Selbstständige Schulen in regionalen - bildung.koeln.de
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seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr Seite 1 Beiträge zu »Selbstständige Schule« Herausgegeben von: Projektleitung »Selbstständige Schule« Selbstständige Schulen in regionalen Bildungslandschaften Eine Bilanz Wilfried Lohre, Mark Becker, Petra Madelung, Detlev Schnoor, Katrin Weisker mit 19 Regionenporträts von Stephan Lüke und Inge Michels 1. Auflage Bestellnummer 33306 Selbstständige Schule.nrw das Projekt des Ministeriums für Schule und Weiterbildung NRW und der Bertelsmann Stiftung seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr Seite 2 Selbstständige Schule.nrw ist das gemeinsame Projekt des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Bertelsmann Stiftung. www.selbststaendige-schule.de www.bildungsverlag1.de Bildungsverlag EINS Sieglarer Straße 2, 53842 Troisdorf ISBN 978-3-427-33306-7 © Copyright 2008: Bildungsverlag EINS GmbH, Troisdorf Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr 1 2 Seite 3 Die Bilanz vorweg: Wie Schulentwicklung gelingen kann und warum regionale Bildungslandschaften nötig sind Ausgangslage und Rahmenbedingungen für das Modellvorhaben »Selbstständige Schule« 9 13 2.1 Entwicklungstheoretischer und schulpolitischer Hintergrund 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 Die politisch-administrative Dimension der Selbstständigkeit Die pädagogische Dimension der Selbstständigkeit Primat der Pädagogik in der lernenden Schule Integriertes Konzept der Schulentwicklung 14 14 15 16 18 2.2 Die Projektkonzeption – Selbststeuerung als pädagogisches und organisatorisches Prinzip 19 2.2.1 2.2.1.1 2.2.1.2 2.2.1.3 2.2.2 2.2.2.1 2.2.2.2 2.2.2.3 Qualitätsorientierte Selbststeuerung an Schulen Unterrichtsentwicklung und schulinternes Management Handlungsfelder mit erweiterten Gestaltungsmöglichkeiten Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung Entwicklung regionaler Schul- und Bildungslandschaften Von der Einzelschule über die regionale Schul- zur Bildungslandschaft Aufbau eines regionalen Unterstützungs- und Beratungssystems Regionale Steuerung 20 20 21 22 23 24 24 25 2.3 Kontrakte und formale Rahmenbedingungen 26 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.3.5 2.3.6 2.3.7 2.3.8 2.3.9 Kooperationsvertrag der Projektträger Gremien im Projekt Ressourcen Auswahlprozess und Kooperationsvereinbarungen Neue Akzentsetzungen im Projekt Projektcontrolling Wissenschaftliche Begleitforschung Öffentlichkeitsarbeit der Projektleitung Schulpolitische Rahmensetzungen während der Projektlaufzeit 26 27 27 28 30 30 31 32 32 3 Schulentwicklung in der Region 35 3.1 Unterrichtsentwicklung 38 3.1.1 3.1.2 3.1.3 Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 38 43 50 seschu08_rz:0_1 21.04.2008 19:01 Uhr Seite 4 3.2 Schulinternes Management 3.2.1 3.2.1.1 3.2.1.2 3.2.1.3 3.2.2 3.2.2.1 3.2.2.2 3.2.2.3 Schulische Steuergruppen Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven Schulleiterinnen und Schulleiter Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 52 53 54 57 62 63 64 67 71 3.3 Eigenverantworliches Arbeiten in größeren Gestaltungsfreiräume 72 3.3.1 3.3.1.1 3.3.1.2 3.3.1.3 3.3.2 3.3.2.1 3.3.2.2 3.3.2.3 Unterrichtsorganisation und -gestaltung Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven Ressourcenbewirtschaftung Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 72 72 73 76 76 76 78 81 3.4 Partizipation und Mitwirkung 82 3.4.1 3.4.2 3.4.3 Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 82 84 85 3.5 Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung 86 3.5.1 3.5.2 3.5.3 Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 87 91 95 4 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft 97 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 Bildung als regionale Herausforderung Regionalisierung: Neuer Ansatz im Bildungsbereich Governance: Steuerung im Mehrebenensystem der Region Regionale Schulentwicklung 97 98 99 100 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 Entwicklung und Steuerung der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 100 101 112 121 seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr Seite 5 5 Regionenporträts 123 5.1 Region Arnsberg/Werl: Starker Wille versetzt Berge 124 5.2 Region Bergisches Land: Das Engagement lohnte sich 128 5.3 Region Bochum: Lernen lernen für Schüler und Lehrer 132 5.4 Region Bonn: Fit für die Zukunft 136 5.5 Region Dortmund: Ein Ziel eint die Region 140 5.6 Region Duisburg: Miteinander wachsen Chancen 144 5.7 Region Hamm: Ein zartes Pflänzchen gedeiht 148 5.8 Region Köln: Köln startet durch 152 5.9 Region Krefeld: Willkommen im »Bildungsboot« 156 5.10 Region Kreis Gütersloh: Es weht ein frischer Wind 160 5.11 Region Kreis Herford: Eine Vision wird Realität 164 5.12 Region Kreis Höxter: Gelungene Pionierarbeit 168 5.13 Region Kreis Recklinghausen: Suche nach einem »Bildungslied« 172 5.14 Region Kreis Steinfurt: Mehr Freiheit – mehr Erfolg 176 5.15 Region Kreis Unna: Klein, aber fein 180 5.16 Region Kreis Warendorf: Den Grundstein gelegt 184 5.17 Region Münster: »Dauerimpuls« für jede Schule 188 5.18 Region Rhein-Sieg-Kreis: Laborstadt und Speerspitze 192 5.19 Region Solingen: Die Weichen neu stellen 196 6 Literaturverzeichnis Der Abschlussbericht ist so angelegt, dass LeserInnen mit speziellem Interesse auch einzelne Kapitel als abgeschlossene Texte lesen können. Die Zitate in den Kapiteln 3 und 4 entstammen in der Regel den Abschlussberichten, die die Regionen im Februar 2008 vorgelegt haben und in die ihrerseits die Abschlussberichte der Schulen eingeflossen sind. 201 seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr Seite 6 »Bildungsreformen schlagen hauptsächlich aus zwei Gründen fehl: Zum einen sind die Probleme komplex und hartnäckig. Es ist schwer, sich wirksame Lösungen einfallen zu lassen, und noch schwerer sie tatsächlich in die Praxis umzusetzen. Der zweite Grund ist, dass die verwendeten Strategien nicht die Dinge in Angriff nehmen, die wirklich wichtig wären. Sie sind weder auf eine grundlegende Unterrichtsreform noch auf die damit verbundene Entwicklung einer neuen pädagogischen Teamkultur ausgerichtet.“ Michael Fullan (1999) »The experience of these top school systems suggests that »Als selbstständige Schule können wir seit Beginn des three things matter most: Modellvorhabens im Jahr 2002 von wirklich erfolgreicher 1. getting the right people to become teachers, schulischer Arbeit sprechen. Erfolg ist hier zu beschreiben als 2. developing them into effective instructors and, positive Entwicklung des Lernens, Lehrens und des Manage- 3. ensuring that the system is able to deliver the best ments im Sinne eines Verständnisses von Schule, das possible instruction for every child.« aus der Executive Summary der McKinsey-Studie (Barber/Mourshed, 2007) unseren gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung trägt.« aus dem Abschlussbericht einer Projektschule »Unsere Region hat mit dem Modellvorhaben ›Selbstständige Schule.nrw‹ die Grundlagen gelegt, von denen jetzt alle profitieren können und auf die wir weiter aufbauen müssen. Denn denken wir daran: Mit unseren Kindern geht jeden Morgen die Zukunft unseres Landes durch die Türen unserer Schulen. Und auf jedes von ihnen kommt es an.« aus dem Bericht einer Modellregion seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr Seite 7 7 Im Projekt »Selbstständige Schule« haben die Akteure sowohl Die Projektleitung beendet mit diesem Abschlussbericht ihre in den Schulen als auch in den Regionen mit bewunderswertem Arbeit. Sie informiert damit Projektträger, Gesetzgeber, Schul- Einsatz und Beharrungsvermögen die Arbeit aufgenommen und administration, Kommunen, Schulen sowie die interessierte manchen Widrigkeiten zum Trotz immer wieder fortgesetzt. Ihre Öffentlichkeit über Gelingensbedingungen und Entwicklungs- Arbeit trägt Früchte! stände bei der Verbesserung von Schulen und dem Aufbau von Mein Dank gilt allen LehrerInnen, SchulleiterInnen und weiteren Akteuren in den Schulen und Regionen, die so tatkräftig Bildungsregionen. Und sie will Anregung geben für die Weiterarbeit. Im Namen aller Projektbeteiligten können wir sagen: und mit so viel (auch zeitlichem) Engagement an der Schulentwicklung in ihrer Region mitgewirkt haben; den VertreterInnen der Schulaufsicht für die Diskussionen, die zur Wei- »We still cannot command the winds, but we have set the sails.« terentwicklung des komplexen Ansatzes beigetragen haben; den VertreterInnen der Kommunen für ihre Bereitschaft, über ihre Zuständigkeiten hinaus Verantwortung zu übernehmen. Danken möchte ich auch meinen Kolleginnen und Kollegen Wilfried Lohre Projektleiter des Projektes »Selbstständige Schule« im Projektleitungsteam für ihr Engagement, ihre Kreativität und ihren leidenschaftlichen Einsatz für die Projektziele. Gütersloh, im April 2008 Selbstständige Schule.nrw seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr 1 Seite 8 Die Bilanz vorweg: Wie Schulentwicklung gelingen kann und warum regionale Bildungslandschaften nötig sind seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr Seite 9 9 Nach sechsjähriger Entwicklungsarbeit wird am 31. Juli 2008 Im Modellvorhaben konnten wesentliche Aufbauarbeiten ge- eines der größten und ehrgeizigsten Schulentwicklungspro- leistet werden, die es weiterzuführen gilt, wenn sie nicht ver- jekte Deutschlands abgeschlossen. Es war angetreten, um in sanden sollen. Dazu gehören die Elemente einer gemeinsamen Kooperation des Ministeriums für Schule und Weiterbildung in regionalen Steuerung genauso wie die Eckpfeiler eines regio- Nordrhein-Westfalen und der Bertelsmann Stiftung gemeinsam nalen Beratungs- und Unterstützungssystems. Die kooperativ mit 278 Projektschulen und 19 Modellregionen die Qualität der und verantwortungsvoll wahrgenommene Selbstständigkeit ist schulischen Arbeit und insbesondere des Unterrichts zu ver- in den Schulen und Regionen auf einen fruchtbaren Boden bessern. gefallen. Doch ohne die umfangreichen Unterstützungsmaß- Tausende Lehrerinnen und Lehrer in unterschiedlichen Funk- nahmen wären die Erfolge nicht zu erreichen gewesen. Quali- tionen und aus allen Schulformen haben mit enormem Enga- tätsverbesserungen werden auch weiterhin nicht ohne entspre- gement Qualifizierungs- und Unterstützungskonzepte erprobt, chende Ressourcen zu realisieren sein. implementiert und weiterentwickelt, die zur Verbesserung der Unterrichtsqualität und des schulinternen Managements bei- Die blühende Bildungslandschaft, tragen und zugleich die Basis für die qualitätsorientierte Selbst- Q optimal entfalten können, steuerung an Schulen im Rahmen größerer Gestaltungsfreiräume darstellen. Diese Konzepte sind für den Transfer vorbe- Q in der alle Bildungsakteure zusammenwirken und gemeinsame Ziele verfolgen, reitet: Alle Schulen und Regionen in NRW können in Zukunft daran teilhaben, wenn der gestalterische Wille dazu vorhanden in der alle Kinder und Jugendlichen ihre Bildungsbiografie Q in der die getrennt aufgebrachten Ressourcen gebündelt und zur gemeinsamen Zielerreichung eingesetzt werden, ist. Gleichzeitig haben viele Akteure aus der Kommunalverwal- Q in der die Bildungsangebote staatlicher und nicht-staat- tung, aus der Schulaufsicht und aus den Schulen unter großem licher Institutionen und Anbieter transparent sind und zeitlichen Einsatz und mit hoher Motivation gemeinsam die Ver- vereinbarten Standards genügen, antwortung für die Lern- und Lebenschancen von Kindern und Q naler Schul- und Bildungslandschaften gearbeitet. in der die Qualität und Wirksamkeit der verschiedenen Einrichtungen überprüft werden und Jugendlichen wahrgenommen und intensiv am Aufbau regioQ in der regelmäßig Rechenschaft über die Entwicklungsarbeit abgelegt wird, bleibt (noch) eine Vision. Ihrer Verwirklichung sind die Regionen und Schulen im Projekt »Selbstständige Schule« jedoch deutlich näher gekommen. Sie haben gezeigt: Das Engagement und die Investitionen haben sich gelohnt. Sie wollen ihre Arbeit fortsetzen und weitere Schulen, Regionen und Partner ins Boot holen. Die Gleise sind gelegt und die Weichen sind gestellt – nun muss gewährleistet werden, dass die Züge auch in Zukunft in die richtige Richtung fahren können! seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr Seite 10 10 Bilanz Schulen und Regionen haben im Projekt unterschiedliche Wege beschritten – doch das gemeinsame Ziel bestimmte den Weg. Die wichtigsten Gelingensbedingungen und Entwicklungsschritte können am Ende des Projektes »Selbstständige Schule« klar benannt werden: ! Im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen die Kinder $ und Jugendlichen. Ultimatives Ziel der schulischen Entwicklungsarbeit ist das Schulische Selbstständigkeit ist kein Selbstzweck. Bezugspunkt jeglicher Entwicklungsarbeit ist die Verbesserung Lernen der Schülerinnen und Schüler. Schulische Selbststän- der Lern- und Lebenschancen aller Kinder und Jugendlichen. Es digkeit dient deshalb der pädagogischen Gestaltung und ma- geht darum, ihnen die Möglichkeiten zu eröffnen, ihre Poten- nifestiert sich in der erfolgreichen Weiterentwicklung des Un- ziale auszuschöpfen, damit erfolgreiche Bildungsbiografien terrichts. Schulische Selbstständigkeit erschöpft sich nicht in und gesellschaftliche Teilhabe realisiert werden können. Schulen formalen Aspekten und darf nicht dazu verwendet werden, die fällt – da sie von allen Kindern und Jugendlichen besucht wer- Ressourcen zu verknappen und gleichzeitig Schulen mehr Ver- den – dabei eine wesentliche Rolle zu. antwortung aufzubürden. ß % Schulentwicklung muss im Unterricht ankommen. Eine neue Lehr- und Lernkultur bedarf der Fortbildung und professioneller Selbststeuerung. Erfolgreiche Schulen sind an ihrem Unterricht zu erkennen. Guter Unterricht ist ein entscheidender Schlüssel für bessere Um eine neue pädagogische Teamkultur aufzubauen, ohne die Bildungs- und Zukunftschancen. Er gründet in einer neuen der systematische Kompetenzaufbau aller Schülerinnen und Lehr- und Lernkultur und verbindet Fachlichkeit auf hohem Schüler nicht möglich ist, müssen die Schulen zu lernenden Or- Niveau mit der Entwicklung überfachlicher Kompetenzen. ganisationen und die Lehrerinnen und Lehrer selbst wieder zu Lernenden werden. Systematische, teamorientierte und die § Selbstständiges Lernen erfordert eine ganze Schule umfassende Unterrichtsentwicklung erfordert selbstständige Schule. eine ebenso systematische und hochwertige Fortbildung. Der Die Fähigkeit zum selbstständigen Lernen ist eine wesentliche innerschulische Prozess kann gelingen, wenn er von einer ent- Voraussetzung für den persönlichen und beruflichen Erfolg. Die sprechend qualifizierten schulischen Steuergruppe koordiniert selbstständige Schule kann diesem Ziel besser nachkommen, wird. Die Schulleiterinnen und Schulleiter müssen bei der weil sie selbstverantwortlich auf die konkreten Vorausset- Wahrnehmung ihrer Gesamtverantwortung für die Schulent- zungen ihrer Schülerinnen und Schüler reagieren und das wicklung professionell unterstützt werden. Schulleben auf der Basis einer fundierten Unterrichtsentwicklung und eines professionellen Schulentwicklungsmanagements entsprechend gestalten kann. & Selbstständige Schulen sind Teil der regionalen Schullandschaft. Wenn die Bildungsbiografien der Kinder und Jugendlichen konsequent in den Fokus genommen werden, dann kann der Blick nicht auf einzelne Schulen verengt bleiben. Vielmehr wird es notwendig, dass an den Biografien entlang die Schnittstellen und Übergänge im Sinne der Schülerinnen und Schüler gestaltet werden, damit begonnene Lernwege sinnvoll weitergeführt werden können. Um diese Kooperation und Koordination nicht dem Zufall zu überlassen, beruht die regionale bzw. kommunale Schullandschaft auf verbindlichen Vereinbarungen, die die Vernetzung der Schulen stützen. seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr Seite 11 11 »Selbstständige Schule« / Das Bildungswesen vor Ort braucht Unterstützung ) und Verlässlichkeit. Der gemeinsam verantwortete Aufbau der regionalen Bildungs- Wirksame Kooperation braucht den politischen Willen. Um die Qualität im Schulwesen vor Ort nachhaltig zu steigern, landschaft setzt vor Ort eine Kooperation von Staat und Kom- muss jede einzelne Schule passgenaue, hochwertige und ver- mune(n) auf Augenhöhe im Rahmen einer staatlich-kommu- lässliche Begleitung und Unterstützung erhalten, um dem ei- nalen Verantwortungsgemeinschaft voraus. Wenn beide Seiten genen Programm und Profil entsprechend ihren Beitrag zur ihre gemeinsame Verantwortung für ein gelingendes regionales Qualitätsentwicklung des Ganzen leisten zu können. Dieses Bildungswesen tatsächlich nachhaltig wahrnehmen wollen, Unterstützungssystem kann nur vor Ort in der Kommune bzw. dann kann die Kooperation der Akteure vor Ort nur wirksam in der Region aufgebaut werden, da die lokalen Bedingungen sein, wenn sie auch auf höchster Ebene gewollt und hinsicht- und Notwendigkeiten bei seiner Konzeption berücksichtigt lich der Zielfindung, Umsetzungsplanung, Finanzierung und werden müssen, wenn wirklich alle Kinder und Jugendliche ge- Qualitätssicherung unter Wahrung der Zuständigkeiten ge- meint sind. Deshalb werden zunehmend auch die außerschuli- meinsam verbindlich vereinbart ist. schen Akteure in seine Entwicklungsarbeit einzubeziehen sein. = ( Gemeinsame Verantwortung manifestiert sich Optimale Bildungschancen für alle können nur in der in wirkungsvollen regionalen Strukturen mit regionalen Bildungslandschaft realisiert werden. ausreichenden Ressourcen. Schule stellt letztlich nur eine – wenn auch die zentrale – Wenn im Zuge einer konsensorientierten Kooperation zwischen Station auf dem Bildungsweg von Kindern und Jugendlichen Land und Kommune(n) auch eine regionale Eigenverantwor- dar. Bildung ist mehr als Schule: Sie beginnt bereits vor dem tung für die Entwicklung des Bildungswesens vor Ort etabliert Eintritt in die Schule und endet auch später nicht am Schultor. wird, dann müssen arbeitsfähige Koordinierungs- und Steue- Deshalb kann eine abgestimmte Strategie zur Verbesserung rungsgremien gemeinsam eingerichtet werden. Diese müssen der Bildungschancen in einer Stadt oder Region in letzter Kon- die Ziele abstimmen, Implementationsstrategien konzipieren, sequenz nicht auf Schule beschränkt bleiben. Die außerschu- umsetzen, auf ihre Wirksamkeit überprüfen und hierüber Re- lischen Bildungseinrichtungen sind unerlässliche Partner bei chenschaft ablegen. Arbeitsfähig sind solche Gremien nur, der Realisierung der anspruchsvollen Ziele. Auf kommunaler wenn sie mit entsprechenden personellen Ressourcen beider Seite müssen verschiedene Ämter und Fachbereiche und auf Seiten ausgestattet sind und über einen gemeinsam ge- Landesseite mehrere Ministerien einbezogen werden, wenn es speisten Entwicklungsfonds verfügen können. um die Gestaltung des Bildungswesens vor Ort geht. Zusätzlich sind auch die nichtstaatlichen Bildungsakteure (Kammern, Betriebe, Verbände, Vereine etc.) angemessen einzubinden. Selbstständige Schule.nrw seschu08_rz:0_1 21.04.2008 17:16 Uhr 2 Seite 12 Ausgangslage und Rahmenbedingungen für das Modellvorhaben »Selbstständige Schule« 2.1 Entwicklungstheoretischer und schulpolitischer Hintergrund 14 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 Die politisch-administrative Dimension der Selbstständigkeit Die pädagogische Dimension der Selbstständigkeit Primat der Pädagogik in der lernenden Schule Integriertes Konzept der Schulentwicklung 14 15 16 18 2.2 Die Projektkonzeption – Selbststeuerung als pädagogisches und organisatorisches Prinzip 19 2.2.1 2.2.1.1 2.2.1.2 2.2.1.3 2.2.2 2.2.2.1 2.2.2.2 2.2.2.3 Qualitätsorientierte Selbststeuerung an Schulen Unterrichtsentwicklung und schulinternes Management Handlungsfelder mit erweiterten Gestaltungsmöglichkeiten Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung Entwicklung regionaler Schul- und Bildungslandschaften Von der Einzelschule über die regionale Schul- zur Bildungslandschaft Aufbau eines regionalen Unterstützungs- und Beratungssystems Regionale Steuerung 20 20 21 22 23 24 24 25 2.3 Kontrakte und formale Rahmenbedingungen 26 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.3.5 2.3.6 2.3.7 2.3.8 2.3.9 Kooperationsvertrag der Projektträger Gremien im Projekt Ressourcen Auswahlprozess und Kooperationsvereinbarungen Neue Akzentsetzungen im Projekt Projektcontrolling Wissenschaftliche Begleitforschung Öffentlichkeitsarbeit der Projektleitung Schulpolitische Rahmensetzungen während der Projektlaufzeit 26 27 27 28 30 30 31 32 32 seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 13 13 Das nordrhein-westfälische Modellvorhaben »Selbstständige Das Modellvorhaben griff dabei einerseits auf Vorerfahrungen Schule« startete am 1. August 2002 als gemeinsames Projekt aus vorangegangenen Projekten zurück und trat andererseits des Schulministeriums NRW und der Bertelsmann Stiftung. mit dem Anspruch an, die durch internationale Vergleichsstu- In der Vorlaufphase 2001/2002 waren bereits die Zielset- dien ausgelösten Diskussionen soweit möglich in die Konzep- zungen und die wichtigsten Vorgehensweisen von den Pro- tion einzubeziehen: jektträgern definiert und allen Schulen in Nordrhein-Westfalen Q Im Vorläuferprojekt »Schule & Co. – Stärkung von Schulen sowie der Schulaufsicht und den Schulträgern bekannt ge- im kommunalen und regionalen Umfeld«, das 1997 bis macht worden: 2002 ebenfalls als gemeinsames Projekt des Schulministe- »Im Mittelpunkt des auf sechs Jahre angelegten Projektes riums NRW und der Bertelsmann Stiftung in zwei Regionen stehen die Schülerinnen und Schüler. Mit dem Ziel, ihre Lern- des Landes mit zunächst 52 Schulen durchgeführt wurde, und Lebenschancen zu verbessern, arbeiten Schulen, Schul- waren wertvolle Erfahrungen für die Verbesserung der schulischen Qualität gesammelt worden. träger und Schulaufsicht Hand in Hand und erproben neue Wege. Alle Teilvorhaben im Projekt ›Selbstständige Schule‹ Q Die landesweiten Erfahrungen aus Entwicklungsvorhaben dienen mittelbar oder unmittelbar der Verbesserung der Qua- zur Schulprogrammarbeit und zur Gestaltung des Schul- lität der schulischen Arbeit, d. h. vor allem, der Unterricht soll lebens und Öffnung von Schule (GÖS) sollten ebenso be- besser werden. […] Die größere Selbstständigkeit von Schulen rücksichtigt werden wie die Erfahrungen aus eher verwal- soll dazu beitragen, dass sie ihrem Bildungs- und Erziehungs- tungsreformerischen Modellvorhaben zur schulischen auftrag besser gerecht werden können. […] Mehr Selbststän- Personalauswahl, zur Sachmittelbudgetierung im Bereich digkeit ist aber auch an Voraussetzungen geknüpft: Erst wer der Schulträger sowie zum Projektmittelansatz der Lehrer- bereits ein Fundament gelegt und an der Verbesserung des Un- fortbildung. terrichts und des schulinternen Managements gearbeitet hat, Q Die Bertelsmann Stiftung hatte im Rahmen einer interna- wird die neue Selbstständigkeit wirksam nutzen können. Und: tionalen Recherche zum erfolgreichsten Bildungswesen Um die erweiterten Freiräume zielorientiert wahrzunehmen, anlässlich des Carl Bertelsmann-Preises 1996 Qualitäts- müssen sich die Schulen auf neu geschaffene regionale Struk- kriterien für die Beurteilung guter Schulen und guter Schul- turen verlassen können, die sie beraten und unterstützen.« 1 Die Projektbeteiligten hatten sich somit der Förderung der systeme entwickelt.3 Q Internationale Vergleichsstudien, insbesondere die TIMSS4 Lern- und Lebenschancen aller Kinder und Jugendlichen ver- und die PISA-Studie5, hatten seit Ende der 90er Jahre pflichtet und den hierfür notwendigen Projektfokus auf die Ver- deutlich gemacht, dass Schulreformen am Unterricht an- besserung des »Kerngeschäfts« von Schule, den Unterricht, setzen müssen. gelegt. Orientierungspunkte waren dabei die erfolgreichen Bildungsbiografien der Kinder und Jugendlichen und die (Weiter-) Entwicklung der Organisation Schule in der Region. 2 Von seinem Beginn am 01. August 2002 an wurde das Projekt »Selbstständige Schule« in der Bundesrepublik sehr interessiert verfolgt. Es war mit 278 beteiligten Schulen und 19 von insgesamt 54 Kommunen/Regionen aus Nordrhein-Westfalen eines der größten Schulentwicklungsprojekte Deutschlands. Dies galt sowohl hinsichtlich der beteiligten Zahl an Schulen, 1 2 3 4 5 Vgl. Bertelsmann Stiftung, Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung NRW (Hrsg.), »Bildung gestalten – Selbstständige Schule NRW«, S. 6. (im Folgenden mit Titelangabe zitiert). Mit dieser gemeinsamen Broschüre warben die Projektträger im Herbst 2001 um die Teilnahme. Als Region wird im Projektzusammenhang eine kreisfreie Stadt oder ein Kreis mit seinen kreisangehörigen Städten und Gemeinden verstanden. In Nordrhein-Westfalen gibt es 54 solcher gebietskörperschaftlich organisierten Regionen. Vgl. Bertelsmann Stiftung (1996), besonders S. 11-22. TIMSS ist ein Akronym für die Dritte Internationale Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie (engl.: Third International Mathematics and Science Study), die 1997 durchgeführt und in Deutschland durch das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin umgesetzt wurde. PISA ist die Abkürzung für Programme for International Student Assessment. Es handelt sich um internationale Schulleistungsuntersuchungen der OECD, die seit 2000 in dreijährigem Turnus in den meisten Staaten der OECD sowie Partnerstaaten durchgeführt werden. als auch hinsichtlich des realisierten Ausmaßes einzelschulischer Gestaltungsfreiheit und der Verbindung von unterrichtsund verwaltungsbezogenen Maßnahmen. Es war zudem eines der ersten Projekte an der Schnittstelle zwischen staatlicher, kommunaler und einzelschulischer Bildungsentwicklung. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 14 14 2.1 Ausgangslage und Rahmenbedingungen Entwicklungstheoretischer und schulpolitischer Der größte Teil der diskutierten Lösungsvorschläge war dabei Hintergrund zwei zentralen schulreformerischen Entwicklungslinien zuzuordnen: Der bildungspolitische Rahmen für das Modellvorhaben »Selbst- Q Einerseits existierten die eher effizienzorientierten Bestre- ständige Schule« wurde zu Projektbeginn vor allem durch die bungen, die vorrangig in verwaltungsreformerischen Lö- massiven Forderungen nach wirksamen und schnellen Refor- sungen mündeten und zu diesem Zweck eine größere men im deutschen Bildungssystem geprägt, die seit der Veröf- Selbstständigkeit der Einzelschule favorisierten. fentlichung der Ergebnisse internationaler Vergleichsstudien immer lauter wurden. Q Andererseits legten die eher pädagogisch orientierten Reformer ihren Fokus auf den Unterricht und auf die Notwen- Bereits 1997 wurde durch die TIMSS-Studie deutlich, dass digkeit, Lehrerinnen und Lehrer umfassend dabei zu unter- die Leistungen deutscher Schülerinnen und Schüler in den stützen, diesen Unterricht im Interesse ihrer Schülerinnen Lernbereichen Mathematik und Naturwissenschaften im inter- und Schüler stärker auf das Ziel des selbst gesteuerten nationalen Vergleich eher durchschnittlich bis unterdurch- Lernens auszurichten. schnittlich waren. Die Diagnose lautete, dass das Wissen der Schülerinnen und Schüler nicht in ausreichender Weise vernetzt wurde, wodurch die Lernzuwächse zu gering ausfielen 2.1.1 Die politisch-administrative Dimension der Selbstständigkeit und ein besonderes Leistungstief bei alltagsnahen Anwendungsproblemen feststellbar war. Gleichzeitig war der Unter- Nach PISA wurde die öffentliche Diskussion über die Wirksam- richt nicht variabel genug. Typisch für den deutschen Unterricht keit von Schule und deren Qualitätsverbesserung zunehmend in Mathematik und Physik war das »eng geführte fragend-ent- auf die politisch-administrative Steuerung des Bildungs- wickelnde Gespräch, das den Schülern nur begrenzt verständ- systems gelenkt, nicht zuletzt auch deshalb, weil von Seiten nisintensives Lernen ermöglicht«.6 Durch TIMSS wurde der der Systemsteuerung erwartet wurde, deutliche und schnelle Blick wieder verstärkt auf die Ergebnisse von Schule gelenkt, Erfolge in Form von besseren Ergebnissen in der nächsten PISA- die verbessert werden sollten. Erhebung vorzuweisen. Die ersten Teilergebnisse der PISA-Studie im Dezember 2001 Die Analyse der PISA-Ergebnisse zeigte u. a., dass die er- bestätigten diese Schlussfolgerung. PISA bescheinigte dem folgreichsten Länder ein weit höheres Ausmaß an schulischer deutschen Schulsystem im internationalen Vergleich unter- Autonomie verwirklicht hatten. Deutschland hingegen verfügte durchschnittliche Ergebnisse in den gemessenen Lernberei- über ein vergleichsweise bürokratisches, stark reguliertes, chen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft der 15-jähri- hierarchisches, von föderalistischen Elementen und unter- gen Schüler und Schülerinnen. schiedlichen Zuständigkeiten weitgehend zergliedertes Bil- TIMSS hatte den Boden bereitet und PISA trat anschließend dungs- und Schulsystem, das traditionell zentral über die Be- die bildungspolitische Lawine endgültig los: Über alle Partei- reitstellung von Ressourcen und über administrative Vorgaben grenzen hinweg war man sich einig, dass das deutsche Schul- gelenkt wurde.7 system und damit vor allem auch die Leistungsergebnisse der Effizienzorientierte Untersuchungen stellten deshalb fest: deutschen Schülerinnen und Schüler besser werden mussten, »Als ein Kernproblem der deutschen Schulen scheint sich die und das möglichst schnell. mangelnde Effizienz und Eigenverantwortung herauszustellen. So gibt es an deutschen Schulen keine Feedback-Kultur, mit deren Hilfe sich die Effizienz des gesamten pädagogischen und schulischen Engagements überprüfen lässt. Ebenso verfügen Schulen nicht über das Recht, Lehrer einzustellen und zu entlassen, sie haben kaum Budgethoheit, geringe Selbstbe- 6 Klieme/Baumert (2001), S. 5. 7 OECD (2004), S. 6; Avenarius (2001), S. 36 ff., betont, dass »Schulautonomie« eigentlich ein irreführender Begriff ist, da im deutschen öffentlichen Recht der Begriff der Autonomie nur auf juristische Personen Anwendung findet, Schulen aber keine juristischen Personen sind. Schulautonomie meint also einen größeren Spielraum zur Selbstgestaltung der Schulen, der jedoch durch die Schulgesetzgebung des jeweiligen Bundeslandes und vor allem durch das Grundgesetz eingegrenzt wird. Eine echte »juristische« Autonomie deutscher Schulen ist somit nicht möglich. 8 Klein/Hüchtermann (2003), S. 201. stimmung des Lehrstoffes, und es mangelt an personalwirtschaftlichen Maßnahmen: Hier kulminieren Schwachpunkte, die das deutsche Schulwesen dem anderer Länder gegenüber ins Hintertreffen geraten lassen.«8 seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 15 15 Entwicklungstheoretischer und schulpolitischer Hintergrund Sie plädierten für eine Kompetenzverlagerung von den zen- hoch professionellen nationalen Evaluationsagenturen, die re- tralen Instanzen auf niedrige Entscheidungsebenen, um eine gelmäßige Durchführung von zentralen Vergleichsstudien und produktivitätssteigernde Wirkung und eine bessere Nutzung Schulevaluationen, sowie als Konsequenz der Evaluation eine vorhandener Potenziale zu erreichen. differenzierte Ressourcenzuweisung in Verbindung mit einer In der deutschen Bildungspolitik rückte somit das Thema gezielten Unterstützung der Akteure im Bildungsprozess.«13 »Schulautonomie« erneut9 in den Fokus und prägte die Dis- Die Bundesländer haben deshalb im Zuge der PISA-Ergeb- kussion »der 1990er Jahre ebenso wie des beginnenden nisse eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt, die sich auf 21. Jahrhunderts nicht nur quantitativ, sondern auch inhaltlich die hier genannten Aspekte bezogen: Einführung von Bildungs- wie keine zweite«.10 Eigenständigkeit und Eigenverantwortung standards, zentrale Vergleichsarbeiten und Abschlussprü- von Schule und neue Verfahren ihrer staatlichen Steuerung fungen sowie die Etablierung externer Evaluationsmaßnahmen. wurden intensiv diskutiert. Dieser Diskurs prägte nachhaltig die Konzeptionsphase des Modellvorhabens »Selbstständige Schule«. Schwerpunkt- 2.1.2 Die pädagogische Dimension der Selbstständigkeit mäßig ging es in dieser Debatte darum, »dass die Gestaltungsmöglichkeiten der einzelnen Schule möglichst erhöht Im Zuge der intensiveren TIMSS-Auswertungen wurde u. a. oder gefördert werden sollen; dass also die einzelne Schule als deutlich, dass der Unterricht in Deutschland nach wie vor stark möglichst eigenständig arbeitende und sich selbst verantwor- von frontalen und fragend-entwickelnden Formen geprägt und tende Einheit in den Blick kommt«.11 zu wenig geeignet war, Schülerinnen und Schüler in einem um- Anhand der Analysen zur PISA-Studie wurde allerdings auch deutlich, dass die Selbstständigkeit von Schulen und ein er- fassenden Sinne zu selbstständigen Lernerinnen und Lernern zu machen.14 weiterter schulischer Handlungsspielraum noch kein alleiniger Diese Anforderung wurde und wird auch im Zusammenhang Garant für bessere Ergebnisse des Schulsystems waren.12 Er- mit der sich rasant verändernden Gesellschaft immer virulenter. gänzend zum hohen Grad an Autonomie zeichneten sich die in BürgerInnen können an der Wissensgesellschaft der Zukunft PISA besonders erfolgreichen Länder auch durch regelmäßige nur dann in einem umfassenden Sinne teilhaben, wenn sie das externe Evaluationen aus. »Lernen« als dauerhafte Herausforderung begreifen, die nicht Als Resümee aus PISA nennt Klieme folgende »Komponenten« einer qualitätsorientierten Steuerung des Bildungssystems: »Als Konsequenz lässt sich festhalten: In PISA erfolgreichere Staaten haben frühzeitig, systematisch und mit langem mit dem Schul- oder Berufsabschluss beendet ist. Somit wird die Fähigkeit selbstständig lernen zu können immer bedeutsamer.15 Dem lebenslangen Lern- und Bildungsprozess liegt also das Leitbild einer »selbstständigen Lernerin« bzw. eines »selbstständigen Lerners« zugrunde.16 Atem Bildungsreformen in Angriff genommen und neue Mo- Auch wenn Wissen von den Schülerinnen und Schülern in delle der Steuerung des Schulsystems eingeführt. Deren Kom- unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Zusammenhängen ponenten sind die Vorgabe von Bildungsstandards (zum Teil in erworben wird, ist davon auszugehen, dass es wesentlich von Verbindung mit einem nationalen Curriculum), die Erhöhung der Lernerfahrung in der Schule abhängt, wie gut dieses le- der Eigenverantwortung der Schulen und der Ausbau schul- benslange Lernen funktioniert. Die Schule ist »der einzige ge- intern differenzierter Bildungsangebote, die Einrichtung von sellschaftliche Ort, der darauf spezialisiert ist, kulturelle Lerngelegenheiten […] der gesamten nachwachsenden Generation zugänglich zu machen. […] Durch die Bereitstellung stabiler Lernumwelten kann langfristig, systematisch und kumulativ gelernt werden.«17 9 U. a. hat Richter (2004) darauf hingewiesen, dass der Deutsche Bildungsrat schon 1971 Empfehlungen zu »Selbstständigkeit und Partizipation« entwickelt hatte; vgl. auch: Daschner (2006). 10 Rürup (2007), S. 109. 11 Ebd., S. 111. 12 Vgl. Döbert, H./Klieme, E./Kopp, B. v./Weiss, M. (Hrsg.) (2003), S. 204 f. 13 Klieme (2003), S. 5. 14 Vgl. Klieme/Schümer/Knoll (2001). 15 Vgl. Klafki (2003), S. 20ff. 16 Vgl. Deutsches PISA-Konsortium (2001), S. 271. 17 Baumert (2006), S. 40. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 18:43 Uhr Seite 16 16 Ausgangslage und Rahmenbedingungen Selbstständigkeit wurde deshalb auch und in erster Linie als Die Steigerung der Qualität des Unterrichts und der Qualität die Selbstständigkeit des Lernens der Kinder und Jugendlichen von Schule musste zur Aufgabe des ganzen Systems von Leh- verstanden und diskutiert. Es bestand Einigkeit darin, dass renden, Lernenden und Erziehenden werden, die sich gemein- deren selbst gesteuertes bzw. selbstständiges Lernen nur mit sam auf diesen Weg begeben sollten. Diesen Prozess sollten einer entsprechenden Veränderung und Verbesserung des Un- die Schulaufsicht und die Schulträger unterstützen und be- terrichts erreicht werden konnte. ratend begleiten. »(Die selbstständige Schule, d.V.) bietet Lehrpersonen und Schülern einen neuen Kontext, der nach wichtigen schulpäd- 2.1.3 Primat der Pädagogik in der lernenden Schule agogischen Kriterien von den Schulen selbst gestaltet wird und seinerseits die Lehr- und Lernprozesse gestaltet. Der Kontext Die Verbesserung der Schulen durch größere Selbstständigkeit kann von den Schulen so eingerichtet werden, dass er eigen- musste im Ergebnis die Kinder und Jugendlichen in den Mittel- verantwortliches und kooperatives Lernen fördert, ungehindert punkt ihrer Bemühungen stellen. Dies konnte nach Über- durch Verwaltungs- und Organisationsvorschriften sich le- zeugung der Projektträger nur durch eine Fokussierung auf den diglich an Rahmenvorgaben und Standards in Form kompe- Unterricht gelingen. Die flankierenden Maßnahmen zur erwei- tenzbezogener Lernziele orientiert. Die Wirkung eines solchen terten Selbstständigkeit der Einzelschule mussten demnach Kontextes auf das Schülerlernen, das ultimative Ziel jeden Un- dienenden Charakter haben: »Alle Teilvorhaben im Projekt terrichts, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: Lernen ›Selbstständige Schule‹ dienen mittelbar oder unmittelbar der wird erheblich zielorientierter, eigentätiger und dabei ge- Verbesserung der Qualität der schulischen Arbeit, d. h. vor meinsam verantwortet. Solche Kontexte zu begreifen und zu allem, der Unterricht soll besser werden.«21 schaffen ist Ausdruck wachsender Professionalität von Lehr- Bei der Konzeption des Projektes »Selbstständige Schule« personen, d. h. von sich entwickelnden und forschenden Leh- konnte dabei auf die Erfahrungen aus dem Projekt »Schule & rerinnen und Lehrern.«18 Co.« zurückgegriffen werden. Die Projektergebnisse bestätig- Das Ziel, Kinder und Jugendliche zu selbstständigen, selbst- ten den damals »weitgehend akzeptierte(n) Stand der aktuel- bewussten und aktiv teilhabenden Menschen zu bilden und zu len Schulentwicklungsdiskussion«22 aus der Schulpraxis und erziehen, ist seit den Anfängen der Pädagogik immer wieder zeigten maßgebliche Ansatzpunkte für die Entwicklung des formuliert worden. Und dennoch muss wohl auch nach 100 neuen Modellvorhabens auf: Jahren Reformpädagogik konstatiert werden, dass die Um- »1. Schulentwicklung braucht eine Zentrierung auf den Unter- setzung dieser Anforderungen noch immer nicht in ausrei- richt, d. h. eine Konzentration auf die Modernisierung der chendem Maße gelingt: Die Ansätze sind meist zu wenig auf Lehr- und Lernformen. umfassende und systematische Entwicklung ausgerichtet und 2. Schulentwicklung braucht die Verzahnung von Unterrichts- sie lassen die Lehrerinnen und Lehrer zu oft allein. Deshalb entwicklung mit der Ausbildung von Schulentwicklungsmanagement. musste, wenn der Fokus auf die Pädagogik und den Unterricht gelegt wurde, die Maßnahmenplanung unmittelbar bei den 3. Schulentwicklung braucht die Einsicht in die Notwendig- Lehrerinnen und Lehrern ansetzen. Ihnen sollten passende Un- keit, dass allen Entwicklungsaufgaben gezielte Fortbil- terstützungsangebote gemacht werden. dungsangebote entsprechen müssen. Eine Lösung zu einer systematischen Weiterentwicklung 4. Schulentwicklung braucht eine Einbindung in eine von der von Schulen mit dem klaren Fokus auf das Lernen der Schüler- Region aufgebaute und unterstützte Schul- und Bildungs- Innen wurde in der pädagogischen Schulentwicklung gefun- landschaft.«23 den. Diese stützte sich auf das Zusammenwirken von Organi- Die Verknüpfung von Unterrichtsentwicklung mit Schulent- sationsentwicklung, Personalentwicklung und Unterrichtsent- wicklungsmanagement war in dieser umfassenden Form ein 19 wicklung. Als zentrale Aufgabe der Schulentwicklung wurde Novum gewesen. Sie bedeutete nichts weniger als den An- dabei die Unterrichtsentwicklung identifiziert. Diese musste spruch, Unterrichtsreform systematisch in einer Schule spürbar jedoch auf der Weiterentwicklung der Organisation Schule und für alle Schülerinnen und Schüler zu implementieren. Zu auf der Weiterentwicklung des Personals, also der Lehrerinnen diesem Zweck war das Schulmanagement zu verbessern. und Lehrer basieren, damit sie »nachhaltig zum ›Eigentum‹ der Schule und aller darin Lehrenden und Lernenden« wird.20 18 19 20 21 22 23 Rolff (2005), S. 9. Vgl. Rolff/Buhren/Lindau-Bank/Müller (1998), S. 16–18. Höfer/Madelung (2006), S. 71. »Bildung gestalten – Selbstständige Schule NRW« (2001), S. 6. Bastian (2004), S. 23. Ebd. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 17 17 Entwicklungstheoretischer und schulpolitischer Hintergrund Auch die Bedeutung der Region für ein integriertes Konzept der Bereits 1995 hatte die Bildungskommission NRW mit der Denk- Schulentwicklung war bereits durch »Schule &Co.« bestätigt schrift »Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft« auf eben worden. diesen Zusammenhang hingewiesen. Die vom damaligen Mini- Umfassende innerschulische Veränderungsprozesse setzen voraus, dass die Schule »als Organisation« lernt. Die entspre- sterpräsidenten Rau einberufene Kommission hatte zur Verbesserung des Schulsystems vorgeschlagen: chenden Projektkonzeptionen knüpften insofern an die Über- »Schule kann ihrem Auftrag, selbstverantwortlich und ei- legungen zu lernenden Organisationen24 an. Kennzeichnend für gentätig gestaltete Bildungsprozesse von Schülerinnen und diese Vorstellung der Schule als lernende Organisation ist, Schülern zu ermöglichen, zu initiieren und zu fördern, aber nur dass die Führungs- und Managementebene eine zentrale Rolle wirksam erfüllen, wenn sie sich als ein ›Haus des Lernens‹ ent- einnimmt und die ganze Organisation an der Gestaltung der wickeln kann, das auf die besonderen Bedürfnisse seiner Lernprozesse beteiligt werden sollte.25 Der Wandel der Schule Schüler ausgerichtet ist und die Handlungsmotive und Initia- zur lernenden Organisation stärkt somit deren effektivere tiven der übrigen Beteiligten integriert. Hierzu brauchen die Selbststeuerung: Sie kann sich an Veränderungen anpassen Schulen einen nicht nur tatsächlich erweiterten, sondern auch und konstruktiv mit ihnen umgehen, sie erkennt und behebt rechtlich gesicherten Freiraum zur Eigengestaltung. (…) Die ge- eigene Fehler kontinuierlich und überprüft ihre Effektivität und genwärtigen nationalen und internationalen Reformbestre- ihr Handeln.26 Eine Organisation kann jedoch nur lernen, wenn bungen im Bereich der Wirtschaft und im Feld der allgemeinen ihre Mitglieder lernen. Deshalb muss auch aus dieser Perspek- Verwaltung zielen – bei aller Unterschiedlichkeit im einzelnen tive ein besonderer Schwerpunkt auf der Qualifizierung der Or- – darauf ab, die jeweiligen institutionellen Rahmenbedin- ganisationsmitglieder liegen, damit diese die notwendigen Pro- gungen durch ›Delegation von Verantwortung‹ und ›Dezentra- zesse innerhalb der Organisation bewältigen können. Deutlich lisierung‹ von Entscheidungsstrukturen so umzugestalten, wird hierbei jedoch auch, dass nicht mehr nur individuelle Fort- dass ein Mehr an Entscheidungskompetenzen für kleinere ›teil- bildungsbedürfnisse im Zentrum stehen, sondern dass diese autonome‹ Organisationseinheiten verbunden wird mit einem Qualifizierungen bestimmten Anforderungen genügen müssen, Mehr an ganzheitlicher Verantwortung.«29 die sich aus dem Entwicklungsstand der Gesamtorganisation Wenn die systematische Schul- und Unterrichtsentwicklung ergeben. Deshalb musste ein entsprechendes Angebot an auf- eine lernende Schule voraussetzt, kann auch die Übertragung einander abgestimmten und qualitativ hochwertigen Ange- von Verantwortung auf die Ebene der Einzelschule nur zum boten für die Schulen entwickelt werden – dahinter verbirgt Erfolg führen, wenn diese sich als lernende Organisation ver- sich die »Erkenntnis, dass Autonomie und professionelle Un- steht. Zugleich eröffnet sich damit die Perspektive, dass Schul- terstützungssysteme notwendig zusammen gedacht und kon- reform auf diese Weise tatsächlich nachhaltig gelingen kann. zipiert werden müssen«. 27 Rolff hat bereits 1995 darauf hingewiesen, dass eine Top-Down- In der Vergangenheit hat sich jedoch auch gezeigt, dass Strategie zur inneren Schulreform zum Scheitern verurteilt ist. Schulen, die sich als lernende Organisationen begreifen und Solchermaßen zentralistische Strategien auf Gesamtsystem- konsequent an der Entwicklung ihres Unterrichts und an der ebene unterliegen der falschen Annahme, dass eine Innovation Verbesserung des schulinternen Managements arbeiten, häufig auf alle Schulen gleichermaßen übertragen werden kann, und an Grenzen stoßen, die die Administration ihnen setzt. Aus unterschätzen die Selbstorganisation von Schulen und der in dieser Erfahrung heraus haben Schulen selbst begonnen, ihr agierenden Lehrerinnen und Lehrer. Darüber hinaus gehen massiv größere Gestaltungsfreiräume einzufordern bzw. sich sie von der mittlerweile oft widerlegten Annahme aus, dass In- inoffiziell zu nehmen, die ihnen die Möglichkeit geben, die be- novationen zielgetreu implementiert werden können.30 Externe Steuerung ohne interne Akzeptanz sei somit wir- gonnenen Veränderungen systematisch und effektiv weiter voranzutreiben.28 kungslos für die Entwicklung von Schulen. Gesamtsystem-Strategien seien hier begrenzt, die Einzelschule müsse zum »Motor 24 Der Begriff der lernenden Organisation stammt ursprünglich aus der Wirtschaft und wurde auf weitere Organisationsbereiche übertragen. Für den Schulbereich liegen bislang zum organisationalen Lernen nur wenige empirische Studien vor. Marks/Louis (1999) bzw. Marks/Louis/Printy (2000) konnten jedoch wichtige Teildimensionen als Ansatzpunkte der Entwicklung einer Schule zur lernenden Organisation identifizieren: 1. Organisationsstruktur, 2. Ziel- und Wertvorstellungen sowie die Kooperation im Kollegium, 3. Wissen und Fertigkeiten, 4. Führung und Management, 5. Qualitätssicherung, Zielüberprüfung und Feedback, 6. Austausch mit der schulischen Umwelt, 7. Partizipation der Lehrkräfte. Grundlegende Informationen zu lernenden Organisationen finden sich bei Senge (1996). der Entwicklung« werden, sie sei »die elementare Gestaltungseinheit für Schulreformen«.31 25 26 27 28 29 Vgl. Dalin/Rolff (1990). Vgl. Argyris/Schön (2002). Bastian (2007a), S. 58. Vgl. Bastian (2004), S. 29. Kommission »Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft« beim Ministerpräsidenten des Landes NRW (Hrsg.) (1995) S. 61–63. 30 Vgl. Rolff (2007), S. 13. 31 Rolff (1995), S. 36. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 18 18 Ausgangslage und Rahmenbedingungen 2.1.4 Integriertes Konzept der Schulentwicklung Darüber hinaus sollten die hierfür hilfreichen verwaltungsreformerischen Veränderungen schulischer Strukturen erprobt Mit dem Modellvorhaben »Selbstständige Schule« wurde an werden. So sollte beispielsweise die Verlagerung von Entschei- diese vorliegenden Ergebnisse und Erkenntnisse angeknüpft dungskompetenzen in die Einzelschule und die Einrichtung und die unterschiedlichen Reformansätze in einem integrierten einer komplementären Evaluation von Leistungsergebnissen Gesamtkonzept verbunden. Während »Selbstständigkeit« häufig unterstützt werden. in erster Linie mit verwaltungsreformerischen und organisato- Die Qualität schulischer Arbeit sollte dabei nicht vorrangig rischen Veränderungen verknüpft war, denen die Hoffnung in- durch die Gewährung formaler Freiräume und stärkere Kon- newohnte, schon die Veränderung äußerer Gegebenheiten trollen erreicht werden, sondern durch die Unterstützung und würde bereits zu einer Verbesserung der Schule führen, wurde Qualifizierung der Akteure des Wandels hin zu einer umfas- im Projekt »Selbstständige Schule« konsequent der zentrale senden Schulentwicklung. Entwicklungsfokus auf die systematische Weiterentwicklung Das Projekt »Selbstständige Schule« arbeitete somit von des Unterrichts und passgenaue Unterstützungsangebote Beginn an am Abbau des Spannungsverhältnisses zwischen gelegt. (bloßer) Verwaltungsreform und dem Anspruch einer tief grei- Die Schülerinnen und Schüler sollten in der lernenden Orga- fenden pädagogischen Reform. nisation Schule zum selbstständigen Lernen befähigt werden. Zum Projektstart betrachteten allerdings Teile der Admini- Hierfür sollten die notwendigen Beratungs- und Unterstüt- stration und der Öffentlichkeit das Modellvorhaben vor allem zungsstrukturen in der Region eingerichtet werden, damit alle als ein Managementprojekt, in dem es vorrangig darum ginge, Beteiligten die hierfür notwendigen Hilfestellungen und Quali- die Leitungsebene der Schulen zu stärken und die Abläufe fizierungen bekommen konnten. effizienter zu organisieren. Manchen Projektbeteiligten ist erst Durch den Einbezug der Region konnte an dieser Stelle aber mit der Zeit deutlich geworden, dass von Anfang an ein inte- noch mehr geleistet werden: Der Blick wurde von der Einzel- grativer Ansatz verfolgt wurde, in dessen Zentrum die Verbes- schule auf die Bildungsbiografien der Kinder und Jugendlichen serung der Lern- und Lebenschancen der Kinder und Jugend- geweitet, die es zu gestalten galt. lichen stand, und dass infolgedessen alle zu treffenden Die »Selbstständige Schule« sollte zur pädagogischen Maßnahmen diesem Ziel untergeordnet waren.33 Chance werden, die Lehr- und Lernkultur des Unterrichts zu ver- Während die Umsetzung administrativer Vorgaben (auch bessern. Selbstständigkeit wurde also nicht als Selbstzweck wenn diese im Wandel begriffen sind) lediglich eine Anpassung verstanden, sondern in den pädagogischen Kontext der Unter- der Verwaltungsabläufe in einer Schule erfordert, ist ein richtsentwicklung und Schulentwicklung eingebettet. Hierfür Wandel der pädagogischen Arbeit aufs Engste mit individuellen wurde ein erweiterter, rechtlich abgesicherter Freiraum zur Ei- Kompetenzen und der Struktur schulinterner Kommunikation gengestaltung im Sinne der Qualitätsentwicklung eingeräumt. verbunden. Eine Entwicklung auf dieser Ebene benötigt in der Die so entstandenen gesetzlichen Gestaltungsfreiräume in un- Regel vielfache externe Unterstützung in Form von Beratung, terschiedlichen schulischen Teilbereichen sollten dabei in ihrer Training, Fortbildung. Funktion und Notwendigkeit zur Qualitätsentwicklung geprüft werden, wie die Projektträger verdeutlichten: »Mit dem Modellvorhaben ›Selbstständige Schule‹ wollen wir gemeinsam mit Schulen und Schulträgern sechs Jahre erproben, wie viele Freiheiten Schulen brauchen, wie viel Eigenverantwortung sie übernehmen können und welche Hindernisse es dabei gibt.«32 32 »Bildung gestalten – Selbstständige Schule NRW« (2001), S. 4. 33 Vgl. Präambel der Kooperationsvereinbarungen zwischen Schulen, Schulträgern, Schulministerium und Bertelsmann Stiftung: »Wir wollen im Rahmen des Projektes ›Selbstständige Schule‹ gemeinsam neue Wege erproben und Hand in Hand daran arbeiten, die Lern- und Lebenschancen der Schülerinnen und Schüler zu verbessern, die im Mittelpunkt dieses auf sechs Jahre angelegten Projektes stehen. Alle Teilvorhaben im Projekt ›Selbstständige Schule‹ dienen mittelbar oder unmittelbar der Verbesserung der Qualität der schulischen Arbeit, d. h. vor allem, der Unterricht soll weiterentwickelt werden.« Siehe w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:51 Uhr Seite 19 19 Die Projektkonzeption 2.2 Die Projektkonzeption – Selbststeuerung als Selbststeuerung und Selbstständigkeit wurden vor diesem Hin- pädagogisches und organisatorisches Prinzip tergrund in mehrfacher Hinsicht zum gestaltenden Prinzip bei der Konzeptentwicklung für das Projekt »Selbstständige Wer die Schülerinnen und Schüler konsequent in den Blick Schule«. nimmt, muss von manch lieb gewordenen Sichtweisen Abstand Auf Ebene der SchülerInnen geht es um die Fähigkeit, lang- nehmen und neue Perspektiven einnehmen: Innerschulisch be- fristig die Lernprozesse selbstständig zu steuern und zu orga- deutet dies, das vorrangig an den eigenen Unterrichtsfächern nisieren – dieses Ziel konnte nur mithilfe einer Unterrichtsent- orientierte Denken zu überwinden. Die Schule wird zum Haus wicklung erreicht werden, die gleichermaßen den gesamten des Lernens. Unterricht einer Schule erfasste, damit alle Schülerinnen und Es wird notwendig über den Tellerrand der einzelnen Schule Schüler davon profitieren konnten. Dies setzte sowohl päd- hinweg zu blicken und die eigene Schule als eine Station von agogische Teamentwicklung als auch systematische Vorge- mehreren in der Bildungsbiografie eines Schülers und einer hensweisen in der Schule voraus. Auf Ebene der Schule be- Schülerin zu verstehen. Dies erfordert zwingend die Koope- deutete ration eben nicht nur mit Schulen derselben Schulform, son- Veränderungsprozesse als lernende Organisation systematisch dern mit den abgebenden und aufnehmenden Schulen im und professionell zu managen. Eine solchermaßen umfassend Umfeld zur Verbesserung der Übergänge. So entstehen kom- angelegte Schulentwicklung erforderte mit zunehmendem munale bzw. regionale Schullandschaften. Maße mehr gestalterische Freiräume auf Ebene der Einzel- Kinder und Jugendliche besuchen jedoch nicht nur nachein- Selbststeuerung deshalb die Fähigkeit, die schule. ander Schulen, sondern nehmen auch vielfältige vorschulische, Für die Region war das Prinzip der Selbststeuerung eine außerschulische und nachschulische Bildungsangebote in An- Herausforderung, weil sie sorgfältig abwägen musste, an wel- spruch. Als Bürgerinnen und Bürger sind sie Teil ihres gesell- chen Stellen sie (lediglich) einzelschulische Entwicklungen un- schaftlichen Umfeldes. Sie leben und arbeiten als Erwachsene terstützte und wo sie im Interesse der Gesamtheit ihrer Bürge- in ihrer »Community«. Deshalb muss die Betrachtung schließ- rInnen selbst steuernd tätig wurde. lich noch einmal in Richtung Kommune bzw. Region geweitet Die Selbststeuerung wurde damit zum verbindenden Prinzip werden: Die regionale bzw. kommunale Bildungslandschaft zwischen dem selbstständigen Lernen der Schülerinnen und kommt ins Blickfeld. Schüler, dem Unterricht, der ganzen Schule und der Schulad- Die Notwendigkeit von Vernetzung und Kooperation auf ver- ministration auf Seiten des Landes und der Kommunen. schiedenen Ebenen wird dabei deutlich. Wenn tatsächlich alle Die Projektträger Schulministerium NRW und Bertelsmann Kinder und Jugendlichen von diesen Entwicklungen profitieren Stiftung hatten mit dem Modellvorhaben »Selbstständige sollen, darf es nicht vom Zufall und dem volatilen Engagement Schule« die Absicht, »die Gestaltungskraft und die Selbstver- Einzelner abhängen, ob entsprechende Maßnahmen ergriffen antwortung der einzelnen Schule zu stärken und die Schulen werden. Vielmehr ergibt sich daraus die Forderung nach syste- deutlicher als bisher in kommunale und regionale Entwick- matischer und zugleich professioneller Steuerung und dem lungen einzubinden.«34 Deshalb wurde das Projekt mit zwei einander ergänzenden Aufbau eines entsprechenden Unterstützungs- und Beratungssystems. Schwerpunkten konzipiert: Q dem Schwerpunkt »Qualitätsorientierte Selbststeuerung an Schulen« auf einzelschulischer Ebene zur Verbesserung des Unterrichts (siehe Kapitel 2.2.1) und Q dem Schwerpunkt »Entwicklung regionaler Schul- und Bildungslandschaften« zur Verbesserung der schulischen Arbeit und der Lern- und Lebenschancen der Kinder und Jugendlichen in den Regionen (siehe Kapitel 2.2.2). 34 Kooperationsvertrag vom 22. August 2001, Präambel, siehe w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 20 20 Ausgangslage und Rahmenbedingungen 2.2.1 Qualitätsorientierte Selbststeuerung an Schulen 2.2.1.1 Unterrichtsentwicklung und schulinternes Management Den Schulen formal größere Gestaltungs- und Entscheidungsfreiräume zu ermöglichen, stellte – den politischen Willen dazu Entsprechend diesen Überzeugungen waren die Schulen zu- vorausgesetzt – die Administration lediglich vor (lösbare) juri- nächst bei der Weiterentwicklung ihres Unterrichts und der Ver- stische Probleme: Als formale Grundlage für die Durchführung besserung des schulinternen Managements zu unterstützen. des Modellvorhabens verabschiedete der Landtag des Landes Der kanadische Schulentwicklungsforscher Michael Fullan hatte Nordrhein-Westfalen im November 2001 das Schulentwick- bereits 1999 festgestellt: lungsgesetz.35 Mit Wirkung zum 1. August 2002 setzte das »Bildungsreformen schlagen hauptsächlich aus zwei Schulministerium zudem die Verordnung zur Durchführung des Gründen fehl: Zum einen sind die Probleme komplex und hart- Modellvorhabens »Selbstständige Schule« (VOSS) in Kraft.36 näckig. Es ist schwer, sich wirksame Lösungen einfallen zu Schulentwicklungsgesetz und VOSS regelten die Elemente der lassen, und noch schwerer, sie tatsächlich in die Praxis umzu- zu erprobenden erweiterten Gestaltungsfreiräume für Modell- setzen. Der zweite Grund ist, dass die verwendeten Strategien schulen. nicht die Dinge in Angriff nehmen, die wirklich wichtig wären. Bereits in der Projektausschreibung hatten die Projekt- Sie sind weder auf eine grundlegende Unterrichtsreform noch träger verdeutlicht, dass die so entstehenden Gestaltungsspiel- auf die damit verbundene Entwicklung einer neuen pädagogi- räume allerdings nicht losgelöst von bisherigen allgemeinen schen Teamkultur ausgerichtet.«37 Ansätzen der Schul- und Unterrichtsentwicklung gesehen Bezogen auf die Unterrichtsentwicklung wurde ein team- werden sollten. Die gewährte Selbstständigkeit der Schulen orientierter und überfachlicher Ansatz verfolgt, der mit anderer sollte in die bereits begonnene schulprogrammatische Arbeit Priorität, aber nicht in Konkurrenz zum fächerspezifischen Vor- und die bisherigen Bemühungen um qualitative Verbesse- gehen zudem darauf ausgerichtet war, systematisch nach und rungen eingebettet und genutzt werden, um die Lern- und Lei- nach die ganze Schule zu erfassen (vgl. Kapitel 3.1). Dadurch stungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu steigern. sollte der Blick für den einzelnen Schüler, die einzelne Schü- Der pädagogische Qualitätsanspruch des Modellvorhabens lerin und deren individuelles Lernen geschärft und zugleich der »Selbstständige Schule« war hingegen weit schwieriger zu er- Vereinzelung der Lehrerinnen und Lehrer durch die Einbindung reichen und zudem nicht »umsonst« zu haben. Den Projekt- in die lernende Organisation Schule entgegengewirkt werden. verantwortlichen war schon in der Phase der Konzepterstellung Hinsichtlich des schulinternen Managements war es vor- klar, dass eine qualitätssteigernde Selbstständigkeit von rangig, dass die notwendigen Entwicklungsschritte innerhalb Schulen umfangreiche Unterstützungsleistungen konzeptio- der Schule erkannt und priorisiert wurden. Weiter ging es neller, qualifizierender, inhaltlicher, organisatorischer und fi- darum ihre Umsetzung zu planen und zu koordinieren sowie nanzieller Art erforderte. Entsprechend der Überzeugung, dass ihre Wirkung zu evaluieren, um zu einem kontinuierlichen und die Unterrichtsentwicklung im Mittelpunkt der Bemühungen im Kollegium sowie gegebenenfalls in den Mitwirkungsgremien der Schulentwicklung stehen musste, wurden insbesondere abgestimmten Entwicklungsprozess zu gelangen. Selbst- drei Ansatzpunkte im Projekt zur Unterstützung der qualitäts- ständige Schulen benötigen als lernende Organisationen eine orientierten Selbststeuerung von Schulen in den Blick ge- professionelle Leitung, weshalb die Fortbildung der Schullei- nommen: terinnen und Schulleiter auf der Basis eines Kompetenzprofils Q Unterrichtsentwicklung und schulinternes Management für die Leitung selbstständiger Schulen vorgesehen wurde. Um (Kapitel 2.2.1.1) den neuen Anforderungen gerecht zu werden, verpflichteten Handlungsfelder mit erweiterten Gestaltungsmöglich- sich die Schulen aber zusätzlich zur Einrichtung von schuli- keiten (Kapitel 2.2.1.2) schen Steuergruppen, die nach einem bewährten Konzept um- Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung fangreich fortgebildet wurden (vgl. Kapitel 3.2). Q Q (Kapitel 2.2.1.3). Konzeptionell bekannte Ansätze der Unterrichtsentwicklung sollten mit ebenso bekannten Ansätzen der Organisationsentwicklung im Sinne einer ganzheitlichen Schulentwicklung ver- 35 Gesetz zur Weiterentwicklung von Schulen (Schulentwicklungsgesetz) vom 27.11.2001, w www.schulministerium.nrw.de/BP/Schulrecht/ Gesetze/SchEntwG.pdf 36 Verordnung zur Durchführung des Modellvorhabens »Selbstständige Schule« (VOSS) vom 12.04.2002, w www.schulministerium.nrw.de/BP/ Schulrecht/Verordnungen/VOSS.pdf 37 Fullan (1999), S. 85. schränkt und nicht als Alternativen verstanden werden. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 21 21 Die Projektkonzeption Das Projekt »Selbstständige Schule« war somit von Beginn an Personalentwicklung und Personalmanagement als Qualifizierungsoffensive angelegt worden.38 Die umfang- Während es zur Einrichtung und Fortbildung schulischer Steu- reichen und aufeinander abzustimmenden Fortbildungen ergruppen sowie auch für andere Fortbildungsmaßnahmen und waren zugleich Maßnahmen zur Personalentwicklung. Damit damit verbundene Rollen- und Aufgabenveränderungen keiner war bereits im Projektkonzept die Schulentwicklung als Inte- unmittelbaren rechtlichen Öffnungsklausel bedurfte, sah sich gration von Unterrichtsentwicklung, Organisationsentwicklung der Gesetzgeber veranlasst, die Rolle der Schulleiterinnen und und Personalentwicklung39 angelegt worden. Schulleiter deutlich zu erweitern und ihnen neue Kompetenzen zuzuweisen. Um die Aufgaben von Leitung und Führung ge- 2.2.1.2 Handlungsfelder mit erweiterten Gestaltungsmöglichkeiten zielter als bisher wahrnehmen zu können, sollten die SchulleiterInnen mit besonderen dienstrechtlichen Kompetenzen ausgestattet werden, was unmittelbar auch die Neuregelung ent- Der Gesetzgeber hatte vor dem Hintergrund der allgemeinen sprechender mitwirkungsrechtlicher Belange zur Folge hatte bildungspolitischen Diskussionen sowie aufgrund der Einschät- (vgl. Kapitel 3.2.2 und VOSS § 4 und 5). Analog zu den neuen zung, dass eine Reihe vorhandener Detailregelungen für ein- Dienstvorgesetztenfunktionen übernahm der Lehrerrat teil- zelschulische Entwicklungen hinderlich waren, den beteiligten weise Personalratsfunktion auf der einzelschulischen Ebene Projektschulen das Recht eingeräumt, von bestehenden ge- (vgl. Kapitel 3.4 und VOSS § 5). setzlichen Vorschriften abzuweichen. In einer vorauslaufenden Darüber hinaus wurde den Schulen ein eigener Stellenplan Entwicklung sollten die Schulen im eigenen Ermessen Erfah- zugesichert sowie die Möglichkeit, freie Lehrerstellen unter- rungen sammeln, die zu einem späteren Zeitpunkt im Falle po- jährig schulscharf auszuschreiben. Die Schulen sollten diesen sitiver Bewährung auf alle Schulen des Landes übertragen Stellenplan selbstständig bewirtschaften können und freie und werden sollten. In folgenden Handlungsfeldern 40 schulischer Entwicklungsarbeit wurden weitreichende Abweichungen von besetzbare, faktisch aber nicht besetzte Stellen kapitalisieren, das heißt in Finanzmittel umwandeln dürfen. bestehenden Regelungen durch Anmeldung bei der Schulaufsicht ermöglicht, ohne dass weitere Genehmigungsverfahren Ressourcenbewirtschaftung notwendig waren: Die bisher den Schulen zur Verfügung gestellten Sachmittel Q Personalentwicklung und Personalmanagement waren vor allem bezogen auf die Landesmittel hinsichtlich ihres Q Ressourcenbewirtschaftung Verwendungszwecks sowie an das jeweilige Haushaltsjahr ge- Q Unterrichtsorganisation bunden und daher äußerst unflexibel. Im Projekt »Selbst- Q Mitwirkung und Partizipation ständige Schule« sollte die Wahrnehmung eigenverantwort- Die qualitätssichernde Evaluation dieser Abweichungen licher Ressourcenbewirtschaftung im Rahmen weitergehender oblag der zuständigen Schulaufsicht. Budgetierung der Landesmittel, aber auch der Schulträgermittel verbessert werden. Dabei sollten auch die Prinzipien der gegenseitigen Deckungsfähigkeit und der Übertragbarkeit vor allem vor dem Hintergrund langjähriger Erfahrungen mit der Budgetierung von Schulträgermitteln erprobt werden. Die bereits angesprochenen Möglichkeiten zur Kapitalisierung sollten den Schulen weitere finanzielle Freiräume verschaffen (vgl. Kapitel 3.3.2). 38 Vgl. Hoppe (2004). 39 Vgl. Rolff/Buhren/Lindau-Bank/Müller (1998). Dabei ist Fortbildung und Qualifizierung des Personals zwar nur ein Aspekt der Personalentwicklung. Wenn es sich jedoch um einen systematischen und teamorientierten Qualifizierungsansatz handelt, dann ist Qualifizierung ein wesentlicher Bestandteil der Personalentwicklung. 40 Die Benennung der Handlungsfelder hat im Projektverlauf begriffliche, nicht jedoch inhaltliche Veränderungen erfahren. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 22 22 Ausgangslage und Rahmenbedingungen Unterrichtsorganisation Mit der Übernahme von Dienstvorgesetzteneigenschaften durch Durch die Verordnung Selbstständige Schule (VOSS) wurden die Schulleitung wurde aber für die teilnehmenden Schulen den teilnehmenden Schulen insbesondere im Bereich der Un- auch eine völlig neue Mitwirkungssituation geschaffen. Die terrichtsorganisation weitreichende Gestaltungsfreiräume zu- Möglichkeiten konstruktiver Kooperation von Leitung und Leh- gesichert, die zwar bei der Schulaufsicht angemeldet, aber rerrat in selbstständigen Schulen sollte in einem gesonderten nicht genehmigt werden mussten (vgl. VOSS § 2). Die weitge- Teilprojekt zusammen mit dem DGB NRW an einigen Projekt- hende Öffnungsklausel ermöglichte den Schulen u. a. die ei- schulen erprobt werden (vgl. Kapitel 3.4). genverantwortliche Entscheidung über andere Formen der Lerngruppenbildung, der Organisation des Unterrichts und der 2.2.1.3 Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung Umsetzung der Stundentafel (inkl. Zeittaktung), der äußeren Differenzierung, der Leistungsnachweise und Leistungsbe- Eine Übertragung von Entscheidungskompetenzen auf die ein- wertung oder der Versetzungsregelung (vgl. Kapitel 3.3.1). zelne Schule geht einher mit der Etablierung neuer Formen der Entsprechend der Philosophie des Projektes sollten die Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung. Bei größeren Schulen zunächst wichtige Schritte in der Schul- und Unter- Gestaltungsfreiräumen sollten und mussten die selbststän- richtsentwicklung gehen, die innerhalb des bestehenden digen Schulen auch mehr Verantwortung für die Prozesse und Rahmens möglich waren. Es war davon auszugehen, dass die Ergebnisse ihrer Arbeit übernehmen. Sie waren deshalb ver- Schulen die neuen Gestaltungsfreiräume erst in dem Maße sys- pflichtet, sich nach innen Klarheit über den Entwicklungsstand tematisch nutzen würden, wie dies durch die fortschreitende ihrer Arbeit zu verschaffen und nach außen über ihre Fort- Schul- und Unterrichtsentwicklung nötig werden würde. 41 schritte Rechenschaft abzulegen. Über entsprechende Fortbildungs- und Qualifizierungsbausteine sollten alle teilneh- Mitwirkung und Partizipation menden Schulen dazu angeregt und in die Lage versetzt Schule als lernende Organisation kann sich nicht durch hierar- werden, ihre schulische Entwicklung insgesamt und einzelne chische Vorgaben entwickeln, diese können lediglich den Entwicklungsvorhaben professionell zu evaluieren und die Ergeb- Rahmen setzen. Schulentwicklung muss von den Beteiligten nisse zu analysieren, um die notwendigen Folgeschritte zur wei- auf der Basis kontinuierlicher Selbstvergewisserung immer teren Qualitätssteigerung einleiten zu können (vgl. Kapitel 3.5). wieder neu aktiv gestaltet werden und sie kann deshalb nur Parallel dazu wurde auf Landesebene42 ein Verfahren für eine gelingen, wenn diese Beteiligten in die maßgeblichen Ent- systematische externe Evaluation der Schulen auf der Basis scheidungen eingebunden werden. Partizipation ist deshalb eines zu entwickelnden Qualitätsrahmens erarbeitet, das nach auch unabhängig von erweiterten Gestaltungsfreiräumen eine Möglichkeit einen synergetischen Zusammenhang zwischen in- zentrale Anforderung an die innerschulische Prozessqualität. terner und externer Qualitätssicherung erzeugen sollte. Dem partizipativen Ansatz wurde innerhalb des Projektes insbesondere vor dem Hintergrund einer gestärkten Schulleitung und der größeren Gestaltungsfreiräume für die ganze Schule eine besondere Bedeutung beigemessen. Die in der VOSS in diesem Zusammenhang geregelten Öffnungsklauseln erstreckten sich auf die Zusammensetzung, Wahlen und Aufgaben der schulischen Mitwirkungsgremien (vgl. VOSS § 3). Alle schulischen Akteure, d. h. die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern, aber gegebenenfalls auch Ausbildungsbetriebe sowie andere Bildungsakteure im Umfeld der Schule sollten an der Gestaltung von Schule stärker als bisher beteiligt werden (können). 41 Vgl. »Bildung gestalten – Selbstständige Schule NRW«, S. 11 sowie Präambel der Kooperationsvereinbarungen zwischen Schulen, Regionen und den Projektträgern. 42 Das heißt für alle Schulen des Landes und nicht im Projektzusammenhang entwickelt. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 23 23 Die Projektkonzeption 2.2.2 Entwicklung regionaler Schul- und Bildungslandschaften Einigkeit bestand somit darin, dass die aufeinanderfolgenden Schulformen, die von den Schülerinnen und Schülern besucht werden, ebenso in den Blick genommen werden mussten, wie Die innerschulische Qualitätsverbesserung zielte unmittelbar die weiteren Bildungsinstitutionen und Bildungsträger. Keine auf den Unterricht als schulischen Kernbereich und damit auf Einzelinstitution allein ist in der Lage, Kinder und Jugendliche die Verbesserung der Lernergebnisse aller Schülerinnen und adäquat auf ein Leben in der Gesellschaft mit ihren unter- Schüler. Mit der Fokussierung auf die Lern- und Lebenschancen schiedlichsten Anforderungen vorzubereiten. Es sind dieselben von Kindern und Jugendlichen wurde eine höhere Stufe der Ent- Kinder und Jugendlichen, die in einem lokalen Gemeinwesen wicklungskomplexität angestrebt und der Blick über die ein- Kindertagesstätten besuchen, verschiedene aufeinander auf- zelschulische Entwicklung hinaus geöffnet. bauende Schulformen durchlaufen, zur Musikschule gehen, Bi- Als Schulentwicklungsprojekt legte das Modellvorhaben bliotheken besuchen, im Jugendzentrum aufeinandertreffen, dabei besonderes Augenmerk auf die partnerschaftliche Zu- berufliche Ausbildungen beginnen und schließlich berufstätig sammenarbeit zwischen Schulträger, Schulaufsicht und Schu- werden. Wenn die Qualität der Bildung und Ausbildung von len. So sollten Schul- und schließlich Bildungslandschaften Kindern und Jugendlichen ganzheitlich betrachtet werden soll entstehen, die ihren spezifischen Beitrag zur Qualitätsstei- und eine gelungene Bildungsbiografie ohne Brüche in den Mit- gerung an den Schulen leisten können. Insoweit war es nur fol- telpunkt der Aufmerksamkeit rückt, dann fällt der Region eine gerichtig, dass sich die Projektausschreibung nicht an Einzel- Schlüsselrolle für die Gestaltung von Bildungschancen zu. schulen im Land Nordrhein-Westfalen richtete, sondern die Kommunen haben aber darüber hinaus ein deutliches ei- Bewerbung von möglichst vielen Schulen einer Region im genes Interesse daran, die Schul- und Bildungslandschaft vor Verbund mit ihren Schulträgern erwartet wurde.43 Ort mitzugestalten. Einerseits spielt hier die demografische Aus »Schule & Co.« hatten die beiden Projektträger gelernt, Herausforderung eine wichtige Rolle: Gute Bildungsmöglich- dass eine qualitätsorientierte Selbststeuerung von Schulen keiten sind ein nicht zu unterschätzendes Argument insbe- durch eine regionale Unterstützungsstruktur begleitet werden sondere für (angehende) Familien, bestimmte Wohnorte vor- sollte, damit Engagement und Kreativität der schulischen Ak- zuziehen. Für die Wirtschaft ist die Frage nach vorhandenen gut teure sich besser entfalten können. Dieser Grundgedanke fand ausgebildeten Fachkräften ein wichtiger Faktor bei der An- unter der Überschrift »Schule vor Ort zukunftsfähig gestalten« siedlung von neuen Unternehmen. Nicht zuletzt ist es für die Eingang in die Projektbeschreibung zur »Selbstständigen Städte und Gemeinden auch von sozialpolitischer Bedeutung, Schule«: dass die BürgerInnen gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt »Um die erweiterten Freiräume zielorientiert wahrzunehmen, müssen sich die Schulen auf neu geschaffene re- haben. Kurz und gut: Bildung wird zu einem immer bedeutenderen Standortfaktor für die Kommunen. gionale Strukturen verlassen können, die sie beraten und un- »Bildung ist ein wesentliches Standortelement geworden, terstützen. Schulen sind keine einsamen Inseln. Bei der das längst das Merkmal des ›weichen‹ Faktors verloren hat. (…) ›Selbstständigen Schule‹ spielt diese Erkenntnis eine zentrale Es bedarf eines systematischen und zielgerichteten Ansatzes, Rolle: Kinder und Jugendliche lernen und leben in einer viel- um das Bildungsangebot in einer Region an den Bedürfnissen fältigen und sich verändernden Welt. In ihrem Interesse bilden vor Ort auszurichten.«45 die verschiedenen Akteure einer Region ein Netzwerk. Durch die Kooperation mit externen Partnern in der Region, seien es andere Schulen, Einrichtungen der Kommunen oder regionale Betriebe, entstehen neue Bildungslandschaften.«44 43 Im Bewerbungs- und Auswahlverfahren sollte sich herausstellen, dass zwar »nur« 278 Schulen (von ca. 6.500 Schulen des Landes) teilnehmen konnten, sich diese aber auf 19 Regionen verteilten. 44 »Bildung gestalten – Selbstständige Schule NRW«, S. 6/7. 45 Eichert (2007), S. 22. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 24 24 Ausgangslage und Rahmenbedingungen Die angestrebte und für das gesamte Projekt konstitutive Ko- Gelingt es in einer Region nicht, das Schulangebot vor Ort zu operation zwischen Land und Kommune/Region findet hier ihre einem inhaltlich-pädagogischen Ganzen auszubauen, d. h. ge- Begründung. lingt es nicht, insbesondere die Anschlussfähigkeit zwischen Auf der Basis einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwi- den verschiedenen Schulformen herzustellen und Lernkompe- schen Land und Region/Kommune sollte somit am Aufbau eines tenzzuwächse bei den Kindern und Jugendlichen kontinuierlich kohärenten Bildungssystems vor Ort gemeinsam gearbeitet und möglichst bruchlos zu erzeugen, wird es auch nicht ge- werden, ohne die tradierten Zuständigkeiten infrage zu stellen. lingen, ein kohärentes Bildungswesen unter Einschluss der an- Erst durch die angestrebte staatlich-kommunale Verantwor- deren Akteure vor Ort aufzubauen. Der Weg zur entfalteten re- tungsgemeinschaft konnte eine Partnerschaft auf Augenhöhe gionalen Bildungslandschaft geht über die entfaltete regionale entstehen, durch die auch die Kommunen und Regionen dafür Schullandschaft, die wiederum auf Schulen angewiesen ist, die gewonnen werden konnten, in die Unterstützung von Schulen sich als lernende Organisationen begreifen. und in die Entwicklung regionaler Schul- und Bildungslandschaften zu investieren. Gleichzeitig kann nur eine in gemeinsamer Verantwortung gesteuerte Vernetzung und Kooperation verschiedener Träger Für den Schwerpunkt »Entwicklung regionaler Schul- und und Bildungsakteure in der Region verbunden mit einer größt- Bildungslandschaften« zeichneten sich zu Projektbeginn die möglichen Angebotstransparenz die notwendigen Vorausset- folgenden Ansatzpunkte in der Projektarbeit ab: zungen dafür bieten, dass die individuellen Bildungsbiografien Q Von der Einzelschule über die regionale Schul- zur Bil- gelingen. Im Projektkontext sollte deshalb durch eine regio- dungslandschaft (Kapitel 2.2.2.1) nenspezifische vertikale Vernetzung die Anschlussfähigkeit Aufbau eines regionalen Unterstützungs- und Beratungs- zwischen den aufeinander aufbauenden Bildungsinstitutionen systems (Kapitel 2.2.2.2) gesichert und die Kontinuität innerhalb der individuellen Bil- Regionale Steuerung (Kapitel 2.2.2.3) dungsprozesse gewährleistet werden. Durch eine horizontale Q Q Vernetzung sollten zudem die Ausdifferenzierung und Koordi- 2.2.2.1 Von der Einzelschule über die regionale Schulzur Bildungslandschaft nation von unterschiedlichen Bildungsangeboten, Bildungsorten und Bildungsarrangements über Ressortgrenzen hinweg gefördert werden. Die einzelne Schule ist ein wesentlicher Akteur im regionalen Kontext, und deshalb bleibt die einzelschulische Qualitätsentwicklung ein zentrales Ziel. Mit Blick auf die Kinder und Ju- 2.2.2.2 Aufbau eines regionalen Unterstützungs- und Beratungssystems gendlichen ist es für diese Qualitätssteigerung jedoch auch erforderlich, dass sich selbstständige Schulen als Teil ihrer Wesentliche Ansätze und Gestaltungsaufgaben für die re- Region verstehen. In einer regionalen Schullandschaft sind gionale Entwicklung wurden im Vertrag der Projektträger sowie deshalb perspektivisch alle Schulen in ein entsprechendes Ko- in den Kooperationsvereinbarungen mit den Regionen fest- operationsgefüge eingebunden. Auf bestimmte Vereinbarun- gelegt. Die Projektaufgabe der Regionen sollte im Aufbau der gen und Qualitätsstandards können sich dann alle Schüle- regionalen Beratungs- und Unterstützungsstrukturen be- rInnen und ihre Eltern verlassen. Daher »müssen sich die stehen. Diese sollten die qualitative Entwicklung der Schulen Schulen im Klaren sein, dass sie in letzter Konsequenz nur Teil durch organisierte Kooperation und Partizipation der wesent- eines regionalen Bildungssystems sind, das der optimalen Ent- lichen Akteure sowie ein System der regionalen Qualitätsent- faltung der Kinder und Jugendlichen dient«. 46 wicklung, Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung voranbringen. Strukturen, Kooperationsformen und Systematiken sollten sich vor Ort entwickeln und den regionalen Bedürfnissen entsprechen. 46 Lohre (2007) S. 44. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 25 25 Die Projektkonzeption Das in den Bildungsregionen aufzubauende Gesamtsystem von 2.2.2.3 Regionale Steuerung Unterstützung und Qualifizierung sollte folgenden Ansprüchen gerecht werden: Schulen sollten also in ihrer Region und durch ihre Region die Q Alle Unterstützungsleistungen sollten so miteinander ver- notwendige Beratung und Unterstützung erhalten, die sie für zahnt und aufeinander bezogen werden, dass die systema- ihren einzelschulischen und regionalen Entwicklungsprozess tische Entwicklung der Schulen auch zu einer Weiterent- benötigten. Für die Planung und Durchführung einer qualita- wicklung der gesamten Bildungsregion beiträgt. tiven Schulentwicklung war eine funktionierende Steuerungs- Die Qualifizierungsangebote sollten sich sowohl auf die un- einheit zu etablieren, die dem gestellten Anspruch gerecht mittelbare pädagogische Arbeit als auch auf die Leitung werden konnte. Diese sollte keinesfalls eine neue Hierarchie- und Steuerung lernender Organisationen auf der Ebene ein- ebene darstellen. Doch weder die staatliche Schulaufsicht noch zelner Bildungsinstitutionen und einer ganzen Bildungs- die Schulverwaltung beim Schulträger konnten diese für die region beziehen. Bildungsregion erforderliche Steuerungsleistung allein er- Die konkreten Fortbildungen sollten sich an den Reform- bringen. Unter Wahrung der Zuständigkeiten sollte daher zu- bedarfen der jeweiligen Schulen und den vereinbarten Ent- nächst die Kooperation zwischen Land und Kommunen gestärkt wicklungszielen in der Region ausrichten und nicht an den und zu einer staatlich-kommunalen Verantwortungsgemein- individuellen Bedürfnissen einzelner Akteure. schaft weiterentwickelt werden. Im Vordergrund sollte nicht Q Q mehr die Frage stehen: »Wer ist zuständig?«. Am Anfang des Die Fortbildungen zielten dabei auf eine systematische, team- Prozesses musste vielmehr die gemeinsame Überzeugung orientierte, die ganze Schule erfassende Unterrichts- und stehen: »Wir sind gemeinsam verantwortlich!«47 Schulentwicklung in einem schrittweise zu entfaltenden regionalen Bildungskontext. Die angestrebte konsensorientierte Steuerung durch Vertreterinnen und Vertreter bisher getrennt agierender Entschei- Perspektivisch war daran zu denken, dass auch die außer- dungsebenen knüpfte an die »Governance«-Debatte in den schulischen Bildungsinstitutionen unmittelbar von diesem Be- politischen Wissenschaften an48 und stellte insofern eine Über- ratungs- und Unterstützungssystem profitieren konnten. tragung dieses Konzeptes auf den Bildungsbereich zur Erprobung. In den teilnehmenden Projektregionen wurden deshalb regionale Steuergruppen eingerichtet. Diese regionalen Steuergruppen setzten sich aus den für die Schulen zuständigen Partnern zusammen: den Schulen selbst, der für die inneren Schulangelegenheiten zuständigen Schulaufsicht und den für die äußeren Schulangelegenheiten sowie für die meisten anderen öffentlichen Bildungseinrichtungen zuständigen Schulträgern.49 Ihre Aufgaben wurden durch § 5 des Kooperationsvertrages zwischen den Projektträgern festgelegt: »Die regionalen Steuergruppen unterstützen die Arbeit der Schulen und sind auf der Grundlage der Vorschläge der beteiligten Schulen und Schulträger verantwortlich für die Koordination der Arbeit in den Regionen und die Koordination des Ressourceneinsatzes.«50 Die regionalen Steuergruppen wurden bei ihrer Arbeit durch eine Geschäftsstelle vor Ort und durch die Projektleitung un- 47 Bereits 1999 hatte der Deutsche Städtetag in einem Präsidiumsbeschluss zu schulpolitischen Positionen festgehalten: »Insgesamt geht es somit um ein funktionales Zusammenwirken der Beteiligten im Sinne gemeinsamer Verantwortung.« w www.staedtetag.de/10/presseecke/ dst_beschluesse/artikel/1999/09/30/15. 48 Vgl. Benz/Fürst (2003). 49 Zu den äußeren Schulangelegenheiten gehört die Zuständigkeit für »Errichtung, Organisation, Unterhaltung und Verwaltung« einer Schule, zu den inneren Angelegenheiten gehört die Zuständigkeit für »Inhalte, Methoden und Strukturen der Schule«, vgl. Avenarius (2001), S. 53. 50 Kooperationsvertrag zwischen Bertelsmann Stiftung und Schulministerium vom 21. August 2001, S. 5, siehe w www.selbststaendige-schule.de. terstützt. Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben sollten zudem die Schulträger und die Schulaufsicht die regionalen Steuergruppen unterstützen. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 26 26 Ausgangslage und Rahmenbedingungen 2.3 Kontrakte und formale Rahmenbedingungen Bezeichnend für das Projekt »Selbstständige Schule« war das Die von den Projektpartnern bestellte gemeinsame Projekt- Kontraktmanagement als Steuerungsform. Die Inhalte und das leitung nahm ihre Arbeit bereits in der Vorlaufphase auf und Zustandekommen dieser Vereinbarungen, die die Grundlagen richtete zusätzlich zum Standort in Gütersloh ein Projektbüro in des Projektes ebenso festlegten wie die Steuerungsarchitektur, Düsseldorf ein. Die Projektleitung bestand aus sieben Mitar- die Ressourcen etc., werden im Folgenden erläutert. beiterInnen der Bertelsmann Stiftung sowie zwei abgeordneten Darüber hinaus sind in diesem Kapitel einige grundlegende LehrerInnen und wurde in der ersten Projekthälfte zudem von Informationen zu den formalen Rahmenbedingungen in NRW kommunalen MitarbeiterInnen unterstützt. Aufgabe der Pro- sowie zur Begleitforschung, dem Controlling und der Öffent- jektleitung war die Durchführung des Projektes nach Maßgabe lichkeitsarbeit zu finden. der Leitentscheidungen des Vorstandes, die Beratung und Koordination der regionalen Steuergruppen, die Planung und 2.3.1 Kooperationsvertrag der Projektträger Durchführung von zentralen Projektveranstaltungen sowie die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes. Darüber hinaus hatte die Im August 2001 unterzeichneten die beiden Projektträger, das Projektleitung mit der wissenschaftlichen Begleitforschung zu Schulministerium NRW und die Bertelsmann Stiftung, einen Ko- kooperieren und ein regelmäßiges und steuerungsrelevantes operationsvertrag und vereinbarten damit die gemeinsame Projektcontrolling zu entwickeln und durchzuführen. Auf der Durchführung des Projektes »Selbstständige Schule«. Die Ko- Arbeitsebene fanden bis Herbst 2007 monatliche Abstim- operation zwischen beiden Seiten hatte sich bereits im Vor- mungsgespräche zwischen der Projektleitung und dem im läuferprojekt »Schule & Co.« bewährt. Die Leitung des Projek- Schulministerium zuständigen Referat statt. tes sollte bewusst außerhalb des Ministeriums und außerhalb der weisungsgebundenen Hierarchien angesiedelt sein. Die Projektsteuerung Zielsetzung wurde folgendermaßen formuliert: »Im Modellvorhaben ›Selbstständige Schule‹ sollen die Q Projektvorstand: Ministerium und Bertelsmann Stiftung Schulen zu einer qualitätsorientierten Selbststeuerung be- Q Projektleitung: Bertelsmann Stiftung (Büros in Gütersloh und Düsseldorf ) fähigt werden, die sich auf eine breit angelegte Unterrichtsentwicklung stützt. Eingeschlossen ist, dass neue Koopera- Q (Schulträger – Schulaufsicht – Schulen) tionsformen in den einzelnen Schulen entwickelt werden. Im Rahmen der zu entwickelnden regionalen Bildungslandschaften werden angemessene Unterstützungs- und Kommunikationsstrukturen in gemeinsamer Verantwortung von Schulaufsicht und Region aufgebaut. Dies wird die Basis für die gezielte Wahrnehmung von größeren Gestaltungsfreiräumen durch die Schulen sein.