Rundgang durch mehr als 150 Jahre Straßenverkehr in Ingolstadt
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Rundgang durch mehr als 150 Jahre Straßenverkehr in Ingolstadt
43 Private Kraftfahrlinien 1914 – 1934 (31) Autobuslinie Ingolstadt - Beilngies Postkarte eines Ingolstädter Bürgers, Name unleserlich. Das Bild aus dem Jahre 1914 zeigt einen Omnibus, der vor dem 1. Weltkrieg die Linie Ingolstadt – Beilngries bediente. Bei Ausbruch des Krieges wurde der Betrieb eingestellt. Der Omnibus parkte auf der Ludwigstraße vor dem damaligen Quartl-Bräu-Gasthaus, etwa gegenüber der heutigen Galeria Horten. 44 Autobuslinie Landshut - Ingolstadt Bild: Stadtarchiv Ingolstadt, Akt 1614 Das Bild zeigt vor dem geschmückten Omnibus die Honoratioren von verschiedenen Gemeinden, die im Verlauf der Fahrt von Landshut nach Ingolstadt angefahren wurden. Erster Geschäftsführer des Unternehmens war der Landshuter Mechanikermeister und Autohändler Karl Sauer. Bei dem Omnibus handelte es sich um „einen stattlichen, gelben Autobus, breit und lang mit dem Wappen von Landshut und Ingolstadt, freundlich zur ersten Fahrt geschmückt. Ein „Vomag“ neuesten Typs, ausgestattet mit einem 65 PS Motor, ledergepolstert im Innern, das 30 Sitzplätze und 15 Stehplätze fasste. Die Reifen aus Vollgummi, aber mit allen Vorzügen des Luftgummis, ein Wagen von elastischer Federung, rascher und sicherer Fahrt, ein Vergnügen, so in einen Sommertag hineinzufahren.“ (22). Am 15.7.1926 wurde die neue Autobuslinie Landshut–Mainburg–Geisenfeld-Vohburg – Ingolstadt eröffnet. Der Personenverkehrsgesellschaft Landshut wurde mit Einverständnis des Reichspostministeriums die Genehmigung dazu erteilt. „Es war eine prachtvolle Fahrt, durch landschaftlich wie kunsthistorisch reiches Gebiet Altbayerns und des Hopfenlandes zu fahren, als in Sandelzhausen, Mainburg, Vohburg und Ingolstadt den ersten Fahrgästen ein herzlicher Empfang bereitet wurde. Im Cafe Ludwig in Ingolstadt begrüßte Rechtsrat Dr. Maximilian Hierl in Vertretung des erkrankten Oberbürgermeisters Dr. Gruber die Gäste und lud sie zum gemeinsamen Mittagsmahl. Mit einem bequemen Omnibus der Verkehrsgesellschaft Ingolstadt durften die Gäste eine Rundfahrt durch Ingolstadt erleben und gegen 5 Uhr abends fuhr der Autobus wieder zurück nach Landshut.“ (23) 45 Autobuslinie Ingolstadt – Hohenwart, Akt 1614 Die Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, genehmigte am 1.10.1931 dem Kraftwagenbesitzer Josef Grabendorfer die Autobuslinie Ingolstadt-Hohenwart mit Rückfahrt. Der Autobus war luftbereift und hatte 22 Sitze. Als Auflage erhielt Grabendorfer die Beförderung von Postsendungen. Die Linie verkehrte nur zwischen dem 1. und 11 . Oktober 1931, sie wurde wegen Unrentabilität eingestellt, eine Wiedereröffnung wurde am 9.1.1933 nicht mehr genehmigt. Autobuslinie Brunnen – Ingolstadt, Akt 1614 Dem Landwirt Josef Dietrich genehmigte die Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, die Omnibuslinie Brunnen – Ingolstadt. Auch das Mitführen eines einachsigen Anhängers wurde erlaubt. Autobuslinie Mainburg – Ingolstadt, Akt 1614 Am 13.2.1931 erhielt der Hirschhorndreher Ludwig Stempfl aus Rosenheim die Genehmigung , die Omnibuslinie Mainburg-Ingolstadt zu eröffnen. Bei dem Omnibus handelte es sich um einen 21sitzigen, luftbereiften Personenkraftwagen. Die Genehmigung wurde auf die Dauer von 5 Jahren erteilt. Haltestellen in Ingolstadt waren am Güterbahnhof neben dem Hauptbahnhof, am Bahnhofplatz, beim Kaufhaus Mayr und am Reisebüro an der Harderstraße. Autobuslinie Ingolstadt – Vohburg – Pförring Foto: Privatbesitz Ottmar Sigl, Wettstetten 46 Der Omnibusunternehmer Moritz Sigl erwarb am 25.2.1939 diesen Mecedes-DieselOmnibus für die Omnibuslinie Ingolstadt-Vohburg-Pförring Nostalgie … Foto: Privatbesitz Ottmar Sigl, Wettstetten Die chemische Nutzung Holzverkohlung und die Holzvergasung sind Techniken, die im auslaufenden 19. Jahrhundert und im beginnenden 20. Jahrhundert entwickelt wurden. Insbesondere in Kriegs- und Krisenzeiten mit Treibstoffmangel wurden Fahrzeuge zumeist in Eigeninitiative mit einem improvisierten Holzvergaser ausgestattet. Das Omnibusunternehmen Moritz Sigl verfügte ab 1944 über einen Büssing-NAG-MotorTrambus vom Typ 4500 T in Holzgaserausführung. An der Vorderseite befand sich die Gasanlage und hinten am Heck der Kessel. 47 und Gegenwart Foto: Privatbesitz Ottmar Sigl, Wettstetten 148 Passagiere in zwei Stockwerken In Ingolstadt lief 1965 der erste doppelstöckige Bus Bayerns. Nur in Berlin und einigen norddeutschen Städten gehörte dieser „Hochstapler in der Gilde der Busse“ bereits zum gewohnten Straßenbild. (24) 48 Die Ingolstädter Verkehrsgesellschaft mbH INVG Sicherheit, Umweltbewusstsein, Zuverlässigkeit und Mobilität mit Komfort sind in unserem technischen Zeitalter mit seinen schnellen technischen Veränderungen maßgebende Kriterien für den öffentlichen Personennahverkehr. Am Anfang war es die Pferdebahn (1878-1921), dann folgten am 4. März 1921 drei Omnibusse der damaligen Ingolstädter Verkehrsgesellschaft und schließlich übernahm am 5. Februar 1931 der Kraftverkehr Bayern mit vier Omnibussen den Personen-Nahverkehr in Ingolstadt. Diese neue und lang anhaltende Ära überdauerte manch turbulente und schlimme Zeit. Lt. statistischer Aufzeichnungen waren im Jahre 1950 14 Kraftomnibusse in unserer Stadt zugelassen, 1959 waren es bereits 35. 1969, als bereits durch neue Linien verschiedene Gemeinden des ehemaligen Landkreises dem öffentlichen Personen-Nahverkehr angeschlossen waren, waren es schon 74. Der alte Omnibusbahnhof vor der Franziskanerbasilika und längs der Schrannenstraße stellte ein echtes Verkehrshindernis für den Fahrzeug- und Fußgängerverkehr dar. An allen Werktagen, besonders nachmittags, versuchten Polizeibeamte der Stadt per Handregelung den immer dichter werdenden Straßenverkehr in geordneten Bahnen zu halten. Am 21. August 1967 wurde der neue Omnibusbahnhof auf dem freien Platz vor der Friedenskaserne in Betrieb genommen. Die Kraftverkehr Bayern GmbH, die den Stadtlinienverkehr betrieb und an der die Stadt Ingolstadt als Gesellschafterin beteiligt war, betrieb 36 Großraumbusse, von denen jeder ein Fassungsvermögen von 115 Personen hatte. 1971 legten die Busse der Gesellschaft 1 446 161 km zurück, um 6 271 211 Fahrgäste zu befördern. 15 Omnibuslinien verbanden damals Ingolstadt mit der näheren und weiteren Umgebung, u.a. waren dies 9 von der Bundesbahn, 1 von der Bundespost und 5 von privaten Unternehmen. Dazu kamen 40 Werkbuslinien. Den weitaus größten Teil hatte die Auto Union eingerichtet, um ihre Arbeiter sicher und bequem von ihren Wohnungen zu ihren Arbeitsplätzen zu bringen. 49 4200 Schüler zählte man im Herbst 1977 im innerstädtischen Verkehr. Das Omnibusunternehmen setzte eigens dafür 18 Busse auf 15 verschiedenen Linien ein. Im Jahr 1982 legten 50 Busse der Gesellschaft, die im Linienverkehr eingesetzt waren, 1, 7 Millionen km zurück und beförderten etwa 5,4 Millionen Personen. 40 Omnibuslinien verkehrten in Ingolstadt, 20 davon verbanden die Stadt mit der näheren und weiteren Umgebung. Außer dem Kraftverkehr Bayern, der hauptsächlich die innerörtlichen Linien betrieb, waren die Bundesbahn, die Bundespost und sechs private Unternehmer vertreten. Die sog. Nahverkehrskommission der Stadt Ingolstadt bemühte sich darum, die Fahrpläne zu koordinieren, das Zusammenwirken von Schienen- und Straßenverkehr zu verbessern, Tarifgemeinschaften zu bilden und die Fahrtenfolge, besonders in den Abendstunden zu intensivieren. Auch ein Fahrdienst für Behinderte wurde 1979 eingerichtet. Der Malteser Hilfsdienst erklärte sich bereit, diese Aufgabe mit drei zur Verfügung gestellten Fahrzeugen zu übernehmen. Am 15. November 1988 wurde die Ingolstädter Verkehrsgesellschaft INVG gegründet. Schon bei der Gründung setzte sich INVG zum Ziel, als Dienstleister den Einwohnern der Stadt Ingolstadt sowie weiteren 14 Gemeinden der Landkreise Eichstätt und Pfaffenhofen im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs eine bestmögliche Versorgung anzubieten. Umgesetzt und realisiert wird der Nahverkehr von derzeit 7 regionalen und privaten Omnibusunternehmen. Eine Vielzahl von Verträgen sorgt dabei für zuverlässige und sichere Beförderung ihrer Fahrgäste. Stetiger Ausbau des Liniennetzes, kürzere Taktfolge sowie computergesteuerte elektronische Busbeschleunigung – um nur Weniges zu nennen – tragen zu dieser hohen Akzeptanz in der „Autostadt“ Ingolstadt bei. Seit Gründung der INVG hat sich viel verändert. Dank vieler zufriedener Fahrgäste sind ihre Aufgaben immer größer geworden. Einige Zahlen belegen dies: (Stand 31.12.2005) • • • • • • • • • Einwohner im Verkehrsgebiet: 210.000 Fahrgäste: 12.515.000 Buslinien: 44 Haltestellen: 766 Linienlänge in km: 651,090 Wagenkilometer: 5.652. 