Upper-Room-Discourse, Part IV: Abide in Jesus
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Upper-Room-Discourse, Part IV: Abide in Jesus
Upper-Room-Discourse, Part IV: Bleibe in Jesus Joh 15 Gliederung I. II. III. In Jesus bleiben – Was ist das? In Jesus bleiben – Wie können wir das? In Jesus bleiben – Was bringt das? Einleitung Wir haben ja letzten Sonntag gestartet mit unserer neuen Gottesdienst-Serie zu den "Abschiedsworten Jesu" – eine Serie über Joh 13-17, wo Jesus zum letzten Mal mit seinen Leuten zusammensitzt. Und wenn man so das letzte Mal mit Freunden zusammen ist, dann verliert man in der Regel keine Zeit mehr mit Nebensächlichkeiten – sondern man fokussiert noch einmal, ein letztes Mal, auf das, was wirklich essentiell ist. Was wichtig ist. Worauf es ankommt. Was IHM am meisten auf dem Herzen liegen: Dass sie sich untereinander in Demut dienen und einander lieben sollen / dass sie aufgefordert sind, einander zu lieben und dass sie den Auftrag haben, einer verlorenen Welt zu zeigen, wer ER ist. Frank hat vor einer Woche Joh 13 beleuchtet, wo es um die Liebe geht. Und ich glaube, Ihr habt gemerkt, wie wichtig Jesus dieses Thema ist. Und mich hat sehr angesprochen und auch herausgefordert, wie Frank gesagt hat, dass die Liebe zu Jesus und die Liebe zum anderen IMMER zusammengehören. Nun: Wenn Ihr Euch vor Augen führt, in welchen Kontext hinein Jesus Joh 13-17 spricht, dann gewinnen diese 4 Kapitel und die Schwerpunkte, die Jesus hier legt, noch mehr an Brisanz. Jesus feiert mit den Jüngern Abendmahl und sieht bereits Golgatha vor sich. Die Jünger aber sind vor allem damit beschäftigt, wer unter ihnen der Grösste ist – das wissen wir aus Lk 22.24. Statt, dass Liebe sie prägt, prägt sie Selbstsucht und Egoismus. Und man fragt sich: Wie sollen diese Leute einander lieben lernen können? Und wie sollen sie ein wirkungsvolles Zeugnis für die Menschen um sie herum sein können? Was ist das Geheimnis eines fruchtbaren Lebens als Christ? – Jesus gibt den Jüngern die Antwort auf diese Frage in Joh 15.1-8 (Titelfolie) im Gleichnis vom Weinstock und den Reben... © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -1- "Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg; und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, daß sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch! Wie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, so auch ihr nicht, ihr bleibt denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorrt; und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen. Hierin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet." (Joh 15.1-8) Im Licht all dessen, was wir bisher über die Jünger gesehen haben und über das Gewicht dieses Auftrages, den Jesus in ihre Hände legt, wird das, was Jesus hier sagt, mehr als nur einfach ein Bild. Es geht hier wirklich um den Kern unseres Leben als Christ. Und ich behaupte, dass der, der nicht verstanden hat, was Jesus hier meint, letztlich in seinem Leben als Christ scheitern muss. Entweder, weil er vor Überforderung aufgibt, oder aber, weil er resigniert zusammenbricht. Es war Hudson Taylor, der – als er fast schon aufgeben und verzweifeln wollte – in diesem Gleichnis zur Ruhe und zu einem ganz neuen Verständnis vom Christsein fand. Und mit ihm viele, viele andere ebenfalls. Das Gleichnis vom Weinstock und den Reben ist für mich eines der wichtigsten Gleichnisse, das Jesus uns in der Bibel gibt. Meine Bibel hat darum als Einfass ganz bewusst eine Rebe vorne drauf, um mich immer wieder an dieses Gleichnis zu erinnern und daran, dass ich "in Jesus bleiben" soll. In Jesus bleiben – was heisst das / wie können wir das / was bringt das? I. Was heisst das, "in Jesus bleiben"? Nun - was ganz wichtig ist: Das ganze Bild vom Weinstock und den Reben dreht sich letztlich um nichts anderes als um Beziehung. Es geht nicht um die Frage, wie man eine Rebe werden kann. Es geht auch nicht um die Frage, wie ich eine Rebe bleiben kann. Wir müssen uns vergegenwärtigen, zu wem © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -2- Jesus diese Worte spricht: Er spricht sie zu seinen Jüngern, zu denen, denen er eben gerade noch versichtert hat in Joh 13, dass sie alle "rein sind"- und Jesus spricht damit ihre Rechtfertigung im Glauben an. Jesus spricht hier zu Menschen, die bereits gerettet sind. Dieses Gleichnis ist also kein Gleichnis, in dem es um die Rechtfertigung geht. Im Gegenteil: Jesus versichert ja den Jüngern "Ihr seid die Reben", und nicht: "Seht zu, dass Ihr Reben werdet!" Wir müssen auch sehen, was die Ausgangslage der Jünger ist. Jesus hat ihnen einen grossen Auftrag anvertraut, der ja im Liebesgebot beireits angeklungen ist. Nämlich dass die Welt daran erkennen wird, dass sie eben Nachfolger von Jesus sind, wenn sie Liebe unter einander haben. Und die Frage ist, wie sie diesen Auftrag fruchtbringend erfüllen können. Wie sie in ihrem Leben als Christen Frucht bringen und Säulen der Gemeinde werden können. Die Antwort von Jesus ist: "Bleibt in mir. Habt innige, intensive Gemeinschaft mit mir!" Jesus geht es nicht darum, ob wir Reben sind oder dass wir Reben werden, sondern es geht ihm darum, dass und ob wir Reben am Weinstock werden bzw. bleiben. Es geht um die Beziehung zum Weinstock, die Verbindung zum Weinstock, die Einheit mit dem Weinstock. - Nicht Erlösung steht im Fokus, sondern die Gemeinschaft als Gotteskind mit meinem Vater. Man kann das recht gut deutlich machen am Bild der Ehe. Durch den Trauakt werden zwei Menschen zu Mann und Frau. Durch ihr einmaliges Ja-Wort zueinander werden die beiden rechtlich gesehen zu einer Einheit. Aber ob sie dann Gemeinschaft miteinander haben, das ist dann noch eine andere Sache, nicht wahr. Jedes Ehepaar merkt das früher oder später: Heiraten, das ist eine Sache, aber verheiratet zu sein, eine ganz andere. Wenn die Frau zum Mann sagt: "Hör mal, wir reden nicht miteinander, wir verbringen keine Zeit miteinander, wir haben keine Gemeinschaft miteinander", dann genügt es nicht, wenn der Mann antwortet: "Aber wir sind doch verheiratet, was willst du eigentlich?" Rechtlich verheiratet zu sein ist eine Sache, aber Gemeinschaft zu haben als Ehepaar, das ist eine andere. In Jesus bleiben bedeutet, als Christ in der Gemeinschaft mit Jesus zu leben, die Verbindung zu IHM zu pflegen. Und das Bild vom Weinstock stellt das wunderbar dar. Wenn nämlich die Verbindung zwischen Weinstock und Rebe stimmt, dann kann der Saft des Weinstockes in die Rebe fliessen. Die Rebe hat in sich selber keine Kraft, "Frucht" zu bringen. Sie kann sich noch so auf Frucht konzentrieren, sie kann noch so versuchen, sich Frucht vorzustellen © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -3- etc. – wenn sie nicht am Weinstock bleibt und vom Weinstock her ihre Nahrung zieht, wird sie fruchtlos bleiben. Für die Jünger und auch für uns gilt das genaso. Wir sind angewiesen auf Jesus, wenn's um's Frucht-Bringen geht. Jesus sagt das ja deutlich: "Wie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, so auch ihr nicht, ihr bleibt denn in mir!" Wir können keine Frucht aus uns selber produzieren. Wir wissen zwar, wie Frucht aussehen soll, wir wissen, dass Frucht-Bringen unserer eigentlichen Berufung entspricht, wir können um Frucht beten und Seminare machen über das Thema "Frucht" etc.: Aber eines können wir beim besten Willen nicht: Wir können keine Frucht bringen aus uns selber, dass kann nur Jesus in uns. Weil das so