«51 Im Kooperationsvertrag wurden zudem die Steuerungsarchitektur des Projektes und die von beiden Seiten aufzubringenden Ressourcen vereinbart. Zeitläufe Q Projektvorbereitung Februar 2001 – Juli 2002 Q Projektstart August 2002 Q Projektende Juli 2008 51 aus der Präambel des Kooperationsvertrages, siehe w www.selbststaendige-schule.de. Regionale Steuergruppen Q Schulische Steuergruppen (Schulleitung – Kollegium – ggf. andere) seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 27 27 Kontrakte und formale Rahmenbedingungen 2.3.2 Gremien im Projekt 2.3.3 Ressourcen Die Projektsteuerung wurde auf Landesebene von einem ge- Das Land stellte den Regionen pro teilnehmende Schule Frei- meinsamen Projektvorstand wahrgenommen, der die inhalt- stellungsstunden im Umfang einer halben Stelle zur Verfü- lichen und konzeptionellen Schwerpunktsetzungen des Pro- gung52 und verpflichtete sich, jährlich 1,5 Mio. Euro für das jektes bestimmte und insgesamt 13-mal tagte. Darüber hinaus Projekt bereitzustellen. Ein erheblicher Teil davon floss in die wurde ein Projektbeirat eingerichtet, dem neben den betei- regionalen Entwicklungsfonds, die in jeder Region eingerichtet ligten Regionen auch Vertreter der wesentlichen Akteure auf wurden, sowie in die Finanzierung der wissenschaftlichen Be- Landesebene (Landtag, Eltern-, Schüler- und Lehrerverbände gleitforschung. Seitens des Landes wurden pro teilnehmende sowie kommunale Spitzenverbände) angehörten. Schule und Jahr 2.500 Euro in die regionalen Entwicklungsfonds eingezahlt. Weitere 2.500 Euro pro Schule wurden Der Projektbeirat trat zu sechs Sitzungen zusammen: jährlich von den Schulträgern aufgebracht. Viele Schulträger Q Sitzung am 30. Oktober 2002 in Düsseldorf stockten ihre Mittel im Laufe des Projektes insbesondere für Hauptthema: Projektauftakt mit Berichten aus zwei die Unterstützung der Korrespondenzschulen auf. Über die Ver- Regionen und einer Schule wendung des regionalen Entwicklungsfonds entschieden die Sitzung am 14. November 2003 in Bochum regionalen Steuergruppen. Q Hauptthema: Möglichkeiten zur Ausweitung und zum Transfer des Projektes Q Q Ressourceneinsatz Sitzung am 5. November 2004 in Krefeld Hauptthema: Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Q 1/2 Stelle pro teilnehmender Schule Begleitforschung sowie Transferüberlegungen im Regie- Q ca. 1,5 Mio. Euro jährlich im Innovationsfonds des Landes rungsbezirk Detmold Q ca. 0,7 Mio. Euro jährlich von den beteiligten Schulträgern Sitzung am 24. März 2006 in Dortmund Q ca. 0,5 Mio. Euro jährlich seitens der Bertelsmann Stiftung Hauptthema: Perspektiven einer Regionalisierung im Schul- und Bildungsbereich Q Q Sitzung am 30. Mai 2007 in Köln Darüber hinaus wurde den Schulen die Möglichkeit einge- Hauptthema: Regional Governance im Bildungsbereich räumt, auf der Basis eines verbindlichen Stellenplans freie und Sitzung am 21. Mai 2008 in Düsseldorf besetzbare Stellen in Finanzmittel umzuwandeln.53 Hauptthema: Projektabschluss und Transfer. Die Bertelsmann Stiftung verpflichtete sich zur Bereitstellung von Finanzmitteln in Höhe von 0,5 Mio. Euro pro Die Projektleitung legte zu jeder Beiratssitzung einen schrift- Schuljahr für die operative Arbeit der Projektleitung (Unter- lichen Bericht zum aktuellen Entwicklungsstand des Modell- haltung der Projektbüros, Öffentlichkeitsarbeit, Veranstal- vorhabens vor. tungen, Publikationen etc.). Die Steuerung in den Regionen übernahmen regionale Steuergruppen, die sich aus VertreterInnen der Kommunen, der Schulaufsicht und der Schulen zusammensetzten. 52 Tatsächlich haben die regionalen Steuergruppen einvernehmlich beschlossen, jeder Schule unabhängig von Größe und Komplexität des Systems genau diese halbe Stelle zuzuordnen. Diese Vorgehensweise galt während der gesamten Projektlaufzeit. 53 Dieses wurde in den Kooperationsvereinbarungen §5 (1) geregelt, siehe w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 28 28 2.3.4 Ausgangslage und Rahmenbedingungen Auswahlprozess und Kooperationsvereinbarungen Handlungsrahmen Q Projektbeschreibung Das Projekt »Selbstständige Schule« wurde im Sommer 2001 Q Schulentwicklungsgesetz vom 27.11.2001 im Amtsblatt ausgeschrieben.54 Die förmliche Ausschreibung Q Rechtsverordnung (VOSS) vom 12.04.2002 wurde erklärend ergänzt durch eine Broschüre, die von beiden Q Kooperationsvertrag (Ministerium und Bertelsmann Stiftung) Projektträgern gemeinsam herausgegeben und allen Schulen im Land zur Verfügung gestellt wurde. Schulträger wurden aufgefordert, im Verbund und gemeinsam mit ihren Schulen mög- Q Kooperationsvereinbarungen (Schulen, Schulträger, Land, Projektleitung) lichst aller Schulformen formlose Anträge bis Mitte November 2001 einzureichen. Das Schulministerium machte den im Rahmen eines Aus- Die regionalen Steuergruppen konstituierten sich zumeist noch wahlprozesses ausgewählten Regionen und Schulen im Früh- vor Beginn der eigentlichen Durchführungsphase des Projektes jahr 2002 das Angebot zur Teilnahme am Modellvorhaben. Bis »Selbstständige Schule«. zum Sommer 2002 erfolgten die Verhandlungen über die Ko- Das Projekt startete zunächst mit 237 Schulen und ermög- operationsvereinbarungen sowie die Beschlussfassungen in lichte kurz darauf 41 weiteren Schulen aus den Modellregionen den schulischen und kommunalen Gremien. den Einstieg in die Selbstständigkeit, sodass insgesamt 278 Schulen teilnahmen.55 Ab 2004 hatten weitere Schulen in den Projektbeteiligte bestehenden Projektregionen die Möglichkeit, als Korrespondenzschulen von den inzwischen in den Regionen aufgebauten Q 278 Schulen aller Schulformen Unterstützungsleistungen zu profitieren. Bis 1. April 2008 nah- Q 413 Korrespondenzschulen (Stand 1.4.2008) men 413 Schulen in den bestehenden Regionen dieses Angebot Q 19 Regionen verschiedener Größe und Struktur, an.56 55 Schulträger bei Projektstart und 16 später hinzugekommene Schulträger in allen fünf Regierungsbezirken Von 54 potenziellen Regionen in NRW nahmen 19 am Projekt teil: 9 kreisfreie Städte, 8 Kreise und 2 »Sonderregionen« (Kooperationen kreisangehöriger Städte und Gemeinden ohne aktive Beteiligung der Kreise). Mit allen teilnehmenden Schulen und Regionen wurden Kooperationsvereinbarungen geschlossen, in der ein für alle Beteiligten einheitlicher Rahmen sowie die schulindividuellen und regionenspezifischen Entwicklungsschwerpunkte geregelt waren. Die Schulaufsicht sagte darin ihre Unterstützung für die Projektschulen und die Vermeidung weiterer Übertragungen von Verwaltungsaufgaben auf die Schulen zu. Die Schulträger verpflichteten sich zur weiteren Flexibilisierung der schulischen Sachmittelbudgets und zur angemessenen Verwaltungsunterstützung für die Schulen. Die Schulen verpflichteten sich, eine Steuergruppe einzurichten, die Freistellungsstunden für die projektbezogenen Entwicklungsaufgaben zu nutzen, an den Fortbildungen teilzunehmen sowie ihre Arbeit zu evaluieren. Die Schulleiterinnen und Schulleiter hatten die Dienstvorgesetztenfunktionen zu übernehmen, und die Lehrerräte übernahmen entsprechend die Personalratsaufgaben. 54 Amtsblatt 8/2001, S. 200. Bezugspunkt war ein entsprechender Beschluss des Landtages vom 29. November 2000 »Schule der Zukunft gestalten – Dialog zum Modellvorhaben Schule NRW 21 vorbereiten«. 55 Zwei beteiligte Grundschulen in einer Region wurden im Verlauf des Projektes zusammengelegt, sodass es am Ende des Projektes 277 Schulen waren. 56 Diese Schulen konnten jedoch nicht von der gesetzlichen Öffnungsklausel profitieren. Darüber hinaus kontraktierte die Bezirksregierung Detmold mit den Regionen Bielefeld, Kreis Minden-Lübbecke, Kreis Lippe und Kreis Paderborn den Status einer Korrespondenzregion. Auf diese Weise bekamen sehr viele Schulen im Bezirk Detmold die Möglichkeit, an den im Projekt entwickelten Fortbildungsmaßnahmen, insbesondere zur Unterrichtsentwicklung und zum Schulentwicklungsmanagement, zu partizipieren. Die Bezirksregierung Arnsberg kontraktierte zudem mit der Stadt Sundern im Hochsauerlandkreis den Status einer Korrespondenzregion, sodass alle Schulen der Stadt die Fortbildungsmaßnahmen erhalten konnten. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 29 29 Kontrakte und formale Rahmenbedingungen Beteiligung der Schulen in den Projektregionen Projektschulen + Korrespondenzschulen Name der Region Gesamt GS HS RS GY 14 + 16 6 + 10 2+1 1+2 1 Arnsberg/Werl Bergisches Land 6+1 Bochum 1 +1 14 + 17 5+6 2+3 9 + 11 3+3 3 Dortmund 27 + 56 14 + 15 Duisburg 15 + 38 Bonn FS BK WBK 2002/3 2007/8 2+1 2+1 1+1 26% 56% 3 1 13% 15% 2+2 GE Beteiligungsgrad* 3+1 2+4 +1 11% 25% 8% 18% 14% 44% 9% 31% 9% 33% 10% 27% 38% 47% +2 +1 2+1 +2 1+2 1 + 13 1 + 11 2+5 +4 5+3 4+4 1+7 1 + 10 1+1 1+5 3+5 3+7 5+3 6 + 16 1+4 2+3 1+4 +2 32 + 52 5 + 15 2+9 + 13 8+8 1+3 2+3 13 + 1 30 + 7 9+2 5+2 8 1+1 4+2 3 Kreis Gütersloh 12 + 23 2+5 2 + 12 1 3 +2 3+3 1+1 8% 25% Kreis Herford 24 + 68 9 + 42 1+4 4+5 2+6 3+4 2+5 3+2 24%*** 93% 9 + 31 2 + 16 2+2 +2 +4 3+6 2+1 10% 47% 15 + 14 6+7 1+1 +1 +1 1+3 2 5+1 6% 12% Kreis Steinfurt 14 + 3 2+1 4+1 +1 2 1 1 4 7% 9% Kreis Unna 11 + 12 +7 +1 3+1 1 2+2 4+1 8% 16% Kreis Warendorf 6 + 11 2+5 1+2 1 2+1 5% 14% Münster 12 + 8 5+2 1+4 11% 19% Rhein-Sieg-Kreis 17 + 9 8+5 +2 9% 13% Solingen 5 + 20 3 + 19 10% 49% Hamm Köln Krefeld** Kreis Höxter Kreis Recklinghausen 1 5 1+1 3 1 1 278 + 413 84 + 170 31 + 71 15 + 49 43 + 34 GS GS RS GY GE FS BK WBK 2+3 +3 1 Grundschulen Hauptschulen Realschulen Gymnasien Gesamtschulen Förderschulen Berufskollegs Weiterbildungskollegs * Berechnet auf Basis aller öffentlichen und freien Schulen in der Region. ** In Krefeld wurden im Verlauf des Projektes zwei Projektgrundschulen zu einer zusammengelegt. *** 24% bezogen auf Teilnahme am Projekt »Selbstständige Schule«. Dazu kamen 46%, die weiterhin an den Schulentwicklungsmaßnahmen von »Schule & Co.« teilnahmen. +1 1 +2 1 1+1 3 +1 17 + 23 36 + 46 51 + 19 1+1 seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 30 30 Ausgangslage und Rahmenbedingungen 2.3.5 Neue Akzentsetzungen im Projekt Folgende Themenschwerpunkte wurden, teilweise wechselnd, teilweise regelmäßig wiederkehrend, in den Controllingerhe- Nach dem Regierungswechsel im Mai 2005 wurde zwischen bungen erfragt: den Projektträgern das weitere Vorgehen verhandelt. Während Q Unterrichtsentwicklung dieser Verhandlungen galt ein Moratorium, sodass sich ein Teil Q Schulentwicklungsmanagement bereits geplanter Maßnahmen um ein halbes Jahr verzögerte. Q Qualität und Selbstevaluation Im Dezember 2005 unterzeichneten die Projektträger die An- Q Partizipation und Mitwirkung lage zum ansonsten unverändert geltenden Kooperationsver- Q Unterrichtsorganisation trag. Dabei wurde an den bisher vereinbarten Zielen fest ge- Q Dienstvorgesetzteneigenschaften halten: Q Ressourcenbewirtschaftung »Die Projektträger stimmen darin überein, dass nach wie Q Fortbildung der SchulleiterInnen vor alle Arbeitsfelder im Projekt mittelbar oder unmittelbar der Q Regionale Steuerung Verbesserung der Qualität schulischer Arbeit und vor allem der Q Handlungsfelder der regionalen Schul- und Weiterentwicklung des Unterrichts dienen. Die bisherige er- Bildungslandschaft folgreiche Arbeit in den Schulen und Regionen wird fortgesetzt und bildet die Basis für die vereinbarte neue Akzentsetzung. Zeitpunkt Beteiligte Controlling I Sept. 2004 Schulen und regionale Steuergruppen Controlling II Mai 2005 regionale Steuergruppen Controlling III Juni 2006 Schulen und regionale Steuergruppen Controlling IV Nov. 2007 Schulen und regionale Steuergruppen Die finanziellen und personellen Unterstützungen für Modellschulen und Modellregionen bleiben unverändert bestehen.«57 Festgestellt wurde, dass das Projekt in einigen Teilen seine vorauslaufende Entwicklung abgeschlossen hatte. Das Land verpflichtete sich, die entsprechenden Erfahrungen und Ergebnisse in die eigenen Strukturen einzubeziehen. Darüber hinaus wurden erweiterte Schwerpunksetzungen vereinbart, die sich vor allem auf die Erprobung neuer Steuerungs- und Qualitätssicherungsinstrumente auf regionaler Ebene bezogen. 2.3.6 Projektcontrolling Gemäß ihrem Auftrag entwickelte die Projektleitung ein Con- Bemerkenswert am Controlling war, dass die Beteiligung auf trollingkonzept, das in vier Wellen zu unterschiedlichen The- schulischer und auf regionaler Seite trotz vielfältiger Belastun- menschwerpunkten umgesetzt wurde. Die dritte und vierte gen durchgehend hoch war: Sie lag bei den Schulen zwischen Welle wurden online-gestützt durchgeführt. Alle Erhebungen 89% und 98% und bei den Regionen durchgehend bei 100%. wurden mit der wissenschaftlichen Begleitforschung und dem Schulministerium abgestimmt. Die Ergebnisse wurden beiden anschließend für weitere eigene Auswertungen zur Verfügung gestellt. Aus den Ergebnissen leitete der Projektvorstand sowohl Arbeitsvorhaben für die Projektleitung als auch Empfehlungen an die Regionen ab. Sowohl den regionalen Steuergruppen als auch den Schulen (sofern diese beteiligt waren) wurden die für sie relevanten Ergebnisse für ihre eigenen Auswertungen zur Verfügung gestellt. 57 Anlage zum Kooperationsvertrag, siehe w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 31 31 Kontrakte und formale Rahmenbedingungen 2.3.7 Wissenschaftliche Begleitforschung58 Qualitative Fallstudien wurden zwischen den Erhebungswellen durchgeführt und bezogen sich sowohl auf die Entwicklung von Für das umfassende Schulentwicklungsprojekt »Selbstständige Einzelschulen als auch auf die Entwicklung regionaler Bil- Schule« wurde von Anfang an eine wissenschaftliche Begleit- dungslandschaften. Die regionalen Steuergruppen wurden in forschung geplant. Das Schulministerium beauftragte nach zwei Wellen im Herbst 2005 und im Winter 2007/2008 befragt. einem Ausschreibungsverfahren ein Konsortium aus Wissenschaftlern der Universitäten Dortmund und Duisburg/Essen mit Wissenschaftliche Begleitung der Durchführung. Verantwortlich waren die Professoren Holtappels und Rolff, Institut für Schulentwicklungsforschung, Q wissenschaftliches Konsortium sowie Prof. Klemm von der Arbeitsgruppe Bildungsforschung/ Q wissenschaftlicher Fachbeirat Bildungsplanung Essen. Q komplexes Design (Befragungen – Leistungstests – Fallstudien) Die wissenschaftliche Begleitforschung bezog sich auf die zentralen und übergeordneten Zielbereiche des Projektes. Es galt insbesondere herauszufinden, inwieweit die Bedingungen Q Erhebungen in drei Wellen (Bestandsaufnahme – Zwischenbilanz – Abschlusserhebung) einer erhöhten Eigenverantwortlichkeit von Schule auch das Lernen der Schülerinnen und Schüler verbessern helfen. Es wurden drei Erhebungswellen (2003, 2005, 2007) mit fol- Die Begleitforschung legte großen Wert darauf, dass ver- genden Instrumenten durchgeführt: schiedene Qualitätsdimensionen berücksichtigt werden. Es Q ein Schulkontextbogen 2003 und Fragebogen für schu- geht sowohl um die Qualität der Schulgestaltung und der Un- lische Steuergruppen 2005 und 2007 an allen 278 terrichtsprozesse (Gestaltungsqualität) als auch um die Er- Schulen gebnisqualität auf der Ebene der Dispositionen, Verhaltens- Q je ein Schulleiterfragebogen an allen 278 Schulen weisen und Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler. Q je Schüler- und Lehrerfragebögen sowie Leistungstests an Diese Ergebnisqualität bezieht sich auf fachliches Lernen, aber allgemeinbildenden Schulen der Primar- und Sekundar- auch auf Lern- und Arbeitstechniken, auf soziale Kompetenzen, stufe I (Zufallsstichprobe I) Selbstvertrauen und weitere nicht-fachliche Merkmale. Die Ge- je nur Schüler- und Lehrerfragebögen in weiteren 36 staltungsqualität betrifft dagegen die Unterrichtsführung und Schulen (Zufallsstichprobe II); 2005 wurden in diesen das Erziehungsverhalten der Lehrkräfte, Zeitorganisation und Schulen auch Eltern befragt. Die Leistungstests wurden in Lehrerkooperation, die Leistungsanforderungen, das Bezie- einem Längsschnitt in den Klassen 5, 7 und 9 erhoben. hungsklima etc. Damit ist klargestellt, dass die Leistungstests Q zwar einen wesentlichen Zielbereich des Projektes in den Blick Der Zwischenbericht dokumentierte 2006 anknüpfend an die nehmen, das Projekt jedoch nicht allein auf eine Steigerung Bestandsaufnahme die Entwicklungen in den Projektschulen von Fachleistungen zu reduzieren ist. in den verschiedenen Arbeitsfeldern unter Berücksichtigung Da die wissenschaftliche Begleitforschung ein ambitioniertes der Projektziele und analysiert eventuell daraus resultierende Forschungsvorhaben war, von dem sich nicht nur die Schulen Veränderungen. Der Abschlussbericht soll im Herbst 2008 vor- und die Projektsteuerung interessante Ergebnisse erhofften, gelegt werden. sondern das insbesondere für das Gesamtsystem von erheblicher Bedeutung sein sollte, wurde zur Unterstützung der Wissenschaftler ein Fachbeirat einberufen, dem folgende Mitglieder angehörten: Prof. Dr. Euler (Universität St. Gallen, Schweiz), Prof. Dr. Hameyer (Universität Kiel), Prof. Dr. Klieme (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Frankfurt), Prof. Dr. Lehmann (Humboldt-Universität Berlin), Prof. Dr. MaagMerki (Pädagogische Hochschule Freiburg) und Prof. Dr. Zymek (Universität Münster). Der Fachbeirat beriet in fünf ganztägigen Sitzungen die Wissenschaftler insbesondere hinsichtlich wichtiger wissenschaftlicher und methodischer Fragestellungen. 58 Aktuelle Informationen werden im Internet veröffentlicht: w www.begleitforschung-selbststaendige-schule-nrw.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 32 32 Ausgangslage und Rahmenbedingungen 2.3.8 Öffentlichkeitsarbeit der Projektleitung Zudem wurde im Herbst 2004 ein Moderatorenhandbuch (mit einer CD-ROM, die umfangreiches Teilnehmermaterial enthält) Im Herbst 2003 ging der Internet-Auftritt des Projektes an den für die Ausbildung der schulischen EvaluationsberaterInnen Start, der während der gesamten Laufzeit intensiv genutzt veröffentlicht. Im Herbst 2007 erschien der Film »Und es geht wurde. Sowohl die Projektbeteiligten als auch die interessierte doch… Lehren und Lernen für die Zukunft«, der inzwischen in Öffentlichkeit konnten sich hier regelmäßig über die Entwick- einer Auflage von über 7.000 Stück Verbreitung fand. Er- lungen im Projekt informieren. gänzend hierzu wurden Zusatz-DVDs mit einer bisherigen Ge- Etwa vierteljährlich wurde ein Internet-Newsletter ver- samtauflage von 2.000 herausgebracht, die sich mit längeren schickt. Der Newsletter erreichte im Frühjahr 2008 etwa 1.700 Unterrichtssequenzen an ein Fachpublikum zum Zweck der Adressaten und erfreut sich demnach einer überaus großen Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften wandten. Verbreitung. Die Pressespiegel, die anlässlich der Beiratssitzungen er- Projektintern wurden vor allem die regionalen Steuergrup- stellt wurden, sowie auch mehrere Hörfunk- und Fernsehbei- pen durch Informations- und Projektleiterrundbriefe laufend träge belegen eindrucksvoll das enorme öffentliche Interesse, über aktuelle Entwicklungen informiert. auf das das Projekt sowohl regional als auch überregional Neben einer Vielzahl von Fachbeiträgen in diversen Zeit- stieß. schriften und Sammelbänden sowie eigener Broschüren, Flyern und Schulungsunterlagen für die unterschiedlichsten Zielgruppen und einer umfangreichen Vortragstätigkeit auf Kon- 2.3.9 Schulpolitische Rahmensetzungen während der Projektlaufzeit gressen und Fachtagungen gab die Projektleitung während der Projektlaufzeit acht Verlagspublikationen heraus: Während der Projektlaufzeit wurden seitens des Landes einige Q Verantwortung für Qualität. Band 1: Grundlagen des umfangreiche Neuerungen in Kraft gesetzt, die den Projekt- Projektes. Troisdorf 2004. verlauf innerhalb der Schulen und Regionen zum Teil stark be- Verantwortung für Qualität. Band 2: Regionale und einflussten. Zum 1. August 2005 trat das noch unter der schulische Entwicklungsvorhaben. Troisdorf 2004. SPD/Grünen-Landesregierung verabschiedete »Schulgesetz für Regionale Bildungslandschaften. Grundlagen einer das Land NRW« in Kraft. Es bündelte erstmals alle für das nord- staatlich-kommunalen Verantwortungsgemeinschaft. rhein-westfälische Schulwesen maßgeblichen bis dahin gül- Troisdorf 2004. tigen sieben Schulgesetze und drei Verordnungen. Ziel dieses Entwicklung ist messbar. Zwischenbericht der wissen- Schulgesetzes war bereits, die Selbstständigkeit von Schulen schaftlichen Begleitforschung zum Projekt »Selbst- zu stärken (SchuG 2005, § 3). Gleichwohl war zu diesem Zeit- ständige Schule«. Troisdorf 2006. punkt noch keine Übertragung von Erfahrungen aus dem Lehren und Lernen für die Zukunft. Unterrichtsent- Projekt »Selbstständige Schule« in das Schulgesetz und damit wicklung in selbstständigen Schulen. Troisdorf 2006. ins Gesamtsystem geplant. Q Q Q Q Q Q Q Selbstständigkeit und Partizipation. Ergebnisse des Die 2005 neu gewählte CDU/FDP-Landesregierung ließ das Teilprojektes »Mitwirkung, Mitbestimmung, Mitgestaltung Gesetz überarbeiten, sodass seit Juni 2006 eine geänderte in Schulen«. Troisdorf 2007. Fassung des Schulgesetzes gilt. Die Eigenverantwortung aller Lehren und Lernen für die Zukunft. Systematische Schulen wurde nun proklamiert (§ 3 SchuG) und soll schritt- Unterrichtsentwicklung. Materialien von A-Z. Troisdorf weise umgesetzt werden.59 Die SchulleiterInnen erhielten er- 2008. weiterte Kompetenzen. Ihnen wurden im Gesetz neue dienst- Selbstständige Schulen in regionalen Bildungsland- rechtliche Befugnisse erteilt und eine weitere Ausgestaltung schaften. Eine Bilanz. Troisdorf 2008. der Dienstvorgesetztenfunktionen durch eine Rechtsverordnung wurde angekündigt (§ 59, Abs. 4 und 5). 59 Vgl. van den Hövel (2006), S. 232. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 33 33 Kontrakte und formale Rahmenbedingungen Neben der Einführung der Qualitätsanalyse (externe Evaluation), der Neuordnung der Schulaufsicht und dem Umbau des Fortbildungssystems (Kompetenzteams) wurden während der Projektlaufzeit weitere zum Teil umfassende Neuerungen beschlossen und erlassen, die auch von den Projektschulen umzusetzen waren: Schulzeitverkürzung der Gymnasien, Zentralabitur, neue Lehrpläne, offene Ganztagsschulen, Abschlussund Vergleichsarbeiten, Sprachtest Delfin 4 durch die Grundschulen, Englisch in der Primarstufe, Beurteilung des Arbeitsund Sozialverhaltens (»Kopfnoten«), Reduzierung des Unterrichtsausfalls. Die Maßnahmen standen nicht immer im Einklang mit den Projektschwerpunkten der Schulen, ihre Umsetzung erforderte gelegentlich einen deutlichen Ressourceneinsatz, wovon in einigen Fällen auch die Weiterarbeit an den Projektzielen betroffen war. Selbstständige Schule.nrw seschu08_rz:2_4 21.04.2008 19:01 Uhr 3 Seite 34 Schulentwicklung in der Region 3.1 Unterrichtsentwicklung 38 3.1.1 3.1.2 3.1.3 Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 38 43 50 3.2 Schulinternes Management 3.2.1 3.2.1.1 3.2.1.2 3.2.1.3 3.2.2 3.2.2.1 3.2.2.2 3.2.2.3 Schulische Steuergruppen Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven Schulleiterinnen und Schulleiter Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 52 53 54 57 62 63 64 67 71 3.3 Eigenverantworliches Arbeiten in größeren Gestaltungsfreiräume 72 3.3.1 3.3.1.1 3.3.1.2 3.3.1.3 3.3.2 3.3.2.1 3.3.2.2 3.3.2.3 Unterrichtsorganisation und -gestaltung Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven Ressourcenbewirtschaftung Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 72 72 73 76 76 76 78 81 3.4 Partizipation und Mitwirkung 82 3.4.1 3.4.2 3.4.3 Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 82 84 85 3.5 Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung 86 3.5.1 3.5.2 3.5.3 Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 87 91 95 seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:19 Uhr Seite 35 35 Das Modellvorhaben »Selbstständige Schule« ist ein Projekt denn in der Praxis wirklich vollzogen wird, müssen Schulen umfassender Qualitätsentwicklung, das mit dem Fokus auf Un- nicht selten mit beiden Steuerungsmechanismen gleichzeitig terricht alle relevanten Ebenen einzelschulischer und regio- leben. naler Schulentwicklung in den Blick nimmt und bearbeitet. Das Dem sogenannten Change Management kommt bei solch Projektkonzept geht davon aus, dass der Unterricht im Zentrum tief greifenden Wandlungsprozessen, wie sie dem deutschen der Schulentwicklung steht (vgl. 3.1). Schulwesen zurzeit abverlangt werden (müssen), eine wichtige Eine teamorientierte Unterrichtsentwicklung, die systema- Bedeutung zu. Dies ist aus den entsprechenden Wandlungs- tisch über alle Klassenstufen erfolgt und alle Schülerinnen und prozessen in Wirtschaft und Verwaltung bekannt. Den unter- Schüler einer Schule erfasst, setzt komplexe Steuerungspro- schiedlichen Modellen dazu gemeinsam ist die Erkenntnis, zesse voraus und bedarf deshalb eines professionellen in- dass Reformen wahrscheinlich dann am ehesten scheitern, ternen Schulmanagements. Dazu wurden im Projekt schulische »wenn Wandlungsprozesse Mängel in der systematischen Steuergruppen eingerichtet. Zudem wird der Schulleiter bzw. und/oder methodischen Kohärenz aufweisen sowie die Inte- die Schulleiterin in seiner bzw. ihrer Entscheidungskompetenz gration der Mitarbeiter in die Prozesse und ihre Gestaltung un- gestärkt. (vgl. 3.2). Die Organisationsentwicklung der Schule zureichend ist«.1 Zwei unmittelbar aus dem System Schule ge- unterstützt also die Unterrichtsentwicklung. wonnene Erfahrungen kommen hinzu: Die selbstständigen Schulen übernehmen mehr Verant- Q Die besonderen Bedingungen des Arbeitsfeldes Schule wortung für ihre Qualitätsentwicklung und arbeiten zuneh- führen dazu, »dass der Lehrerberuf einer der wenigen mend eigenverantwortlich. Ihnen werden zusätzliche Gestal- Berufe ist, bei dem durch die Dauer der Praxis kein Quali- tungsmöglichkeiten bei der Bewirtschaftung von Ressourcen tätsfortschritt entsteht. […] Aus diesen Analysen kann ge- und bei der Unterrichtsorganisation eingeräumt (vgl. 3.3). folgert werden, dass wahrscheinlich in erheblichem Umfang Weiter werden die Mitwirkungsrechte des Kollegiums im systematisches Lernen und Verlernen erforderlich ist, wenn Sinn eines Co-Managements gestaltet und neue Formen der sich im Unterricht etwas verändern soll.«2 Das bestätigt Partizipation von Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und auch Helmke, wenn er von »stabilen Routinen und Ge- Schülern sowie Eltern ermöglicht (vgl. 3.4). wohnheiten« spricht und folgert, »dass Veränderungen an Größere Freiheit bedeutet größere Verantwortung, und einer einzelnen Stellschraube des gesamten Wirkungsge- deshalb legen selbstständige Schulen Rechenschaft über ihre flechtes kaum geeignet sind, den ›Output‹ des Systems Arbeit ab (vgl. 3.5). Dazu entwickeln sie eine Evaluationskultur, deutlich und nachhaltig zu beeinflussen.«3 die von allen Lehrerinnen und Lehrern mitgetragen wird. Q Das staatliche Fortbildungssystem richtete sich lange Zeit Warum qualitätsorientierte Schulentwicklung keine iso- an Lehrerinnen und Lehrer als Einzelpersonen, die selbst lierte einzelschulische Entwicklung meint, sondern im Sinne bei hoher Qualität des Angebots und hoher Motivation zu der Gestaltung bruchloser individueller Bildungsbiografien Veränderungen oft maximal die Arbeit im eigenen Fachun- immer die Entwicklung der Schulen in ihrer Region, wird in Ka- terricht verbessern konnten, nicht aber die Entwicklung in pitel 4 expliziert. der ganzen Klasse oder gar in der gesamten Schule in Gang Im gesamten Kapitel 3 spielt das Thema Fortbildung eine setzten. Wie in allen Bundesländern wurden aus dieser Er- zentrale Rolle. Das hat mit den sich im Bildungswesen seit ei- fahrung auch in Nordrhein-Westfalen Konsequenzen ge- niger Zeit vollziehenden fundamentalen Veränderungen zu tun. zogen. Fortbildungen wurden in der Folge z.B. im Rahmen Einer der derzeit angestrebten Paradigmenwechsel ist der von sogenannten SCHILF-Maßnahmen (Schulinterne Leh- Wechsel von einer Input- zu einer Outputsteuerung, von der rerfortbildung) ganzen Kollegien oder größeren Gruppen Steuerung durch Ressourcen, Lehrpläne und Erlasse hin zu angeboten. Obwohl Lernprozesse von einer Teilgruppe des einer Orientierung an Kompetenzmodellen und Bildungsstan- Kollegiums gemeinsam gemacht wurden und damit bessere dards sowie deren Überprüfung durch zentrale Prüfungen. Weil Voraussetzungen für eine Umsetzung in der Schule be- dieser Wechsel häufig eher proklamiert standen, brachten auch diese weiter gehenden Anstrengungen häufig keine nachhaltigen Erfolge in der Schulentwicklung, weil die Implementationsversuche nicht eingebettet waren in den Aufbau von Strukturen, die eine lernende Organisation ausmachen. 1 Böttcher/Brohm (2004), S. 271. 2 Haenisch (2004), S. 136. 3 Helmke (2006a), S. 44. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 36 36 Schulentwicklung in der Region Schulentwicklung als Lernprozess teamorientiert – systematisch – die ganze Schule erfassend individuell zielgerichtetes Lernen Trainings und Fortbildungen (intern/extern) individuelle Entwicklung führt nicht zur Schulentwicklung individuelle Entwicklung führt nicht zwingend zur Schulentwicklung teamorientiert Trainings und Fortbildungen (intern/extern) & Aufbau von (Lern-) Strukturen (intern) Schule als lernende Organisation führt zur Schulentwicklung Im Projekt »Selbstständige Schule« wurde daraus eine umfangreiche Fortbildungsoffensive4 abgeleitet. Die Fortbildungsmaßnahmen für alle Akteure in der Schule wurden von Anfang an in den Mittelpunkt der Arbeit gestellt und ihre Organisation wurde zu einer zentralen Aufgabe der regionalen Steuergruppen. Die Tatsache, dass während der gesamten Laufzeit stets über die Hälfte der im regionalen Entwicklungsfonds zur Ver- Die Region Kreis Gütersloh nennt in ihrem Bericht als einen der fügung stehenden Mittel für regionale Fortbildungen für die Erfolgsfaktoren: »die systematischen Fortbildungen für das Projekt- und später auch die Korrespondenzschulen ausge- ganze Kollegium«. geben wurden, belegt, dass die regionalen Steuergruppen diese Aufgabe aktiv angegangen sind. Wenn die einzelnen An- »Ohne begleitende Fortbildung, so das gemeinsame Fazit der gebote auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemacht wur- Schulen, sind weitreichende Entwicklungsvorhaben, die die den, sollte doch eine konzertierte Aktion von zeitlich und in- Schulprogrammatik betreffen, nicht durchführbar.« haltlich aufeinander abgestimmten Qualifizierungsmaßnahmen aus dem Bericht der Region Münster (für Lehrerinnen und Lehrer, Steuergruppen, Schulleiterinnen und Schulleiter, Evaluationsberaterinnen und -berater) dafür sorgen, dass das zentrale Projektziel, die Verbesserung der Qualität schulischer Arbeit und insbesondere des Unterrichts, erreicht werden konnte. 4 Vgl. Hoppe (2004); Lohre/Weisker (2007); Lohre/Weisker/Kober (2006). seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 37 37 Unterrichtsentwicklung Strukturen einzelschulischer Entwicklung Qualifizierung Leitung und Führung Qualifizierung Schulentwicklungsmanagement Qualifizierung Schulleitung Klassenteams Steuergruppe Evaluation (Methoden/Prozesse) Fachteams Qualitätsarbeit Evaluationsberatung Trainings zur Unterrichtsentwicklung Die Ergebnisse sind überzeugend. 95% der Schulen geben im »Denn eines dürfte durch das Modellvorhabens ›Selbst- Rahmen der Abschlussbefragung durch die Projektleitung 5 an, ständige Schule‹ deutlich geworden sein: Es reicht nicht aus, dass sie durch die regionale Steuergruppe im Bereich der Fort- Schulen eine erweiterte Selbstständigkeit einfach nur anzu- bildung unterstützt wurden. Entsprechend positiv ist auch die bieten oder zu ermöglichen. Selbstständigkeit/Eigenverant- Einschätzung bezüglich der Arbeitsfelder, für die die Fortbil- wortlichkeit will gelernt sein. Und dieser Lernprozess muss dungen Unterstützung boten. 96% der Schulen bestätigen, partnerschaftlich angelegt, professionell organisiert und ver- dass die Teilnahme am Projekt im Bereich der Unterrichtsent- lässlich begleitet werden. Das Regionale Bildungsbüro Dort- wicklung ein großer Zugewinn war, 92% geben das für den Be- mund hat nach Auffassung der Beteiligten diese Aufgabe er- reich des schulinternen Managements an, 85% für den Bereich folgreich übernommen und schließt mit dem entwickelten »Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung«. Qualifizierungs- und Unterstützungssystem eine vorhandene Lücke: maßgeschneiderte Fortbildungsangebote vor Ort, die den Erwartungen und Bedürfnissen entsprechen und auf die Aktivitäten der einzelnen Schule im Kontext einer gemeinsam verantworteten Bildungsregion abzielen.« aus dem Bericht der Region Dortmund »Hier zeigt sich allerdings auch der Zusammenhang zwischen der Qualität der Steuergruppenarbeit, des Schulleitungshandelns und der Qualität der Unterrichtsentwickler: Diese Herausforderung wurde dort zufriedenstellend gemeistert, wo es gelang, die Arbeit der Steuergruppen mit der der Unterrichtsentwickler und der Schulleitungen zusammenzuführen. Dies ist als eine Bestätigung ganzheitlicher Ansätze in der Qualitätsentwicklung zu deuten.« aus dem Bericht der Region Arnsberg/Werl 5 Controlling IV 2007. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 38 38 Schulentwicklung in der Region Dessen Abschlussevaluation durch Bastian und Rolff 11 hatte 3.1. Unterrichtsentwicklung drei Merkmale ergeben, die Bastian 2007 als zentrale GelinDas Projekt sieht sich in seiner Strategie, den Unterricht ins gensbedingungen für unterrichtszentrierte Schulentwick- Zentrum seiner Arbeit zu stellen, erneut bestätigt durch die lungsprozesse bezeichnet: McKinsey-Studie vom September 2007 »Was die leistungsfähigsten Schulsysteme der Welt zu Spitzenreitern macht«6, die ! »Das Projekt hat gezeigt, dass es hilfreich ist, wenn Unter- herauszufinden antrat, warum manche Schulen und Schulsy- richt und eigenverantwortliches Lernen von Schülerinnen steme erfolgreicher arbeiten als andere. Das zentrale Ergebnis und Schülern der ultimative Bezugspunkt von Schulent- lautet: wicklung sind. ß Das Projekt hat gezeigt, dass der Aufbau eines Schulent- »Die Erfahrungen dieser führenden Schulsysteme legen nahe, wicklungsmanagements und einer innerschulischen Ko- dass es auf drei Dinge ankommt: operationsstruktur unabdingbare Voraussetzungen für eine systematische Unterrichtsentwicklung sind. ! ß § die richtigen Leute für den Lehrerberuf zu gewinnen; § Das Projekt hat gezeigt, dass Kompetenzen zur Unter- sie zu erfolgreichen Lehrern aus- und weiterzubilden; richtsentwicklung und zu einem qualifizierten Entwick- sicherzustellen, dass das System in der Lage ist, den best- lungsmanagement systematisch und schulbezogen ausge- möglichen Unterricht für jedes Kind anzubieten.« 7 bildet werden müssen.«12 Im Kern steckt darin die Erkenntnis, dass »der einzige Weg zur Auch Rolff beschreibt die Erkenntnisse aus dem Projekt »Schule Verbesserung von Ergebnissen […] die Verbesserung des Un- & Co.« als Meilensteine: »Die konsequente Verschränkung von terrichts« ist. 8 Unterrichtsentwicklung und Schulentwicklungsmanagement ist die hervorstechendste Innovation von ›Schule & Co.‹ Vor ›Schule Im Projekt wurde nach intensiver fachlicher und politischer Dis- & Co.‹ gab es einige wenige Ansätze von Unterrichtsentwick- kussion ein Unterrichtsentwicklungskonzept in den Mittel- lung und etliche Erfahrungen mit Steuergruppen. Eine syste- punkt der Bemühungen gerückt, weiterentwickelt und so auf- matische Verschränkung existierte im deutschsprachigen Raum gestellt, dass es – wie vereinbart – dem Schulministerium zur nicht. Es ist das Epoche machende Verdienst von ›Schule & bedarfsorientierten Verwendung in allen Schulen des Landes Co.‹, diese beiden Grundlinien von Schulentwicklung zusam- übergeben werden konnte. 9 menzubringen.«13 Um die Schulen in dem damit als Kern von Schulentwicklung 3.1.1. Konzept und Implementierung identifizierten und vereinbarten Prozess einer systematischen Unterrichtsentwicklung unterstützen zu können, führte die Pro- Alle Modellschulen verpflichteten sich mit der Unterzeichnung jektleitung im ersten Halbjahr 2003 eine Erhebung an den Pro- der schulindividuellen Kooperationsvereinbarung10 (§ 1.1) »auf jektschulen durch. Trotz schulformspezifischer und regionaler der Grundlage einer fundierten Unterrichtsentwicklung, eines Unterschiede standen mit »Trainings zur Unterrichtsentwick- schulinternen Managements und erster Schritte beim Aufbau lung auf der Basis von ›Schule & Co.‹«, »Neue Formen des regionaler Bildungslandschaften« neue Wege zu gehen. Da- Lehrens und Lernens (auf der Grundlage von Klippert)« und mit wurden im neuen Projekt unmittelbar die Konsequenzen »Lernen von Anfang an (Risters/Cwik)« drei eng verwandte aus dem Vorläuferprojekt »Schule&Co.« gezogen. Konzepte ganz oben auf der Wunschliste der meisten Schulen, von denen viele aber noch große Unsicherheiten im Entscheidungsprozess signalisierten. 6 7 8 9 10 11 12 13 Barber/Mourshed (2007), Übersetzung: Projektleitung. Ebd., S. 2. Ebd., S. 26. »Lehren und lernen für die Zukunft«, vgl. Höfer/Madelung (2006). Vgl. w www.selbststaendige-schule.de. Bastian/Rolff (2002). Bastian (2007b), S. 90. Rolff (2006a), S. 42. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 39 39 Unterrichtsentwicklung Die Projektleitung sah sich vor eine dreifache Aufgabe gestellt: Damit war ein Referenzrahmen geschaffen, der von den Pro- Q Scheinbar konkurrierende Angebote (»Risters/Cwik«, »Schule jektpartnern als für alle Projektschulen verbindlicher Rahmen & Co.«, »Klippert«), die jedoch auf einem identischen Aus- definiert wurde. Dieser Referenzrahmen ist in der Folgezeit in- gangskonzept beruhen und vergleichbare Zielrichtungen haltlich in den Qualitätsrahmen des Landes NRW zur Quali- haben, mussten inhaltlich klar aufgestellt werden. Den tätsanalyse eingeflossen und hat eine wichtige Rolle bei der Q Projektschulen musste ein inhaltlich und strukturell über- Weiterentwicklung des systemischen Selbstevaluationsinstru- zeugendes Konzept angeboten werden, um ihnen den Ent- mentes SEIS gespielt, das in seiner Neufassung von 2008 in scheidungsprozess zu erleichtern. hohem Maße kompatibel ist mit den Qualitätsrahmen vieler Ein ausreichendes Kontingent an Trainerinnen und Trainern Bundesländer.17 musste ausgebildet werden, um die hohe Nachfrage nach Q Hinterlegt ist ein Qualifizierungsprogramm für Lehrerinnen diesen Angeboten befriedigen zu können. und Lehrer, das die wichtigsten aktuellen Fortbildungsansätze Die Anschlussfähigkeit dieses Angebotes zur Arbeit mit aus diesem Gebiet integriert. Die beiden Projektträger haben neuen Medien im Unterricht musste gewährleistet werden. beschlossen, es zum zentralen Angebot für Unterrichtsentwicklung im Projekt zu erklären. Im Kern ist es ein Angebot an Konzepte wie die drei genannten waren wichtige pragmatische Schulen aller Schulstufen und -formen, Unterricht so zu ent- Ansätze zur systematischen Unterrichtsentwicklung an Schulen. wickeln, dass alle Schülerinnen und Schüler intelligentes Hinzu kam während der Projektlaufzeit das Konzept des Wissen und Lernkompetenz erwerben können. Das Gesamt- »Kooperativen Lernens« nach Norm Green. Ein gemeinsames konzept wird ausführlich beschrieben und in die bildungspoli- Verständnis von Lehren und Lernen schien sich in der pädago- tische Diskussion eingeordnet in der Projektveröffentlichung gischen Diskussion herauszubilden, aber zu diesem Zeitpunkt »Lehren und Lernen für die Zukunft. Unterrichtsentwicklung in 14 selbstständigen Schulen«18, die in einer Auflage von 20.000 Ex- oder Meyer noch Qualitätstableaus in Nordrhein-Westfalen emplaren im Herbst 2006 erschien und allen Schulen in Nord- oder anderen Bundesländern, die ein für alle Schulen gültiges rhein-Westfalen zur Verfügung gestellt wurde. (März 2003) gab es weder die Standardwerke von Helmke 15 Verständnis von gutem Unterricht definieren. Sie sind erst In dem Ende 2007 erschienenen Grundsatzband »Einführung einige Zeit später als Grundlage für die Schulinspektion bzw. in die Unterrichtsentwicklung« von Bastian, der auf einem Qualitätsanalyse entstanden. Im Projekt musste deshalb erst breiten empirischen Hintergrund Begriffsbestimmungen liefert ein Verständigungsprozess eingeleitet werden zur Beantwor- und Gelingensbedingungen ausleuchtet, werden sechs Be- tung der Frage: Was ist guter Unterricht? Damit sollte dann stimmungsmerkmale von unterrichtszentrierter Schulent- auch geklärt werden können, worauf Unterrichtsentwicklung wicklung definiert.19 Sie passen in idealer Weise auf das eigentlich zielen muss. Die Projektleitung formulierte nach in- Konzept »Lehren und Lernen für die Zukunft«, bestätigen es in tensiven Diskussionsprozessen mit Vertretern des Schulmini- seiner Anlage und Intention und können dazu dienen, es in steriums, der Bezirksregierungen und der Bertelsmann Stiftung seinen wichtigsten Grundzügen zu charakterisieren: ein gemeinsames Verständnis von Unterrichtsqualität und Unterrichtsentwicklung, das die Erkenntnisse neuerer Forschungen zum Lehren und Lernen ebenso berücksichtigt wie schulpolitische Grundlagen des Landes Nordrhein-Westfalen und Erkenntnisse zur Unterrichtsentwicklung, insbesondere zur Entwicklung überfachlicher Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern, sowie Erkenntnisse aus den vorliegenden Konzepten und deren Praxis.16 14 Helmke (2003). 15 Meyer (2004). 16 Projektleitung »Selbstständige Schule« (2004c), verfügbar unter w www.selbststaendige-schule.de. 17 Vgl. w www.das-macht-schule.de. 18 Höfer/Madelung (2006). 19 Bastian (2007b), S. 203 ff. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 40 40 Schulentwicklung in der Region Bestimmungsmerkmale von unterrichtszentrierter Schulentwicklung (Bastian) Gezielte Qualifizierung der Beteiligten »Lehren und Lernen für die Zukunft« Lehrerinnen und Lehrer werden in mehreren Grundlagenmodulen geschult und in Anwendungsbausteinen weitergebildet – in einem Zeitraum von mindestens zwei Jahren, um die schrittweise Umsetzung in der Praxis und deren Reflexion zu ermöglichen. Dabei wird nicht von einem Schneeballsystem ausgegangen, sondern davon, dass die Trainings nach und nach von allen Mitgliedern eines Kollegiums absolviert werden. Systematik des Vorgehens Die Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer sowie die Grundlagentrainings für Schülerinnen und Schüler werden so angelegt, dass nach und nach die ganze Schule erfasst wird und jede/r Schüler/in die Garantie hat, von den neuen Entwicklungen zu profitieren, unabhängig davon, von welchen Lehrerinnen und Lehrern er/sie unterrichtet wird. Dafür werden Implementationspläne für die Trainings und schulinterne Spiralcurricula zum Aufbau von »Lernkompetenz« erstellt. Konsequentes Arbeiten in Teams Lehrerinnen und Lehrer lernen und arbeiten in »professionellen Lerngemeinschaften«.20 Auf diese Weise ist u.a. die Veränderung der Lehrerrolle leichter zu bewältigen, die mit selbstständigeren Formen des Lernens bei Schülerinnen und Schülern einhergeht. Teambildung erfolgt gemäß den gemeinsam zu unterrichtenden Schülergruppen (Klassen-, Jahrgangsstufen- oder Bildungsgangteams) und anschließend in fachbezogenen Teams. (Die Teamarbeit auf der Lehrerebene findet ihr Pendant auch auf der Schülerebene: Schülerinnen und Schüler werden Kompetenzen vermittelt, die bei Teamarbeit notwendig sind. Kooperative Formen des Lernens werden systematischer und konsequenter als bisher ein- und durchgeführt.) Trainieren und »Pflegen« »Lern- und Arbeitsstrategien«, »Kommunikationskompetenz« und »Teamfähigkeit« von Fähigkeitsprofilen bestehen aus vielen Teilkompetenzen, die über viele (Schüler-)Jahre hinweg in Trainingsspiralen aufgebaut und dann im laufenden Fachunterricht (fächerübergreifenden, Projektunterricht etc. – jeder Form des alltäglichen Unterrichts also) immer wieder angewendet und damit zur Routine werden (»Lernspiralen«), sodass sie allmählich eigenverantwortlich ausgewählt und eingesetzt werden können (»SegeLSpiralen« mit komplexen Aufgabenstellungen). 20 Vgl. Bonsen/Rolff (2006). seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 41 41 Unterrichtsentwicklung Verknüpfung von grundlegender Lern- Das Trainingsprogramm umfasst zwei Anwendungsbausteine, die Lehrerinnen und kultur und spezifischer Fachkultur Lehrern in Fachteams angeboten werden, um sie darin zu unterstützen, die neuen bzw. neu entdeckten Formen des Lehrens und Lernens in den Fachunterricht zu integrieren. Auf dem Hintergrund des entsprechenden theoretischen Rüstzeugs entwickeln sie dabei Routine in der Ausarbeitung von Lernspiralen und der Gestaltung komplexer Aufgaben; sie bekommen aber auch das notwendige theoretische Wissen dazu vermittelt. In schulinternen Curricula wird in konkreten Themenstellungen die Vermittlung von Fach- und Lernkompetenz verknüpft. Entwicklungsmanagement Unterrichtsentwicklung verspricht nur dann nachhaltig zum Eigentum einer Schule zu werden, wenn sie professionell koordiniert wird. Die Notwendigkeit der Bildung von Steuergruppen gilt am Ende des Projekts als unumstritten.21 Nur mit ihnen ist die Aufgabe in ihrer ganzen Komplexität zu bewältigen. Sie können eine Erfolg versprechende Teambildung moderieren, da sie nicht aus der Hierarchie einer Schule heraus agieren. Dazu müssen auch sie angemessen geschult werden. Einbettung der Einzelschulen Wenn es gelingt, in eine regionale Schul- und Q Bildungslandschaft dass Schülerinnen und Schüler in einer Region während der gesamten Zeit, in der sie die Schule besuchen, und von allen Lehrerinnen und Lehrern, die sie unterrichten, mit der Zielvorstellung einer/s selbstständigen Lerners/in gefördert werden Q dass sich Schulen in einer Region auf einen gemeinsamen Grundkonsens verständigen, was die Entwicklung von Lernkompetenz bedeutet, und sich aktiv an der Erreichung dieses und anderer regionaler Ziele beteiligen, Q und dass auch andere »Anbieter« von Bildung mit in diesen Grundkonsens eingebunden werden, dann bedeutet das für die einzelnen Kinder bzw. Jugendlichen, dass sie effektiver lernen können, weil die Übergänge wesentlich einfacher werden. Das Konzept »Lehren und Lernen für die Zukunft« liegt ausdifferenziert für alle Schulstufen- und -formen vor und ist anschlussfähig, sodass es zum Leitfaden für individuelle Bildungsbiografien werden kann. 21 Vgl. 3.2.1. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 42 42 Schulentwicklung in der Region Nach umfangreichen Abstimmungsprozessen mit dem Schul- der Lehreraus- und -fortbildung, an die ca. 2.000-mal ausge- ministerium konnte die Projektleitung das Konzept »Lehren und liefert wurde. In der letzten Projektphase ist ein Materialband Lernen für die Zukunft« 2004 und 2005 allen Projektregionen zu »Lehren und Lernen für die Zukunft« erschienen, für den von und Schulen vorstellen, die daraufhin entscheiden konnten, ob zahlreichen Schulen aus allen Teilen des Landes NRW, von sie ihr regionales Unterstützungsangebot bzw. ihr schulin- LehrerInnen sowie von TrainerInnen ca. 300 Dokumente zur ternes Fortbildungsprogramm zur Unterrichtsentwicklung auf Verfügung gestellt wurden, die unterschiedlichste Umsetzungs- diesen Trainings aufbauen wollten. Durch eine Veröffentlichung varianten ihrer Unterrichtsentwicklung darstellen: Implemen- im Amtsblatt 22 des Schulministeriums wurden alle Nicht-Pro- jektschulen darauf aufmerksam gemacht. tierungsspläne, Trainingsspiralen, Ausbildungscurricula, didaktisch-methodische Jahresplanungen, Lernspiralen, Ab- Um über das Konzept hinaus einer breiteren Öffentlichkeit laufpläne für Elternabende, Thesenpapiere u.v.a.m. Er richtet auch Erfahrungen vermitteln zu können, ließ die Projektleitung sich nicht an einzelne Lehrerinnen und Lehrer, sondern an einen einstündigen Dokumentarfilm »Und es geht doch… Schulen und vor allem an Schulleitungen und schulische Steu- Lehren und Lernen für die Zukunft« (mit Booklet) erstellen, ergruppen, versteht sich aber nicht als Rezeptsammlung. in dem gezeigt werden konnte, wie Schulen ihren Unterricht Vielmehr bildet diese Materialsammlung gelebte Praxis eines systematisch weiterentwickeln und welche Erfolge sie dabei schulischen Verbesserungsprozesses ab, hat Anregungscha- erzielen. Dieser Film wurde im letzten Projektjahr etwa 7.000- rakter für die Gestaltung der jeweils schulindividuellen Ent- mal von Schulen, Lehreraus- und -fortbildungsinstitutionen wicklung und belegt die Machbarkeit einer systematischen Un- sowie von zahlreichen Elternverbänden und Pflegschaften an- terrichtsentwicklung. gefordert. 23 Auf zwei Zusatz-DVDs wurden sechs längere Un- terrichtssequenzen aus den Fächern Biologie, Englisch, Deutsch, Mathematik und Sachunterricht sowie Ausschnitte aus je einem Lehrer- und einem Schülertraining zusammengestellt und durch Interviews zum Fortbildungskonzept und zum Thema »Regionale Bildungslandschaft« ergänzt. Adressaten dieses mehr als dreistündigen Materials sind PädagogInnen in Seminaren, Konferenzen, Workshops oder Trainings im Rahmen Und es geht doch... Und es geht doch... Lehren und Lernen für die Zukunft Lehren und Lernen für die Zukunft Zusatzmaterialien für die Lehreraus- und -fortbildung Ein Film von Erika Fehse Selbstständige Schule.nrw 22 Madelung (2006). 23 w www.selbststaendige-schule.de. Selbstständige Schule.nrw seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 43 43 Unterrichtsentwicklung 3.1.2 Ergebnisse und Wirkungen Schülerinnen und Schüler Nach den Befragungen der Schulen 2006 und 2007 kann davon »Der systematische Aufbau von Teilkompetenzen und ihre Ver- ausgegangen werden, dass ca. 70.000 SchülerInnen an Trai- knüpfung vollziehen sich in erster Linie in einem – und durch ningsmaßnahmen nach dem Konzept »Lehren und Lernen für einen – veränderten Unterricht, der sich durch zunehmende die Zukunft« teilgenommen haben. Nach Einschätzung der Selbststeuerung durch die Lernenden auszeichnet und Grund- schulischen Steuergruppen beim III. Controlling ist die Zufrie- lagen zur erfolgreichen Bewältigung selbstgesteuerter Lernpro- denheit der SchülerInnen mit den Trainings sehr hoch. (Mehr zesse gelegt hat. Selbstgesteuertes Lernen bei gleichzeitiger als 95% der Steuergruppen beurteilen das so.) Fast genauso Entwicklung und Sicherung fachlicher Fähigkeiten führt zu hoch ist der Zustimmungsgrad, wenn es um die Frage geht, ob einem großen Maß an (nachschulischer) Handlungsfähigkeit.« durch die Trainings und eine damit einhergehende veränderte Unterrichtsführung das selbstständige Lernen der Schüle- »Die Fortbildung zur Unterrichtsentwicklung versetzte uns in rInnen gefördert worden ist. Da die Trainings und vor allem die die Lage, die Qualität des Unterrichts in allen Klassen bei allen Verankerung im Fachunterricht ein auf mehrere Jahre ange- Lehrkräften zu erhöhen. Da sie ein Angebot für alle Lehrerkräfte legter Entwicklungsprozess sind, bleibt abzuwarten, ob die war, diente sie der systematischen Weiterentwicklung.« wissenschaftliche Begleitforschung im Rahmen ihrer kovarianz- aus dem Bericht einer Realschule bzw. einer Grundschule, zitiert im Bericht der Region Kreis Herford analytischen Mehrebenenmodellierung auf der Basis der Erhebungsdaten von 2007 schon Aussagen zur Wirkung von Unterrichtsentwicklung auf Schülerleistungen machen kann. »In Verantwortung des Zieles ,Verbesserung der Qualität schulischer Arbeit und insbesondere des Unterrichts’ empfiehlt die Regionale Steuergruppe der Bildungsregion Arnsberg-Werl, die Komplexität der pädagogischen Unterrichtsentwicklung, das Ineinandergreifen mit dem standardorientierten Ansatz stärker und deutlicher in den Fortbildungen zu vermitteln und umzusetzen im Sinne einer systematischen Unterrichtsentwicklung, das heißt Unterrichtsverbesserung. Die Unterrichtsverbesserung wirkt sich direkt auf die Schülerleistungen aus, indem sie die Lernergebnisse jeden Schülers verbessert.« aus dem Bericht der Region Arnsberg/Werl »Bei aller Vorsicht, die bei der Interpretation von Evaluationsdaten geboten ist, lässt sich die Tendenz ablesen, dass die Schüler der Klasse 5, die 2005 befragt wurden (durch das IFS im Rahmen der wiss. Begleitung, d.V.) und die bereits ein umfangreiches Methodentraining absolviert hatten, über eine deutlich höhere Schulzufriedenheit verfügten und weniger Leistungsdruck empfanden als die Vergleichsgruppe (Längs- und Querschnitt), die kein Methodentraining erhalten hatte.« aus dem Bericht eines Gymnasiums, zitiert im Bericht der Region Dortmund seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 44 44 Schulentwicklung in der Region Lehrerinnen und Lehrer Nach den Befragungen der Schulen 2006 und 2007 kann davon »… Dazu gehörte ganz sicher auch das breit gefächerte Fort- ausgegangen werden, dass ca. 7.000 LehrerInnen an Trainings- bildungsangebot: Dieses war oftmals der Grundstein für Team- maßnahmen nach dem Konzept »Lehren und Lernen für die Zu- arbeit (besonders die Teilnahme an ›Lehren und Lernen für die kunft« teilgenommen haben. Nach Einschätzung der schuli- Zukunft‹ in den Grundschulen) und förderte sowie beschleu- schen Steuergruppen beim III. Controlling ist die Zufriedenheit nigte so die Professionalisierung der schulischen Entwick- der LehrerInnen mit den Trainings hoch. (Mehr als 90% der be- lung.« treffenden Steuergruppen beurteilen das so.) aus dem Bericht der Region Bonn Dass sich in 88% der Schulen die Teamarbeit im Kollegium nach den Trainings verbessert hat, ist ein besonders erfreu- »Die beteiligten Schulen haben erlebt, dass die pädagogischen liches Ergebnis auf dem Hintergrund vieler Studien, die be- Impulse aus dem Modellprojekt sich zugleich als strukturelle legen, dass die Qualität von Schule und die Leistungen von Impulse auswirkten. Mit der konzentrierten Arbeit an den päd- SchülerInnen mit der Kooperation der LehrerInnen korreliert. agogischen Entwicklungsvorhaben ging eine intensive Re- Wichtiger Teil der Kooperation ist die gemeinsame Erstellung flexion von Teamstrukturen und Schulprogrammatik einher. So von Lernspiralen für den Fachunterricht. Hier bewährt sich der war die Mitarbeit im Modellprojekt ein Dauerimpuls für jede systemische Ansatz des Konzeptes. Schule, Entwicklungen voranzutreiben und strukturell zu ver- Der »Durchdringungsgrad« in den Kollegien liegt je nach Modul zwischen 45% und 84% und hängt davon ab, an welcher ankern.« aus dem Bericht der Region Münster Stelle im Implementationsprozess das jeweilige Modul vorgesehen ist und wie weit die einzelne Schule in ihrem Entwick- »Dem Bericht der Gymnasien kann zusammenfassend ent- lungsprozess fortgeschritten ist. In vielen Kollegien ist der nommen werden: Die Fortbildungen zielen auf die Veränderung Prozess noch nicht abgeschlossen, aber so angelegt, dass er von Unterrichtsmethodik bzw. -kultur. In den Projektschulen ist zu einem von der Schule definierten Zeitpunkt das ganze Kol- die für die gymnasialen Strukturen typische Isolierung der Lehr- legium erreicht haben wird. Konsequenterweise wollen 77% kräfte durchbrochen worden, durch unterschiedliche, zum Teil der Kollegien auch nach dem Projektende die Trainings für neue neue Formen der kollegialen Zusammenarbeit in Bezug auf den KollegInnen fortsetzen. Unterricht.« »Schließlich hat sich als Erfolgsfaktor für die beteiligten Schulen herausgestellt, die innere Organisation in Teamstrukturen neu oder weiter zu entwickeln. Damit entsteht eine verlässliche Arbeits- und Kooperationsstruktur der Lehrerinnen und Lehrer, die Unterrichts- und Schulentwicklung erkennbar fördert. Zugleich ist dies ein Instrument neben anderen, um die Kommunikation innerhalb eines Kollegiums zu sichern, was nach den Berichten der beteiligten Schulen ein weiterer bedeutsamer Gelingensfaktor der ›Selbstständigen Schule‹ ist.« aus dem Bericht der Region Köln »Unterrichtsentwicklung im Team hat eine eigenartige Wirkung: man/frau wird davon süchtig. Gerade weil das Kollegium sich auflöst und seine Teile an verschiedenen Orten weiterarbeiten werden, wirkt die Entwicklung von Lernarrangements, Evaluations- und Dokumentationsunterlagen als motivierendes Element der eigenen Berufstägigkeit. Statt Burnout werden wir stärker vom Pfingstgedanken getragen.« Kommentar einer Hauptschule, zitiert im Bericht der Region Duisburg seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 45 45 Unterrichtsentwicklung Schulen Die schulischen Steuergruppen schätzen den Ertrag des Pro- »Das Modellprojekt hat insbesondere in seinem Kernelement jektes für die Unterrichtsentwicklung an ihrer Schule am Ende ›Verbesserung der Unterrichtsqualität‹ zu einem hohen Inno- ausgesprochen positiv ein. 96% sind der Meinung, die Schule vationsschub bei den Krefelder Modell- und Korrespondenz- sei hier vorangebracht worden. »Das Bewusstsein hat sich ver- schulen geführt. Hierbei hat sich die Annahme bestätigt, dass ändert. Die Sensibilität für die Notwendigkeit von Unterrichts- Lehrerinnen und Lehrer ein außerordentlich hohes Interesse an entwicklung ist gewachsen«, kommentiert eine Steuergruppe. der Weiterentwicklung ihres Unterrichts und an entsprechen- Ein großer Erfolg des Projektes ist, dass Lehrerinnen und Lehrer den Fortbildungs- und Qualifizierungsangeboten haben, wenn die Feststellung, dass Unterricht verbesserungswürdig ist und diese Angebote qualitativ hochwertig sind. Dies betrifft sowohl weiterentwickelt werden muss, nicht mehr als Angriff auf ihre die Inhalte, als auch die Referenten und die organisatorischen Professionalität sehen. Sie verstehen es umgekehrt als Teil Rahmenbedingungen. Mit Norm und Kathy Green für den The- ihres professionellen Handelns, sich in diesem Kernbereich menbereich ›Kooperatives Lernen‹ und mit Dr. Heinz Klippert ihrer beruflichen Tätigkeit gemeinsam weiterzubilden. Das für ›Pädagogische Schulentwicklung‹ konnten diese Anforde- Projekt kann daher noch einen weiteren Erfolg für sich ver- rungen eingelöst werden. Bereits jetzt zeigen sich in einer buchen. Die Projektschulen haben in ihrer großen Mehrheit Vielzahl von Schulen und Klassen positive Veränderungen in (über 80%) nicht einzelne Kolleginnen und Kollegen in Fortbil- der Unterrichtsgestaltung, verbunden mit einer Leistungsstei- dungsmaßnahmen geschickt, sondern sich für ein abge- gerung der Schülerinnen und Schüler.« stimmtes systematisches Unterrichtsentwicklungskonzept für aus dem Bericht der Region Krefeld die ganze Schule entschieden. Ob die Schulen sich für eine Qualifizierung nach dem im Projekt favorisierten Konzept Allen gewählten Konzepten ist gemeinsam, dass sie bei der För- »Lehren und Lernen für die Zukunft« entscheiden konnten, hing derung überfachlicher Kompetenzen ansetzen. wesentlich davon ab, ob die jeweils zuständige Bezirksre- Er ist sehr erfreulich, dass die schulischen Steuergruppen gierung TrainerInnen für dieses Konzept aus- oder fortbilden von 95% der Schulen, die mit »Lehren und Lernen für die Zu- lassen wollte, und ob die regionale Steuergruppe dieses als re- kunft« gearbeitet haben, bereits in 2007 positive Auswirkun- gional abgestimmtes Konzept der Unterrichtsentwicklung in gen der Trainings auf den Fachunterricht beobachtet haben und den Vordergrund ihrer Unterstützungsbemühungen stellen damit bestätigen, dass es auf diesem Weg gelingen kann, dass wollte. Etwa die Hälfte der Projektschulen hat »Lehren und Schülerinnen und Schüler intelligentes Wissen und Fachkom- Lernen für die Zukunft« gewählt bzw. wählen können. Andere petenz erwerben. haben sich z.B. für das kooperative Lernen nach Green entscheiden. »Die Umsetzung in die tägliche Unterrichtspraxis braucht Zeit«, formuliert eine schulische Steuergruppe.24 Auch die Fortbildungen brauchen Zeit, wenn sie nicht vereinzelt, sondern »In einigen Bereichen, wie z.B. ›Trainings zur Unterrichtsent- (zumindest nach und nach) systematisch durch das ganze Kol- wicklung auf der Basis von ‚Schule & Co.‘‹ – inzwischen ›Lehren legium wahrgenommen werden sollen. Die Projektschulen und und Lernen für die Zukunft‹ – hat die Nachfrage je nach und die Korrespondenzschulen haben sich diese Zeit ge- Schulform bei Weitem die vorhandenen Trainerkapazitäten nommen, wenn ihnen bzw. der regionalen Steuergruppe vom überstiegen.« staatlichen Fortbildungssystem ein entsprechendes Angebot aus dem Bericht der Region Köln gemacht wurde. Durch geschickte Organisation der Maßnahmen sowie auf der Basis von Entscheidungen der schuli- Die Region Gütersloh benennt als einen Erfolgsfaktor, dass schen Mitwirkungsgremien konnte das im Projektverlauf für TrainerInnen aus Herford seit Beginn den Entwicklungsprozess alle Schulen des Landes ermöglichte Lernzeitbudget für Leh- in Gütersloh unterstützten und bezeichnet »maßgeschneiderte rerfortbildungen so effektiv genutzt werden, dass Unterrichts- Fortbildungen zur Unterrichtsentwicklung« als etwas, das sich ausfall zwar nicht ganz verhindert, jedoch nur sehr begrenzt bewährt hat und erhalten bleiben sollte, allerdings dürften und verantwortungsvoll hingenommen wurde. diese Trainings keine »starre inhaltliche und zeitliche Struktur« aufweisen. aus dem Bericht der Region Kreis Gütersloh 24 Controlling IV, 2007 seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 46 46 Schulentwicklung in der Region Regionen 18 Projektregionen haben den bildungsbiografischen Ansatz »… wurde der Schwerpunkt auf ›Kooperatives Lernen‹ nach aufgegriffen und die Einzelschulen bei ihrer angestrebten Un- Norm Green gelegt, … Zusammen mit den Moderatoren … ent- terrichtsverbesserung nicht allein gelassen. Sie haben ver- wickelte die regionale Steuergruppe für die Neuauflage der sucht, ein gemeinsames Vorgehen in der Region zu realisieren, Fortbildung ein neues Konzept. TeilnehmerInnen aus der ersten um sowohl den von den Schulen gewünschten Veränderungs- Fortbildungsreihe wurde das Angebot gemacht, sich als Mo- prozess zu unterstützen als auch um damit Schülerinnen und deratoren ausbilden zu lassen. … Die Fortbildung ist nach Schülern die Übergänge von einer Schulstufe und Schulform in Aussage der TeilnehmerInnen ein voller Erfolg. … Die Trainer … die andere zu erleichtern. Die Gesamteinschätzung der regio- haben die Absicht, das Konzept in die Lehrerausbildung zu im- nalen Steuergruppen zur Unterrichtsentwicklung am Ende des plementieren.« Projektes sieht positiv aus, denn 17 Modellregionen sind der aus dem Bericht der Region Kreis Unna Meinung, dass die Schulen in ihrer Region auf diesem Gebiet durch das Projekt wesentlich vorangebracht wurden. Eine der beiden verbleibenden Regionen gibt die geringe Zahl der am »Das Bildungsbüro hat damit auf die Bedürfnisse der Schulen Projekt beteiligten Schulen als Grund an, warum sie diese reagiert, für die es sehr wichtig war, bereits eingeschlagene Frage nicht positiv beantworten konnte. 15 Regionen haben Wege fortsetzen zu können oder sich erst im Laufe des Pro- sich dabei für »Lehren und Lernen für die Zukunft« als zentrales zesses für ein bestimmtes Unterrichtskonzept entscheiden zu Angebot an die Schulen entschieden bzw. konnten dieses An- können. … Möglicherweise hat auch diese Entscheidungs- gebot organisieren, acht Regionen konnten ergänzend oder freiheit die überaus positive Entwicklung in der Unterrichts- ausschließlich »Kooperatives Lernen« nach Green anbieten, entwicklung begünstigt. So zeigt das abschließende Con- neun Regionen haben ergänzend oder ausschließlich die »Päd- trolling (2007), dass lediglich 4,5% der Befragten nicht nach agogische Schulentwicklung« nach Klippert organisieren einem systematischen Unterrichtskonzept arbeiten. Alle an- können. In sechs Regionen wurde zusätzlich in Realschulen deren arbeiten mindestens nach einem der aufgezeigten UE- nach dem Engeraner Modell gearbeitet; in Grundschulen von Konzepte.« fünf Regionen wurde zusätzlich »Lernen von Anfang an« nach aus dem Bericht der Region Dortmund, die neben »Lehren und Lernen für die Zukunft« schwerpunktmäßig das »Kooperative Lernen« nach Green anbot Risters/Cwik angeboten. 25 Auch wenn die Projektarbeit hier positiv bewertet werden kann, so müssen doch die Zukunftsperspektiven für diese Unterstüt- »Die Fortbildungen nach dem Konzept ›Neue Formen des Leh- zungsleistungen in den Blick genommen werden. Es stellt sich rens und Lernens‹ mit den Bausteinen Kommunikation, Metho- die Frage, wie das Erreichte in einem neuen Fortbildungs- dentraining, Teamtraining und EVA wurden mit wenigen Aus- system des Landes verankert und weiter ausgebaut werden nahmen von fast allen Modellschulen nahezu vollständig ab- kann. solviert und haben durch den hohen Praxisbezug auch direkten Eingang in die Unterrichtsgestaltung und -entwicklung genommen.« aus dem Bericht der Region Bonn 25 Controlling IV 2007. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:20 Uhr Seite 47 47 Unterrichtsentwicklung Fortbildungssystem des Landes NRW In Nordrhein-Westfalen gibt es 500 im Projektzusammenhang aus- oder weitergebildete Trainerinnen und Trainer aller Schulformen bzw. -stufen, die nach dem Konzept »Lehren und Lernen für die Zukunft« Fortbildungen durchführen können. Sie alle sind als praktizierende Lehrerinnen und Lehrer Beschäftigte des Landes und stehen diesem und seinem Fortbildungssystem damit auch nach Projektende zur Verfügung. Das Projekt hat hier sicherlich einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Wirksamkeit geleistet. Ausbildung und Einsatz dieser Trainerinnen und Trainer im regionalen Kontext26erfolgten durch das staatliche Fortbildungssystem in Kooperation mit den regionalen Steuergruppen, ohne dabei die Zuständigkeitsfrage zu »Insbesondere die von qualifizierten Trainerinnen und Trainern berühren. Analog zur größeren Selbstständigkeit von Schulen durchgeführten Fortbildungen im Bereich der Unterrichtsent- und zu der im Projekt vereinbarten Entwicklung regionaler Bil- wicklung, die von der Bezirksregierung Detmold ausgebildet dungslandschaften wurde die Neuorganisation der Lehrerfort- und vermittelt wurden, haben maßgeblich zum Erfolg beige- bildung in NRW vom Schulministerium geplant und sukzessive tragen.« umgesetzt. Zum einen erhalten die Schulen ein größeres Fort- aus dem Bericht der Region Kreis Höxter bildungsbudget, über das sie eigenverantwortlich entscheiden können. Zum anderen arbeiten ModeratorInnen aller Schulformen seit 2007 stärker als bisher ortsnah, d.h. in den 54 Regionen des Landes, in Kompetenzteams bei den staatlichen Schulämtern. Arbeitsschwerpunkte der Kompetenzteams sind »Unterrichtsentwicklung (auch im Anschluss an die Qualitätsanalyse) und individuelle Förderung«.27 Dabei sollen sie die vor Ort existierende Nachfrage seitens der Schulen angemessen und im Umfang ihrer Möglichkeiten bedienen. Das Projekt hat gezeigt, dass diese Nachfrage nach systematischer Unterrichtsentwicklung bestand, besteht und auch nach dem Projektende bestehen wird. 26 Wo es notwendig war, ergaben sich auch überregionale Einsatzmöglichkeiten. Dies war insbesondere bei der Ausbildung der Fall, bei der die Bezirksregierung Detmold in bedeutendem Umfang Amtshilfe für alle anderen Bezirksregierungen geleistet hat. 27 Vgl. w www.kompetenzteams.schulministerium.nrw.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 48 48 Schulentwicklung in der Region Anlässlich einer gemeinsamen Fachtagung der beiden Projektträger zum Thema Unterrichtsentwicklung am 28.10.2006 in Essen betonten sie in der gemeinsamen »Essener Erklärung« die hohe Bedeutung des Unterrichts als entscheidendem »Schlüssel für bessere Bildungs- und Zukunftschancen der Kinder und Jugendlichen« und das Gewicht, das Fortbildung für eine neue Lehr- und Lernkultur hat.28 Sie bekräftigen, dass das Programm zur Unterrichtsentwicklung aus dem Projekt und das entsprechende Fortbildungsangebot allen Schulen in NRW zugute kommen solle.29 Das Land als verantwortlicher und an dieser Stelle auch kostentragender Projektpartner will demgemäß die Chance nutzen, diese qualifizierten TrainerInnen in sein neues Fortbildungssystem zu integrieren. Andreas Helmke (»Was wissen wir über guten Unterricht«) und Hans-Günther Rolff (»Perspektiven der Unterrichtsentwicklung. Forschungs- ESSENER ERKLÄRUNG Gemeinsame Erklärung des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes NRW und der Bertelsmann Stiftung im Rahmen der Veranstaltung »Lehren und Lernen für die Zukunft« 28. Oktober 2006, Essen Selbstständige Schule.nrw ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt ›Selbstständige Schule‹«) unterstrichen mit ihren Fachvorträgen den Stellenwert des Unterrichtsentwicklungskonzeptes.30 Auf den Unterricht kommt es an! Fortbildung als wichtiger Schlüssel zum Erfolg Eigenverantwortliche Schulen brauchen Unterstützung. Nur gemeinsame Anstrengungen führen zum Erfolg. Die Schulen in Nordrhein-Westfalen werden eigenverantwortliche Schulen. Alle am Schulleben Beteiligten übernehmen zukünftig gemeinsam mehr Verantwortung für die Qualität ihrer Schule und arbeiten im Rahmen eines landesweiten Qualitätsrahmens daran. Dabei brauchen sie die Begleitung und Unterstützung der Schulaufsicht, des Schulträgers und weiterer Partner. Damit guter Unterricht in allen Schulen in Nordrhein-Westfalen gelingt, bedarf es vielfältiger gemeinsam aufeinander abgestimmter Anstrengungen auf den unterschiedlichsten Ebenen. Ohne das Engagement der Schülerinnen und Schüler, der Lehrkräfte und der Schulleitungen in den Schulen geht es nicht. Ebenso wichtig ist die Zusammenarbeit von Land und Regionen in einer staatlich-kommunalen Verantwortungsgemeinschaft vor Ort, um eine effektive Unterstützung der Schulen zu sichern. Im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen die Schülerinnen und Schüler. Im Zentrum der Arbeit jeder Schule stehen die Kinder und Jugendlichen und die Verbesserung ihrer Bildungschancen. Gute Schulen fördern alle Schülerinnen und Schüler mit ihren individuellen Potenzialen. Für sie sind die Motivation und die Fähigkeit, selbstständig und ein Leben lang zu lernen, Schlüssel zum persönlichen und beruflichen Erfolg in der Wissensgesellschaft. Auf den Unterricht kommt es an! Guter Unterricht ist ein entscheidender Schlüssel für bessere Bildungs- und Zukunftschancen der Kinder und Jugendlichen. Guter Unterricht ist wirksamer Unterricht. Er verbindet Fachlichkeit auf hohem Niveau und die Förderung von Lernkompetenz mit einer klaren Struktur und effizienten Klassenführung. Guter Unterricht gründet in einer neuen Lehr- und Lernkultur: Schülerinnen und Schüler lernen möglichst selbstständig und kooperativ und Lehrerinnen und Lehrer arbeiten systematisch zusammen. Darauf müssen auch Organisation und Entwicklung der Schule ausgerichtet werden. Guter Unterricht erfordert Fortbildung für eine neue Lehr- und Lernkultur. Im Projekt »Selbstständige Schule« wird der Weg zu einer neuen Lehr- und Lernkultur mit Fortbildung zur Unterrichtsentwicklung und zum Schulentwicklungsmanagement konsequent gegangen. In den selbstständigen Schulen trägt diese Fortbildung Früchte. Zeichen des Erfolgs sind die guten Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler und die hohe Zufriedenheit der Modellschulen mit dem Fortbildungsangebot. Mehr als 400 Trainerinnen und Trainer stehen landesweit für diese Fortbildung zur Verfügung. Schulische Steuergruppen koordinieren den Entwicklungsprozess in der Schule und sichern die Nachhaltigkeit der Veränderungen. 28 Vgl. w www.selbststaendige-schule.de. 29 Damit wurde für eine breite Öffentlichkeit die im Rahmen der Anlage zum Kooperationsvertrag vom 13.12.2005 getroffene Vereinbarung bestätigt: »Das im Projekt gemeinsam erarbeitete und erprobte Konzept ›Lehren und Lernen für die Zukunft‹ hat sich bewährt und soll Eingang in den vom Land zu erstellenden Qualitätsrahmen finden. Die aus diesem Konzept abgeleitete Fortbildung im Bereich der Unterrichtsentwicklung geht ebenso in die Verantwortung des Landes über wie die Qualifizierung schulischer Steuerungseinheiten zum Erwerb von Managementkompetenzen, die für die Implementierung der Unterrichtsentwicklung unerlässlich sind. Beide Maßnahmen werden im Rahmen eines neuen Unterstützungssystems des Landes angeboten.« 30 Helmke (2006b), Rolff (2006b), verfügbar unter w www.selbststaendige-schule.de. das Projekt des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes NRW und der Bertelsmann Stiftung Wir laden alle eigenverantwortlichen Schulen ein! Wir wollen, dass die Schulen in Nordrhein-Westfalen künftig zu den besten Schulen in Deutschland gehören. Deshalb hat die Landesregierung im neuen Schulgesetz den ersten Schritt dorthin getan und die Eigenverantwortung der Schulen verankert. Wir wollen, dass möglichst alle Schulen von den Erfahrungen der selbstständigen Schulen und der Modellregionen lernen können. Das Land NRW wird die Erfahrungen des Modellprojektes für die neue Fortbildung berücksichtigen und die Impulse aufgreifen. Wir laden alle Kommunen ein, gemeinsam mit dem Land eine effektive Unterstützung für die Schulen vor Ort aufzubauen. Wir laden alle Schulen des Landes ein, an den Erfahrungen der selbstständigen Schulen teilzuhaben und gemeinsam neue Akzente für einen guten Unterricht in ganz Nordrhein-Westfalen zu setzen! Essen, 28. Oktober 2006 Barbara Sommer Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen Dr. Johannes Meier Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 49 49 Unterrichtsentwicklung Hier die staatlich-kommunale Verantwortungsgemeinschaft für Andere Bundesländer den Aufbau geeigneter Unterstützungsstrukturen und dort die Auch andere Bundesländer sind auf die Entwicklungserfolge Restrukturierung des staatlichen Fortbildungssystems: Beide des Projektes aufmerksam geworden. Insbesondere das Land Entwicklungen setzen auf die Vorteile der Regionalisierung, Niedersachsen hat sich mit seinem neuen Fortbildungssystem jedoch gilt es, die beiden Entwicklungsstränge zusammenzu- zur Unterrichtsentwicklung am Konzept »Lehren und Lernen für bringen. Trainerinnen und Trainer für Unterrichtsentwicklung die Zukunft« orientiert und mit Hilfe aus Nordrhein-Westfalen können nicht mit den schulischen Fortbildungsbudgets »ge- Trainerinnen und Trainer ausgebildet. Es hält das vorherige Un- kauft« werden, sie müssen vielmehr verstärkt in die Kompe- terstützungssystem zur Unterrichtsqualität für ergänzungsbe- tenzteams integriert und für die regional nachgefragten Fort- dürftig; denn es »nimmt vorrangig die fachlichen Aspekte des bildungen eingesetzt werden. Die Zahl der Trainerinnen und Unterrichts in den Blick, und dies getrennt für jedes Fach. […] Es Trainer für Unterrichtsentwicklung nach dem Konzept »Lehren ist unschwer erkennbar, dass damit rund um das Kerngeschäft und Lernen für die Zukunft« ist jedoch in den 54 Regionen noch der Schule – den Unterricht – verschiedene, nicht aufeinander sehr unterschiedlich,31 und die Zusammenarbeit zwischen den bezogene Unterstützungssysteme zur Hebung der Unterrichts- regionalen Steuerungsgremien und den regionalen Kompe- qualität angeboten werden.«33 Das Land Niedersachsen hat tenzteams ist noch im Aufbau befindlich.32 aus den daraus resultierenden Schwierigkeiten wie z.B. der unfruchtbaren Auseinandersetzung zwischen fachlich-inhaltlichen, fachmethodischen und fachübergreifend-methodischen »Unterrichtsentwicklung: Hier zeigt sich ein besonders hohes Aspekten folgende Konsequenz gezogen: »Was läge also näher, Maß der Zufriedenheit der Schulen im Modellprojekt. Von als ein gemeinsames Qualifizierungsangebot für Lehrkräfte zu daher sollte der beschrittene Weg der schulform- und schul- entwickeln? An die Stelle verschiedener Qualifizierungen, die stufenübergreifenden Fortbildung und Qualifizierung von Lehr- von jeweils eigens dafür ausgebildeten Personen angeboten kräften auf hohem Niveau unbedingt fortgesetzt und auf alle werden, träte ein neues Unterstützungsangebot zur Qualitäts- Schulen übertragen werden. Das neu gegründete Kompetenz- entwicklung des Unterrichts, das alle Aspekte gemeinsam in team beim Schulamt für die Stadt Krefeld und die Fortbildung den Blick nimmt und flexibel auf die je individuellen Bedarfe der oberen Schulaufsicht sind hierbei besonders gefordert.« eines Lehrerkollegiums angepasst werden kann.«34 Dabei muss aus dem Bericht der Region Krefeld auch erwähnt werden, dass das Land Niedersachsen ebenfalls die Unterrichtsentwicklung als systematisches Konzept im Rahmen einer integrierten Schulentwicklung sieht, die die Verbindung von Unterrichtsentwicklung, Personalentwicklung und Organisationsentwicklung herstellt. Deshalb werden auch an niedersächsischen Schulen Steuergruppen gebildet und entsprechend qualifiziert. 31 Das hängt u.a. mit unterschiedlichen Akzentsetzungen der vorher zuständigen fünf Bezirksregierungen zusammen. Die Bezirksregierung Detmold z.B. schafft auch weiterhin die Voraussetzungen dafür, das Doppelpaket von Unterrichtsentwicklung und Steuergruppenqualifizierung allen 790 Schulen des Bezirks anbieten zu können. 32 Nach dem letzten Projektcontrolling halten nur sechs regionale Steuergruppen sie im Bereich der Unterrichtsentwicklung vorbehaltlos für gut, fünf eingeschränkt, aber immerhin sechs geben an, es existiere keine Zusammenarbeit oder diese sei nicht gut. 33 Mau/Schack (2007), S. 205. 34 Ebd. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 50 50 Schulentwicklung in der Region 3.1.3 Schlussfolgerungen und Perspektiven Sollen die Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Projektarbeit, an denen viele kompetente und hoch motivierte Akteure mit- Vor dem Hintergrund des integrativen Projektansatzes kann gewirkt und die zudem erhebliche finanzielle Ressourcenin An- nach sechsjähriger Projektarbeit, die als vorauslaufende Ent- spruch genommen haben, nicht im Sande verlaufen, dann kann wicklung den Weg aufzeigen sollte, wie die Qualität schulischer ein Transfer im Rahmen der zur Verfügung gestellten Res- Arbeit und insbesondere des Unterrichts verbessert werden sourcen gelingen, wenn kann, festgestellt werden: Q sequent weiterverfolgt und nach und nach allen interes- Für den vereinbarten und angekündigten Transfer sind die sierten Schulen die systematische Fortbildung »Lehren und notwendigen Vorarbeiten gemacht: Q Es existiert ein an nordrhein-westfälischen Schulen erfolgreich erprobtes und beschriebenes Gesamtkonzept für eine Lernen für die Zukunft« ermöglicht wird, Q und die 500 ausgebildeten Trainerinnen und Trainer syste- sentlichen Erkenntnissen der Unterrichtsforschung über- matisch in die sich entwickelnden regionalen Kompetenz- einstimmt. Das Konzept ist dabei nicht abgeschlossen, teams eingebunden sowie mit den fachlichen Fortbil- weitere Ausdifferenzierung und Ergänzungen. dungsmaßnahmen angemessen verknüpft werden, Q die Ausbildung weiterer Trainerinnen und Trainer sowie die Das Fortbildungskonzept »Lehren und Lernen für die Zu- Weiterentwicklung des Konzeptes und die Qualitätssiche- kunft« ist schulform- und schulstufenspezifisch ausdiffe- rung der Trainingsarbeit an ein geeignetes Kompetenz- renziert und für alle Schultypen wurden entsprechende Trai- zentrum35 übertragen wird, nerinnen und Trainer ausgebildet, die dem Land für eine Q die Zusammenarbeit von Kompetenzteams und regionalem Ausweitung auf alle Schulen zur Verfügung stehen. Zahl- Bildungsmanagement im Hinblick auf eine regionale Fort- reiche praxisrelevante Materialien runden das Fortbil- bildungsstrategie für das pädagogische Personal unter- dungskonzept ab. Das vorliegende Know-how in konkreten stützt und vorhandene Ressourcen gebündelt werden, ohne Köpfen kann die schulischen Entwicklungsbedarfe be- die Frage der Zuständigkeiten zu berühren, dienen, die landesweit von der Qualitätsanalyse ermittelt Q die vorhandenen Trainingsressourcen intensiver genutzt systematische Unterrichtsentwicklung, das mit den we- sondern offen für notwendige Weiterentwicklungen sowie Q der durch die Essener Erklärung vorgezeichnete Weg kon- Q zugleich auch die Einrichtung und Fortbildung von schuli- werden. schen Steuergruppen unterstützt und in die Kernaufgabe Viele Projekt- und Korrespondenzschulen sowie Bildungs- der Kompetenzteams integriert werden, damit systema- regionen bestätigen positive Erfahrungen bei der Imple- tische Unterrichtsentwicklung nachhaltig an den Schulen mentation dieser Unterrichtsentwicklung an den Schulen implementiert werden kann (vgl. 3.2.1). und in den Regionen. Beide Ebenen wollen unbedingt weitermachen. Korrespondenzregionen melden bereits ihren Bedarf an. 35 Analog dem Kompetenzzentrum für individuelle Förderung an der Universität Münster könnte ein Kompetenzzentrum für Unterrichtsentwicklung gebildet und beauftragt werden, das diese Aufgaben im Auftrag des Schulministeriums erfüllt. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass die größten Erfahrungen sowie das entsprechende inhaltliche und organisatorische Know-how in diesem Handlungsfeld bei der Bezirksregierung Detmold liegt. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 51 51 Unterrichtsentwicklung Selbstständige Schule.nrw »Wenn Schulen sich auf den Weg machen, eigenverantwortlich zu arbeiten, dann sind – so denke ich – zwei Elemente wichtig: Einerseits das geänderte Schulmanagement, dass also durch die Steuergruppe mehr Kollegen an der Entwicklung der Schule beteiligt sind. Der Schulleiter delegiert ja Verantwortung, und so sind Kollegen auch betroffener von den Inhalten. Ein anderer Punkt war die Fortbildung, die teamorientiert ist und systemisch angelegt. Sie soll die ganze Schule erfassen, und da geht so ein Ruck durch ein Kollegium. Aus Sicht der Schüler stellen wir fest, dass eine höhere Motivation im Unterricht stattfindet, dadurch dass sie mehr Eigenverantwortung für ihr Lernen bekommen. Unser Ziel ist es ja, durch neuere Methoden die Schüler dazu zu befähigen, dass sie lebenslange Lerner werden, dass sie ihr Lernen selbst steuern. ... Ich würde jedem empfehlen, Fortbildungsangebote zu nutzen, die der Unterrichtsentwicklung dienen. Die Fortbildungen sollten aber nicht auf einzelne Lehrer bezogen sein, sondern sie sollten teamorientiert sein. Sie sollten das ganze System erfassen und im Endeffekt die ganze Schule, weil es nur dann auch nachhaltig wirkt.« aus dem Interview mit der Schulleiterin einer Krefelder (Projekt-)Grundschule im Eröffnungsfilm des 2. Bildungspolitischen Symposiums NRW »Eigenverantwortliche Schulen. Chancen entwickeln – Chancen nutzen« am 23.2.2008 in Essen seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 52 52 3.2 Schulentwicklung in der Region Schulinternes Management Hierfür wurden im Modellvorhaben SchulleiterInnen als die letztlich Verantwortlichen entsprechend fortgebildet, zudem Eine Schule, in der SchülerInnen lernen, muss selbst lernen. wurden auch an allen Projektschulen Steuergruppen verpflich- Unter diesem Motto hat Hartmut von Hentig die Laborschule tend eingerichtet und umfangreich qualifiziert. So wurden die gegründet, und diese Forderung gilt natürlich für alle Schulen Voraussetzungen geschaffen, dass Organisationsentwicklung – zumal unter sich rasch wandelnden gesellschaftlichen Be- und Unterrichtsentwicklung zusammen mit der Personalent- dingungen. wicklung die Trias bilden konnten, die nach gegenwärtigem For- Selbstständige Schulen werden im Projekt als lernende Or- schungsstand für eine erfolgreiche Schulentwicklung nötig ist. ganisationen verstanden. Wenn im Zentrum aller schulischen Personalentwicklung kann dabei im schulischen Zusammen- Anstrengungen die Verbesserung des Unterrichts steht, dann hang verstanden werden als muss auch die Organisation so verändert werden, dass die Q nalisierten Prozesses, bestmöglichen Voraussetzungen für das Lernen und Lehren geschaffen werden. Dies betrifft die Organisation sowohl hin- Q spräche, Entwicklungsgespräche, male Arbeitsteilungen, informelle Arbeitsbeziehungen) als Q Gratifikationssysteme, z.B. Leistungsprämien, Zeitgut- Q Auswahl und Einstellung von Personal. haben, und Werte). LehrerInnen sollten nicht mehr die Erfahrung machen, dass hoch engagierte Einzelprojekte im Schulalltag auf die Einzelperson gerichtete Unterstützungsformen, wie z.B. Mitarbeitergespräche, Kritikgespräche, Feedbackge- sichtlich ihrer Strukturmuster (Organisationsaufbau und forauch ihre Verhaltensgrundsätze (gemeinsam geteilte Normen Fortbildung im Sinne eines systematischen und institutio- versickern und keine langfristige Wirkung erzeugen. Sie sollten auch nicht mehr aus guten, anspruchsvollen Fortbildungen zurückkommen, ihren Unterricht verändern wollen und dabei frustriert feststellen, dass sie als einzelne Lehrkraft oder kleine Gruppe kaum grundlegend andere Lernerfahrungen bei SchülerInnen bewirken können. Der systematische Aufbau von Lernkompetenz bei SchülerInnen ist eben nicht realisierbar von EinzelkämpferInnen, in einem Fach oder wenn erworbene Lernstrategien und -techniken nur sporadisch abgerufen werden und daher im »Sande verlaufen«. »Es zeigte sich, dass ein reiner Unterrichtsentwicklungsansatz nicht zwangsläufig zu einer Qualitätsverbesserung in den je- Nur wenn in der Organisation Schule die Strukturen ver- weiligen Schulen führen würde, wenn die Unterrichtsentwick- ändert werden und alle Mitglieder der Organisation sie mit- lung nicht in ein systematisches Qualitätsentwicklungskonzept tragen, wenn sie systematisch implementiert werden und nach eingebettet ist.« und nach die ganze Schule erfassen können, wird das Neue aus dem Bericht der Region Arnsberg/Werl zum »Eigentum« der Schule und kommt auch allen Lernenden zugute. Um Schulentwicklung in diesem umfassenden Sinn be- »Zur Unterstützung dieser Prozesse haben wir u.a. eine Steu- treiben zu können, bedarf es eines veränderten schulinternen ergruppe etabliert, die schulische Evaluationskompetenz aus- Managements. gebaut, die Teamentwicklung im Kollegium systematisch entwickelt sowie Schulleitungshandeln – vor allem in Fragen der Personalentwicklung – professionalisiert. Diese notwendige enge Verzahnung von Unterrichtsentwicklung und Schulentwicklungsmanagement ist Arbeitsgrundlage für das gesamte schulische Denken und Handeln der Realschule Enger.