Windspiele
Transcrição
Windspiele
Foto: Fred Pattou Windspiele Nachteile: Außer im Sommer ist das Wasser in unseren Breiten zu frisch, und der Einstieg ist auch für gewiefte Gleitschirmflieger nicht ganz so einfach: Der Umgang mit einem kippeligen Surfbrett ist eine Wissenschaft für sich. Für Neueinsteiger aus dem Gleitschirmsport ist das Snowkiten am einfachsten. Wer einigermaßen gerade auf seinen Ski stehen kann, kann schon nach wenigen Übungsminuten mehr oder weniger losheizen". Leider ist auch Schnee zu vielen Jahreszeiten Mangelware ... Am längsten ist die Kitesaison auf dem Lande. Mit „Buggys" oder mit „All-TerrainBoards" kann man sich prima über abgeerntete Stoppelfelder oder herbstliche Strände ziehen lassen. Buggys sind Dreirädergestelle mit riesigen, sandtauglichen Ballonreifen - leider etwas sperrig für einen normalen Kofferraum. Ein „AllTerrain-Board" oder „ATB" dagegen nimmt nur etwas mehr Platz weg als ein Skateboard - im Prinzip handelt es sich auch nur um eine Sonderform eines solchen Rollbretts, das mit größeren und geländegängigen Reifen ausgestattet ist. LAND-KITEN Fotos: Sascha Burkhardt K i t e A l l - Te r r a i n - B o a r d s Ein „All-Terrain-Board“ oder ATB ist eigentlich nichts anderes als ein größeres Skateboard mit sehr großen, geländegängigen Reifen. Im Gegensatz zu einem Buggy (Foto gegenüberliegende Seite unten) paßt so ein Board in jeden Kofferraum. Fußschlaufen geben dem Fahrer sicheren Halt. Das oben abgebildete Modell „Furnace Creek“ der Firma Scrub ist durch die Verwendung spezieller Federungssysteme (rechts im Detail) sehr spurstabil und insbesondere für hohe Geschwindigkeiten konzipiert. Auch für Downhill-Fahrten eignet es sich sehr gut, als Option ist sogar ein Trommelbremssystem erhältlich. Der Preis für dieses High-End-Board liegt bei circa 300 Euro, Einsteigermodelle für Kiteanfänger gibt es dagegen schon ab 150 Euro. Zu Anfang sind weitläufige Ebenen wie hier ideal - später kann der Pilot aber auch durch unwegsameres Hügelgelände heizen Für Gleitschirmflieger stellen diese ATBs einen interessanten Einstieg in die Welt des Kitens dar - diese Drachen-Disziplin erlernt sich vielleicht einen Tick schwieriger als das Snowkiten, der Pilot kommt aber dennoch schon am ersten Tag zu Erfolgen. Das Kitehandling hat gewisse Ähnlichkeiten mit Gleitschirm-Aufziehübungen im Starkwind. Wer seinen Kiteschirm im Stand beherrscht und an beliebigen Stellen im Windfenster positionieren kann, braucht eigentlich nur noch auf das Board aufzusteigen und loszufahren ... wenn er nicht gleich wegen einer Böe wieder vom Brett gezogen wird. Denn das Gleichgewicht auf dem Board will erlernt sein, insbesondere wenn die Füße in den Schlaufen stehen. Der angehende Mit Schirmkraft über Stock und Stein ... Pilot springt bei den ersten Versuchen oft lieber schnell wieder ab, bevor ihn die Kappe nach vorne auf die Knie reißt. Gerade bei ersten Versuchen ist es daher wichtig, in möglichst laminarem und gleichmäßigem Wind zu trainieren. Als Gleitschirmpiloten erkennen wir die guten Übungsgelände schnell: möglichst keine Hindernisse im Luv der Trainingsfläche. Ideal sind flache, harte Strände oder weiträumige Stoppelwiesen. Etwas hügeliges Gelände wird von den Boards auch problemlos gemeistert, solange die Luftströmung nicht zu turbulent ist. 38 11/12-05 gleitschirm-magazin.com Foto: Paul Taylor / Scrub Immer mehr Gleitschirmflieger entdecken das Kiten, um auch an unfliegbaren Tagen mit dem Wind zu spielen und dabei sogar springenderweise mehr oder weniger hoch in die Luft zu kommen. Schließlich sind gerade Mattenkites nichts anderes als „kleine Brüder" unserer echten Schirme. Die Steuerung ist zwar nicht ganz dieselbe, aber wer ein gutes Schirmgefühl unterm Gleitschirm hat, kommt auch mit einem Kite schnell zurecht. Viele Kiter lassen sich von ihren Schirmen auf einem speziellen Surfbrett über das Wasser ziehen. Diese Version des Kitesports hat aber zwei Foto: U-Turn von Sascha Burkhardt Wenn jetzt im Herbst das Wetter für das "richtigen Fliegen" nicht mitspielt, bietet sich eine prima Alternative an: mit einem Kiteschirm in den Händen und einem Board unter den Füßen übers Land heizen. Schon bald ist der Pilot in der Lage, hunderte von Metern oder gar kilometerweit übers Land zu brettern - eben