ist, sagt der Hebräerbriefschreiber in Hebr 13.21, dass "Gott in uns das schafft, was vor IHM wohlgefällig ist". Die Bibel macht immer wieder deutlich: Wir können keine Frucht aus uns selber produzieren. Und wir müssen es nicht! Weil Christus in uns es ist, der Frucht wirken möchte. Und wisst Ihr: Das entlastet. Es befreit – weg von einem Christsein, das von Krampf und frommer Leistung geprägt ist, hin zu einem Leben in dem es zu aller erst um Beziehung geht. Es geht nicht zuerst darum, etwas für Jesus zu "tun". Sondern zu aller erst geht es darum, bei IHM zu sein. Und das ist kein Automatismus. Wenn man als Christ automatisch in Jesus bleiben würde, also automatisch diese Nähe zu Jesus hätte, dann wäre der Befehl hier ein Unsinn. Das wäre, wie wenn man einem Schaf befehlen würde, ein Schaf zu sein. Dass aber Jesus das als Imperativ, als Befehl, weitergibt, zeigt, dass Gemeinschaft mit Jesus etwas ist, das schnell verloren werden kann. Und mindestens einer der Jünger hat das noch in der gleichen Nacht schmerzlich lernen müssen: Petrus! Darum zur zweiten Frage: Wie können wir in Jesus bleiben? II. Wie können wir "in Jesus bleiben"? Ich bin der festen Überzeugung, dass "Abhängigkeit" hier ein Schlüsselwort ist. Abhängig sein und abhängig bleiben von Jesus. Zu oft denken wir, wir hätten die Sache selbst im Griff. Wir wüssten schon, wie dieses oder jenes zu funktionieren hätte. Ein gutes Beispiel ist Kindererziehung. Wahrscheinlich wusste beinahe jedes Paar schon lange, bevor es Kinder hatte, wie man © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -4- Kinder erzieht. Uns ging das auch so. Wenn ich heute zurückblicke, dann merke ich, dass ich mindestens zwei Dinge gelernt habe: Erstens – meine Vorstellungen von Kindererziehung waren ziemlich illusorisch. Und Zweitens – ich schaffe es nicht ohne Jesus. Und ist es nicht gerade das, was Jesus in Joh 15 lehrt: "Wer in mir bleibt und ich in IHM, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt Ihr nichts tun?" – Oh, man kann vieles tun ohne Jesus. Das ist keine Frage. Aber es wird "nichts" sein im Blick auf sein Reich und auf seine Pläne. Ohne Jesus ist das, was ich tue, wie "nichts". Es hat keinen Wert und führt nicht zum Ziel. Für mich ist deshalb dieses Bleiben in Jesus zu allererst eine Frage der Abhängigkeit. Eine Frage dessen, wo ich bin – und weniger, was ich tue. Wir wünschten uns manchmal so eine "To-do-Liste", die man abhaken könnte und mit der wir dann sagen könnten: "So – erledigt. Jetzt hab ich's". Aber seht Ihr: "Beziehung" ist eben lebendig. Die kann man nicht mit einer Strichliste abhacken. Und: "Beziehung" ist etwas durch und durch "Ganzheitliches". Ich bin immer verheiratet – egal, wo ich bin und was ich gerade tue. Und genauso will ich immer "Christ" sein – unabhängig davon, wo ich bin. Mir gefällt sehr, wie die amerikanische Bibelübersetzung "The Message" dieses "bleibt in mir" übersetzt. Nämlich konsequent mit: "Seid bei mir zu Hause". Seid bei mir zu Hause. Seid bei mir zu Hause. Und darum ist die Frage, ob Du in Jesus bist, eigentlich eine Frage Deiner geistlichen Heimat. Wo bist Du zu Hause? Wo ist Dein Herz? Wisst Ihr: Jesus lädt uns ein, dass wir jetzt und heute immer wieder neu unser zu Hause bei IHM einrichten und zu Hause bleiben und dass wir unsere Identität von diesem Zuhause her definieren. Brent Curtis schreibt in seinem Buch "Ganz leise wirbst Du um mein Herz" folgendes: "Überrascht begann ich zu ahnen, dass Heiligung nicht so sehr dadurch zu Stande kommt, wass wir etwas tun, sondern dadurch, dass wir bei Jesus zu Hause bleiben. Dass es darauf ankommt, wer und wo wir sind und wer und wo Gott in uns ist!" © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -5- Darum hat