Der Kraftmacher - Van Olst Horses

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Der Kraftmacher - Van Olst Horses
Zucht
Zucht
Hengst-Portrait: Negro
Was für ein Pferd!
Negro von Olympic Ferro.
Der Kraftmacher
Dieses Pferd ist Sinnbild für die globale Pferdezucht: Negro ist ein KWPN-Hengst, steht
im Gestüt der dänischen Championatsreiterin Anne van Olst und Negros berühmtester
Sohn Valegro piaffiert mit voller Kraft unter britischer Flagge.
G
eboren, um zu tanzen. Vielleicht würde so der Sänger der
Gruppe
„Unheilig“
den
Hengst Negro besingen.
Und dessen Nachkommen. Momentan ist der berühmteste Sohn des
inzwischen 17-jährigen schwarzen
KWPN-Hengstes sicher Valegro. Im
Besitz des Engländers Carl Hester, geritten von dessen 27-jährigen Schülerin Charlotte Dujardin, beide sind
amtierende Mannschafts-Europameister. In Deutschland war Valegro zuletzt in Hagen am Start und hat dort
einen neuen Weltrekord im Grand
Prix Special mit 88,02 Prozent aufgestellt. Wer Valegro und Charlotte Du-
Den „dish head“ mochte Carl
Hester auf den ersten Blick
Überhaupt faszinieren diese Leichtigkeit, die Kraft und der Charme –
und das von einer jungen Dame in der
höchsten Dressurklasse zelebriert – die
beiden hatten der FEI-Liste zufolge
erst 20 Starts miteinander hingelegt!
Auch das spricht fürs Interieur und
damit für den Vater Negro. „Am besten ist, dass Negro seinen Kindern diese sehr gute Einstellung mitgibt. Diese
Pferde wollen wirklich arbeiten und
machen aus jeder Situation immer das
Beste“, erklärt Gertjan van Olst von
den van Olst Stables in Den Hout, wo
Negro zu Hause ist.
Carl Hester hat Valegro als Zweieinhalbjährigen in Ermelo in den Niederlanden entdeckt: „Es war der wundervolle ‚dish head‘“ – damit meint er
den Hechtkopf mit Araberknick –
„und der starke Körper – das mochte
ich an ihm auf den ersten Blick!“ Hester erzählt aus der Sicht des Trai- ➤
Freisprung zu gewinnen!
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jardin gesehen hat, dem ging das Herz
auf: Valegro mit dem hübschen Gesicht und dem sympathischen Blick,
kompakt-kräftig mit seiner mächtigen
Hinterhand, die insbesondere in den
Piaffen und Passagen absolut leichtfüßig wirkt.
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Foto: K.-H. Frieler
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Wie heißt der Negro-Sohn
der 2011 in Lingen mit
Anne van Olst erfolgreich
war?
Mit Kraft bergauf: Troy aus einer Glendale-Radboud-Mutter, für den KWPN gekört.
Exquis Taikoen mit Anne van Olst.
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Zucht
Metall brachte eine Reihe von
Grand-Prix-Pferden, darunter Uthopia, Carl Hesters Dressurpferd und
Partner bei der Mannschafts-Goldmedaille der letzten Europameisterschaft.
Uthopia mit Hester und Valegro mit
Charlotte Dujardin sind ziemlich sichere Olympiakandidaten und heiße
Favoriten. Und diese Medaillen würden dann trotz der KWPN-Papiere natürlich nicht in die Niederlande gehen, sondern in England bleiben. Das
ist die Globalität in der Reiterei und
der Pferdezucht von heute.
Das war bei Ferro noch anders, er
ging unter der Niederländerin Coby
van Baalen auf die großen Championate. Noch als junges Pferd startete er
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Abstammung Negro
Olympic Ferro,
1987, KWPN
Fewrie, 1987,
KWPN
Ulft,
1978, KWPN
Le Mexico, 1970, Selle Francais
Pia, 1974, KWPN
Brenda,
1983, KWPN
Farn, 1959, Holsteiner
Variant, 1979,
KWPN
Afrikaner xx, 1969, engl. Vollblut
Mewri, 1971,
KWPN
Gondelier, 1965, KWPN
Upianna, 1978, KWPN
Lilium, 1970, KWPN
Geerrie, 1965, Gelderländer
Negro ist beim KWPN gekört und trägt mit dem Zusatz „pref“ als Preferenthengst die höchste Auszeichnung des niederländischen Verbandes. Der 1,68
Meter große Hengst hatte für 2011 einen Dressurindex von 149. Der Blutanteil
liegt bei 34,57 Prozent. Negro ist in Deutschland für Oldenburg anerkannt.
