ROUVEN DÜRR

Transcrição

ROUVEN DÜRR
ROUVEN DÜRR
ROUVEN DÜRR
1974
geboren in Lauterach, Vorarlberg
1992
Schule für Künstlerische Photographie, Friedl Kubelka, Wien
1995
Akademie der bildenden Künste, Klasse für Bildhauerei Bruno Gironcoli, Wien
2000
Diplom der Bildhauerei
2003
Atelierstipendium für Chicago, bm:ukk
2010
Atelierstipendium für Paliano, Italien, Kulturabteilung Vorarlberg
2013
Artist in Residence, Arlberg Hospitz
AUSSTELLUNGEN
2000
32jk, Foundation Creton, Wien
2001
Soho in Ottakring, Wien
2002
Blind Date, Kulturinstitut Pancevo, Serbien
metermachen, Einzelausstellung, Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz
2003
Daponte, Wien
Mode, Chicago
Schlechte Bilder, Austrian Art Studio, Chicago
A global language, Flatfile Galleries, Chicago
2004
Mario Grubisic/Rouven Dürr, Atelierraum Martin Vesely, Wien
Montevideo, gemeinsam mit Fabian Seiz, Atelier Rouven Dürr, Wien
Cam-ping, Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz
2005
Der Feine Anspruch, Wien
Michael Horsky/Rouven Dürr, Aera 53, Wien
Artforum, Galerie Lisi Hämmerle, Berlin
2006
Vier Farben für Al Green, Frame Box, Wien
Ausstellung im Atelier CHB, Wien
Vienna Biennale, Wien
2007
Köpfe, Einzelausstellung, Passagegalerie, Wien
Artmart, Künstlerhaus, Wien
Natalia Weiss, Rouven Dürr, Kurt Spitaler, art.P, Perchtoldsdorf
2008
Pornostar, Atelierpräsentation, Wien
Penthesilea eats Achill forever, Einzelausstellung, Ve.Sch, Wien
Artmart, Künstlerhaus, Wien
2009
Zeichenstunde, art.P, Perchtoldsdorf
Cam-ping in Soho in Ottakring, Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz
2010
Ohne Gnade, Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz
MENSCH MONSTER. Rouven Dürr – Karin Frank, Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz
Gegenwartsbild, futuregarden, Wien
soul miners, K/haus metro, Wien
Artmart, Künstlerhaus, Wien
2011
Viennafair (Galerie Lisi Hämmerle), Wien
Schauraum Nin Prantner, Wien
Meta Art, Künstlerhaus, Wien
2012
SUBWIEN, xx Paint Temporary Gallery, Wien
AAAAR Kunstauktion, Akademie der bildenden Künste Wien
hidden collection, Bäckerstrasse 4, Wien
Benefizaustellung zugunsten „Netz für Kinder“, Künstlerhaus, Bregenz
Caritas Benefizauktion, Dorotheum, Wien
Paliano, Palais Lichtenstein, Feldkirch
2013
Open Sauers, Agora Marktbiennale, Wien
Skulpturengarten Summerstage, Luisa Kasalicky / Rouven Dürr, Wien
on Things on Minds, Kulturverein Schattendorf, Schattendorf
2014
Rotfadenlos, Werkstättenhof, Wien
Cafe Hummel, Einzelausstellung, Wien
CROSS OVER, Galerie Peithner Lichtenfels, Wien
„ohne Titel“, Tusche auf Papier, 140/70 cm, 2014
„ohne Titel“, Tusche auf Papier, 200/150 cm, 2014
„ohne Titel“, Tusche auf Papier, 200/150 cm, 2014
„ohne Titel“, Beton, 40/20/20 cm ,2014
„ohne Titel“, Beton, 35/35/35 cm ,2014
„ohne Titel“, Beton, 35/45/35 cm ,2014
„ohne Titel“, Beton, 45/45/30 cm ,2014
„ohne Titel“, Beton, 45/35/25 cm ,2014
„ohne Titel“, Stahl, 50/45/45 cm ,2014
„ohne Titel“, Auswahl aus einer Serie, Tusche auf Papier, 26/19 cm, 2014
„ohne Titel“, Auswahl aus einer Serie, Tusche auf Papier, 26/19 cm, 2014
„ohne Titel“, Auswahl aus einer Serie, Tusche auf Papier, 26/19 cm, 2014