Bleiben in Jesus zuallererst mit Demut und Busse zu tun, mit 1 Ruhen in Jesus. Mit SEIN, und nicht in erster Linie mit TUN . Lasst mich deshalb die Frage stellen:"Wann bist Du zum letzten Mal gewesen?" – Wann bist Du zum letzten Mal in Deiner Beziehung mit Jesus einfach gewesen? Wann hast Du zum letzten Mal ganz alleine – ohne Deine Frau / Deine Familie / Deine Freunde – einfach einen Spaziergang gemacht, Dich auf eine Bank gesetzt und über Dich und Jesus nachgedacht? Wann hast Du zum letzten Mal in Dein Herz hineingehört und Dich gefragt: "Wie sieht mein Leben aus?" – Wann hast Du zum letzten Mal bei Jesus wirklich Dein Herz ausgeschüttet und IHM gesagt, was Dich tief in Deinem Herzen tatsächlich beschäftigt? Und wann hast Du zum letzten Mal in die Stille zurückgezogen und Jesus gefragt: "Jesus, was möchtest Du mir sagen?" Jesus wird sich uns nie aufdrängen. Er wird sich nie lautstark melden und sagen: "Hallo, ich bin auch noch da und eigentlich würde ich doch Dein Leben gerne ausfüllen und Zeit mit Dir verbringen!" - Jesus wird sich nie aufdrängen, sondern er wirbt leise um unser Herz. Er wird die Rebe, die keine Frucht bringt, hochheben und versorgen, sodass sie wieder Frucht bringen kann. Und die Rebe, die Frucht bringt, die wird er reinigen, sodass sie noch mehr Frucht bringen kann. Wo hingegen diese "Zuhause sein bei Jesus" nicht mehr da ist, da sind wir zwar immer noch Reben, aber wir gleichen eher vertrockneten Ästen als Reben, durch die der Saft des Weinstockes fliessen kann. Und manchmal frage ich mich, ob die geistliche Dürre, die so viele Gläubige in ihrem Leben mit Jesus empfinden (und die ich im übrigen phasenweise auch kenne!), nicht viel mit diesem Gleichnis zu tun hat und mit einem falschen Verständnis von "In Jesus bleiben"? – Kann es sein, dass wir anstelle des Zuhause-Seins beim HERRN einen frommen Aktivismus gesetzt haben, der gar nicht dem entspricht, was Jesus eigentlich möchte? Ich merke das in meinem Dienst ganz stark. Es gibt Phasen, wo ich mir viel Zeit nehme, um Bücher zu lesen, die mich geistlich weiterbringen. Dies, obwohl man als Pastor eigentlich immer Arbeit hat. Während einigen Jahren habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, 1x pro Tag alles stehen- und liegenzulassen und irgendwohin zu fahren, wo ich alleine sein kann. Dort bete ich, oder sitze auf eine Bank und denke nach, oder ich spaziere ein paar Schritte. Dann aber gibt es andere Phasen. Phasen, in denen ich mir wenig Zeit nehme, um zu lesen, mich nicht mehr zurückziehe und fast jede freie 1 Damit natürlich auch. Es geht auch um Gehorsam, wie V10 zeigt. Aber vorher kommt das Sein! © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -6- Minute im Büro verbringe. Ich lasse mich von der Arbeit bestimmen, sehe nur noch die Berge und dass ich noch dieses und jenes dringend erledigen und diesen oder jenen endlich einmal besuchen sollte. In diesen Phasen bin ich am Rotieren wie ein Helikopter. Und wenn ich dann doch mal eine Seite lese, lege ich das Buch schnell wieder weg, weil ich ein schlechtes Gewissen habe und denke, dass ich meine Zeit nicht vertrödeln darf, sondern etwas "produzieren" muss – einen "Output" in irgend einer schriftlichen Form. – Ich habe mich gefragt im Rückblick: Wo hat Jesus mehr Frucht gewirkt? In den Zeiten hektischer Betriebsamkeit, oder in den Zeiten, in denen ich mich tragen liess von IHM und bei Jesus "zu Hause war"? – Und ich habe mit Erstaunen festgestellt, dass ich oft genau dann, wenn ich meinte, viel zu leisten, nur wenig Frucht gewirkt habe, während Jesus mich in den anderen Zeiten brauchen konnte. Und ER sagt ja: "Wer in mir bleibt und ich in IHM, der bringt viel Frucht, denn getrennt von mir könnt Ihr nichts