Das Sterben der Bienen

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Das Sterben der Bienen
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"Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet,
hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben:
Keine Bienen mehr,
keine Bestäubung mehr,
keine Pflanzen mehr;
keine Tiere mehr,
kein Mensch mehr."
Das Sterben
der Bienen
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Die Meldung ging wie ein
Schock durch die Medien: In
den USA findet ein großes Bienensterben statt, wie es bisher
noch nie beobachtet wurde.
An der amerikanischen West-
Albert Einstein, 1949
Das Mysteriöse an diesem Bienen­ sterben ist, dass die Bienen einfach weg sind, ohne Spuren zu hinterlassen. Sie haben den Stock alleingelassen, die jun­ ge Brut nicht mehr versorgt. Man weiß nicht, wo sie hin sind. Es gibt keine toten Bienen im Stock, sie sind einfach weg. Die Folgen sind noch unabsehbar: Ein Verschwinden der Honigbienen hätte für die Menschheit eine verheerende Wirkung. Denn ein Drittel unserer Nah­ rung ist direkt oder indirekt von der Ar­ beit der Bienen abhängig: Ein Großteil des Obstes (90%) wird von Bienen be­ stäubt, ebenso Mandelbäume, Melonen, Paprika, Kürbisse, Himbeeren etc. Deshalb warnte Albert Einstein be­ reits 1949 vor einem Bienensterben: „Wenn die Biene von der Erde ver­ schwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr....“ Eine wirkliche Alternative zur Bestäu­ bung durch Bienen gibt es bis heute nicht. Auch der Einsatz von großen Ven­ tilatoren brachte nicht den gewünschten Erfolg. Bienen sind die exaktesten Baumeis­ ter der Welt, sie navigieren nach einer in­ neren Landkarte, führen detaillierte Son­ nenstandsberechnungen durch, unter­ scheiden Hunderte von Düften und leis­ ten Großartiges für unseren Planeten: Sie übernehmen die Bestäubung von Abermillionen von Blüten ­ an Obstbäu­ men, in Gemüsegärten, auf Wiesen, Fel­ dern und in Wäldern.
Sechs Berufe in 30 Tagen? Um diese Aufgabe, die den Fortbe­ stand allen Lebens sichert, zuverlässig durchführen zu können, haben sich die Bienen so perfekt und harmonisch orga­ nisiert, wie man es unter Menschen noch nirgends vorgefunden hat: »Das Faszinierende an den Bienen ist ihr We­ sen selbst«, erklärt der langjährige Imker Hermann Glas. »Faszinierend deshalb, weil alles 100%ig funktioniert. Die Biene kommt auf die Welt, und sie weiß vom ersten Tag an, was zu tun ist. Die Aufga­ be ist in ihr drin.« Dabei geht es längst nicht nur um das Bestäuben von Blüten ­ im Laufe Ihres kurzen Lebens (30 bis 70 Tage) führt die Biene sechs verschie­ dene Berufe aus: Nach dem Schlüpfen reinigt sie während ihrer ersten vier Le­ benstage als Putzbiene die Wabenzellen küste sind fast 60 Prozent der
Bienenvölker kollabiert, an der
Ostküste und in Texas sind es
mehr als 70 Prozent. Mehr als
die Hälfte aller Bundesstaaten
und Teile Kanadas sind betroffen. Dasselbe passiert auch in
Spanien und in Polen.
Sind die Handys schuld? Laut einem Artikel in The Independent (britische Sonntagszeitung) verirren sich die Bienen durch die Radiation (Strahlung) der Mobiltelefone. Sie finden dadurch nicht zu­ rück in ihre Bienenstöcke, in denen nur die Königin, die gelegten Eier und der Honig verbleiben. Eine Studie der Uni in Landau soll dies laut BILD bereits bestätigt haben. Was ist davon zu halten? Die Wissenschaft hat oft bewiesen, dass sie eigentlich nichts weiß. Andererseits haben viele Imker schlechte Erfahrungen in der Nähe von Sende­ masten oder unter Hochspannungsleitungen gemacht. Ein Imker schreibt über seine Erfahrungen, nachdem unmittelbar in der Nähe Sendemasten