000 Verkehrsunternehmen im Verbund: 7 Fahrzeugbestand: 232 Fahrpersonal der Verbundunternehmen: 300 Pressemitteilung Verband Deutscher Verkehrsunternehmer (VDV) vom 4.7.2011, Nr. 14 (Auszug) „Anlässlich der in Berlin stattgefundenen internationalen Klimakonferenz forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel ein globales Klimaabkommen, um die weltweite Reduzierung der CO2-Emissionen voranzubringen. Ziel der Bundesregierung ist es, die Co2 Emissionen in Deutschland bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Der VDV begrüßt dieses Ziel der Bundesregierung. „Der Bund konzentriert sich momentan jedoch zu wenig auf den öffentlichen Verkehr, der eine entscheidende Rolle bei der Senkung der 50 CO2-Emissionen spielt“ sagte der VDV Präsident Jürgen Fenske. Aktuell konzentriert sich die Bundesregierung zu sehr auf die Förderung von Elektroautos…“Das Potenzial des öffentlichen Verkehrs beim Thema Klimaschutz wird hingegen nicht berücksichtigt“, so Fenske. Dabei gilt der öffentliche Verkehr als umweltfreundlicher und energie-effizienter Verkehrsträger. Täglich nutzen 29 Millionen Fahrgäste die Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs in Deutschland. Das ersetzt täglich 18 Millionen Autofahrten…“Für den Klimaschutz ist daher der massive Ausbau des öffentlichen Verkehrs erforderlich“, so Fenske. Ohne finanzielle Sicherheit ist das jedoch nicht möglich“… Omnibusbahnhof an der Friedenskaserne 51 Slaby-Beringer Elektrowagen von 1921 Am Lenkhebel Dr. Rudolf Slaby, dahinter Hermann Beringer Die 1920er Jahre Wohnbevölkerung in Ingolstadt 1923: 28.524 1924: 28.942 1925: 26.630 1928: 26.580 1926: 26.500 1929: 26.832 1927: 26.698 52 Von den angeblich „goldenen zwanziger Jahren“ war in Ingolstadt wenig zu spüren. Große Preissteigerungen bei den wichtigsten Lebensmitteln bewirkten, dass sie für einen Großteil der Bürger unerschwinglich wurden, zumal ja die Einkommen eher bescheiden waren. Gespart wurde an allen Ecken und Enden, besonders beim Essen und Trinken. Daneben herrschte auch in Ingolstadt in den ersten Nachkriegsjahren großer Mangel an Treibstoffen, Landwirte und Kleingewerbetreibende waren davon besonders hart betroffen. Auch die Stadt Ingolstadt musste in diesen gar nicht „goldenen Zeiten“ sparen. Trotzdem war sie bestrebt, ihr Straßennetz in Ordnung zu halten. So erhielt beispielsweise 1921 die Tränktorstraße ein neues Pflaster und nebenher Asphaltgehsteige, 1923 wurde die Münchner Straße umgebaut und der Umbau und die Neupflasterung der Donaubrücke wurden durchgeführt. 1924 war der Baubeginn der Rechbergstraße als Durchbruchstraße zum Nordbahnhof. Das Staatsministerium für Handel, Industrie und Gewerbe sowie das Staatsministerium des Innern versuchten in den Jahren 1919 (26103 Einwohner) und 1920 (26565 Einwohner) durch Erlass verschiedener Bekanntmachungen die Treibstoffmisere sowie den Schleichhandel mit Betriebsstoffen durch scharfe Kontrollen in den Griff zu bekommen. So war z. B. verboten, Kraftfahrzeuge zu Vergnügungsfahrten zu verwenden, der Verkehr mit Personenwagen und Krafträdern wurde an Sonn- und Feiertagen ganz und an Werktagen von 23.00 bis 06.00 Uhr morgens ebenfalls verboten. Der Verkehr mit Kraftdroschken war nur in der Zeit von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr morgens gestattet. Ausgenommen von diesem Verbot waren Rettungsfahrzeuge, Fahrzeuge von Behörden, der Feuerwehr, der Krankenbeförderung sowie Fahrzeuge für Ärzte bzw. Tierärzte, sofern sie sich im Einsatz befanden. Die Besitzer und Führer mussten bei Zuwiderhandlungen mit drastischen Strafen, so mit Gefängnis bis zu fünf Jahren und mit Geldstrafe bis zu 100.000 Mark rechnen. Kraftfahrzeuge und Betriebsstoffe konnten eingezogen werden, ob sie nun dem Täter gehörten oder nicht. Das bayerische Innenministerium hat am 22.1.1920 auch die Ingolstädter Stadtpolizei angewiesen, durch „schärfsten, rücksichtslosen Vollzug der Bekanntmachung gegen den Missbrauch der Kraftfahrzeuge zu Vergnügungs- und Hamsterfahrten und gegen Schleichhandel mit Betriebsstoffen vorzugehen.“ Darüber hinaus empfahl das Ministerium, „unvermutete Nachschau bei den Verbrauchern durchzuführen und den Betriebsstoff, über den kein rechtmäßiger Erwerb erbracht werden konnte, zu beschlagnahmen und sicherzustellen.“ (25) Mit der starken Zunahme der Auto und Motorradfahrer wurde die bayerische Bevölkerung durch überschnelles Fahren,4 durch überlaute Signale, durch lärmendes Knattern der Motoren und durch übelriechende, gesundheitsschädliche Motorgase in schwerster Weise belästigt. (26) Nach Meinung des bayerischen Innenministeriums können diese Belästigungen nur dadurch verhindert werden…, „wenn die Polizeibehörden gegen rücksichtslose Auto- und Motorradfahrer ebenso rücksichtslos und mit allen zu Gebot stehenden Mitteln tatkräftiger eingreifen als bisher und den Kraftfahrern, die sich durch rechtswidriges Verhalten im Straßenverkehr als ungeeignet erweisen, den Führerschein entziehen.“ (27) Ob die Zustände in Ingolstadt ebenso gravierend waren, wie sie hier Ab 1.3.1923 war per Reichsverordnung innerorts eine Geschwindigkeit von 30 km/h erlaubt, die allerdings durch die höhere Verwaltungsbehörde auf 40 km/h erhöht werden konnte. 4 53 geschildert wurden, lässt sich nicht mehr feststellen. Der Magistrat der Stadt Ingolstadt ordnete jedenfalls am 12.9.1924 diesbezügliche Verkehrskontrollen an und gab die Ergebnisse, die in der Zeit vom Oktober 1924 bis Dezember 1925 durchgeführt wurden, an die Regierung von Oberbayern weiter. Das Ergebnis vieler Kontrollen war das folgendes: Übertretungen der Radfahrordnung insgesamt 1633 Verfehlungen. Die häufigsten Übertretungen im Kraftfahrzeugverkehr waren das Fahren ohne vorschriftsmäßige Beleuchtung sowie das Schnellfahren, im Fuhrwerksverkehr das Fahren ohne Namenstafel, im Radverkehr das Fahren ohne Licht bzw. das Fahren auf der linken Straßenseite. Wegen Übertretungen im Straßenverkehr wurden 102 Strafverfahren gegen Kraftfahrer, gegen Radfahrer 292 und gegen Fuhrwerkslenker 107 eingeleitet. Am häufigsten wurden Kraftfahrer wegen Schnellfahrens angezeigt. Wegen Fahrens ohne Zulassung bzw. wegen Fahrens ohne Führerschein wurden 20 Kraftfahrer angezeigt. Im Stadtgebiet ereigneten sich insgesamt sechs Verkehrsunfälle, teilweise mit Personenschaden. Beteiligt waren dabei Autos, die mit Radfahrern bzw. mit Fußgängern zusammengestoßen waren. Führerscheine wurden nicht eingezogen. (28) Immer wieder wurde in verschiedenen Bekanntmachungen des Jahres 1927 auf die mangelhafte Disziplin der motorisierten Verkehrsteilnehmer und die daraus resultierenden Verkehrsunfälle hingewiesen. Der Grund hierfür dürfte die Zunahme von Kraftfahrzeugen gewesen sein. Von 1928 bis 1930 war die Zahl der Neuzulassungen auf 590 Fahrzeuge angestiegen. Auch in Ingolstadt mehrten sich von Tag zu Tag Verkehrsunfälle, die durch Kraftfahrzeuge irgendwelcher Art hervorgerufen wurden. Das Polizeiamt wies deshalb die hiesige Kriminal- und Ordnungspolizei an, „bei derartigen Unfällen, ganz gleich ob Personen- oder Sachschaden verursacht worden ist, dem verantwortlichen Führer des Fahrzeugs den Führerschein abzunehmen und ihn zusammen mit der Anzeige der Staatsanwaltschaft vorzulegen. Der Führerschein bleibt so lange eingezogen, bis einwandfrei festgestellt ist, ob und inwieweit der Führer an dem Unfall die Schuld trägt.