tun!" Nur, wenn wir offen sind und auf IHN hören können wir auch tun, was ER will. Während wir ansonsten in der Gefahr stehen, einfach zu funktionieren. Wir können nur auf Jesus hören, wenn wir auf Jesus hören. Und nur, wenn wir wirklich hören, können wir tun, was ER uns sagt. Und nur, wenn wir tun, was ER uns sagt, bleiben wir bei IHM zu Hause, so wie ER beim Vater zu Hause war. Denn Jesus vergleicht unsere Beziehung zu IHM mit der Beziehung, die Er mit dem Vater hat. In Joh 15.9-10 nämlich sagt ER: "Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Leibe bleibe!" Wenn man Joh 13-17 liest, dann muss man immer wieder auch einen Blick nach vorne in die Apg richten und sich fragen, ob die Jünger das, was Jesus ihnen in Joh 13-17 gelehrt hat, auch umgesetzt haben. Und ich denke, dass sie das an vielen, vielen Punkten haben. So ist zB. die Wahl der Diakone in Apg 6 eine Folge dessen, dass die Apostel merkten, dass sie aus lauter Betriebsamkeit nicht mehr bei Jesus zu Hause sein konnten. Sie konnten sich nicht mehr auf Jesus konzentrieren. So wählten sie Diakone, waren wieder frei, und Gott konnte wieder Frucht wirken. © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -7- Oder ich denke an Apg 3, wo Petrus und Johannes zum Tempel gehen, um dort zu beten. Sie gehen auf eine bestimmte Zeit dort hin, um die neunte Stunde, wo sich alle zum Gebet treffen. Aber sie sind genug "in Jesus", um eine Sicht zu haben für den Lahmen an der Tempelpforte. Und statt zu beten, wie sie es vorhatten ("ich habe keine Zeit, tut mir leid, ich komme ein andermal wieder, denn ich muss jetzt dieses oder jenes für Jesus erledigen"), heilen sie diesen Mann. Und Gott wirkt Frucht, die grösser gar nicht sein könnte. Warum? – Weil Johannes und Petrus sich nicht von Betriebsamkeit leiten liessen, sondern weil sie ihr Herz so in Jesus verankert hatten, dass sie verstanden: Das, was ER von uns will, ist wichtiger, als das, was wir uns vorgenommen haben!" "Ich bin der Weinstock – Ihr seid die Reben. Bleibt in mir und ich in Euch!" – Damit zum dritten und letzten: Was bringt das ganze? III. In Jesus bleiben – Was bringt das? Zunächst einmal sagt Jesus in V1, dass der Vater jede Rebe an Jesus, die keine Frucht bringt, hochhebt. Das Wort, das hier im griech. Text verwendet wird, kann bedeuten "hochheben" oder "wegnehmen". Je nach theologischem Hintergrund haben sich die Bibel-Übersetzer für die eine oder die andere Variante entschieden. Ich meine, dass "hochheben" (rELB) die bessere Variante ist. Denn es geht um Reben an Jesus, also um Reben, die an oder in Jesus sind. Es kann durchaus sein, dass man als Christ keine Frucht bringt, obwohl man an Jesus ist. In diesem Fall wird der Vater ermutigend eingreifen und "hochheben". 2 Übrigens ist das etwas, was die Weinbauern in Israel oft machen . In Israel liegen die Reben anders als bei uns in der Zeit, wo sie keine Frucht tragen, am Boden. Die Gefahr ist aber, dass die Reben, wenn sie anfangen auszuschlagen, dann selber kleine Wurzeln bilden und die Nahrung, die sie benötigen, direkt aus dem Boden holen. Was sie mit diesen Wurzeln aufnehmen können, reicht aber nicht aus, um Frucht bringen zu können. Es gibt nur klitzekleine Trauben, die total sauer sind. Der Weingärtner geht deshalb zur richtigen Zeit in seinen Weinberg und wird die Reben hochheben, ähnlich wie wir sie bei uns hochbinden – an Stangen oder an Drahtanlagen. 