let´s have a god business and, God save the Queen! (Er lacht, legt auf, sieht zu D. S., der auf den Zettel starrt.) Sorry, my dear … aber … keine Spuren, mein Guter! Keine Spuren hinterlassen! (Er schiebt D. S. den Zettel in den offenen Mund.) God appetite! (Er tätschelt dem Dicken die Wange – geht ab. Das Dumme Schwein kaut verzweifelt. Unser tüchtige Gunnarson kommt – schiebt Streife. D. S. verschluckt sich – hustet fürchterlich. 22 Gunnarson eilt herbei, dein Freund und Helfer, versucht, D. S. den Gegenstand aus dem Rachen zu klauben, klopft ihm auf den Rücken. Ein seltsamer Kampf entsteht: D. S. schiebt Zettel rein – Gunnarson raus – hin und her. Schließlich siegt Gunnarson. Er knüllt den Zettel auseinander, will sehen, was das so alles geschluckt wird, aber … D. S. zieht den Totschläger raus und …) Black out für Gunnarson 7. Szene Albertslund – Staatsgefängnis Leere Bühne – nur Stahltor. Das Tor geht auf – Egon bedankt sich, schüttelt dem Wärter die Hand und tritt hoch zufrieden und erwartungsvoll auf die Straße. Kein Benny – kein Kjeld. Egon ist erstaunt, will schon losgehen. Da trippelt Yvonne heran, begleitet von Fie und Börge, dieser mit ganz kleinen Fähnchen. Börge (Er winkt Egon zu.) Hier, Onkel Egon, hier, hier! Yvonne Also weißt du, Egon – eigentlich wollten wir ja gar nicht kommen … ja, ja, ja, ja, nach alldem, was du uns angetan hast! Und wenn nicht Börge … und überhaupt, du hättest es ja verdient, für immer zu sitzen – also alles was recht ist, Egon! Du mußt ja schon völlig verkalkt sein, Kjeld und Benny so reinzulegen! Und die da entlassen dich, weil du … weil du angeblich ein Verbrechen verhindert hast. Nein wirklich, Egon, so was find ich indiskutabel, nicht wahr, Fie – aber typisch Männer! Hallo, Egon! Egon Yvonne! Wo sind denn Benny und Kjeld. Wir haben noch viel vorzubereiten – Es ist wenig Zeit! Ich habe einen Plan! Yvonne Also, mit den beiden mußt du nicht mehr rechnen, Egon. Die zwei sind gut versorgt … Und wenn du glaubst, daß alles … alles wieder wie früher ist … Nein, Egon, nein jetzt ist Schluß, jetzt ist Schluß mit den Coups, den Aktionen, den Plänen und den ganzen perversen kriminellen Sachen … Wir sind jetzt ehrlich und du wirst … 23 Egon Ich habe einen Plan, hab ich gesagt, ich brauch die beiden! Yvonne Nein, Egon, nein und du wirst schließlich auch nicht jünger. Du solltest es bleiben lassen – Egon wirklich – vielleicht siehst du dich mal nach einem ruhigen stillen Plätzchen um … bei deiner Verkalkung! Und meine Schwester sagt ja auch immer: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“ im Ganovenaltersheim oder so. Wir sind nämlich eine anständige Familie, Egon, da ist kein Platz für motorische Verbrecher und … Börge Mama! Du kannst Egon doch nicht … Yvonne Und ob ich kann! Egon! … wir kommen auch ohne dich klar – nicht wahr, Fie? Bleib ganz ruhig, ganz ruhig atmen, Fie. Mensch Börge, komm tu was. Also Egon, das wollte ich dir mal gesagt haben. Und das Kleine da, das Kleine soll aufwachsen ohne Plan und Tricks und Kriminalität und üble Machenschaften – und diese ganzen Persi … Perversilitäten. So, das mußte jetzt mal raus. Also viel Glück, Egon! Auch wenn dus nicht verdient hast. Börge! Fie! Wir gehen!(Sie trippelt ab.) Börge Ach, Onkel Egon … tut mir ja leid für dich … und äh, und Fie meint ja auch, daß du gar nicht son übler Kerl bist, aber … Fie Börge – Egon hat doch einen Plan, vielleicht sollten wir … (Fie sieht Egon flehentlich an. Yvonne kommt zurück.) Yvonne Fie, komm Kleines, ganz ruhig bleiben. Wird alles gut, alles gut! (Im Abgehen.) Wir haben noch tausend Dinge zu erledigen. Was meinst du Fie … vielleicht sollte ich den Saum vom Kleid doch etwas tiefer … in deinem Zustand wärs schicklicher. Und du mußt auch noch zu „Hansen“, die haben günstige Kinderwagen und dann … fehlen noch einige Strampler Größe 56. Da gibts bei „Lundson“ besonders günstige, hat meine Schwester gesagt, mit rosa Streifen und … (Sie rauschen ab.) (Börge und Egon blicken den Beiden nach. Peinliche Stille.) Egon Aber ich habe … versteht ihr denn nicht … ich habe einen Plan! Börge (Verlegen.) Na ja, Onkel Egon, war wohl nicht die feine englische Art, wie du Benny und Papa reingelegt hast! Die sind stinksauer, Egon, stinksauer, so sauer, daß sie beschlossen haben … ehrliche Arbeit zu suchen. Na ja, eigentlich hat ja Mama so lange auf sie eingeredet, bis sie gar keine Wahl mehr hatten. 24 Egon Aber wieso denn Arbeit? Ich habe einen Plan, versteht ihr nicht – einen Plan – den größten Coup, den wir je gelandet haben! Ich brauch die beiden. Es geht um Millionen, ach was sag ich? Es, es … Es geht um die Königin. Es geht um Dänemark. Es geht um, es geht um, um … Es geht um alles! Börge Um alles, Egon? Egon Um alles!! Börge Ja, vielleicht könnte ich ja, ich meine, ich find sowieso, dieser ganze spießige Scheiß … Heiraten und so … ich könnte doch auch … Egon Was, du willst mit mir den Coup machen? Unmöglich. Und was wird Yvonne dazu sagen – nicht auszudenken – Nein, nein unmöglich – ich muß mit Benny und Kjeld – sonst … sonst … gehts nicht und … und … die Königin ist verloren und … und … und Dänemark!! Börge Ach Egon, laß mich bei dem Coup dabei sein. Dann könnte ich dir vielleicht, eventuell, unter Umständen sagen, wo Benny und Papa sind. Egon Niemals, nie, niemals … nie … kommt nicht in Frage, schließlich habe ich eine Verantwortung, die kleine Fie und du als werdender Vater, das Baby und und … Yvonnchen und … und … und. Also gut, wo sind die beiden! Börge (Lächelt.) Mir nach, Egon! Black out 25 8. Szene Spielwarenfabrik Bühne mit Prospekt – Spielsachen. Rechts eine Kantinenklappe, nicht größer als ein Kasperletheater. Man sieht ein Förderband, auf dem in ständiger Abfolge Ball – rotes Auto – Blechtrommel – Teddybär – gefahren werden. Einige Herren in weißem Kittel sitzen zur „Endkontrolle“ hinter dem Band. Darunter Benny und Kjeld. Sie schnippen zur Kontrolle erst gegen den Ball – schieben das Auto an „Brum Brum“ – trommeln – und kippen den Teddy „Böh“. Unkorrekte Ware wird aussortiert und wandert in einen Eimer. Benny und Kjeld ist sichtlich unwohl, denn Kjeld hat Hunger, er schaut ständig auf die Betriebsuhr – sehnt die Mittagspause herbei – aber das Band läuft – gnadenlos. Kjeld Is ja gut! Is ja gut! Ja, ja, Benny, ich weiß ja, ich wiederhol mich – aber lange halt ich das nicht mehr aus, dieses, dieses … Mortyrium! Benny, wenn ich das gewußt hätte … Mein Magen hängt mir doch schon unter den Fußsohlen – ich weiß gar nicht mehr – brummt der Bär – oder knurrt mein Magen. Wenn ich wenigstens ein trockenes Brötchen, ein klitzekleines, trockenes … Benny Ach, hör auf, Kjeld, selber schuld, wenn du dich von Yvonne auf Diät setzen läßt. Und nerv mich nicht ständig! Kjeld Ja, nicht mal n Bierchen darf ich trinken … und hier ist sowieso Alkoholverbot! Jörn hat ausdrücklich gesagt, daß … Benny Halt doch die Klappe. Du wolltest in diesen Laden, Kjeld. Und bloß, weil dein Schwager hier Vorarbeiter ist – dieser miese Schinder – und für die paar Kröten – dieses dumme Schwein, dieses dumme. (Die Stimmung der beiden ist auf dem Tiefpunkt, aber das Band läuft.) Kjeld Wenn Egon uns sehen könnte. Ist ja lächerlich, was wir hier tun … in unserem Alter! Egon würde doch bestimmt nicht wollen, daß seine Freunde … Benny Hör mir bloß auf mit Egon. Diese erbärmliche Filzlaus, dieser Überläufer, dieser Stinkstiefel! Keinen eigenen Plan … aber meinen Coup vermasseln … schöner Freund … diese Molluske, dieser Pullerpott, dieser Piesepampel, dieser Armleuchter, Blödian, dieser alte miese Zausel, dieser Schmalspurganove, dieser, dieser, dieser Tattergreis!! (Double Take.) Hallo Egon, schön, daß du wieder raus bist. 26 (Egon ist mit Börge in die Halle gekommen und neben Benny ans Band getreten.) Kjeld Mensch, Egon! Egon, du hier, warum? Ich meine … Seit wann bist du wieder raus? Haben sie dich nicht länger … Benny Egon, du, du, du … Wir dachten, du würdest lebenslänglich kriegen … Nicht wahr, Kjeld? Lebenslänglich!! (Das Band gerät ein wenig außer Kontrolle. Und um mit den beiden reden zu können, klinkt sich Egon in den Ablauf ein. Er schnippt Bälle, trommelt etc.) Egon Hört zu, ist nicht viel Zeit für Erklärungen. Ich habe einen Plan! Benny Weißt du, Egon, deine Pläne, die kannst du dir sonst wohin … Egon Die Königin hat am Samstag Geburtstag. Kjeld Ach die? Wie alt wird sie denn? Die müßte doch mindestens … wenn nicht noch älter … Egon Zur Feier ist sie im Königlichen Theater. Ihr zu Ehren wird die Oper „Elfenhügel“ gespielt. Zu diesem Anlaß wird sie ihr Diadem aus dem Kronschatz tragen. Ein einmaliges Schmuckstück aus Smaragden und Saphiren, das mindestens 400 Jahre im Besitz des Königshauses ist. Benny Viel Glück, Egon – das schaffst du nie! Egon Ach Unsinn. Mir geht es doch gar nicht darum, das Diadem zu klauen … Benny/Kjeld Nicht? Egon Im Gegenteil! Kjeld Im Gegenteil?? Egon Ich will verhindern, daß es gestohlen wird! Benny Was? Verhindern?!! Egon Der Theaterdirektor – hört ihr überhaupt zu oder was! Natürlich verhindern! Der Theaterdirektor – ein Bekannter der Königin, übrigens der Einzige, der neben der Polizei Zutritt zur Fürstenloge hat, will das Diadem gegen ein Duplikat austauschen. 