„ohne Titel“, Auswahl aus einer Serie, Tusche auf Papier, 26/19 cm, 2014
„ohne Titel“, Auswahl aus einer Serie, Tusche auf Papier, 26/19 cm, 2014
„Block#2“, Tusche auf Papier, 150/150, 2012
„Block#3“, Tusche auf Papier, 150/150, 2012
„Block#4“, Tusche auf Papier, 150/150, 2012
„Block“, Tusche auf Papier, 150/150, 2011
„ohne Titel“ Serie, Tusche auf Papier, 50/35 cm, 2013
„ohne Titel“ Serie, Tusche auf Papier, 50/35 cm, 2013
„ohne Titel“ Serie, Tusche auf Papier, 50/35 cm, 2013
„ohne Titel“ Serie, Tusche auf Papier, 50/35 cm, 2013
„Cindy“, Beton, 35/25/15 cm ,2013
„Naomi“, Beton, 25/25/15 cm ,2013
„Kate“, Beton, 35/25/15 cm ,2013
„Constructiondestruction“, Beton, 100/30/40 cm ,2013
„Fieber“, Beton, 60 x 40 x 70 cm, 2012
„ohne Titel“, Hohlguss aus Papiermache lackiert, 50/10, 2010
„Raub der Sbinerin“, Hohlguss aus Papiermache lackiert, 40/10/15, 2010
„ohne Titel“, Hohlguss aus Papiermache, 35/15/15 cm, 2010
„ohne Titel“ Hohlguss aus Polyurethan, 35/15/15 cm, 2010
MENSCH MONSTER
Zu den Arbeiten von Rouven Dürr und Karin Frank
MENSCH MONSTER
Rouven Dürr – Karin Frank
Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz
www.galerie-lisihaemmerle.at
5. Juni – 3. Juli 2010
von Sarah Kolb
Sich ängstigen oder lächeln, das ist die Wahl, vor der wir stehen,
wenn uns das Fremde überfällt; wofür wir uns entscheiden, hängt
davon ab, wie vertraut wir mit unseren eigenen Phantomen sind.
Julia Kristeva
Mit Rouven Dürr und Karin Frank präsentiert die Ausstellung MENSCH MONSTER, entgegen den
dominierenden Tendenzen der zeitgenössischen Bildhauerei zu Formalismus und Abstraktion auf der
einen und Hyperrealismus und Kitsch auf der anderen Seite, zwei bildhauerische Positionen, die nicht
nur einen figurativen Zugang verfolgen, sondern die sich mit der Figur des Menschen auch im Sinne
ihrer inneren Abgründe beschäftigen. Rouven Dürr und Karin Frank behandeln den menschlichen
Körper eben nicht als autonome Form oder als solides Oberflächenphänomen. Vielmehr steht bei
beiden ein irrationales, geradezu monströses Bild des Menschen im Vordergrund, das von inneren wie
äußeren Gewalten, Mächten, Ängsten und Befremdlichkeiten beherrscht ist. Es wäre allerdings ein
Trugschluss zu glauben, nur weil diese Arbeiten ein Moment des Monströsen vermitteln, handle es
sich hier um eine negative, exhibitionistische oder gar destruktive Form der Auseinandersetzung.
Denn bei genauerer Betrachtung ist das Monströse ein zutiefst ambivalentes Phänomen, in anderen
Worten, es beruht nicht nur auf Gefühlen der Abstoßung, sei es in Form von Verunsicherung, Grauen,
Angst oder Ekel, sondern mindestens im gleichen Maße auf Momenten der Anziehung, sei es durch
bloße Neugierde und Sensationslust oder durch Betörung und Erotik.
Rouven Dürr präsentiert unter dem Titel Raub der Sabinerin eine Serie von Tuschezeichnungen und
eine Skulptur, mit denen er auf eine lange Traditionslinie bildhauerischer Auseinandersetzungen mit
dem Thema verweist – angefangen bei Giovanni Bolognas berühmter frühbarocker Skulptur mit dem
gleichnamigen Titel (1583) und bei Adriaen de Vries’ innovativer Interpretation des Motivs (1621).
