bad kissingen - Sachs-Franken
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7 2 . Ja h r g a n g , N r. 1 1 2 BAD KISSINGEN Dienstag, 17. Mai 2016 Gefährliche Kappelei auf der Autobahn KIS - Seite 25 Ein Jaguar Mark VII war der Schönste Zwei Versionen zu einem Auffahrunfall OERLENBACH (dübi) Zwei verschie- dene Versionen eines Unfalles bekamen die Ermittler am Samstag zu hören. Fakt ist, dass beide Beteiligtem gegen 9 Uhr auf der Autobahn 71 in Richtung Schweinfurt unterwegs waren, und es zwischen den Anschlussstellen Maßbach und Bad Kissingen zu einem Auffahrunfall kam. Der beteiligte Lastwagenfahrer gab an, dass ihn der Autofahrer auf dem Seitenstreifen rechts überholt habe, vor ihn fuhr und stark abbremste, so dass ein Auffahren nicht mehr zu vermeiden gewesen sei. Der Pkw-Fahrer wiederum erklärte, dass er mit seinem Auto wegen des Fahrstreifenwechsels des Lastwagens ein Auffahren nur habe vermeiden können, indem er auf den Seitenstreifen ausgewichen sei. Anschließend sei der Lkw-Fahrer absichtlich auf seinen Wagen aufgefahren. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von 6000 Euro. Die Verkehrspolizeiinspektion Schweinfurt nimmt Hinweise zur Klärung des Unfallherganges unter Tel.: 09722/ 944 40, entgegen. Bus macht sich selbstständig Im Kreisverkehr mit einem Auto kollidiert GROSSENBRACH (dübi) Ein Auto und ein Omnibus sind am Freitag in Großenbrach zusammengeprallt. Der 21-jährige Busfahrer hatte sein Fahrzeug zunächst für kurze Zeit am Kreisverkehr nach der Ausfahrt Mangelsfeld abgestellt, vergaß dabei jedoch, die Feststellbremse zu betätigen. Der Bus rollte deshalb rückwärts in den Kreisverkehr hinein und kollidierte mit einem Auto. Der Sachschaden beträgt rund 3000 Euro. Dem unaufmerksamen Busfahrer wurde ein Verwarnungsgeld auferlegt. Motorsägen gestohlen Abstellraum aufgebrochen PREMICH (dübi) Unbekannte haben einen Abstellraum des Fußballvereins DJK Premich aufgebrochen und zwei ältere Kettensägen der Marke Stihl sowie mehrere Biertischgarnituren entwendet. Der Schaden beträgt 1000 Euro. Den Tatzeitraum grenzen die Ermittler auf Dienstag, 10. Mai, 20 Uhr, bis Freitag, 13. Mai, 16 Uhr ein. Sie suchen Zeugen, die verdächtigte Fahrzeuge am Sportheim gesehen haben. Disput zwischen Autofahrer und Radfahrer BAD KISSINGEN (dübi) Ein Radfahrer und ein Autofahrer gerieten am Samstag, 14. Mai, gegen Mittag auf Höhe des Schweizerhaussteges in Bad Kissingen aneinander. Der Autofahrer sei zu nah an dem Radfahrer vorbeigefahren. Dies kommentierte der Radfahrer laut Polizei mit einer abwertenden Äußerung. Danach bremste der Autofahrer sein Fahrzeug abrupt ab, der Radfahrer fuhr auf und stürzte. Türzarge ging zu Bruch STEINACH (dübi) Bei der Heimkehr von der Pfingstfeier stürzte ein Besucher daheim im Treppenhaus. Beim unsanften Fall an die Tür eines Nachbarn brach die Zarge heraus. Weitere Nachbarn fanden den alkoholisierten Mann im Flur. Auf ihn werden Schadensersatzforderungen zukommen, heißt es im Polizeibericht. BAD KISSINGEN (pz) Ein Jaguar Mark VII aus dem Jahr 1953 (großes Bild) hat diesmal das Rennen gemacht. Beim „Concours d’Elegance“ am Pfingstsonntag vor dem Spielcasino in Bad Kissingen wurde der Wagen der „Sachs Franken Classic“ von einer Jury zum schönsten Fahrzeug der Rallye gekürt. Thomas Valko (Mühlethal) und Martin Bäch- thold (Bellmund) steuerten den stilvollen Engländer. Auf dem zweiten Rang folgte ein Studebaker Starliner, gleichfalls aus dem Jahr 1953 mit Nils und Vincent Hansen (Schenefeld) am Steuer. Auf den dritten Platz der Schönsten unter den Schönen fuhr ein 1960er Cadillac, der von Katja und Hannes Streng aus Fürth pilotiert wurde. Die Rallye selbst war nach Aussage von Cheforganisator Karlheinz Schott wieder ein voller Erfolg. 