2 Siehe für diese Ausführungen Earl Radmacher, "The Disciplemaker", S. 161-162. © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -8- Das ist ermutigend. Wo wir in Jesus bleiben, wird Gott der Vater sich liebevoll unserer annehmen und uns in die Position bringen, wo wir Frucht bringen können. Und die Rebe, die bereits Frucht bringt, reinigt Gott, sodass sie noch mehr Frucht bringen kann. Ich denke, dass hier das Beschneiden gemeint ist. Gott lässt uns in unserem Leben ganz bewusst einen Prozess durchlaufen, in dem wir immer wieder "beschnitten" aber damit auch gereinigt werden, sodass wir noch mehr Frucht bringen können für IHN. Wo wir an Jesus bleiben und Frucht bringen, wird zweitens Gott verherrlicht. In V8 sagt Jesus: "Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass Ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet!" – Gott wird gross, wenn wir an Jesus bleiben. Gott wird verherrlicht, wird geehrt, wenn wir Frucht bringen. Letztlich wird durch unser Leben Gott geehrt, auch sichtbar vor anderen Menschen. Wenn wir nicht an Jesus bleiben, wir das nicht der Fall sein. Im Gegenteil. Jesus sagt: "Wenn jemand nicht in mir bleibt, wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie in's Feuer, und sie verbrennen!" Wenn die Beziehung mit Jesus nicht stimmt, werde ich hinausgeworfen. Nicht aus dem Himmel, sondern aus der Gemeinschaft mit IHM hier und jetzt. Es geht im ganzen Gleichnis nie um Rechtfertigung, sondern um Beziehung. So auch hier. Meine Beziehung "verdorrt". Und ich kann noch lange Rebe sein, aber ich lebe ausserhalb meiner Bestimmung: Nämlich am Weinstock zu sein und Frucht zu bringen. 3 Die Frage ist: Was ist gemeint mit "Und sie sammeln sie und werfen sie in's Feuer und sie verbrennen?" – Nun: Die einen würden sagen "Hier ist eindeutig die Hölle gemeint". Vor allem wegen der Worte "Verbrennen" und "Feuer". Das würde aber bedeuten, dass man – um in den Himmel kommen 4 zu können – a) an Jesus glauben PLUS b) seine Gebote halten müsste. 3 Im griech. Text: 3 Pers Pl.! Also nicht "Man sammelt" sondern "Sie (Pl.) sammeln...". Die Frage ist: Wer ist mit "Sie" gemeint? – Die beste Antwort gibt m.E. Radmacher ("Disciple-Maker"), der zurückgeht zu Joh 13.35. Dort sagt Jesus, dass die Welt Ausschau hält nach Zeichen, die zeigen, dass wir Jünger Jesu sind. Erkennt die Welt an unseren Werken, dass wir "zum Weinstock" gehören, oder sieht sie keine Beziehung zwischen den unfruchtbaren Reben und dem Weinstock? 4 Einige exegetische Anmerkungen zum Text. Einige Ausleger sagen: "Der Text redet von Menschen, die sich bewusst von Jesus abgewandt und den Glauben verleugnet haben. Diese Menschen kommen nicht in den Himmel!" – Ich frage mich, ob das aus dem Text hervorgeht, oder ob man hier etwas in den Text hineinlegt? Wird hier nicht vielmehr eine Theologie © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -9- vorkonstruiert, und nachher sucht man nach Texten, die die konstruierten Thesen einfach stützen? Beachten wir: Diese Ausleger sagen, dass V2 und V6 parallel zu lesen sind (V2 würde dann natürlich mit "wegnehmen" übersetzt und nicht mit "hochheben"). Bei Menschen, die sich aber von Jesus abwenden, würden wir normalerweise nicht sagen: "Gott hat sie abgeschnitten / weggenommen" sondern wir würden eher sagen "Sie haben sich selber abgeschnitten". Denn der Loslösungsprozess ging ja von ihnen aus, und nicht von Gott. Des weiteren: Die Reben, die in V6 hinausgeworfen werden, werden deshalb hinausgeworfen, weil sie nicht in Jesus bleiben Um in Jesus zu bleiben, muss man aber Gottes Gebote halten (V10). Fazit: Hier werden Christen "hinausgeworfen" aus dem alleinigen Grund, dass sie die Gebote nicht gehalten haben. Es geht also um Ungehorsam, und nicht um "Glauben, der aufgehört hat". Die Frage stellt sich grundsätzlich, ob in Joh 15 von der Verlierbarkeit des Heils die Rede ist. Mancher assoziiert natürlich den Text sofort mit "Hölle", eben weil von "Feuer" die Rede ist. Vgl. zB. Werner de Boor, Wuppertaler Studienbibel, der schreibt: "Wozu ist sie [die