Der zugrunde liegende mythologische „Raub der Sabinerinnen“, den ich seiner geradezu monströsen
Logik wegen kurz erwähnen möchte, erfolgte kurz nach der Gründung der Stadt Rom, um den vielen
neu zugewanderten und daher meist männlichen Bewohnern der Stadt mit der List eines vorgeblichen
Kampfspiels kurzerhand zu Frauen zu verhelfen. Die List war erfolgreich, und mehr als das, denn die
geraubten Mädchen, unter ihnen viele Sabinerinnen, ließen sich nicht nur eine nach der anderen zur
Heirat bewegen, sondern überzeugten daraufhin auch ihre Väter und Brüder, von ihren Männern und
Kindern zu lassen und mit den Römern Frieden zu schließen. Das Motiv Raub der Sabinerin verweist
damit auf die ambivalente Situation, dass die von Fremden überwältigten und geraubten Frauen letzten
Endes doch persönlichen Gewinn aus ihrer vermeintlich ohnmächtigen Lage schlagen konnten, ja
vielleicht sogar eine gewisse Lust und zumindest die Frohbotschaft des Friedens. Im Sinne dieser
Ambivalenz, aber auch aufgrund der Tatsache, dass die Motive der Macht, des Fremden und des
bedingungslosen Ausgeliefertseins an ein Anderes zutiefst sexuell konnotiert sind, kommt im Motiv
Raub der Sabinerin ein Moment des Monströsen zum Tragen – und zwar im wahrsten Sinne des
Wortes. Bei Rouven Dürr bleibt das Monströse jedoch nicht auf die inhaltliche Ebene beschränkt,
sondern setzt sich auch auf der formalen Ebene durch und fort. Ausgehend von der Skulptur, die sich
nur leise in Richtung des Ungestalten, Klobigen und Widernatürlichen bewegt, lässt er seine Figuren
in den Zeichnungen gleichsam wuchern und Auswüchse entwickeln, die bis hin zur Entstellung und
vollkommenen Deformation ihre Blüten treiben. Die Körper, einerseits im Kampf, andererseits in
inniger Umarmung vereint, werden nach und nach zu schwarzen Flecken, oder vielmehr schwarzen
Löchern, auf ihre bloße Materialität und unausweichliche Anziehungskraft reduziert. Was bleibt, sind
monströse, schwerfällige Figuren, die doch nicht einer gewissen Leichtigkeit entbehren, insofern sie
ein Moment des Getragenseins und der Zuversicht durchscheinen lassen.
Karin Frank, die eine Reihe von klein- und mittelformatigen Skulpturen sowie einige Aquarelle zeigt,
setzt sich in ihren Arbeiten mit einer Form von Monstrosität auseinander, die nicht nur die Grenzen
zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren verwischt, sondern die, um es mit Rasmus Overthun
auszudrücken, überhaupt „die Grenzen des Feldes der körperlichen Erscheinungen zu überschreiten
droht“.1 Bei Frank mutiert der menschliche Körper zur extrovertierten Figur, an deren Oberfläche
gleichsam nach außen gestülpte Innerlichkeiten und Befindlichkeiten, physisch-psychische Kämpfe
und Auswüchse das Licht der Welt erblicken. Es sind sozusagen innere Ungeheuerlichkeiten und
Auseinandersetzugen jenseits physischer Dimensionen, die sie teils in ganz offensichtlich monströsen,
teils aber auch in physiologisch völlig unauffälligen Körpern verbildlicht. So ist eine von Kain Franks
Figuren mit ihrer eigenen Nabelschnur wie im Kampf mit einer unbezwingbaren Schlange verwickelt,
gleichzeitig verschlungen und verschlingend; eine andere kämpft, im buchstäblichen Schweiße ihres
Angesichts, mit dem erdrückenden Gewicht der Welt. Eine weitere Skulptur mit dem Titel Fellsteiger
zeigt ein Paar – er, ein seiner Beine beraubtes und über und über behaartes Monster, wie eine Pflanze,
die sich aus dem Dunkel der Erde windet und ihre Kraft gerade erst zu entfalten beginnt – sie, an seine
Brust geschmiegt, wie in einem Traum oder Albtraum versunken, in inniger Umarmung mit seiner
Naturgewalt. Oft akzentuiert Frank das ambivalente Verhältnis von Innen und Außen, Psychischem
und Physischem, auch durch eine geradezu monströse Dimensionierung der Körperöffnungen und
ihrer Ausscheidungen, wodurch ihre Skulpturen nicht nur an die Grenzen des Sichtbaren rühren,
sondern in manchen Fällen durchaus auch an die Grenzen des sprichwörtlichen guten Geschmacks.