“ (29) Die Radfahrer waren schon immer mehr oder minder die Sorgenkinder des Straßenverkehrs. Eine Bekanntmachung des Staatministeriums des Innern vom 16.11.1929 schildert, dass „die Radfahrer während der Dunkelheit und bei starkem Nebel ohne die vorgeschriebene Beleuchtung unterwegs sind und deshalb schwere Unfälle die traurigen Folgen dieses Leichtsinns sind.“ Im Hinblick auf die großen Gefahren, die dem Radfahrer während der Dunkelheit und bei starkem Nebel aus dem Kraftfahrverkehr erwachsen, wurde der Rückstrahler für Fahrränder eingeführt. Ein nicht geringer Teil der Radfahrer kümmerte sich überhaupt nicht um diese Vorschrift. Die Stadtpolizei wurde daher angewiesen, „besonderes Augenmerk auf diese Unsitte zuzuwenden und ganz besonders darauf zu achten, dass die Radfahrer nicht ohne hell brennende Laterne und ohne vorschriftmäßiges Rücklicht fahren“, wobei gegen Zuwiderhandlungen mit allem Nachdruck vorzugehen war. Die Feststellung der übertretenen Geschwindigkeit der Kraftfahrer war in den zwanziger Jahre (bis zum Ende der 1950er Jahre) ein fast sinnloses Unternehmen, da das 54 Stoppuhrverfahren durch seine „Weg-Zeitberechnungen“ äußerst ungenau war und immer wieder zu Einsprüchen von Kraftfahrern führte. Eine Anweisung des städtischen Referenten Dr. Maximilian Hierl an die Ingolstädter Polizeibeamten war eine Art „konziliante Beanstandungsvorschrift.“ In ihr hieß es, „der Automobilverkehr ist in Anbetracht der wenig günstigen wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt von besonderer Bedeutung und darf daher durch schikanöse Behandlung nicht unterbunden werden. Einem strengen Vollzug der Verkehrsvorschriften ist nach wie vor ein besonderes Augenmerk zuzuwenden. Eine Beanstandung ist jedoch in etwas konziliante Form zu kleiden. Soweit es sich um Verfolgungen wegen Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit handelt, ist größere Zurückhaltung geboten. Überschreitungen sind nur dann zu verfolgen, wenn sich nach dem Feststellungsverfahren eine Geschwindigkeit von mindestens 40 km/h errechnet, also auch bei Berücksichtigung allenfallsiger Meßfehler eine Übertretung einwandfrei gegeben ist.“ Im Stadtgebiet Ingolstadt waren an Kraftfahrzeugen zugelassen: Jahr PKW 1927/28 113 (43) 1928/29 131 (89) 1929/30 135 (117) LKW 33 (13) 31 (20) 26 (28) Krafträder 118 (102) 152 (136) 157 (180) sonstige5 Fahrzeuge Zusammen 3 (2) 4 (2) 3 (3) 282 (175) 356 (263) 390 (359) Den zugelassenen Kraftfahrzeugen stehen auch die abgemeldeten Kraftfahrzeuge – in Klammern gesetzt – gegenüber. Es handelt sich hierbei nicht nur um Neuzulassungen, sondern auch um Wiederzulassungen, da viele Kraftwagenbesitzer ihre Fahrzeuge vor allem in der kalten Jahreszeit stilllegten. 5 Elektrokarren, Zugmaschinen, Raupenschlepper, Feuerwehrfahrzeuge 55 Führerscheinerteilungen zwischen 1927 und 1929 (soweit bekannt) Führerscheinerteilungen 1927 1928 1929 Klasse I 156 133 129 Klasse II 20 35 27 50 44 30 142 125 131 9 15 23 Klasse III Klasse III b Internationale Führerscheine wurden erteilt Foto: Archiv des Polizeipräsidiums Ingolstadt Das Bild aus dem Jahre 1928 zeigt den „Motorradboom“ Ende der 1920er Jahren in Ingolstadt. Offensichtlich handelte es sich hier um eine Motorradveranstaltung, die von den Ingolstädter Polizeibeamten Karl Steudl im Beiwagen und Ludwig Lindauer überwacht wurde. Das Dienstmotorrad für die Stadtpolizei Ingolstadt wurde 1927 angeschafft. 56 Bilder eines Verkehrsunfalls mit Totalschaden im Stadtgebiet Ingolstadt aus dem Jahre 1926. Wie sich der Unfall zugetragen hat, ist unbekannt. Beide Bilder in Privatbesitz von Martin Willner, Ingolstadt 57 Adler Cabriolet, rechts gesteuert 1926 Adler Limousine 1926 Bilder: Privatbesitz Martin Willner, Ingolstadt 58 Der „kleine“ Horch mit der typischen Wellblechschriffelung auf der Kofferklappe 1934 Die 1930er und 1940er Jahre Wohnbevölkerung von Ingolstadt 1930: 27.416 1932: 27.878 1934: 28.706 1936: 28.991 1939: 33.394 1940: 32.887 1941: 32.675 1942: 32.998 1938: 31.667 59 Am 29.9.1930 wählte der Stadtrat von Ingolstadt Dr. Joseph Listl zum neuen rechtkundigen Bürgermeister von Ingolstadt. Seine ersten Jahre als Stadtoberhaupt standen ganz im Zeichen der immer schlimmer werdenden Wirtschaftskrise. Die Arbeitslosigkeit wuchs lawinenartig, die Unterstützung der Erwerbslosen war für die Stadt eine ungeheure Belastung. Die ganze Verwaltungstätigkeit stand unter dem Zwang eiserner Sparsamkeit. Trotzdem hatte die Stadtverwaltung Kraftfahrzeugen zu verzeichnen. Neuzulassungen und Abmeldungen von Die folgende Tabelle gibt Auskunft über die Zulassungen und Abmeldungen (= in Klammern gesetzt) von Kraftfahrzeugen zwischen 1930 und 1937: Fahrzeugart PKW LKW Krad über 200ccm Krad bis 200ccm Omnibusse Zugmaschine 1930 u. 1932 1931 322 157 (168) 57 45 (36) 306 137 (151) 141 95 (71) 1933 1934 1935 1936 1937 178 (122) 33 (29) 157 (125) 130 (85) 167 357 429 501 41 114 122 152 126 183 189 185 287 310 359 496 1 2 8 3 3 (3) 1 (2) 8 10 13 2 2 2 437 (429) 499 (336) 975 1113 1357 Krankentransporter Gesamt 829 541 Im Jahr 1930/31 hatte bei 27.976 Einwohnern jeder 33. Bewohner ein Motorfahrzeug. Eine Neuerung gab es im Führerscheinrecht. Durch Verordnung vom 3. Februar 1933 wurde der Führerschein der Klasse IV, der zum Führen eines Vierrad-Fahrzeugs mit bis zu 400ccm Hubraum und 350 kg Gewicht berechtigte, eingeführt. Die Klassen III a und III b wurden zur Klasse III zusammengefügt. (31) Die ausgestellten Führerscheine erwiesen sich oft als unhandlich und unpraktisch. Im Jahre 1930 wurde deshalb für alle Behörden in Anlehnung an das in Deutschland übliche Dokument ein genormtes, graues Formular eingeführt. 60 Übersicht über die Führerscheinerteilungen zwischen 1930/31 und 1937 Führerscheinklasse 1930/ 1931 Klasse I 116 1932 1933 1934 1935 1936 1937 41 54 188 69 63 49 Klasse II 20 11 11 36 21 12 79 Klasse III 170 44 61 63 181 185 207 Im Vollzug der Bestimmungen für den internationalen Kraftfahrzeugverkehr wurden in den Jahren 1933 und 1934 an 14 Personen internationale Führerscheine ausgestellt und ebensoviele internationale Kraftfahrzeugzulassungen vollzogen. Der allgemeine Aufschwung auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens und die fortschreitende günstige Entwicklung der städtischen Finanzen erlaubten der Stadt, neben der Verschönerung des Stadtbildes u. a. auch die Donaubrücke, den Straßenzug der Moritzstraße zum Schliffelmarkt, die Ludwigstraße und die Ringstraße mit modernen Straßendecken zu verbessern. Auch im Nord- und Südviertel wurde neben dem Bau von Wohnungen der Ausbau und die Neugestaltung des Straßennetzes vorangetrieben. (32) Neuerungen gab es auch auf dem Gebiet der Verkehrsgesetzgebung, die von 1919 bis 1933 Ländersache war. Erst der NS-Staat übertrug die Gesetzgebungskompetenz vollständig auf das Reich. Die erste „Reichsstraßenverkehrsordnung von 1934“ räumte Kraftfahrzeugen erstmals eine Vorrangstellung ein und hob alle Geschwindigkeitsbeschränkungen auf. „Auf Kreuzungen und Einmündungen…haben Kraftfahrzeuge…die Vorfahrt vor anderen Verkehrsteilnehmern“ (§ 27 RGBl. 1934 I, S. 463). Kraftfahrzeuge mit Motoren bis 200ccm durften von jedermann ab 16 Jahren führerscheinfrei gefahren werden. Bereit 1937 musste die Reichsstraßenverkehrsordnung angesichts der mangelnden Verkehrssicherheit geändert werden. Nicht erst die Schädigung anderer, sondern schon die „Gefährdung des Verkehrs“ war jetzt strafbar. Außerdem wurde festgelegt: „Fußgänger müssen die Gehwege benutzen…Fahrbahnen sind auf dem kürzesten Weg quer zur Fahrtrichtung mit der nötigen Vorsicht und ohne Aufenthalt zu überschreiten“. (§ 37 RGBl. 1937 I, S. 1188) Mit Erlass der StVZO vom 13.11.1937 wurde mit einer Übergangsfrist bis 30.9.1938 der Führerschein der Klasse IV auch auf Kraftfahrzeuge bis 250ccm Hubraum und für Kraftfahrzeuge bis zu einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h (Zugmaschinen, Traktoren) erweitert. Das Mindestalter für diese Fahrerlaubnis lag beim vollendeten sechszehnten Lebensjahr. (RGBl. 1937, S. 1215) Damit durfte man später beispielsweise auch das 250er Goggomobil (1955, Hans-Glas GmbH, Dingolfing) und die BMW Isetta (1955) fahren. 