« zitiert im Bericht der Region Kreis Herford seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 53 53 Schulinternes Management Im Projekt »Selbstständige Schule« sind Fortbildungen der zen- 3.2.1 Schulische Steuergruppen36 trale Beitrag zur Personalentwicklung. Zum einen haben sie Organisationsentwicklung und Unterrichtsentwicklung zum Ge- Im Rahmen vielfältiger Entwicklungsprojekte (etwa in der genstand und entwickeln die Personen in ihrer Fachlichkeit Schulprogrammarbeit) sind an vielen Schulen immer wieder bzw. Professionalität weiter, zum anderen ist Personalentwick- Projekt-, Schulentwicklungs-, Schulprogramm- oder Steue- lung auch selbst Thema bzw. Gegenstand von Fortbildungen rungsgruppen eingerichtet worden, zum Teil ohne dass eine für SchulleiterInnen. systematische Ziel- und Rollenklärung erfolgt wäre und ohne Was schulische Steuerung im Einzelnen bedeutet, hat eine Region in ihrem Abschlussbericht zusammengefasst: dass die Gruppen systematisch fortgebildet worden wären. Grundsätzlich unterscheiden sich die schulischen Steuergruppen im Modellvorhaben von den anderen Gruppierungen da- »Fazit: Aus den Abschlussberichten der Modellschulen geht durch, dass hervor, dass die Organisation der Arbeit der schulischen Steue- Q sie längerfristig und als Team zusammenarbeiten, rung systematischer und verbindlicher geworden ist. Es gibt Q sie im Auftrag eines Schulmitwirkungsgremiums arbeiten, dem sie berichten, einen Geschäftsverteilungsplan, in dem die schulischen Geschäfts- und Aufgabenbereiche und die verantwortlichen Per- Q sie einen gesamtschulischen Prozess steuern, sonen definiert sind. Er umfasst alle Aufgaben im Schulmana- Q der/die SchulleiterIn gesetztes Mitglied ist. gement für die Schulleitung, stellt die Verantwortlichkeiten für Lehrer, Qualitätsbeauftragte* und Evaluationsberater in Ein- Erstmals wurde die Einrichtung schulischer Steuergruppen im zelbereichen dar, regelt die Aufgaben für die schulische Steu- Projekt »Schule & Co.« durch die Kooperationsverträge nicht ergruppe, die Unterrichtsentwicklungsteams und den Lehrer- nur verbindlich vorgeschrieben, sondern sie war auch ver- rat. Ein Organigramm spiegelt die Schulorganisation wider und bunden mit einer systematischen Qualifizierung durch externe sorgt für Transparenz nach innen und außen. Regelmäßige Mit- Anbieter. Erstmals wurde dabei auch die Arbeit der schulischen arbeitergespräche erfassen die persönlichen Ressourcen und Steuergruppen extern evaluiert – mit sehr positiven Ergeb- steigern die Motivation der Mitarbeiter. Strukturierte und kri- nissen.37 Inzwischen wird die Einrichtung schulischer Steuer- teriengeleitete Auswahlgespräche unterstützen die Auswahl gruppen in zahlreichen Bundesländern empfohlen. von neuen Lehrern. Ein systematisches Fortbildungskonzept, orientiert an Zielvereinbarungen und den daraus entstandenen Schulentwicklungsvorhaben, unterstützt die Personalentwicklung.« aus dem Bericht der Region Arnsberg/Werl *eine Besonderheit in dieser Region (Anm. d. V) 36 Dieser Abschnitt basiert u.a. auf einer unveröffentlichten Arbeit: Hoppe (2006). 37 Vgl. Bastian/Rolff (2002); Herrmann (2002). seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 54 54 Schulentwicklung in der Region 3.2.1.1 Konzept und Implementierung Trotz sorgfältiger Überlegungen zur Zusammensetzung handelt es sich bei den Steuergruppen im Projekt nicht um fest institu- Zusammensetzung tionalisierte Gruppen. Eine Institutionalisierung würde die Not- Im Projekt gibt es nur ein gesetztes Mitglied in der schulischen wendigkeit weiterer formaler Klärungen nach sich ziehen (Wer Steuergruppe: den/die SchulleiterIn (bzw. in Einzelfällen ein darf Mitglied sein? Für wie lange? Unter welchen Umständen 38 Schulleitungsmitglied) , der/die aufgrund seiner/ihrer Auf- kommt ein Wechsel zustande? Wer führt den Vorsitz? Ist ein Be- gaben (vgl. § 59 SchuG NRW) und Gesamtverantwortung für förderungsamt damit verbunden? etc.). Entsprechende Klä- die Schule unverzichtbar ist. rungen oder Geschäftsordnungen würden die Funktionsfä- Die anderen zwei bis sechs Mitglieder (je nach Schulgröße) higkeit der Steuergruppen infrage stellen, da ihr Erfolg gerade sind VertreterInnen des Kollegiums. Es wurde keine Empfeh- dadurch ermöglicht wird, dass sie eben nicht formalisiert lung bezüglich der Rekrutierung dieser LehrerInnen ausge- handeln und sich den vielfach unterschiedlichen Schulreali- sprochen. Sie wurden in der Lehrerkonferenz gewählt oder auf täten anpassen können. Dem entspricht die Überlegung, dass Veranlassung des/der SchulleiterIn vom Kollegium benannt es sich um ein Mandat auf Zeit handelt. Es sind durchaus oder nach anderen Modi gefunden. Das hängt entscheidend Stadien in Entwicklungsprozessen denkbar, in denen Steuer- von der Kultur der Einzelschule ab. Unabdingbar ist in allen gruppen ihre Arbeit (möglicherweise lediglich vorübergehend) Fällen die Legitimation durch die Lehrerkonferenz (oder auch für abgeschlossen erklären und die bisher von ihnen geleis- Schulkonferenz). Sie ist Auftraggeberin der Steuergruppe. Auf teten Aufgaben von anderen Einheiten der Schule (insbe- der Basis der Erfahrungen von »Schule & Co.« gab es allerdings sondere der erweiterten Schulleitung) übernommen werden. die Empfehlung, die Steuergruppe nicht nach repräsentativen Gesichtspunkten zu besetzen, sondern dem Prinzip der Freiwilligkeit zu folgen, um vor allem KollegInnen mit dem größten schulentwicklerischen Interesse und Potenzial zu gewinnen. Ob – wie in der Literatur gelegentlich empfohlen39 – neben AktivistInnen auch SkeptikerInnen und unterschiedliche Strömungen eingebunden werden, sollten die Schulen wiederum von ihren individuellen Gegebenheiten abhängig machen. Obwohl die Aktivierung von Eltern und SchülerInnen grundsätzlich erstrebenswert ist, wurde im Projekt nicht nur aus Zeitund organisatorischen Gründen auf eine solche Empfehlung verzichtet. Die Steuergruppe ist kein Mitwirkungsgremium, es geht bei der Arbeit der Steuergruppe im weitesten Sinn um Managementaufgaben, für deren Ausführung die Mitglieder qualifiziert werden müssen. Für SchülerInnen und deren Eltern können häufig andere Beteiligungsformen gefunden werden (Workshops, Zukunftswerkstätten, runde Tische etc.). 38 An Berufskollegs empfiehlt sich die Einrichtung von Steuergruppen auf der Ebene der Bildungsgänge bzw. der Fachbereiche, denen der/die jeweilige LeiterIn sowie zwei bis drei weitere Mitglieder des Teams angehören. Die Koordination für die gesamte Schule erfolgt in der erweiterten Schulleitung. 39 Vgl. Feldhoff (2004), S. 50. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 55 55 Schulinternes Management Aufgaben und Rolle40 Herrmann positioniert die Arbeit der schulischen Steuer- Die Arbeit schulischer Steuergruppen bewegt sich zwischen gruppen zwischen den Polen eines »überzeugten Motors des Moderation und Koordination auf der einen und aktiver Steue- Schulentwicklungsprozesses« und dem eines »unterstützenden rung auf der anderen Seite. Sie ist in beiden Fällen auf gesamt- Moderators der Kollegiumsbedürfnisse«.42 Es scheint genau schulische Entwicklungsprozesse gerichtet und damit auf dieses Spannungsfeld zu sein, das die Arbeit von schulischen Unterrichtsentwicklung als deren Kern. Steuergruppen potenziell so erfolgreich werden lässt: quer zur Zu Beginn einer Entwicklung oder in Krisensituationen wird Struktur, weitgehend frei von Hierarchie, aber flankiert durch die Steuergruppe eher eine steuernde Rolle übernehmen. Sie Leitungskompetenz und mit klarem Auftrag durch das Kol- initiiert und bereitet Entscheidungen vor, motiviert und hilft legium und entsprechender Rechenschaftspflicht. Auseinandersetzungen produktiv zu wenden. In ruhigeren Entwicklungsphasen wird sie eher eine koordinierende Rolle übernehmen. Sie trifft Absprachen mit TrainerInnen, plant Termine, entwirft Strategien, organisiert und moderiert Konferenzen, unterstützt die Teambildung, fördert die Kommunikation im Kollegium, kümmert sich um die Dokumentation und organisiert die Evaluation.41 Die Aufgabe der Steuergruppe kann dann prekär werden, wenn sie sicherstellen möchte, dass Entscheidungen der Mitwirkungsgremien verbindlich umgesetzt werden. Hier gelangt sie in einen Grenzbereich zu Aufgaben der Schulleitung. Schulen leiden oft an einer lange gepflegten Kultur der Unverbindlichkeit. Gerade Beschlüsse, die sich auf den eigenen Unterricht auswirken könnten oder gar sollten, werden unter Berufung auf die viel beschworene »Freiheit des Lehrers« in der Praxis von Einzelnen nicht umgesetzt. Die Möglichkeiten der »Alle schreiben, dass die in der Schule notwendigen Beratungs- Steuergruppe werden davon abhängen, wie weit in einer prozesse ohne Steuergruppen nicht möglich gewesen wären.« Schule ein Bewusstseinswandel in Gang kommt, der dahin aus dem Bericht der Region Rhein-Sieg-Kreis führt, das Handeln nach dem gemeinsam vereinbarten Leitziel über die individuelle pädagogische Freiheit zu setzen. Ist dieser Wandel gewollt, dann wird auch der Steuergruppe zugestanden, ihn zu unterstützen, indem sie Strukturen entwickelt, die Verbindlichkeit schaffen. Je klarer die Steuergruppe ihre Grenzen absteckt, desto verstrauenswürdiger kann sie agieren. 40 Wichtige Anregungen für dieses Konzept verdankt das Projekt »Selbstständige Schule« dem regen Austausch mit dem von J. Herrmann und K. Tschekan geleiteten Hamburger Regionalprojekt, vgl. w www.li-hamburg.de/abt.lif/bf2600/bf.2600.1/index.html. 41 Zur detaillierten Aufgabenbeschreibung im Rahmen eines systematischen Unterrichtsentwicklungsprozesses vgl. Höfer/Madelung (2006), S. 79 ff. 42 Herrmann (2005). seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 56 56 Schulentwicklung in der Region Qualifizierung Bausteine für die Qualifizierung der schulischen Steuergruppen waren im Projekt »Schule & Co.« entwickelt worden und hatten sich bewährt, sodass sie weitgehend übernommen werden konnten. Die Bausteine umfassen folgende Themen:43 ! Aufgaben und Rolle der schulischen Steuergruppen % Teamentwicklung im Prozess der Schulentwicklung Selbstverständnis als lernendes Team, problemlösendes Einführung in systematische, teamorientierte und nach Arbeiten in der Gruppe, Erfahrungen mit Brüchen in der und nach die ganze Schule erfassende Unterrichtsent- eigenen Teamentwicklung – mit dem Ziel, Teament- wicklungsprozesse; Stärken-Schwächen-Analyse als wicklungsprozesse als gemeinsame Lernprozesse in Basis für Entwicklung schulspezifischer Umsetzung; der ganzen Schule zu initiieren und zu organisieren Auftrag, Funktion und Rolle schulischer Steuergruppen ß Zielformulierung und Strategieentwicklung & Information und Kommunikation Konkretisierung der schulspezifischen Planung anhand Einsatz adäquater Medien- und Dokumentations- von Zielen und Kriterien der Zielerreichung (auch im formen, um Transparenz, Informationsflüsse, Doku- Hinblick auf Evaluation und Qualitätsentwicklung); mentation und Rechenschaftslegung sicherzustellen sinnvoller Umgang mit und Erschließung von Ressourcen; Moderation des kollegialen Beratungsprozesses zur Realisierbarkeit; Entwicklung einer Handlungsstrategie § Planungsgrundlagen und Projektmanagement / Konfliktmanagement Gestaltung des operativen Geschäftes: z.B. Zeit- Umgang mit Widersprüchen und Konflikten sowohl im planung, Gewichtung von Arbeitsschritten, Festlegung Hinblick auf die eigene Rolle (Steuergruppe als von Zuständigkeiten, Zielvereinbarungen, Planung und »Motor« der Schulentwicklung versus Steuergruppe als Organisation von Fortbildungen »Puffer« und »Umsetzungsagentur« für das Kollegium) als auch zur Regelung von kollegiumsinternen Konflikten $ Moderation und Präsentation ( Qualitätsarbeit und Evaluation Anwendung von Moderations- und Präsentationstech- Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von niken zur transparenten und effizienten Gestaltung von Schulqualität in einem moderierten Prozess, Aufbau Informations- und Entscheidungsprozessen sowie Ent- schulischer Evaluationskultur wicklung angemessener Arbeitsmaterialien (z.B. Formblätter, Analyse- und Planungsinstrumente) 43 Details vgl. w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 57 57 Schulinternes Management Ebenso hatten die Erfahrungen gezeigt, dass die Beauftragung 3.2.1.2 Ergebnisse und Wirkungen externer FortbildnerInnen als Herausforderung und Chance begriffen werden konnte. Daher wurde auch im Projekt «Selbst- Zur Bewertung der Arbeit und Qualifizierung der Steuer- ständige Schule« entschieden, die schulischen Steuergruppen gruppen im Projekt liegen neben internen Abschlussberichten durch schulexterne Management-Profis fortzubilden. Diese von zwei Beratungsunternehmen, die Steuergruppen qualifi- wurden von den regionalen Steuergruppen beauftragt und aus ziert haben45, aus der wissenschaftlichen Begleitforschung dem regionalen Entwicklungsfonds finanziert. Obwohl sie an zwei Diplomarbeiten als quantitativ angelegte Studien46 und das Konzept gebunden waren, musste davon ausgegangen ein Bericht über qualitativ angelegte Fallstudien47 vor. Im Zwi- werden, dass es zu regionen- oder anbieterspezifischen Aus- schenbericht der wissenschaftlichen Begleitforschung48 ist ein prägungen und Unterschieden kommen würde, denn Kapitel der »Inneren Schulorganisation« gewidmet. Q es wurden 278 Steuergruppen mit etwa 1400 Mitgliedern Q in 80 Lerngruppen Zusammensetzung Q an 960 Fortbildungstagen innerhalb von ca. zwei Jahren, Die Schulen haben sich bei der Zusammensetzung ihrer Steu- aber mit regional unterschiedlichen Zeitkontingenten ergruppen weitgehend an die Empfehlungen gehalten. In 91% sowie mehr als 400 weitere Steuergruppen aus Korre- sind ausschließlich LehrerInnen vertreten. Q spondenzschulen Q von zwölf Beratungsunternehmen bzw. öffentlichen Einrichtungen44 geschult; Q Zur Auswahl der Mitglieder konstatiert die wissenschaftliche Begleitforschung: »Die dominierenden Auswahlkriterien für die Mitgliedschaft in neun Regionen erhielten sie zusätzlich Coaching- waren mit 80% Interesse an der Tätigkeit und mit 65% eine po- Angebote. sitive Einstellung zum Projekt. Formale Kriterien der Repräsentativität wie Geschlecht, Alter, Unterrichtsfächer etc. spielen grundsätzlich eine eher untergeordnete Rolle. Allerdings verschiebt sich die Gewichtigkeit dieser Kriterien schulform- bzw. systemgrößenspezifisch. Auch wenn letztlich eine gewisse Bandbreite durch die schulische Steuergruppe repräsentiert wird, liegt dies nicht an einer gezielten Auswahl nach Gesichtspunkten der Repräsentativität des Kollegiums.«49 »Insbesondere bei der Zusammensetzung der Steuergruppe hat es sich als wenig hilfreich erwiesen, Personen einzubinden, die zwar eine Gruppe des Kollegiums vertreten, aber kein wirkliches Interesse an schulischer Entwicklungsarbeit haben.« aus dem Bericht einer Grundschule, zitiert im Bericht der Region Kreis Warendorf 44 Ingeborg Bispinck-Weigand (Nottuln), Prof. Dr. Claus Buhren (Deutsche Sporthochschule Köln), DB-Training der Deutschen Bahn AG (Frankfurt), Dyrda & Partner (Neuss), Fachhochschule Lippe (Höxter), Dr. Garbe Consult (Leichlingen), Hattinger Büro für Personal- und Organisationsentwicklung (Hattingen), OPE Organisations- und Personalentwicklung Dr. Birgit Aswerus-Oberstein (Greven), Dr. Elmar Philipp (Lohmar), Soencksen & Teilhaber (Berge), synexa consult bzw. SINN (Essen). 45 Die Firmen Dyrda & Partner und Hattinger Büro hatten mit der Projektleitung einen Mantelvertrag abgeschlossen. 46 Feldhoff (2004) und Fitzen (2005), beide verfügbar unter w www.begleitforschung-selbststaendige-schule-nrw.de. 47 Herrmann(2005), unveröffentlicht. 48 Institut für Schulentwicklungsforschung, Arbeitsgruppe Bildungsforschung/Bildungsplanung (2006); im Folgenden zitiert als »Zwischenbericht«. 49 Ebd., S. 64. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 58 58 Schulentwicklung in der Region Die Strategie der Projektleitung, möglichst wenig starre Vor- Die Dimension »Rollenklarheit« ist für ein Gremium besonders gaben zum Zustandekommen von Steuergruppen auszu- interessant, dessen Befugnisse und Aufgabenzuschreibungen sprechen, hat sich bestätigt. Die schulindividuellen Gepflo- nicht formal festgelegt sind. Sie umfasst Aspekte wie Transpa- genheiten sind hier sehr unterschiedlich, verändern und renz der Kooperationsstruktur zwischen Schulleitung und Steu- nivellieren sich jedoch z.T. mit dem Fortschreiten der Qualifi- ergruppe, klare Definition der Zuständigkeiten etc. Es zeigen zierung und im Laufe der konkreten Arbeit. Die Legitimierung sich in allen drei Dimensionen klar erkennbare Unterschiede in durch die schulischen Gremien wird allerdings überall als not- der Einschätzung durch Schulleitung, Steuergruppe und Leh- wendig angesehen. 50 Sie gibt den Steuergruppen die not- rerInnen, die zudem, wie weitere Ausdifferenzierungen erkennen lassen, von der Systemgröße abhängig sind.54 Ins- wendige Sicherheit bei ihrer Arbeit. Die Bedeutung der Mitgliedschaft der Schulleitung ist un- gesamt ist jedoch erkennbar – und das entspricht auch der bestritten. In Fallstudien51 konnte jedoch auch gezeigt werden, Einschätzung der wissenschaftlichen Begleitforschung: »Die dass die unmittelbare Beteiligung von LehrerInnen durch die schulischen Steuergruppen haben sich in den meisten Schulen Mitgliedschaft in Steuergruppen für die Schulentwicklung von als handlungsfähige Akteure etabliert.«55 großer Bedeutung ist. So sind z.B. informelle Kommunikati- Die Wissenschaftler haben neben den beschriebenen Di- onsstrukturen und schneller Informationsfluss – Wege, die Lei- mensionen auch das Verhältnis von Schulleitung und Steuer- tungsmitglieder in der Regel nicht beschreiten können (und gruppe als den beiden Managementebenen der Schule unter- sollten) – enorm wichtig. sucht. Dabei kommen Schulleitungen und Steuergruppen nicht zu identischen Einschätzungen, aber folgende Zahlen aus dem Aufgaben und Rolle Zwischenbericht der Begleitforschung belegen, dass die beiden Um zu »Einschätzungen zum neuen Management der Organi- Ebenen weitgehend konstruktiv zusammenarbeiten: 52 sation Schule« zu gelangen, wurde die Perspektive der schu- »81% der Steuergruppenmitglieder geben an, dass die lischen Akteure von den Wissenschaftlern in drei Dimensionen Schulleitung die Steuergruppe bei wichtigen Entscheidungen beleuchtet. zu Rate zieht, und 74% geben an, dass die Steuergruppe darüber hinaus auch bei wichtigen Entscheidungen beteiligt Wirkungen schulischer Steuergruppenarbeit 53 wird. Eine Entlastung der Schulleitung durch die Einrichtung Die Steuergruppe arbeitet in der ganzen Schule mit... der Steuergruppe sehen ebenfalls 75% der Befragten.«56 Wie konzeptionell vorgesehen, haben sich die Steuer- 3,4 3 3,31 3,11 3,09 2,59 2,77 2,62 gruppen mit Unterrichtsentwicklung als dem Kern von Schul- 3,17 2,75 entwicklung beschäftigt. Mehr als 90% der Steuergruppen geben bei der 3. Controlling-Erhebung im Frühjahr 2006 an, den Prozess der Implementation der Unterrichtsentwicklung zu 2 steuern. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung ist dazu ein Pfadmodell entstanden, mit dem die einzelnen Ein- 1 flussfaktoren in ihrer Wirksamkeit beschrieben werden können.57 0 Rollenklarheit Akzeptanz Wirksamkeit I Schulleitung I Steuergruppe I Lehrer 50 51 52 53 54 Vgl. Feldhoff (2004), S. 99. Herrmann (2005). Zwischenbericht, S. 66ff. Vgl. ebd. Die LehrerInnen der Grundschulen geben in allen drei Dimensionen die positivsten Einschätzungen ab, die der Berufskollegs die am wenigsten positiven. 55 Zwischenbericht, S. 70. 56 Ebd., S. 68. 57 Ebd., S. 63 ff.; Rolff (2006b). seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 59 59 Schulinternes Management Wirkungen schulischer Steuergruppenarbeit Einfluss der Steuergruppen(arbeit) auf die Implementation der Unterrichtsentwicklung an der ganzen Schule (Selbsteinschätzung der Steuergruppen) Rollenklarheit der Steuergruppe 0.56 nicht signifikant Praxisnutzen der Fortbildung 0.33 Kohärenz der Steuergruppenarbeit 0.56 0.36 0.62 Beteiligung der Steuergruppe an der Unterrichtsentwicklung Die den Pfeilen zugefügten Werte erklären den Einfluss, den ein Faktor auf einen anderen Faktor ausübt. Ein Wert von 0,62 zeigt z.B. an, dass das Ergebnis zu 62% mit dem Faktor, von dem der Pfeil ausgeht, erklärt werden kann. Diesen Einfluss hat in diesem Fall der Faktor »Beteiligung der Steuergruppe an der Unterrichtsentwicklung« auf den Faktor »Implementierung der Unterrichtsentwicklung in der ganzen Schule«. 0.62 Professionalisierung im Bereich Schulentwicklungsmanagement Implementierung der Unterrichtsentwicklung in der ganzen Schule Ausgangspunkt ist der Praxisnutzen der Steuergruppenschu- 94% der Steuergruppen sind mit ihrer Arbeit im Projekt zu- lung, der unterschiedlich eingeschätzt wurde. Er wirkte auf die frieden.61 Mehr als 87% halten das Verhältnis zwischen Auf- Professionalisierung im Bereich »Methoden der Schulent- wand und Ertrag für angemessen. Und fast 94% der Schulen wicklung«, die wiederum auf die Rollenklarheit der Steuer- werden – obwohl die Ressourcenfrage nicht geklärt ist – die gruppe und vor allem auf die Kohärenz der Arbeit der Steuer- Steuergruppe auch über das Projekt hinaus bestehen lassen. gruppe Einfluss hatte. Ein wichtiges Item für die Feststellung Es ist also insgesamt nicht verwunderlich, dass nahezu alle der Kohärenz ist die Frage, ob die Steuergruppe »wesentlich Regionen in ihren Abschlussberichten die Steuergruppenarbeit zum Aufbau neuer Organisations- und Unterstützungsstruktu- als eine der zentralen Gelingensbedingungen für Innovationen ren« beigetragen hat. In diesem Modell wird nachgewiesen, in der Schule benennen. Oder anders formuliert: Das Projekt dass die »Beteiligung der Steuergruppe an der Unterrichtsent- «Selbstständige Schule« hat erneut aufgezeigt, dass (entspre- wicklung« einen großen Einfluss da rauf hat, ob die Unter- chend qualifizierte) Steuergruppen der Garant dafür sind, dass richtsentwicklung an der Schule implementiert worden ist. 58 Unterrichtsentwicklung systematisch betrieben werden kann. Bei den Fallstudien ergab sich aus den Interviews die Erkenntnis, dass allein das Bewusstsein, im Projekt zu arbeiten »Ein Garant für das Gelingen des Modellprojektes im Kreis und als Schule nun »selbstständig« zu sein, schon zu Verän- Höxter war die Einrichtung schulischer Steuergruppen.« derungen geführt hat. Allein der Gedanke, weniger fremdge- aus dem Bericht der Region Kreis Höxter steuert zu sein, bewirkt mehr Eigeninitiative und größeres Selbstbewusstsein. Man wagt Dinge in Angriff zu nehmen, bei »Abschließend bleibt festzustellen: Die schulischen Steuer- denen vorher die Bedenken überwogen hätten. Als wesent- gruppen haben eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung liches Bindemittel, das »reale Möglichkeiten und psycholo- der selbstständigen Schulen eingenommen. Sie initiieren, gische Wirkungen« zusammenhält, wird von Herrmann die koordinieren und steuern Schulentwicklung im Hinblick auf die »Systematik des Arbeitens schulischer Steuergruppen« iden- festgelegten Projektziele.« tifiziert. 59 Zu einem vergleichbaren Ergebnis kommt auch aus dem Bericht der Region Kreis Unna Fitzen, die belegt, dass die Variablen »Zielorientierung« und »Steuerung« einen signifikanten Einfluss auf die Einschätzung »Alle Projektschulen sind sich einig, dass die Einrichtung schuli- der Wirksamkeit der schulischen Steuergruppen haben.60 scher Steuergruppen die entscheidende Maßnahme zur positiven Veränderung der inneren Organisation und Mitwirkung ist.« aus dem Bericht der Region Duisburg 58 59 60 61 vgl. Rolff (2006b). vgl. Herrmann (2005). vgl. Fitzen (2005), S. 160. Controlling IV 2007. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 60 60 Schulentwicklung in der Region »Die Einrichtung einer schulischen Steuergruppe wird durch die Qualifizierung Projektbeteiligten für die effektive Schulentwicklung einer Ein- In der abschließenden Befragung brachten 88% der schuli- zelschule als zwingend notwendig angesehen.« schen Steuergruppen zum Ausdruck, dass die Fortbildungen aus dem Bericht der Region Hamm wesentlich zum Erfolg der Entwicklungsarbeit beigetragen haben.62 Dem entspricht die Einschätzung von 16 Regionen, dass die Entwicklungen im Bereich des Schulentwicklungsma- »Zur Hefe im Schulteig entwickelte sich die im Modellvorhaben nagements durch das Projekt vorangebracht wurden.63 verlangte Bildung einer Steuergruppe. Sie lockerte Verkrustun- Dass auf diesem Feld tätige Beratungsunternehmen die gen, vergrößerte die Basis, auf der pädagogische Entschei- Arbeit externer Profis an Schulen befürworten, ist nicht er- dungen getroffen wurden, trug zu deren Akzeptanz auf allen staunlich. Aber im Projekt hat sich in der Tat bewährt, dass die Seiten bei und verlagerte zudem Verantwortlichkeiten in Steu- Fortbildner für die Steuergruppen (wie auch diejenigen für die ergruppe und Kollegium. … Die Folge war: Zum Wohle von SchulleiterInnen, vgl. Kap. 3.2.2) nicht aus dem traditionellen SchülerInnen nahmen Kommunikation, Kooperation und aktive Fortbildungssystem kamen. Ihre Botschaften wurden bereit- Teilhabe an pädagogischen Entscheidungen im Kollegium zu.« williger gehört, gerade weil sie ihre Feldkompetenz in der Regel Zitat einer Hauptschule im Bericht der Region Duisburg nicht in Schule erworben hatten, sondern in Kontexten, wo man eher Kompetenzen für Managementprozesse vermutete. Dabei kam es selbstverständlich auch zu Reibungsverlusten, aber »Die Fortbildungsangebote für Steuergruppe und Schulleitung Reibung setzt eben auch Energie in anderer Form frei, und so wurden von beiden Seiten durchgehend als sehr positiv wahr- konnten die externen Experten in den meisten Fällen die Steu- genommen und beurteilt. Viele Erkenntnisse konnten um- ergruppen zu deren letztendlicher Zufriedenheit fortbilden. gehend in schulische Praxis umgesetzt werden und trugen zur Kaum eine Organisation, ob nun im Profit- oder Non-Profit- Klärung von Aufträgen, effektiveren Arbeitsabläufen und der Bereich, würde heute komplexe Veränderungsprozesse ohne Optimierung von Planungsprozessen bei.« den »Blick von außen« in Angriff nehmen, insbesondere wenn Kommentar einer Modellschule, zitiert im Bericht der Region Duisburg es darum geht, von lange zur Routine gewordenen Verhaltensweisen und Strukturen Abschied zu nehmen. Die Qualifizierung von schulischen Steuergruppen durch Externe kann als der ge- »Die Unterstützung durch Fortbildungen insbesondere auch lungene Versuch betrachtet werden, Wissen um effiziente Pro- mit externen Referenten wurde in allen Bereichen als große zessgestaltung aus Wirtschaft und Verwaltung nachhaltig in Bereicherung erfahren und hat neue Impulse für die Entwick- Schulen zu verankern und sie dort durch angemessene Ad- lungsarbeit gesetzt.« aption nutzbar zu machen. Oder: Fortbildung durch andere Pro- aus dem Bericht der Region Kreis Warendorf fessionen bringt frischen Wind und mehr Professionalität. »Das Angebot der Steuergruppenqualifizierung wurde sehr umfangreich genutzt. In enger Abstimmung zwischen dem Anbieter und der regionalen Steuergruppe wurde der Bedarf an Nachqualifizierungen für neue Mitglieder, Reflexionstagungen zwischen Steuergruppen und schulinternen Reflexionstagungen fortlaufend erhoben und gedeckt. 80% der Schulen qualifizieren diese Fortbildung positiv. Den höchsten Indikator für den Erfolg der Maßnahme liefern die Aussagen zur professionellen Arbeit der schuleigenen Steuergruppen in den Abschlussberichten der Schulen.« aus dem Bericht der Region Kreis Recklinghausen 62 Controlling IV 2007. 63 Zwei Regionen weisen darauf hin, dass sie wegen der geringen Zahl der Projektschulen keine Aussage für die gesamte Region machen können. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 61 61 Schulinternes Management »… es wird die Möglichkeit flexibel auf den Kenntnisstand der Die wissenschaftliche Begleitforschung resümiert, dass die Teilnehmer und die Anforderungen aus der aktuellen schuli- Fortbildungen »insgesamt sehr positiv beurteilt« wurden. schen Praxis einzugehen, eingefordert. Vor diesem Hintergrund »Dies gilt sowohl für die Durchführung der Maßnahme als auch hat die regionale Steuergruppe dann auch im laufenden Pro- für deren Praxisnutzen. Es kann ein deutlicher Einfluss des zess ›umgesteuert‹.« durch die Fortbildung entstandenen Praxisnutzens auf die Pro- aus dem Bericht der Region Köln fessionalisierung der Steuergruppenmitglieder im Bereich der Methodenkenntnisse zur Schulentwicklung nachgewiesen werden. Aus Sicht der Steuergruppenmitglieder hat sich somit Dennoch ist die Frage nach Möglichkeiten der Straffung dieser der erhebliche zeitliche Aufwand der systematischen Fort- Qualifizierungsmaßnahme angesichts beschränkter Res- bildung rentiert.«65 sourcen legitim. Trotz unterschiedlicher Akzentsetzungen sind Für wie wichtig die Steuergruppenqualifizierung in den Re- sich die Fortbildner, die die meisten Steuergruppen qualifiziert gionen erachtet wird, zeigt sich daran, dass sie nach Meinung haben, darin einig, dass die Module 1–3 (Aufgaben und Rolle von 17 Projektregionen auch über das Projektende hinaus für der schulischen Steuergruppen im Prozess der Schulent- weitere (Korrespondenz-)Schulen angeboten werden soll. 15 wicklung, Zielformulierung und Strategieentwicklung, Pla- Projektregionen streben (weiterhin) Nachschulungen für neue nungsgrundlagen und Projektmanagement) konstitutiv für den Steuergruppenmitglieder an. In vielen dieser Regionen über- Beginn einer zielführenden Arbeit von Steuergruppen sind. Sie legen die Kommunen selbst, Geld dafür zur Verfügung zu sollten demgemäß auch zeitlich eng nach der formalen Konsti- stellen. tuierung der Steuergruppen angeboten werden, damit die Gemäß der Empfehlung der Projektleitung wurden die Lern- Module eher initiierenden als korrigierenden Charakter haben gruppen in den meisten Regionen schulformgemischt zusam- können. Die anderen Module sollten über einen längeren mengestellt. Diese nach gelegentlichen anfänglichen Wider- Zeitraum gestreckt und somit prozessbegleitend angeboten ständen zum Projektende weithin für richtig befundene werden. Organisation zeigt an, wie wichtig der regionale Ansatz auch Wie wichtig die prozessbegleitende Unterstützung der Steu- auf diesem Feld ist, um den »Blick über den Tellerrand« zu er- ergruppen ist, zeigt sich auch daran, dass die Schulen indivi- möglichen und das Netzwerken sowie die bessere Bearbeitung duell in mehreren Regionen in einem bestimmten Rahmen und von Schnittstellen zu befördern. bei Bedarf Coaching in Anspruch nehmen konnten. Es gibt erste Konzepte für eine solche prozessbegleitend ausgerichtete Steuergruppenqualifizierung, die von Beratungs- »Dieser höchst konstruktive Erfahrungsaustausch im Sinne der unternehmen in Auswertung der umfänglichen Erfahrungen mit Öffnung für Neues und der Bestätigung von Bewährtem er- modularisierten Fortbildungen im Projekt entwickelt wurden.64 scheint als der größte Nutzen des Projekts für eine Korrespon- Dabei wird dem doppelten Charakter der Qualifizierung Rech- denzschule.« nung getragen: Zum einen müssen sich die Phasen eines Schul- Kommentar zu gemeinsamen Fortbildungen, zitiert im Bericht der Region Duisburg entwicklungsprozesses widerspiegeln und zum anderen die Phasen des Teambildungsprozesses abbilden. Fortbildung und Prozessentwicklung werden synchronisiert und zudem mit den Entwicklungsstufen der Unterrichtsentwicklung abgestimmt. »Es gehört zum Arbeitsprinzip des Modellvorhabens ebenso wie des Bildungsbüros, dass die Fortbildungsmaßnahmen und der Erfahrungsaustausch – von wenigen Ausnahmen abgesehen – schulformübergreifend organisiert wurden. Die Mehrheit der Modell- und Korrespondenzschulen hat nach einer anfänglichen Phase der Irritation (›Unsere Ausgangssituationen sind total unterschiedlich. Wie sollen denn dann kleine Grundschulen und große Berufskollegs voneinander profitieren...‹) sehr positiv reagiert.« aus dem Bericht der Region Dortmund 64 Ergebnisse eines Werkstattgespräches der Firmen Soencksen & Teilhaber und OPE (Dr. Aswerus-Oberstein), März 2008. 65 Zwischenbericht, S. 64. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 62 62 Schulentwicklung in der Region 3.2.1.3 Schlussfolgerungen und Perspektiven Sollen die Erfahrungen zum Schulmanagement im Projekt, das als vorauslaufende Entwicklung den Weg markieren sollte, Auf dem Hintergrund der langjährigen und vielfältigen Projekt- allen Schulen des Landes zugute kommen, dann kann der Erfahrungen und der Evaluationsergebnisse kann festgestellt Transfer gelingen, wenn werden: Q Q Es existiert ein an nordrhein-westfälischen Schulen erfolg- Schritt zur systematischen Schulentwicklung befördert und reich erprobtes und beschriebenes Gesamtkonzept für die deren Tätigkeit als Arbeitszeit anerkannt wird, Einrichtung, Rekrutierung, Arbeit und Qualifizierung von Q werden, Erkenntnissen notwendige Instrumente von systematischer Unterrichts- und Schulentwicklung sind. Q Das ursprünglich modularisierte Fortbildungskonzept wurde und wird weiterentwickelt zu einem prozessbeglei- externe Expertise weiterhin genutzt und der Aufbau eines Multiplikatorensystems z.B. im Rahmen der Kompetenzteams geprüft wird, nehmen und öffentlichen Fortbildungsinstitutionen. Fast ohne Ausnahmen bestätigen die Projekt- und Korre- neben schulübergreifenden Trainings auch schulindividuelle Beratung angeboten wird, Q tenden Konzept. Das Know-how liegt bei BeratungsunterQ schulische Steuergruppen qualifiziert und die erprobten Module prozessbegleitend eingesetzt und weiterentwickelt schulischen Steuergruppen, die nach wissenschaftlichen Q die Einrichtung schulischer Steuergruppen als notwendiger Q die Qualifizierung der schulischen Steuergruppen im re- spondenzschulen sowie die Projektregionen positive Er- gionalen Verbund und schulformübergreifend organisiert fahrungen bei der Arbeit der bzw. mit den schulischen Steu- und auf Dauer gestellt wird, ergruppen und deren Qualifizierung. Die Regionen drängen darauf, auch anderen Schulen die Qualifikation zu ermöglichen. Q eine enge Verknüpfung von Steuergruppen-Qualifizierung und Unterrichtsentwicklungstrainings gewährleistet wird. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 63 63 Schulinternes Management 3.2.2 Schulleiterinnen und Schulleiter Um die Position der Schulleiterinnen und Schulleiter ganz praktisch zu stärken und im Rahmen der größeren Selbstständigkeit Dass Schulleiterinnen und Schulleiter für das Gelingen von von Schulen ihren Verantwortungsbereich auch formal in Bezug Schul- und Unterrichtsentwicklung eine zentrale Rolle spielen, auf die Personalentwicklung69 zu vergrößern, wurden den ist in den vergangenen Jahren immer wieder betont worden. Schulleitern der am Projekt »Selbstständige Schule« teilneh- »Ob man neuere oder schon etwas ältere Studien zur Rolle menden Schulen die sogenannten Dienstvorgesetztenfunk- des Schulleiters bzw. der Schulleiterin bei Veränderungspro- tionen übertragen. Die Verordnung zur Durchführung des Mo- zessen liest, man stößt als ›Essential‹ immer wieder auf die dellvorhabens »Selbstständige Schule« (VOSS) vom 12. April Feststellung, dass der Schulleitung eine Schlüsselrolle zufällt. 2002 benennt in § 4 sowohl sogenannte obligatorische (§ 4.1) (…) Aus dem Forschungsfeld der Schulqualitätsforschung ist als auch fakultative (§ 4.2) Dienstvorgesetzteneigenschaften.70 bekannt, dass eine gute Schule auch eine qualitativ gute Schul- Sie gehörten im Vorfeld des Projektes zu den umstrittensten leitung voraussetzt.« 66 Deshalb war auch im Projekt »Selbstständige Schule« von Aspekten und haben 2001/02 die Diskussion um Teilnahme oder Nicht-Teilnahme in den Schulen stark beeinflusst. Anfang an unstrittig, dass den SchulleiterInnen bei ihrem Rollenwechsel vom »Primus inter Pares« zum »Change Agent«67 mit pädagogischen Visionen und der Fähigkeit zur Initiierung von Entwicklungsprozessen besondere Unterstützung zuteil werden musste. Es kam jedoch aufgrund der besonderen Anforderungen im Projektzusammenhang nicht nur darauf an, die allgemein veränderte Rollenerwartung an SchulleiterInnen aufzugreifen. »Die Schulleitung ist bedeutsam für die Qualität jeder Schule, sie ist es für die selbstständige Schule erst recht. Sie kann die Rahmenbedingungen klären und sichern, Entwicklungsprozesse initiieren und unterstützen, den gemeinsamen Grund im Kollegium sichtbar machen, zielorientiertes Handeln ermöglichen, Konflikte bearbeiten und das Personalmanagement ausüben, kurz: die Schule in mehr Selbstständigkeit führen. Schulleitungen müssen deshalb gestärkt werden.«68 Wegen der größeren Eigenverantwortung und der erweiterten Gestaltungsfreiräume der Einzelschule hatten SchulleiterInnen im Rahmen des Projektes »Selbstständige Schule« eine deutlich umfassendere Leitungsverantwortung zu übernehmen als bisher. Die Vernetzungsanforderungen in der regionalen Bildungslandschaft erforderten gleichzeitig eine Perspektiverweiterung über die Einzelschule hinaus. 66 67 68 69 v. Lüde/Philipp (1997), S. 69. Vgl. Huber (2003), S. 400. Rolff (2005), S. 10. Dabei geht es perspektivisch auch um die Bedeutung eines umfassenden Verständnisses von Personalmanagement für die Schulentwicklung. Vgl. dazu Buhren/Rolff (2006). 70 Vgl. w www.selbststaendige-schule.de; VOSS § 4. Obligatorisch mussten bis spätestens zum Beginn des Schuljahres 2005/2006 übernommen werden: 1. Auswahl für und Berufung in das Beamtenverhältnis auf Probe (Einstellung), 2. Verlängerung und Verkürzung der laufbahnrechtlichen Probezeit, 3. Beendigung der laufbahnrechtlichen Probezeit, 4. Anstellung, 5. Verleihung der Eigenschaften einer Beamtin oder eines Beamten auf Lebenszeit, 6. Entlassung auf eigenen Antrag, 7. Auswahl für und Einstellung in das Angestelltenverhältnis, 8. Beendigung des Angestelltenverhältnisses durch Kündigung durch die Angestellte oder den Angestellten, Auflösungsvertrag, 9. Anordnung, Genehmigung und Ablehnung von Dienstreisen, 10. Erteilung von einfachen Dienstzeugnissen über die Tätigkeit an der Schule. Fakultativ konnten – ebenfalls bis spätestens zum Schuljahr 2005/2006 – übernommen werden: 1. Ausübung der Disziplinarbefugnisse und Verhängung der Maßnahmen Warnung und Verweis, 2. Abmahnung von Lehrkräften im Angestelltenverhältnis, 3. Entlassung bei Nichtbewährung in der laufbahnrechtlichen Probezeit, 4. Beendigung des Angestelltenverhältnisses durch Kündigung wegen Nichtbewährung in der Probezeit, 5. Anordnung, Genehmigung und Widerruf von Mehrarbeit, 6. Genehmigung und Ablehnung von Sonderurlaub, 7. Genehmigung und Ablehnung von Arbeitsbefreiung. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 64 64 Schulentwicklung in der Region 3.2.2.1 Konzept und Implementierung Das Schulministerium beauftragte daraufhin die Projektleitung, ein Konzept für eine angemessene allgemeine Schulleiterfort- Leitend für die Ausgestaltung der Rolle und Aufgaben der bildung zu entwickeln und in den Regionen zur Anwendung SchulleiterInnen im Projekt war der »Leadership-Gedanke«. zu bringen. Für die Dienstrechtsfortbildung entwickelte das »Leadership in der Schule umfasst die Aufgaben des Ma- Ministerium eine eigene Konzeption. nagements einer Schule sowie das stete Bemühen der Schul- Orientierungsrahmen für die Fortbildungen für Schulleite- leitung, zusammen mit den Lehrkräften in reflektierter Weise rInnen war ein entsprechendes Kompetenzprofil, das 2004 vom schulische Neuerungen umzusetzen und die Qualität der Schulministerium erarbeitet wurde. Ergänzend zum beste- Schule zu verbessern. (…) Es geht also nicht nur um Führungs- henden Anforderungsprofil für SchulleiterInnen wurden dabei techniken, sondern um ein Schulleitungshandeln, bei dem folgende Aspekte besonders hervorgehoben: langfristige kulturelle Ziele und pädagogische Fragen im Vor- Q dergrund stehen.« 71 »(Die Schulleiterinnen und Schulleiter) sind in besonderem Maße verantwortlich für die Entwicklung und Sicherung Entsprechend den Zielsetzungen des Projektes musste es dabei zentral um die unterrichtsbezogene Führung gehen, also der Qualität schulischer und unterrichtlicher Arbeit. Q Sie entscheiden im Rahmen der Beschlüsse der Schulkon- um eine Aufgabenerweiterung »von der Verantwortung für ferenz eigenverantwortlich in den Bereichen Unterrichtsor- einen geordneten Schulbetrieb zum Hinwirken auf eine Ver- ganisation und Unterrichtsgestaltung. besserung der Unterrichtsarbeit«. 72 Mit mehreren Fortbil- Q dungsangeboten sollten die SchulleiterInnen darin unterstützt werden, den neuen Anforderungen gerecht werden zu können. ihrer Lehrkräfte. Q Q Sie sind verantwortlich für die Umsetzung des Grundsatzes der Gleichberechtigung an der Schule. reichen Fortbildungen für diese Steuergruppen teil und profitierten von den dort gemachten Erfahrungen. Diese Fortbil- Ihre Entscheidungen in der Funktion als Dienstvorgesetzte werden durch Lehrerräte mitbestimmt. Als gesetzte Mitglieder der schulischen Steuergruppen nahmen die SchulleiterInnen der Projektschulen an den umfang- Sie stellen selbst Personal ein und sind Dienstvorgesetzte Q Sie entscheiden eigenverantwortlich über die Bewirt- dungen richteten sich jedoch nicht explizit an die Schulleite- schaftung ihres Schuletats im Rahmen von erweiterten rInnen. Es war daher nötig, ihnen auch ein auf sie abgestimm- Budgets.«73 tes Fortbildungsangebot zu unterbreiten, das den spezifischen Anforderungen an Führung und Leitung einer selbstständigen Auf dieser Grundlage entwickelte die Projektleitung ein modu- Schule gerecht werden konnte. larisiertes Konzept für die Fortbildung der Schulleiterinnen und Das entsprechende Fortbildungsangebot sollte ursprüng- Schulleiter. Es basierte auf folgendem Leitbild: »Leiterinnen lich in Gänze vom Land NRW entwickelt werden. Bereits in der und Leiter selbstständiger Schulen nehmen die Gesamtver- Anlaufphase stellte sich aber heraus, dass die bis dahin ein- antwortung für einen strategischen, strukturellen und kultu- gesetzten Fortbildungsmodule, die allen Schulleitungen in rellen Wandel in der Schulentwicklung professionell wahr.«74 NRW angeboten wurden, den sich entwickelnden Problemstel- Das Konzept beschreibt anhand von neun Themenfeldern und lungen nicht gerecht werden konnten. Weder konnte ein ange- den dazugehörigen inhaltlichen Schwerpunkten die nötigen messenes Fortbildungsprogramm auf der Grundlage der be- Kernkompetenzen der SchulleiterInnen. stehenden berufsbegleitenden Fortbildungen entwickelt werden, noch war es möglich, ModeratorInnen mit der entsprechenden Feldkompetenz und der nötigen Akzeptanz bereitzustellen. 71 Dubs (2005), S. 32f. 72 Bonsen/von der Gathen/Iglhaut/Pfeiffer (2002), S. 58. 73 Kompetenzprofil für Schulleiterinnen und Schulleiter im Rahmen des Modellprojektes »Selbstständige Schule«. w www.selbststaendige-schule.de. 74 Modularisiertes Konzept zur Fortbildung von Leiterinnen und Leitern selbstständiger Schulen. w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 65 65 Schulinternes Management Modularisiertes Konzept zur Fortbildung von Leiterinnen und Leitern selbstständiger Schulen ! Leitungshandeln in »Lernenden Organisationen« % Arbeitsorganisation in Teams Schwerpunkte: Prinzipien einer »Lernenden Organi- Schwerpunkte: Voraussetzungen gelingender Team- sation« und Reflexion des Leitungshandelns, Change entwicklungsprozesse (Unterstützungsbedarfe, Zeit- Management und Aufgaben der Führung in einer »Ler- kontingente), Leitungsverantwortung und Steuerungs- nenden Organisation«, Strategisches und operatives leistungen (zeitliche und inhaltliche Abstimmung Management in einer »Lernenden Organisation« (z.B. ineinandergreifender Prozesse, Verbindlichkeit, Konti- Ziel- und Prioritätenmanagement, Entwicklung von Um- nuität), Reflexion der Rolle von SchulleiterInnen als setzungsstrategien insbesondere bei der Unterrichts- Teammitgliedern entwicklung mit entsprechender Delegation von Aufgaben, Delegationsprinzip und Übernahme eindeutiger Führungsverantwortung) & Konflikte in Reformprozessen Schwerpunkte: Identifikation von typischen Konflikten in Veränderungsprozessen, Strategien der Konfliktin- ß Aufgabe und Rolle der Schulleiterinnen und Schul- tervention und -lösung leiter im Prozess der Unterrichtsentwicklung Schwerpunkte: Unterrichtsentwicklung als zentraler Ver-änderungsprozess (z.B. Vision von »gutem Unter- / Aufgabe und Rolle der Schulleiterinnen und Schul- richt« gemeinsam entwickeln und entsprechenden Im- leiter im Bereich der Qualitätsentwicklung plementationsprozess einleiten), strategische Steue- Schwerpunkte: Entwicklung eines gemeinsamen Qua- rung der Unterrichtsentwicklung, Unterrichtsentwick- litätsverständnisses, Leitungsverantwortung für die lung als Bezugspunkt der Organisations- und Perso- Qualitätsentwicklung und Evaluation von Unterricht, nalentwicklung (z.B. Planung von Fortbildung und Entwicklung einer Evaluationskultur deren Implementierung als ein Instrument der Personalentwicklung) ( Wettbewerb und Konkurrenz in der regionalen Bildungslandschaft § Leitungshandeln im Viereck von erweiterter Schul- Schwerpunkte: Einzelschulischer Beitrag in der Ent- leitung, schulischer Steuergruppe und Lehrerrat wicklung einer regionalen Schul- und Bildungsland- Schwerpunkte: Bedingungen und Prinzipien, Initiierung schaft (z.B. Kommunikation des regionalen Leitbildes und Kontraktierung des Ko-Managements, Change Ma- nach innen, Identifikation des schulspezifischen Bei- nagement als gemeinsame Gestaltungsaufgabe trags), Wettbewerb und Konkurrenz (z.B. Transparenz, Kooperation und Wettbewerb um »best practice«), Aufgabe und Rolle von SchulleiterInnen als »Nahtstelle« nach innen und außen $ Personalentwicklung und Personalführung Schwerpunkte: Entwicklung von Kompetenzprofilen im Rahmen von Personaleinstellungen und Personalent- ) Ressourcenbewirtschaftung wicklung, Strategien und Maßnahmen zur Personal- Schwerpunkte: Prinzipien der Budgetierung, Nutzung entwicklung (z.B. Zielvereinbarungen, Arbeitspläne, der Maßnahmen und Serviceleistungen des Schul- Fortbildungsplanung, Delegation von Aufgaben, Beför- trägers und des Landes im Rahmen einer dezentralen derungen, individuelle Laufbahnberatung), Entwick- Ressourcenverantwortung, Ressourcenbewirtschaf- lungs-, Planungs- und Kritikgespräche tung als Steuerungsinstrument, Verwaltung des Schulgirokontos seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 66 66 Schulentwicklung in der Region Dem Grundgedanken der Regionalisierung und der Idee der re- Zur gezielten Vorbereitung auf die neuen Dienstvorgesetzten- gionalen Schullandschaft folgend, wurde dieses modulare funktionen wurde dagegen ein anderes Vorgehen gewählt. Die Konzept den regionalen Steuergruppen vorgelegt. Sie waren SchulleiterInnen im Projekt waren verpflichtet, spätestens bis aufgefordert, gemeinsam mit den SchulleiterInnen der Pro- zum Beginn des Schuljahres 2005/2006 die sogenannten obli- jektschulen den konkreten Fortbildungsbedarf vor Ort zu er- gatorischen Dienstvorgesetzteneigenschaften zu übernehmen, mitteln. Zu diesem Zweck wurden Indikatoren entwickelt, die während über die Übernahme der sogenannten fakultativen die Kernkompetenzen näher operationalisierten.75 Anhand Dienstvorgesetzteneigenschaften die Schulkonferenz frei ent- dieser Indikatoren sollten die SchulleiterInnen zunächst ihren scheiden konnte. Die Übernahme der Dienstvorgesetzten- individuellen Fortbildungsbedarf ermitteln. Daraus sollte dann funktion war an die Teilnahme an entsprechenden Fortbil- in einem gemeinsamen Abstimmungsprozess in der Region ein dungen gebunden. regionales Fortbildungsprogramm entwickelt werden. Es wurde Die fachliche Zuständigkeit für die Dienstrechtsfortbil- demnach kein in sich geschlossenes Fortbildungskonzept vor- dungen verblieb beim Schulministerium, das die Akademie gelegt, sondern angesichts der stark unterschiedlichen Aus- Mont Cenis, Fortbildungsakademie des Innenministeriums des gangssituationen und der unterschiedlichen Bedürfnisse der Landes NRW in Herne, mit der Durchführung beauftragte.77 Ent- Beteiligten sollte bedarfsorientiert und passgenau in den Re- wickelt wurden insgesamt drei Fortbildungsmodule. Das erste gionen reagiert werden.76 Die einzelnen Module waren nicht Modul, eine dreitägige Veranstaltung, bezog sich auf die obli- verpflichtend, sondern das Kompetenzprofil mit seinen Aufga- gatorischen Dienstvorgesetzteneigenschaften nach VOSS § 4.1. benbeschreibungen bildete den Referenzrahmen. Ergänzend bezog sich das zweite eintägige Modul auf die Es unterlag der gemeinsamen Entscheidung in der Region, fakultativen Dienstvorgesetzteneigenschaften nach VOSS welche Fortbildungsmodule mit welchen spezifischen Ausprä- § 4.278. Wegen der Überarbeitung des nordrhein-westfälischen gungen ausgewählt wurden, und es unterlag ebenso der ge- Disziplinarrechts während der Projektlaufzeit konnten die dis- meinsamen Entscheidung, wer mit der Durchführung dieser ziplinarrechtlichen Befugnisse Nr. 1 und 2 unter § 4.2 der VOSS Fortbildungen beauftragt wurde. Dabei bestand grundsätzlich erst 2005 in einem dritten Modul berücksichtigt werden. Bei den Dienstrechtsfortbildungen ging es laut Schulmini- sowohl die Möglichkeit, auf die ModeratorInnen der Bezirksregierungen zurückzugreifen, als auch externe Fortbildner mit der sterium »insbesondere um Durchführung zu beauftragen. Die regionalen Steuergruppen Q so ausgestaltet wurden, dass die Fortbildungen auf den Mo- Q gesetztenfunktionen auftreten können leiterInnen ja bereits teilgenommen hatten, dass es also hier Q Q sowohl der prozessbegleitende Charakter als auch der kollegiale die Erarbeitung von beamten- und arbeitsrechtlichen Lösungsansätzen teilzunehmen. Sie sollten eine (in großen Regionen ggf. mehrere) feste gemeinsame Fortbildungsgruppe(n) bilden. Dadurch sollte die Vermittlung von theoretischen und für die Praxis in der Schule hilfreichen Grundkenntnissen Die SchulleiterInnen waren verpflichtet, an dem gemeinsam in der jeweiligen Region vereinbarten Fortbildungsprogramm die Sensibilisierung für Fragestellungen und Problemfälle, die im Zusammenhang mit der Übernahme der Dienstvor- dulen der Steuergruppenschulung aufbauten, an der die Schulnicht zu Doppelungen, sondern zu sinnvollen Ergänzungen kam. eine Einführung in das systematische Denken und Arbeiten im Beamten- und Angestelltenrecht mussten bei der Auftragsvergabe sicherstellen, dass die Inhalte Q die Information über mögliche haftungsrechtliche Konsequenzen.«79 Austausch der SchulleiterInnen untereinander gestärkt werden. 75 w www.selbststaendige-schule.de. 76 Dies hat u.a. damit zu tun, dass SchulleiterInnen mit sehr unterschiedlichen Fortbildungserfahrungen zusammenkamen. Einige hatten bereits an sehr umfangreichen Fortbildungsreihen teilgenommen, andere hatten dazu noch keine ausreichende Möglichkeit gehabt. 77 Die gesamte Organisation und Dokumentation dieser Fortbildungen wurde vom Düsseldorfer Büro der Projektleitung durchgeführt. 78 Der Besuch dieses Moduls hing davon ab, ob die Übernahme der fakultativen Dienstvorgesetzteneigenschaften angestrebt wurde. Am ersten und zweiten Modul konnte zusätzlich zu den SchulleiterInnen auch jeweils ein Lehrerratsmitglied teilnehmen, für dieses war die Teilnahme freiwillig. 79 Schulministerium NRW: Konzept zur Qualifizierung der Schulleiter/innen und Mitglieder von Lehrerräten an Schulen im Modellprojekt »Selbstständige Schule« vor Übernahme der Dienstvorgesetzteneigenschaften nach § 4 VOSS, Stand Juni 2005, siehe w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 67 67 Schulinternes Management 3.2.2.2 Ergebnisse und Wirkungen Zum Teil ist in den Regionen aus dem modularisierten Konzept der Fortbildung für SchulleiterInnen von Projektschulen ein An- Angesichts der Tatsache, dass im Projekt ab 2004 für die Fort- gebot entwickelt worden, das eine sehr viel größere Zielgruppe bildung der SchulleiterInnen bzgl. ihres Leitungshandelns eine vor Augen hat und auch über das Projekt hinaus bestehen wird. bedarfsorientierte, regional koordinierte Vorgehensweise gewählt wurde, ist es nicht verwunderlich, dass die regionalen Programme sehr unterschiedlich angelegt waren – sowohl in »Die Krefelder Schulleitungsakademie ist auf hohes Interesse Bezug auf formale Aspekte wie Umfang und Dauer als auch in der Schulleitungsmitglieder gestoßen. Insbesondere die auch Bezug auf die Inhalte.80 Jeweils zwischen 80 und 90% der hier gepflegte schulform- und schulstufenübergreifende Zu- SchulleiterInnen waren mit dem Prozess der Bedarfserhebung sammensetzung förderte den Meinungs- und Erfahrungsaus- sowie mit dem daraus erarbeiteten regionalen Fortbildungs- tausch. Auch hier zeigte sich, dass qualitativ hochwertige Re- programm zufrieden. 81 Mit der Durchführung der Fortbildung in den Regionen wur- ferenten auch zu einer hohen Teilnahmenachfrage führen.« aus dem Bericht der Region Krefeld den überwiegend Externe, zumeist Beratungsunternehmen oder Hochschulprofessoren, beauftragt, zu einem kleineren Teil wurde auf ModeratorInnen der landesweiten Schulleiterfort- Hinsichtlich der Bedeutung der verschiedenen thematischen bildung zurückgegriffen. Durchschnittlich umfasste die Schul- Schwerpunkte der Schulleiterfortbildung kann festgehalten leiterfortbildung zehn Tage.82 Nach und nach wurden auch die werden, dass über 75% der SchulleiterInnen folgende Inhalts- SchulleiterInnen der Korrespondenzschulen in das Fortbil- bereiche auch zukünftig für unerlässlich halten: »Aufgabe und dungsprogramm einbezogen. Zudem wurde in fast allen Re- Rolle der SchulleiterInnen im Unterrichtsentwicklungsprozess«, gionen entweder das gesamte Programm oder Teile davon auch »Personalentwicklung und Personalführung«, »Aufgaben und für die Teilnahme von stellvertretenden SchulleiterInnen ge- Rolle der SchulleiterInnen in der Qualitätsentwicklung« und öffnet. 83 »Leitungshandeln«. Ca. 70% der SchulleiterInnen wollen nicht auf die Themen »Leitungshandeln im Viereck von erweiterter Schulleitung, schulischer Steuergruppe und Lehrerrat«, »Arbeitsorganisation in Teams« und »Konflikte in Reformprozessen« verzichten. Am ehesten verzichtbar erscheinen danach die »Nach umfangreichen Diskussionen über Dauer und Inhalt der Aspekte »Wettbewerb und Konkurrenz in der regionalen Bil- Schulleiter-Fortbildung entsprechend der Vorgabe der Projekt- dungslandschaft« (für nötig halten das nur 21%) sowie »Res- leitung wurde aus Sicht des Schulleiters/der Schulleiterin des sourcenbewirtschaftung« (von 60% für nötig gehalten).84 (Berufskollegs) für die Region Dortmund ein angemessenes, Bewährt hat sich die Fortbildung im regionalen Verbund, inhaltlich interessantes Fortbildungsangebot kreiert. Lobens- über 85% der SchulleiterInnen stimmten dieser Auffassung wert hervorzuheben ist, dass es der regionalen Steuergruppe zu.85 Stießen die festen schulformübergreifenden Lerngruppen gelungen ist, dem Wunsch der Schulleiter zu entsprechen und zu Beginn teilweise noch auf Widerspruch, wurde diese Form für die stellvertretenden Schulleitungen ebenfalls ein Fortbil- der Fortbildung doch am Ende überall als sinnvoll angesehen. dungsangebot zu unterbreiten.« Sie stützte auf ihre Weise die Entwicklung einer regionalen aus dem Bericht eines Berufskollegs, zitiert im Bericht der Region Dortmund Schullandschaft und trug zur Festigung von Kontakten bei.86 80 81 82 83 84 85 86 Controlling II 2005. Controlling III 2006. Controlling II 2005. Controlling III 2006. Controlling IV 2007. Controlling IV 2007. Viele Untersuchungen bestätigen darüber hinaus, dass der »Erfahrungsaustausch mit Kollegen innerhalb und außerhalb der Organisation (…)« eine bedeutende Quelle für die Kompetenzentwicklung (ist). Roediger (2005), S. 30. Zudem wird von Huber (2003), S. 385, auf der Basis umfangreicher internationaler Studien vorgeschlagen, Schulleiterqualifizierung als einen kontinuierlichen Prozess zu organisieren. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 68 68 Schulentwicklung in der Region »Ein nicht zu unterschätzender und im Rückblick unverzicht- »Die Zusammenarbeit der Modell- und Korrespondenzschulen barer Nebeneffekt der Qualifizierungsmaßnahme für die re- im Kreis Warendorf wird in Form konkreter Unterrichtsentwick- gionale Bildungslandschaft Herford war die alle Schulformen lungsprojekte geregelt. Als ein zentraler Ort für die Verabredung umfassende Teilnahme der Schulleiter. Nur durch den Blick dieser Projekte und für einen intensiven Erfahrungsaustausch zu ,über den eigenen Tellerrand’ hinaus im Rahmen der Qualifi- Fragen der pädagogischen Schulentwicklung, des Übergangs- zierung kann für die Schüler notwendige Kooperation, Ver- managements, der Berufsvorbereitung und der Berufsorien- netzung und Verzahnung der Elementar-, Primar- und Sekun- tierung sowie der weiteren Professionalisierung des Schulleiter- darstufen gelingen.« handelns gilt das Forum der Schulleiterinnen und Schulleiter. … aus dem Bericht einer Förderschule, zitiert im Bericht der Region Kreis Herford insgesamt (fanden) acht Schulleiter-Foren statt …« »Der systematische Austausch zwischen Schulleitungen aller Es fanden 28 dreitägige Dienstrechtsfortbildungen für die Schul- Schulformen im Arbeitsfeld Fortbildung sollte einen eigenen leiterInnen zu VOSS § 4.1 statt. Davon wurden fünf Veranstal- und deutlichen Raum bekommen. Dieser Austausch selbst/ tungen auf Wunsch der beteiligten Regionen regional durch- gerade in der Bandbreite von kleinen Förderschulsystemen bis geführt88 und 23 in Herne. Insgesamt nahmen 288 Schulleiter89 großem Berufskolleg war faszinierend, anregend und wirk- und 274 Lehrerratsmitglieder an diesem Modul teil. aus dem Bericht der Region Kreis Warendorf sam.« »Für mich war es sehr lehrreich und hilfreich, Schulleitungen »Mit der Übernahme hat der Perspektivwechsel des Schul- anderer Schultypen kennen zu lernen. Die einzelnen Schul- leiters in der Wahrnehmung des Kollegiums seinen Abschluss formen wissen zu wenig übereinander. Besonders über die erreicht. Der Schulleiter ist – was man bedauern mag – in der Arbeit der Grundschulen haben weiterführende Schulen mehr Rolle des ›Primus inter Pares‹ endgültig nicht mehr glaub- Fantasien als Kenntnisse.« würdig. Er ist der ›Chef‹, was ihn ein wenig einsamer werden aus offenen Antworten zum Controlling IV 2007 lässt. Sieht man davon ab, sind die Erfahrungen mit der Übernahme der obligatorischen Dienstvorgesetzteneigenschaft ohne Einschränkung positiv zu bewerten. Entscheidend für Darüber hinaus haben alle Regionen Strukturen etabliert, um diese positive Einschätzung ist und war die vorbildliche Unter- die SchulleiterInnen systematisch an den wesentlichen Ent- stützung durch das Dez. 47 der BR Münster.« scheidungen beim Aufbau der regionalen Schul- und Bil- aus dem Bericht eines Berufskollegs, zitiert im Bericht der Region Kreis Steinfurt dungslandschaft zu beteiligen. Dies geschah zumeist durch »Schulleiterforen« oder »Vollversammlungen«.87 87 In sehr kleinen Regionen geschah dies durch die Teilnahme aller SchulleiterInnen an den Sitzungen der regionalen Steuergruppen. Doch spätestens bei der Aufnahme von Korrespondenzschulen mussten auch hier andere Formen des Austausches und der Beteiligung gefunden werden. 88 Die Regionen haben mehrfach den Wunsch geäußert, entsprechend der Projektphilosophie weitere Veranstaltungen zu regionalisieren. Dies war aufgrund vertraglicher Verpflichtungen des Ministeriums gegenüber der Akademie Mont Cenis jedoch nicht möglich. 89 Die Differenz zur Anzahl der Projektschulen ergibt sich folgendermaßen: Auch neue Schulleiter wurden wieder in die Maßnahme eingebunden, den Schulleitern der Schulen in freier Trägerschaft stand die Teilnahme frei. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 69 69 Schulinternes Management Zu VOSS § 4.2 Nr. 3–7 wurden zwölf eintägige Veranstaltungen »Im Projektverlauf hat sich eindeutig gezeigt, dass die insbe- durchgeführt. Daran nahmen insgesamt 98 Schulleiter und 79 sondere bei der Übertragung der Dienstvorgesetzteneigenschaft Lehrerratsmitglieder teil. Die Zusatzveranstaltungen zu den dis- auf die Schulleiter/-innen anfallenden Verwaltungsaufgaben ziplinarrechtlichen Aspekten von VOSS § 4.1 Nr. 1 und 2 fanden nicht in der Schule erfolgen können. In Abstimmung mit der Be- in Form von fünf Eintägern für insgesamt 104 SchulleiterInnen zirksregierung Düsseldorf und dem Schulamt für die Stadt auf Bezirksregierungsebene statt. 90 Krefeld ergab sich daher insofern eine sinnvolle Arbeitsteilung, Ergänzend zum Teilnehmermaterial dieser Fortbildungsver- als die dienstrechtlich relevanten Entscheidungen zwar von den anstaltungen entwickelten alle fünf Bezirksregierungen ge- Schulleiter/-innen getroffen, die vor- und nachbereitenden Ver- meinsam unter Federführung der Bezirksregierung Arnsberg waltungsarbeiten aber durch die beiden genannten Einrich- ein Handbuch für SchulleiterInnen, das alle wichtigen Unter- tungen als Serviceleistungen erbracht werden. In Absprache zwi- lagen, Vordrucke etc. zu den einzelnen Dienstrechtsaspekten schen den Beteiligten wurde dabei der Verwaltungssupport bis nach VOSS § 4.1 enthielt. Dieses Handbuch wurde 2003 in einer hin zur Bereitstellung unterschriftsreifer Vorlagen komplett durch Auflage von 795 Stück als Lose-Blatt-Sammlung produziert und die bestehenden Verwaltungseinheiten übernommen. Dieses ab Schuljahresbeginn 2003/2004 den SchulleiterInnen, Leh- Verfahren hat sich als praktikabel und hilfreich erwiesen.« rerräten sowie der Schulaufsicht zur Orientierung zur Ver- aus dem Bericht der Region Krefeld fügung gestellt.91 Der überwiegende Teil der obligatorischen Dienstvorgesetz»Die Übernahme der Funktion der Dienstvorgesetzteneigen- teneigenschaften hat sich nach Ansicht der SchulleiterInnen schaften wurde zwar für die Bewältigung der anstehenden Auf- als wichtiges Instrument erwiesen und sollte daher beibe- gaben im Modellprojekt als hilfreich angesehen, erforderte halten werden. Dies wird nur bei den Punkten »Entlassung aber – allein schon durch die massiv erhöhte Verwaltungstä- auf eigenen Antrag« und »Beendigung/Auflösung von Ange- tigkeit – zugleich einen nicht zu unterschätzenden zusätzlichen stelltenverhältnissen« anders gesehen.93 Die Notwendigkeit Zeitaufwand für die Schulleitungen. Die Fortbildungen zum der fakultativen Dienstvorgesetzteneigenschaften wird da- Thema ›Dienstvorgesetzteneigenschaft‹ wurden stark nachge- gegen von den SchulleiterInnen kritischer eingeschätzt. Als fragt und bildeten wie die Einrichtung des ›Full Service im Back sinnvoll haben sich hier vor allem die Punkte »Anordnung von Office‹ der Bezirksregierung notwendige Unterstützungsan- Mehrarbeit«, »Genehmigung von Sonderurlaub« und »Geneh- gebote; auch das ›Handbuch für Schulleiterinnen und Schul- migung zur Arbeitsbefreiung« erwiesen.94 Drei Viertel der leiter‹ wurde als Hilfe angenommen.« SchulleiterInnen sehen insgesamt in den Dienstvorgesetzten- aus dem Bericht der Region Bonn eigenschaften ein wichtiges Instrument zur Erreichung der Schulentwicklungsziele.95 Im März 2005 wurde seitens des Ministeriums festgelegt, dass SchulleiterInnen der Projektschulen bei der Ausübung ihrer erweiterten dienstlichen Aufgaben auf einen einheitlich geregelten Verwaltungsservice zurückgreifen können sollten, der seitdem unter den Begriffen »Full Service« bzw. »Back Office« durch die Dezernate 47 der Bezirksregierungen zur Verfügung gestellt wird. Dadurch konnte das Handbuch auf die Darstellung der nötigen Abläufe und Verfahrensschritte reduziert werden, da seitens des Ministeriums die Zuständigkeiten nun klar festgelegt worden waren.92 90 Diese Veranstaltung richtete sich abweichend von den anderen ausschließlich an die SchulleiterInnen. Die Lehrerräte sollten mittels eines Informationsblattes durch das Schulministerium über die notwendigen Aspekte informiert werden. 91 Ergänzend wurde eine CD-ROM mit allen Inhalten ausgegeben. Das Handbuch ist verfügbar unter w www.selbststaendige-schule.de 92 Die Etablierung dieses »Full Service« verlief zunächst nicht überall reibungsfrei. Mit seiner Verankerung kamen die Bezirksregierungen ihrer in den Kooperationsvereinbarungen, § 5 (2), gemachten Zusage nach, die Erfüllung der Verwaltungsaufgaben weiterhin sicherzustellen. In einer gemeinsamen Dienstbesprechung haben die Bezirksregierungen Anfang 2005 zudem erklärt, dass diese Serviceleistungen auch bei einer Übertragung in die Fläche erbracht werden können. Es muss jedoch sichergestellt bleiben, dass die SchulleiterInnen zumindest so detaillierte Kenntnisse der Verfahren und Abläufe besitzen, dass sie nach wie vor die Entscheidungshoheit besitzen und der Full Service nicht zu einer schleichenden Entmündigung führt. 93 Wobei in beiden Fällen 45% der SchulleiterInnen angeben, damit keine Erfahrungen gemacht zu haben. 94 Während auch hier die meisten dieser Aufgaben von den SchulleiterInnen, die die fakultativen Dienstvorgesetzteneigenschaften übernommen hatten, gar nicht in der Praxis angewendet worden sind. 95 Controlling IV 2007. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 70 70 Schulentwicklung in der Region Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung lassen »Die Schulleitungen und deren Stellvertreter waren mit neuen darüber hinaus erkennen, dass nach Auskunft der Schulleite- Arbeitsinhalten (Personal- und Sachmittelbewirtschaftung) rInnen die Übernahme der Dienstvorgesetztenfunktion das Ver- und Kompetenzen (Dienstvorgesetzteneigenschaft) ausge- hältnis zum Kollegium nicht negativ beeinflusst. Die Lehre- stattet und nahmen in der Schule folgerichtig eine neue Rolle rInnen sehen das Verhältnis zu ihren SchulleiterInnen zu 80% weg vom traditionellen ›ersten Kollegen unter Gleichen‹ hin zur unverändert durch die neuen Aufgaben und geben zu 12% an, gestaltenden Führungskraft ein.« es habe eine Verschlechterung gegeben.96 Die zu Beginn des aus dem Bericht der Region Hamm Projektes in diesem Zusammenhang geäußerten Befürchtungen konnten in seinem Verlauf ausgeräumt werden Insgesamt wird aber in den Abschlussberichten der Regionen Die Begleitforschung liefert aber darüber hinausgehend deutlich, dass die Schulen in ihrer Schul- und Unterrichtsent- auch Ergebnisse zum Leitungshandeln der SchulleiterInnen im wicklung sehr weit vorangeschritten sind, dass sie sich als ler- Projekt, und zwar sowohl auf der Basis der Befragung der nende Organisationen weiterentwickelt haben. Dieses positive SchulleiterInnen selbst als auch von ca. 2.000 Lehrerinnen und Fazit ist ohne die Schulleiterinnen und Schulleiter nicht denk- Lehrern. bar. Auf der Grundlage der ersten beiden Erhebungswellen kam die Begleitforschung zu folgendem Ergebnis: »Die selbstständigen Schulen haben sich im Projektzeitraum »Betrachtet man die vier Dimensionen des Schulleitungs- nach innen und nach außen profiliert. Selbstständigkeit schafft handelns nach Einschätzung der Lehrkräfte – aggregiert auf Identität und eine größere Identifikation im Innern der Organi- Schulebene –, wird die ›Managementkompetenz‹ gefolgt von sation.« der ›Kompetenz der Schulleitung in der Organisation des Schul- aus dem Abschlussbericht der Region Münster betriebs‹ und der ›Partizipationskompetenz der Schulleitung‹ am höchsten bewertet. Generell liegt die Einschätzung in diesen drei Dimensionen relativ hoch. Lediglich die ›Kompetenz der Schulleitung, unterrichtsbezogen zu führen‹, wird von den Lehrkräften geringer eingeschätzt.«97 Ergebnisse der Begleitforschung zu möglichen Veränderungen im Schulleitungshandeln können an dieser Stelle leider noch nicht berichtet werden, da die Auswertung der dritten Erhebung von 2007 noch aussteht. 96 Vorläufige, unveröffentlichte Ergebnisse der Erhebung von 2007, der Abschlussbericht der Begleitforschung erscheint im Herbst 2008. Über 92% der Schulleiterinnen verneinen die Aussage, es gebe eine negative Beeinflussung. 97 Rolff/Feldhoff/Kanders (2007), S. 9 f. Diese Ergebnisse beruhen auf den Befragungen 2003 und 2005, wobei es kaum Unterschiede zwischen diesen beiden Wellen gab. Zu diesem Zeitpunkt waren die Schulleitungsfortbildungen noch nicht abgeschlossen. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 71 71 Schulinternes Management 3.2.2.3 Schlussfolgerungen und Perspektiven Sollen die Erfahrungen zum Schulleiterhandeln im Projekt, das als vorauslaufende Entwicklung den Weg markieren sollte, Mit Blick auf die vielfältigen regionalen Projekerfahrungen allen Schulen des Landes zugute kommen, dann sollte sicher- kann festgestellt werden: gestellt sein, dass Q Q Es existiert ein Kompetenzprofil für SchulleiterInnen selbstständiger Schulen und ein darauf ausgerichtetes modulari- nahme qualifiziert worden sind – weiterhin berufs- und siertes Fortbildungskonzept zur Stärkung ihrer Leitungs- prozessbegleitend unterstützt und in ihrer Rollenwahrneh- kompetenz, das in 19 nordrhein-westfälischen Regionen in mung im Rahmen eines umfassenden Leadership-Kon- sehr unterschiedlichen Ausprägungen erprobt worden ist. zeptes gestärkt werden, Sowohl Kompetenzprofil als auch das modularisierte Fort- Q Q regional organisiert und sowohl für die unmittelbare Pro- den. fessionalisierung und Begleitung der Schulleitungen als Es liegen Erfahrungen mit umfangreichen Dienstrechtsfort- auch als Plattform für die Kommunikation und Kooperation bildungen sowie ein Handbuch der Bezirksregierungen und in der Schullandschaft genutzt wird, Q Das Know-how für die allgemeine Fortbildung liegt im We- Q sentlichen bei externen Anbietern; das Know-how für die Dienstrechtsfortbildung ist in den Bezirksregierungen ver- Q antwortet wird, Q der Verwaltungsservice der Bezirksregierungen zukünftig dungen und die Notwendigkeit des gemeinsamen berufs- von allen SchulleiterInnen in Anspruch genommen werden und prozessbegleitenden Lernens zur eigenen Kompetenz- kann, Q die SchulleiterInnen auf ihre neuen Dienstvorgesetzten- wird unabhängig von Umfang und Qualität der bis dahin ge- funktionen und erweiterten Aufgaben angemessen vorbe- machten Fortbildungserfahrungen erklärt. reitet werden. Dafür können ggf. vorhandene Blended- Der hohe Praxisnutzen hängt eng mit den schulformüber- Learning-Konzepte genutzt werden. greifenden Lerngruppen und der Kompetenz der beauftragten externen Fortbildner zusammen. Q die landesweite Qualitätssicherung der berufsbegleitenden Schulleitungsfortbildung durch ein Kompetenzzentrum ver- Mit überwiegender Mehrheit bestätigen die Regionen und erweiterung und zur Netzwerkbildung in der Region. Dies Q eine enge Abstimmung von Steuergruppen-Qualifizierung und Schulleitungs-Fortbildung gewährleistet wird, fügbar. die SchulleiterInnen selbst den Praxisnutzen der Fortbil- externe Expertise weiterhin für die regionalen Fortbildungsprogramme herangezogen wird, service durch die Bezirksregierungen vor. Q diese Unterstützung nach individueller Bedarfserhebung bildungskonzept können bedarfsgerecht angepasst wer- eine Vereinbarung zur Sicherstellung des VerwaltungsQ SchulleiterInnen – auch wenn sie zukünftig vor Amtsüber- Das Projekt konnte aufgrund seiner Anlage keine Erfahrungen zu einer vorauslaufenden Qualifizierung von SchulleiterInnen sammeln, wie sie vom Land NRW inzwischen beabsichtig ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese zukünftig nicht regional organisiert werden kann. Die im Projekt gemachten Erfahrungen können jedoch für die Ausarbeitung eines Kompetenzprofils und entsprechender Fortbildungsmodule genutzt werden. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 72 72 3.3 Schulentwicklung in der Region Eigenverantwortliches Arbeiten 3.3.1 Unterrichtsorganisation und -gestaltung in größeren Gestaltungsfreiräumen Für den externen Beobachter gehörte neben der KapitaliIm Ansatz des Modellvorhabens waren als wesentliches Ele- sierung von Lehrerstellen und der Stärkung der Schulleitung ment auch die in der VOSS geregelten erweiterten Gestaltungs- die Möglichkeit einer anderen Organisation und Gestaltung des freiräume enthalten, die in einem integrierten Ganzen bear- Unterrichts zunächst zu den meist-diskutierten und auch mit beitet werden sollten. Dabei wurden auf der einen Seite vom vielen Befürchtungen belegten Arbeitsfeldern des Projektes. Gesetzgeber sehr weite Abweichungsmöglichkeiten von bestehenden Regelungen eingeräumt, auf der anderen Seite 3.3.1.1 Konzept und Implementierung wurden jedoch keinerlei Vorgaben gemacht, in welchen Bereichen die Schulen eigene Regelungen erproben sollten oder Das Schulentwicklungsgesetz vom 27.11.2001 hatte mit seiner mussten. Hier konnte die Projektsteuerung also zunächst nur grundsätzlichen Öffnungsklausel (Artikel 1) den Weg geebnet; abwarten, wie mutig und innovativ sich einzelne Schulen diese die VOSS (Verordnung »Selbstständige Schule«) vom 12.04.2002 Freiräume erschließen würden und welche Wege sie dann zu konkretisierte die Erprobungsmöglichkeiten für Schulen und gehen bereit waren. Schulträger. Solange gewährleistet war, dass »die Abschlüsse Im Projekt gab es durchaus strukturierende und verpflich- aufgrund vergleichbarer Anforderungen wie an anderen Schu- tende Vorgaben hinsichtlich der Fortbildungs- und Unterstüt- len erworben werden« und die Anerkennung der Abschlüsse in zungsmaßnahmen (etwa zur Unterrichtsentwicklung und zum anderen Bundesländern nicht gefährdet war, konnten die schulinternen Management) und bezogen auf die Dienstvorge- Schulen von den allgemeinen Vorgaben zur Unterrichtsorgani- setztenfunktionen der Schulleitungen sowie die daraus resul- sation und Unterrichtsgestaltung abweichen bei tierende Problematik der Mitwirkung. Solche Vorgaben exi- Q der Bildung von Lerngruppen stierten hinsichtlich der Gestaltungsfelder »Unterrichtsorgani- Q der Organisation des Unterrichts sation« und »Ressourcenbewirtschaftung« nicht. Während die Q den Formen der äußeren Differenzierung personalentwickelnden Maßnahmen zur Unterrichtsentwicklung Q der Ausgestaltung der Leistungsnachweise, der Leistungsbewertung und deren Bescheinigung (Ausnahme: Abschlüsse) (vgl. Kap. 3.1) und zum schulinternen Management einschließlich der Schulleitungsfunktionen (vgl. Kapitel 3.2) in den ge- Q dem Übergang in eine höhere Klasse oder Jahrgangsstufe sonderten Abschnitten dieses Berichtes behandelt wurden, Q den Vorgaben der Richtlinien, Lehrpläne und Stundentafeln, sollen im Folgenden die speziellen Entwicklungen in der »Un- soweit die grundlegenden Anforderungen des jeweiligen terrichtsorganisation« (vgl. Kapitel 3.3.1) und in der »Ressour- Bildungsgangs eingehalten werden. cenbewirtschaftung« (vgl. Kapitel 3.3.2) dargelegt werden. Der Handlungsbereich der »Mitwirkung und Partizipation« wird auf- Die Schulen brauchten ihre Vorhaben nur anzuzeigen, nicht aber grund seiner spezifischen personalvertretungsrechtlichen Fra- genehmigen zu lassen. Die Evaluation der einzelnen Maßnahmen gestellungen in einem gesonderten Abschnitt (vgl. Kapitel 3.4) sollte von der zuständigen Schulaufsicht durchgeführt werden. dargestellt. Auch wenn den Projektträgern von Beginn an bekannt war, dass neben den angemeldeten auch nicht angemeldete, aber stillschweigend geduldete Abweichungen existieren würden, die keiner externen Evaluation zugänglich waren, so bestand doch eine gewisse Unsicherheit darüber, wie weit und wie gravierend die schulischen Abweichungen in diesem Handlungsfeld wohl sein würden. Die Vorstellung und Sorgen bezogen sich in erster Linie auf eine völlige Umgestaltung der Stundentafel (Aussetzen bestimmter Fächer in einzelnen Jahrgangsstufen, Einführung neuer Fächer ohne vordefinierte Lehrpläne, Auflösung der Fächer zugunsten von Fächerverbünden oder Lernfeldern) bis zu einem »Wildwuchs« im Bereich der Leistungsbewertung und Versetzung. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 73 73 Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiräume 3.3.1.2 Ergebnisse und Wirkungen »Die hiermit grundgelegte Befähigung zu selbstständigem Lernen, auch in fachübergreifenden Zusammenhängen, be- Wie schon mehrfach während des Verlaufs, so kann auch am gleitend gestützt auf den Erwerb von Medienkompetenz, ist Ende des Projektes auf der Basis der Angaben der Schulen bei auch in allen nachfolgenden Schulen Leitanliegen von Unter- den Befragungen der Projektleitung (Controlling III und IV) fest- richtsentwicklung. So entwickeln die beteiligten Hauptschulen gestellt werden, dass sich die Befürchtungen nicht bewahr- ein jahrgangsübergreifendes Konzept ›Lernen lernen‹ bzw. ein heitet haben. entsprechendes Methodencurriculum. Besonderes Anliegen ist Die selbstständigen Schulen nutzen ihre Gestaltungsmög- beiden die Entwicklung spezieller präventiver Förderkonzepte lichkeiten zwar intensiv, aber es handelt sich bei vielen der an- als Voraussetzung dafür, dass die Nichtversetzung abgeschafft gegebenen Aktivitäten nicht um direkte Anwendungen im Sinne werden kann (›Fördern statt Sitzenbleiben‹). Das Förderprinzip von VOSS § 2. Im Rahmen der Fallstudien der wissenschaftlichen gewinnt an der Hauptschule neben dieser stark individuell ori- Begleitforschung wird beschrieben, dass die Teilnahme am Mo- entierten Ausformung auch fach- und sachbezogene Ausrich- dellvorhaben auf zweierlei Weise wirkt. Neben den unmittelbaren tungen … Stärkung des eigenverantwortlichen und individu- Veränderungen, die sich durch verfügbare Finanzmittel oder eben ellen Lernens ist auch ein Schwerpunkt der Unterrichtsentwick- veränderte Rechtsgrundlagen ergeben, gibt es »virtuelle Wir- lung der beteiligten Gymnasien… Spezifische Fördermaßnah- kungen«, d.h. allein das Bewusstsein größerer Freiheit und Ei- men zur Vermeidung des Sitzenbleibens bilden einen weiteren genständigkeit evoziert höhere Motivation und größere Aktivität. Schwerpunkt. Ein Konzept der Lernbegleitung richtet sich Das mag erklären, warum Schulen Gestaltungsfreiräume, die sie darauf, durch den Abschluss gezielter Lernverträge und durch bereits zuvor, unabhängig vom Projekt hatten, nun intensiver spezielle Maßnahmen der Lernberatung und individuellen För- nutzen – nicht selten sogar unter dem Eindruck, das sei erst im derung den Schülerinnen und Schülern Unterstützungsstruk- Projekt möglich geworden. Von der Anwendung der tatsächlichen turen an die Seite zu stellen, die sie in ihrem Arbeitsverhalten Möglichkeiten von VOSS § 2 haben die Projektschulen zurück- positiv beeinflussen und dazu verhelfen, Defizite gezielt auf- haltend und verantwortungsvoll Gebrauch gemacht. zuarbeiten. Dabei spielen auch Maßnahmen der gezielten Fach- Am häufigsten wurde die Möglichkeit zur Veränderung der Organisation des Unterrichts genutzt. Etwas mehr als 34% der betreuung eine Rolle.« aus dem Bericht der Region Köln Projektschulen geben an, das im Rahmen eines systematischen Schulentwicklungsprozesses getan zu haben, weitere 37% haben punktuelle Erfahrungen gesammelt. Fast 80% halten »Rhythmisierung des Unterrichts mit 60-Minuten-Stunden er- diesen Gestaltungsfreiraum allerdings perspektivisch für gaben sich aus der Unterrichtsentwicklung.« wichtig. Hier wurden z.B. Zeitrhythmen verändert (z.B. 60-Mi- aus dem Bericht der Region Steinfurt nuten-Einheiten), Epochalunterricht eingeführt oder veränderte Raumkonzepte erprobt. In die neue Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die Sekundarstufe I haben diese Möglichkeiten (z.B. »Alle Schulen haben als Konsequenz der Unterrichtsent- andere Zeiteinheiten) bereits vor Projektende Eingang gefunden. wicklung … auch ihre Unterrichtsorganisation zum Teil nach- Am stärksten im Fokus der Öffentlichkeit standen die haltig verändert. In den meisten Fällen wurden gute Erfolge er- Schulen, die von den geltenden Versetzungsregeln abgewichen zielt. Es gab aber auch diverse Hemmnisse. So waren einer sind. Nur 14% der Projektschulen haben allerdings in syste- Schule im Bezug auf eine veränderte Rhythmisierung der Un- matischer Art von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, 19% terrichtszeit ... die Hände gebunden, weil dies zum einen die der Schulen punktuell. Einige sind mit ihren Projekten zur Ver- Kooperation mit der Nachbarschule erschwert hätte. Zum an- meidung von Wiederholungen in besonderem Maße dem An- deren hätte das im selben Gebäude arbeitende Weiterbil- spruch des Projektes gerecht geworden, vorlaufende Entwick- dungskolleg sich anschließen müssen.“ lungen zu erproben. Das neue Schulgesetz (§ 50, Absatz 3) aus dem Bericht der Region Kreis Unna erklärt die Versetzung zum Regelfall und fordert schulische Fördermaßnahmen zur Behebung von Lern- und Leistungsdefiziten ein, gewährt allerdings den Schulen keine zusätzlichen Gestaltungsfreiräume. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 74 74 Schulentwicklung in der Region Auch die Aktivitäten der Schulen bei den Abweichungen von »Die Gesamtschule… hat für die Jahrgangsstufen 5 bis 8 Unter- Richtlinien, Lehrplänen und Stundentafeln wurden mit beson- richtsbausteine für den integrierten Unterricht entwickelt. In derem Interesse registriert: Fast 30% der Projektschulen haben den Jahrgangsstufen 9 und 10 werden Physik und Chemie in hiervon systematisch Gebrauch gemacht, 30,0% punktuell; äußerer Differenzierung (E-Kurse und G-Kurse) unterrichtet: Für 71% halten es perspektivisch für wichtig. Insgesamt ergibt sich die Abschlussberechnung am Ende von Klasse 10 wird die ein sehr heterogenes Bild. Die Projekte reichen von der Ein- bessere Leistung berücksichtigt; die andere Note wird in eine führung neuer Fächer (NaWi, Achtsamkeit, Lernen lernen, Note umgewandelt, die dem Unterricht im Klassenverband ent- weitere Sprache, Berufswahlorientierung, Soziales Lernen, In- spricht. Diese Veränderung hat nach Ansicht der Schule we- formatik in der Erprobungsstufe) bis hin zur Neugestaltung von sentlich zu den überdurchschnittlichen Ergebnissen im Lei- Bildungsgängen. stungskursbereich der Naturwissenschaften im Zentralabitur beigetragen. In derselben Schule wird z.B. auch in der Jahrgangsstufe 5 zur Intensivierung des Schwerpunktes ›Gute gesunde Schule‹ zweistündig das Fach ›Gesundheitserziehung‹ erteilt sowie der Schwerpunkt ›Internationalität‹ durch die Einführung der Fremdsprache ›Chinesisch‹ ab Klasse 11 gestärkt.« aus dem Bericht der Region Bonn »Einige Zitate aus den Abschlussberichten der Schulen verdeutlichen sehr anschaulich, wie sich die Organisation und Gestaltung von Unterricht im Rahmen des Modellvorhabens – mit und ohne VOSS – verändert hat. In den Beispielen kommen Modellschulen und Korrespondenzschulen zu Wort. ›In Folge der veränderten Unterrichtspraxis im Fächerkanon Naturwissenschaften wurden nachfolgend Veränderungen in der Unterrichtsorganisation erforderlich. Statt Einzelstunden musste dem Projektgedanken Rechnung getragen werden, d.h. Stundenpläne und Fachraumnutzungspläne mussten dem Projektunterricht angepasst werden. Die Verteilung der Lehrerstunden zur Differenzierung und individuellen Förderung wurde an die Projektzeiten angepasst.‹ (Abschlussbericht einer Förderschule) ›Team- und Unterrichtsentwicklung – Hospitationswochen: Die existierenden Teams haben sich ... in der Vergangenheit kaum auf eine Verständigung bzw. gemeinsame unterrichtliche Vorgehensweisen oder die Koordination inhaltlicher Schwerpunkte (Jahresarbeitspläne) verständigen können. Hier setzte die Steuergruppe mit der Einrichtung von Hospitationswochen an. ... Die kollegialen Hospitationen wurden erstmalig im Schuljahr 06/07 in Lehrertandems, -trios und -quartetten durchgeführt.‹ (Abschlussbericht einer Gesamtschule)« aus dem Bericht der Region Dortmund seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 75 75 Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiräume Auf dem Hintergrund dieser Zahlen für die einzelnen Gestal- Interessant ist es, wenn man diese Einschätzungen mit den Be- tungsbereiche ist die Gesamtsicht der schulischen Steuer- fürchtungen für die Nach-Projektzeit spiegelt. Offensichtlich gruppen auf dieses Arbeitsfeld besonders interessant. haben die Schulen, die in diesem Arbeitsfeld Veränderungen Sie wurden im Rahmen des III. Controllings befragt, ob die bewirkt haben, mit besonderer Intensität daran gearbeitet, Schule die Unterrichtsorganisation als Konsequenz der Maß- Konzepte zu erarbeiten, Gremien zu überzeugen und für eine nahmen zur Unterrichtsentwicklung nachhaltig verändert habe. erfolgreiche Durchführung zu sorgen. Mehrfach wird von der Mehr als 55% der Schulen antworteten mit »Ja«, was die ur- Intensität der Vorbereitungsarbeiten gesprochen. Umso mehr sprüngliche Überzeugung der Projektleitung bestätigt, dass zu- treibt die Schulen die Sorge um, dass mit dem Projektende nächst inhaltliche Schulentwicklungsmaßnahmen im Vorder- auch das Ende dieser Entwicklungsarbeit kommt, ja dass diese grund stehen müssten, bevor die Notwendigkeit der organi- Arbeit vielleicht sogar umsonst war. Der Kommentar einer satorischen Veränderungen entstehe. An vorderster Stelle aller Schule steht stellvertretend für viele vergleichbare Befürch- Nennungen stand dabei die Teamarbeit. Die Tatsache, dass sie tungen: »Einige Ansätze, z.B. im Bereich der Leistungsnach- als unterrichtsorganisatorische Maßnahme benannt wird, lässt weise, müssten zurückgenommen werden, wodurch jahrelange darauf schließen, dass sie hinreichend strukturell verankert ist Entwicklungs- und Überzeugungsarbeit zunichte gemacht – ein auf dem Hintergrund der Schulforschung zur Teamarbeit würde. Dies hätte insgesamt zur Folge, dass das Kollegium in guten Schulen sehr erfreuliches Projektergebnis. Schulentwicklungsmaßnahmen mit großer Skepsis begegnen Im Rahmen des Abschluss-Controllings wurden die schuli- würde.« (Controlling IV) schen Steuergruppen befragt, ob aus ihrer Sicht die Schule im Nicht unterschätzt werden darf, dass sich hinter den Be- Bereich der Unterrichtsorganisation und gestaltung durch das stimmungen zu diesem Teil des Projektes ein grundlegender Projekt wesentlich vorangebracht worden sei. 86% bejahten Wandel des Verhältnisses von Schulen und Schulaufsicht ver- das, allerdings 52% mit dem einschränkenden »trifft eher zu«. birgt. Projektschulen mussten Vorhaben, die VOSS § 2 be- Wenn es richtig ist, dass unterrichtsorganisatorische Verände- treffen, nicht mehr von der zuständigen Schulaufsicht geneh- rungen zumeist erst im Gefolge der im engeren Sinne unter- migen lassen, sondern zeigten diese Vorhaben nach den richtsentwickelnden Maßnahmen notwendig werden, dürfte bei Beschlüssen in den Mitwirkungsorganen nur noch an. Der dieser Antwort der Zeitfaktor eine erhebliche Rolle gespielt Schulaufsicht fiel die Aufgabe der Beratung zu. Außerdem: »Im haben. Benehmen mit der Schule und unter Berücksichtigung der in Anspruch genommenen Freiräume legt die obere Schulaufsicht geeignete Verfahren der Qualitätssicherung und der Rechenschaftslegung fest, um die Durchführung und den Erfolg der schulischen Arbeit zu sichern.