Wir haben es hier nicht nur mit Intimitäten zu tun, mit Zonen der Innerlichkeit, des Persönlichen und
Verborgenen, nicht zuletzt der Sexualität, sondern auch mit Intimidationen, in anderen Worten, mit
Einschüchterungen und Schreckgespenstern, die unter der vermeintlich stabilen und überschaubaren
Oberfläche eines jeden lebendigen Körpers zu lauern scheinen. Im Anschluss an Sigmund Freuds
Begriff des Unheimlichen, auf den sich Julia Kristeva in ihrer Analyse des Fremden bezieht, könnte
man auch sagen, Karin Frank verbildlicht in ihren Arbeiten die Regungen eines archaischen,
narzisstischen und in erster Linie selbstbezogenen Ich, dessen Konturen mit jener der Außenwelt
verschwimmen und das alles, was es als verunsichernd oder bedrohlich empfindet, „aus sich heraus
projiziert und daraus einen fremden, unheimlichen, dämonischen Doppelgänger macht“.2
Was die Arbeiten in dieser Ausstellung auszeichnet, ist eine unheimliche Präsenz und Dichte. Wenn
sie monströs sind, so im zutiefst ambivalenten und produktiven Sinn des Wortes. Denn diese Arbeiten
handeln nicht nur von Gefühlen der Abstoßung, der Verunsicherung und der Befremdung, sondern
auch davon, wie diese paradoxer Weise eine magische Anziehungskraft auf uns ausüben. Mit Julia
Kristeva, der ich das Schlusswort überlassen möchte, könnte man auch sagen, diese Arbeiten liefern
uns ein Bild unserer ureigenen Phantasien und Monster: „Sich ängstigen oder lächeln, das ist die
Wahl, vor der wir stehen, wenn uns das Fremde überfällt; wofür wir uns entscheiden, hängt davon ab,
wie vertraut wir mit unseren eigenen Phantomen sind.“3
1
Rasmus Overthun: „Das Monströse und das Normale. Konstellationen einer Ästhetik des Monströsen“, in: Achim Geisenhanslüke,
Georg Mein (Hg.), Monströse Ordnungen: Zur Typologie und Ästhetik des Anormalen, Bielefeld: transcript Verlag, S. 43-79, hier: S.
44-45.
2
Julia Kristeva: Fremde sind wir uns selbst, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990, S. 200.
3
Ebd., S. 208.
2
„Raub der Sabinerin“ Serie, Tusche auf Papier, 120/70 cm, 2010
„Raub der Sabinerin“ Serie, Tusche auf Papier, 120/70 cm, 2010
„Raub der Sabinerin“ , Polyurethan lackiert, 45/15 cm, 2010
„Raub der Sabinerin“, Hohlguss aus Papiermache lackiert, 35/10/10 cm , 2010
„ohne Titel“ Serie, Bleistift auf Papier, 45/30 cm, 1010
Ve.Sch
Raum und Form für bildende Kunst
2. Oktober – 3. November 2008
ROUVEN DÜRR
Penthesilea eats Achill forever
Sie verlor den Boden unter den Füßen und lebte nur um so heftiger, so
heftig, dass sie sagen konnte, sie sei auf der Schwelle des Sterbens:
aber auf der Schwelle eines Todes, der sie außer sich brachte und
doch das Leben nicht erlöschen ließ. (Georges Bataille)
Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf Heinrich von Kleists Theaterstück Penthesilea aus
dem Jahr 1808, eine moderne Variation über den Sagenkreis des Trojanischen Krieges, in der
sich das Kräfteverhältnis der Protagonisten allerdings umkehrt. In der griechischen Sage wird
Penthesilea, die schöne Königin der Amazonen, von Achilleus, dem Heerführer der Griechen,
im Kampf überwältigt und erschlagen – woraufhin dieser seine Tat, als er der Penthesilea den
Helm abnimmt, angesichts ihrer Schönheit zutiefst bereut. In Kleists Version hingegen ist es
Penthesilea, die Achilleus letztendlich besiegt, indem sie ihm aus Leidenschaft ein Stück aus
der Brust beißt, um sich daraufhin selbst vor Liebesschmerz das Leben zu nehmen. Wie die
antike Sage kreist auch Kleists Stück um das zentrale Motiv der Sehnsucht, und damit eines
essentiell unerfüllten und unerfüllbaren Begehrens, das als Antrieb und auslösendes Element
aller Handlungen fungiert.