61 Am 3.9.1938 war die gesamte Autobahnstrecke Schleiz-Nürnberg-Ingolstadt und damit der Anschluss nach München und Salzburg befahrbar, und am 21.4.1939 konnte die Ingolstädter Bevölkerung am Adolf-Hitler-Platz (heute Rathausplatz) die ersten beiden Volkswagen bestaunen. (33) Leider gibt es davon keine Bilder. Im Mai 1939 wurden wegen der hohen Unfallzahlen und später dann auch wegen der allgemeinen Benzinknappheit Geschwindigkeitsbeschränkungen eingeführt. Somit durften PKW innerorts die Geschwindigkeit von 60 km/h, außerorts 100 km/h, die LKW 40 bzw. 7o km/h nicht überschreiten. Im Oktober 1939 wurde innerorts für PKW und LKW eine Geschwindigkeit von 40 km/h, außerorts für PKW von 80 km/h und 60 km/h für LKW angeordnet, wobei die Beschränkungen auch auf den neuen Reichsautobahnen galten. Schon im Hinblick auf den drohenden Kriegsausbruch hatte man 1939 den Neuburger Kasten (in der Jesuitenstraße) für 290.000 Reichsmark aus Zuschussmitteln des Luftgaukommandos zu einem Luftschutzgerätelager mit Kraftwageneinstellhalle für die Luftschutz-Bereitschaftskräfte umgebaut. (34) Im September 1939 mussten im gesamten Stadtgebiet die Bordsteinkanten und die Ecken bei Straßenabzweigungen weiß gestrichen werden, damit die wenigen Autofahrer bei Verdunkelung und ausgeschalteten Straßenleuchten nachts die Orientierung besser fanden. (35) Lastkraftwagen in den 1930er Jahren Der Fahrtenschreiber oder Tachograph war im LKW zuerst Entlastungszeuge bei Geschwindigkeitskontrollen, da schwere Unfälle in den 1930er Jahren Anlass zur Kontrolle gaben. Am 15.10.1936 kam mit der Reichstarifordnung die Entlastung des Fahrpersonals durch Aufzeichnung der Lenk- und Ruhezeiten hinzu. 62 Lieferwagen 30 PS, 1930 Als die Welt erneut in Brand geriet und am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, hatte Ingolstadt als Festung schon lange ausgedient. Die deutsche Wehrmacht unterhielt in Ingolstadt ein großes Waffenlager, in kurzer Zeit war Ingolstadt wieder Garnison geworden und ringsum von Rüstungsbetrieben und Wehrmachtsmagazinen umgeben. Auf den Straßen sah man jetzt vermehrt Wehrmachtsfahrzeuge, der zivile Kraftfahrzeugverkehr in der Stadt kam fast völlig zum Erliegen. Die Verwaltungsarbeit der Stadt stand unter dem enormen Druck des sich immer mehr auswirkenden totalen Krieges. 46 Betriebe wurden wegen Einberufungen abgemeldet. Das wirtschaftliche Leben kam der Erstarrung immer näher. Der Krieg forderte immer mehr Menschenleben, Material und Arbeitskräfte. (36) Der allgegenwärtige Treibstoffmangel führte zu weiteren Abmeldungen von Kraftfahrzeugen. Erstmalig erschien im Verwaltungsbericht 1939/40 die Bezeichnung „Kraftfahrzeugzulassungsstelle und Straßenverkehrsstelle“. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Durchführung der Zulassung von Kraftfahrzeugen zum Verkehr und der Bearbeitung der Fahrzeugabgänge. Außerdem erteilte sie nach erfolgreicher Ablegung der Führerscheinprüfungen an die Führerscheinbewerber die Führerscheine der beantragten Klassen. Zu Beginn des Geschäftsjahres 1940/41 waren im Stadtgebiet Ingolstadt 1468 Kraftfahrzeuge zugelassen: 742 Krafträder einschließlich der Kleinkrafträder, 554 Lastkraftwagen, 6 Kraftomnibusse und 14 Zugmaschinen. Personenkraftwagen, 152 Die durch den Krieg bedingten Verkehrseinschränkungen führten zur Stilllegung aller Fahrzeuge, für deren Weiterbenützung kein öffentliches Interesse bestand. Die Weiterbenützung von Fahrzeugen war nur mit einer besonderen Genehmigung und Kennzeichnung gestattet. Die Kennzeichnung bestand aus einem roten Winkel, der auf dem amtlichen Kennzeichen in Verbindung mit dem Dienstsiegel aufgebracht war. 63 Am 31. März 1941 waren 559 Fahrzeuge mit dem roten Winkel zugelassen: 217 Krafträder, 214 Personenwagen, 105 Lastwagen, 12 Zugmaschinen, 5 Omnibusse, 6 Sonderfahrzeuge. Bei den Personenwagen waren 54 „Behelfslieferwagen“, die zur Erfüllung lebens- und kriegswichtiger Aufgaben eingesetzt wurden. Von der Wehrmacht wurden 12 Krafträder, 59 Personenwagen und Lastwagen eingezogen und angekauft. Im gleichen Geschäftsjahr 1941 wurden 247 Führerscheine erteilt, die sich auf Klasse I mit 15, der Klasse II mit 101, der Klasse II mit 67 und der Klasse IV mit 64 aufteilten. Internationale Führerscheine sowie internationale Kfz.-Zulassungsscheine wurden nicht mehr erteilt. Laut Bericht der Straßenverkehrszulassungsstelle waren für das Geschäftsjahr 1941/42 182 Krafträder, 125 Lastwagen, 220 Personenwagen, 17 Zugmaschinen, 6 Omnibusse und 9 Sonderfahrzeuge zugelassen. Bis zum Ende des Geschäftsjahres waren nur noch 484 Kraftfahrzeuge in Betrieb. Führerscheine wurden insgesamt 157 erteilt. 2 für die Klasse I, 53 für die Klasse II, 34 für die Klasse III und 68 für die Klasse IV. In den folgenden Jahren zerrten Fliegeralarme an den Nerven der Menschen. Auch wenn die Alarme zunächst nicht „scharf“ waren, setzten sie der Ingolstädter Einwohnerschaft hart zu. Der Luftkrieg wurde in den beiden letzten Kriegsjahren auch für Ingolstadt immer brutaler. Der Postbote wurde zum „Todesboten“, als er immer häufiger Todesnachrichten von an der Front gefallenen Ingolstädtern überbringen musste. In den folgenden Jahren fehlen weitere Berichte über das Verkehrsgeschehen in Ingolstadt. 64 Ein amerikanischer Soldat – Constabler – kontrolliert am 16. März 1946 in Ingolstadt einen Motorradfahrer. Die Zeitung wurde wöchentlich vom amerikanischen Hauptquartier in Ingolstadt, teilweise mit Berichten aus Ingolstadt, herausgegeben. Die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg Wohnbevölkerung in Ingolstadt 1945: 33.931 1946: 36764 1947: 37953 1948: 38.485 1949: 39.755 65 Der Rathausplatz vor der Zerstörung Künstler: Tom Braun, Ingolstadt / Bild aus: Stadt und Museum „ Ingolstädter Ansichten 1880-1960“ Rathausplatz nach der Zerstörung 1945 66 Gebt mir 10 Jahre Zeit, und ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen. Diese Prophezeiung Hitlers hatte sich 1945 in grausiger Weise erfüllt. Deutschland war ein Trümmerhaufen, seine Städte waren zerschlagen, seine Industrie unter Schutt und Asche begraben und seine Menschen verzweifelt. Als am 26. April 1945 die US-amerikanischen Truppen in unsere Stadt einmarschierten, war für die Ingolstädter der Zweite Weltkrieg beendet. Die grausamen Bombennächte hatten endlich ein Ende gefunden. Bei mehreren Angriffen zwischen Januar und April 1945 erlitt Ingolstadt Wunde um Wunde. Es glich einer Trümmerwüste. 176 Häuser waren total zerstört, 111 Gebäude schwer, 2626 leicht beschädigt. 625 Menschen fanden bei Bombardierungen in den letzten drei Monaten des Krieges den Tod. Mit der totalen Besetzung des Reichsgebietes durch die alliierten Truppen im Frühjahr 1945 übernahmen die Besatzungsmächte unter Aufteilung des Reichsgebietes in eine russische, englische, französische und amerikanische Besatzungszone die Staatsgewalt. In Bayern und damit auch für Ingolstadt ging sie auf die amerikanische Militärregierung über, d. h. die gesamte Staats- und Regierungsgewalt lag in den Händen der örtlichen Militärregierungen, auch für die Stadt- und Landkreise. In Ingolstadt war Major Lesli H. Norins der 1. Militärgouverneur, das gesamte „Military Gouvernement“ bezog die Räume des Ingolstädter Amtsgerichts an der Neubaustraße, und das „Military Headquarters“ wurde im Sparkassengebäude an der Ecke Goethe-/Schillerstraße eingerichtet. Als Offizier für örtliche Sicherheit amtierte Leutnant Max John Kobbe. Die Situation in unserer Stadt war klar vorgezeichnet: Wiederherstellung der Verbindung zwischen Stadtzentrum und dem Südviertel mit dem völlig zerstörten Hauptbahnhof, rasche Ausbesserung der Strom-, Wasser- und Gasversorgungsanlagen, Räumung des Bombenschutts, Wiederherstellung teilbeschädigter Gebäude und Wohnungen sowie die Instandsetzung der Verkehrswege. Zuerst wurde auf der im Wasser liegenden Eisenkonstruktion der Donaubrücke ein in Berg- und Tal verlaufender Notsteg für Fußgänger errichtet, während gleichzeitig eine Pontonfähre von 4 Tonnen Tragkraft die Fahrzeuge übersetzte. Später wurde der Notsteg durch einen festen Holzlaufsteg ersetzt und die bisherige kleine Fähre durch eine stabilere mit 12 Tonnen Tragkraft und einem Fassungsvermögen von 4 Fuhrwerken abgelöst. Die Donaubrücke vor ihrer Sprengung am 26.4.1945 war eine Eisenträgerkonstruktion mit einer Fahrbahnbreite von nur sechs Metern. Sie war die wichtigste Verkehrsverbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem Südviertel. 