Frischsamen und TG wird nach Deutschland geliefert. Die Decktaxe kostet 250
Euro ohne Veterinärkosten, bei Trächtigkeit kommen noch 950 Euro dazu.
n Van Olst Stables, Terheijdensspoor 9, NL-4911 BW Den Hout, Tel.
0031 -162 429360, [email protected], www.vanolsthorses.com
in Springprüfungen und kam erst später unter den Dressursattel. Die Ergebnisse: Sechster bei den Weltreiterspielen 1998, Team-Silber bei der Europameisterschaft 1999 und Platz zwei
beim Weltcup-Finale 1999. In Sidney
gab es 2000 eine Silbermedaille fürs
niederländische Olympiateam und einen fünften Platz in der Einzelwertung. Über 20 gekörte Söhne hat Ferro. Er gehört damit zu den „Big Five“
der niederländischen Dressurpferdemacher – neben Jazz, Gribaldi, Flemmingh, Krack C.
Die Mutter von Negro, Fewrie,
brachte 16 Fohlen, sieben von Ferro.
Der inzwischen verstorbene Züchter
von Negro, Wouter Borgers, kaufte die
Stute 1988, Borgers galt als Pferde-
mann mit gutem Auge. Fewrie soll er
einen „goldenen Charakter“ nachgesagt haben – neben einer riesigen
Galoppade.
Der Vater von Fewrie, Variant, war
selbst internationales Dressurpferd.
Doch Negros Vorfahren waren keinesfalls aufs Viereck beschränkt. Großmutter Mewrie ging Springprüfungen
– ihr Vater Gondelier war im internationalen Parcours erfolgreich. Bei aller
Spezialisierung ist es doch die Kraft
und Stärke im Rücken und in der Hinterhand der Springpferde, die Dressurzüchter gerne in ihren Pferden sehen.
Negro hieß als Fohlen Novabor, die
Buchstaben BOR standen für den
Züchternamen Borgers. Er soll schon
als Fohlen etwas Besonderes gewesen
sein, sehr klug und mit einigen Wochen schon fähig, über den Boden zu
tanzen. Die Dressurbegabung erhielten auch die Geschwister: Vollschwester Ofrie ging S-Dressur, Vollschwester
Sowrie M-Dressur.
Negro selber gewann mit fünf und
mit sechs Jahren die Hengstwettbewerbe des KWPN, 2001 wurde er als
bester „Youngster Stallion“ in Zwolle
ausgerufen. Als Siebenjähriger war er
bereits Sieger auf St.Georg-Niveau. Mit
seiner Reiterin Anne van Olst, die gebürtige Dänin ist, startete Negro sein
Grand-Prix-Debüt mit Noten im
70-Prozent-Bereich, 8er und 9er gab‘s
für Piaffen und Passagen. Damit war
das Paar im Gespräch für das dänische
Olympia-Team für 2004. Bis der
Hengst aus heiterem Himmel an einer
Infektion im Bein erkrankte. Mit viel
Glück wurde er zwar wieder gesund,
aber die Sportkarriere war beendet.
Der Zucht blieb er glücklicherweise
erhalten.
Negro hat etwa 650 Nachkommen.
Sein erster Fohlen-Jahrgang zeigte sich
gleich recht einheitlich. Mancher hätte sie sich etwas großformatiger gewünscht. Charakteristisch für NegroFohlen waren die gut bemuskelten
Kruppen, ihre positive Körperhaltung
und Balance.