27 Benny Dupli … Dupli … Dupli was? Kjeld Aber das ist gefährlich, Egon, wie soll denn das gehen? Das merkt sie doch! Egon Bei einem inszenierten Black out … Benny Black out? Egon … wird er das Diadem vom Kopf der Königin lösen. Kjeld Aber Egon, so blöd ist sie aber auch wieder nicht. Yvonne sagt immer … Egon Die Königin wird sicher etwas bemerken, aber in der Dunkelheit völlig hilflos sein. Nun geht das Licht wieder an – große Aufregung – aber am Boden der Loge liegt? Da liegt? Benny Der Direktor? Egon Blödsinn! Da liegt … ? Kjeld Die Königin? Egon Oh ihr, ihr … da liegt das Diadem! Kjeld Aber wieso denn … ? Das ist doch … das ist doch … Benny Halt die Klappe, Kjeld! Also das Diadem … Egon Das falsche natürlich. Die Königin wird es, im Glauben es sei das echte, beruhigt aufsetzen, und – die Vorstellung kann weiter gehen. (Pause.) Kjeld Aber. Aber das ist doch eine Riesen … Benny … eine riesen riesen Sauerei. Egon Ja eben! Aber es kommt noch schlimmer. Der Direktor, der das echte Diadem eingesteckt hat, wird sich mit dem Hinweis auf seine Pflichten als Hausherr zurückziehen und das Diadem hinter der Bühne einem Boten übergeben, der ihm dafür 10 Millionen in einem roten Koffer überreicht. Benny Das Dumme Schwein. 28 Egon Eben! Dieses Dumme Schwein wiederum bringt das Diadem einem gewissen Mr. X, einem üblen Gangster aus Texas, der die Juwelen ins Ausland schafft – und dann auf Nimmerwiedersehen – kein Diadem, kein Kronschatz, kein gar nichts. Und dann, dann … Gute Nacht Dänemark! Benny Mächtig gewaltig Egon! Da muß man was tun. Kjeld Wir dürfen die Königin doch nicht im Stich lassen! Über unserem Bett hängt doch ihr Foto … (Während dieser doch ausführlichen Erklärung ist der Vorarbeiter herangetreten, er bemerkt die betriebsfremden Elemente und will diese entfernen. Aber da ertönt die Pausensirene. Er zieht sich grummelnd zurück. Kjeld springt auf, eilt zur Luke. Alle Arbeiter, auch Egon und Börge, stellen sich an. Aus der Luke reicht eine Hand Freßpakete – eingeschweißt. Während sich die Reihe vorwärts schiebt – Folgendes:) Benny Wie ich sagte, Egon, ja mächtig gewaltig – (ein Riesending). Aber woher weißt du das alles? Egon Das war ja eben der Grund. Kjeld Welcher Grund? Egon Der Grund, warum ich wieder rein mußte. Kjeld Wo rein? Benny Du Piesepampel verstehst rein gar nichts. Na eben rein! Wo rein, Egon? Egon Stell dich nicht so blöd an, eben rein, in den Knast – durch diese verflixte Amnestie bin ich zu früh entlassen worden. Es sollte nämlich ein Sträfling in meine Zelle gelegt werden, der mir diese wichtigen Informationen geben wollte. Kjeld (Fummelt an seinem eingeschweißten Paket herum.) Woher weiß der denn? Egon Der gute Mann war Privatdetektiv und mußte im Auftrag eines eifersüchtigen Ehemannes eine Sopranistin des Königlichen Theaters observieren – und so belauschte er zufällig, wie der Direktor mit einem Amerikaner … Benny Mr. X, dieser, dieser Gangster!! 29 Egon Genau, Benny. Er belauscht also, wie der Direktor und Mr. X Ort und Zeit der Aktion planen. Und den Preis für das Diadem aushandeln. 10 Millionen in neuen Scheinen, verpackt in einem … Kjeld … roten Koffer. Egon (Nickt.) Richtig, und jetzt kommt das Wichtigste – Mein Freund hat auch rausgekriegt, wo sich dieser feine Mr. X mit seinen Millionen aufhält. Benny Mensch, Egon! Egon Hotel Helsingør, Zimmer 77! Da warten die Millionen auf uns. Kjeld Ist ein pieckfeines Haus. Egon, da würde es doch bestimmt auffallen, wenn wir … Egon Ich habe einen Plan, habe ich gesagt. Kjeld Ja, ja, einen Plan, Egon. Einen Plan, aber Yvonne hat auch Pläne! Egon … einen Plan, wie wir diese Riesensauerei verhindern können und gleichzeitig an die Millionen rankommen … Benny Du bist der Größte, Egon! Kjeld Ich weiß nicht, Benny, wenn Yvonne davon erfährt, daß wir wieder … sie ist im Moment sehr empfindlich … in ihrem Zustand. (Er fummelt am Paket rum. Alle anderen haben die Stulle in der Hand – nur Kjeld scheint wenig Erfolg zu haben.) Schließlich wird sie Großmutter und … Mein Gott, ich halts nicht mehr aus. Benny, kannst du vielleicht mal? (Aber Benny ist nicht geneigt zu helfen.) Benny Egon, jetzt verrat uns aber die Details. Wie wir an die Knete rankommen – Hotel Helsingør ist klar – Zimmer 77, aber wie sollen wir an den Ganoven vorbeikommen. Kjeld Dieser Mr. X und das Dumme Schwein sind sicher gefährlich! Börge, kannst du mal … (Börge kann nicht. Er hat die ganze Zeit fasziniert zugehört.) 30 Börge Psst Papa! Papa, deine Diät! Wenn ich das Mama sage … (Kjeld ist verzweifelt – und ausgerechnet jetzt – ist die Pause beendet. Sirene.) Benny Egon, sag doch, wie schalten wir diesen Mr. X aus? Jörn Also so nicht. So geht das nicht! Haut hier bloß ab, ihr Bande. Und du, Kjeld, du … Ihr bringt meine ganze Produktion durcheinander! Egon Also wir brauchen eine … (Alle sind noch an Egon dran, wollen die Details. Die Endkontrolle gerät durcheinander – die Spielsachen purzeln wild durcheinander. Chaos entsteht. Man versucht zu retten, was zu retten ist, aber – noch größeres Chaos. Der Vorarbeiter, der sowieso ein Auge auf die Bande geworfen hat, schmeißt die Bagage schließlich raus und schimpft.) Jörn Verflixte Ganoven, mein schönes Spielzeug! Egon (Im Abgehen.) Also wir brauchen 1 Stecknadel, 12 Luftballons, einen Putzwagen fürs Zimmermädchen, eine Pagenuniform, und … und den kleinen Börge. Kjeld Nein, das geht nicht, um Gottes willen, Börge. Nein, auf keinen Fall Börge! Jörn Kjeld! Kjeld! Egon Die Aktion startet heute abend 19 Uhr 23. Mir nach! (Alle gehen, bis auf Kjeld.) Kjeld (Zum Vorarbeiter, seinem Schwager.) Hör zu, Jörn, tut mir ja alles furcht- bar leid, aber, könntest du vielleicht mal –(Er hält ihm sein Paket hin.) Jörn Hau bloß ab, du! Hier ist kein Platz für verfressene Anarchisten und Chaoten. Hau bloß ab. Kjeld! Ihr, ihr Spielzeugmörder! Black out 31 9. Szene Hotel Helsingør Ein Hotelflur mit drei Türen, Nummern 76, 77, 78. Ein Hotelpage trippelt über den Flur. Klopft an der Nr. 77, dem Zimmer von Mr. X. – Stille – Schritte – Tür geht auf. D. S. taucht auf und brabbelt vor sich hin. D. S. … obs edler im Geblüt die Keil … die Pfeil … Was gibts denn? Hör zu, Bürschchen, du kannst wohl nicht lesen. (Er zeigt auf „Do not disturb“.) Benny (Als Page.) Oh sorry, ich kann leider kein Englisch, hä, hä, hä. Aber … ist ganz dringend! Ein gewisser Mr. X wird dringend in der V.I.P. Lounge erwartet … eine junge Lady aus(Er sieht auf den Zettel.) aus Chicago bittet Ihren Boß zu einem Drink! Hat was wichtiges mit ihm zu bereden, sagt sie. D. S. (Dreht ab.) Mein Boß, Mr. X, hat keine Zeit für Ladies, und jetzt mach dich davon, Bürschlein.