180 Fahrzeuge können für die Rallye gemeldet werden, mehr lässt man nicht zu. Jedes Auto ist mit zwei Fahrern besetzt, so dass 360 offizielle Teilnehmer dazukommen. „Es ist super gelaufen“, so Schott in seiner Rallye-Bilanz für 2016. Kurze Regenschauer kamen zwar durch, doch Oldtimer und ihre Fahrer sind eini- ges gewöhnt. Technische Probleme mit den Fahrzeugen hat es einige kleine gegeben. „Wichtig ist, dass kein Unfall passiert ist“, bilanziert Schott. Wo auch immer der Konvoi beim Prolog am Freitag und den beiden Rundfahrten am Samstag und Sonntag vorbei kam, standen zahlreiche Zuschauer an der Strecke. Dabei sein ist zwar alles, trotzdem gab es auch einen Wettkampf mit Wertungsprüfungen, bei denen die Fahrer zeigen mussten, wie gut sie ihre blechernen Schätze im Griff haben. Die Gesamtsieger kamen in diesem Jahr von weit her. Gianmaria Aghem und Rossela Conti aus Turin bewältigten die Aufgaben mit ihrem BMW 328 am besten. Das Auto stammt von 1938, die italienische Besatzung ist jünger. FOTOS: MATTHIAS HUCH „Reichsbürger“ beschäftigen das Amtsgericht Immer häufiger behaupten Straftäter, sie seien aus der Bundesrepublik ausgetreten ................................................................................... Von RALF RUPPERT ................................................................................... BAD KISSINGEN Ein älterer Autofahrer überfährt ein Stopp-Schild, wird angehalten, die Polizeistreife stellt sich auf eine Routine-Kontrolle ein. Doch dann wird es kurios: Der Mann weist sich mit einem Fantasiedokument als Diplomat des Deutschen Reiches aus und fordert Hilfe der Alliierten an. Er sei aus der Bundesrepublik Deutschland ausgetreten, Polizei und Gerichte erkenne er nicht an, einen gültigen Führerschein hat er nicht. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass er zudem unrechtmäßig einen Doktor- und einen Grafen-Titel führt. Selbsternannte „Reichsbürger“ oder „Germaniten“ sind längst keine Einzelfälle mehr: „Solche Fälle binden immer mehr Zeit bei uns“, sagt Christian Pörtner, stellvertretender Chef der Bad Kissinger Polizei. „Diese Bewegung hat Zulauf in vielen Kreisen“, sagt auch Dr. Matthias Göbhardt, Direktor des Amtsgerichts Bad Kissingen. Vor allem die fünf Vollstreckungsbeamten im Landkreis würden immer öfter persönlich angegangen. „Die Argumentationen sind immer ähnlich: Man verweist darauf, dass man nur eine natürliche Person sei, aber kein Bürger der Bundesrepublik Deutschland.“ Ein Teil rechne sich dem Deutschen Reich zu, andere dem „Freistaat Germania“. Etwa 20 solcher Fälle behandle das Amtsgericht aktuell. Göbhardt versucht, das neue Phänomen gelassen zu sehen. Die seitenlange Aufforderung, die Existenz der Bundesrepublik zu belegen, ignoriert er schon lange. „Darauf gehe ich gar nicht ein, sonst fühlen sich die meisten ja noch bestätigt“, sagt der Amtsgerichtsdirektor, und: „Wer sich in der Bundesrepublik aufhält, muss sich auch an die Spielregeln hier halten.