Rebe; Anm. D. Rohner] am Weinstock, wozu hat sie alles, was der Weinstock ihr zuströmt, wenn sie nicht Frucht tragen, sondern nur sich selbst leben will? Wer sein eigenes Heil geniessen will, verliert es". siehe Werner de Boor, Das Evangelium des Johannes 2. Teil, Hg. Werner de Boor und Adolf Pohl, Wuppertaler Studienbibel, Wuppertal: Brockhaus, 1986, S. 122. Aber Feuer ist im ganzen AT oft ein Bild für Gottes zeitliches Gericht (siehe zB. Jes 26.11) über seinem Volk und wird nur in seltenen Ausnahmefällen für die "Feuer der Hölle" (Dillow, "Reign of the Servant Kings", S. 412) gebraucht. Wo ein Christ nicht in Jesus bleibt, wird Gott richtend / züchtigend eingreifen (siehe zB. Hebr 12.6). Die Rebe, die keine Frucht bringt, wird AUS der Gemeinschaft mit Christus gestossen hinein IN's zeitliche Gericht. Vielleicht hat Johannes hier auch 1Kor 3 im Blick, wo Pls vom Feuer des Preisgerichtes spricht, durch das unsere Lebenswerke geprüft werden. Wenn der Text von der Verlierbarkeit des Heils sprechen sollte, dann muss man zugeben, dass ein Christ verloren gehen kann, wenn er aufgrund von Ungehorsam die Beziehung mit Jesus vernachlässigt und keine Frucht mehr bringt. Bedingung zur Erlösung wäre also (Umkehrschluss): "Wiedergeburt PLUS an Jesus bleiben PLUS Frucht bringen". – Das lässt sich m.E. aber nur schwer mit der Lehre der Gnade in Übereinstimmung bringen. Von daher empfinde ICH es als schwierig, mit diesem Text die Verlierbarkeit des Heils zu begründen, auch wenn manche das in diesem Text sehen. Ich sehe mit Dillow, Hodges, Ryrie und Radmacher eher, dass der Text von Beziehung und Brauchbarkeit spricht und nicht von Erlösung. Wer nicht in Jesus bleibt, wird aus der Beziehung mit Gott hinausgeworfen und vertrocknet geistlich. Er erlebt Gericht. Letztendlich lässt nichts an seinem Leben darauf schliessen, dass er in irgend einer Weise zu Gott gehört, weil die Frucht fehlt. Er ist unbrauchbar– das einzige, was man damit tun kann, ist, ein Feuer anzünden (das ist die Quintessenz des Gleichnisses). Nichts im Gleichnis lässt darauf schliessen, dass es um die Frage der Verlierbarkeit der Erlösung geht. © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -10- Denn nur, wer die Gebote hält, bleibt gemäss V10 in Jesus. Allein deswegen wird diese Auslegung m.E. dem gesamtbiblischen Zusammenhang nicht gerecht. Darüber hinaus dürfen wir nie vergessen: Der ganze Text ist ein Bild. Wir haben es nicht mit einem wörtlichen Weinstock zu tun, auch nicht mit wörtlichen Reben. Dass wir bei der Erwähnung des "Feuers" an die Hölle denken, scheint zwar naheliegend, ist aber nicht zwingend. Ich denke, es geht einfach allgemein um Gericht und um Unbrauchbarkeit im Reich Gottes. Der Hintergrund des Gleichnisses ist der nahende Abschied Jesu und der Auftrag, den die Jünger haben, der Welt Jesus zu offenbaren (vgl. die übrigen "Upper-Room-Discourse-Predigten"). Das können wir nicht mehr tun, wenn wir nicht an Jesus bleiben und unser geistliches Leben von IHM her gestalten. Wir liegen wie ausgedorrte Reben im Weinberg herum. Und die Welt, die durch den Weinberg geht und Ausschau hält nach Frucht (vgl. Joh 13.35), woran sie uns als Christen erkennt, wird die verdorrten Reben am Boden anschauen und sagen: "An diesem Stück Holz erkenne ich nichts, was auf Frucht hinweist, nichts, was irgendwie erkennen lässt, dass dieses Stück Holz zu diesem Weinstock gehört. Damit kann man doch nur höchstens noch ein Feuer machen". Die Botschaft für die Jünger und auch für uns ist: Wo Ihr nicht an mir bleibt, seid Ihr nutzlos. "Wer aber in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn getrennt von mir könnt Ihr nichts tun!" --Amen- © Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, FEG Visp -11-