(Er will gehen.) Benny Oh, Sir, sie sagte was von Klunkern oder so … D. S. (Stutzt – er dreht sich zum Pagen.) Wasn für Klunker? Benny Sir, dazu kann ich nichts sagen. Wenn Ihr Boß vielleicht mit der Lady selber … sieht mächtig gewaltig aus, die Lady … wenn Sie wissen was ich meine! D. S. (Brummelt.) Wieder Weibergeschichten!! – und das gerade jetzt – obs edler im Geblüt, äh … Gemüt, die Keil, äh Pfeil und … hallo Boß! (Man hört Flüstern. Dann ein entschiedenes:) Mr. X All right, ich komme! (Er erscheint in der Tür, zieht seinen Cowboy-Schlips zurecht und setzt den Stetson auf.) Where is she, boy? Benny 32 Oh, I can not so gut English, Sir, damit I have mächtig gewaltige problems, aber wenn Sie mir folgen wollen Sir … Also die Lady schien ganz aufgeregt, trinkt wohl schon den vierten Whisky in der … Na, ja, sie sagt, sie erwartet Sie in der … Hamlet-Bar … äh oder doch in der V.I.P. Lounge … aber egal Sir, kein Problem, wir werden sie schon finden … ich glaube, sie sagte doch in der Piano-Bar – Here läng, Sir! Sagte ich Piano-Bar? Könnte aber auch die Lobby gewesen sein. (Mr. X folgt leicht irritiert, aber nicht ohne D. S. gedeutet zu haben. – Pass gut auf. D. S. nickt, schaut links und rechts. Die Tür von Zimmer 77 schließt sich wieder. Man hört ihn noch brummeln.) D. S. … des wütenden Schlicks erdulden … Geschicks erdulden oder sich … (Nun erscheint ein reichlich dickes Zimmermädchen, schiebt einen schweren Putzwagen vor sich her – bleibt vor Zimmer 76 stehen. Egons Kopf taucht aus dem Wagen auf – gleichzeitig von der anderen Seite des Flurs – Börge. Börge mit einem guten Dutzend Luftballons und mit einer Nadel in den Händen.) Börge (Flüstert.) Egon? Soll ich? (Egon nickt. Das Zimmermädchen wimmert leise. Eine fürchterliche Knallerei geht los. Börge zieht sich zurück und sticht weiter auf die Ballons ein. Die Tür von Zimmer 77 fliegt auf. D. S. springt auf den Flur. Er blickt wild um sich, sieht nur ein dickes harmloses Zimmermädchen, das entsetzt in die andere Richtung deutet. D. S. zieht seinen Browning und hetzt ab. Kjeld, als das dicke Zimmermädchen, schiebt den Wagen zum Zimmer 77. Aus dem Wagen springt Egon hoch. Er hat rote Handschuhe an und das Stethoskop um.) Kjeld Nein, Egon, der kommt doch gleich zurück, das geht schief – Egon, das geht schief! Egon Du lausiger Amateur, jetzt hör auf zu zittern. Dieser Hotelsafe, das ist doch Kinderkram, der springt schon auf, wenn ich ihn scharf anstarre. Ist ja auch kein „Franz Jäger“. Kjeld Na dann los, Egon. Beeil dich. Lange halt ich das nicht aus und dann in diesem Aufzug, wenn Yvonne das erfährt … (Aber Egon ist schon verschwunden. Kjeld steht also Schmiere, bibbert vor sich hin, zieht dann vor Aufregung ein Freßpaket aus der Schürze und fängt an, dran rumzuknubbeln. Weit entfernt hört man Ballons knallen. Da kommt Mortensen, Kommissar 1. Grades, um die Ecke gebogen, suchend.) 33 Mortensen (Murmelt.) 73, 74, 75 – aber wo geht es hier zum Zimmer … Ah, junge Frau, das trifft sich gut … ich müßte mal … Aber ich seh schon … Bei Ihnen bin ich richtig! Kommissar Mortensen, routinemäßige Überprüfung, Sie verstehn … Kjeld (Mit Fistelstimme.)Bitte??? Mortensen Die Königin! Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Wenn ich bitten darf! (Kjeld steht wie angewurzelt. Er weicht nicht von der Tür.) Überprüfung, junge Frau, Kontrolle, verstehen Sie, Ausweis! (Kjeld versteht, er hebt langsam die Hände hoch.) Nein, ach so nein, nein, junge Frau – nur die ausländischen Gäste. Sie natürlich nicht – obwohl das durchaus reizvoll wäre – ein kleiner Scherz meinerseits – ha, ha aber jetzt darf ich bitten … (Er will an Kjeld vorbei.) (Kjeld, in Panik, schließt rasch die Tür hinter sich zu.) Kjeld Da, da … können Sie jetzt aber nicht rein, ist ja ganz unordentlich – da muß ich aber jetzt erst mal sauber machen … ein Amerikaner … die vielen Kaugummis … Mortensen Dauert nur einen Moment! Ich will Mr. X nicht lange belästigen. Ein paar Fragen – Ausweiskontrolle, routinemäßig … Kjeld Aber, statt unsere Ausländer zu belästigen … ja und jetzt ist auch die Tür zu. Und ich sags Ihnen von Däne zu Däne, äh Dänin – der Herr hier ist ganz harmlos, ein Handelsreisender in Sachen Kaugummi, völlig harmlos. Keine Gefahr für die Königin. Könnten Sie mir mal helfen? Mortensen Aber klar doch, meine Süße, im Anpacken bin ich groß. (Kjeld gibt dem verdutzten Mortensen sein Knubbelpaket. Dieser versucht, das Ding zu öffnen. Scheitert. Während Kjelds Gestammel versucht der Kommissar, links an der Dicken vorbeizukommen, dann rechts, und hin und her.) Vielleicht sollten wir das nach Dienstschluß auspacken, junge Frau, aber Sie verstehen – Pflicht ist Pflicht. (Er gibt Kjeld das Paket zurück. Höflich aber bestimmt, schiebt er das Zimmermädchen beiseite. Mortensen klopft an die Tür – nichts geschieht – er drückt den Knauf – zu.) 34 Oh, das ist ja äh … das ist ja … Mir wurde gesagt, der Mann sei auf seinem Zimmer. Irgendwas stimmt da doch nicht. Hören Sie junge Frau, holen Sie doch unten den Zweitschlüssel. Ich muß der Sache auf den Grund gehen, Sie verstehen … ja, los, los, meine Süße, und wie gesagt, nach Dienstschluß packe ich gerne weiter aus. Ist mir ein Vergnügen! Los, los! (Kjeld hat keine Chance, er muß seinen Platz verlassen.) Kjeld Glauben Sie es mir, der Mann ist doch ganz harmlos, ganz harmlos. Kaugummis, nur Kaugummis. (Es kommt von der anderen Seite der Benny-Page. Er hat Mr. X abgehängt. Er sieht Mortensen, ahnt die Situation und die Gefahr, die droht.) Benny Äh, hallo, Sie, wenn Sie den Herrn von Zimmer 77 suchen, den habe ich eben in der Hamlet-Bar gesehen. Keine Manieren der Mann. Er belästigt eben eine junge Frau, die da nur arglos ihren Aquavit trinken wollte – völlig durchgedreht der Mann. Cowboy halt. Er scheint irgendwas mächtig Unanständiges von ihr zu wollen. Aber so sind sie, die Amis – hä, hä, hä. Wenn ich Sie mal zu dem Herrn führen dürfte – hier lang. (Benny führt Mortensen ab. D. S. mit dem Browning in der Faust, eilt sichtlich besorgt zur Tür 77. Aber da … die Tür öffnet sich.) Egon Kjeld, warum klopfst du denn? Hat doch alles prächtig geklappt hier. (Er reicht Stethoskop und rote Handschuhe und schließlich den roten Koffer raus. Jetzt kommt er selber.) Sagte ich doch, ne Kleinigkeit, ne Fingerübung – Kinderkram. Dänemark ist gerettet! Kjeld! Mir nach! Es lebe die Königin!! (Da saust der Knauf des Revolvers auf Egons Kopf. Egon taumelt – schielt – lächelt und – geht zu Boden. D. S. greift den roten Koffer und Egons Beine, zieht Egon in das Zimmer 77. Börge mit den letzten 2 Ballons will zurück zur Bande. Aber da sieht er, wie ein Putzwagen aus dem Raum geschoben wird. Börge versteckt sich. Aus dem Wagen taumelt ein Kopf hoch – Egon – verschnürt und geknebelt. Ein kurzer trockener Schlag von D. S., und Egon gibt wieder Ruhe. 35 D. S. … Schlafen … schlafen … nichts weiter … (D. S. schiebt den Wagen ab. Heimlich verfolgt von Börge.) Black out 10. Szene Yvonnes Wohnung Auf dem Sofa liegt ein völlig erschöpfter Kjeld. In der Mitte des Raumes das Hochzeitskleid für Fie, diesmal hat es Benny erwischt, er dient als Kleiderpuppe, er schielt ständig zur Tür. Yvonne mit Schere und Stecknadeln, zuppelt am Schleier rum. Yvonne Hör mal Benny, so geht es aber nicht, zappel nicht so rum – schließlich soll wenigstens das Kleid fertig werden. Das Hochzeitskleid, ach … wenn schon sonst nichts klappt. Mit den Millionen und so … und ihr Pfeifen – entlassen! Und Egon, dieser Versager, absolut sunil und verkalkt. Und überhaupt, Kjeld, wo ist eigentlich Börge? Halt still Benny! Er war den ganzen Tag nicht da. Er weiß doch, daß heute abend der Schwangerschaftskurs ist. Die kleine Fie wird jeden Moment hier sein. Das arme Kind. Benny Uns wär lieber, Egon käme endlich, nicht wahr Kjeld? Hä hä hä. Kjeld Ja, wo bleibt Egon, er müßte es doch geschafft haben. Als ich endlich aus dem Hotel raus war, da hab ich … Yvonne Hört mir bloß auf mit Egon. Der kommt mir nicht mehr über die Schwelle. Dieser Verbrecher. Sunil ist er und verkalkt. Kjeld Yvonnchen, aber Egon hat doch einen neuen Plan. Und wenn mit Egon nichts schief geht – dann bringt er den roten Koffer, und dann brauchst du nie mehr … Yvonne Egon, Egon, Egon, Egon! Hast du eigentlich nichts anderes im Kopf als Egon!! Seit Jahren hör ich nur: Egon tut dies, Egon tut das – Benny zappel nicht rum, du Pflaume! Was tut er denn, euer Egon – seine Pläne taugen doch nur noch für den Müll. Seht es doch endlich ein: Egon ist alt geworden, alt und verkalkt. Kjeld Aber Yvonnchen, mein Schatz, wir werden auch nicht jünger! 36 Yvonne Und so was sollte Patenonkel werden für mein Baby, aber … Benny Fies Baby, Yvonne, Fies Baby. Yvonne Ja, ja, ja, ja. Ach ja, Fies Baby. Ja und so was will Patenonkel werden. Aber das sag ich euch … Benny (Wird gepiekst.) Autsch! Paß doch auf! Yvonne! Yvonne … Ohne die eine oder andere kleine Million, die man seinem Patenkind zustecken sollte, wird da nichts draus. Da kann er mir gestohlen bleiben. Benny Wenn du dich mal nicht in Egon täuschst, Yvonne. Er hat sich doch immer wieder … Yvonne Ihr seid doch genauso Versager, das hat meine Schwester auch gesagt. Ihr schaffts ja nicht mal, son paar Spielsachen, son paar Teddybären übers Band zu schieben, ihr kriminellen Elemente. Ganovenpack, Hilfsverbrecher. Und wo habt ihr meinen Börge gelassen – ihr Kidnapper – ihr Gesindel – ihr krimininologischen Mißgeburten. (Esklopft.) Kjeld / Benny Egon! Yvonne Börge? Gunnarson Gunnarson! Streifenpolizist Gunnarson! Entschuldigen Sie den Überfall aber … (Er klaubt einen Notizblock aus der Uniformjacke.) aber … routinemäßige Kontrolle! Alle einschlägig bekannten Zeitgenossen mit krimineller Vergangenheit werden überprüft. Sie wissen, die Königin – Geburtstag und so … (Er faßt sich an den dicken Kopfverband.) Kjeld Tuts weh? Gunnarson Nur wenn ich lache. Yvonne Wie alt wird sie denn nun eigentlich, die Gute? Gunnarson (Zieht die Schultern hoch.) Zur Sache. Hier soll also ein gewisser, (Er schaut auf den Block.) ein gewisser Eugen Olsen verkehren … Alle Egon – Egon Olsen. 