“ Besonders merkwürdig findet Göbhardt, dass die meisten selbst ernannten Reichsbürger von Transferleistungen leben: Hartz-IV-Zahlungen oder Renten würden sie in Euro akzeptieren. „Aber ihre konstruierten Schadensersatzansprüche an das Amtsgericht stellen sie in Unzen Silber.“ Aus seiner Sicht versuchen viele nur, die Eintragung in die Schuldnerliste möglichst lange zu verzögern. Spätestens wenn die Vermögensauskunft verweigert wird und ein Strafbefehl ergeht, schrecke das aber ab: „Der angeblich nicht existierende Staat hat durchaus existierende Ge- fängnisse.“ In bislang fünf Fällen ist aus Göbhardts Sicht die Grenze des Zumutbaren überschritten: Wegen versuchter Erpressung oder Nötigung und wegen Beleidigung erstattete er Anzeigen. „Das sehe ich als meine Pflicht als Dienstvorgesetzter an.“ Der Freistaat Bayern habe zudem für solche Fälle seinen Beamten einen umfassenden Rechtsschutz zugesichert. Bei Göbhardt als Vollstreckungsrichter landen die Fälle nur auf dem Schreibtisch, die Vollstreckungsbeamten vor Ort hätten aber direkt mit den Menschen zu tun. „Die Gerichtsvollzieher haben ganz gut im Blick, welcher Schuldner ein seltsamer Zeitgenosse ist“, sagt der Chef des Amtsgerichtes. Vor allem bei Frauen würden sich die Reichsbürger viel rausnehmen, aber: „Gerade unsere Beamtinnen treten da ganz bestimmt auf.“ Bei möglichen Bedrohungen wird zunächst bei der Polizei angefragt, ob die Person bekannt sei. „Wenn es Erkenntnisse gibt, dass die Sicherheit beeinträchtigt sein könnte, geben wir Geleitschutz“, sagt Christian Pörtner. Ein solcher „Flankenschutz zur Gefahrenabwehr“ sei mittlerweile mindestens einmal im Monat bei Vollstreckungsterminen notwendig. Tendenz steigend. Das Problem sei, dass solche Einsätze oft viel Zeit kosten: „Das darf kein Tagesgeschäft werden“, verweist Pörtner auf die steigende Belastung. Das Phänomen sei 2012 zum ersten Mal aufgetreten, erinnert sich Richter Matthias Göbhardt. Zunächst habe es nur seitenlange schriftliche Beschwerden gegeben. Matthias Göbhardt, Direktor des Amtsgerichts Bad Kissingen, hat bereits in fünf Fällen Anzeige wegen versuchter Erpressung und Beleidigung erstattet. FOTO: RALF RUPPERT Zweiter Schritt war die Bedrohung von Vollstreckungsbeamten. „Mittlerweile gehen sie aktiv in Gerichtsverfahren rein“, verweist Göbhardt auf mehrere Fälle in Bayern, in denen so genannte Reichsbürger für Tumulte im Gerichtssaal sorgten. ........................ „Wer sich in der Bundesrepublik aufhält, muss sich auch an die Spielregeln hier halten.“ Matthias Göbhardt Amtsgerichts-Direktor ........................ Auch in Bad Kissingen seien zum Beispiel bereits widerrechtlich Verfahren gefilmt und ins Internet gestellt worden. Deshalb wurde im Herbst ein generelles Handy-Verbot für Besucher der Bad Kissinger Gerichtssäle erlassen. „Gruppierungen wie die Reichsdeutschen oder Germaniten fallen seit einiger Zeit vorwiegend durch Störungen bei Zwangsvollstreckungsmaßnahmen durch Gerichtsvollzieher oder durch Störungen in Gerichtsverhandlungen auf“, bestätigt auch Ulrike Roider, Pressesprecherin des Bayerischen Justizministeriums. Statistiken dazu gebe es jedoch nicht. Strafrechtlich relevante Fälle würden „mit Nachdruck und aller Konsequenz“ verfolgt. Zudem gebe es gezielte Maßnahmen wie Fortbildungen, um Mitarbeiter an Gerichten und Staatsanwaltschaften zu sensibilisieren. „Damit soll vermieden werden, dass es künftig zu Überrumpelungssituationen kommen kann.“ Im Gerichtssaal habe der Richter die Polizeigewalt, betont das Ministerium.