67 Bild: Stadtarchiv Ingolstadt zeigt die zerstörte Donaubrück In der Nacht vom 26.4. auf 27.4.1945 setzten amerikanische Truppen in Booten über die Donau, weil abrückende deutsche Einheiten die Donaubrücke gesprengt hatten. Das Bild e mit Donautor und links den Holzlaufsteg. Foto: Stadtarchiv Ingolstadt Eine befriedigende und dauerhafte Verbindung zwischen der Innenstadt und dem südlichen Stadtteil sowie aller nördlich bzw. südlich der Donau gelegenen Stadtteile bzw. Ortschaften entstand erst, als am 16.11.1945 die Holzbrücke dem allgemeinen Verkehr übergeben wurde. 68 Der „Civile Motor Pool“ – eine lebenswichtige Einrichtung in der Stadt Anfang Mai 1945 wurde auf Befehl der amerikanischen Militärregierung der „Civile Motor Pool“ als eine lebenswichtige Einrichtung in der Stadt gegründet. Seine Aufgabe war die Erfassung von zurückgelassenen Kraftfahrzeugen im Stadt- und Landkreis und deren Zuführung zu einem gemeinnützigen Einsatz. Von den brauchbaren Fahrzeugen waren täglich 50 LKW eingesetzt, die in einer extra hierfür geschaffenen Werkstätte gewartet wurden, um die Militärregierung und die Stadt mit den notwendigen Gütern zu versorgen. Eine Fahrbereitschaft, Leiter Ludwig Bengl - sorgte für einen reibungslosen Ablauf der Transporte. Nach dem totalen Ausfall der Reichsbahn waren diese Lastwagen die einzige Möglichkeit, um die für unsere Stadt lebensnotwendigen Güter zu befördern. Mit zunehmender Besserung der Verkehrsverhältnisse wurden dann diese Fahrzeuge der Stadt zugewiesen. Die Leistungen der Fahrbereitschaft waren enorm. Für die Ernährung der Bevölkerung wurden durchschnittlich 45 LKW eingesetzt, die 281146 Tonnen Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte beförderten. An Kohle und Brennstoff sowie für Güter, die zur Herstellung von Lebensmitteln benötigt wurden, wurden 9000 Tonnen befördert. Für Brennholz wurden 54000 Tonnen, für Baustoffe zur Herstellung von Wohnräumen 10000 Tonnen und für Rohstoffe, Halbfabrikate für Industrie konnten 8000 Tonnen befördert werden. Von den Lastkraftwegen wurden dabei insgesamt 1.368.000 Kilometer zurückgelegt und dabei 130.000 Liter Benzin und 192.000 Liter Diesel-Kraftstoffe verbraucht. Für den Straßenverkehr waren diese Fahrzeuge in der damaligen Zeit eine hohe Belastung, wenn man bedenkt, dass insgesamt monatlich 182 LKW für die Bauindustrie, für den Werksverkehr 460, für die Brennholzversorgung 210, für die Schlachtviehversorgung 52 und für sonstigen Einsatz 312 LKW unterwegs waren. Nach Auflösung dieser Einrichtung am 1. Februar 1946 wurden diese Fahrzeuge hauptsächlich dem Fuhrgewerbe zugewiesen, um diesen Firmen eine weitere Existenz zu gewähren. (37) Nachdem die ersten Nachkriegsmonate vergangen waren und die Verzweiflung bei den Menschen einigermaßen gewichen war, begann sich auch in Ingolstadt das Leben wieder zu regen. Am 4.5.1945 wurde der Kaufmann Max Gründl von den US-Behörden zum ersten Nachkriegsoberbürgermeister und der Kaufmann Ludwig Bengl zu seinem Stellvertreter ernannt. Beide waren während des 3. Reiches mit den Machthabern in Konflikt geraten. Auf Gründl folgte der aus dem Rheinland stammende Journalist Heinrich Runte, dessen Amtszeit als eine unrühmliche Ära bezeichnet wird. Seine Amtszeit endete, als am 26.5.1946 der neu gewählte Stadtrat Dr. Georg Weber in sein Amt eingeführt wurde. (38) Der Verkehr begann wieder zu rollen. Am Hauptbahnhof fuhram 22.5.1945 die erste Rangierlokomotive mit Holz befeuert – weil die Kohlen gestohlen worden waren. Am 6.7.1945 verließ der erste Zug Ingolstadt. Er bummelte Richtung Augsburg. Fünf Tage später fuhr der erste Zug Richtung München, er benötigte zwischen fünf und sechs Stunden. Schon am 19.12.1945 wurde das „Zentraldepot für die Auto Union Ersatzteile Ingolstadt GmbH“ gegründet, es war bereits 1946 das größte Ersatzteillager in Deutschland. Die Schanz hatte den Vorteil, in den großen, nicht zerstörten Bauten der einstigen Landesfestung Raum in Fülle bieten zu können. Hier begann die Renaissance der 1949 wieder gegründeten Auto Union, ihre sagenhafte Entwicklung war nicht mehr aufzuhalten. 69 Die Motorradproduktion startete 1949 in den einstigen Festungsbauten. (heute gegenüber dem Alf Lechner Museum an der Esplanade) Das Straßenbild in Ingolstadt war zunächst geprägt von den Kraftfahrzeugen der Besatzungsmächte. Ein Großteil der privaten deutschen Kraftfahrzeuge war von der Deutschen Wehrmacht eingezogen worden, von denen der überwiegende Teil als Kriegsverlust galt. Von den Kraftfahrzeugen, die den Krieg überstanden hatten, konnten wegen der Benzinknappheit nur die betrieben werden, die über eine Holzvergasungsanlage verfügten. Foto: Archiv des Polizeipräsidiums Ingolstadt Von den wenigen privaten Autos gehörten einige zur städtischen Schutzmannschaft, es waren französische Citroen-Personenwagen, die zu weiß-dunkelgrauen Streifenfahrzeugen umfunktioniert wurden. Zum Fuhrpark der städtischen Polizeimannschaft gehörten auch 1 Beiwagenmaschine und 4 Solomotorräder. Die Bereifung all dieser Fahrzeuge ließ viel zu wünschen übrig, weshalb sie teilweise gar nicht einsatzbereit waren. (39) 70 Foto: Archiv des Polizeipräsidiums Ingolstadt Am 21.8.1945 wurde ein Verkehrsdienst der Stadtpolizei ins Leben gerufen. Ihr Leiter war Johann Binner, der spätere Chef der Schutzpolizei Ingolstadt. Sie erhielten Uniformen, ähnlich der Stadtpolizei in New York; denn der Sicherheitsoffizier der amerikanischen Besatzungstruppen in Ingolstadt, Max John Kobbe, war u. a. auch für die Uniformen und Ausstattung der Polizei in Ingolstadt zuständig. Da Kobbe vor dem Krieg Polizeibeamter in New York war, entwarf er die Uniformen nach amerikanischem Muster. (40) Diese Männer kümmerten sich in der Hauptsache um straßenverkehrliche Belange. Sie bearbeiteten 21 Verkehrsunfälle, bei denen 12 Personen verletzt und vier getötet wurden. Darüber hinaus wurde von ihnen 2972 gebührenpflichtige Verwarnungen ausgesprochen und gegen 11 Personen wegen Übertretung von Verkehrsvorschriften Anzeige erstattet. Amtliche Mitteilungen für den Stadt- und Landkreis Ingolstadt v. 14. Juli 1945 Verantwortlich für den Inhalt: Oberbürgermeister Runte Die Fahrgeschwindigkeit für den Stadtkreis Ingolstadt beträgt 30 km. Entsprechende Zeichen sind überall im Stadtkreis veröffentlicht. Jede Person, welche diese Verkehrsvorschrift übertritt, wird verhaftet werden. 71 Foto: Archiv des Polizeipräsidiums Ingolstadt Das Bild zeigt die am 24.12.1945 in Betrieb genommene erste Verkehrsampel am Schliffelmarkt beim „Ertl-Eck“. Ein Polizist in weißem Mantel bedient sie gerade. Zwei weitere Polizisten interessiert das Verkehrsgeschehen am damals schon verkehrsreichsten Platz in Ingolstadt. Es waren dies Oberwachtmeister Johann Binner und Wachtmeister Richard Binder (mit weißer Mütze). (41) Gemäß einer Verkehrsordnung vom 14.7.1945 war auf der Harderstraße, der Moritzstraße, der Theresienstraße und auf der Ludwigstraße der Radfahrverkehr vollständig verboten. Der Schliffelmarkt durfte mit dem Fahrrad nicht überquert werden. Anwohner und Passanten mussten nötigenfalls auf diesen Straßen ihr Fahrrad auf dem Bürgersteig schieben, wobei Zuwiderhandlungen mit Bestrafung und Beschlagnahme des Fahrrades bedroht waren. (42) Ob diese beiden Polizisten das Pferd des herannahenden Reiters beschlagnahmt haben, ist unbekannt geblieben; denn auch Handwagen, Pferde und Ochsengespanne mussten auf Nebenstraßen ausweichen. Im April 1946 waren in Ingolstadt 464 Lastkraftwagen, 380 Personenwagen und 665 Krafträder zugelassen. Dabei geschahen auf Ingolstädter Straßen insgesamt 60 Verkehrsunfälle bei denen 28 Personen verletzt und sechs getötet wurden. Im gleichen Monat wurden bereits wieder 264 Führerscheine erworben. Schon Ende 1946 startete das Bayerische Innenministerium eine vierwöchige, bayernweite Verkehrsaktion, um auf die Gefahren der „besonders in letzter Zeit außerordentlich gestiegenen Verkehrsunfälle hinzuweisen.