37 Gunnarson Ach was, ja, Egon Olsen! Natürlich, ein notorischer Verbrecher, mehrfach vorbestraft. Könnten Sie bitte einige Angaben über ihn machen? Wo hält er sich zur Zeit auf. Kjeld Ist das so ein Kleiner mit dunklem Anzug? Benny Mit Melone und Zigarre? Yvonne Und einer geschmacklosen Krawatte? Gunnarson Ja, ja genau, so wurde er mir beschrieben. Sie kennen ihn also? Alle Nein. Nie gesehen. Gunnarson Aber Sie sagten doch eben, daß dieser Eugen äh … Egon also dieser Olsen … (Es klopft erneut.) Kjeld / Benny Egon? Yvonne Börge? (Die kleine Fie kommt. Wieder schwer bepackt mit Gymnastiktasche, Babysachen, zusammengerollter Matte etc.) Fie Börge? Gunnarson Gunnarson! Streifenpolizist. Yvonne Fie!!! Gunnarson Ja, vielleicht könnten Sie ja einige Angaben über Egon Olsen machen. Mir scheint, dieser Herr ist hier bekannt. Fie Onkel Egon? Ja, den hab ich zuletzt, also mit Börge, meinem Börge gesehen (Sie heult.) Yvonne Also, Herr Inspektor, ich muß schon sagen. Sie sehen doch, in welchem Zustand die Arme ist. Und schaun Sie doch selber! Sehen Sie hier irgendwelche Kriminellen, oder Ganoven oder motorische Verbrecher. Also – wir sind eine anständige Familie. Und wissen Sie: Eins muß ich Ihnen aber jetzt mal sagen: Sie kommen wirklich ganz ungelegen. Wo jeden Moment ein kleiner unschuldiger Däne das Licht der Welt erblicken kann – da ist hier aber kein Platz für Olsens, Verbrecher und andere Kleinigkeiten. 38 Kjeld Ja richtig. Es geht schließlich um was Großes – wir kriegen was Kleines. Benny Ja genau, Kjeld. Was mächtig gewaltig Kleines! Yvonne Und die Königin könnte auch etwas rücksichtsvoller sein – schließlich was kann denn das Baby dafür, daß es … (Sie weint.) Gunnarson (Nun doch etwas verlegen.) Natürlich ich … ich selber habe ja auch eins! Und (Zu Fie.) junge Frau beruhigen Sie sich. Sie verstehen, Pflicht ist Pflicht – aber ich bin ja auch und hauptsächlich Vater … ich wollte ja nur … der Kommissar meinte … (Yvonne schluchzt auf.) Aber, wie soll es denn heißen? Wissen Sie schon … meine Kleine heißt ja Lotta Solveig Margarete – hier auf dem Foto, da ist sie ganz besonders niedlich … Sie hat schon drei Zähnchen … (Während dieser herzergreifenden Szene mit zwei schluchzenden Frauen ist endlich Börge nach Hause gekommen. Er sieht den Polizisten und gibt wilde Zeichen zu Benny und Kjeld – sie verstehen nicht ganz.) Yvonne Börge, endlich – wo bleibst du denn? Da siehst du, was du wieder angerichtet hast – die arme Fie – nun kümmere dich endlich um sie – ganz ruhig Fie – ganz ruhig atmen – nun setzt dich zu ihr – tu was Börge, du bist schließlich der Vater – Börge! (Börge ist ratlos, beugt sich der mütterlichen Gewalt, setzt sich zu Fie.) Gunnarson Ah, der junge Vater, sehr angenehm. Gunnarson. (Sie reichen sich über der Schwangeren die Hände.) Fie (Vergräbt ihren Kopf an Börges Brust.) Oh Börge, es ist alles so schreck- lich. Wir müssen los. Und das Kleine strampelt auch ständig so wild. Ich glaube, ich muß sterben. Und jetzt auch noch die Polizei, und ich glaube auch, du liebst mich nicht mehr, Börge! Börge Ja, ja, ja, wird ja alles gut. Mein Perlchen, mein Juwelchen, mein Marzipandiamant. Wird alles gut, alles gut. Fie Da, Börge, er strampelt wieder. (Börge streichelt den Bauch, aber er ist nicht so recht bei der Sache. Er blickt immer wieder vielsagend zu Benny und Kjeld, gibt Zeichen.) 39 Ach Börge, du liebst mich nicht mehr. Und auch unser Baby … (Sie heult.) Und Egon ist auch … (Schließlich, in seiner Not, fängt Börge an, ein Kinderlied zu singen. Börgeslullaby.) Börge Ja, ja eben, Egon. (Singt.) Oh Egon, Egon, Egon, leider ist was Schlimmes passiert. Denn es lief ja nicht so geschmiert in jenem Zimmer. (Alle horchen verdutzt auf. Aber keiner versteht so richtig, nur Gunnarson.) Gunnarson Aha, der Kleine soll Egon heißen. Netter Name, aber da fällt mir ein … Börge (Nickt, fährt weiter. Zu Benny und Kjeld gewandt.) Ja, ja natürlich, Egon heißt das Kind. (Singt.) Oh Egon, Egon, Egon, Du bist k.o. und völlig verschnürt, weil du die Pistole gespürt. Es ist bald aus – für immer! Bald aus für immer!!! (Jetzt langsam dämmert es den Zweien. Benny und Kjeld bewegen sich zur Tür. Benny trägt immer noch das Kleid. Er legt das Hochzeitskleid Yvonne auf den Schoß.) Benny Ja klar, und jetzt müssen wir los, nicht wahr Kjeld – schließlich haben wir noch ne Menge zu tun. Hä, hä, hä … Kjeld Eben, genau. Schwangerschaftskurs, Hecheln für werdende Väter und ähm auch Großväter. Komm Börge, sonst fangen die ohne uns an. Wir wollen doch nichts verpassen. Börge Oh ja, ohne uns – das wäre schrecklich – nicht wahr, Fie, mein Knuspersmaragd? (Börge ist erleichtert – er küßt Fie auf die Stirn und geht mit den beiden ab. Kjeld dreht sich um, er hat was vergessen – sein „Knuppelfreßpaket“. Kjeld grüßt verlegen und eilt ab.) Fie (Sprachlos.) Ja aber … der Kurs … wie denn … Hecheln ohne mich! Börge! Börge? Er liebt mich nicht mehr, oh Gott! (Auch Yvonne guckt völlig verdutzt.) Yvonne 40 Diese Ganoven – typisch Männer! (Sie wendet sich dem Kleid zu.) Ach Fie, mach dir nichts draus. Ruhig atmen, Fie, ganz ruhig! Aber Herr Gunnarson, es gibt noch soviel zu tun: Der Saum, die Nähte, nicht wahr Fie! Das Kleid sollte doch eine Spur länger … meinen Sie nicht auch? Gunnarson Eigentlich wollte ich ja die Herren einiges fragen … Sie entschuldigen mich … Yvonne Oh, da kann ich Ihnen ja so einiges dazu sagen … Herr Gunnarson! Wenn ich Sie vielleicht mal bitten dürfte … (Sie streift ihm das Kleid über.) Black out 11. Szene Hinterhof eines alten Chemiewerks Es stehen Blechtonnen rum. Ein Kranseil hängt in die Bühne. Auf der Seitenbühne: Das Dumme Schwein. Neben sich verschnürt, wie eine Weihnachtsgans, Egon – Knebel im Mund. D. S. horcht an einer Glastür, dahinter die Silhouette von Mr. X – man hört ihn nur ganz leise flüstern. D. S. Klar Boß. Wird nicht wieder vorkommen – ja, war ziemlich knapp – ja, Bullshit, ja. Aber schließlich hab ich die 10 Millionen für Sie gerettet – was? Ich hab nicht verstanden Boß – ach so, war schwierig, den Kommissar abzuwimmeln. Ja und was mach ich mit ihm? Was soll ich? Ach so, klar Boß. Das übliche, ist auf für ihn besser so. Er weiß zuviel. Klar wird gemacht. Leiche verschwinden lassen – keine Spuren – alles klar Boß. (Will zu Egon – greift zum Browing. Mr.Xflüstert.) Noch was Boß? Morgen abend – großer Auftritt, ich weiß. Parole? Klar kann ich die Parole. Ja, hab ja die ganze Zeit … wirklich Boß! Aber … also gut, wenns sein muß … (Er leiert stockend die Parole: Hamlet, 3. Aufzug, 1. Szene.) Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern des wütenden Genicks … Was? Ja, Geschicks erdulden oder sich waffnend gegen eine See … äh … von Plagen, äh … durch Widerspruch äh … durch Widerstand sie … sie … sie … was enden ich hör ja schon 41 auf. Ach so, durch Widerstand sie enden sterben – schlafen – nichts mehr. Was weiter? Nö Boß, hier ist Schluß! Ach so … sterben – schlafen – nichts weiter. Also Boß, ich muß jetzt an die Arbeit. Was? Ja, die Wikingerrüstung hab ich organisiert – ich weiß ja nicht, muß das wirklich sein … aha, ist dort so üblich. Na gut, Boß. (Eine Hand schiebt sich durch die Tür. Tätschelt dem Dicken die Wange.) Ich muß jetzt wirklich Boß … (Mr. X’ Silhouette verschwindet. Egon hat alles gehört und registriert. D. S. holt jetzt langsam den Browning raus.) (Zu Egon.) Hör mal, Kleiner – eines sag ich dir – son Cowboy als Boß, das ist, das ist … das ist einfach Bullshit. Aber bringen wirs hinter uns … Sterben – schlafen nichts mehr äh … nichts weiter. (Er zielt auf Egons Kopf. Egon schließt die Augen. Da – neben einer Wand sind drei Köpfe aufgetaucht und beobachten entsetzt Egons Tod. Börge. Benny. Kjeld. D. S. setzt ab und schiebt Egon die Melone tief über die Augen.) … oder sich waffnend gegen ein See … von Klagen … ähm Plagen … (D. S. zielt, sieht sich um, ist wohl doch zu auffällig, so ein Schuß.) D. S. Einfach Bullshit. (Er überlegt, sucht, sieht die Fässer neben sich, öffnet und siehe da – Säure – Er hat die Lösung. Er greift sich das „Egonpaket“ und hängt es an das Kranseil. Bedient die Steuerung, läßt Egon hoch fahren und stellt auf „langsames Senken“ ein. Egon hängt kopfunter über der Säure. D. S. zufrieden mit sich, setzt sich auf ein Faß daneben und kramt in der Tasche, holt eine Stulle und ein Tuborg raus. Er beißt den Deckel auf, setzt an – hält inne.) Obs edler im Gestüt, ähm Geblüt die Pfeil und … etc. (D. S. trinkt Tuborg. Börge, Benny und der zitternde Kjeld suchen verzweifelt nach einer Rettung. Zentimeter für Zentimeter fährt Egon Richtung Säurebad. Endlich hat Börge die rettende Idee, und nach einigem Hin und Her opfert Kjeld sein Freßpaket. Benny tauscht geschickt die Stulle von D. S. gegen das 42 Knubbelpaket von Kjeld aus. D. S. greift neben sich – zur Stulle – wundert sich – und versucht, es dann aus der Verpackung zu schälen. Es geht nicht. Einfach Bullshit! Er knubbelt – zupft – reißt – nichts geht. Endlich steht er auf und sucht nach einem Werkzeug, um das vermaledeite Freßpaket zu knacken. Der Countdown läuft: Die drei eilen leise aus ihrer Deckung und versuchen, Egon zu befreien. Benny übernimmt die Steuerung des Krans – will stoppen – aber falscher Knopf. Egon saust einen halben Meter tiefer. Kjeld will helfen und fällt nun selbst fast in den Bottich. Auch Börges Haare erweisen sich als nicht ganz säurefest. Endlich aber, nach einiger Spelastik, gelingt es ihnen, Egon zu befreien – der wiederum völlig beduselt von den Säuredämpfen seine Miezekatze suchen will. Und, um Egons Säuretod vorzutäuschen, schmeißen sie einen Backstein in die Säure – und – als Krönung wird Egons Melone draufgesetzt.) Egon Mietze, Mietze, Mietze … Ja wo ist denn meine kleine Mietzekatze? Komm, Mietzi, komm. Mietz, Mietz, dein Franz Jäger ist da. Ich habe einen Plan für dich, ein Plänchen. Mietz, Mietz. (Sie halten ihm den Mund zu. D. S. kommt, vom Gezische angelockt. Sieht das leere Seil – und eilt zur Säuretonne. Er sieht Egons Hut – nickt befriedigt, packt das Bier ein und zerrt weiter an dem Paket rum.) (Aus der Ferne.) Mietzi, Mietzi, komm kleine Mietzi. Kriegst auch eine Zigarre, ein Zigarrchen … D. S. … See … Plagen … Schleudern … sich wappnend gegen … Widerstand … brechen – nichts mehr weiter! (Brummelnd.) (Er geht ab. Eine Hand greift Egons Melone, zieht sie qualmend an Land, gerettet.) Black out 43 12. Szene Straße in Kopenhagen In gewohnter Weise sieht man die Olsenbande durch die Straßen eilen – ganz hinten Börge. Egon scheint noch etwas benebelt. Er ändert öfter die Richtung. Die Bande folgt resigniert. Plötzlich stoppt Egon. Egon Mietz, Mietz, Mietz – Hört endlich auf mit diesem Katzenjammer! Ich habe einen Plan! Benny (Lächelt süß-sauer.) Mächtig gewaltig, Egon. Hä, hä, hä! Kjeld Ruh dich erst mal aus, Egon, du bist doch auch nicht mehr der Jüngste, laß uns ein Bierchen trinken, oder zwei oder fünf … und vor allem was essen. Mir hängt der Magen schon wieder … Egon Was heißt hier, nicht mehr der … Ihr Anfänger, Amateure, verfressene Mollusken. Benny Ja, halt die Klappe, Kjeld! Kannst du denn an gar nichts anderes denken? Kjeld Doch, Benny, doch. Aber schließlich wars ganz schön anstrengend, und ich habe auch große Opfer gebracht für Egons Rettung. Benny Die Stulle hättest du sowieso nicht aufgekriegt! Nie, niemals nie, hä, hä, hä. Egon Der rote Koffer. Die 10 Millionen. Das königliche Diadem. Die Königin. Kjeld Ja, Egon, aus und vorbei. Wär ja zu schön gewesen. Egon Nein eben nicht aus und vorbei. Das Königliche Theater, die Operngala. Wir steigen in das Theater ein. Benny Ach Egon, laß mal. Wir schaffens auch so. Kjeld und ich … machen … Egon Es ist keine Kunst, ein Theater zu knacken. Und sind wir erst mal drin – werden wir diesem Mr. X und seinem Dummen Schwein und diesem, diesem Theaterdirektor mal kräftig in die Suppe spucken. 44 Kjeld Diese Theaterleute sind doch aber unberechenbar, Egon. Wenn das mal gut geht. Egon Ach Quatsch. Alles ne Frage des Timings und der Kunstfertigkeit. Benny Ja, dann laß mal hören, Egon. Was hast du denn so gedacht? Egon Also. Wir brauchen: Eine Schere, eine Wikingerrüstung, Shakespeares „Hamlet“ 3. Aufzug, 1. Szene, einen roten Koffer, ein falsches Diadem und einige Instrumentenkoffer. Die Aktion startet morgen abend, Punkt 20 Uhr 17. Königliches Theater, Bühneneingang. Benny Egon, du meinst wirklich … mächtig gewaltig, so ein Theater! Kjeld Ja und gefährlich. Und morgen wollte Yvonne doch eine kleine Feier – im allerengsten Familienkreis … wo die kleine Fie doch bald … und auch Börge sollte dabeisein. Yvonne hat doch … will doch … meint doch … Egon Benny! Du gehst in einen Kostümverleih. Benny Alles klar Egon. Egon Kjeld. Du wirst Hamlet auswendig lernen. 3. Aufzug, 1. Szene. Kjeld Das ist doch nicht dein Ernst. Da war ich nie gut drin, im Auswendiglernen. Mensch, Egon. Nicht Hamlet. Bloß nicht Hamlet – Egon! Egon Und du, Börge, du … du wirst deine Mutter und Fie beruhigen. Börge (Maulig.) Ach Onkel Egon, das mit Hamlet, das könnte ich doch … wir hatten in der Schule … Egon Den Rest besorge ich, die falschen Klunker und so. Noch Fragen? Kjeld Ja Egon, aber ich muß noch … nicht den ganzen Text! Das ist ja so viel (Im Abgehen.) Und dann hat das auch ein Ausländer geschrieben. Wir Dänen sollten doch … Egon Mir nach! Kjeld Benny, Hamlet, das kann ich nicht, das ist zu schwer. Das kann ich nicht. 45 Benny Doch, doch, Kjeld, du schaffst das – du hast so was Denkerisches, Grüblerisches, so was Intellektuelles und bei deiner Statur – das ist deine Rolle. Deine Prinzenrolle. Kjeld Mensch, Benny – Wenn ich das Yvonnchen sage … Benny (Reibt die Finger.) Schein oder nicht Schein, das ist hier die Frage. Black out Zwischenszene Vor dem Königlichen Theater Bühneneingang Seitenbühne: beim Fahnenmast. Gunnarson ist beauftragt, die dänische Flagge hochzuziehen. Es ist der Abend des großen Ereignisses. Der Geburtstag der Königin. Gunnarson lockert sich mit Karateübungen, Mortensen kommt eilig herbei. Er ist ziemlich aufgeregt. Mortensen Lassen Sie das. Gunnarson. Hören Sie auf mit diesen asiatischen Kindereien. Heute ist der Tag der Tage, wir nähern uns der Stunde X sozusagen. Eine Stunde, wo sich der wahre Däne bewähren muß – und zwar nicht durch solche chinesischen Turnübungen – sondern durch Geist, Intelligenz, Weitblick und vor allem durch Kontrolle. Gunnarson, Kontrolle. Alles was auf zwei Beinen gehen kann, wird zur Zeit kontrolliert. Alles … Alles. Jeden Moment wird die Königin in der Staatskarosse eintreffen. Natürlich durch den Haupteingang. Und da, da werde ich persönlich … Sie verstehen … Aber auch am Hintereingang, Gunnarson, überall lauern Gefahren – Bombenleger, Anarchisten – Demokraten – Künstler – alles muß überprüft werden. Alles. Natürlich mit dem nötigen Augenmaß. Wenn Sie wissen, was ich meine. Gunnarson Ich weiß. Ja natürlich alles … obwohl … (Gunnarson versucht, die Fahne zu hissen, wird aber ständig unterbrochen.) Mortensen 46 Halten Sie die Augen offen, Gunnarson! Allerhöchste Sicherheitsstufe. Die Heimat ist in Gefahr. Die Monarchie braucht Sie. Die Königin vertraut auf Sie … Dänemark baut auf Sie! Gunnarson Herr Kommissar, in aller Bescheidenheit, ich habe herausgefunden, wie alt sie wird. Unsere Königin wird heute … Mortensen Bleiben Sie bescheiden, Gunnarson. Um Gottes willen, bleiben Sie bescheiden und halten Sie die Augen offen. Es lebe die Königin (Ab.) (Gunnarson salutiert – erinnert sich, daß er eigentlich die Flagge hissen sollte, er zieht hoch – aber – Vier Herren mit Hut, weiten Mänteln und Instrumentenkoffern eilen Richtung Bühneneingang. Gunnarson wendet sich den Musikern zu, will kontrollieren.) Egon Unmöglich, es ist in F-Dur(Er hat die Noten vor sich.) Benny Aber ganz und gar nicht … eher in Ar-Dur oder Fies-Dur, was meinst du. Kjeld Ja, ich weiß nicht, obs nicht eher Schißmoll ist oder Freß-Dur. Egon Lausiger Amateur. Es ist natürlich F-Dur. Gunnarson Wenn ich dann mal in die Koffer schauen dürfte. Sie entschuldigen, aber die Königin … (In diesem Moment hat Benny mit einer Schere die Leine der Fahne durchschnitten. Die Flagge saust runter und deckt Gunnarson vollständig zu. Die Musiker verschwinden im Theater. Gunnarson versucht, sich auszuwickeln.) Warten Sie, meine Herren, ich bin gleich soweit, warten Sie … Egon (Im Off.) Oder doch eher X-Dur, meine Freunde X-Dur. Black out 47 13. Szene Im Königlichen Theater Hauptbühne. Von rückwärts gesehen. Man blickt quasi durch die Hinterbühne durch – auf den gegenüberliegenden Zuschauerraum. Man sieht Kulissen – aber von der Rückseite ganz hinten der „Rote Hauptvorhang“ noch geschlossen. Man hört Zuschauergemurmel – Einlaß. Auf der Bühne reges