« Das ist Ausdruck einer grundsätzlich neuen Rollenverteilung zwischen Schule und Aufsicht. »Die nach der VOSS eingeräumten Gestaltungsmöglichkeiten Aus der Sicht einer Projektschule stellte sich das so dar: »Die führten nicht in dem erwarteten Maße zu grundsätzlich neuen Befreiung vom Genehmigungsvorbehalt der Bezirksregierung und tief greifenden Änderungen, sondern konzentrierten sich zugunsten eines bloßen Informationsgebotes hat die Ent- auf die Absicherung und Weiterentwicklung bereits vorhande- scheidung für eine andere Unterrichtsorganisation (60’-Stun- ner Ansätze. Gründe hierfür sind insbesondere den, Ganztag) erleichtert. Andere (nicht selbstständige Schulen) Q die fehlende mittel- und langfristige Handlungs- und Pla- erhielten keine Genehmigung für solche Veränderungen, nungssicherheit im Hinblick auf die Fortführung von Maß- obwohl sie sie vergleichbar gründlich vorbereitet hatten und nahmen nach Ende des Modellprojekts sowie obwohl alle Schulen ermuntert werden, Alternativen zur 45’- die Vielzahl von Neuerungen und Änderungen parallel zu Stunde zu suchen.«(Controlling IV) Q dem Modellprojekt.« aus dem Bericht der Region Krefeld seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 76 76 Schulentwicklung in der Region Regionale Konzepte zu diesem Arbeitsfeld gibt es noch wenige; 3.3.2 Ressourcenbewirtschaftung es handelt sich im Projekt fast ausschließlich um einzelschulische Vorhaben. Ein Beispiel für ein regionales Projekt in Die der einzelnen Schule zur Verfügung stehenden Ressourcen diesem Feld ist in der Region Rhein-Sieg-Kreis im Rahmen des sind traditionell ein Stein des Anstoßes und erfahrungsgemäß Teilprojektes »Harmonisierung des Übergangs von Schüle- immer zu gering, um die an Schule gestellten Aufgaben erle- rinnen und Schülern in die Sek I« entstanden. Alle Troisdorfer digen zu können. Daran kann zunächst auch die proklamierte Grundschulen haben sich dazu verpflichtet, den gemeinsam Umsteuerung des Gesamtsystems von der Inputsteuerung zur entwickelten und evaluierten Kompetenzbeurteilungsbogen ab Outputsteuerung nichts ändern. Da es in diesem Modellvor- Klasse 3 einzusetzen, um Laufbahnentscheidungen passge- haben nicht darum gehen konnte, die bereitgestellten Res- nauer, sicherer und transparenter zu machen und damit Lauf- sourcen einfach zur erhöhen, wählte der Gesetzgeber auch hier bahnbrüche zu vermeiden.98 den Weg, den Schulen größere Gestaltungsfreiräume beim Die regionalen Steuergruppen haben die Einzelschulen in Einsatz und vor allem bei der Verwendung der verfügbaren Res- einigen Regionen insofern unterstützt, als sie Workshops oder sourcen zu gewähren. Es galt die Vermutung zu verifizieren, Märkte der Möglichkeiten oder andere Arbeitsformen zum Er- dass die Entscheidungen vor Ort über die Mittelverwendung zu fahrungsaustausch organisierten. einer Effizienzsteigerung an der jeweiligen Schule führen werden. 3.3.1.3 Schlussfolgerungen und Perspektiven 3.3.2.1 Konzept und Implementierung Vor dem Hintergrund einer systematischen Unterrichtsentwicklung verbunden mit einem professionalisierten Schulent- Die verschiedenen Zuständigkeiten sowie die Gesetzmäßig- wicklungsmanagement können größere Gestaltungsfreiräume keiten der öffentlichen Haushaltsführung machen jedoch auch im Bereich der Unterrichtsorganisation im Sinne einer stär- dieses Vorhaben sehr komplex. Zum einen erhalten die Schulen keren Eigenverantwortung einen wesentlichen Beitrag dazu Ressourcenzuweisungen vom Land und vom Schulträger, zum leisten, die Qualität der schulischen Arbeit und insbesonde- anderen muss insbesondere mit Blick auf die Gestaltungsfrei- re des Unterrichts zu verbessern, wenn räume deutlich zwischen Personalmitteln und Sachmitteln un- Q allen eigenverantwortlichen Schulen die Möglichkeit er- terschieden werden. Das Land stellt nach wie vor den Schulen öffnet wird, ihre Unterrichtsorganisation selbst zu gestalten im Wesentlichen Personalstellen (für das pädagogische Per- und sie dabei entsprechende Perspektiven und Verfah- sonal) und nicht ein Personalbudget sowie im begrenzten renssicherheiten erhalten, die interne und externe Evalua- Umfang auch ein Sachmittelbudget zur Verfügung. Die Schul- tionsmaßnahmen zur Qualitätssicherung einschließen, träger weisen ebenfalls Personalstellen (für das nicht-pädago- eine deutliche Rollenklärung zwischen beratender Schul- gische Personal), aber kein Personalbudget sowie ein deutlich aufsicht und evaluierender Schulaufsicht (Qualitätsanalyse umfangreicheres Sachmittelbudget zu. Während auf kommu- bzw. Inspektion) vorgenommen wird, naler Seite seit Jahren eine sehr weitreichende Budgetierung die einzelschulischen Vorhaben landesweit koordiniert und dieser Sachmittel (mit gegenseitiger Deckungsfähigkeit und nach transparenten Kriterien ausgewertet werden, damit jährlicher Übertragbarkeit) von den Schulen mit Erfolg prakti- die Schulen landesweit davon profitieren können. ziert wurde, baut das Land gerade erst Ansätze für eine solche Q Q Budgetierung bei den Sachmitteln auf. Bei der Budgetierung der Personalmittel gab es jedoch auf beiden Seiten erhebliche rechtliche und politische Bedenken, sodass hier wenig Gestaltungsfreiraum zu erwarten war.99 98 Vgl. Bürvenich/Simon (2007). 99 Einen weitreichenden Ansatz auch für die Budgetierung der Personalmittel erprobt das Land Hessen im Pilotversuch »Schule gemeinsam verbessern«, der in der Region Groß-Gerau bis 2008 durchgeführt wurde. Zwischenzeitlich hat dieses Projekt dazu beigetragen, dass die systematische Ausweitung dieses Ansatz auf alle Regionen des Landes begonnen wurde. Vgl. Blum/Männle (2004). seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 77 77 Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiräume Im Modellvorhaben verpflichteten sich die Schulträger, ihre Im Projektverlauf sollte nun herausgefunden werden, wie die Schulen bei der weiteren Professionalisierung im Umgang mit Schulen mit diesen Instrumentarien umgehen und welche Ver- der Sachmittelbudgetierung zu unterstützen und die Gestal- wendung die so gewonnenen Finanzmittel an den Schulen tungsfreiräume noch weiter auszubauen. Das Land erklärte in finden. Interessant waren dabei vor allem folgende Fragen: den Kooperationsvereinbarungen seine Bereitschaft, den beteiligten Schulen für die Laufzeit des Projektes einige völlig Q neue Instrumentarien der Bewirtschaftung seiner Ressourcen100 zur Erprobung an die Hand zu geben: Für die Finanzierung welchen Personals werden die Schulen die gewonnenen Finanzmittel einsetzen? Q Wandeln die Schulen Personalmittel des Landes in Sachmittel um und wenn ja, wofür werden diese Mittel einge- Q Bereitstellung verbindlicher Stellenpläne für jede beteiligte Schule, damit eine gesicherte Einsatzplanung sowie ein be- Q Verwenden die Schulen Landesmittel zur Finanzierung von gründeter Soll-Ist-Vergleich erfolgen konnten, Schulträgeraufgaben und wenn ja, welche Ausgaben wer- Nachbesetzung freier Stellen (im Zuge der für alle Schulen den damit getätigt? des Landes üblichen „schulscharfen“ Stellenausschrei- Q setzt? Q Q Welche Verfahrensprobleme entstehen bei der Mittelver- bung) während des gesamten Schuljahres, d.h. auch außer- wendung innerhalb der Schule sowie in der Kommunikation halb der offiziellen Einstellungstermine, zwischen Schulträger und Schule und wie werden sie Möglichkeit zur Kapitalisierung freier Stellen (auch nur für gelöst? bestimmte Zeiträume oder Stellenanteile), die nach diesem Soll-Ist-Vergleich besetzbar waren. Die Gestaltungsfreiräume wurden weit gesteckt, weil die Projektträger – und im übrigen auch die teilnehmenden Schulen – Hinsichtlich der Verwendung der damit erreichbaren finan- an dieser Stelle eine besondere Wirksamkeit durch die einzel- ziellen Mittel gab es außer der Beachtung des Projektkontextes schulische, sehr flexible Ressourcenbewirtschaftung erwartet und der vereinbarten Zielsetzungen keinerlei einschränkende haben. Es war zum Projektbeginn nicht absehbar, in welchem Vorgaben seitens des Landes, wobei die Pflicht zur sach- und Umfang die Schulen die ermöglichten Instrumentarien nutzen fachgerechten Erteilung des vollständigen Unterrichtspro- und welche Konsequenzen sich gegebenenfalls für das Ge- gramms und zur Einhaltung der Regelungen für die öffentliche samtsystem ergeben würden. Hier handelte es sich demnach Haushaltsführung als deutliche Grenze gesetzt war. Auch exi- um eine Erprobung und nicht unbedingt um eine vorauslau- stierten zum Projektbeginn keine expliziten Verfahrensvor- fende Entwicklung im Modellvorhaben. schriften für die innerschulische Entscheidungsfindung sowie Der besonders weit gesteckte Rahmen im Bereich der Res- für die Vergabe und die Verwendungsnachweise, da hierfür sourcenbewirtschaftung drückt sich auch im Schulentwick- auch keine Erfahrungen vorlagen. lungsgesetz vom November 2001 aus, in dem sogar die Zuweisung von Stellen, Personal- und Sachmittel vom Land und vom Schulträger im Rahmen eines einheitlichen (Gesamt-)Budgets angedacht und ermöglicht wurde, über das die Schulen in selbstständiger Bewirtschaftung hätten verfügen können.101 100 Auf die Einbeziehung der schulischen Fortbildungsbudgets soll hier verzichtet werden, da es sich nicht um eine projektspezifische, sondern eine allen Schulen des Landes gewährte Maßnahme handelte. Auch soll hier nicht auf die projektbezogenen Zuweisungen von Personalstellen in Form von Freistellungen (im Umfang einer halben Stelle) für die Durchführung der Projektarbeiten eingegangen werden. 101 Vgl. Schulentwicklungsgesetz, Art. 1, Absatz 4, verfügbar unter w www. schulministerium.nrw.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 78 78 3.3.2.2 Ergebnisse und Wirkungen Schulentwicklung in der Region Erst auf dem Hintergrund der verbindlichen Stellenpläne sowie durch den so ermöglichten Soll-Ist-Vergleich verbunden mit der Die von allen Seiten erwartete Bedeutung dieses Handlungs- Besetzungsgarantie waren die Modellschulen in der Lage, auf feldes und seine oftmals schwierige verwaltungstechnische die für sie geschaffene »unterjährige« Nachbesetzung freige- Umsetzung wurden im Projektverlauf vollständig bestätigt. wordener Stellen oder Stellenanteile zurückzugreifen oder Mehr als 92% der Schulen betonen die Wichtigkeit der ihnen diese freien Stellen bzw. Stellenanteile im Rahmen vorgege- zugestandenen flexiblen Ressourcenbewirtschaftung für die bener Pauschbeträge103 in Finanzmittel umzuwandeln (zu ka- Realisierung ihrer einzelschulischen Vorhaben im Projekt- pitalisieren). Während die »unterjährige« Nachbesetzung den kontext, und mehr als 86% der Schulen geben an, dass sie in Projektschulen die Möglichkeit eröffnete, frühzeitig 104 auf diesem Feld sehr viel durch das Projekt gelernt haben.102 beste und gute BewerberInnen zuzugreifen, konnte sich die Möglichkeit zur Kapitalisierung in zweierlei Hinsicht positiv auswirken. Zum einen spülte diese Variante Finanzmittel in die »Die Schulen sind nunmehr in der Lage, auch aus kleinen Rest- Schulen, über die sie frei, wenn auch im Projektzusammenhang mitteln etwas zu machen, in einzelnen Bereichen eingespartes verfügen konnten. Zum anderen stellten die so gewonnenen Fi- Geld an anderer Stelle einzusetzen und eigene Schwerpunkte nanzmittel zumindest einen Ausgleich für nicht verfügbare Leh- zu bilden. Zudem gibt es weniger Konflikte zwischen Schul- rerInnen dar, denn für einige Schulformen, für einige Unter- träger und Schule. Von Seiten des Schulträgers lässt sich eine richtsfächer oder für befristete Anstellungen gab es zum Teil hohe Kompetenz und ein ebenso hohes Verantwortungsbe- gar keine BewerberInnen, jedenfalls nicht zu dem gewünschten wusstsein der Schule im Bereich der Sachmittelbudgetierung Zeitpunkt. feststellen.« aus dem Bericht der Region Krefeld »Die Erteilung des vorgesehenen Unterrichts gemäß Stundentafel, von Vertretungsunterricht und die Erfüllung weiterer AufNach anfänglichen Schwierigkeiten bei der verwaltungstechni- gaben, für die die Schule zweckgebundene Stellenzuweisun- schen Umsetzung hatten alle teilnehmenden Schulen späte- gen erhält, muss dabei gewährleistet bleiben. Eigenverantwort- stens mit Beginn des zweiten Projektjahres jährlich ihren ak- lichkeit der Schulen bedingt auch einen verstärkten eigenver- tuellen und verbindlichen Stellenplan seitens der zuständigen antwortlichen Umgang mit finanziellen Budgets innerhalb der Bezirksregierung bzw. des Schulamtes erhalten. Sie erhielten Schule. Er ermöglicht Flexibilität, um auf unvorhergesehene auch die Zusage, dass sie 100% der Soll-Stellen besetzen Herausforderungen kurzfristig, flexibel und zielgerichtet rea- konnten, wodurch eine erhebliche Planungssicherheit für die gieren zu können.« Schulen hinsichtlich ihres pädagogischen Personals hergestellt aus dem Bericht der Region Duisburg wurde. »Die Zuweisung eines festen Stellenplanes und dessen eigenständiger Bewirtschaftung hat sich als wirksames Steuerungsmittel für den Prozess der Schulentwicklung bewährt. Zügige Besetzung frei gewordener Stellen oder freier Stellenanteil durch befristete Anstellungen verminderten den Unterrichtsausfall und ermöglichten schulscharfe Einstellungen, die die Profilbildung der Schule unterstützen.« aus dem Bericht der Region Solingen 102 Controlling IV 2007. 103 Vgl. Kooperationsvereinbarungen § 5 Abs. 1, zu finden unter w www.selbststaendige-schule.de. 104 Dieser Sachverhalt erweckte gelegentlich den Unmut derjenigen Schulen, die nicht am Modellvorhaben beteiligt waren. Sie fühlten sich (sicherlich zu Recht) benachteiligt beim Wettbewerb um die besten BewerberInnen. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 79 79 Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiräume Im Projektverlauf haben zahlreiche Schulen aller Schulformen und aus allen Regionen von der Möglichkeit zur Kapitalisierung freier und besetzbarer Stellen bzw. Stellenanteile Gebrauch gemacht oder sahen sich gezwungen, Personalstellen in Finanzmittel umzuwandeln, da keine LehrerInnen verfügbar waren. Inwieweit die innerschulischen Entscheidungsprozesse zur Frage, ob die Schule überhaupt kapitalisieren will, dem Prinzip erweiterter Partizipation entsprachen, d.h. ob Steuergruppen, Lehrerräte, Kollegien und die anderen Mitwirkungsgremien mit dieser Fragestellung befasst waren, konnte im Projekt, abgesehen von einzelnen Rückmeldungen, leider nicht festgestellt werden. Hinsichtlich des Umfanges der kapitalisierten Mittel gab es erhebliche Unterschiede. Große Systeme (insbesondere Berufskollegs) haben deutlich mehr Stellen bzw. Stellenanteile kapitalisiert als dies bei kleinen Systemen der Fall war. Ob diese Unterschiede sich daraus ergaben, dass größere Systeme auch größere Schwierigkeiten hatten, entsprechende Bewer- »Die Möglichkeit der Kapitalisierung von Personalmitteln wird berInnen zu finden oder ob sie sich eher in der Lage sahen, als effektive und flexible Möglichkeit angesehen und von den trotz Umwandlung von Lehrerstellen den vorgeschriebenen Un- Projektschulen äußerst positiv eingeschätzt.« terricht vollständig zu erteilen, konnte durch das Projektcon- aus dem Bericht der Region Kreis Unna trolling nicht ermittelt werden. »Die Möglichkeiten zur Kapitalisierung und Budgetverwaltung haben die Effizienz gesteigert und sollen Bestand haben, um den flexiblen Einsatz von Mitteln zu ermöglichen.« aus dem Bericht der Region Kreis Recklinghausen »Die Kapitalisierung erhöht offensichtlich die Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten und trägt somit als Gelingensbedingung zu schulischer Entwicklung bei.« aus dem Bericht der Region Rhein-Sieg-Kreis »Die Kapitalisierung schafft neue Handlungsoptionen, die das Erreichen der Ziele der Qualitätsentwicklung von Unterricht und anderer schulischer Prozesse ganz wesentlich beeinflusst. Es ist zu befürchten, dass mit dem Wegfall der Kapitalisierung ohne ein Äquivalent die Taktfrequenz von Schulentwicklung sich erheblich verringern wird. Unsicher sind die Fortsetzung der schulbezogenen Systemadministration und die Betreuung des Schülerselbstlernzentrums.« aus dem Abschlussbericht eines Berufskollegs in der Region Dortmund seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 80 80 Schulentwicklung in der Region Da die Verwendung der kapitalisierten Mittel im alleinigen Ent- Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Schulen scheidungsbereich der Schule lag, muss es für den Ressour- das Geld sehr kreativ und im Projektkontext sehr zielgerichtet cengeber von besonderem Interesse sein zu erfahren, wofür und verantwortungsbewusst verwendet haben. In keinem Fall die zum Teil erheblichen Finanzmittel eingesetzt worden sind. wurde leichtfertig mit der Umwandlung von Lehrerstellen um- Einerseits lässt sich feststellen, dass der größte Teil der so ge- gegangen, sodass in vielen Fällen davon ausgegangen werden wonnenen Finanzmittel für die Einstellung neuen Personals ver- kann, dass Stellen bzw. Stellenanteile kapitalisiert wurden, wendet wurde. Dabei ging es in erster Linie um die Integration weil man so wenigstens das Geld hatte, das dem Wert des nicht anderer Professionen in das Lehrerkollegium (Informatiker, verfügbaren Lehrpersonals zwar entsprach, es aber nicht er- Therapeuten, Handwerker, Künstler, Sozialarbeiter, Ingenieure, setzte. Die Schulen haben mit großer Zustimmung und Aner- VertreterInnen anderer Fächer), die im »normalen« Einstel- kennung wahrgenommen, dass das Land sich an dieser schwie- lungsverfahren nicht hätten eingestellt werden können. rigen Stelle erheblich bewegt hat, um den Schulen mehr und bessere Möglichkeiten zur flexiblen Ressourcenbewirtschaftung zu eröffnen, ohne die Ressourcen zu erhöhen. »Die landesseitig eröffnete Möglichkeit flexiblerer Nutzung Hinsichtlich der formalen Abläufe bei der Auftragsvergabe, nicht beanspruchter Vertretungsmittel oder Teile der halben bei den vertraglichen Verpflichtungen sowie bei den Zahlungen Stelle sowie vorübergehend nicht besetzter Lehrerstellen wird und Verwendungsnachweisen wurden im Projektverlauf neue intensiv und sehr vielfältig wahrgenommen. In personeller Hin- und eindeutige Regelungen in Abstimmung mit den Regionen sicht eröffnen sich damit vor allem Möglichkeiten, Unterstüt- und dem Landesrechnungshof vereinbart, die die kassenfüh- zungsleistungen in die Schulen zu holen, die lehrerseitig nicht renden und nachweispflichtigen Kommunen rechtlich entlasten oder weniger professionell oder nur relativ unökonomisch er- und die Schulen nicht über Gebühr in ihrer gerade gewonnenen bracht werden können. Typisch für solche unterrichtsnahen Eigenverantwortung einschränken. Dienstleister sind Sozialarbeiter, Netzwerkbetreuer, Bibliothekskräfte oder studentische Hausaufgabenbetreuungen. Die Beschäftigung erfolgt auf der Basis befristeter Verträge oder »Ein entscheidender Schritt bei der Qualitätsentwicklung auf Honorarbasis aus den Kapitalisierungsmitteln. Des Wei- selbstständiger Schulen kann darüber hinaus durch die teren werden solche Mittel eingesetzt, um den großen Fortbil- Schaffung eines Gesamtbudgets für die Personal- und Sach- dungsbedarf mit abzudecken.« mittel erreicht werden. Die einzelne Schule könnte je nach aus dem Bericht der Region Köln Bedarf befristete pädagogische Kräfte, sonstiges Lehr- oder technisches Personal einsetzen und auch einzelne Stellen »umrechnen«, um Personal für Schulentwicklung, Verwaltung oder Andererseits wurde ein Teil dieser Mittel auch für Angelegen- Management zu gewinnen. Das verfügbare Budget könnte da- heiten verausgabt, die bei enger Betrachtung durchaus als Auf- mit auch flexibler als Personal- oder Sachmittelausgabe ver- gaben des Schulträgers gesehen werden können. Dabei han- wendet werden.« delte es sich um pädagogisches Material, um Ausstattungs- aus dem Bericht der Region Krefeld gegenstände, die für die Realisation eines schulischen Vorhabens (im Rahmen von »bewegter Pause«, Mediothek, Selbstlernzentrum etc.) notwendig waren, um die Gestaltung der Lernumgebung oder um die Ergänzung von Lernausstattungen. Ein weiterer Teil wurde für Fortbildungen und externe Beratungsleistungen ausgegeben, die vor allem mit Blick auf Schulmanagement und Unterrichtsverbesserung eingekauft wurden. Nicht zuletzt haben Schulen einen Teil in die Rücklagen gegeben, da sie entweder noch nicht entschieden hatten, für welche Maßnahme sie das Geld verwenden wollten, oder weil sie für eine größere Investition ansparen wollten. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 81 81 Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiräume 3.3.2.3 Schlussfolgerungen und Perspektiven Auch wenn die neuen Instrumentarien für eine flexiblere Ressourcenbewirtschaftung nur erprobt werden sollten, ohne be- Nach nahezu sechsjähriger Erprobungszeit kann für den Be- reits eine vorauslaufende Entwicklung darzustellen, so kann reich der Ressourcenbewirtschaftung festgestellt werden: doch davon ausgegangen werden, dass ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung der Eigenverantwortung der Schulen ge- Q Die Bereitstellung verbindlicher Stellenpläne für die Schu- leistet wird, wenn im Bereich der Ressourcenbewirtschaftung len ist verfahrenstechnisch geklärt und durch entsprechende Abstimmungsgespräche zwischen Schule und Schul- Q unterjährigen Einstellungsmöglichkeit eine 100%ige Stel- Q wird, fügbar sind. Die Umwandlung von freien und besetzbaren Lehrerstellen Q Q der schulindividuelle Aufbau von multiprofessionellen Kol- in Finanzmittel ist bezogen auf den Verwaltungsablauf im legien durch die Möglichkeit zur geregelten Einstellung an- Projektverlauf optimiert worden und eröffnet den Schulen derer Professionen auf Lehrerstellen bzw. Stellenanteilen – die Möglichkeit, ein multiprofessionelles Kollegium aufzu- sei es über den Umweg der Kapitalisierung oder in einem bauen. Q auf der Basis von Soll-Ist-Vergleichen eine unterjährige Einstellung und Nachbesetzung für alle Schulen ermöglicht lenbesetzung, wenn entsprechende BewerberInnen verQ verbindliche Stellenpläne für alle Schulen bereitgestellt und mit ihnen abgestimmt werden, aufsicht untermauert. Sie sichern in Verbindung mit der Die Verfügbarkeit von zusätzlichen Finanzmitteln (anstelle anderen Verfahren – unterstützt wird, Q die äquivalenten Finanzmittel für tatsächlich nicht be- von Lehrern) ermöglicht den Schulen auf vielfältige Weise setzbare Stellen bzw. Stellenanteile (aufgrund fehlender die Realisierung pädagogischer Vorhaben zur Steigerung BewerberInnen) den Schulen zur Verfügung gestellt wer- der Qualität schulischer Arbeit und insbesondere des Un- den, damit diese eine angemessene Unterrichtserteilung terrichts. vor Ort sichern können, Die Schulen begrüßen ausdrücklich, dass sie wenigstens Q die Sachmittel des Schulträgers und des Landes den die Finanzmittel erhalten, wenn schon keine geeigneten Be- Schulen in einem einheitlichen Budget (mit gegenseitiger werberInnen im Einstellungs- und Nachbesetzungsver- Deckungsfähigkeit und Übertragbarkeit) zur eigenverant- fahren verfügbar sind. wortlichen Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt werden, Q die Schulen eine rechtliche und verwaltungsmäßige Unterstützung für die Abwicklung und Umsetzung ihrer Ent- »Die Flexibilisierung ermöglichte die Umsetzung von Vorhaben scheidungen (Back-Office) erhalten. wie z.B. die Einrichtung von Teamstunden, die die Unterrichtsqualität maßgeblich verbessert haben. Auch finanzielle Mittel »Insgesamt wird die flexible Ressourcenbewirtschaftung als konnten weitaus gezielter als bisher eingesetzt werden, da es sehr hilfreich, wenn nicht gar als unabdingbar wahrgenommen.« keine Zweckbindung oder zeitliche Frist mehr gibt.« aus dem Bericht der Region Köln »Unterrichtsentwicklung ohne Ressourcen gerät schnell an Grenzen. Neue Unterrichtsskripte, die gewünschte eigenverantwortliche Lernhaltung der Schüler/ innen setzt auch bestimmte Möblierung/Ausstattung der Lernräume voraus und und ein schulisches Ambiente, das zum ganztägigen Aufenthalt einlädt und nicht Fluchtreflexe bei Lehrer/ innen und Schüler/ innen auslöst.« Kommentare von Schulen im Controlling IV 2007 seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 82 82 3.4 Schulentwicklung in der Region Partizipation und Mitwirkung 3.4.1 Konzept und Implementierung Das Projekt »Selbstständige Schule« hatte sich im Arbeitsfeld Schulentwicklung als kontinuierlicher Prozess der Qualitäts- »Partizipation und Mitwirkung« im Wesentlichen zwei Ziele ge- verbesserung kann nur gemeinsam gelingen. Es sollte deshalb setzt: In den »Selbstständigen Schulen« sollte erprobt werden, erprobt werden, ob die Lehrkräfte z. B. bei der Aufnahme von ob und wie durch eine stärkere Beteiligung der Eltern, Lehre- Schülerinnen und Schülern zukünftig mitwirken und wie über rInnen und SchülerInnen an den Entscheidungen eine stärkere die Zusammensetzung der Klassen entschieden werden sollte Identifikation mit den Zielen der Schule und eine größere Zu- oder wie SchülerInnen mit ihren Eltern an der Einrichtung von friedenheit erreicht werden kann. Es sollten neue Formen der Förderkursen beteiligt werden können. Um den Partizipations- Partizipation und Mitwirkung erprobt werden mit dem Ziel, eine gedanken organisatorisch abzusichern, stand auch die Stimm- teamorientierte Schul- und Managementkultur an selbststän- rechtsverteilung in den Schulmitwirkungsgremien zur Dispo- digen Schulen zu entwickeln. Dazu sollten insbesondere auch sition. Durch die VOSS waren dazu die gesetzlichen Voraus- die Lehrerräte beitragen. Im Rahmen eines Teilprojektes wur- setzungen geschaffen worden.105 Die Modellschulen konnten den deshalb neue Formen der Partizipation und Mitwirkung von vom Schulmitwirkungsgesetz abweichen und besondere Rege- Lehrerräten erprobt. lungen zur Schulverfassung treffen sowie den gesetzlichen Regelungen gleichwertige Formen der Schulmitwirkung erproben. Beispielsweise war es möglich, das Verhältnis zwischen den »Die kommunalen Bildungsforen dienen u.a. der aktiven Be- Mitwirkungsberechtigten bei der Zusammensetzung der Schul- teiligung von Schülerinnen und Schülern als eigentlicher Ziel- konferenz und anderer Gremien zu verändern. Der pädago- gruppe der Anstrengungen im Bildungsbereich an den Ent- gische Grundgedanke hinter diesen organisatorischen Verän- wicklungsprozessen. Die konkrete Umsetzung erfolgte in Form derungen war es, die Schülerinnen und Schüler durch eine von Schülerinnen und Schüler-Kongressen. … Über die kom- partnerschaftliche Schulkultur zur Übernahme von Mitverant- munalen Bildungsforen zur Partizipation von Eltern wurden wortung in Gesellschaft und Staat zu befähigen und durch andere Formen der Elternarbeit erprobt. Inhalte waren jeweils mehr Beteiligung an für sie wichtigen Entscheidungen ihre Ver- Fragen der Schul- und Unterrichtsentwicklung, aber auch der antwortung für die eigene Lernbiografie zu stärken. konkreten Verständigung über die Erziehungs- und Bildungs- Im Zuge der zunehmenden Verlagerung von Entscheidungen arbeit als Auftrag von Lehrerinnen und Lehrern, aber vor allem und Gestaltungsmöglichkeiten auf die einzelne Schule vollzieht auch der Eltern.« besonders die Schulleitung einen bedeutsamen Funktions- aus dem Bericht der Region Kreis Herford wechsel. Die LeiterInnen selbstständiger Schulen übernehmen (zumindest teilweise) Aufgaben und Rolle von Dienstvorgesetzten (vgl. Kapitel 3.2.2). Dadurch verändert sich formal wie auch inhaltlich die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gremien und Funktionsgruppen in der Schule. Die Stärkung der SchulleiterInnen, insbesondere im Bereich der Personaleinstellung und Personalentwicklung, hat vor allem für die Arbeit von Lehrerräten Konsequenzen. Bislang wurde dem Lehrerrat eine Rolle zugewiesen, die sich nach dem damals geltenden Schulmitwirkungsgesetz definierte. Mit den erweiterten personalrechtlichen Kompetenzen der Schulleitung sollte im Projekt erprobt werden, inwieweit die Rechte von Lehrerräten denen von Personalräten nach dem Landespersonalvertretungsgesetz angepasst werden sollten und welche Konsequenzen sich für die Kooperation der Schulleitung mit dem personalvertretungsrechtlich stärker gewordenen Lehrerrat ergeben. 105 Verfügbar unter w www.schulmisterium.nrw.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 83 83 Participation und Mitwirkung »Aufgaben der bisher schulformbezogenen Personalräte über- Modellvorhaben (VOSS) festgeschrieben war, auf die formale nahmen korrespondierend zu den neuen Kompetenzen der Einrichtung schulischer Personalräte verzichtet. Soweit an den Schulleiterinnen oder der Schulleiter an den Modellschulen der Modellschulen den LeiterInnen Aufgaben eines/r Dienstvorge- jeweilige Lehrerrat. Hierdurch wurde schnelle, zielgerichtete setzten übertragen wurden, die nach dem Landespersonalver- sowie vor allem ortsnahe und angemessene Entscheidungen tretungsgesetz beteiligungspflichtig waren, trat für diese Tat- gewährleistet.« bestände der Lehrerrat an die Stelle des Personalrates. Der aus dem Bericht der Region Dortmund Lehrerrat übernahm Teilaufgaben der Personalvertretung, blieb aber weiter ein Organ der Schulmitwirkung. Welche Fortbildungen der Lehrerrat für eine angemessene Wahrnehmung Um diese auch für die Schulentwicklung relevanten Aspekte dieser Aufgaben und welche räumlichen und zeitlichen Ar- der Mitwirkung und Mitbestimmung angemessen bearbeiten beitsbedingungen er dafür benötigte, sollte im Teilprojekt her- zu können, wurde im Rahmen des Modellvorhabens das drei- ausgefunden werden. jährige Teilprojekt »Mitwirkung – Mitbestimmung – Mitge- Im Rahmen dieses Teilprojektes sollte darüber hinaus un- staltung in Schulen« als Kooperationsprojekt zwischen dem tersucht werden, welche Rahmenbedingungen geschaffen Deutschen Gewerkschaftsbund, Bezirk NRW, dem Ministerium werden und welche Unterstützungsleistungen (Qualifizierung) für Schule und Weiterbildung und der Bertelsmann Stiftung ge- für die Mitglieder des »neuen« Lehrerrates angeboten und ge- startet. Mit der Durchführung des Teilprojektes wurde die Tech- sichert sein müssen, um ein im Sinne der ganzen Schule funk- nologieberatungsstelle NRW (TBS), eine gemeinsame Ein- tionierendes Co-Management zwischen Leitung und Personal- richtung des Landes Nordrhein-Westfalen und des DGB, beauf- vertretung gestalten zu können. Der Zusammenarbeit von tragt. Schulleitung, schulischer Steuergruppe und Lehrerrat sollte Neben der Bearbeitung der vertretungsrechtlichen Fragen dabei besondere Aufmerksamkeit zukommen. sollten im Rahmen des Teilprojektes auch neue Formen und In- Die Implementierung der neuen Partizipations- und Mitwir- halte der Beteiligung von Lehrerräten erprobt werden, die sich kungsmodelle sollte zweistufig erfolgen: Die im Teilprojekt mo- auf die Qualitätsentwicklung der Schule bezogen. Ausgangs- dellhaft entwickelten und erprobten Formen der Lehrerrats- punkt dieser Fragestellung war die aktuelle Entwicklung in der arbeit sollten nach Überprüfung und Nachjustierung zunächst Personal- und Betriebsratsarbeit in Unternehmen. Immer mehr auf die 278 selbstständigen Schulen des Modellvorhabens und betriebliche Personalvertretungen bemängelten ihre einge- anschließend auf alle nordrhein-westfälischen Schulen über- schränkte, nur reagierende Rolle, die fast ausschließlich darin tragen werden. bestand, Maßnahmen des Arbeitgebers auf soziale Verträglichkeit zu überprüfen und ggfs. für eine Abfederung Sorge zu tragen. Zunehmend mehr betriebliche Personalvertretungen »Bei allen Projektschulen wurden Lehrerräte installiert, die für wollten mehr Verantwortung für die Entwicklung ihres Unter- einen bestimmten Zeitraum (zwischen zwei und vier Jahren) ge- nehmens übernehmen und in die Management- und Entschei- wählt wurden und in regelmäßigen Abständen tagen. Lediglich dungsprozesse frühzeitig eingebunden und daran beteiligt von einer Schule wurde angemerkt, dass gezielte Ausführun- werden. Im Sinne dieses sogenannten »Co-Managements« gen zur Lehrerratsarbeit fehlen ... Bei allen anderen Schulen sollten im Projekt neue Mitwirkungsmodelle für Lehrerräte in scheint der Lehrerrat seinen Platz und seine Aufgaben in der Schulen erprobt werden. Den Mitgliedern von Lehrerräten Schule gefunden zu haben. So fungiert dieser neben den obli- sowie den LeiterInnen selbstständiger Schulen sollte dabei mit gatorischen Aufgaben auch als Mittler bei Fragen der Unter- entsprechender Unterstützung die Chance eröffnet werden, richts- oder Stundenplangestaltung oder der Langzeitver- sich dieses neue Gestaltungsfeld zu erschließen und die neuen tretung. Die regionale Steuergruppe ist der Auffassung, dass Rollen und Aufgaben angemessen zum Wohle der ganzen sich die Zusammenarbeit und damit das Zusammenwirken von Schule wahrnehmen zu können. Schulleitung, Steuergruppe und Lehrerrat mehrheitlich in der Am Teilprojekt beteiligten sich sechs Schulen verschiedener Schulformen und aus unterschiedlichen Modellregionen nach entsprechenden Beschlüssen der Lehrer- und Schulkonferenzen. Dabei wurde, wie es in den Regelungen für das Region als tragfähiges Konstrukt be-währt hat.« aus dem Bericht der Region Kreis Unna seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 84 84 3.4.2 Schulentwicklung in der Region Ergebnisse und Wirkungen Q Durch die neue Aufgabenzuweisung an die Lehrerräte kommt dem Verhältnis und der Aufgabenabsprache zwi- Wenngleich die VOSS explizit die Möglichkeiten eröffnet hatte, schen Schulleitung, Steuergruppe und Lehrerrat mit Blick die formalen Stimmrechtsverteilungen in den schulischen Mit- auf eine ganzheitliche Schulentwicklung eine besondere wirkungsgremien zu verändern, so haben doch nur sehr wenige Bedeutung zu. Mehr als 93 % aller Projektschulen schätzen 106 Jedoch haben mehr als die Zusammenarbeit zwischen diesen drei Gremien als po- 75 % der Schulen rückgemeldet107, dass ihre Entwicklungs- sitiv und funktionierend ein.111 Zu den Veränderungen in der arbeit sehr stark von einer erweiterten, nicht formalen Partizi- Zusammenarbeit von Lehrerrat mit den anderen Schul- pation der Beteiligten profitiert hat. Dies macht deutlich, dass gremien zählte auch, dass die Lehrerkonferenzen sich das Projekt, d. h. auch die sensibilisierenden Qualifizierungs- deutlich stärker als bisher mit der inhaltlichen Arbeit des maßnahmen für Schulleitungen und Steuergruppen dazu bei- Lehrerrates befassten. Schulen davon Gebrauch gemacht. getragen haben, die am Schulleben direkt oder indirekt beteiligten Akteure stärker als bisher einzubeziehen und die Schulund Qualitätsentwicklung zu einer Angelegenheit aller zu »Verstärkt wurde im Projektzeitraum die Mitwirkung in der machen. Schule durch folgende Maßnahmen: Q Neue Formen kooperativer Zusammenarbeit mit Eltern, z.B. Elternschule EliS Verlauf und Ergebnisse des Teilprojektes sind in der Projektpublikation »Selbstständigkeit und Partizipation« dargelegt.108 Q Lehrerberatung durch Eltern Daraus wird ersichtlich, dass die Lehrerräte an den beteiligten Q Erweiterung der Schulkonferenz um Mitarbeiter/-innen der Schulen in sehr unterschiedlicher Art und Weise in die schulische Entwicklungsarbeit einbezogen waren. An allen betei- Schule.« aus dem Bericht der Region Münster ligten Schulen des Teilprojektes waren folgende Entwicklungen zu erkennen: »Besonders im Einstellungsverfahren, in dem der Lehrerrat Q Die im Teilprojekt durchgeführten Qualifizierungs- und Un109 terstützungsmaßnahmen für alle Mitglieder der Lehrerräte wurden sehr positiv eingeschätzt. Die Lehrerräte haben formal kein Stimmrecht hat, wurde die Meinung des Lehrerrats sehr respektiert.« aus dem Bericht eines Berufskollegs in der Region Dortmund deutlich an Bedeutung gewonnen, indem sie ihre neuen Aufgaben auch professionell aufgegriffen und ausgeführt Q haben. »Die Verlagerung von Zuständigkeiten auf den Lehrerrat als Die Zusammenarbeit zwischen den LeiterInnen selbststän- Personalrat hat nicht zu den zunächst erwarteten Überlastun- diger Schulen und den Lehrerräten konnte besonders durch gen und/oder zu unlösbaren Problemen an den Schulen ge- eine stärkere Formalisierung der Kooperationsabläufe ver- führt.« bessert werden. Informelle Gespräche »zwischen Tür und aus dem Bericht der Region Krefeld Angel« wurden zwar nicht abgeschafft, aber sie wurden durch stärker formelle Mitbestimmungsroutinen ergänzt, wie beispielsweise dadurch, dass Schulleitung und Lehrerrat regelmäßige Abstimmungs- und Planungsgespräche durchführten und zu entsprechenden Absprachen kamen. Allerdings muss vermerkt werden, dass an weniger als 20 % der Schulen überhaupt schriftliche Vereinbarungen zwischen Schulleitung und Lehrerrat existieren.110 106 Hierbei handelt es sich fast ausschließlich um Berufskollegs, die über diese Regelung die Mitwirkungsmöglichkeiten der Ausbildungsbetriebe und anderer Vertreter der regionalen Wirtschaft verbessern wollten. 107 Controlling IV 2007. 108 Vgl. Diekenbrock/Schröder (2006). 109 Vgl. ebd., S. 21. 110 Controlling IV 2007. 111 Ebd. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 85 85 Participation und Mitwirkung 3.4.3 Schlussfolgerungen und Perspektiven Q Lehrerräte bzw. die schulische Personalvertretung müssen bei der Personalplanung und Personalentwicklung mit- Nachdem im neuen Schulgesetz des Landes die Zusammen- wirken und eine beratende Funktion erhalten. Es hat sich setzung und die Stimmrechtsverhältnisse in den schulischen im Projekt bewährt, wenn die Schulleitungen den Lehrerrat Gremien neu und abschließend geregelt wurden, können die bzw. die schulische Personalvertretung in allen Phasen der wenigen Erfahrungen in diesem Bereich hier vernachlässigt Personaleinstellung, beginnend bei Entscheidungen über werden. Die Tatsache, dass insgesamt die verschiedenen Ak- das Stellenprofil (Stellenausschreibung) bis zum Eingang teure im Schulleben stärker als zuvor einbezogen wurden, kann von Bewerbungen, einbezogen haben. Bewährt hat sich als Ausdruck eines größeren Partizipationswillens interpretiert auch die Mitwirkung des Lehrerrates bei der Entschei- werden, der für einen ganzheitlichen und nachhaltigen Schulentwicklungsprozess notwendig ist. Ob dafür die formalen und dungsfindung zur Kapitalisierung freier Stellen. Q Der Lehrerrat bzw. die schulische Personalvertretung soll- rechtlichen Strukturen geöffnet oder verändert werden ten ihre erweiterte Rolle und Funktion zur effektiveren Zu- müssten, ergibt sich nicht zwingend aus der Projektarbeit. sammenarbeit mit allen anderen schulischen Mitwirkungs- Die Resultate und Schlussfolgerungen des Teilprojektes gremien nutzen. Dort, wo Entscheidungsrechte bereits im wurden als gemeinsame Empfehlungen »Zur Arbeit der Leh- Sinne direkter Partizipation (etwa in der Lehrer- oder Schul- rerräte an selbstständigen Schulen«112 von der Bertelsmann konferenz) möglich sind, sollten der Lehrerrat bzw. die Stiftung und dem DGB Bezirk NRW veröffentlicht und dem Mi- schulische Personalvertretung lediglich ein Beratungsrecht nisterium für Schule und Weiterbildung in NRW übergeben. Die wahrnehmen, und nur dort, wo Mitbestimmung erforderlich Grundaussage dieser Empfehlungen lautet, dass eigenverant- ist und wo es keine direkte Form der Mitwirkung gibt, wortliche Schulen im Sinne des neuen Schulgesetzes nur dann sollten die Mitbestimmungsrechte durch den Lehrerrat bzw. erfolgreich sind, wenn starke Schulleiterinnen und Schulleiter mit selbstbewussten Lehrerräten bzw. Personalvertretungen die schulische Personalvertretung wahrgenommen werden. Q Lehrerräte bzw. schulische Personalvertretungen müssen zusammenwirken, damit zum einen die gesetzlich verankerten für ihre erweiterten Aufgaben und ihre neue Rolle qualifi- Mitbestimmungsrechte wahrgenommen und zum anderen die ziert werden. Das Qualifizierungsangebot muss mindestens schulischen Entwicklungsprozesse kooperativ gestaltet werden die Grundlagen des Personalvertretungsrechts, der Perso- können. nalentwicklung und der Organisationsentwicklung umfassen. Das bereits im neuen Schulgesetz angelegte veränderte Ver- Q Lehrerräte bzw. schulische Personalvertretungen benötigen hältnis von Schulleitung und innerschulischer Personalver- für die Wahrnehmung der erweiterten Aufgabenstellung an- tretung kann bei der noch ausstehenden rechtlichen und in- gemessene Arbeitsbedingungen in ihrer Schule sowie zu- haltlichen Ausgestaltung auf folgende Projekterkenntnisse sätzliche Ressourcen in der Form eines Zeitbudgets und Mittel für die Fortbildungen. zurückgreifen: Q Q Wenn Dienstvorgesetztenfunktionen auf Leiterinnen und Es ist die Aufgabe von LeiterInnen von selbstständigen Leiter eigenverantwortlicher Schulen übertragen werden, Schulen, den Dialog und die Kooperation mit den Lehrer- dann müssen im gleichen Maße auch die Personalvertre- räten bzw. schulischen Personalvertretungen zu suchen, tungsrechte gesetzlich neu geregelt werden. Maßstab hier- um die Zusammenarbeit für die Entwicklung einer partner- bei muss der Erhalt qualitativer Mitbestimmung auf Grund- schaftlichen Schulkultur zu nutzen. Die Projektergebnisse lage grundgesetzlicher und bundesgesetzlicher Standards legen es zudem nahe, das Thema »Partizipation und Mit- sein. wirkung« und die »Zusammenarbeit mit dem Lehrerrat bzw. der schulischen Personalvertretung« als verpflichtende Fortbildungsbausteine in die Qualifizierung von Schulleitung aufzu- nehmen. 112 Bertelsmann Stiftung/DGB Bezirk NRW (Hrsg.) (2007). seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 86 86 3.5 Schulentwicklung in der Region Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung Das Arbeitsfeld »Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung« »Die Verpflichtung zur Evaluation der Projektergebnisse stellte ist bereits in der Projektbeschreibung (August 2001) als Quer- sich letztlich als sehr vorteilhaft für die Motivation der Projekt- schnittsaufgabe verstanden worden. Damit wird deutlich, dass beteiligten dar, weil dadurch die Erfolge offenkundig wurden.« es sich nicht um ein von inhaltlichen Fragen der Schulentwick- aus dem Bericht der Region Bergisches Land lung losgelöstes Themenfeld handelt, sondern dass Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung übergeordnete Anforderungen im Zusammenhang eines planvollen Schulentwick- Das Arbeitsfeld Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung lungsprozesses darstellen, die erst in den inhaltlichen Arbeits- ist auf vielfältige Weise mit den anderen Arbeitsfeldern des Pro- feldern ihre jeweilige Konkretion erfahren. Evaluation umfasst jektes verbunden. Inhaltlich bezieht es sich schwerpunktmäßig in diesem Verständnis auf Unterrichtsentwicklung als dem Kern der Schulentwicklung. »die Methode systematischer Datensammlung, die Analyse Entsprechend ist Evaluation ein wichtiges Thema der Fortbil- und eine an Kriterien orientierte Bewertung der Befunde mit dungen zur Unterrichtsentwicklung, da diese dauerhaft nur im- dem primären Ziel, Impulse für die Verbesserung von Maß- plementiert werden kann, wenn die LehrerInnen ihre Erfolge nahmen oder Systemen zu liefern.«113 und Vorgehensweisen regelmäßig überprüfen. Alle Schulen hatten sich durch ihre Unterschrift unter die »Nur eine Schule, die ihre Arbeitsgrundlage und ihre Lern- Kooperationsvereinbarung im Frühsommer 2002 zur internen ergebnisse fortlaufend überprüft, die ihre Stärken und Evaluation ihrer schulischen Entwicklungsvorhaben verpflichtet Schwächen analysiert und diagnostiziert, kann ihren Unterricht (§ 5 (4)). Darüber hinaus war in der Verordnung zur Durch- im Sinne einer lernenden Schule selber weiterentwickeln.«117 führung des Projektes »Selbstständige Schule« (VOSS) vom April 2002 festgelegt worden, dass die Nutzung der erweiterten Gestaltungsfreiräume mit einer entsprechenden Rechenschafts- »Es ist für die Schulen deutlich geworden, dass die Qualität legung einhergehen musste. Der Grundsatz, größere Gestal- einer Schule erhalten und gefördert werden kann, wenn die tungsfreiheiten in den Schulen durch eine entsprechende Re- Lehrkräfte ihr Wissen und ihre Erfahrung austauschen und 114 hat seither maßgeblich dazu so für die Team-, Unterrichts- und Schulentwicklung nutzbar beigetragen, die Verantwortung für die eigene Schulentwick- machen. Nahmen die Lehrkräfte zuvor die Verantwortung für lung bei den Akteuren in der Schule zu stärken und Skepsis die Qualität der Schule oftmals nur individuell wahr, wird nun, insbesondere bei der Schulaufsicht gegenüber einer zu weit gerade durch die interne Selbstevaluierung ein gemeinsames chenschaftspflicht abzusichern, gehenden Freiheit zu begegnen. 115 Insofern sind Qualitäts- Verfahren aufgebaut, durchlaufen und im Schulalltag ver- sicherung und Rechenschaftslegung die Voraussetzungen für lässlich verankert.“ die Wahrnehmung und konzeptionelle Ausgestaltung der er- aus dem Bericht der Region Kreis Unna weiterten Freiräume: »Der Gewinn für die Einrichtung (gemeint ist die Schule, d. A.) besteht in einem größeren Maße an Freiheit bei Aufbau und Gestaltung der beruflichen Aktivitäten, wozu gleichzeitig die Freiheit gehört, dieser Tätigkeit eine eigene Dimension zu geben und die eigene Professionalität wo nötig durch bewusste Entscheidungen auszubauen. Grundlage dafür ist die ständige Bereitschaft, in einer dynamischen, durch sich verändernde und verschiebende Normen geprägten, demokratischen Gesellschaft Rechenschaft über das eigene Handeln abzulegen.«116 113 Böttcher/Holtappels/Brohm (2006), S. 7f. 114 Dieser Zusammenhang war etwa konstitutiv für den BLK-Modellversuch »Selbstevaluation als Instrument einer höheren Selbstständigkeit von Schulen«, der zwischen 1996 und 1999 in NRW und Brandenburg vom IFS Dortmund betreut und wissenschaftlich begleitet wurde. Vgl. Buhren/Killus/Müller (1998). 115 Die Schulaufsicht war zudem im Rahmen des Projektes aufgefordert, bezogen auf die Entwicklungsschwerpunkte der Schulen, die auf durch die VOSS gewährte Abweichungen zurückgehen, angemessene Evaluationsverfahren zu entwickeln. Ergebnisse hierzu liegen zurzeit noch nicht vor. 116 Liket (1995), S. 48. Vgl. auch Böttcher (2006), S. 39–49. 117 Kempfert/Rolff (2005), S. 108. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 87 87 Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung Zugleich ist Qualitätsentwicklung formal angebunden an die 3.5.1 Konzept und Implementierung Führungs- und Steuerungsebenen der Schule, da zum einen die Schulleitung die Gesamtverantwortung für die Schulentwick- Eine wichtige Voraussetzung für die Verankerung von Maßnah- lung wahrnimmt: »Die Schulleitung muss die Evaluation ge- men der Qualitätssicherung in den teilnehmenden Schulen war, währleisten und organisieren.«118 Zum anderen hat die Steuer- das innerschulische Bewusstsein für deren Notwendigkeit zu gruppe einen wichtigen Anteil daran hat, dass Evaluation in der erhöhen: »Eine Lernende Schule ist daran zu erkennen, dass täglichen Praxis einer Schule verankert wird.119 Für den dauer- sie Evaluation als Mittel zur Professionalisierung aller Betei- haften Erfolg von Qualitätssicherungs- und Schulentwicklungs- ligten einsetzt (…).«123 Zugleich sollten die innerschulischen maßnahmen ist es zudem notwendig, die Betroffenen an den Kompetenzen hinsichtlich der Abläufe und Vorgehensweisen verschiedenen Stationen einer Evaluation zu beteiligen und von Evaluationen verbessert werden. Infolgedessen setzte das damit die Partizipation sowohl der LehrerInnen als auch der Unterstützungssystem an mehreren Stellen an: Bei den schuli- SchülerInnen und ihrer Eltern an den Entscheidungen zum wei- schen Steuergruppen, bei den SchulleiterInnen, bei der Aus- teren Entwicklungsprozess sicherzustellen (vgl. Kapitel 3.4).120 bildung von EvaluationsberaterInnen sowie beim Einsatz des Parallel zur Unterstützung der innerschulischen Maßnah- Selbstevaluationsinstrumentariums SEIS. men zur Qualitätsentwicklung im Projekt »Selbstständige Schule« wurden seitens des Landes NRW auch die externen 121 Schulische Steuergruppen Mit Im Rahmen der Fortbildungen sowohl für schulische Steuer- Beginn des Schuljahres 2006/2007 wurde die landesweite gruppen als auch speziell für Schulleiterinnen und Schulleiter Qualitätsanalyse eingeführt, die in regelmäßigen Abständen alle war Qualitätssicherung und Evaluation ein zentraler Be- Schulen nach einem standardisierten Verfahren überprüfen standteil. Im Fortbildungsmodul 8, Qualitätsarbeit und Eva- soll. Der dabei entstehende Bericht soll Grundlage für Zielver- luation, wurde für die Steuergruppen erläutert: Qualitätssicherungsmaßnahmen weiterentwickelt. einbarungen zwischen den Schulen und der zuständigen Schul- »(…) Aufgabe der Steuergruppe ist es deshalb, ein gemein- aufsicht sein. Darüber hinaus wurden in den vergangenen sames Verständnis von Schulqualität in einem moderierten Jahren mit Verweis auf die erhöhte Eigenverantwortlichkeit der Prozess zu entwickeln, den Aufbau einer schulischen Evaluati- Schulen die zentralen Abschlussprüfungen in Klasse 10 und das onskultur zu unterstützen und die schulinterne Evaluation mit Zentralabitur (beides ab 2007) eingeführt sowie die Ver- zu steuern. Dazu benötigen Steuergruppen sowohl ein grund- gleichsarbeiten/Lernstandserhebungen in den Klassen 3 und legendes Verständnis darüber, was unter ›Qualität‹ jeweils zu 8 (seit 2004) verstetigt. Diese Formen der externen Qualitäts- verstehen ist als auch Kenntnisse über die Entwicklung von Kri- sicherung werden zwar u.a. auch mit der erhöhten Selbststän- terien und Indikatoren sowie geeigneter Evaluationsmethoden digkeit von Schulen begründet 122 , wurden jedoch nicht explizit und Präsentationsformen der Evaluationsergebnisse.«124 im Projektzusammenhang bzw. in Kooperation mit den Projektpartnern entwickelt. 118 Ebd., S. 112, vgl. auch ebd. S. 246–251. 119 Vgl. ebd., S. 252–253. 120 Die positiven Wirkungen eines partizipationsorientierten Ansatzes von Evaluation, wie er u.a. von M. Q. Patton vertreten wird, hat Krapp (2006), S. 79–86 hervorgehoben. Zur Notwendigkeit, Evaluation als kommunikativen und insofern partizipativen Prozess anzulegen, vgl. auch Burkard/ Eikenbusch (2000), S. 136f. Vgl. auch Müller (1996) über Möglichkeiten, SchülerInnen mittels Befragungen an innerschulischen Innovationsprozessen zu beteiligen. Im BLKModellversuch »Demokratie lernen und leben« ist Selbstevaluation einer der zentralen Demokratiebausteine, vgl. w www.blk-demokratie.de. 121 Evaluation hat damit eine Doppelfunktion: Schulen werden zur Selbstevaluation angeregt, weil man sich dadurch Impulse für die Nutzung neuer Gestaltungsfreiräume erhofft, und externe Vorgehensweisen sollen die Ergebnisse kontrollierbar machen. Zu den Irritationen, die dies auslösen kann, vgl. Altrichter/Heinrich (2006), S. 51–64. 122 Wössmann (2007), S. 103–118, hat darauf hingewiesen, dass von Systemen, die externe Standardvorgaben und -überprüfungen mit der Selbstständigkeit von Schulen verknüpfen, eine deutliche Verbesserung der Lernleistungen der Schüler zu erwarten ist. 123 Schratz/Steiner-Löffler (1999), S. 240. 124 Kurzbeschreibung der Qualifizierungsbausteine für die schulischen Steuergruppen, vgl. w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:21 Uhr Seite 88 88 Schulentwicklung in der Region Schulische Evaluationskompetenz Schulleitung/Steuergruppe Strategische Evaluationskompetenz Kein Weisungsverhältnis motiviert, vereinbart, fordert ein, stellt Resourcen zur Verfügung benötigen Kolleginnen und Kollegen, Teams und Gruppen Evaluationsberaterinnen und -berater Methodenkompetenz vermitteln Schulleiterinnen und Schulleiter Evaluationsberaterinnen und -berater Das Kompetenzprofil für Schulleiterinnen und Schulleiter125 im Damit ist jedoch noch nicht geklärt, wie die Schulen dabei un- Rahmen des Modellprojektes »Selbstständige Schule«, das sei- terstützt werden können, Evaluation dann auch tatsächlich so zu tens des Schulministeriums den Rahmen für die Schulleiter- betreiben, dass sie für den weiteren Schulentwicklungsprozess fortbildungen absteckte, enthielt als zweite von acht Anforde- nützliche Ergebnisse liefert. Zum Aufbau dieser methodischen rungen die, dass Schulleiterinnen und Schulleiter verantwort- Evaluationskompetenz wurde im Projekt »Selbstständige Schule« lich für die Sicherung der Qualität schulischer und unterricht- auf ein Konzept zurückgegriffen, das in weiten Teilen bereits im licher Arbeit sein sollen. Dies wurde folgendermaßen präzisiert: Vorgängerprojekt »Schule & Co.« entwickelt worden war.126 »Die Schulleiterinnen und Schulleiter im Modellvorhaben Allen Projektschulen (sowie später auch den Korrespon- ›Selbstständige Schule‹ denzschulen) wurde ab 2004 das Angebot gemacht, je nach Q verfügen über strategische Kompetenzen in den Bereichen Schulgröße und Bedarf ein bis drei LehrerInnen als sogenannte Evaluation und Controlling, EvaluationsberaterInnen auszubilden, die im Anschluss als sorgen dafür, dass die Entwicklungsprozesse und Ergeb- schulinterne Dienstleister zur Verfügung stehen sollten. Ihre nisse schulischer und unterrichtlicher Arbeit systematisch Aufgaben und Rolle wurden folgendermaßen beschrieben: Q evaluiert werden, Q Q Wenn Einzelne, Lehrerteams, die Steuergruppe, die Schul- leiten aus den Evaluationsergebnissen angemessene Ent- leitung oder auch die ganze Schule ein Evaluationsvorhaben scheidungen zur Qualitätsverbesserung der Schule und des planen, können sie auf das methodische Know-how der Berate- Unterrichts ab und sichern ihre Umsetzung, rInnen zurückgreifen. Sie beraten und unterstützen auf Wunsch berichten den schulischen Gremien, der Schulaufsicht und insbesondere hinsichtlich der Ermittlung von Kriterien und In- dem Schulträger regelmäßig über den Entwicklungsstand dikatoren, bei der Entwicklung passender Evaluationsinstru- und die Ergebnisse der schulischen und unterrichtlichen mente und bei Auswertungsfragen, sie werden jedoch nicht im Arbeit.« eigenen Auftrag aktiv. Die Beratung wird freiwillig in Anspruch genommen und kann keinesfalls verordnet werden. Insbe- Die Fortbildungsmaßnahmen für die Steuerungs- und Leitungs- sondere kann die Schulleitung weder die Evaluationsberate- ebene der Schulen (vgl. Kapitel 3.2) trugen auf diese Weise rInnen anweisen, andere zu beraten oder gar zu evaluieren, dazu bei, die sogenannte strategische Evaluationskompetenz noch kann sie Mitglieder des Kollegiums anweisen, diese Be- aufzubauen und abzusichern. ratung in Anspruch zu nehmen. Allerdings kann die Schulleitung z.B. im Rahmen von Zielvereinbarungen die Bearbeitung bestimmter Arbeitsfelder durch Lehrkräfte verbindlich machen. Eine Beratung erfolgt immer freiwillig.127 125 Vgl. w www.selbststaendige-schule.de. 126 Herrmann/Höfer (2001), S. 56–63. 127 Vgl. Aufgaben und Rolle der schulischen Beraterinnen und Berater für Evaluation, w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 89 89 Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung Das Rollenkonzept der BeraterInnen war bewusst defensiv for- Auch in anderen Bundesländern wurden und werden schulische muliert: Die BeraterInnen sollten Hilfe zur Selbsthilfe leisten EvaluationsberaterInnen ausgebildet. Der Gedanke eines in- können, aber keinen innerschulischen Druck entfalten. Die nerschulischen Dienstleisters, der methodische Kenntnisse und darin deutlich werdende Zurückhaltung sollte auch dazu bei- Fähigkeiten bei Bedarf einsetzt, entspricht damit einer Über- tragen, die noch immer vorhandenen Vorbehalte bei vielen Leh- zeugung, die auch andernorts geteilt wird.128 rerInnen nicht zu verstärken und Vertrauen wachsen zu lassen. Die Projektleitung hat zur Fortbildung der Evaluationsbera- Die Entwicklung einer innerschulischen Evaluationskultur terInnen umfangreiches Unterstützungsmaterial erarbeitet, lag deshalb dem Konzept zufolge auch nicht in der Verantwor- wobei auf die wichtigen Vorerfahrungen aus »Schule & Co.« zu- tung der EvaluationsberaterInnen, sondern bei der schulischen rückgegriffen werden konnte. Hierbei handelte es sich um ein Steuergruppe und der Schulleitung und schließlich in der Ver- umfangreiches Ausbildungshandbuch129 für die ModeratorIn- antwortung aller Kolleginnen und Kollegen. Evaluationsbera- nen, die die Fortbildung in den Regionen durchführten. Für jede terInnen konnten nicht Mitglieder der Schulleitung sein, weil Projektregion wurden im Herbst 2004 zwei erfahrene Modera- dies den Ansatz der freiwilligen Beratung konterkariert hätte. torInnen für Schulprogrammentwicklung und Evaluation des Ob ein Evaluationsberater Mitglied der schulischen Steuer- Landes NRW von den Bezirksregierungen benannt, die die Aus- gruppe sein konnte oder sollte, musste jede Schule im Einzel- bildung und spätere regionale Begleitung der Evaluationsbe- fall entscheiden. Wichtig war, dass die Steuergruppe insgesamt raterInnen übernehmen sollten. Diesen ModeratorInnen wurde die steuernde Verantwortung wahrnahm und damit strate- das Gesamtkonzept sowie das Ausbildungshandbuch während gische Evaluationskompetenz besaß, und dass sie eng mit den einer zweitägigen Veranstaltung vorgestellt.130 Es enthielt eine EvaluationsberaterInnen zusammenarbeitete, die die konkrete Fülle von Hinweisen zum inhaltlichen und methodischen Ablauf methodisch-beratende Evaluationskompetenz für die Schule der Fortbildungen sowie umfangreiches Schulungsmaterial. Als sicherstellten. weiteres Material erhielten die ModeratorInnen von der Projektleitung CD-ROMs mit umfangreichen Teilnehmerunterlagen, Kompetenz und Kultur die bei den anschließenden Veranstaltungen in den Regionen allen zukünftigen EvaluationsberaterInnen zur Verfügung ge- Evaluations- Evaluations- kompetenz kultur Q wird von den Berate- Q bildet die Voraussetzung rinnen und Beratern für die Nutzung von sichergestellt Evaluationskompetenz Q methodische und Prozess- kompetenz als Beratungs- Q muss von der Schulleitung aufgebaut werden leistung 128 In Berlin wurde den Schulen zwischen 2004 und 2007 das Angebot gemacht, EvaluationsberaterInnen durch die Freie Universität ausbilden zu lassen. Inzwischen gibt es dort etwa 800 bis 1.000 Lehrerinnen und Lehrer, die an der achttägigen Fortbildung teilgenommen haben. Die Umstrukturierung der Fortbildung in Berlin hat dazu geführt, dass diese EvaluationsberaterInnen in der Zukunft auf Stadtbezirksebene weiter betreut und begleitet werden – Regionalisierung wird also auch hier als der sinnvolle Weg zur weiteren Implementierung betrachtet. In der Projektregion Groß-Gerau (Hessen) sind im Projekt »Schule gemeinsam verbessern« ebenfalls ca. 80 EvaluationsberaterInnen ausgebildet worden, wobei das Konzept aus dem Projekt »Selbstständige Schule« adaptiert wurde. Die benachbarten Schulämter haben großes Interesse Daran, das Konzept zu übernehmen. In der Region Groß-Gerau gibt es ergänzend vier »regionale Evaluationsberater«, die als Pädagogen mit zusätzlicher umfangreicher Erfahrung in der Begleitung von Evaluationsprozessen den Schulen ergänzend zur Verfügung stehen. 129 Herrmann/Höfer/Weisker (2004). 130 Drei Regionen haben statt der durch die Bezirksregierung benannten ModeratorInnen externe Fortbildner beauftragt, die die Fortbildung nach dem Konzept der Projektleitung durchführten. stellt wurden. Joachim Herrmann, Christoph Höfer, Katrin Weisker Handbuch zur Basisqualifizierung von schulischen Beraterinnen und Beratern für Evaluation im Rahmen des Projektes »Selbstständige Schule« Ó K ® 0 h Selbstständige Schule.nrw seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 90 90 Schulentwicklung in der Region Evaluationsverantwortung an der Einzelschule Steuergruppe Koordination Steuerung und Initiierung Evaluationsberatung Methodenkompetenz und Beratung Teams, Lehrerinnen und Lehrer Evaluation Schulische Gesamtverantwortung für Evaluation und Qualität Schulleitung Die Ausbildung der EvaluationsberaterInnen umfasste neben » Am 21.12.2005 findet ein ganztägiger Workshop mit den bis- einer Informationsveranstaltung drei eintägige Seminare, die her ausgebildeten schulischen Beraterinnen und Beratern statt. in einem Zeitrahmen von etwas mehr als einem Schulhalbjahr Im Ergebnis wird von einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern absolviert wurden. Die zukünftigen EvaluationsberaterInnen die fehlende Einbindung in den schulischen Entwicklungs- führten im Ausbildungszeitraum exemplarisch ein für sich, für prozess durch die schulischen Steuergruppen bzw. die Schul- ihr Fach- bzw. Klassenteam oder für die ganze Schule entwick- leitungen bemängelt – die vorhandene methodische Kom- lungsrelevantes Evaluationsvorhaben selbst durch und lernten petenz würde nicht ausreichend genutzt. Die regionale auf diese Weise alle Stationen des Evaluationszirkels praktisch Steuergruppe hat die Frage der Nutzung der methodischen kennen. Die dreitägige Ausbildung wurde als Basis-Qualifi- Kompetenz nachfolgend in einer Vollversammlung und einem zierung betrachtet. Die Festigung und Erweiterung der erwor- Workshop mit den Sprecherinnen und Sprechern der schuli- benen Kenntnisse musste in den Folgejahren in der Region ge- schen Steuergruppen der Modellschulen thematisiert.« währleistet werden. aus dem Bericht der Region Köln Die regionalen Steuergruppen steuerten den Prozess und sorgten zudem dafür, dass die nötigen Abstimmungen an den Schnittstellen zur Steuergruppen- und Schulleiterqualifizierung stattfanden. Darüber hinaus kümmerten sich die regionalen Steuergruppen und die regionalen Bildungsbüros auch darum, dass den EvaluationsberaterInnen aufbauend auf der Basisqualifikation weitere modulare Angebote gemacht wurden, um deren Professionalität zu stützen und zu erweitern. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 91 91 Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung SEIS im regionalen Kontext 3.5.2 Ergebnisse und Wirkungen In der Anlage zum Kooperationsvertrag (2005, vgl. 2.3) haben die Projektträger die Erprobung des Instrumentariums SEIS In allen 19 Modellregionen existieren Erfahrungen mit der Um- vereinbart. SEIS ist ein von der Bertelsmann Stiftung entwik- setzung des Fortbildungskonzeptes für Evaluationsberate- keltes und erprobtes Selbstevaluationsinstrument für Schulen, rInnen. Überall sind ModeratorInnen oder AusbilderInnen ver- das mithilfe standardisierter Fragebögen für LehrerInnen, Schü- fügbar, die in Kooperation mit den regionalen Steuergruppen lerInnen, Eltern/AusbilderInnen und weitere MitarbeiterInnen die notwendige Unterstützung leisten können. Etwa 90 % aller die Haltungen und Einschätzungen der Beteiligten zu den ver- Projektschulen haben das Angebot zur Ausbildung von Eva- schiedenen Qualitätsbereichen einer Schule erhebt und mittels luationsberaterInnen angenommen. In den Projektschulen einer internetgestützten Auswertungssoftware automatisch wurden bis Juni 2006 insgesamt ca. 550 Lehrerinnen und Lehrer einen Datenbericht für die Schule erstellt.131 Veränderungs- ausgebildet.133 impulse ergeben sich bei der Datenanalyse einerseits aus der Gegenüberstellung der Haltungen und Einschätzungen der verschiedenen Beteiligtengruppen zu denselben Qualitätsberei- »Die Fortbildung der Evaluationsberater hat wesentlich zur chen und andererseits aus dem Vergleich der eigenen Ergeb- Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Projektes bei- nisse mit denen von Referenzwerten mehrerer anderer Schulen. getragen ...« Nach mehrmaliger Teilnahme ist zudem ein Vergleich der eigenen Daten über die Zeit hilfreich. aus dem Bericht einer Förderschule, zitiert nach dem Bericht der Region Dortmund »SEIS, das allen Schulen im Kreis Herford angeboten und von 67 In den meisten Regionen wurde das Angebot zu Ausbildung von Schulen genutzt wurde, hat den Schulen Daten geliefert, die ihre EvaluationsberaterInnen auch den Korrespondenzschulen ge- und die regionale Entwicklung nachhaltig unterstützt haben.« macht und von diesen sehr gut angenommen. In mehr als der aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Herford Hälfte aller Projektschulen waren EvaluationsberaterInnen zugleich Mitglieder der schulischen Steuergruppe, was erheblich zu einer guten Zusammenarbeit zwischen Steuergruppe und Das Instrument war 2004 in der Region Kreis Herford im Zuge BeraterInnen beigetragen haben dürfte: 80% aller Schulen ge- eines gemeinsamen regionalen Verfahrens von 67 Schulen ein- ben an, dass Schulleitung, schulische Steuergruppe und Eva- gesetzt worden.132 Im Anschluss an diese sowie weitere Erfah- luationsberaterInnen bei der Schaffung einer innerschulischen rungen in Regionen außerhalb von NRW verfolgte das Projekt Evaluationskultur Hand in Hand arbeiten.134 »Selbstständige Schule« das Konzept, SEIS im Rahmen einer regional gemeinsam vereinbarten und gesteuerten Vorgehensweise in interessierten Projektregionen den Schulen anzubieten. Um die produktive Nutzung von SEIS auf längere Sicht abzusichern, wurden in diesen Regionen regionale SEIS-KoordinatorInnen benannt und von der Projektleitung fortgebildet. Anschließend übernahmen diese mit Unterstützung der Projektleitung die intensive Betreuung und Begleitung der interessierten bzw. teilnehmenden Schulen. 131 Vgl. Stern/Ebel/Müncher (2008). Laufend aktuelle Informationen auch unter w www.das-macht-schule.de. 132 SEIS wurde gemeinsam mit Partnern im internationalen Netzwerk innovativer Schulsysteme entwickelt und erprobt. Nach der ersten softwaregestützten Datenerhebung in der Bildungsregion Kreis Herford (2004) steht SEIS seit Anfang 2005 allen Schulen in Deutschland zur Verfügung. 133 Controlling III 2006. Befragt wurden die schulischen und die regionalen Steuergruppen. 134 Controlling IV 2007. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 92 92 Schulentwicklung in der Region »Es zeigte sich, dass bereits zahlreiche interne und externe Eva- Dabei hat sich gezeigt, dass viele Schulen in der Praxis das ur- luationsvorhaben systematisch oder punktuell stattfinden. sprünglich enge Rollenverständnis der Evaluationsberater- Intern mithilfe der methodischen Kompetenz der Evaluations- Innen erweitert haben und infolgedessen an etwa 80% der berater beispielsweise zur Unterrichtsentwicklung und Team- Schulen die EvaluationsberaterInnen nicht nur mit der Be- arbeit sowie extern über SEIS und Qualitätsanalyse. Der Aufbau ratung für, sondern auch mit der Durchführung von Evaluati- von schulischer Evaluation ist in der Bildungsregion auf einem onsmaßnahmen beauftragt wurden. Entsprechende Aufträge guten Weg. Es bedarf zur Sicherung, Nachhaltigkeit und Trans- erfolgten je nach Thema sowohl durch die schulische Steuer- fer von gewonnenen Erkenntnissen aber noch regionaler Be- gruppe als auch durch die Schulleitung und Lehrerteams. gleitung. Die ausgebildeten Lehrer empfanden die Ausbildung Die Notwendigkeit für das beschriebene äußerst zurück- als besondere Hilfestellung im Rahmen ihrer neuen Aufgaben. haltende Rollenkonzept der EvaluationsberaterInnen scheint Im Rahmen der Fortbildung wurde allerdings deutlich, dass die also zunehmend weniger gegeben zu sein. Anders ausge- Vorgaben der Projektleitung zum Praxisanteil des ursprüng- drückt: Je selbstverständlicher die Beteiligten in der Schule lichen Ausbildungskonzeptes … nicht umfangreich genug Evaluation akzeptieren und bejahen, Vorgehensweisen kennen waren. Dieses Manko wurde durch einen zusätzlichen eintä- und auch eventuell damit verbundene eigene Verpflichtungen gigen Praxisworkshop, der die Planung und Umsetzung des als selbstverständlich anerkennen, umso deutlicher können konkreten Evaluationskonzeptes in der Schule unterstützte, EvaluationsberaterInnen über die reine Beratung hinausgehen ausgeglichen. Nachfolgende Evaluationsprojekte der Modell- und tatsächlich auch aktiv Aufgaben und Verantwortung im in- schulen wurden auf der Basis eines Kriterienkatalogs be- nerschulischen Evaluationsprozess übernehmen. sprochen, bewertet und ausgewertet im Sinne von Bench- Wichtig bleibt in diesem Zusammenhang aber, dass es sich marking.« nicht um eine neue Funktionsstelle in der Schule handelt, aus dem Bericht der Region Arnsberg/Werl sondern die jeweiligen Aufträge an die EvaluationsberaterInnen transparent und von den schulischen Gremien veranlasst sein sollen. Auch in einem erweiterten Rollenkonzept ist der Evaluationsberater kein interner Qualitätsinspekteur, der Nahezu alle Schulen (über 99%) haben im Projektzusammen- auf Anweisung der Schulleitung das Kollegium bei seiner Arbeit hang Maßnahmen der Qualitätssicherung durchgeführt. In den kontrolliert. meisten Schulen werden dafür die Dienstleistungen der EvaluationsberaterInnen in Anspruch genommen. Die Schulen nannten eine insgesamt beachtliche Vielfalt an innerschuli- »Die Rollendefinition war in diesem Konzept eine andere, als schen Evaluationsmaßnahmen, die fast immer unterrichtsbe- die von vielen Schulleiterinnen und Schulleiter erwartete und zogene Inhalte umfassten. Zudem geben gut zwei Drittel der von manchen Kritikern befürchtete. An diesem Thema wurde Schulen an, regelmäßig Feedback von SchülerInnen, Eltern und aber auch in der nachfolgenden Weiterqualifizierung gear- LehrerInnen einzuholen. Aus Sicht der schulischen Steuer- beitet.« gruppen tragen die EvaluationsberaterInnen zum Aufbau einer aus dem Bericht der Region Kreis Steinfurt innerschulischen Evaluationskultur bei (70% bejahten diese Frage).135 »Durch die schulischen Evaluationsberater wurden die Modellschulen in die Lage versetzt, Auswirkungen begonnener Veränderungsprozesse entsprechend feststellen zu können und gegebenenfalls eine Nachsteuerung vorzunehmen, um die Wirkungsweise zu optimieren.« aus dem Bericht der Region Hamm 135 Controlling IV 2007. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 18:43 Uhr Seite 93 93 Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung In sehr vielen Regionen wurde darauf reagiert, dass das ange- Aus Sicht der schulischen Steuergruppen sind die Schulen zu botene dreitägige Qualifizierungspaket bewusst als Basisfort- einem sehr großen Teil (knapp 90%) im Bereich Qualität und bildung verstanden wurde und die Schulen dementsprechend Selbstevaluation durch das Projekt wesentlich vorangebracht ergänzende Qualifizierungsbedarfe in ihrer Region anmeldeten. worden.140 Zugleich geben über 70% der SchulleiterInnen in der Neben Veranstaltungen zum Erfahrungsaustausch hat es eine Abschlussbefragung der wissenschaftlichen Begleitforschung ganze Reihe von ergänzenden Workshops und Zusatzmodulen an, dass sich ihre Schule auf dem Gebiet der Qualitätssicherung auf regionaler Ebene gegeben, z.B.: Grafstat, Schülerselbst- und Rechenschaftslegung verbessert habe. Knapp zwei Drittel evaluation, Prozessberatung, Methodenvertiefung. 136 der SchulleiterInnen beurteilen die Aussage »Es ist gelungen, In den meisten Regionen werden die schulischen Evaluati- eine Evaluationskultur an der Schule zu etablieren« positiv, onsberaterInnen auch nach Ende des Projektes weiter betreut etwa ein Drittel ist da noch zurückhaltend. Diese Einschätzung werden. In über der Hälfte der Regionen wird dies durch das lässt die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen erkennen. Kompetenzteam sichergestellt, wobei die regionalen Modera- Insgesamt ergeben die Befragungen der wissenschaftlichen torInnen, die im Projektzusammenhang bereits die Evaluati- Begleitforschung über die drei Erhebungszeiträume außeror- onsberaterInnen ausgebildet und betreut haben, diese Auf- dentlich ermutigende Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklung gabe nun als Kompetenzteammitglieder in Zukunft auch für die einer Evaluationskultur in den Projektschulen.141 gesamte Region wahrnehmen. 137 Nach der Durchführung der Qualifizierungsmaßnahmen für die Steuergruppen zum Thema Evaluation wurde festgestellt, Trotz der beachtlichen Verbesserungen wird gleichwohl deutlich, dass es auf diesem Arbeitsfeld auch weiterhin erhebliches Entwicklungspotenzial gibt. dass die Steuergruppen sich zu ca. 90% für kompetent in Sachen Evaluation hielten. Aufgaben und Rollen Schulleitung, Steuergruppe und EvaluationsberaterInnen wurde von über Erfahrungen mit Evaluation aus Sicht der Lehrkräfte 80% für klar verteilt gehalten.138 78% der SchulleiterInnen halten das Modul »Aufgabe und Rolle der SchulleiterInnen im 0% Bereich der Qualitätsentwicklung« für unerlässlich.139 20% 30% 40% 50% 9% Regelmäßiges »Im Anschluss an die Basisqualifikationsmaßnahmen ... fan- 10% 21% Schüler-Feedback 37% den Vertiefungsseminare zum kontinuierlichen Erfahrungsaustausch statt, die vom Bildungsbüro professionell begleitet wur- Kontinuierliche den. Dabei wurde ein Evaluationsnetzwerk gegründet, in dem Selbstevaluation Kontakte zur Nachbarschule initiiert wurden. ... Damit wurde in der Schule 17% 31% 44% der Grundstein gelegt für eine innerschulische Evaluationskultur an unserer Schule.« aus dem Bericht einer Grundschule, zitiert im Bericht der Region Dortmund 49% Keine Erfahrung in 39% der Selbstevalutation 25% I 2003 I 2005 I 2007 136 137 138 139 140 141 Controlling III 2006. Controlling IV 2007. Controlling III 2006. Controlling IV 2007. Controlling IV 2007. Vgl. zu den Ergebnissen der ersten beiden Erhebungswellen der wissenschaftlichen Begleitforschung: Institut für Schulentwicklungsforschung, Arbeitsgruppe Bildungsforschung/Bildungsplanung (2006), hier S. 52–58. Die abschließenden Ergebnisse der Begleitforschung werden im Herbst 2008 veröffentlicht. Die dazu gemachten Angaben beruhen zu diesem Zeitpunkt auf internen Auswertungen. Befragt wurden jeweils 278 SchulleiterInnen und etwa 2.000 LehrerInnen. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:51 Uhr Seite 94 94 Schulentwicklung in der Region Die Qualifizierung schulischer EvaluationsberaterInnen führt Aus Sicht der sieben Regionen, in denen SEIS im regionalen Kon- nach aller Erfahrung als isolierte Maßnahme noch nicht zu text angewandt wurde, hat dies die Schulen wesentlich in ihrer einer verbesserten innerschulischen Evaluationskultur. Wenn Qualitätsentwicklung vorangebracht. Eine regionale Steuer- die Rahmenbedingungen stimmen, wird sie jedoch ein wich- gruppe begründete dies damit, dass »es nicht nur um die Daten- tiger Baustein sein können. Deshalb kommt es in Zukunft erhebung geht, sondern die SEIS-Schulen – basierend auf der Da- darauf an, das Angebot zur Ausbildung von Evaluationsberate- tenanalyse – ein Qualitätskonzept erarbeiten und umsetzen«.143 rInnen durch weitere Unterstützungsangebote zu flankieren Die guten Erfahrungen aus dem Projektzusammenhang von (z.B. Beratung für Schulen durch regionale ExpertInnen in Spe- »Selbstständige Schule« sowie die Erfahrungen der Bertels- zialfragen, Maßnahmen für SchulleiterInnen und für Steuer- mann Stiftung mit SEIS auch in anderen Bundesländern haben gruppen). Auch die Schulen selbst sehen weiterhin Qualifizie- das Schulministerium in NRW veranlasst, mit Unterstützung rungsbedarf nicht nur auf Seiten der EvaluationsberaterInnen des Projektes und der Bertelsmann Stiftung ein Konzept zu ent- sehen: Rund 40% der Schulen sehen weiteren Bedarf bei der wickeln, mit dessen Hilfe allen interessierten Schulen in NRW Schulleitung, zwei Drittel bei der Steuergruppe und gut die eine regionale Unterstützung für SEIS angeboten werden kann. Hälfte bei den EvaluationsberaterInnen. 142 Zwischen September 2007 und April 2008 wurden in allen 54 Alle Projektregionen waren an einem regionalen Einsatz von Kompetenzteams des Landes NRW AnsprechpartnerInnen qua- SEIS sehr interessiert, jedoch konnte die Projektleitung aus lifiziert, die die Schulen bei der Anwendung von SEIS unter- Kapazitätsgründen zunächst nur einem Teil der Regionen un- stützen und damit auch zu einer regionalen Schulentwicklung mittelbare Unterstützung anbieten. Im Anschluss an die Pilot- beitragen können. In den Projektregionen wurden hier häufig region Kreis Herford wurde SEIS schließlich in weiteren sechs ModeratorInnen benannt, die schon mit der Ausbildung der Regionen den Projekt- und zum Teil auch Korrespondenz- EvaluationsberaterInnen betraut waren. Verglichen mit anderen schulen angeboten und traf auf eine gute Resonanz. Innerhalb Bundesländern, in denen der Einsatz von SEIS zum Teil eben- des Schuljahres 2006/2007 nahmen (nach den 67 Pilotschulen falls durch Maßnahmen der Schuladministration unterstützt im Kreis Herford und neun weiteren Schulen in dieser Region) wird, hat NRW inzwischen eine Vorreiterrolle eingenommen: in sechs Regionen 92 Projektschulen das Angebot an und Eingebettet in die regionale Struktur der Kompetenzteams wird setzten SEIS ein: Dortmund, Krefeld, Duisburg, Köln, Hamm es ein flächendeckendes Unterstützungssystem für die An- und Arnsberg/Werl. Das Selbstevaluationsinstrument kann in wendung von SEIS im regionalen Kontext geben. diesen Regionen mit Fug und Recht als Selbstläufer bezeichnet werden: Es spricht sich rasch herum, wie problemlos es ein- »Den Schulen stehen derzeit durch interne (SEIS) und durch setzbar ist, wie hilfreich die regionale Unterstützung vor Ort ist vielfältige Formen externer Evaluation eine Fülle von Befunden und wie nützlich die Ergebnisse für die eigene Schulentwick- und Analysen der eigenen Situation, des Standes der Schul- lungsplanung sein können. Schon im Frühjahr 2008 sind aus entwicklung, der jeweiligen Stärken und Schwächen und damit diesen Projektregionen etwa 100 weitere Schulen dazukommen. zur strategischen Entwicklung und Sicherung von Qualität zur Sie sind damit Vorreiter einer Entwicklung in NRW, weil hier ein Verfügung. Die entscheidende Frage ist, wie alle diese Infor- weiterer Ausbau der SEIS-Nutzung und der entsprechenden Un- mationen gebündelt und in konstruktiver Weise für die weitere terstützung der Schulen vorangetrieben wird. Schul- und Qualitätsentwicklung fruchtbar gemacht werden können. Zum einen ergibt sich daraus ein hoher Anspruch an »Im Rahmen von SEIS haben der SEIS-Beauftragte und zwei die strategisch-konzeptionelle Arbeit der Schulleiter/-innen weitere Mitglieder des Kollegiums an zwei Auswertungswork- sowie der verschiedenen Gremien in der Schule; zum anderen shops teilgenommen. Die dort aufgezeigten Möglichkeiten und benötigen alle Beteiligten in diesem Prozess gezielte und sehr die Arbeit an praktischen Beispielen waren ausgesprochen hilf- individuelle Unterstützung und Beratung.« reich für die Auswertung der eigenen Ergebnisse. Das vom Bil- aus dem Bericht der Region Krefeld dungsbüro angebotene Forum für die weitere Zusammenarbeit werden wir nutzen.« aus dem Bericht eines Weiterbildungskollegs, zitiert nach dem Bericht der Region Dortmund 142 Controlling IV 2007. 143 Controlling IV 2007. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:51 Uhr Seite 95 95 Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung 3.5.3 Schlussfolgerungen und Perspektiven Da die Maßnahmen zur Qualitätssicherung in einer vorauslaufenden Entwicklung einzelschulisch und regional erprobt wur- Das Konzept der Evaluationsberaterinnen und -berater hat sich im Projekt bewährt. 144 17 Projektregionen werden die Ausbil- den, kann die angestrebte Übertragung auf alle Schulen und alle Regionen des Landes erfolgen, wenn dung von EvaluationsberaterInnen auch zukünftig weiterempfehlen und für weitere Schulen in der Region organisieren.145 Q das Ausbildungskonzept landesweit weiterentwickelt und Vor dem Hintergrund der Erfahrungen des Projektes »Selbst- die Qualifizierung sowie die Begleitung schulischer Eva- ständige Schule«, verbunden mit Erkenntnissen aus Groß- luationsberaterInnen im regionalen Kontext fortgeführt und Gerau, Berlin, Hamburg146 und dem Regierungsbezirk Detmold dabei die vorhandenen Möglichkeiten der Kompetenzteams in NRW 147 kann festgestellt werden: genutzt werden, Q Q der Erwerb strategischer Evaluationskompetenz zum selbst- Evaluation ist integraler Bestandteil von Veränderungspro- verständlichen Gegenstand in der Qualifizierung von schu- zessen und setzt voraus, dass die intern gewonnenen und lischen Steuergruppen und von Schulleitungen gemacht von externen Qualitätsprüfungen zur Verfügung gestellten wird, die auf der Existenz schulischer Evaluationsberate- Daten auch interpretiert werden können, um sie für den eigenen Schulentwicklungsprozess nutzbar zu machen. rInnen mit methodischer Kompetenz baut, Q der Einsatz von SEIS für alle daran interessierten Schulen Dabei ist es wichtig, die systematische Reflexion der ei- einer Region in Kooperation mit dem Kompetenzteam in- genen Arbeit als selbstverständlichen Teil der täglichen haltlich und organisatorisch unterstützt und für die Bil- Praxis zu etablieren und eine innerschulische Evaluations- dungsberichterstattung regional ausgewertet wird. und Feedbackkultur zu verankern. Q Das Ausbildungskonzept für EvaluationsberaterInnen liegt als Moderatorenhandbuch mit Teilnehmermaterialien vor, jedoch wird die Frage der sinnvollen Datennutzung verstärkt an Bedeutung gewinnen. Das Konzept ist für Modifizierungen in den Bereichen »Stärkung der Datenlesekompetenz«, »Erweiterung des Rollenkonzeptes« und »Anbindung an die veränderten Ausgangsbedingungen« offen. Q Zur Stärkung der schulischen Evaluationskultur liegen entsprechende Qualifizierungsbausteine für die schulischen Steuergruppen und für die Schulleitungen vor. Q Das standardisierte Instrument zur schulischen Selbstevaluation SEIS ist verfügbar und kann mit Unterstützung der Kompetenzteams im regionalen Kontext eingesetzt und für den Ausbau der regionalen Unterstützungsstruktur und der regionalen Schullandschaft genutzt werden. 144 Beispielsweise unterstützt Bastian (2007a), S. 53ff. deutlich die Forderung nach Ausbildung von EvaluationsberaterInnen. 145 Controlling IV 2007. Die beiden Regionen, die sich diesem Votum nicht angeschlossen haben, erläutern auf Nachfrage, dass sie trotzdem ihren Korrespondenzschulen diese Fortbildung anbieten und lediglich meinen, dass das Rollenkonzept und die Aufgabenbeschreibung etwas zu verändern und die Basisqualifizierung zu erweitern seien. 146 In Hamburg wurden EvaluationsberaterInnen für ca. 40 Schulen durch das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung nach dem Konzept des Projektes »Selbstständige Schule« fortgebildet. 147 Im Regierungsbezirk Detmold ist die Evaluationsberaterfortbildung über die Projektschulen hinaus auch den anderen Schulen des Bezirkes angeboten worden, sodass dort eine breitere Erfahrungsbasis besteht. Selbstständige Schule.nrw seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr 4 Seite 96 Aufbau der regionalen Schulund Bildungslandschaft 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 Bildung als regionale Herausforderung Regionalisierung: Neuer Ansatz im Bildungsbereich Governance: Steuerung im Mehrebenensystem der Region Regionale Schulentwicklung 97 98 99 100 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 Entwicklung und Steuerung der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Konzept und Implementierung Ergebnisse und Wirkungen Schlussfolgerungen und Perspektiven 100 101 112 121 seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 97 97 4.1 Bildung als regionale Herausforderung Für Kommunen und Regionen ist es deshalb von größtem Interesse, dass die Bildungsbiografien »ihrer« Kinder und Ju- Bildung wird zunehmend zum Schlüssel für Teilhabe und Chan- gendlichen erfolgreich verlaufen und deren Integration in die cengleichheit in modernen Gesellschaften. Damit einhergehend Gesellschaft gelingt: wird Bildung zum regionalen Standortfaktor und zur regionalen Q grund des prognostizierten demographischen Wandels, Herausforderung, da sich erfolgreiche Bildungsbiografien in Q erster Linie vor Ort realisieren: fähigt ihn, im gesellschaftlichen Wettbewerb seine Leistungen mit einem Blick auf das konfliktfreie Zusammenleben vor Ort, »Bildung bestimmt heute maßgeblich die Chancen des Einzelnen auf freie Entfaltung und persönliche Zukunft. Sie be- angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen auf- Q wegen der Folgekosten misslungener Integration und Bildungswege. einzubringen. Und nicht zuletzt gibt sie ihm Möglichkeiten, zum menschlichen Miteinander des Gemeinwesens beizu- Gute Bildungseinrichtungen und eine optimal abgestimmte Zu- tragen. Die Kommunen sind die konkreten Orte der notwen- sammenarbeit der unterschiedlichen Bildungseinrichtungen digen gesellschaftlichen Integration aller Menschen unge- entlang des Lebenslaufs sind somit ein Standortvorteil im Wett- achtet ihrer Herkunft und individuellen Besonderheit. Das bewerb zwischen Kommunen. Sie erhöhen die Attraktivität des lokale Bildungssystem, insbesondere die Schulen spielen Standortes für den Zuzug junger Familien mit Kindern und für dabei eine wichtige Rolle. Es ist die notwendige Basis einer Unternehmen. Insofern ist die Qualität der Bildungsinstitu- Bürgergesellschaft, nicht im Sinne eines kleinbürgerlichen tionen vor Ort im originären Interesse der Regionen.2 Deshalb Milieus und einer vergangenen Familienidylle, sondern als not- rückt in den letzten Jahren das Thema Bildung und der Erfolg wendige Grundlage für eine richtige Balance zwischen Eigen- des örtlichen Bildungsangebotes zunehmend ins Interesse re- verantwortung und Solidarität in der globalen Wissensgesell- gionaler bzw. kommunaler Politik. schaft. (…) Bildung ist ein wesentliches Standortelement geworden, das längst das Merkmal des ›weichen‹ Faktors verloren hat. Es ist harten Belastungen und hohen Erwartungen »Bildung hat in Dortmund seit Langem einen hohen Stel- ausgesetzt. Deshalb genügt es zukünftig nicht, lediglich auf lenwert. Rat und Verwaltung folgen damit der Erkenntnis, dass akute Probleme zu reagieren und auszubessern. Auch hier gilt es eine allgemeine gesellschaftliche Aufgabe ist, die nach- der Satz: besser bildungspolitisch früh investieren anstatt wachsenden Generationen besser auf eine veränderte Arbeits- später korrigieren. Es bedarf eines systematischen und zielge- und Lebenswelt vorzubereiten. Mehr noch: Auf eine Stadt wie richteten Ansatzes, um das Bildungsangebot in einer Region Dortmund mit ihren tief greifenden Veränderungen der Er- an den Bedürfnissen vor Ort auszurichten.