“ Auch die Stadt Ingolstadt beteiligte sich daran, die Polizeibeamten Ludwig Schlecht und Max Lindemeier von der Stadtpolizei erklärten den Schülern verschiedener Schulen in einem 15minütigen Vortrag richtiges Verhalten im Straßenverkehr. 72 Im Jahr 1947 durften auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung keine gebührenpflichtigen Verwarnungen ausgesprochen werden, erst 1952 wurden sie wieder zugelassen. Weitere Erkenntnisse für 1947 fehlen. Im Jahr 1948 wurden bei der Verkehrspolizei Ingolstadt die Verkehrsunfälle erstmalig statistisch erfasst. Im gleichen Jahr stellte die Stadt 1596 Führerscheine aus. (43) Ab 1949 wurden die Statistiken über das Verkehrsgeschehen in Ingolstadt immer genauer bearbeitet. So geschahen u. a. durch Vorfahrtsverletzungen 20, durch falsches Überholen 9, durch unvorschriftsmäßiges Verhalten der Fußgänger 3 und durch technische Mängel an Kraftfahrzeugen und ihrer Ladung 3 Verkehrsunfälle. Werbeprospekt für die Kunden und Händler. Im November 1949 konnten die ersten Motorräder vom Typ RT 125 W ausgeliefert werden. 73 Im Mai 1950 wurde in Ingolstadt der neue DKW Personenwagen vorgestellt. Mit dabei waren (v.l.n.r.) Dr. Richard Bruhn, W.A. Oswald (Nestor der deutschen Motorjournalistik), Gründervater Dr. August Horch und Dr. Carl Hahn. Die 1950er Jahre – ein bewundernswerter Zeitabschnitt Wohnbevölkerung in Ingolstadt 1950: 41.037 1952: 44.739 1956: 46.851 1953: 45.484 1957: 48.684 1954: 46.051 1958: 49.938 1955: 46.776 1959: 50.605 74 Es war der Zeitabschnitt, der auf der ganzen Welt bewundert wurde, als Deutschland aus Trümmern ein Wirtschaftswunderland formte. Die Firma Despag (vormals Deutsche Spinnereimaschinenbau AG, Ingolstadt), die Rauchtabak- und Zigarettenfabrik Martin Brinkmann, die anfangs im Proviantamt untergebracht war und sich von 1946 bis 1950 in zwei beschädigten Gebäuden des Heereszeugamts an der Hindenburgstraße niederließ, sowie die Firma Kristinus, die als eine der ersten Filterzigaretten („Gloria“) herstellte, gab den Ingolstädtern Arbeit und Brot. Weitere Firmen folgten. Neue Wohnungen, Schulen und Straßen entstanden, und es begann die Zeit der Vollbeschäftigung. In den Jahren der Nachkriegszeit vernarbte allmählich vieles. Anfangs der 1950er Jahre begann auch in der Bundesrepublik Deutschland die Massenmotorisierung. Ausdruck fand dies im Westen der Bundesrepublik in unglaublich rasch zunehmenden Kraftfahrzeugbestandszahlen. Motorräder und Motorroller, die Kabinenrutscher, Klein- und Kleinstwagen bevölkerten unsere Straßen. Die Menschen sehnten sich nach Ortsungebundenheit. Viele Menschen träumten davon, endlich einmal den Urlaub fernab der Heimat im eigenen Auto oder mit eigenem Motorrad verbringen zu können. Die Autobranche boomte, und wo viele und immer mehr Autos noch Wünsche offen ließen, da sah man nur einen Ausweg: Noch mehr Autos. In der Stadt Ingolstadt machte sich der Übergang von einem ehedem ruhigen, bürgerlichen Städtchen zu einem aufstrebenden Industrieort deutlich bemerkbar. Das mittelalterliche Straßennetz entsprach nicht mehr den Anforderungen des stark aufkommenden Verkehrs und der Verkehrsdichte. Die Hauptstraßen konnten den Verkehrsstrom, besonders den Stoßverkehr in den Hauptverkehrszeiten kaum noch aufnehmen. Das forderte auch die Stadtverwaltung heraus. So wurde ein bereits vorhandener, die Altstadt umfassende Straßenring zu einer leistungsfähigen Umgehungsstraße ausgebaut. Dieser Ausbau war wichtig, um dem Durchgangsverkehr das Passieren der Stadt zu ersparen und ihn tangentenartig zur gewünschten Ausfallstraße weiterzuleiten. Im Jahre 1956 wurde an der Heydeckstraße, der einzigen Verbindungsstraße zum Ostviertel, wenn man von der Donauuferstraße absieht, eine wichtige Veränderung vorgenommen. Die Durchfahrt durch den Cavalier, bisher zwei enge Tore, wurde zu einem Torbogen vereinigt und die Straße unter Durchbrechung des Festungswalls gerade auf die große Unterführung zugeführt. Von 1946 bis Mitte 1959 wurden 21 km Straßen endgültig ausgebaut und 36 km Straßen neu gebaut sowie 27 km Gehwege und 8 km Radwege angelegt, um nur Weniges zu nennen. Auf diesem Sektor wurde von der Stadtverwaltung Beachtliches geleistet. Das war aber auch äußerst notwendig, denn der motorisierte Straßenverkehr nahm ab den 1950er Jahren stetig zu. (44) Die viertürige Limousine der Auto Union 1000 kam im Juni 1958 auf den Markt 75 Die neue Donaubrücke von 1952 Die wichtigste Verkehrsverbindung von der Innenstadt zu den südlich gelegenen Stadtgebieten und den nachfolgenden Ortschaften im Landkreis war die neue Donaubrücke, die „Konrad-Adenauer-Brücke“ – sofern man von der Autobahnbrücke im Osten der Stadt absieht. Ein Wiederaufbau der alten, zerstörten Donaubrücke aus dem Jahre 1877 kam nicht mehr in Frage. Schon am 21.11.1947 beschäftigte sich der Stadtrat in einer Sondersitzung mit dem Neubau einer Donaubrücke an gleicher Stelle. Das Gremium entschied sich für eine in technischer und finanzieller Hinsicht günstigere und verkehrsmäßig großzügigere Lösung, indem es sich für die Errichtung einer „Stahlbrücke von 12,60 Metern Gesamtbreite mit gemauerten Fundamenten und Pfeilern“ entschied. Der Baubeginn war 1948 und am 14.7.1952 wurde die Brücke dem Verkehr übergeben. Als erstes Fahrzeug fuhr das 100.000 in Ingolstadt hergestellte Motorrad über die neue Donaubrücke. Fahrer war der berühmte Motorradrennfahrer Ewald Kluge. Anlässlich des 100. Geburtstages von Dr.-Konrad-Adenauer, des 1. Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, wurde 1977 die Donaubrücke auf Grund eines Stadtratsbeschlusses in KonradAdenauer-Brücke umbenannt. Die Ära der „Handverkehrsregelung“ durch Polizeibeamte neigte sich seinem Ende zu, als im September 1952 am Schliffelmarkt eine Signalanlage mit Ampeln an allen Straßeneinmündungen und Lichtzeichen für Fußgänger errichtet wurde. Die Anlage war zentral geschaltet, ein Eingreifen in den Schaltbetrieb durch Polizeibeamte wurde trotzdem zuweilen notwendig, wenn das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt überaus stark frequentiert war und eine Verlängerung der jeweiligen Grünphasen per Hand den Verkehr normalisieren half. Sie blieb bis zum 30.9.1960 in Betrieb, ab diesem Zeitpunkt regelte eine moderne Anlage zusammen mit einer an der Kreuzung Schutter-/Spitalstraße den immer stärker werdenden Verkehr. Trotzdem blieb der Schliffelmarkt immer ein Engpass für den Straßenverkehr. Die Unfallzahlen gingen nach Errichtung der Signalanlagen wesentlich zurück. 76 Als erstes Fahrzeug passierte das 100.000., in Ingolstadt hergestellte Motorrad die neue Donaubrücke. Das Motorrad fuhr der berühmte Rennfahrer der Auto Union, Ewald Kluge. Auch das gab es noch in den 1960ewr Jahren: Ein Ochsenfuhrwerk auf der Donaubrücke. 77 Debatte um ein Tempolimit von 50 km/h In den 1950er Jahren gab es auf deutschen Straßen noch sehr wenige Verkehrsregeln zu beachten. Hohe Unfallzahlen ließen es notwendig werden, das „Gesetz zur Sicherheit des Straßenverkehrs“ auf den Weg zu bringen.6 In der Bundesrepublik Deutschland passierten 1951 insgesamt 310.941 Verkehrsunfälle, bei denen 162.100 Personen verletzt wurden. Im gleichen Jahr geschahen in Bayern 57.695 Verkehrsunfälle mit 41.775 verletzten und 1767 getöteten Verkehrsteilnehmern. Neben falschem Überholen, der Nichtbeachtung der Vorfahrt, dem Fahren unter Alkoholeinfluss wurde als Unfallursache oft übermäßige Geschwindigkeit festgestellt. Umso mehr war man überrascht, dass in dem neuen Gesetz – es erhielt am 23.1.1953 Gesetzeskraft – die Fahrgeschwindigkeit von bisher 40 km/h innerhalb geschlossener Ortsteile für PKW, Motorräder und LKW bis 2500 kg aufgehoben wurde. Eine solche Regelung wollten die Länder aber nur dann mittragen, wenn dafür in das Strafgesetzbuch eine Strafe für eine Gefährdung infolge einer deutlich überhöhten Geschwindigkeit aufgenommen wurde, was auch dann geschah. (45) So war nun im Gegensatz zum bisherigen Straßenverkehrsrecht eine Verkehrsgefährdung als Vergehen und in schweren Fällen sogar als Verbrechen (§ 315 a StGB) zu ahnden. Auch konnte die Missachtung der Vorfahrt und falsches Überholen mit Gefängnis geahndet werden. Auch im Ingolstädter Stadtrat „wurde wiederholt gegen die Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung“ Stellung genommen und besonders „die Verkehrsgefährdung durch undisziplinierte rasende Fahrer gerügt“, wobei das Plenum beantragte, „im gesamten Stadtbereich die Geschwindigkeit für Kraftfahrzeuge auf 40 km/h wieder einzuführen“, während die Städtische Kfz.