Treiben. Inspizient, Bühnenarbeiter, Komparsen (evtl. der eine oder andere Musiker) tummeln sich. Premierenstimmung – Aufregung, schließlich ist die Königin da. Es werden Kulissen hin- und hergeschoben. Hinter einer dieser Kulissen, die getragen wird, ein Pappgebüsch, sieht man vier Beinpaare – Man hört Flüstern. Benny Kjeld, latsch mir nicht dauernd auf die Füße, du Tollpatsch. Kjeld … Alpträume sag ich dir, die ganze Nacht Alpträume, Egon, und ständig purzelten Sätze durch den Traum – sterben schlafen – sterben. Mensch, Egon, das geht schief, das geht schief. Sterben … sterben … sterben … immer nur sterben. Egon Es ist alles geplant bis ins letzte Detail. Sei leise Kjeld. Uhrenvergleich (Vier Arme tauchen auf.)Es ist genau 20 Uhr 12. Benny, du knackst wie besprochen diese Abstellkammer und tauschst die Schilder aus – aber warte auf mein Zeichen. Kjeld, hör endlich auf mit diesem erbärmlichen Gesabbel. Du hältst dich mit dem roten Koffer bereit und gehst nach dem Direktor in die echte Requisitenkammer, hier links. Und laß dich auf kein Gespräch ein. Sag die Parole, gib den Koffer, und nimm das Diadem. Dann wirst du … du kannst doch die Parole! Kjeld! Kjeld Parole? Ja, ja ähm … obs … elender im Geblüt die Pfeil und … Egon Du Rhinozeros, obs edler im Gemüt, die Pfeil und … na? Kjeld … edler im Geblüt die Pfeil und Keulen … Benny Stell dich nicht so an, Kjeld. Als guter Däne solltest du aber den Hamlet schon aufsagen können. Börge Vielleicht sollte doch besser ich für Papa … ich hatte in der Schule: Obs doller im Gemüt die Pfeil … Egon Quatsch Börge. Du hast nicht die Statur deines Vaters. Also hör zu Kjeld. Dir bleiben nur noch 5 Minuten. 48 Kjeld Ja eben. Oh Gott, sterben – schlafen – sterben … Egon Börge, du wirst den Direktor ablenken und ich … ich werde dafür sorgen, daß das Dumme Schwein nicht zur echten Requisite findet. (Egon mit Blick auf die Uhr.) In wenigen Sekunden wird die Nationalhymne anfangen – die Königin ist da. (Die dänische Nationalhymne. Man hört, wie Hunderte von Zuschauern aufstehn. Auch unsere Vier, als gute Dänen, kommen hinter der Kulisse hoch. Egon und Börge tragen die Kittel der Bühnenarbeiter. Benny trägt einen Frack und Spitzbart. Kjeld eine imposante Wikingerrüstung. Mortensen und Gunnarson überqueren die Bühne.) Mortensen Zurück auf Ihren Posten, Gunnarson – wir können nur hoffen, daß diese Musiker keine Anarchisten waren – halten Sie die Augen offen. Ich selbst werde in der Fürstenloge erwartet. Die Königin – Sie verstehen. (Die Bande ist wieder hinter der Kulisse abgetaucht, nur der Wikinger memoriert bibbernd.) Kjeld Oder sich waffnend gegen eine See im Plagen. Ähm eine See von Plagen, ach, Yvonne, warum ich – warum ausgerechnet ich! sterben – schlafen – sterben … (Mortensen schaut dem Wikinger zu, lächelt, applaudiert kurz und eilt weg …) Mortensen Eigenartige Leute, diese Künstler. Jetzt zur Loge!(Ab.) (Die Hymne läuft immer noch. Auf Egons Zeichen knackt Benny mit Bohrer die Kammer. Egon dirigiert – Benny bohrt. Die Kammer ist offen. Benny tauscht das Schild – jetzt steht Requisiten an der Tür. Er verschwindet in der Kammer. Er könnte der Zwillingsbruder des Direktors sein. Die Hymne ist beendet – die Rede der Königin beginnt. Egon gibt Zeichen zu Kjeld, gleich ist es soweit – Blick auf die Uhr.) Egon (Zählt.) 5 4 3 2 1 0 – Black out! – Black out im Theater 49 Erst Stille – Dann ein Schrei. Das Licht geht wieder an. Aufgeregtes Murmeln im Saal – Was ist passiert? Man hört die Stimme des Theaterdirektors. Direktor Herrschaften! Bitte meine Herrschaften! Keine Aufregung, nur keine Aufregung – Nur ein kleines technisches Malheur, sozusagen ein Fauxpas, es sah einen Moment so aus, als wären … aber ich versichere Sie, nur einen Moment – es sah so aus, als wären die Kronjuwelen verschwunden. (Gemurmel.) Aber … dank der Aufmerksamkeit unserer Polizei fand eben unser allseits geschätzter Kommissar Mortensen das königliche Diadem am Boden der Loge – und soeben hat Ihre Majestät dieses einzigartige Schmuckstück wieder aufgesetzt. Es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung! Ich selber werde mich hinter die Bühne begeben, um die Ursache der kleinen Panne herauszufinden. Meine Herrschaften, darf ich Sie also bitten, wieder Platz zu nehmen. Majestät, darf ich auch Sie bitten. Nehmen Sie Platz Herrschaften! Die Ouvertüre beginnt sogleich. Es lebe die Königin! Es lebe Dänemark! (Tosender Applaus. Während dieser Rede ist D. S. auf der Hinterbühne erschienen. Er trägt eine imposante Wikingerausrüstung und einen roten Koffer. Er sucht die Requisite. Egon aber hat sich mit dem Gebüsch und Kjeld vor diese Tür gestellt. Kjeld ist natürlich versteckt. In diesem Augenblick beginnt die Ouvertüre, und der Theaterdirektor betritt die Hinterbühne. Börge eilt beflissen und holt sich ein Autogramm.) Börge Verzeihung, würden Sie hier unterschreiben, für meine Autogrammsammlung – danke – ich bin ein großer Bewunderer. Vielen vielen Dank. (Der Direktor geschmeichelt, sieht nicht, wie ein dicker D. S.-Wikinger die falsche Kammer betritt. Er wendet sich der echten Requisite zu und tritt ein. Egon hat das Pappgebüsch weggedreht, und auf Zeichen betritt der Kjeld-Wikinger hinter dem Direktor die Requisite. Auch er mit rotem Koffer. Und nun die Parole. Rechts und links, lieblich untermalt von der Ouvertüre, beginnen zwei dicke Wikinger synchron Hamlets Monolog 3. Aufzug, 1. Szene. Jeweils belauscht von Egon und Börge. Die Zwillingsdirektoren nicken. Nun die Übergabe des Diadems – links und rechts.) 50 Direktor und Benny-Direktor Es erübrigt sich wohl, nachzuzählen, Vertrauen gegen Vertrauen! Und schließlich sind wir alle Gentlemen, nicht wahr. (Die Wikinger nicken eifrig.) Benny-Direktor Und grüßen Sie meinen amerikanischen Freund. Der Rest … ja, der Rest ist Schweigen. (Zur selben Zeit zieht unsere gute Yvonne die schwangere Fie über die Bühne. Dicht gefolgt von Gunnarson.) Gunnarson Natürlich bin ich auch Vater, aber … und auch wenn wir uns kennen. Natürlich, aber trotzdem, ohne Kontrolle können Sie hier nicht rein … Yvonne Und ich sage Ihnen, die müssen hier irgendwo sein, die Kidnapper. Bleib ganz ruhig Fie, ruhig atmen! Wir werden Börge schon finden. Diese Ganoven! Und nachdem Kjeld die ganze Nacht so komische Sachen gesagt hat … obs edler im Gestüt … und was von Pfeil und Keulen – da wußte ich – das kann nur Theater sein. Und da kommen Sie mir ganz recht, Sie Polizist. Statt dumm rumzustehen, verhelfen Sie einer werdenden Mutter zu ihrem Ehemann. Ruhig atmen, Fie, ganz ruhig atmen. Gunnarson Ja, ja natürlich, aber, ich habe auch Pflichten gegenüber der Königin. Auch sie ist mehrfache Mutter und Großmutter. Sie wird übrigens heute … (Der Kopf des Inspizienten taucht neben dem Pult auf.) Inspizient Psst, die Ouvertüre läuft. Yvonne Ganz ruhig, Fie, wir finden ihn schon – und wenn ich Egon in die Finger kriege, der kann was erleben. Ruhig, Fie, ganz ruhig atmen. Gunnarson Aber ich sage Ihnen … ohne Kontrolle können Sie nicht … (Die drei gehen ab. Börge hat sich bei Egon hinter dem Pappgebüsch versteckt, und jetzt tragen die beiden die Kulisse als Sichtsperre in die Bühnenmitte, denn soeben verlassen unsere Zwillingspärchen ihre Kammern – ohne sich zu sehen, gehen sie nach hinten, Richtung Ausgang. Egons Plan gelingt – oder doch nicht. Yvonne mit Anhang kommt zurück.) 