Blasenbildungen bei Beschichtungen auf Beton
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Blasenbildungen bei Beschichtungen auf Beton
Bauschäden Blasenbildungen bei Beschichtungen auf Beton Der aktuelle Schadensfall Sachverhalt Fall A Die Bodenplatte in einem Verbindungstunnel ist mit einem orangefarbigen Reaktionsharz beschichtet. Die 30 cm dicke Bodenplatte ist 2000 hergestellt, die Beschichtung ist 2007 erneuert worden. Nach Auskunft der ausführenden Firma soll die Beschichtung aus einer Grundierung aus wässrigen 2K-Epoxidfestharz Uniprimer und Großflächige Ablösungen Fall B In einem Tanklager ist die Bodenplatte mit einem grauen Reaktionsharz beschichtet. Die 30 cm dicke Bodenplatte aus Beton und die Beschichtung sind 2006 hergestellt worden. Seit etwa 2007 werden Blasenbildungen bemerkt, die aufplatzen und eine Flüssigkeit freisetzen. Das Fabrikat der Beschichtung ist nicht bekannt, die ausführende Firma existiert nicht mehr, eine VBD info 4/2010 einem 2K-Epoxidflüssigharz Decksiegel bestehen. Im Bereich von Flurförderverkehr kommt es zu großflächige Blasenbildungen und Ablösungen der Beschichtung. Auf der Rückseite der Beschichtung ist eine Blasenflüssigkeit vorhanden. Nach Laboruntersuchungen besteht die Beschichtung aus insge- samt 9 Arbeitsgängen. Die unterste Schicht löst sich nach längerer Wasserbelastung ab. Mit Verdünnung wird diese Schicht sofort angelöst. Eine Infrarot-Sektroskopie ergab eine Materialbasis der untersten Schicht aus PU/Alkydharz. Die Blasenflüssigkeit besteht aus Wasser mit geringen Anteilen von organischen Bestandteilen. Schichtaufbau Baudokumentation ist nicht vorhanden. Die Blasen stehen unter Druck, beim Aufstechen tritt die Blasenflüssigkeit in einem hohen Bogen aus. Die Beschichtung löst sich an der Trennschicht zwischen Beschichtung und Beton ab. In den geöffneten Blasen ist der Beton der Bodenplatte erkennbar. Nach Laboruntersuchungen besteht die Beschichtung aus insge- samt 2 Arbeitsgängen. Die unterste Schicht löst sich nach längerer Wasserbelastung ab. Die Blasen sind alle flüssigkeitsgefüllt. Die Blasenflüssigkeit besteht aus Wasser mit geringen Anteilen von organischen Bestandteilen. Die Beschichtung ist nach Auskunft des Bauherrn etwa 2 Monate nach Herstellung der Bodenplatte aufgebracht worden. 5 Bauschäden Blasenbildungen Geöffnete Blase Ursachen Zunächst wurde als Ursache der Blasenbildungen Osmose als Mechanismus vermutet. Die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge der Osmose sind von Pfeffer erstmals beschrieben worden. Den Nachweis führte er in einer Versuchsapparatur die nach ihm als Pfeffer’sche Zelle benannt ist: Die Tonzelle hat die Eigenschaft, Wassermoleküle durch zu lassen, während der Durchgang für Lösungen im inneren der Tonzelle mit größeren Molekülen und Ionen versperrt wird. Durch einen einseitigen Transport der Flüssigkeit be- zeichnet man die Membran (Tonzelle) als semipermeable Membran. Übertragen auf Beschichtungen auf Beton, müssen für osmotisch generierte Blasen folgende vier Voraussetzungen gegeben sein: • Wasser als Lösungsmittel, • ein oder mehrere Beschichtungen als semipermeablen Membran, • Haftverbundstörungen in der Beschichtung, • Blasenkeime z.B. Verunreinigungen in der Beschichtung. Nach Untersuchungen aus 2007 von Schadensfällen und Laboruntersuchungen der Mechanismen von Blasenbildungen bei Reaktionsharzbeschichtungen auf Beton konnten für die Kontaktzone BetonGrundierung Osmose als Ursache der Blasenbildung ausgeschlossen werden. Es wurde nachgewiesen, dass der kritische