aufgestellt wurden: „Bei meinen Bienenvölkern (anfangs ca. 40 Stück) waren eine starke Unruhe und ein stark erhöhter Schwarmtrieb zu beobachten. Als Magazinimker benutze ich einen soge­ nannten hohen Boden, die Bienen haben in diesem Raum Waben nicht in Fortsetzung der vorgegeben Rähmchen, sondern kreuz und quer dazu weitergebaut. Besonders auffällig war das starke Verkleben der Beuten, sodass die Magazine nur mehr schwer zu trennen waren. Ich habe eine rasante Frühjahrsentwicklung beobachtet, sodaß frühzeitig eine Schwarmbekämpfung notwendig wurde. Es kam zu unerklärlichen Zu­ sammenbrüchen von Bienenvölkern im Sommer. Die Bienenbeuten wurden einfach von den Bienen verlassen.“ (www.mikrowellensmog.info/bienen.html)
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und den Stock, denn in ungeputze Waben legt die Königin keine neu­ en Eier. Vom 5. bis 11. Tag ist sie Amme und füttert die Larven. Da­ nach ist sie 3 Tage lang als Lager­ arbeiterin tätig: Sie verstaut den Nektar in den Zellen und belüftet den Bienenstock, indem sie ganz schnell mit ihren Flügeln schlägt. Am 14. Lebenstag schließlich wird sie zur Baubiene und konstruiert Wabenzellen ­ sechseckig, eine wie die andere. Am 18. Tag wech­ selt die Biene zu den Wehrbienen und hält am Eingang zum Stock Eindringlinge wie Wespen, Hor­ nissen und Schmetterlinge fern. Dann erst, an ihrem 22. Lebens­ tag wird die Biene zur Sammlerin. Sie fliegt von Blüte zu Blüte, um Nektar, Pollen und Propolis (eine Art Baumharz) zu ernten, Nah­ rung für den Bienenstock. Woher weiß die Biene, was zu tun ist? Wer gibt den Impuls, von einem Arbeitsplatz zum nächsten zu wechseln? Wer hat sich den berühmten und lange erforschten Rundtanz und den Schwänzeltanz ausgedacht, mit dem die Biene bei der Rückkehr zum Stock den an­ deren Bienen den exakten Stand­ ort, die Entfernung und Qualität ei­ ner Nahrungsquelle übermittelt? Bienen leben im Kollektiv »Bienen sind hochintelligente We­ sen. Diese Findigkeit, diese Ordnung ­ so etwas bekommen wir Menschen nicht zustande«, schwärmt der Imker Hermann Glas, der an die 40 Völker betreut. Für ihn sind Bienen keine Einzelwesen, son­ dern eine Einheit: »Ein Bienenvolk ist wie ein Wesen, es hat so etwas wie eine Kol­ lektivseele.« So sprechen auch ganz alte Imker niemals von »den Bienen«, sondern im­ mer von »dem Bien«. Und der ist dreige­ schlechtlich: Da gibt es die Königin, die sich mit dem wertvollen Gelee Royale füttern lässt und während ihres 3­4 jähri­ gen Lebens als Eierlegerin an die zwei Millionen Eier in die Wabenzellen legt ­ um die Sonnenwende bis zu 2000 Eier täglich; es gibt die weiblichen Arbeitsbie­ nen, die den Stock bauen, ihn in Ord­ nung halten, Nektar sammeln und die Larven füttern, und die männlichen Droh­ nen, von denen es im Bienenstock nur ei­ nige Hundert gibt. Die Drohnen spielen im Bienenvolk eher die tragische Rolle. Etwas plumper und haariger als die Ar­ beitsbienen werden sie im Stock nur als mögliche Befruchter der Königin gedul­ det. Sie können sich nicht allein ernäh­ ren und werden von den Arbeitsbienen versorgt. Auch zur Verteidigung können sie nicht beitragen ­ ihnen fehlt der Stech­ apparat. Ihre Aufgabe ist schlicht, im Frühjahr/Sommer zum Hochzeitsflug an­ zutreten und die Königin zu besamen ­ was nur wenigen gelingt und den soforti­ gen Tod nach sich zieht. Königin oder Arbeitsbiene? Wer in die Abläufe und Gesetze eines
Bienenvolks eintaucht, ist fasziniert,
empfindet Achtung, empfindet Ehrfurcht
vor diesen Wesen, von denen im Grunde
unser Überleben abhängt. Umso unverständlicher ist, wie der Mensch mit seiner
Umwelt, mit Natur und Tieren umgeht.