« 1 werbsstruktur kommt eine besondere Verpflichtung zu, einerseits auf diesen hier besonders ausgeprägten Wandel zu reagieren, andererseits aber auch auf künftige Herausforderungen vorbereitet zu sein. Vor allem die Analysen der OECD zeigen eindrucksvoll, dass Bildung dabei eine Schlüsselfunktion für Erwerbstätigkeit und Wohlstand zukommt.« aus dem Bericht der Region Dortmund 1 Eichert (2007), S. 18 und S. 22. 2 Vgl. Lohre (2005a), S. 17. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 98 98 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Keine Einzelinstitution istallein dazu in der Lage, Kinder und 4.1.1 Jugendliche adäquat auf ein Leben in unserer Gesellschaft mit Regionalisierung: Neuer Ansatz im Bildungsbereich ihren unterschiedlichen Bildungsräumen vorzubereiten. Frühe, außerschulische, berufliche und lebensbegleitende Bildung Mit der zunehmenden Dezentralisierung im Bildungssystem umschließen und ergänzen die schulische Bildung. Allerdings geht auch eine zunehmende Regionalisierung im Bildungsbe- besteht hier an vielen Stellen nach wie vor ein beziehungsloses reich einher. Solche Regionalisierungsansätze erlangten in den Nebeneinander von Institutionen und Angeboten. Von den vergangenen 25 Jahren zunächst in der Entwicklungspolitik und Kindern und Jugendlichen her betrachtet, bedarf es deshalb für in der europäischen Strukturpolitik eine besondere Aufmerk- einen erfolgreichen Verlauf ihrer Bildungsbiografien unbedingt samkeit. In ihnen spiegelt sich eine gesellschaftliche und wirt- einer zielgerichteten Kooperation und Abstimmung zwischen schaftliche Neubewertung lokaler Räume wider, nach der an- den unterschiedlichen, für sie relevanten Bildungsakteuren. gesichts einer zunehmenden Globalisierung die einzelnen Schulische Bildung nimmt in diesem Zusammenspiel – nicht Regionen eine gewichtigere Rolle spielen sollen und müssen. zuletzt weil sie in besonderer Weise gesetzlich normiert ist – Globalisierungstendenzen machen nationale und insbesondere innerhalb des ganzheitlichen Bildungskontextes eine beson- regionale Unterschiede eben nicht obsolet, sondern sie sind in dere Rolle ein, auch innerhalb einer Region. Abgesehen von der fast höherem Maße als bisher auf regionale Standortfaktoren Tatsache, dass Schule einen besonders bedeutsamen quanti- angewiesen. Dadurch tritt die Region bzw. die lokale ord- tativen und/oder qualitativen Anteil an der Gesamtbildung si- nungspolitische Einheit (Kreis oder Stadt) vermehrt in den Vor- cherstellt, zeichnet sich schulische Bildung schon allein da- dergrund des politischen Handelns.4 Dabei wird Regionali- durch aus, dass für alle Kinder und Jugendlichen Schulpflicht sierung als »eine andere Form öffentlicher Aufgabenerfüllung besteht, d.h. sie müssen an der schulischen Bildung teilneh- jenseits von Staat und kommunaler Selbstverwaltung«5 ver- men. Umso bedeutsamer ist die Überwindung der anachro- standen. Regionalisierung im Bildungsbereich war allerdings bislang nistischen Aufsplittung der Zuständigkeiten in innere und äußere Schulangelegenheiten. 3 mit Ausnahme der (quantitativen) Schulentwicklungsplanung, Die Städte, Gemeinden und Kreise sind in diesem Gefüge in deren Rahmen die Qualität der Einzelschule und eine ge- Schulträger mit einer ausschließlichen Zuständigkeit für die meinsame Weiterentwicklung des Schulsystems vor Ort keine äußeren Schulangelegenheiten. Mit der zunehmenden Selbst- Rolle spielten, bis Mitte der 1990er Jahre kein Thema.6 Erst die ständigkeit der Einzelschulen erwachsen nun jedoch auch neue Bildungskommission NRW griff mit ihrer Denkschrift das Thema Anforderungen an die Kommunen, die deren Selbstverständnis auf und gab damit wichtige Impulse für eine Weiterentwicklung hinsichtlich ihrer Rolle im Schulsystem verändern können. des Schulsystems mit regionaler Perspektive. Wesentliche Elemente einer Weiterentwicklung des Bildungsangebotes in der Region waren aus Sicht dieser Kommission: Q »Die Erweiterung der Entscheidungskompetenz und der schulorganisatorischen Optionen der kommunalen Schulträger, Q im Bedarfsfall eine interkommunale, das heißt regionale Rahmenplanung für die Schulentwicklung, Q die Ergänzung der Entwicklungsplanungen der kommunalen Schulträger um qualitative Elemente und deren Verknüpfung mit anderen kommunalen Gestaltungsbereichen, Q ein Arbeitsverbund der öffentlichen Träger mit der Wirtschaft als Träger von betrieblicher Ausbildung und beruflicher Weiterbildung und den öffentlichen und privaten Trägern der Weiterbildung.«7 3 4 5 6 7 Vgl. Lohre (2005 b), S. 10. Vgl. Benz/Crow/ Holtmann (1998), S. 17. Benz (1998), S. 101. Vgl. Berkemeyer/Pfeiffer (2006), S. 162. Kommission »Bildung der Zukunft – Zukunft der Schule« (1995), S. 289. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 99 99 Bildung als regionale Herausforderung Damit findet die Regionalisierung derzeit mit zwei Zielrichtun- Hierfür bietet sich ein Steuerungsmodell an, das sich auch bei gen Eingang in die Bildungsdiskussion. So werden neue Formen Regionalisierungsansätzen in anderen Politikfeldern bewährt der Bildungsverwaltung, des Bildungsmanagements und der hat. Zur Lösung solcher grenzüberschreitenden Probleme in Steuerung für die ansonsten zunehmend »selbstständig« ge- verflochtenen Mehrebenensystemen hat sich in den letzten dachte Schule entwickelt bis hin zu Überlegungen zur Kommu- Jahren zunehmend der Governance-Ansatz durchgesetzt. Er hat 8 nalisierung von Schulen. Zugleich werden Vernetzungsbemü- seine Wurzeln in der Soziologie und der Politikwissenschaft. hungen zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen und Dort versteht man unter diesem Begriff eine analytische Kate- sozialen Akteuren einer Region mit dem gemeinsamen Ziel der gorie, die Regelungsaspekte unter Einbeziehung externer und Verbesserung der Bildungsbiografien aller Kinder und Jugend- interner Steuerungsprozesse in komplexen Strukturen be- lichen thematisiert und unter dem Schlagwort der »Entwick- schreibt. In einem solchen Gefüge erhalten der Staat und die lung regionaler Bildungslandschaften« zusammengeführt. weiteren Akteure neue Rollen, die durch Kooperation und Aushandlung geprägt sind.10 Das Zusammenwirken der verschie- 4.1.2 Governance: Steuerung im Mehrebenensystem der Region denen Entscheidungsebenen auf lokaler, regionaler, nationaler oder globaler Ebene soll neu justiert werden, um die Probleme nicht nur effizienter, sondern auch demokratischer, weil parti- Regionale Schul- und Bildungslandschaften sind Handlungs- zipativer zu lösen. räume, in denen perspektivisch alle Schulen und darüber hin- Benz beschreibt Governance anhand von vier Kerndimen- aus alle Institutionen des Bildungsbereichs in einer Region ziel- sionen als das Management von Interdependenz zwischen gerichtet kooperieren, um baasierend auf einem gemeinsamen Akteuren durch Steuerung und Koordination, das auf institu- Qualitätsverständnis allen Bürgerinnen und Bürgern optimale tionalisierten Regelungssystemen aufbaut, die wiederum un- Bildungschancen zu eröffnen. Für eine Bildungslandschaft ist terschiedliche Regelungsmechanismen wie Markt, Hierarchie es dabei charakteristisch, dass die unterschiedlichen für etc. beinhalten. Die daraus entstehenden Interaktionsprozesse Schulen »zuständigen Stellen« und die bislang meist isoliert und -muster werden durch Governance miterfasst. Die betrof- agierenden anderen Bildungsträger, die mit ihren individuellen fenen Kontexte und Prozesse überschreiten dabei meist terri- Interessen, Perspektiven und pädagogischen Ansätzen in diese toriale und organisationale Grenzen.11 Kooperationen eintreten, berücksichtigt werden. Die Entwick- Fürst hat dieses Governance-Konzept auf regionale Zusam- lung regionaler Bildungslandschaften erfordert dabei die menhänge übertragen und definiert Regional Governance als Steuerung eines Mehrebenensystems, bei dem das handelnde »Formen der regionalen Selbststeuerung in Reaktion auf De- Zusammenwirken von Politik, Administration, Pädagogik und fizite sowie als Ergänzung der marktlichen und staatlichen 9 Wirtschaft – das einerseits konsensorientiert sein muss und Steuerung. Sie tritt dort auf, wo das Zusammenspiel staatlicher, andererseits auch konfliktreich verlaufen kann – in den Blick kommunaler und privatwirtschaftlicher Akteure gefordert ist, genommen wird. Eine regionale Steuerung im Bildungsbereich um Probleme zu bearbeiten (intermediäre Steuerungsform).«12 muss die Rahmenbedingungen für eine »grenzüberschrei- Wichtig ist aus seiner Sicht dass es sich beim Gegenstand tende« Kooperation verschiedener Institutionen und Akteure der Kooperation um die Erstellung eines Gemeinschaftsgutes gestalten und sich dabei von der Verantwortung für die Lern- handelt, das die Betroffenen nicht allein herstellen können und und Lebensbedingungen einer ganzen Region leiten lassen. für das es keine gebietskörperschaftliche Steuerungsebene gibt, weshalb die relevanten Akteure einer Region über Netzwerke zu kollektivem Handeln vereinigt werden sollten. Diese Akteure sind nicht nur Behörden und Politik, sondern auch Nichtregierungsorganisationen und privatwirtschaftliche Akteure mit unterschiedlichen Handlungslogiken. Eine solche Go- 8 Ein Beispiel hierfür sind die »Celler Thesen zur kommunalen Bildungspolitik«, die 2007 vom niedersächsischen Städtetag verabschiedet wurden. Siehe w www.nst.de. 9 Die unterschiedlichen Handlungslogiken der angesprochenen unterschiedlichen Handlungssphären lassen sich am einfachsten über freiwillige Netzwerke verbinden. Da in einem solchen Netzwerk die Beteiligten auf Augenhöhe agieren sollen, müssen Entscheidungen im Konsensverfahren getroffen werden, da kein Partner einen anderen zu einer Umsetzung zwingen kann. Dies führt dazu, dass in gemeinsamer Überzeugung gehandelt werden muss, die sich nur über eine Einstimmigkeit der Entscheidungen erreichen lässt. vernance kann deshalb nicht erzwungen werden, sondern beruht auf der Freiwilligkeit der Zusammenarbeit.13 10 11 12 13 Vgl. Berkemeyer/Pfeiffer (2006), S. 172. Vgl. Benz (2004), S. 25. Fürst (2004 b), S. 46. Vgl. Fürst (2004a), S. 36/37. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 100 100 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Übertragen auf den Bildungsbereich bedeutet Regional Governance nichts anderes, als dass im schulischen Sektor Land und 4.2 Entwicklung und Steuerung der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Kommune (als Zuständige für die inneren bzw. die äußeren Angelegenheiten) unter Einbezug aller weiteren bedeutsamen Die Regionalisierung als wichtiger Bestandteil des Modellvor- Akteure kooperieren. Deshalb findet in dieser Steuerungsvision habens wurde im Gegensatz zur erweiterten Selbstständigkeit auch die Tatsache Berücksichtigung, dass in der frühen der Schulen dementsprechend nicht durch die Veränderung der Bildung, in der außerschulischen Bildung sowie in der Berufs- rechtlichen Rahmenbedingungen gestützt. Zur Abstimmung der ausbildung und Weiterbildung andere Akteure tätig sind. Sie organisatorischen und inhaltlichen Umsetzung dieses Projekt- alle sollen im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes für die Ent- schwerpunktes nutzten die Projektträger den Kooperations- wicklung eines kohärenten Bildungswesens vor Ort wirken und vertrag. Darin legten sie fest: in gemeinsamer Verantwortung agieren. Dabei kommt der »Schulträger und Schulaufsicht sollen gemeinsam mit den staatlich-kommunalen Verantwortungsgemeinschaft eine be- beteiligten Schulen wirksame Unterstützungs- und Beratungs- sondere Bedeutung zu. strukturen auf regionaler Ebene aufbauen. […] Die regionale Steuerung des Projektes erfolgt in jeder Modellregion durch 4.1.3 Regionale Schulentwicklung eine regionale Steuergruppe. In ihr arbeiten Vertreterinnen und Vertreter der Schulträger und der Schulaufsicht zusammen und Mit »Schule und Co.« wurden zwischen 1997 und 2002 erst- entwickeln gemeinsam mit den beteiligten Schulen die regio- mals konzeptionelle Ideen zur Regionalisierung im Bildungs- nalen Bildungslandschaften.«14 bereich in der Praxis erfolgreich erprobt. Das Projekt hat ge- Den organisatorischen Kern zur Entwicklung regionaler zeigt, dass mit einem durch entsprechende Fortbildungen Schul- und Bildungslandschaften bildeten also die an der Ge- gestützten Entwicklungskonzept eine in die Fläche gehende staltung von Schule beteiligten Akteure. Schulen, Schulträger und auf Qualitätsverbesserung ausgerichtete Schulentwick- und Schulaufsicht sollten im Sinne einer staatlich-kommunalen lung realisierbar ist. Hierfür mussten allerdings auf regionaler Verantwortungsgemeinschaft in regionalen Steuergruppen die Ebene Beratungs- und Unterstützungsstrukturen aufgebaut Projektarbeit in der Region entwickeln und steuern. Unter werden. Wahrung der jeweiligen Zuständigkeiten von Land und Region Das Modellvorhaben »Selbstständige Schule« griff auf sollten die Verantwortung gemeinsam wahrgenommen und diese Erfahrungen zurück. Mit der Entwicklung regionaler Bil- entsprechende Steuerungsverfahren erprobt werden, um mit dungslandschaften wurde im Projektkontext keine Verlagerung fundierten inhaltlichen und strukturellen Ergebnissen Konse- der politisch-administrativen Aufgaben auf die regionale oder quenzen für einen landesweiten Transfer ziehen zu können. Die kommunale Ebene beabsichtigt oder verbunden. Es wurde also gemeinsame Steuerung der im Projektkontext Lernenden sollte keine verwaltungstechnische Neugestaltung von Zuständig- auch aufzeigen, welche organisatorischen und verwaltenden keiten und ebenso wenig eine formale Neudefinition des Ver- Einheiten sich in diesem Steuerungsprozess als zweckmäßig hältnisses zwischen staatlichen und kommunalen Aufgaben an- erweisen, um das schulische und regionale Bildungsmana- gestrebt. Beabsichtigt war, die Steuerungsstruktur für den gement optimal gestalten und unterstützen zu können. Bildungsbereich innerhalb des bestehenden Systems der Zuständigkeiten neu zu gestalten und in gemeinsamer Verantwortung der Beteiligten aufzubauen. Bei der Einrichtung von Bildungsregionen und dem Ziel der Entwicklung regionaler Bildungslandschaften griff das Projekt deshalb auf die Regional Governance-Idee mit dem Ziel der Verbesserung der Lern- und Lebenschancen aller Kinder und Jugendlichen in einer Region zurück. 14 Vgl. § 4 und § 5 Kooperationsvertrag, verfügbar unter w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 101 101 Entwicklung und Steuerung Dies setzte gemeinsame Inhaltsbereiche und ein gemeinsames Alle Schulen in einer Region sollten sukzessive in ein Koopera- Steuerungsverständnis voraus. Im ersten Schritt der regionalen tionsnetz eingebunden werden und jede Schule sollte einen Entwicklung sollten die Einzelschulen mit dem Aufbau eines durch die Region unterstützten und in der Region abgestimm- Beratungs- und Unterstützungssystems gefördert werden, um ten Schulentwicklungsprozess durchlaufen, damit sie ihren auf dieser Basis die regionale Schullandschaft zu entwickeln. notwendigen Beitrag zum individuellen Bildungsweg der Kinder Die konsensorientierte Zusammenarbeit zwischen Land und und Jugendlichen leisten konnte. Hierfür mussten die Schulen Kommune erhielt über Kooperationsvereinbarungen zwischen zudem die Entwicklungen in anderen gesellschaftlichen Syste- den Beteiligten einen verbindlichen Charakter. Die regionalen men und im direkten Lebensumfeld der SchülerInnen aufneh- Steuergruppen sollten in ihrer Arbeit durch die Projektleitung men. beraten sowie durch die zuständigen und mitverantwortlichen Stellen des Landes und der Kommune unterstützt werden. 4.2.1 Konzept und Implementierung Die zentralen Promotoren des regionalen Ansatzes der Schulentwicklung waren im Projektkontext somit die regio- Regionale Steuergruppen nalen Steuergruppen einerseits und die vom Land und der Ber- Dreh- und Angelpunkt der Entwicklung in den Regionen waren telsmann Stiftung eingesetzte und gestützte Projektleitung an- die regionalen Steuergruppen, die einerseits die Arbeit der dererseits. Schulen unterstützten und andererseits die regionale Arbeit Um für möglichst alle Kinder und Jugendlichen in den Re- und den Ressourceneinsatz verantwortlich steuerten. Diese Ko- gionen eine optimale Bildungsbiografie zu ermöglichen, ordination sollte sich immer auch an den in der Region durch müssen sie beim Erwerb der hierfür notwendigen Schlüssel- die Kooperationsvereinbarungen festgelegten schulischen Ent- kompetenzen unterstützt werden. Dies kann wiederum nur mit wicklungsvorhaben orientieren. Die Projektträger hatten mit einer kontinuierlichen, aufeinander aufbauenden pädagogi- ihrer Projektbeschreibung zudem die grundlegenden inhalt- schen Arbeit gelingen. Erforderlich war daher die unterrichts- lichen Kooperationsfelder zur regionalen Unterstützung der bezogene Kooperation innerhalb der Schulen sowie zwischen Schulentwicklung deutlich vorgegeben15 und zugleich für eine den abgebenden und aufnehmenden Schulen einer Region. Die regionenspezifische Anpassung sowie für eine spätere Erwei- Anschlussfähigkeit zwischen den verschiedenen Schulformen terung geöffnet. Für die notwendige Steuerung wurde ein all- sollte hergestellt und die Lernkompetenzzuwächse bei Kindern gemeiner Rahmen gesetzt. und Jugendlichen möglichst kontinuierlich gesteigert werden. »Kinder und Jugendliche leben und lernen in einer vielfältigen und sich ständig verändernden Welt. Deshalb müssen alle Akteure in der Region (hier: die Stadt Krefeld) in die Bildungsund Erziehungsarbeit einbezogen werden, denn aus dem Blickwinkel der Kinder und Jugendlichen müssen sowohl die schulischen als auch die außerschulischen Beiträge zu ihren individuellen Bildungswegen aufeinander bezogen sein, damit optimale Entwicklungsperspektiven entstehen können.« aus dem Bericht der Region Krefeld 15 Im Fokus standen die Stärkung einer systematischen Unterrichtsentwicklung in den Schulen, die Verbesserung und Professionalisierung des schulinternen Managements bei gleichzeitiger Verbesserung der Führungskompetenz der Schulleitungen sowie der Aufbau eines Systems der Qualitätsentwicklung, Qualitätssicherung und Rechenschaftslegung, verbunden mit der Entwicklung einer angemessenen Evaluationskompetenz. Siehe hierzu auch Bertelsmann Stiftung, Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung NRW (2001). seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 102 102 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft So wurde festgelegt, dass sich die regionale Steuergruppe aus Eine so verstandene Steuerung der regionalen Schulentwick- jeweils zwei VertreterInnen der Schulaufsicht, der Regionen lung stellte erhebliche Anforderungen an die Steuergruppen- (Kommunen/Schulträger) und der beteiligten Schulen zusam- mitglieder. Sie benötigten Managementkompetenzen und ein mensetzen sollte. Mit der Kooperationsvereinbarung wurde breites Methodenrepertoire, um eine regionale Beratungs- und zudem ausdrücklich vereinbart, dass die VertreterInnen der Unterstützungsstruktur aufzubauen. Die Mitglieder der regio- Schulaufsicht und der Schulträger bei ihrer Arbeit durch ihre nalen Steuergruppen mussten zudem ein tiefes Verständnis für jeweiligen Herkunftsinstitutionen im Rahmen deren Möglich- die verschiedenen Entwicklungsprozesse in unterschiedlichen keiten unterstützt werden sollten, um so eine wirksame Arbeit Institutionen und hierbei insbesondere für regionale und ein- in dieser Governance-Struktur zu erreichen. An den Sitzungen zelschulische Entwicklungsprozesse entwickeln. Sie mussten der regionalen Steuergruppe konnte zudem die Projektleitung angemessene und funktionale Unterstützungsleistungen or- mit beratender Stimme teilnehmen. Für Entscheidungsfin- ganisieren und koordinieren, und sie brauchten umfassende dungen der regionalen Steuergruppe wurde dem Governance- Kenntnisse der Strukturmerkmale ihrer Region. Ansatz entsprechend das Konsensprinzip festgelegt.16 Die kon- Nach Befragungsergebnissen der wissenschaftlichen Be- kreten Strukturen, Kooperationsformen und Systematiken gleitforschung schätzten sich viele Mitglieder von regionalen sollten sich vor Ort auf Grundlage der regionalen Bedürfnisse Steuergruppen zu Projektbeginn als nicht ausreichend qualifi- und Notwendigkeiten entwickeln. ziert für diese umfangreichen Anforderungen ein.18 Dies war Die Projektleitung legte zu Beginn das grundlegende Papier nicht weiter verwunderlich, weil das Projekt mit seinen Ansätzen »Hinweise zu den Zielen, Rolle und Aufgaben einer regionalen Neuland betrat, auf das die jeweiligen Ausbildungs- und Berufs- Steuergruppe« vor. In diesem Dokument wurden die Aufgaben erfahrungen die Beteiligten nicht vorbereitet hatten. Gleichzeitig der regionalen Steuergruppen folgendermaßen zusammenge- hatten sie eine schwierige Doppelrolle19 zu meistern, die nicht fasst: nur Gruppenbildungsprozesse, sondern auch Rollenklärungen »Die regionale Steuergruppe kümmert sich also darum, Q Q Q Q Q und gemeinsame Strategiebildungsprozesse erschwerte. dass durch eine systematische, die ganze Schule erfas- Die regionalen Steuergruppen nahmen mit Projektbeginn sende und teamorientierte Unterrichtsentwicklung gekop- ihre Arbeit auf.20 Als ein Problem, das die Steuergruppenarbeit pelt mit einer entsprechenden Organisationsentwicklung bis zum Projektende begleitete, kristallisierte sich dabei an jeder beteiligten Schule die Lernprozesse und -ergeb- schnell die große Arbeitsbelastung insbesondere für die nisse aller Schülerinnen und Schüler gesteigert werden, »ehrenamtlichen« Mitglieder heraus.21 dass die Einzelschule systematische und qualitativ hochwertige Unterstützung in den selbst bestimmten Entwick- »Ein während der gesamten Projektlaufzeit hemmender Faktor lungsschritten hin zu größerer Selbstständigkeit erhält, war der hohe Zeitaufwand, der für die Projektarbeit ›ehren- dass nicht nur die Zusammenarbeit von Schulen gleicher amtlich‹, also neben dem üblichen Tagesgeschäft, von allen Be- Schulform, sondern vor allem die gezielte Kooperation zwi- teiligten zusätzlich aufgewendet werden musste. Die Mitglieder schen den Schulformen in der Region aufgebaut und gesi- der regionalen Steuergruppen waren teilweise gezwungen, ihre chert wird, Tätigkeit zugunsten zwingend anstehender Dienstgeschäfte in- dass mit dem Entstehen einer regionalen Schullandschaft nerhalb der eigenen Institution entgegen den Wünschen und in den beteiligten Institutionen ein Bewusstsein für die Notwendigkeiten in der Projektarbeit zurückzufahren.« Region entsteht, aus dem Bericht der Region Bonn dass durch gezielte Kooperation der Schullandschaft mit weiteren für die Erziehung, Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen mitverantwortlichen Institutionen eine regionale Bildungslandschaft entsteht.«17 16 Vgl. § 4 Kooperationsvereinbarung (Rahmenvereinbarung). 17 »Hinweise zu den Zielen, Rolle und Aufgaben einer regionalen Steuergruppe« vom 6. September 2002, zu finden unter w www.selbststaendige-schule.de. 18 Vgl. Berkemeyer/Pfeiffer (2006), S. 184. 19 Die einzelnen VertreterInnen kamen aus unterschiedlichen Herkunftsinstitutionen und beruflichen Kontexten mit je eigenem Normengefüge. Innerhalb der Steuergruppen sollte sich jedoch eine professionelle Kultur der Zusammenarbeit etablieren, in der nicht die Partikularinteressen der jeweiligen Herkunftsinstitution vertreten werden sollten. 20 Die Größe der regionalen Steuergruppen entsprach dabei nur in wenigen Fällen der »idealtypischen« Vorgabe von sechs Personen und veränderte sich über die Projektlaufzeit. Die Anzahl der Mitglieder schwankte beispielsweise im letzten Projektschuljahr 2007/2008 je nach Region zwischen sechs und 13 Personen, bei einer Gesamtzahl von 156 Steuergruppenmitgliedern. Zu Projektbeginn gab es in einigen Regionen noch wesentlich größere Steuergruppen, bis hin zu einer Größe von 21 Personen. Diese wurden jedoch wesentlich verkleinert, damit wirklich Steuerungsaufgaben wahrgenommen werden konnten. 21 Controlling I 2004 und Controlling II 2005. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 103 103 Entwicklung und Steuerung Aufgrund der beschriebenen vielfältigen Anforderungen an die Im März 2005 führte die Projektleitung in Herford eine zentrale Steuergruppenmitglieder und der heterogenen Zusammen- Großveranstaltung mit mehr als 750 BesucherInnen durch, an setzung dieser Gruppen sah es die Projektleitung im ersten der Mitglieder aller regionalen und in diesem Fall auch schuli- Projektjahr als eine ihrer Kernaufgaben an, ein angemessenes schen Steuergruppen aus allen 19 Modellregionen teilnahmen. Beratungs- und Begleitungssystem sowie entsprechende Qua- Im Rahmen der Fachtagung wurden verschiedene Aspekte der lifizierungsmaßnahmen für die regionalen Steuergruppen zu regionalen Bildungslandschaft im Kreis Herford im Sinne guter entwickeln. Für alle Mitglieder der 19 regionalen Steuergruppen Praxisbeispiele in Workshops vorgestellt und diskutiert. Zu- wurden zu Projektbeginn in fünf Teilgruppen jeweils zwei Ein- gleich konnten sich die BesucherInnen an etwa 20 Projekt- führungsworkshops22 und jeweils ein bis zwei Austauschwork- schulen über den Fortschritt der einzelschulischen Projekt- shops durchgeführt. Darüber hinaus nahmen Mitglieder der aktivitäten informieren. Projektleitung von 2002 bis 2005 regelmäßig an den Sitzungen Anfang 2005 wurden die Unterstützungsleistungen der Pro- der regionalen Steuergruppen beratend teil. Auf Basis von jektleitung für die regionalen Steuergruppen auf der Basis der Rückmeldungen im Herbst 2003 wurden weitere Qualifizie- bis dato vorliegenden Erfahrungen und der Ergebnisse des Pro- rungsseminare im Umfang von jeweils 2,5 Tagen mit den Fort- jektcontrollings weiter angepasst. Auf Beschluss des Projekt- bildungsinhalten »Entwicklung regionaler Bildungslandschaf- vorstandes wurde als Alternative zur bis dahin ständigen ten« und »Funktion und Rolle regionaler Steuergruppen« in Präsenz in den Sitzungen der regionalen Steuergruppen die insgesamt acht Lerngruppen angeboten. Projektleitung beauftragt, eine indirekte Projektsteuerung zu Im Januar 2004 wurde für alle Mitglieder regionaler Steuer- entwickeln. Dazu gehörten: Durchführung und Auswertung gruppen sowie für VertreterInnen des Schulministeriums, der eines regelmäßigen Projektcontrollings, themenspezifische Bezirksregierungen und des Landtages die eintägige Fach- Workshops für Delegierte der regionalen Steuergruppen, Be- tagung »Entwicklung regionaler Bildungslandschaften« durch- ratung der Steuergruppen auf Bedarf und Nachfrage sowie re- geführt23, die mehr als 250 TeilnehmerInnen zählte. In seiner gelmäßige Information der Steuergruppen durch Rundbriefe Grundsatzrede bestärkte der Ministerpräsident des Landes der Projektleitung. NRW, Peer Steinbrück, den Willen der Landesregierung, den Regionalisierungsansatz des Projektes zu forcieren und einen wesentlichen Beitrag für ein ganzheitliches Bildungswesen vor Ort zu leisten.24 22 Themen dieser Workshops waren die regionale Steuerung des Projektes und die Funktion und Rolle der regionalen Steuergruppe in diesem Gefüge sowie die Qualifizierung schulischer Akteure hinsichtlich des Schulentwicklungsmanagements. 23 Die Ergebnisse dieser Tagung sind im Projektband »Entwicklung regionaler Bildungslandschaften« dokumentiert. Vgl. Projektleitung »Selbstständige Schule« (Hrsg.) (2004b). 24 Vgl. Steinbrück (2004). seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:51 Uhr Seite 104 104 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Projektbüro/Regionales Bildungsbüro »In der Bildungsregion Krefeld erhalten die Modellschulen Zur Umsetzung ihrer Aufgaben benötigten die regionalen Steu- durch die regionale Steuergruppe und deren Geschäftsstelle ergruppen eine Verwaltungsunterstützung, nicht zuletzt des- die notwendige Unterstützung, die sie für ihre Entwicklungs- halb, weil alle Mitglieder ihre Funktion zusätzlich zu ihrer prozesse benötigen. Dabei wird gleichzeitig die Kooperation »hauptberuflichen« Tätigkeit ausübten. Sie bedienten sich je zwischen Schulaufsicht und Schulträger gestärkt und zu einer einer Geschäftsstelle, deren personelle und organisatorische regionalen Verantwortungsgemeinschaft weiterentwickelt.« Ausgestaltung zunächst offen war. Zu Projektbeginn wurden aus dem Bericht der Region Krefeld diese Projektbüros im Wesentlichen durch Ressourcen der Region unterhalten. Das Land steuerte anfäglich eine perso- Im Projektverlauf wurden in vielen Regionen diese Geschäft- nelle Unterstützung für jede Region im Umfang von durch- stellen und Projektbüros – analog zum bereits im Projekt schnittlich 0,25 Stellen bei. »Schule & Co.« entstandenen Herforder Büro – in regionale Bil- Die Geschäftsstellen in den Regionen hatten in der Anfangs- dungsbüros umgewandelt, entsprechend ausgestattet und in phase des Projektes vorrangig das regionale Fortbildungspro- die kommunale Verwaltungsgliederung integriert. Diese regio- gramm für die Projektschulen zu organisieren, waren später nalen Bildungsbüros hatten unterschiedliche Aufgabenstel- auch bei der Ausweitung der regionalen Schullandschaft und lungen, die von der reinen Geschäftsführung für die regionalen der Übertragung der Projekterfahrungen auf die Korrespon- Steuergruppen bis zur Bündelung von schulnahen Aufgaben denzschulen ein wichtiger Akteur. auf kommunaler Seite reichten. Ihre innere Struktur und ihre Einbindung in die regionale Verwaltungsstruktur waren eben- »Das Regionale Bildungsbüro ist die Geschäftsstelle für die falls unterschiedlich. Auch die Bezeichnung »Regionales Bil- regionale Steuergruppe und bietet dieser wichtige Unterstüt- dungsbüro« setzte sich in einigen Regionen nicht durch. zungsleistungen für den Aufbau einer regionalen Schulland- Das Schulministerium gab 2003 ein Gutachten bei der schaft. Für die Modellschulen und weitere am Projekt beteiligte Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement Institutionen ist das Bildungsbüro Ansprechpartner und soll im (KGSt)25 in Auftrag, das Empfehlungen zu möglichen und not- Hinblick auf eine regionale Bildungslandschaft für alle Akteure wendigen Funktionen, Aufgabestellungen, Ressourcenaus- Service- und Entwicklungsagentur sein. Als Schnittstelle zwi- stattungen, Strukturen und Organisationsformen für regionale schen allen Projektbeteiligten kommt ihm die Organisation des Bildungsbüros formulieren sollte. Im Frühjahr 2004 legte die Informations- und Kommunikationsflusses zu. Sukzessive wer- KGST dieses Gutachten vor.26 Die wesentlichen Aussagen des den die nicht am Projekt beteiligten Akteure aus den Berei- Gutachtens wurden in einer Stellungnahme beider Projekt- chen Bildung, Jugend und Wirtschaft in diesen Prozess einbe- träger27 begrüßt. Besondere Zustimmung fand dabei die Über- zogen.« legung, das regionale Bildungsbüro als Projektbüro zu begrei- aus dem Bericht der Region Köln fen, das den Schulen ortsnah Dienstleistungen aus einer Hand anbietet und diese bei ihrer Schul- und Unterrichtsentwicklung »Die Aufgabenschwerpunkte des Projektbüros: sowie bei der Erledigung von Verwaltungsaufgaben unterstützt. Q Geschäftsführung der regionalen Steuergruppe Ein solches Projektbüro sollte zudem die regionalen Steuer- Q Verwaltung des regionalen Entwicklungsfonds gruppen hinsichtlich der inhaltlichen und organisatorischen Q Ausführung der Beschlüsse der regionalen Steuergruppe Belange der regionalen Projektsteuerung unterstützen. Q Kommunikation mit den am Projekt beteiligten Stellen Q Koordination Q Integration der Korrespondenzschulen Q Organisation der Fortbildungen Q Organisation von Fachveranstaltungen und Tagungen.« aus dem Bericht der Region Kreis Unna 25 Die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) ist das von Städten, Gemeinden und Kreisen gemeinsam getragene Entwicklungszentrum des kommunalen Managements. Mehr Informationen unter w www.kgst.de. 26 Vgl. Projektleitung »Selbstständige Schule« (Hrsg.) (2004b), S. 115–182, verfügbar auch unter w www.selbststaendige-schule.de. 27 Vgl. Projektleitung »Selbstständige Schule« (Hrsg.) (2004b), S. 111–114. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 105 105 Entwicklung und Steuerung Zu diesem Zeitpunkt blieb noch offen, ob sich auf einer solchen Basis langfristig aus den regionalen Steuergruppen mit unter- Bundesstadt Bonn – Regionale Steuergruppe stützenden Projektbüros nicht der institutionelle Kern der Regeln zur Verteilung und Verwendung der Mittel des staatlich-kommunalen Verantwortungsgemeinschaft bilden Regionalen Entwicklungsfonds28 könnte. Auf Empfehlung der KGSt erhöhte das Land seine personelle Unterstützung auf 0,5 Stellen für die regionalen Bil- ! Gefördert werden Projekte, die einen Bezug zur dungsbüros unter der Bedingung, dass die Regionen bzw. Kom- regionalen Entwicklung erkennen lassen oder munen diese Einrichtungen in gleicher Form unterstützen (wie Pilotfunktion für andere Schulen haben. es überall auch geschah). Viele Schulträger statteten das regionale Bildungsbüro darüber hinaus im Laufe der Zeit mit zu- ß Anforderungen auf Zuwendungen ergeben sich aus dem konkreten schulischen Entwicklungs- sätzlichen Ressourcen aus. prozess. Im Rahmen der Selbststeuerung prüft die Regionaler Entwicklungsfonds Schule zunächst eigene Unterstützungsmöglich- Die Finanzierung der regionalen Entwicklungsarbeit erfolgte in keiten. erster Linie über die vertraglich vereinbarten regionalen Entwicklungsfonds, in die sowohl das Land als auch die Kommu- § Im Antrag der Schule sind möglichst viele Pla- nen jährlich jeweils 2.500 Euro pro Projektschule einzahlten, nungsdaten, insbesondere Kostenschätzungen um den Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaf- enthalten, die in der beigefügten Anlage detail- ten zu fördern. Die Mittel des regionalen Entwicklungsfonds liert dargestellt werden. wurden durch die jeweilige regionale Steuergruppe verwaltet und nach ihrer konsensualen Entscheidung für Maßnahmen der $ Es gibt eine Vorstellung davon, welche Wirkung Regionalentwicklung verausgabt. In den Kooperationsverein- von der Hilfestellung erwartet wird. Sie wird im barungen zwischen Schulen, Regionen und Land war geregelt, Antrag benannt. dass diese Mittel in erster Linie für Qualifizierungsmaßnahmen und für die Entwicklungsvorhaben der Schulen und Regionen % Der schulische Antrag geht an die Regionale Steu- verwendet werden sollten. Die regionalen Steuergruppen ergruppe. Diese berät und entscheidet über den waren über die Verwendung des Entwicklungsfonds dem Land Antrag innerhalb von sechs Wochen. und dem Schulträger gegenüber rechenschaftspflichtig. Der Mitteleinsatz im Projekt war regional sehr unterschied- & Nach Abschluss der Maßnahme, die finanziert lich. Der überwiegende Teil der Fonds-Mittel wurde über alle worden ist, wird ein kurzer Bericht über die Wirk- Regionen hinweg für Fortbildungsmaßnahmen für schulische samkeit der Maßnahmen geschrieben und an die Steuergruppen und weitere Akteure in den Schulen eingesetzt. Regionale Steuergruppe geschickt. Ein weiterer großer Anteil kam schulindividuellen Vorhaben im Projektzusammenhang zugute. Die Mittelzuweisung an Schulen / Vor einer Genehmigung können keinerlei verbindliche Vereinbarungen getroffen werden. erfolgte in den meisten Regionen nach einem vereinbarten Regelwerk. Die Projektleitung legte den Regionen auf der Basis der Erfahrungen mit dem regionalen Entwicklungsfonds Her- ( Die Regeln galten vorerst bis zum 31.12.2004. ford (»Schule&Co.«) dazu einen konkreten Vorschlag vor. Bei- Sie haben sich bewährt und bleiben auch wei- spiele für entsprechende Verfahren lassen sich in mehreren Re- terhin unverändert bestehen. gionen finden. 28 Dazu gibt es einen Projektanalysebogen, mit dem die Mittel beantragt werden müssen. Er verlangt folgende Angaben: Projektbezeichnung, Projektorganisation, Projektbeschreibung (Ziele, Ausgangslage, Inhalte, Methode, Strategie, Auswirkungen, evtl. Kräftefeldanalyse,) Zeitplan/Meilensteine, Investitionsplan, Nutzwertanalyse, rechtlicher Rahmen, Bezug zur regionalen Entwicklung, Risiken, geplante Evaluation. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 106 106 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Mit der Ausweitung des Modellvorhabens auf die Korrespon- Aufbau eines regionalen Fortbildungssystems denzschulen wurden in acht Regionen durch die Regionen zu- Um die Projektschulen in der Region in einem gemeinsamen sätzliche Mittel in den regionalen Entwicklungsfonds einge- Entwicklungsprozess voranzubringen, sollten die regionalen bracht. Darüber hinaus hatten weitere fünf Regionen bis 2005 Steuergruppen ein Fortbildungssystem aufbauen, das sich mit ihren Entwicklungsfonds zusätzlich über andere Finanzie- unterschiedlichen Schwerpunkten an die unterschiedlichen rungsquellen um 20.000 bis 200.000 Euro aufgestockt. 29 Die regionalen Steuergruppen mussten sich zudem mit Beteiligten im Schulentwicklungsprozess wandte. Es gab im regionalen Kontext und von der regionalen Steuergruppe ganz einem weiteren Finanzthema auseinandersetzen, nämlich mit oder teilweise koordiniert sowie organisiert: der Kapitalisierung nicht besetzter Personalstellenanteile Q Fortbildungsangebote für ganze Lehrerkollegien (oder in den Einzelschulen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei große Teilkollegien) im Bereich systematischer Unterrichts- der operativen Umsetzung der Kapitalisierungsmöglichkeiten entwicklung, konnte jedoch bald festgestellt werden, dass erhebliche Q Fortbildungen für alle Mitglieder schulischer Steuergruppen Finanzmittel in die antragstellenden Schulen aller Schulformen im Bereich des Schulentwicklungsmanagements, Fortbildun- flossen. Beim zweiten Projektcontrolling 2005 wurde festge- gen für Schulleiterinnen und Schulleiter im Bereich Leitung und Führung selbstständiger Schulen, stellt, dass ca. ein Drittel der Schulen unterschiedlich große Anteile der kapitalisierten Mittel in eine Rücklage haben ein- Q rInnen, fließen lassen. Zudem gab es einen erheblichen Regelungsbedarf für die schulindividuelle Verwendung dieser Mittel. In Fortbildungsangebote für schulische Evaluationsberate- Q und ggf. Fortbildungsangebote für Lehrerräte im Bereich der Mitwirkung, Mitbestimmung und Mitgestaltung. besonderer Weise wurden an dieser Stelle die verwaltungsregulatorischen Grenzen von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Schulen deutlich, die ja nach wie vor keine eigene Diese Fortbildungsmaßnahmen wurden in der Regel schul- und Rechtspersönlichkeit darstellten. Deshalb mussten die regio- schulformübergreifend umgesetzt. Die so entstehenden Lern- nalen Steuergruppen ihre Projektschulen hinsichtlich der Pro- gruppen förderten damit gleichzeitig die Vernetzung der un- blematik von teilweise auf diesem Weg entstehenden »unge- terschiedlichen Schulen und Schulformen in der Region. bundenen« Rücklagen beraten. Zum anderen konnte gemeinsam mit VertreterInnen des Schulministeriums, des Landesrechnungshofes sowie der kommunalen Kämmereien ein Ver- »In der Region Münster wurde die schulformübergreifende fahren gefunden werden, nach dem die kommunalen Vergabe- Kooperation dadurch unterstützt und begleitet, dass Fortbil- richtlinien auch für die Verwendung der kapitalisierten Mittel dungen für die schulischen Steuergruppen in Lerngruppen Anwendung finden konnten, ohne den gewonnenen Gestal- stattfanden. Diese ermöglichten eine gute gemeinsame Lern- tungsfreiraum der Schulen über Gebühr wieder einzu- atmosphäre, in der gemeinsame Erkenntnisse zur Weiterent- schränken. 30 wicklung der jeweiligen Schule genutzt werden konnten.« aus dem Bericht der Region Münster »Die Projektschulen wurden bei ihren Vorhaben seitens der regionalen Steuergruppe von einem sogenannten regionalen Bildungsbüro unterstützt. Wesentliche Angebote waren hierbei: Q Regionale Fortbildungsangebote durch die »Fortbildungsakademie Duisburg« im Projekt Selbstständige Schule Q Schulleitungs- und Steuergruppenqualifizierungen sowie Aus- und Fortbildung von Evaluationsberater/-innen.« aus dem Bericht der Region Duisburg 29 Vgl. Berkemeyer/Pfeiffer (2006), S. 183. 30 Vgl. »Empfehlungen des Projektvorstands zur Rechenschaftslegung im Modellprojekt ›Selbstständige Schule‹« (Juni 2005), unter w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 107 107 Entwicklung und Steuerung In einzelnen Regionen wurde das Fortbildungssystem darüber Kommunikationsstrukturen hinaus ansatzweise auf außerschulische Bildungseinrich- Der Kommunikation sowohl innerhalb der regionalen Steuer- tungen ausgedehnt (Erzieherinnen, betriebliche Ausbilder, So- gruppe als auch zwischen der regionalen Steuergruppe und zialpädagogen und Schulsozialarbeiter), womit die Bildungs- den Projektbeteiligten in der Region kam eine besondere Be- region auch über den schulischen Bereich hinaus in den Blick deutung zu. Sie sollte regelmäßig und besonders sensibel ge- genommen wurde. pflegt werden. Das dabei entstehende regionale Qualifizierungssystem sollte Q Q alle Unterstützungsleistungen so miteinander verzahnen »Eine fortlaufende Information und Kommunikation aller Be- und aufeinander abstimmen, dass die systematische Ent- teiligten muss sowohl durch die strukturell-organisatorischen wicklung der Schulen auch zu einer Weiterentwicklung der Bedingungen als auch durch geeignete Instrumente und Ver- gesamten Bildungsregion beitrug, fahren sichergestellt werden.« sich sowohl auf die unmittelbare pädagogische Arbeit als aus dem Bericht der Region Krefeld auch auf die Leitung und Steuerung lernender Organisationen auf der Ebene einzelner Bildungsinstitutionen im Q Kontext einer ganzen Bildungsregion beziehen, Die Kommunikation zwischen den Projektschulen bzw. deren sich an den Reformbedarfen der jeweiligen Schulen und schulischen Steuergruppen und der regionalen Steuergruppe, den vereinbarten Entwicklungszielen in der Region aus- die gemeinsam an der Entwicklung der Einzelschulen und an richten und nicht an den individuellen Bedürfnissen ein- der Entwicklung der regionalen Bildungslandschaft arbeiteten, zelner Akteure. erfolgte auf unterschiedlichen Wegen: einerseits schriftlich per E-Mail, über Newsletter, Berichte und Controlling, andererseits Die Umsetzung eines solch umfassenden Fortbildungsange- mündlich in sogenannten Vollversammlungen, in Versammlun- botes erfolgte in den Regionen mit unterschiedlicher Ge- gen von Teilgruppen, in Erfahrungs- und Bilanzierungswerk- schwindigkeit und mit unterschiedlichen Schwerpunktset- stätten. zungen. Dies betraf auch den schrittweisen Einbezug der Um die Steuerung regionaler Schulentwicklung weiter zu Korrespondenzschulen in das Fortbildungssystem. Wenn diese verbessern, regte der Projektvorstand 2005 an, regelmäßige Fortbildungsmaßnahmen systematisch und ganzheitlich alle und zielgruppenspezifische Foren der regionalen Steuergrup- Schulen mit gleicher Qualität und Intensität erreichen sollten, pen mit den SprecherInnen der schulischen Steuergruppen, mit stellte dies wiederum die beteiligten Institutionen hinsichtlich der zuständigen Schulaufsicht und – in Kreisen – mit den Schul- der Ressourcen vor große Herausforderungen, die es in der trägern zu veranstalten, bei denen wichtige Informationen und angestrebten staatlich-kommunalen Verantwortungsgemein- Anregungen ausgetauscht und abgesprochen werden konnten. schaft insbesondere in Kooperation mit dem staatlichen Fort- Zusätzlich ermöglichte die Projektleitung mit dem Intranet bildungssystem intelligent, kreativ und mit einer entspre- auf der Projekthomepage den Aufbau regionaler Kommunika- chenden politischen Willensbildung zu bewältigen galt. tionsstrukturen in einem geschützten virtuellen Raum. Hierfür wurden regionale Ansprechpartner geschult, die wiederum die Schulen an dieses Kommunikationsinstrument heranführen sollten. Im Laufe des Projektes wurde zudem die regionale Öffentlichkeitsarbeit im Internet mit der zentralen Öffentlichkeitsarbeit der Projektleitung zunehmend verzahnt, damit wichtige regionale Informationen in die Fläche getragen werden konnten. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 108 108 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Regionale Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung Als ein Element der regionalen Qualitätssicherung wurde 2004 Als Instrument der Kommunikation und Qualitätsentwicklung der regionale Einsatz von SEIS32 in einer Projektregion erprobt. wurde 2005 durch die Projektleitung das Schulgespräch emp- Mit diesem Selbstevaluationsinstrumentarium sollte den fohlen. Dieses sollte der Einschätzung des Entwicklungs- Schulen ermöglicht werden eine umfassende interne Eva- standes und des Unterstützungsbedarfes der Schule sowie luation ihrer Arbeit vor dem Hintergrund des Vergleichs mit ihrer Einbettung in die Region dienen. Darüber hinaus konnte einer Gruppe anderer Schulen33 in der Region durchzuführen. auf diesem Weg Steuerungswissen als Grundlage zur Ent- Die Ergebnisse waren ermutigend und die Erprobungsregion wicklung der Bildungsregion erzeugt werden. Nicht zu unter- empfahl ausdrücklich den SEIS-Einsatz im regionalen Kontext, schätzen war auch die Wertschätzung, die damit den Schulen wobei gleichzeitig auf die notwendigen und umfangreichen re- durch die regional Verantwortlichen entgegengebracht wurde. gionalen Organisations- und Unterstützungsleistungen auf- Zur Vergleichbarkeit der Gespräche wurde den Regionen emp- merksam gemacht wurde. Auf der Basis der Anlage zum Ko- fohlen, auf der Basis eines Vorschlags der Projektleitung einen operationsvertrag wurde im Mai 2006 ein Workshop der Gesprächsleitfaden zu entwickeln.31 Projektleitung durchgeführt, bei dem VertreterInnen aller regionalen Steuergruppen über SEIS und seinen Einsatz im regionalen Kontext informiert wurden. Im Anschluss entschieden »Die zunächst auftretenden Akzeptanzprobleme wurden durch sich weitere fünf Regionen für den Einsatz des Selbstevaluie- die Schulbesuche der regionalen Steuergruppe bei den Modell- rungsinstrumentariums in ihrer Region.34 schulen und die Einrichtung des Arbeitskreises der Modellschulen sowie durch mehrere Workshops mehr und mehr abgebaut.« »Das Regionale Bildungsbüro unterstützte diesen Prozess aus dem Bericht der Region Bochum (SEIS, d. V.) sehr aktiv durch Qualifizierungsmaßnahmen der SEIS-Koordinatoren der einzelnen Schule sowie durch finan- »Einmal jährlich haben Mitglieder der regionalen Steuergruppe zielle Mittel. Positiv hervorzuheben ist der Ausbau eines SEIS- jede am Projekt beteiligte Schule besucht. Sowohl die am Forums zur direkten Unterstützung der Entwicklungsmaßnah- Schulleben Beteiligten als auch die Mitglieder der regionalen men.« Steuergruppe haben von diesem Austausch profitiert.« aus dem Abschlussbericht eines Berufskollegs in der Region Dortmund aus dem Bericht der Region Kreis Gütersloh Entwicklung und Ausbau der regionalen Schullandschaft 15 der 19 regionalen Steuergruppen waren anfänglich vorwiegend damit beschäftigt, das oben beschriebene Aufgabenpaket für die Projektschulen angemessen zu bewältigen. Eine Ausweitung der Aktivitäten auf andere Schulen oder gar andere Bildungseinrichtungen in der eigenen Region stand für die meisten regionalen Steuergruppen anfänglich nicht auf der Tagesordnung.35 Nach und nach setzte sich jedoch die Überzeugung durch, dass eine regionale Schulentwicklung nur dann erfolgreich weitergeführt werden kann, wenn perspektivisch alle Schulen einer Region in den Blick genommen werden. 31 Vgl. Empfehlungen für Schulgespräche im Projekt »Selbstständige Schule«, unter w www.selbststaendige-schule.de. 32 SEIS ist die Abkürzung für Selbstevaluation in Schule, ein Selbstevaluierungsinstrumentarium, das von der Bertelsmann Stiftung auf der Basis vielfältiger Erfahrungen aus dem INIS-Projekt entwickelt wurde. Mehr Informationen unter w www.das-macht-schule.de. Vgl. auch Kapitel 3.5. 33 Es handelt sich um aggregierte Werte. Die Daten mehrerer Einzelschulen fließen in eine Referenzgruppe ein. Der Datenschutz jeder einzelnen Schule bleibt gewahrt. 34 Eine sechste Region hatte in der Zwischenzeit in Eigeninitiative mit der Anwendung von SEIS begonnen. 35 Vgl. Institut für Schulentwicklungsforschung/Arbeitsgruppe Bildungsforschung/Bildungsplanung (2006), S. 74. Im folgenden zitiert als Zwischenbericht. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 109 109 Entwicklung und Steuerung Zur Ausweitung innerhalb der eigenen regionalen Schulland- »Als regionenspezifische Schwerpunkte sind von der Kon- schaft und zum Transfer der erfolgreich erprobten Aktivitäten zeption her die Projekte ›Harmonisierung des Übergangs von wurden bereits gegen Ende des zweiten Projektjahres erste Schülerinnen und Schülern in die Sekundarstufe I‹ und ›Har- Überlegungen angestellt. Ob und zu welchem Zeitpunkt welche monisierung des Übergangs Kindertagesstätte – Grundschule/ Elemente und Regelungen des Modellvorhabens in die Fläche Förderschule anhand des gemeinsam verwendeten Sprachför- und somit möglichst in das gesamte Schulsystem des Landes derprogramms Kon-Lab‹ entwickelt. Die Außenwirkung der Nordrhein-Westfalens übertragen werden sollten, wurde ge- beiden in Troisdorf laufenden Projekte ist in und außerhalb des nauso bedacht wie die Frage der angemessenen Unterstützung Rhein-Sieg-Kreises gut. Sie erfahren hohe Anerkennung. Das und Begleitung. Ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung Harmonisierungskonzept ›Übergang in die Sekundarstufe I‹ ist der regionalen Schullandschaften wurde durch die gemein- in vielen Arbeitsstunden und mit breiter Beteiligung aus den same Vereinbarung der Projektträger zur Ausweitung des Pro- Schulen wie auch externer Hilfe gut entwickelt worden.« jekts im Mai 2004 erreicht. 36 Die regionalen Steuergruppen aus dem Bericht der Region Rhein-Sieg-Kreis konnten selbst entscheiden, wann sie die Zusammenarbeit mit weiteren Schulen, den sogenannten Korrespondenzschulen »Ein Schwerpunkt im Rahmen der generellen Aktivitäten ist in kontraktieren wollten. Hierzu wurde von der Projektleitung eine der Bildungsregion Herford das Übergangsmanagement. Dazu Musterkooperationsvereinbarung37 zur Verfügung gestellt. gehören insbesondere die im Schnittfeld von schulischer und Diese neuen Korrespondenzschulen wurden nicht als Mo- beruflicher Bildung angesiedelten Maßnahmen zur systemati- dellschulen mit den damit verbundenen Sonderbedingungen schen Berufswahlorientierung und -vorbereitung. Sie sind vor- (Anwendung der VOSS, Kapitalisierungsmöglichkeit, 0,5-Zeit- zugsweise im schulischen Bereich angesiedelt, weisen jedoch budgetstelle) aufgenommen, konnten und sollten aber in die mit Blick auf die individuelle Bildungslaufbahn deutlich da- regionalen Fortbildungsprogramme eingebunden werden. Das rüber hinaus. Insgesamt tragen sie im Sinne der bestmöglichen Land stellte hierfür keine zusätzlichen Ressourcen zur Bildungs- und Ausbildungschancen dazu bei, den Übergang Verfügung, sodass die zusätzlich entstehenden finanziellen von der Schule in den Beruf für alle Jugendlichen zu ermög- Belastungen in der Region getragen werden mussten. In 18 lichen und entsprechend ihren Bedürfnissen zu gestalten.« Regionen wurden auch die Korrespondenzschulen von den aus dem Bericht der Region Kreis Herford regionalen Steuergruppen betreut. 13 der regionalen Steuergruppen gaben zudem an, dass es in der Region Interesse an »Eine besondere und systematisierte Form der Zusammen- der stärkeren regionalen Steuerung und Koordination der arbeit bestand im Teilprojekt ›Lernbiografie ohne Brüche‹. Schulentwicklung aller Schulen gibt. Nach Einschätzung von Darin arbeiteten Lehrerinnen und Lehrer – sowohl von Modell- zwölf regionalen Steuergruppen bestand bei den nicht am und Korrespondenz- als auch von Nichtprojektschulen – schul- Projekt teilnehmenden Schulen ein großes Interesse daran, in formübergreifend in Arbeitsgruppen zusammen, um an den je- die Fortbildungen des Modellvorhabens eingebunden zu weiligen Schnittstellen ein möglichst durchgängiges Vorgehen werden.38 bezüglich Inhalt und Methoden zu ermöglichen.« Zudem haben in vielen Regionen Projektschulen und aus dem Bericht der Region Bonn weitere Schulen an gemeinsamen Konzepten gearbeitet. Schwerpunkt war dabei die Verbesserung der Übergänge zwischen den »Der direkte Übergang von der Schule in die berufliche Erst- Schulstufen, von der Kindertageseinrichtung in die Schule oder ausbildung stellt eine große Hürde für Schulabgängerinnen der Übergang von der Schule in die Ausbildung und den Beruf. und -abgänger dar und gelingt auch in Dortmund immer seltener. … Mit dem Projekt ›Zeitgewinn‹ will die Stadt Dortmund den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt optimieren, indem alle Stationen auf dem Weg des Jugendlichen bis zur erfolgreichen Einmündung in die Arbeitswelt mit einem Zugewinn an Qualifikationen verbunden werden.« aus dem Bericht der Region Dortmund 36 Vgl. »Regelungen zur Ausweitung und zum Transfer im Modellprojekt Selbstständige Schule«, unter w www.selbststaendige-schule.de. 37 Vgl. »(Muster-)Kooperationsvereinbarung als Korrespondenzschule im Projekt Selbstständige Schule«, unter w www.selbststaendige-schule.de. 38 Controlling III 2006. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 110 110 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Über die Schullandschaft hinaus: Nach der Regierungsumbildung und einem damit verbundenen Entwicklung regionaler Bildungslandschaften halbjährigen Moratorium justierten die Projektträger in der In der ersten Projekthälfte lag der Schwerpunkt der Projektak- Anlage zum Kooperationsvertrag vom Dezember 2005 die tivitäten – entsprechend der Entwicklungslogik der systemati- Schwerpunktsetzungen im Modellvorhaben neu und richteten schen Qualitätsverbesserung von der Einzelschule über die re- einen besonderen Fokus auf die Vertiefung und nachhaltige gionale Schullandschaft zur regionalen Bildungslandschaft – Verankerung der staatlich-kommunalen Verantwortungsge- in der Qualifizierung der Akteure in den Schulen und beim meinschaft und die damit einhergehende stärkere Regionali- Aufbau der regionalen Unterstützungs- und Beratungsstruk- sierung im Bildungsbereich. Gemeinsame Handlungsfelder turen für die Schulentwicklung in der Region. Nach Angaben sollten identifiziert, neue Formen der Aufgabenverteilung zwi- im 2. Projektcontrolling von 2005 kooperierten die regionalen schen Land und Region bzw. Kommune vereinbart und hierfür Steuergruppen bzw. die regionalen Bildungsbüros in weniger angemessene Strukturen entwickelt werden, damit auch nach als einem Drittel der Regionen mit außerschulischen Partnern. dem Projektende 2008 der eingeschlagene Weg abgesichert Auch hinsichtlich der notwendigen Kommunikation bestand nur fortgesetzt werden konnte. Herausgehobene Aspekte sollten in weniger als einem Drittel der Regionen ein Kontakt mit die Entwicklung übertragbarer Formen regionaler Steuerung, Partnern außerhalb des Schulsystems und dabei vorzugsweise eine neue Aufgabenwahrnehmung im Sinne der erweiterten mit Einrichtungen der Jugendhilfe, Sportvereinen, Unterneh- Schulträgerschaft, gemeinsame Schulbudgets, Schulverbünde men, der Agentur für Arbeit und Kindertageseinrichtungen. Für und das Selbstevaluationsinstrumentarium SEIS im regionalen viele Steuergruppen war jedoch klar, dass für die beteiligten Kontext sein. Der SEIS-Einsatz sollte gleichzeitig als Beitrag für Bildungsakteure in der Region geeignete Rahmenbedingungen eine regionale Bildungsberichterstattung sowie für eine quali- geschaffen werden mussten, damit das kreative Potenzial in- tative Bildungsplanung erprobt werden. formeller und kooperativer Strukturen auch zur Entfaltung Im Anschluss gab die Bertelsmann Stiftung für das Hand- kommen konnte. Daher war es nicht verwunderlich, dass in lungsfeld »Gemeinsame Schulbudgets« ein Gutachten in Auf- vielen Regionen die Entwicklung eines entsprechenden Leit- trag, das am 30. Mai 2006 vorgelegt wurde.39 Dieses Gutachten bildes angegangen wurde. beschrieb und analysierte mögliche Problemlagen gemeinsamer Schulbudgets, stellte die Minimal- und Maximalforderungen in diesem Bereich dar und zeigte einen möglichen Um- »Die Arbeit aller Krefelder Schulen an einem gemeinsamen setzungsweg auf. Ein solches gemeinsames Budget von Land Leitbild hat den Zusammenhalt der Schulen untereinander und Kommune für die Schulentwicklung konnte im Rahmen des wesentlich gefördert und die Grundlagen für die Weiterent- Projektes allerdings nicht mehr umgesetzt werden. wicklung der regionalen Bildungslandschaft Krefeld gelegt.« aus dem Bericht der Region Krefeld Die Projektleitung entwickelte bis Mitte 2006 konzeptionelle Ideen zur Erprobung verbesserter Leitungs- und Verwaltungsstrukturen an kleinen Schulen in Form von Schulverbünden, wie sie in der Anlage zum Kooperationsvertrag vereinbart worden war. Hieraus wurde ein Katalog der relevanten rechtlichen und organisatorischen Probleme erstellt. Seitens des Schulministeriums wurde jedoch klargestellt, dass es zu diesem ursprünglichen Projektauftrag keinerlei Bewegungsspielraum gäbe, sodass eine modellhafte Entwicklung im Projektzusammenhang nicht erfolgen konnte. 39 A. Wiebe, Regierungspräsident a.D. (2006), verfügbar unter w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 111 111 Entwicklung und Steuerung Darüber hinaus wurde das Gutachten »Konzeptionelle Vor- »Denn eines dürfte durch das Modellvorhaben ›Selbstständige schläge zur Weiterentwicklung staatlich-kommunaler Schul- Schule‹ deutlich geworden sind: Es reicht nicht aus, Schulen und Bildungsverantwortung im Kontext des Modellvorhabens eine erweiterte Selbstständigkeit einfach nur anzubieten oder Selbstständige Schule« von der Bertelsmann Stiftung in Auf- zu ermöglichen. Selbstständigkeit/Eigenverantwortlichkeit will trag gegeben, das ebenfalls am 30. Mai 2006 vorgelegt wur- gelernt sein. Und dieser Lernprozess muss partnerschaftlich 40 Der Diskurs zu einer entsprechenden Weiterentwicklung angelegt, professionell organisiert und verlässlich begleitet und nachhaltigen Verankerung der staatlich-kommunalen Ver- werden. Das regionale Bildungsbüro Dortmund hat nach Auf- antwortungsgemeinschaft wurde durch einen Workshop der fassung der Beteiligten diese Aufgabe erfolgreich übernommen Projektleitung mit interessierten Regionen am 14. Dezember und schließt mit dem entwickelten Qualifizierungs- und Unter- 2006 weiter vorangetrieben. Dort stimmten sich die Regionen stützungssystem eine vorhandene Lücke: Maßgeschneiderte ein gemeinsames Verständnis zur Steuerung in Bildungs- Fortbildungsangebote vor Ort, die den Erwartungen und Be- regionen und einen von allen getragenen Inhaltskatalog ab, dürfnissen entsprechen und auf die Aktivitäten der einzelnen der bei der Entwicklung regionaler Schul- und Bildungsland- Schule im Kontext einer gemeinsam verantworteten Bildungs- schaften gemeinsam von Kommune und Land bearbeitet wer- region abzielen.« de. 41 den sollte. Die Ergebnisse des Workshops flossen 2007 in An- aus dem Bericht der Region Dortmund träge der Regionen an das Schulministerium ein, in denen die Regionen ihre Positionen darstellten und Grundlagen für eine Zusammenarbeit zwischen Region und Land über das Projek- »Grundlage der Arbeit für die Ausgestaltung der regionalen Bil- tende hinaus formulierten. Im Nachgang zu diesem Workshop dungslandschaft in Solingen ist der vorhandene politische haben die Regionen und das Land die Initiative ergriffen, um Konsens, der mitgestaltenden Schulträgerschaft eine hohe ihre begonnene Kooperation auch über das Projektende hinaus Priorität einzuräumen. … Hinter dieser Bildungsphilosophie inhaltlich und strukturell zu regeln. verbirgt sich ein städtisches Leitbild einer staatlich-kommu- Die erfolgreichen Elemente der regionalen Projektarbeit nalen Verantwortungsgemeinschaft, welche die tradierten sowie die weiteren strategischen Überlegungen der Kommunen Grenzen von äußeren und inneren Schulangelegenheiten nach- und des Landes werden Eingang finden in neue Kooperations- haltig überwindet.« verträge des Landes mit den Regionen, in denen die Grund- aus dem Bericht der Region Solingen sätze vertrauensvoller Zusammenarbeit und des gemeinsamen Handelns im Sinne regionaler Bildungslandschaften festgelegt sind. Damit ist der formale Rahmen dafür geschaffen worden, dass die begonnene Entwicklungarbeit, auch nach Projektende in den Regionen fortgeführt werden kann. Auch wenn von Landesseite keine zusätzlichen Finanzmittel zur Stärkung der regionalen Bildungsfonds zu erwarten sein werden, so wird das Land doch die Funktionsfähigkeit der eingerichteten regionalen Bildungsbüros mit der Abordnung jeweils einer ganzen Lehrerstelle unterstützen. 40 H. Boldt, Stadträtin a.D., (2006), verfügbar unter w www.selbststaendige-schule.de. 41 Protokoll des Dortmunder Workshops vom 14. Dezember 2006, verfügbar unter w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 112 112 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft 4.2.2 Ergebnisse und Wirkungen »Die Vertretung in der Steuergruppe ist nicht über Mandate geregelt. Dies führt dazu, dass die einzelnen Entscheidungen in Für 18 der 19 Modellregionen 42 war die Zielsetzung des Pro- den jeweiligen Entsendebereichen abgesichert werden müssen. jektes »Entwicklung regionaler Bildungslandschaften« im Rah- Im Großen und Ganzen sind diese Abstimmungsprozesse pro- men einer aktiv gestaltenden staatlich-kommunalen Verant- blemlos verlaufen. In Einzelfällen ist dieser Rückkopplungs- wortungsgemeinschaft eine neue Herausforderung. Auch wenn prozess allerdings schwieriger und führt auch zu Verände- in den meisten Regionen bereits Anstrengungen im Bereich des rungen der ursprünglich in der Steuergruppe getroffenen örtlichen Bildungswesens unter dem Stichwort »erweiterte Entscheidung.« Schulträgerschaft« gemachten worden sind, so war doch die aus dem Bericht der Region Kreis Warendorf systematische Kooperation mit der Schulaufsicht für die meisten Kommunen ein unbeschriebenes Blatt. Am Ende des Projektes meldeten alle 19 regionalen Steuergrup- Regionale Steuergruppen pen zurück, dass sich der geleistete Aufwand für die regionale Durch die Teilnahme an den Fortbildungsveranstaltungen für Entwicklungsarbeit gelohnt habe und man mit dem Projekt- regionale Steuergruppen und die Unterstützung der Projekt- verlauf in der eigenen Region zufrieden sei.45 leitung konnte die Zusammenarbeit der regionalen Steuergruppen verbessert und professionalisiert sowie auf gemeinsam definierte Teilziele eines Entwicklungsplanes fokussiert »Nach sechs Jahren Projektlaufzeit kann bestätigt werden, dass werden. Die Steuergruppen betonen, dass sie mit dem Koope- durch die ›Selbstständige Schule.nrw‹ in der Bildungsregion rationswillen und mit der Kooperationspraxis innerhalb ihres Arnsberg/Werl ein bedeutsamer Beitrag für ein neues integ- Teams ausgesprochen zufrieden seien und das angestrebte riertes Beratungs- und Unterstützungssystem zur Verbesserung Konsensprinzip sich in der Entscheidungsfindung bewährt.43 und Weiterentwicklung von Schule und Unterricht und damit der Leistungsfähigkeit der beteiligten Schulen sowie zum Auf- »Das Prinzip der Einstimmigkeit in Hamm vermied zudem die bau der regionalen Bildungslandschaft geleistet worden ist.« Gefahr, bei Abstimmungen in einen ›Verliererstatus‹ zu gelan- aus dem Bericht der Region Arnsberg/Werl gen.« aus dem Bericht der Region Hamm Obwohl die regionalen Steuergruppen sich etabliert und erfolgreich gearbeitet haben, haben beide Projektträger in der Dabei spielten Rollenkonflikte zwischen Steuergruppe und Her- Anlage ihres Kooperationsvertrages vereinbart, dass in der kunftsinstitution für die meisten Mitglieder der schulischen zweiten Projektphase neue Formen für die regionale Steuerung Steuergruppe eine untergeordnete Rolle, die Mehrheit der der Bildungsentwicklung gesucht und erprobt werden sollten.46 regionalen Steuergruppen etablierten sich als Handlungsein- Insbesondere ließen sich die Projektträger dabei von den Rück- heit. 44 meldungen der regionalen Steuergruppen leiten, dass die inhaltliche und organisatorische Belastung für »ehrenamtlich« »Die im Projekt verankerte Kooperation zwischen oberer und tätige Mitglieder nicht tragfähig und letztendlich nicht zu- unterer Schulaufsicht, Schulträger sowie Schulleitung als in- mutbar sei. Wenngleich sich die interessierten Regionen mit novative Form der Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung dieser Problematik befasst und sich über neue Steuerungs- verlief in der Region Bonn sehr konstruktiv und konsensnah; formen wie etwa Lenkungskreise und Leitungsteams oder Bil- die Kooperation zwischen den Bereichen äußere und innere dungskommissionen ausgetauscht haben,47 so muss zum Pro- Schulangelegenheiten hat sich hervorragend bewährt.« jektende konstatiert werden, dass in fast allen Regionen das aus dem Bericht der Region Bonn Konstrukt »regionale Steuergruppe« bis zum Projektende beibehalten wurde. 42 Die Bildungsregion Herford hatte bereits Vorerfahrung durch die Teilnahme am Projekt »Schule & Co.«. 43 Vgl. Berkemeyer/Pfeiffer (2006), S. 23. 44 Vgl. Zwischenbericht, S. 74. 45 Controlling IV 2007. 46 Vgl. Anlage zum Kooperationsvertrag, Punkt 4, verfügbar unter w www.selbststaendige-schule.de. 47 Vgl. Protokoll des Dortmunder Workshops vom 14. Dezember 2006, verfügbar unter w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 113 113 Entwicklung und Steuerung In den beteiligten Regionen im Regierungsbezirk Detmold48 Aufgabengebiet allenfalls in der Stellenbeschreibung der wurde die alternative Einrichtung von Lenkungskreisen und Lei- kommunalen MitarbeiterInnen ihren Niederschlag fanden, ent- tungsteams geplant bzw. vollzogen. In einigen Regionen wurde wickelten sie sich mit größer werdender Bedeutung und bereits vereinbart, dass die regionale Steuergruppe auch nach »eigenem« Personal zu kommunalen Verwaltungseinheiten, die dem Projektende beibehalten werden solle. Dabei geht es wohl im Verwaltungsgliederungsplan der Kommune aufgeführt in erster Linie darum, die VertreterInnen der Schulen auch wei- wurden. In Abhängigkeit von der Bedeutung, die ihnen seitens terhin angemessen am Steuerungsprozess zu beteiligen. der Kommune (Verwaltung und Politik) beigemessen wird, sind einige regionale Bildungsbüros inzwischen einmal ein Referat Projektbüro/Regionales Bildungsbüro einer Abteilung, einmal eine Abteilung eines Fachbereiches und Zum Ende des Projektes existierten in allen Regionen Projekt- ein anderes Mal eine Stabsstelle. oder Bildungsbüros, die im Projektverlauf mit einer zunehmenden Anzahl von Personalstellen ausgestattet wurden, wobei die Personalausstattung dieser Büros von der Anzahl der »Klare Zuständigkeitsregelungen innerhalb des Projektes Schulen in der Region und von den Projektschulen abhängig verbesserten die Projektarbeiten wesentlich. Während die 49 wurde regionale Steuergruppe ausschließlich steuernd, entscheidend zudem die Bedeutung des Projektes und seiner Zielsetzungen und beratend tätig war, oblagen dem regionalen Bildungsbüro in der Kommune deutlich. die operative Ausführung und die Berichterstattung an die war. An der Größe des Projekt- oder Bildungsbüros regionale Steuergruppe. Zudem war das regionale Bildungsbüro zentraler Ansprechpartner für alle Projektbelange und »Wie auch schon beschrieben war die uneingeschränkte Un- klärte die Fragestellungen innerhalb der kommunalen und terstützung von Politik und Verwaltung ein wesentlicher Faktor staatlichen Schulverwaltung, soweit sie sich ergaben.« für das Gelingen des Projektes.« aus dem Bericht der Region Hamm aus dem Bericht der Region Arnsberg/Werl Die Regionalen Bildungsbüros waren wichtige Ansprechpartner Die Personalstellen wurden im Wesentlichen durch die Re- vor Ort und boten vielseitige Dienstleistungen zur Unterstüt- gionen (Kommunen) finanziert, wobei die Unterstützung des zung der regionalen Entwicklung für die Projekt- und Korres- Landes in der Regel in einer halben Lehrerstelle bestand, die pondenzschulen und in Teilen auch für alle weiteren Schulen zudem kapitalisierbar war. Die sächlichen Kosten des Projekt- und Bildungseinrichtungen. Ihr Stellenwert wird unter anderem oder Bildungsbüros wurden von der Kommune getragen. Mittel daran deutlich, dass sie in 13 Regionen auch über die Projekt- des regionalen Entwicklungsfonds wurden dafür nicht oder nur laufzeit hinaus erhalten bleiben sollen, in weiteren fünf Re- zu einem sehr geringen Anteil verwendet. gionen war diese Frage nicht wegen der inhaltlichen Notwen- Die Aktivitäten der regionalen Projekt- und Bildungsbüros wurden durchweg positiv bewertet. 50 Die Projekt- und Bil- digkeit, sondern wegen der materiellen Absicherung noch offen.52 dungsbüros wurden nicht zuletzt aufgrund ihres ausgeprägten Dienstleistungsspektrums als notwendige Einrichtung für eine erfolgreiche Arbeit der regionalen Steuergruppen angesehen. Alle regionalen Büros verwalteten und bewirtschafteten den regionalen Entwicklungsfonds und übernahmen regionale Koordinierungsaufgaben zwischen Schulen, Schulträgern und Schulaufsicht.51 Diese Büros waren die einzige hauptamtliche Einrichtung des Modellvorhabens auf der Steuerungs- bzw. Verwaltungsebene in der Region. Nachdem anfänglich die Projektbüros noch »freischwebende« Einrichtungen waren, deren 48 Dabei handelt es sich im Projektzusammenhang um die Regionen Kreis Gütersloh, Kreis Herford und Kreis Höxter. 49 Bereits 2005 stellte die wissenschaftliche Begleitforschung eine Spanne der für die Bildungsbüros gemeinsam von Land und Region zur Verfügung gestellten Personalstellenanteile zwischen 0,8 und 4,0 fest. Vgl. Zwischenbericht, S. 72. 50 Controlling IV 2007. 51 Vgl. Zwischenbericht, S. 73. 52 Controlling IV 2007. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:22 Uhr Seite 114 114 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft »Aus der Sicht der Schulen und der regionalen Steuergruppe »Eine direkte Weiterleitung des Budgets an die Projektschulen ist ein regionales Bildungsbüro als Unterstützungs- und Bera- erfolgte nicht, vielmehr setzte der Abruf der zur Verfügung ste- tungseinrichtung für die Entwicklung der regionalen Bildungs- henden Mittel einen Antrag der Projektschule an die regionale landschaft unverzichtbar. Das regionale Bildungsbüro versteht Steuergruppe voraus. Auf der Grundlage der in der Kooperati- sich als Serviceeinrichtung, die auch schon während des Mo- onsvereinbarung enthaltenen Ziele und Entwicklungsvorhaben dellprojektes allen Schulen (also nicht nur den Projekt- und wurde dann über die Finanzierung aus Mitteln des regionalen Korrespondenzschulen) zur Verfügung stand.« Entwicklungsfonds in einer Sitzung des Gremiums beraten und aus dem Bericht der Region Krefeld im Konsens entschieden.« aus dem Bericht der Region Kreis Höxter Regionaler Entwicklungsfonds Der – wie sich herausgestellt hat – hinreichend und zuverlässig Obwohl die beteiligten Schulen keinen direkten Zugriff auf den gespeiste regionale Entwicklungsfonds53 war das materielle regionalen Entwicklungsfonds hatten, waren sie mit der Mit- Fundament der regionalen Steuerung. 18 regionale Steuer- telverwendung im Großen und Ganzen zufrieden. Über 90% der gruppen bestätigen, dass sie den regionalen Entwicklungs- Schulen gaben an, dass sie von den Mitteln des regionalen Ent- fonds als wesentliches Steuerungsinstrument schätzen.54 Die wicklungsfonds im Fortbildungsbereich profitiert haben. Sie Fondsmittel wurden in allen Modellregionen vereinbarungs- empfanden die Vergabepraxis ihrer regionalen Steuergruppe gemäß überwiegend für zentrale Fortbildungsmaßnahmen – transparent und nachvollziehbar.56 Dabei haben die antrag- sowohl für Projekt- als auch für Korrespondenzschulen – ein- stellenden Schulen mehrerer Regionen auch akzeptiert, dass gesetzt. Flankiert wurde dieser Mitteleinsatz noch durch Res- sie zur Ko-Finanzierung ihrer Vorhaben eigene Fortbildungs- 55 mittel einsetzen mussten. Insgesamt hat sich in diesem Zu- in erheblichem Umfang Mittel für die Trainings zur Unterrichts- sammenhang herausgestellt, dass die Fortbildungsbudgets, entwicklung sowie für die Schulungen der Evaluationsberater- die allen Schulen vom Land zur Verfügung gestellt wurden,57 Innen bereitgestellt hat. zwar von den Schulen begrüßt wurden, aber keinen Ersatz für sourcen des staatlichen Fortbildungssystems, das teilweise Neben diesen Hauptverwendungsbereichen wurden Mittel die Mittel des regionalen Entwicklungsfonds darstellten. Schul- aus dem regionalen Entwicklungsfonds aber auch zur Unter- individuelle Budgets unterliegen der einzelschulischen Steue- stützung schulindividueller Vorhaben im Projektzusammen- rung. Regionale Budgets können dagegen den regionalen hang verwendet. Diese Mittelverwendung war regional sehr un- Entwicklungsprozess befördern, weil sie regional gesteuert terschiedlich. Einige Regionen haben auch Mittel direkt, d.h. werden und schulübergreifend angelegt werden können. ohne spezifischen Antrag an die Schulen weitergeleitet. Diese Praxis wurde seitens der Projektleitung kritisiert, weil die re- Aufbau eines regionalen Fortbildungssystems gionalen Steuergruppen damit ihren aktiven Gestaltungsan- Das regionale Fortbildungsangebot für die Schulen hat sich in- spruch aufgaben. Denn ohne verfügbare Ressourcen (für die sofern bewährt, als es zu einer verstärkten Vernetzung und Zu- Unterstützung im Rahmen regionaler Zielsetzungen) kann an sammenarbeit der einzelnen Schulen und der unterschied- der Schul- und Bildungslandschaft nur schwerlich gearbeitet lichen Schulformen in den Regionen beigetragen hat. Das werden. regionale Fortbildungssystem konnte die regionalen Besonderheiten und Bedarfe aufgreifen, die Gemeinsamkeiten analysieren und einen wertvollen Beitrag zum einrichtungsübergreifenden Lernen der beteiligten Schulleitungen, Steuergruppen, Lehrerräte und Lehrerkollegien im Sinne einer regionalen Schulentwicklung leisten. 53 Die Einrichtung solcher Entwicklungsfonds hat sich auch in anderen Bundesländern durchgesetzt, wenngleich sie zum Teil anders gespeist werden. 54 Controlling II 2005. 55 In den beteiligten Regierungsbezirken wurde diese Ressourcenzuteilung sehr unterschiedlich gehandhabt. Diese Differenzen sind nicht dem Zufall, sondern vielmehr der unterschiedlichen Sichtweise und Strategie einzelner Bezirksregierungen geschuldet. 56 Controlling IV 2007. 57 Dieses in den letzten Jahren aufgestockte Fortbildungsbudget haben nicht nur die Projektschulen erhalten, sondern alle Schulen des Landes. Die Modellschulen erhielten zu Beginn des Projektes eine Sonderzuwendung seitens des Landes. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:23 Uhr Seite 115 115 Entwicklung und Steuerung »Die Beratungs- und Unterstützungsangebote des regionalen Zudem wurden die Korrespondenzschulen im Projektverlauf zu- Bildungsbüros haben gerade in der Anfangsphase für deutliche nehmend in das regionale Fortbildungssystem61 eingebunden, Entspannung in der Schule gesorgt. Man konnte sicher sein, sodass die Entwicklung der regionalen Schullandschaften Fort- Hilfen zu bekommen, wenn es nötig wurde. … Die regionalen schritte machen konnte. Das regionale Fortbildungsangebot für Fortbildungen waren sehr umfänglich, hier musste jede Schule die Schulen hat sich auch insofern bewährt, als es zu einer ver- für sich sehr gut auswählen, was zu den eigenen Schwerpunk- stärkten Vernetzung und Zusammenarbeit der einzelnen Schu- ten passt, um einer ›Fortbildungsmüdigkeit‹ im Kollegium vor- len und der unterschiedlichen Schulformen in den Regionen bei- zubauen.« getragen hat. So konnte das gemeinsame Lernen der beteiligten aus dem Bericht einer Förderschule, zitiert im Bericht in der Region Dortmund Schulleitungen, Steuergruppen, Lehrerräte und Lehrerkollegien im Sinne einer regionalen Schulentwicklung befördert werden. Kommunikationsstrukturen In den zentralen Fortbildungsbereichen Schulentwicklungs- In Anbetracht der Tatsache, dass die aufzubauenden regionalen management, Unterrichtsentwicklung, Evaluationsberatung Steuerungsstrukturen neu waren und keinerlei oder kaum Er- sowie Leitung und Führung kam es sowohl hinsichtlich des Um- fahrungen vorlagen, kann es nicht verwundern, dass zunächst fanges, der Geschwindigkeit, der modularen Abfolge und der die Mitglieder der regionalen Steuergruppen, die ja aus drei ver- Lerngruppenbildung als auch bezogen auf die Konzepte und schiedenen institutionellen Zusammenhängen kamen, ihre ei- Anbieter zu regionalen Differenzierungen. Die regionalen Steu- genen Kommunikationsstrukturen finden und klären mussten. ergruppen sind demnach zwar den vereinbarten Verpflich- Inhalte und Strukturen der Kommunikation mit den schulischen tungen nachgekommen und haben die Empfehlungen und Ori- Vollversammlungen bzw. mit den VertreterInnen der verschie- entierung des Projektvorstandes bzw. der Projektleitung denen Schulformen wurden erprobt. Informations- und Abstim- aufgegriffen, jedoch fanden die Bedarfe und Wünsche ihrer mungsprozesse mit den VertreterInnen des Schulträgers (ggf. Schulen, die Überzeugungskraft der angebotenen Konzepte verschiedener Ämter) sowie bei Kreisen mit denen der ver- und ihre Kosten sowie die Verfügbarkeit von ModeratorInnen schiedenen Schulträger wurden in Gang gebracht und in vielen und TrainerInnen entsprechende Berücksichtigung. In keinem Regionen zur Routine entwickelt. In den meisten Regionen gab Fall sind gewünschte und für gut befundene Fortbildungsmaß- es zudem Abstimmungsgespräche mit der Gruppe der in dieser nahmen an fehlenden finanziellen Ressourcen gescheitert. Region zuständigen SchulaufsichtsbeamtInnen. Allerdings waren beispielsweise nicht in allen Regionen genügend Trainerinnen und Trainer zur Unterrichtsentwicklung ausgebildet worden.58 »In besonderem Maße haben sich die regionalen Kommunikationsstrukturen bewährt. Für die regionale Entwicklungsarbeit sind der Arbeitskreis der Schulträger, das Schulleitungsforum und das Forum der Steuergruppensprecher inhaltlich und strukturell unerlässlich.« aus dem Bericht der Region Kreis Herford 58 Controlling III 2006. 60 Als Beispiele seien hier die »Duisburger Fortbildungsakademie« im Projekt »Selbstständige Schule« und die Krefelder »Schulleitungsakademie« genannt, die durch Mittel der Unternehmerschaft Niederrhein finanziert wird. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:23 Uhr Seite 116 116 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Unter Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten (vor Ein im Projekt sicherlich gewünschter systematischer Informa- allem durch den sehr unterschiedlichen Beteiligungsgrad der tions- und Erfahrungsaustausch zwischen allen Modellregionen Schulen und durch die verschieden eingeschätzte politische Be- auf Landesebene kam im Verlauf des Modellvorhabens nicht zu- deutsamkeit des Projektes vor Ort) weisen die Zusammenarbeit stande. In den Anfängen des Projektes dienten die Regionen und Kommunikation der regionalen Steuergruppen mit diversen übergreifenden Fortbildungsmaßnahmen sowie einige Work- Partnern des regionalen Schul- und Bildungssystems eine deut- shops der Projektleitung auch diesem Ziel. Im weiteren Verlauf lich unterschiedliche Intensität auf. 16 regionale Steuergrup- des Projektes fanden diese Austausche auf einigen zentralen pen waren der Meinung, dass ihre Zusammenarbeit und Kom- Großveranstaltungen für alle Regionen statt. Zudem gab es the- munikation mit der Schulaufsicht gut sei; alle 19 regionalen menspezifische Treffen mit der Projektleitung. Darüber hinaus Steuergruppen gaben dies auch für die Zusammenarbeit und entstanden einzelne Netzwerke, die sich ebenfalls themenbe- Kommunikation mit den zuständigen Stellen der Stadt bzw. des zogen austauschten. In andere Netzwerke waren einige größere 60 Kreises sowie mit den Schulen an. Die Kontakte mit den Pro- Städte eingebunden, die schon tradierte Formen der Koope- jektschulen wurden in der Regel über die Schulleitung organi- ration hatten und die sich in unregelmäßigen Abständen zu- siert, in 14 Regionen wurden aber auch die schulischen Steu- sammenfanden. Gegen Ende des Projektes gab es zudem noch ergruppen als Ansprechpartner angegeben. In acht der 14 Aktivitäten aus den Regionen, um die Fragen der Nachhaltigkeit Regionen gab es einen regelmäßigen Kontakt, in sieben Re- von Projekterfolgen gemeinsam gegenüber dem Schulmini- gionen werden zur gemeinsamen Absprache regelmäßige re- sterium als natürlichem Kooperationspartner für die Zeit nach gionale Konferenzen durchgeführt.61 dem Modellvorhaben zu vertreten. Ansonsten verlief der Infor- Die laufende Information des Schulausschusses und der kommunalen Spitzen gehörte zu den regelmäßigen Aufgaben mationsaustausch im Wesentlichen über die gemeinsame Internetplattform des Gesamtprojektes.63 aller regionalen Steuergruppen. Ebenso wurden die Räte und die regionale Presse von mehr als zwei Drittel der regionalen Steuergruppen regelmäßig informiert. 62 Regionale Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung Das Modellvorhaben hat in vielfältiger Weise dazu beigetragen, dass in den Regionen ein gemeinsames Qualitätsverständnis entstehen konnte, welches die Basis für die gemeinsame Qua- »Der Rat der Stadt Krefeld und seine Ausschüsse wurden in ins- litätsentwicklung ist. gesamt sieben Sitzungen kontinuierlich über Verlauf und Bereits seit dem zweiten Projektjahr wurden in vielen Re- Ergebnisse des Modellprojektes informiert. Der vorliegende gionen Schulbesuche und Schulgespräche durchgeführt und Abschlussbericht wird in einer der nächsten Sitzungen des Aus- sehr positive Erfahrungen gemacht. schusses für Schule und Weiterbildung, des Hauptausschusses sowie des Rates erörtert werden.« aus dem Bericht der Region Krefeld »Die Schulbesuche der regionalen Steuergruppe haben wir als positiv für die Reflexion, Stand der Arbeit im Projekt und bestehender Probleme und Hindernisse erfahren. Ein sichtbares Interesse an den Vorhaben der Schule, ein Ernst-Nehmen unserer Anliegen sowie ein Bemühen um ein Finden möglicher Lösungen für Probleme kennzeichneten die gemeinsamen Gespräche.« aus dem Abschlussbericht einer Grundschule in der Region Arnsberg/Werl 60 Controlling IV 2007. 61 Vgl. Zwischenbericht, S. 73. 62 Controlling II 2005. 63 w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:23 Uhr Seite 117 117 Entwicklung und Steuerung »Die Gespräche wurden von den Schulen als Bestätigung für »Grundlage jeder interkommunalen Zusammenarbeit müssen ihr Engagement gesehen, als konstruktiv und hilfreich emp- nach Überzeugung der Regionalen Steuergruppe Datenana- funden. Sie fördern die Vernetzung der Schulen, die regionale lysen sein, die Schnittstellen im Bildungsbereich betrachten. Steuergruppe wird ›menschliches Gebilde‹, Fortbildungsbedarf Diese Schnittstellen liegen an kommunalen Grenzen und zwi- wird gemeinsam erkannt und vereinbart.« schen Bildungsinstitutionen, die im Verlauf der Bildungsbio- aus dem Bericht der Region Arnsberg/Werl grafie durchschritten werden können. Deshalb umfasst unser Auftrag ein möglichst kleinräumiges Bildungsmonitoring, … So soll allen Schulträgern, die sich im Modellprojekt zugunsten Nahezu alle Projekt- und Korrespondenzschulen verfügen derSchulen finanziell engagiert haben, auch eine Gegenlei- heute über EvaluationsberaterInnen, die in der Regel von Mo- stung erbracht werden, auf die künftige Steuerungsprozesse deratorInnen in der Region nach einem gemeinsamen Konzept zurückgreifen können.« ausgebildet wurden. aus dem Bericht der Region Kreis Recklinghausen In der zweiten Projektphase wurde bis 2007 mit ca. 170 Schulen in sieben Regionen der regionale Einsatz von SEIS organisiert und unterstützt. Bis 2008 wurden in diesen Regionen »Das Regionale Bildungsbüro überprüft die Wirksamkeit aller weitere SEIS-Durchläufe mit ca. 100 teilnehmenden Projekt- durchgeführten Qualifizierungsmaßnahmen durch schriftliche und Korrespondenzschulen organisiert. Die sieben Regionen Befragungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ergänzend werden nach eigenen Angaben auch über das Projektende werden Auswertungsgespräche mit den externen Trainern und hinaus weiter SEIS einsetzen; andere Regionen planen den Ein- den eingesetzten Qualitätsberater/innen geführt. … Zur Pro- stieg.64 Die Region Kreis Steinfurt hat zudem ein regionales jekthalbzeit (2005) wurden mit den schulischen Steuergruppen Evaluationskonzept entwickelt. aller 27 Modellschulen Bilanzgespräche (Leitfaden) geführt, Darüber hinaus haben die regionalen Steuergruppen die die Basis für die weiteren Maßnahmeplanungen des Bildungs- Rückmeldungen der wissenschaftlichen Begleitforschung so- büros darstellten.« wie die regionalen Auswertungen des Projektcontrollings dafür aus dem Bericht der Region Dortmund genutzt, die regionale Qualitätsentwicklung gezielt voranzutreiben. Einige Regionen haben sich mit eigenen Befragungen der Schulen zu spezifischen Fragestellungen und Qualitäts- Die auf Landesebene neu eingeführte Qualitätsanalyse65 bietet aspekten vergewissert, ob die angebotenen Unterstützungs- die Chance, die Ergebnisse auch für die regionale Weiterent- leistungen der regionalen Steuergruppe passgenau waren. wicklung zu nutzen. Andere haben zu speziellen Themen eigene Untersuchungen in Auftrag gegeben, die z.B. die soziale und gesundheitliche Ausgangslage der Schülerinnen und Schüler zum Gegenstand »Alle Bochumer Modellschulen und zum Teil auch die Korre- hatten. spondenzschulen haben die Qualitätsanalyse durchlaufen. Die Qualitätsteams … haben den Projektschulen ausnahmslos sehr gute Ergebnisse attestiert.« aus dem Bericht der Region Bochum 64 Controlling IV 2007. 