-Zulassungsstelle in einer Stellungnahme vom Juli 1953 unter ihrem damaligen Leiter Leuschner es als „erwiesen ansah, dass durch die Aufhebung der Geschwindigkeitsgrenzen und durch die Anpassung der Geschwindigkeit an die jeweilige Verkehrslage der Verkehrsstrom gleichmäßiger und dadurch die Flüssigkeit des Verkehrs verbessert wurde.“ Im dortigen Amt wurde auch die Meinung vertreten, „dass bei einer solchen Verkehrsfrequenz und dem ständig wachsenden und auch schneller werdenden Straßenverkehr das Problem nicht „Geschwindigkeitsbeschränkung“ heißen darf, sondern: „Was kann in den Städten und damit in Ingolstadt zum Schutz des Fußgängers getan werden und wie kann das Verkehrsrowdytum bekämpft werden?“ Zum Schutz des Fußgängers wurde die baldige Anlegung von sog. „Zebrastreifen“ in der Donaustraße/Einmündung Spitalstraße, in der Ludwigstraße/Ecke Hallstraße und in der Goethestraße/ Einmündung Friedrich-Ebert-Straße vorgeschlagen. Dabei wurde um eine energische Überwachung von der Verkehrspolizei gebeten, damit sich eine „gewisse Geschwindigkeitsbegrenzung an diesen Stellen von selbst ergibt.“ Gegen das Verkehrsrowdytum sollte „mit aller Strenge“ vorgegangen werden. Als „geeignetes erzieherisches Mittel sollte ein Verkehrsunterricht am Sonntag nach dem Gottesdienst Das Gesetz wurde der allgemeinen Strafrechtsreform vorgezogen. Dabei kam der Anstoß zu dem Gesetzgebungsvorhaben nicht wie üblich aus dem Parlament oder Ministerien, sondern von der amerikanischen Militärverwaltung, die eine Hebung der deutschen Verkehrssicherheit forderte. 6 78 sowie als wirksamstes Mittel die Praxis des Führerscheinentzugs schärfer als bisher gehandhabt werden.“ (46) Auch die Verkehrspolizei Ingolstadt äußerte sich zum gleichen Thema: „Die Aufhebung der Geschwindigkeitsbeschränkung innerhalb geschlossener Ortsteile hat sich nachteilig ausgewirkt. Nach ihrer Aufhebung entwickelte sich hier unter den Kraftfahrern eine unsinnige Raserei. An diesem verwerflichen Treiben waren vorwiegend die Kradfahrer beteiligt.“ (47) Nach einer hochemotionalen Debatte um ein Tempolimit wurde die Aufhebung der Geschwindigkeitsbeschränkung im gesamten Bundesgebiet beschlossen. So galt nun ab 23.1.1953 bis 31.8.1957 keine Geschwindigkeitsbeschränkung für PKW und Motorräder. Die Wahl der Geschwindigkeit sollte demnach dem Fahrer überlassen werden. Erst am 1. 9. 1957 wurde innerorts wieder ein Limit von 50 km/h eingeführt. Das neue Gesetz sah außerdem vor, dass bei nachgewiesener Ungeeignetheit dem Fahrzeugführer der Führerschein entzogen werden muss (§ 4 StVG und § 42 m StGB). Ab 1.4.1953 waren Lastzüge mit 2 Anhängern verboten, gleichzeitig entfiel im Anhängerbetrieb die Pflicht zum Anbringen des gelben Anhängerdreiecks auf dem Führerhaus von LKW. Eine Änderung des Jugendgerichtsgesetzes führte dazu, dass Jugendliche wegen Verkehrsübertretungen nicht mehr gebührenpflichtig verwarnt werden durften, stattdessen war eine Anzeige vorzulegen. Zebrastreifen /Fußgängerüberweg in Ingolstadt Zur Sicherheit des Verkehrs und zur Verbesserung der Straßenverhältnisse hatte das Straßenbauamt Ingolstadt Fuß- und Radwege ausgebaut, beschädigte Straßenteile im Stadtgebiet ausgebessert, Verkehrszeichen aufgestellt und Straßenmarkierungen, die ab 1953 gesetzlich vorgeschrieben waren, an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet aufgebracht. An manchen Stellen wurde 1953 öffentlicher Parkraum markiert. 79 Das Bild zeigt einen der ersten Zebrastreifen (Fußgängerüberweg) auf der Ludwigstraße gegenüber dem Kaufhaus Merkur (heute Galeria Horten). Ein Verkehrsschutzmann ist den Fußgängern beim Überqueren der Straße behilflich. In der BRD erhielt der Fußgängerüberweg am 24.8.1953 in der StVO Gesetzeskraft. Der Vorrang für Fußgänger auf Zebrastreifen wurde erst zum 1.6.1964 eingeführt. 7 Verkehrssicherheitswoche vom 25. April bis 2. Mai 1956 in Ingolstadt Die Verkehrssicherheitswoche stand unter dem Motto: „Achtgeben – länger leben!“ Sie wurde in engster Zusammenarbeit von Verkehrspolizei, Verkehrswacht und Kraftfahrzeugzulassungsstelle durchgeführt. Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und Aktionen, wie Vorträge, Plakataushang, Flugblattverteilung, öffentliche VerkehrstonfilmVorführungen auf dem Rathausplatz, Shell-Fahrschule für die Schuljugend auf dem Viehmarktplatz, kostenlose Geräuschmessung an Kraftfahrzeugen u.a.m., wurde eine alle Bevölkerungskreise umfassende praktische Verkehrserziehung geleistet. Nach Beobachtungen und Resonanz in der Presse konnte der Erfolg der Verkehrssicherheitswoche 1956 als zufriedenstellend bezeichnet werden. Schüler trainieren unter der Aufsicht von Polizeibeamten auf dem Verkehrsübungsplatz verkehrsgerechtes Verhalten im Straßenverkehr 7 Der Zebrastreifen tauchte international erstmals am 19.9.1949 im Genfer Protokoll über Straßenverkehrszeichen auf. Die Idee kam aus England. In Deutschland wurden die ersten 12 Zebrastreifen in der Stadt München am 8.7.1952 angelegt. Allerdings wurden viele Überwege wieder beseitigt, um den Verkehrsfluss aufrecht zu erhalten, wie es in einem Fachartikel von 1967 hieß. (Wikipedia i.S. Fußgängerüberweg) 80 Einführung neuer Kennzeichen für Kraftfahrzeuge am 1. Juli 1956 Am 1. Juli 1956 war für alle Kraftfahrzeugbesitzer ein denkwürdiger Tag. Nach einer langen Vorbereitungsphase trat am 1. 7. 1956 unter dem damaligen Verkehrsminister Hans Christoph Seebohm das neue Kennzeichensystem in Kraft. Es löste das nach dem Kriegsende eingeführte Kennzeichen ab. A/B = für amerikanische Besatzungszone 37 = für Stadt Ingolstadt 36 = für Landkreis Ingolstadt Ein im Stadtarchiv Ingolstadt aufbewahrtes amtliches Kennzeichen für die Stadt Ingolstadt. Für die Durchführung der Umkennzeichnung der Kraftfahrzeuge standen für die Kfz.Zulassungsstelle Ingolstadt ca. 100 Wochen zur Verfügung. Bis Jahresende 1957 waren von dem Gesamtbestand von 5983 Fahrzeugen (einschließlich Anhänger) bereits 5168 Kraftfahrzeuge auf die neuen Kennzeichen umgestellt. Am 1. Januar 1961 wurde die bis heute verwendete Plakette auf dem Kennzeichen eingeführt. 81 Einführung einer freiwilligen Prüfung für Mopedfahrer 1956 Zahlreiche Führer von Fahrrädern mit Hilfsmotor (Mopeds) wünschten sich Unterweisungen über das richtige Verhalten im Straßenverkehr, um den Anforderungen des Straßenverkehrs gewachsen zu sein. Aus diesem Grunde hatte es sich eine Reihe von Verbänden zur Aufgabe gemacht, Mopedfahrern Verkehrsunterricht zu erteilen. Voraussetzung zum Erhalt einer Mopedkarte war die freiwillige Teilnahme am Verkehrsunterricht sowie eine bestandene schriftliche Prüfung, in der 20 Fragen aus dem Verkehrsrecht und zur Bedeutung von Verkehrszeichen beantwortet werden mussten. Bei 17 richtigen Antworten war die Prüfung bestanden. Eine mündliche Prüfung fand nicht statt. (56) Die Unterrichtsabende in Ingolstadt wurden von der Verkehrspolizei Ingolstadt in Zusammenarbeit mit der städtischen Kfz.-Zulassungsstelle durchgeführt. Die Prüfungen wurden jeweils von einem amtlich anerkannten Sachverständigen des Technischen Überwachungsvereins München durchgeführt. (48) In der Hohen Schule in Ingolstadt wurden „wissbegierige“ Mopedfahrer über richtiges Verhalten im Straßenverkehr aufgeklärt. Junge und ältere Mopedfahrer waren im Unterricht „fleißig und aufmerksam.