51 Yvonne Ja, ja psst, psst, psst. Überall nur psst, psst! Müssen die hier alle so unfreundlich sein. Schließlich gehts bei uns doch ums wirkliche Leben und nicht um … um … um K … Egon Olsen!!! (Die Ouvertüre kommt kurzeitig aus dem Takt. Egon erschrickt furchtbar, gerät auch aus dem Takt.) Börge Mama, du hier? Und Fie, du mein Kaviarperlchen. (Das Pappgebüsch fällt, und jetzt passiert, was passieren mußte. Ein dicker Wikinger trifft sein Spiegelbild. Ebenso sieht sich ein spitzbärtiger Theaterdirektor gespiegelt. Der rote Koffer ebenfalls. Und nun, „oh Magie des Theaters“, beginnt ein seltsamer Tanz. Mit graziler Virtuosität spielen unsere „Olsens“, ich bin dein Spiegelbild. Sie spielen um ihr Leben. Alles geht gut, bis – ja bis der heimtückische Theaterdirektor beginnt, den Koffer zu öffnen, und leider Benny ebenso. Nur eben, Benny hat die Geldscheine, 10 Millionen – der Direktor Programmzettel vom Theater. Und jetzt überschlagen sich die Ereignisse. D. S. attackiert nun sein Spiegelbild, wird aber vom Schrei gestoppt.) Yvonne Kjeld!!! (Ouvertüre gerät aus dem Takt. Yvonne greift sich Kjeld, bevor D. S. richtig zulangen kann. Er wendet sich nun den 10 Millionen zu – also zu Benny, der versucht, abzuhauen. D. S. greift den Koffer und zieht den Totschläger. Egon stürzt sich todesmutig auf seinen Rücken, klammert sich an der Rüstung fest.) Egon Du erbärmliches Wikingerrhinozeros. Du Totschlägerqualle, Molluske. Benny Egon, würg ihn! (Und noch bevor D. S. Benny niederknüppeln kann, hat er seinen Wikingerhelm tief im Gesicht und schlägt nun blind um sich, trifft leider Gunnarson, der eben mit Karategriffen versucht, den Direktor zu stoppen, der von Kjeld das Diadem zurückhaben will. Gunnarson taumelt und fällt nun Yvonnchen in die Arme, die sich schützend zwischen Kjeld und Direktor gestellt hat, jetzt ist für diesen der Weg zum Diadem frei, aber Börge hat das Pappgebüsch als Waffe gegriffen und will seinerseits 52 seinen Wikingervater unterstützen, fliegt aber von D. S. gestoßen in die Gasse, vorbei an Fie, die entsetzt den Vater ihres Kindes schon tot sieht.) Fie Börge! Wohin willst du … Börge, du liebst mich nicht mehr. (Der Direktor schafft es nun, Kjeld das Diadem abzunehmen. Aber mit Hilfe Fies ist Börge wieder unterwegs mit seinem Pappgebüsch. Der Direktor will mit seiner Beute fliehen, bekommt nun aber das Pappgebüsch dermaßen ins Kreuz, daß auch er taumelt und in den Schlagbereich von D. S. kommt, der blind zuschlägt. Knock out für den Direktor. Das Diadem fällt. D. S. schüttelt jetzt Egon ab, der ebenfalls in die Gasse fliegt – zum Inspizienten.) Egon Es lebe Dänemark. (D. S. hebt nun seinen Helm hoch. Er sieht das Diadem, will danach greifen, aber die kleine Fie kommt ihm zuvor. Sie hat nun das Diadem.) Fie Onkel Egon, Was soll ich denn jetzt … ? (D. S. mit rotem Koffer, will aber die ganze Beute. Er geht bedrohlich auf Fie zu, sie rückwärts.) (Stammelt.) Börge, Börge, Börge (Hält das Diadem weiter in der Hand.) (Börge aber liegt mit seinem Pappgebüsch nun auch am Boden. Er ist mit Kjeld zusammengestoßen, sie behindern sich gegenseitig beim Aufstehen. D. S. greift nach Fie, nimmt ihr das Diadem ab. Und plötzlich – ein markerschütternder Schrei – bei Fie haben die Wehen eingesetzt. Das Dumme Schwein erstarrt. Alle erstarren – auch die Ouvertüre. Und in die Stille hinein, ganz sachlich.) Egon Ouvertüre beendet, Zug 3 abfahren. (Zug 3 fährt. Und fährt seine Kulisse auf den Kopf vom Dummen Schwein – dieser taumelt, lächelt, schielt und geht schwer zu Boden.) D. S. Oh Bullshit … Egon (Ins Mikrophon.) Bitte Sanitäter auf die Hinterbühne. Ein kleiner Däne wird geboren. Dänemark ist gerettet. (Er kommt hervor, greift sich den roten Koffer und das Diadem.) 53 Es hat geklappt! Ich wußte es, ich habe es immer gewußt. (Yvonne und Börge kümmern sich um die stöhnende Fie. Sanitäter kommen mit einer Trage, heben Fie rauf, gehen los. Benny und Kjeld eilen zu Egon, sie wollen auch los.) Benny Du bist der Größte, Egon … Kjeld Verdammt, das war knapp, Egon. Hast du gehört wie ich den Hamlet aufgesagt habe. Obs edler im … Egon (Lächelt.) Mir nach. (Da kommt Mortensen in ihren Abgang rein. Er sieht den vermeintlichen Direktor, Benny.) Mortensen Herr Direktor – ich habe Schreie gehört – irgendwelche Vorkommnisse? Irgendwas passiert? Benny Oh, Schreie? Hä, hä, hä, hä. Ach ja, Schreie, ja waren mächtig gewaltig, nicht wahr, kommt aber bei uns öfter vor – Künstler, Sie verstehen? Ansonsten alle technischen Probleme gelöst. Hä, hä, hä, hä. Alles nur Theater. Herr Kommissar, ich danke Ihnen für Ihren Einsatz. Bis gleich. (Er gibt Mortensen die Hand.) Und bleiben Sie wachsam! Mortensen (Geschmeichelt.) War mir eine Ehre, Herr Direktor! Alles unter Kontrolle. Keine besonderen Vorkommnisse. Alles bestens. Und grüßen Sie die Königin von mir. Alles nur Theater. (Er dreht sich um, sieht die Bühnenleichen – erstarrt.) Black out 54 14. Szene Vor dem Königlichen Theater am Tag danach Seitenbühne vor dem Fahnenmast. Mortensen und Gunnarson – dieser mit dickem Kopfverband, holen die dänische Flagge ein. Gunnarson versucht, den Knoten aufzukriegen. Er knuppelt, beobachtet von Mortensen, am Seil rum. Mortensen Tuts noch weh? Gunnarson Hm, was? Mortensen Obs noch weh tut, Gunnarson! Gunnarson Äh, hm. (Er nickt vorsichtig.) Nur wenn ich lächle. Mortensen Verstehe … Verstehe … aber … für Dänemark und die Königin darf uns kein Opfer zu groß sein! Und als ich Sie da habe liegen sehen, Gunnarson, mitten unter diesen Verbrechern – ergreifende Szene … Eine stille Tragik war zu spüren, ein Drama … kommen wir zur Sache. Diesen Wikingerganoven haben wir natürlich festgenommen! Obwohl mir erst nicht ganz klar war, was da eigentlich gespielt wurde … (Faselt.) Pfeil und Schleudern, wütendes Genick – Geblüt, oder Blüten oder so ähnlich – sterben, schlafen. Nun, zum Schlafen wird er jetzt erst mal reichlich Gelegenheit haben. Diesem heimtückischen Direktor war ja erst überhaupt nichts zu beweisen. Er stritt alles ab. Aber als heute früh im Königshaus das echte Diadem eingetroffen ist, mit der Post, Gunnarson, stellen Sie sich vor, die Kronjuwelen mit der Post, der dänischen … Gunnarson Hm … wo die immer Verspätung haben, Herr Kommissar. Meine Frau hat neulich auch so ein Paket … Mortensen Na ja, die Verblüffung war groß! Aber da hat er gestanden, der feine Herr Theaterdirektor, und diese Riesensauerei zugegeben. Gunnarson Ich hab ihm ja von vornherein nicht über den Weg getraut, aber Sie meinten, daß mancher gleich, wenige aber gleicher … Mortensen Ja, ja, ja, Gunnarson! Ärgerlich nur, daß dieser Mr. X es geschafft hat, abzuhauen. Sitzt jetzt in Texas, brütet bestimmt weitere Schweinereien gegen die Königin aus. Dabei war ich so nah an diesem Ganoven dran, so nah. Gunnarson Ich hatte diesen Mann auch schon ins Auge gefaßt. Aber leider war gerade Mittag und da … 55 Mortensen Ich werde uns natürlich zur Beförderung vorschlagen, Gunnarson, ohne uns wäre dieser Riesenschwindel wohl nie aufgeflogen. Niemals! Gunnarson Nicht auszudenken, Herr Kommissar, die Kronjuwelen in Texas. Mortensen Ja, schrecklich, nicht wahr, widerlich, pervers, eine Gemeinheit! Apropos Gemeinheit. Dieser Egon Olsen. Eine sehr zwielichtige Existenz. Ich weiß nicht, dieser Olsen … Gunnarson Eine dubiose Geschichte, Herr Kommissar. Mortensen Bleiben Sie dran. Diesem Olsen und seinen feinen Freunden ist zwar nichts zu beweisen. Aber bleiben Sie dran. (Die Fahne ist endlich eingeholt. Beide salutieren vor der Flagge, Gunnarson hat heftige Kopfschmerzen.) Dieser Olsen ist gefährlich für Dänemark. Sehr gefährlich – bleiben Sie dran. Black out 15. Szene Parkbank Eine Woche später. Egon sitzt auf der Bank, vor ihm ein Kinderwagen mit dem frischgeschlüpften Baby: Egon II. Egon, eine dicke Havanna zwischen den Zähnen, lächelt süß-sauer, macht einige Faxen zum kleinen Egon. Dieser fängt fürchterlich zu krähen an. Egon Ja, ja, ja, ja, ist ja gut, du kleiner Scheiß … du kleines Egonchen, du … Gully, gully, gully … (Egon hat den roten Koffer auf den Knien. Er schaut auf die Uhr. Benny kommt. Er ist auf dem Sprung.) Benny, wo bleiben denn Yvonne und Kjeld? Ich warte hier schon seit… Benny 56 Mensch Egon, tut mir ja leid aber … du, Egon, ich brauche noch mal 40.000 – Sundborg, dieses miese Schlitzohr, will nun doch 120.000 für den neuen Chevy. Nein, sag nichts, Egon – ist ne Stange Geld, aber mächtig gewaltig die Karre, ein „Belair 58“, ideales Fluchtauto. Egon! Sundborg wartet. Mensch, Egon, könntest du mal im Köfferchen – Egon! (Egon seufzt, aber greift gottergeben in den roten Koffer, drückt Benny die Scheine in die Hand.) Egon Benny, ihr solltet nicht zuviel auf einmal … das fällt auf! Nur kein Aufsehen … Benny Egon, du bist der Größte! (Zum Baby.) Gully, gully, gully. Du, Egon, ich glaube, du müßtest mal … der riecht schon mächtig gewaltig. (Egon will was sagen – aber Benny ist weg. Er ruckelt ärgerlich am Kinderwagen. Kjeld und Börge, auch sehr in Eile.) Egon Na endlich. Ich dachte schon, ihr würdet nie … Börge, vielleicht könntest du mal das Ding da … ich meine den kleinen Egon … Kjeld Nein, Egon, Börge und ich müssen los. Du weißt, Yvonne … Börge Hallo, Onkel Egon! Kjeld Also Egon. Wir müssen doch das kalte Büfett(Holt Zettel.) bezahlen. 2.000 Kronen. Dann die Anzüge für Börge und mich, 700 und 1.200 Kronen. Yvonne hat ne Liste gemacht. Also – der Pastor kriegt … Egon, findest du nicht, daß es hier etwas streng riecht? Börge, riechst dus auch? Also der Pastor kriegt 300 Kronen, 800 für „Pungaard“, das sind die Bouquets, Egon, wunderschön wirklich. Dann für die neue Sitzgruppe von „Alsing“ das wären … Egon Aber war das denn nötig! Die alte war doch sehr hübsch. Kjeld Yvonne meint, man will ja nach der Feier auch noch gemütlich sitzen, Egon, und ich finde auch, daß wir endlich eine schöne neue … Egon Wieviel? Kjeld 7.000 Egon, das war ein Schnäppchen, aus Buche und mit grünen Sitzpolstern, sehr gemütlich … Egon Wieviel insgesamt! 