65 Dieses externe Evaluationsverfahren des Landes, das den Schulen eine Rückmeldung über ihren jeweiligen Qualitäts- und Entwicklungsstand geben sollte, wurde in der ersten Phase schwerpunktmäßig in acht Modellregionen durchgeführt. Bisher liegt noch kein Konzept für eine regionale Nutzung der Ergebnisse vor. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:23 Uhr Seite 118 118 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Hinsichtlich der in den Projektzielen angegebenen regionalen Der Beteiligungsgrad70 in den Regionen war sehr unter- Rechenschaftslegung konnten in der zweiten Projektphase schiedlich und hat sich ebenso unterschiedlich entwickelt. So erste, aber gleichwohl wichtige Ansätze einer Systematisierung haben sechs Regionen zum Projektende einen Beteiligungs- erreicht werden. Die Bertelsmann Stiftung hat gemeinsam mit grad von knapp 50% oder mehr erreicht und weitere zwei Re- VertreterInnen einiger Modellregionen und im Verbund mit gionen konnten ca. ein Drittel ihrer Schulen in Projektzusam- Regionen aus Niedersachsen und aus Baden-Württemberg die menhänge einbinden.71 Insgesamt 15 Regionen waren mit dem Inhalte und Struktur eines regionalen Bildungsberichts erar- Stand der Entwicklungen im Bereich der regionalen Schulland- beitet. Auf der Grundlage dieser Arbeit wurde ein Indika- schaft zufrieden. Mehr als 87% der Projektschulen verstanden torenkonzept erarbeitet, das kompatibel zum Bundesbil- sich nach Einschätzung der schulischen Steuergruppen als Teil dungsbericht und zu den in Arbeit befindlichen Länder- ihrer regionalen Schullandschaft, in der sich das Lernen der bildungsberichten ist.66 Eine regionale Untersuchung der Lan- Schulen voneinander und miteinander bewährt hat. 76% der desschuldaten verbunden mit entsprechenden geografischen schulischen Steuergruppen waren davon überzeugt, dass ihre und sozialen Daten der Region wurde für Herford durchge- Schule auch über das Projektende hinaus die verstärkte Un- führt. 67 Die sehr umfangreichen Daten werden für eine steue- terstützung der Region braucht.72 rungsrelevante Behandlung in den entsprechenden Gremien zurzeit noch aufbereitet. Einen ersten regionalen Bildungsbe- »Abschließend muss betont werden, dass sich die Entschei- 68 dung, als Korrespondenzschule am Modellversuch ›Selbststän- richt hat die Modellregion Dortmund Anfang 2008 vorgelegt. dige Schule‹ teilzunehmen als richtig erwiesen hat. Deutlich Entwicklung und Ausbau der regionalen Schullandschaft spürbar ist die Beschleunigung der Unterrichtsentwicklung. Die Die Entwicklungsgeschwindigkeit in den Bildungsregionen war Einrichtung der Steuergruppe im Zusammenhang des Korre- sehr unterschiedlich und korrespondierte in der Regel mit der spondenzschulstatus hat zu wichtigen Impulsen geführt.« sehr differenzierten Ausgangssituation sowie mit dem politi- aus dem Abschlussbericht eines Gymnasiums, zitiert im Bericht in der Region Dortmund schen und strategischen Stellenwert, den das Projekt in der jeweiligen Region bzw. bei den zuständigen Schulträgern und bei den Bezirksregierungen genoss. Bei der Weiterentwicklung »Die Einbeziehung von zusätzlichen interessierten Schulen hat wurden verschiedene Wege eingeschlagen: Einige Regionen sich für die Bildungsregion Krefeld als positiv und fruchtbar er- gingen den Weg einer Vertiefung der qualitativen Entwicklung wiesen.« in den bestehenden Modellschulen, andere Regionen gingen aus dem Bericht der Region Krefeld darüber hinaus in die Fläche und bemühten sich im Sinne der Empfehlung des Projektvorstandes weitere „Korrespondenzschulen“ in den regionalen Entwicklungsprozess einzubeziehen. Im Verlauf der ersten Projekthälfte weiteten zehn Modellregionen ihre Aktivitäten durch die Aufnahme von insgesamt elf weiteren Schulträgern und insgesamt 144 Korrespondenzschulen aus.69 Bis zum Projektende wurden in allen Modellregionen zusammen insgesamt 413 Schulen als Korrespondenzschulen aufgenommen. 66 Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung wurde dieses »Indikatorenkonzept und Beschreibung für eine regionale Bildungsberichterstattung« von Prof. Döbert erstellt; siehe w www.selbststaendige-schule.de. 67 Der Auftrag wurde von Prof. Dr. Zymek, Universität Münster, umgesetzt. 68 Vgl. Stadt Dortmund, Der Oberbürgermeister (Hrsg.) (2008). 69 Vgl. Zwischenbericht, S. 73. 70 Als Beteiligungsgrad wird in diesem Zusammenhang der prozentuale Anteil der Projekt- und Korrespondenzschulen an der Gesamtzahl der Schulen in der Region bezeichnet. 71 Vgl. Kapitel 2.3. Zur Beurteilung des relativen Beteiligungsgrades muss auch die Gesamtzahl der Schulen regionenweit beachtet werden, da die organisatorischen und koordinierenden Maßnahmen auch ein wesentliches quantitatives Moment haben. So wurden beispielsweise in Köln 84 Schulen durch die Fortbildungsmaßnahmen erreicht, eine Zahl, die die Anzahl aller Schulen in einigen kleineren Projektregionen bereits übersteigt, in dieser Großstadt aber lediglich einem Durchdringungsgrad von etwa 27% entspricht. 72 Controlling IV 2007. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:23 Uhr Seite 119 119 Entwicklung und Steuerung Über die Schullandschaft hinaus: Zehn Regionen hatten zum Projektende bereits zielgerichtete Entwicklung regionaler Bildungslandschaften Kooperationsvereinbarungen mit weiteren Bildungsakteuren, Die Entwicklungslogik innerhalb des integrierten Projektan- wie beispielsweise Kindertageseinrichtungen, Museen, Sport- satzes ging von der Qualitätsverbesserung an der Einzelschule vereinen, Bibliotheken und Unternehmen. 84% der schulischen zunächst im Rahmen einer sich entwickelnden Schullandschaft Steuergruppen vermeldeten zum Projektende, dass sich ihre aus, die dann durch die Einbeziehung anderer Bildungsein- Schule als Teil der regionalen Bildungslandschaft versteht. 15 richtungen und Bildungsakteure in der Region zu einer aktiv regionale Steuergruppen gehen davon aus, dass die Entwick- gestalteten Bildungslandschaft geweitet werden sollte. Von lungsarbeit in ihrer Region auch nach Projektende fortgesetzt daher darf es nicht verwundern, wenn nach sechsjähriger Ent- werden kann und fortgesetzt wird.74 wicklungsarbeit die komplexe Stufe der Bildungslandschaft Inwieweit die angestrebten Kooperationsverträge zwischen erst in Ansätzen erreicht werden konnte. Die Aufgaben waren Regionen und dem Schulministerium NRW dazu beitragen so ambitioniert, dass sie auch nach dem eigentlichen Projekt- werden, diese Weiterentwicklung zu befördern und abzusi- ende weitergeführt werden können und müssen, weil nach chern, bleibt abzuwarten. Ein Anfang wurde gemacht und der sechs Jahren zunächst ein Zwischenziel erreicht werden Wille zur kontinuierlichen Fortsetzung der begonnenen Arbeit konnte. ist besonders bei den Schulen und bei den Kommunen vor- Hinsichtlich der Kooperation zwischen den Einzelschulen schätzten die Regionen ihren Entwicklungsstand auf einer Skala von 0 (= nicht entwickelt) bis 100 (= voll entwickelt) im Durchschnitt mit einem Wert von 60 ein. Hinsichtlich der Entwicklung der regionalen Schullandschaft lag dieser Wert bei 43 und hinsichtlich der Entwicklung der regionalen Bildungslandschaft bei 29.73 Während sich fast alle Schulen durch die regionalen Steuergruppen im Bereich Fortbildung unterstützt fühlten, waren es immerhin 36% im Bereich Übergangsmanagement und mehr als 25% in den Bereichen Sprachförderung, Übergang SchuleWirtschaft sowie Schnittstellenmanagement. 73 Controlling IV 2007. 74 Controlling IV 2007. handen. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:23 Uhr Seite 120 120 Aufbau der regionalen Schul- und Bildungslandschaft Regionalisierung: Eine Idee setzt sich durch Q Das Bundesministerium für Bildung und Forschung beab- Verbunden mit umfassenden Kommunikationsmaßnahmen in sichtigt gemeinsam mit einem Verbund deutscher Stif- Form von Büchern, Filmen und Fachartikeln, Internetauftritt, tungen in einer Initiative »Lernen vor Ort«, Kommunen beim Vortragsarbeit und Fachtagungen hat die sechsjährige Ent- Aufbau eines lokalen Bildungswesens sowie eines regio- wicklungsarbeit im Modellvorhaben dazu beigetragen, das nalen Bildungsmanagements zu fördern, um die Bildungs- Thema der Regionalisierung im Bildungsbereich in der Fachöf- biografien der BürgerInnen vor Ort erfolgreich gestalten zu fentlichkeit zu befördern. Die Debatte wurde und wird aktuell können.79 vor allem folgenden Veröffentlichungen und Arbeitszusam- Q Regionen in anderen Bundesländern haben in Kooperation menhängen geführt und vorangebracht: mit den Landesstellen vergleichbare Entwicklungsstruk- Q turen aufgebaut.80 Das Deutsche Jugendinstitut in München diskutiert die Entwicklung lokaler Bildungslandschaften und führt dazu ein vorhaben beteiligt waren, beabsichtigen eine analoge Entwicklung und haben bereits diverse Informationsveranstal- Thema bereits behandelt und als aussichtsreiche Ent- tungen mit ihren Schulen durchgeführt. wicklung dargestellt. Q 76 Q In Ostwestfalen-Lippe hat der Regionalrat beschlossen, Der Deutsche Verein schloss sich diesen Diskussionen an dass in den sechs Kreisen und in der Stadt Bielefeld und hat im Sommer 2007 das »Diskussionspapier des Deut- vergleichbare Strukturen aufgebaut werden sollen, um re- schen Vereins zum Aufbau Kommunaler Bildungslandschaf- gionale Bildungslandschaften in Analogie zum Modellvor- ten« veröffentlicht. Q Mehrere Städte und Kreise in NRW, die nicht am Modell- Im 12. Kinder- und Jugendbericht des Bundes wird dieses Forschungsvorhaben durch. Q Q 75 77 haben zu entwickeln.81 Zwischen der zuständigen Bezirks- Der Deutsche Städtetag führte im Herbst 2007 einen bun- regierung und den sieben Gebietskörperschaften wurden desweiten Kongress zum Thema durch und forderte die bereits entsprechende Gespräche aufgenommen und teil- staatlich-kommunale Verantwortungsgemeinschaft im Bil- weise schon zu einem vertraglichen Abschluss geführt. dungswesen. Dabei wurde explizit Bezug zum Modellvorhaben genommen. Als ein zentrales Ergebnis der Veranstaltung wurde die Aachener Erklärung veröffentlicht.78 Selbstständige Schule.nrw 75 Das Projekt trägt den Titel »Lokale Bildungslandschaften in Kooperation von Ganztagsschule und Jugendhilfe«; weitere Informationen unter w www.dji.de. 76 Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend (2005). 77 Verfügbar unter w unter www.deutscherverein.de. 78 Verfügbar unter w www.staedtetag.de/imperia/md/content/veranstalt/ 2007/58.pdf. 79 Weitere Informationen unter w www.bmbf.de. 80 Zu den Bildungsregionen Braunschweig, Emsland, Freiburg und Ravensburg vgl. w www.das-macht-schule.de. 81 Vgl. w www.selbststaendige-schule.de. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:23 Uhr Seite 121 121 Entwicklung und Steuerung 4.2.3 Schlussfolgerungen und Perspektiven Sollen die Erfahrungen und Erkenntnisse zur Praxis einer staatlich-kommunalen Verantwortungsgemeinschaft im Bildungs- Eingebettet in die breite Diskussion über eine Regionalisierung bereich allen Regionen des Landes ermöglicht werden, dann im Bildungsbereich und vor dem Hintergrund der Projekterfah- kann der durch die vorauslaufende Entwicklung des Modell- rungen sowie der Befragungsergebnisse im Rahmen der wis- vorhabens angestrebte Transfer nur gelingen, wenn senschaftlichen Begleitforschung und des Projektcontrollings Q die kommunalen und die staatlichen Entscheidungsträger kann festgestellt werden: ein gemeinsames Verständnis von der Bildungsregion als Q Das Land NRW hat als Initiator und Hauptfinanzier des einem ganzheitlichen System haben, das Bildung und Er- Modellvorhabens »Selbstständige Schule« sowie als poli- ziehung im schulischen und im außerschulischen Bereich tischer Eigentümer der Projektergebnisse einen bemer- umfasst und zu dessen Gelingen alle Bildungsakteure vor kenswerten Entwicklungsvorsprung im bildungspolitisch Ort beitragen, relevanten Handlungsfeld »Regionalisierung im Bildungsdeutsam, weil die Kooperationserfahrungen in der staat- meinsamer Verantwortung bewältigen können, Q sie den gemeinsamen Willen zur vertrauensvollen Zusam- einem Drittel aller Regionen des Landes unter Beteiligung menarbeit haben und diesen in einem regionenspezifischen einer sehr großen Zahl von Schulen gemacht werden Kooperationsvertrag zum Ausdruck bringen, in dem sie eine konnten. Verständigung auf gemeinsame Ziele und Umsetzungswege Das Modellvorhaben »Selbstständige Schule« hat in einer sowie auf eine gemeinsame Finanzierung und Qualitätssi- vorauslaufenden Entwicklung Inhalte und Strukturen er- cherung einschließlich einer Berichterstattung für ihre Bil- probt, die sich im Grundsatz für eine nachhaltig wirksame Zusammenarbeit zwischen Kommune und Land als trag- dungsregion erreichen, Q sie gemeinsame Steuerungsstrukturen erhalten bzw. auf- fähig herausgestellt haben. Dabei liegen einerseits Kon- bauen und unter Berücksichtigung aller Bildungsakteure zepte und Unterstützungsprogramme zur Veränderung der weiterentwickeln, um damit ein passgenaues regionales Lernkultur und für die Entwicklung einer pädagogischen Beratungs- und Unterstützungssystem für alle Bildungs- Teamkultur in allen Schulen der Region vor. Andererseits einrichtungen vor Ort vorzuhalten und sie sich darauf ver- gibt es positive Erfahrungen in der Kooperation vor Ort, die ständigen, regionale Bildungsbüros als wesentliche Stütze der regionalen Steuerung gemeinsam zu unterhalten, mit funktionierenden und weiter zu entwickelnden Steuerungsstrukturen sowie mit einem gemeinsam gespeisten Q sie die Gestaltung der Bildungsregion als ihre Aufgabe ansehen, die sie bei gegebenen Zuständigkeiten nur in ge- lich-kommunalen Verantwortungsgemeinschaft in mehr als Q Q wesen«. Die gute Ausgangslage ist auch deshalb so be- Q sie dabei die Verbesserung der Bildungs- und Erziehungs- Entwicklungsfonds das kooperative Management einer re- arbeit sowie die Entwicklung der pädagogischen Team- gionalen Bildungslandschaft durch eine Zusammenarbeit kultur in allen Bildungseinrichtungen gemeinsam in den auf Augenhöhe zwischen den beiden zentralen Protago- Blick nehmen und diese darin unterstützen, ihr internes Ma- nisten möglich gemacht hat. nagement zu professionalisieren, Die überwiegende Mehrheit der beteiligten Regionen be- Q sie die entwickelten Fortbildungskonzepte zur Unterrichts- stätigt die richtige Auswahl der Inhalte sowie die gelungene entwicklung, zum Schulentwicklungsmanagement, zur Pro- Kooperation. Sie sind davon überzeugt, den richtigen Weg fessionalisierung der Schulleitungen und zur internen Eva- eingeschlagen zu haben und wollen unbedingt in der Form luation im regionalen Kontext zur Anwendung bringen und weitermachen, die sich für sie als tragfähig herausgestellt auch für andere Bildungseinrichtungen anpassen sowie hat. weiterentwickeln, Q sie regionale Auswertungen der verfügbaren Daten zur Sozialstruktur, zur Schullandschaft, zur Qualitätsmessung usw. erstellen, miteinander in Verbindung bringen und so einen steuerungsrelevanten Datenbestand aufbauen, der zugleich die Grundlage für einen gemeinsam verantworteten regionalen Bildungsbericht darstellt. seschu08_rz:2_4 21.04.2008 17:24 Uhr 5 Seite 122 Regionenportäts G Kreis Steinfurt G G Kreis Herford Kreis Warendorf Münster G Münster G Kreis Gütersloh Kreis Höxter Detmold Kreis Recklinghausen G Duisburg Dortmund G Bochum G G G Krefeld Arnsberg Düsseldorf Solingen G Bergisches Land Köln Köln G Hamm G Kreis Unna G Arnsberg/Werl G G Rhein-Sieg-Kreis Bonn G G G seschu08_ps_BEL:AB_08_Intro_Regionen 21.04.2008 17:02 Uhr Seite 3 123 Die Porträts der Projektregionen Im Projekt »Selbstständige Schule« haben 278 Projektschulen und über 400 Korrespondenzschulen intensiv an ihrer Schul- und Unterrichtsentwicklung gearbeitet. Dies war nur möglich, weil sie im Rahmen von sich entwickelnden regionalen Schulund Bildungslandschaften unterstützt wurden. Sie waren von Anfang an eingebunden in ein Netz von weiteren Schulen aus ihrer Region. Am Projekt »Selbstständige Schule« nahmen 19 der 54 nordrhein-westfälischen Regionen teil. Sie repräsentierten das Bundesland in seiner Unterschiedlichkeit: Regionen aus dem Rheinland und aus Westfalen, die größte Stadt des Landes mit knapp 1 Mio. EinwohnerInnen und weitere Großstädte waren ebenso vertreten wie zwei der kleinsten kreisfreien Städte; der größte Kreis ebenso wie einer der kleinsten Kreise. Auch die Projektbeteiligung der Schulen innerhalb der Regionen war sehr unterschiedlich: Einige Regionen starteten mit nur sehr wenigen Schulen, andere konnten bereits mit einer recht großen Gruppe beginnen. Während der Projektlaufzeit haben es alle Regionen geschafft, weitere Schulen ins Boot zu holen, sie an den Entwicklungen teilhaben zu lassen und damit den Aufbau ihrer regionalen Schul- und Bildungslandschaften deutlich voranzutreiben: Gab es zu Beginn des Projektes lediglich drei Regionen, die mit einem Beteiligungsgrad von über 20% starteten, so waren es 2008 schon 5 Regionen mit über 20% und sogar 6 Regionen mit über 40%. Die Einwohnerzahlen sind dem »Gemeindeverzeichnis Nordrhein-Westfalen 2005« entnommen, herausgegeben vom Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Die Angaben zu den in einer Region vorhandenen öffentlichen Schulen und denen in freier Trägerschaft sind den regionalen Abschlussberichten entnommen und ggf. durch Angaben des Schulministeriums NRW ergänzt worden, vgl. http://www.schulministerium.nrw.de/BP/_suche1/ SchuleSuchen/suchen_regional.php Stand: 15. Februar 2008 Zur Berechnung des Beteiligungsgrades einer Region wurde der prozentuale Anteil der Projektschulen 2002/2003 bzw. der Projekt- und Korrespondenzschulen 2007/2008 an der Gesamtzahl aller Schulen in der Region ermittelt. Die Gesamtzahl aller Schulen einer Regione berücksichtigt sowohl diejenigen in öffentlicher als auch diejenigen in freier Trägerschaft. Bei Kreisregionen wurden immer die Einwohnerund Schulzahlen des gesamten Kreisgebietes zugrunde gelegt, auch wenn nicht alle kreisangehörigen Städte und Gemeinden am Projekt teilgenommen haben. In den beiden Regionen Arnsberg/Werl und Bergisch Land wurden jedoch nur die Einwohner und Schulen der Städte Arnsberg und Werl bzw. der Stadt Bergisch Gladbach und der Gemeinde Odenthal zugrunde gelegt, da hier die Kreise selbst als Schulträger und Organisationsbasis des regionalen Bildungsbüros nicht aktiv beteiligt waren. Alle 278 Projektschulen werden namentlich und mit Hinweis auf ihre Homepage genannt. Sofern keine Homepage existiert, wird eine E-MailAdresse aufgeführt. Die über 400 Korrespondenzschulen werden summarisch zusammengestellt. Die regionalen Steuergruppen haben Anfang 2008 Abschlussberichte vorgelegt, um ihre Arbeit zu dokumentieren: Q Was waren die Schwerpunkte der Entwicklung in den Regionen? Q Was wurde für die Kinder und Jugendlichen während des Projektes erreicht? Aus diesen Abschlussberichten haben die Bonner Journalisten Stephan Lüke (Agentur für Bildung) und Inge Michels (familientext.de) im Auftrag der Projektleitung Regionenportraits erstellt, die die Entwicklungen in den 19 Regionen anschaulich darstellen. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 124 124 Region Arnsberg/Werl Starker Wille versetzt Berge G Arnsberg/Werl Regierungsbezirk Arnsberg 113.000 EinwohnerInnen 43 öffentliche Schulen 11 in anderer Trägerschaft (privat oder Kreis) davon 14 Projektschulen und 16 Korrespondenzschulen Sechs Jahre, die die Welt der Bildung verändert haben, liegen hinter Arnsberg und Werl. Die Erkenntnis, dass »mit unseren Kindern jeden Morgen die Zukunft Beteiligungsgrad unseres Landes durch die Türen unserer Schulen geht«, blieb keine wohlklingende 2002/03: 26% Sonntagsrede. Ihr folgten Taten. Sechs Jahre »Selbstständige Schule« ließen 2007/08: 56% dank vollster Rückendeckung durch Politik und Verwaltung, besonders aber auch die professionelle Unterstützung durch das regionale Bildungsbüro eine Gemeinschaft wachsen, die stets einem Ziel folgt: Auf jedes Kind kommt es an. Es soll aufwachsen in einer Region der Service aus einer Hand »Guten Schullandschaft«, die gekenn- i p e w Beate Höllmann Stadt Arnsberg Regionales Bildungsbüro Rathausplatz 1 59759 Arnsberg 0 29 32 – 2 01 15 81 [email protected] www.bs-aw.de zeichnet ist von Chancengleichheit Andere Bausteine kamen hinzu. Die sowie gemeinsamer Verantwortung von Auswahl der Fortbildungen, deren pro- allen Beteiligten. Hier soll jedes Kind be- fessionelle Umsetzung, die durchweg fähigt werden, das eigene Leben zu ge- kompetenten Moderatoren in der Ver- stalten, sich in der Welt zu orientieren mittlung der pädagogischen Unterrichts- und Verantwortung für sich und andere entwicklung, die systematische Quali- zu übernehmen. tätsarbeit der regionalen Steuergruppe Promotoren des Grenzen und Zustän- und nicht zuletzt der »Service aus einer digkeiten überschreitenden Projekts Hand« durch das Bildungsbüro garan- waren die Bürgermeister der beiden tierten Erfolg. Letzteres wurde mit dem Städte, Hans-Josef Vogel (Arnsberg) und Start des Projektes gegründet. Hier Michael Grossmann (Werl). Sie stellten wurden Probleme gelöst, Entwicklungen sich der Verantwortung, die Leistungsfä- vorangetrieben, Qualitätsmanagement higkeit ihrer städtischen Schulen zu ver- aufgebaut – kurz, hier liefen die Fäden zu- bessern. Der Grundstein für einen Be- sammen. Man kann ohne Übertreibung wusstseinswandel in zuvor kaum für von einer Schaltstelle für Professionalität, möglich gehaltenem Ausmaß war gelegt. Innovation und Moderation sprechen. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 125 125 Doch all das konnte nur Früchte tragen, Willkommen in der regionalen Familie weil Pädagogen, Eltern und Schüler der Verdacht einer Kontrollfunktion aufkam. Sie hat uns spüren lassen, dass Bereitschaft, Mut zur Veränderung und Wie sehr das Gemeinsame die Ein- sie interessiert an unserem Projekt sind. ein außerordentlich hohes Maß an En- stellung und die Entwicklung geprägt Es war angenehm, ein ernst gemeintes gagement entwickelten. So formuliert hat, unterstreicht die Unterstützung der Lob für das jeweils Geleistete zu erfahren. es das Gymnasium Laurentianum in 2006 hinzugewonnenen Korrespondenz- Dies hat uns deutlich motiviert«, zieht die Arnsberg: »Erfolgsfaktor war unter an- schulen. Präzise vorbereitet von einer Realschule Am Eichholz in Arnsberg derem der starke Wille aller Beteiligten.« Arbeitsgruppe der regionalen Steuer- Bilanz. Entsprechend offen wurde die re- Der schlägt sich auch in nackten gruppe und von »erfahrenen« Kollegen gionale Steuergruppe bei ihren Besuchen Zahlen nieder. Von insgesamt 43 städti- der Modellschulen beraten, wagten in den Schulen empfangen. schen Schulen der zusammengewach- weitere Schulen den Sprung in die Ei- Hunderte von Pädagogen nutzten senen Region stiegen 13 sowie ein Be- genständigkeit. Sie wurden mit offenen Fortbildungen und Qualifizierungen, zu rufkolleg des Hochsauerlandkreises direkt Armen in der regionalen Familie emp- denen auch das externe und schulspezi- ins Modellprojekt ein. 16 weitere ließen fangen. Dass die Schulträger auch für sie fische Coaching durch eine Unterneh- sich inspirieren und beteiligten sich als jährlich jeweils 2.500 Euro locker mensberatung zählte. Sie trugen den Korrespondenzschulen. Doch der Ehr- machten, machte vieles leichter. Geist der Veränderung in die Schulen, zu geiz ist damit nicht erschöpft. Alle Finanziellen Rückenwind spürten sie den Kollegen, Eltern aber auch Kindern Schulen der Region sollen von den Er- zudem durch den »Verein zur Stärkung und Jugendlichen. Angefangen bei den fahrungen des Projektes profitieren. Un- der Schulen e.V.« (www.verein-starke- Schulleitern, die viel über Führung und terstützung ist angekündigt. In den schulen.de). Er wurde 2003 im Rahmen Motivation, Gesprächstechniken, die Haushaltsplanentwürfen sind entspre- des Modellprojektes auf Initiative der Übertragung von Verantwortung, die Ar- chende Gelder vorgesehen, damit alle regionalen Steuergruppe etabliert. Mit beitsorganisation im Team aber auch Schulen auf einen Stand gebracht den durch ihn gesammelten Spenden Konflikte und Lösungsansätze in Re- werden können. Dies dokumentiert den werden Schulen dabei unterstützt, die formprozessen erfuhren. festen Willen, eine dauerhafte und nach- Lern- und Lebenschancen ihrer Schüler Gemeinsam mit Kollegen aller am haltige Entwicklung anzustoßen. Es geht zu verbessern sowie ein professionelles Projekt beteiligten Schulen lernten sie eben nicht nur um ein einmaliges Projekt. Management aufzubauen. Einen wei- nicht nur Wege der Selbstevaluation Es geht um den Blick nach vorne, um ein teren Schwerpunkt stellt die Sprachför- kennen, sondern auch zu schätzen. »Wir modernes und zeitgemäßes Bildungsan- derung von Kindern ausländischer Her- haben gelernt, dass auch Lehrer ange- gebot, das nicht an den einzelnen Schul- kunft dar. fangene Projekte beenden und mit türen endet. Wie wichtig die Entwicklung profes- einem gewissen Abstand überprüfen Den Wert des Miteinanders betont sionellen Managements für die Schule müssen, bevor sie Neues beginnen. Be- die Petri-Grundschule Werl: »In der der Zukunft ist, erfuhren und erfahren sonders an dieser Stelle haben wir um- Bildungsregion Arnsberg-Werl hat sich die Betroffenen nahezu täglich. Der wälzende Dinge gelernt: Wir überprüfen durch regelmäßige Zusammenarbeit Teamgedanke rückt immer stärker in den regelmäßig unser Tun und ändern gege- innerhalb gemeinsamer Fortbildungen, Vordergrund. Schulleitungsteams, Leh- benenfalls den Weg«, verlautet aus der betreut und unterstützt durch das rerrat und Steuerungsgruppen garan- Fröbelschule Arnsberg. Und 93 Prozent Bildungsbüro, ein vertrauensvolles Mit- tieren den Austausch vielfältiger innova- aller Modellschulen sind, so ergab das die tiver Ideen. Dies gilt auch für die Ko- Projektcontrolling Kooperationspflichten innerhalb des operation mit der regionalen Steuer- »Das Lernen der Schulleitungen, der Schulgesetzes unerlässlich und für gruppe. Die Sorge vor einem »Big schulischen Steuergruppen und der Nicht-Modellschulen beispielgebend ist.« Brother«, der alles vorgibt und darüber Lehrer von- und miteinander innerhalb wacht, wich schnell der Erfahrung, dass der Region hat sich bewährt.« einander entwickelt, das für 2007, überzeugt: am anderen Ende des Tisches kompe- Selbstständige Schule.nrw tente Gesprächspartner sitzen. Ihr Ziel »Durch das Projekt bekamen wir die war und ist Unterstützung, nicht die Kon- Chance, unsere Fähigkeiten zu bündeln trolle. »Die Zusammenarbeit mit der re- und auf eine größere Selbstständigkeit zu gionalen Steuergruppe haben wir als fixieren.« sehr fruchtbar empfunden, weil niemals Fröbelschule Arnsberg seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 126 126 Doch alles Büffeln der Theorie wäre Regionenporträt Arnsberg/Werl Qualität, Vernetzung, Nachhaltigkeit für Steuergruppen, Teams und Schulleitung, um die Möglichkeiten für be- wenig hilfreich, wenn es vor den Klassenzimmern halt gemacht und in ihnen Und wieder rücken Qualität und Ver- sondere Leistungen zu schaffen und sich nicht mit Leben gefüllt worden wäre. netzung in den Mittelpunkt. In Foren, dafür fortzubilden.« Dass manche Kol- Doch auch dort sind Veränderungen zu Workshops, im Markt der Möglichkeiten, legien in den vergangenen sechs Jahren spüren. Eigenständiges Lernen, mode- besonders aber auch in »Qualitäts- angesichts der permanenten Dauerbela- riert von Lehrern, hat Einzug gehalten. zirkeln« wurden neue Erkenntnisse ge- stung tief durchatmen mussten, kann Wie spannend Mathematik auch ohne sammelt. Es wurde der Blick ins erfolg- wohl jeder nachvollziehen, der den Ar- Schulbuch sein kann, erfuhren Grund- reiche PISA-Land Finnland geworfen, beitsalltag in den Schulen kennt. schulkinder, nachdem ihre Lehrerinnen aber auch geschaut, was davon auf Doch überall dort, wo auch durch die Fortbildung »Mathe kwähr gedacht« hiesige Verhältnisse zu übertragen ist. gute Kommunikation Verständnis für die besucht und erfreut festgestellt hatten: Das Engagement neuen Zielsetzungen der Schule geweckt Querdenken fördert die individuelle wurde verstärkt. Lesepaten, aber auch werden konnte, setzte sich der optimi- Lernentwicklung. Die basiert, das be- Betreuer bei Hausaufgaben oder im stische Blick in die Zukunft durch. Vor- legen nicht nur internationale Studien, Ganztag, die bis dahin nicht in der ausgesetzt die Rahmenbedingungen auf gutem Lesen. Das wird zum Quali- Schule mitwirkten, prägen zunehmend stimmen. Dazu zählen neben der Beibe- tätsmerkmal der Grundschulen in der den Schulalltag. Besser abgestimmt haltung des Entwicklungsfonds: Bildungsregion Arnsberg/Werl. Wie die werden Lehrpläne und Praxis zwischen Q dafür notwendigen Schulbibliotheken Grundschulen aufgebaut und weiterentwickelt werden Schulen – etwa in Englisch. bürgerschaftliche und die Professionalisierung von Schulleitung und deren Entbindung von weiterführenden Klassenführung, um sich Führungsund Qualitätsverantwortung stärker können, soll zukünftig in der Lernwerk- Dies alles sind nur Beispiele. Nicht statt der Katholischen Bekenntnisgrund- alles lässt sich aufführen, was zur Stei- schule Dinschede in Arnsberg-Oeventrop gerung der Qualität angestoßen und um- Q die Fortbildung von Pädagogen, gemeinsam erarbeitet werden. gesetzt wurde. Dabei profitierten die Q die Beibehaltung des Regionalen Bil- stellen zu können, dungsbüros und der schulischen Schulen und damit letztendlich die Steuergruppen, Kinder von einer neuen Offenheit. Die Q die Freiheit in der Personalbewirt- »Es zeigte sich, dass ein reiner Unter- Scheu wurde überwunden, das eigene richtsentwicklungsansatz nicht zwangs- Erfolgsrezept preiszugeben. Heute tau- läufig zu einer Qualitätsverbesserung in schen sich Kollegien schulintern, aber den jeweiligen Schulen führen würde, auch extern aus. Sie berichten von ihren wenn die Unterrichtsentwicklung nicht in Erfahrungen, Erfolgen aber auch Schwie- ein systematisches Qualitätsentwick- rigkeiten, die es zu überwinden gilt. Ge- nalen Schulträger, der Schulaufsicht lungskonzept eingebettet ist.« meinsam wird nach Lösungen gesucht, und anderer Dienste, wie etwa der aus dem Abschlussbericht der Region Arnsberg/Werl etwa auch, wie ganzheitliche Bildung im Jugendhilfe. schaftung, Q die Fortführung der schulform- und schulübergreifenden Vernetzung und Q die Zusammenführung der kommu- Kindergarten und Zusammenarbeit zwischen Kita und Schule gelingen können. Gelingt dies, kann mit Unterstützung Einen Beitrag zum Austausch leistet der der Kommune der Traum vieler Eltern, vor einigen Jahren eigens eröffnete re- Kinder und Pädagogen von den viel ge- gionale Bildungsserver (www.bs-aw.de). lobten finnischen Verhältnissen Wahrheit Er besteht aus einer Informations- und werden. einer Kommunikationsplattform. Hier treffen sich die Pädagogen, »rücken« »Die Zukunft liegt in der Teamarbeit und Dateien hinaus und erarbeiten zukünftig in der Vernetzung von Erfahrung und regionale Empfehlungen. Wissen.« Eine formuliert die Theodor-HeussHauptschule Arnsberg: »Schulentwicklung braucht Ressourcen wie Entlastungen aus dem Abschlussbericht der Region Arnsberg/Werl seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 127 127 Projektschulen Korrespondenzschulen Gemeinschaftsgrundschule Mühlenberg Arnsberg w www.grundschule-muehlenberg.de 10 Grundschulen 1 Förderschule 1 Hauptschule 2 Realschulen 1 Gymnasium 1 Berufskolleg Gemeinschaftshauptschule St. Petri Arnsberg w www.petrischule-arnsberg.de Berufskolleg Am Eichholz Arnsberg w www.berufskolleg-am-eichholz.de Grundschule Dinschede Arnsberg w www.gs-oeventrop.de Wannetalschule Grundschule, Arnsberg w www.wannetalschule.de Theodor-Heuss-Schule Hauptschule, Arnsberg w www.ths-arnsberg.de Fröbelschule Förderschule mit Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung, Lernen, Sprache, Arnsberg w www.froebelschule.de Städtische Realschule »Am Eichholz« Arnsberg w www.rs-eichholz.de Städtisches Gymnasium Laurentianum Arnsberg w www.laurentianum-arnsberg.de Franz-Stock-Gymnasium Arnsberg w www.fsg-arnsberg.de Walburgisschule Grundschule, Werl w www.walburgisschule.de Petrischule Grundschule, Werl e [email protected] Paul-Gerhardt-Schule Grundschule, Werl w www.pgswerl.de Friedrich-Fröbel-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen, Werl w www.ffswerl.de Beteiligte Schulträger bei Projektstart Stadt Arnsberg Stadt Werl später hinzugekommen Hochsauerlandkreis seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 128 128 Region Bergisches Land Das Engagement lohnte sich 122.000 EinwohnerInnen G Bergisches Land Regierungsbezirk Köln 45 öffentliche Schulen 2 Schulen freier Träger davon 6 Projektschulen und 1 Korrespondenzschule Der Kreis der Mutigen, die sich im Bergischen Land 2002 aufmachten, um sich am Projekt »Selbstständige Schule« zu beteiligen, war überschaubar. Doch diejenigen, Beteiligungsgrad die es wagten, wissen heute, warum sie es und vor allem für wen sie es getan haben. 2002/03: 13% Sie taten es für die Steigerung von Schul- und Unterrichtsqualität und damit für 2007/08: 15% »ihre« Kinder und Jugendlichen. Die Erkenntnis schlägt sich ebenso im Fazit der Region nieder: »Wesentlicher Erfolgsfaktor für die regionale Entwicklungsarbeit war das Engagement der beteiligten Schulen und der feste Glaube der Lehrerinnen und Lehrer, dass sich dieses Engagement zum Wohl der Kinder lohnt, weil am Ende eine bessere Unterrichtsqualität herauskommen wird.« Selbstständige Schule.nrw i p e Dr. Lothar Speer Stadt Bergisch Gladbach Fachbereich 4 Bildung, Kultur, Schule und Sport Stadthaus an der Gohrsmühle 18 51465 Bergisch Gladbach 0 22 02 – 14 25 63 [email protected] seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 129 129 Der Einsatz der Pädagogen schloss die Das »Wir-Gefühl« gestärkt Bereitschaft ein, das eigene Können zu Die regionale Steuergruppe, die seit 2003 von einem regionalen Bildungs- überprüfen und sich für die Herausfor- Was hat sich getan im Kreis der Modell- büro unterstützt wird, sah ihre Aufgabe derungen der Eigenständigkeit zu schu- und Korrespondenzschulen? Schrittweise in der Förderung der einzelnen Schulen. len. So wurden die Fortbildungen sowohl wurden dort auch im Unterricht die Wei- Keinen Einfluss nahm sie auf die inhalt- der Schulleiter, der schulischen Steuer- chen auf mehr Eigenständigkeit der lichen Schwerpunkte und Projekte der re- gruppen als auch der Evaluationsberater Kinder und Jugendlichen gestellt. Ent- gionalen Entwicklungsarbeit. »Daher«, so intensiv genutzt. Positiv merkten die scheidend aber war die Veränderung des heißt es im Schlussbericht, »gab es keine Teilnehmer an, dass sich ein »frucht- Teamgeistes – in den einzelnen Schulen, regionalen Gemeinschaftsprojekte.« barer Austausch« entwickelt habe. Aber, aber auch im Miteinander des kleinen, so ergänzten die Schulleiter, man habe aber feinen Kreises. So heißt es im re- sich noch mehr und intensivere Vorbe- gionalen Abschlussbericht: »Durch die »Der Mehraufwand für die flexible Res- reitung auf die künftigen Verwaltungs- Projektarbeit wurde das Wir-Gefühl an sourcenbewirtschaftung hat sich ge- aufgaben gewünscht. Deutliche Plus- den Schulen gestärkt und die gemein- lohnt, da hierdurch ein besonderes fi- punkte verteilten die Schulen dagegen für same, zielorientierte Mitarbeit der Be- nanzielles Verantwortungsbewusstsein das individuelle Coaching, das ihnen an- schäftigten gefördert.« Genannt seien bewirkt wurde.« geboten wurde. gemeinsame Entscheidungen in Finanz- aus dem Abschlussbericht der Region Bergisches Land Dort erhielten sie unter anderem nochmals die Bestätigung, wie wichtig und fragen und die Beteiligung des Lehrerrates bei Personaleinstellungen. wertvoll die Kommunikation und der Er- Dass die neuen Mitsprache- und Mit- fahrungsaustausch mit anderen sind. wirkungsmöglichkeiten zu deutlicher Egal, ob es darum geht, wie Schulleiter Mehrarbeit führen, spürten die Kollegien. ihre neue Rolle als Dienstvorgesetzte aus- Angesichts der sich einstellenden Fort- füllen, wie man die Möglichkeit der Kapi- schritte waren sie jedoch bereit, zusätz- talisierung sinnvoll nutzt oder wie sich liche Freizeit zu »opfern«. die Verpflichtung nichtpädagogischen Um die Kooperation der Projekt- Personals auf den Schulalltag auswirkt. schulen mit außerschulischen Partnern zu fördern, öffnete die regionale Steuergruppe, in der auch ein Elternvertreter »Die Verpflichtung zur Evaluation der mitwirkte, die Türen für eine Zusammen- Projektergebnisse stellte sich letztlich arbeit mit der Volkshochschule. Neben als sehr vorteilhaft für die Motivation der Zusatzqualifikationen wie Business- oder Projektbeteiligten dar, weil dadurch die Oxford-Englisch wurden auch Kurse für Erfolge offenkundig wurden.« an den Schulen weniger begehrte Spra- aus dem Abschlussbericht der Region Bergisches Land chen angeboten. Intensiviert wurde die Kooperation der Förderschule mit Betrieben (Lernpartnerschaften) sowie der Caritas. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 130 130 Ausweitung weiter anstreben Regionenporträt Bergisches Land nicht auf, dass es im Interesse der Schülerinnen und Schüler auf alle Schulen Durchaus mit Bedauern registrierten die der Region ausgeweitet werden kann. im Modellversuch beteiligten Schulen in Die könnten dann eines schönen Bergisch-Gladbach und Odenthal, dass Tages auch erfahren, wie positiv schu- die Faszination der neuen Wege nicht auf lische Steuergruppen das Miteinander die Region überschwappte. Wörtliches und die Qualität verbessern können. Sie Fazit aus dem regionalen Abschlussbe- haben sich nach Einschätzung der Modell- richt: »Eine Ausweitung in der Region und Korrespondenzschulen als neue In- scheiterte daran, dass hierzu keine Be- stitution und als Reformmotor für den reitschaft bei weiteren Kommunen be- schulinternen Entwicklungsprozess be- stand.« Daran konnten auch die »Wer- währt. Sie sollten erhalten bleiben. bung« durch eine eigens eingerichtete Wie geht es weiter? Da das Land Internetseite und zwei Aktionstage nichts keine Kooperation mit einzelnen kreis- ändern. angehörigen Kommunen eingeht, be- Die, die nicht dabei waren, haben mühen sich die Gemeinde Odenthal und etwas verpasst. Davon sind die »Selbst- die Stadt Bergisch-Gladbach um einen ständigen« überzeugt. Es habe sich ge- Kooperationsvertrag zwischen Nord- lohnt, über »den Tellerrand der eigenen rhein-Westfalen und dem Rheinisch Ber- Schule, der eigenen Schulform oder der gischen Kreis, der sich bisher nicht an »Die Schulen haben intensiv an der Qua- Gemeindegrenze hinweg zu denken und dem Projekt beteiligt hat. Die Kom- litätsentwicklung gearbeitet und eine zu handeln«, versichern sie. Das kleine, munen sind, so heißt es, bereit, die bis- neue Einstellung zur Qualitätssicherung aber für sie bedeutsame Kommunikati- herigen Projektmittel über das Projek- gewonnen, die sich inzwischen schon in onsnetzwerk soll unbedingt erhalten tende hinaus bereitzustellen und Personal den Schulalltag implementiert hat. Die bleiben. Dabei geben sie die Hoffnung für das regionale Bildungsbüro zur Ver- Schulungsangebote zur Evaluationsbe- fügung zu stellen. ratung wurden begrüßt und in großem Umfang wahrgenommen. Die ausgebildeten Evaluationsberaterinnen und -berater wurden auch intensiv eingesetzt, da sämtliche Projektbeteiligte ein großes Interesse an der Evaluation der Projektmaßnahmen hatten.« aus dem Abschlussbericht der Region Bergisches Land seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 131 131 Projektschulen Korrespondenzschulen Gemeinschaftsgrundschule Bensberg Bergisch-Gladbach w www.ggs-bensberg.de 1 Hauptschule Wilhelm-Wagener-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkten Lernen und emotionale und soziale Entwicklung, Bergisch-Gladbach w www.wilhelm-wagener-schule.de Realschule Herkenrath Bergisch Gladbach w www.rsherkenrath.de Albertus-Magnus-Gymnasium Bergisch Gladbach w www.amg-bensberg.de Otto-Hahn-Gymnasium Bergisch Gladbach w www.ohg-bensberg.de Gymnasium Odenthal w www.gymnasium-odenthal.de Beteiligte Schulträger Stadt Bergisch Gladbach Gemeinde Odenthal seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 132 132 Region Bochum G Bochum Lernen lernen für Schüler und Lehrer Regierungsbezirk Arnsberg 389.000 EinwohnerInnen 125 öffentliche Schulen 9 Schulen freier Träger davon 14 Projektschulen und 17 Korrespondenzschulen Ein besonders gutes Vorbild in Sachen Wissbegierde, Lernfreude und Fleiß gaben die Lehrerinnen und Lehrer in der Region Bochum ihren Schülerinnen und Schülern. Beteiligungsgrad Die Pädagogen nutzten die Gunst der Stunde und gönnten sich dank des Projektes 2002/03: 11% eine Vielzahl von Fortbildungen. Der kollegiumsinterne Fortbildungsplan aller 2007/08: 25% beteiligten Schulen brachte dabei innerhalb relativ kurzer Zeit sehr gute Ergebnisse. i p e Christine Eiselen Pädagogische Mitarbeiterin Regionales Bildungsbüro Schulverwaltungsamt der Stadt Bochum Willy-Brandt-Platz 2-6 44777 Bochum 02 34 – 910 3892 [email protected] Diese wiederum sahen natürlich von Stattdessen ging es darum, Methoden- Schule zu Schule unterschiedlich aus, je kenntnisse zu erwerben und um Weiter- nach Schulform, nach Schulprofil und bildungsangebote, die sich an den für ausgewählten Schwerpunkten. Und so moderne Wissensvermittlung notwen- präsentierten sich die Bochumer Schu- digen Ressourcen und Kompetenzen der len bei Projektende bunt und vielfältig. Lehrerinnen und Lehrern orientierten. Auf einige Beispiele in dem Reigen ge- Wissbegierig griffen die Bochumer Leh- lungener Projekte wird in diesem Bericht rerinnen und Lehrer zu. Themen waren eingegangen. zum Beispiel »Medienkompetenz und Anders als bisher meist üblich stan- eigenständiges Handeln«, »Unterstützte den im Rahmen von »Selbstständige Kommunikation«, »Methoden der Eva- Schule« nicht die fachspezifischen Fort- luation«, »Diagnostik und Förderung« bildungen im Fokus des Interesses. oder »Lernen lernen«. Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 133 133 Apropos »Lernen lernen«: Die Schüle- »Kooperatives Lernen« begeistert rinnen und Schüler profitierten direkt die Kollegien. Personal- und Qualitätsmanagement, Schul- und Unterrichts- und konkret von dem frischen Wissen Die Matthias-Claudius-Schule ist ein entwicklung sowie moderne Führungs- ihrer Lehrkräfte, zum Beispiel in der weiteres Beispiel dafür, wie kreativ und strukturen standen bei ihnen auf dem Kirchschule Langendreer. In einem Lern- innovativ Lehrerinnen und Lehrer mit den Stundenplan und bereiteten sie auf ihre tagebuch hält seitdem jedes Kind für Möglichkeiten des Projektes umge- komplexen und verantwortungsvollen sich selbst seine Tipps zum »Lernen gangen sind. Das Kollegium dort entwik- Aufgaben als Dienstvorgesetzte vor. lernen« fest, erarbeitet und vertieft kelte gleich ein neues Spiralcurriculum Gleichzeitig nutzten sie das Zusammen- Monat für Monat eine neue Technik, zum zur Vermittlung von Lern- und Arbeits- treffen mit ihren Kolleginnen und Kol- Beispiel um mit langen Texten kom- strategien. Hier ist zum Beispiel klar legen, um sich untereinander auszutau- petent umgehen zu können. Überhaupt: festgehalten, was Schülerinnen und schen. Diese Möglichkeit bewerteten die »Lernen lernen«, das war allen Betei- Schüler außer Mathe, Deutsch, Englisch Bochumer Schulleiterinnen und Schul- ligten klar, ist die Kunst der Zukunft. etc. noch können sollen. Für die Metho- leiter als besonders hilfreich. Ein Wer- Damit sich junge Menschen gut vor- denkompetenz in der sechsten Klasse mutstropfen: Insgesamt bedauerten die bereitet in der Wissensgesellschaft be- heißt das: »Lesetechniken«, »Markieren/ Beteiligten des Projektes, dass sich kein wegen können, stand das Projekt »Ler- Strukturieren«, »Arbeit mit Nachschlage- Gymnasium im Projekt »Selbstständige nen lernen« auch bei der Willy-Brandt- werken« und »Mindmapping«. Schule« engagiert hatte. Gesamtschule ganz oben auf der Agen- Zur großen Freude der an den Fort- Bemerkenswert ist auch der Einsatz da. Und das waren die Ziele der Schule: bildungen teilnehmenden Lehrerinnen des Kollegiums in der auslaufenden Alle Schülerinnen und Schüler bzw. die und Lehrer orientierten sich alle An- Hauptschule Markstraße. Obwohl die Mehrheit sollten gebote an der konkreten Praxis in Schule Auflösung der Schule eine beschlossene Q die eingeführten Methoden kennen, und Unterricht. Die Beteiligten bewer- Sache war, beteiligte sich das gesamte Q in der Lage sein, diese effektiv anzu- teten die Fortbildungsoffensive deshalb Kollegium an der Fortbildungsreihe »Un- wenden und auch als »Voraussetzung für das Ge- terrichtsentwicklung nach Klippert« in- in der Lage sein, diese selbstständig lingen des Reformprozesses«. Absolute klusive Methoden- und Kommunikati- anzuwenden. Begeisterung entfachte das Trainerpaar onstraining. Das Ergebnis gab den Norm und Kathy Green. Die kanadischen Lehrerinnen und Lehrern Recht. Sie Als besonderes Bonbon besitzen alle Schulentwickler zählten zu den High- fassten zusammen: »Es stellte sich Kinder einen selbst erarbeiteten Metho- lights der Fortbildungen. Sie entwik- heraus, dass die angewandten Me- denkoffer. kelten auf der Basis der Erkenntnisse der thoden zu einer signifikanten Verbes- amerikanischen Wissenschaftler David serung der Unterrichtsleistungen und Q und Roger Johnson ein Konzept für den des Unterrichtsverhaltens führten.« »Alle Schulen sahen den Vorteil in der Unterricht, das zu erheblichen Verbesse- Dieser Meinung schlossen sich Schüle- Möglichkeit, neue Gestaltungsspielräume rungen der Schülerleistungen führt und rinnen und Schüler an. für innovative Schulentwicklung nun ex- Lehrerinnen und Lehrern effektive und tensiv und begleitet von einer entspre- befriedigende Lehrmethoden an die chenden Unterstützungskultur nutzen zu Hand gibt. »Kooperatives Lernen« heißt »Die Funktion des Schulbesuchs sahen können.« das Fortbildungsmodul, das in Bochum die Beteiligten vornehmlich darin, das aus dem Abschlussbericht der Region Bochum stark nachgefragt war. Bewusstsein für die Stärken und Mit Elan waren auch die Schullei- Schwächen zu schärfen und den Fort- tungen dabei. Sie entwickelten ein kom- schritt im Projektvorhaben der Schule zu petentes Verständnis für ihre Funktion dokumentieren.« und die Aufgaben als Manager des Be- aus dem Abschlussbericht der Region Bochum triebs Schule und nahmen die Fortbildungsangebote ebenso bereitwillig an wie seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 134 134 Lob aus aller Munde: Weitermachen Regionenporträt Bochum Die Maria Sibylla Merian-Gesamtschule Einer anspruchsvollen Aufgabe zum ist ein gutes Beispiel dafür, wie fruchtbar Stichwort soziale Kompetenz stellen sich Was nützt die beste Fortbildung, wenn eine gute Kollegialität für den Reform- Schüler und Lehrer an der Maria Sibylla nicht klar wird, was dabei heraus prozess sein kann. Es ist ja an deutschen Merian-Gesamtschule. Das Kollegium kommt? Evaluation musste also sein und Schulen nach wie vor nicht selbstver- entwickelte ein vierstufiges Kompetenz- bescherte den Bochumern von Mal zu ständlich, dass sich Kollegen unterein- raster, im welchem acht soziale und Mal ein besseres Ergebnis, bis beim ander im Unterricht besuchen oder ge- kommunikative Kompetenzen festgehal- dritten Projektcontrolling feststand: Die meinsam ihre Probleme besprechen. ten sind. Am Anfang jedes Schuljahres Anstrengungen haben sich gelohnt. Alle Umso bemerkenswerter, dass sich im schätzen Lehrer und Schüler gemein- Schulen sind auf einem guten Weg. Dies Kollegium dort ein Unterrichts-Entwick- sam, auf welcher Kompetenzstufe die dokumentierte auch die Qualitätsana- lungsteam gebildet hat, das sich selbst Schüler der Klasse stehen. Dabei ist für lyse. Die Qualitätsteams, die alle nord- durch Fortbildung und gegenseitige Hos- jede Kompetenz festgelegt, welche Stufe rhein-westfälischen Schulen nach ein- pitationen zu Experten für kooperative am Ende eines Doppeljahrgangs erreicht heitlichen Kriterien evaluieren, haben Lernformen gemacht hat und diese Er- werden soll. Am Ende der Klasse zehn ist den Projektschulen und zum Teil auch fahrungen systematisch ins Kollegium das Erreichen der höchsten Stufe aller den Korrespondenzschulen in ihren Gut- trägt. Besonders erwähnenswert an die- Kompetenzen begehrtes Ziel. achten ausnahmslos sehr gute Ergeb- ser Stelle: In jedem Jahr findet eine Hos- Und noch ein Beispiel zur Medien- nisse attestiert. Insbesondere in den Be- pitationswoche statt, in der sich Kolle- kompetenz, die alle Schulen für zukunfts- reichen der Unterrichtsqualität, aber ginnen gegenseitig weisend halten. Zum Ende des Projektes auch im Bereich des Schulmanagements Unterricht mit kooperativen Lernformen war es auch an der Annette-von-Droste- weisen sie mehr Stärken als Schwächen präsentieren und ihn auswerten. Hülshoff-Realschule soweit: Neben zwei und Kollegen auf. Entsprechend angetan waren alle Beteiligten vom Projektverlauf. Über 90 Informatikräumen gibt es nun einen gut Kompetent ins Leben Prozent zeigten sich sehr zufrieden. Und ausgestatteten Medienraum sowie drei Räume, die für professionelle Präsenta- deshalb votierten die Schulen auch ve- Medienkompetenz, soziale Kompetenz tionen mit »Kino-Qualität« in Bild und hement für eine Weiterführung der In- sowie Mitwirkung und Partizipation Ton geeignet sind. Alle Klassenräume halte und Möglichkeiten des Projektes waren weitere Stichworte, die an den sind mit einem internetfähigen Rechner und für eine Beibehaltung der Res- Bochumer Schulen groß geschrieben sowie einem Beamer ausgestattet. sourcen. wurden. Auch hierzu einige Beispiele Lehrer und Schüler freuen sich: Die Me- Neben den stark nachgefragten Fort- aus einzelnen Schulen: An der OGS Gün- dienausstattung der Schule ist abge- bildungen zeichneten sich die Bochumer nigfeld entwickelte sich ein reges Schul- schlossen, die mediale Kompetenz hat Schulen dadurch aus, dass sie Berüh- leben, welches Eltern und Kinder anders sich durch schulinterne Fortbildungen rungsängste abbauten. Deutlich wurde als üblich einbezog. Elterngespräche zu sichtbar erhöht und ein zeitgemäßes dies etwa an den gut organisierten und Erziehungsfragen, ein Elterncafé und Medienkonzept gehört nun zum Profil durchdachten Schulbesuchen der regio- Stammtische bereichern dort die Zusam- der Schule. nalen Steuergruppe. Sie hatte sich das menarbeit von Eltern und Lehrern. Das Ziel gesetzt, innerhalb jeweils eines einmal wöchentlich stattfindende El- Jahres alle Schulen zu besuchen. So terncafé findet unter Leitung der Thera- »Der gedankliche Austausch im Rahmen sollten die Entwicklungsprozesse be- peutin für Psychomotorik statt und er- der Fortbildungsveranstaltungen gab gleitet und bilanziert werden. Um die möglicht Eltern von Vorschul- und Grund- zudem den Anstoß dazu, dass schul- Vergleichbarkeit der Besuche sicher zu schulkindern, sich in lockerer Atmo- formgleiche Arbeitskreise gebildet wur- stellen, wurden die dazu gehörenden sphäre auszutauschen oder sich Tipps zu den, die mindestens zweimal im Jahr an Gespräche nach einem Gesprächsleit- holen. Eine Kinderredaktion sammelt einer Projektschule tagten, um über den faden geführt. erste journalistische Erfahrungen, macht Fortgang ihres Projektes zu berichten.« Interviews, führt Befragungen durch aus dem Abschlussbericht der Region Bochum und erstellt eine Schülerzeitung. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:04 Uhr Seite 135 135 Projektschulen Korrespondenzschulen Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule Realschule w www.annette.bobi.net 6 Grundschulen 4 Förderschulen 3 Hauptschulen 1 Gesamtschule 2 Realschulen 1 Berufskolleg Maria Sibylla Merian Gesamtschule w www.bobi.net/msm Matthias-Claudius-Schule Gesamtschule w www.mcs-bochum.de Matthias-Claudius-Schule Grundschule w www.mcs-bochum.de Kirchschule Langendreer Grundschule w www.ksl.bobi.net Hans-Christian-Andersen-Schule Grundschule w www.hca.bobi.net Grundschule Günnigfeld w www.ggs-guennigfeld.de Waldschule Grundschule w www.waldschule-bochum.de Werner von Siemens-Schule Hauptschule w www.wvsbo.bobi.net Hauptschule Markstraße w www.ghsmark.bobi.net Hilda-Heinemann-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung w www.hilda-heinemann-schule.de Janusz-Korczak-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung w www.jks-bochum.de Hans-Böckler-Schule Realschule w www.hansibo.de Willy-Brandt-Gesamtschule w www.wbgbo.bobi.net Beteiligte Schulträger Stadt Bochum Trägerverein Matthias-ClaudiusSchulen Bochum e. V. (TV) seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 136 136 Region Bonn Fit für die Zukunft Regierungsbezirk Köln 311.000 EinwohnerInnen G Bonn 93 öffentliche Schulen 16 Schulen freier Träger davon 9 Projektschulen und 11 Korrespondenzschulen Die Bonner Schulen haben sich im Projektzeitraum fit für die Zukunft der Bildung gemacht. Von Anfang an war klar, dass die Beteiligten das Projekt »Selbstständige Beteiligungsgrad Schule« als Chance nutzen wollten, notwendige Veränderungen in der regionalen 2002/03: 8% Bildungslandschaft nicht nur durchzuführen, sondern über den Projektzeitraum 2007/08: 18% hinaus zu etablieren und systematisch weiter zu entwickeln. Sie verstanden das Projekt als Impuls für die Entwicklung einer transparenten und vernetzten Bildungslandschaft ihrer Region. Ein eigenes Eckpunktepapier zur Weiterentwicklung des Projektes »Selbstständige Schule« zeugt davon. Bestehende Projekte wie der unab- nach und nach einbezogen werden soll, hängig von »Selbstständige Schule« vor- bestehen bereits Kooperationen mit genommene Ausbau der Grundschulen zu Trägern der freien Wohlfahrtspflege, mit Offenen Ganztagsgrundschulen (OGS) der Jugendhilfe, mit Vereinen, Organisa- wurden integriert. Über 40 Prozent der tionen und Kirchengemeinden. Ganz im Schülerinnen und Schüler (5.300) werden Sinne einer regionalen Bildungsland- heute auch nach der Schule gefördert schaft verändert sich Schule dadurch und betreut. Im Rahmen des weiteren kontinuierlich und öffnet sich der Arbeit Ausbaus, in den auch die Sekundarstufe I miteinander und in den Stadtteilen. »Die Kooperation zwischen Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis hat ihren Impuls zweifellos aus dem Modellprojekt und den darin definierten Projektbausteinen bzw. Handlungsfeldern erhalten und i p e Joachim Wittbrodt Schulamt der Stadt Bonn Regionales Bildungsbüro Bottlerplatz 1 53103 Bonn 02 28 – 77 34 57 [email protected] wird ein bestimmendes Element der (über)regionalen Entwicklung in der Zeit nach dem Ende des Projektes.« aus dem Abschlussbericht der Region Bonn Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 137 137 Glatte Übergänge zusammen erarbeiten Bonn von einem besonderen Durchbruch Stichwort »gemeinsames Engagement«: berichtet werden: Lehrer der Grund- und An einem Strang zu ziehen, ist nur Gleich mehrere Strategien nahmen die der weiterführenden Schulen haben sich möglich, wenn jeder weiß, was der Beteiligten auch für die Zeit nach Been- gegenseitig im Unterricht besucht, um andere hat und wie es funktioniert, kurz: digung des Projektes in den Blick: Ver- ihre Kooperation zu festigen. Diese Unter- wenn Transparenz ernst genommen besserungen an den einzelnen Schulen, richtshospitationen stießen auf so po- wird. In einer Bestandsaufnahme, die individuelle Förderung der Schülerinnen sitive Resonanz, dass sie in Zukunft durch ein externes Institut unterstützt und Schüler, Vernetzungen sowie Orien- fortgesetzt werden, um die Bildungsbio- wurde, konnte ein bemerkenswertes Po- tierung an den Anforderungen des aktu- grafien der Schüler weiter zu unterstützen tenzial der Region Bonn/Rhein-Sieg ellen und zukünftigen Arbeitsmarktes. – so wird die Schullandschaft lebendig! erstmals gesammelt, gesichtet und aus- Die Handlungsschwerpunkte des Pro- gewertet werden. Bisher in weiten Teilen Alle ziehen an einem Strang jektes spiegelten dies wider. Dazu gehörte zum Beispiel das Teil- unvernetzt, stellenweise durchaus auch in gegenseitiger Unkenntnis, wurde nun projekt »Lernbiografie ohne Brüche«, Ein weiterer Schwerpunkt lag darin, den ein Informationsangebot zusammen mit welches in Bonn intensiv bearbeitet Übergang von der Schule in den Beruf in- der Jugendberufshilfe der Stadt Bonn ins wurde. Im Zentrum standen zunächst die dividuell zu begleiten und zu unter- Netz gestellt. Die Stichworte auf dieser Übergänge von der Grund- zu den weiter- stützen. Das kann Schule natürlich nicht Internetplattform (www.bonn.de) lauten: führenden Schulen: Sie sollten so ge- allein schaffen. Auf der Suche nach ex- Q Jugendberufshilfe an Schulen staltet werden, dass die Schüler möglichst ternen Impulsgebern Q Beratungsangebote nahtlos mit ihren Vorerfahrungen an die konnten Bonner Firmen, die Wirtschafts- Q Nachträglicher Schulabschluss 5. Klasse anknüpfen können. Ungewohnt, junioren Bonn und die Fachhochschule Q Berufsorientierung aber im Nachhinein besonders erfolgreich, Bonn-Rhein-Sieg eingebunden werden. Q Berufsvorbereitung bewerteten die dabei engagierten Päd- Gemeinsam mit den am Projekt betei- Q Ausbildungsangebote agoginnen und Pädagogen den schul- ligten Berufsbildenden Schulen wurde ein Q Arbeitsprojekte formübergreifenden Drei Paket geschnürt, zu dem u. a. fächerüber- Teams arbeiteten in den Fächern Deutsch, greifende Vorbereitungsphasen, Betriebs- Englisch und Mathematik zusammen. exkursionen und Patenschaften gehören. Austausch. Partnern und Prima Klima schafft Vertrauen Doch das war noch nicht alles. Im Ein weiteres Beispiel ist die Johannes- Übereinstimmend loben die Beteiligten, Herbst 2005 organisierte die regionale Rau-Schule, die das Fach Berufsvorbe- dass sich in der Zeit von 2002 bis 2008 Steuergruppe Bonn eine gemeinsame reitung eingeführt hat. Mit Erfolg: Die »der freundliche Respekt im Umgang Sitzung der entsprechenden Fach-Teams Zahl der Ausbildungsverträge ist im Pro- miteinander« ebenso erhöht hat wie zusammen mit dem Kinder- und Jugend- jektzeitraum gestiegen. Auch die Anne- »die Freude an der Arbeit und die eigene ärztlichen Dienst, der Abteilung Städ- Frank-Schule berichtet Erfolgreiches: Konfliktfähigkeit«. Von »umwälzenden tische Tageseinrichtungen für Kinder der Durch die Ausweitung der Zeiten für Rollenveränderungen« ist dabei ebenso Stadt Bonn, der Volkshochschule Bonn Praktika stieg die Motivation der Schüle- die Rede wie vom kontinuierlichen sowie Moderatorinnen zur Sprachför- rinnen und Schüler, sich fit für den Be- Ausbau der Mitwirkungs- und Partizipa- derung an Grundschulen. Ziel war die rufseinstieg zu machen. tionssysteme. Die Vorteile der Projekt- optimale Förderung jedes einzelnen Für die Zukunft ist weiter geplant, ge- arbeit waren trotz zum Teil erheblicher Kindes vom Kindergartenalter an. Sit- meinsam mit dem benachbarten Rhein- Mehrarbeit deutlich zu erkennen und zenbleiben und das Abbrechen der Sieg-Kreis ein »kommunales Übergangs- führten zu einem prima Klima. Oder Schullaufbahn sollte, wenn irgend management für die Wirtschaftsregion anders ausgedrückt: Das Projekt wurde möglich, vermieden werden. Bonn/Rhein-Sieg« zu entwickeln. Der zu einem »Selbstläufer«. Durch gemeinsame Fortbildungen Impuls zu diesem gemeinsamen Enga- gelang es, Methoden und Inhalte auch gement in Fragen des Überganges von »Die Bereitschaft der Schulen, von Anfang bei Schulwechseln konstant weiter zu Schule und Beruf wird dem Projekt an bis zum Ende des Projektes eine führen. So konnte auch Vertrauen »Selbstständige Schule« als besonderes größere Verantwortung und eine nicht zu wachsen. Wenn es meist schon etwas »Plus« gutgeschrieben. unterschätzende Mehrbelastung zu über- Besonderes ist, dass Lehrer einer Schule nehmen, hat das Projekt erst ermöglicht.« untereinander hospitieren, so kann aus aus dem Abschlussbericht der Region Bonn seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 138 138 Maßgeblich trug dazu auch die hervor- Regionenporträt Bonn Der Blick geht nach vorne Lebenslanges Lernen und Wissensmana- ragende Zusammenarbeit von Schul- gement sind zwei Aspekte, die darauf träger, Schulaufsicht und Schulen in der Nach Überzeugung aller Beteiligten ist verweisen, dass es für die junge Gene- regionalen Steuergruppe bei. Dass deren gelingende Bildung für jedes einzelne ration nicht mehr nur darum geht, über Mitglieder den Wert von Qualifizierungen Kind zunehmend davon abhängig, dass Wissen zu verfügen, sondern vor allem nicht nur betonten, sondern selbst daran kommunale Bildungseinrichtungen von- darum, es sich anzueignen und zu prä- teilnahmen, trug dazu ebenso bei wie die einander wissen, miteinander arbeiten, sentieren. Vor dem Hintergrund, dass die ausführlichen und offenen Bilanzge- sich vernetzen. Der Auf- und Ausbau wissensintensiven Berufe und Dienstlei- spräche. Apropos Seminare: Fast alle Mo- eines regionalen Bildungsnetzwerkes stungen konstant zunehmen, bedeutet dellschulen absolvierten Fortbildungen hat deshalb in Bonn oberste Priorität. dies zunächst einmal, kompetent mit zur Unterrichtsentwicklung »Lehren und Unter dem Stichwort »erweiterte Schul- Medien umgehen zu können. Förderung Lernen für die Zukunft«. trägerschaft« muss es deshalb darum der Medienkompetenz war deshalb ein Jede Schule erkannte dabei für sich, gehen, Bildungsangebote systematisch weiterer Projektbaustein, der in Bonn dass manche kleine Änderungen große aufeinander und miteinander abzu- besonders intensiv behandelt wurde. Wirkungen zeigten. In der Bertolt- stimmen. Dies hat sich Bonn u. a. für fol- Durch die Kooperation der Schulen mit Brecht-Gesamtschule etwa gibt es nun gende Handlungsfelder vorgenommen: den Bonner Museen und mit den dort offene und gemeinsame Unterrichtsan- Q Unterstützung eigenverantwortlicher genutzten Medien wurden außerschu- Schulen, lische Unterrichtsorte gewinnbringend Ausbau von ganztägigen Betreu- einbezogen. fänge. Bewegungs- und Entspannungspausen wurden in den Unterricht inte- Q ungsangeboten, griert und schlugen sich positiv auf das Verhalten aller Beteiligter nieder. Soweit Q Schulformübergreifende Projekte und Jährliche »Regionale Bildungskonferenz« Projekte mit externen Partnern, wie möglich wird den individuellen Bedürfnissen nach Bewegung und Ent- Q Übergangsmanagement Schule/Beruf, In Bonn wird ab 2008 mindestens einmal spannung in den einzelnen Jahrgangs- Q Integration von Kindern und Jugend- im Jahr eine so genannte »Regionale Bil- lichen aus Familien mit Migrations- dungskonferenz« tagen. Sie setzt sich hintergrund, aus einer Vielzahl von Vertreterinnen International ausgerichtete Bildungs- und Vertretern unterschiedlicher kom- ziele und munaler und schulischer Gremien und Gesundheitserziehung. externen Partnern zusammen. Dazu ge- stufen Rechnung getragen. Vor allem der gemeinsame Unterrichtsbeginn führte dazu, dass die Klassengemeinschaften Q gestärkt wurden und der Zeitaufwand für die Klärung organisatorischer Fragen Q hören regionale Bildungsakteure aus während des Fachunterrichts abnahm. Unter verschiedenen Namen (zum Bei- In diesen und anderen Handlungsfeldern den Bereichen Politik, Wirtschaft, Ge- spiel »Offenes Lernen«) wurden an meh- berühren sich zwangsläufig kommunale sellschaft und Kirche. Die Konferenz soll reren Schulen neue Fächer eingeführt. Ge- und staatliche Aufgaben und Verantwor- die Entwicklung der regionalen Bil- winnung von Handlungskompetenzen und tungen. Damit es an wichtigen Schnitt- dungslandschaft beobachten, begleiten der Erwerb von Schlüsselqualifikationen stellen nicht zu Reibungsverlusten und unterstützen. für Gesellschaft und Beruf standen dabei kommt, wird die Stadt Bonn mit dem Die regionale Bildungskonferenz ist auf dem Stundenplan. An der Anne-Frank- Land NRW einen Kooperationsvertrag ab- jedoch nur ein Baustein der Zukunft. Schule und an zwei weiteren Schulen schließen. Ziele dieses Kooperationsver- Gleichzeitig wird das regionale Bil- wurde zur Optimierung des Arbeits- und trages sind neben anderen, dass vor dem dungsbüro weiter ausgebaut, die Hand- Sozialverhaltens ein Trainingsraum nach Hintergrund der bestmöglichen individu- lungsfelder »Lernbiografie ohne Brüche« dem Bielefelder Modell eingerichtet. Hier ellen Förderung jedes einzelnen Schülers und »lokales Übergangsmanagement konnte auf die teilweise erheblichen so- Personal- und Sachressourcen optimal Schule/Beruf« behalten auch in Zukunft zialen und emotionalen Probleme ein- eingesetzt werden. Ein weiteres Ziel: Die ihre Priorität. zelner Schülerinnen und Schüler einge- Schul- und Unterrichtsentwicklung soll gangen werden. Die dort engagierten durch Pädagogen beobachteten eine »positive und Beeinflussung des Einzelnen« sowie werden. »spürbare Verbesserungen der Atmosphäre innerhalb der jeweiligen Klasse«. ein kommunales Beratungs- Unterstützungssystem gestärkt seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 139 139 Projektschulen Korrespondenzschulen Michaelschule Alt-Godesberg Grundschule w www.michaelschule-alt-godesberg.de 3 Grundschulen 2 Förderschulen 1 Gesamtschule 2 Realschulen 1 Gymnasium 2 Berufskollegs Montessorischule Grundschule w www.montessori-bonn.de Arnold-von-Wied-Schule Grundschule w www.grundschule-arnold-von-wied.de Anne-Frank-Schule Hauptschule w www.anne-frank-bonn.de August-Macke-Schule Hauptschule w www.ams.bonn.de Johannes-Rau-Schule Hauptschule w hsp.bonn.de Gesamtschule Bonn-Beuel w gebonn.de Bertolt-Brecht-Gesamtschule w www.bbgbonn.de Friederich-List-Berufskolleg w www.flb-bonn.de Beteiligter Schulträger Stadt Bonn seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 140 140 Region Dortmund G Ein Ziel eint die Region Dortmund Regierungsbezirk Arnsberg 588.000 EinwohnerInnen 174 öffentliche Schulen 14 Schulen freier Träger davon 27 Projektschulen und 56 Korrespondenzschulen In Dortmund weiß man, was man will. Gerne spricht man vom »neuen Dortmund«. Hier leben mehr als 580.000 Einwohner. Viele von ihnen haben den tief grei- Beteiligungsgrad fenden Strukturwandel miterlebt und mitgetragen. Einst vom Bergbau und der 2002/03: 14% Montanindustrie geprägt, entwickelt sich die größte Stadt im Ruhrgebiet hin zu 2007/08: 44% einem modernen Wirtschaftsstandort. Hier sollen Menschen Zukunftsperspektiven finden, hier sollen sie sich wohl fühlen. Dazu reicht es nicht, neue Zukunftsbranchen anzulocken. Das wissen die Verantwortlichen. Sie haben als strategisches Ziel die »gezielte Verzahnung von Schulentwicklung und Stadtentwicklung« ausgegeben, weil, und auch das wissen sie, »die Stadt vor Herausforderungen steht, die nicht vor den Schultüren Halt machen«. i p e Volker Werner Fachbereich Schule Regionales Bildungsbüro der Stadt Dortmund Kleppingstraße 21-23 44122 Dortmund 02 31 – 5 02 72 78 [email protected] So gesehen kam Dortmund das Projekt hin zum kommunikativen Team lautet die »Selbstständige Schule« gerade recht. Devise. Sie steht nicht nur als schönes Ja, es passte perfekt in den bereits ein- Ziel auf dem Papier. Sie wird gelebt und geschlagenen Kurs. Schließlich hatte der täglich mit Leben gefüllt. Der Gestal- Rat der Stadt für viele Veränderungen im tungswille ist spür- und greifbar. Man ist Schul- und Bildungswesen die Weichen stolz darauf, dass 83 und damit nahezu gestellt und »Handlungsstrategien zur die Hälfte aller Dortmunder Schulen ei- Förderung Schulent- genständigere Wege gehen. Der Stolz ist wicklung« entwickelt. Die Einrichtung berechtigt. Schließlich spiegelt die Re- einer Bildungskommission und von sonanz den unbedingten Willen, für Bildungspartnerschaften der Kinder und Jugendliche da zu sein, ihnen Aufbau eines Qualifizierungsservices Wege und Lebensperspektiven zu er- gehören dazu. Weg vom Einzelkämpfertum öffnen, eindrucksvoll wider. innovativer sowie Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 141 141 Innovatives wird unterstützt Weitere innovative Projekte bereichern War das Mehr an Verantwortung und Dortmund ungemein. Zwei seien exem- Miteinander schon in der einzelnen Weil gute Bildung nicht zum Nulltarif zu be- plarisch genannt: Schule häufig ein Thema, so löste das kommen ist, steckt die Stadt Jahr für Jahr Q Das Leibniz-Gymnasium baut ein in- Arbeitsprinzip, dass Fortbildungsmaß- 300.000 Euro in einen regionalen Fonds. ternationales Bildungsangebot auf. nahmen und der Erfahrungsaustausch Mit seiner Hilfe werden innovative Ent- Ziel ist es, in einem ersten Schritt ab schulformübergreifend stattfinden soll- wicklungsprojekte an einzelnen Schulen 2008/09 den Erwerb des IB-Diploms ten, zunächst ungläubiges Kopfschütteln zu ermöglichen. hervor. »Wie, wo, was?«, mag der eine An zehn weiterführenden Schulen oder andere gegrübelt und zu Bedenken den Neubau oder die Sanierung von wird seit 2005 ein Modellprojekt gegeben haben: »Unsere Ausgangsposi- Klassen- und Fachräumen investiert. »Schulsozialarbeit« als Kooperati- tionen sind total unterschiedlich. Wie angeschoben. Zusätzlich wurden zwischen 1999 und 2004 rund 260 Millionen Euro in Q Angesichts dieser Vorgeschichte ver- onsprojekt zwischen Schule und Ju- sollen denn etwa kleine Grundschulen wundert es nicht, dass »Selbstständige gendhilfe durchgeführt, um die er- und große Berufskollegs voneinander Schule« wertvolle Ergänzung der Bil- zieherische profitieren?« dungsreform in Dortmund angesehen von Schule zu stärken. Erste Auswer- Heute würde die Frage kaum noch wurde. Es treibt die Bestrebungen nach tungen zeigen, dass die Schulsozial- jemand stellen. Egal, ob es sich um Fort- einer regionalen Bildungslandschaft hin arbeit zu einer erheblichen Verbes- bildungen für Schulleiter (übrigens auch zur »Schulstadt Dortmund« voran. Und das serung des Schulklimas beiträgt. Es für deren Stellvertreter!), schulische auch, weil es sich Schnittstellen in den Bil- lassen sich deutlich weniger Stö- Steuergruppen, Evaluationsberater oder dungskarrieren der Jugendlichen widmet. rungen, Fehlzeiten im Unterricht inhaltlich um Unterrichtsentwicklung sowie offene Gewaltsituationen fest- handelte: Man lernt mit- und vonein- stellen. ander. Kommentar einer Gesamtschule: Eine besonders große Hürde stellt für Schulabgängerinnen und -abgänger der Handlungskompetenz direkte Übergang von der Schule in die berufliche Erstausbildung dar – wie »Die Möglichkeit, außerhalb von Schule Bedenken ausgeräumt überall auch in Dortmund – eine be- mit externen und qualifizierten Fortbildern zu arbeiten, die Gelegenheit, bei sondere Herausforderung. Unproduktive Es ist kein Geheimnis, dass Kommuni- den Fortbildungen Vorhaben der Steuer- Warteschleifen sind häufig die Folge. kation und Kooperation in der Vergan- gruppe konkret, aber auch von der theo- Das Projekt »Zeitgewinn«, an dem sich genheit in einzelnen Schulen, geschweige retischen Warte her zu beleuchten und im Schuljahr 2007/08 bereits 41 Projekt- denn zwischen Schulen, nicht besonders der Austausch mit den Mitgliedern der und Korrespondenzschulen beteiligten, stark ausgeprägt waren. Da machte auch Steuergruppen anderer Schulformen, war soll den Jugendlichen helfen. Nicht Dortmund keine Ausnahme. Doch die befruchtend und hat allen Mitgliedern warten, zusätzliche Qualifikationen er- Zeiten haben sich geändert. Viel deut- der Steuergruppe zu einer Professiona- werben, lautet die Devise. licher, als es ein Berufskolleg formuliert, lisierung in ihrem Handeln verholfen.« kann man es nicht ausdrücken: »Die Über- Ziel jeglicher Professionalisierung »Allen beteiligten Schulen ist es nach- tragung von Dienstvorgesetzteneigen- und des gemeinsamen Bestrebens in weislich gelungen, neue Strukturen und schaften an die Schule löste intensive Dis- den Schulen waren und sind die Verän- Kompetenzen für ein verbessertes schul- kussionen über die Rolle des Lehrerrats derung und Verbesserung von Unter- internes Management aufzubauen. Die aus, der auch an unserer Schule vor richt. Was unter »gutem Unterricht« zu größeren Handlungsspielräume in Ver- Beginn des Projektes eher den Stellenwert verstehen ist, wie man ihn realisiert, und bindung mit professionellen Fortbil- eines Festausschusses hatte.« wie Schülerinnen und Schüler zum dungen haben in den Schulen eine Re- »selbstständigen formdynamik entwickelt und zahlreiche können, erfuhren die Pädagogen durch innovative Prozesse entfaltet. Die Schulen das Konzept »Lehren und Lernen für die arbeiten intensiv daran, die Unterrichts- Zukunft«. Sie orientieren sich an der Er- qualität systematisch zu verbessern – und kenntnis, dass all jenes, was sich wollen auch nach Auslaufen des Modell- jemand selbstständig erarbeitet, besser vorhabens auf einem hohen Qualitäts- haften bleibt. Bei den Schülern, die in- niveau weiter arbeiten.« tensiv auf ihre »Freiheit« vorbereitet aus dem Abschlussbericht der Region Dortmund wurden, kommt das an. So urteilt ein Lerner« werden seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 142 142 Regionenporträt Dortmund Gymnasium: »Bei aller Vorsicht, die bei Modellschulen in Dortmund setzen syste- ob und wie sich das Engagement im Un- der Interpretation von Evaluationsdaten matische Unterrichtsentwicklungskonzepte terricht niederschlägt. Offensichtlich geboten ist, lässt sich die Tendenz ab- um. Freiheit setzt halt Kräfte frei. stark. Übereinstimmend heben Schüler lesen, dass die Schüler der Klasse 5, die Welches Konzept das Richtige ist, wie Lehrer hervor, dass Schüler nun ei- 2005 im Rahmen der wissenschaftlichen auch darüber wird in den schulischen genständig oder in Teams arbeiten und Begleitung befragt wurden, und die be- Steuergruppen intensiv diskutiert. Auf lernen, erkennen, worin sie gut sind und reits ein umfangreiches Methoden- ihre Aufgabe bei der Umsetzung von Un- worin sie besser sein könnten, sie die training absolviert hatten, über eine terrichtsentwicklung wurden deren Mit- richtigen Informationen finden und aus- deutlich höhere Schulzufriedenheit ver- glieder intensiv in einem speziellen wählen oder dass sie aus ihren Fehlern fügten und weniger Leistungsdruck emp- Schulungsmodul lernen und nachfragen, wenn sie etwas fanden als die Vergleichsgruppe, die diesem wie nach nahezu allen anderen kein Methodentraining erhalten hatte.« Modulen fühlten sich die beteiligten Neue Rollen für Schüler und Lehrer vorbereitet. Nach nicht verstanden haben. Das war nicht immer so. Damit es Pädagogen kompetenter. Zwischen 86 auch und 95 Prozent von ihnen sind der Dortmund nichts dem Zufall. Strukturen künftig so bleibt, überlässt Meinung, dass sie durch die Qualifi- und Geradezu Begeisterung lösten die Aka- zierung neue Erkenntnisse gewonnen, fangen von Steuergruppen bis hin zum demien mit Norm und Kathy Green aus. Anregungen und Hilfen für ihre eigene Bildungsbüro, werden weiter ausgebaut. Inspiriert von den kanadischen Schulre- Praxis und mehr Klarheit in ihren Ziel- Das regionale Bildungsbüro wandelte formern bauen nun immer mehr Lehre- vorstellungen erhalten haben. Den in- sich bereits im Laufe der Jahre vom An- rinnen und Lehrer auf kooperatives tensiven Erfahrungsaustausch mit Kolle- sprechpartner allein für Modellschulen Lernen. Es misst dem eigenverantwort- ginnen und Kollegen schätzen 97 zum Berater aller Schulen. lichen Lernprozess, der Problemlösungs- Prozent, die Arbeit in schulformüber- und greifenden Lerngruppen 89 Prozent. Weiterbildungsstrategien ent- Unterstützungssysteme, ange- Entscheidungen sollen immer weniger aus dem Bauch heraus gefällt wickelt, die entscheidende Bedeutung Die Bedeutung und Rolle der kon- werden. Auch deshalb wurde ein in bei. »Wie effektiv die Kombination aus kreten Arbeit schulischer Steuergruppen Deutschland einzigartiges Bildungsmo- Referieren und ›cooperative learning‹ schildert ein Gymnasium: »Die schu- nitoring in Auftrag gegeben. Es liefert sein kann, wie lange ich intensiv mit lische Steuergruppe trifft sich regel- Fakten und Hintergründe. Sie wandern gleicher Energie bei der Arbeit bleiben mäßig zur Planung der Entwicklungs- nicht in irgendeinen Aktenordner. Sie kann und dass ich immer wieder durch arbeit. Dabei wird besonderer Wert stellen die Grundlage für eine weitere ›cooperative learning‹ Interesse an allen darauf gelegt, dass Ziele und Strategien Optimierung der Schulstadt Dortmund, Aufgaben entwickeln konnte«, lautet die so entwickelt werden, dass das Kol- die einen Kooperationsvertrag mit dem erstaunte wie erfreute Antwort vieler Se- legium in den Entwicklungsprozess ein- Land zur Gründung eines »regionalen minarteilnehmer/innen auf die Frage, gebunden werden kann (…) Die Ak- Bildungsnetzwerkes Dortmund« ab- was sie überrascht habe. Sie übertragen zeptanz der Steuergruppe basiert nicht schließen wird, dar. diese eigene Erfahrung auf ihren Unter- zuletzt darauf, dass die initiierten Ent- Im Blick bleiben dabei stets die richt. Und noch drei Ideen nehmen sie wicklungsmaßnahmen die Belastungssi- jungen Menschen. »Kinder willkommen« aus der Fortbildung in den Schulalltag tuation des Kollegiums mitreflektiert. könnte das Leitziel von Stadt und mit: Sie wollen in »kleinen Schritten« be- Die Einrichtung der Steuergruppe hat zu Schulen oder frei nach Goethe: »Hier bin ginnen, eine neue »Rollenverteilung« wichtigen Impulsen geführt.« ich Kind, hier darf ich‘s sein« lauten. vornehmen und die »Schülerinnen und Schüler viel mehr loben.« Wie sie sich entwickeln, überprüfen viele Dortmunder Schulen mit Hilfe des »Es reicht nicht aus, Schulen eine erwei- Die positive, mitunter euphorische Evaluationskonzepts SEIS. Die Ergeb- terte Selbstständigkeit einfach nur an- Stimmung bei den Beteiligten resultiert nisse wirken motivierend und offenbaren zubieten oder zu ermöglichen. Selbst- wohl auch aus der Freiheit der Päd- den Wandel. 90 Prozent der Lehrer ar- ständigkeit/Eigenverantwortlichkeit will agogen, sich aus den reichhaltigen beiten gerne an ihrer Schule. Dies u.a., gelernt sein. Und dieser Lernprozess Qualifizierungsangeboten das für sie, weil sie eine gemeinsame Zielvorstellung muss partnerschaftlich angelegt, pro- ihre Schule und Schüler Passende aus- teilen, sich nicht nur für ihre Klasse, fessionell organisiert und verlässlich be- suchen zu können. Niemandem wurde sondern für die gesamte Schule enga- gleitet werden.« etwas aufgezwängt. Die Folge: Fast alle gieren. Mit Spannung wurde beobachtet, aus dem Abschlussbericht der Region Dortmund seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 143 143 Projektschulen Berswordt Grundschule w www.berswordt-grundschule.de Lessing-Grundschule w [email protected] Wilhelm-Röntgen-Realschule w www.roentgen-realschule.de Immanuel-Kant-Gymnasium w ods.dokom.net/ikg/ikgintern Hauptschule Kley w www.do.nw.schule.de/hskley/ Schule an der Froschlake Förderschule mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung e [email protected] Phönix-Gymnasium w www.phoenix-gymnasium.de Minister-Stein-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung, geistige Entwicklung e [email protected] Wilhelm-Rein-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung, Lernen w wrs.do.nw.schule.de Fröbelschule Förderschule mit Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung, geistige Entwicklung, Lernen w www.do.nw.schule.de/froebelschule/ Grundschule Kleine Kielstraße w www.grundschule-kleinekielstrasse.de Landgrafen-Grundschule w www.landgrafenschule.de Franziskus-Grundschule w www.franziskus-grundschule.de Dietrich-Bonhoeffer-Grundschule w www.do.nw.schule.de/dbgs-derne/ Alfred-Adler-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen e [email protected] Konrad-Klepping-Berufskolleg w www.konrad-klepping-berufskolleg.de Leopold-Hoesch-Berufskolleg w www.lhb-do.de Robert-Bosch-Berufskolleg w do.nw.schule.de/rbb Robert-Schumann-Berufskolleg w www.rsbk-do.de Korrespondenzschulen 15 Grundschulen 3 Förderschulen 13 Hauptschulen 4 Gesamtschulen 11 Realschulen 5 Gymnasien 4 Berufskollegs 1 Weiterbildungskolleg Beteiligter Schulträger Stadt Dortmund Harkort-Grundschule w www.harkort-grundschule.de Brüder-Grimm-Grundschule w www.brueder-grimm-grundschule.de Kirchhörder-Gemeinschaftsgrundschule w www.kirchhoerder-grundschule.de Kruckeler-Grundschule e [email protected] Ostenberg-Grundschule w www.ostenberg-grundschule.de Hansa-Grundschule w www.hansa-grundschule.de Vincke-Grundschule w [email protected] Nordmarkt-Grundschule w www.nordmarkt-gs.do.nw.schule.de seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 144 144 Region Duisburg G Miteinander wachsen Chancen Duisburg Regierungsbezirk Düsseldorf 505.000 EinwohnerInnen 166 öffentliche Schulen 4 Schulen freier Träger davon 15 Projektschulen und 38 Korrespondenzschulen »Unterrichtsentwicklung im Team hat eine eigenartige Wirkung: man/frau wird davon süchtig… Statt Burnout werden wir stärker vom Pfingstgedanken getragen.« Beteiligungsgrad Wer vor sechs Jahren solche oder ähnliche Erwartungen an Veränderungen in 2002/03: 9% Schule formuliert hätte, wäre vermutlich nur müde belächelt worden. Doch in 2007/08: 31% Duisburg trat ein, was die Gemeinschaftshauptschule Werthstraße am Ende des Projektes »Selbstständige Schule« zu Protokoll gibt. Sie steht mit diesem Fazit nicht alleine da. In 15 Projekt- und 38 Korrespondenzschulen hat sich Aufbruchstimmung ungeahnten und sicher nicht unbedingt erwarteten Ausmaßes breit gemacht. Schule, das weiß man in Duisburg sehr Man könnte diese recht allgemein zu- genau, wurde seit 2002 nicht neu er- sammenfassen: »Im Bereich der Unter- funden. Doch es wurden Wege entdeckt richtsorganisation und -entwicklung und gegangen, sie bedeutend und nach- wurde schnell deutlich, dass guter Un- haltig zu verändern. Sie ist heute ge- terricht in einer veränderten Lehr- und kennzeichnet von mehr Eigenständigkeit Lernkultur gründet: Schülerinnen und und Eigenverantwortung. Entsprechend Schüler lernen möglichst selbstständig euphorisch fällt der Wunsch, ja fast und Lehrerinnen und Lehrer arbeiten sy- schon die Bitte der am Projekt Betei- stematisch zusammen.« ligten an alle Schulen in der Region aus: »Lassen Sie sich von der Attraktivität der Ergebnisse und Erfahrungen anregen.« i p e w Nicole Weber Stadt Duisburg - Der Oberbürgermeister Bildungsholding Duisburg Stabsstelle Strategische Planung Memelstraße 25-33 47049 Duisburg 02 03 – 2 83 25 24 [email protected] www.rbdu.de Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 145 145 Zahllose Denkanstöße wurden gegeben, Q Gründung eines Lernzentrums: Der Wandel kam weder über Nacht noch neue Akzente gesetzt. Dabei stellte sich Q Ein solches entstand am Sophie- von alleine. Einen wesentlichen Beitrag schnell heraus, dass es an Schulen aller Scholl-Berufskolleg für Schülerinnen für sein Gelingen leisteten die schuli- Schulformen ähnliche Projekte gab. Er- und Schüler mit erhöhtem Förder- schen Steuergruppen. Davon sind in staunt registrierten viele, was mancher bedarf und wurde von zwei auf sechs großer Übereinstimmung die Modell- zuvor bereits vermutet hatte: »Die An- Bildungsgänge ausgeweitet. Möglich schulen überzeugt. Und obwohl sie erst liegen und Bedürfnisse von Schulen sind wurde dies, weil sozialpädagogisches spät ins Projekt einstiegen, kommt die ähnlicher als die bisherige Praxis Unterstützungspersonal, Seminare zur Hälfte der Korrespondenzschulen zum glauben machte.« Die logische Schluss- Konfliktbewältigung sowie entspre- gleichen Resultat. Als typischer Beleg für folgerung: Es lohnt sich, den Gedanken- chende Arbeitsmaterialien eingekauft ihre Aufbruchstimmung mag das Fazit und Informationsaustausch mit den Kol- werden konnten. Insbesondere die einer Hauptschule gelten: »Zur Hefe im legien anderer Schulformen zu suchen. Mitarbeit einer Sozialarbeiterin wurde Schulteig entwickelte sich die im Modell- Er bereichert und wirkt anregend. hier als »zwingend erforderlich« ein- vorhaben verlangte Bildung einer Steuer- gestuft. gruppe. Sie lockerte Verkrustungen, ver- Einige der Neuerungen, die in manch einem Kopf vielleicht schon vor Beginn größerte die Basis, auf der pädagogische des Modellversuchs als Vision oder zu- Dies sind nur einige der vielen Verände- Entscheidungen getroffen werden, trug zu mindest Idee herumschwirrten, jetzt rungen, die von ausgefeilten Vertre- deren Akzeptanz auf allen Seiten bei und aber realisiert wurden, seien genannt: tungskonzepten, der Einführung von verlagerte zudem Verantwortlichkeiten in Q Gründung von Schülerfirmen: Profilklassen, der Veränderung der Zu- Steuergruppe und Kollegium. Ihre Mit- Q Am Gertrud-Bäumer-Berufskolleg sammensetzung von Lerngruppen, Stun- glieder begriffen sich zum einen als entstanden ein Nähservice, eine dentafeln, Grundsätzen der Leistungs- Unterstützungssystem Catering-Firma, eine Cafeteria, ein bewertung oder Versetzungsregeln über wicklung. Des Weiteren erhofften sie sich Pharma-Shop und ein Frisörsalon. die verstärkte Nutzung neuer Medien eine persönliche Weiterentwicklung im Auch die Förderschule Kopernikus- und gezielte Mädchen- und Jungenför- Hinblick auf die Lehrerrolle in einer eigen- straße konnte beachtliche Erfolge derung bis hin zu intensiverer inhalt- verantwortlichen Schule. Die Folge war: mit Catering, einer Druckerei und licher Mitwirkung der Eltern reichen. Zum Wohle von Schülerinnen und ihrer Garten- und Holzfirma erzielen. »Leben und Beruf live« könnte als Q Schulent- Schülern nahmen Kommunikation, KoInspiration für alle Titel darüber stehen. Q der operation und aktive Teilhabe an pädagogischen Entscheidungen im Kollegium Fördern in Deutsch, Englisch und Für nahezu alle Schulen gilt, dass es sich Mathematik: Lehrergruppen oder gar gesamte Kol- Dass die Steuergruppen insbe- Die Entwicklung von Förderpro- legien zur Aufgabe machten, innovative sondere in größeren Schulen zunächst grammen war bei den meisten Unterrichtsmethoden zu erproben und in mancherorts durchaus kritisch beäugt Schulen Bestandteil des Projekts. ihren Unterricht zu integrieren. »Lehren wurden, soll überhaupt nicht ver- Das Augenmerk wurde dabei nicht und Lernen für die Zukunft« und »Ko- schwiegen werden. nur auf »Leistungsschwächere« und operatives Lernen« standen als Titel junge Menschen mit Migrationshin- über den meisten Konzepten. Die Idee »Eine größere Eigenverantwortung der tergrund, sondern auch auf be- der Nachhaltigkeit von Fortbildung ge- Schulen bei gleichzeitiger wirksamer Be- sonders Begabte gelegt. Bisherige hörte zum Grundgedanken des Duis- ratung und Unterstützung konnte durch Förderpläne wurden unter die Lupe burger Konzepts. Sie konnte z.B. da- die Schaffung regionaler Vernetzungen genommen und effizienter gestaltet. durch erreicht werden, dass gezielt deutlich gestärkt werden. Um die erfor- Zugleich wurden Methoden ent- Multiplikatoren ausgebildet wurden, um derliche pädagogische Unterstützung wickelt, um ihren Erfolg zu über- den neuen Geist in ihrer Schule voran zu und die damit verbundenen Qualifizie- prüfen. Auch Hilfe von außen war tragen und auch künftig mit Leben er- rungsmaßnahmen ortsnah und koordi- willkommen. So unterstützte die Uni- füllen zu können. Neue Kolleginnen und niert vornehmen zu können, hat sich die versität Duisburg-Essen die Gesamt- Kollegen, aber eben auch Eltern und Bedeutung der Region für ein gut funk- schule Duisburg-Meiderich bei der Be- Schüler sollen davon inspiriert werden. tionierendes Unterstützungssystem er- gabtenförderung im Fach Mathematik. zu.