“ An der Magnet-Verkehrstafel erläutern Polizeiobermeister Josef Deß und der Leiter der Kfz.-Zulassungsstelle Karl Leuschner einem älteren Lehrgangsteilnehmer eine angenommene Verkehrssituation. Bild im Donau Kurier 82 Unfallfreie Ostern 1957 Am 1. Osterfeiertag 1957, von 06.00 – 11.00 Uhr, wurde in Ingolstadt erstmalig die Aktion „Unfallfreie Ostern“ durchgeführt. An den Zufahrten zur Autobahn Nürnberg-München wurden die in die Osterferien fahrenden Kraftfahrer angehalten. Statt eines „Strafzettels“ gab es einen Beutel SchokoladeOstereier und dazu die freundliche Mahnung, gerade während des starken Osterverkehrs rücksichtsvoll und vorsichtig zu fahren. Es war dies ein neuer Weg zur Verkehrserziehung. Das Bild (im Donau-Kurier) zeigt Karl Leuschner und Josef Deß bei der Übergabe eines Ostergeschenks an einen Autofahrer. Verkehrssicherheitswoche 1957 „Achte auf den anderen!“ war das Motto der Verkehrssicherheitswoche, die vom 30.5. bis 5.6.1957 in Ingolstadt durchgeführt wurde. Dabei wurden 10.000 Hefte „Fahre mit Verstand“, 10.000 Handzettel mit einem Preisausschreiben zur Verkehrssicherheitswoche und 1000 Verkehrszeichen Fibeln verteilt. Verschiedene Geschäfte wurden gebeten, in dieser Woche ein Schaufenster mit einem Verkehrserziehungsthema zu dekorieren. Am Sonntag, den 2.6.1957, um 20.15 Uhr sprach im Festsaal des Neuen Schlosses Domkapitular Msgr. Thalhammer aus München zum Thema „Achte auf den anderen!“ Geräuschmessungen, Vorführung von Verkehrssicherheitsfilmen auf dem Rathausplatz, der Einsatz von Dias mit dem Thema „Achte auf den Anderen!“ in verschiedenen Kinos sowie die Shell-Fahrschule der Jugend auf dem Viehmarkplatz fanden besonders bei der Schuljugend großes Interesse. 83 Aktion „Unfallfreie Ostern“ 1958 Als besondere Maßnahme zur Verkehrserziehung wurde auch in diesem Jahr in Verbindung mit der Verkehrspolizei Ingolstadt die Aktion „Unfallfreie Ostern“ durchgeführt. An den Ausfallstraßen der Stadt standen am 1. Osterfeiertag Angehörige der Kfz.-Zulassungsstelle und Beamte der Verkehrspolizei. Die angehaltenen Auto- bzw. Motorradfahrer wurden ermahnt, „gerade während des starken Osterverkehrs Vorsicht und Rücksicht zu üben und nicht sinnlos durch die Gegend zu rasen“. Damit aber auch der motorisierte Ostertourist auch noch auf angehnehme Art und Weise an diese Mahnung erinnert wurde, wurden über 300 Osterpäckchen mit kleinen und großen Schoko-Ostereiern an die motorisierten Verkehrsteilnehmer verteilt. Erfreulich war, dass der Polizeibericht für Ingolstadt am 8.4.1948 ein „fast unfallfreies Ostern“ melden konnte. Verkehrssicherheitswoche 1958 Im gesamten Bundesgebiet wurde in der Zeit vom 12.5. bis 17.5.1958 eine Verkehrssicherheitswoche durchgeführt, die mit dem „Internationalen Verkehrssicherheitstag“ am 17.5.1958 ihren Abschluss fand. Die Verkehrssicherheitswoche stand unter dem Motto: „Gib acht auf der Straße.“ Mopedkurse 1959 Im Jahre 1959 wurden von der Verkehrspolizei und der Kfz.-Zulassungsstelle vier Mopedkurse abgehalten. An den Unterrichtsabenden nahmen ca. 270 Personen teil. Erfreulich war, dass auch ein großer Teil von Jugendlichen unter 18 Jahren zum Unterricht erschien. Von den Teilnehmern unterzogen sich 246 den freiwilligen Prüfungen durch den Technischen Überwachungsverein München. Die Prüfung bestanden 237 Personen und sie erhielten die Mopedkarte. Gegen 11 Personen musste wegen Ungeeignetheit ein Mopedfahrverbot und gegen eine Person ein Radfahrverbot ausgesprochen werden. Aktion „Unfallfreies Ostern“ 1959 Auch in diesem Jahr wurde wieder die Aktion „Unfallfreies Ostern“ durchgeführt. Die Aktion wurde am Ostersamstag in der Zeit von 13.oo bis 17.oo Uhr durchgeführt. Kleine Ostergeschenke in Form von Schokoladen-Ostereiern erfreuten die angehaltenen Kraftfahrer. Verkehrssicherheitstage 1959 Unter dem Motto „Komm gut heim!“ wurden vom 4.5. bis 8.5.1959 im gesamten Bundesgebiet und in Westberlin die Verkehrssicherheitstage 1959 veranstaltet. Sie fanden ihren Abschluss mit dem Internationalen Verkehrssicherheitstag am 9.5.1959. Das Aktionsplakat zeigte eine Mutter mit ihrer Tochter, die am Fenster stehen und auf die Straße schauen. Man erwartet den Vater, der bald von seiner täglichen Arbeit zurückkehren wird. Auf den Zügen der Mutter und Tochter liegt ein gewisser Ernst und noch nicht die wirkliche Freude, die sein Eintreffen nach guter Rückkehr dann auslösen wird. Damit wollte das Plakat die Gefahren ausdrücken, die heute für jeden von uns auf dem täglichen Weg im Straßenverkehr lauern. Das Plakat wurde an Litfasssäulen angeschlagen und in vielen Geschäften und in allen Betrieben zum Ausgang gebracht. Von der Verkehrswacht sowie 84 von der Verkehrspolizei wurden in Schulen und in Betrieben Verkehrsfilme vorgeführt sowie Vorträge über verkehrsgerechtes Verhalten im Straßenverkehr gehalten Aktion „Bekämpfung des unnötigen Verkehrslärms“ 1959 In der Woche vom 5.10. bis 10.10.1959 führte die Kfz.-Zulassungsstelle in Zusammenarbeit mit der Verkehrspolizei Ingolstadt die Aktion zur „Bekämpfung unnötigen Verkehrslärms“ durch. Zahlreiche Beschwerden aus der Bevölkerung hatten zu dieser Aktion Anlass gegeben. Bei vielen Fahrzeugüberprüfungen wurde festgestellt, dass jedes zweite Moped zu laut und am Auspuff oder am Motor verändert worden war. Die Lärmsünder waren in der Hauptsache jugendliche Mopedfahrer von 16 – 18 Jahren. Die Mopedfahrer wurden verwarnt und von der Kfz.-Zulassungsstelle nach einigen Tagen nochmals überprüft. Kraftfahrzeugbestand in der Stadt Ingolstadt von 1948 bis 1959 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 EW. 38495 39755 41037 43321 44739 45484 46051 46077 46581 46864 49938 50605 LKW 734 767 867 989 1034 1096 1054 1089 1175 1241 865 931 PKW 339 438 616 880 1007 1205 1469 1644 2062 2333 3218 3938 Kräder 717 834 1030 1500 1718 2007 2101 2301 2206 2336 2027 1938 Gesamt Kfz. 1790 2039 2513 3369 3759 4308 4624 5034 5443 5910 6110 680 Fahrräder: 1948: 22000 Die Zulassung von Krafträdern ging zurück. 1953: 26500 Der Trend zum Kleinwagen hat begonnen. Verkehrsunfälle im Stadtgebiet Ingolstadt, Zeitraum 1948 - 1959 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 Verk. Unfälle 63 94 203 346 367 398 387 467 541 480 534 900 Sachschaden 18 29 61 103 113 111 Pers.Schaden 45 65 142 243 254 287 Verletzte 50 71 174 301 319 361 357 372 451 432 484 643 Tote 1 2 5 10 8 17 17 10 9 9 17 19 Ab 1948 wurden bei der Stadtpolizei Ingolstadt die Verkehrsunfälle statistisch erfasst. 85 Ab 1959 wurden die Kleinunfälle (ohne Personenschaden) zusätzlich in die Statistik aufgenommen. Dies erklärt auch den enormen Anstieg von 366 Unfällen gegenüber 1958. Angesichts dieser blutigen Bilanz von tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmern sah man nur einen planvoll geführten Einsatz aller Polizeibeamten in der Verkehrsüberwachung als erfolgversprechend an. Die bei der statistischen Auswertung aller Verkehrsunfälle gewonnenen Erfahrungen brachten wichtige Hinweise für evtl. notwendige Schwerpunkteinsätze im gesamten Stadtgebiet. Die dabei erkannten Gefahrenstellen wurden von nun an präventivpolizeilich in die Streifenpläne der einzelnen Reviere integriert und zugleich auch der Kfz.-Zulassungsstelle der Stadt Ingolstadt gemeldet, um notwendig gewordene Maßnahmen (Geschwindigkeitsbeschränkungen, Aufstellen von entsprechenden Verkehrszeichen) zur Entschärfung von gefährlichen Stellen treffen zu können. Ein Wettlauf zwischen Verkehrstod, der Verwaltung und der Verkehrspolizei begann. Häufige Unfallursachen zwischen 1953 und 1958 Fahrzeugart Vorfahrt Überholen Alkohol Geschwindigkeit Motorrad 118 126 56 169 PKW/LKW 344 180 86 165 Fahrräder 221 121 72 36 Unfälle mit Mopedfahrern wurden ab 1955 in die Statistik bei „Motorrad“ aufgenommen. Bei Fußgängern war „falsches Verhalten beim Überschreiten der Fahrbahn“ meist die Unfallursache. Erteilte Führerscheine zwischen 1956 und 1959 Führerschein 1956 1957 1958 1959 324 305 353 85 77 144 Klasse 3 542 606 922 Klasse 4 42 54 124 Klasse I Klasse 2 gesamt 772