57 Kjeld Summa summirium 27.822 Kronen und 30 Öre. Egon, guck nicht so. Yvonne meinte, da wären wir aber noch günstig weggekommen. Ihre Schwester hat für die Hochzeit ihres Sohnes mindestens … (Egon drückt ihm das Geld in die Hand. Kjeld will schwitzend ab.) Danke, Egon, danke! Egon Und ihr solltet auch noch ein paar Windeln, der Kleine riecht schon … Kjeld Börge! Komm beeil dich. Mama wartet … das Taxi!!! Börge! (Yvonne im neuen Pelzmantel.) Yvonne Wo bleibt ihr denn … Es ist noch soviel … ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Ach Egon, hast du dem Kleinen das Fläschchen gegeben? Ja? Und denk dran, wenn er sich freistrampelt, gleich zudecken. Ja? Hier riecht es aber komisch – Egon. Und du Börge, steh nicht rum, wir müssen die kleine Fie von der Schneiderin abholen. Wo ihr mein Hochzeitskleid ja nun nicht mehr passt, ohne den Bauch. Mein Gott! An alles muß man selber denken! Ach, Egon, hast du Kjeld das Geld für „Ewaldsen“ schon gegeben, ja? Egon Ewaldsen!? Geld? (Kjeld schaut verlegen weg.) Yvonne Der Kürschner Ewaldsen. Pelze en gros. Man will ja auch nicht in Sack und Asche in der Kirche stehen! Er steht mir doch Egon, nicht wahr! Könnte in der Taille ein Spürchen schmaler sein. Aber, na ja. Also dann … Egon Yvonne, könntest du vielleicht … (Er deutet auf das Baby.) Yvonne Gully, gully, gully … sieht er nicht süß aus, unser kleiner Egon, Egon! (Sie drückt Egon ein Küßchen auf die Stirn, auch dem großen Egon.) Das Taxi wartet. Kjeld! Denk an das Geld. Börge! Wiedersehn Egon! (Sie rauscht davon.) Egon 58 Wieviel? Wieviel? (Er zeigt mit Finger.) (Kjeld traut sich nicht, schüttelt den Kopf.) 2 … 3 … (Kjeld schüttelt Kopf.) 4 … 5 … 6 … 7 … 8 … (Kjeld nickt.) 800.000 Kronen für dieses bißchen Fell. Hätte es ein billigerer nicht auch getan? Kjeld Du kennst doch Yvonne! „Wenn schon, denn schon …“ Wo sie doch jetzt Großmutter ist. Da sollte man nachsichtig mit ihr sein. Sie ist doch so stolz … Yvonne (Aus dem Off.) Kjeld! Börge! (Kjeld grinst, stopft das Geld in die Tasche und ab. Börge hat sich seinen Sohn angeschaut.) Börge (Singt.) Ach Egon, Egon, Egon. Ich bin ja nur aus Liebe zu dir … Hoffentlich hat er deine Intelligenz, Egon. (Er will gehen, dreht sich aber noch mal zu Egon.) Danke, Egon! (Egon ist gerührt. Er winkt Börge nach. Ein altes Mütterchen kommt mit dem Terrier Viggo und einer Sammelbüchse. Sie hält Börge auf.) Mütterchen Fürs Tierheim, der Herr! (Börge steckt eine Krone in die Dose und geht. Das Mütterchen wendet sich Egon zu.) Eine Spende fürs Tierheim, junger Mann. (Egon, der eben wieder den kleinen Egon geruckelt hat, verdreht die Augen, drückt der Frau aber 100 Kronen in die Hand. Er ist tierlieb.) Oh, vielen Dank Herr. Vielen vielen Dank. Viggo, laß den Herrn in Ruhe. Vielen Dank, sehr großzügig! Viggo.(Sie geht nach hinten.) (Gunnarson mit Pflaster auf dem Kopf schiebt Streife. Das Mütterchen geht auf ihn zu, in der Hand den 100-Kronenschein, will sammeln. Egon ruckelt das Baby. Gunnarson kramt in der Tasche. Dann schöpft er Verdacht, bittet die Frau um den Schein, hält ihn gegen das Licht – stutzt. Dann tuschelt er mit der Frau, sie zeigt auf Egon.) Black out 59 16. Szene Hochzeit in Albertslund Bühne leer, ganz hinten: Das Tor. Eine aufgeregte Festgesellschaft ist auf der Bühne. Sie schauen immer wieder in eine bestimmte Richtung. Börge und Fie im Hochzeitsgewand. Yvonne im etwas zu kurzen weißen Pelz. Kjeld im Anzug, mit Nelke im Knopfloch. Benny ebenso, die beiden mampfen dänische Würstchen: Polser. Das Baby Egon im Kinderwagen. Yvonne (Trippelt an der Rampe.) Wo bleibt er denn? Kjeld! Hör auf, ständig Würstchen in dich reinzustopfen. Nur weil du ein paar Gramm abgenommen hast, brauchst du jetzt nicht … Kjeld Ja, wo bleibt er denn. Vielleicht hats ja doch nicht geklappt. (Er mampft heimlich weiter.) Benny Ach was, Kjeld, wo er sonst so pünktlich ist. Yvonne Ja, ja, ja, ja … wir müssen los, der Pastor wartet und meine Schwester und ihr Mann. Benny Mensch, Yvonne, er kommt schon – Wir können nicht gehen ohne ihn. Kjeld Nein, nicht ohne ihn! Yvonne, das muß ich jetzt doch mal ganz energisch sagen. Nicht ohne ihn. Yvonne Hör mal, Benny. Du mußt ja nicht heiraten. Du hast leicht reden, obwohl es für dich auch ganz gut wäre, endlich unter die Haube zu kommen. Und Kjeld, hör endlich auf zu mampfen. Wenn er wenigstens sein Geschenk für Egonchen bringt, bevor er … Börge und Fie Onkel Egon, da bist du ja! Yvonne Na, endlich. (Tatsächlich. Egon kommt durch den Zuschauerraum. In einigem Abstand Gunnarson und Mortensen, beide mit Blumen. Egon trägt ein großes Paket.) Benny Da bist du ja, ich hab doch gewußt, daß du es schaffst. Mächtig gewaltig, Egon! Kjeld Schön, dich zu sehen, Egon. Wir dachten schon, wir müßten anfangen, ohne dich noch mal … 60 Yvonne Egon, jetzt müssen wir aber los! Ach Egon.(Sie umarmt ihn.) (Egon, etwas verlegen, stellt sich in das Spalier, das sich gebildet hat. Mortensen und Gunnarson grüßen stumm, bleiben diskret zurück. Egon löst sich von Yvonne, geht zum Brautpaar und überreicht das Paket.) Egon Für den kleinen Egon. Börge Ja, vom großen Egon. (Fie fällt Egon um den Hals. Börge hat ausgepackt. Er hält einen kleinen Koffer mit Spielzeugstethoskop und ganz kleinen roten Handschuhen hoch.) Danke Onkel Egon – Aber meinst du wirklich … ? Egon (Hebt die Schultern.) Man kann nie wissen, Börge, man kann nie wissen. Wenn er meine Intelligenz hat … (Mortensen tritt dazu, er übergibt sein Sträußchen und zieht einen Schlüssel aus der Tasche.) Mortensen Tja, liebes Brautpaar (Er gibt Börge den Schlüssel.) Es ist ja alles nun doch unter Kontrolle, also. Hier ein kleines Dankeschön von der Königin, Sie verstehen. (Börge und Fie verstehen nicht.) Der Schlüssel für Ihr neues Zuhause. Ein kleines Präsent des Königshauses – in aller Stille von mir überreicht – Sie verstehen. Man will das Ganze nicht an die große Glocke hängen. Ich gratuliere Ihnen, auch im Namen der Königin! Gunnarson! Gunnarson (Zu Egon.) Leider, Herr Olsen, Blüten, nichts als Blüten(Er gibt seinen Strauß der kleinen Fie.) Ich gratuliere, und geben Sie gut auf den Kleinen acht. Sonst wird er … Mortensen Ich hätts Ihnen ja gegönnt, Herr Olsen, die zehn Millionen – wirklich. Jetzt, wo ich weiß, wer die Kronjuwelen zurückgeschickt hat – aber – leider. Diesen texanischen Gangstern ist einfach nicht zu trauen. Und ich war so nah dran, so nah. Aber Herr Olsen, wir müssen. Gunnarson! (Egon nickt. Flankiert von Mortensen und Gunnarson stellt sich Egon wieder ins Spalier. Er winkt seinen Freunden zum Abschied. 61 Erst jetzt sieht man auch die Handschellen um die Gelenke. Benny und Kjeld umarmen Egon. Sie sind gerührt.) Benny / Kjeld Mensch, Egon. (Auch Börge und Fie drücken Egon.) Yvonne Egon, wir schicken dir Fotos, auch von der Taufe und … ach Egon! Und paß auf deine Gesundheit auf … im Gefängnis ziehts doch immer so … (Mortensen und Gunnarson bringen Egon zum Tor und klopfen an die stählerne Wand. Das Tor öffnet sich. … in deinem Alter! Egon geht los, aber unvermittelt dreht er sich um, geht zum Kinderwagen, greift rein und holt einen Zigarrenstummel raus, schiebt ihn in den Mund. Schüttelt seufzend den Kopf, winkt dem kleinen Egon zu. Verbeugt sich gentlemanlike, auch vor den Zuschauern. Ab ins Gefängnis. Das große Tor schließt sich. Alle stehen und winken.) Jetzt aber los, Kjeld. Der Pastor wartet schon. Meine Schwester sagt immer – Bananen – sagt sie immer, hauptsächlich Bananen! nicht wahr, Fie – der kleine Egon kriegt Bananen – und ich habe auch schon einen Plan – ja, ja, ja, ja – einen Ernährungsplan – so ein Breichen aus Bananen ist durch nichts zu ersetzen – also nach der Muttermilch – Bananen, dann … Börge/Fie Mensch, Mama! Der Kleine ist doch … Yvonne Ja, ja, ja, vielleicht auch mal ein Äpfelchen, fein geraspelt, ganz fein – Kjeld, hör endlich auf zu mampfen, so ein Bananenbreichen sättigt und gibt Kraft. Benny, du gehst gleich nach der Trauung zu „Sprögö“, der hat welche im Angebot – und du Börge – ach Börge, du hast doch die Ringe – ja – an alles muß man selber denken – an alles – aber eines muß ich wirklich mal sagen – so ein Diadem würde mir ja auch gut stehn, auch zum Pelz – sagt auch meine Schwester … Ende 62