« wiesen.« aus dem Abschlussbericht der Region Duisburg seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 146 146 Regionenporträt Duisburg Selbstevaluationist unverzichtbar Das traf besonders auf jene Schulen zu, verankert, schulformübergreifend, parti- in denen die Mitglieder der Steuer- zipativ, nachhaltig« eine Fülle von Schu- gruppe die von ihnen erarbeiteten Kon- lungen. Sie orientieren sich an den spe- Mindestens ebenso klar liegt für die zepte auch in die Realität umsetzten. ziellen Bedürfnissen der Schulen. »Selbstständigen« in Duisburg die Un- Hier fanden schulische Steuergruppen Unterm Strich bleibt ein dickes Plus. verzichtbarkeit auf Selbstevaluation auf deutlich mehr Akzeptanz in den Kol- Es spiegelt sich am besten in Aussagen der Hand. »Sie tut Not und nicht weh«, legien als andernorts, wo kluge Vor- Betroffener wider. Von einem vielfältigen lautet die Erkenntnis aus sechs Projekt- schläge »oben« beschlossen wurden und überzeugenden Qualifizierungsan- jahren. SEIS biete ein optimales Ver- und »unten« realisiert werden sollten. gebot in der systematischen Unter- hältnis von Aufwand und Nutzen und richtsentwicklung spricht etwa das Mer- müsse in der Region – für die Schulen cator-Gymnasium. so möglichst kostenlos – verankert werden. Fortbildungen als Motivation Das sollte, wünschen es eigentlich alle, unbedingt Der interne Qualitätscheck sollte jedoch Wie »Machen« funktioniert, erfuhren erhalten bleiben. Zitat aus dem Kol- mit der externen, vom Land initiierten Schulleiter und Pädagogen in umfang- legium der Grundschule Grabenstraße: Qualitätsanalyse, enger verzahnt und reichen und präzise vorbereiteten Schu- »Wünschenswert wären regelmäßige abgestimmt werden, um eine kontinu- lungen. Viel Lob gab es danach für die Fortbildungen für alle Steuergruppen- ierliche Steuerung in überschaubaren regionale Steuergruppe und das re- mitglieder, um den derzeit spürbaren Zeitabschnitten zu gewährleisten. gionale Bildungsbüro, sowohl generell Schwung und Elan zu erhalten und Duisburg feilt, wissend um mögliche für die Unterstützung als auch speziell fachlich zu untermauern und um neu Klippen, an einer ausgeprägten Kultur für die Fortbildungsangebote. Von »in- hinzugekommene Mitglieder besser ein- der Evaluation. Bisher war es wenig ver- haltlich und organisatorisch hervor- binden zu können.« breitet, dass an Schule Beteiligte nach ragend« ist die Rede. Als besonderes Die Modellschulen schätzen ihre ihrer Meinung gefragt wurden. »Doch um Kompliment darf die Einschätzung vieler neue Entscheidungsfreiheit in Finanz- Entscheidungen nicht allein aus dem Schulen gelten: »Die Fortbildungen fragen. Wesentlich trug dazu die Mög- Bauch heraus, sondern auf einer mög- gaben motivierende Anstöße und führten lichkeit bei, freie und besetzbare Stellen lichst breiten Datenbasis zu treffen, ist zu neuem Engagement in den Kollegien.« kapitalisieren zu können. Einmal auf den Evaluation unerlässlich«, heißt es im Ab- Wo Licht ist, ist auch Schatten. Solcher Geschmack gekommen, wünschen sie schlussbericht der Region. Hinzugefügt machte sich etwa breit, weil sich in den sich eine Nachfolgeregelung, um finan- wird: »Den Weg dorthin zu beschreiten, letzten zwei Projektjahren keine Modera- ziell flexibel zu bleiben. Sie sollte, so ist sicherlich nicht einfach, aber Erfolg torenteams für weitere Fortbildungen lautet der Duisburger Vorschlag, von der versprechend.« finden ließen. Auf den Punkt bringt es das »defizitären Stellensituation der ein- Mögliche Widerstände sollen durch Sophie-Scholl-Berufskolleg: »Der Versuch, zelnen Schule abgekoppelt werden.« Transparenz und Offenheit überwunden über das Angebot der Bezirksregierung Vorstellbar sei, Schulen mit bis zu 50 werden. Dies wiederum setzt Kommuni- Düsseldorf, die Fortbildung ›Lehren und Stellen Kapitalisierungsmittel bis zum kation und Vernetzung voraus. Beides Lernen für die Zukunft‹ in allen Bereichen Umfang von einer Stelle, und größeren gilt auch als Basis für die Entwicklung umzusetzen, ist gescheitert. Es fehlte an Schulen bis zum Umfang von zwei der regionalen Bildungslandschaft. Mit- qualifizierten Moderatoren und einem Stellen zur Verfügung zu stellen. Das einander wachsen die Chancen, weiß man zeitnahen Konzept. Vom Antrag bis zur koste das Land nichts. Als selbstver- in Duisburg. Und denkt nicht nur an das Umsetzung der ersten Fortbildungsveran- ständlich wird angesehen, dass der Ver- Miteinander in jeder einzelnen Schule, staltung vergingen über sechs Monate.« zicht auf einen Lehrer nicht zum Unter- sondern an das zwischen Schulen aller richtsausfall führen darf. Schulformen, Kindergärten, Jugendhilfe Weil daraufhin vom regionalen Bildungsbüro schnell und qualitativ gut auf und Arbeitswelt. Orientierung bietet das die Wünsche der Kollegien eingegangen »Im Laufe des Projekts wurde deutlich, von den Projektschulen entwickelte um- werden konnte, wurden die solchermaßen dass Schulen und Schulleitungen zur ver- fangreiche Leitbild, das eine Einladung gebündelten Fortbildungen der Duis- antwortungsvollen Wahrnehmung der er- und zugleich einen Kompass für zukünf- burger Fortbildungsakademie sehr gut weiterten Gestaltungsmöglichkeiten ein tiges Handeln darstellt. Motto: Es besucht. Die Akademie bietet selbststän- professionelles Beratungs- und Unterstüt- kommt auf den konkreten Unterricht und digen Schulen unter dem Leitgedanken zungssystem brauchen.« die Zusammenarbeit aller Schulformen »Regionale Fortbildung – systematisch aus dem Abschlussbericht der Region Duisburg an! seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:54 Uhr Seite 147 147 Projektschulen Korrespondenzschulen Realschule Duisburg Hamborn II w www.rs-hamborn-ii.de 7 Grundschulen 7 Förderschulen 10 Hauptschulen 5 Gesamtschulen 1 Realschule 5 Gymnasien 3 Berufskollegs Förderschule Kopernikusstraße Förderschwerpunkt Lernen w www.du.nw.schule.de/kop Dahlingschule Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen w www.dahlingschule.de Willy-Brandt-Berufskolleg w www.wbbk.de Kaufmännisches Berufskolleg Duisburg-Mitte w www.kbm-burgplatz.de Sophie-Scholl-Berufskolleg w www.sophie-scholl-berufskolleg.de Gertrud-Bäumer-Berufskolleg w www.gbbk.de Schiffer-Berufskolleg RHEIN w www.du.nw.schule.de/sbk Theodor-König-Gesamtschule w www.du.nw.schule.de/tkg Gesamtschule Duisburg-Meiderich w www.gsm-duisburg.de Gesamtschule Duisburg-Mitte w www.gesamtschule-duisburg-mitte.de Hans-Christian-Andersen-Schule Grundschule e [email protected] Steinbart-Gymnasium w www.steinbart-gymnasium.de Gemeinschaftshauptschule Werthstraße e [email protected] Pestalozzischule Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen e [email protected] Beteiligter Schulträger Stadt Duisburg seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 148 148 Region Hamm G Ein zartes Pflänzchen gedeiht Hamm Regierungsbezirk Arnsberg 185.000 EinwohnerInnen 62 öffentliche Schulen 4 Schulen freier Träger davon 6 Projektschulen und 16 Korrespondenzschulen Klein, fein und vielfältig. So lässt sich das Profil der Region Hamm vielleicht am besten beschreiben. Hamm gehörte zu den kleinsten Regionen im Projekt. Die Be- Beteiligungsgrad teiligten entschlossen sich deshalb, von der landesweiten Konzeption abzuweichen 2002/03: 9% und alle sechs Projektschulen durch die Schulleitungen in der regionalen Steuer- 2007/08: 33% gruppe vertreten zu lassen. Das Ziel: Eine ungestörte und reibungslose Kommunikation, flache Hierarchien und die Berücksichtigung der Besonderheiten jeder Projektschule. i p e Ulrich Hanke Schul- und Sportamt der Stadt Hamm Regionales Bildungsbüro Stadthausstraße 3 59065 Hamm 0 23 81 – 17 50 16 [email protected] Schnell wurde klar, dass es aufgrund der der unterschiedlichen Schulprofile in Be- Unterschiedlichkeiten jeder einzelnen reichen, die unabhängig von fachspezi- Schule möglich sein muss, sich autonom fischen Aspekten gemeinsam bearbeitet und individuell weiter zu entwickeln. Ein werden konnten: Beispiel für die Spannbreite der sechs Für diese Schwerpunkte wurde in- Projektschulen: Die gerade erst ge- nerhalb der regionalen Steuerung ein gründete Realschule in einem Stadtteil Beratungs- und Unterstützungssystem mit einer guten sozialen Struktur und aufgebaut. Kurzfristig und unbürokra- eine Förderschule mit dem Schwerpunkt tisch konnten so Probleme und Erfah- geistige Entwicklung, die für das ge- rungswerte jeder einzelnen Schule be- samte Stadtgebiet zuständig ist. arbeitet werden. Um die regionale »Autonomie« wurde groß geschrieben Steuergruppe weiter zu entlasten, hat und der Projektname »Selbstständige der Schulträger das regionale Bildungs- Schule« ist bis heute Programm. Die in- büro personell aufgestockt und mit einer haltlichen Schwerpunkte lagen wegen vollen Stelle besetzt. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 149 149 Prädikat »vorbildlich« 16 weitere Schulen machen mit realisiert, die nicht nur den Projekt-, In einem viertägigen Workshop entwickel- Hamm hat sich auf den Weg gemacht, sondern allen Schulen in der Stadt zu- ten alle Beteiligten ein Leitbild für die eine breite und lebendige Schul- und Bil- gute kommen: Region. Ein Unternehmensberater half dungslandschaft zu gestalten. Deshalb Q Einrichtung eines Pädagogischen dabei. »Hamm: Wir schaffen Handlungs- wurde eine große schulöffentliche Ver- Zentrums: spielräume für unsere Schulen« lautet anstaltung (2005) »Weg in die Region« Es ist als zentraler Anlaufpunkt für das Motto, das auch (schul)öffentlich genannt. Damit wurde auch die Unklar- alle konzipiert, die sich Unter- vorgestellt wurde. Dadurch konnten heit, die darüber herrschte, wie es mit stützung und Service in Fragen weitere Schulen für das Projekt ge- dem Projekt »Selbstständige Schule« von Schule, Bildung, Erziehung und wonnen werden. weitergehen würde, beendet und weiter Von der Stadt Hamm wurden außerdem weitere pädagogische Schwerpunkte Q Q Medienkompetenz holen möchten. Stichwort Öffentlichkeit: Durch einen für das Projekt geworben. Die Resonanz Darüber hinaus pflegt das Zentrum Newsletter wurde die interessierte Fach- auf diese Veranstaltung mit Besuchen in enge Kontakte zu kulturellen, so- öffentlichkeit über Inhalte, Entwick- den Modellschulen war so positiv, dass zialen und anderen bildungsrele- lungen, Ergebnisse und Ziele regelmäßig sich alle Beteiligten bestärkt fühlten, das vanten Einrichtungen und pflegt den informiert. Der Newsletter war auch ein Modellprojekt mit dem Schwerpunkt der Netzwerk-Gedanken. gutes Medium, um die Erfolge der regional gestützten autonomen Schul- Mediengerechter Ausbau aller Schulen: Schulen bekannt zu machen. Eine davon entwicklung auszuweiten. 16 Schulen Ein Medienentwicklungsplan hilft, die ist die selbstständige Lessingschule. Sie entschieden sich dazu, als Korrespon- städtischen Schulen mit modernem schnitt bei der Qualitätsanalyse mit dem denzschulen mitzumachen. Ein schöner Medienkomfort auszustatten. Hierzu Prädikat »vorbildlich« ab. Von »anstek- Erfolg! Ein Drittel aller Schulen in Hamm gründete die Stadt eine eigene GmbH kender Freudigkeit« und der Erfüllung ist nun dabei. Um den neu hinzugekom- als Tochtergesellschaft. »hoher Qualitätsan- menen Kolleginnen und Kollegen unter Ausbau der Betreuungsangebote an sprüche« war die Rede, von »kindge- die Arme zu greifen, entschlossen sich den Schulen: rechter Gestaltung«, vorbildlichen Zielen die Modellschulen, die notwendigen Zum 1. August 2007 waren alle 28 und Strategien der Qualitätsentwicklung. aber teuren Qualifizierungsmaßnahmen und höchster Grundschulen Ganztagsgrundschulen, für die »Neuen« durch Verzicht auf ebenso die Förderschulen und ein eigene Projektmittel zu ermöglichen. Teil der Hauptschulen. In Hamm wird Leider hatte das Land NRW für die Korre- gehofft, dass das Land NRW in spondenzschulen keine zusätzliche Pro- nächster Zeit die Grundlagen bietet, jektfinanzierung vorgesehen. auch Realschulen und Gymnasien Ganztagsangebote zu ermöglichen. »Zusammenfassend können wir sagen, »Wir in Hamm machen es richtig. Wir dass die Unterstützung durch das re- fangen klein an und schlagen dann zu.« gionale Bildungsbüro umfassend, sehr Schulamtsdirektor Walter Hake-Bobka bei der Aufnahme von 16 Korrespondenzschulen nützlich und hilfreich ist. Diese Institution sollte auf jeden Fall für die Region erhalten bleiben.« aus dem Abschlussbericht der Schule im Heithof Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 150 150 SEIS bringt die Schulen voran Regionenporträt Hamm Geschätzt wurden Q organisation vor Ort, Obwohl das Thema Evaluation und Rechenschaft für viele ein heißes Eisen Q oder doch zumindest unbekanntes Terrain Insgesamt wird vorgeschlagen: die flache und wirksame ProjektAus Gründen der Verwaltung ist es die schulformübergreifenden Fortbil- sinnvoll, dass Lehrer weiterhin zentral dungen, eingestellt werden und das Verfahren war, entschieden sich fünf der sechs Mo- Q das Coaching, nicht an den Schulen selbst ablaufen dellschulen, das Standardevaluationsin- Q die Schulbesuche der regionalen Steu- soll. Allerdings sollte die Kandidaten- ergruppe, auswahl im Vorstellungsgespräch in der die Kombination aus schuleigenen Schule unter Federführung der Einstel- einen gemeinsamen Durchlauf zu SEIS Projekten und regionalen Maßnah- lungsbehörde stattfinden. Und ganz absolviert und gemeinsam an drei Work- men, wichtig: Alle Schulen sollten eine schu- die klaren Zuständigkeitsregelungen lische Steuergruppe einrichten. Sie ist und eine sinnvolle Einrichtung für eine ef- das Bildungsbüro als zentraler An- fektive und zukunftsorientierte Entwick- sprechpartner. lung jeder einzelnen Schule. strument »SEIS – Selbstevaluation in der Schule« anzuwenden. Die Schulen haben shops teilgenommen. Von den 16 Korre- Q Q spondenzschulen entschieden sich ebenfalls 14 Schulen, SEIS mit Unterstützung des Bildungsbüros einzuführen. Ein Q schöner Erfolg für die Region, zumal sich Es wäre gut, wenn es weiterhin eine der Arbeitsaufwand bei der Datener- Als Hemmnis wurden die unzureichende regionale Steuergruppe geben würde, hebung in Grenzen hielt. finanzielle Unterstützung für die Korre- die zum Beispiel im Bereich Lehrerfort- Wie sicherlich überall im Land wur- spondenzschulen und der enorme büro- bildung die schulformübergreifende und den auch in Hamm Hemmnisse und Er- kratische Aufwand, der zur Kapitali- regionale Schulentwicklungsarbeit weiter folgsfaktoren beobachtet. sierung von Stellen betrieben werden begleiten und vorantreiben könnte. Die musste, bewertet. Stadt Hamm als Schulträgerin wird Leider war bis zuletzt nicht klar, unter weitere Gespräche mit dem Land NRW die transparenten Entscheidungspro- welchen Voraussetzungen die Maßnah- darüber führen, wie im Sinne einer re- zesse, men, die im Laufe des Projektes einge- gionalen Bildungslandschaft Kooperati- die ehrliche Kommunikation aller, die führt worden waren, fortgeführt werden onsvereinbarungen zwischen Land und am Projekt beteiligt waren, konnten. Diese Unsicherheit beeinträch- Kommune aussehen könnten. die realistischen Ansprüche (Was geht? tigte die weiteren Arbeitsplanungen. Als erfolgreich gelten Q Q Q Was geht nicht?) und Q die Autonomie und Freiheit der Schu- »Innerhalb der einzelnen Modellschulen len im Zusammenhang mit Koope- war die schulische Steuergruppe Kern ration und Verantwortung. und Motor der Schulentwicklung.« aus dem Abschlussbericht der Region Hamm seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 151 151 Projektschulen Korrespondenzschulen Lessingschule Grundschule w www.lessing.schulnetz.hamm.de 4 Grundschulen 3 Förderschulen 3 Hauptschulen 4 Realschulen 2 Gymnasien Alfred-Delp-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung w www.adshamm.de Anne-Frank-Schule Hauptschule w www.afs.schulnetz.hamm.de Hardenbergschule Hauptschule w www.hardenberg.schulnetz.hamm.de Konrad-Adenauer-Realschule w www.kar.schulnetz.hamm.de Schule im Heithof Westfälische Schule für Kranke w www.lwl.org/LWL/Jugend/ schule_im_heithof/ Beteiligte Schulträger Stadt Hamm Landschaftsverband Westfalen-Lippe seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 152 152 Region Köln Köln startet durch G 999.000 EinwohnerInnen Köln Regierungsbezirk Köln 291 öffentliche Schulen 22 Schulen freier Träger davon 32 Projektschulen und 52 Korrespondenzschulen Das Ziel ist ehrgeizig. Köln soll zur Heimat einer aufgeschlossenen Wissensgesellschaft wachsen, die jedem jungen Menschen die bestmögliche schulische För- Beteiligungsgrad derung ermöglicht und dies in einer bruchlosen Bildungsbiographie. »Gemeint 2002/03: 10% ist damit sowohl die Bruchlosigkeit der Laufbahn, also die Absicherung der Über- 2007/08: 27% gänge und das Vermeiden von Rückstürzen, als auch die Bruchlosigkeit der Lernentwicklung, etwa vom Grundschullernen zum gymnasialen Lernen«, formuliert die regionale Steuergruppe der Domstadt ihre Ambitionen. Nun, zum Ende des Modellprojektes »Selbstständige Schule«, darf mit Fug und Recht behauptet werden: Köln befindet sich auf dem Weg in die Spitze der Bildungs-Bundesliga. i p e w Manfred Böll Schulverwaltungsamt der Stadt Köln Regionales Bildungsbüro Willy-Brandt-Platz 3 50679 Köln 02 21 – 22 12 92 95 [email protected] http://www.bildung.koeln.de/schule/ selbststaendige_schule/index.html Schon die Wahl der Begriffe dokumen- Ein gigantischer Kraftakt, ermöglicht tiert die Aufbruchstimmung, doch gut durch die massive ideelle und materielle Ding will Weile haben. Sorgfältig wird Rückendeckung von Politik und Ver- der Wandel hin zu einer regionalen waltung. Aber eben auch der Schulen, Schullandschaft und schließlich zur re- die nicht in den Genuss aller Vorzüge gionalen Bildungslandschaft geplant kommen, wie sie die Modellschulen er- und in Angriff genommen. Es geht eben fuhren. Sie machen dennoch mit und im Endeffekt nicht nur um die Verbes- profitieren von Fortbildungen und Unter- serung einzelner Schulen, sondern um stützungsleistungen des regionalen Bil- »lebenslanges, vernetztes Lernen«. Ein dungsbüros. Bildungsrädchen soll in das nächste Es ist gut besetzt und avancierte ge- greifen. Der Anfang ist geschafft. In acht meinsam mit der regionalen Steuer- Kölner Unterregionen haben sich jeweils gruppe, in der alle Schulformen obliga- rund zehn Schulen schulformüber- torisch vertreten sind, nicht nur zur greifend zusammengeschlossen. Sie ar- Service- und Entwicklungsagentur. Es ist beiten gemeinsam an stadtteilorien- die Schnittstelle zwischen allen Projekt- tierten Bildungskonzepten. beteiligten und wird auch über das Pro- Wie groß der Wunsch nach Verän- jektende hinaus beibehalten. derung ist, belegen Zahlen. Mit 32 Schulen stieg Köln ins Projekt ein. 52 folgten 2006 als Korrespondenzschulen. Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 153 153 Isolierung der Lehrkräfte durchbrochen Erfolge stellen sich ein: Deutlich mehr Werteerziehung, Sprachförderung und die Schülerinnen und Schüler können »un- Förderung mathematisch-technischer Unterrichtsentwicklung und Qualitäts- gebrochen« ihre Laufbahn fortsetzen. Kompetenzen haben für zusätzliche Be- steigerung – diese Motivation schwebt Unterstützung erfahren auch die Lei- lebung der vorberuflichen Bildungs- fast magisch über allen Aktivitäten. Auch stungsstärkeren. Individuelles Springen gänge gesorgt. Theaterpädagogik ge- über den zahllosen von der regionalen und enge Zusammenarbeit mit der Uni- winnt zunehmend an Bedeutung, etwa Steuergruppe vorangetriebenen Fortbil- versität werden ihren Ansprüchen ge- wenn es darum geht, Jugendliche im Um- dungen und Qualifizierungen. Auf sie recht. gang mit Konflikten zu schulen. freuten sich unzählige Lehrerinnen und Lehrer. Sie wurden nicht enttäuscht. Was Die Kollegien aller Schulformen tragen Integration gelingt sie hörten, lernten und selbst erprobten dem Anspruch auf Veränderung Rechnung. Zahlreiche Konzepte werden um- wurde zum Inhalt intensiver Diskus- Besondere Beachtung finden Kinder in gesetzt. Eines gewinnt besondere Be- sionen in den Schulen. Erst daraus er- der Primarstufe der Förderschulen. Früh- deutung und findet Niederschlag in wuchsen Chancen für die gemeinsame zeitig wird für sie gemeinsam mit Kin- einem landesweit viel beachteten Kon- Ausrichtung und tragfähige Zusammen- dertagesstätten und Grundschulen eine gress. Dort beschäftigten sich 2006 arbeit. Förder- und Bildungsplanung aufge- mehr als 220 Interessierte mit der Lei- Wie stark sich Kooperation zum stellt. Weitaus stärker als bisher sollen stungsbewertung und -erfassung. Sie Wohle der Kinder und Jugendlichen in möglichst viele von ihnen in die Regel- sind überzeugt: »Nur wenn die Lei- den Schulen verändert hat, dokumen- schule – zumeist die Hauptschule – zu- stungsbewertung auch Leistungen und tiert das Fazit der Gymnasien: »In den rückkehren. Die Integration gelingt. Bis Kompetenznachweise in einem projekt- Projektschulen ist die für die gymna- zu sechs Kinder der Jahrgangsklasse 6 orientierten Unterricht, bei längeren sialen Strukturen typische Isolierung der einer am Projekt beteiligten Förder- Gruppenarbeitsphasen oder das Lern-, Lehrkräfte durchbrochen worden.« Ge- schule besuchen den Unterricht an Arbeits- und Sozialverhalten in freien meinsam wurde und wird abgewogen, Hauptschulen, wo sie zusätzlich von För- Unterrichtsphasen berücksichtigt, wird wie man als Lehrerteam den Unterricht derschullehrern betreut werden. Der Unterrichtsentwicklung nachhaltig sein.« weiterentwickeln und modernisieren Erfolg ist überwältigend: 80 Prozent der Gespannt informieren sich die Kongress- kann. Das Ziel ist unbestritten: eigen- »Rückkehrer« benötigen schon nach teilnehmer über Portfolios, aber auch verantwortliches Lernen. Schülerinnen zwei Jahren diese zusätzliche Begleitung über und Schüler sollen in die Lage versetzt nicht mehr und schaffen den Haupt- schätzung. Diese führt nach Erkennt- werden, ihre individuellen Lernwege schulabschluss. nissen der Wissenschaft dazu, dass die Methode der Selbstein- fächerübergreifend selbst auszuwählen Es fügt sich nahtlos ins Bild des »ver- Schüler verstärkt Verantwortung für ei- und so Stück für Stück ihr Wissens- zahnten Lernens von Anfang an« ein, genes Handeln und Lernen übernehmen. spektrum zu erweitern. Das gilt für alle dass auch die Schnittstelle zwischen Erste Schulen nutzen anschließend die Schulformen, der Schule und Beruf unter die Lupe ge- gesetzlichen Freiräume, die das Projekt Grundschule bis hin zu den weiterfüh- nommen und zum Teil optimiert wurde. auch bei der Notengebung bietet. So renden Schulen und den Berufskollegs. »Hand-Werk-Lernen« heißt unter an- verteilt eine Grundschule erst ab der vierten Klasse Noten. angefangen von Die Gymnasien schließen mit den derem die Devise. Losgelöst vom tradi- Jugendlichen gezielte Lernverträge ab. tionellen 45-Minuten-Takt wird der Platz Sie beinhalten Lernberatung und indivi- auf der Schulbank zu Gunsten des prak- duelle Förderung, die den jungen Men- tischen Lernens in Werkstätten und Be- schen Unterstützung anbieten, die sie trieben verlassen. Dort erleben Schüler »Schließlich hat sich als Erfolgsfaktor für in ihrem Arbeitsverhalten positiv beein- den Arbeitsalltag und Arbeitsprozesse die beteiligten Schulen heraus gestellt, flussen und helfen, Defizite gezielt aus erster Hand. Und manch einer von die innere Organisation in Teamstruk- aufzuarbeiten. Die Liste der konkreten ihnen entscheidet sich zur Fortsetzung turen neu oder weiter zu entwickeln. Angebote ist lang. Sie reicht von Schü- seiner Bildungskarriere an einem der Be- Damit entsteht eine verlässliche Arbeits- lertutoren, Lernwerkstätten und lei- rufskollegs, die sich in starkem Maße und Kooperationsstruktur der Lehre- stungsdifferenzierten Förderklassen bis ebenfalls in die Selbstständigkeit stür- rinnen und Lehrer, die Unterrichts- und hin zur Hausaufgabenbetreuung. zen und verstärkt die Weichen für hand- Schulentwicklung erkennbar fördert.« lungsorientierten Unterricht stellen. aus dem Abschlussbericht der Region Köln seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 154 154 Regionenporträt Köln Entscheidungssicherheit durch Daten in Köln erlebt. Schon der kommunale der bisherigen Erfolge und setzt die ge- gewinnen Anteil am Entwicklungsfonds hätte das leisteten Arbeiten konsequent fort, um Projekt gefährden können. Doch es blieb sie für alle Schulen nutzbar zu machen. Vor der Antwort auf die Frage, wie und ob beim »hätte«. Da Haushaltsmittel nicht Das Motto für die nächsten Jahre ist die beschlossenen Innovationen wirken, zur Verfügung standen und die geplante klar und verbreitet Optimismus: Köln haben die beteiligten Schulen, ihre Päd- Einnahmequelle »Werbung an Schulen« startet durch. Und alle fahren mit. Eltern agogen, Eltern und Schüler wenig Sorge. nicht sprudelte, mussten andere Wege und Schüler, deren Mitwirkung mit Leben Sie stellen sich der Überprüfung, hinter- der Finanzierung gesucht werden. Man gefüllt wird, außerschulische Partner, fragen ihr Tun. Als ausgefeiltes und wert- wollte sie finden und fand sie – im Topf Politik und Verwaltung sitzen mit den volles Instrument dafür gilt SEIS, die anderer Werbeeinnahmen der Stadt. Pädagogen in einem Boot. Weitere Pas- Selbstevaluation der Schulen. Ohne sie Andere Widerstände und Hemmnisse, geht es nicht. Darin sind sich die Kölner wie das traditionelle Rollenverständnis Schulen einig. mancher Lehrer, der nach Einschätzung sagiere mit innovativen Ideen sind willkommen. Neben vielen wertvollen Erkennt- der Schulen unzureichende Zeitansatz nissen dieser umfangreichen Befragung für die Leitungstätigkeit besonders der »In den ersten Jahren der Projektlaufzeit von Schülern, Lehrern und Eltern bleiben Grund- und Förderschulen und die von sind die Schulen vollends auf ihre neu zu auch Fakten zum Schmunzeln und manchen als zu gering eingestuften In- gestaltenden schulinternen Manage- Grübeln. Etwa, wenn Pädagogen mehr- itiativen der Bezirksregierung, galt es zu mentstrukturen, die Vorhaben in der heitlich überzeugt sind, dass Klassenar- überwinden. Problematisch gestalteten Unterrichtsentwicklung sowie die Quali- beiten zur Verbesserung der Schüler- sich die Entscheidungsprozesse, wenn tätssicherung konzentriert. Im vierten arbeit verwendet werden, die Schüler es darum ging, den Schulen größere Jahr folgen erste Schritte der Vernetzung hingegen nicht. Wie man so ein Resultat Freiheit beim Kauf von Sachmitteln ein- in Richtung einer regionalen Schul- und viele andere einordnen soll, tau- zuräumen. Und noch etwas sollte nicht landschaft.« schen die Modellschulen aus. Kommuni- verschwiegen werden: Die Vielzahl aus dem Abschlussbericht der Region Köln kation wird auf allen Ebenen und bei neuer Vorgaben und Anforderungen, die jedem Thema groß geschrieben. Kom- gleichzeitig zum Modellprojekt zu be- mentar einer Lehrerin zu SEIS: »Es ist wältigen waren, ließ die Belastung bis an gut, dass wir uns darüber ausgetauscht die Schmerzgrenze ansteigen. Erinnert haben, wie die einzelnen Schulen vorge- sei an das Turboabitur, die Maßnahmen gangen sind. Ich habe dadurch Anre- zur Reduzierung des Unterrichtsausfalls gungen erhalten, um die nächste Be- ohne entsprechende Personalaufstock- fragung an meiner Schule optimieren zu ung oder auch die Wiedereinführung um- können.« fangreicher Kopfnoten. Viele Anregungen können aus den Doch unterm Strich konnte all das den Befragungen gewonnen und als Auftrag Aufbruch in bessere Bildungszeiten nicht verstanden werden. Einer könnte lauten, aufhalten. Die erweiterten Gestaltungs- stärker als bisher jahrgangsübergrei- freiheiten, die zusätzlichen Ressourcen, fende Klassen einzurichten. Ein Modell die verbesserte Team- und Kommunikati- der Zukunft könnte auch sein, den onsstruktur sowie die umfangreichen starren Klassenverband bei Bedarf zu Fortbildungen haben einen neuen Geist Gunsten themenorientierten Lernens geweckt und den Blick für die vernetzte, aufzulösen. gemeinsame Entwicklung in Köln ge- Die neu gewonnene Freiheit bietet schärft. Als herausragender Entwick- die Chance zu derartigen Schritten. Vor- lungsschritt hin zu einer regionalen Bil- aussetzungen sind der Mut zum Neuen, dungslandschaft muss daher auch das aber auch die Bereitschaft, Lösungen für bereits entwickelte Konzept »Strate- Probleme zu suchen statt immer neuer gische Planung der Regionalen Schul- Gründe, warum etwas nicht gelingen landschaft (RSK)« gezählt werden. Die kann. Das haben die »Selbstständigen« RSK ist die stringente Weiterentwicklung seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:05 Uhr Seite 155 155 Korrespondenzschulen Projektschulen Heinrich-Mann-Gymnasium w www.hmg-koeln.de Gesamtschule Holweide w www.igs-holweide.de Gemeinschaftsgrundschule St. Theresia w www.ggstheresia.kbs-koeln.de Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg w www.berufskolleg1.de Celestin-Freinet-Schule Grundschule w www.freinetschule.net Joseph-DuMont-Berufskolleg w www.jdbk.de Gemeinschaftsgrundschule Dellbrücker Hauptstraße w www.ggs-dellbruecker-hauptstrasse.de Mathilde-von-Mevissen-Grundschule w www.mvm-gs-gellertstrasse.de Gemeinschaftsgrundschule Steinbergerstraße w www.ggssteinberger.de Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg w www.naob.kbs-koeln.de Werner-von-Siemens-Berufskolleg w www.wvs-koeln.de Berufskolleg an der Lindenstraße w www.bkal.de Berufskolleg Südstadt w www.bksuedstadt.kbs-koeln.de Finkenberg-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen w www.finkenberg.kbs-koeln.de Barbara-von-Sell-Berufskolleg w www.bk5.kbs-koeln.de Montessori Hauptschule w www.monte-hs.de Berufskolleg Ulrepforte w www.bkulrepforte.kbs-koeln.de Martin-Luther-King-Schule Hauptschule w www.mlk.kbs-koeln.de Georg-Simon-Ohm-Schule Berufskolleg w www.gso-koeln.de Königin-Luise-Schule Gymnasium w www.koenigin-luise-schule.de Hans-Böckler-Berufskolleg w www.hbbk-koeln.de Kaiserin-Augusta-Gymnasium w www.kaiserin-augusta-schule.de Berufskolleg Hauptstraße w www.bk10-koeln.de Humboldt-Gymnasium w www.humboldt-gymnasium-koeln.de Richard-Riemerschmid-Schule Berufskolleg w www.rrs-berufskolleg.de Albertus-Magnus-Gymnasium w www.amg-koeln.de Berufskolleg Ehrenfeld w www.bke-koeln.de Schiller-Gymnasium w www.schiller-gymnasium.de Finkenberg-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen w www.finkenberg.kbs-koeln.de Elisabeth-von-Thüringen-Schule Gymnasium w www.evt-koeln.de Gymnasium Rodenkirchen w www.gymnasium-rodenkirchen.de Abendgymnasium-Weiterbildungskolleg w www.abendgymnasium-koeln.de 15 Grundschulen 3 Förderschule 9 Hauptschule 3 Gesamtschulen 13 Realschulen 8 Gymnasien 1 Berufskolleg Beteiligter Schulträger Stadt Köln seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 18:47 Uhr Seite 156 156 Region Krefeld Willkommen im »Bildungsboot« Regierungsbezirk Düsseldorf G Krefeld 240.000 EinwohnerInnen 73 öffentliche Schulen 4 Schulen freier Träger davon 29 Projektschulen* und 7 Korrespondenzschulen Lassen sich schulische Arbeit und Unterricht verbessern, wenn Schulen größere Eigenverantwortung erhalten? Betrachtet man die Entwicklung in Krefeld, kann Beteiligungsgrad die Antwort nur uneingeschränkt »ja« lauten. Es würde den Leistungen in der Stadt 2002/03: 38% am Niederrhein noch nicht einmal gerecht, davon zu sprechen, dass sich die 2007/08: 47% Ergebnisse beim Modellprojekt »Selbstständige Schule« sehen lassen. Treffender ist der Hinweis, dass hier eine Region, geprägt von intensiver Kooperation auf nahezu allen Ebenen, Elan und mutigem Blick nach vorne, gewachsen ist. Eine * Ursprünglich 30 Schulen, Region, in die sich mehr als nur ein Blick lohnt. 2 Projektgrundschulen wurden später zusammengelegt i p e Rainer Hendrichs Stadt Krefeld - Der Oberbürgermeister Fachbereich Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst Petersstraße 118 47798 Krefeld 0 21 51 – 86 25 00 [email protected] Der Wunsch nach Veränderung, Aufbruch Die Teilnahme hat sich gelohnt, denn: und Innovation der Schulen schlug sich »Die beteiligten Schulen schneiden in einer ausgesprochen hohen Betei- signifikant besser ab, als die anderen«, ligung nieder. Dabei sein, Erfahrungen sagte Rainer Hendrichs, Leiter Fachbe- sammeln, weitergeben und von denen reich Schule, Pädagogischer und Psy- Gleichgesinnter profitieren – so könnte chologischer Dienst sowie Sprecher der das Motto lauten, das fast magisch über regionalen Steuergruppe. Er bezieht den Projektjahren schwebte. Mehr als diese Aussage, mit der er im April 2007 die Hälfte aller öffentlichen Schulen in der Westdeutschen Zeitung zitiert machte mit – ein herausragender Wert. wurde, ausdrücklich sowohl auf die Lei- Dass sich keine Realschule verpflichten stungen des Schulmanagements als ließ, ist bedauerlich, aber kein speziefi- auch auf die Lernleistungen der Schüler. sches Krefelder Problem. Doch umso er- Daher, so seine Schlussfolgerung, sei freulicher fiel das Echo bei den Gym- auch die Zustimmung aller Krefelder nasien aus: alle acht gehören zu den 36 Schulen groß. Sie wollten die Ergebnisse Krefelder Schulen, die von Beginn an des Projekts in den Regelbetrieb über- (29) einstiegen oder 2005 als Korre- nehmen, hieß es schon im vergangenen spondenzschulen (7) hinzukamen. Jahr. Die regionale Steuergruppe empfiehlt denn auch im aktuellen Abschlussbericht von 2008 den Transfer auf alle Schulen in der Bildungsregion Krefeld. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 157 157 Lehren gelernt ihnen ein, dass soziale Fertigkeiten Krefeld und des Sprechers der regionalen (Leiten, Kommunizieren, Vertrauens- Steuergruppe. Ziel dieser von beiden Die Unterrichtsentwicklung, also die Ver- bildung und Konfliktmanagement) sozu- Seiten als strategische Partnerschaft be- besserung der Unterrichtsqualität, stand sagen »zwangsläufig« mit erworben griffenen Zusammenarbeit ist »die mo- klar im Vordergrund. So lag der ein- werden und dass sie – die Pädagogen – dellhafte Förderung von Initiativen und deutige Schwerpunkt aller Fortbildungs- als Beobachter, Begleiter und Lenker po- Projekten im Rahmen des Modellversuchs und Qualifizierungmaßnahmen im Be- sitiv auf jedes einzelne Kind einwirken ›Selbstständige Schule‹, die einen Beitrag reich der Unterrichtsentwicklung. Die re- können. zur Weiterentwicklung der Bildungsregion gionale Steuergruppe spricht daher von 141 Lehrkräfte haben sich zudem an Krefeld leisten«. Die »Krefelder Schullei- einem »Innovationsschub bei den Kre- der Fortbildung zur pädagogischen tungsakademie« wird als ein wichtiger felder Modell- und Korrespondenz- Schulentwicklung (Methoden- und Kom- Baustein gesehen. schulen«. Tatsächlich sind die Lehrkräfte munikationstraining sowie Teament- Die Schulleiterinnen und Schulleiter heute besser ausgebildet als zu Beginn wicklung) unter der Regie von Dr. Heinz lernten hier zum Beispiel, wie sie das des Projektes. Das Interesse der Teil- Klippert beteiligt. Das Fazit der regio- Kollegium von der Notwendigkeit von nehmer lässt sich darauf zurückführen, nalen Steuergruppe: »Bereits jetzt Veränderungsprozessen dass hoch qualifizierte Referentinnen zeigen sich in einer Vielzahl von Schulen oder wie sich ein ganzheitlich pädagogi- und Referenten die Fortbildungen mit di- und Klassen positive Veränderungen in scher Identitätsprozess in Gang setzen rektem Praxisbezug vermittelten. der Unterrichtsgestaltung verbunden mit lässt. Nicht zuletzt stellten die Seminare einer Leistungssteigerung der Schüle- an der Akademie den schulform- und rinnen und Schüler.« schulstufenübergreifenden Erfahrungs- An der Fortbildung zum kooperativen Lernen (Partner- oder Gruppenarbeit) überzeugen, haben sich insgesamt 977 Lehrkräfte Übrigens: Der Nachhaltigkeit Fortbil- austausch sicher. Ein wichtiger Grund- schulform- und schulstufenübergreifend dungen wird besondere Bedeutung bei- stein für die angestrebte Schulland- in der Bildungsregion Krefeld beteiligt. gemessen. Sie wird gesichert durch die schaft war gelegt. Entsprechend lautet Wer wäre wohl besser geeignet ge- von Ressourcen der Region getragene das Fazit in der Region: »Die intensive wesen, die Faszination dieser Unter- Ausbildung eigener Moderatorinnen und und vor allem systematische Qualifi- richtsmethode zu transportieren, ja die Moderatoren. zierung und Fortbildung der Lehrkräfte, Seminarteilnehmer zu begeistern, als die kanadischen Schulreformer Norm der Mitglieder der schulischen SteuerLeiten gelernt und Kathy Green. Sie setzten Maßstäbe gruppen und der Schulleiter/innen war ein wesentlicher Grund für den Rückhalt und nahmen damit erheblichen Einfluss Auch die Schulleiterinnen und Schulleiter des Modellprojekts bei allen Betei- auf die Schulentwicklung in Krefeld. zeigten sich in Krefeld auffallend fortbil- ligten.« Sie überzeugten die nahezu 1.000 dungsbegeistert. So entstand aus den nunmehr von der Idee »infizierten« Päd- Reihen der Teilnehmer der Wunsch, die »Trotz gestiegener Arbeitsbelastungen agogen, dass Gruppenarbeit besser Fortbildungsangebote zu institutionali- haben die erweiterten Gestaltungsspiel- funktioniert, wenn ihre einzelnen Mit- sieren. Der Grundstein für die »Krefelder räume nach den Ergebnissen des Pro- glieder auch Verantwortung für den Mit- Schulleitungsakademie«, die eingebettet jektcontrollings nicht nur die Kom- schüler übernehmen, man sich gegen- ist in die Bemühungen, eine Krefelder Bil- petenz, sondern auch die Motivation seitig hilft und ermutigt. Es leuchtete dungsregion zu schaffen, war gelegt. Die und die Arbeitszufriedenheit der Betei- regionale Steuergruppe gewann zunächst ligten spürbar verbessert.« die »Unternehmerschaft Niederrhein«, aus dem Abschlussbericht der Region Krefeld einen Zusammenschluss sozialpolitischer Verbände mit rund 900 Mitgliedern, als Kooperationspartner. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung vom 12. Dezember 2005 trägt die Unterschriften des Geschäftsführers der Unternehmerschaft Krefeld, des Oberbürgermeisters der Stadt Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 158 158 Harmonie in der Steuergruppe Regionenporträt Krefeld regionalen Steuergruppe entscheidend weiter ausgebaut werden – nicht zuletzt, vorangetrieben wurde. Das Leitbild be- um Unterrichtsausfall besser vermeiden Größtmögliche Unterstützung erfuhren schreibt Ziele, Aufgaben, das Selbstver- zu können.« Als ausgesprochen positiv die Schulen von der harmonisch agie- ständnis sowie Grundsätze für die Ar- werden die neuen Möglichkeiten der Bud- renden regionalen Steuergruppe. Ihre beitsweise der Beteiligten untereinander. getierung von Mitteln von den meisten Serviceleistungen wurden dankbar auf- Ein strategischer Teil skizziert zunächst Schulen gegriffen und geschätzt. Zwei Drittel die Vision der regionalen Bildungsland- »nunmehr in der Lage, auch aus kleinen der von ihr erörterten Themen betrafen schaft Krefeld. Ein operativer Teil trifft Restmitteln etwas zu machen«. die Kernbereiche des Modellprojektes: Aussagen über die Organisationsform Bei der Unterrichts- und Schulent- die regionale Bildungslandschaft, die und die Arbeitsstrukturen, mit denen wicklung überlässt Krefeld nichts dem Fortbildung, die Qualitätssicherung/Re- sich ein regionales Bildungsmana- Zufall. Modell- und Korrespondenz- chenschaftslegung, die Evaluation/Pro- gement realisieren lässt. Das Leitbild schulen verlassen sich nicht nur auf ihren jektcontrolling und die Personalbewirt- wurde im März 2005 verabschiedet und »guten Eindruck«. Von Anfang an zeigten schaftung. stellt eine von allen Schulen akzeptierte sie großes Interesse an der Selbsteva- eingeschätzt. Sie seien Die regionale Steuergruppe ent- Basis für die Weiterentwicklung der re- luation SEIS, wollten erfahren, wo sie schied zudem über die Verteilung der gionalen Bildungslandschaft Krefeld dar, stehen. Dass Schüler, Eltern, Lehrer und vom Land zur Verfügung gestellten Stel- bei der verschiedene Schulformen und sonstige Mitarbeiter einbezogen werden, lenanteile für die Modellschulen sowie -stufen intensiv zusammenarbeiten. gilt als unschätzbarer Vorteil. Lebendig über die Verwendung der Mittel im Re- Auch in diesem Punkt zeigt sich das har- wird die Wertschätzung, die dem »Gene- gionalen Entwicklungsfonds. Im Laufe monische und integrative Krefelder Mit- ralcheck« beigemessen wird, in der des Modellprojektes flossen insgesamt einander. Aussage: »Erfolge werden (endlich) Mittel im Umfang von ca. 900.000 Euro messbar. Auch schwierige Themen Die wichtigsten Ergebnisse werden objektivierbar und diskutierbar.« 98 Prozent, der Finanzierung der not- Das Modellprojekt »Selbständige Schule« Den Blick zielsicher nach vorne gerichtet wendigen Fortbildungs- und Qualifizie- schafft eine gute Grundlage für poli- rungsmaßnahmen für die Schulen. tische Entscheidungen. Wenn in Krefeld Auf dieser soliden Basis will Krefeld Bilanz gezogen wird, werden Dinge, die weitere Meilensteine hin zur regionalen noch nicht perfekt liefen, nicht unter den Schul- und Bildungslandschaft setzen. in den regionalen Entwicklungsfonds. Diese dienten in erster Linie, nämlich zu Gemeinsames Leitbild Tisch gekehrt. So bedauert die regionale Möglichst alle Schulen sollen in das Eine weitere Besonderheit gibt es aus Steuergruppe: »Die Personalbewirt- neue, moderne »Bildungsboot« geholt Krefeld zu berichten: Alle Krefelder schaftung, wie sie im Rahmen des Mo- und von den zahlreichen Vorzügen (z.B. Schulen, also nicht nur die teilneh- dellprojektes realisiert wurde, bleibt in SEIS) überzeugt werden. Die Aufbruch- menden Modellschulen, entwickelten Krefeld noch unter den hohen Erwar- stimmung, die seit Beginn des Modell- ein Leitbild für eine regionale Bildungs- tungen der Schulen zurück. Die personal- versuchs so stark zu spüren ist, wird die landschaft, die nach Auffassung der rechtlichten Befugnisse sollten deshalb Region auch künftig voranbringen. »Die Einbeziehung des Kollegiums in »Aus der guten Erfahrung mit schulform- den Schulentwicklungsprozess führte zu übergreifenden Gremien heraus sollte der einem hohen Maße an Identifikation mit Schulträger Stadtteilkonferenzen anregen, den Entwicklungszielen und einem ge- so dass von den Kindertagesstätten bis hin stiegenen Engagement der Beteiligten zu den weiterführenden Schulen (ggf. auch bei der eigenverantwortlichen Ausge- unter Einschluss der Berufskollegs) eine staltung der Projektarbeit.« Verfolgung von schulischen Bildungs- Fazit einer Schule gängen nachvollzogen und aufeinander abgestimmt werden kann. So ist es z.B. denkbar, Lernmethoden aufeinander zu beziehen.« Empfehlung einer Schule seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 159 159 Projektschulen Arndt-Gymnasium w www.gyarn.krefeld.schulen.net Gymnasium am Stadtpark Uerdingen w www.gymnasium-am-stadtpark.de Berufskolleg Glockenspitz w www.glockenspitz.de Gymnasium Fabritianum w www.fabritianum.hsnr.de Berufskolleg Kaufmannsschule w www.kaufmannsschule.de Gymnasium Horkesgath w www.gymnasium-horkesgath.de Berufskolleg Vera Beckers w www.bkvb.de Josefschule Grundschule w www.josefschule-krefeld.de Bismarckschule Grundschule w www.bismarckschule-krefeld.de Comeniusschule Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen w www.comeniusschule-krefeld.de Erich-Kästner-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung e [email protected] Fichte Gymnasium w www.gymfi.krefeld.schulen.net Franz-Stollwerck-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Sprache e [email protected] Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung w www.slfvb.krefeld.schulen.net Gartenstadtschule Hauptschule e [email protected] Gemeinschaftsgrundschule Alte Flur w www.gsafl.krefeld.schulen.net Gemeinschaftsgrundschule Buchenstraße-Lewerentzstraße e [email protected] Gemeinschaftsgrundschule Horkesgath w www.ggs-horkesgath.de Gemeinschaftshauptschule Prinz-Ferdinand-Straße w www.hspfs.krefeld.schulen.net Gesamtschule Kaiserplatz w www.gekai.krefeld.schulen.net Gymnasium am Moltkeplatz w www.gyamp.krefeld.schulen.net Linner-Burg-Schule Hauptschule w www.hsdpl.krefeld.schulen.net Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium w www.msm-gymnasium.de Pestalozzischule Grundschule w www.pestalozzischule-krefeld.de Regenbogenschule Grundschule w www.regenbogenschule-kr.de Ricarda-Huch-Gymnasium w www.ricardahuchgym.de Stephanusschule Hauptschule w www.hssts.krefeld.schulen.net Südschule Grundschule w www.suedschule-krefeld.de Theodor-Heuss-Schule Hauptschule w www.hsths.krefeld.schulen.net Korrespondenzschulen 2 Grundschulen 2 Förderschulen 2 Hauptschulen 1 Gesamtschule Beteiligter Schulträger Stadt Krefeld seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 160 160 Region Kreis Gütersloh G Kreis Gütersloh Regierungsbezirk Detmold Es weht ein frischer Wind 351.000 EinwohnerInnen 135 öffentliche Schulen 7 Schulen freier Träger davon 12 Projektschulen und 23 Korrespondenzschulen Die Triebfeder der Lehrer und Bildungsverantwortlichen im Kreis Gütersloh ist ebenso logisch, wie einleuchtend: Bei allen Überlegungen habe man sich davon Beteiligungsgrad leiten lassen, »dass jede Schülerin und jeder Schüler nur einmal die Chance einer 2002/03: 8% schulischen Ausbildung hat und sie/er dabei bestmögliche Voraussetzungen vor- 2007/08: 25% finden muss.« So formulieren es die Gütersloher in ihrem Abschlussbericht zum Projekt »Selbstständige Schule«. Die Kinder und Jugendlichen der zunächst neun und seit dem Schuljahr 2003/04 zwölf Modellschulen im Kreis Gütersloh spüren diese Erkenntnis im Schulalltag ganz konkret. So haben an den selbstständigen Schulen die Schüler sind längst keine Einzel- beispielsweise neue Formen der Kommu- kämpfer mehr. So lernen sie etwa, sich nikation und Teamarbeit Einzug gehalten durch »schnelles Lesen und Markieren« und Fortbildungen der Lehrerkollegien einen Text zu erarbeiten. Und das ist nur für frischen Wind in den Klassenzimmern eine Lernmethode von vielen, die die gesorgt. An vielen Schulen in der Region Schüler trainieren. Zwei Mal im Halbjahr unterrichten die Lehrer etwa – wenn steht an der Hauptschule Methoden- möglich – im Team. Außerdem haben training auf dem Stundenplan. sich schulübergreifend verschiedene Jahrgangsstufenteams gebildet. Auch »Das durch die Kooperationsvereinbarungen vorgegebene Konsensprinzip bei Entscheidungen der regionalen Steuergruppe hat sich durchgängig bewährt, da Entscheidungen ausschließlich argu- i p e w Andrea Strothenke Kreis Gütersloh Abteilung Schule, Bildungsberatung und Sport Herzebrocker Straße 140 33334 Gütersloh 0 52 41 – 85 15 07 [email protected] www.schulen-gt.de mentativ und sachbezogen getroffen wurden.« aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Gütersloh Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 161 161 Mehr als Lesebuch, Tafel und Lineal und die Vereinbarung von Entwicklungs- Bausteine einer Bildungslandschaft projekten in der Region funktioniert. AlsAuch die neuen Medien gehören für die Themen, bei denen die eine Schule von Auch wenn der Schwung nicht immer Schülerinnen und Schüler im Kreis Gü- der anderen lernen kann, machten die ganz in den Schulalltag gerettet werden tersloh inzwischen genauso selbstver- Gütersloher folgende aus: die Unter- konnte und bislang nach Einschätzung ständlich zum Unterrichtsmaterial wie richtsentwicklung, den Übergang von der Verantwortlichen der politische Wille Lesebuch, Tafel oder Lineal. Für die Ver- der Schule in den Beruf, die Sprachför- zur Entwicklung einer Bildungsregion mittlung von Medienkompetenz werden derung, die Teamentwicklung und das noch ausbaufähig erscheint, haben die die Lehrer der 12 selbstständigen Schu- Soziale Lernen. Da wurden dann Unter- Gütersloher schon viele Bausteine für len und der 23 Korrespondenzschulen richtskonzepte ausgetauscht, aber auch eine regionale Bildungslandschaft ge- mit eigens entwickelten Trainings fit Ideen, wie man die Unterstützung von legt. Da wäre zum Beispiel das Netzwerk gemacht. Eines ist auf die Primarstufe Wirtschaftsunternehmen gewinnen und »Gewaltprävention«, in dem sich über ausgerichtet, das andere auf die Sekun- Kontakt zu Jugendeinrichtungen auf- 200 Personen zusammengefunden haben, darstufe I. Diese Angebote wurden ge- nehmen kann und auch Erfahrungen mit um Strategien und Projekte zum kon- meinsam von Trainern für Unterrichts- Projekten, wie der Streitschlichtung auf struktiven Umgang mit Konflikten im entwicklung und Mitgliedern der so dem Schulhof. pädagogischen Alltag zu erarbeiten. genannten e-Teams Gütersloh und Der Austausch der Schulen und Leh- Oder die OWL-weite Initiative »Erfolg- Herford entwickelt. Letztere unter- rer miteinander kann dabei in der Region reich in Ausbildung«. Dabei geht es stützen Schulen in NRW bei der Organi- ganz bequem über den Bildungsserver darum, Schüler an Haupt- und Gesamt- sation und Umsetzung des Lehrens und des Kreises laufen. In einem internen Be- schulen bei der Suche nach der richtigen Lernens mit Medien. Die Verbesserung reich wurden etwa Infos und Materialien Ausbildung zu helfen. Schon seit dem des Unterrichts in jeglicher Hinsicht von der regionalen Steuergruppe und Jahr 2000 werden im Kreis Gütersloh gehörte von vornherein zu den erklärten dem regionalen Bildungsbüro ange- sowie in Herford und Bielefeld darüber Zielen der Gütersloher. »Durch eine sy- boten. Noch etwas zögerlich beim Aus- hinaus »SIEGEL« an berufswahl- und stematische, teamorientierte Unter- tausch über das World Wide Web zeigten ausbildungsfreundliche Schulen ver- richts- und Organisationsentwicklung sich die einzelnen Schulen. Das soll in liehen. Ein anderer Baustein ist das sollten die Lernprozesse und Ergebnisse Zukunft noch ausgebaut werden. Bislang »FORD-Programm« zum konstruktiven der Schülerinnen und Schüler gesteigert fiel es den Güterslohern dann doch Umgang mit Störungen im Unterricht, werden«, heißt es im Abschlussbericht. leichter, von Angesicht zu Angesicht Kon- das der Amerikaner Ed Ford entwickelt Das neu gewonnene Wissen blieb takte über die Grenzen der Schulformen hat und das eigenverantwortliches Den- dabei nicht hinter den Mauern einzelner hinweg zu knüpfen und sich auszutau- ken stärken soll. Da gibt es keine Dis- Schulen. »Durch gezielte Kooperation schen. So gingen die schulischen Steu- kussionen, keine Ausreden, keine stän- zwischen den Schulformen im Kreis ergruppen der selbstständigen Schulen digen Ermahnungen im Unterricht mehr. sollte eine Vernetzung bei Arbeitsvor- seit dem Jahr 2005 miteinander in Work- Wer stört, geht in den Trainingsraum. haben initiiert und systematisch be- shops. Im Jahr 2007 gab es auch zum Ein anderes Unterrichtsprojekt – »ReLv gleitet werden«, erläutern die Güters- ersten Mal einen Workshop der Korre- (Rechtschreiben erforschen – Lesen ver- loher. Auf der To-do-Liste der regionalen spondenzschulen. stehen)« – hilft den Schülern, ein Gespür Steuergruppe stand dementsprechend für Rechtschreibung zu entwickeln, und der Aufbau einer regionalen Schulland- das ohne Auswendiglernen von Wortbil- schaft. So wurde ein Arbeitskreis »Den Mitgliedern der regionalen Steuer- »Selbstständige Schulen« eingerichtet, gruppe ist es wichtig, im Rahmen ihrer der als eine Art Kommunikations- Arbeit immer auch über den Tellerrand zu plattform für den Erfahrungsaustausch schauen. So hat sie sehr frühzeitig mit den regionalen Steuergruppen in Herford und Höxter Kontakt aufgenommen.« aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Gütersloh dern und Abfragen in Form von Diktaten. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 162 162 »Nachhilfe« für Lehrer und Schulleiter Regionenporträt Kreis Gütersloh einmal im Jahr jede Modellschule be- Erfolgsfaktor Eltern sucht und sich auf den aktuellen Stand Dazu lernen sollen im Kreis Gütersloh der Dinge in den verschiedenen Schulen Ausgebaut werden soll auch die erfolg- aber nicht nur die Schüler, sondern auch gebracht. Das half auch, anfängliche reich erprobte Arbeit des regionalen Bil- die Lehrer. Hierbei halfen Erfahrungen Skepsis bei den Schulen abzubauen. dungsbüros durch die Einrichtung eines von den Nachbarn aus dem Kreis So herrschte in einigen wenigen Kon- regionalen Bildungsmanagements. Das Herford. »Insbesondere die Fortbildungs- fliktsituationen bei den Schulen der Ein- Bildungsbüro fungierte ab April 2004 als struktur und die ausgebildeten Traine- druck, die regionale Steuergruppe sei Geschäftsstelle der regionalen Steuer- rinnen und Trainer für Unterrichtsent- nicht mehr als ein »zahnloser Tiger«. gruppe und Anlaufstelle für alle Projekt- wicklung wurden im Kreis Gütersloh Doch im Abschlussbericht kommen die beteiligten. Zunächst arbeitete das Bil- genutzt«, berichten die Verantwortlichen Gütersloher Einschätzung: dungsbüro noch etwas im Verborgenen aus dem Kreis Gütersloh. Die Nutzung »Sowohl die am Schulleben Beteiligten und blieb von der Öffentlichkeit wenig der angeboteten Bausteine zur Unter- als auch die Mitglieder der regionalen beachtet. Doch zuletzt lernten auch die richtsentwicklung wurde sogar als ver- Steuergruppe haben von diesem Aus- Entscheidungsträger der Kommunen und bindlicher Bestandteil in den Kooperati- tausch profitiert.« Auch über die Arbeit des Kreises die Anlaufstelle schätzen. onsverträgen der Korrespondenzschulen der 23 Korrespondenzschulen hätte sich »Das regionale Bildungsbüro wird von festgeschrieben. Auch die Schulleiter die regionale Steuergruppe gern vor Ort den selbstständigen Schulen als wich- bekamen »Nachhilfe«. Sie erfuhren in informiert. Das aber war aus Zeitgründen tiger Dienstleister beschrieben und ge- acht vollen Schulungstagen beispiels- nicht möglich. nutzt«, heißt es im Abschlussbericht. Es weise, wie sie Klarheit im Umgang mit zu der Doch wie bislang auch schon prakti- sei »für den Erfolg der Entwicklungs- Konflikten gewinnen, Mitarbeiterge- ziert, spräche führen oder die schulische Per- schulen, die im Jahr 2005 zum Projekt sonalentwicklung managen können. dazu stießen, auch künftig Nutznießer Als ein weiterer Erfolgsfaktor wurde Neben den Kollegien und Schulleitern der Erfahrungen von »Gründungsmit- das Engagement von Eltern identifiziert. wurden auch die schulischen Steuer- gliedern« der Selbstständigkeitsbe- So wurde die schulische Steuergruppe gruppen und das mittlere Management – wegung sein, vor allem um das Know- an manchen Schulen um eine Elternver- sprich die Mannschaft hinter dem Rektor, how von Experten aus schon weiter treterin und einen Schülervertreter er- wie etwa die Konrektoren – geschult. entwickelten Schulen zu nutzen. Zu- weitert. Auch in Zukunft sollten die Was die Fortbildungen gebracht haben, sätzlich ist im Herbst 2007 ein entspre- Eltern mit ins Boot geholt werden. So behalten die Qualitätsbeauftragten der chendes den könnten ihnen Angebote zu pädagogi- Schulen im Blick. Um die Ergebnisse zu Schulen angeboten worden. Alle Schulen, schen Themen wie Erziehungsfragen un- bewerten, bekamen sie in Fortbildungen die sich beworben haben, konnten im terbreitet werden. im Qualitätsmanagement Instrumente März 2008 aufgenommen werden. könnten die Korrespondenz- Qualifizierungskonzept arbeit im Modellvorhaben von unschätzbarer Bedeutung« gewesen. Die Arbeit an einer Bildungsland- an die Hand. Denn Fortschritte sollen schaft geht also weiter. Insbesondere schließlich erhalten und möglichst noch zum Ende der Projektlaufzeit habe sich weiter ausgebaut werden. »Alle Workshops zur Vernetzung wurden die Schubwirkung des Modellvorhabens Was sich an den Schulen im Kreis ver- gut besucht und erwiesen sich als sehr für die weitere Entwicklung gezeigt. änderte, hatte auch die regionale Steu- förderlich für die Entwicklung der Bil- Diese Energie wollen die Gütersloher ergruppe im Blick. Über ihre eigene dungsregion. Die Zusammenarbeit von jetzt nutzen. Arbeit informierte sie in Newslettern, die Schulen unterschiedlicher Schulformen Arbeit an den Schulen schaute sie sich wurde dadurch initiiert.« bei Besuchen an. Ihre Mitglieder haben aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Gütersloh seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 163 163 Projektschulen Korrespondenzschulen Hundertwasser-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, Gütersloh w www.hundertwasser-schule.de 5 Grundschulen 12 Hauptschulen 3 Förderschulen 2 Gesamtschulen 1 Berufskolleg Erich Kästner-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, Harsewinkel e [email protected] Reinhard-Mohn-Berufskolleg Gütersloh w www.reinhard-mohn-berufskolleg.de Grundschule Sundern Gütersloh w gs-sundern.adsender.de Fröbelschule Förderschule mit Förderschwerpunkten Lernen und emotionale und soziale Entwicklung, Gütersloh w www.froebelschule.schulen-gt.de Hauptschule Ost Gütersloh w www.hsost.schulen-gt.de Städtisches Gymnasium Gütersloh w www.sg.schulen-gt.de Evangelisch Stiftisches Gymnasium Gütersloh w www.ev-stift-gymn.guetersloh.de Matthias-Claudius-Schule Hauptschule, Rheda-Wiedenbrück w www.mcs-rheda.de Osterrath-Realschule Rheda-Wiedenbrück w www.osterrath-realschule.de Städtische Katholische Grundschule Rietberg w www.kgs-rietberg.de Gymnasium Nepomucenum Rietberg w www.nepomucenum-rietberg.de Beteiligte Schulträger Kreis Gütersloh Stadt Gütersloh Stadt Rheda-Wiedenbrück Stadt Rietberg seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 164 164 G Region Kreis Herford Kreis Herford Regierungsbezirk Detmold Eine Vision wird Realität 255.000 EinwohnerInnen 95 öffentliche Schulen 4 Schulen freier Träger davon 24 Projektschulen und 68 Korrespondenzschulen Wer heute über die Flure der Schulen im Kreis Herford geht, kommt aus dem Staunen kaum heraus. Hier erfüllen die Schulen die Ansprüche moderner Bildungsein- Beteiligungsgrad richtungen. »Management« ist ebenso wenig ein Fremdwort wie »effektivere Nutzung 2002/03: 24%* von Ressourcen«, das »Vermeiden von Misserfolgen durch frühzeitiges Gegen- 2007/08: 93% steuern« oder das »Erreichen von Qualitätsstandards«. Im Mittelpunkt aller Bestrebungen aber stand und steht die Entwicklung des Unterrichts. Die Vision ist * Bezogen auf Teilnahme an »Selbstständige klar: »Ziel dieser regionalen Anstrengungen ist, dass alle Schülerinnen und Schüler Schule«. Dazu kamen 46%, die weiterhin an im Kreis Herford die Chance bekommen, Lernkompetenz im Sinne des selbst re- den Schulentwicklungsmaßnahmen gulierten Lernens aufzubauen.« von »Schule & Co.« teilnahmen. i p e w Olaf Simon Kreis Herford Jugend, Schule und Kultur Bildungsbüro Amtshausstraße 3 32051 Herford 0 52 21 – 13 14 47 [email protected] www.regionales-bildungsbuero.de Man ist dem Ziel in dieser weit entwik- und erfolgreich 2004 das Selbstevalua- kelten Schul- und Bildungslandschaft tionsinstrument SEIS eingesetzt. schon äußerst nahe gekommen. Und Viel hat sich in den vergangenen übernahm nicht nur für den eigenen Jahren in Herfords Bildungsszene nach- Kreis dabei eine wichtige, ja vielleicht haltig verändert. Den 24 Projekt- und 68 die entscheidende Vorreiterrolle. Gerne Korrespondenzschulen wird Herford als Pilot des Projektes formen gelang ein gewaltiger Schritt in »Selbstständige Schule« bezeichnet. Richtung Eigenständigkeit. »Insgesamt Hier werden seit 10 Jahren Erfahrungen hat das Modellvorhaben zu einem Moti- mit Unterrichtsent- vations- und Entwicklungsschub der wicklung und Fortbildung gesammelt. selbstständigen Schulen geführt, der Sie sind in das Projektkonzept »Lehren sich im Laufe des Projekts auf viele und Lernen für die Zukunft« einge- Schulen übertragen hat und zu Bil- flossen, von dem die Schulen in anderen dungsvereinbarungen Regionen profitiert haben. Und hier wur- Schulen mit dem Kreis Herford führte«, de erstmals, umfangreich (67 Schulen) beschreiben es die Beteiligten selber. systematischer aller nahezu Schul- aller Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 165 165 In die Hände spielte den Herfordern Informationen zu beschaffen, und zwar dabei ihr enormes Engagement. So sowohl mit den alten Medien als auch mit konnten sie auf wertvolle Erfahrungen den neuen Medien der Informationstech- Bei all ihren Bemühungen haben die Her- aus dem Projekt »Schule & Co.« zurück- nologie; zweitens, die gewonnenen Infor- forder diejenigen nie aus den Augen ver- greifen, das sie von 1997 bis 2002 mit mationen systematisch zu analysieren, zu loren, um die sich alles dreht. Die Real- der Bertelsmann Stiftung durchgeführt interpretieren und zu bewerten; drittens, schule Enger bringt es auf den Punkt: hatten und das zum Vorläufer von über ihre Ergebnisse mit anderen zu kom- Eines der wichtigsten Ziele sei gewesen, »Selbstständige Schule« wurde. So ver- munizieren und sie zu präsentieren.« Me- von vorneherein »sicher zu stellen, dass steht man in Herford das in dieser Zeit thoden- und Fachwissen kommen dabei alle Schüler gleichermaßen an den Wir- erworbene Wissen dann auch als einen zusammen. So lernen die Fünfer in drei kungen des Innovationsprozesses parti- Erfolgsfaktor bei der regionalen Ent- Doppelstunden, sich schnell und zielge- zipieren«. Um die Schüler mitzunehmen wicklungsarbeit aus. »Durch ›Schule & richtet auf der Internetseite einer Zentral- auf dem Weg in die Eigenständigkeit, Co.‹ war vielen Schulen und den Schul- molkerei zu orientieren und bekommen entwickelten die Schulen im Kreis For- trägern im Kreis Herford die Notwen- dabei gleichzeitig Grundkenntnisse »Rund men der Mitbestimmung. So treffen sich digkeit und der Nutzen einer vernetzten ums Rind« vermittelt. Nachdem die Schülerinnen und Schüler beispiels- Arbeit in einem gemeinsamen Projekt Schüler in der fünften Klasse einen ersten weise zu Kongressen, um Fragen wie bekannt«, stellen die Herforder fest. Eindruck von Internetseiten bekommen etwa »Was ist eine gute Schule?« zu dis- Dank »Schule & Co.« zögerten die Betei- haben, geht es dann in der sechsten kutieren. Beteiligt haben sich bisher ligten nicht lange und konnten direkt Klasse weiter. In Auseinandersetzung mit rund 1.000 Jugendliche in sechs Städten. zu Beginn des neuen Projektes ein Internetseiten über den mysteriösen Tod Im Jahr 2006 wurden die jungen Leute etabliertes und erprobtes Beratungs- von Mozart lernen die Schüler, woran se- sogar in Kooperation mit der Bezirks- und Unterstützungssystem anbieten. riöse und weniger seriöse Seiten zu er- schülervertretung zu einem ersten kreis- Mitbestimmung durch Schülerkongresse Auch von den längst geknüpften Kon- kennen sind. Mittlerweile ist das Kompe- weiten Kongress eingeladen. Das Thema: takten zu regionalen Akteuren profi- tenzcurriculum zu »einem Knotenpunkt »Eine demokratische Schule in der tierten die Herforder. Ob Unternehmen der Unterrichtsentwicklung« geworden. Region – mitwirken, mitgestalten«. jeder Größe, die Kammern, Kindertages- Aber nicht nur die Bünder haben ihren Und damit das Ganze auch ohne Er- einrichtungen, ortsansässige Stiftungen – Unterricht weiter entwickelt. Allen Schulen wachsene läuft, wurden vom Bil- man kennt sich im Kreis Herford und weiß, und Lehrern im Kreis Herford wurden Fort- dungsbüro extra junge Moderatorinnen was man aneinander hat. Vieles, was bildungen zur Entwicklung der Lernkom- und Moderatoren geschult. »Die Betei- schon im Projekt »Schule & Co.« begon- petenz bei den Schülerinnen und Schülern ligung an den Veränderungs- und Ver- nen hatte, fand nun seine Fortsetzung, sei angeboten. Zugegriffen haben mittlerweile besserungsvorschlägen war durchweg es der Ausbau der Steuerungsstrukturen 83 der insgesamt 95 öffentlichen Schulen aktiv und vor allem konstruktiv«, hieß es wie der regionalen Steuergruppe, die Mit- im Kreis und damit rund 2.300 Lehrkräfte. beispielsweise nach dem ersten kreis- wirkung von Schülern und Eltern oder die Ein Übriges trägt in dieser Hinsicht das in weiten Schülerkongress. »An Schulen Verbesserung des Unterrichts. Kooperation mit der Bezirksregierung muss man sich wohl fühlen. Dazu müs- Detmold entwickelte Zentrum für Unter- sen die Schüler mitbestimmen dürfen, richtsentwicklung bei. Dort kümmert man wie ihre Schulen aussehen. Wenn das sich unter anderem darum, die Traine- Geld nicht reicht, könnten vielleicht die So feilt man auch am Freiherr-vom-Stein- rinnen und Trainer für die schulischen Qua- Eltern ab und zu einen Eimer Farbe Gymnasium in Bünde schon seit mehr als lifikationen fit zu machen – und dabei spenden«, sagte eine Schülerin, die sich zehn Jahren an einem schulinternen Curri- zeigen sich die Herforder ganz und gar auf dem ersten kreisweiten Schülerkon- culum, »das an der Progression selbst- nicht eigennützig, sondern übernehmen gress mit der Umgestaltung von Schulen ständigen Lernens orientiert ist«, wie es gleich die Ausbildung für den gesamten befasst hatte. das Gymnasium selbst formuliert. Kompe- Regierungsbezirk Detmold. Denn diese tenzcurriculum nennen die Bünder das. Trainer werden als Fachleute für Unter- Dahinter steckt unter anderem folgender richtsentwicklung an Schulen im ganzen Dreischritt zum selbstständigen Wissens- Bezirk zur systematischen Unterrichtsfort- erwerb: »SchülerInnen sollen befähigt bildung eingesetzt. Dreischritt ins selbstständige Lernen werden: erstens, sich selbstständig seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 166 166 Fernbedienung zum Ausbildungsberuf Regionenporträt Kreis Herford später hat der Kreistag eine Grundlage Es sind längst nicht nur die Schüler an den für die berufliche Bildungsplanung gelegt. 24 Projektschulen, die von den Erfolgen Kommunikation wurde im Kreis Herford So ist beispielsweise ein zentrales Anmel- des Projektes »Selbstständige Schule« auf allen Ebenen groß geschrieben. So deverfahren an den Berufskollegs ge- profitieren. »Schon im laufenden Prozess machten die Herforder die regionale nauso beschlossen worden wie die Eta- des Modellvorhabens ›Selbstständige Steuergruppe und das regionale Bil- blierung einer Werkstattschule und eines Schule‹ hat die regionale Steuergruppe in dungsbüro die unabdingbare Voraus- Ausbildungsverbundes. Darüber hinaus den Blick genommen, auch die nicht setzung für die Entwicklung der regio- treffen die Verantwortlichen in so ge- selbstständigen Schulen in die regionale nalen Bildungslandschaft aus. Das Büro nannten Laborgesprächen, in denen es Entwicklung einzubinden«, heißt es im bezeichnen die Herforder als »Erfolgs- nicht um Reagenzgläser, sondern um die Herforder Abschlussbericht. Kraft und Zeit garanten«. Hier laufen viele Drähte zu- Weiterentwicklung der beruflichen Bil- hat das natürlich gekostet. Den selbst- sammen. dung im Kreis Herford geht, mit Vertretern ständigen Schulen haben die zur Ver- der Kreistagsfraktionen zusammen. fügung gestellten Zeitbudgets von einer Auch die Kommunikation über Schulgrenzen hinweg wurde im Laufe des Pro- Die Weitervermittlung von der Schule halben Stelle geholfen, die anderen jektes gefördert: Auf gemeinsamen Fort- in den Beruf stellt eines der zentralen Schulen mussten ohne auskommen. Doch bildungen kamen zu Beispiel die Anliegen in der Bildungsregion Herford nahezu alle Schulen im Kreis haben die Schulleiter miteinander ins Gespräch. dar. Ein Zauberwort heißt in diesem Zu- Bildungsvereinbarung mit dem Kreis un- »Nur durch den ›Blick über den eigenen sammenhang Berufsnavigator. Dahinter terzeichnet. Somit ist es amtlich: Die Tellerrand‹ hinaus im Rahmen der Quali- steckt ein Instrument zur Berufser- Schulen setzen nach Ende des Modellpro- fizierung kann für die Schüler not- mittlung, das letztlich jedem Schüler drei jektes die gemeinsame regionale Ent- wendige Kooperation, Vernetzung und bis fünf Berufe empfiehlt. Dazu be- wicklung fort. Verzahnung der Elementar-, Primar- und werten die Schüler in einer Gruppe von Sekundarstufen gelingen«, stellte bei- Mitschülern mit Hilfe einer Art Fernbe- spielsweise die Wittekindschule, eine dienung sich selbst sowie die Fähig- »Kurz nach dem Einstieg in das Projekt Schule für Sprachbehinderte in Hidden- keiten und Talente ihrer Mitschüler. So begann die Steuergruppenqualifizierung, hausen, fest. müssen sie 50 Fragen beantworten – zum die die Voraussetzung für die erfolgreiche Zwar soll die lokale Politik künftig Beispiel die Folgenden: »Bin ich ziel- Durchführung des Projekts bildete. Die noch stärker als bisher mit ins Boot strebig und selbstbewusst?« oder »Bin ich Steuergruppenmitglieder profitieren noch geholt werden. Doch schon jetzt spürte konzentriert oder lasse ich mich leicht ab- heute von dieser außerordentlich kom- man deutlich ihre Rückendeckung. In lenken?« In einem weiteren Schritt be- petent durchgeführten Fortbildungsreihe. Grundsatzbeschlüssen vom 28. Oktober raten die Schüler m it Fachleuten über ihre Die Schulleiterqualifizierung wird als 2005 und deren Bestätigung ein Jahr berufliche Zukunft. »Der Berufsnavigator ebenso effizient eingestuft. Das Projekt hat mir sehr geholfen, denn dadurch begleitend wurde schulformübergreifend konnte ich herausfinden, was ich nach professionelle Schulleitung erlernt: So »Immer wieder stießen (die Besucher, meinem Schulabschluss werden möchte«, wurde ermöglicht, den Schüler von der Anm. d. Red.) auf die Arbeit des regio- berichtete beispielsweise ein Schüler. Er Grundschule bis zum Schulabschluss in nalen Bildungsbüros. ›Hier ist mit relativ hat sich nach den Tests für eine Aus- den Blick zu nehmen.« geringen Mitteln, aber hohem Enga- bildung als Hotelfachmann entschieden. aus dem Abschlussbericht der Ev. Grundschule Obernbeck gement aller Beteiligten, ein einzigartiges Unterstützungssystem für reformbereite Schulen entstanden‹, sagte »Die gemeinsamen Fortbildungen von Christoph Höfer von der Detmolder Schulleitungen, Schulaufsicht.« tungen und schulischen Steuergruppen im »Neue Westfälische« im März 2005 anlässlich eines Besuchs von über 700 Schulleitern, Lehrern und Vertetern von Schulaufsicht und Kommunen im Kreis Herford Rahmen des regionalen Qualifizierungs- erweiterten Schullei- programms haben die Kommunikation und die Kooperation zwischen den Schulen der verschiedenen Schulformen nachhaltig gefördert.« aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Herford seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 167 167 Projektschulen Geschwister-Scholl-Realschule Herford w www.gss-hf.de Friedrich-List-Berufskolleg Herford w www.flb-hf.de Grundschule Uffeln Vlotho w www.grundschule-uffeln.de Grundschule Vlotho Vlotho w www.grundschule-vlotho.de Gemeinschaftsgrundschule Lippinghausen Hiddenhausen w www.gs-lippinghausen.de Gemeinschaftsgrundschule Eilshausen Hiddenhausen w www.gs-eilshausen.de Olof-Palme-Gesamtschule Hiddenhausen w www.opg-hiddenhausen.de Gemeinschaftsgrundschule Stift Quernheim Kirchlengern w www.gsstiftquernheim.de Gesamtschule Rödinghausen Rödinghausen w www.gesamtschule-roedinghausen.de Wittekindschule Förderschule mit Förderschwerpunkt Sprache, Hiddenhausen w www.wittekindschule.homepage.t-online.de Anna-Siemsen-Berufskolleg Herford w www.asbk.de Erich-Gutenberg-Berufskolleg Bünde w www.egb-buende.de Evangelische Grundschule Dünne-Dorf Bünde e [email protected] Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Bünde w www.fvsg-buende.de Gymnasium am Markt Bünde w www.gambde.de Rolf-Dircksen-Schule Hauptschule, Enger e [email protected] Städtische Realschule Enger w www.rsenger.de Albert-Schweitzer-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen, Herford w www.albert-schweitzer-schule-hf.de Otto-Hahn-Realschule Herford w www.ohsherford.de Gesamtschule Friedenstal Herford w www.gesamtschule-herford.de Evangelische Grundschule Mennighüffen-West Löhne e [email protected] Städtische Realschule Löhne Löhne w www.sr-loehne.de Evangelische Grundschule Lenzinghausen Spenge w www.gsl-lenzinghausen.de Gemeinschaftsgrundschule Wallenbrück-Bardüttingdorf Spenge e [email protected] Korrespondenzschulen 42 Grundschulen 5 Förderschulen 4 Hauptschulen 4 Gesamtschulen 5 Realschulen 6 Gymnasien 2 Berufskollegs Beteiligte Schulträger Kreis Herford Stadt Herford Stadt Bünde Stadt Enger Stadt Löhne Stadt Spenge Stadt Vlotho Gemeinde Hiddenhausen Gemeinde Kirchlengern Gemeinde Rödinghausen seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 168 168 Region Kreis Höxter G Kreis Höxter Regierungsbezirk Detmold Gelungene Pionierarbeit 155.000 EinwohnerInnen 77 öffentliche Schulen 9 Schulen freier Träger davon 9 Projektschulen und 31 Korrespondenzschulen Sucht man einen entscheidenden Tag für das Schul- und Bildungswesen im Kreis Höxter, dann stößt man automatisch auf den 16. Juli 2002. In der Aula der Kreisver- Beteiligungsgrad waltung in Höxter wurde der Kooperationsvertrag zur Teilnahme am Modellprojekt 2002/03: 10% »Selbstständige Schule« unterzeichnet. Der Moment an diesem Sommertag war 2007/08: 47% nicht nur ein festlicher. Er wird vielmehr als Geburtsstunde einer Bildungsregion gefeiert. Lehrerkollegien, Eltern und die Schüler von neun Schulen machten sich von jetzt an endgültig auf den Weg in eine eigenverantwortliche Zukunft. i p e w Karin Hanewinkel-Hoppe Kreis Höxter Abt. Finanzielle Hilfen und Schulen Moltkestr. 12 37671 Höxter 0 52 71 – 9 65 32 00 [email protected] www.bildungsregion-kreis-hoexter.de Dass es sich im Vergleich zu anderen Mo- teilgenommen haben. Von März 2003 bis dellregionen eher um eine kleine Schar der Mai 2008 wurden mehr als 350 Schulen Mutigen handelte, die sich den neuen Her- teilgenommen haben. Lehrerinnen und ausforderungen im Bereich der Schul- und Lehrer trainiert – zum Beispiel im Einsatz Unterrichtsentwicklung stellen wollte, tat von Methoden, im Bereich der Teament- der Aufbruchstimmung keinen Abbruch. wicklung und zur Anregung der Schüler Zwei Berufskollegs, zwei Hauptschulen, zum »Selbstgesteuerten Lernen – SegeL«. zwei Grundschulen sowie drei Förder- Dafür standen für alle Schulformen im schulen, von denen zwei in privater Träger- Projekt insgesamt 35 Trainerinnen und schaft stehen, gingen mit gutem Beispiel Trainer für Unterrichtsentwicklung der Be- voran. Dass der Kreis, der damals über 86 zirksregierung Detmold zur Verfügung. Die Schulen verfügte, zunächst auf die Teil- schulischen Steuergruppen erhielten zum nahme von Realschulen und Gymnasien Aufbau eines Projektmanagements und zur verzichten musste, war ein kleiner Wer- Verbesserung ihrer Arbeit mehr als 70 Ein- mutstropfen, der aber schnell behoben zelveranstaltungen, Workshops und Fort- wurde. bildungsmaßnahmen – sowohl extern von Engagiert starteten die neun Modell- Moderatorinnen und Moderatoren der schulen. Ihre Bilanz nach sechs Jahren ist Fachhochschule Lippe und Höxter als auch beeindruckend: Im Bereich der Unter- schulintern. Das Standardfortbildungspro- richtsentwicklung fanden mehr als 140 gramm wurde hier deutlich entsprechend Fortbildungstage statt, an denen die ge- den Wünschen und Ansprüchen der samten Lehrerkollegien der Projektschulen Schulen ausgeweitet. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 169 169 Der Änderungswille schlug sich auch bei Vernetzung aller Bildungsträger und »Jede einzelne Schule, jedes Kollegium den Finanzen nieder: Zur Finanzierung Ausbau regionaler Unterstützungsstruk- kann sich so auf einen wichtigen Weg von Fortbildungsmaßnahmen und Sach- turen«. Als wichtig angesehen und vor- machen«, stellte Landrat Hubertus mitteln zum Einsatz im Bereich der Un- angetrieben wurde auch eine Verbes- Backhaus (CDU) fest. terrichtsentwicklung stellten die Pro- serung der Abstimmung der Schnitt- jektschulen mehr als 100 Anträge, die stellen zwischen Schulen und mit an- von der regionalen Steuergruppe positiv deren Bildungspartnern, inklusive des beschieden wurden. Übergangs von der Schule in den Beruf. Der Run auf die Eigenständigkeit be- Erklärtes Ziel ist und bleibt der Aufbau scherte kurzfristig Organisationsprobleme. einer regionalen Bildungslandschaft. Es gab schlichtweg zu wenig Trainerinnen Mittelfristig soll sie in einem regionalen und Trainer für den Projektschwerpunkt Beraten, beschlossen und verkündet Diskussion ist Trumpf Die Arbeit dieses Gremiums aber ging Bildungsnetz, in das möglichst viele Unterrichtsentwicklung. Doch Probleme weit darüber hinaus, Geld zu verteilen. Schulen und Weiterbildungseinrichtun- sind dafür da, gelöst zu werden. In Die regionale Steuergruppe im Kreis gen integriert sind, münden. Höxter gelang es dank der Hilfe aus be- Höxter hat in den mehr als 120 Sit- Ein erster Schritt in diese Richtung nachbarten Kreisen. Es blieb nicht nur zungen, die zunächst in einem Rhythmus gelang schon im Juli 2004, als mit der bei der Unterstützung bei Fortbildungen. von zwei Wochen stattfanden, fast 1.500 Realschule in Beverungen und dem Mit den regionalen Steuergruppen aus Tagesordnungspunkte und Städtischen Petrus-Legge-Gymnasium in Gütersloh und Herford wurden Erfah- dabei mehr als 750 einstimmige Be- Brakel die ersten zwei Korrespondenz- rungen, Ideen und Gedanken über Mög- schlüsse gefasst, die anschließend vom schulen mit entsprechenden Kooperati- lichkeiten einer modernen Schul- und regionalen Bildungsbüro Kreis Höxter onsvereinbarungen zum Modellprojekt Unterrichtsentwicklung ausgetauscht. ausgeführt wurden. Fast jede Projekt- stießen. beraten Rege diskutiert wurde auch während schule wurde zudem einmal im Jahr von Ihr Einstieg dokumentierte auch ein interner Sitzungen der regionalen Steu- Mitgliedern der regionalen Steuergruppe Umdenken. Nachdem sich zunächst ergruppe im Kreis Höxter. Schließlich (in Teams mit je zwei Personen) besucht. einige Lehrerkollegien skeptisch gezeigt hatte man in der Kooperationsverein- Auf diese Weise hatte die Steuergruppe und auch vereinzelte Schulträger den barung ein Konsensprinzip festgelegt immer ein gutes Bild von den Entwick- Reformen etwas zögerlich gegenüberge- und natürlich herrschte nicht immer lungen in den Schulen und konnte ihre standen hatten, wuchs das Interesse sofort über alle Fragen Einigkeit. Dazu Aktivitäten auf deren konkrete Bedürf- immer mehr. Immer mehr Verantwort- kamen hohe Arbeitsbelastungen der ein- nisse ausrichten. lichen wurden die Ziele des Modellpro- zelnen Mitglieder, die die Arbeit im jektes deutlich und erstrebenswert. Gremium zusätzlich übernommen hat- Es sind solche Zahlen und Fakten, die neben den Veränderungen des Unter- Das belegte auch das große In- ten. Erleichterung verschaffte auch hier richts und der Zusammenarbeit in den teresse an den Angeboten zur Verbes- der inhaltliche Austausch mit anderen Kollegien belegen, wie fest die Betei- serung der Unterrichtsqualität, als die Modellregionen. ligten in der Modellregion Kreis Höxter Bezirksregierung Detmold das Projekt ihre behielten. »Entwicklung der Bildungsregion Ost- Als solche definierte die siebenköpfige Leitziele im Blick westfalen-Lippe – Korrespondenzschulen« regionale Steuergruppe mit Vertretern initiiert hatte. 29 weitere Schulen, dar- der Schulaufsicht, der Schulträger und unter 16 Grundschulen, zwei Haupt- der am Projekt teilnehmenden Schulen schulen, sechs Förderschulen, eine Re- »eine alschule, drei Gymnasien und ein qualitätsorientierte Selbs- steuerung an Schulen und Stärkung der Berufskolleg Schulen in ihrer entschlossen sich zu Eigenverantwort- Beginn des Schuljahres 2006/2007 zum lichkeit«. Angestrebt wurden beispiels- nachträglichen Einstieg ins Projekt. Eine weise die Verbesserung des schulin- gewaltige Zahl, verbunden mit einer ternen Managements, die Entwicklung ebensolchen Anstrengung. Letztlich sind eines »gemeinsamen und schulform- nun also doch fast 50 Prozent aller übergreifenden Ansatzes zur Unterrichts- Schulen im Kreis am Aufbau einer regio- entwicklung« sowie »eine optimale nalen Bildungslandschaft beteiligt. Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 170 170 Regionenporträt Kreis Höxter Neuen Herausforderungen mussten sich Als ein wesentlicher Erfolgsfaktor gilt in Dass sie diesen Weg zielstrebig weiter nicht nur die Mitglieder der regionalen Höxter die größere Freiheit der Schulen, gehen werden, beweist eine Kooperati- Steuergruppe stellen. Die Schulleiter der eigenständig wirtschaften zu können. onsvereinbarung, die der Kreis Höxter Projektschulen beispielsweise sahen Grundlage dafür waren die Schulgiro- gemeinsam mit allen Städten im Kreis sich einer neuen Rollenbeschreibung ge- konten, die von den Schulträgern einge- und der Bezirksregierung Detmold be- genüber - der des Generalmanagers. Ein richtet wurden. reits am 19.11.2007 abgeschlossen hat. Baustein der Fortbildungen, die von zwei Frischer Wind kam auch mit neuem Auf dieser Grundlage soll die Bildungs- Moderatoren des Landesinstituts für lehrendem und nicht lehrendem Per- region Höxter aufgebaut werden. Etwas Schule in Soest durchgeführt wurden, sonal an die Schulen. So berichtet die Geld aus dem 2008 abgeschlossenen trug den Titel: »Der Schulleiter als Ge- Höxteraner Hauptschule Am Bielenberg Projekt ist noch übrig – dieses sowie die neralmanager in der Expertenorgani- im Internet: »Die Schule hat mit Hilfe gesammelten Erfahrungen sollen dabei sation«. Weitere waren zum Beispiel: einer Auswahlkommission die durch Ver- helfen. Wie sehr die »Selbstständige »Kooperation versus Konkurrenz zwi- setzung und Krankheit frei gewordenen Schule« zur Marke geworden ist, be- schen den Schulen«, »Konflikte im Re- Lehrerstellen mit qualifizierten Kolle- weist ein Wunsch, den die Schulen ab- formprozess« und »Neues Schulrecht ginnen und Kollegen besetzen können. schließend äußern: Sie würden gerne 2006«. Zusätzlich zu den Fortbildungen Zusätzlich ist es gelungen, den Mangel das Logo aus dem Modellprojekt wei- zu Dienstrechtsfragen, die alle Schul- im Fach Musik durch einen befristeten terhin als Qualitätssiegel verwenden – leiter im Projekt erhielten, organisierte Vertrag mit einem pensionierten Kol- oder zumindest ein Abschlusszertifikat man in der Region Kreis Höxter ergän- legen vorerst zu beheben. Diese Stelle vom Schulministerium bekommen. zende Maßnahmen, um die Kenntnisse wird aus Kapitalisierungsmitteln von der in diesem komplexen Bereich auch bei Schule selbst bezahlt.« den Mitgliedern der erweiterten Schul- »Für die regionale Entwicklung war der Eine echte Marke leitung zu vertiefen. frühzeitige Beschluss der Regionalen Steuergruppe und der beteiligten Schul- Die Fortbildungsmaßnahmen an sich, die natürlich auch evaluiert wurden, Einen Schritt in die Öffentlichkeit und träger, die Projektmittel auch für die Kor- empfanden jedoch damit zu mehr Transparenz und schul- respondenzschulen zur Verfügung zu durchweg als hilfreich – sowohl für die übergreifender Kommunikation ging die stellen, eine wichtige Weichenstellung.« Schulleitungen, als auch für die Mit- Region mit der Einrichtung einer eigenen aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Höxter glieder der schulischen Steuergruppen Internetseite, die unter der Adresse und die gesamten Lehrerkollegien. Viele www.bildungsregion-kreis-hoexter.de von ihnen wünschen sich als Berei- abrufbar ist. Dort sind Informationen zu cherung, dass Private Schulen und den Projekt- und Korrespondenzschulen Schulträger ins gesamte Projekt einbe- genauso zu finden wie Infos für Schul- zogen werden. Darüber hinaus regen sie leiter und andere Schulen. Darüber an, dass das Land weitere Ressourcen hinaus berichten die Schulen von ihren für Fortbildungen zur Verfügung stellen Erfahrungen. »Die Selbstständigkeit und sollte. Eigenverantwortlichkeit der Schüler hat die Beteiligten sich in besonderem Maße herausgebildet«, stellt beispielsweise die Städ»Veränderungen müssen sich setzen tische Katholische Grundschule Höxter und bewähren. Daher werden wir in Zu- fest. kunft auch längere Pausen zwischen den Überhaupt kommen alle Schulen Innovationen einlegen, um Schüler und nach Abschluss des Projektes zu dem po- Lehrer nicht zu überfordern.« sitiven Schluss: »Die Entscheidung von Aussage eines Schulleiters in der Neuen Westfälischen vom 17.11.2004 Schulen und Schulträgern in der Region zur Teilnahme am Modellprojekt ›Selbstständige Schule‹ war der richtige Schritt, sowohl schulinterne als auch regionale Entwicklungen auf den Weg zu bringen.« seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 171 171 Projektschulen Korrespondenzschulen Adolph-Kolping-Berufskolleg Brakel w www.akb-brakel.de 16 Grundschulen 6 Förderschulen 2 Hauptschulen 2 Realschulen 4 Gymnasien 1 Berufskolleg Johann-Conrad-Schlaun-Berufskolleg Warburg w www.jcs.warburg.de Städtische Katholische Grundschule Höxter w www.kgs-hoexter.de Städtische Gemeinschafts Grundschule Beverungen w www.ggs-beverungen.de Hauptschule Am Bielenberg Höxter w www.hauptschule-hoexter.de Hauptschule Stahle Höxter w www.hs-stahle.de Schule am Heiligenberg Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen mit angegliedeter Schule für Kranke, Höxter w www.foerderschule-luetmarsen.de Schule unterm Regenbogen Förderschule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung, Nieheim w www.schule-unterm-regenbogen.de Von-Galen-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung, Brakel w www.lh-schule-wohnstaetten.de/vgs /page4.html Beteiligte Schulträger bei Projektstart Kreis Höxter Stadt Höxter Stadt Beverungen Lebenshilfe Brakel (Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Schulen und Wohnstätten gemeinnützige GmbH) später hinzugekommen Stadt Brakel Stadt Bad Driburg Verein für Jugendhilfe im Erzbistum Paderborn ev, Paderborn Stadt Steinheim Stadt Warburg Verein für Caritasheime, Paderborn Stadt Nieheim Stadt Willebadessen seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 172 172 Region Kreis Recklinghausen Regierungsbezirk Münster G Kreis Recklinghausen Suche nach einem »Bildungslied« 650.000 EinwohnerInnen 226 öffentliche Schulen 7 Schulen freier Träger davon 15 Projektschulen und 14 Korrespondenzschulen Fortschritte in einzelnen Schulen sind erreicht, der Durchbruch zu einer Bildungslandschaft aber ist nicht gelungen. So lautet das ehrliche Fazit der regionalen Beteiligungsgrad Steuergruppe im Kreis Recklinghausen. Was im Kleinen umsetzbar war, scheiterte 2002/03: 6% im Großen an der Vielzahl der beteiligten »Köche« in diesem mit rund 650.000 2007/08: 12% Einwohnern größten Kreis Deutschlands. Neben ihm als Träger der Berufskollegs agieren eben zehn eigenständige kommunale Schulträger für 226 öffentliche Schulen. Dieser »Chor« konnte sich bislang noch nicht auf ein »Bildungslied« einigen. Die vielfältige und vielstimmige Grundstruktur ohne einheitliche kommunalpolitische Zuständigkeit und Verantwortung stand dem entgegen. i p e Walter Pinnow Regionales Bildungsbüro Kreisverwaltung Recklinghausen Kurt-Schumacher-Allee 1 45657 Recklinghausen 0 23 61 – 53 40 24 [email protected] Doch, und das ist die positive Erkenntnis sich die Strukturen zum Teil gravierend aus sechs Jahren Modellerfahrung, es verändert. Inspiriert von den manchmal hat sich etwas verändert im Denken. Das unter schweren Startbedingungen von Bewusstsein für die Notwendigkeit von der regionalen Steuergruppe initiierten Erneuerung des Unterrichts, des Demo- Fortbildungen etablierten sich schu- kratieverständnisses und des Zusam- lische Steuergruppen und Lehrerräte. menwirkens macht sich verstärkt breit. Die Verantwortung, die zuvor zumeist Der Wunsch, die engen Grenzen bishe- allein auf den Schultern einer Schullei- riger Vorgaben zu überwinden, wird do- terin oder eines Schulleiters lastete, kumentiert durch eine ausgeprägte wurde verteilt. Das entscheidende Nutzung der Freiräume, die die Projekt- Element für die positive Entwicklung war teilnahme den Modellschulen bot. Dass die Einrichtung von Steuergruppen und es noch nicht gereicht hat, sämtliche deren professionelle Qualifizierung, be- Hindernisse aus dem Weg zu räumen, tonen die Modellschulen. Entsprechend kann diesen positiven Ansatz nicht wünschen sie sich auch für die Zukunft schmälern. regelmäßige Nachqualifizierungen. Als Wer die Frage beantworten möchte, »besonders hilfreich« wird die Ein- was sich gewandelt hat, muss einen richtung von Reflexionstagungen mit an- Blick in eine der 15 Modell- oder 14 Kor- deren Steuergruppen aus der Region an- respondenzschulen werfen. Hier haben gesehen. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 173 173 Einsatz zahlt sich aus Der Wunsch geht jedoch einher mit der Die Zusammenarbeit mit der Musik- Forderung nach einem klar definierten schule zahlt sich aus, sind Pädagogen Zeitbudget für Steuerungs- und Lei- und tungszeit. Wie groß die grundsätzliche Verschiedene wie über Bord geworfen und Erfolge eigenen Bereitschaft der Pädagogen ist, selbst »Schlagzeug macht Schule«, »Mein Mehraufwands auch als eigene Motivation verstärkt Verantwortung zu übernehmen, Körper gehört mir« und »Tanz kreativ« und Belohung angesehen werden, er- belegen die zahlreichen Anmeldungen zeigen Wirkung. Schon nach kurzer Zeit lebte die Janusz-Korczak-Gesamtschule zur Steuergruppenqualifizierung. Man stellten die Lehrerinnen bei Kindern eine Castrop-Rauxel. Sie bildete 2006 erstmals schätzt die hinzu gewonnene Transparenz größere Konzentrationsfähigkeit und in der neunten Jahrgangsstufe eine Pra- und die demokratischeren Strukturen. Sie mehr Ausdauer fest. Sie können schneller xisklasse, in der schulmüde Jugendliche tragen am Ende zur Verbesserung des Un- an verschiedene Lernmethoden herange- zum Hauptschulabschluss geführt werden. terrichts bei und nutzten damit letzt- führt werden, lassen sich schneller auf Die Bilanz ist mehr als ermutigend. Alle endlich jenen, um die es in erster Linie neue Inhalte ein und verfügen augen- zehn betroffenen Schülerinnen und geht – den Schülerinnen und Schülern. scheinlich über mehr Lernfreude, Flexibi- Schüler erreichten das Klassenziel. Mit lität und Sozialkompetenz. ein wenig Erstaunen, vor allem aber an- Viele spüren den frischen Wind zufriedene Eltern überzeugt. Zusatzangebote Was sich bewegen lässt, wenn Bedenken Angetan von diesen Ergebnissen getan von der positiven Wende im Leben eines ersten Versuchs im Rahmen der dieser jungen Menschen, titelte die Viele von ihnen haben den frischen Selbstständigkeit übertrug die Schule Westdeutsche Allgemeine Zeitung im Wind, der an ihren Schulen weht, ge- das Konzept auf alle Klassen. Selbst Juni 2007: »Plötzlich ging es doch«. spürt. Als ein Beispiel sei die Grund- Kinder, denen Musik zuvor nicht so viel Man könnte die Überschrift für all schule Sickingmühle Marl erwähnt. Hier bedeutete, zogen nach kurzer Zeit zu- jene Schulen wählen, die den Sprung erhalten inzwischen alle Kinder eine frieden ihr ganz persönliches Fazit. »Ich ins kalte Wasser der Eigenständigkeit musikalische Grundausbildung, insbe- habe vorher immer gedacht, ich sei gar wagten. Egal, ob sie die Einrichtung sondere im Bereich der Rhythmus- nicht musikalisch«, gestand ein Viert- eines Diagnostikzentrums oder Medien- schulung. Das Prinzip ist nicht auf den klässler strahlend seiner Lehrerin. studios, die Gewaltprävention oder die Musikunterricht beschränkt. Es wird Theaterpädagogik zum Inhalt und Ziel fächerübergreifend eingesetzt. Ziel ist es hatten. nicht nur, die Kinder frühzeitig an die Musik heranzuführen. Vielmehr möchte die Schule der wissenschaftlich fun- »Die Fortbildungsangebote, insbesondere dierten Erkenntnis Rechnung tragen, im Bereich der Unterrichtsentwicklung, dass Musizieren und die Beschäftigung und die Möglichkeiten des regionalen Ent- mit der Musik wesentlich zur Stärkung wicklungsfonds erweiterten die Hand- der kindlichen Persönlichkeit, zur Stei- lungs- und Gestaltungsspielräume der gerung des Selbstbewusstseins und der Schulen und machten planvolle inner- Selbstständigkeit beitragen können. schulische Steuerung in besonderer Weise als notwendig und sinnvoll erfahrbar.« aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Recklinghausen Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 174 174 Regionenporträt Kreis Recklinghausen Von ihren Erfahrungen könnten – eine re- Zurück zum Netzwerk: Damit es funktio- gionale Vernetzung vorausgesetzt – viele nieren kann, ist es erforderlich, dass alle Schulen profitieren. Dass es dazu nicht an einem Strang ziehen. Ändert sich Um dennoch einen ersten Schritt in die kam, löst Bedauern unter den »Selbst- nichts an der Schieflage wie im Modell- erhoffte Richtung einer Bildungsland- ständigen« aus. Entsprechend äußert sich projekt, an dem sich weder Realschulen schaft zu gehen, gab die regionale Steu- etwa das Hans-Böckler-Berufskolleg in noch Gymnasien beteiligten, bleibt eine ergruppe in eigener Initiative ein umfas- Marl: »Als Schule der Sekundarstufe II regionale, vernetzte Bildungslandschaft sendes Datenmonitoring in Auftrag. Die haben wir ein großes Interesse an einer in- nicht mehr als eine Utopie. Mit anderen Analyse soll die Situation im Kreis um- tensiven Kooperation mit allen Schul- Worten, aber ebenso deutlich unter- fassend, vom Kindergarten bis über all- formen, die eine Sekundarstufe I führen.« streicht das die regionale Steuergruppe gemeine und berufliche Bildungsab- Das Kolleg erinnert daran, dass der in ihrem Abschlussbericht. Wörtlich schlüsse hinaus, bis zum Jahr 2030 Übergang von den allgemein bildenden heißt es: »Die regionale Entwicklungs- beschreiben. Nach Auffassung der Steu- Schulen in die Berufsausbildung bzw. in arbeit, wie sie im Modellversuch angelegt ergruppe, die nach deren eigener Über- eine beruflich orientierte Weiterbildung ist, ist ein unverzichtbares Element auf zeugung nach Projektende in der bishe- am Berufskolleg vielen Jugendlichen er- dem Weg zu einer regionalen Bildungs- rigen Form aufgelöst werden sollte, stellt hebliche bereitet. landschaft. Voraussetzung dafür ist eine ein regelmäßiges Datenmonitoring die Wörtlich erklärt das Kollegium in Marl: staatlich-kommunale Verantwortungs- Voraussetzung für eine verantwortliche »Hier könnte ein funktionierendes regio- gemeinschaft. Dieser sind zurzeit enge Bildungspolitik dar. nales Netzwerk nachhaltige Hilfen durch Grenzen gesetzt, weil die Vielgliedrigkeit ein entsprechendes Beratungs- und Un- des Bildungssystems politisch gewollt Denken und Handeln. Erforderlich sei terstützungssystem bieten.« Schwierigkeiten Datenmonitoring unabdingbar Sie beinhaltet auch vernetztes ist, sich in konkurrierenden Zuständig- u.a. auch die Beibehaltung des Entwick- Wertvolle Hinweise erhofft sich das keiten spiegelt und – spezifisch – im lungsfonds. Ein Bildungsbüro sollte, so Kolleg auch von der wissenschaftlichen Kreisgebiet eine interkommunale ge- die Empfehlung, die Geschäfte führen Begleitung durch die Universität Köln. meinsame Interessenlage noch nicht be- und die Schulen unterstützend be- Sechs Bildungsgänge werden aktuell von stehen kann.« gleiten. Deren zusätzliche Belastung bei Studierenden unter die Lupe genommen. Nüchtern stellt die regionale Steuer- der Schulentwicklungsarbeit muss in der Ihr Professor Detlef Buschfeld erklärt das gruppe fest, dass es nicht möglich ge- Arbeitszeit »gewürdigt« werden. So Vorhaben: »Die Sicherung von Unter- wesen sei, »die gezielte Kooperation lautet jedenfalls eine Forderung des richtsqualität bildet den Kernpunkt, von zwischen den Schulformen in der Region Kreises Recklinghausen. dem sich Schulqualität definiert. In einer aufzubauen.« Es habe keinen politi- Pilotphase untersuchen wir, welche Be- schen Konsens zwischen den Kommunen dingungen der Bildungsgangarbeit sich und dem Kreis über die Bedeutung des »Für die Zukunft bleibt also die Aufgabe positiv auf die Unterrichtsqualität aus- Modellversuchs gegeben. Damit aber der Etablierung eines funktionierenden wirken. Dabei wollen wir wissen, wie diese habe der regionalen Steuergruppe auch regionalen Netzwerks im Kreis Reckling- Prozesse in einem großen System wie hier die Legitimation für die Verfolgung re- hausen bestehen.« in Marl umgesetzt werden können.« gionaler Ziele gefehlt. Hans-Böckler-Berufskolleg Marl seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:06 Uhr Seite 175 175 Projektschulen Korrespondenzschulen Janusz-Korczak-Gesamtschule Castrop-Rauxel w www.jkge.de 7 Grundschulen 1 Hauptschule 3 Gesamtschulen 1 Realschule 1 Gymnasium 1 Berufskolleg Berufskolleg Castrop-Rauxel Castrop-Rauxel w www.bkcr.de Hans-Böckler-Berufskolleg Marl w www.hans-boeckler-berufskolleg.de Herwig-Blankertz-Berufskolleg Recklinghausen w www.hb-bk.de Paul-Spiegel-Berufskolleg Dorsten w www.berufskolleg-dorsten.de Max-Born-Berufskolleg Recklinghausen w www.kemnastrasse.de Grundschule Alter Garten Castrop-Rauxel w www.grundschulealtergarten.de Von-Ketteler-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen, Dorsten e [email protected] Freiherr-von-Eichendorff-Schule Grundschule, Haltern am See w www.eichendorff-grundschule.de Martin-Luther-Schule Hauptschule, Herten w www.martinlutherherten.de Grundschule Sickingmühle Marl e [email protected] Wilhelm-Raabe-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkten Lernen und emotionale und soziale Entwicklung, Marl w www.wilhelm-raabe-schule-marl.de Clemens Höppe Schule Grundschule, Oer-Erkenschwick w www.clemens-hoeppe-schule.de Erich-Kästner-Schule Grundschule, Recklinghausen w www.eks-recklinghausen.de Gemeinschaftsgrundschule Esseler Straße Recklinghausen w www.grundschule-essel.de Beteiligte Schulträger bei Projektstart Kreis Recklinghausen Stadt Recklinghausen Stadt Castrop-Rauxel Stadt Dorsten Stadt Haltern am See Stadt Herten Stadt Marl Stadt Oer-Erkenschwick später hinzugekommen Stadt Waltrop seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 176 176 G Region Kreis Steinfurt Kreis Steinfurt Regierungsbezirk Münster Mehr Freiheit – mehr Erfolg 442.000 EinwohnerInnen 173 öffentliche Schulen 16 Schulen freier Träger davon 14 Projektschulen und 3 Korrespondenzschulen Das Ziel, alle Kinder und Heranwachsenden nach ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten optimal zu fördern, ist in den vergangenen sechs Jahren natürlich auch in Beteiligungsgrad Steinfurt nicht neu erfunden oder definiert worden. Doch das Projekt »Selbst- 2002/03: 7% ständige Schule« bot eine hervorragende Chance, ihm näher zu kommen. Entspre- 2007/08: 9% chend formulierte eine Schule einen Beweggrund für ihre Teilnahme so: »Das wichtigste Ziel des Modellvorhabens ist es, die Motivation und Zufriedenheit in der Schule zu stärken, um damit die Leistungen der Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Auch die (…) Pisa-Studie bestätigt: Schülerinnen und Schüler, die Schulen mit größeren Freiheiten besuchen, lernen erfolgreicher.« i p e Reinhard Vogel RBB Steinfurt Schul-, Kultur- und Sportamt des Kreises Steinfurt Schulverwaltung Tecklenburger Straße 10 48565 Steinfurt 0 25 51 – 69 21 26 [email protected] Für die Pädagogen aller Modellschulen Standards zu den (durch die Bertelsmann stand und steht außer Frage, dass Eigen- Stiftung ausgezeichneten) zwölf füh- verantwortliches Lernen (EVA) dabei eine renden Medienschulen Deutschlands herausragende Rolle spielt. Seine Ar- gehört. Eigenverantwortliches Lernen in beitsfelder (Methodentraining, Team- Kombination mit intensiver Medienarbeit training und Kommunikationstraining) – stößt jedoch schnell an die formalen sollten zum Beispiel im Gymnasium Grenzen des herkömmlichen Unterrichts. Arnoldinum mit dem schulischen Schwer- Flexibilisierung sowohl der Arbeit im Un- punkt »Neue Medien« verknüpft werden. terricht als auch des Zeitplanes (Abkehr Dies war das Kernprojekt der Schule, die vom 45-Minuten-Rhythmus) standen bereits aufgrund des hohen techno- deshalb ebenso auf der Tagesordnung logischen und medienpädagogischen wie Unterrichtsinhalte und -konzepte. Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 177 177 Stichwort »Neue Medien«: Einige Schulen Und so entdeckte die Janusz-Korczak- flikten. Sie entwickelten gemeinsame erstellten und erprobten Intranetkon- Schule, Förderschule mit dem Förder- Sichtweisen und Standards und sprechen zepte. Ein solches schulinternes Informa- schwerpunkt emotionale und soziale insgesamt von einer »Verbesserung der tionssystem wurde zum Beispiel genutzt, Entwicklung, sehr bald, dass es an geeig- unterrichtlichen Qualität«. um innerhalb des Kollegiums Unterlagen neten Moderatoren fehlte, die in den und Unterrichtsvorbereitungen auszutau- Fortbildungen zu EVA schen, aber auch, um Schülerinnen und Bedarf und die besonderen Beding- Schülern Materialien zur Verfügung stel- ungen der Schülerinnen und Schüler In der ländlich strukturierten Region len zu können. Andere Schulen integrier- ihrer Schule eingehen konnten. Ins- wird engagiert über die Entwicklung ver- ten Edmond (Elektronische Distribution gesamt standen leider für die Förderung schiedener Schulformen diskutiert. Die von BildungsMedien On Demand der des eigenverantwortlichen Arbeitens, so Positionierung und Veränderung der Medienzentren NRW) in ihre Medienkon- der Abschlussbericht der Region, nicht Hauptschule steht dabei im Mittelpunkt. zepte, inklusive weiterführender Fortbil- ausreichend Moderatorinnen und Mode- Sie noch stärker mit anderen Schul- dungen zum Umgang mit Datenver- ratoren zur Verfügung, hier hätte man formen und der Arbeitswelt zu ver- waltung. auch auf den Das etwas andere Zeugnis Michael-Grundschule sich durch ein regionales Einsatzmana- zahnen, war eines der Ziele im Projekt- richtete Computerecken in ihren Klas- gement mehr Flexibilität gewünscht. zeitraum. Eine Idee der Hauptschulen senräumen ein. Trotzdem entwickelten die Steinfurter der Stadt Rheine fand dabei besonders Schulen eine breite Palette von Möglich- guten Anklang, und zwar sowohl bei keiten und Methoden, um im Laufe des Eltern- und Schülerschaft, als auch bei Projektes ihr Ziel, alle Kinder nach ihren aufnehmenden Schulen und Arbeit- Differenziert und mit konzentriertem Blick Möglichkeiten und Fähigkeiten optimal gebern: Zum Zeugnis bekommen die auf die eigene Schule setzten sich alle zu fördern, zu erreichen. Jugendlichen eine Anlage mit Beschrei- Die Kritische Blicke Beteiligten mit dem Reformprozess aus- Die Janusz-Korczak-Schule gehörte zu bungen ihres Arbeits- und Sozialver- einander. Überzeugt davon, dass die Ak- den Schulen, die das Projekt »Selbst- haltens. Die Lehrerinnen und Lehrer ent- teure in jeder einzelnen Schule selbst ständige Schule« konsequent dazu wickelten das einheitliche Formblatt am besten wissen, was für sie richtig ist, nutzten, ihren Unterricht und den Blick auf gemeinsam mit Vertreterinnen und Ver- nahmen sie die Angebote im Projekt auch die Schülerinnen und Schüler zu ver- tretern des Berufskollegs, der Kreis- kritisch unter die Lupe. ändern und sich gleichzeitig – in Koope- handwerkerschaft und mit den Personal- ration mit der Uni Dortmund – Techniken leitern verschiedener Firmen. schulinterner Evaluation zu erarbeiten. Sie Der Wechsel von der Grundschule zur »Die Schulen im Modellprojekt haben nahm als einzige Förderschule von ins- weiterführenden Schule und von der Se- die Zeit genutzt um, aufbauend auf vor- gesamt 17 in der Region am Projekt teil. kundarstufe I zur Sekundarstufe II bereitet handene Beratungsstrukturen, die Vernetzung mit externen Beratungsträgern Schüler- und Leherschaft immer wieder er- Gemeinsame Standards in die Wege zu leiten, und um schulform- hebliche Schwierigkeiten. Initiiert von einer pädagogischen Mitarbeiterin des re- bezogene Konzepte zu erstellen. Dazu War es zu Beginn des Projektzeitraumes gionalen Bildungsbüros wurden deshalb wurde insbesondere die Unterstützung noch üblich, alle Schüler zielgleich Qualitätszirkel für die Fächer Deutsch, von externen Supervisoren in Anspruch zu unterrichten, so machte sich das Englisch und Mathematik eingerichtet, die genommen.« Kollegium nach kurzer Zeit daran, für un- Standards erarbeiten sollten, um diese aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Steinfurt terschiedliche Schülergruppen bedürf- Übergänge zu erleichtern und möglichst nisorientiert maßgeschneiderte Unter- fließend zu gestalten. Koordiniert von den richtskonzepte zu erarbeiten. weiterführenden Schulen im Modell- Die Schule profitierte darüber hinaus projekt wurden verbindliche Absprachen vor allem von den Fortbildungen zur Or- mit den abgebenden Schulen für ein er- ganisationsentwicklung. Die Kolleginnen folgreiches Übergangsmanagement ge- und Kollegen in der Förderschule betonen troffen – allerdings mit sehr unterschied- als Folge der Qualifikationen die »stabilen lichen Ergebnissen. Im Rahmen einer Klassenteams« und eine sachgerechte Evaluation durch die WWU Münster und zeitnahe Kooperation auch bei Kon- wurden hilfreiche Bedingungen erarbeitet. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 178 178 Regionenporträt Kreis Steinfurt Als äußerst hilfreich erweist sich auch, Die Annette-Grundschule erfragt schon Kein Wunder, dass die motivierten Päd- dass heute neben den Schulpsycholo- jetzt jährlich die Meinung der Eltern zur agogen eine Vielzahl der Neuerungen ginnen des Landes und des Kreises sowie Arbeit der Schule, wertet sie aus und beibehalten wollen. Dazu gehören ganz den Sozialfachkräften an den Haupt- präsentiert die Ergebnisse. Außerdem konkret: schulen zahlreiche weitere Kräfte tätig werden sämtliche Aspekte der Unter- Q sind, um Schülern, Eltern und Lehrern bei richtsentwicklung evaluiert. Insgesamt schule Münster und der Uni Münster, schwierigen Lebensumständen zu helfen. wurden in der Region Steinfurt mehr als mit der Volkshochschule, der Famili- Die Kaufmännischen Schulen und das Be- 40 Evaluationsberaterinnen und -berater enbildungsstätte, der Stadtbücherei, rufskolleg der Stadt Rheine sowie die ausgebildet. Deren Ausbildung gilt als mit Verbänden und Organisationen, Wirtschaftsschulen des Kreises Steinfurt »vorbildlich«. Unterstützt und ergänzt haben das gemeinsame Projekt »Beratung wurden sie in ihrer Arbeit durch erfahrene – Kommunikation – Konflikt« entwickelt. Kolleginnen und Kollegen aus den berufs- Über einen Zeitraum von drei Jahren und wirtschaftsorientierten Schulen, wie Q die Steuergruppe und haben diese Schulen es geschafft, Kom- etwa der Städtischen Kaufmännischen Q die mit Schülern, Eltern und Kollegen petenzteams zu bilden, die Beratungs- Schule Rheine oder den Wirtschafts- breit besetzte Personalkommission konzepte entwickeln, ein Beratungs- schulen des Kreises Steinfurt. In Koope- zur Auswahl neuer Lehrkräfte. netzwerk aufbauen und Projekte zu ration mit der Uni Dortmund war der Verringerung und Prävention von Kon- Aufbau einer schuleigenen Evaluations- Exemplarisch und für die Projektschulen flikten durchführen. Q die Kooperationen mit der Fachhoch- die neu eingeführten Schulversammlungen und Schulleitersprechstunden für die Schülerinnen und Schüler, kultur Schwerpunkt der Wirtschafts- auf den Punkt gebracht klingt das so: Bei allem pädagogischen Elan blickten schulen des Kreises Steinfurt und der »Wir behalten den Idealismus und den die selbstständigen Schulen in der Städtischen Kaufmännischen Schulen Elan, der unsere Schule weiter voran Region Steinfurt noch sehr selbstkritisch Rheine. bringt. Die Tatsache, dass von allen Beteiligten am Modellprojekt die Arbeit auf das Thema »Evaluation«. Zitat aus dem Abschlussbericht: »Bei allen An- Mit Elan in die Zukunft nicht nur insgesamt erfolgreich, sondern in weiten Bereichen als unterstützend strengungen wird man nicht behaupten können, dass Evaluation integraler Be- Die Schulen im Kreis Steinfurt haben es und nützlich für die Weiterentwicklung standteil der pädagogischen Tätigkeiten sich in den sechs Jahren nicht leicht betrachtet wurde, weist auf die zwingende in der Schule geworden ist.« Doch trotz gemacht. Sorgfältig und verantwortungs- Notwendigkeit hin, diese Entwicklung dieser zurückhaltenden Aussage und der bewusst stiegen sie in den Reformprozess nicht abreißen zu lassen. Somit sollte Anlaufschwierigkeiten setzte sich nach ein, stellten sich den Anforderungen der die Qualitätsentwicklung des Unterrichts den breiten Diskussionen »pragmatische schulpädagogischen Zukunft und hielten und der Schulen vorangetrieben werden, Vernunft« durch. Und so konnte dennoch auch dem Erwartungs- und Zeitdruck aus um die Lern-, Lebens- und Berufschancen an jeder Modellschule ein Evaluations- vielen Richtungen stand. Umso erfreu- der Menschen in der Region zu erweitern. projekt durchgeführt werden. Das re- licher, dass viele Schulen überzeugt und Dies setzt verstärkte Anstrengungen bei gionale Bildungsbüro entwickelte zudem motiviert die einmal beschrittenen Wege der Entwicklung hin zu einer Bildungs- ein regionales Evaluationskonzept, um weiter gehen wollen. Zum Ende des Mo- region voraus. Das ist für alle gut!« in Zukunft die Schulen in diesem Bereich dellprojekts hielt etwa das Gymnasium noch besser unterstützen zu können. Borghorst in einem Protokoll einer Steuergruppensitzung fest: »Wir haben die »Schulentwicklung von unten braucht ›Selbstständige Schule‹ als frischen Wind einen langen Atem und manchmal »Es gilt, den Elan und die Aufbruch- für die Schulentwicklung erlebt, der vielen mehrere Anläufe. Nicht jeder Impuls zeigt stimmung, die bei vielen Teilnehmern fest- unserer Projekte, speziell der Unter- Wirkung. Es gab auch Vorhaben, die zustellen sind, zu nutzen, um ein regio- richtsentwicklung neuen Schub gebracht letztlich nicht umgesetzt werden konnten, nales Bildungsnetzwerk zu verwirklichen. hat (…) Dieser Prozess verstärkte die Ko- weil die Kräfte begrenzt waren. Nachhal- Unsere Bitte: Helfen Sie mit! Nur so ist die operationsbereitschaft von Kolleginnen tiger Erfolg setzt Teamarbeit voraus.« Vision von einer barrierefreien Bildungs- und Kollegen und verstetigte die Koope- aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Steinfurt laufbahn für alle Bürgerinnen und Bürger ration im Kollegium.« in der Region Steinfurt realisierbar.« aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Steinfurt seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 179 179 Projektschulen Korrespondenzschulen Euregio Gesamtschule Rheine w www.euregio-gesamtschule-rheine.de 1 Grundschule 1 Hauptschule 1 Realschule Janusz-Korczak-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, Ibbenbüren w www.jk-schule.de Beteiligte Schulträger Gemeinschaftshauptschule Lotte w www.ghs-lotte.de Annetteschule Grundschule, Rheine w www.annetteschule.de Michaelschule Grundschule, Rheine w www.michaelschule-rheine.de Don-Bosco-Schule Hauptschule, Rheine e [email protected] Elisabeth-Schule Hauptschule, Rheine w www.elisabeth-schule.de Overbergschule Hauptschule, Rheine w www.overbergschule.homepage.t-online.de Berufskolleg der Stadt Rheine w www.berufskolleg-rheine.de Städtische Kaufmännische Schulen Berufskolleg, Rheine w www.kfmschulen.de Gymnasium Arnoldinum Steinfurt w www.arnoldinum.de Städtisches Gymnasium Borghorst Steinfurt w www.gymnasium-borghorst.de Berufskolleg Tecklenburger Land Ibbenbüren w www.bk-ibb.de Wirtschaftsschulen des Kreises Steinfurt Berufskolleg, Steinfurt w www.wirtschaftsschulen-steinfurt.de bei Projektstart Stadt Rheine Stadt Steinfurt Gemeinde Lotte Kreis Steinfurt später hinzugekommen Gemeinde Metelen seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 180 180 Region Kreis Unna G Klein, aber fein Kreis Unna Regierungsbezirk Arnsberg 426.000 EinwohnerInnen 140 öffentliche Schulen 4 Schulen freier Träger davon 11 Projektschulen und 12 Korrespondenzschulen Schule muss individuell sein und selbstständig auf die Bedürfnisse »ihrer« Kinder eingehen. Dennoch sollte man voneinander lernen, von den Erfahrungen anderer Beteiligungsgrad profitieren und diese an eigenen Erkenntnissen teilhaben lassen. Schon deshalb 2002/03: 8% kam der Region Unna mit ihren knapp 63.000 Schülerinnen und Schülern das Mo- 2007/08: 16% dellprojekt »Selbstständige Schule« gerade recht. Und das nicht nur, weil Bildung einen Schwerpunkt des kommunalen Angebotes darstellt. Das Projekt bot die Chance, regionales Denken zu intensivieren. Wenn nun Fazit nach sechs Jahren der Er- Zumal es für das Konzept und seine po- probung größerer Eigenständigkeit ge- sitiven Auswirkungen spricht, dass sich zogen wird, lautet die Frage: Ist das Glas 2007 die Zahl verdoppelte – 12 Korre- halb voll oder halb leer? Die Grundsatz- spondenzschulen wurden begrüßt. Of- überlegung stellt sich schon bei der Be- fensichtlich hat sich herumgesprochen, teiligung. Von elf möglichen Schulträ- wie Schule sich entwickeln kann, wie gern nahmen nur vier mit insgesamt elf größere Freiheiten besseren Unterricht Schulen teil. Wenig, mag man gemessen und effektivere Arbeitsteilung in den Kol- an 140 Schulen im Kreis festhalten. Doch legien ermöglichen. »Abgucken erwün- die Variante vom halb vollen Glas setzt scht« titelte entsprechend der Westfä- sich durch. Ein Anfang ist geschafft. lische Anzeiger im März 2007, als bekannt gegeben wurde, dass sich der Kreis der »Selbstständigen« vergrößere. »Die Modellschulen nutzen dabei enga- i p e Maren Lethaus Schulverwaltung des Kreises Unna Parkstraße 42 59425 Unna 0 23 03 – 27 20 61 [email protected] giert die neuen Gestaltungsfreiräume, die ihnen bei der Unterrichtsorganisation, Ressourcenbewirtschaftung und Mitwirkung eingeräumt werden.« Westdeutsche Allgemeine vom 22.03.2007 seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 181 181 Pädagogen als Moderatoren zu akzeptieren und zu leben. Manage- Weg vom Einzelkämpfer ment- und Führungsfähigkeiten sind geDie »Neuen« profitierten nicht nur von fragt. So gilt es, Personalfragen zu ent- Als Garant für das schnelle gegenseitige den Erfahrungen der bis dahin kreisweit scheiden. »Schulscharfe Einstellungen« Kennenlernen anderer Schulen und im Projekt eingebundenen 800 Lehre- lautet die Zauberformel, die allerdings Schulformen und förderlich für die Kom- rinnen und Lehrer. Sie kamen auch wie nicht immer greift. Die Klagen über Pro- munikation unter den Projektschulen gilt die Schulen der ersten Stunde in den bleme, Pädagogen für die so genanten die gemeinsame Qualifizierung der schu- Genuss von Fortbildungen – übrigens, Mangelfächer zu finden, reißen nicht ab. lischen Steuergruppen. Sie sind, darüber ohne in die eigene Tasche greifen zu Auch das fehlende Mitspracherecht bei herrscht Einigkeit, ein wesentlicher müssen. der Auswahl von nichtpädagogischem Motor für den innerschulischen Entwick- Personal, etwa Sozialarbeitern, wird lungsprozess geworden. An den meisten mancherorts beklagt. Schulen sollen sie auch über das Projek- Schulungen stellten einen wesentlichen Kernbereich der sechsjährigen Entwicklung dar. Abgestimmt mit der Insgesamt aber überwiegen die tende hinaus bestehen bleiben. regionalen Steuergruppe waren die guten Mitarbeiterge- Im Erfahrungsaustausch lag eines Themen Qualitätsmanagement, Evalua- spräche und konkrete Aufgabenvertei- der erklärten Projektziele. Weg vom Ein- tion und Unterrichtsentwicklung beherr- lungen verbesserten Transparenz und zelkämpfer, lautete die Devise. Entspre- schend. »Kooperatives Lernen« nach Kommunikation erheblich. Das gilt auch chend wird eine Mitarbeiterin der Schul- Norm Green stieß dabei auf das größte für die Zusammenarbeit mit der Bezirks- aufsicht des Kreises 2007 in den Interesse. regierung. »Eng, zielorientiert und ent- örtlichen Medien zitiert: »Die neue Qua- bürokratisiert«, lautet das Urteil. Das lität besteht nicht in der Entwicklung der klang auch schon einmal anders. Einzelschule, sondern in der Schulent- Die Fortbildungen faszinierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer so, Erfahrungen. dass sie dankbar die Initiative der regio- Ein weiterer Schwerpunkt ihrer neuen wicklung im regionalen Verbund und in nalen Steuergruppe aufgriffen, sich Berufsauffassung stellt für die Schulleiter der Identifikation der Einzelschule mit selbst als Moderatoren ausbilden zu die Qualitätsentwicklung der eigenen den regionalen Entwicklungsvorhaben.« lassen. Sie wollten ihr neu gewonnenes Schulen dar. Sie muss vorangetrieben Sie zeigte sich überzeugt, dass mit Wissen nicht für sich behalten. Sie werden. Dass dies stärker denn je auch der Aufnahme der Korrespondenz- wollten kommunizieren, andere Kollegen bedeutet, Verantwortung etwa an die schulen »ein erster kleiner Schritt getan davon profitieren lassen. Ein Konzept mit schulische Steuergruppe oder den Leh- wurde, die Entwicklung zu einer regio- Perspektive. Es überzeugte derart, dass rerrat zu delegieren, wurden ihnen in spe- nalen Bildungslandschaft im Kreis Unna daran gedacht wird, es in die reguläre ziellen Schulungen nahe gebracht. Für die voran zu treiben.« Um weitere Schritte Lehrerausbildung zu übernehmen. regionale Steuergruppe steht fest: »Zu- gehen zu können, ist allerdings die Ein- Auf eine völlig neue Sichtweise sammenarbeit und damit das Zusammen- bindung aller Schulträger auf lange Sicht müssen sich künftig die Schulleiterinnen wirken von Schulleitung, Steuergruppe unverzichtbar. Und sicher muss es auch und Schulleiter einstellen. Sie sind ge- und Lehrerrat hat sich in der Region als noch stärker als bisher gelingen, mit au- radezu gezwungen, ein neues Rollenbild tragfähiges Konstrukt bewährt.« ßerschulischen Akteuren zu kooperieren. Sie können den Schul- und Unterrichtsalltag bereichern. Der veränderte sich nicht nur auf dem Papier oder durch die Bildung neuer Gremien. Die Kinder und Jugendlichen bekamen den frischen Wind zu spüren und genossen ihn. Selbstlernzentren verbesserten die Möglichkeit des eigenverantwortlichen Lernen und Arbeitens, Selbstständige Schule.nrw Experimentierstunden und Gruppenarbeit ließen die jungen Menschen mit sichtlich mehr Freude und Eifer, vor allem aber auch größerem Lernerfolg die Schulbank drücken. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 182 182 Dass auch hier nicht alles glatt und rei- Regionenporträt Kreis Unna Aus Fehlern lernt man bungslos verlief, ist nur natürlich. So So sollen auch die Erfolgsgaranten der bisherigen selbständigen Schulen ver- konnte eine Schule ihren Plan nicht um- Doch der Wandel, da sind sich die mittelt und auf andere Schulen über- setzen, den gewohnten 45 Minuten-Un- meisten Akteure einig, lässt sich nicht tragen werden. Als solche sind zu terrichtstakt zu verändern. Es hätte die aufhalten und soll es auch gar nicht. Der nennen: Kooperation mit der Nachbarschule er- Qualitätszuwachs ist greif- und spürbar. Q das Fortbildungsbudget, schwert. Auch das offenbart die Not- Neue Vorhaben, Ziele und Prozesse Q die zielgenauen und adäquaten Fort- wendigkeit der Veränderung in mög- werden sorgfältiger formuliert und ge- lichst vielen Schulen der Region. plant. Die gemeinsame Vision lässt Resi- Schulmauern sollten künftig keine gnation bei Problemen nicht so schnell Grenze für Innovation mehr darstellen. wie einst um sich greifen. Man sucht Lö- Q die »schulscharfen« Einstellungen Q ein Planungsbudget »flexible Mittel« Bewusstsein ändern, sollte auch das sungen, keine Begründungen, warum Ziel in der Zusammenarbeit mit Eltern etwas nicht funktioniert. Die Bereit- lauten. Dass deren Rolle über die des Or- schaft, das eigene Tun zu hinterfragen, ganisators einer Klassen-Grillfete hin- sich der internen Qualitätssicherung und ausgehen soll, ist längst unumstritten. externen wissenschaftlichen Begleitung Doch noch tun sich beide Seiten häufig zu stellen, ist sprunghaft gestiegen. bildungsangebote, Q die Kapitalisierungsmöglichkeit von Lehrerstellen, sowie Q die Implementierung pädagogischer Tage in den Schuljahresrhythmus. Ganz selbstverständlich sollte künftig schwer. Im Rahmen des Projektes ge- Die alte Weisheit, dass man aus die Einrichtung schulischer Steuergrup- langen durchaus Fortschritte. Eltern Fehlern lernt, wird mit Leben erfüllt. Das pen werden. Sie stehen für gemeinsame wirken in Schulkonferenzen stärker als gilt auch für die an allen Schulen ge- Entwicklung und für den Teamgedanken. bislang gewohnt mit oder entwickeln setzten Projektschwerpunkte. Sie unter Denn ein Wandel der vergangenen sechs Ideen in Arbeitsgruppen für Schulpro- die Lupe nehmen zu lassen, hat die re- Jahre muss nach Überzeugung der gramme. In einem Gymnasium gehört gionale Steuergruppe angeboten und selbstständigen Schulen in der Region ein Elternvertreter der offiziellen Ein- hofft dabei auf die Unterstützung der Bestand haben und Auftrag zugleich stellungskommission an. Dies sind nur Universität Bielefeld. Erfolgreiche Bei- sein: »Nahmen die Lehrkräfte früher die Beispiele. Aber die Elternmitwirkung ist spiele sollen in den kommenden Jahren Verantwortung für die Qualität der noch ein zartes Pflänzchen. Eine stärkere anderen Schulen vorgestellt und so Schule oftmals nur individuell wahr, wird Einbindung und mehr Mitspracherecht nachhaltig verankert werden. Daran mit- nun, gerade durch die interne Selbst- müssen forciert werden, um eine part- wirken soll das »Dienstleistungszentrum evaluierung ein gemeinsames Verfahren nerschaftliche Schulkultur, Identifikation Schule«, das ab August 2008 in der aufgebaut, durchlaufen und im Schul- und Zufriedenheit zu erreichen. Region Unna eingerichtet wird. Hier alltag verlässlich verankert.« werden unter einem Dach Serviceleistungen für alle Schulen des Kreises »Die Teilnahme an den Fortbildungs- unabhängig von der Schulträgerschaft maßnahmen hat bei allen Schulen zu angeboten und so Kooperation und Netz- einer Verbesserung der Teamarbeit im werkbildung unterstützt. Kollegium geführt. Dadurch wurde das Thema Unterrichtsentwicklung nachhaltig vorangebracht und in diesem Zusammenhang auch das selbstständige Lernen der Schülerinnen und Schüler gefördert.« aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Unna seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 183 183 Projektschulen Korrespondenzschulen Sonnenschule Förderschule mit Förderschwerpunkten Lernen und Sprache, Kamen e [email protected] 7 Grundschulen 2 Förderschulen 1 Hauptschule 1 Gymnasium 1 Berufskolleg Regenbogenschule Förderschule mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, Unna w www.regenbogenschule-kreis-unna.de Lippe Berufskolleg Lünen w www.lippe-berufskolleg-luenen.de Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg Werne w www.bk-werne.de Hansa Berufskolleg Unna w www.hbk.mz-unna.de Märkisches Berufskolleg Unna w www.mbk-unna.de Geschwister-Scholl-Gymnasium Unna w www.gsg-unna.de Pestalozzi-Gymnasium Unna w www.pgu.de Gesamtschule Unna-Königsborn Unna w www.gek-unna.de Marie-Curie-Gymnasium Bönen w www.mcgboenen.de Realschule Kamen Kamen w www.realschule-kamen.de Beteiligte Schulträger Kreis Unna Stadt Unna Gemeinde Bönen Stadt Kamen seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 184 184 Region Kreis Warendorf G Kreis Warendorf Regierungsbezirk Münster Den Grundstein gelegt 283.000 EinwohnerInnen 110 öffentliche Schulen 10 Schulen freier Träger davon 6 Projektschulen und 11 Korrespondenzschulen Phänomenal. So lassen sich die Warendorfer Ergebnisse im Rahmen des Modellprojektes »Selbstständige Schule« auf den Punkt bringen. Das Wortspiel bietet sich Beteiligungsgrad an. Schließlich zählt das in dieser Region gern als Leuchtturmprojekt gefeierte 2002/03: 5% »Phänomexx« zu den wertvollsten Entwicklungen der vergangenen Jahre, die nun 2007/08: 14% das Bildungsangebot bereichern. Doch Warendorf hat noch viel mehr gewonnen und zu bieten als nur die Einrichtung dieses naturwissenschaftlich-technischen Zentrums auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Westfalen. i p e w Petra Schreier Kreis Warendorf Schul-, Kultur- und Sportamt Waldenburger Straße 2 48231 Warendorf 0 25 81 – 53 4000 [email protected] www.kreis-warendorf.de »Wir lernen fürs Leben.« Welcher Er- Die eigenen Stärken, Schwächen und wachsene kann dies rückblickend auf Vorlieben müssen mit den Angeboten seine eigene Schullaufbahn schon mit auf dem Arbeitsmarkt in Einklang ge- Fug und Recht behaupten? Was das an- bracht – Berufsorientierungskompetenz belangt hat »Selbstständige Schule« im muss ausgebildet werden. Seit Januar Kreis Warendorf einen Stein ins Rollen 2008 hat das regionale Bildungsbüro gebracht. Im Projekt »ABS« (Förderung diese Aufgaben übernommen. Dazu der Ausbildungsreife und der Berufsori- haben sich im Laufe des Modellprojektes entierung für Schüler/innen an den Kooperationen mit der Agentur für Hauptschulen und Berufskollegs) wird Arbeit, den Jugendämtern im Kreis Wa- den jungen Menschen beim Übergang rendorf und im Rahmen der Bildungs- von der Schule in den Beruf geholfen. partnerschaft Bibliothek und Schule ent- Denn auch die richtige Entscheidung wickelt. Auch die ARGE-Jugendkonferenz bei der Berufswahl will gelernt sein. unterstützt das Vorhaben. Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 185 185 An und in die Hand genommen Hilfreich für die Lehrstellensuche ist Für die Schüler aus der Region Wa- auch die Kooperation mit dem Ausbil- rendorf dungsverbund. Koordiniert wird er von aber mehr als nur praxisnahes Lernen. Viel bewegt hat sich bei der Entwicklung der Gesellschaft für Wirtschaftsförde- Ist doch schon das Verlassen des Schul- von Ganztagsformen. Das ist zwar kein rung (GfW). Mitglieder sind u.a. der Kreis gebäudes ein Abenteuer für sich. Raus Resultat größerer Eigenständigkeit, um- Warendorf mit dem regionalen Bildungs- aus dem Schulalltag, rein ins praxisnahe gekehrt aber wird dort Erkenntnissen büro, der Kreishandwerkerschaft Stein- Lernvergnügen. Und in die Zukunft. Denn moderner Bildungsforschung im Unter- furt-Warendorf, der Handwerkskammer die bei »Phänomexx« beteiligten Ahlener richt und bei der Schulentwicklung Münster und der IHK Nord Westfalen. Ge- Hauptschulen verfolgen neben der Lehre Rechnung getragen. So haben die Bar- meinsam tragen sie dazu bei, dass zu- noch ein weiteres Ziel: Gemeinsame Pro- baraschule, die Freiligrathschule, die Jo- sätzliche Ausbildungsstellen entstehen. jektarbeiten und Ausbildungspraktika hanna-Rose-Schule, die Marienschule in sowie Unterstützung bei der Lehrstellen- Ahlen, die Edith-Stein-Schule und die suche (Ausbildungsscouting) sollen die Von-Ketteler-Schule in Oelde, die Städ- Kooperation zwischen Schulen und mit- tische Gemeinschaftsgrundschule in En- Zurück noch einmal zu »Phänomexx«. telständischer Wirtschaft verbessern. Eine nigerloh sowie die Martinschule in Lernen mit allen Sinnen ist dort möglich Idee, die ankommt. Im Jahr 2006 wurde Beckum den Leitgedanken der individu- und gewünscht. Und im Medienzeitalter die Initiative von der Volksbankstiftung ellen Förderung durch ihr Angebot einer etwas ganz Besonderes. Hier lassen sich VIA mit dem »Förderpreis für Innovation in Offenen Ganztagsschule fortgeführt. Phänomene, die die Natur liefert, im der Ausbildung« ausgezeichnet. Er brach- Hier erhalten die Kinder Hilfe bei den Wortsinne be»greifen«, riechen, hören, te die stolze Summe von 40.000 Euro ein. Hausgaben, nehmen am gemeinsamen Praxisnahes Lernvergnügen bedeutet das »Phänomexx« schmecken und natürlich auch sehen. Wer schon einmal den »großen Bruder«, Mittagessen teil und können kreativen, Klein, aber stark das Wissenschaftsmuseum phaeno in musischen und sportlichen Aktivitäten nachgehen. Für viele eine Chance, die Wolfsburg mit seinen 250 Experimen- Mit sechs von insgesamt 120 Schulen tierstationen besucht hat, weiß um die stieg der Kreis Warendorf in das Modell- Faszination des interaktiven Lernens. sich ihnen sonst nicht bieten würde. projekt »Selbstständige Schule« ein. »Zusammenfassend ist festzustellen, Strom erzeugt Wärme und Bewe- Sicher wäre eine stärkere Beteiligung dass die einzelnen Schulen die beson- gung, Licht und Kälte, Magnetkraft und wünschenswert gewesen, doch konnten deren Möglichkeiten, die sich durch die »man kann ihn schmecken« – zumindest später immerhin 11 weitere Schulen zur Teilnahme am Projekt ergeben haben, im »Phänomexx« beim Projekt Elektri- Teilnahme als Korrespondenzschulen ge- intensiv genutzt haben. Die Unterstüt- zität. Hier dürfen die Kinder im Selbst- wonnen werden. Aber allein, dass sich in- zung durch Fortbildungen insbesondere versuch zum Beispiel die Kontakte einer nerhalb von sechs Jahren eine so heraus- auch mit externen Referenten wurde in Taschenlampenbatterie an die Zunge ragende Idee wie das »Phänomexx« allen Bereichen als große Bereicherung halten. Ungefährlich aber spürbar: »Es verwirklichen ließ, zeigt, dass sich auch erfahren und hat neue Impulse für die kribbelt.« mit einer verhältnismäßig kleinen, dafür Entwicklungsarbeit gesetzt.« aber leistungsstarken Gruppe, viel be- aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Warendorf »Gleichzeitig mit der Entwicklung der wegen lässt. Zumal alle Schüler der Schulen von innen heraus erfolgte mit Region davon profitieren. neuem Selbstbewusstsein eine Öffnung Als überaus gelungen darf die Ver- nach außen. Sowohl der Austausch mit zahnung der Modell- und Korrespondenz- anderen Schulen derselben Schulform schulen bezeichnet werden. Denn sie wird und auch schulformübergreifend als im Kreis Warendorf in Form konkreter Un- auch die gemeinsame Zusammenarbeit terrichtsentwicklungsprojekte geregelt. mit den Trägern, der Schulaufsicht und Inhaltlich vorbereitet von engagierten weiteren Partnern haben die Schulen in Lehrern finden ähnlich wie in der Politik ihrer inhaltlichen Arbeit gestärkt.« »Gipfeltreffen« statt: Im Schulleiter-Forum aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Warendorf werden zentral Absprachen getroffen, Projekte auf den Weg gebracht und Erfahrungen ausgetauscht. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 186 186 Regionenporträt Kreis Warendorf Transparent vernetzt Auf Hochtouren an der Gemeinschaftshauptschule im So gut sie im Einzelfall auch geschmeckt Der Motor »Selbstständige Schule« ist Herxfeld in Sassenberg der gebundene haben mögen, das Kochen ausschließ- inzwischen im Kreis Warendorf warm ge- Ganztag fortgesetzt bzw. eingeführt. Für lich eigener Süppchen haben die »Selbst- laufen. Jetzt gilt es, ihn am Laufen zu die Schüler heißt dies, dass sie an vier ständigen Schulen« im Kreis Warendorf halten, will man die selbst aufgestellten Tagen von 8.00 bis 16.00 Uhr und an überwunden. Sie setzen auf Transpa- Leitziele erreichen. Die lauten: einem Tag von 8.00 bis 14.00 Uhr in der renz. Gleichzeitig mit der Entwicklung Q Schule sind. In der zusätzlichen Zeit er- der Schulen von innen heraus (z.B. durch dividuelle Lernbedarfe und Stan- halten sie Unterricht, der der Förderung Fortbildungen und die Einrichtung von dards beruhenden Bildungsangebots fachlicher und sozialer Kompetenzen Steuergruppen) erfolgte in Warendorf sowie dessen Umsetzung und Eva- dient. Vertiefendes Lernen wird so ga- mit neuem Selbstbewusstsein eine Öff- rantiert. Auf Lernschwächen und Wis- nung nach außen. Nur so lässt sich das senslücken kann individuell einge- oberste Entwicklungsziel – der Aufbau Bildungslandschaft durch einen ge- gangen werden. »Nachhilfe« ist in den einer regionalen Schul- und Bildungs- meinsamen und Schulform übergrei- Leistungen der Schule inbegriffen. Mit landschaft durch einen gemeinsamen fenden Ansatz zur Unterrichtsent- dem angenehmen Nebeneffekt, dass die und schulformübergreifenden Ansatz zur traditionellen Hausaufgaben entfallen. Unterrichtsentwicklung – realisieren. Bei den Hauptschulen wurde an der Geschwister-Scholl-Schule in Ahlen sowie Entwicklung eines vernetzten, auf in- luation, Q Aufbau einer regionalen Schul- und wicklung, Q Unterstützung der Schulen bei der Der viel zitierten, aber oft nur auf Noch hat Warendorf diese oberste Stufe, Vermittlung qualifizierter Bildungs- dem Papier bestehenden Chancengleich- gut Ding will Weile haben, zwar noch abschlüsse, heit, wurde im Kreis Warendorf im Rah- nicht erklommen, doch neben den im un- men des Projekts »Übergangsmanage- mittelbaren Projektkontext ausgehan- gebote, die den Schülerinnen und ment« Rechnung getragen. Die regionale delten Konzepten kommt es bereits jetzt Schülern optimale Ausbildungs- und Steuergruppe organisierte Fachkonfe- verstärkt zu schulformübergreifenden Zukunftschancen bieten, renzen, bei denen sich Lehrer verschie- bilateralen Kooperationenm, wie bei- dener Schulformen trafen, um sich in Ar- spielsweise zwischen einer Grundschule petenz, der Ausbildungs- und Stu- beitsgruppen für die Kernfächer Deutsch, und einem Berufskolleg. dierfähigkeit sowie Q Q Q Aufbau abgestimmter Bildungsan- Verbesserung der Berufswahlkom- frühzeitige und individuelle För- Mathematik und Englisch auszutauschen. Sichtbares Zeichen der Vernetzung Ziel war es, fachliche Anforderungen und ist das Anfang 2006 eingerichtete re- Standards abzugleichen, um einen gionale Bildungsbüro, das die Schulen sanften Übergang von der Grundschule beim Aufbau einer regionalen Schul- Doch zur Realisierung diese Absichten zur Sekundarstufe I, insbesondere aber landschaft unterstützt. Es dient nicht nur benötigt man genügend Treibstoff. En- auch den Wechsel von der Sekundar- den Modell- und Korrespondenzschulen gagement und Wille sind bei den betei- stufe I zu den Berufskollegs möglichst als Service- und Beratungsstelle, son- ligten Schulen vorhanden. Aber ohne reibungslos zu gestalten. Beim Betreten dern steht vielmehr allen Schulen des »Tankstelle« geht es nach eigener Ein- von schulischem Neuland gehen die Kreises Warendorf als zentrale Anlauf- schätzung – noch – nicht. Um weitere Schüler unter den gleichen Vorausset- stelle zur Verfügung. Eine Austausch- Projekte zur Entwicklung der regionalen zungen an den Start, betreten ein Stück plattform im Internet und der dreimal Bildungslandschaft auf den Weg zu sicheren Bodens. jährlich erscheinende Newsletter runden bringen, bedarf es finanzieller Mittel. hier das Angebot ab. Auch um mit noch mehr PS, sprich wei- derung von Sprachfertigkeiten. »Die positiven Elemente müssen bei teren Schulen, in die Zukunft durchzu- einer Fortsetzung der Arbeit unbedingt starten. Die Strecke ist abgesteckt, erhalten bleiben. Insbesondere die Struk- Strukturen sind aufgebaut und haben tur der Steuerung durch die regionale sich bewährt. Die Bahn ist frei, sie wartet Steuergruppe und die Unterstützung darauf, befahren zu werden. durch das regionale Bildungsbüro sind für die Weiterentwicklung unverzichtbar.« aus dem Abschlussbericht der Region Kreis Warendorf seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:54 Uhr Seite 187 187 Projektschulen Korrespondenzschulen Berufskolleg Ahlen w www.berufskolleg-ahlen.de 5 Grundschulen 2 Hauptschulen 3 Realschulen 1 Berufskolleg Berufskolleg Beckum w www.berufskolleg-beckum.de Barbaraschule Grundschule Ahlen w www.barbaraschule-ahlen.de Geschwister-Scholl-Schule Hauptschule Ahlen w www.scholl-schule-ahlen.de Freiligrathschule Grundschule Ahlen w www.freiligrathschule-ahlen.de Johanna-Rose-Schule Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen Ahlen w www.ahlen.de/jrs Beteiligte Schulträger bei Projektstart Kreis Warendorf Stadt Ahlen später hinzugekommen Stadt Ennigerloh Stadt Oelde Stadt Sassenberg Stadt Beckum Stadt Warendorf seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 188 188 Region Münster G Münster Regierungsbezirk Münster »Dauerimpuls« für jede Schule 280.000 EinwohnerInnen 97 öffentliche Schulen 9 Schulen freier Träger davon 12 Projektschulen und 8 Korrespondenzschulen Es ist nicht zu übersehen: Die Impulse aus dem Projekt veränderten die Schulen nachhaltig. Lehrerinnen und Lehrer empfanden die Beteiligung an dem Projekt Beteiligungsgrad als »Dauerimpuls« für ihre Entwicklung, Reflexion und ihr pädagogisches Enga- 2002/03: 11% gement. Gestärkt durch das Vertrauen in die Eigendynamik und Eigenverant- 2007/08: 19% wortung, verbunden mit einer neu gewonnenen Sicherheit in die eigene Evaluationskompetenz, plädieren sie nun dafür, die gewonnenen Erfahrungen zu vertiefen, die neuen Handlungsspielräume zu sichern sowie die schulischen Steuergruppen beizubehalten. i p e w Klaus Ehling Stadt Münster Amt für Schule und Weiterbildung Stadthaus 1 Klemensstraße 10 48143 Münster 02 51 – 4 92 40 00 [email protected] www.muenster.de/stadt/schulamt Nach übereinstimmender Einschätzung selbst wuchsen zu einer Schullandschaft haben alle, die sich am Modellprojekt zusammen, die heute geprägt ist von beteiligt haben, gewonnen. Die Schulen, mehr Transparenz, Vernetzung, Service die Schulaufsicht, der Schulträger und und nicht zuletzt von starken schuli- die Region. Die Kooperationen von schen Profilen. Entstehende »Bildungs- Schulen miteinander und mit anderen In- quartiere« in Stadtteilen zeugen von stitutionen wurden deutlich verstärkt. einem Bildungsverständnis, das nicht an Interessant und erfreulich zugleich, dass den Türen der einzelnen Institutionen die Schulaufsicht im Kontakt mit den aufhört. Es zeigte sich, dass Grund- Projektschulen neu schulen und weiterführende Schulen in denken und erproben konnte und sich demselben Stadtteil die verstärkte Ko- auf dem Weg zu einer systemischen Auf- operation am meisten schätzen. Davon sicht über eigenverantwortliche Schulen profitieren zu allererst die Kinder: Ihnen befindet. Der Schulträger wiederum erleichtert die Zusammenarbeit den gewann aus dem Projekt Anregungen Übergang und erhöht damit ihre Bil- zur Verwaltungsreform. Die Schulen dungschancen. ihre Aufgaben seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 189 189 Neue Strukturen – mehr Kooperation »Münsteraner Modell« qualifizierungen wurden ebenfalls fast Durch das Modellprojekt entstanden in Fortbildung muss passgenau sein. durchgängig positiv eingeschätzt und den Schulen neue Formen der Zusam- Deshalb wurde die standardmäßig vor- genutzt. Konkret ging es zum Beispiel menarbeit und Mitwirkung – notwendige gesehene Qualifizierung für schulische um Leitungshandeln in Lernenden Orga- Voraussetzungen einer qualitativen Schul- Steuergruppen entsprechend den spe- nisationen, um Personalentwicklung und entwicklung. Entscheidend in diesem ziellen Bedürfnissen der Schulen ange- Personalauswahl, um Unterrichtsent- Prozess war die Bildung und Qualifi- passt. Dieses »Münsteraner Modell« wicklung, um Konfliktmanagement, Fi- zierung der schulischen Steuergruppen, fasste die vorgesehenen zwölf Fortbil- nanzen und Sponsoring. Alle Beteiligten die die Entwicklungsvorhaben gemein- dungstage zu sieben Bausteinen zu- fühlten sich durch die Fortbildungs- sam steuerten und die Schulleitungen sammen und ergänzte sie durch die Fort- Module gestärkt. Ihr Fazit: Weitrei- entsprechend begleiteten. Die so ange- bildungen chende Entwicklungsvorhaben, die die stoßenen Prozesse der Demokrati- Q Schulprogrammatik betreffen, sind ohne sierung der Schule in Bezug auf Ent- begleitende Fortbildungen nicht denkbar. scheidungsprozesse wirkte sich auch auf Dementsprechend wurde dafür das andere Gremien und neue Projekte aus. meiste Geld ausgegeben: Insgesamt Beispiele für mehr Kooperation an steckt die Region Stadt Münster 84 Schulen: Der Auftrag dazu wurde extern an eine Prozent der Mittel aus dem regionalen Q Bildung von schulischen Steuer- Beraterin für Organisations- und Perso- gruppen, nalentwicklung neue Formen der Zusammenarbeit Schulen so über den gesamten Prozess mit Eltern (z. B. Elternschule ELiS), begleiten konnte. Die Qualifizierungen für die schulischen Steuergruppen und die Schulleitungs- Entwicklungsfonds in Fortbildungen und Kooperationsprojekte der Modellschulen. Q Dass sich die Schülerzahlen je nach Prozessbegleitung (Teamtage, Beratung) und Q Austauschworkshops für alle Steuergruppen gemeinsam. vergeben, die die Ausgangslage der einzelnen Schule sta- Q Lehrerberatung durch Eltern, bilisiert beziehungsweise erhöht haben, Q Erweiterung der Schulkonferenz um Schulen nahmen 11 das Angebot an, sich Mitarbeiter/innen der Schule und auch während des Prozesses der Schul- Bildung von Schülerparlamenten. entwicklung weiter beraten zu lassen. werten die Schulen als Erfolg. Insgesamt stieg die Schülerzahl aller Modellschu- Q Eine weitere Besonderheit: Von 12 Die Lehrerinnen und Lehrer fühlten sich len von 2002 bis 2007 um ca. 11 Prozent. dadurch insbesondere gestärkt in der Während des gesamten Zeitraumes »Die Selbstständigen Schulen haben Q Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete sich im Projektzeitraum nach innen und Q Optimierung des Informationsflusses, ein Newsletter: Er erschien seit 2003 nach außen profiliert. Selbstständigkeit Q zweimal jährlich und informierte alle Be- schafft Identität und eine größere Iden- systematischen Zusammenführung teiligten, Politik, Verwaltung und die in- tifikation im Innern der Organisation.« von Einzelaktivitäten, teressierte Fach-Öffentlichkeit über Ak- aus dem Abschlussbericht der Region Münster wurde Transparenz groß geschrieben. Q Professionalisierung der Lehrerarbeit, Entwicklung gemeinsamer Ziele und Teamentwicklung und Entwicklung der Gesamtorganisation, tivitäten, Debatten und Ergebnisse. Q Förderung der Selbst- und Fremdmotivation und im Q Austausch zwischen Schulformen bzw. in der Gestaltung der Übergänge. Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 190 190 Neue Aufgaben in der Schulverwaltung Regionenporträt Münster Schullaufbahnen im Blick behalten Arbeit. Theater, Musikschule etc. wurden stärker in Projekte eingebunden. So Durch das Modellprojekt veränderte sich Ein weiteres Thema in der regionalen gelang es einigen Schulen, in Koope- auch der Blick auf die Verwaltungsarbeit Steuergruppe waren nicht dem Regel- ration mit der Musikschule und unter in den Schulen. Durch die verstärkten Ma- verlauf entsprechende Schullaufbahnen. dem Stichwort »Individuelle Förderung« nagement-Aufgaben der Schulleitungen Ziel war es, eine Form der Datener- eigene Musikklassen auf die Beine zu sowie den in der Selbstständigkeit hö- fassung an einzelnen Schulen zu finden, stellen. Auch auf dem Gebiet der Bega- heren Verwaltungsaufwand erledigen die die so detailliert und individuell sein bungsförderung entstanden enge Bezie- Schulsekretärinnen neben klassischen kann, dass Schulen mit einer gezielten hungen zu freien Trägern und zu der Sekretariatsaufgaben zunehmend auch Förderung reagieren können. Im Rahmen Universität. Wissenschaftliche Unter- Funktionen einer Schulleitungsassistenz. des Modellprojektes wurde eine Vor- stützung bei Evaluation und Qualitäts- Die regionale Steuergruppe beauftragte studie erstellt, zu der 6 Modellschulen sicherung half auch, eigene Maßnahmen eine Unternehmensberatung mit einer befragt wurden. Bereits jetzt ist es zu entwickeln, die im Rahmen des Pro- Untersuchung zu den Verwaltungslei- möglich, mit vorhandenem statischem jektes ebenfalls einen Schwerpunkt ein- stungen an Schulen. Diese zeigte, dass Material Brüche in Schullaufbahnen zu nahmen. Hier lag den Modellschulen pädagogische Fachkräfte für Verwal- erkennen und ihnen individuell zu be- zum Beispiel die Elternarbeit besonders tungstätigkeiten teils über-, teils unter- gegnen. Kriterien sind u. a. »Verweil- am Herzen. In Zusammenarbeit mit wis- qualifiziert sind, ein großer Teil der Ver- dauer in der Schulstufe« und »häufig er- senschaftlichen Instituten untersuchten waltungsaufgaben zugleich von der forderlicher Schulwechsel«. Wird der sie die Mitwirkungsmöglichkeiten von Schulleitung erledigt wird. Die Folge: Es methodische Zugang weiter entwickelt Eltern an schulischen Entwicklungspro- bleibt zu wenig Zeit für Führungsauf- werden, können aus zufälligen Beob- zessen. Davon waren sowohl die betei- gaben und für die Weiterentwicklung achtungen systematische Erkenntnisse ligten Schulen als auch die Eltern sehr der Schule. Zur Entlastung der Schullei- und konkretere Anhaltspunkte für die angetan. Und so mancher Schulleiter, tungen von Verwaltungsaufgaben wur- Entwicklung individueller Förderkon- der anfangs eher zaghaft an die Zusam- den Modelle skizziert und erprobt zepte gewonnen werden. menarbeit mit Eltern heranging, freut (Schulverwaltungsassistenz, Schulleitungsassistenz). sich im Nachhinein über seinen Mut. Kooperation bringt Gewinn Es gilt als Erfolg, dass die Ergebnisse nicht nur den Schulen in Münster Im- Wenn Schulen schulformübergreifend »Indem jede einzelne Schule sich zu- pulse gaben, sondern landesweit Ak- kooperieren und gegenseitige Hospita- künftig verstärkt im Kontext der anderen zente setzten. So lieferten sie u. a. tionen stattfinden, wächst das Ver- Schulen und weiterer Bildungsanbieter Anstöße für das Pilotprojekt PEM (Per- ständnis für die jeweils andere Schule und in Nachbarschaft mit Wirtschaft, sonaleinsatzmanagement) im Regie- und Schulform. Davon profitieren z.B. Kultur und anderen Einrichtungen sieht, rungsbezirk Arnsberg. Im Regierungs- bei Schulwechseln Eltern und Schüle- kommen Anregungen und Know-how bezirk Münster gibt es zurzeit acht rinnen und Schüler. von außen in die Schule und umge- Stellen für Verwaltungsassistenten. Sowohl innerhalb der Stadtteile als auch darüber hinaus gelang es den Modellschulen, eine große Zahl anderer Institutionen mit ins »Bildungsboot« zu holen. Die bunte Bildungslandschaft vernetzt sich. Manche der münsterschen Schulen dürfen sich nun mit Gütesiegeln (»Individuelle Förderung«, »Gesunde Schule«, »Berufswahl- und -ausbildungsfreundliche Schule«) schmücken. Die Grundschulen haben ihre Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten ausgeweitet, in den Stadtteilen fanden sich Kooperationen mit Trägern sozialer kehrt.« Münsters Schuldezernentin Andrea Hanke in den Westfälischen Nachrichten vom 19.11.2005 seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 191 191 Projektschulen Korrespondenzschulen Ludgerusschule Hiltrup Grundschule w www.ludgerusschule-hiltrup.de 2 Grundschulen 2 Förderschulen 4 Hauptschulen Norbert-Grundschule w www.norbertgrundschule.de Paul-Schneider-Schule Kinderhaus Grundschule e [email protected] Wartburg Grundschule w www.muenster.org/Wartburg-Grundschule Mosaik-Schule Grundschule w www.mosaik-schule.org Waldschule Kinderhaus Hauptschule w www.muenster.de/~hsnord1 Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium www.muenster.org/annette w Gymnasium Paulinum w www.muenster.org/paulinum Gymnasium Wolbeck w www.muenster.org/gymwolbe Immanuel-Kant-Gymnasium Hiltrup w www.muenster.org/kantgym Wilhelm-Hittorf-Gymnasium w www.muenster.org/hittorf Realschule Wolbeck w www.realschule-wolbeck.de Beteiligter Schulträger Stadt Münster seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 18:47 Uhr Seite 192 192 Region Rhein-Sieg-Kreis Laborstadt und Speerspitze G Rhein-Sieg-Kreis Regierungsbezirk Köln 597.000 EinwohnerInnen 182 öffentliche Schulen 15 Schulen freier Träger davon 17 Projektschulen und 9 Korrespondenzschulen Entscheidend ist, was herauskommt. Das mag man sich im Rhein-Sieg-Kreis gedacht haben, als der Startschuss zum Projekt »Selbstständige Schule« fiel und sich Beteiligungsgrad abzeichnete, dass die regionalen Strukturen das Vorhaben erschweren würde. Man 2002/03: 9% machte aus der Not eine Tugend und fokussierte sich nach einer längeren Fin- 2007/08: 13% dungsphase zunächst einmal auf eine Stadt. Ein wenig zugespitzt könnte man formulieren: Man suchte und fand eine Modellstadt in der Modellregion, die sozusagen stellvertretend für alle schulisches Entwicklungsneuland betrat: Troisdorf. i p e Petra Fallet-Viehmann Amt für Schule und Bildungskoodinierung des Rhein-Sieg-Kreises Kaiser-Wilhelm-Platz 1 53721 Siegburg 0 22 41 – 13 27 65 [email protected] Viele nennen sie anerkennend »Speer- die nach den alarmierenden internatio- spitze« oder »Laborstadt«. Egal für nalen Bildungsstudien über fremde, er- welchen Titel man sich entscheiden mag folgreiche Bildungsnationen gedreht – die Kommune im Rhein-Sieg-Kreis hat und gezeigt wurden, wenn Troisdorfs beide verdient. Alle Schulen dieser Stadt Schulleiter und deren Kollegien die haben sich dem Projekt »Selbstständige Devise ausgeben: »Die Schülerinnen Schule« angeschlossen. Alle, das sind und Schüler stehen im Mittelpunkt, nicht 22 an der Zahl. 13 wagten den Sprung die Bildungsinstitution.« direkt 2002, zielorientiert folgten ihnen In vielen Reden tauchte die Formu- die restlichen fünf Jahre später als Kor- lierung in den vergangenen Jahren bun- respondenzschulen. Gemeinsam desweit auf. Doch hier in der kleinen schafften sie wichtige Schritte in Stadt entlang der Sieg blieb es nicht bei Richtung einer kommunalen Bildungs- schönen Worten. Man wuchs zur ver- landschaft. schworenen Gemeinschaft, die nur eines Der erste und intensivste Blick in der im Blick hat – Kinder von Anfang an indi- Rückschau auf das sechsjährige Modell- viduell fördern, bruchlose und möglichst vorhaben muss und soll daher konse- erfolgreiche Lernbiografien ermöglichen. quenterweise Troisdorf gebühren. Es klingt wie ein Aspekt aus jenen Filmen, Selbstständige Schule.nrw seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 193 193 Philosophie der Sprachförderung Schon jetzt sind die positiven Auswir- 30 Kindern aus bis zu zehn Schulen und kungen zu beobachten. Viele, denen der möglicherweise 25 Lehrerinnen ein syn- Was, so fragten sich die Verantwort- Wechsel zur und das Lernen in der chronisierter Anschluss an den neuen lichen, ist wohl wichtiger als das Beherr- Schule große Schwierigkeiten hätte be- Lehrplan nicht möglich ist. Pech! Zu- schen der deutschen Sprache, wenn reiten können, können nun deutlich ent- lasten des kleinen Lerners, der oft ein Kind – egal, ob mit oder ohne Migra- spannter dem Unterricht folgen. Was das mühsam Anschluss fand – oder nicht.« tionshintergrund – erstmals die Schulbank für ihre Motivation und Lernerfolge be- Im Rahmen größerer Selbststän- drückt? Noch bevor die flächendeckenden deutet, muss nicht betont werden. Längst digkeit, Kommunikation und Vernetzung Sprachtests für Vierjährige eingeführt ist zwischen Kindergärten (zwei bis drei einigte man sich auf die Harmonisierung wurden, entschloss sich Troisdorf, in seiner Erzieherinnen und Erzieher pro städti- der Übergänge. Seit Herbst 2005 ent- Bildungsregion eine abgestimmte Philo- scher Einrichtung wurden entsprechend wickelten 70 Lehrerinnen und Lehrer in sophie der Sprachförderung auf den Weg qualifiziert) und Grundschulen ein reger sechs inhaltsbezogenen Arbeitsgruppen zu bringen. Gedankenaustausch im Interesse der Verbesserungen für die Schnittstellen: »Kon-Lab« heißt das Programm. Die Kinder entstanden. Man spricht über das Q Methode der »frühen Sprachförderung« Kind und sucht Wege, es bestmöglich zu einen umfassenden und standardi- wurde an der Universität Konstanz für fördern. Das Netzwerk funktioniert. sierten Kompetenz- und Beratungs- Alle Grundschulen verpflichten sich, Kindergartenkinder mit potenziellen De- Geht es nach der regionalen Steuer- bogen auszufüllen. Stimmen die Eltern fiziten im Spracherwerb entwickelt. Das gruppe, nehmen alle 15 Kindertages- zu, wird er an die »Zielschule« wei- Programm umfasst drei Förderebenen – stätten in freier Trägerschaft aktiv an tergegeben – fast 100 Prozent taten es. die Wortfabrik, die Satzgliederfabrik und dieser vernetzten Sprachförderung teil, 8 Die aufnehmende Schulleitung be- die Satzfabrik. Es ermöglicht den Wort- davon kooperieren bereits. zieht das Profil im Zweifel neben dem Zeugnis, der begründeten Schulform- schatzerwerb, das Üben von Sprachrhythmus und Wortbildung sowie den Übergänge harmonisieren empfehlung und Förderempfehlungen in seine Entscheidung ein. Erwerb von Grammatik. Darüber hinaus Q Vereinbart wurde ein Rückfrage- und werden die neuen Fähigkeiten durch Vernetzung aber heißt die Zauberformel kontinuierliches Wiederholen in kurzen auch für den weiteren Bildungsweg von Meldesystem. Will heißen, Grund- täglichen Übungen gefestigt. Kindern und Jugendlichen. Mit Bedauern schule und weiterführende Schule »Kon-Lab« wurde übrigens inzwi- und Bedenken beobachtete man auch in bleiben im engen Kontakt, z.B. über schen auch von der Uni Dortmund, die in Troisdorf in der Vergangenheit, dass die Fördermaßnahmen. die NRW-Sprachstandserhebungen ein- Rädchen eben nicht ineinander griffen. gebunden ist, empfohlen. 13.600 Euro Kindergärten machten ihr Ding, die thoden (»Lehren und Lernen für die ließ sich die Stadt allein die Anschaffung Grundschulen das ihre und so weiter. Zukunft«, »Lernen lernen«, »Selbst- des Programms für alle Städtischen Kin- Leidtragende waren die Kinder. Einmal organisiertes Lernen«) wurden Stan- dergärten und Grundschulen kosten. begonnene Förderung endete mit dem dards für Viertklässler vereinbart, auf Zudem investierte sie in die Fortbildung Wechsel in die nächste Bildungsinsti- die in Klasse fünf aufgebaut wird. der Erzieherinnen und Pädagogen. 2005 tution abrupt. Treffend formulieren es fiel der Startschuss für die Frühför- Helmut Bürvenich (Bezirksregierung derung in Kitas und Eingangsklassen der Köln) und Peter Simon (Leiter der Ge- Grundschulen. meinschaftsgrundschule Asselbachschule Schüler ohne Übergangsschwierigkeiten in Troisdorf-Spich): »Die Lerngenese, nach der Grundschule eine Schullaufbahn Q Im Bereich der Lern- und Arbeitsme- »Das Leitziel, dass alle Schülerinnen und Förderansätze für die weitere Ent- einschlagen, die ihre persönlichen derzei- »Die Übernahme der Dienstvorgesetz- wicklung, der Lernstand in den Kernfä- tigen Fertigkeiten größtmöglich fördert, teneigenschaft wird insgesamt positiv chern, Stärken zur weiteren Ermutigung wurde bis in kleinste Handlungsschritte bewertet, auch wenn anfänglich Ängste und alle sensiblen Akten und Informa- konkretisiert.« vorhanden waren und die Akzeptanz im tionen, die eine individuelle Wahr- Kollegium sorgenvoll gesehen wurde.« nehmung und entsprechende Förderung aus dem Abschlussbericht der Region Rhein-Sieg-Kreis des einzelnen Schülers als Lernindi- aus dem Erfahrungsbericht über das Projekt »Harmonisierung des Übergangs von der Grundschule zur weiterführenden Schule«, erschienen in Unterricht & Erziehung viduum ermöglicht hätten, waren verloren. Mehr noch: Alle klagen, dass bei seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 194 194 Regionenporträt Rhein-Sieg-Kreis Troisdorf ist ein Muster für andere. Hier Kontinuität durch Nachschulungen wurden denn auch die wesentlichen und Mit Blick nach vorne wünschen sich die Schulen, dass nach Ende des Modellver- wertvollsten Erfahrungen des Einstiegs Einig sind sich die Verantwortlichen im suchs Nachschulungen für Mitglieder in die Selbstständigkeit im Rhein-Sieg- Rhein-Sieg-Kreis, dass die Weiterent- ihrer Steuergruppen angeboten und ge- Kreis gewonnen. Besonders spürte man wicklung von Schule und Unterricht nur nutzt werden können. Allein schon der hier auch die umfangreiche und quali- durch professionelle Unterstützung, personelle Wechsel in der Gruppe mache tativ hohe Unterstützung durch das re- Fortbildung und Evaluation möglich ist. sie erforderlich. Aber sie sind wohl auch gionale Bildungsbüro. Es zahlte sich aus, Die Angebote zum Dienstrecht für die notwendig, um die Bedeutung größerer dass dort eine pädagogische Fachkraft Vorgesetzten, insbesondere aber auch der Selbstständigkeit und damit auch Über- tätig war. Dass ihre Arbeitszeit kontinu- Schulung für Evaluationsberater/innen nahme von mehr Verantwortung trans- ierlich von sieben Stunden auf derzeit wurden intensiv genutzt und mit Hilfe parent zu machen. So taucht in einigen eine volle Stelle aufgestockt wurde, un- einer Fortbildungsdokumentation im re- Abschlussberichten von Schulen der terstreicht die Bedeutung. Gekennzeich- gionalen Bildungsbüro kommuniziert. Hinweis auf, dass die schulische Steuer- net war die Zusammenarbeit von großem Kritik wurde mitunter an der Qualifi- gruppe zwar als zentrales Steuerungsin- Vertrauen. zierung der schulischen Steuergruppen strument verstanden werde, dass aber Als vertrauensbildende Maßnahme laut. Inhaltlich sei es für kleine Kollegien »bei aller Schulung und Bereitschaft der gilt auch die Einbeziehung der Eltern. In »nicht passig«, für größere Systeme Perspektivwechsel von Lehrern zur Mit- den Grundschulen sind sie zumeist in »redundant« gewesen, hieß es. Mit Blick verantwortung/Verantwortung schuli- thematischen Arbeitskreisen eingebun- auf die Selbstkontrolle wird selbstkri- scher Entwicklungs- und Steuerungspro- den. Ihre Ideen und Wünsche werden tisch von einigen Schulen angemerkt: zesse noch nicht (voll) erfolgt ist.« gehört und wertgeschätzt. »Die Evaluationsfortbildung hat noch Der aber, da sind sich die Optimisten nicht zur durchschlagenden Evaluations- im Siegkreis einig, wird zunehmend und digen weiterführenden Schulen aus. Hier kultur Einige Troisdorfer schrittweise gelingen. Sie sind über- finden sich verstärkt Schüler/innen und Schulen haben inzwischen jedoch ange- zeugt, dass die gezielte Aufklärung, Eltern in den Steuergruppen und an- kündigt, das Selbstevaluationprogramm Transparenz und Kommunikation – auch deren schulischen Gremien wieder. In ei- SEIS einführen zu wollen. mit Hilfe einer Wanderausstellung und Anders sieht es an den selbststän- geführt.« nigen Schulen wird die Beteiligung von Positiv wirkte sich dagegen die ver- eines Dokumentarfilms – über die po- Eltern und Schülern aber auch vermehrt trauensvolle Zusammenarbeit mit der sitive Entwicklung der selbstständigen durch die Mitarbeit in Untergremien und regionalen Steuergruppe aus. Das kleine Schulen nicht ohne Wirkung bleiben wird. Gesprächskreisen sichergestellt. Hier Team erwies sich als ausgesprochen ar- Der Titel der Abschluss-Veranstaltung, meint man, dass es sinnvoller sei, die beitsfähig, wirkte beratend, etwa bei der zu der der Landrat einlädt, jedenfalls be- schulische Steuergruppe nur mit Päd- Frage, wie Schulen die Freiheiten, die stätigt, wie sehr die Bedeutung der Ge- agogen zu besetzen, da diese langfri- das Projekt bot, optimal nutzen konnten. meinschaft erkannt wird: »Auf die Bil- stiger an der Entwicklung der Schule mit- Zu ihnen zählte zweifellos die Mög- dungsregion kommt es an.« wirken können. lichkeit der Stellen-Kapitalisierung. Mal wurde ein Kinderarzt und Sozialpädagoge »Das Gesamtkollegium eingestellt, mal eine Bibliothekarin oder »Die zeitlich nicht gebundene Aus- umfassende ein Theaterpädagoge. Andernorts inve- schreibung von Lehrerstellen und Einstel- Fortbildungen, die begonnene Unter- stierte man in zusätzliche Lehr- und Lern- lungsmöglichkeiten werden durchgängig richtsentwicklung und die erlebte Team- mittel, Fachraumausstattungen oder als positiv herausgestellt. In diesem arbeit ermöglichten die Entwicklung und schulinterne Fortbildungen. Kontext werden auch die Rolle des Lehrer- die abgestimmte Implementierung wei- rates und seine vierjährige Wahlzeit als un- terer sich anschließender Konzepte, z.B. terstützende und relevante Größe ge- Leseförderung.« schildert. aus dem Abschlussbericht der Region Rhein-Sieg-Kreis gebunden an die erfolgte intensive Aus- Diese Einschätzung bildung.« aus dem Abschlussbericht der Region Rhein-Sieg-Kreis wird seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:07 Uhr Seite 195 195 Projektschulen Staatliches Berufskolleg Rheinbach w www.glasfachschule.de Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises Hennef w www.bk-hennef.de Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises Troisdorf w www.berufskolleg-troisdorf.de Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Bornheim w www.avh-gymnasium.de Asselbachschule Grundschule, Troisdorf w www.asselbachschule.de Katholische Grundschule Blücherstraße Troisdorf w www.kgsbluecherstrasse.de Gemeinschaftsgrundschule Sieglar Troisdorf w www.grundschulesieglar.de Sternenschule Grundschule, Troisdorf w www.sternenschule.de Janosch-Grundschule Troisdorf w www.janosch-grundschule.de Gemeinschaftsgrundschule Eschmar Troisdorf w www.grundschuleeschmar.de Katholische Grundschule Schlossstraße Troisdorf w www.grundschule-schlossstrasse.de Katholische Grundschule Müllekoven Troisdorf w www.kgs-muellekoven.de Schule im Laach Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen, Troisdorf w www.schule-im-laach.de Realschule Heimbachstraße Troisdorf w www.rs-heimbach.de Gymnasium zum Altenforst Troisdorf w www.altenforst.de Heinrich-Böll-Gymnasium Troisdorf w www.hbg-troisdorf.de Städtische Gesamtschule Troisdorf w www.gesamtschule-troisdorf.de Korrespondenzschulen 5 Grundschulen 1 Förderschule 2 Hauptschulen 1 Realschule Beteiligte Schulträger Rhein-Sieg-Kreis Stadt Bornheim Stadt Troisdorf Land NRW seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:08 Uhr Seite 196 196 Region Solingen Die Weichen neu stellen Regierungsbezirk Düsseldorf G Solingen 164.000 EinwohnerInnen 48 öffentliche Schulen 3 Schulen freier Träger davon 5 Projektschulen und 20 Korrespondenzschulen Am Anfang standen Zweifel. Können sich aus einem kleinen Kreis von Schulen, die am Projekt »Selbstständige Schule« teilnehmen, tatsächlich Impulse für die Beteiligungsgrad Entwicklung einer regionalen Bildungslandschaft ergeben? Noch dazu, wenn nur 2002/03: 10% drei von sieben Schulformen überhaupt vertreten sind. Die Sorge schien berechtigt. 2007/08: 49% Und erwies sich dennoch als grundlos. Der Grundstein ist gelegt und zwar dort, wo er im schulischen Bereich auch gelegt werden sollte: in den Grundschulen. Drei von ihnen zählten zu den Pionieren der Eigenständigkeit. Sämtliche anderen – 19 Grundschulen und eine Förderschule – stiegen im Frühjahr 2007 als Korrespondenzschulen ein. i p e w Ralf Zinsenheim Stadt Solingen Stadtdienst Schulverwaltung Bonner Straße 100 42697 Solingen 02 12 – 2 90 63 16 [email protected] www.schulportal.solingen.de Sie sollen einen wesentlichen Beitrag für Aber auch die Verwurzelung, Identifi- die Entwicklung der Bildungsregion So- kation und Unterstützung im Stadtteil lingen liefern. Neben Sprachentwicklung und Einzugsgebiet sollen intensiviert und -förderung stehen die Erarbeitung werden. und der Transfer von Unterrichtsmodulen Man möchte eine Verantwortungsge- zur Vermittlung von so genannten Basis- meinschaft für Bildung realisieren. Dazu kompetenzen (Methoden- und Medien-) galt und gilt es, die strikte Trennung von im Vordergrund. »Lernen lernen« und schulischer und außerschulischer Bil- »Einsatz der neuen Medien im Lern- dungs- und Erziehungsarbeit zu über- und Lehrprozess« heißt das im Klartext. winden. Nach Auffassung der Verant- Darüber hinaus umfasst ihr Auftrag den wortlichen gelang dies den Grundschulen Ausbau der Kooperation untereinander, in Solingen. Sie haben prototypisch für aber auch mit weiterführenden Schulen andere Systeme transferfähige Bau- und außerschulischen Partnern. Das steine erarbeitet, lautet ein Fazit zum schließt insbesondere die Eltern ein. Abschluss des Projektes. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:08 Uhr Seite 197 197 Selbstständigkeit wird wahrgenommen Alte Routinen verlernen Sie – und die wenigen weiterführenden Die Modellschulen zeigten sich offen für Es klingt eher nach Revolution denn nur Schulen – nutzten die Möglichkeiten, die Neues. Sie gingen auf außerschulische nach Reform, wenn Pädagogen zum der Modellversuch bot. Sie trugen der Partner zu, schlossen Kooperationsver- Ende des Modellversuchs nicht nur offen Erkenntnis Rechnung, dass Verände- träge. Erstaunt und erfreut stellten sie und ehrlich zugeben, dass sie noch »alte rungen nur in neuen Strukturen und fest, dass andere auf sie aufmerksam Routinen verlernen, Selbstreflexion er- durch mit »neuem Handwerkszeug« aus- wurden, ihre Unterstützung anboten. lernen und gezielte Arbeit an der Lehrer- gestattete Pädagogen gelingen können. Wurden sie nach Gründen gefragt, lautete rolle leisten müssen«, sondern auch Entsprechend hoch ist der Stellenwert die Antwort häufig: »Jetzt erst haben wir sagen: Wir haben gelernt, dass qualifizierter Fortbildungen. Die Modell- euer Profil und eure Eigenständigkeit Q und Korrespondenzschulen in Solingen wahrgenommen.« Schulen werden inter- kamen in deren Genuss. essante Partner. Möglich wurde dies, weil am Ende alle Grundschulen an einem Strang zogen. Veränderung eine Leitbilddiskussion notwendig macht, Q Verbindlichkeiten formuliert und ein- Das dort Gelernte setzen sie im Alltag Das spüren vermehrt auch die Korre- um. Schulische Steuergruppen sind für spondenzschulen. Sie entwickeln ebenfalls sie, das wird immer wieder betont, eigene Leitbilder und damit spezifische ebenso unverzichtbar geworden wie die Profile. Sie wollen sich messen lassen an Kapitalisierung freier Stellen (genutzt für dem, was sie bieten. Dass Fortbildung eine die Einbindung externer Experten, Sozi- Voraussetzung für ihren Erfolg darstellt, alarbeiter, Lernberater, Musiker und steht für sie außer Frage. Aber sie können Handwerker/Fortbildung/Ausstattung). auch von der verbesserten, intensivierten »Um weiter nachhaltig arbeiten zu Kommunikation, sprich den Erfahrungen Mit der Zeit rückte die Veränderung von können, bedarf es der unbedingten Fort- von »selbstständigen Schulen der ersten Schule ins Bewusstsein der Öffent- führung der regelmäßig arbeitenden Stunde« profitieren. lichkeit und weckte das Interesse der Po- gehalten werden müssen, Q ein systematischer Veränderungsprozess einen Fahrplan braucht – auch über die Grundschule hinaus, Q Veränderung über Teambildung möglich ist und Q Veränderung Nachhaltigkeit verlangt. Steuergruppen sowie deren weiterer Sie können erfahren, dass Verän- litik. So fand Bildung schließlich auch Fortbildung und stundenmäßiger Entla- derung in kleinen Schritten erfolgen Niederschlag in der 2003 einstimmig stung. Ohne sie ist ein Entwicklungs- sollte. Zunächst wird vielleicht das Ziel de- vom Rat verabschiedeten Stadtkon- prozess nicht zu organisieren«, betonen finiert, durch eine Veränderung von Teil- zeption »Zukunft.Solingen«. Von der Dis- die Solinger Schulen. aspekten des Unterrichts und eine Erwei- kussion um Bildung verspricht man sich In den eigenverantwortlichen Schulen terung des Lernangebotes (spezielle einen Impuls, dessen Auswirkungen zum wird Fortbildung sehr viel stärker ge- Förderkonzepte), der Bildungsbenachtei- Wohle der Kinder und Eltern schnell meinsame Angelegenheit des Kolle- ligung sichtbar werden. giums. Wie, das definiert auch der re- menden Unzufriedenheit mit Unterrichts- Man könnte für die Bemühungen gionale Abschlussbericht: »Sie dient ergebnissen zu begegnen. Sie hören, wie dieser Bildungsregion auch den Titel auch in Zukunft selbstverständlich der positiv sich neue Organisationsformen »Chancen erhöhen« wählen. Mittelfristig persönlichen Weiterbildung, in erster (z.B. kleine Arbeitsgruppen, Erhöhung der sollen 50 Prozent der Schülerinnen und Linie aber ist sie Motor der Entwicklung Lernzeit durch Arbeitsgemeinschaften am Schüler das Abitur erreichen. Möglichst der einzelnen Schule. Eine verbindliche Nachmittag) auswirken können. kein Jugendlicher soll ohne Abschluss, von Schülern und der zuneh- Fortbildungsplanung für die ganze Und die Korrespondenzschulen profi- dafür aber ausgestattet mit Methoden- Schule als Schulprogrammarbeit wird tieren von den Erfahrungen ihrer Kolle- und Medienkompetenz, vor allem aber zur Pflicht.« ginnen. Etwa, wie sie das einzelne Kind fit und fähig für einen Ausbildungsplatz nun stärker in den Blick nehmen, Förder- die Schule verlassen. pläne auf der Grundlage von Diagnosen erstellen, andere Professionen in die Schule holen und deren Stärken nutzen oder dass sie gelernt haben, flexibler auf Probleme Selbstständige Schule.nrw einzugehen und darauf mit Veränderungen der Unterrichtsorganisation zu reagieren. seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:08 Uhr Seite 198 198 Das aber kann nur gelingen, wenn die Regionenporträt Solingen Kommunikation und Kooperation Verzahnung und Vernetzung zwischen Kommunikation und Kooperation, übrigens auch mit anderen Bildungsre- den Bildungsinstitutionen verbessert Unterstützung verspricht die Stadt. gionen, gewinnen also auch in Solingen wird. Optimierung des Übergangsmana- Deren Schulverwaltung versteht sich als zunehmend an Bedeutung. Ein kon- gements nennt das die Politik und peilt Dienstleistungs- und Kompetenzpool. kretes Beispiel effektiver und sinnvoller eine »systematische Entwicklung von Und das nicht nur für die am Modell- Zusammenarbeit liefern zwei »Grün- unten nach oben« an. Will heißen: Es be- versuch beteiligten Schulen. Alte Struk- dungsmitglieder« der Selbstständig- ginnt im Kindergarten. Hier werden turen wird Solingen dabei nicht über keitsentwicklung. So teilen sich die Kinder und Eltern von dazu fortgebil- Bord werfen. Schulaufsicht und Schul- Grundschule Westerburg und das Gym- deten Erzieherinnen besser über den verwaltung, Schulausschuss, Bezirks- nasium Schwertstraße im Schuljahr Schuleinstieg und die dortigen Anforde- vertretungen und Rat bleiben sozusagen 2007/08 eine Sozialarbeiterstelle. rungen informiert. Eine heißt Beherr- als Korsett erhalten. Weil aber der Mo- Wie so etwas funktionieren kann, schen der deutschen Sprache. Dabei dellversuch »Selbstständige Schule« die könnten andere Schulen im persönlichen werden die Kinder gezielt in den Kinder- Bedeutung von Steuergruppen für den Gespräch, aber auch im Internet er- tagesstätten unterstützt, damit sie Veränderungsprozess deutlich gemacht fahren. Das regionale Bildungsportal leichter in die Grundschule wechseln hat, kommen neue Gremien hinzu: (www.schulportal.solingen.de) bietet die können. Q Sprecherrat: Möglichkeit. Es wurde nicht speziell für Q In ihm sind Schulleitungen aller das Selbstständigkeits-Projekt konzi- Folge angelegt. Noch vor dem Wechsel Schulformen vertreten. Er versteht piert, doch die Plattform wurde parallel auf die weiterführende Schule sollen die sich als Schnittstelle zum Schul- geschaffen und dient der Darstellung der Kinder fit gemacht werden für selbst- träger und zur Kommunalpolitik. Es Bildungslandschaft und ihrer aktuellen ständiges Lernen. Dafür wurde ein ei- werden Absprachen über die Koope- Entwicklung. genes Methodenhandbuch entwickelt. ration von Schulen getroffen, vom Und sie sollen dank flächendeckender Schulträger zugewiesene Budgets Einführung des Internets an den Schulen werden im Konsens und nach Dring- »Hilfreich war das ernsthafte Bemühen lichkeit den Schulformen verteilt. aller, Partikularinteressen beiseite zu Regionales Bildungsbüro: schieben und Verantwortung für die Höhere Maßstäbe werden auch in der medienkompetent die Klasse vier verlassen. Ein PC-Comp@ss wird es doku- Q mentieren. Q Es koordiniert Einzelmaßnahmen im Region als Ganzes zu zeigen und sich Rahmen des Projektes »Selbstständige hierfür einzusetzen. Die mit den Koope- Schule«. rationsverträgen gemachten struktu- »Klare Erkenntnis aus dem Projekt ist: rellen Vorgaben waren dabei mehr als Schulentwicklungsprozesse benötigen ein organisatorischer Rahmen. Sie waren Zeit, externe Unterstützung, personelle die strukturelle Basis für die schulform- und finanzielle Ressourcen sowie konse- übergreifende Vernetzung von Schulen quentes und nachhaltiges Handeln.« miteinander, um den bestmöglichen Bil- aus dem Abschlussbericht der Region Solingen dungsweg für die Kinder und Jugendlichen zu erreichen.« aus dem Abschlussbericht der Region Solingen seschu08_ps_BEL:AB_08 Regionen 21.04.2008 17:08 Uhr Seite 199 199 Projektschulen Korrespondenzschulen Grundschule Kreuzweg e [email protected] 19 Grundschulen 1 Förderschule Grundschule Böckerhof w www.boeckerhof.de Beteiligter Schulträger Stadt Solingen Grundschule Westersburg w www.westersburg.info Hauptschule Central w www.hscentral.de Gymnasium Schwertstraße w www.solingen.de/schwertstrasse seschu08_rz:LIT 21.04.2008 15:53 Uhr 6 Seite 200 Literaturverzeichnis seschu08_rz:LIT 21.04.2008 15:53 Uhr Seite 201 201 Altrichter, H./Heinrich, M. 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