Zu seinen gekörten Söhnen gehören
Exquis Spargo aus einer DamoclesMutter (laut FEI inzwischen ein Wallach), der von Anne van Olst bis zum
Grand Prix gefördert wurde. Troy aus
einer Glendale-Radboud-Mutter wurde 2003 vom KWPN-Verband gekört,
war bei den KWPN-Hengstprüfungen
der Z1-Kampioen (etwa ein Niveau
zwischen den deutschen Klassen M
und S) mit Niels Bax. Troy starb 2006
an Herzversagen. 2011 körte der
KWPN Diego aus einer Mutter von
Don Gregory-Rubinstein I. NegroSohn Transpofix Vanqueur aus einer
Ramiro Z-Mutter schaffte den Sprung
in den Grand-Prix-Sport und war 2011
mit der Österreicherin Ute Wachs in
einigen internationalen Vier-Sterne
Dressurprüfungen platziert. Simon
Bontje von Negro aus einer Faust ZMutter tanzt aus der Reihe und ist erfolgreich in internationalen 1,60-Meter-Springen. Tyson aus einer BelisarMutter bestand die dritte Besichtigung
des KWPN-Körvorgangs, wurde dann
über die KWPN-Selection-Auktion für
34.000 Euro nach England versteigert.
Das fällt auf: Viele Negro-Nachkommen gingen in die USA und nach England – dort hat übrigens Carl Hester
mit Claire Hester und Charlotte
Dujardin einen weiteren, inzwischen
siebenjährigen Wallach von Negro
in Besitz: Amazing. Ihn hat Hester im
Jahr 2011 noch als den „nächsten
Valegro“ bezeichnet. Und aus
einer Vollschwester von Valegro soll Hester
ein Fohlen von
Uthopia erwarten. Ebenso ist der
in England gekörte
Negro-Sohn Negretto aus einer Allegretto-Mutter in Hesters
Bestand.
Negro ist auch als Stutenmacher erfolgreich. Er
brachte eine Reihe von Elitestuten – Tochter Segunda
aus einer Carthago Z-Mutter
wurde als Ster-Stute ausgezeichnet. Sarava von Negro-Nendyrava brachte
mit Diamond Hit I.P.S.
Welt-All einen Finalisten bei den Weltmeisterschaften der
jungen Dressurpferde.
Sein Enkel Chippendale
von Lord Leatherdale-Negro-Landadel
gehört zur Hengstriege bei van Olst.
Auch für Anne van Olst geht die Negro-Geschichte weiter: Exquis Taikoen
heißt ihr aktuelles Grand-Prix-Pferd,
mit dem sie letztes Jahr in Lingen erfolgreich war. „Er hatte einen ruhigen
Winter. Jetzt ist er aber wieder voll in
der Arbeit. Er ist einfach ein außergewöhnlich talentiertes Pferd. Er
spielt geradezu mit den GrandPrix-Lektionen und mag die
schweren Dinge in der Arbeit“, erzählt Gertjan van
Olst. Die Dressur-Karriere der
Dänin Anne van Olst bleibt
also dank Negros Erbe weiterhin in
Cornelia Höchstetter
Bewegung.
Tanzt die Traversalen: Valegro von
Negro mit Charlotte Dujardin.
Foto: w w w.arnd.nl
Ferro bestückt das englische
Olympia-Dressurteam
Foto: J. Melissen
ners, wie er das Pferd zu Hause und auf
den Turnieren erlebt: „Sein Temperament ist in beiden Situationen super:
Er ist heiß genug für eine richtig gute
Arbeit, aber eben ohne negative Anspannungen.“
Valegros Mutterlinie geht über die
Großmutter Weidyfleur und deren Vater Heidelberg in die Holsteiner Zucht
rein. In Valegros Pedigree stecken die
Vollblüter Ladykiller xx und Rantzau
xx. „Es ist die Kombination der Blutlinien bei Valegro, die sicherlich die
Power in der Hinterhand mitbringt“,
meint Hester. Er erzählt auch, wie begehrt der Hengst Negro bei den Züchtern und Reitern in Großbritannien
ist. „Typisch für die Negro-Nachkommen ist, dass sie etwas Zeit brauchen,
um den Trab zu entwickeln. Die meisten Negro-Kinder haben aber eine
enorme Einstellung zur Arbeit.“
Gertjan van Olst ist überzeugt: „Die
Negro-Kinder lieben die Power und
das ‚Go‘. Sie haben alle Möglichkeiten, sich zu schließen und zu versammeln, währenddessen sie immer noch
ihre gute Mechanik behalten. Diese
Qualitäten kennen wir von Ferro, und
bei Negro und seinen Nachkommen
ist es genauso.“
Negros Vater Olympic Ferro ist zugleich der Vater von Metall, dem
Hengst, den Paul Schockemöhle letztes Jahr gekauft hat (ein Hengstportrait war in RRI 11/2011).
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