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Ob die Biene als Drohne, Arbeiterin oder Königin ihr Dasein verbringt, ent­ scheidet nicht etwa die genetische Be­ stimmung, sondern schlicht die Behand­ lung des Eies: Für die Königinnenlarven etwa werden speziell geformte, größere »Königinnenwiegen« gebaut. Die Larven werden mit einem besonderen Saft, dem Gelee Royale, gefüttert, den die Jung­ bienen in ihren Drüsen produzieren. Die Larven von zukünftigen Arbeitsbienen hingegen erhalten ab dem 6.­7. Tag eine Mischung aus Pollen, Honig und Was­ ser als Nahrung. Die Drohnen wiederum erhalten dasselbe Futter, nur stammen sie aus unbefruchteten Eiern. Und wer nun regelt die Aufteilung in Königin, Ar­ beitsbiene und Drohne? Wohl wiederum »der Bien«, die Seele des Bienenvol­ kes. Diese registriert auch, wenn das Volk zu groß wird. Dann wird die Königin auf Diät gesetzt, so dass sie weniger Eier legt, schlanker wird und somit flug­ fähig. Nun teilt sich das Volk, es »schwärmt«: Die alte Königin verlässt mit einem Teil ihres Hofstaates den Bie­ nenstock und sucht sich eine neue Blei­ be. Für königlichen Nachwuchs ist längst gesorgt ­ eine junge Königin wur­ de in einer neuen Königinnenwiege her­ angezogen. Sie übernimmt nach ihrem Hochzeitsflug fortan das Eierlegen und sorgt durch ihren Duftstoff für Harmonie im Stock. Ist es bloßer Instinkt, der das Leben im Bien steuert? Haben Bienen ein Be­ wusstsein? Denken sie? Diesen Fragen widmen sich derzeit Forscher aller Na­ tionen. Der Biologe James L. Gould von der Princeton­Universität stieß bei sei­ nen Studien auf einen Fall, mit dem nie­ mand, nicht einmal er selbst, gerechnet hatte: Gould richtete für seine Bienen ei­ ne mobile Futterstation ein und versetz­ te sie jeden Tag um das gleiche Stück. Wie zu erwarten, spürten die Sammle­ rinnen jedesmal den neuen Standort auf. Aber was dann geschah, ging über alles hinaus, was man sinnvollerweise erwarten durfte: Nach ein paar Tagen »wussten« die Bienen, wo die Futtersta­ tion heute stehen würde, und drehten dort bereits ungeduldig ihre Runden, als Gould mit dem Futter eintraf. Hatten die Bienen das Prinzip seines Versuchs durchschaut? Eine vernünftige Erklä­ rung konnte Gould dafür nicht finden. Aber seine Ratlosigkeit sollte noch­ mals gesteigert werden, als er den Ver­ suchsablauf drastisch erschwerte. Er versetzte die Futterstation nicht um eine gleichbleibende Strecke, sondern stei­ gerte die Versetzung von Mal zu Mal um den Faktor 1,25 ­ alles andere als eine leicht zu durchschauende Gesetzmä­ ßigkeit. Und trotzdem wussten die Bie­ nen damit umzugehen. Als hätten sie die Regel im Laufe des Versuchs begrif­ fen, zogen sie an der richtigen Stelle ih­ re Warteschleifen und rechneten mit Futter. Sie handelten offenbar nach der Regel: Nimm die letzte Versetzung und addiere fünfundzwanzig Prozent dazu, dann kriegst du was zu essen. Bis heute hat niemand eine schlüssi­ ge Erklärung, wie die Insekten mit ihrem Milligrammgehirn solche schier »unmög­ lichen« Leistungen zustande bringen. Wenn man davon ausgeht, dass al­ les Leben beseelt ist, dass der Allgeist, Gott, jede Lebensform durchströmt, dann liegt der Gedanke nahe, dass sich das Bewusstsein der einzelnen Bienen im Bienenvolk potenziert. Durch das Le­ ben im Verbund entsteht ein höheres Bewusstsein, das man nicht mehr an der Anzahl der Neuronen des einzelnen Bienengehirns festmachen kann. Der Bienen­Überlebenskampf Wie auch immer man zu dieser Fra­ ge stehen mag, ob man Bienen Instinkt, Bewusstsein oder eine Gemeinschafts­ seele zuerkennt: Wer in die Abläufe und Gesetze eines Bienenvolks eintaucht, ist fasziniert, empfindet Achtung, emp­ findet Ehrfurcht vor diesen Wesen, von denen im Grunde unser Überleben ab­ hängt. Umso unverständlicher ist, wie der Mensch mit seiner Umwelt, mit Na­ tur und Tieren umgeht. R
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»Die Menschen brauchen die Bienen dringend, denn fast zwei Drittel der menschlichen Nahrung ist direkt oder indirekt von ihnen abhängig: 80 bis 90 Pro­ zent des Obstes (Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Pfirsiche, Kiwis usw.) werden von Zuchtbienen bestäubt, ebenso Mandelbäume, Melonen, Paprika, Kürbisse, Himbeeren, Sojabohnen, Spargel, Brokkoli, Sellerie, Kürbisse, Gurken und etwa 90 andere Obst­ und Gemüsearten.« g
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Warum verlassen in den USA und in anderen Ländern Tausende Bienen­ völker Ihren Stock auf mysteriöse Weise? Fordern Vergiftung der Um­ welt und der Frevel an der Schöpfung mittels Gentechnik ihren Tribut? Hat der Mensch die Ordnung der Bienen durcheinandergebracht? Sind sie auf der Suche nach Gebieten, in denen sie noch nach ihrer Ordnung leben können? Gibt es solche Gebiete in Reichweite der Schwärme überhaupt noch? Hat sie der Mensch zum Untergang verurteilt und damit sein eigenes Urteil gesprochen...?
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