Druck je nach Fehlstellengröße deutlich unterhalb der Haftzugfestigkeit der Beschichtungslage liegt. Die Mechanismen einer Blasenbildung zwischen Beton und Grundierung können schematisch wie folgt beschrieben werden: • Veränderung des Epoxidharzes durch Wasseraufnahme = Schwächung des Verbundes • Quellen des Epoxidharzes durch Wasseraufnahme = Schwächung des Verbundes • Separation einzelner Grundierungsbestandteile • Kapillardruck aus dem Beton = Aufhebung des Verbundes und Blasenbildung • Aufplatzen der Blasen. Zeitlicher Ablauf der Entstehung von Blasen in der Kontaktzone Beton-Beschichtung: • Entstehung von Störzonen infolge von Wechselwirkungen zwischen Grundierung und Beton • Veränderung mechanischer Eigenschaften des EP-Harzes durch ansteigenden Wassergehalt in der Betonrandzone • Aufbau von Spannungen in der Kontaktzone durch hygrisches Quellen des EP-Harzes und zunehmenden Kapillardruck im Beton • Entstehung von flüssigkeitsgefüllten Blasen/Hohlräume in der Kontaktzone. Pfeffer’sche Zelle 6 VBD info 4/2010 Bauschäden Labortechnisch ist eine Delamination von Beschichtungslagen bei einem Kapillardruck im Betonporengefüge von weniger als 0,3 N/qmm nachgewiesen. Die Wahrscheinlichkeit einer Blasenbildung zwischen Beton und Grundierung kann nur im geringen Maße durch eine entsprechende Sorgfalt bei der Applikation beeinflusst werden. Der entscheidende Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit von Blasenbildungen haben die Beschaffenheit des Betons (Feuchtegehalt) und die Zusammensetzung der Epoxidformulierung. Fall A Die vier Voraussetzungen für osmotisch generierte Blasen sind nicht gegeben. Die Ursachen für die Blasenbildungen liegen offensichtlich in einer ungenügenden Untergrundvorbereitung. Die festgestellte unterste Schicht aus PU/Alkydharz ist als Grundierung unter Epoxidharz ungeeignet. Höchstwahrscheinlich wurde eine vorhandene Beschichtung nicht entfernt und eine neue Beschichtung in mehreren Arbeitsgängen auf den ungeeigneten Untergrund aufgetragen. Infolge des fehlenden Haftverbund löst sich die Beschichtung bei Flurförderverkehr vom Untergrund. Die Blasenflüssigkeit aus Wasser stammt vermutlich aus dem nicht abgetrockneten wässrigen Primer und/oder aus nicht gebundenem Wasser aus dem Beton. VBD info 4/2010 Auf eine weitere Laboruntersuchung wurde aufgrund des Schadenbildes verzichtet. Die schadhaften Beschichtungen müssen entfernt und die Bodenplatte neu beschichtet werden. Fall B Die vier Voraussetzungen für osmotisch generierte Blasen sind nicht gegeben. Die Ablösung erfolgt in der Kontaktzone zwischen Beton und Beschichtung, eine semipermeable Schicht ist nicht vorhanden. Hinweis Zur Vertiefung der Problematik ist das u.a. DAfStb Heft 576 sehr zu empfehlen. Quelle/Literatur • IRB Verlag Schadis, diverse Schadensfälle • DAfStb Heft 576 Mechanismen der Blasenbildung bei Reaktionsharzen auf Beton Dipl. Ing. Andreas Reumschüssel Braunschweig Die Ursache der Blasenbildungen ist offensichtlich der zu hohe Feuchtegehalt des Betons der 2 Monate nach Herstellung noch große Mengen von Überschusswasser beinhaltet, dass aus der oberen Betonzone nur in den Innenraum austrocknet kann. In der Kontaktzone zwischen Beton und Grundierung kommt es zu einem Quellen und Ablösen des Epoxidharzes. Durch weiteren Kapillardruck entstehen Blasen, die bei einem weiteren Aufwölben der Beschichtung platzen. Die schadhaften Beschichtungen müssen entfernt und die Bodenplatte nach einer Feuchtemessung mit entsprechend niedrigen Feuchtegehalten neu beschichtet werden. 7