In eben diesem Sinn handelt auch die Ausstellung von Rouven Dürr von einem Begehren, das
wesentlich unerfüllt bleibt und das gerade daraus seine Kraft und Wirkmacht, ja seine Gewalt
bezieht. Der menschliche Körper, auch im übertragenen Sinne der fleischlichen Lust, spielt
hier sozusagen nur eine Nebenrolle und wird benutzt, um gewissen Sehnsüchten, Erregungen
und leidenschaftlichen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Denn weder in figürlichen Akten
noch in abstrakten Malereien oder Flecken(teppichen) geht es hier um die Realität einer Figur
an sich, um ihren Seinszustand als konkrete Form oder nackte Erscheinung. Vielmehr ist
interessant, was sie sein könnten, mit welchen Phantasmen sie in Verbindung stehen und zu
welchen Phantasien sie anregen. Im Mittelpunkt steht damit die immer wiederkehrende Frage
nach den Un/Möglichkeiten des begehrenden Subjekts, nach seiner Macht und Gewalt, nach
seinem Streben und Sehnen und gegebenenfalls auch Scheitern oder Sterben. Es geht darum,
dass wir uns Ausmalen: Was wäre, wenn ...? Was sind dies für wilde Gemenge ...?
Doch bleiben wir auf dem Boden der Tatsachen, und kommen wir – nur um ein Beispiel zu
nennen – auf den Teppich. Der Stoff, aus dem die Träume sind, stammt im Falle des Objekts
von Rouven Dürr von einem Flohmarkt und ist aller Wahrscheinlichkeit nach mit so allerlei
Säften und Schmachten durchtränkt. Dieser Teppich gibt eine verführerische Spielwiese für
unsere Assoziationen und Vorstellungen ab, insofern seine Fransen nicht nur eine Erregung
verbildlichen, sondern auch eine Irritation unserer Sinne bewirken. In anderen Worten, sein
Stoff liefert reichlich Futter für unsere Phantasie. Was könnte sich auf diesem Teppich nicht
alles abspielen ...? Bleiben wir also, angesichts dieser Bilder, bei diesen Phantasien, die sich
nicht und nicht unter den Teppich kehren lassen. Auf immer, der Sehnsucht auf den Fersen.
Text: Sarah Kolb
Ausstellungsansicht Penthesilea eats Achill forever, Ve.sch, 2008
„Penthesilea eats Achill forever“ Polyurethan, 20/5/10 cm, 2008
„ohne Titel“, Aquarell auf Leinwand, 170/140, 2008
Teppich, Stoff, 220/180 cm, 2008
„Köpfe“
Passagegalerie, 2007
Gezeigt werden acht großformatige Zeichnungen (150x150cm, Tusche auf Papier), ein Video, eine
Installation und Plakate im Außenbereich.
Bei den Zeichnungen versuche ich, durch verschiedene Muster und Linien eine möglichst dichte Struktur
zu schaffen. Als Vorgabe dient mir das menschliche Gesicht, über das ich meine Masken /
Helmphantasien stülpe. Die Plakate im Außenbereich sind im Original mit Kugelschreiber gezeichnet und
dann s/w kopiert. Das Video mit dem Titel “zweihundertmilliardendreitausendmillionen köpfe“ zeigt, wie
ich eine Stunde lang ein Stück Ton zu verschieden Köpfen modelliere und wieder zerstöre. Die
Installation als funktionales Objekt dient während der Ausstellung zum Sitzen und am Ende als
Konzertbühne für drei Wiener Bands.
Rouven Dürr
Ausstellungsansicht Köpfe ,Passagegalerie, 2007
Ausstellungsansicht Köpfe ,Passagegalerie, 2007
Ausstellungsansicht Köpfe ,Passagegalerie, 2007
Ausstellungsansicht Köpfe ,Passagegalerie, 2007
„ohne Titel“, Tusche auf Papier, 150/150 cm ,2007