solange Wind weht und kein Hindernis im Weg steht. Genau wie bei allen anderen Formen des Kitens kann man schwächer werdenden Wind durch „Wedelbewegungen" ausgleichen. Wenn der Pilot den Schirm mit Achterbewegungen durch das Windfenster flitzen läßt, wird der dynamische Auftrieb in zusätzliche Zugkraft umgewandelt. Natürlich kann der Pilot auch Kurven fahren oder gar wenden. Der Schirm wird in die entgegengesetzte gleitschirm-magazin.com 11/12-05 39 K i t e A l l - Te r r a i n - B o a r d s Wenn kein Wind weht, kann man den Schirm auch mal zu Hause lassen und mit dem ATB einfach so skaten. Hälfte des Windfensters gelenkt, das Board bleibt stehen und beschleunigt einfach in die entgegengesetzte Richtung. Foto: Paul Taylor / Scrub Könner kommen sogar richtig in die Luft und springen meterhoch. Das ist allerdings mindestens genauso schwierig wie auf dem Wasser. Mit dem Unterschied, daß eine unsanfte Landung schnell mindestens blaue Flecken zur Folge hat, wenn nicht sogar noch schlimmer. Vielen Gleitschirmpiloten genügt es daher auch, mit dem Board ganz einfach über die Felder zu jagen. Es macht einfach Riesenspaß, die Zugkräfte der Kappe in den Händen zu spüren und so geschickt ausgenutzen, daß der Pilot nur mit Windantrieb in beliebige Richtungen fährt - es ist sogar möglich, gegen den Wind aufzukreuzen. Das Material Fast alle Gleitschirmhersteller bieten auch Kitekappen fürs Land an. Im Gegensatz zu den Kappen fürs Wasser darf ein Schirm fürs Powerkiten an Land offene Eintrittskanten haben. Diese Modelle sehen also unseren Gleitschirmen am ähnlichsten. Einige interessante Technologien, die im Gleitschirmbau eingesetzt werden, wurden übrigens zunächst serienmäßig in Kites eingebaut: die JetFlaps von Skywalk oder das AFS von UTurn beispielsweise. Die Schirmflächen sind selbstverständlich deutlich kleiner als im Gleitschirmbereich. Bei leichten Winden sind Landkiter meist mit 5 - 7 m2 unterwegs, bei stärkeren Winden mit weniger. Aufwendiger konstruierte Schirme mit Depowersystemen, die einen Einfluß auf den Anstellwinkel erlauben, dürfen auch größer sein. Die Preisspanne beim Zubehör zum Landkiten ist auch recht breit: einfache Kappen gibt es schon ab 300,- Euro, bessere Systeme kommen auf über 1.000,- Euro. Boards gibt es schon ab 150,- Euro, die Obergrenze liegt bei über 300,- Euro. Unabdingbar sind Knieschoner, Ellenbogenschützer (in der Regel reicht auch ein billiges Set für Skateboarder aus dem Kaufhaus) und ein Helm. Einige Piloten tragen sogar einen speziellen Rückenschutz, dafür müssen aber schon mehrere hundert Euros hingeblättert werden. Übrigens können die Boards auch wie „Gelände-Skateboards" im Bergland eingesetzt werden, ursprünglich kommen die ATBs sogar aus dieser Disziplin. Bevor die Kiter diese fahrenden Untersätze entdeckt haben, rasten nämlich schon etliche Fahrer mit solchen Brettern die sommerlich schneelosen Skipisten herunter. Dieses DownhillFahren ist aber nicht ungefährlich, Stürze können ordentlich schmerzhaft werden. Für eine gemäßigtere Fahrweise bietet der Boardhersteller Scrub beispielsweise ein Bremsensystem an, das nachträglich am Board montiert werden kann. Fazit: Für recht wenig Geld können wir Gleitschirmpiloten auch an unfliegbaren Tagen mit Wind- und Schwerkraft spielen: ein ATB und ein Zugschirm bringen ordentlich Spaß. Den Zugschirm kann man dann auch problemlos im Winter auf Schnee einsetzen - alles Wichtige zum Snowkiten lesen Sie in der nächsten Ausgabe. TractionWorkbook Im Traction-Workbook von Jens Baxmeier ist auf Mit Schirmkraft durch den Schotter: selbst Steigungen und Gefälle sind für ATBs kein Problem 84 Seiten alles Wissenswerte zum Landkiten mit Buggy, ATB, Ski oder Snowboard zusammengefaßt. Grundlagen, Materialkunde, Fahrtechniken, Vorfahrtsregeln ... Auch das Kitesurfen auf dem Wasser wird angesprochen. Das TractionWorkbook ist für 8,50 Euro in unserem Leserservice erhältlich. www.gleitschirm-magazin.com/shop Weiterführende Infos und Bezugsadressen: http://www.kite-and-friends.de/ Fachzeitschrift für Traction-Kiter http://www.invento-hq.com/ Vertreibt unter anderem die ATBs der Firma Scrub http://www.libre.de Vertrieb und Herstellung von Kites und Boards http://www.atbmag.com/ Foto: Fred Pattou Englischsprachiges Magazin zum reinen Downhill-Fahren